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Mat.-Nr. 06051-5082<br />
Deutschland 6,40 €<br />
Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />
Mit Bedacht<br />
Gutes tun<br />
Vau<strong>de</strong>-Chefi n Antje von Dewitz und viele an<strong>de</strong>re<br />
Mittelständler machen es vor: Soziale Verantwortung<br />
zu übernehmen, nutzt auf vielfältige Weise auch <strong>de</strong>m<br />
Unternehmen und seinen Mitarbeitern. Seite 22<br />
KURSKORREKTUR<br />
Abschreiben, erben, sanieren:<br />
Die neue Regierung entlastet<br />
die Firmen. Seite 48<br />
PAPIERBERGE ABBAUEN<br />
Digitales Dokumentenmanagement<br />
beschleunigt Prozesse und<br />
spart Zeit und Geld. Seite 50<br />
DEZEMBER 2009<br />
www.profi rma.<strong>de</strong>
Viel Fahrspaß, wenig Verbrauch.<br />
Die Opel Insignia ecoFLEX-Spritsparmo<strong>de</strong>lle.<br />
Bis zum 31.12. 2009<br />
Unternehmervorteil<br />
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Die Opel Insignia 2.0 CDTI ecoFLEX Limousine und Sports Tourer bestechen<br />
nicht nur durch ihr faszinieren<strong>de</strong>s Design und je<strong>de</strong> Menge Fahrspaß. Genauso<br />
beeindruckend sind ihr beson<strong>de</strong>rs wirtschaftlicher Durchschnittsverbrauch<br />
(5,2 bzw. 5,3 l Diesel/100 km) sowie <strong>de</strong>r umweltfreundliche CO 2 -Ausstoß (136<br />
bzw. 139 g CO 2 /km). Somit sind die Insignia ecoFLEX-Mo<strong>de</strong>lle die perfekte<br />
Visitenkarte für kosten- und umweltbewusste Unternehmen. Das Beste aber<br />
kommt zum Schluss: Gewerbetreiben<strong>de</strong> erhalten bis zum 31.12. 2009 einen<br />
attraktiven Unternehmervorteil. Nähere Informationen bei Ihrem Opel Partner.<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,7–5,2 l/100 km, CO 2 -Emission kombiniert 274–136 g/km (gemäß 1999/100/EG).
Editorial<br />
ProFirma 12 2009<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Wohltaten<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, die neue Schwarz-Gelbe Regierung hat eine ganze<br />
Reihe von Reform- und Entlastungsvorhaben angekündigt, die auch mittelständischen<br />
Firmen zugute kommen sollen. Bei <strong>de</strong>n Unternehmensteuern betrifft<br />
dies unter an<strong>de</strong>rem Än<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Zinsschranke, <strong>de</strong>r Gewerbesteuer, <strong>de</strong>m<br />
Mantelkauf, <strong>de</strong>r Ist-Besteuerung und <strong>de</strong>r Erbschaftsteuer sowie <strong>de</strong>r Unternehmensnachfolge<br />
und <strong>de</strong>m Bürokratieabbau. Der 128 Seiten mächtige Koalitionsvertrag<br />
„Wachstum. Bildung. Zusammenhalt.“ erlaubt jedoch nur ein Jubeln auf<br />
Verdacht. Viele Projekte befi n<strong>de</strong>n sich noch im Stadium einer Absichtserklärung<br />
und stehen unter <strong>de</strong>m Vorbehalt <strong>de</strong>r Finanzierbarkeit. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />
ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r<br />
Dinge informiert Sie unser Bericht ab Seite 48 und stets aktuell <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rservice<br />
auf unseren Internet-Seiten unter www.profi rma.<strong>de</strong>.<br />
Mit einem Thema, das auf <strong>de</strong>n ersten Blick mehr Geld kostet als einbringt,<br />
beschäftigt sich unsere Titelgeschichte ab Seite 22. Tatsächlich aber lohnt es sich<br />
für Firmenchefs, soziale Verantwortung zu übernehmen. Corporate Social Responsibility,<br />
so <strong>de</strong>r inzwischen geläufi ge englische Begriff, ist weit mehr als ein<br />
Weihnachtsthema: Alle Unternehmer, die wir Ihnen hier vorstellen, profi tieren<br />
von ihrem Engagement, auch wenn es sich zuweilen nicht in handfesten Zahlen<br />
beschreiben lässt. Besseres Betriebsklima, höhere Zufrie<strong>de</strong>nheit und Loyalität<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter zahlen sich allemal aus. Gutes zu tun, hat noch nie gescha<strong>de</strong>t,<br />
gera<strong>de</strong> wenn sich damit vielleicht ein Stück Aufschwung selbst machen lässt.<br />
Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />
dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />
Chefredakteur Dieter Römer<br />
ProFirma PROFESSIONAL<br />
Wissen und Werkzeuge für Unternehmer.<br />
Wirtschaftsmagazin, Themenportal und<br />
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3<br />
Haben Ihre<br />
Steuerungsinstrumente<br />
versagt...<br />
...o<strong>de</strong>r ist Ihr<br />
Unternehmen<br />
einfach nur<br />
vom Kurs<br />
abgekommen?
Inhalt 12.2009<br />
Titelthema:<br />
Mit Bedacht Gutes tun<br />
Gutes tun und wirtschaftliche Interessen<br />
verfolgen, ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch. Im Gegenteil:<br />
Es zahlt sich für je<strong>de</strong>s Unternehmen und seine<br />
Mitarbeiter aus.<br />
27 Boxen als Therapie Der Unternehmer<br />
Rupert Voss macht in einem Resozialisierungsprojekt<br />
Jugendliche fi t für eine<br />
Lehrstelle.<br />
Udo Robakowski: „Ich wollte einfach<br />
irgen<strong>de</strong>twas mit Kunst, Handwerk<br />
und Unternehmertum machen.“<br />
Vau<strong>de</strong>-Chefi n Antje von Dewitz<br />
liegt die Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf am Herzen.<br />
12<br />
30<br />
Exklusive Belohnung Exotische Reiseziele<br />
kommen bei verdienten Mitarbeitern gut an.<br />
22<br />
08 Wir Unternehmer<br />
08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Das Rennauto aus Pfl anzenfasern<br />
von Thomas von Löwis und Fanta4-Sänger Smudo.<br />
10 Re<strong>de</strong>zeit Deutschlands Familienunternehmen haben die<br />
Kraft, das Land aus <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise zu führen, meint die<br />
Wirtschaftsautorin Dr. Inga Michler.<br />
12 Unternehmerporträt Der Berliner Schuhmacher Udo Robakowski und<br />
seine Mission für edles und komfortables Schuhwerk.<br />
16 Auszeit Der Zehn-Millionen-Dollar-Blick.<br />
18 Mittelstand 2.0 Internet-Shop für die fröhliche<br />
Weihnachtsfeier im Betrieb.<br />
22 Unternehmensführung<br />
22 Titelthema Corporate Citizenship Wie es mittelständischen<br />
Unternehmen gelingt, wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche<br />
Verantwortung in Einklang zu bringen.<br />
30 Personal Mit ungewöhnlichen Incentives halten Firmenchefs ihre<br />
Leistungsträger in schwierigen Zeiten bei Laune.<br />
33 Recht Vom rechten Umgang mit Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />
39 Quer<strong>de</strong>nker Tradition ist schön, Unternehmer dürfen sich davon<br />
aber nicht blen<strong>de</strong>n lassen, meint Professor Martin Beck.<br />
4 ProFirma 12 2009
40 Finanzen & Steuern<br />
40 Finanzierung Banken und Sparkassen sehen sich nicht nur als<br />
Geldgeber. Sie bieten verstärkt Beratungs- und Serviceleistungen<br />
zu wichtigen unternehmerischen Managementaufgaben an.<br />
44 För<strong>de</strong>rprogramme Mit <strong>de</strong>m Zentralen Innovationsprogramm<br />
Mittelstand hat <strong>de</strong>r Staat einen Volltreffer bei kleinen und mittleren<br />
Betrieben gelan<strong>de</strong>t.<br />
47 Soll & Haben Der Mittelstand schöpft die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiterbeteiligung zu wenig aus, meint Professor<br />
Jörn-Axel Meyer.<br />
48 Steuertipp Zum Jahreswechsel will die neue Regierung<br />
Unternehmen in kleinen Häppchen entlasten.<br />
50 IT & Investition<br />
50 Business digital Ein digitales Dokumentenmanagement<br />
steigert die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und spart<br />
Zeit und Kosten.<br />
54 Cole‘s Corner Rettet die Bäume – lest E-Bücher!<br />
56 Logistik Transport-Dienstleister setzen zunehmend auf<br />
umweltfreundliche Fahrzeuge. Mitunter haben auch die<br />
Auftraggeber etwas davon.<br />
59 Produkttipps Softes und Smartes für <strong>de</strong>n Bürorechner.<br />
60 Business English<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
ProFirma 12 2009<br />
In dieser Ausgabe starten wir die<br />
neue Serie „Business English“. In<br />
praxisorientierten Lektionen lernen<br />
Firmenchefs, Gespräche, Präsentationen<br />
und Meetings erfolgreich in<br />
englischer Sprache zu führen.<br />
Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
64 Rückschau, Termine<br />
65 Vorschau, Impressum<br />
66 Schluss mit lustig (20)<br />
Gratis-<br />
Downloads<br />
Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />
ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />
■ Corporate Citizenship Ein Fachbeitrag über Ziele, Inhalte und Zertifi zierungen.<br />
■ Internationalisierung Fachbeitrag mit Ratschlägen beim Gang auf Auslandsmärkte.<br />
■ E-Mail-Archivierung Fachbeitrag zur sicheren Aufbewahrung elektronischer Post.<br />
■ Logistik-Controlling Fachbeitrag zur Streckenerfolgsrechnung für Transportfi rmen.<br />
Die vier<br />
<strong>de</strong>s Monats<br />
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DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />
Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />
brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />
<strong>Als</strong> Chef müssen Sie je<strong>de</strong>n Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />
unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />
zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />
DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />
Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />
Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />
zu einem aktuellen Thema.<br />
BilMoG: Anpassungsbedarf für das Jahr 2010<br />
Mit <strong>de</strong>m neuen Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetz (BilMoG)<br />
erlebt die <strong>de</strong>utsche Rechnungslegung eine ihrer größten<br />
Reformen. Da die neuen Bilanzierungsvorschriften schon von<br />
2010 angelten, sollten sich Unternehmer mit <strong>de</strong>n sich bieten<strong>de</strong>n<br />
Chancen und Risiken vertraut machen. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2141987<br />
Unternehmer-Selbsttest zum BilMoG <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2153639<br />
Alle Än<strong>de</strong>rungen im Überblick <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2161587<br />
Bilanzpolitik und -analyse nach BilMoG <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2161608<br />
NEU IM PROFESSIONAL<br />
Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />
ProFirma Professional.<br />
■ Zielmanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 583104<br />
Vom traditionellen Führungsmo<strong>de</strong>ll unterschei<strong>de</strong>t sich das Führen mit<br />
Zielvereinbarungen durch seinen partnerschaftlichen Charakter.<br />
■ Das neue Betriebssystem Windows 7 <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2191163<br />
Was Windows 7 bringt, ob <strong>de</strong>r Umstieg von XP o<strong>de</strong>r Vista lohnt und<br />
wie es funktioniert, erfahren Sie in diesem Fachbeitrag.<br />
■ Präsentationen für Bankgespräche <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2193364<br />
Wenn es darauf ankommt, Geschäftszahlen in ansprechen<strong>de</strong>r Form<br />
zu präsentieren, ist häufi g ein kombinierter Einsatz von MS-Excel,<br />
Powerpoint und Word gefragt.<br />
■ Sozialversicherungswerte 2010 <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2197644<br />
Übersicht über alle im Versicherungs- und Beitragsrecht <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />
für 2010 relevanten Bezugs- und Rechengrößen.<br />
THEMEN IM DEZEMBER<br />
ONLINE-SEMINARE<br />
ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />
Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />
Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />
über neueste Entwicklungen.<br />
Nächstes Thema:<br />
Arbeitszeugnisse sicher formulieren<br />
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Minuten, die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />
Der Arbeitgeber ist bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Zeugnisses zur Wahrheit<br />
verpfl ichtet, er muss es aber auch wohlwollend verfassen.<br />
Schon daraus ergeben sich beim Formulieren Probleme. Die sich<br />
zunehmend verselbstständigen<strong>de</strong> Zeugnissprache macht die<br />
Sache nicht leichter. Im Seminar erfahren Sie, welche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
ein Zeugnis erfüllen muss, was <strong>de</strong>r Arbeitnehmer reklamieren<br />
kann und wie Sie Zeugnisse erstellen und interpretieren.<br />
■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />
fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />
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6 ProFirma 12 2009<br />
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Abbildung zeigt Son<strong>de</strong>rausstattungen gegen Mehrpreis. *Transporter Kastenwagen 2,0-l-TDI-Motor mit 62 kW,<br />
Kraftstoffverbrauch (l/100 km): innerorts 9,4–9,7/außerorts 6,0–6,3/kombiniert 7,2–7,5. CO2-Emissionen (g/km):<br />
kombiniert 190–198.
Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Fanta4-Sänger Smudo (links) und<br />
Rennstallbesitzer Thomas von<br />
Löwis vor <strong>de</strong>m Bio-Ford Mustang.<br />
Thomas von Löwis<br />
Vollgas für eine bessere Zukunft<br />
Beim Bio-Rennstall „Four Motors“ von Thomas von Löwis und Fanta4-Sänger Smudo fährt <strong>de</strong>r<br />
Rennwagen mit Biodiesel und hat eine Karosserie aus Pfl anzenfasern. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Es gibt beim Motorsport auf <strong>de</strong>r Start- und Zielgera<strong>de</strong>n die<br />
„schmutzige Seite“. Das ist jene Hälfte <strong>de</strong>s Asphalts, die neben<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>allinie liegt und <strong>de</strong>swegen weniger Gummi und damit<br />
weniger Grip hat – beim Start ein großer Nachteil. Thomas<br />
von Löwis kennt das Gefühl, auf <strong>de</strong>r schmutzigen Seite zu stehen.<br />
Sechs Jahre lang fuhr er Autorennen, das Jahr 1987 in <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft war sein bestes Jahr.<br />
Er wur<strong>de</strong> Fünfter im Gesamtklassement. Im Jahr 1992 hängte<br />
er <strong>de</strong>n Helm an <strong>de</strong>n Nagel, da war kein Geld mehr da, keine<br />
Perspektive, und er wur<strong>de</strong> Event-Manager.<br />
Im Grun<strong>de</strong> mögen Rennfahrer keine Umwege. Sie kosten zu<br />
viel Zeit. Aber von Löwis‘ Umweg brachte ihn zurück auf die<br />
Rennstrecke, auf die saubere Seite. Er hatte damals im Umfeld<br />
<strong>de</strong>r Konzerte <strong>de</strong>r „Fantastischen Vier“ zu tun. Der Road-<br />
Manager <strong>de</strong>r Band kam auf ihn zu und sagte: „Smudo möchte<br />
Autorennen fahren.“ Zehn Jahre ist das her. Zuerst dachte von<br />
Löwis, dass Smudo spinnt. „Aber Smudo war nicht unbegabt.<br />
Kein Sprintracer, aber ein tüchtiger Langstreckenfahrer.“ 2003<br />
grün<strong>de</strong>ten sie gemeinsam in Reutlingen <strong>de</strong>n Rennstall Four<br />
Motors, und sie entschie<strong>de</strong>n sich für neue Wege in <strong>de</strong>n ausgefahrenen<br />
Straßen <strong>de</strong>s Motorsports. Natürlich weiterhin mit<br />
Benzin im Blut, aber mit Biodiesel im Tank. „Flowerpower“<br />
auf <strong>de</strong>m Nürburgring sozusagen. „Wir wollten zeigen, dass<br />
man auch mit nachwachsen<strong>de</strong>n Rohstoffen wettbewerbsfähig<br />
sein kann.“ Im Jahr 2006 kam <strong>de</strong>r große Wurf: Das erste<br />
BioConcept-Car, ein Ford Mustang GT RTD, die Karosserie<br />
gefertigt aus Pfl anzenfasern wie Flachs, Hanf und Jute. Fortan<br />
waren ihre Rennen Fahrten in eine bessere Zukunft. 2008 kam<br />
<strong>de</strong>r erste Sieg, vor Kurzem wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 61-Jährige und langsam<br />
altersweise von Löwis für seine Pionierarbeit preisgekrönt.<br />
Natürlich sind sie Exoten in einer Welt, die so tut, als ob ihr Öl<br />
nie ausgehen wür<strong>de</strong>. „Aber man nimmt uns schon wahr.“ Und<br />
in Zusammenarbeit mit Renault, <strong>de</strong>m Deutschen Zentrum<br />
für Luft- und Raumfahrt und <strong>de</strong>r Fachagentur Nachwachsen<strong>de</strong><br />
Rohstoffe e.V. ist das Bio-Concept-Car II entstan<strong>de</strong>n, ein<br />
Renault Megane Trophy. „Wir tauschen Stück für Stück die<br />
Glasfaserkarosserie durch Biofaserteile aus.“ Ein Stück Natur,<br />
das Rennen fahren kann. Fast zumin<strong>de</strong>st, <strong>de</strong>nn noch fährt <strong>de</strong>r<br />
Wagen nur mit einer B30 Biodiesel-Beimischung. Den neuen<br />
100-Prozent-Bio-Heckfl ügel <strong>de</strong>s Renaults wird von Löwis im<br />
Januar 2010 <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vorstellen. Auf <strong>de</strong>r „Grünen<br />
Woche“ in Berlin. www.fourmotors.com<br />
8 ProFirma 12 2009<br />
Foto: Four Motors
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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />
Dr. Inga Michler<br />
Neue Werte auf vielen Schultern<br />
Die leistungsfähigen Familienunternehmen haben die Kraft, Deutschland<br />
aus <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise zu führen, die auch eine Vertrauenskrise ist.<br />
Die Grabre<strong>de</strong>n für Deutschlands Familienunternehmer<br />
waren schon geschrieben.<br />
Zwischen globalen Weltkonzernen<br />
und angriffslustigen Newcomern,<br />
das galt als ausgemacht, hätten sie<br />
keinen Platz. Überkommen schienen<br />
ihre beschaulichen Firmenstrukturen.<br />
Familienban<strong>de</strong> und Loyalitäten, über<br />
Generationen gewachsen, wollten nicht<br />
passen in die sprunghaften Zeiten <strong>de</strong>r<br />
Globalisierung. Doch die Wirklichkeit<br />
straft die Pessimisten Lügen. Produkte<br />
und Dienstleistungen von <strong>de</strong>utschen<br />
Patriarchen sind weltweit gefragt. Ihre<br />
Firmen machen Deutschland zu etwas<br />
Beson<strong>de</strong>rem. Kein an<strong>de</strong>res Land <strong>de</strong>r<br />
Welt hat einen so starken, exportorientierten<br />
Mittelstand. Kaum sonst irgendwo<br />
ruht <strong>de</strong>r volkswirtschaftliche Erfolg<br />
auf so vielen kräftigen Schultern.<br />
Begehrt sind nicht nur die Produkte,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Unternehmen selbst.<br />
Investoren aus an<strong>de</strong>ren Industrielän<strong>de</strong>rn,<br />
aber auch aus Schwellenlän<strong>de</strong>rn<br />
wie China und Indien, wollen sich zunehmend<br />
bei traditionsreichen Firmen<br />
in Deutschland einkaufen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
im gehobenen Mittelstand fi n<strong>de</strong>n sie,<br />
was sie suchen: innovative, wachstumsstarke<br />
Unternehmen, soli<strong>de</strong> fi nanziert<br />
und auf <strong>de</strong>n Weltmärkten zu Hause.<br />
Im Wettbewerb <strong>de</strong>r Systeme – Familien<br />
versus Börse – haben <strong>de</strong>utsche Familienunternehmen<br />
nicht nur ihren<br />
Platz behauptet. Sie sind zum Vorbild<br />
gewor<strong>de</strong>n. So haben sie einen grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Wirtschaftswelt<br />
angestoßen: <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Werte.<br />
Jahrzehntelang dominierten die Konzerne<br />
das Wertesystem. Sie prägten die<br />
Trends, vom Kult <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung über<br />
Dr. Inga Michler<br />
ist Volkswirtin und Wirtschaftsautorin in<br />
Hamburg. Im Campus Verlag, Frankfurt,<br />
erschien vor wenigen Wochen ihr neues<br />
Buch „Wirtschaftswun<strong>de</strong>r 2010“, 228 Seiten,<br />
24,90 Euro, ISBN 978-3-593-39005-5<br />
die Begeisterung für Größe bis hin zum<br />
Primat <strong>de</strong>r Effi zienz über alte Loyalität<br />
zu Standorten und Mitarbeitern. Fälle<br />
von Korruption und Misswirtschaft in<br />
Konzernen wie Siemens haben das Vertrauen<br />
in diese Werte angekratzt. Die<br />
Finanzkrise stürzte <strong>de</strong>n Konzernkapitalismus<br />
endgültig in die Krise.<br />
Ausgerechnet die Familienunternehmen<br />
weisen nun <strong>de</strong>n Weg. Sie begrün<strong>de</strong>n<br />
ein neues Wertesystem, das von<br />
sieben Eckpfeilern getragen wird. In<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftswelt von morgen än<strong>de</strong>rt<br />
sich, erstens, die Perspektive: Der<br />
Blick wird weiter, langfristiger. Zweitens<br />
erfahren die Werte Vertrauen und<br />
Verlässlichkeit ein Comeback. Drittens<br />
wer<strong>de</strong>n die Unternehmen durchläs-<br />
siger, weniger hierarchisch. Die Männer<br />
und Frauen an ihrer Spitze sind, viertens,<br />
bunter und individueller als die<br />
Manager in Großkonzernen. Sie haben<br />
mehr Mut zum Unkonventionellen.<br />
Fünftens ent<strong>de</strong>cken erfolgreiche Firmen<br />
<strong>de</strong>r Zukunft wie<strong>de</strong>r ihre Wurzeln.<br />
Standorte rund um <strong>de</strong>n Globus sind<br />
eben nicht austauschbar. Sechstens ist<br />
nun bei <strong>de</strong>n Unternehmen Kooperation<br />
Trumpf – „Netzwerke schaffen“, heißt<br />
ihr Motto. Siebtens gelingt ihnen <strong>de</strong>r<br />
Brückenschlag zwischen Tradition und<br />
Mo<strong>de</strong>rne. Verän<strong>de</strong>rung ist, an<strong>de</strong>rs als in<br />
manchem Konzern, kein Selbstzweck.<br />
Erfolgreiche Familienunternehmer im<br />
Land leben die neuen Werte bereits vor:<br />
Sie haben langfristige Ziele im Blick,<br />
sind verlässlich für Mitarbeiter und<br />
Kun<strong>de</strong>n, sind offen für I<strong>de</strong>en, för<strong>de</strong>rn<br />
Individualität, sind in ihrer Heimat verwurzelt,<br />
kooperationsfreudig und traditionsbewusst.<br />
Das macht sie stark im<br />
In- und Ausland. Rund 60 Jahre nach<br />
<strong>de</strong>m Wirtschaftswun<strong>de</strong>r, um das uns<br />
die Welt benei<strong>de</strong>te, gibt es ein neues<br />
Erfolgsmo<strong>de</strong>ll „Ma<strong>de</strong> in Germany“:<br />
Deutschlands Familienunternehmertum.<br />
Es genießt längst internationales<br />
Ansehen und ist auf <strong>de</strong>m besten Weg<br />
zum Exportschlager – kopiert von aufstreben<strong>de</strong>n<br />
Län<strong>de</strong>rn in Asien und einst<br />
unangefochtenen Industriestaaten, die<br />
jetzt gegen ihren Abstieg kämpfen.<br />
Deutschlands Familienunternehmer<br />
können das Land aus <strong>de</strong>r Krise führen.<br />
Mehr als das: Sie begrün<strong>de</strong>n eine neue<br />
Kultur <strong>de</strong>s Wirtschaftens und liefern<br />
damit die Grundlage für einen nachhaltigen<br />
Aufschwung in Deutschland – für<br />
ein Wirtschaftswun<strong>de</strong>r 2010.<br />
10 ProFirma 12 2009<br />
Foto: Campus Verlag
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Wir Unternehmer – Porträt<br />
Udo Robakowski<br />
Herr <strong>de</strong>r Fußwohnung<br />
Ein handgenähter Schuh ist ein Kunstwerk und bedarf spezieller<br />
Pfl ege. Dann kann man ihn mit Kunst kombinieren, wie <strong>de</strong>r Berliner<br />
Schuhmacher Udo Robakowski <strong>de</strong>monstriert. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
An einem Dienstag um 14 Uhr hielt ein Rolls Royce Corniche<br />
vor einem Schuhla<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Bleibtreustraße 4 in Berlin-Charlottenburg.<br />
Natürlich hielt er mitten auf <strong>de</strong>r Straße. Rolls-<br />
Royce-Fahrer parken nie ein, zumin<strong>de</strong>st nicht selbst. Der<br />
blaue Wagen hatte ein Wunschkennzeichen, und <strong>de</strong>r Fahrer<br />
war ein älterer, braun gebrannter Herr mit länglichem blondiertem<br />
Haar, das ihn wohl ein wenig jugendlich und unangepasst<br />
erscheinen lassen sollte. Er trug eine Wildle<strong>de</strong>rjacke und<br />
Edward-Gree-Schuhe, die schätzungsweise so viel gekostet<br />
hatten wie ein Winterreifen für sein Auto. Zielstrebig ging er<br />
in <strong>de</strong>n vornehmen La<strong>de</strong>n, blieb eine Weile und kam dann mit<br />
ein paar edlen Lacktüten wie<strong>de</strong>r heraus.<br />
Seit ein paar Jahren haben die happy few Berlins ein Problem<br />
weniger. Sie müssen für ein paar Luxusschuhe nicht mehr extra<br />
nach München zu Eduard Meier fahren, <strong>de</strong>m vormaligen<br />
königlichen Hofl ieferanten, son<strong>de</strong>rn gehen einfach zu Udo<br />
Robakowski in die Bleibtreustraße, ein schickes Pfl aster, das<br />
Promi-Lokal „Adnan“ in <strong>de</strong>r Mommsenstraße ist zum Glück<br />
nicht allzu weit. Im Grun<strong>de</strong> verhält es sich so: Es gibt jetzt<br />
nicht nur einen Promi-Wirt, einen Promi-Friseur und einen<br />
Promi-Schönheitschirurgen, son<strong>de</strong>rn auch einen Promi-<br />
Schuhmacher.<br />
Eine neue Adresse für die happy few<br />
Robakowski fertigt Schuhe nicht selbst, aber er kauft die<br />
e<strong>de</strong>lsten und geschmackvollsten Marken ein: Die meisten<br />
Mo<strong>de</strong>lle sind handgenäht, natürlich, aus Le<strong>de</strong>r sowieso, und<br />
zwar nicht irgen<strong>de</strong>inem, son<strong>de</strong>rn etwa aus Bio-Kalbs- o<strong>de</strong>r<br />
Straußenle<strong>de</strong>r. Es sind Schuhe mit Namen: Robert Clergerie,<br />
John Lobb, Edward Gree, Carmina. Das Einkaufen erfor<strong>de</strong>rt<br />
zwar Geschmack, modischen Sachverstand und eine Portion<br />
Intuition, ist aber für sich allein noch keine allzu großartige<br />
Angelegenheit. Was Robakowski so ziemlich einzigartig in<br />
seiner bisher noch wenig glamourösen Zunft macht, sind sein<br />
E<strong>de</strong>lschuhservice und seine Schuhkosmetik, also das Reparie-<br />
„Ich wollte einfach irgen<strong>de</strong>twas<br />
machen mit Kunst, Handwerk<br />
und Unternehmertum.“<br />
UDO ROBAKOWSKI<br />
ren und Putzen jener Schuhe, die bei 300 Euro anfangen und<br />
bei knapp 2.000 aufhören. 500 Paare pro Woche macht er<br />
für 70 bis 80 Euro wie<strong>de</strong>r auftrittsfähig. „Ich arbeite natürlich<br />
mit Originalmaterialien. Wenn Sie also etwa Prada bringen,<br />
erhalten Sie auch Prada zurück.“ Die Schuhkosmetik kostet<br />
zwischen 18 und 30 Euro, die Stückzahl ist ähnlich wie bei<br />
<strong>de</strong>n Reparaturen. Wie man gerüchteweise in <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />
hört, soll Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler seine Schuhe auch<br />
bei Robakowski auf Vor<strong>de</strong>rmann bringen lassen. Lei<strong>de</strong>r tritt<br />
Robakowski, was <strong>de</strong>n Promi-Faktor seiner Kun<strong>de</strong>n anbelangt,<br />
so leise, dass man ihn diesbezüglich gar nicht hört. Viel lieber<br />
betont er, dass auch „ganz normale Omas die Schuhe bei ihm<br />
12 ProFirma 12 2009
eparieren lassen, weil sie sich keine neue leisten können“.<br />
Aber solche Sachen sagen alle Dienstleister mit prominentem<br />
Kun<strong>de</strong>nstamm.<br />
Udo Robakowski ist 38 Jahre alt, trägt selbstverständlich edle<br />
Treter, an diesem Tag „John Lobb“, <strong>de</strong>n Rolls Royce unter <strong>de</strong>n<br />
Schuhen, auch preislich. In seinem vornehmen La<strong>de</strong>n steht<br />
ein schwarzes Paar aus einer limitierten Son<strong>de</strong>redition für<br />
1.800 Euro. Der gebürtige Kölner mit <strong>de</strong>m etwas barocken<br />
Haarschnitt und <strong>de</strong>m Flair eines Foulardträgers entpuppt sich<br />
bald als Liebhaber schöner Dinge, Wein, Kunst. Und er strahlt<br />
die lockere Gelassenheit eines Mannes aus, <strong>de</strong>r erfolgreich ist,<br />
bald Vater wird, seine Frau liebt, kein Problem damit hat, dass<br />
seine Mutter im Schuhla<strong>de</strong>n mit Hand anlegt, und <strong>de</strong>r keinen<br />
Grund hat zur Annahme, dass sich daran etwas än<strong>de</strong>rn<br />
könnte.<br />
Was allerdings besser sein könnte, ist das Verhältnis <strong>de</strong>s gemeinen<br />
Deutschen zu seinem Schuhwerk. „Der Stellenwert<br />
<strong>de</strong>s Schuhs in Deutschland“, seufzt er, „ist nicht großartig.“<br />
Viel mehr sagt er nicht, dazu ist er viel zu höfl ich. Aber man<br />
weiß trotz<strong>de</strong>m, was er meint.<br />
Das ästhetische Bewusstsein <strong>de</strong>r meisten Deutschen ist unterhalb<br />
<strong>de</strong>s Fußknöchels abrupt zu En<strong>de</strong>. Deutschland geht<br />
hauptsächlich auf Gummisohlen durchs Leben. Das allein<br />
ProFirma 12 2009<br />
ist noch kein Verbrechen, gewiss nicht. Das Problematische<br />
dabei ist nur, dass <strong>de</strong>r gemeine Deutsche trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>nkt, er<br />
sei jetzt modisch beschuht. Es ist lei<strong>de</strong>r kein Vorurteil: Der<br />
durchschnittliche Deutsche trägt unförmige Kunstle<strong>de</strong>rtreter,<br />
entsetzliche Unterhosen und trinkt auch abends um neun<br />
noch Latte Macchiato. Das macht ihn unter <strong>de</strong>n Einwohnern<br />
wohlhaben<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auf eine traurige Art einzigartig. Die<br />
Mentalität vor allem <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Mannes bezüglich Luxus<br />
und am Beispiel Schuh funktioniert so: „Wieso“, fragt er sich,<br />
„soll ich 400 Euro für ein Paar Schuhe ausgeben, wenn ich<br />
beim Discounter dafür min<strong>de</strong>stens acht bekomme?“ „Weil“,<br />
sagt Robakowski, „abgesehen davon, dass ein handgenähter<br />
Schuh immer ein kleines Kunstwerk ist, ein Kleinod, ist <strong>de</strong>r<br />
Tragekomfort einfach höher. Stellen Sie sich <strong>de</strong>n Schuh als die<br />
Wohnung <strong>de</strong>s Fußes vor. Und wer wohnt nicht gerne schön<br />
und behaglich?“ Das ist das eine. Das an<strong>de</strong>re ist, dass ein E<strong>de</strong>lschuh<br />
