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Mat.-Nr. 06051-5082<br />

Deutschland 6,40 €<br />

Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />

Mit Bedacht<br />

Gutes tun<br />

Vau<strong>de</strong>-Chefi n Antje von Dewitz und viele an<strong>de</strong>re<br />

Mittelständler machen es vor: Soziale Verantwortung<br />

zu übernehmen, nutzt auf vielfältige Weise auch <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen und seinen Mitarbeitern. Seite 22<br />

KURSKORREKTUR<br />

Abschreiben, erben, sanieren:<br />

Die neue Regierung entlastet<br />

die Firmen. Seite 48<br />

PAPIERBERGE ABBAUEN<br />

Digitales Dokumentenmanagement<br />

beschleunigt Prozesse und<br />

spart Zeit und Geld. Seite 50<br />

DEZEMBER 2009<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>


Viel Fahrspaß, wenig Verbrauch.<br />

Die Opel Insignia ecoFLEX-Spritsparmo<strong>de</strong>lle.<br />

Bis zum 31.12. 2009<br />

Unternehmervorteil<br />

nutzen<br />

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Die Opel Insignia 2.0 CDTI ecoFLEX Limousine und Sports Tourer bestechen<br />

nicht nur durch ihr faszinieren<strong>de</strong>s Design und je<strong>de</strong> Menge Fahrspaß. Genauso<br />

beeindruckend sind ihr beson<strong>de</strong>rs wirtschaftlicher Durchschnittsverbrauch<br />

(5,2 bzw. 5,3 l Diesel/100 km) sowie <strong>de</strong>r umweltfreundliche CO 2 -Ausstoß (136<br />

bzw. 139 g CO 2 /km). Somit sind die Insignia ecoFLEX-Mo<strong>de</strong>lle die perfekte<br />

Visitenkarte für kosten- und umweltbewusste Unternehmen. Das Beste aber<br />

kommt zum Schluss: Gewerbetreiben<strong>de</strong> erhalten bis zum 31.12. 2009 einen<br />

attraktiven Unternehmervorteil. Nähere Informationen bei Ihrem Opel Partner.<br />

Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,7–5,2 l/100 km, CO 2 -Emission kombiniert 274–136 g/km (gemäß 1999/100/EG).


Editorial<br />

ProFirma 12 2009<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Wohltaten<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, die neue Schwarz-Gelbe Regierung hat eine ganze<br />

Reihe von Reform- und Entlastungsvorhaben angekündigt, die auch mittelständischen<br />

Firmen zugute kommen sollen. Bei <strong>de</strong>n Unternehmensteuern betrifft<br />

dies unter an<strong>de</strong>rem Än<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Zinsschranke, <strong>de</strong>r Gewerbesteuer, <strong>de</strong>m<br />

Mantelkauf, <strong>de</strong>r Ist-Besteuerung und <strong>de</strong>r Erbschaftsteuer sowie <strong>de</strong>r Unternehmensnachfolge<br />

und <strong>de</strong>m Bürokratieabbau. Der 128 Seiten mächtige Koalitionsvertrag<br />

„Wachstum. Bildung. Zusammenhalt.“ erlaubt jedoch nur ein Jubeln auf<br />

Verdacht. Viele Projekte befi n<strong>de</strong>n sich noch im Stadium einer Absichtserklärung<br />

und stehen unter <strong>de</strong>m Vorbehalt <strong>de</strong>r Finanzierbarkeit. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz<br />

ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r<br />

Dinge informiert Sie unser Bericht ab Seite 48 und stets aktuell <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rservice<br />

auf unseren Internet-Seiten unter www.profi rma.<strong>de</strong>.<br />

Mit einem Thema, das auf <strong>de</strong>n ersten Blick mehr Geld kostet als einbringt,<br />

beschäftigt sich unsere Titelgeschichte ab Seite 22. Tatsächlich aber lohnt es sich<br />

für Firmenchefs, soziale Verantwortung zu übernehmen. Corporate Social Responsibility,<br />

so <strong>de</strong>r inzwischen geläufi ge englische Begriff, ist weit mehr als ein<br />

Weihnachtsthema: Alle Unternehmer, die wir Ihnen hier vorstellen, profi tieren<br />

von ihrem Engagement, auch wenn es sich zuweilen nicht in handfesten Zahlen<br />

beschreiben lässt. Besseres Betriebsklima, höhere Zufrie<strong>de</strong>nheit und Loyalität<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zahlen sich allemal aus. Gutes zu tun, hat noch nie gescha<strong>de</strong>t,<br />

gera<strong>de</strong> wenn sich damit vielleicht ein Stück Aufschwung selbst machen lässt.<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Wissen und Werkzeuge für Unternehmer.<br />

Wirtschaftsmagazin, Themenportal und<br />

Unternehmer-Cockpit.<br />

Infos unter: www.profi rma.<strong>de</strong><br />

3<br />

Haben Ihre<br />

Steuerungsinstrumente<br />

versagt...<br />

...o<strong>de</strong>r ist Ihr<br />

Unternehmen<br />

einfach nur<br />

vom Kurs<br />

abgekommen?


Inhalt 12.2009<br />

Titelthema:<br />

Mit Bedacht Gutes tun<br />

Gutes tun und wirtschaftliche Interessen<br />

verfolgen, ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch. Im Gegenteil:<br />

Es zahlt sich für je<strong>de</strong>s Unternehmen und seine<br />

Mitarbeiter aus.<br />

27 Boxen als Therapie Der Unternehmer<br />

Rupert Voss macht in einem Resozialisierungsprojekt<br />

Jugendliche fi t für eine<br />

Lehrstelle.<br />

Udo Robakowski: „Ich wollte einfach<br />

irgen<strong>de</strong>twas mit Kunst, Handwerk<br />

und Unternehmertum machen.“<br />

Vau<strong>de</strong>-Chefi n Antje von Dewitz<br />

liegt die Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf am Herzen.<br />

12<br />

30<br />

Exklusive Belohnung Exotische Reiseziele<br />

kommen bei verdienten Mitarbeitern gut an.<br />

22<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Das Rennauto aus Pfl anzenfasern<br />

von Thomas von Löwis und Fanta4-Sänger Smudo.<br />

10 Re<strong>de</strong>zeit Deutschlands Familienunternehmen haben die<br />

Kraft, das Land aus <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise zu führen, meint die<br />

Wirtschaftsautorin Dr. Inga Michler.<br />

12 Unternehmerporträt Der Berliner Schuhmacher Udo Robakowski und<br />

seine Mission für edles und komfortables Schuhwerk.<br />

16 Auszeit Der Zehn-Millionen-Dollar-Blick.<br />

18 Mittelstand 2.0 Internet-Shop für die fröhliche<br />

Weihnachtsfeier im Betrieb.<br />

22 Unternehmensführung<br />

22 Titelthema Corporate Citizenship Wie es mittelständischen<br />

Unternehmen gelingt, wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche<br />

Verantwortung in Einklang zu bringen.<br />

30 Personal Mit ungewöhnlichen Incentives halten Firmenchefs ihre<br />

Leistungsträger in schwierigen Zeiten bei Laune.<br />

33 Recht Vom rechten Umgang mit Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />

39 Quer<strong>de</strong>nker Tradition ist schön, Unternehmer dürfen sich davon<br />

aber nicht blen<strong>de</strong>n lassen, meint Professor Martin Beck.<br />

4 ProFirma 12 2009


40 Finanzen & Steuern<br />

40 Finanzierung Banken und Sparkassen sehen sich nicht nur als<br />

Geldgeber. Sie bieten verstärkt Beratungs- und Serviceleistungen<br />

zu wichtigen unternehmerischen Managementaufgaben an.<br />

44 För<strong>de</strong>rprogramme Mit <strong>de</strong>m Zentralen Innovationsprogramm<br />

Mittelstand hat <strong>de</strong>r Staat einen Volltreffer bei kleinen und mittleren<br />

Betrieben gelan<strong>de</strong>t.<br />

47 Soll & Haben Der Mittelstand schöpft die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiterbeteiligung zu wenig aus, meint Professor<br />

