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Die Bedeutung des freien Spiels in der Kindergartendidaktik - 4bis8

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4 bis 8 | Spezialausgabe | <strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Spiels</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartendidaktik<br />

Das freie Spiel im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Im zweiten Teil dreht sich alles um das freie Spiel. Auf e<strong>in</strong>e begriffliche Klärung folgen<br />

Überlegungen und Anregungen zur päda gogischen, didaktischen und räumlichen<br />

Gestaltung <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Spiels</strong>.<br />

Text: Evelyne Wannack, Ursula Arnaldi, Annalise Schütz<br />

Das Spiel als Phänomen und se<strong>in</strong>e <strong>Bedeutung</strong><br />

für die Bildungsprozesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> beschäftigt<br />

verschiedene Wissenschaften seit langem.<br />

Zu def<strong>in</strong>ieren, was Spiel ist, fällt beson<strong>der</strong>s<br />

schwer. Huiz<strong>in</strong>ga (1997) zählt beispielsweise<br />

die Merkmale freies Handeln, Tun­als­ob sowie<br />

die Bildung e<strong>in</strong>es zeitlichen und räumlichen<br />

Rahmens auf. Scheuerl (1977) verwendet<br />

sechs Merkmale: Ziel­ und Zweckfreiheit,<br />

Selbstwie<strong>der</strong>holung, Erneuerung <strong>der</strong> Spannung<br />

<strong>in</strong> sich selbst, Sche<strong>in</strong>haftigkeit, <strong>in</strong>nere<br />

Offenheit durch Abgrenzung von aussen und<br />

Gegenwärtigkeit. <strong>Die</strong> funktionsorientierte<br />

Betrachtungsweise rückt die motorischen,<br />

kognitiven, emotionalen und sozialen Funktionen<br />

<strong>des</strong> <strong>Spiels</strong> für die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />

<strong>in</strong>s Zentrum (vgl. Schäfer 2005), was sich unter<br />

an<strong>der</strong>em im Auftreten <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Spielformen manifestiert.<br />

<strong>Die</strong> beiden Ansätze zeigen die Ambivalenz auf,<br />

ob das pädagogisch­didaktisch arrangierte<br />

Spiel noch den genannten Merkmalen entspricht,<br />

wenn gleichzeitig aus <strong>der</strong> funktionsorientierten<br />

Perspektive auf die <strong>Bedeutung</strong> für<br />

die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung verwiesen wird. Es ist<br />

wohl nicht zufällig, dass <strong>des</strong>halb die <strong>Bedeutung</strong><br />

<strong>der</strong> Raumgestaltung für das freie Spiel <strong>in</strong><br />

den Vor<strong>der</strong>grund gerückt wird. Der Blick auf<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigt, dass sie <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Situationen, sowohl mit Objekten als auch mit<br />

Personen, e<strong>in</strong>en Spielrahmen herstellen und<br />

das Spiel <strong>in</strong> Gang br<strong>in</strong>gen.<br />

Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten wird dieses Moment genutzt,<br />

<strong>in</strong>dem die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e pädagogisch gestaltete<br />

Umgebung vorf<strong>in</strong>den. So werden zugleich e<strong>in</strong><br />

Rahmen wie auch Freiräume für das Spiel <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> geschaffen.<br />

Neue Begrifflichkeiten<br />

E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> ältere und jüngere Lehrpläne <strong>des</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens gibt Aufschluss über die unterschiedlichen<br />

Bezeichnungen: Spiel, Freispiel,<br />

freies Spiel, spontanes Spiel, freie Aktivitäten<br />

usw. Nebst <strong>der</strong> begrifflichen Vielfalt kommt<br />

erschwerend h<strong>in</strong>zu, dass die Bezeichnungen<br />

sowohl für die Unterrichtsform wie auch für<br />

die Beschrei bung e<strong>in</strong>es zeitlichen Ab schnitts<br />

während <strong>des</strong> Halbtags verwendet werden.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Reformen machten sich Dozent<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> Stufendidaktik K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Gedanken<br />

zur Begrifflichkeit. Es wurden vier<br />

Formen unterschieden: geführte, angeleitete,<br />

freie und verb<strong>in</strong>dende Sequenz ( Andrist,<br />

Chanson 2003). In <strong>der</strong> Praxis haben sich jedoch<br />

nur die ersten drei Bezeichnungen<br />

durchgesetzt.<br />

Aus zwei Gründen folgen wir <strong>der</strong> vorgeschlagenen<br />

Begrifflichkeit nicht. Zum E<strong>in</strong>en wird<br />

das freie Spiel sowohl <strong>der</strong> angeleiteten als<br />

auch <strong>der</strong> <strong>freien</strong> Sequenz zugeordnet, was zu<br />

e<strong>in</strong>em fortwährenden Klärungsbedarf führt.<br />

Zum An<strong>der</strong>en wird das Spiel als spezifische<br />

Unterrichtsform <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> gartens unsichtbar,<br />

wenn auf die Bezeichnung völlig verzichtet<br />

wird. Wir schlagen <strong>des</strong>halb vor, als Ober begriff<br />

für Unterrichtsformen wie das freie Spiel,<br />

Werkstatt­, Projektunterricht usw. von offenen<br />

Sequenzen zu sprechen, weil damit e<strong>in</strong><br />

wesentliches Merkmal dieser Unterrichtsformen<br />

benannt wird.<br />

Somit wird auch deutlich, dass wir den Begriff<br />

freies Spiel nicht für die Bezeichnung e<strong>in</strong>es<br />

zeitlichen Abschnitts verwenden, <strong>der</strong> verschiedene<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger offene Aktivitäten<br />

umfasst, son<strong>der</strong>n als Bezeichnung e<strong>in</strong>er<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong> garten spezifischen Unterrichtsform.<br />

Gestaltung <strong>des</strong> <strong>freien</strong> <strong>Spiels</strong><br />

<strong>Die</strong> Unterrichtsform freies Spiel hält für die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> verschiedene Spielangebote parallel<br />

bereit. <strong>Die</strong> Spielangebote werden mit dem Ziel<br />

<strong>Die</strong> Spielangebote werden mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Ausgewogenheit bezüglich<br />

Spiel<strong>in</strong>halte, Spielmaterial, Spiel-<br />

und Sozialformen angelegt.<br />

<strong>der</strong> Ausgewogenheit bezüglich Spiel<strong>in</strong>halte,<br />

Spielmaterial, Spiel­ und Sozialformen angelegt<br />

(s. Abbildung S. 8). Zugleich dienen diese<br />

vier Dimensionen als Orientierung für die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Spielangebote. Ausgangspunkt<br />

bilden die Grobziele <strong>des</strong> Lehrplans,<br />

die sich sowohl auf Entwicklungs­ als<br />

auch auf Fachbereiche beziehen. <strong>Die</strong> Lehrperson<br />

stellt die Spielangebote so zusammen,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Möglichkeit erhalten, das<br />

aktuelle Thema zu vertiefen o<strong>der</strong> thematisch<br />

ungebundene Spielangebote zu wählen.<br />

Durch die Wahl <strong>des</strong> Spielmaterials trägt die<br />

Lehrperson nachhaltig zu den Spielmöglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>es Spiel angebots bei. In Anlehnung<br />

an Mieskes (1983) unterscheiden wir Spielzeug<br />

und Spielmittel: Spielzeug ist dadurch<br />

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