sehr vornehm altert, während <strong>de</strong>r Discounterschuh ein<br />
charakterloses Wesen ist, das einfach nur alt und fett wird.<br />
Man könnte meinen, dass Robakowskis Hingabe zu Schuhen,<br />
die für ihn kein Fetisch sind, son<strong>de</strong>rn warme Obsession,<br />
wie so oft auf irgen<strong>de</strong>in prägen<strong>de</strong>s Erlebnis in seiner Kindheit<br />
zurückzuführen sei. Dass er als kleiner kölscher Jung‘ in<br />
<strong>de</strong>n Pumps seiner Mutter durch die Wohnung gestöckelt ist<br />
o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Schuhen seines Vaters Erwachsener gespielt hat.<br />
„Nein“, sagt Robakowski, „ich wollte nur irgendwas machen<br />
mit Kunst, Handwerk und Unternehmertum.“ Irgendwas war<br />
dann mehr zufällig ein Praktikum bei einem Kölner Schuhmacher,<br />
das zur Ausbildung wur<strong>de</strong> und später zum Beruf. Er<br />
war aber nur eine Zeitlang als Schuster, <strong>de</strong>r bei seinen Leisten<br />
bleibt, glücklich. „Mir fehlte die Kunst, das Design. Ich dachte,<br />
das kann doch nicht alles sein. Und ich mochte das Prinzip <strong>de</strong>r<br />
Massenabfertigung nicht mehr.“<br />
Hinter manchen I<strong>de</strong>en steckt zuerst ein Weg, <strong>de</strong>n man hinter<br />
sich bringen muss. Und Robakowskis Weg führte ihn<br />
nach Berlin, das war im Jahr 1998, schon in die Bleibtreustraße,<br />
wenn auch im weniger eleganten Teil. Er eröffnete einen<br />
kleinen La<strong>de</strong>n für Schuhreparaturen und tat im Grun<strong>de</strong> auch<br />
nichts an<strong>de</strong>res als in Köln, nur eben auf eigene Rechnung. Bot<br />
Absatzreparaturen für fünf Mark an, das war ein Dumpingpreis<br />
und nicht dazu angetan, ihn in seiner Innung auf Anhieb<br />
beliebt zu machen. Dafür hatte er bald einen soli<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nstamm:<br />
„Schleichend“, sagt Robakowski, „wur<strong>de</strong> mein Geschäft<br />
immer größer.“<br />
Eigenes Label und Pfl egelinie<br />
100.000 Mark Umsatz erzielte er bald, er zog um in die Bleibtreustraße<br />
Nummer 4 und begann, Markenschuhe zu verkaufen<br />
und seiner Arbeit <strong>de</strong>n Mantel eines Konzepts zu verpassen;<br />
ein ganzheitliches Konzept rund um <strong>de</strong>n Schuh. Heute macht<br />
er mit fünf Mitarbeitern 400.000 Euro Umsatz, vertreibt seine<br />
eigene Pfl egelinie und lässt selbst Schuhe herstellen, Wellstone,<br />
heißt sein Label, das gera<strong>de</strong> die ersten Schritte macht,<br />
Herren- und Damenschuhe ab 200 Euro sollen es sein. Verkauf,<br />
Reparatur und Kosmetik machen jeweils ein Drittel<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
<strong>de</strong>s Umsatzes aus. Er bil<strong>de</strong>t Lehrlinge aus und ist gera<strong>de</strong> dabei,<br />
sein Bedürfnis nach Kunst mit jenem fast kindlichen Zauber<br />
auszuleben, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>m Anfang innewohnt.<br />
Unweit seines Schuhla<strong>de</strong>ns, an <strong>de</strong>n Ufern <strong>de</strong>r Spree, in einer<br />
alten Fabrikanlage, hat er sich im Erdgeschoss eines Gebäu<strong>de</strong>s<br />
vor drei Monaten einen loftähnlichen Raum in rechtwinkliger<br />
Form zugelegt. Die Längsachse ist Werkstatt, hier wer<strong>de</strong>n nach<br />
allen Regeln <strong>de</strong>r Kunst die Schuhe repariert. Es riecht nach<br />
Schuhfett und Le<strong>de</strong>r. Vorne auf einem großen Tisch liegen all<br />
die vom Laufen in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogenen Schuhe aufgetürmt,<br />
ein ganzer Berg voller abgelatschter Luxusschuhe, es<br />
sieht ein bisschen aus wie ein Object-trouvé, wie unfreiwillige<br />
Kunst auch, und es ist das Highlight <strong>de</strong>s Salzufers.<br />
Der Event in <strong>de</strong>r Schuhmacherei<br />
Zwar sind die Gemäl<strong>de</strong> eines Freun<strong>de</strong>s von Robakowski an <strong>de</strong>n<br />
Wän<strong>de</strong>n im Quergebäu<strong>de</strong> ganz nett, dieser ältere Mann in Variationen,<br />
mal im Pyjama, mal in<br />
Schuhen, aber gegen <strong>de</strong>n Schuhberg<br />
hat er keine Chance. Hier<br />
im Quergebäu<strong>de</strong> soll es losgehen<br />
mit <strong>de</strong>r Kunst, sagt Robakowski.<br />
Lesungen, Ausstellungen, Partys<br />
– alles sei möglich, alles noch am<br />
Anfang. Dort hält er auch seine<br />
fast schon legendär gewor<strong>de</strong>nen<br />
Schuhpfl ege-Seminare zu 69<br />
Euro pro Teilnehmer ab, bei <strong>de</strong>nen,<br />
stets mit vollem Rotweinglas,<br />
alles über <strong>de</strong>n richtigen Umgang<br />
mit <strong>de</strong>m Luxusgerät für die<br />
Füße gelernt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Man schaut sich die Bil<strong>de</strong>r an, <strong>de</strong>n Raum mit <strong>de</strong>r kleinen Bar,<br />
<strong>de</strong>m langen Holztisch, <strong>de</strong>n zwei Holzbänken und fragt: „Weshalb<br />
Kunst, Udo?“ Robakowski überlegt nicht lange, sagt:<br />
„Ich la<strong>de</strong> gerne Leute ein. Und ich feiere gerne.“ Das macht<br />
<strong>de</strong>n Mann sympathisch. Kein „ich will Kunst machen o<strong>de</strong>r<br />
organisieren, weil das in einem sozi-kulturellen Kontext die<br />
unabdingbare geistige Nahrung <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Menschen ist“,<br />
nein, er will Kunst machen, weil man um sie herum Spaß haben<br />
kann.<br />
Ein paar Tage später fi n<strong>de</strong>t die erste Mo<strong>de</strong>nschau im Quergebäu<strong>de</strong><br />
statt, Schuhe von Robakowski und Klei<strong>de</strong>r einer E<strong>de</strong>lboutique.<br />
Es ist ein Mittwoch, abends um sieben Uhr geht’s<br />
los. Schicke Autos fahren vor und noch schickere Damen<br />
entsteigen ihnen. Endlich, Robakowskis Klientel. Erfolgreich<br />
geschie<strong>de</strong>ne Frauen, Anfang 50, wohlduftend, <strong>de</strong>zenter<br />
Schmuck, im Schnitt 2.000 Euro am Körper tragend und mit<br />
<strong>de</strong>r unvergleichlichen Aura von Luxus, die ein bisschen sexy<br />
ist und die wegbotoxten Falten in <strong>de</strong>n Gesichtern vergessen<br />
lässt. Es gibt Wein und Prosecco, es ist ein warmer Abend,<br />
die schönen Geschie<strong>de</strong>nen und Witwen sprechen Sätze wie:<br />
„Lass uns noch eine rauchen, bis die Häppchen kommen.“ Das<br />
Häppchen ist ein Männerschuh-großer Block Parmesan, was<br />
Dutzen<strong>de</strong> von Schuhen warten auf die pfl egen<strong>de</strong> Hand von Robakowskis Mitarbeitern.<br />
Der Maestro hat inzwischen ein eigenes Luxusschuh-Label und eine eigene Pfl egelinie.<br />
bei <strong>de</strong>n wenigen Männern gut ankommt, bei <strong>de</strong>n Ladies weniger.<br />
Robakowski ist gut in Form, trägt ein Unikat von Carmina<br />
an <strong>de</strong>n Füßen und sagt nicht ohne Stolz, dass bei „Wetten,<br />
dass...?“ in Freiburg drei Prominente auf <strong>de</strong>m Sofa Schuhe von<br />
ihm getragen hätten.<br />
Schuhe für die Oberschicht Berlins<br />
Wer die an<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong>n waren, war nicht herauszufi n<strong>de</strong>n,<br />
aber mit Sicherheit gehört Karl-Theodor zu Guttenberg zu<br />
Robakowskis Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r offi ziell bestangezogene Politiker<br />
Deutschlands, <strong>de</strong>r jetzt, auf <strong>de</strong>m Abstellgleis <strong>de</strong>s Verteidigungsministers,<br />
wahrscheinlich öfters Gummistiefel tragen<br />
dürfte. Gerne wür<strong>de</strong> man Robakowski fragen, ob es auch<br />
E<strong>de</strong>lgummistiefel gibt, aber er hat keine Zeit mehr, die Mo<strong>de</strong>nschau<br />
geht los, unspektakulär, erfreulich wenig glamourös.<br />
Mo<strong>de</strong>ls, die es bloß für einen Abend sind, und Klei<strong>de</strong>r und<br />
Schuhe für die Rastplätze <strong>de</strong>r Oberschicht Berlins, die Bar <strong>de</strong>s<br />
Hotels Adlon, die Feinschmeckerabteilung <strong>de</strong>s KaDeWe, die<br />
Tische im Café Einstein. Jene Welt Berlins, die jenen vorbehalten<br />
ist, die bei Schuhkonzept nicht nur reinschnuppern können,<br />
son<strong>de</strong>rn auch kaufen.<br />
14 ProFirma 12 2009<br />
Fotos: Magdalena Wimmer
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Wir Unternehmer<br />
St. Moritz – Tirano mit <strong>de</strong>m Bernina-Express<br />
Der Zehn-Millionen-Dollar-Blick<br />
61 Kilometer liegen zwischen <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Welten. 196 Brücken und 55<br />
Tunnels. Wer sich im Winter aufmacht<br />
zu dieser Reise, taucht ein in<br />
das Funkeln <strong>de</strong>s Schnees und das<br />
Glitzern <strong>de</strong>r Gletscher, und er gleitet<br />
dahin in einem Meer <strong>de</strong>r einsamen<br />
Ruhe. Später, wenn die Bernina-<br />
Bahn die weißen Welten über <strong>de</strong>r<br />
Baumgrenze wie<strong>de</strong>r verlässt und<br />
zügig, aber ohne Hast, jenseits <strong>de</strong>s<br />
Bernina-Passes auf 2.253 Meter über<br />
<strong>de</strong>m Meer auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r Alpen<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tal entgegenrollt, warten<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zugfahrt die Vorboten<br />
<strong>de</strong>s Mediterranen: Palmen.<br />
St. Moritz – Tirano, das ist die Strecke,<br />
die höchstgelegene Europas. Seit<br />
genau 100 Jahren schon. Man wollte<br />
damals Gegen<strong>de</strong>n verbin<strong>de</strong>n, Menschen,<br />
Wirtschaftsräume und etwas<br />
für <strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>nverkehr tun. Seit<br />
vorigem Jahr gehört die Bernina-Linie<br />
zum Weltkulturerbe. Sie gehört<br />
heute zu <strong>de</strong>n besten Erfahrungen,<br />
die die Schweiz zu bieten hat. Es<br />
ist auch eine Reise, die in einem<br />
Champagner-Hotspot beginnt und<br />
in einem italienischen Rotweindorf<br />
en<strong>de</strong>t. 1.200 Höhenmeter liegen<br />
AUSZEIT<br />
dazwischen und zwei Realitäten.<br />
Zweieinhalb Stun<strong>de</strong>n dauert die<br />
Alpentransversale auf Schienen,<br />
die maximale Steigung beträgt 70<br />
Promille. Dann ist da die Montebellokurve<br />
mit diesem Zehn-Millionen-<br />
Dollar-Blick auf <strong>de</strong>n noch 6,4 Kilometer<br />
langen Morteratschgletscher,<br />
<strong>de</strong>n Piz Palü und <strong>de</strong>n Piz Bernina.<br />
Aussichten, die man nicht vergisst.<br />
Man sollte die Fahrt nicht ohne Pause<br />
hinter sich bringen. Es lohnt sich,<br />
schon auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r Alpen auf<br />
<strong>de</strong>r Alp Grüm im gleichnamigen Restaurant<br />
einzukehren. Es gibt inzwischen<br />
dort auch Chicken Nuggets<br />
mit Pommes, und es ist etwas scha<strong>de</strong>,<br />
dass die Welt sogar hier nicht außen<br />
vor bleibt. Aber es wer<strong>de</strong>n auch<br />
typische Bündner Spezialitäten geboten,<br />
Misolta etwa, Puschlaver Salami,<br />
und es gibt das Gletscherfondue<br />
und ganz passable Weine. Vor allem<br />
aber gibt es die Möglichkeit, ein<br />
paar Schritte zu tun auf <strong>de</strong>m knirschen<strong>de</strong>n<br />
Schnee, ihn zu riechen,<br />
seine Klarheit, und ganz allein zu<br />
sein mit sich und <strong>de</strong>m erzählen<strong>de</strong>n<br />
Schweigen <strong>de</strong>r Berge. (mib)<br />
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Das schöne Ding<br />
Er war <strong>de</strong>r Inbegriff <strong>de</strong>r Coolness, ein<br />
Mann, <strong>de</strong>r mit einem Zucken <strong>de</strong>s Mundwinkels<br />
eine ganze Geschichte erzählen<br />
konnte. Er war süchtig nach Frauen, Zigaretten<br />
und Geschwindigkeit. Motorradfahren<br />
war sein Ding, auf einer Triumph, er<br />
gehörte zum amerikanischen Motorrad-<br />
Nationalteam. Im Jahr 1964 fuhr er die<br />
„Six Days“ von Eisenach, er gewann nicht,<br />
aber er überlebte. Die Jacke, die er damals<br />
trug, wur<strong>de</strong> jetzt von Triumph mit<br />
neuesten Materialien wie<strong>de</strong>r aufgelegt –<br />
die Replica A 2. Eine gute<br />
I<strong>de</strong>e, möchte doch je<strong>de</strong>r<br />
Mann sich ein<br />
bisschen Steve<br />
McQueen<br />
überziehen.<br />
Erhältlich bei<br />
Triumph-Händlern. 279 Euro<br />
16 ProFirma 12 2009<br />
Fotos: Triumph/RHB/Art Basel
Auch Kunst im Beiprogramm<br />
<strong>Als</strong>o, die Art Basel Miami vom 3. bis 6. Dezember in Miami<br />
Beach funktioniert so: Natürlich zeigen mehr als 250 Galerien<br />
Werke <strong>de</strong>s 20. und 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts von mehr als 2.000 Künstlerinnen<br />
und Künstlern. Und natürlich ist sie die wichtigste<br />
Kunstmesse jenseits <strong>de</strong>s große Teiches, ein wenig geplagt von<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise, was sich darin zeigt, dass <strong>de</strong>r Champagner<br />
zwar immer noch in Strömen fl ießt, aber nicht mehr<br />
wasserfallartig. Und dass sich die Gespräche noch mehr um<br />
Geld drehen. Aber sonst ist alles beim Alten. Die Buchungen<br />
von Privatjets, so eine Co-Direktorin <strong>de</strong>r Messe, seien unvermin<strong>de</strong>rt<br />
häufi g.<br />
In Miami ist die Messe immer noch die „Party of the year“, ein<br />
Get-together von Kunstsammlern, schönen Stewar<strong>de</strong>ssen,<br />
Mo<strong>de</strong>ls, Schauspielern, von mehr o<strong>de</strong>r weniger berühmten<br />
Ex-Frauen von berühmten Männern und <strong>de</strong>n üblichen Jet-<br />
Settern. Und ja, ein paar Künstlerinnen und Künstler sind<br />
auch da, und sie sind relativ leicht zu erkennen. Es sind jene<br />
Gesichter, die nicht braun und in <strong>de</strong>r Regel frei von Botox<br />
sind und die sich nicht entschließen können, ob sie jetzt lächeln<br />
sollen o<strong>de</strong>r mit zynischem Zug um die Mundwinkel<br />
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Die Art Basel in Miami ist vor allem ein gesellschaftlicher Treffpunkt.<br />
die ganze Party betrachten. Aber Miami Beach ist trotz aller<br />
geldvermehren<strong>de</strong>n Umtriebe, die einige <strong>de</strong>r 40.000 Besucher<br />
veranstalten, während dieser Tage eine Reise wert. Die Sonne<br />
wird scheinen, es wird warm sein und die Strän<strong>de</strong> wie ein Gemäl<strong>de</strong>.<br />
Man sollte dann unbedingt noch ins Hotel Setai, die<br />
VIP-Party wird dort stattfi n<strong>de</strong>n, aber es ist schwer, als Normalsterblicher<br />
dabei zu sein. Besser man geht einfach so ins<br />
teuerste Hotel Amerikas und schaut <strong>de</strong>n Reichen ein wenig<br />
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Weihnachten 2.0<br />
Salsa unterm Christbaum<br />
Von <strong>de</strong>r Feier bis zum Geschenk: Eine Werbeagentur in Bad Neuenahr-Ahrweiler bietet Unternehmen<br />
über das Internet <strong>de</strong>n kompletten Weihnachtsservice. VON JÜRGEN CHRIST<br />
Salsa, Zigarren und Rum statt Stollen<br />
und Kakao: Die Weihnachtsfeier im<br />
kubanischen Ambiente wur<strong>de</strong> für die<br />
Mitarbeiter <strong>de</strong>r Deutschen Post in Bonn<br />
als „Kubonnischer Abend“ zum außergewöhnlichen<br />
Ereignis. Gern erinnert<br />
sich auch das Team <strong>de</strong>s ADAC an das<br />
Irish Christmas-Fest mit Du<strong>de</strong>lsack, Ritterschlag<br />
und Karaoke. „Traditionelle<br />
Geschäftsessen mit Sechs-Gänge-Menü<br />
liegen nicht mehr im Trend“, beobachtet<br />
Marc Ulrich, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
gleichnamigen Werbeagentur. „Und es<br />
muss nicht immer kostspielig sein“, betont<br />
er. Zunehmend gefragt sei Bo<strong>de</strong>nständigkeit<br />
– die Geschäftsleute ziehe es<br />
vor allem raus in die Natur. Beliebt seien<br />
Glühweinproben, verbun<strong>de</strong>n mit einer<br />
gemeinsamen Wan<strong>de</strong>rung.<br />
Vor fünf Jahren hatte Marc Ulrich die<br />
I<strong>de</strong>e, mit Weihnachsplaner.<strong>de</strong> im Internet<br />
einen umfassen<strong>de</strong>n Service von<br />
<strong>de</strong>r individuell bedruckten Grußkarte<br />
bis zur großen Feier aufzubauen. Motto:<br />
„Feiern, schenken und grüßen.“<br />
Damit wollte <strong>de</strong>r 30-Jährige „eine Lü-<br />
cke zwischen Online-Druckereien<br />
und Event-Agenturen schließen“. Inzwischen<br />
hat seine 14-köpfi ge Werbeagentur<br />
mehr als 500 Weihnachtsfeiern<br />
organisiert, für Mittelständler ebenso<br />
wie für Konzerne. Gern verbin<strong>de</strong>n die<br />
Event-Spezialisten dabei Natur und<br />
Technik. Bei <strong>de</strong>n „Eiligen Drei Königen“<br />
beispielsweise wer<strong>de</strong>n Sterne mithilfe<br />
<strong>de</strong>s Satellitennavigationssystems GPS<br />
gesucht – unter Technikfreaks bekannt<br />
als Geo-Caching, eine mo<strong>de</strong>rne Variante<br />
<strong>de</strong>r Schnitzeljagd. Spannung an<strong>de</strong>rer<br />
Art bietet das Paket „Lost Christmas“,<br />
ein weihnachtliches Gruselabenteuer.<br />
Fast schon traditionell dagegen wirkt<br />
<strong>de</strong>r „Winzerkrimi“, eine Mischung aus<br />
Theater, Krimi und Dinner. I<strong>de</strong>en, die<br />
sich für Marc Ulrich auszahlen: Mit <strong>de</strong>m<br />
Weihnachtsgeschäft erzielt seine im<br />
Jahr 2000 gegrün<strong>de</strong>te Werbeagentur in<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler inzwischen<br />
fast 40 Prozent <strong>de</strong>s Gesamtumsatzes.<br />
Neben <strong>de</strong>r Organisation von Feiern<br />
bietet das Online-Portal Präsente für<br />
Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter – auch in klei-<br />
nen Mengen zu bestellen. Die Preise<br />
variieren von weniger als fünf Euro bis<br />
mehr als 35 Euro. Die Palette reicht vom<br />
Multifunktionsmaßband mit Schreibblock,<br />
Stift und Wasserwaage bis zum<br />
gläsernen Destilliergerät. Wenn diese<br />
Auswahl nicht genügt, dann sucht die<br />
Agentur kostenlos und unverbindlich<br />
nach vorgegebenen Kriterien die ganz<br />
persönliche Geschenki<strong>de</strong>e. Damit will<br />
sich Marc Ulrich von reinen Han<strong>de</strong>lsgeschäften<br />
abgrenzen. Eine weitere Beson<strong>de</strong>rheit<br />
bieten die Online-Drucksa-<br />
Marc Ulrich (links)<br />
veranstaltet mit seinen<br />
Mitarbeitern ausgefallene<br />
Weihnachtsfeiern für<br />
Firmen und bietet auch<br />
sonst einen weihnachtlichen<br />
Rundum-Service.<br />
chen im Design <strong>de</strong>r Unternehmen: Bei<br />
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Grußkarten in <strong>de</strong>r Firmenfarbe, mit individueller<br />
Schrift und Logo zum Festpreis<br />
or<strong>de</strong>rn. Ohne Aufschlag, alles aus<br />
einer Hand – bis zur Briefhülle und zum<br />
Versand. Wer Gutes tun will, kann seine<br />
weihnachtlichen Grüße außer<strong>de</strong>m<br />
mit einer Spen<strong>de</strong> an eine regionale Tafel<br />
verbin<strong>de</strong>n, eine Hilfsorganisation, die<br />
Essen für Bedürftige sammelt. Das Innere<br />
<strong>de</strong>r Klappkarte erklärt <strong>de</strong>m Empfänger<br />
die Spen<strong>de</strong>naktion.<br />
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Fotos: Marc Ulrich
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
22 ProFirma 12 2009
Foto: Rüdiger Schall<br />
Corporate Citizenship<br />
Verantwortung als hohes Ziel<br />
Gutes tun und dabei wirtschaftliche Interessen verfolgen, ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch. Im<br />
Gegenteil: Unternehmen können nur dann dauerhaft gesellschaftliche Verantwortung<br />
beweisen, wenn sie auch selbst davon profi tieren. Wie sich Corporate Citizenship auf<br />
vielfältige Weise auszahlt, zeigen erfolgreiche Mittelständler. VON BIRGIT OBERMEIER<br />
„Unsere traditionelle Familienorientierung<br />
hat sich inzwischen<br />
zum wichtigen personalpolitischen<br />
Instrument entwickelt.“<br />
ANTJE VON DEWITZ, VAUDE SPORT, TETTNANG<br />
Bo<strong>de</strong>nständig – mit diesem Attribut lässt sich Georg Schnei<strong>de</strong>r<br />
wohl am treffendsten charakterisieren. Der 44-jährige<br />
diplomierte Braumeister leitet in sechster Generation erfolgreich<br />
die Private Weißbierbrauerei G. Schnei<strong>de</strong>r & Sohn<br />
GmbH und fühlt sich als Unternehmer seiner bayerischen<br />
Heimat Kelheim, <strong>de</strong>r Familientradition sowie <strong>de</strong>n christlichen<br />
Grundwerten verbun<strong>de</strong>n.<br />
Damit geht für ihn eine gelebte Verantwortung einher: Den<br />
örtlichen Sportverein unterstützt Schnei<strong>de</strong>r seit Jahren mit<br />
Spen<strong>de</strong>n, ebenso ein Obdachlosen-Zeitungsprojekt im nahe<br />
gelegenen Regensburg. Benötigt ein Mitarbeiter für <strong>de</strong>n Hausbau<br />
o<strong>de</strong>r eine Fortbildung fi nanzielle Unterstützung, gewährt<br />
ihm die Brauerei einen zinsgünstigen Kredit. Geführt wird die<br />
100-köpfi ge Belegschaft nach <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Personalmanagements<br />
– mittels Zielvereinbarungen, Anfor<strong>de</strong>rungsprofi<br />
len und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Ihre garantiert gentechnikfreie Braugerste bezieht die Brauerei<br />
zu rund 70 Prozent aus <strong>de</strong>r Region, die Heizungsanlage wur<strong>de</strong><br />
kürzlich von Öl auf Holzhackschnitzel umgestellt: „Unser<br />
Betrieb ist nun mal von Rohstoffen abhängig“, begrün<strong>de</strong>t<br />
ProFirma 12 2009<br />
Schnei<strong>de</strong>r. Umweltromantiker sei er nicht, stellt er klar, maßgeblich<br />
sei auch für ihn <strong>de</strong>r ökonomische Erfolg. Allein: „<strong>Als</strong><br />
Mittelständler hat man die Freiheit, statt eines kurzfristigen<br />
Profi ts eine nachhaltige Wertsteigerung anzustreben.“ Für<br />
sein sozial und ökologisch ausgerichtetes Wirtschaften hat<br />
Schnei<strong>de</strong>r bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, etwa<br />
<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Dekra verliehenen Ethik-Award.<br />
Mo<strong>de</strong>rne Begriffe wie „Corporate Social Responsibility“ o<strong>de</strong>r<br />
„Corporate Citizenship“, die sein unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />
treffend beschreiben (siehe Kasten), verwen<strong>de</strong>t Schnei<strong>de</strong>r<br />
nicht. Der Bayer spricht lieber von „Großvater-Wahrheiten“.<br />
Eine lautet: „Wie man in <strong>de</strong>n Wald hinein schreit, so kommt<br />
es heraus.“ An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Unternehmerische Verantwortung<br />
zahlt sich langfristig auch wirtschaftlich aus. Mit<br />
einem jährlichen Absatz von 270.000 Hektolitern (2008)<br />
und einem Umsatz von 27 Millionen Euro (2008) zählt die<br />
Weißbierbrauerei Schnei<strong>de</strong>r immerhin zu <strong>de</strong>n sieben größten<br />
Weißbiermarken in Deutschland.<br />
Engagement hat Tradition<br />
ProFirma<br />
Titelthema<br />
Gesellschaftliches Engagement von Firmen hat hierzulan<strong>de</strong><br />
Tradition. Bereits im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt sorgten Unternehmerpersönlichkeiten<br />
wie Werner von Siemens o<strong>de</strong>r Robert Bosch<br />
mittels Stiftungen und freiwilliger Sozialleistungen für das<br />
Wohl von Mitarbeitern und Gesellschaft. Insbeson<strong>de</strong>re Mittelständler<br />
engagieren sich seit jeher an ihrem Standort. Fast<br />
immer bestimmt <strong>de</strong>r Unternehmer selbst das Wirkungsfeld,<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n meist Geld- und Sachspen<strong>de</strong>n, so eine Studie<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Diese<br />
zeigt aber auch: Welchen Nutzen das soziale Engagement <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen bringt, wird nur selten erhoben.<br />
Hier setzt „Corporate Citizenship“ (übersetzt: „Bürgerschaftliches<br />
Engagement von Unternehmen“) an. Das aus <strong>de</strong>m<br />
23
Unternehmensführung – Titelthema<br />
anglo-amerikanischen Raum stammen<strong>de</strong> Konzept verbin<strong>de</strong>t<br />
das oft intuitive unternehmerische Engagement mit einem<br />
strategischen Fokus. Entstan<strong>de</strong>n ist es vor <strong>de</strong>m Hintergrund,<br />
dass sich das Verhältnis zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
im Umbruch befi n<strong>de</strong>t: Entwicklungen wie <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>mografi sche Wan<strong>de</strong>l, ein schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r sozialer und familiärer<br />
Zusammenhalt, rückläufi ge staatliche Wohlfahrtsleistungen<br />
sowie <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong> Klimawan<strong>de</strong>l nehmen Unternehmen<br />
heute stärker als früher in die Pfl icht. Sie müssen<br />
in ihrem eigenen Interesse Verantwortung übernehmen – für<br />
eine Gesellschaft, in <strong>de</strong>r sie heute und in Zukunft Geschäfte<br />
machen wollen. Sei es, in<strong>de</strong>m sie ihre Geschäftsprozesse auf<br />
<strong>de</strong>ren ökologische und soziale Auswirkungen hin prüfen<br />
o<strong>de</strong>r aber sich aktiv für das Gemeinwesen einbringen. Dies<br />
erwarten nicht nur Verbraucher, son<strong>de</strong>rn auch Nichtregierungsorganisationen,<br />
Geschäftspartner und zunehmend sogar<br />
Kreditgeber. Bürgerschaftliches Engagement wird somit<br />
zu einer Investition in die eigene Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Nachhaltig mit langem Atem<br />
GLOSSAR<br />
Corporate Citizenship (CC) wird meist als bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen<br />
übersetzt. Es beschreibt die Bün<strong>de</strong>lung aller Aktivitäten eines Unternehmens<br />
im Gemeinwesen und <strong>de</strong>ren strategische Ausrichtung auf übergeordnete<br />
Unternehmensziele.<br />
Corporate Social Responsibility (CSR) umfasst die soziale und ökologische Verantwortung<br />
von Unternehmen in allen Bereichen <strong>de</strong>r Unternehmenstätigkeit: von <strong>de</strong>r<br />
eigentlichen Wertschöpfung über ökologisch relevante Aspekte <strong>de</strong>s Wirtschaftens bis<br />
hin zu <strong>de</strong>n Austauschbeziehungen eines Unternehmens zu Mitarbeitern, Zulieferern,<br />
Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Gemeinwesen. CC ist somit ein Bestandteil von CSR.<br />
Corporate Volunteering (CV) wird mit „Betriebliche Freiwilligenprogramme“ o<strong>de</strong>r<br />
„För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Mitarbeiterengagements“ übersetzt und ist ein wichtiges Element<br />
von CC-Programmen. Es umfasst <strong>de</strong>n Einsatz von Mitarbeitern in gemeinnützigen Projekten<br />
sowie die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s bereits bestehen<strong>de</strong>n freiwilligen Engagements von<br />
Mitarbeitern.<br />
Freilich: Unternehmen sind keine Wohlfahrtseinrichtungen.<br />
Somit sei es „nicht nur legitim, son<strong>de</strong>rn vielmehr erstrebenswert,<br />
dass Unternehmen ebenfalls einen Vorteil aus <strong>de</strong>m<br />
Engagement ziehen“, erläutert André Habisch, Professor für<br />
christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an <strong>de</strong>r Universität<br />
Eichstätt. Nur so könnten sie ihren Beitrag für das<br />
gesellschaftliche Wohl dauerhaft und unabhängig von <strong>de</strong>r<br />
konjunkturellen Lage leisten. Ein langer Atem wie<strong>de</strong>rum sei<br />
entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n nachhaltigen Erfolg <strong>de</strong>s Engagements.<br />
„Die Lernkurve vieler Projekte verläuft nicht linear, son<strong>de</strong>rn<br />
exponentiell“, so Habisch.<br />
Etliche Mittelständler, wie die Nürnberger Bäckerei „Der Beck“<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Münchner Werkzeug-Vertrieb Hoffmann Group, haben<br />
im Sinne <strong>de</strong>r Langfristigkeit eigene Stiftungen gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Unternehmen können dazu aber auch Partnerschaften mit<br />
Bildungseinrichtungen, Gesundheits- o<strong>de</strong>r Hilfsorganisationen<br />
eingehen. Vorteil hier: Die Verknüpfung von wirtschaftlichem<br />
und sozialem Know-how verspricht Lösungsansätze,<br />
zu <strong>de</strong>nen keiner <strong>de</strong>r Akteure allein gelangen könnte. Zu<strong>de</strong>m<br />
erhöht die Kooperation mit kompetenten Partnern die Glaubwürdigkeit<br />
von Unternehmensprojekten.<br />
<strong>Als</strong> Vorzeigebeispiel gilt hier <strong>de</strong>r Augsburger Generika-Hersteller<br />
Betapharm. Vor zehn Jahren grün<strong>de</strong>te er in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>m Bunten Kreis e.V., einer Nachsorgeeinrichtung<br />
für schwerkranke Kin<strong>de</strong>r, das „Beta Institut für sozialmedizinische<br />
Forschung und Entwicklung“. Mit einer erfolgreichen<br />
Gesetzesinitiative sorgte dieses unter an<strong>de</strong>rem dafür, dass die<br />
sozialmedizinische Nachsorge in <strong>de</strong>n Leistungskatalog <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Krankenkassen aufgenommen wur<strong>de</strong>. Der Gewinn<br />
für das Unternehmen: Ein hohes Ansehen bei Ärzten und in<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit – und damit ein klarer Wettbewerbsvorteil<br />
auf <strong>de</strong>m in puncto Qualität und Preis austauschbaren Markt<br />
für Generika.<br />
Gut fürs Image und zugleich <strong>de</strong>n Absatz kann auch zweckgebun<strong>de</strong>nes<br />
Marketing wirken – im Fachjargon: Cause Related<br />
Marketing. Dabei knüpfen Unternehmen <strong>de</strong>n Absatz ihrer<br />