Jörn-Axel Meyer.<br />

48 Steuertipp Zum Jahreswechsel will die neue Regierung<br />

Unternehmen in kleinen Häppchen entlasten.<br />

50 IT & Investition<br />

50 Business digital Ein digitales Dokumentenmanagement<br />

steigert die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und spart<br />

Zeit und Kosten.<br />

54 Cole‘s Corner Rettet die Bäume – lest E-Bücher!<br />

56 Logistik Transport-Dienstleister setzen zunehmend auf<br />

umweltfreundliche Fahrzeuge. Mitunter haben auch die<br />

Auftraggeber etwas davon.<br />

59 Produkttipps Softes und Smartes für <strong>de</strong>n Bürorechner.<br />

60 Business English<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 12 2009<br />

In dieser Ausgabe starten wir die<br />

neue Serie „Business English“. In<br />

praxisorientierten Lektionen lernen<br />

Firmenchefs, Gespräche, Präsentationen<br />

und Meetings erfolgreich in<br />

englischer Sprache zu führen.<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Mittelstand<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

64 Rückschau, Termine<br />

65 Vorschau, Impressum<br />

66 Schluss mit lustig (20)<br />

Gratis-<br />

Downloads<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Corporate Citizenship Ein Fachbeitrag über Ziele, Inhalte und Zertifi zierungen.<br />

■ Internationalisierung Fachbeitrag mit Ratschlägen beim Gang auf Auslandsmärkte.<br />

■ E-Mail-Archivierung Fachbeitrag zur sicheren Aufbewahrung elektronischer Post.<br />

■ Logistik-Controlling Fachbeitrag zur Streckenerfolgsrechnung für Transportfi rmen.<br />

Die vier<br />

<strong>de</strong>s Monats<br />

Nur für kurze Zeit!<br />

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ProFirma Professional<br />

DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />

Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />

brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

<strong>Als</strong> Chef müssen Sie je<strong>de</strong>n Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />

unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

BilMoG: Anpassungsbedarf für das Jahr 2010<br />

Mit <strong>de</strong>m neuen Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetz (BilMoG)<br />

erlebt die <strong>de</strong>utsche Rechnungslegung eine ihrer größten<br />

Reformen. Da die neuen Bilanzierungsvorschriften schon von<br />

2010 angelten, sollten sich Unternehmer mit <strong>de</strong>n sich bieten<strong>de</strong>n<br />

Chancen und Risiken vertraut machen. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2141987<br />

Unternehmer-Selbsttest zum BilMoG <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2153639<br />

Alle Än<strong>de</strong>rungen im Überblick <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2161587<br />

Bilanzpolitik und -analyse nach BilMoG <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2161608<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Zielmanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 583104<br />

Vom traditionellen Führungsmo<strong>de</strong>ll unterschei<strong>de</strong>t sich das Führen mit<br />

Zielvereinbarungen durch seinen partnerschaftlichen Charakter.<br />

■ Das neue Betriebssystem Windows 7 <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2191163<br />

Was Windows 7 bringt, ob <strong>de</strong>r Umstieg von XP o<strong>de</strong>r Vista lohnt und<br />

wie es funktioniert, erfahren Sie in diesem Fachbeitrag.<br />

■ Präsentationen für Bankgespräche <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2193364<br />

Wenn es darauf ankommt, Geschäftszahlen in ansprechen<strong>de</strong>r Form<br />

zu präsentieren, ist häufi g ein kombinierter Einsatz von MS-Excel,<br />

Powerpoint und Word gefragt.<br />

■ Sozialversicherungswerte 2010 <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2197644<br />

Übersicht über alle im Versicherungs- und Beitragsrecht <strong>de</strong>r Sozialversicherung<br />

für 2010 relevanten Bezugs- und Rechengrößen.<br />

THEMEN IM DEZEMBER<br />

ONLINE-SEMINARE<br />

ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächstes Thema:<br />

Arbeitszeugnisse sicher formulieren<br />

und richtig verstehen<br />

Donnerstag, 10. Dezember 2009, 11 Uhr, Dauer zirka 60<br />

Minuten, die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Der Arbeitgeber ist bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>s Zeugnisses zur Wahrheit<br />

verpfl ichtet, er muss es aber auch wohlwollend verfassen.<br />

Schon daraus ergeben sich beim Formulieren Probleme. Die sich<br />

zunehmend verselbstständigen<strong>de</strong> Zeugnissprache macht die<br />

Sache nicht leichter. Im Seminar erfahren Sie, welche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

ein Zeugnis erfüllen muss, was <strong>de</strong>r Arbeitnehmer reklamieren<br />

kann und wie Sie Zeugnisse erstellen und interpretieren.<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

ONLINE-PRODUKTSCHULUNG<br />

ProFirma Professional effi zient einsetzen<br />

Damit Sie Ihre Software bei Ihrer täglichen Arbeit optimal einsetzen,<br />

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6 ProFirma 12 2009<br />

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So sparsam wie noch nie: ab 7,2 l/100 km*.<br />

Der neue Transporter. Scheut keinen Vergleich.<br />

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Begreift man Energieverbrauch als Problem o<strong>de</strong>r als Chance? Der neue Transporter mit seiner neuen Generation<br />

von TDI-Motoren ist wirtschaftlicher und effizienter <strong>de</strong>nn je, mit einem Verbrauch ab 7,2 l/100km * . Und dabei<br />

auch noch leistungsstärker. Die erstmals verwen<strong>de</strong>te Common-Rail-Technologie sorgt für viel Drehmoment und –<br />

zusammen mit <strong>de</strong>m Doppelkupplungsgetriebe DSG – für weniger Verbrauch und noch weniger CO2-Emissionen. Und auch die Euro-5-Abgasnorm wird erfüllt. Was auch immer die Zukunft bringt: Der neue Transporter ist für<br />

alles bestens gerüstet. Und mit <strong>de</strong>n neuen CarePort Sicherheitspaketen erhalten Sie jetzt auf ausgewählte<br />

Fahrerassistenzsysteme 10 % Preisvorteil und sogar bis zu 15 % Nachlass auf Ihre individuelle Kfz-Haftpflicht- und<br />

Vollkaskoprämie beim Volkswagen VersicherungsService.<br />

Abbildung zeigt Son<strong>de</strong>rausstattungen gegen Mehrpreis. *Transporter Kastenwagen 2,0-l-TDI-Motor mit 62 kW,<br />

Kraftstoffverbrauch (l/100 km): innerorts 9,4–9,7/außerorts 6,0–6,3/kombiniert 7,2–7,5. CO2-Emissionen (g/km):<br />

kombiniert 190–198.


Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Fanta4-Sänger Smudo (links) und<br />

Rennstallbesitzer Thomas von<br />

Löwis vor <strong>de</strong>m Bio-Ford Mustang.<br />

Thomas von Löwis<br />

Vollgas für eine bessere Zukunft<br />

Beim Bio-Rennstall „Four Motors“ von Thomas von Löwis und Fanta4-Sänger Smudo fährt <strong>de</strong>r<br />

Rennwagen mit Biodiesel und hat eine Karosserie aus Pfl anzenfasern. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Es gibt beim Motorsport auf <strong>de</strong>r Start- und Zielgera<strong>de</strong>n die<br />

„schmutzige Seite“. Das ist jene Hälfte <strong>de</strong>s Asphalts, die neben<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>allinie liegt und <strong>de</strong>swegen weniger Gummi und damit<br />

weniger Grip hat – beim Start ein großer Nachteil. Thomas<br />

von Löwis kennt das Gefühl, auf <strong>de</strong>r schmutzigen Seite zu stehen.<br />

Sechs Jahre lang fuhr er Autorennen, das Jahr 1987 in <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft war sein bestes Jahr.<br />

Er wur<strong>de</strong> Fünfter im Gesamtklassement. Im Jahr 1992 hängte<br />

er <strong>de</strong>n Helm an <strong>de</strong>n Nagel, da war kein Geld mehr da, keine<br />

Perspektive, und er wur<strong>de</strong> Event-Manager.<br />

Im Grun<strong>de</strong> mögen Rennfahrer keine Umwege. Sie kosten zu<br />

viel Zeit. Aber von Löwis‘ Umweg brachte ihn zurück auf die<br />

Rennstrecke, auf die saubere Seite. Er hatte damals im Umfeld<br />

<strong>de</strong>r Konzerte <strong>de</strong>r „Fantastischen Vier“ zu tun. Der Road-<br />