Produkte an einen guten Zweck. Gute Erfahrungen damit gemacht<br />
hat Draco, ein in Witten ansässiger Hersteller von Produkten<br />
zur Wundversorgung. Im Rahmen <strong>de</strong>r dreimonatigen<br />
Aktion „Sie verordnen – wir spen<strong>de</strong>n“ fi nanzierte er mit je<strong>de</strong>r<br />
von Ärzten verordneten Packung Wundversorgung Impfpakete<br />
für Kin<strong>de</strong>r in Kalkutta. Kooperationspartner war die Hilf-<br />
Vau<strong>de</strong><br />
sorganisation „Ärzte für die Dritte Welt“. Zum Auftakt im Foto:<br />
24 ProFirma 12 2009
ProFirma 12 2009<br />
Fünf Schritte zum strategischen<br />
Corporate Citizenship (CC)<br />
1. Grundsatzentscheidung für strategisches CC<br />
> Kommunikation <strong>de</strong>r Entscheidung über strategische Neuausrichtung<br />
> Berufung eines Projektteams für Neuausrichtung<br />
2. Ist-Aufnahme<br />
> Zusammenstellung von Informationen zu bisherigem Engagement<br />
> Darlegung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Unternehmens im gesellschaftlichen Umfeld<br />
3. Konzeption, Zielsetzung und Rahmenbedingungen<br />
> Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts mit gesellschaftlicher und<br />
unternehmensstrategischer Zielsetzung<br />
> Festlegung einer Organisationsstruktur<br />
> Festlegung <strong>de</strong>s Budgets<br />
4. Konzeption, strategischer CC-Projektmix<br />
> Modifi kation vorhan<strong>de</strong>ner Aktivitäten<br />
> Entwicklung neuer Projekte<br />
> Erarbeitung klarer Projektziele<br />
5. Durchführung, Steuerung, Controlling, ggf. Anpassung<br />
<strong>de</strong>s Projekts<br />
> Ursachenforschung bei Nichterreichen <strong>de</strong>r Zielsetzung<br />
> ggf. Anpassung von Projektmix o<strong>de</strong>r Gesamtstrategie<br />
Quelle: Habisch u.a. (Hrsg.): Handbuch Corporate Citizenship<br />
Die Einrichtung einer Kin<strong>de</strong>rtagesstätte bei Vau<strong>de</strong> machte nicht nur Mütter und <strong>de</strong>n<br />
Nachwuchs glücklich. Auch das Unternehmen profi tierte, weil viele Mitarbeiterinnen<br />
nach <strong>de</strong>r Elternzeit rasch und motiviert zurückkehrten.<br />
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beim Lohn<br />
Ab Januar 2010 sind Arbeitgeber gesetzlich<br />
verpflichtet, monatlich entgeltbezogene Daten<br />
über ihre Beschäftigten elektronisch an die<br />
zentrale Speicherstelle <strong>de</strong>r Rentenversicherung<br />
(ELENA-Verfahren) zu übermitteln.<br />
Neben abrechnungsrelevanten Informationen<br />
wer<strong>de</strong>n dabei Sachverhalte abgefragt, die bislang<br />
in <strong>de</strong>n Berechnungssystemen nicht erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m müssen die Daten<br />
verfahrenskonform aufbereitet und versen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Lohn- und Personalabteilungen<br />
fällt dadurch erneut zusätzlicher Aufwand an.<br />
Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite sind Unternehmer, die<br />
die Lohnabrechnungen von ihrem Steuerberater<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Herbst 2008 kamen mehr als 6.500 Impfpakete zusammen, bei<br />
<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Aktion im Folgejahr waren es 10.000.<br />
Auch in diesem Jahr will Draco die Aktion fortsetzen.<br />
Punkten bei Bewerbern<br />
Corporate Citizenship dient aber längst nicht nur <strong>de</strong>r Reputation,<br />
son<strong>de</strong>rn wird zunehmend zu einem wichtigen Instrument<br />
<strong>de</strong>r Personalpolitik. Denn punkten lässt sich mit unternehmerischer<br />
Verantwortung auch bei Bewerbern. Sie achten<br />
heute zunehmend darauf, wie Firmen ihr Geld verdienen und<br />
was sie damit tun. Immerhin 60 Prozent <strong>de</strong>r Jobsuchen<strong>de</strong>n<br />
geben an, Stellenausschreibungen von gesellschaftlich engagierten<br />
Unternehmen zu bevorzugen, zeigt eine Umfrage<br />
<strong>de</strong>r Bremer Beratungsagentur Brands & Values (siehe Grafi k).<br />
Wichtig zu wissen für Mittelständler, die sich bei <strong>de</strong>r Suche<br />
nach qualifi zierten Mitarbeitern oft schwertun.<br />
Gesellschaftliches Engagement schafft I<strong>de</strong>ntifi kation – das gilt<br />
auch und erst recht für die eigenen Mitarbeiter. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
Corporate Citizenship aus Sicht <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
ICH SCHÄTZE DAS GESELLSCHAFTLICHE ENGAGEMENT<br />
MEINES ARBEITGEBERS, WEIL …<br />
… ich es wichtig fi n<strong>de</strong>, dass sich Unternehmen für die<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen und die Reduktion<br />
von Umweltbelastungen einsetzen<br />
… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf das<br />
Image meines Arbeitgebers in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit auswirkt<br />
… es mich stolz macht, für ein verantwortungsbewusstes<br />
Unternehmen zu arbeiten<br />
… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf die<br />
Firmenkultur auswirkt<br />
… die eigene Arbeit mehr Sinn bekommt<br />
… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf<br />
meine Motivation/Arbeitsmoral auswirkt<br />
… ich dadurch die Möglichkeit erhalte, in sozialen/ökologischen<br />
Projekten zu arbeiten<br />
59%<br />
34%<br />
54%<br />
30%<br />
30%<br />
41%<br />
27%<br />
46%<br />
26%<br />
40%<br />
22%<br />
43%<br />
16%<br />
30%<br />
dann, wenn sie sich mit ihrem Wissen und Know-how aktiv in<br />
ein gemeinnütziges Projekt einbringen können. Sozialen Einrichtungen<br />
ist damit oft mehr geholfen als mit Geldspen<strong>de</strong>n,<br />
stellte auch Michael Zuche fest, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Chambiz<br />
GmbH. Das Frankfurter IT-Systemhaus schloss Mitte <strong>de</strong>r 90er-<br />
Jahre eine Partnerschaft mit <strong>de</strong>r Jugendbildungsstätte Basa e.V.<br />
– mit <strong>de</strong>m Ziel, die IT-Kenntnisse benachteiligter Jugendlicher<br />
zu verbessern. Zuche und seine elf Mitarbeiter entwickelten für<br />
<strong>de</strong>n Verein ein medienpädagogisches Konzept, akquirierten<br />
Hardware, leisteten Support und schulten die Sozialarbeiter.<br />
Er und seine „sehr vertikal orientierten“ IT-Mitarbeiter hätten<br />
dabei vor allem in punkto Kommunikation viel dazugelernt, so<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsführer. „Und zu<strong>de</strong>m Kompetenzen erworben, mit<br />
an<strong>de</strong>ren Lebenswelten umzugehen.“<br />
„Corporate Volunteering“ (übersetzt: betriebliche Freiwilligenarbeit)<br />
nennt sich das Instrument, sich über die eigenen<br />
Mitarbeiter für die Gesellschaft einzubringen. Einige Firmen<br />
gewähren dafür zusätzliche Urlaubstage. An<strong>de</strong>re la<strong>de</strong>n die Belegschaft<br />
zu einem Freiwilligen-Event, gemäß <strong>de</strong>m Motto: Ge-<br />
WARUM MITARBEITERN GESELLSCHAFTLICHES<br />
ENGAGEMENT SO WICHTIG IST<br />
Gesellschaftliches Engagement för<strong>de</strong>rt die Persönlichkeitsentwicklung<br />
Es ist mir wichtig, einen eigenen Beitrag zum Umweltschutz<br />
zu leisten<br />
Es ist mir wichtig, einen eigenen Beitrag zur Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Lebensbedingungen an<strong>de</strong>rer zu leisten<br />
Durch gesellschaftliches Engagement sammelt man wertvolle<br />
Erfahrungen,+ die im Privatleben weiterhelfen<br />
Durch gesellschaftliches Engagement sammelt man wertvolle<br />
Erfahrungen, die im Beruf weiterhelfen<br />
Man engagiert sich nur, weil es die Gesellschaft von<br />
einem erwartet<br />
Man engagiert sich nur, weil es <strong>de</strong>r Arbeitgeber von<br />
einem erwartet<br />
Stimme voll und ganz zu<br />
Stimme zu<br />
26 ProFirma 12 2009<br />
48%<br />
39%<br />
43%<br />
42%<br />
37%<br />
45%<br />
33%<br />
47%<br />
32%<br />
44%<br />
5%<br />
9%<br />
4%<br />
9%<br />
Quelle: brands & values, Mehrfachnennungen möglich. Foto: privat
ProFirma 12 2009<br />
RUPERT VOSS<br />
Unternehmer mit sozialer Berufung<br />
In <strong>de</strong>r Work and Box Company, einem Resozialisierungsprojekt in Taufkirchen,<br />
macht Unternehmer Rupert Voss gewaltauffällige Jugendliche fi t für eine Lehrstelle:<br />
durch Boxen und angeleitete Arbeit.<br />
Morgens, kurz nach acht Uhr, im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Voss AG in Taufkirchen<br />
bei München: Während sich die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Firmenverbunds<br />
für Schreinerei, Parkett- und Fußbo<strong>de</strong>ntechnik an die Arbeit<br />
machen, streifen sich ein paar Türen weiter zwölf junge Männer<br />
Boxhandschuhe über und trainieren Schwinger, Haken und eine<br />
sichere Deckung. Später am Morgen wer<strong>de</strong>n sie unter Anleitung<br />
eines Schreiners einfache Handwerksarbeiten<br />
ausführen und mit<br />
einem Sozialpädagogen daran arbeiten,<br />
eigene Stärken und Schwächen<br />
zu erkennen, persönliche Krisen<br />
zu meistern und eine berufl iche<br />
Perspektive zu entwickeln. Das Ziel:<br />
In ein paar Monaten fi t sein für ein<br />
Praktikum und später eine Ausbildungsstelle.<br />
Der Weg dorthin ist zäh: Nicht alle<br />
Teilnehmer schaffen es, je<strong>de</strong>n Morgen<br />
pünktlich, drogenfrei o<strong>de</strong>r überhaupt<br />
in <strong>de</strong>r „Work and Box Company“<br />
zu erscheinen. Konzentriertes<br />
Arbeiten über einen längeren Zeitraum<br />
überfor<strong>de</strong>rt anfangs alle, rü<strong>de</strong><br />
Worte sind an <strong>de</strong>r Tagesordnung. Die<br />
16- bis 21-jährigen Jungen gelten als gewaltauffällig, waren meist<br />
schon vor Gericht, teils auch im Gefängnis, und haben in ihrer Familie<br />
selbst oft Gewalt erfahren.<br />
„Boxen ermöglicht <strong>de</strong>n Jungs Körperkontakt und ist ein gutes<br />
Werkzeug, um sie Achtsamkeit, Respekt und Disziplin zu lehren“,<br />
erklärt Rupert Voss, <strong>de</strong>r die Jugendhilfemaßnahme gemeinsam<br />
mit einem Therapeuten vor sechs Jahren grün<strong>de</strong>te. Finanziert wird<br />
sie vom Europäischen Sozialfonds sowie <strong>de</strong>n Jugendämtern <strong>de</strong>r<br />
Stadt und <strong>de</strong>s Landkreises München. Die I<strong>de</strong>e dazu entwickelte<br />
meinsam anpacken schweißt zusammen, verschafft Lerngelegenheiten,<br />
die kein Seminar bietet, und erhöht die Motivation.<br />
Die Kölner Marketingagentur B+D etwa lädt je<strong>de</strong>n Sommer<br />
Kin<strong>de</strong>r aus sozial schwachen Familien zu einer zehntägigen<br />
Ferienfreizeit ein. Die Mitarbeiter organisieren <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />
und akquirieren Sponsoren, die Stadt Köln wählt die Kin<strong>de</strong>r<br />
aus und schickt Pädagogen mit auf Fahrt. Das mehrfach ausgezeichnete<br />
Projekt entstand 1997 anlässlich <strong>de</strong>s Firmenjubiläums.<br />
„Bei vielen unserer Kun<strong>de</strong>n fi n<strong>de</strong>t es hohe Beachtung“,<br />
sagt Agenturgrün<strong>de</strong>r Bernd Mannhardt. Mit <strong>de</strong>r Beratung für<br />
gemeinnützige Firmenprojekte hat er inzwischen ein neues<br />
Geschäftsfeld erschlossen.<br />
Wundverband-Hersteller Draco nutzt <strong>de</strong>n durch die Freiwilligenarbeit<br />
erzeugten Perspektivenwechsel gezielt zur Perso-<br />
<strong>de</strong>r gelernte Schreinermeister und Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Voss AG aus<br />
<strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit schwierigen Lehrlingen. Hinzu kam eine<br />
ausgeprägte soziale Orientierung: <strong>Als</strong> jüngstes Kind eines harten<br />
Vaters und einer hilfl osen Mutter hatte sich Voss bei familiären<br />
Problemen ohnmächtig gefühlt, zwei Brü<strong>de</strong>r – einer behin<strong>de</strong>rt,<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re drogensüchtig – starben als Jugendliche. „Dadurch entstand<br />
in mir das seelische Muster,<br />
Verantwortung zu übernehmen“, erklärt<br />
<strong>de</strong>r drahtige 44-Jährige.<br />
Die ersten Wochen in <strong>de</strong>r Work and<br />
Box Company waren „die Hölle“.<br />
Voss musste erkennen, dass sich mit<br />
<strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Jugendlichen keine Erträge<br />
erzielen ließen, und er musste<br />
die Arbeitsaufträge ihren individuellen<br />
Möglichkeiten anpassen. Fest<br />
hielt er in<strong>de</strong>s an seinem Credo, dass<br />
Ausbildung unter realistischen Bedingungen<br />
erfolgen muss. „<strong>Als</strong> Unternehmer<br />
war mir außer<strong>de</strong>m klar:<br />
Ich mache das nur, wenn es einen<br />
messbaren Nutzen bringt“, erzählt<br />
Voss. Sein Konzept ging auf: Von<br />
<strong>de</strong>n insgesamt 87 Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />
Work and Box Company hielten 69 durch, 50 davon konnten in<br />
<strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt vermittelt wer<strong>de</strong>n. „Wir akzeptieren die<br />
Jugendlichen als Menschen“, begrün<strong>de</strong>t Voss <strong>de</strong>n Erfolg. Dass jemand<br />
auch bei wie<strong>de</strong>rholtem Fehlverhalten weiter an sie glaubt,<br />
hatten seine Schützlinge bis dahin nicht erfahren.<br />
Zur Belegschaft <strong>de</strong>r Voss AG haben sie wenig Kontakt. Voss ist<br />
<strong>de</strong>nnoch überzeugt, dass die Work and Box Company auch seinen<br />
Mitarbeitern etwas gibt: „Ein Werteversprechen, dass wir als Unternehmen<br />
soziale Verantwortung übernehmen.“<br />
nalentwicklung und schickt Führungskräfte in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r Diakonie eine Woche lang in soziale Einrichtungen.<br />
„Hierbei an seine Grenze zu kommen und diese auch weiter<br />
hinauszuschieben, ist ein wesentliches Lernziel“, sagt Geschäftsführer<br />
Stephan Kohorst. Er selbst hospitierte bei <strong>de</strong>r<br />
Bahnhofsmission. Ein schriftlicher Erfahrungsbericht und<br />
Evaluationsgespräche sollen <strong>de</strong>n Transfer <strong>de</strong>s Erlebten in <strong>de</strong>n<br />
Arbeitsalltag sichern.<br />
Gut für Beruf und Familie<br />
Verantwortung können Unternehmen aber auch beweisen,<br />
in<strong>de</strong>m sie die Lebensbedingungen ihrer eigenen Mitarbeiter<br />
verbessern. Etwa, in<strong>de</strong>m sie ihnen – wie <strong>de</strong>r Tettnanger<br />
27
Unternehmensführung – Titelthema<br />
INTERVIEW<br />
„Das ist gut für die Unternehmenskultur“<br />
André Habisch, Professor für christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an <strong>de</strong>r<br />
Universität Eichstätt, über die strategische Verankerung und <strong>de</strong>n betrieblichen Nutzen von Corporate<br />
Citizenship im Mittelstand. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIRGIT OBERMEIER<br />
Herr Professor Habisch, sozial engagierte<br />
Unternehmer gab es schon immer, insbeson<strong>de</strong>re<br />
im Mittelstand. Was ist neu<br />
an Corporate Citizenship?<br />
Habisch: Je<strong>de</strong>r Unternehmer weiß, dass<br />
er ohne Verantwortung im persönlichen<br />
Bereich wie auch seinen Mitarbeitern<br />
gegenüber auf Dauer nicht erfolgreich<br />
sein kann. Neu ist, diese Verantwortung<br />
aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Intuitiven herauszuholen<br />
und das Unternehmen mit<br />
seinen Potenzialen stärker zum Träger<br />
<strong>de</strong>s gesellschaftlichen Engagements zu<br />
machen. Zu<strong>de</strong>m betont Corporate Citizenship<br />
Verantwortung als Führungsphilosophie.<br />
Viele wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultäten bemühen sich darum,<br />
sie zum festen Bestandteil <strong>de</strong>r Ausbildung<br />
an <strong>de</strong>n Hochschulen zu machen.<br />
Wie lässt sich Verantwortung strategisch<br />
im Unternehmen verankern?<br />
Habisch: Es geht darum, planvoll und<br />
zielgerichtet vorzugehen, und knappe<br />
Ressourcen so einzusetzen, dass möglichst<br />
viel heraus kommt. Unternehmen<br />
sollten sich zunächst auf ein o<strong>de</strong>r wenige<br />
Themen konzentrieren, die nah am<br />
Kerngeschäft sind und von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
mitgetragen wer<strong>de</strong>n – und diese<br />
über mehrere Jahre systematisch verfolgen.<br />
Dazu muss man keine intellektuellen<br />
Schleifen drehen: Engagement<br />
entsteht erfahrungsgemäß meist dort,<br />
wo Menschen selbst betroffen sind.<br />
Können Sie Beispiele für mögliche Wirkungsfel<strong>de</strong>r<br />
nennen?<br />
Habisch: Für die Textilbranche, die größtenteils<br />
in Asien produziert, zählt etwa<br />
die Frage: Wie kann ich gewährleisten,<br />
dass vor Ort menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />
herrschen? O<strong>de</strong>r die Arbei-<br />
ter in vernünftigen Unterkünften leben?<br />
Unternehmen, die auf gut ausgebil<strong>de</strong>tes<br />
Personal angewiesen sind, sollten sich<br />
hingegen im Bildungsbereich engagieren,<br />
etwa in Form von Schulpartnerschaften.<br />
Empfi ehlt es sich, die Mitarbeiter in das Engagement<br />
einzubeziehen?<br />
Habisch: Unbedingt. Hier liegt ein wichtiger<br />
Unterschied zwischen Philanthropie<br />
und Corporate Citizenship: Unternehmen<br />
agieren hier in einer völlig neuen Funktion<br />
– als Türöffner <strong>de</strong>s Ehrenamts, auch für<br />
ihre Mitarbeiter. Und profi tieren dadurch<br />
auch selbst stärker. Denn gesellschaftliches<br />
Engagement wirkt auf die Unternehmenskultur<br />
zurück. Die Mitarbeiter erleben sich<br />
nicht nur als Beutegemeinschaft, son<strong>de</strong>rn<br />
als Gruppe, die eine Mitverantwortung<br />
trägt für ihr gesellschaftliches Umfeld –<br />
und gemeinsam etwas bewirkt. Ein gelungenes<br />
Projekt kann die I<strong>de</strong>ntifi kation und<br />
<strong>de</strong>n Stolz <strong>de</strong>r Mitarbeiter ganz erheblich<br />
beeinfl ussen.<br />
Zur Person: Professor André Habisch, Volkswirt<br />
und Sozialethiker, hat das Thema Corporate Citizenship<br />
im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum maßgeblich<br />
mitentwickelt und im Jahr 1999 das Center for<br />
Corporate Citizenship (www.corporatecitizen.<strong>de</strong>)<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Habisch arbeitet aktiv mit Unternehmen<br />
und Partnerorganisationen zusammen, etwa als<br />
Kuratoriumsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bayer Cares Foundation<br />
sowie als Mitglied <strong>de</strong>r Delegiertenversammlung <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Caritasverbands.<br />
Wo im Unternehmen sollte das Thema<br />
Corporate Citizenship angesie<strong>de</strong>lt sein?<br />
Habisch: Es ist immer gut, wenn <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer o<strong>de</strong>r Geschäftsführer die<br />
Dinge direkt im Blick hat. Denn gesellschaftliches<br />
Engagement muss auf die<br />
strategischen Gesamtinteressen abgestimmt<br />
sein. Zu<strong>de</strong>m empfi ehlt es sich,<br />
einen Mitarbeiter – <strong>de</strong>r möglichst selbst<br />
sozial engagiert ist – ein Stück weit für<br />
das Thema freizustellen. Er sollte in <strong>de</strong>r<br />
Lage sein, im Unternehmen ein Netzwerk<br />
aufzubauen und möglichst viele<br />
operative Verantwortungsträger für das<br />
Projekt zu gewinnen. Zum an<strong>de</strong>ren sollte<br />
er die richtigen externen Partner suchen.<br />
Engagement ist im Grun<strong>de</strong> nichts, was<br />
das Unternehmen aus sich allein heraus<br />
kann. Besser, es nutzt die Erfahrungen<br />
von Bildungsträgern, Selbsthilfegruppen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Organisationen – das erhöht<br />
auch die Glaubwürdigkeit.<br />
Fin<strong>de</strong>n Mittelständler hierzulan<strong>de</strong> ausreichend<br />
Unterstützung bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
von Corporate Citizenship?<br />
Habisch: Die für <strong>de</strong>n Mittelstand relevanten<br />
Unterstützungsstrukturen sind<br />
regional. In <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>ls- und Handwerkskammern<br />
sind noch mehr Ansprechpartner<br />
nötig, die kompetent<br />
Auskunft geben und Beispielfälle nennen<br />
können o<strong>de</strong>r Tagungen organisieren<br />
– und damit das Thema stärker in die<br />
Fläche tragen. Zu<strong>de</strong>m bedarf es einer<br />
besseren Vernetzung. Im Umweltbereich<br />
tauschen sich Mittelständler in Initiativen<br />
wie Ökoprofi t darüber aus, wie man<br />
<strong>de</strong>n Umweltgedanken vorantreiben und<br />
zugleich Wettbewerbsvorteile realisieren<br />
kann. Derart funktionsfähige Plattformen<br />
und Netzwerke brauchen wir<br />
auch beim Thema Verantwortung.<br />
28 ProFirma 12 2009<br />
Foto: privat
Outdoor-Ausrüster Vau<strong>de</strong> Sport GmbH & Co. KG – erleichtern,<br />
Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Flexible<br />
Arbeitszeiten bot das Familienunternehmen seinen Mitarbeitern<br />
seit jeher. Juniorchefi n Antje von Dewitz setzte noch eins<br />
drauf und errichtete im Jahr 2001 – selbst schwanger – eine<br />
betriebseigene Kin<strong>de</strong>rtagesstätte. Sie löste damit einen Babyboom<br />
in <strong>de</strong>r Belegschaft aus, die meist gut qualifi zierten Mütter<br />
kehrten aufgrund <strong>de</strong>r guten Betreuungsmöglichkeit jedoch<br />
rasch und motiviert wie<strong>de</strong>r in ihren Job zurück. Gut für das<br />
Unternehmen, ebenso wie <strong>de</strong>r Imagegewinn, <strong>de</strong>n die Zertifi -<br />
zierung dieser und an<strong>de</strong>rer Maßnahmen brachte. „Unsere traditionelle<br />
Familienorientierung hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
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Jahren zu einem wichtigen personalpolitischen Instrument<br />
entwickelt“, sagt von Dewitz.<br />
Generell gilt: Glaubwürdig wirkt das gesellschaftliche Engagement<br />
eines Unternehmen nur dann, wenn es nicht im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
zur Praxis <strong>de</strong>s Kerngeschäfts steht – etwa <strong>de</strong>m Umgang<br />
mit <strong>de</strong>n eigenen Mitarbeitern. Unbestritten ist auch, dass es<br />
einen Treiber im Unternehmen braucht – bei Mittelständlern<br />
ist das in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Geschäftsführer. Teure Berater seien<br />
für die Entwicklung einer Corporate-Citizenship-Strategie<br />
nicht nötig, meint Peter Kromminga, Geschäftsführer von<br />
UPJ, einem Netzwerk gesellschaftlich engagierter Mittelständler<br />
(siehe Kasten): „Das geht auch Schritt für Schritt mit Bordmitteln.“<br />
Wichtig seien zwei Dinge: Vorab zu klären, was und<br />
wen man mit seinem Engagement erreichen will, und nicht<br />
auf kurzfristige Erfolge zu schielen.<br />
In harten Zahlen lässt sich <strong>de</strong>r Einfl uss von Corporate Citizenship<br />
auf Reputation, Mitarbeitermotivation und letztlich<br />
<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg freilich nur schwer ausdrücken. So<br />
gilt es, das Thema Verantwortung im Unternehmen stets gegen<br />
kurzfristige Kostenargumente zu verteidigen. Inhabergeführte<br />
Mittelständler tun sich dabei naturgemäß leichter als<br />
Großunternehmen.<br />
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Unternehmensführung – Belohnungssysteme<br />
Sollen Incentive-Reisen in<br />
Erinnerung bleiben, eignet<br />
sich nicht die berüchtigte<br />
„Baggerfahrt durch <strong>de</strong>n<br />
Harz“. Anbieter haben heute<br />
exlusive Ziele im Programm:<br />
Oman o<strong>de</strong>r Kappadokien<br />
beispielsweise.<br />
Incentives<br />
Die Jagd nach <strong>de</strong>m Beson<strong>de</strong>ren<br />
Spitzenkräfte im Unternehmen bei Laune zu halten, ist in schwierigen Zeiten wichtiger<br />
<strong>de</strong>nn je. Ein gigantisches Angebot an Incentives bietet vielfältige Möglichkeiten, gute<br />
Arbeit exklusiv zu belohnen. VON JULE ANDANSON<br />
Was vor gut einem Jahr als Bankenkrise<br />
begann, hat längst auch alle an<strong>de</strong>ren<br />
Bereiche <strong>de</strong>r Wirtschaft erfasst: Überall<br />
wird gerungen und geru<strong>de</strong>rt, um Unternehmen<br />
auf Kurs zu halten. Wo man hinschaut,<br />
leisten die Spitzenkräfte im Mittelstand<br />
Schwerstarbeit, damit es für sie<br />
und ihren Arbeitgeber ein Morgen gibt.<br />
Obwohl das Tempo und <strong>de</strong>r Druck in<br />
<strong>de</strong>n Chefetagen während <strong>de</strong>r letzten Monate<br />
erheblich zugenommen haben, ist<br />
es auf <strong>de</strong>r Belohnungsseite mucksmäus-<br />
chenstill gewor<strong>de</strong>n: Angesichts von<br />
Personalabbau und Kurzarbeit geraten<br />
erfolgsabhängige Vergütungsbausteine<br />
o<strong>de</strong>r leistungsabhängige Boni immer<br />
mehr in Verruf. Geldgeschenke sind un<strong>de</strong>nkbar<br />
gewor<strong>de</strong>n, Reisebudgets wur<strong>de</strong>n<br />
drastisch zusammengestrichen.<br />
„In unserer aktuellen Zeit ist es un<strong>de</strong>nkbar,<br />
an irgendwelche Incentives, egal ob<br />
für Vertriebsteams o<strong>de</strong>r Führungskräfte,<br />
zu <strong>de</strong>nken – das gilt für die eigenen Leute<br />
ebenso wie für Externe wie Schlüssel-<br />
kun<strong>de</strong>n“, sagt <strong>de</strong>r Geschäftsführer eines<br />
mittelständischen Han<strong>de</strong>lsunternehmens<br />
in <strong>de</strong>r Lkw-Branche, <strong>de</strong>r namentlich<br />
nicht genannt wer<strong>de</strong>n möchte. Der<br />
drahtige 40-Jährige spricht damit vielen<br />
Kollegen aus <strong>de</strong>r Seele. Schon <strong>de</strong>r Gedanke<br />
an eine spezielle Belohnung <strong>de</strong>r<br />
Event +<br />
Unternehmensspitze ist vielerorts verpönt.<br />
Dabei ist ein Aspekt für <strong>de</strong>n Chef<br />
Training<br />
von knapp 1.000 Mitarbeitern vital: „Wo<br />
Extrem<br />
fängt es an und wo hört es auf? Wie soll<br />
Tour<br />
ich diese Son<strong>de</strong>rbehandlung an<strong>de</strong>ren Fotos:<br />
30 ProFirma 12 2009
gegenüber kommunizieren, die nicht<br />
bedacht wer<strong>de</strong>n, aber auch Leistung<br />
bringen?“ Im Verborgenen zu agieren<br />
und Incentives geheim zu halten, hält er<br />
für unrealistisch: „Beeindrucken<strong>de</strong> Aktionen<br />
sind früher o<strong>de</strong>r später immer<br />
nach außen hin sichtbar.“<br />
Großes soll belohnt wer<strong>de</strong>n<br />
Wer das Stichwort „Incentive“ hört,<br />
<strong>de</strong>nkt in <strong>de</strong>r Regel an Vertriebsgeschehen,<br />
an gute Leistungen, Motivationskicks<br />
und eine Steigerung <strong>de</strong>r Loyalität<br />
zum Arbeitgeber. Incentives für Chefs<br />
folgen einer an<strong>de</strong>ren Logik: Um wie<br />
viel wür<strong>de</strong> ein Geschäftsführer sein<br />
Unternehmen schlechter führen, wenn<br />
es ein Incentive nicht gäbe? Kein Verantwortlicher<br />
im Mittelstand wird die<br />
Qualität seiner Unternehmensführung<br />
von einem Golf-Trip nach Schottland<br />
o<strong>de</strong>r einem Segeltörn auf <strong>de</strong>n Bahamas<br />
abhängig machen. Bei <strong>de</strong>n Bonbons im<br />
Chefl eben geht es um beson<strong>de</strong>re Wertschätzung<br />
und eine Belohnung für <strong>de</strong>n<br />
persönlichen Einsatz <strong>de</strong>s Einzelnen.<br />
Wo Großes geleistet wird, soll auch<br />
Großes belohnt wer<strong>de</strong>n – so sehen<br />
ProFirma 12 2009<br />
INTERVIEW<br />
„Auch bei Druck nicht einknicken“<br />
Welche beson<strong>de</strong>ren Herausfor<strong>de</strong>rungen Anbieter von Incentive-<br />
Reisen für Spitzenkräfte zu meistern haben, beschreibt Marc Iori,<br />
Geschäftsführer von Tour Extrem Training + Event in Seligenstadt.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE JULE ANDANSON<br />
Herr Iori, Ihre Veranstaltungen fi n<strong>de</strong>n<br />
meist als Outdoor-Events statt. Inwieweit<br />
sind sie für das Top-Management<br />
geeignet?<br />
Iori: Sie sind dann sehr geeignet, wenn<br />
die Zielsetzung keinen ausschließlich<br />
monetären Hintergrund verfolgt, son<strong>de</strong>rn<br />
es um einen immateriellen, qualitativen,<br />
nachhaltigen und ganzheitlichen<br />
Wert im Sinne einer Bindung an das Unternehmen<br />
geht. Hierbei die Natur als<br />
Plattform zu nutzen, hat einen weitaus<br />
höheren Ankerwert als eine konsumorientierte<br />
Veranstaltung und setzt oft ungeheure<br />
Emotionen frei.<br />
Lassen sich Spitzenkräfte auf solche Naturerlebnisse<br />
wirklich ein?<br />
Iori: Wir setzen bei einem entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Premiumanspruch auf Ziele,<br />
die man privat kaum buchen kann, wie<br />
beispielsweise individuell konzipierte<br />
Touren im Oman o<strong>de</strong>r in Kappadokien.<br />
Es geht um Erlebnisse, die einzigartig<br />
sind. Der Abenteuercharakter einer solchen<br />
Incentive-Reise, gleichgültig ob zu<br />
Fuß o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Mountainbike durch<br />
die Wildnis, lässt Männerherzen höher<br />
schlagen. Hier ist alles dabei: Technik,<br />
Autos, Abenteuer – und <strong>de</strong>n meisten<br />
Frauen in Führungspositionen macht das<br />
übrigens ebenso Spaß wie ihren männlichen<br />
Kollegen.<br />
Welcher Vorbereitungen bedarf es, dass<br />
ein Chef-Incentive nicht zum Reinfall<br />
wird?<br />
Iori: Es ist essenziell, <strong>de</strong>n Auftrag und<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
genauestens zu <strong>de</strong>fi nieren: Wer sind<br />
die Teilnehmer, was haben sie bisher<br />
schon erlebt? Bei <strong>de</strong>r Planung von Top-<br />
Incentives sind Alter, Hintergrund o<strong>de</strong>r<br />
Sportlichkeit zentrale Faktoren. Für viele<br />