Manager <strong>de</strong>r Band kam auf ihn zu und sagte: „Smudo möchte<br />

Autorennen fahren.“ Zehn Jahre ist das her. Zuerst dachte von<br />

Löwis, dass Smudo spinnt. „Aber Smudo war nicht unbegabt.<br />

Kein Sprintracer, aber ein tüchtiger Langstreckenfahrer.“ 2003<br />

grün<strong>de</strong>ten sie gemeinsam in Reutlingen <strong>de</strong>n Rennstall Four<br />

Motors, und sie entschie<strong>de</strong>n sich für neue Wege in <strong>de</strong>n ausgefahrenen<br />

Straßen <strong>de</strong>s Motorsports. Natürlich weiterhin mit<br />

Benzin im Blut, aber mit Biodiesel im Tank. „Flowerpower“<br />

auf <strong>de</strong>m Nürburgring sozusagen. „Wir wollten zeigen, dass<br />

man auch mit nachwachsen<strong>de</strong>n Rohstoffen wettbewerbsfähig<br />

sein kann.“ Im Jahr 2006 kam <strong>de</strong>r große Wurf: Das erste<br />

BioConcept-Car, ein Ford Mustang GT RTD, die Karosserie<br />

gefertigt aus Pfl anzenfasern wie Flachs, Hanf und Jute. Fortan<br />

waren ihre Rennen Fahrten in eine bessere Zukunft. 2008 kam<br />

<strong>de</strong>r erste Sieg, vor Kurzem wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 61-Jährige und langsam<br />

altersweise von Löwis für seine Pionierarbeit preisgekrönt.<br />

Natürlich sind sie Exoten in einer Welt, die so tut, als ob ihr Öl<br />

nie ausgehen wür<strong>de</strong>. „Aber man nimmt uns schon wahr.“ Und<br />

in Zusammenarbeit mit Renault, <strong>de</strong>m Deutschen Zentrum<br />

für Luft- und Raumfahrt und <strong>de</strong>r Fachagentur Nachwachsen<strong>de</strong><br />

Rohstoffe e.V. ist das Bio-Concept-Car II entstan<strong>de</strong>n, ein<br />

Renault Megane Trophy. „Wir tauschen Stück für Stück die<br />

Glasfaserkarosserie durch Biofaserteile aus.“ Ein Stück Natur,<br />

das Rennen fahren kann. Fast zumin<strong>de</strong>st, <strong>de</strong>nn noch fährt <strong>de</strong>r<br />

Wagen nur mit einer B30 Biodiesel-Beimischung. Den neuen<br />

100-Prozent-Bio-Heckfl ügel <strong>de</strong>s Renaults wird von Löwis im<br />

Januar 2010 <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vorstellen. Auf <strong>de</strong>r „Grünen<br />

Woche“ in Berlin. www.fourmotors.com<br />

8 ProFirma 12 2009<br />

Foto: Four Motors


Hier herrscht Lexware.<br />

Es gibt or<strong>de</strong>ntlich was zu feiern. Feiern Sie mit uns.<br />

Die Leser <strong>de</strong>s „PC Magazins“ haben entschie<strong>de</strong>n: Lexware fi nancial offi ce ist<br />

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Grund genug, Ihnen einen auszugeben, damit auch Sie richtig Ordnung in Ihre<br />

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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />

Dr. Inga Michler<br />

Neue Werte auf vielen Schultern<br />

Die leistungsfähigen Familienunternehmen haben die Kraft, Deutschland<br />

aus <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise zu führen, die auch eine Vertrauenskrise ist.<br />

Die Grabre<strong>de</strong>n für Deutschlands Familienunternehmer<br />

waren schon geschrieben.<br />

Zwischen globalen Weltkonzernen<br />

und angriffslustigen Newcomern,<br />

das galt als ausgemacht, hätten sie<br />

keinen Platz. Überkommen schienen<br />

ihre beschaulichen Firmenstrukturen.<br />

Familienban<strong>de</strong> und Loyalitäten, über<br />

Generationen gewachsen, wollten nicht<br />

passen in die sprunghaften Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Globalisierung. Doch die Wirklichkeit<br />

straft die Pessimisten Lügen. Produkte<br />

und Dienstleistungen von <strong>de</strong>utschen<br />

Patriarchen sind weltweit gefragt. Ihre<br />

Firmen machen Deutschland zu etwas<br />

Beson<strong>de</strong>rem. Kein an<strong>de</strong>res Land <strong>de</strong>r<br />

Welt hat einen so starken, exportorientierten<br />

Mittelstand. Kaum sonst irgendwo<br />

ruht <strong>de</strong>r volkswirtschaftliche Erfolg<br />

auf so vielen kräftigen Schultern.<br />

Begehrt sind nicht nur die Produkte,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Unternehmen selbst.<br />

Investoren aus an<strong>de</strong>ren Industrielän<strong>de</strong>rn,<br />

aber auch aus Schwellenlän<strong>de</strong>rn<br />

wie China und Indien, wollen sich zunehmend<br />

bei traditionsreichen Firmen<br />

in Deutschland einkaufen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

im gehobenen Mittelstand fi n<strong>de</strong>n sie,<br />

was sie suchen: innovative, wachstumsstarke<br />

Unternehmen, soli<strong>de</strong> fi nanziert<br />

und auf <strong>de</strong>n Weltmärkten zu Hause.<br />

Im Wettbewerb <strong>de</strong>r Systeme – Familien<br />

versus Börse – haben <strong>de</strong>utsche Familienunternehmen<br />

nicht nur ihren<br />

Platz behauptet. Sie sind zum Vorbild<br />

gewor<strong>de</strong>n. So haben sie einen grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Wirtschaftswelt<br />

angestoßen: <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Werte.<br />

Jahrzehntelang dominierten die Konzerne<br />

das Wertesystem. Sie prägten die<br />

Trends, vom Kult <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung über<br />

Dr. Inga Michler<br />

ist Volkswirtin und Wirtschaftsautorin in<br />

Hamburg. Im Campus Verlag, Frankfurt,<br />

erschien vor wenigen Wochen ihr neues<br />

Buch „Wirtschaftswun<strong>de</strong>r 2010“, 228 Seiten,<br />

24,90 Euro, ISBN 978-3-593-39005-5<br />

die Begeisterung für Größe bis hin zum<br />

Primat <strong>de</strong>r Effi zienz über alte Loyalität<br />

zu Standorten und Mitarbeitern. Fälle<br />

von Korruption und Misswirtschaft in<br />

Konzernen wie Siemens haben das Vertrauen<br />

in diese Werte angekratzt. Die<br />

Finanzkrise stürzte <strong>de</strong>n Konzernkapitalismus<br />

endgültig in die Krise.<br />

Ausgerechnet die Familienunternehmen<br />

weisen nun <strong>de</strong>n Weg. Sie begrün<strong>de</strong>n<br />

ein neues Wertesystem, das von<br />

sieben Eckpfeilern getragen wird. In<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftswelt von morgen än<strong>de</strong>rt<br />

sich, erstens, die Perspektive: Der<br />

Blick wird weiter, langfristiger. Zweitens<br />

erfahren die Werte Vertrauen und<br />

Verlässlichkeit ein Comeback. Drittens<br />

wer<strong>de</strong>n die Unternehmen durchläs-<br />

siger, weniger hierarchisch. Die Männer<br />

und Frauen an ihrer Spitze sind, viertens,<br />

bunter und individueller als die<br />

Manager in Großkonzernen. Sie haben<br />

mehr Mut zum Unkonventionellen.<br />

Fünftens ent<strong>de</strong>cken erfolgreiche Firmen<br />

<strong>de</strong>r Zukunft wie<strong>de</strong>r ihre Wurzeln.<br />

Standorte rund um <strong>de</strong>n Globus sind<br />

eben nicht austauschbar. Sechstens ist<br />

nun bei <strong>de</strong>n Unternehmen Kooperation<br />

Trumpf – „Netzwerke schaffen“, heißt<br />

ihr Motto. Siebtens gelingt ihnen <strong>de</strong>r<br />

Brückenschlag zwischen Tradition und<br />

Mo<strong>de</strong>rne. Verän<strong>de</strong>rung ist, an<strong>de</strong>rs als in<br />

manchem Konzern, kein Selbstzweck.<br />

Erfolgreiche Familienunternehmer im<br />

Land leben die neuen Werte bereits vor:<br />

Sie haben langfristige Ziele im Blick,<br />

sind verlässlich für Mitarbeiter und<br />

Kun<strong>de</strong>n, sind offen für I<strong>de</strong>en, för<strong>de</strong>rn<br />

Individualität, sind in ihrer Heimat verwurzelt,<br />

kooperationsfreudig und traditionsbewusst.<br />

Das macht sie stark im<br />

In- und Ausland. Rund 60 Jahre nach<br />

<strong>de</strong>m Wirtschaftswun<strong>de</strong>r, um das uns<br />

die Welt benei<strong>de</strong>te, gibt es ein neues<br />

Erfolgsmo<strong>de</strong>ll „Ma<strong>de</strong> in Germany“:<br />

Deutschlands Familienunternehmertum.<br />

Es genießt längst internationales<br />

Ansehen und ist auf <strong>de</strong>m besten Weg<br />

zum Exportschlager – kopiert von aufstreben<strong>de</strong>n<br />

Län<strong>de</strong>rn in Asien und einst<br />

unangefochtenen Industriestaaten, die<br />

jetzt gegen ihren Abstieg kämpfen.<br />

Deutschlands Familienunternehmer<br />

können das Land aus <strong>de</strong>r Krise führen.<br />

Mehr als das: Sie begrün<strong>de</strong>n eine neue<br />

Kultur <strong>de</strong>s Wirtschaftens und liefern<br />

damit die Grundlage für einen nachhaltigen<br />

Aufschwung in Deutschland – für<br />

ein Wirtschaftswun<strong>de</strong>r 2010.<br />

10 ProFirma 12 2009<br />

Foto: Campus Verlag


Wir för<strong>de</strong>rn Ihr Unternehmen.<br />

DieNRW.BANKför<strong>de</strong>rtkleineundmittlereUnternehmenmitzinsgünstigenKrediten,Dar-<br />

lehen zum Ausgleich mangeln<strong>de</strong>r Sicherheiten und zur Stärkung <strong>de</strong>s Eigenkapitals sowie<br />

mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – o<strong>de</strong>r direkt uns:<br />

Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) o<strong>de</strong>r 0251 91741-4800 (Westfalen-Lippe).<br />

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Wir Unternehmer – Porträt<br />

Udo Robakowski<br />

Herr <strong>de</strong>r Fußwohnung<br />

Ein handgenähter Schuh ist ein Kunstwerk und bedarf spezieller<br />

Pfl ege. Dann kann man ihn mit Kunst kombinieren, wie <strong>de</strong>r Berliner<br />

Schuhmacher Udo Robakowski <strong>de</strong>monstriert. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

An einem Dienstag um 14 Uhr hielt ein Rolls Royce Corniche<br />

vor einem Schuhla<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Bleibtreustraße 4 in Berlin-Charlottenburg.<br />

Natürlich hielt er mitten auf <strong>de</strong>r Straße. Rolls-<br />

Royce-Fahrer parken nie ein, zumin<strong>de</strong>st nicht selbst. Der<br />

blaue Wagen hatte ein Wunschkennzeichen, und <strong>de</strong>r Fahrer<br />

war ein älterer, braun gebrannter Herr mit länglichem blondiertem<br />

Haar, das ihn wohl ein wenig jugendlich und unangepasst<br />

erscheinen lassen sollte. Er trug eine Wildle<strong>de</strong>rjacke und<br />

Edward-Gree-Schuhe, die schätzungsweise so viel gekostet<br />

hatten wie ein Winterreifen für sein Auto. Zielstrebig ging er<br />

in <strong>de</strong>n vornehmen La<strong>de</strong>n, blieb eine Weile und kam dann mit<br />

ein paar edlen Lacktüten wie<strong>de</strong>r heraus.<br />

Seit ein paar Jahren haben die happy few Berlins ein Problem<br />

weniger. Sie müssen für ein paar Luxusschuhe nicht mehr extra<br />

nach München zu Eduard Meier fahren, <strong>de</strong>m vormaligen<br />

königlichen Hofl ieferanten, son<strong>de</strong>rn gehen einfach zu Udo<br />

Robakowski in die Bleibtreustraße, ein schickes Pfl aster, das<br />

Promi-Lokal „Adnan“ in <strong>de</strong>r Mommsenstraße ist zum Glück<br />

nicht allzu weit. Im Grun<strong>de</strong> verhält es sich so: Es gibt jetzt<br />

nicht nur einen Promi-Wirt, einen Promi-Friseur und einen<br />

Promi-Schönheitschirurgen, son<strong>de</strong>rn auch einen Promi-<br />

Schuhmacher.<br />

Eine neue Adresse für die happy few<br />

Robakowski fertigt Schuhe nicht selbst, aber er kauft die<br />

e<strong>de</strong>lsten und geschmackvollsten Marken ein: Die meisten<br />

Mo<strong>de</strong>lle sind handgenäht, natürlich, aus Le<strong>de</strong>r sowieso, und<br />

zwar nicht irgen<strong>de</strong>inem, son<strong>de</strong>rn etwa aus Bio-Kalbs- o<strong>de</strong>r<br />

Straußenle<strong>de</strong>r. Es sind Schuhe mit Namen: Robert Clergerie,<br />

John Lobb, Edward Gree, Carmina. Das Einkaufen erfor<strong>de</strong>rt<br />

zwar Geschmack, modischen Sachverstand und eine Portion<br />

Intuition, ist aber für sich allein noch keine allzu großartige<br />

Angelegenheit. Was Robakowski so ziemlich einzigartig in<br />

seiner bisher noch wenig glamourösen Zunft macht, sind sein<br />

E<strong>de</strong>lschuhservice und seine Schuhkosmetik, also das Reparie-<br />

„Ich wollte einfach irgen<strong>de</strong>twas<br />

machen mit Kunst, Handwerk<br />

und Unternehmertum.“<br />

UDO ROBAKOWSKI<br />

ren und Putzen jener Schuhe, die bei 300 Euro anfangen und<br />

bei knapp 2.000 aufhören. 500 Paare pro Woche macht er<br />

für 70 bis 80 Euro wie<strong>de</strong>r auftrittsfähig. „Ich arbeite natürlich<br />

mit Originalmaterialien. Wenn Sie also etwa Prada bringen,<br />

erhalten Sie auch Prada zurück.“ Die Schuhkosmetik kostet<br />

zwischen 18 und 30 Euro, die Stückzahl ist ähnlich wie bei<br />

<strong>de</strong>n Reparaturen. Wie man gerüchteweise in <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />

hört, soll Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Horst Köhler seine Schuhe auch<br />

bei Robakowski auf Vor<strong>de</strong>rmann bringen lassen. Lei<strong>de</strong>r tritt<br />

Robakowski, was <strong>de</strong>n Promi-Faktor seiner Kun<strong>de</strong>n anbelangt,<br />

so leise, dass man ihn diesbezüglich gar nicht hört. Viel lieber<br />

betont er, dass auch „ganz normale Omas die Schuhe bei ihm<br />

12 ProFirma 12 2009


eparieren lassen, weil sie sich keine neue leisten können“.<br />

Aber solche Sachen sagen alle Dienstleister mit prominentem<br />

Kun<strong>de</strong>nstamm.<br />

Udo Robakowski ist 38 Jahre alt, trägt selbstverständlich edle<br />

Treter, an diesem Tag „John Lobb“, <strong>de</strong>n Rolls Royce unter <strong>de</strong>n<br />

Schuhen, auch preislich. In seinem vornehmen La<strong>de</strong>n steht<br />

ein schwarzes Paar aus einer limitierten Son<strong>de</strong>redition für<br />