Dinge, wie zum Beispiel ein Trip in die<br />
Wüste, muss man kein Supersportler<br />
sein, um Spaß zu haben. An<strong>de</strong>res for<strong>de</strong>rt<br />
<strong>de</strong>n Einzelnen erheblich. Wenn<br />
jemand Höhenangst hat, wird er wohl<br />
kaum Spaß an einem Event haben, bei<br />
<strong>de</strong>m Abseilen angesagt ist. Min<strong>de</strong>stens<br />
genauso wichtig ist es, eventuellen gesundheitlichen<br />
Einschränkungen wie<br />
Allergien und Ähnlichem Rechnung zu<br />
tragen.<br />
Stellen Sie Events für Spitzenkräfte in<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft vor beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen?<br />
Iori: Auf je<strong>de</strong>n Fall. Einerseits müssen<br />
wir Konzepte entwickeln, die wirklich<br />
einzigartig sind. An<strong>de</strong>rerseits ist auch<br />
die Begleitung <strong>de</strong>r Reisen selbst ziemlich<br />
anspruchsvoll: Führungskräfte sind<br />
es gewohnt, <strong>de</strong>n Ton anzugeben. Da<br />
müssen wir eine klare Haltung haben<br />
und <strong>de</strong>utlich machen, was geht und was<br />
nicht. Die Sicherheit <strong>de</strong>r Gruppe steht<br />
immer an erster Stelle, auch wenn jemand<br />
sein persönliches Abenteuer noch<br />
aus<strong>de</strong>hnen will. Deshalb setzen wir auf<br />
langjährig erfahrene Projektleiter aus<br />
unserem vertrauten Mitarbeiterstamm,<br />
die auch bei einem solchen Druck nicht<br />
einknicken.<br />
31
Unternehmensführung – Belohnungssysteme<br />
das zumin<strong>de</strong>st jene Unternehmenslenker,<br />
die nach wie vor Incentives einsetzen.<br />
Dabei achten sie strikt darauf, <strong>de</strong>n<br />
Ball bei solchen Events sowohl intern<br />
als auch extern fl ach zu halten. „Unsere<br />
Viererban<strong>de</strong> war neulich beim Formel<br />
1-Zirkus in Monza – 1a-VIP-Tickets<br />
und Zugang zur Boxengasse inklusive“,<br />
berichtet <strong>de</strong>r Vertriebsmanager eines<br />
international aufgestellten mittelständischen<br />
Konsumgüterherstellers. Wie<br />
auch an<strong>de</strong>rswo fi n<strong>de</strong>n die strategischen<br />
Meetings <strong>de</strong>s Unternehmens weiterhin<br />
auswärts statt. Wo früher jedoch imposante<br />
Destinationen lockten, fi n<strong>de</strong>n die<br />
INCENTIVES<br />
Die steuerliche Seite<br />
Geschenke an Arbeitnehmer, und dazu<br />
zählen auch Incentives, können steuerlich<br />
in voller Höhe als Betriebsausgaben abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, jedoch sind hierauf gegebenenfalls<br />
Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge<br />
einzubehalten.<br />
Der Beschenkte hat das Erhaltene als Einnahme<br />
zu versteuern. Entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
Schenker jedoch für die 30-prozentige Pauschalbesteuerung<br />
vom Bruttowert <strong>de</strong>r Sachzuwendungen<br />
nach § 37b EStG (zuzüglich Solidaritätszuschlag<br />
und Kirchensteuer), braucht<br />
das Geschenk auf Empfängerseite nicht nochmals<br />
versteuert zu wer<strong>de</strong>n. Das Wahlrecht zur<br />
Pauschalbesteuerung kann <strong>de</strong>r Schenker für<br />
je<strong>de</strong>s Wirtschaftsjahr und je<strong>de</strong> Beschenkten-<br />
Gruppe geson<strong>de</strong>rt in Anspruch nehmen und<br />
bis zur letzten Lohnsteueranmeldung <strong>de</strong>s<br />
Wirtschaftsjahres ausüben. Da bei Arbeitnehmern<br />
jedoch das Kalen<strong>de</strong>rjahr als Besteuerungszeitraum<br />
dient, ist dieses Wahlrecht nur<br />
bis zum 28. Februar <strong>de</strong>s Folgejahres möglich.<br />
Entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Schenker, das Wahlrecht<br />
für eine Gruppe auszuüben (Geschäftsfreun<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r Arbeitnehmer), so muss er alle Sachzuwendungen<br />
<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Pauschalsteuer<br />
unterwerfen. Die Pauschalbesteuerung ist<br />
jedoch ausgeschlossen, wenn die jährliche<br />
Summe <strong>de</strong>r Zuwendungen an einen Empfänger<br />
die 10.000-Euro-Grenze überschreitet<br />
o<strong>de</strong>r die Aufwendungen für die einzelne Zuwendung<br />
diese Grenze überschreiten.<br />
Quelle: Martin Liepert, Ecovis<br />
Treffen nun im Umkreis von maximal<br />
zwei Autostun<strong>de</strong>n rund um <strong>de</strong>n Firmensitz<br />
statt. Dies wird noch einige Zeit so<br />
bleiben: „Für die nächsten zwei Jahre<br />
wer<strong>de</strong>n wir uns wohl zurückhalten,<br />
große Aktionen sind zurzeit einfach politisch<br />
inkorrekt“, sagt <strong>de</strong>r Betriebswirt.<br />
Danach wer<strong>de</strong> man sich wie früher an<br />
netten Orten treffen, da ist er sich sicher.<br />
Ein riesiger Markt<br />
Egal, ob Sachprämie, Reise o<strong>de</strong>r Erlebnis<br />
– <strong>de</strong>r Markt für Incentives für das<br />
Top-Management ist gigantisch. Arbeitgebern,<br />
die ihren Spitzenkräften Gutes<br />
tun wollen, steht eine endlose Auswahl<br />
an Angeboten offen. Beson<strong>de</strong>rs beliebt<br />
sind Reisen: Die Palette reicht von <strong>de</strong>r<br />
Fahrt mit <strong>de</strong>m Eisbrecher am Polarkreis<br />
über <strong>de</strong>n Kultur-Trip nach New York bis<br />
zur Elefantensafari in Afrika. Anything<br />
goes, heißt die Devise. Der Anteil <strong>de</strong>r<br />
Top-Management-Reisen beträgt bei<br />
uns zirka fünf Prozent“, berichtet auch<br />
Andreas Berndt, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Berliner Incentive-Agentur Die Reisemanufaktur.<br />
„Eine außergewöhnliche Reise ist ein<br />
sehr emotionales Instrument und wirkt<br />
beson<strong>de</strong>rs nachhaltig“, erklärt Berndt.<br />
Bekomme ein Mitarbeiter eine Geldprämie,<br />
könne er oft schon wenig später<br />
nicht mehr zuordnen, wofür er das<br />
Geld eigentlich ausgegeben hat. Sei er<br />
dagegen mit seinen Kollegen mit <strong>de</strong>m<br />
Jeep durch die Wüste o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />
Schneemobil durch die Winterwelt<br />
Lapplands gefahren, erzähle er noch<br />
Jahre später davon. Umso mehr ärgert<br />
<strong>de</strong>n erfahrenen Agenturchef, dass das<br />
Thema Incentives in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
wenig differenziert als Geldverschwendung<br />
abgehan<strong>de</strong>lt wird: „Die öffentliche<br />
Diskussion wird <strong>de</strong>r komplexen Materie<br />
nicht gerecht – die verwen<strong>de</strong>ten<br />
Budgets wer<strong>de</strong>n schließlich in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
erarbeitet und häufi g an die<br />
Erreichung von Zielen gekoppelt, die<br />
zusätzliches Geld in die Unternehmenskasse<br />
bringen.“<br />
Insgesamt ist die Luft rund um Incentives<br />
rauer gewor<strong>de</strong>n: Während die<br />
Auswahl <strong>de</strong>r Aktivitäten, Hotels und<br />
Locations früher von Luxus, Distanz<br />
und Hochpreisigkeit dominiert wur<strong>de</strong>,<br />
steht heute <strong>de</strong>r „nicht käufl iche Erlebniswert“<br />
im Mittelpunkt. Je intensiver<br />
und aktiver ein Erlebnis, umso besser<br />
kommt es bei <strong>de</strong>r Zielgruppe an.<br />
Teambildung und I<strong>de</strong>ntifi kation<br />
Um die Kommunizierbarkeit von Special-Events<br />
zu erhöhen – und um das<br />
investierte Geld optimal zu nutzen –,<br />
halten auch in <strong>de</strong>n Chefetagen Veranstaltungen<br />
mit Mehrwerteffekten wie<br />
Teambildung o<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifi kation mit<br />
<strong>de</strong>m Unternehmen Einzug. Weiterbildung<br />
heißt die Formel, mit <strong>de</strong>r normale<br />
Mitarbeiter und Fiskus befrie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
sollen. Ob diese Formate wirklich<br />
<strong>de</strong>n Wunsch nach einer Belohnung<br />
erfüllen können, daran schei<strong>de</strong>n sich<br />
die Geister. Mit Sicherheit ist es wichtig,<br />
keine ver<strong>de</strong>ckten Aufträge in die<br />
vermeintliche Belohnungsreise einzuarbeiten.<br />
Wer ein persönliches Zuckerl<br />
versprochen bekommt, regiert vermutlich<br />
verschnupft, wenn es letztlich doch<br />
wie<strong>de</strong>r primär um Wohl und Wehe seines<br />
Arbeitgebers geht. Darüber hinaus<br />
entfalten verborgene Ziele wie in einem<br />
Teamtraining erfahrungsgemäß kaum<br />
Wirksamkeit.<br />
Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m Beson<strong>de</strong>ren,<br />
das von <strong>de</strong>n Unternehmen trotz Wirtschaftsfl<br />
aute gut nach außen vertretbar<br />
ist, erkun<strong>de</strong>n die Incentive-Anbieter<br />
neues Terrain. Sie setzen auf ein ihnen<br />
nicht frem<strong>de</strong>s Betätigungsfeld aus <strong>de</strong>n<br />
vergangenen 20 Jahren und schlagen<br />
<strong>de</strong>n Bogen zwischen Gesellschaftsbezug,<br />
nachhaltiger Imagepfl ege und<br />
Incentive-Reise. „Wir konzipieren gera<strong>de</strong><br />
ein Projekt mit Corporate-Social-<br />
Responsibility-Hintergrund“, berichtet<br />
Marc Iori, Geschäftsführer von Tour Extrem<br />
Training + Event in Seligenstadt.<br />
Getreu <strong>de</strong>m etwas abgewan<strong>de</strong>lten Motto:<br />
„Bewirke Gutes und re<strong>de</strong> nicht nur<br />
darüber.“ Es wird darum gehen, Kin<strong>de</strong>rn<br />
und Jugendlichen eine Perspektive<br />
zu geben. Wie die mögliche Beteiligung<br />
seiner Incentive-Kun<strong>de</strong>n genau aussehen<br />
wird, will Iori noch nicht verraten.<br />
Nur so weit gibt er Auskunft: „Es wer<strong>de</strong>n<br />
Ressourcen aller Formen und Farben<br />
gefragt sein.“<br />
32 ProFirma 12 2009
Berufsausbildung<br />
Auf <strong>de</strong>n berufl ichen Nachwuchs kommen<br />
während <strong>de</strong>r Lehre einige Pfl ichten<br />
zu. Im Falle eines Verstoßes gegen diese<br />
Pfl ichten muss <strong>de</strong>r Lehrling mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Reaktionen <strong>de</strong>s Ausbil<strong>de</strong>rs<br />
rechnen. So ist <strong>de</strong>r Azubi insbeson<strong>de</strong>re<br />
verpfl ichtet, von Anfang an aktiv an <strong>de</strong>r<br />
Ausbildung mitzuwirken und seinen<br />
Beitrag dazu zu leisten, dass das Ausbildungsziel<br />
erreicht wird und er <strong>de</strong>n<br />
angestrebten Beruf erlernt.<br />
Der Lernwille hat oberste Priorität<br />
Das heißt, <strong>de</strong>r Azubi muss an allen Lehrmaßnahmen<br />
teilnehmen. Wer etwa die<br />
Berufsschule schwänzt o<strong>de</strong>r im Betrieb<br />
blaumacht, muss mit harten Konsequenzen<br />
rechnen. Der Meister hat ein<br />
Recht darauf, zu erfahren, wie <strong>de</strong>r aktuelle<br />
Wissens- und Leistungsstand <strong>de</strong>s<br />
einzelnen Kandidaten ist, und darf je<strong>de</strong>rzeit<br />
verlangen, dass das Berufsschulzeugnis<br />
im Betrieb vorgelegt wird.<br />
Neben seinen schulischen Aufgaben<br />
muss <strong>de</strong>r Berufsneuling die ihm im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Ausbildungsverhältnisses<br />
aufgetragenen Arbeiten gewissenhaft<br />
erfüllen, sorgfältig mit <strong>de</strong>m Eigentum<br />
<strong>de</strong>s Ausbildungsbetriebs umgehen und<br />
<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers folgen.<br />
Fachfrem<strong>de</strong> Aufgaben gehören nicht<br />
zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>s Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma 12 2009<br />
RECHT<br />
Von Pfl ichtverstoß bis Kündigung<br />
Beim Unternehmensnachwuchs hat <strong>de</strong>r Chef beson<strong>de</strong>re Pfl ichten: Er muss ausbil<strong>de</strong>n,<br />
erziehen und dabei <strong>de</strong>n richtigen Weg zwischen Strenge und Nachsicht fi n<strong>de</strong>n. ProFirma<br />
zeigt Ihnen, wie man mit Fehlverhalten von Azubis umgeht. VON DR. STEPHANIE KAUFMANN<br />
Beispielsweise im Privathaus <strong>de</strong>s Chefs<br />
die Wän<strong>de</strong> streichen, wenn er als Kfz-<br />
Mechaniker ausgebil<strong>de</strong>t wird. Darüber<br />
hinaus sind Azubis verpfl ichtet, über<br />
Betriebs- o<strong>de</strong>r Geschäftsgeheimnisse<br />
absolutes Stillschweigen zu bewahren<br />
und trotz ihres häufi g jugendlichen<br />
Übermuts die Sicherheitsvorkehrungen<br />
zu beachten. Der Ausbil<strong>de</strong>r sollte dabei<br />
unterstützend immer ein Auge darauf<br />
haben, dass sein Schutzbefohlener die<br />
Unfallverhütungsvorschriften beachtet,<br />
Schutzkleidung trägt, Rauchverbote<br />
einhält und die Haus-, Betriebs- und Arbeitsordnungen<br />
beachtet.<br />
Ermahnung und Abmahnung<br />
Wenn nun die Leistung <strong>de</strong>s Lehrlings<br />
nicht mehr passt o<strong>de</strong>r ein Fehlverhalten<br />
festgestellt wur<strong>de</strong>, sollte <strong>de</strong>r Firmenchef<br />
schnell und konsequent reagieren. Nur<br />
so kann Schlimmeres vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Erste Reaktion sollte immer ein<br />
Gespräch sein, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sachverhalt<br />
gemeinsam erörtert wird. Um die Ernst-<br />
Nicht immer läuft alles glatt, bis die Azubis ihr Zeugnis in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten.<br />
33
Unternehmensführung<br />
haftigkeit <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>utlich zu<br />
machen, kann man das Gespräch protokollieren<br />
und vom Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
unterschreiben lassen.<br />
Tritt daraufhin keine Besserung <strong>de</strong>s<br />
Verhaltens ein o<strong>de</strong>r wird weiter gegen<br />
Pfl ichten verstoßen, kommt die schriftlich<br />
formulierte Ermahnung in Betracht,<br />
in <strong>de</strong>r das Fehlverhalten erläutert und<br />
das erwartete Verhalten in Worte gefasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Wichtig: In einer solchen<br />
Ermahnung wird nie mit arbeitsrechtlichen<br />
Konsequenzen, etwa <strong>de</strong>r Kündigung,<br />
gedroht.<br />
Letzte Maßnahme vor <strong>de</strong>r Kündigung<br />
ist auch beim Ausbildungsverhältnis die<br />
Abmahnung. <strong>Als</strong> sozusagen „Gelbe Karte“<br />
warnt dieses Instrument <strong>de</strong>n Berufsanwärter<br />
noch einmal eindringlich und<br />
weist darauf hin, dass <strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>s<br />
Ausbildungsverhältnisses gefähr<strong>de</strong>t ist.<br />
Auch vor <strong>de</strong>r fristlosen Kündigung <strong>de</strong>s<br />
Ausbildungsverhältnisses muss abgemahnt<br />
wer<strong>de</strong>n. Abmahnungen sollten<br />
aus Beweisgrün<strong>de</strong>n immer schriftlich<br />
erteilt wer<strong>de</strong>n. Den Empfang lässt sich<br />
<strong>de</strong>r Firmenchef am besten quittieren.<br />
Wichtig dabei: Abmahnungen gegenüber<br />
Min<strong>de</strong>rjährigen müssen zusätzlich<br />
auch <strong>de</strong>m gesetzlichen Vertreter zugehen.<br />
Vorzeitige Beendigung<br />
als letztes Mittel<br />
Während <strong>de</strong>r Probezeit, die min<strong>de</strong>stens<br />
einen Monat betragen muss und höchstens<br />
vier Monate betragen darf, kann<br />
das Berufsausbildungsverhältnis nach<br />
§ 22 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz<br />
(BBiG) von bei<strong>de</strong>n Seiten ohne Einhalten<br />
einer Kündigungsfrist gekündigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine Probezeitkündigung muss<br />
<strong>de</strong>m Azubi gegenüber nicht begrün<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Vorsicht: Der Betriebsrat ist anzuhören,<br />
und ihm sind die Kündigungsgrün<strong>de</strong><br />
(etwa die fehlen<strong>de</strong> Eignung <strong>de</strong>s<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n) mitzuteilen.<br />
Eine or<strong>de</strong>ntliche, fristgerechte Kündigung<br />
während <strong>de</strong>r Ausbildung ist ausgeschlossen.<br />
Nach Ablauf <strong>de</strong>r Probezeit<br />
gibt es nur drei Möglichkeiten <strong>de</strong>r Trennung:<br />
> Es wird ein Aufhebungsvertrag vereinbart<br />
o<strong>de</strong>r<br />
Checkliste: Abmahnung eines Azubis<br />
Nahezu je<strong>de</strong>s Fehlverhalten eines Lehrlings muss zunächst abgemahnt wer<strong>de</strong>n,<br />
bevor eine fristlose Kündigung wirksam ausgesprochen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
> Die Überschrift „Abmahnung“ wählen, damit kein Zweifel aufkommt, worum es<br />
sich han<strong>de</strong>lt.<br />
> Immer schriftlich abmahnen.<br />
> Exakte Beschreibung <strong>de</strong>s Sachverhalts mit genauen Datums- und Zeitangaben.<br />
> Benennung eventueller Zeugen <strong>de</strong>s Vorfalls o<strong>de</strong>r Angaben zu <strong>de</strong>n Beweisstücken.<br />
> Genaue Beschreibung <strong>de</strong>s gerügten Fehlverhaltens.<br />
> Unmissverständliche Auffor<strong>de</strong>rung, dieses Verhalten künftig zu unterlassen.<br />
> Ein<strong>de</strong>utige und zweifelsfreie Androhung von arbeitsrechtlichen Konsequenzen,<br />
also <strong>de</strong>r Kündigung aus wichtigem Grund, falls sich das Fehlverhalten wie<strong>de</strong>rholt.<br />
> <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> kündigt selbst<br />
o<strong>de</strong>r<br />
> es liegt ein wichtiger Grund für eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />
(fristlose) Kündigung<br />
durch <strong>de</strong>n Ausbildungsbetrieb vor.<br />
Dabei stellen die Arbeitsgerichte an<br />
die Trennungsgrün<strong>de</strong> bei fristlosen<br />
Kündigungen eines Berufsausbildungsverhältnisses<br />
beson<strong>de</strong>rs hohe Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Vor allem wird geprüft, ob die<br />
Kündigung wirklich das letztmögliche<br />
Mittel war, da die Ausbildungszeit auch<br />
gleichzeitig als Erziehungszeit gilt.<br />
Grün<strong>de</strong>, die eine fristlose Kündigung<br />
<strong>de</strong>s Lehrlings rechtfertigen, sind zum<br />
Beispiel:<br />
> rassistische Tätlichkeiten und<br />
Handlungen,<br />
> Diebstahl,<br />
> schwere Beleidigungen,<br />
> beharrliches und wie<strong>de</strong>rholtes<br />
Schwänzen <strong>de</strong>s Berufsschulunterrichts,<br />
> Tätlichkeiten im Betrieb,<br />
> Vortäuschen einer Arbeitsunfähigkeit.<br />
Hingegen reichen mangelhafte Leistungen<br />
in <strong>de</strong>r Berufsschule, einmaliges<br />
Schwänzen <strong>de</strong>s Unterrichts o<strong>de</strong>r freches<br />
und unverschämtes Auftreten für eine<br />
Kündigung nicht aus.<br />
En<strong>de</strong> per Aufhebungsvertrag<br />
Sollte es schließlich zur fristlosen<br />
Kündigung kommen, müssen einige<br />
Formvorschriften beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />
Der Ausbildungsbetrieb muss schnell<br />
reagieren und innerhalb von zwei Wochen<br />
ab Kenntnis <strong>de</strong>s Trennungsgrunds<br />
kündigen. Innerhalb dieser zwei Wochen<br />
muss die Kündigung <strong>de</strong>m Azubi<br />
zugehen. Ist er min<strong>de</strong>rjährig, muss die<br />
Kündigungserklärung auch <strong>de</strong>m Erziehungsberechtigten<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Zwei-<br />
Wochen-Frist zugehen. Wichtig ist, dass<br />
die Grün<strong>de</strong> hinreichend dargelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Schlagworte wie „immer schlechtes<br />
Benehmen“ reichen nicht aus. Es gilt<br />
<strong>de</strong>r Grundsatz: Je länger die Ausbildung<br />
angedauert hat, <strong>de</strong>sto schwieriger ist<br />
die Kündigung, <strong>de</strong>nn kurz vor Ausbildungsen<strong>de</strong><br />
soll möglichst niemand die<br />
Lehrstelle verlieren.<br />
Sind Sie sich mit <strong>de</strong>m Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
dahingehend einig, dass das Berufsausbildungsverhältnis<br />
vor <strong>de</strong>r Abschlussprüfung<br />
en<strong>de</strong>n soll, dann schlagen Sie<br />
ihm <strong>de</strong>n Abschluss eines Aufhebungsvertrags<br />
vor. Wichtig: Achten Sie unbedingt<br />
darauf, dass <strong>de</strong>r Aufhebungsvertrag<br />
gemäß § 623 BGB schriftlich fi xiert<br />
wird. Der Abschluss per Handschlag<br />
ist nämlich unwirksam. Ist <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
min<strong>de</strong>rjährig, müssen seine<br />
gesetzlichen Vertreter einwilligen beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>n Vertrag per Unterschrift<br />
genehmigen.<br />
Die Autorin: Dr. Stephanie Kaufmann<br />
ist Rechtsanwältin mit Schwerpunkt<br />
Arbeitsrecht in Feldafi ng<br />
www.rechtsanwalt-feldafi ng.<strong>de</strong><br />
34 ProFirma 12 2009
Unternehmen und Unternehmer sind stolz auf ihre Geschichte<br />
und ihre Tradition. Firma und Familie sind dabei kaum<br />
auseinan<strong>de</strong>rzuhalten. Alle aus <strong>de</strong>r Familie haben mitgemacht,<br />
mitgearbeitet, mitgefi ebert, mitprofi tiert o<strong>de</strong>r mitverloren.<br />
Familien wur<strong>de</strong>n zusammengeschweißt o<strong>de</strong>r auseinan<strong>de</strong>rgerissen.<br />
In vielen Unternehmen gibt es eine Art Hausaltar, an<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r geehrt und an die wichtigsten Weichenstellungen<br />
erinnert wird. Jubiläen wer<strong>de</strong>n gefeiert, in guten wie<br />
in schlechten Zeiten. Das ist alles gut so. Aber es taugt nicht<br />
als tragen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e für die Zukunft. Tradition ist etwas Schönes,<br />
aber I<strong>de</strong>en sind fl üchtig.<br />
Tradition kommt in vielerlei Formen vor. Betrachten wir zunächst<br />
die einfache Form: Das war schon immer so! Da könnte<br />
ja je<strong>de</strong>r kommen! Das haben wir noch nie so gemacht! Heute<br />
weiß fast je<strong>de</strong>r, dass solche Sprüche nicht mehr weiterhelfen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m stecken sie in <strong>de</strong>n Köpfen und tauchen in Drucksituationen<br />
ungefragt wie<strong>de</strong>r auf. Und jetzt die gehobene Form:<br />
Wir im Hause … (hier bitte <strong>de</strong>n eigenen Firmennamen einsetzen)<br />
halten das so! Schon unser verehrter Grün<strong>de</strong>r, Herr<br />
Kommerzienrat (bitte hier <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>rnamen einsetzen),<br />
hat sich gegen solche Vorgehensweisen verwahrt. Und das<br />
soll bei uns so bleiben, bis an das En<strong>de</strong> unserer Tage. Ein so<br />
gefestigtes Traditionsbewusstsein ist eine schöne Sache. Auf<br />
diese Weise wird I<strong>de</strong>ntität gestiftet o<strong>de</strong>r gestärkt. Mitarbeiter<br />
und Kun<strong>de</strong>n können sich damit i<strong>de</strong>ntifi zieren und daran ausrichten.<br />
Man nennt das Firmenkultur. Aber diese traditionsgesättigte<br />
Kultur hilft gar nichts, wenn die Zahlen nicht o<strong>de</strong>r<br />
nicht mehr stimmen. Im Gegenteil: Sie kann <strong>de</strong>n Blick auf<br />
die nüchterne und manchmal auch harte Realität versperren.<br />
Der Rückblick interessiert in <strong>de</strong>r Gefahrensituation nur noch<br />
<strong>de</strong>n Wirtschaftsprüfer und das Finanzamt, sozusagen die Ar-<br />
ProFirma 12 2009<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Tradition ist schön<br />
und hin<strong>de</strong>rlich<br />
Von Professor Martin Beck<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
chäologen <strong>de</strong>s Geschäfts. Alle an<strong>de</strong>ren schauen nach vorne.<br />
Banken und Aktionäre sind heute nicht mehr bereit, ihr Geld<br />
allein auf eine lange Tradition zu setzen. Da muss schon mehr<br />
vorgezeigt wer<strong>de</strong>n. Sie wollen Perspektiven sehen, I<strong>de</strong>en, Ansätze,<br />
Innovationen – und meist auch erste Erfolge, so schwer<br />
das auch sein mag. Es stellt sich ja auch die Frage, ob es wirklich<br />
in allen Fällen Traditionsbewusstsein ist, o<strong>de</strong>r ob manchmal<br />
nicht auch Trägheit, Bequemlichkeit o<strong>de</strong>r Konfl iktscheu<br />
die wahren Antriebs- o<strong>de</strong>r Bremskräfte sind. Auf Tradition<br />
allein lässt sich heute keine Firma mehr bauen. Viele traditionsreiche<br />
Namen und Unternehmen haben die Zeiten überdauert,<br />
weil sie offen waren für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l. Nicht immer gerne<br />
und auch nicht immer freiwillig, aber immerhin, sie waren<br />
offen.<br />
Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Sanierers ist Tradition oft eine Ausre<strong>de</strong> für<br />
Trägheit und Entscheidungsschwäche. Die Väter und Mütter<br />
<strong>de</strong>r Gründungszeit hätten ganz an<strong>de</strong>rs gehan<strong>de</strong>lt. Sie verstan<strong>de</strong>n<br />
sich nicht als Wahrer einer längst vergangenen Tradition.<br />
Nein, sie schauten nach vorne. Sie hatten Ziele. Und sie ließen<br />
sich nicht durch Infl ationen, Währungsreformen und an<strong>de</strong>re<br />
Formen von höherer Gewalt verdrießen. Der heute etwas in<br />
<strong>de</strong>n Hintergrund gerückte Ökonom Joseph Schumpeter hat<br />
dazu schon im Jahr 1912 die These von <strong>de</strong>r „schöpferischen<br />
Zerstörung“ aufgestellt. Danach muss <strong>de</strong>r Unternehmer Vorhan<strong>de</strong>nes<br />
zerstören, um Neues schaffen zu können. Das ist<br />
ein schmerzlicher Gedanke, wenn man ihn auf die eigene<br />
Wirklichkeit überträgt, aber er hilft beim Bewältigen <strong>de</strong>r Gegenwart.<br />
Und <strong>de</strong>shalb sollte beim Jubiläum immer <strong>de</strong>r Blick<br />
nach vorne im Mittelpunkt stehen. Der Markt ist unbarmherzig.<br />
Er belohnt nur Performance, nicht Tradition. Es lebe<br />
Joseph Schumpeter!<br />
Kolumne<br />
39
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
Service und Beratung<br />
Das an<strong>de</strong>re Gesicht <strong>de</strong>r Banken<br />
Kreditinstitute wollen ihre mittelständischen Kun<strong>de</strong>n durch gute Beratungsleistungen<br />
an sich bin<strong>de</strong>n. Firmenchefs profi tieren von <strong>de</strong>n Informationen und Analysen, wenn sie<br />
im Ausland investieren, ihre Nachfolge regeln, ihre Altersvorsorge hinterfragen o<strong>de</strong>r<br />
wissen wollen, wo ihr Unternehmen wirtschaftlich steht. VON SIGRUN AN DER HEIDEN<br />
Mit Krediten allein lassen sich<br />
Firmenkun<strong>de</strong>n nicht mehr<br />
halten. Die Banken bauen ihre<br />
Beratungsdienstleistungen aus.<br />
40 ProFirma 12 2009
Der Absturz <strong>de</strong>s Exportgeschäfts in diesem Jahr kann <strong>de</strong>utsche<br />
Mittelständler nicht erschüttern. Wie die Unternehmensumfrage<br />
2009 <strong>de</strong>s Deutschen Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertags<br />
ergab, rechnet eine <strong>de</strong>utliche Mehrheit <strong>de</strong>r<br />
befragten Unternehmen damit, dass sich die Perspektiven<br />
auf wichtigen Auslandsmärkten in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich verbessern wer<strong>de</strong>n (siehe Grafi k unten).<br />
Allerdings haben drei Viertel <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />
Probleme, verlässliche Geschäftspartner im Ausland zu<br />
fi n<strong>de</strong>n, und zwei Drittel nennen schwierige rechtliche Bedingungen<br />
als das größte Hin<strong>de</strong>rnis für die Expansion auf<br />
Auslandsmärkten. Deswegen gaben rund 75 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen an, ein großes Interesse an zielgerichteten Informationen<br />
und Beratungsangeboten für Auslandsgeschäfte<br />
zu haben. Diesen Bedarf <strong>de</strong>cken inzwischen nicht nur Verbän<strong>de</strong><br />
und Han<strong>de</strong>lskammern ab, son<strong>de</strong>rn auch Banken und<br />
Sparkassen haben dieses Beratungsfeld für sich ent<strong>de</strong>ckt.<br />
Dass <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Banken hilfreich sein kann, erfuhr Dr. Wolfgang<br />
Palm, Papierfabrikant aus Aalen, als er überraschend eine<br />
Anfrage erhielt, eine neue Papierfabrik in England zu errichten.<br />
„Unsere Kun<strong>de</strong>n baten uns, dort eine eigene Fertigungsstätte<br />
aufzubauen. Sie garantieren uns Vollauslastung und<br />
eine Abnahme zum Marktpreis“, erklärt <strong>de</strong>r Unternehmer.<br />
Seit En<strong>de</strong> August läuft die Produktion in King´s Lynn, rund<br />
150 Kilometer nördlich von London. Die Papierfabrik Palm<br />
Paper beliefert <strong>de</strong>n englischen Markt nun mit 400.000 Tonnen<br />
Zeitungsdruckpapier jährlich. 500 Millionen Euro umfasst das<br />
Großprojekt auf <strong>de</strong>r Insel. Palm beriet sich <strong>de</strong>shalb frühzeitig<br />
mit seinem Bankberater. „Schon bei <strong>de</strong>n ersten Planungen<br />
habe ich das Bankgespräch gesucht, um Marktthemen zu besprechen<br />
und gemeinsam zu hinterfragen, ob diese Investiti-<br />
ProFirma 12 2009<br />
SO SCHÄTZEN MITTELSTÄNDLER DIE ENTWICKLUNG AUF DEN ZEHN<br />
WICHTIGSTEN ABSATZMÄRKTEN IN DEN KOMMENDEN FÜNF JAHREN EIN*<br />
Der Export bleibt eine wichtige Stütze <strong>de</strong>utscher Unternehmen. Deswegen haben<br />
sie einen hohen Beratungsbedarf bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer Märkte.<br />
1. Indien<br />
2. Brasilien<br />
3. China, VR<br />
4. Saudi Arabien<br />
5. Russische Fö<strong>de</strong>ration<br />
6. Vereinigte Arab. Emirate<br />
7. ASEAN<br />
8. Mexico<br />
9. USA<br />
0<br />
50,8 42,9 6,3<br />
45,9 49,3 4,9<br />
48,8 41,4 9,8<br />
43,2 51,0 5,8<br />
51,4 34,1 14,5<br />
44,1 48,4 7,5<br />
40,5 54,9 4,7<br />
41,1 51,1 6,8<br />
44,3 44,4 11,3<br />
10. Zentralasiatische Staaten<br />
39,9 51,8 8,4<br />
10<br />
20<br />
30<br />
on möglich ist“, berichtet <strong>de</strong>r Unternehmer. „Von Bankseite<br />
her gab es Hilfen und Anregungen, worauf bei einem solchen<br />