1.800 Euro. Der gebürtige Kölner mit <strong>de</strong>m etwas barocken<br />

Haarschnitt und <strong>de</strong>m Flair eines Foulardträgers entpuppt sich<br />

bald als Liebhaber schöner Dinge, Wein, Kunst. Und er strahlt<br />

die lockere Gelassenheit eines Mannes aus, <strong>de</strong>r erfolgreich ist,<br />

bald Vater wird, seine Frau liebt, kein Problem damit hat, dass<br />

seine Mutter im Schuhla<strong>de</strong>n mit Hand anlegt, und <strong>de</strong>r keinen<br />

Grund hat zur Annahme, dass sich daran etwas än<strong>de</strong>rn<br />

könnte.<br />

Was allerdings besser sein könnte, ist das Verhältnis <strong>de</strong>s gemeinen<br />

Deutschen zu seinem Schuhwerk. „Der Stellenwert<br />

<strong>de</strong>s Schuhs in Deutschland“, seufzt er, „ist nicht großartig.“<br />

Viel mehr sagt er nicht, dazu ist er viel zu höfl ich. Aber man<br />

weiß trotz<strong>de</strong>m, was er meint.<br />

Das ästhetische Bewusstsein <strong>de</strong>r meisten Deutschen ist unterhalb<br />

<strong>de</strong>s Fußknöchels abrupt zu En<strong>de</strong>. Deutschland geht<br />

hauptsächlich auf Gummisohlen durchs Leben. Das allein<br />

ProFirma 12 2009<br />

ist noch kein Verbrechen, gewiss nicht. Das Problematische<br />

dabei ist nur, dass <strong>de</strong>r gemeine Deutsche trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>nkt, er<br />

sei jetzt modisch beschuht. Es ist lei<strong>de</strong>r kein Vorurteil: Der<br />

durchschnittliche Deutsche trägt unförmige Kunstle<strong>de</strong>rtreter,<br />

entsetzliche Unterhosen und trinkt auch abends um neun<br />

noch Latte Macchiato. Das macht ihn unter <strong>de</strong>n Einwohnern<br />

wohlhaben<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auf eine traurige Art einzigartig. Die<br />

Mentalität vor allem <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Mannes bezüglich Luxus<br />

und am Beispiel Schuh funktioniert so: „Wieso“, fragt er sich,<br />

„soll ich 400 Euro für ein Paar Schuhe ausgeben, wenn ich<br />

beim Discounter dafür min<strong>de</strong>stens acht bekomme?“ „Weil“,<br />

sagt Robakowski, „abgesehen davon, dass ein handgenähter<br />

Schuh immer ein kleines Kunstwerk ist, ein Kleinod, ist <strong>de</strong>r<br />

Tragekomfort einfach höher. Stellen Sie sich <strong>de</strong>n Schuh als die<br />

Wohnung <strong>de</strong>s Fußes vor. Und wer wohnt nicht gerne schön<br />

und behaglich?“ Das ist das eine. Das an<strong>de</strong>re ist, dass ein E<strong>de</strong>lschuh<br />

sehr vornehm altert, während <strong>de</strong>r Discounterschuh ein<br />

charakterloses Wesen ist, das einfach nur alt und fett wird.<br />

Man könnte meinen, dass Robakowskis Hingabe zu Schuhen,<br />

die für ihn kein Fetisch sind, son<strong>de</strong>rn warme Obsession,<br />

wie so oft auf irgen<strong>de</strong>in prägen<strong>de</strong>s Erlebnis in seiner Kindheit<br />

zurückzuführen sei. Dass er als kleiner kölscher Jung‘ in<br />

<strong>de</strong>n Pumps seiner Mutter durch die Wohnung gestöckelt ist<br />

o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Schuhen seines Vaters Erwachsener gespielt hat.<br />

„Nein“, sagt Robakowski, „ich wollte nur irgendwas machen<br />

mit Kunst, Handwerk und Unternehmertum.“ Irgendwas war<br />

dann mehr zufällig ein Praktikum bei einem Kölner Schuhmacher,<br />

das zur Ausbildung wur<strong>de</strong> und später zum Beruf. Er<br />

war aber nur eine Zeitlang als Schuster, <strong>de</strong>r bei seinen Leisten<br />

bleibt, glücklich. „Mir fehlte die Kunst, das Design. Ich dachte,<br />

das kann doch nicht alles sein. Und ich mochte das Prinzip <strong>de</strong>r<br />

Massenabfertigung nicht mehr.“<br />

Hinter manchen I<strong>de</strong>en steckt zuerst ein Weg, <strong>de</strong>n man hinter<br />

sich bringen muss. Und Robakowskis Weg führte ihn<br />

nach Berlin, das war im Jahr 1998, schon in die Bleibtreustraße,<br />

wenn auch im weniger eleganten Teil. Er eröffnete einen<br />

kleinen La<strong>de</strong>n für Schuhreparaturen und tat im Grun<strong>de</strong> auch<br />

nichts an<strong>de</strong>res als in Köln, nur eben auf eigene Rechnung. Bot<br />

Absatzreparaturen für fünf Mark an, das war ein Dumpingpreis<br />

und nicht dazu angetan, ihn in seiner Innung auf Anhieb<br />

beliebt zu machen. Dafür hatte er bald einen soli<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nstamm:<br />

„Schleichend“, sagt Robakowski, „wur<strong>de</strong> mein Geschäft<br />

immer größer.“<br />

Eigenes Label und Pfl egelinie<br />

100.000 Mark Umsatz erzielte er bald, er zog um in die Bleibtreustraße<br />

Nummer 4 und begann, Markenschuhe zu verkaufen<br />

und seiner Arbeit <strong>de</strong>n Mantel eines Konzepts zu verpassen;<br />

ein ganzheitliches Konzept rund um <strong>de</strong>n Schuh. Heute macht<br />

er mit fünf Mitarbeitern 400.000 Euro Umsatz, vertreibt seine<br />

eigene Pfl egelinie und lässt selbst Schuhe herstellen, Wellstone,<br />

heißt sein Label, das gera<strong>de</strong> die ersten Schritte macht,<br />

Herren- und Damenschuhe ab 200 Euro sollen es sein. Verkauf,<br />

Reparatur und Kosmetik machen jeweils ein Drittel<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

<strong>de</strong>s Umsatzes aus. Er bil<strong>de</strong>t Lehrlinge aus und ist gera<strong>de</strong> dabei,<br />

sein Bedürfnis nach Kunst mit jenem fast kindlichen Zauber<br />

auszuleben, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>m Anfang innewohnt.<br />

Unweit seines Schuhla<strong>de</strong>ns, an <strong>de</strong>n Ufern <strong>de</strong>r Spree, in einer<br />

alten Fabrikanlage, hat er sich im Erdgeschoss eines Gebäu<strong>de</strong>s<br />

vor drei Monaten einen loftähnlichen Raum in rechtwinkliger<br />

Form zugelegt. Die Längsachse ist Werkstatt, hier wer<strong>de</strong>n nach<br />

allen Regeln <strong>de</strong>r Kunst die Schuhe repariert. Es riecht nach<br />

Schuhfett und Le<strong>de</strong>r. Vorne auf einem großen Tisch liegen all<br />

die vom Laufen in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogenen Schuhe aufgetürmt,<br />

ein ganzer Berg voller abgelatschter Luxusschuhe, es<br />

sieht ein bisschen aus wie ein Object-trouvé, wie unfreiwillige<br />

Kunst auch, und es ist das Highlight <strong>de</strong>s Salzufers.<br />

Der Event in <strong>de</strong>r Schuhmacherei<br />

Zwar sind die Gemäl<strong>de</strong> eines Freun<strong>de</strong>s von Robakowski an <strong>de</strong>n<br />

Wän<strong>de</strong>n im Quergebäu<strong>de</strong> ganz nett, dieser ältere Mann in Variationen,<br />

mal im Pyjama, mal in<br />

Schuhen, aber gegen <strong>de</strong>n Schuhberg<br />

hat er keine Chance. Hier<br />

im Quergebäu<strong>de</strong> soll es losgehen<br />

mit <strong>de</strong>r Kunst, sagt Robakowski.<br />

Lesungen, Ausstellungen, Partys<br />

– alles sei möglich, alles noch am<br />

Anfang. Dort hält er auch seine<br />

fast schon legendär gewor<strong>de</strong>nen<br />

Schuhpfl ege-Seminare zu 69<br />

Euro pro Teilnehmer ab, bei <strong>de</strong>nen,<br />

stets mit vollem Rotweinglas,<br />

alles über <strong>de</strong>n richtigen Umgang<br />

mit <strong>de</strong>m Luxusgerät für die<br />

Füße gelernt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Man schaut sich die Bil<strong>de</strong>r an, <strong>de</strong>n Raum mit <strong>de</strong>r kleinen Bar,<br />

<strong>de</strong>m langen Holztisch, <strong>de</strong>n zwei Holzbänken und fragt: „Weshalb<br />

Kunst, Udo?“ Robakowski überlegt nicht lange, sagt:<br />

„Ich la<strong>de</strong> gerne Leute ein. Und ich feiere gerne.“ Das macht<br />

<strong>de</strong>n Mann sympathisch. Kein „ich will Kunst machen o<strong>de</strong>r<br />

organisieren, weil das in einem sozi-kulturellen Kontext die<br />

unabdingbare geistige Nahrung <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Menschen ist“,<br />

nein, er will Kunst machen, weil man um sie herum Spaß haben<br />

kann.<br />

Ein paar Tage später fi n<strong>de</strong>t die erste Mo<strong>de</strong>nschau im Quergebäu<strong>de</strong><br />

statt, Schuhe von Robakowski und Klei<strong>de</strong>r einer E<strong>de</strong>lboutique.<br />

Es ist ein Mittwoch, abends um sieben Uhr geht’s<br />

los. Schicke Autos fahren vor und noch schickere Damen<br />

entsteigen ihnen. Endlich, Robakowskis Klientel. Erfolgreich<br />

geschie<strong>de</strong>ne Frauen, Anfang 50, wohlduftend, <strong>de</strong>zenter<br />

Schmuck, im Schnitt 2.000 Euro am Körper tragend und mit<br />

<strong>de</strong>r unvergleichlichen Aura von Luxus, die ein bisschen sexy<br />

ist und die wegbotoxten Falten in <strong>de</strong>n Gesichtern vergessen<br />

lässt. Es gibt Wein und Prosecco, es ist ein warmer Abend,<br />

die schönen Geschie<strong>de</strong>nen und Witwen sprechen Sätze wie:<br />

„Lass uns noch eine rauchen, bis die Häppchen kommen.“ Das<br />

Häppchen ist ein Männerschuh-großer Block Parmesan, was<br />

Dutzen<strong>de</strong> von Schuhen warten auf die pfl egen<strong>de</strong> Hand von Robakowskis Mitarbeitern.<br />

Der Maestro hat inzwischen ein eigenes Luxusschuh-Label und eine eigene Pfl egelinie.<br />

bei <strong>de</strong>n wenigen Männern gut ankommt, bei <strong>de</strong>n Ladies weniger.<br />

Robakowski ist gut in Form, trägt ein Unikat von Carmina<br />

an <strong>de</strong>n Füßen und sagt nicht ohne Stolz, dass bei „Wetten,<br />

dass...?“ in Freiburg drei Prominente auf <strong>de</strong>m Sofa Schuhe von<br />

ihm getragen hätten.<br />

Schuhe für die Oberschicht Berlins<br />

Wer die an<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong>n waren, war nicht herauszufi n<strong>de</strong>n,<br />

aber mit Sicherheit gehört Karl-Theodor zu Guttenberg zu<br />

Robakowskis Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r offi ziell bestangezogene Politiker<br />

Deutschlands, <strong>de</strong>r jetzt, auf <strong>de</strong>m Abstellgleis <strong>de</strong>s Verteidigungsministers,<br />

wahrscheinlich öfters Gummistiefel tragen<br />

dürfte. Gerne wür<strong>de</strong> man Robakowski fragen, ob es auch<br />

E<strong>de</strong>lgummistiefel gibt, aber er hat keine Zeit mehr, die Mo<strong>de</strong>nschau<br />

geht los, unspektakulär, erfreulich wenig glamourös.<br />

Mo<strong>de</strong>ls, die es bloß für einen Abend sind, und Klei<strong>de</strong>r und<br />

Schuhe für die Rastplätze <strong>de</strong>r Oberschicht Berlins, die Bar <strong>de</strong>s<br />

Hotels Adlon, die Feinschmeckerabteilung <strong>de</strong>s KaDeWe, die<br />

Tische im Café Einstein. Jene Welt Berlins, die jenen vorbehalten<br />

ist, die bei Schuhkonzept nicht nur reinschnuppern können,<br />

son<strong>de</strong>rn auch kaufen.<br />

14 ProFirma 12 2009<br />

Fotos: Magdalena Wimmer


Name: Philipp Lay_<br />

Beruf: Unternehmer_<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft: Backwaren_<br />

Folge <strong>de</strong>iner<br />

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<strong>Als</strong> Bäckermeister arbeitet Philipp Lay täglich hart für <strong>de</strong>n<br />

Erfolg <strong>de</strong>s eigenen Familienunternehmens. Seine Lei<strong>de</strong>nschaft:<br />

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das Gesicht zaubern!<br />

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Mittelstand ist Lei<strong>de</strong>nschaft.


Wir Unternehmer<br />

St. Moritz – Tirano mit <strong>de</strong>m Bernina-Express<br />

Der Zehn-Millionen-Dollar-Blick<br />

61 Kilometer liegen zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Welten. 196 Brücken und 55<br />

Tunnels. Wer sich im Winter aufmacht<br />

zu dieser Reise, taucht ein in<br />

das Funkeln <strong>de</strong>s Schnees und das<br />

Glitzern <strong>de</strong>r Gletscher, und er gleitet<br />

dahin in einem Meer <strong>de</strong>r einsamen<br />

Ruhe. Später, wenn die Bernina-<br />

Bahn die weißen Welten über <strong>de</strong>r<br />

Baumgrenze wie<strong>de</strong>r verlässt und<br />

zügig, aber ohne Hast, jenseits <strong>de</strong>s<br />

Bernina-Passes auf 2.253 Meter über<br />

<strong>de</strong>m Meer auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r Alpen<br />

wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tal entgegenrollt, warten<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zugfahrt die Vorboten<br />

<strong>de</strong>s Mediterranen: Palmen.<br />

St. Moritz – Tirano, das ist die Strecke,<br />

die höchstgelegene Europas. Seit<br />

genau 100 Jahren schon. Man wollte<br />

damals Gegen<strong>de</strong>n verbin<strong>de</strong>n, Menschen,<br />

Wirtschaftsräume und etwas<br />

für <strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>nverkehr tun. Seit<br />

vorigem Jahr gehört die Bernina-Linie<br />

zum Weltkulturerbe. Sie gehört<br />

heute zu <strong>de</strong>n besten Erfahrungen,<br />

die die Schweiz zu bieten hat. Es<br />

ist auch eine Reise, die in einem<br />

Champagner-Hotspot beginnt und<br />

in einem italienischen Rotweindorf<br />

en<strong>de</strong>t. 1.200 Höhenmeter liegen<br />

AUSZEIT<br />

dazwischen und zwei Realitäten.<br />

Zweieinhalb Stun<strong>de</strong>n dauert die<br />

Alpentransversale auf Schienen,<br />

die maximale Steigung beträgt 70<br />

Promille. Dann ist da die Montebellokurve<br />

mit diesem Zehn-Millionen-<br />

Dollar-Blick auf <strong>de</strong>n noch 6,4 Kilometer<br />

langen Morteratschgletscher,<br />

<strong>de</strong>n Piz Palü und <strong>de</strong>n Piz Bernina.<br />

Aussichten, die man nicht vergisst.<br />

Man sollte die Fahrt nicht ohne Pause<br />

hinter sich bringen. Es lohnt sich,<br />

schon auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r Alpen auf<br />

<strong>de</strong>r Alp Grüm im gleichnamigen Restaurant<br />

einzukehren. Es gibt inzwischen<br />

dort auch Chicken Nuggets<br />

mit Pommes, und es ist etwas scha<strong>de</strong>,<br />

dass die Welt sogar hier nicht außen<br />

vor bleibt. Aber es wer<strong>de</strong>n auch<br />

typische Bündner Spezialitäten geboten,<br />

Misolta etwa, Puschlaver Salami,<br />

und es gibt das Gletscherfondue<br />

und ganz passable Weine. Vor allem<br />

aber gibt es die Möglichkeit, ein<br />

paar Schritte zu tun auf <strong>de</strong>m knirschen<strong>de</strong>n<br />