Großprojekt zu achten ist und wie wir am besten strategisch<br />
vorgehen. All das fl oss in das Design <strong>de</strong>r neuen Fabrik mit ein.“<br />
Mit <strong>de</strong>m Fabrikbau betrat <strong>de</strong>r Firmenchef im wahrsten Sinne<br />
<strong>de</strong>s Wortes Neuland: Er musste sich mit neuen rechtlichen<br />
und steuerlichen Regelungen, Genehmigungsverfahren, mit<br />
<strong>de</strong>nen sich in Deutschland niemand auskannte, sowie handfesten<br />
kulturellen Mentalitätsunterschie<strong>de</strong>n zwischen Deutschen<br />
und Englän<strong>de</strong>rn auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Starthilfe fürs Ausland<br />
*geordnet nach <strong>de</strong>m Saldo aus Besser- und Schlechter-Nennungen; Angaben in Prozent Quelle: IHK-Unternehmensumfrage 2009<br />
40<br />
zukünftig besser zukünftig gleich bleibend zukünftig schlechter<br />
50<br />
60<br />
70<br />
Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken bieten Unternehmern<br />
wie Palm ein Netzwerk aus Experten und Beratern,<br />
die <strong>de</strong>n Start im Ausland erleichtern sollen. Die Commerzbank<br />
beispielsweise unterhält sogenannte „German Desks“<br />
an ihren Auslandsstandorten. Gemeint<br />
sind <strong>de</strong>utschsprachige Firmenkun<strong>de</strong>n-<br />
80<br />
90<br />
100<br />
betreuer in <strong>de</strong>n jeweiligen Auslandsfi -<br />
lialen, die sich speziell um <strong>de</strong>utsche Mittelständler<br />
kümmern. Sie beantworten<br />
Fragen zum ausländischen Markt, <strong>de</strong>n<br />
lokalen Gegebenheiten, kulturellen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
und vermitteln Kontakte,<br />
etwa zu Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern,<br />
Juristen sowie <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lskammer.<br />
„Beratungsschwerpunkte<br />
sind neben <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Import<br />
und Export sowie das Risikomanagement.<br />
Unternehmer, die sich im<br />
Ausland engagieren, sollten Zins- und<br />
Währungsrisiken sowie die Einkaufspreise<br />
<strong>de</strong>r benötigten Rohstoffe absichern“,<br />
sagt Dr. Bernd Laber. Der<br />
Bereichsvorstand International Corporate<br />
Banking <strong>de</strong>r Commerzbank hat<br />
es sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />
zunehmen<strong>de</strong> Internationalisierung <strong>de</strong>s<br />
Mittelstands zu begleiten. Beson<strong>de</strong>rs<br />
in China baut das Institut seine Prä-<br />
senz aus. Es unterhält inzwischen Nie<strong>de</strong>rlassungen in Peking,<br />
Hong-Kong, Schanghai und Tianjing. In ihrer Frankfurter<br />
Zentrale richtete die Bank „International Desks“ ein: „Diese<br />
Experten für Asien, die USA, West- sowie Osteuropa erleichtern<br />
das Knüpfen von Kontakten ins Ausland, liefern wichtige<br />
Informationen zum jeweiligen Markt und begleiten <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
auf Wunsch auch zum Bankgespräch“, ergänzt Laber.<br />
Die Sparkassen sind im Ausland zwar nicht mit eigenen Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
präsent, haben sich dafür aber ein engmaschiges<br />
Netzwerk aus <strong>de</strong>rzeit rund 200 Partnerbanken geknüpft.<br />
„Wir kooperieren mit regionalen Banken, die im Ausland<br />
das Mittelstandsgeschäft betreiben“, berichtet Arno Bach,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r S-Country-Desk GmbH. Die Mitarbeiter<br />
dieser Gesellschaft unterstützen die Sparkassen-Kun<strong>de</strong>n,<br />
41
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
beson<strong>de</strong>rs kleine und mittlere Unternehmen, bei ihren Aktivitäten<br />
im Ausland: Sie liefern aktuelle Län<strong>de</strong>rinformationen,<br />
unterstützen bei <strong>de</strong>r Suche nach Kooperationspartnern und<br />
Immobilien, vermitteln <strong>de</strong>n Kontakt zu einer ausländischen<br />
Partnerbank sowie einem <strong>de</strong>utschsprachigen Kun<strong>de</strong>nberater<br />
und klären Finanzierungsfragen. Ein beson<strong>de</strong>rer Service: „Wir<br />
eröffnen Unternehmern von hier aus ein Konto bei unserer<br />
Partnerbank im Ausland“, sagt Bach, <strong>de</strong>r auch für das internationale<br />
Geschäft <strong>de</strong>r Sparkasse Hannover verantwortlich ist.<br />
Dennoch reichen die Sparkassen<br />
ihre Kun<strong>de</strong>n nicht<br />
einfach an die Bank im<br />
Ausland weiter. „Der <strong>de</strong>utsche<br />
Sparkassen-Betreuer<br />
bleibt Ansprechpartner für<br />
<strong>de</strong>n Unternehmer“, betont<br />
Bach.<br />
Diesen Service schätzt auch<br />
Armin Struckmeier. Der<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Novatex<br />
GmbH in Pattensen bei<br />
Hannover produziert in<br />
Ohio/USA Flaschensauger,<br />
Schnuller und medizinische<br />
Produkte für <strong>de</strong>n amerikanischen<br />
Markt. Vor zwei<br />
Jahren liefen die Bän<strong>de</strong>r seiner<br />
neuen Fabrik an, <strong>de</strong>ren<br />
Bau und Ausstattung <strong>de</strong>n<br />
Unternehmer knapp drei<br />
Millionen Dollar kostete. „Um einen großen Kun<strong>de</strong>nauftrag<br />
zu bekommen – die Herstellung von 90 Millionen Flaschensaugern<br />
für einen großen amerikanischen Pharmakonzern –,<br />
mussten wir in <strong>de</strong>n USA produzieren“, erzählt Struckmeier.<br />
Mithilfe seiner heimischen Sparkasse fand <strong>de</strong>r Babyartikelhersteller<br />
seine US-Hausbank, die auch die Finanzierung <strong>de</strong>s<br />
Auslandsgeschäfts übernahm.<br />
„Das war <strong>de</strong>r Schlüssel zu diesem Projekt“, meint <strong>de</strong>r Unternehmer,<br />
<strong>de</strong>r in Deutschland mit seinen 115 Mitarbeitern<br />
jährlich 20 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. „Die Sparkasse<br />
konnte mir eine Bank vermitteln, die bereits transatlantische<br />
Geschäfte im Mittelstand gemacht hat. Diese begleitet<br />
uns jetzt aktiv im Dollar-Geschäft.“ Ein weiterer Vorteil: Die<br />
Filiale <strong>de</strong>r US-Bank und Struckmeiers Fabrik liegen im gleichen<br />
Ort. Dem Firmenchef kommt es vor allem auf die regionale<br />
Präsenz an: „An<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utsche Banken haben zwar eigene<br />
Finanzzentren in <strong>de</strong>n Küstenstädten, ich brauchte aber einen<br />
Partner in Ohio.“<br />
Bilanzen auf <strong>de</strong>m Prüfstand<br />
Viele Unternehmer suchen das Gespräch mit ihrer Hausbank,<br />
wenn sie eine Finanzierung brauchen, auf Dienstleistungen<br />
und Services rund um das Mittelstandsgeschäft sprechen sie<br />
ihren Bankberater jedoch <strong>de</strong>utlich seltener an. Dabei haben<br />
Beratungsleistungen<br />
<strong>de</strong>r Banken<br />
> Informationen und Begleitung im Auslandsgeschäft<br />
> Managen von Zins- und Währungsrisiken sowie Absicherung<br />
von Rohstoffpreisen<br />
> Strategische Analyse <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
> Beratung zur Unternehmensnachfolge<br />
> Hilfe beim Aufbau einer betrieblichen Altersvorsorge<br />
> Risikoanalyse und Überprüfung <strong>de</strong>s Versicherungsschutzes<br />
> Energie- und CO 2-Check (Klima-Coach)<br />
> Hilfe bei <strong>de</strong>r Einrichtung von Arbeitszeitkonten<br />
> Beratung zu und Strukturierung von Club-Deals (syndizierte<br />
Finanzierungen mehrerer Banken)<br />
> Fachspezifi sche Seminare für Unternehmer<br />
Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken ihren mittelständischen<br />
Kun<strong>de</strong>n neben Serviceleistungen fürs Exportgeschäft<br />
noch weitere Dienstleistungen zu bieten. Die Berater<br />
<strong>de</strong>r Postbank beispielsweise durchleuchten Unternehmen,<br />
analysieren die Bilanzstruktur im Hinblick auf Risiken und<br />
machen Vorschläge, wie sich diese optimieren lässt. Ziel ist<br />
neben einer Verbesserung <strong>de</strong>r Finanzierungsstruktur das aktive<br />
Management von Währungskurs- und Zinsän<strong>de</strong>rungsrisiken.<br />
Die Münchner Hypovereinsbank bietet Firmenkun<strong>de</strong>n eine<br />
strategische Analyse ihres Unternehmens (STAR-Book-Präsentation)<br />
an. In die Betrachtung fl ießen die Marktstellung,<br />
individuelle Stärken und Schwächen, Strategie, wirtschaftliche<br />
Kennzahlen sowie <strong>de</strong>r errechnete Unternehmenswert<br />
ein. Diese Prüfungen helfen Mittelständlern, ihren unternehmerischen<br />
Kurs festzulegen, Risiken zu erkennen und geben<br />
konkrete Anregungen, an welchen Stellschrauben Firmenchefs<br />
drehen können, um die wirtschaftlichen Kennzahlen<br />
und damit auch die Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>s Betriebs zu verbessern.<br />
Nahezu alle Banken beraten ihre Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Strukturierung<br />
ihrer Altersvorsorge sowie <strong>de</strong>m Aufbau einer Betriebsrente<br />
für die Mitarbeiter. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Betrieb<br />
erarbeiten die Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer individuelle Vorsorgekonzepte,<br />
informieren und beraten die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
und übernehmen auf Wunsch die Verwaltung <strong>de</strong>r<br />
Altersvorsorge. Großer Beratungsbedarf besteht bei <strong>de</strong>r Frage,<br />
was die betriebliche Altersvorsorge <strong>de</strong>s Unternehmers überhaupt<br />
wert ist. Die in Chefetagen übliche Pensionszusage ist<br />
durch Rückstellungen in <strong>de</strong>r Bilanz häufi g nicht ausreichend<br />
fi nanziell ge<strong>de</strong>ckt. Banker empfehlen Unternehmern daher<br />
eine Auslagerung <strong>de</strong>r künftigen Zahlungsverpfl ichtung aus<br />
<strong>de</strong>r Bilanz, helfen, die Vorsorge zu optimieren und soli<strong>de</strong> zu<br />
privat<br />
fi nanzieren. Fotos:<br />
42 ProFirma 12 2009
Die Beratung von Firmenchefs zur Unternehmensnachfolge<br />
gehört bei <strong>de</strong>n Banken, die <strong>de</strong>n Mittelstand fi nanzieren, ebenfalls<br />
zum Standard. Denn wer seine Nachfolge nicht regelt,<br />
wird schnell zum Risikokandidat. Bankberater informieren<br />
Mittelständler, wie sich <strong>de</strong>r Ruhestand erfolgreich planen lässt<br />
und welche Möglichkeiten Firmenchefs offenstehen. Beson<strong>de</strong>rs<br />
bei <strong>de</strong>r Vermögensübertragung müssen Unternehmer<br />
einiges beachten: „Pfl ichtteilsansprüche, Erbschaftsteuerzahlungen<br />
sowie eventuelle Ausgleichszahlungen unter <strong>de</strong>n Er-<br />
ben können Nachkommen in erhebliche Liquiditätsengpässe<br />
bringen“, unterstreicht Stefan Rasp. „Beson<strong>de</strong>rs bei Betriebsvermögen<br />
kann das existenzbedrohen<strong>de</strong> Folgen haben“, weiß<br />
<strong>de</strong>r Experte für Vermögensnachfolge im Zentralbereich Privat-<br />
und Geschäftskun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hypovereinsbank. Ein weiteres<br />
Problem, das viele Seniorchefs unterschätzen: Fin<strong>de</strong>t sich kein<br />
Nachfolger in <strong>de</strong>r Familie o<strong>de</strong>r Belegschaft, muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
einen Käufer für sein Lebenswerk fi n<strong>de</strong>n, und das<br />
kann lange dauern. Wer zu spät mit <strong>de</strong>r Nachfolgeplanung<br />
beginnt, muss sich oftmals mit einem niedrigeren Kaufpreis<br />
zufrie<strong>de</strong>ngeben. Einige Geschäftsbanken bieten ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>shalb Seminare an und organisieren Infoaben<strong>de</strong>, um Unternehmer<br />
für dieses Thema zu sensibilisieren.<br />
Seit En<strong>de</strong> Oktober setzt die Hypovereinsbank verstärkt auf<br />
Seminare und Beratung, um Geschäftskun<strong>de</strong>n zu gewinnen.<br />
<strong>Als</strong> Gratistool aus <strong>de</strong>m Angebot von ProFirma Professional steht für<br />
Sie <strong>de</strong>r Fachbeitrag Internationalisierung im Mittelstand bereit. Er<br />
zeigt auf, wie kleine Betriebe Auslandsmärkte richtig erschließen.<br />
Sie können <strong>de</strong>n Beitrag kostenlos abrufen unter www.profi rma.<strong>de</strong><br />
ProFirma 12 2009<br />
Armin Struckmeier (links)<br />
nutzte die guten Kontakte<br />
seiner Sparkasse zum Aufbau<br />
<strong>de</strong>s US-Geschäfts.<br />
Dr. Wolfgang Palm (rechts)<br />
fand in seinem Bankberater<br />
einen wichtigen Ratgeber beim<br />
Bau einer Fabrik in England.<br />
GRATISTOOL <strong>de</strong>s Monats<br />
ProFirma PROFESSIONAL<br />
Die Neukun<strong>de</strong>noffensive richtet sich an Firmen mit einem<br />
Jahresumsatz von bis zu drei Millionen Euro. Neben einem<br />
Geschäftskonto, <strong>de</strong>m Konto 4 Business, gibt es eine garantierte<br />
Zusage für eine Kontokorrentlinie bis 50.000 Euro innerhalb<br />
von 48 Stun<strong>de</strong>n, Konjunkturnachrichten sowie eine kostenlose<br />
Marketingberatung vom Kooperationspartner Deutsche<br />
Post und einen Seminarbesuch für <strong>de</strong>n Unternehmer bei HVB,<br />
Post o<strong>de</strong>r Creditreform. Die Seminarinhalte – zum Beispiel<br />
„Debitorenmanagement im Mittelstand“, „Jahresabschlüsse<br />
erstellen“ o<strong>de</strong>r „erfolgreiche Bankgespräche führen“ – sind<br />
speziell auf kleine und mittlere Unternehmen zugeschnitten.<br />
An etwas umsatzstärkere Mittelständler richtet sich das Beratungsangebot<br />
<strong>de</strong>r Postbank. Das Kreditinstitut analysiert<br />
die Finanzquellen <strong>de</strong>r Unternehmen und betrachtet <strong>de</strong>ren<br />
Liquiditätssituation, um ein Finanzierungspaket zu schnüren,<br />
das <strong>de</strong>n Betrieben vor allem zwei Vorteile bietet: Planungssicherheit<br />
und einfaches Handling. Die Postbank berät ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n über sogenannte Club Deals o<strong>de</strong>r syndizierte Kredite,<br />
die mehrere Banken an einen Mittelständler ausreichen. Die<br />
Institute schließen sich zusammen, um unter Führung einer<br />
Bank ein maßgeschnei<strong>de</strong>rtes Finanzierungskonzept für das<br />
Kun<strong>de</strong>nunternehmen zu entwickeln und umzusetzen. Dieses<br />
bekommt Kontokorrentlinie, Betriebsmittel- und Investitionsfi<br />
nanzierungen, Avale und sogar öffentliche För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r aus<br />
einer Hand für drei bis fünf Jahre. „Liquidität sichert Rentabilität“<br />
umreißt Volker Jacobi, Leiter <strong>de</strong>s Bereichs strukturierte<br />
und syndizierte Finanzierungen bei <strong>de</strong>r Postbank-Tochter<br />
PB Firmenkun<strong>de</strong>n AG in Bonn, <strong>de</strong>n Beratungsansatz. „Zunächst<br />
geht es um eine ganzheitliche Cashfl ow-Betrachtung.<br />
In einem zweiten Schritt schaffen wir mit <strong>de</strong>r syndizierten<br />
Finanzierung Liquiditätssicherheit für das Unternehmen“,<br />
erläutert Jacobi. Da mehrere Banken gemeinsam das Kreditpaket<br />
schultern, kann ein einzelnes Institut nicht einfach aus<br />
<strong>de</strong>r Finanzierung aussteigen, <strong>de</strong>nn dazu braucht es die Stimmenmehrheit<br />
<strong>de</strong>r Finanzierungsrun<strong>de</strong>.<br />
Beratung ist bei allen Kreditinstituten <strong>de</strong>r Schlüssel zum Kun<strong>de</strong>n.<br />
Wer gut beraten wird, bleibt treuer Bankkun<strong>de</strong>. Firmenchefs<br />
profi tieren von <strong>de</strong>m breiten Angebot. Sie kommen leichter<br />
an Informationen, Kontakte und erfahren, wie Banker ihr<br />
Unternehmen bewerten. Zum Teil <strong>de</strong>ckt die Bankanalyse auch<br />
erhebliche Einsparpotenziale auf, wie etwa <strong>de</strong>r Klima-Coach<br />
<strong>de</strong>r Commerzbank. Angesichts steigen<strong>de</strong>r Energiepreise sieht<br />
das Frankfurter Bankhaus Handlungsbedarf für produzieren<strong>de</strong><br />
Mittelständler und bietet eine umfassen<strong>de</strong> Analyse an. Die<br />
Experten untersuchen, wie energieintensiv die Betriebe produzieren,<br />
und zeigen Einsparmöglichkeiten auf. Durch <strong>de</strong>n Vergleich<br />
<strong>de</strong>r Verbrauchsdaten mit Benchmarks <strong>de</strong>s Statistischen<br />
Bun<strong>de</strong>samts zur Energiemenge pro eine Million Umsatz, die<br />
für zehn Branchen vorliegen, fallen Abweichungen schnell<br />
auf. Der Aha-Effekt für viele Unternehmer: Der Klima-Coach<br />
berechnet, wie sich die mögliche Entwicklung <strong>de</strong>r Energiekosten<br />
künftig auf die Gewinn- und Verlustrechnung <strong>de</strong>r Firma<br />
auswirken kann. Vorschläge, wie sich Energieverbrauch und<br />
CO2-Ausstoß senken lassen, konkretisieren Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />
dann mit einem technischen Berater.<br />
43
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
Die Entwicklung und Erforschung neuer Produkte kostet viel Geld. Der Staat greift Mittelständlern mit einem neuen Programm unter die Arme.<br />
Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)<br />
Willkommener Geldregen<br />
Neue Produkte und Verfahren gelten als Erfolgsrezept für <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>r Krise. Mittelständler,<br />
die jetzt Innovationsprojekte beginnen, können mit staatlichen Hilfen rechnen.<br />
Denn das neue För<strong>de</strong>rprogramm ZIM bietet attraktive Zuschüsse. VON PAUL LAUER<br />
Lassen die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />
die Erforschung und Entwicklung neuer<br />
Produkte in <strong>de</strong>r Krise schleifen? Die<br />
Antworten auf diese Frage sind wi<strong>de</strong>rsprüchlich.<br />
Ja, lautet sie, wenn man auf<br />
<strong>de</strong>n kürzlich veröffentlichten „Innovationsindikator<br />
Deutschland 2009“<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Telekom Stiftung und<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Industrie (BDI) blickt. Er kommt zum<br />
Ergebnis, dass Deutschland im Innovationsvergleich<br />
von 17 Industrienationen<br />
von Platz acht auf Rang neun<br />
abgerutscht ist. Nein, lautet dagegen die<br />
Antwort <strong>de</strong>s Deutschen Industrie- und<br />
Han<strong>de</strong>lskammertags (DIHK). So gaben<br />
bei einer DIHK-Umfrage 30 Prozent<br />
<strong>de</strong>r befragten kleineren und mittleren<br />
Unternehmen an, mit einer erhöhten<br />
Innovationsaktivität auf die Krise zu<br />
reagieren, nur fünf Prozent haben ihre<br />
Budgets gekürzt.<br />
Ein Indiz dafür, dass Innovation ganz<br />
groß auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />
steht, ist auch die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s „Zentralen Innovationsprogramms<br />
Mittelstand (ZIM)“, das sich <strong>de</strong>rzeit einer<br />
regen Nachfrage bei mittelständischen<br />
Firmen erfreut. Dieses Programm, das<br />
im Juli 2008 aus <strong>de</strong>r Zusammenfassung<br />
mehrerer staatlicher För<strong>de</strong>rtöpfe entstan<strong>de</strong>n<br />
ist, hat sich zum zentralen För<strong>de</strong>rinstrument<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung gemausert.<br />
Einen Schub erhielt ZIM im Februar<br />
2009, nach<strong>de</strong>m die Regierung im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Konjunkturpakets II beschlossen<br />
hatte, die Mittel bis En<strong>de</strong> 2010 um<br />
900 Millionen Euro aufzustocken und<br />
das Programm für größere Unternehmen<br />
44 ProFirma 12 2009
zu öffnen. So haben jetzt nicht nur Mittelständler<br />
mit weniger als 250 Mitarbeitern<br />
Zugang zu Zuschüssen, son<strong>de</strong>rn bis<br />
En<strong>de</strong> 2010 auch Firmen mit bis zu 1.000<br />
Mitarbeitern. Die Folge: Bis Jahresen<strong>de</strong><br />
erwartet das Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium<br />
rund 8.000 Anträge, von <strong>de</strong>nen<br />
rund 5.000 positiv entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
dürften.<br />
Drei För<strong>de</strong>rmodule<br />
„ZIM ist das beste För<strong>de</strong>rprogramm in<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Technologieför<strong>de</strong>rung“,<br />
lobt Rudolf Spitzmüller, Vorstand <strong>de</strong>r<br />
Spitzmüller AG Technische Unternehmensberatung<br />
in Gengenbach, die Initiative<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung. Der Finanzierungsexperte<br />
muss es wissen. Denn seit<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1983 berät er mittelständische<br />
Betriebe beim Einsatz öffentlicher Gel<strong>de</strong>r<br />
zur Finanzierung von Investitionsvorhaben.<br />
Und das Lob hat seine Berechtigung.<br />
So vereinigt das För<strong>de</strong>rprogramm<br />
verschie<strong>de</strong>ne Vorteile in sich, die gera<strong>de</strong><br />
Mittelständlern entgegenkommen. Denn<br />
zum einen ist ZIM technologie- und<br />
branchenoffen, zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n<br />
Vorhaben in unterschiedlichen Konstellationen<br />
geför<strong>de</strong>rt, die in folgen<strong>de</strong>n drei<br />
Modulen zusammengefasst sind:<br />
ProFirma 12 2009<br />
Vom Antrag zur Genehmigung<br />
Je <strong>de</strong>taillierter die Unterlagen, <strong>de</strong>sto<br />
wahrscheinlicher ist die Genehmigung.<br />
Der Antrag sollte folgen<strong>de</strong><br />
Informationen enthalten:<br />
> Erläuterung <strong>de</strong>s Stands <strong>de</strong>r Technik<br />
> Erläuterung <strong>de</strong>s Innovationsgehalts<br />
> die Arbeitspakete, die als Bemessungsgrundlage<br />
für die Zuschussgewährung<br />
dienen<br />
> die kaufmännischen Kennzahlen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens<br />
> das Vermarktungsvolumen<br />
> die Auswirkung <strong>de</strong>s Projekts auf<br />
die Zukunftsaussicht <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
Modul 1 – Einzelprojekte: Dieser För<strong>de</strong>rweg<br />
ist für Unternehmen geeignet,<br />
die gerne innovative Verfahren und<br />
Produkte im Alleingang erforschen und<br />
entwickeln wollen. Bis Februar war dieser<br />
Weg nur für ost<strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />
geöffnet, seit <strong>de</strong>n Erweiterungen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Konjunkturpakets haben<br />
auch west<strong>de</strong>utsche Mittelständler<br />
einen Zugang. Das hat vor allem zu<br />
einem starken Anstieg <strong>de</strong>r Anträge für<br />
Einzelprojekte geführt. Nach Ansicht<br />
von Werner Rombach, Geschäftsführer<br />
für <strong>de</strong>n Bereich Technik beim Wirtschaftsverband<br />
Industrieller Unternehmen<br />
Ba<strong>de</strong>n (WVIB) in Freiburg, gibt es<br />
dafür einen plausiblen Grund: „Gera<strong>de</strong><br />
kleinere und mittlere Unternehmen lassen<br />
sich bei Neuentwicklungen nicht<br />
gerne in die Karten schauen.“<br />
Modul 2 – Kooperationen: Innovationsvorhaben<br />
können freilich sehr<br />
schnell komplex und damit teuer wer<strong>de</strong>n.<br />
Deswegen ist die För<strong>de</strong>rung von<br />
Kooperationsprojekten ein weiterer<br />
zentraler Bestandteil von ZIM. Geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Kooperationsformen:<br />
So kann es sich um eine<br />
Zusammenarbeit zwischen zwei Unternehmen<br />
han<strong>de</strong>ln, eine Zusammenarbeit<br />
zwischen einem Unternehmen und<br />
Fehler, die zu einer Ablehnung <strong>de</strong>s<br />
Antrags führen können:<br />
> <strong>de</strong>r Innovationsgehalt <strong>de</strong>s Produkts,<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dienstleistung<br />
ist nicht ausreichend<br />
> Qualifi kationsprofi le <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
sind nicht ausreichend<br />
> die wirtschaftliche Verwertung ist<br />
nicht zu gewährleisten<br />
> das Projekt steht nicht im Verhältnis<br />
zur Unternehmensgröße. Sind beispielsweise<br />
Personalkapazitäten von<br />
mehr als 50 Prozent gebun<strong>de</strong>n, droht<br />
die Ablehnung <strong>de</strong>s Vertrags<br />
> das Unternehmen hat vor Antragstellung<br />
mit <strong>de</strong>m Projekt begonnen<br />
einer Forschungseinrichtung o<strong>de</strong>r auch<br />
einfach nur darum, dass ein Unternehmen<br />
einen Forschungsauftrag an eine<br />
Institution erteilt.<br />
Modul 3 – Netzwerke: Dieses Modul<br />
will vor allem <strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>r Netzwerkkooperation<br />
för<strong>de</strong>rn. Dabei müssen<br />
sich min<strong>de</strong>stens sechs Unternehmen<br />
zu einem Projekt zusammenschließen.<br />
Außer<strong>de</strong>m muss eine Hochschule, eine<br />
Forschungseinrichtung o<strong>de</strong>r ein Dienstleister<br />
die Rolle <strong>de</strong>s Netzwerkmanagers<br />
übernehmen, <strong>de</strong>r auch die För<strong>de</strong>rung<br />
beantragen muss. Dieses Modul stellt<br />
jedoch hohe Ansprüche an alle Teilnehmer<br />
und spielt daher bei <strong>de</strong>n Anträgen<br />
bisher eine untergeordnete Rolle.<br />
Gestaffelte Zuschüsse<br />
Die Mittel aus <strong>de</strong>m Programm fl ießen<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen als nicht rückzahlbarer<br />
Zuschuss in Form einer Anteilsfi -<br />
nanzierung zu. Basis für die Berechnung<br />
<strong>de</strong>s Zuschusses bil<strong>de</strong>n dabei verschie<strong>de</strong>ne<br />
Kostenposten im Rahmen eines<br />
Innovationsvorhabens. Dazu gehören<br />
die Personaleinzelkosten, Kosten für<br />
projektbezogene Aufträge an Dritte so-<br />
wie sonstiger Aufwand wie Reise- o<strong>de</strong>r<br />
Materialkosten. Auf die Gesamtsum-<br />
Quelle: Spitzmüller AG/eigene Recherchen<br />
45
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
För<strong>de</strong>rsätze (in Prozent <strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rfähigen Kosten)<br />
Unternehmensgröße Einzelprojekte Kooperationen zwischen<br />
Unternehmen/ Forschungseinrichtung<br />
me erhalten die Unternehmen dann<br />
einen festgelegten Prozentsatz als Zuschuss.<br />
Bei kleinen Unternehmen (weniger<br />
als 50 Mitarbeiter) sind das je nach<br />
Modul bis zu 40 (im Osten 50) Prozent,<br />
bei mittleren Unternehmen (weniger<br />
als 250 Mitarbeiter) bis zu 40 (45) Prozent<br />
und bei großen Unternehmen bis<br />
zu 30 Prozent (siehe Kasten oben). För<strong>de</strong>rfähig<br />
sind zu<strong>de</strong>m Beratungsdienstleistungen,<br />
die Unternehmen während<br />
eines Projekts in Anspruch nehmen.<br />
Eine Einschränkung gibt es: Die Zuschüsse<br />
wer<strong>de</strong>n nicht unbegrenzt gezahlt,<br />
son<strong>de</strong>rn nur bis zu einer maximalen<br />
Kostensumme von 350.000 Euro.<br />
Strenge För<strong>de</strong>rkriterien<br />
Ob ein Innovationsvorhaben för<strong>de</strong>rungswürdig<br />
ist o<strong>de</strong>r nicht, darüber entschei<strong>de</strong>t<br />
eine Jury im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums.<br />
Grünes<br />
Licht erhalten nur Anträge, die alle<br />
För<strong>de</strong>rvoraussetzungen erfüllen. Unternehmen<br />
sollten Anträge sehr sorgfältig<br />
vorbereiten, empfi ehlt <strong>de</strong>shalb<br />
Werner Rombach: „Ohne einen guten<br />
Berater geht das nicht.“ Aber auch das<br />
Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium hat drei<br />
Anlaufstellen für Rat suchen<strong>de</strong> Betriebe<br />
eingerichtet: Es sind die sogenannten<br />
Projektträger, die jeweils eines <strong>de</strong>r drei<br />
Module fe<strong>de</strong>rführend betreuen (siehe<br />
Kasten rechts).<br />
Spitzmüller empfi ehlt ein Vorgehen in<br />
mehreren Etappen: „Zunächst sollten<br />
die Firmenchefs ihre Produktentwicklungs-<br />
und Dienstleistungsprojekte auf<br />
ihren Innovationsgehalt überprüfen.“<br />
Denn nicht je<strong>de</strong> Neuigkeit gilt als Innovation:<br />
„Anwen<strong>de</strong>r-Softwareprojekte<br />
sind beispielsweise nicht für eine För-<br />
<strong>de</strong>rung geeignet“, betont Spitzmüller.<br />
Die Antragsteller müssen vielmehr<br />
belegen, dass die Neuentwicklung mit<br />
ihren Funktionen und Merkmalen<br />
bisherige Produkte, Verfahren o<strong>de</strong>r<br />
technische Dienstleistungen <strong>de</strong>utlich<br />
übertrifft – und das Unternehmen muss<br />
auch belegen können, dass sich seine<br />
Zukunftsaussichten dadurch <strong>de</strong>utlich<br />
verbessern.<br />
Hat das Unternehmen gute Argumente,<br />
die Kriterien zu erfüllen, stellt sich im<br />
nächsten Schritt die Frage: Soll das Pro-<br />
DIE PROJEKTTRÄGER<br />
EINZELPROJEKTE<br />
EuroNorm GmbH<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Stralauer Platz 34; 10243 Berlin<br />
Tel.: 030 97003-041<br />
Fax: 030 97003-44<br />
E-Mail: zim@euronorm.<strong>de</strong><br />
KOOPERATIONSPROJEKTE<br />
AiF-Geschäftsstelle Berlin<br />
Tschaikowskistr. 49; 13156 Berlin<br />
Tel.: 030 48163-451<br />
Fax: 030 48163-402<br />
E-Mail: zim@aif-in-berlin.<strong>de</strong><br />
NETZWERKPROJEKTE<br />
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH<br />
Steinplatz 1; 10623 Berlin<br />
Tel.: 030 310078-380<br />
Fax: 030 310078-102<br />
E-Mail: zim-nemo@vdiv<strong>de</strong>-it.<strong>de</strong><br />
WEITER INFORMATIONEN<br />
www.zim-bmwi.<strong>de</strong><br />
Forschungsaufträge<br />
von Unternehmen<br />
Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
Kleine Unternehmen 40% 45% 45% 50% 40% 45%<br />
Mittlere Unternehmen 35% 35% (+10) 40% 45% 35% 35% (+10)<br />
Große Unternehmen 25% 25% (+5) 30% 30% (+5) 25% 25% (+5)<br />
Kleine Unternehmen = weniger als 50 Mitarbeiter/bis zehn Millionen Euro Umsatz; Mittlere Unternehmen = weniger als 250 Mitarbeiter/bis 50 Millionen Euro Umsatz; Große Unternehmen = bis 1.000 Mitarbeiter Quelle: BMWI<br />