Schnee, ihn zu riechen,<br />

seine Klarheit, und ganz allein zu<br />

sein mit sich und <strong>de</strong>m erzählen<strong>de</strong>n<br />

Schweigen <strong>de</strong>r Berge. (mib)<br />

www.rhb.ch; www.alpgruem.ch.vu<br />

Das schöne Ding<br />

Er war <strong>de</strong>r Inbegriff <strong>de</strong>r Coolness, ein<br />

Mann, <strong>de</strong>r mit einem Zucken <strong>de</strong>s Mundwinkels<br />

eine ganze Geschichte erzählen<br />

konnte. Er war süchtig nach Frauen, Zigaretten<br />

und Geschwindigkeit. Motorradfahren<br />

war sein Ding, auf einer Triumph, er<br />

gehörte zum amerikanischen Motorrad-<br />

Nationalteam. Im Jahr 1964 fuhr er die<br />

„Six Days“ von Eisenach, er gewann nicht,<br />

aber er überlebte. Die Jacke, die er damals<br />

trug, wur<strong>de</strong> jetzt von Triumph mit<br />

neuesten Materialien wie<strong>de</strong>r aufgelegt –<br />

die Replica A 2. Eine gute<br />

I<strong>de</strong>e, möchte doch je<strong>de</strong>r<br />

Mann sich ein<br />

bisschen Steve<br />

McQueen<br />

überziehen.<br />

Erhältlich bei<br />

Triumph-Händlern. 279 Euro<br />

16 ProFirma 12 2009<br />

Fotos: Triumph/RHB/Art Basel


Auch Kunst im Beiprogramm<br />

<strong>Als</strong>o, die Art Basel Miami vom 3. bis 6. Dezember in Miami<br />

Beach funktioniert so: Natürlich zeigen mehr als 250 Galerien<br />

Werke <strong>de</strong>s 20. und 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts von mehr als 2.000 Künstlerinnen<br />

und Künstlern. Und natürlich ist sie die wichtigste<br />

Kunstmesse jenseits <strong>de</strong>s große Teiches, ein wenig geplagt von<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise, was sich darin zeigt, dass <strong>de</strong>r Champagner<br />

zwar immer noch in Strömen fl ießt, aber nicht mehr<br />

wasserfallartig. Und dass sich die Gespräche noch mehr um<br />

Geld drehen. Aber sonst ist alles beim Alten. Die Buchungen<br />

von Privatjets, so eine Co-Direktorin <strong>de</strong>r Messe, seien unvermin<strong>de</strong>rt<br />

häufi g.<br />

In Miami ist die Messe immer noch die „Party of the year“, ein<br />

Get-together von Kunstsammlern, schönen Stewar<strong>de</strong>ssen,<br />

Mo<strong>de</strong>ls, Schauspielern, von mehr o<strong>de</strong>r weniger berühmten<br />

Ex-Frauen von berühmten Männern und <strong>de</strong>n üblichen Jet-<br />

Settern. Und ja, ein paar Künstlerinnen und Künstler sind<br />

auch da, und sie sind relativ leicht zu erkennen. Es sind jene<br />

Gesichter, die nicht braun und in <strong>de</strong>r Regel frei von Botox<br />

sind und die sich nicht entschließen können, ob sie jetzt lächeln<br />

sollen o<strong>de</strong>r mit zynischem Zug um die Mundwinkel<br />

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Die Art Basel in Miami ist vor allem ein gesellschaftlicher Treffpunkt.<br />

die ganze Party betrachten. Aber Miami Beach ist trotz aller<br />

geldvermehren<strong>de</strong>n Umtriebe, die einige <strong>de</strong>r 40.000 Besucher<br />

veranstalten, während dieser Tage eine Reise wert. Die Sonne<br />

wird scheinen, es wird warm sein und die Strän<strong>de</strong> wie ein Gemäl<strong>de</strong>.<br />

Man sollte dann unbedingt noch ins Hotel Setai, die<br />

VIP-Party wird dort stattfi n<strong>de</strong>n, aber es ist schwer, als Normalsterblicher<br />

dabei zu sein. Besser man geht einfach so ins<br />

teuerste Hotel Amerikas und schaut <strong>de</strong>n Reichen ein wenig<br />

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Weihnachten 2.0<br />

Salsa unterm Christbaum<br />

Von <strong>de</strong>r Feier bis zum Geschenk: Eine Werbeagentur in Bad Neuenahr-Ahrweiler bietet Unternehmen<br />

über das Internet <strong>de</strong>n kompletten Weihnachtsservice. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Salsa, Zigarren und Rum statt Stollen<br />

und Kakao: Die Weihnachtsfeier im<br />

kubanischen Ambiente wur<strong>de</strong> für die<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Deutschen Post in Bonn<br />

als „Kubonnischer Abend“ zum außergewöhnlichen<br />

Ereignis. Gern erinnert<br />

sich auch das Team <strong>de</strong>s ADAC an das<br />

Irish Christmas-Fest mit Du<strong>de</strong>lsack, Ritterschlag<br />

und Karaoke. „Traditionelle<br />

Geschäftsessen mit Sechs-Gänge-Menü<br />

liegen nicht mehr im Trend“, beobachtet<br />

Marc Ulrich, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

gleichnamigen Werbeagentur. „Und es<br />

muss nicht immer kostspielig sein“, betont<br />

er. Zunehmend gefragt sei Bo<strong>de</strong>nständigkeit<br />

– die Geschäftsleute ziehe es<br />

vor allem raus in die Natur. Beliebt seien<br />

Glühweinproben, verbun<strong>de</strong>n mit einer<br />

gemeinsamen Wan<strong>de</strong>rung.<br />

Vor fünf Jahren hatte Marc Ulrich die<br />

I<strong>de</strong>e, mit Weihnachsplaner.<strong>de</strong> im Internet<br />

einen umfassen<strong>de</strong>n Service von<br />

<strong>de</strong>r individuell bedruckten Grußkarte<br />

bis zur großen Feier aufzubauen. Motto:<br />

„Feiern, schenken und grüßen.“<br />

Damit wollte <strong>de</strong>r 30-Jährige „eine Lü-<br />

cke zwischen Online-Druckereien<br />

und Event-Agenturen schließen“. Inzwischen<br />

hat seine 14-köpfi ge Werbeagentur<br />

mehr als 500 Weihnachtsfeiern<br />

organisiert, für Mittelständler ebenso<br />

wie für Konzerne. Gern verbin<strong>de</strong>n die<br />

Event-Spezialisten dabei Natur und<br />

Technik. Bei <strong>de</strong>n „Eiligen Drei Königen“<br />

beispielsweise wer<strong>de</strong>n Sterne mithilfe<br />

<strong>de</strong>s Satellitennavigationssystems GPS<br />

gesucht – unter Technikfreaks bekannt<br />

als Geo-Caching, eine mo<strong>de</strong>rne Variante<br />

<strong>de</strong>r Schnitzeljagd. Spannung an<strong>de</strong>rer<br />

Art bietet das Paket „Lost Christmas“,<br />

ein weihnachtliches Gruselabenteuer.<br />

Fast schon traditionell dagegen wirkt<br />

<strong>de</strong>r „Winzerkrimi“, eine Mischung aus<br />

Theater, Krimi und Dinner. I<strong>de</strong>en, die<br />

sich für Marc Ulrich auszahlen: Mit <strong>de</strong>m<br />

Weihnachtsgeschäft erzielt seine im<br />

Jahr 2000 gegrün<strong>de</strong>te Werbeagentur in<br />

Bad Neuenahr-Ahrweiler inzwischen<br />

fast 40 Prozent <strong>de</strong>s Gesamtumsatzes.<br />

Neben <strong>de</strong>r Organisation von Feiern<br />

bietet das Online-Portal Präsente für<br />

Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter – auch in klei-<br />

nen Mengen zu bestellen. Die Preise<br />

variieren von weniger als fünf Euro bis<br />

mehr als 35 Euro. Die Palette reicht vom<br />

Multifunktionsmaßband mit Schreibblock,<br />

Stift und Wasserwaage bis zum<br />

gläsernen Destilliergerät. Wenn diese<br />

Auswahl nicht genügt, dann sucht die<br />

Agentur kostenlos und unverbindlich<br />

nach vorgegebenen Kriterien die ganz<br />

persönliche Geschenki<strong>de</strong>e. Damit will<br />

sich Marc Ulrich von reinen Han<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