jekt als Einzelvorhaben o<strong>de</strong>r im Rahmen<br />
einer Kooperation umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
Der Weg über eine Einzelför<strong>de</strong>rung ist<br />
nur dann sinnvoll, wenn <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
sein Wissen unter Verschluss halten<br />
will und gleichzeitig das Risiko und<br />
<strong>de</strong>r fi nanzielle Aufwand überschaubar<br />
bleiben. Bei größeren und komplexeren<br />
Innovationen dürfte daher eine Kooperation<br />
<strong>de</strong>r bessere Weg sein. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
dabei ist allerdings, dass das Unternehmen<br />
<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Partner fi n<strong>de</strong>t,<br />
<strong>de</strong>r für das Vorhaben das notwendige<br />
Know-how mitbringt. Dr. Jürgen Dillmann,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>s Werkzeugmaschinenbauers<br />
EHT mit Sitz in Emmendingen,<br />
hat sich beispielsweise für<br />
eine Kooperation entschie<strong>de</strong>n. Für eine<br />
Neuentwicklung ist er eine Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r Universität Stuttgart eingegangen.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>s Partners war<br />
kein Zufall. Denn Dillmann kennt das<br />
Institut aus seiner Zeit als Doktorand:<br />
„Ich wusste daher, dass das <strong>de</strong>r richtige<br />
Partner für uns ist.“<br />
Ist auch die Entscheidung für <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rweg<br />
gefallen, kann das Unternehmen<br />
daran gehen, die Unterlagen für <strong>de</strong>n<br />
Antrag (siehe auch Kasten auf Seite 45)<br />
zusammenzustellen. Der Antrag muss<br />
dabei nur in einfacher Ausführung <strong>de</strong>m<br />
Projektträger vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Wichtig<br />
ist, dass die Unterlagen vollständig<br />
sind. Dann kann das Unternehmen damit<br />
rechnen, nach einer Bearbeitungszeit<br />
von rund drei Monaten <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rbescheid<br />
zu erhalten. Unternehmen,<br />
die es eilig haben, müssen mit <strong>de</strong>m Projektstart<br />
allerdings nicht bis zum Erhalt<br />
<strong>de</strong>s Bescheids warten. Sie können schon<br />
beginnen, wenn sie die Bestätigung <strong>de</strong>s<br />
Antragseingangs erhalten haben – allerdings<br />
auf eigenes Risiko.<br />
46 ProFirma 12 2009
ProFirma 12 2009<br />
Soll & Haben<br />
Professor Jörn-Axel Meyer ist Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Vorstands und wissenschaftlicher<br />
Direktor <strong>de</strong>s Deutschen Instituts für<br />
kleinere und mittlere Unternehmen e.V.<br />
Info: www.dikmu.<strong>de</strong><br />
Die blockierte Motivationsspritze<br />
Die I<strong>de</strong>e, die Mitarbeiter eines Unternehmens auf <strong>de</strong>m Weg<br />
zum Erfolg mitzunehmen, ist wahrlich nicht neu. Denn mit<br />
kaum etwas an<strong>de</strong>rem lassen sich Motivation und Kreativität<br />
<strong>de</strong>r Arbeitnehmer effektiver wecken als mit <strong>de</strong>m Versprechen,<br />
sie an <strong>de</strong>n Früchten ihrer Arbeit zu beteiligen. Bei <strong>de</strong>n großen<br />
Unternehmen hierzulan<strong>de</strong> wird das schon lange so gehandhabt,<br />
im europäischen Ausland erst recht. Vielerorts hat die<br />
Mitarbeiterbeteiligung also eine lange Tradition, allerdings<br />
nicht bei <strong>de</strong>n kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in<br />
Deutschland. Doch woran liegt es, dass gera<strong>de</strong> KMU so zögerlich<br />
mit diesem Instrument umgehen? Fehlen die steuerlichen<br />
Anreize? O<strong>de</strong>r fürchten die Arbeitgeber, dass bei ihnen mitgere<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n könnte?<br />
Das Deutsche Institut für kleine und mittlere Unternehmen<br />
e.V. in Berlin hat sich <strong>de</strong>shalb mit <strong>de</strong>r Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />
im Lichte <strong>de</strong>r jüngsten Gesetzesnovellierung genauer<br />
auseinan<strong>de</strong>rgesetzt – mit einem ernüchtern<strong>de</strong>n Ergebnis.<br />
Denn trotz <strong>de</strong>r gesetzlichen Neuregelungen bleibt vieles beim<br />
Alten, und kaum ein mittelständischer Unternehmer kennt<br />
die Neuerungen.<br />
Die Ursache liegt vor allem darin, dass mutige und fortschrittliche<br />
Vorschläge, wie sie zu Beginn <strong>de</strong>s Gesetzgebungsverfahrens<br />
auf <strong>de</strong>m Tisch lagen, im Kompromissentwurf <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung weich gewaschen wur<strong>de</strong>n und weitgehend<br />
verbleicht sind. So bleibt ein wesentlicher Hin<strong>de</strong>rungsgrund<br />
einer erfolgs- und gewinnbezogenen Mitarbeiterbeteiligung<br />
die komplizierte Besteuerung <strong>de</strong>r Ausschüttungen. Hier<br />
wäre es sinnvoller, diese wie an<strong>de</strong>re Kapitalerträge mit einem<br />
25-prozentigen Pauschalsteuersatz zu belegen. Liegt <strong>de</strong>r persönliche<br />
Einkommensteuersatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters dann unter<br />
25 Prozent, kann er sich im Rahmen seiner Einkommensteuererklärung<br />
die zu viel gezahlte Steuer zurückerstatten lassen.<br />
Mängel gibt es auch in <strong>de</strong>r praktischen Umsetzung. Denn die<br />
Beteiligung am eigenen Unternehmen sollte zu 100 Prozent<br />
Von Jörn-Axel Meyer<br />
erfolgen und nicht nur zu 75 Prozent, wie es das gesetzliche<br />
Fondsmo<strong>de</strong>ll vorsieht (<strong>de</strong>r Regelung zufolge sollen weitere<br />
25 Prozent breit gestreut wer<strong>de</strong>n). Um diese Kleinteiligkeit<br />
zu vermei<strong>de</strong>n, sollten modifi zierte Formen <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Kapitalgesellschaften in Richtung einer Mitarbeiter-AG o<strong>de</strong>r<br />
-GmbH mit begrenzter Publizitäts- und Berichtspfl icht geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit Musterverträgen wür<strong>de</strong> die Regierung<br />
außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinen Unternehmen<br />
und Beteiligten erheblich min<strong>de</strong>rn.<br />
Des Weiteren müssen für die Mitarbeiterbeteiligungen die<br />
Prinzipien unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns gelten. Das heißt<br />
konkret, dass sie nicht nur am Erfolg beteiligt wer<strong>de</strong>n müssen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch an Verlusten. Daraus folgt im nächsten Schritt,<br />
dass Beschäftigten, die sich quasi als Kleinunternehmer an <strong>de</strong>r<br />
eigenen Firma beteiligen, auch die Mitbestimmungsrechte<br />
einzuräumen sind, wie sie je<strong>de</strong>m Kapitalgeber gewährt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Allerdings dürfte es gera<strong>de</strong> bei Mitarbeitern mit<br />
kleinem Einkommen und mangeln<strong>de</strong>m Einschätzungsvermögen<br />
für das Risiko schwierig sein, diese für Beteiligungen<br />
zu gewinnen. Hier bieten sich zwei Wege an:<br />
> Erstens sollten Zuweisungen in Form von Verlustbeteiligungen<br />
eingeführt wer<strong>de</strong>n. Diese Verlustzuweisungen dürfen<br />
jedoch nicht zu fi nanziellen Belastungen für die Mitarbeiter<br />
führen, son<strong>de</strong>rn sind auf die Folgejahre vorzutragen.<br />
So können Gewinnbeteiligungen aus guten Zeiten mit Verlusten<br />
aus <strong>de</strong>n schlechten Zeiten verrechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
> Zweitens sollte ein Einlagensicherungsfonds geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r im Insolvenzfall für die Mitarbeiterkapitalbeteiligungen<br />
bis zu 100 Prozent einspringt.<br />
Es gibt also genügend Wege und Konzepte, die materielle Mitarbeiterbeteiligung<br />
in Deutschland voranzubringen. Dabei ist<br />
es unerlässlich, die Mitarbeiter auf <strong>de</strong>m Weg zum Erfolg mitzunehmen,<br />
zu motivieren, zu bin<strong>de</strong>n und sie für ihren Anteil<br />
zu belohnen.<br />
Kolumne<br />
47
Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Steuerän<strong>de</strong>rungen 2010<br />
Entlastung in Häppchen<br />
Kleine und mittlere Unternehmen sollen von 2010 an weniger Steuern zahlen.<br />
Die neue Regierung korrigiert dabei überwiegend Gesetze <strong>de</strong>r Großen Koalition.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
Von <strong>de</strong>r Steuererklärung auf <strong>de</strong>m „Bier<strong>de</strong>ckel“<br />
ist die Schwarz-Gelbe Koalition<br />
zwar weit entfernt, doch die geplanten<br />
Steuerän<strong>de</strong>rungen können sich sehen<br />
lassen. So sollen Unternehmen und<br />
Bürger in einem ersten Schritt im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s „Wachstumsbeschleunigungsgesetzes“<br />
zum 1. Januar 2010 um 8,5<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro entlastet wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Voraussetzungen dafür schuf das Bun<strong>de</strong>skabinett<br />
mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Beschluss am 9. November. Von <strong>de</strong>n<br />
geplanten Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong><br />
kleine und mittlere Unternehmen profi<br />
tieren, wie die folgen<strong>de</strong>n Beispiele ver<strong>de</strong>utlichen.<br />
Sofortabschreibung<br />
Vom Jahr 2010 an sollen Unternehmen<br />
wie<strong>de</strong>r geringwertige Wirtschaftsgüter<br />
mit einem Anschaffungswert von bis<br />
zu 410 Euro sofort abschreiben können.<br />
Die alte Bun<strong>de</strong>sregierung hatte diese<br />
Höchstgrenze bei <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform<br />
auf 150 Euro gesenkt und<br />
dafür einen Sammelposten für Anschaffungen<br />
zwischen 150,01 Euro bis 1.000<br />
Euro eingeführt, <strong>de</strong>r über fünf Jahre<br />
abgeschrieben wer<strong>de</strong>n muss. Dieser<br />
Posten wird jedoch nicht abgeschafft.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen haben Unternehmen zukünftig<br />
ein Wahlrecht zwischen <strong>de</strong>r<br />
erhöhten Sofortabschreibung und <strong>de</strong>r<br />
Abschreibung über <strong>de</strong>n Sammelposten.<br />
Wer Letzteren wählt, kann geringwertige<br />
Wirtschaftsgüter weiterhin nur<br />
bis 150 Euro sofort abschreiben (siehe<br />
Beispiel rechts).<br />
Bei <strong>de</strong>r Rückkehr zur 410-Euro-Grenze<br />
lohnt es sich also wie<strong>de</strong>r, am Jahresen<strong>de</strong><br />
auf Einkaufstour zu gehen, um <strong>de</strong>n Gewinn<br />
gezielt beeinfl ussen zu können.<br />
Sanierungsklausel<br />
Mit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform<br />
hatte die Große Koalition auch <strong>de</strong>n sogenannten<br />
Mantelkauf drastisch eingeschränkt.<br />
Bei diesem Mantelkauf konnten<br />
Unternehmen Betriebe in roten<br />
Zahlen übernehmen, mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />
Verluste in Form von Verlustvorträgen<br />
zur Steuerersparnis zu nutzen. Da die<br />
Einschränkungen in <strong>de</strong>r Wirtschaft auf<br />
harsche Kritik stießen, entschärfte die<br />
alte Regierung die Verlustabzugsregel<br />
mit einer neuen Sanierungsklausel für<br />
die Jahre 2008 und 2009. Damit wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Untergang von Verlustvorträgen bei<br />
Beispiel: Einzelunternehmer Huber erwirbt folgen<strong>de</strong> selbstständig nutzbare<br />
Gegenstän<strong>de</strong> für sein betriebliches Anlagevermögen: Schreibtisch 400 Euro, Kombigerät<br />
(Fax/Scanner/Kopierer) 800 Euro, Taschenrechner 70 Euro. Je nach Wirtschaftsjahr<br />
gilt Folgen<strong>de</strong>s:<br />
Schreibtisch<br />
400 Euro<br />
Kombigerät<br />
800 Euro<br />
Taschenrechner<br />
70 Euro<br />
Kauf 2009 Kauf 2010 mit Wahlrecht<br />
Sammelposten:<br />
Abschreibung auf fünf<br />
Jahre, Betriebsausgaben<br />
pro Jahr 80 Euro<br />
Sammelposten:<br />
Abschreibung auf fünf<br />
Jahre, Betriebsausgaben<br />
pro Jahr 160 Euro<br />
Kleine Steuergeschenke erhalten<br />
die Freundschaft <strong>de</strong>r Wähler.<br />
Alternative 1: Sofortabzug 400 Euro<br />
Alternative 2: Sammelposten 80 Euro pro Jahr<br />
Alternative 3: Reguläre Abschreibung von 13 Jahren =<br />
30 Euro Betriebsausgaben pro Jahr.<br />
Alternative 1: Abschreibung über reguläre Nutzungsdauer<br />
drei Jahre = 267 Euro pro Jahr<br />
Alternative 2: Sammelposten, Abschreibung auf fünf Jahre,<br />
Betriebsausgaben pro Jahr 160 Euro<br />
Sofortabzug 70 Euro Alternative 1: Sofortabzug 70 Euro<br />
Alternative 2: Abschreibung auf Nutzungsdauer drei Jahre<br />
= Betriebsausgaben 23 Euro<br />
48 ProFirma 12 2009
einem Besitzerwechsel auf sanierungswillige<br />
Investoren für diese bei<strong>de</strong>n Jahre<br />
ausgeschlossen (§ 8c Abs. 1a KStG).<br />
Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>r neuen Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
soll die Sanierungsklausel nun<br />
über das Jahr 2009 auf unbestimmte<br />
Zeit gelten. Die Sanierungsklausel zum<br />
Erhalt <strong>de</strong>r Verlustvorträge greift, wenn<br />
eine <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Voraussetzungen<br />
erfüllt ist.<br />
> Es muss eine Betriebsvereinbarung<br />
über <strong>de</strong>n Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
> In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n fünf Jahren nach<br />
<strong>de</strong>m Anteilskauf muss die durchschnittliche<br />
Lohnsumme min<strong>de</strong>stens<br />
80 Prozent <strong>de</strong>r Ausgangslohnsumme<br />
betragen.<br />
> Der GmbH muss innerhalb von zwölf<br />
Monaten neues Betriebsvermögen<br />
zugeführt wer<strong>de</strong>n, das min<strong>de</strong>stens 25<br />
Prozent <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Steuerbilanz <strong>de</strong>s<br />
Vorjahres ausgewiesenen Aktivvermögens<br />
entspricht.<br />
Unternehmensnachfolge<br />
Die Bedingungen für die Unternehmensnachfolge<br />
im Wege <strong>de</strong>r Erbschaft<br />
o<strong>de</strong>r Schenkung wer<strong>de</strong>n ebenfalls gelockert.<br />
So sollen Nachfolger in <strong>de</strong>n Genuss<br />
einer 85-prozentigen Steuerbefreiung<br />
<strong>de</strong>s Betriebsvermögens von 2010<br />
an schon nach fünf statt nach sieben<br />
Jahren kommen, wenn<br />
> die Lohnsumme am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />
Zeitraums nicht unter 400 Prozent<br />
(bisher 650) gesunken ist. Weitere Lockerung:<br />
Die Regelung gilt zukünftig<br />
für Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern<br />
statt bisher zehn.<br />
> das unschädliche Verwaltungsvermögen<br />
wie bisher maximal 50 Prozent<br />
beträgt.<br />
100 Prozent <strong>de</strong>s begünstigten Betriebsvermögens<br />
sollen von 2010 an nach sieben<br />
statt bisher zehn Jahren steuerfrei<br />
bleiben, wenn<br />
> die Lohnsumme am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />
Zeitraums nicht unter 700 Prozent<br />
(bisher 1.000) gesunken ist. Davon betroffen<br />
sind Unternehmen mit mehr<br />
als 20 Beschäftigten (bisher zehn).<br />
> das unschädliche Verwaltungsvermögen<br />
wie bisher maximal zehn Prozent<br />
beträgt.<br />
ProFirma 12 2009<br />
Erbschaftsteuer<br />
Mit einer Korrektur <strong>de</strong>s Steuertarifs sollen<br />
Geschwister und Geschwisterkin<strong>de</strong>r<br />
bei Erbfällen <strong>de</strong>utlich entlastet wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n die Steuersätze<br />
in <strong>de</strong>r Steuerklasse II gestaffelt<br />
nach <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s geerbten Vermögens<br />
auf 15 Prozent (bis 52.000 Euro Vermögen)<br />
bis 43 Prozent (ab 26 Millionen<br />
Euro) gesenkt. Bisher lagen die Sätze<br />
zwischen 30 und 50 Prozent. Der neue<br />
Tarif soll für Erbfälle gelten, die nach<br />
<strong>de</strong>m Jahr 2009 steuerpfl ichtig wer<strong>de</strong>n.<br />
Umsatzsteuersatz<br />
Bereits zum 1. Januar 2010 soll schließlich<br />
<strong>de</strong>r Umsatzsteuersatz bei Beherbergungsleistungen<br />
im Hotel- und<br />
Gastronomiegewerbe von 19 Prozent<br />
auf sieben Prozent reduziert wer<strong>de</strong>n<br />
(§ 12 Abs. 2 Nr. 11 UStG neu). Die Ermäßigung<br />
umfasst sowohl die Umsätze<br />
<strong>de</strong>s klassischen Hotelgewerbes<br />
als auch kurzfristige Beherbergungen<br />
in Pensionen, Frem<strong>de</strong>nzimmern und<br />
vergleichbaren Einrichtungen. Dabei<br />
gilt: Der ermäßigte Steuersatz ist dann<br />
anzuwen<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Umsatz ausgeführt<br />
wird.<br />
Auf www.profi rma.<strong>de</strong> halten wir Sie<br />
über die weitere Entwicklung auf <strong>de</strong>m<br />
Laufen<strong>de</strong>n.<br />
WEITERE ÄNDERUNGEN IM ÜBERBLICK<br />
Kin<strong>de</strong>rfreibetrag: Er wird je Kind von 6.024 Euro auf 7.008 Euro angehoben.<br />
Kin<strong>de</strong>rgeld: Je Kind erhöht sich die staatliche Zuwendung um 20 Euro, für das erste<br />
und zweite Kind von jeweils 164 Euro auf 184 Euro.<br />
Gewerbesteuer: Der gewerbesteuerliche Hinzurechnungssatz bei Miet- und Pachtzinsen<br />
wird von 65 auf 50 Prozent gesenkt.<br />
Zinsschranke 1: Die im Bürgerentlastungsgesetz angehobene Freigrenze von drei<br />
Millionen Euro soll nicht nur bis 31. Dezember 2009, son<strong>de</strong>rn dauerhaft gelten.<br />
Hintergrund: Betragen die Zinseinkünfte eines Unternehmens mehr als drei Millionen<br />
Euro, darf ein Teil <strong>de</strong>r Zinsen erst in späteren Jahren als Betriebsausgabe verbucht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Zinsschranke 2: Die Anwendung <strong>de</strong>r sogenannten Escape-Klausel soll für Konzerne<br />
erleichtert wer<strong>de</strong>n.<br />
Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer: Grundstücks- o<strong>de</strong>r Anteilsübertragungen im Rahmen bestimmter<br />
betrieblicher Umstrukturierungen sollen von <strong>de</strong>r Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer befreit<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn sich die Beteiligungsverhältnisse mittelbar nicht verän<strong>de</strong>rn.<br />
Steuer-Ticker<br />
STEUERSCHULDNERSCHAFT<br />
Rechnet ein <strong>de</strong>utscher Unternehmer<br />
Bauleistungen ab, schul<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Auftraggeber<br />
die Umsatzsteuer aus dieser<br />
Rechnung nach § 13b Abs. 1 Nr.<br />
4 UStG, wenn er selbst nachhaltig<br />
Bauleistungen erbringt. Das Finanzministerium<br />
hat in einem Schreiben zu<br />
Zweifelsfragen Stellung genommen,<br />
wann ein Auftraggeber nachhaltig<br />
Bauleistungen erbringt (BMF vom<br />
16.10.2009, Az. IV B 9 - S 7279/0).<br />
STUDIENGEBÜHREN<br />
Die Übernahme <strong>de</strong>r Studiengebühren<br />
durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber ist unter bestimmten<br />
Voraussetzungen für <strong>de</strong>n<br />
Arbeitnehmer schon länger steuerfrei,<br />
dagegen waren aber Sozialversicherungsbeiträge<br />
fällig. Nach einer Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Sozialgesetzbuchs IV dürfen<br />
die Studiengebühren <strong>de</strong>m Arbeitsentgelt<br />
jetzt nicht mehr hinzugerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Klartext be<strong>de</strong>utet das: Ist<br />
die Übernahme <strong>de</strong>r Studienkosten für<br />
<strong>de</strong>n Arbeitnehmer steuerfrei, gilt das<br />
vom 22. Juli 2009 an auch für die Sozialversicherung.<br />
49
IT & Investition – Business digital<br />
Electronic-Content-Management<br />
Schneller ohne Papierberge<br />
Mittelständische Firmen verlieren viel Geld durch ineffi ziente, papiergebun<strong>de</strong>ne<br />
Geschäftsprozesse. Mit konsequenter Vernetzung und digitalem Dokumentenmanagement<br />
lassen sich Zeit und Kosten sparen – das Unternehmen wird transparenter<br />
und leistungsfähiger. VON TIM COLE<br />
Das papierlose Büro wird ein<br />
Traum bleiben, aber mo<strong>de</strong>rne<br />
Technik hilft immerhin, die<br />
Aktenberge zu verkleinern.<br />
50 ProFirma 12 2009<br />
Foto: BARC
„40 Jahre Internet – und immer noch ertrinken <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />
in einem Meer von Papier!“ Steffen Tampe schüttelt<br />
<strong>de</strong>n Kopf. Der Fachmann für Dokumentenmanagement<br />
ist Direktor bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Bearingpoint in<br />
Leipzig, und er erlebt je<strong>de</strong>n Tag, wie kleine und große Firmen<br />
Geld vernichten mit Geschäftsprozessen, die seiner Meinung<br />
nach noch in <strong>de</strong>r „digitalen Steinzeit“ festsitzen. Was ihnen<br />
fehlt? Der Sachse <strong>de</strong>nkt kurz nach und fällt dann ein vernichten<strong>de</strong>s<br />
Urteil: „Sie haben lei<strong>de</strong>r immer noch nicht <strong>de</strong>n Wert<br />
von Vernetzung verstan<strong>de</strong>n.“<br />
Tatsächlich hat sich <strong>de</strong>r Büroalltag in vielen Firmen trotz PC<br />
und Internet in vielen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Details nicht wirklich<br />
verän<strong>de</strong>rt. Noch immer wan<strong>de</strong>rn Papierdokumente von<br />
Schreibtisch zu Schreibtisch, wer<strong>de</strong>n E-Mails ausgedruckt und<br />
<strong>de</strong>m Chef in <strong>de</strong>r Postmappe vorgelegt, suchen hoch qualifi -<br />
zierte Mitarbeiter oft stun<strong>de</strong>nlang im Keller nach einem falsch<br />
abgelegten Vermerk o<strong>de</strong>r einem wichtigen Vertrag, öffnen<br />
selber ihre Briefe und stellen sich am Kopierer hintenan – alles<br />
Dinge, die laut Tampe eigentlich längst <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
angehören müssten, wenn Unternehmen „ihre Hausaufgaben<br />
gemacht und rechtzeitig in ECM investiert hätten“.<br />
Die drei Buchstaben ECM stehen für „Enterprise Content<br />
Management“, zu <strong>de</strong>utsch „unternehmensweites Dokumentenmanagement“,<br />
und sie beschreiben eine Welt, die seit Jahren<br />
zwar beschworen, aber nie wirklich ernsthaft in Angriff<br />
genommen wor<strong>de</strong>n ist, nämlich das (weitgehend) papierlose<br />
Büro. Nicht, dass Leute wie Tampe ernsthaft glauben,<br />
dass Papier ganz aus <strong>de</strong>m Arbeitsalltag verschwin<strong>de</strong>n wird.<br />
„Die automatische Bearbeitung <strong>de</strong>s<br />
Posteingangs gewinnt seit einigen<br />
Jahren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung.“<br />
MICHAEL SCHIKLANG, BARC, WÜRZBURG<br />
„Aber wenn man konsequent versuchen wür<strong>de</strong>, Papier überall<br />
dort durch Digitaltechnik zu ersetzen, wo es sinnvoll ist,<br />
könnte die Wirtschaft je<strong>de</strong>s Jahr Milliar<strong>de</strong>n sparen“, ist er<br />
überzeugt.<br />
Brinda Dalal, eine Anthropologin, die für das Entwicklungslabor<br />
<strong>de</strong>r Firma Xerox in Kanada arbeitet, wühlt hauptamtlich<br />
in <strong>de</strong>n Papierkörben an<strong>de</strong>rer Leute und bezeichnet sich <strong>de</strong>shalb<br />
selbst als „garbologist“ – als Müllforscherin. Sie hat bei<br />
ihren Grabungen erstaunliche Erkenntnisse zutage geför<strong>de</strong>rt,<br />
zum Beispiel die, dass <strong>de</strong>r durchschnittliche Wissensarbeiter<br />
pro Monat 1.200 Blatt bedrucktes o<strong>de</strong>r kopiertes Papier produziert<br />
– zweieinhalb han<strong>de</strong>lsübliche Packungen, also. Und<br />
was noch schlimmer ist: Ein Fünftel davon wan<strong>de</strong>rt noch am<br />
gleichen Tag in die Tonne. Insgesamt 44,5 Prozent aller Papierdokumente<br />
wer<strong>de</strong>n nur für <strong>de</strong>n täglichen Arbeitsbedarf<br />
erstellt, also Auftragszettel, Entwürfe o<strong>de</strong>r Notizen.<br />
ProFirma 12 2009<br />
Elektronische Akten<br />
Wie es an<strong>de</strong>rs gehen kann, zeigt das Beispiel <strong>de</strong>r Firma Gabel-<br />
Schmidt in Winsen an <strong>de</strong>r Luhe, ein 300 Jahre alter Schmie<strong>de</strong>betrieb.<br />
Rund 30 Mitarbeiter fertigen hier Stahlzinken für<br />
Gabelstapler, und zwar sowohl Serienteile wie auch Spezialanfertigungen,<br />
für die zum Beispiel oft beson<strong>de</strong>re Wärmebehandlungen<br />
nötig sind. Die Dokumentation <strong>de</strong>r Bauteile und<br />
<strong>de</strong>r Qualitätskontrolle erfor<strong>de</strong>rt eine Flut von Dokumenten<br />
und Formularen, die früher in Aktenordnern gesammelt wur<strong>de</strong>n<br />
und während <strong>de</strong>r Fertigung durch <strong>de</strong>n Betrieb wan<strong>de</strong>rten.<br />
Nach <strong>de</strong>r Auslieferung kamen Installationsprotokolle und<br />
Kun<strong>de</strong>nberichte vom Außendienst hinzu – ein stattlicher Papierberg<br />
für je<strong>de</strong> ausgelieferte Gabel.<br />
Inzwischen sind die Ordner verschwun<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen kann<br />
je<strong>de</strong>r Mitarbeiter bei Bedarf eine elektronische Akte aufrufen<br />
und bekommt alle wesentlichen Dokumente zu <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n<br />
Bauteil digital auf <strong>de</strong>m Bildschirm präsentiert. Selbst<br />
handgeschriebene Notizen sind dort abgelegt und können<br />
je<strong>de</strong>rzeit abgerufen wer<strong>de</strong>n. „Wir wollten nicht mehr, dass<br />
wichtige Mitteilungen auf Papier in Schränken einstauben,<br />
son<strong>de</strong>rn transparent für je<strong>de</strong>n zugänglich sind“, sagt Geschäftsführerin<br />
Michaela Schmidt-Lucht. Das System <strong>de</strong>r Firma<br />
Mesonic aus Scheeßel in Nie<strong>de</strong>rsachsen wur<strong>de</strong> ursprünglich<br />
für die Warenwirtschaft eingeführt, steht aber inzwischen<br />
auch Mitarbeitern in <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung ebenso zur Verfügung<br />
wie <strong>de</strong>m Vertrieb. Geplant ist auch die Anbindung einer<br />
bereits existieren<strong>de</strong>n Reklamationsabwicklung.<br />
Der Anteil an digitalen Dokumenten in einem normalen <strong>de</strong>utschen<br />
Unternehmen liegt einer Studie von IBM zufolge zwar<br />
inzwischen schon recht hoch; zwischen 70 und 80 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Papierdokumente wer<strong>de</strong>n irgendwann gescannt, dazu<br />
kommen von <strong>de</strong>n Mitarbeitern bereits in Digitalform erstellte<br />
Word-Dokumente o<strong>de</strong>r Excel-Tabellen sowie E-Mails. Doch<br />
bleiben die meisten davon ungenutzt, weil nicht zentral<br />
51
IT & Investition – Business digital<br />
darauf zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n kann. „Maximal 20 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Dokumente liegen in kodierter Form vor, können also je<strong>de</strong>rzeit<br />
gefun<strong>de</strong>n und auch von an<strong>de</strong>ren verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n“,<br />
sagt Feri Clayton, Leiterin <strong>de</strong>r ECM-Entwicklung bei <strong>de</strong>r IBM<br />
Software Group. Der Rest lagert irgendwo auf <strong>de</strong>n Festplatten<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Mail-Server – „also <strong>de</strong> facto auf<br />
<strong>de</strong>m digitalen Müllberg, <strong>de</strong>n es fast in je<strong>de</strong>m Unternehmen<br />
gibt“, wie sie behauptet. Das Ziel von ECM, so Clayton, ist es,<br />
„Geschäftsprozesse stromlinienförmig zu verschlanken, damit<br />
Unternehmen Mehrwert aus <strong>de</strong>n Informationen ziehen<br />
können, die bereits im Haus vorhan<strong>de</strong>n sind. Das macht sie<br />
profi tabler und produktiver“.<br />
Den Posteingang automatisieren<br />
Die Einführung von ECM sollte bei <strong>de</strong>n einfachen, alltäglichen<br />
Dingen beginnen, wie beispielsweise <strong>de</strong>m Posteingang, rät Michael<br />
Schiklang, Analyst am Business Application Research<br />
Center (BARC), einer Ausgründung <strong>de</strong>r Universität Würzburg.<br />
Die gängige Unternehmenspraxis sieht nach seiner<br />
Beobachtung so aus: Briefe wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r ungeöffnet in<br />
die Fachabteilung getragen o<strong>de</strong>r, wenn <strong>de</strong>r richtige Empfänger<br />
nicht sofort ersichtlich ist, in <strong>de</strong>r Poststelle geöffnet und<br />
inhaltlich zugeordnet. Häufi g bleibt die Korrespon<strong>de</strong>nz im<br />
Posteingangskorb liegen, etwa wenn <strong>de</strong>r Empfänger im Urlaub,<br />
außer Haus o<strong>de</strong>r im Meeting ist – obwohl <strong>de</strong>r Brief unter<br />
Umstän<strong>de</strong>n wichtige Informationen enthält, die zum Abarbeiten<br />
eines Geschäftsvorgangs benötigt wer<strong>de</strong>n. Häufi g betrifft<br />
das Dokument mehrere Mitarbeiter, also wer<strong>de</strong>n Kopien<br />
gemacht und herumgeschickt. Ist <strong>de</strong>r Vorgang abgeschlossen,<br />
wan<strong>de</strong>rn die Papieroriginale ins Archiv, wo sie gescannt und<br />
entwe<strong>de</strong>r weggeworfen o<strong>de</strong>r – wenn es entsprechen<strong>de</strong> Aufbe-<br />
wahrungspfl ichten gibt – in Aktenordnern abgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
„Das Thema automatische Posteingangsbearbeitung gewinnt<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung“, behauptet<br />
Schiklang. Grund dafür ist neben <strong>de</strong>r immer höher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Erkennungsgenauigkeit <strong>de</strong>r Schrifterkennungssysteme auch<br />
„das Bewusstsein von Unternehmen, dass die teilweise Automatisierung<br />
von Prozessen erhebliche Qualitäts- und Zeitvorteile<br />
mit sich bringet sowie Kosten senkt“, meint <strong>de</strong>r Fachmann.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass die Papierpost gleich zu Beginn durch<br />
Scannen digitalisiert wird. Das Original kann gleich im Archiv<br />
verschwin<strong>de</strong>n, das elektronische Abbild nimmt seinen Weg<br />
durchs Unternehmen, wobei intelligente Software in <strong>de</strong>r Lage<br />
ist festzustellen, um was für ein Dokument es sich han<strong>de</strong>lt<br />
und zu welchem Vorgang es gehört, etwa durch Erkennen<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Rechnungsnummer. Sobald <strong>de</strong>r zuständige<br />
Sachbearbeiter das Dokument öffnet, ruft das System sämtliche<br />
an<strong>de</strong>ren für die Bearbeitung notwendigen Dokumente<br />
aus <strong>de</strong>m digitalen Archiv auf und zeigt sie ebenfalls an, was<br />
<strong>de</strong>m Mitarbeiter zeitrauben<strong>de</strong>s Suchen erspart und die Genauigkeit<br />
<strong>de</strong>r Bearbeitung erhöht. „Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unterschied<br />
ist, dass vorher gescannt wird und nicht nachher“, sagt<br />
Schiklang.<br />
Cashfl ow verbessert<br />
Steffen Tampe, Experte für<br />
Dokumentenmanagement<br />
und Direktor bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />
Bearingpoint in<br />
Leipzig, sieht immer noch viele<br />
mittelständische Firmen in <strong>de</strong>r<br />
„digitalen Steinzeit“ festsitzen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r digitalen Sachbearbeitung<br />
etwa bei komplizierten Sammelrechnungen, die oft<br />
Dutzen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>rte von Einzelposten enthalten. Allein<br />
für die Prüfung einer einzigen Rechnung benötigte bei <strong>de</strong>r<br />
Loewe AG in Kronach ein Buchhalter häufi g bis zu einer halb-<br />
privat<br />
en Stun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r mehr. „Heute schafft er das in zwei Minuten“, Foto:<br />
52 ProFirma 12 2009
sagt Christoph Schüler, Chef <strong>de</strong>s Rechnungswesens beim<br />
renommierten Fernsehhersteller. Bei einem Einkaufsvolumen<br />
von mehr als 200 Millionen Euro nur für die Fertigung<br />
schlagen solche Zeitersparnisse spürbar auf die Kosten durch.<br />
Das vom <strong>de</strong>utschen Spezialanbieter Beta Systems gelieferte<br />
digitale Rechnungsbearbeitungssystem hat nicht nur die<br />
Durchlaufzeiten verkürzt: Schüler kann jetzt auf einen Blick<br />
erkennen, welche Rechnungen im Haus unterwegs sind, und<br />
<strong>de</strong>r kann dort, wo es offensichtlich hakt, nachfassen. Loewe<br />
kann dadurch auch die Vorsteuer früher abziehen und die<br />
Skontomöglichkeiten voll ausschöpfen. „So verbuchen wir<br />
unmittelbare Zeitgewinne, bekommen unser Geld schneller<br />
vom Finanzamt zurück und konnten unseren Cashfl ow verbessern“,<br />
freut sich Schüler.<br />
Aber auch wenn die interne Vernetzung bei solchen Prozessen<br />
wie Postbearbeitung o<strong>de</strong>r Rechnungswesen wie ein Turbola<strong>de</strong>r<br />
wirkt, hört <strong>de</strong>r Effekt bei <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />
bis heute schon an <strong>de</strong>r Haustür auf. Der Grund: Trotz Digitalisierung<br />
und <strong>de</strong>m Siegeszug von E-Mail wer<strong>de</strong>n beispielsweise<br />
Rechnungen immer noch wie zu Kaisers Zeiten mit <strong>de</strong>r<br />
guten, alten „Schneckenpost“ versandt – ein Umstand, <strong>de</strong>r bei<br />
Steffen Tampe blankes Unverständnis auslöst. „Mit digitalem<br />
Rechnungsversand kann je<strong>de</strong>s Unternehmen bis zu 95 Prozent<br />
sparen, und zwar sofort!“, sagt <strong>de</strong>r Direktor von Bearingpoint<br />
und seine Stimme klingt fast zornig.<br />
Tatsächlich gibt es seit mehr als zehn Jahren auch in Deutschland<br />
das „E-Invoicing“ o<strong>de</strong>r „E-Billing“, also die vollständig<br />
auf elektronischem Weg übermittelte Rechnung. Allerdings<br />
spielt sie im Geschäftsalltag bis heute so gut wie keine Rolle:<br />
Lediglich fünf Prozent aller Rechnungen in Europa wer<strong>de</strong>n digital<br />
verschickt, wie eine Studie <strong>de</strong>r Deutschen Bank im Frühjahr<br />
2009 ergab. Am häufi gsten verwen<strong>de</strong>n Firmen in Estland<br />
<strong>de</strong>n elektronischen Rechnungsversand, Deutschland taucht<br />
in <strong>de</strong>r Tabelle erst an sechster Stelle auf – hinter Norwegen<br />
und Italien.<br />
Dabei spart die digitale Rechnung viel mehr als nur das Porto,<br />
wie Tampe betont. Eine Vollkostenrechnung zeigt, dass je<strong>de</strong><br />
Papierrechnung insgesamt Transaktionskosten von min<strong>de</strong>stens<br />
3,90 Euro verursacht, die beim E-Invoicing komplett entfallen.<br />
Auch die eventuell nötige elektronische Zahlungserinnerung<br />
kommt im Schnitt zehn Cent billiger. Den größten<br />
Vorteil sieht Tampe jedoch in <strong>de</strong>r Prozessoptimierung: „Die<br />
elektronische Rechnung kann sofort in die Bearbeitung einfl<br />
ießen, mit an<strong>de</strong>ren relevanten Dokumenten verknüpft und<br />
ProFirma 12 2009<br />
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E-Mail-Archivierung: Der Beitrag erläutert, wie die elektronische<br />
Post professionell und rechtskonform aufbewahrt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
„Um elektronisch gespeicherte<br />
Dokumente wie<strong>de</strong>rzufi n<strong>de</strong>n, bedarf es<br />
einer sorgfältigen Kennzeichnung.“<br />
JÜRGEN MICHEL, TRAUT BÜROKOMMUNIKATION, PUCHHEIM<br />
mithilfe von vernetzten Genehmigungsprozessen schneller<br />
und sicherer bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Das sind alles wichtige Faktoren,<br />
die Zeit und Geld sparen – also warum tun es die Unternehmen<br />
nicht?“<br />
Hin<strong>de</strong>rnis digitale Signatur<br />
Ein möglicher Grund ist neben <strong>de</strong>m natürlichen Beharrungsvermögen<br />
von mittelständischen Unternehmern, Managern<br />
und Mitarbeitern auch in technischer Unkenntnis zu suchen.<br />
„Viele tun sich mit Dingen wie <strong>de</strong>r digitalen Signatur schwer“,<br />
gibt Jürgen Michel, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Systemhauses Traut<br />
Bürokommunikation in Puchheim bei München, zu be<strong>de</strong>nken.<br />
Dabei benötigen die Unternehmen die elektronische<br />
Unterschrift bereits an an<strong>de</strong>rer Stelle, etwa bei <strong>de</strong>r Abgabe <strong>de</strong>r<br />
digitalen Steuererklärung (ELSTER) o<strong>de</strong>r beim elektronischen<br />
Einkommensnachweis (ELENA).<br />
Das größte Hin<strong>de</strong>rnis bei <strong>de</strong>r Einführung vernetzter Dokumentensysteme<br />
ist aber nach Michels Meinung die fehlen<strong>de</strong><br />
Selbstdisziplin: „Solche Systeme verlangen, dass man beim<br />
Scannen o<strong>de</strong>r Erstellen digitaler Dokumente einen gewissen<br />
Aufwand für die Kennzeichnung betreibt, damit sie wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r in die vernetzten Geschäftsabläufe eingebun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n können.“ Da ist es nötig, bei <strong>de</strong>n Dokumentennamen<br />
eine gewisse Systematik einzuhalten. Und statt wie gewohnt<br />
ein selbst erstelltes Dokument auf <strong>de</strong>r eigenen Festplatte abzuspeichern,<br />
muss <strong>de</strong>r Mitarbeiter es ins Zentralsystem legen,<br />
wo es mit entsprechen<strong>de</strong>n Kennungen wie Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Fallnummer<br />
versehen wer<strong>de</strong>n muss. „Jemand, <strong>de</strong>r gewohnt war,<br />
sein Wissen entwe<strong>de</strong>r im Kopf o<strong>de</strong>r im Schreibtisch abzulegen,<br />
wird sich am Anfang schwertun mit <strong>de</strong>m vernetzten Arbeiten“,<br />
gibt Michel zu.<br />
Die Vorteile liegen aber auf <strong>de</strong>r Hand, etwa wenn ein Kun<strong>de</strong><br />
anruft und eine Auskunft will o<strong>de</strong>r sich beschweren möchte.<br />
Statt ihn weiterzuverbin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Warteschlange „verhungern“<br />
zu lassen, kann sich <strong>de</strong>r Mitarbeiter per Mausklick<br />
alle vorgangsrelevanten Schriftstücke, Verträge o<strong>de</strong>r sonstige<br />
Dokumente zeigen lassen und ist sofort auskunftsbereit. „Da<br />
fängt die Vernetzung auf einmal an, sich ganz konkret fürs<br />
Unternehmen auszuzahlen“, ist Steffen Tampe überzeugt,<br />
„<strong>de</strong>nn zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n braucht je<strong>de</strong>s Unternehmen. Das<br />
hat sich auch im Internet-Zeitalter nicht geän<strong>de</strong>rt.“<br />
53
IT & Investition – Kolumne<br />
Bäume sind schön, sie spen<strong>de</strong>n Schatten und erneuern unsere<br />
Luft. Man kann auch Papier aus ihnen machen und es bedrucken,<br />
und davon lebt beispielsweise die Buchbranche seit<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten. Doch da fi n<strong>de</strong>t gera<strong>de</strong> ein Um<strong>de</strong>nken statt:<br />
Auf <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse waren in diesem Jahr elektronische<br />
Bücher <strong>de</strong>r große Renner. Kaum ein Stand, auf <strong>de</strong>m<br />
kein „eBook“ angepriesen wur<strong>de</strong>; allerorten sah man die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Lesegeräte, die tatsächlich aussehen wie etwas<br />
groß geratene Taschenbücher. Sie tragen Namen wie „Kindle“,<br />
was ich unglücklich fi n<strong>de</strong>, weil <strong>de</strong>r Begriff auf Englisch so viel<br />
be<strong>de</strong>utet wie „anzün<strong>de</strong>n“. Dies wie<strong>de</strong>rum klingt ein bisschen<br />
nach Bücherverbrennung, und da wird es doch dann sehr unerfreulich.<br />
Ich habe so ein Ding natürlich auch mal in die Hand genommen<br />
und darin geblättert. Das heißt: Ich habe mit <strong>de</strong>m Daumen<br />
auf einen Knopf gedrückt und gewartet, bis das Gerät die<br />
nächste Seite aus seinem elektronischen Gedächtnis aufgerufen<br />
und dargestellt hatte. Manchmal hakte das Ding, und ich<br />
drückte vor lauter Ungeduld noch mal, aber da war ich dann<br />
schon eine Seite zu weit und musste zurückblättern. Das passiert<br />
mir bei richtigen Büchern manchmal auch, aber aus irgendwelchen<br />
Grün<strong>de</strong>n störte es mich bei <strong>de</strong>m E-Buch ganz<br />
gewaltig.<br />
Das geht aber nicht nur mir so. Stephan Fink, ein ausgefuchster,<br />
aber sehr sympathischer PR-Mann, hat kürzlich auf<br />
Twitter seinem Ärger auf weniger als 140 Zeichen Luft gemacht,<br />
in<strong>de</strong>m er schrieb: „Ich lese Zeitungen quer. Das geht<br />
mit <strong>de</strong>m Kindle GAR NICHT, weil <strong>de</strong>r VIEL langsamer blättert,<br />
als ich querlese.“<br />
Ich vermute aber, dass es hier um mehr geht als nur um<br />
eine etwas langsam arbeiten<strong>de</strong> Maschine. Wir lesen digitale<br />
Texte vermutlich ganz an<strong>de</strong>rs als gedruckte, nämlich gezielt:<br />
Cole's Corner<br />
Rettet die Bäume –<br />
lest E-Bücher!<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.<strong>de</strong><br />
Google aufrufen, Suchbegriff eingeben, die relevante Seite<br />
anklicken, und sofort bin ich mittendrin in einem Thema.<br />
Wie an<strong>de</strong>rs ist doch beispielsweise Zeitungslesen: Da schlage<br />
ich eine Breitseite auf und lasse <strong>de</strong>n Blick über eine Art Smörgåsbord<br />
an Informationsangeboten streifen. Die Headlines<br />
rufen gierig: „Lies mich, lies mich!“ Ich verweile kurz, lese einen<br />
Vorspann, springe weiter und bleibe vielleicht an einem<br />
Bildtext hängen. Ein Wissenschaftler wür<strong>de</strong> wahrscheinlich<br />
von „nicht linearem Leseverhalten“ sprechen, aber ich bin<br />
nun mal ein nicht linearer Mensch, und ich fühle mich ganz<br />
wohl dabei.<br />
Mein Freund Ossi Urchs, <strong>de</strong>r Medienphilosoph aus Offenbach,<br />
hat dafür <strong>de</strong>n Begriff „Browser-Modus“ erfun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n<br />
er umschaltet, wenn er einen gedruckten Text liest. Das ist<br />
eigentlich witzig, <strong>de</strong>nn wenn er im Internet liest, verwen<strong>de</strong>t<br />
er ja wie wir alle einen Browser. Er glaubt übrigens, dass die<br />
Sitzhaltung eine Menge mit <strong>de</strong>m unterschiedlichen Leseverhalten<br />
online und offl ine zu tun hat: Am Computer sitzt man<br />
aufrecht und ist ganz konzentriert, beim Bücherlesen ist man<br />
meist entspannt und lehnt sich zurück. Das verän<strong>de</strong>rt seiner<br />
Meinung nach auch die Art, wie wir das Gelesene aufnehmen.<br />
„Mit <strong>de</strong>m Inhalt eines guten Buches gehe ich gern auf eine<br />
Reise, lasse mich von ihm faszinieren und zu eigenen Gedankenspielen<br />
verführen“, sagt Ossi. Digitale Texte liest er, wenn<br />
er etwas ganz Bestimmtes sucht: „Ich scanne sozusagen am<br />
Bildschirm die Seite nach Schlüsselwörtern ab.“<br />
Nun, ich kann mich ja auch mit meinem eBook zurücklehnen,<br />
aber trotz<strong>de</strong>m will mein Geist dabei bis jetzt noch nicht richtig<br />
verreisen. Vielleicht sollte ich mich damit mal unter einen<br />
Baum setzen, <strong>de</strong>n Wind durch seine Blätter rauschen hören<br />
und mich an <strong>de</strong>m Gedanken freuen, dass ich damit wenigstens<br />
einen von ihnen vor <strong>de</strong>r Papiermühle gerettet habe.<br />
54 ProFirma 12 2009
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KEP-Dienste<br />
Die Supply Chain wird begrünt<br />
Transport-Dienstleister wollen nicht länger als Umweltsün<strong>de</strong>r gelten.<br />
Sie setzen zunehmend auf grünen Service. Die Umwelt profi tiert und mitunter<br />
auch <strong>de</strong>r Auftraggeber. VON KARSTEN ZUNKE<br />
„Innerstädtischer Service mit optimierten<br />
logistischen Dienstleistungen<br />
für <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l“, lautet <strong>de</strong>r etwas<br />
sperrige Name für ein Programm, das<br />
ein einfaches Ziel verfolgt: Die Nürnberger<br />
Innenstadt von Lieferfahrzeugen<br />
und Abgasemissionen zu entlasten.<br />
Mehrere Kurier-, Express- und Paketdienste<br />
(KEP) sowie Speditionen riefen<br />
es En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90-Jahre als Mo<strong>de</strong>llversuch<br />
unter Mitwirkung <strong>de</strong>s Freistaats Bayern<br />
und <strong>de</strong>r Stadt Nürnberg ins Leben. Nach<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pilotprojekts führte <strong>de</strong>r Kurier-<br />
und Expressdienst DPD das Konzept<br />
fort. In Sommer dieses Jahres war<br />
es dann so weit: Das einmillionste Paket<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nürnberger Fußgängerzone<br />
umweltschonend mit einem Elektrofahrzeug<br />
zugestellt.<br />
Seit En<strong>de</strong> 2000 liefert DPD dort Sendungen<br />
umweltfreundlich mithilfe<br />
zweier Elektrofahrzeuge aus, die durch<br />
Starkstromanschlüsse an speziellen<br />
Garagenplätzen mit Energie versorgt<br />
wer<strong>de</strong>n. Durchschnittlich 500 Pakete<br />
erreichen so täglich emissionsfrei ihr<br />
Ziel. Nicht nur 51 Tonnen CO2 konnten<br />
nach Angaben <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
auf diese Weise bisher eingespart wer<strong>de</strong>n,<br />
auch Auftraggeber und Kun<strong>de</strong>n<br />
profi tieren: Normale Zustellfahrzeuge<br />
dürfen ab 10.30 Uhr die Nürnberger<br />
Fußgängerzone nicht mehr befahren.<br />
Die Elektrofahrzeuge hingegen können<br />
zeitlich uneingeschränkt im Stadtgebiet<br />
unterwegs sein. Zustellung und Abho-<br />
lung sind dadurch auch in <strong>de</strong>r Fußgängerzone<br />
ganztägig möglich.<br />
Alternative Antriebe gefragt<br />
Immer mehr KEP-Dienstleister positionieren<br />
sich umweltbewusst. Alternative<br />
Antriebe kommen dabei verstärkt<br />
zum Einsatz. <strong>Als</strong> Betreiber <strong>de</strong>r größten<br />
Hybrid-Lieferfl otte in <strong>de</strong>r Expressbranche<br />
gilt Fe<strong>de</strong>x. Erst im Sommer dieses<br />
Jahres hat das US-Unternehmen seinen<br />
Fuhrpark um 92 Hybrid-Lkw erweitert.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA eingesetzt und<br />
vergrößern die hauseigene Hybrid-Flotte<br />
auf 264 Fahrzeuge weltweit.<br />
Bei TNT Express Deutschland hat man<br />
unter an<strong>de</strong>rem in neue Systeme zur<br />
Routenoptimierung und innovative<br />
Antriebstechnologien investiert und<br />
Nie<strong>de</strong>rlassungen nach ökologischen<br />
Gesichtspunkten gebaut. Auf umweltfreundliche<br />
Fahrzeuge setzt <strong>de</strong>r KEP-<br />
Dienst hierzulan<strong>de</strong> bereits seit zehn<br />
Jahren. Im Innenstadtbereich von Berlin<br />
wur<strong>de</strong> die Zustellung mittlerweile<br />
fast komplett auf Erdgasfahrzeuge<br />
umgestellt. TNT beteiligt sich auch an<br />
zahlreichen Praxistests von elektrisch<br />
angetriebenen Null-Emissions-Lkw,<br />
etwa in London, <strong>de</strong>n Benelux-Län<strong>de</strong>rn,<br />
Australien und Südostasien. In Deutschland<br />
liegt heute bereits je<strong>de</strong>r zehnte Firmenwagen<br />
unter <strong>de</strong>r Grenze von 120 g/<br />
km Kohlendioxid-Ausstoß. Betrug <strong>de</strong>r<br />
durchschnittliche Kraftstoffverbrauch<br />
<strong>de</strong>r TNT-Flotte im Jahr 2002 noch 10,1<br />
Liter je 100 Kilometer, sind es heute nur<br />
noch 7,0 Liter.<br />
Laut Thomas Kraus, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführung von TNT Express,<br />
ist Umweltschutz kein Mo<strong>de</strong>thema,<br />
son<strong>de</strong>rn eine globale Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
– und eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.<br />
„Fahrverbote in Innenstädten<br />
etwa gefähr<strong>de</strong>n die Abholung und<br />
Zustellung von Sendungen. Durch <strong>de</strong>n<br />
Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen<br />
Antriebstechnologien im City-<br />
Bereich tragen wir zu einem geringeren<br />
Feinstaubaufkommen bei und können<br />
gleichzeitig <strong>de</strong>n Service für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />
auf gewohnt hohem Level gewährleisten“,<br />
so Kraus.<br />
Auch an<strong>de</strong>re KEP-Dienstleister haben<br />
alternative Antriebe auf <strong>de</strong>r Agenda.<br />
So möchte UPS beispielsweise ebenfalls<br />
<strong>de</strong>n CO2-Ausstoß seiner Flugzeugfl otte<br />
reduzieren – bis zum Jahr 2020 um 20<br />
Prozent. Das entspräche einer Verringerung<br />
um 42 Prozent seit 1990. Zu<strong>de</strong>m<br />
sollen künftig verstärkt elektrische Zustellfahrzeuge<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Grün als Firmenstrategie<br />
Mitunter wer<strong>de</strong>n Transporte auch ganz<br />
von <strong>de</strong>r Straße genommen. So reduziert<br />
DHL die CO2-Emissionen für das<br />
Pharmaunternehmen Sanofi -Aventis<br />
im großen Stil. Dazu transportiert <strong>de</strong>r<br />
Dienstleister temperaturgeführte Wa-<br />
56 ProFirma 12 2009
Foto:s DPD, FedEx, DHL<br />
Seit En<strong>de</strong> 2000 liefert DPD in <strong>de</strong>r Nürnberger Fußgängerzone umweltfreundlich mit<br />
Hilfe zweier Elektrofahrzeuge Pakete aus.<br />
Fe<strong>de</strong>x gilt als Betreiber <strong>de</strong>r größten Hybrid-Lieferfl otte in <strong>de</strong>r Expressbranche.<br />
ProFirma 12 2009<br />
CO 2/CARBON-FOOTPRINT<br />
Investoren, Umweltschützer, die breite Bevölkerung, diverse Interessengruppen<br />
und die Politik verschärfen ihre For<strong>de</strong>rungen, Treibhausgas-Emissionen<br />
zu reduzieren. Kohlendioxid (CO2) gilt als das wichtigste Treibhausgas. Immer<br />
mehr Unternehmen erfassen daher ihre CO2-Bilanz und veröffentlichen sie. Mit<br />
einem positiven Carbon Footprint („CO2-Fußabdruck“) können Unternehmen<br />
nicht nur die Umwelt schonen, son<strong>de</strong>rn auch das eigene Image verbessern.<br />
Sind die Daten erst einmal erfasst, lässt sich auch <strong>de</strong>r Energieverbrauch besser<br />
managen, und Einsparpotenziale wer<strong>de</strong>n offensichtlich. Marktbeobachter<br />
schätzen, dass Transparenz in diesem Bereich für alle Wertschöpfungsstufen<br />
von Belang sein wird und sich als unverzichtbares Leistungsmerkmal von<br />
Dienstleistungen etabliert.<br />
ren für <strong>de</strong>n Seefrachtexport künftig<br />
mit Binnenschiffen statt mit Lkw. Die<br />
Container gehen in Mainz an Bord eines<br />
Binnenschiffs und wer<strong>de</strong>n so zu <strong>de</strong>n<br />
Seehäfen in Antwerpen o<strong>de</strong>r Rotterdam<br />
transportiert.<br />
Beim Lkw-Transport von Seefrachtcontainern<br />
zu <strong>de</strong>n europäischen Seehäfen<br />
liegt <strong>de</strong>r Emissionswert von DHL nach<br />
Unternehmensangaben <strong>de</strong>rzeit bei zirka<br />
33 Kilogramm CO2 je Tonne. Durch<br />
die Umstellung auf Binnenschiffe soll er<br />
auf rund 22 Kilogramm CO2 pro Tonne<br />
gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie an<strong>de</strong>re KEP- und Logistikdienstleister<br />
hat auch die Deutsche Post DHL<br />
ein konzernweites Umweltprogramm<br />
ausgerufen: Gogreen. Das Ziel ist es, die<br />
eigene CO2-Effi zienz bis zum Jahr 2020<br />
um 30 Prozent zu verbessern. TNT hat<br />
im Rahmen seiner konzernweiten<br />
Initiative „Planet me“ sogar das Ziel formuliert,<br />
langfristig zu einem CO2-neutralen<br />
Unternehmen zu wer<strong>de</strong>n. „Ökologisches<br />
Bewusstsein und nachhaltiges<br />
Han<strong>de</strong>ln sind relevante Faktoren, wenn<br />
es darum geht, die Zukunft von Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r Transportbranche, aber<br />
auch <strong>de</strong>r gesamten Wirtschaft, zu sichern“,<br />
ist sich Kraus sicher.<br />
Auch GLS hat in seiner Unternehmensgruppe<br />
eine Umweltinitiative gestartet,<br />
hier heißt sie „Think-Green“. Die Nutzung<br />
alternativer Ressourcen und an<strong>de</strong>re<br />
ökologische Gesichtspunkte wer<strong>de</strong>n<br />
beim Bau aller neuen Depots berücksichtigt.<br />
Dazu zählen zum Beispiel<br />
Fotovoltaik-Anlagen, alternative Heizanlagen,<br />
Einsatz natürlicher Baustoffe<br />
und Vorrichtungen zur Nutzung von<br />
Regenwasser. Die bei<strong>de</strong>n ersten grünen<br />
Depots sind bereits in Betrieb. Die<br />
dabei umgesetzten Maßnahmen sollen<br />
bei GLS als Basis für neue gruppenweite<br />
Standards dienen.<br />
Mittlerweile positionieren sich alle KEP-<br />
Dienstleister umweltbewusst. „Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Fokussierung von<br />
Frachtraten und Konditionen spielen<br />
Umweltgesichtspunkte bei <strong>de</strong>r Dienstleisterwahl<br />
noch eine untergeordnete<br />
Rolle. Dieses wird sich in <strong>de</strong>n nächsten<br />
ein bis zwei Jahren än<strong>de</strong>rn. Kun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n zunehmend angehalten sein,<br />
ihre Supply Chain ökologisch zu be-<br />
57
IT & Investition – Logistik<br />
werten“, sagt Leo Savor, Senior Consultant<br />
und Logistikspezialist bei Kerkhoff<br />
Consulting in Düsseldorf. Wie gut und<br />
vor allem mit welcher Wahrnehmung<br />
dies umgesetzt wird, wer<strong>de</strong> ein wichtiges<br />
Differenzierungsmerkmal bei <strong>de</strong>r<br />
Wahl eines KEP-Dienstleisters wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben sparsamen und alternativen<br />
Antrieben sowie Energiesparmaßnahmen<br />
in <strong>de</strong>n Verteilzentren und Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
versuchen alle Dienstleister<br />
auch durch bessere Tourenplanungen<br />
und Fahrerschulungen die CO2- und<br />
Feinstaubemissionen zu reduzieren.<br />
DB Schenker bietet seinen Kun<strong>de</strong>n seit<br />
diesem Jahr sogar klimaneutrale Schienentransporte<br />
an. Auf Wunsch wer<strong>de</strong>n<br />
die Waren <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n innerhalb Europas<br />
gegen einen geringen Aufschlag<br />
kohlendioxidfrei transportiert. Dazu<br />
wird die für einen Transport benötigte<br />
Energie durch regenerativen Strom<br />
aus Deutschland ersetzt. Diesen Strom<br />
kauft die DB zusätzlich ein.<br />
Druck von allen Seiten<br />
Laut Tim Ulrich, Consultant bei <strong>de</strong>r ITA<br />
Consulting in Hamburg, treiben drei<br />
Faktoren die umweltbewusste Entwicklung<br />
bei <strong>de</strong>n Dienstleistern an. Zum einen<br />
hätten die Dienstleister langfristig<br />
mit steigen<strong>de</strong>n Ölpreisen zu kämpfen,<br />
was aufgrund <strong>de</strong>r hohen Treibstoffkosten<br />
zwangläufi g zur Verteuerung <strong>de</strong>r<br />
Dienstleistung führen wer<strong>de</strong>. „Zum an<strong>de</strong>ren<br />
erkennen die Dienstleister, dass<br />
das Thema Emissionsverringerung und<br />
-vermeidung ein wichtiger Punkt auf<br />
<strong>de</strong>r politischen Agenda gewor<strong>de</strong>n ist.<br />
Wir erwarten, dass dieses Thema speziell<br />
in Europa auch gesetzgeberische<br />
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die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Streckenerfolgsrechnung<br />
in Transportunternehmen.<br />
Weniger CO2-Emission: Mit Binnenschiffen transportiert DHL<br />
für Sanofi -Aventis Waren zu <strong>de</strong>n Seehäfen.<br />
Handlungen nach sich ziehen wird.<br />
Mo<strong>de</strong>lle wie Emissionsbesteuerung bei<br />
Flugzeugen o<strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>r Emissionsgrenzen<br />
auch auf Lieferfahrzeuge<br />
wer<strong>de</strong>n bereits diskutiert“, erläutert Ulrich.<br />
Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Trend durch<br />
die Kun<strong>de</strong>n angetrieben. „Der Druck<br />
<strong>de</strong>r Endkonsumenten wird Schritt für<br />
Schritt in <strong>de</strong>r Lieferkette weitergegeben<br />
und hat auch die B2B-getriebenen<br />
Märkte mittlerweile erreicht“, so Ulrich.<br />
Unternehmen gehen immer mehr dazu<br />
über, von ihren Lieferanten einen Nachweis<br />
über die Höhe <strong>de</strong>r Emissionen<br />
– <strong>de</strong>n sogenannten Carbon Footprint<br />
(siehe Kasten) – bei <strong>de</strong>r Produkt- und<br />
Leistungserstellung zu verlangen. „Dies<br />
gilt im beson<strong>de</strong>ren Maße auch für Anbieter<br />
im KEP-Bereich, nicht zuletzt,<br />
weil die Transportlogistik für einen erheblichen<br />
Anteil <strong>de</strong>r weltweiten Emissionen<br />
verantwortlich ist“, so Ulrich.<br />
So gibt das World Business Council for<br />
Sustainable Development an, dass 26<br />
Prozent <strong>de</strong>r globalen Emissionen nur<br />
durch <strong>de</strong>n weltweiten Straßentransport<br />
hervorgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />
Experten gehen davon aus, dass das<br />
neue Umweltbewusstsein <strong>de</strong>r Logistikbranche<br />
sich zwar langfristig auf <strong>de</strong>ren<br />
Auftraggeber positiv abfärben könnte,<br />
aber auch künftig nicht zu geringeren<br />
Dienstleisterkosten führen wird. Im Gegenteil.<br />
„Kostenseitig wer<strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n nicht<br />
von <strong>de</strong>r Einführung von Umweltmaßnahmen<br />
bei ihren Dienstleistern profi<br />
tieren – zumin<strong>de</strong>st nicht kurzfristig“,<br />
sagt Ulrich. Durch die Kooperationen<br />
mit Fahrzeugherstellern, Entwicklern<br />
für alternative Kraftstoffe und durch die<br />
Anschaffung alternativer angetriebener<br />
Fahrzeuge entstehen <strong>de</strong>n Dienstleistern<br />
Kosten, die mittelfristig wohl an die<br />
Kun<strong>de</strong>n weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Hinzu<br />
kommen erhöhte Kosten für die Wartung.<br />
„Allerdings gehen wir mittelfristig<br />
ohnehin von steigen<strong>de</strong>n Preisen aus, da<br />
mit steigen<strong>de</strong>n Ölpreisen zu rechnen<br />
ist, die im Sinne von Treibstoffkosten<br />
einen erheblichen Kostenblock bei <strong>de</strong>n<br />
Carriern darstellen. Sofern gesetzliche<br />
Regelungen zur Besteuerung von Emissionen<br />
eingeführt wer<strong>de</strong>n sollten, ist<br />
auch in diesem Bereich mit einer anteiligen<br />
Weitergabe <strong>de</strong>r Kosten zu rechnen“,<br />
so Ulrich.<br />
Doch <strong>de</strong>n Trend zu mehr Umweltbewusstsein<br />
in <strong>de</strong>r Transportbranche<br />
wird dies nicht umkehren. Und wer<br />
sein eigenes Unternehmen als grün<br />
positioniert, benötigt dazu passen<strong>de</strong><br />
Dienstleister. Aber nur wenn das Monitoring<br />
über entstan<strong>de</strong>ne Emissionen<br />
lückenlos funktioniert, können Firmen<br />
einen Emissions-Fußabruck über ihre<br />
gesamte Liefer- und Leistungskette erstellen.<br />
„Um Emissionsaufwän<strong>de</strong> und<br />
Einsparungen allerdings genau beziffern<br />
zu können und für eigene Zwecke<br />
nützlich zu machen, bedarf es <strong>de</strong>utlich<br />
erhöhter Genauigkeit <strong>de</strong>r Dienstleister<br />
beim Monitoring und in <strong>de</strong>r Datenerhebung“,<br />
sagt Ulrich. „Hier steht die<br />
Industrie – nicht als einzige – noch am<br />
Anfang.“<br />
58 ProFirma 12 2009
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30.12.2009
Business English<br />
Goodbye to 2009<br />
As you clean the <strong>de</strong>bris from the Christmas<br />
party off your <strong>de</strong>sk, ask yourself<br />
what items you should <strong>de</strong>fi nitely <strong>de</strong>al<br />
with this si<strong>de</strong> of the New Year and what<br />
can wait until 2010. Things you could<br />
do now are<br />
> rip down your old wall planner and<br />
replace it with a brand new 2010 one.<br />
This will encourage you to do the next<br />
step.<br />
> pencil in dates which you know are<br />
going to be important for the coming<br />
year: perhaps a congress which you<br />
have to attend or a meeting with a new<br />
client. Write in these obligatory events<br />
so that you are not just time-planning<br />
Business English<br />
Entspannt in die Feiertage: Vorbereitungen für Ihr Büro 2010<br />
Ready, steady, New Year!<br />
Amidst preparations for Christmas and the New Year, it could be that you haven’t had time to give 2010<br />
any thought whatsoever. You will probably be pleased if you manage to fi nish everything on your to-do list by<br />
December 20th and then have a few days off. But you might make your entry into the New Year consi<strong>de</strong>rably<br />
easier if you forward plan and carry out some essential tasks before leaving for the Christmas break.<br />
Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />
je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />
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vital dates in the fi rst week of January.<br />
> make sure you have new diary sheets<br />
or a new planner and prioritise the<br />
tasks you have to do when you get<br />
back. This will also improve your<br />
holiday break because you will feel<br />
effi cient and relaxed. Worrying about<br />
loose ends you have left at the offi ce<br />
will distract you from the quality time<br />
you should be spending with friends<br />
and family.<br />
> fi x any customer complaints. Put ongoing<br />
discussions behind you.<br />
> pay any outstanding bills.<br />
> clear out any unwanted papers from<br />
your drawers and act on them.<br />
> call or write to all your clients ahead<br />
of the break and remind them of your<br />
dates of absence. This will avoid important<br />
calls having to be taken in the<br />
midst of a family gathering.<br />
Lektion 1<br />
> think about your holiday request(s)<br />
for 2010. Be the fi rst to organise your<br />
summer break when you come back<br />
and so time the dates around, for example,<br />
peak times like school holidays;<br />
take advantage of early booking offers<br />
and full choice on holiday reservations.<br />
Last minute organisation is not always<br />
the cheapest or most convenient.<br />
New Year’s Resolutions<br />
In the personal area of life, it is traditional<br />
to make New Year’s Resolutions at<br />
around this time of year; this could also<br />
be applied to business. Using the principles<br />
of effective time management,<br />
(e.g. being effi cient and proactive), you<br />
could analyse the weaknesses in daily<br />
business from the past year, either personal<br />
or team-based, and consi<strong>de</strong>r how<br />
to improve them. Ask yourself: how<br />
60 ProFirma 12 2009<br />
ProFirma<br />
Serie
Answers: 1. on holiday; 2. any urgent<br />
business; 3. contact; 4. on; 5. by phone;<br />
6. not be forwar<strong>de</strong>d<br />
ProFirma 12 2009<br />
Vocabulary<br />
amidst inmitten von<br />
any thought<br />
whatsoever<br />
nicht die geringsten<br />
Gedanken<br />
<strong>de</strong>bris hier: Reste<br />
to rip down abreißen<br />
to pencil in (vorläufi g) eintragen<br />
loose ends offen stehen<strong>de</strong> Probleme<br />
outstanding ausstehend<br />
in the midst of mitten in<br />
peak times Stoßzeit<br />
gut instinct Bauchgefühl<br />
new leaf neues Kapitel<br />
time-consuming zeitaufwändig<br />
to draft entwerfen<br />
<strong>de</strong>sk drawer Schreibtischschubla<strong>de</strong><br />
to un<strong>de</strong>rgo ertragen/erleben<br />
to overlook übersehen<br />
escape o.‘s notice jmd. entgehen<br />
to <strong>de</strong>vise entwickeln<br />
to capitalise on sth. etwas nutzen<br />
much time do I spend on unimportant<br />
activities at my <strong>de</strong>sk every day?<br />
> Go by gut instinct on which task needs<br />
doing fi rst. More than 30 percent of<br />
offi ce workers spend time creating<br />
perfect lists rather than carrying out<br />
the tasks they involve!<br />
> A New Year, a new leaf: call a meeting<br />
to fi nd out if any of your colleagues has<br />
an i<strong>de</strong>a about how to run procedures<br />
more smoothly in the coming year. If<br />
this proves too time-consuming, send<br />
a memo with your i<strong>de</strong>as which can<br />
be forwar<strong>de</strong>d to all members of staff<br />
and encourage them to add their comments.<br />
EXERCISE<br />
> Draft a quick plan of fi ve things you<br />
would like to do in 2010, put them<br />
in your bottom <strong>de</strong>sk drawer and get<br />
them out each month to see how<br />
many you have achieved.<br />
Getting things done<br />
GTD refers to a work-life philosophy<br />
<strong>de</strong>signed to ensure you un<strong>de</strong>rgo less<br />
stress and achieve better results. Smart<br />
programmes can actually make your<br />
workload less - but you can’t seem to<br />
fi nd the time to evaluate and implement<br />
them? This might be the time to ensure<br />
that 2010 changes all that. A typical<br />
activity before going on holiday, especially<br />
at the end of the year, is to look<br />
into the <strong>de</strong>pths of your mail in-box and<br />
see if you have overlooked anything<br />
important. Some mails might have escaped<br />
your notice during the everyday<br />
and never-ending list of things to do in<br />
the offi ce. Now, just before Christmas,<br />
is the perfect time to organise a „getting<br />
things done“ fol<strong>de</strong>r in your inbox.<br />
Setting priorities<br />
Firstly, you will have to set up a fol<strong>de</strong>r<br />
where copies of important mails are<br />
automatically sent. Secondly, you will<br />
have to <strong>de</strong>vise a colour co<strong>de</strong> to fl ag<br />
mails for action required - e.g. red for<br />
high priority, green for awaiting internal<br />
processes, yellow for awaiting data<br />
from the client and so on. The obvious<br />
advantage of this is that if a mail has not<br />
been acted upon, you will notice because<br />
you will see it has been fl agged and<br />
sent to your fol<strong>de</strong>r.<br />
At regular periods, however, you will<br />
need to <strong>de</strong>lete those actions which have<br />
been taken. On the other hand, if you<br />
really have overlooked an important<br />
mail that a client sent you a long time<br />
ago, now is the time to make sure she or<br />
he knows you will postpone action until<br />
the New Year. Perhaps you could drop<br />
her a line to let her know that Project X<br />
will be discussed at the fi rst opportunity<br />
in 2010. Be sure to let her know that you<br />
are still on board - and don’t forget to<br />
wish her seasonal greetings!<br />
Looking forward to the<br />
New Year<br />
Although the seasons and our Gregorian<br />
calendar are based on the solar year<br />
set by Pope Gregory XIII in the 16th<br />
century, we live our life by the rhythm<br />
this brings. Although we live in a very<br />
different environment these days with<br />
far less connection to our roots, we nevertheless<br />
live and work to cycles. It is<br />
no acci<strong>de</strong>nt that companies tend to innovate<br />
more in the fi rst two quarters of<br />
the year. That means, from a managerial<br />
point of view, capitalising on new i<strong>de</strong>as,<br />
input and a refreshed work force. From<br />
an employee’s point-of-view, it means<br />
taking advantage of openness to new<br />
i<strong>de</strong>as. This coinci<strong>de</strong>s with the Chinese<br />
belief that on New Year’s Eve (which<br />
falls next year on February 14th 2010),<br />
one should open every door and window<br />
at midnight to let go of the New<br />
Year. Go ahead - let it go!<br />
Seite 3 Small Talk, Seite 4 Kreuzworträtsel<br />
You are out of offi ce during the festive season? Write an out of offi ce email to your customers and business partners.<br />
Translate the missing words into English.<br />
Hello,<br />
I am (1) (im Urlaub) from 20th December to 2nd January. Should you have (2)<br />
(dringen<strong>de</strong> Angelegenheit) please (3) (kontaktieren) my colleague Johanna Weiss (4)<br />
(unter) Johanna.Weiss@consultants-unlimited.com or (5) (per Telefon) on 0049 71 7812-124.<br />
Emails will (6) (nicht weitergeleitet).<br />
Georg Schmitt Product Manager<br />
61
Business English<br />
Small Talk auf <strong>de</strong>r Weihnachtsfeier<br />
Thank God - it‘s Christmas!<br />
As we approach the festive season, after-work get-togethers become more frequent and more popular. Afterwork<br />
get-togethers are opportunities to <strong>de</strong>epen your relationship with colleagues, to relax and get to know them<br />
in a more informal setting, which usually improves relationships back in the offi ce too, cementing team bonds<br />
and strengthening partnerships. However, fi nding the right words to organise after-work get-togethers with<br />
colleagues, socialising once you get there, or fi nding the right words to avoid attending them, can be tricky.<br />
Arranging a get-together<br />
If you are the one with the task of organising<br />
the next get-together, or if you<br />
feel it’s about time to get one organised,<br />
don’t be afraid to take the fi rst step! You<br />
probably have a lot of colleagues who<br />
would love to be involved and who<br />
would be happy to take part, but who<br />
just haven’t had the courage to start arranging<br />
anything.<br />
Start simply. The less stress you have<br />
the more likely you are to actually enjoy<br />
yourself, which means that everyone<br />
else should too. How about an afterdinner<br />
drink in the nearest pub or bar? Just<br />
for an hour or so. You could send an<br />
email to those colleagues you’d like to<br />
invite or, if the group is small enough,<br />
just tell everyone personally: formal<br />
printed invitations are not required for<br />
casual get-togethers!<br />
It helps to have at least one person who<br />
has agreed before you start inviting everyone<br />
else, that way you could say something<br />
along the lines of:<br />
> „Joe and I were going to go to the bar<br />
next door after work tomorrow evening<br />
for happy hour. Why don?t you<br />
join us?“<br />
> „Some of us are going to meet up at that<br />
great Italian bistro across the street on<br />
Friday evening for a quick bite to eat<br />
before heading home. Would you like<br />
to come too?“<br />
> „Sam, I noticed you weren’t looking as<br />
full of beans as you usually do. Would<br />
you like to go to that nice coffee bar<br />
down the road for a quick coffee and a<br />
chat after work today?“<br />
Remember to inclu<strong>de</strong> everyone on your<br />
team or in your <strong>de</strong>partment unless you<br />
have very good reason not to: you don’t<br />
want anyone to feel slighted.<br />
At the get-together<br />
Now is your chance to strengthen your<br />
relationships with your colleagues, and<br />
perhaps even to meet new ones, <strong>de</strong>pen-<br />
ding on the occasion. Nobody wants to<br />
stand around being a wallfl ower, so try<br />
and make a point of going up to at least<br />
one colleague and starting a conversation.<br />
Something along the lines of:<br />
> „Hi, good to see you here tonight. How<br />
is that project going that you were telling<br />
me about last week / the last time<br />
we spoke?“<br />
> „Hi, how are you? I haven’t seen you in<br />
the offi ce for a while. Have you been<br />
out visiting clients / training?“<br />
And to break the ice with somebody<br />
new:<br />
> „Hello, I’m Jean from Marketing. You<br />
work with Tim, don’t you?“<br />
> „Hi, I know I’ve seen you in the offi ce<br />
but I’m afraid I never got your name.<br />
I’m Evan by the way.“<br />
> „Hey, I’ve been wanting to talk to you<br />
ever since I found out that you worked<br />
on the relaunch project! It must<br />
have been such a challenge. How did<br />
you manage to come up with the solution?“<br />
Vocabulary<br />
to <strong>de</strong>epen vertiefen<br />
setting Rahmen, Umgebung<br />
bond Bindung<br />
full of beans voller Tatendrang<br />
to feel slighted sich beleidig fühlen<br />
wallfl ower Mauerblümchen<br />
to break the ice sich annähern<br />
to get out of herauskommen,<br />
something hier: absagen<br />
do Party<br />
62 ProFirma 12 2009
Getting out of a get-together<br />
Occasionally you might need to fi nd the<br />
right words to get out of an after-work<br />
do in a tactful way. Genuine regret and<br />
a good reason always help, so make sure<br />
you have an excuse handy!<br />
> „Oh what a great i<strong>de</strong>a, I’d love to, but I<br />
already promised my children that I’d<br />
pick them up from school this evening.“<br />
> „That does sound like fun, but I won’t<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
1 2 3 4<br />
5<br />
14<br />
17<br />
15<br />
ProFirma 12 2009<br />
10<br />
7 8<br />
12 13<br />
Across:<br />
3. a synonym for “only“<br />
5. a time in which people are protesting<br />
for political or other reasons<br />
6. a synonym for “stomach“<br />
10. another word for “news“<br />
13. an initial, unfi nished version<br />
14. to get through or over something,<br />
eg, hard times<br />
15. a synonym for “prepare“<br />
16. rubbish or unwanted materials<br />
17. to take the trouble to do something<br />
be able to make it. I have to take my<br />
car in to be serviced / be at home for<br />
the heating engineer’s visit that day.“<br />
Don’t use these too often: remember<br />
that the more get-togethers you go to,<br />
the more people you will build relationships<br />
with, making offi ce life more pleasant<br />
and usually more successful. So go<br />
and have fun!<br />
16<br />
6<br />
11<br />
9<br />
Answers: Across: 3. merely, 5. unrest, 6. gut, 10. tidings, 13. draft, 14. overcome, 15. prep, 16. <strong>de</strong>bris, 17. bother<br />
Down: 1 aurally, 2. verbatim, 4. engrossed, 7. midst, 8. concise, 9. capitalise, 11. bash, 12. regret, 16. do<br />
Down:<br />
1. through the sense of hearing<br />
2. to record exactly what is said, word for word<br />
4. to be completely focused onsomething, to<br />
the exclusion of everything else<br />
7. another word for “middle“<br />
8. another word for “short“ or “brief“<br />
9. to make the most of something<br />
11. another word for “party“<br />
12. to feel sorry for something and to wish it<br />
had not happened<br />
16. a synonym for “party“
Rückschau & Termine<br />
Familienunternehmen<br />
Börse bleibt wichtige<br />
Finanzierungsquelle<br />
Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht spielen<br />
Familienunternehmen an <strong>de</strong>r Börse eine erhebliche<br />
Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie<br />
<strong>de</strong>s Center for Enterpreneurial and Financial Studies<br />
an <strong>de</strong>r TU München im Auftrag <strong>de</strong>r Stiftung<br />
Familienunternehmen. „In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wer<strong>de</strong>n<br />
börsennotierte Unternehmen vorwiegend als<br />
anonyme Publikumsgesellschaften im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Prof. Dr. A.-K. Achleitner<br />
Dax-Unternehmen wahrgenommen. Die vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Ergebnisse wi<strong>de</strong>rlegen diese vorherrschen<strong>de</strong> Meinung“, betonte<br />
Professor Brun-Hagen Hennerkes, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stiftung Familienunternehmen,<br />
bei <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Studie in Frankfurt.<br />
So sind knapp die Hälfte aller börsennotierten Gesellschaften Familienunternehmen.<br />
Sie repräsentieren etwa ein Drittel <strong>de</strong>r Marktkapitalisierung,<br />
sind relativ jung, wachstumsstark und in fast allen Industrien vertreten.<br />
Am höchsten lag <strong>de</strong>r Anteil in <strong>de</strong>n Boom-Jahren 2000 und 2001.<br />
Alle Unternehmen, die im C-Dax zwischen 1998 und 2008 notiert waren,<br />
bil<strong>de</strong>ten die Datenbasis <strong>de</strong>r Studie. Eine Börsennotierung sei auch nicht<br />
zwangsläufi g mit <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r Unternehmensführung verknüpft, erläuterte<br />
Studienleiterin Prof. Dr. Ann-Kristin Achleitner. So zeichneten<br />
sich im Jahr 2008 rund 80 Prozent <strong>de</strong>r untersuchten Unternehmen dadurch<br />
aus, dass die Grün<strong>de</strong>rfamilien sowohl Eigentum hielten als auch<br />
im Vorstand o<strong>de</strong>r Aufsichtsrat eine aktive Rolle in <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />
wahrnahmen.<br />
Weitere Informationen und Download <strong>de</strong>r Studie unter<br />
www.familienunternehmen.<strong>de</strong><br />
Mittelstand schafft locker<br />
25 Prozent Eigenkapitalrendite<br />
Hohe Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent<br />
und mehr sind bei <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />
in Zeiten guter Konjunktur<br />
keine Seltenheit. So übertrafen in <strong>de</strong>n<br />
Jahren 2006 und 2007 nicht nur börsennotierte<br />
große Unternehmen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r mittelständischen<br />
Unternehmen diese Marke. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine aktuelle<br />
Analyse <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe in<br />
Frankfurt. Weitere Erkenntnis: Die in<br />
<strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion zum Teil<br />
geäußerte Vermutung, dass Unternehmen<br />
systematisch ihre Personalkosten<br />
reduzieren, um ihre Eigenkapitalrendi-<br />
te zu steigern, lässt sich als durchgängig<br />
verbreitete Strategie für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />
nicht bestätigen. „Die Analyse zeigt<br />
vielmehr, dass erfolgreiche Wachstumsstrategien<br />
sowohl höhere Renditechancen<br />
als auch bessere Chancen<br />
für zusätzliche Beschäftigung bieten“,<br />
betonte Norbert Irsch, Chefvolkswirt<br />
<strong>de</strong>r KfW Bankengruppe in Frankfurt.<br />
Beschäftigungsabbau fi n<strong>de</strong>t im Wesentlichen<br />
nur in <strong>de</strong>r Gruppe von Unternehmen<br />
statt, die Verluste schreiben<br />
und somit negative Eigenkapitalrenditen<br />
aufweisen.<br />
INFO: www.kfw.<strong>de</strong><br />
1998 34% 66%<br />
1999 46% 54%<br />
2000 55% 45%<br />
2001 55% 45%<br />
2002 51% 49%<br />
2003 50% 50%<br />
2004 49% 51%<br />
2005 48% 52%<br />
2006 48% 52%<br />
2007 47% 53%<br />
2008 45% 55%<br />
ABSICHERUNG DER<br />
BETRIEBSRENTEN WIRD TEURER<br />
Unternehmen, die Betriebsrenten<br />
über <strong>de</strong>n Pensions-Sicherungs-Verein<br />
aG (PSV) in Köln für <strong>de</strong>n Insolvenzfall<br />
abgesichert haben, müssen für das<br />
Jahr 2009 tief in die Tasche greifen.<br />
Wie erwartet hat <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s<br />
PSV beschlossen, <strong>de</strong>n Beitragssatz<br />
<strong>de</strong>utlich auf 1,42 Prozent (2008: 0,18<br />
Prozent) zu erhöhen (siehe auch Pro-<br />
Firma 9/2009, Seite 47). Der PSV begrün<strong>de</strong>t<br />
die Erhöhung mit <strong>de</strong>r starken<br />
Zunahme von Scha<strong>de</strong>nfällen als Folge<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise. Um die betroffenen<br />
Unternehmen nicht übermäßig<br />
zu belasten, sind 0,82 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Beitragsbemessungsgrundlage bis<br />
zum 31. Dezember 2009 fällig, <strong>de</strong>r<br />
Rest ist jeweils in Raten von 0,15 Prozent<br />
zwischen 2010 und 2013. Über<br />
einen Vorschuss für das Jahr 2010 will<br />
<strong>de</strong>r PSV erst im kommen<strong>de</strong>n Jahr entschei<strong>de</strong>n.<br />
64 ProFirma 12 2009<br />
0<br />
10<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN<br />
AN DER DEUTSCHEN BÖRSE<br />
Anteil <strong>de</strong>r Familien-AGs gemessen an <strong>de</strong>r Gesamtzahl<br />
<strong>de</strong>r Aktiengesellschaften in Prozent.<br />
20<br />
30<br />
Quelle: Stiftung Familienunternehmen<br />
40<br />
50<br />
60<br />
Familienunternehmen<br />
Nicht-Familienunternehmen<br />
70<br />
80<br />
90<br />
100<br />
Foto: TU München
Vorschau 01/02.2010<br />
Titelthema: Druck vom Finanzamt<br />
Der Gesetzgeber hat in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren im Steuerrecht bei <strong>de</strong>n Firmenchefs<br />
die Daumenschrauben kräftig angezogen. Mit immer <strong>de</strong>taillierteren<br />
Vorschriften und ausgefeilten Prüfungsmetho<strong>de</strong>n nehmen die Finanzämter die<br />
Bücher kleinerer und mittlerer Unternehmen unter die Lupe. ProFirma zeigt,<br />
welche Tricks Finanzbeamte und Prüfer dabei anwen<strong>de</strong>n und wie sich betroffene<br />
Mittelständler dagegen wehren können.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Mirjam Fischer (Redakteurin)<br />
E-Mail: Mirjam.Fischer@profi rma.<strong>de</strong><br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />
Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
Rudolf <strong>Haufe</strong> Verlag GmbH & Co. KG<br />
Hin<strong>de</strong>nburgstr. 64, 79102 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, M. Beck, J. Christ, T. Cole, J. Andanson,<br />
S. a. d. Hei<strong>de</strong>n, St. Kaufmann, G. Küsel,<br />
I. Michler, B. Obermeier, O. Weiss, K. Zunke<br />
Grafi k: Hanjo Tews<br />
Titelfoto: Rüdiger Schall<br />
ProFirma 12 2009<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
Telefon 09 31/27 91 556<br />
Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 451<br />
Michaela Dotzler (Disposition)<br />
Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />
E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Verbreitete Aufl age,<br />
3. Quartal 2009: 81.487<br />
Verkaufte Aufl age: 67.042<br />
IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />
Abonnentenservice:<br />
<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />
79091 Freiburg<br />
Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />
E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />
*0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, abweichen<strong>de</strong> Mobilfunkpreise.<br />
Ein Service von dtms.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Dezember 2009<br />
Weitere Themen:<br />
EINKAUF<br />
Kosten klug drücken<br />
Wer bei <strong>de</strong>r Beschaffung Geld sparen will,<br />
sollte systematisch vorgehen, wichtige<br />
Lieferanten langfristig halten und interne<br />
Prozesse verschlanken.<br />
FINANZEN 2010<br />
Berater gesucht<br />
Die Finanzkrise hat Spuren in vielen<br />
Anleger<strong>de</strong>pots hinterlassen. Wer sich auf<br />
die Suche nach einem besseren Berater<br />
begibt, wird nicht so schnell fündig.<br />
CHEFAUTOS<br />
Neue Beschei<strong>de</strong>nheit<br />
Bei <strong>de</strong>n neuen Mo<strong>de</strong>llen kann <strong>de</strong>r Chef<br />
mit Sparsamkeit vorausfahren, ohne auf<br />
Annehmlichkeiten verzichten zu müssen.<br />
ProFirma stellt aktuelle Limousinen vor.<br />
Verlag: <strong>Haufe</strong> Fachmedia GmbH & Co. KG<br />
Geschäftsführer: Reiner Straub<br />
Im Kreuz 9, 97076 Würzburg<br />
Tel. 09 31/27 91 400, Fax 09 31/27 91 444<br />
www.<strong>Haufe</strong>-Fachmedia.<strong>de</strong><br />
Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />
Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />
SPECIAL INTEREST<br />
Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />
Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />
Beilagenhinweis:<br />
Eine Teilaufl age dieser Ausgabe enthält Beilagen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen Lexware GmbH & Co.<br />
KG, Freiburg, und Verlag C.H.Beck, München.<br />
Wir bitten um Beachtung!<br />
Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />
Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />
line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />
(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
65
Schluss mit lustig<br />
„Ich bin nicht in <strong>de</strong>r Laune für Scherze, Henning. Wirklich<br />
nicht“, sagte Clara mit einer Stimme kalt wie ein Novemberregen.<br />
„Ähem“, antwortete Henning Hirschmüller-Oberst,<br />
„welchen Scherz meinst du konkret?“ Seine Frau atmete tief<br />
ein. „Du willst also allen Ernstes Fleisch kochen? Obwohl du<br />
einen Herzinfarkt hattest? Obwohl ich Vegetarierin bin und<br />
du ganz genau weißt, dass ich allergisch auf Fleisch reagiere?<br />
Henning, kannst du nicht EINMAL Rücksicht auf mich nehmen?<br />
Ist das mittlerweile schon zu viel verlangt?“ „Aber Liebling,<br />
was regst du dich <strong>de</strong>nn so auf,<br />
ich nehme doch meistens Rücksicht<br />
auf dich“, sagte H2O, lauter als er es<br />
wollte, „und es han<strong>de</strong>lt sich hier sozusagen<br />
um vegetarisches Fleisch.<br />
Das ist cholesterinfreies, wun<strong>de</strong>rbar<br />
gesun<strong>de</strong>s Koberind, und du könntest<br />
es wenigstens versuchen, bevor<br />
...“ „Für wie blöd hältst du mich eigentlich,<br />
Henning?“ „Wenn du mich<br />
ausre<strong>de</strong>n lassen wür<strong>de</strong>st, dann ...“<br />
„Und was soll das bringen?“<br />
„Mama, lass Papa doch ausre<strong>de</strong>n“,<br />
schlug ihre gemeinsame Tochter<br />
genervt vor. Sie stand an <strong>de</strong>n Kühlschrank<br />
gelehnt und schaute angestrengt<br />
aus <strong>de</strong>m Küchenfenster.<br />
„Wenn du wüsstest“, sagte Clara erschöpft zu ihrer Tochter,<br />
„wie viele Jahre ich ihn habe ausre<strong>de</strong>n lassen. Und was hat<br />
es gebracht? Das Erbe seines Vaters hat er beinahe zerstört,<br />
die Fabrik, sich selbst auch, und wozu? Weil er Bio-Pommes-<br />
Automaten herstellen wollte. Damals hab ich ihn ausre<strong>de</strong>n<br />
lassen.“ „Mama, bitte!“ „Darf ich auch mal was dazu sagen?“,<br />
fragte H2O. „Wenn es sein muss“, antwortete Clara. „Ich<br />
komme mir hier gera<strong>de</strong> vor wie bei <strong>de</strong>r Inquisition, Clara“,<br />
fi ng H2O an. „Jaja, Henning, das ist wie<strong>de</strong>r einmal einer <strong>de</strong>iner<br />
lächerlichen Vergleiche.“ „Es ist doch wahr“, sagte Henning,<br />
„ich habe ja von vornherein keine Chance.“<br />
„Warum fangen wir <strong>de</strong>n Abend nicht noch mal von vorne<br />
an?“, schlug die Tochter vor. Clara schüttelte <strong>de</strong>n Kopf:<br />
„Wenn ich noch mal von vorne anfi nge, dann wür<strong>de</strong> ich das<br />
ohne Henning tun. Vielleicht wäre mein Leben dann etwas<br />
H 2O<br />
... spielt letzte Szenen einer Ehe<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, von seinen Mitarbeitern H2O genannt,<br />
zieht das zarte Wagyu-Rind seiner Ehefrau Clara vor. Das hat Konsequenzen.<br />
weniger unglücklich verlaufen.“ „Vielleicht“, schnaubte H2O,<br />
„vielleicht meines auch.“ „Ich gehe jetzt nach oben in mein<br />
Zimmer“, kündigte die Tochter an, „ruft mich doch, wenn das<br />
Fleisch fertig ist.“ „Nur über meine Leiche“, rief Clara, „danach<br />
stinkt die ganze Küche wie<strong>de</strong>r tagelang nach gegrilltem toten<br />
Tier.“ „Ach ja, und wenn sie tagelang nach faulen<strong>de</strong>m Obst<br />
riecht, dann ist das o.k.?“ „Sie riecht nur nach faulem Obst,<br />
weil <strong>de</strong>r faule Herr Henning sich weigert, Obst zu essen.“ „So<br />
ist das also. Ich soll Obst essen, aber du isst kein Fleisch. Deine<br />
Einseitigkeit, Clara, ist wirklich,<br />
äh, phänomenal.“ „Ach, ich bin<br />
also einseitig? Wer ist <strong>de</strong>nn hier<br />
<strong>de</strong>r Egoist? Weißt du, ich hab’s satt,<br />
Henning, einfach satt.“ „Was hast<br />
du <strong>de</strong>nn satt? Mein Geld auszugeben<br />
für irgendwelche Bil<strong>de</strong>r, die<br />
alle aussehen, als ob Kleinkin<strong>de</strong>r sie<br />
gemalt hätten? Ich selbst hab’s satt,<br />
Clara. Ich. Deine schlechten Launen,<br />
<strong>de</strong>in Genörgel, <strong>de</strong>in Gemüse,<br />
<strong>de</strong>ine Versuche, eine große Dame<br />
in <strong>de</strong>r Kunst zu wer<strong>de</strong>n.“<br />
„Was ist aus uns gewor<strong>de</strong>n, Henning?“,<br />
fl üsterte Clara. „Das ist mir<br />
jetzt auch wurst. Und noch was.<br />
Ich wer<strong>de</strong> Rin<strong>de</strong>r züchten, Wagyu-<br />
Rin<strong>de</strong>r. Hättest du mich ausre<strong>de</strong>n lassen, wüsstest du jetzt,<br />
was das ist. Mit dir o<strong>de</strong>r ohne dich.“ „Henning, das ist doch<br />
jetzt wohl einer <strong>de</strong>iner Scherze?“, fragte sie unsicher. „Nein.“<br />
„Dann“, sagte sie und holte tief Luft, „dann habe ich hier nichts<br />
mehr zu suchen.“<br />
H2O hörte die Tür ins Schloss fallen, und dann war sie weg. Er<br />
öffnete eine Flasche 96er Pommard, und als seine Wut einer<br />
Traurigkeit wich, versuchte er sich einzure<strong>de</strong>n, dass sie selbst<br />
schuld war. Gott, was ist bloß aus uns gewor<strong>de</strong>n, fragte er sich,<br />
und weshalb? Später kam seine Tochter in die Küche. „Wo ist<br />
Mama?“, fragte sie. „Weg.“ „Wie, weg?“ „Na, weg eben.“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE: H2O sucht eine Assistentin für<br />
seine Rin<strong>de</strong>rzucht und führt Bewerbungsgespräche.<br />
66 ProFirma 12 2009<br />
Folge 20<br />
Illustration: Reinhold Harwath
Die Online-Messe für ERP-Software.<br />
,<br />
Veranstaltungsort:<br />
Golfplatz<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Montag, 16:12 Uhr<br />
Messe to Go<br />
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Alles in Ordnung