abgrenzen. Eine weitere Beson<strong>de</strong>rheit<br />

bieten die Online-Drucksa-<br />

Marc Ulrich (links)<br />

veranstaltet mit seinen<br />

Mitarbeitern ausgefallene<br />

Weihnachtsfeiern für<br />

Firmen und bietet auch<br />

sonst einen weihnachtlichen<br />

Rundum-Service.<br />

chen im Design <strong>de</strong>r Unternehmen: Bei<br />

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Grußkarten in <strong>de</strong>r Firmenfarbe, mit individueller<br />

Schrift und Logo zum Festpreis<br />

or<strong>de</strong>rn. Ohne Aufschlag, alles aus<br />

einer Hand – bis zur Briefhülle und zum<br />

Versand. Wer Gutes tun will, kann seine<br />

weihnachtlichen Grüße außer<strong>de</strong>m<br />

mit einer Spen<strong>de</strong> an eine regionale Tafel<br />

verbin<strong>de</strong>n, eine Hilfsorganisation, die<br />

Essen für Bedürftige sammelt. Das Innere<br />

<strong>de</strong>r Klappkarte erklärt <strong>de</strong>m Empfänger<br />

die Spen<strong>de</strong>naktion.<br />

18 ProFirma 12 2009<br />

Fotos: Marc Ulrich


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Unternehmensführung – Titelthema<br />

22 ProFirma 12 2009


Foto: Rüdiger Schall<br />

Corporate Citizenship<br />

Verantwortung als hohes Ziel<br />

Gutes tun und dabei wirtschaftliche Interessen verfolgen, ist kein Wi<strong>de</strong>rspruch. Im<br />

Gegenteil: Unternehmen können nur dann dauerhaft gesellschaftliche Verantwortung<br />

beweisen, wenn sie auch selbst davon profi tieren. Wie sich Corporate Citizenship auf<br />

vielfältige Weise auszahlt, zeigen erfolgreiche Mittelständler. VON BIRGIT OBERMEIER<br />

„Unsere traditionelle Familienorientierung<br />

hat sich inzwischen<br />

zum wichtigen personalpolitischen<br />

Instrument entwickelt.“<br />

ANTJE VON DEWITZ, VAUDE SPORT, TETTNANG<br />

Bo<strong>de</strong>nständig – mit diesem Attribut lässt sich Georg Schnei<strong>de</strong>r<br />

wohl am treffendsten charakterisieren. Der 44-jährige<br />

diplomierte Braumeister leitet in sechster Generation erfolgreich<br />

die Private Weißbierbrauerei G. Schnei<strong>de</strong>r & Sohn<br />

GmbH und fühlt sich als Unternehmer seiner bayerischen<br />

Heimat Kelheim, <strong>de</strong>r Familientradition sowie <strong>de</strong>n christlichen<br />

Grundwerten verbun<strong>de</strong>n.<br />

Damit geht für ihn eine gelebte Verantwortung einher: Den<br />

örtlichen Sportverein unterstützt Schnei<strong>de</strong>r seit Jahren mit<br />

Spen<strong>de</strong>n, ebenso ein Obdachlosen-Zeitungsprojekt im nahe<br />

gelegenen Regensburg. Benötigt ein Mitarbeiter für <strong>de</strong>n Hausbau<br />

o<strong>de</strong>r eine Fortbildung fi nanzielle Unterstützung, gewährt<br />

ihm die Brauerei einen zinsgünstigen Kredit. Geführt wird die<br />

100-köpfi ge Belegschaft nach <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Personalmanagements<br />

– mittels Zielvereinbarungen, Anfor<strong>de</strong>rungsprofi<br />

len und individuellen Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Ihre garantiert gentechnikfreie Braugerste bezieht die Brauerei<br />

zu rund 70 Prozent aus <strong>de</strong>r Region, die Heizungsanlage wur<strong>de</strong><br />

kürzlich von Öl auf Holzhackschnitzel umgestellt: „Unser<br />

Betrieb ist nun mal von Rohstoffen abhängig“, begrün<strong>de</strong>t<br />

ProFirma 12 2009<br />

Schnei<strong>de</strong>r. Umweltromantiker sei er nicht, stellt er klar, maßgeblich<br />

sei auch für ihn <strong>de</strong>r ökonomische Erfolg. Allein: „<strong>Als</strong><br />

Mittelständler hat man die Freiheit, statt eines kurzfristigen<br />

Profi ts eine nachhaltige Wertsteigerung anzustreben.“ Für<br />

sein sozial und ökologisch ausgerichtetes Wirtschaften hat<br />

Schnei<strong>de</strong>r bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, etwa<br />

<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Dekra verliehenen Ethik-Award.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Begriffe wie „Corporate Social Responsibility“ o<strong>de</strong>r<br />

„Corporate Citizenship“, die sein unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />

treffend beschreiben (siehe Kasten), verwen<strong>de</strong>t Schnei<strong>de</strong>r<br />

nicht. Der Bayer spricht lieber von „Großvater-Wahrheiten“.<br />

Eine lautet: „Wie man in <strong>de</strong>n Wald hinein schreit, so kommt<br />

es heraus.“ An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: Unternehmerische Verantwortung<br />

zahlt sich langfristig auch wirtschaftlich aus. Mit<br />

einem jährlichen Absatz von 270.000 Hektolitern (2008)<br />

und einem Umsatz von 27 Millionen Euro (2008) zählt die<br />

Weißbierbrauerei Schnei<strong>de</strong>r immerhin zu <strong>de</strong>n sieben größten<br />

Weißbiermarken in Deutschland.<br />

Engagement hat Tradition<br />

ProFirma<br />

Titelthema<br />

Gesellschaftliches Engagement von Firmen hat hierzulan<strong>de</strong><br />

Tradition. Bereits im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt sorgten Unternehmerpersönlichkeiten<br />

wie Werner von Siemens o<strong>de</strong>r Robert Bosch<br />

mittels Stiftungen und freiwilliger Sozialleistungen für das<br />

Wohl von Mitarbeitern und Gesellschaft. Insbeson<strong>de</strong>re Mittelständler<br />

engagieren sich seit jeher an ihrem Standort. Fast<br />

immer bestimmt <strong>de</strong>r Unternehmer selbst das Wirkungsfeld,<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n meist Geld- und Sachspen<strong>de</strong>n, so eine Studie<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Diese<br />

zeigt aber auch: Welchen Nutzen das soziale Engagement <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen bringt, wird nur selten erhoben.<br />

Hier setzt „Corporate Citizenship“ (übersetzt: „Bürgerschaftliches<br />

Engagement von Unternehmen“) an. Das aus <strong>de</strong>m<br />

23


Unternehmensführung – Titelthema<br />

anglo-amerikanischen Raum stammen<strong>de</strong> Konzept verbin<strong>de</strong>t<br />

das oft intuitive unternehmerische Engagement mit einem<br />

strategischen Fokus. Entstan<strong>de</strong>n ist es vor <strong>de</strong>m Hintergrund,<br />

dass sich das Verhältnis zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

im Umbruch befi n<strong>de</strong>t: Entwicklungen wie <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>mografi sche Wan<strong>de</strong>l, ein schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r sozialer und familiärer<br />

Zusammenhalt, rückläufi ge staatliche Wohlfahrtsleistungen<br />

sowie <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong> Klimawan<strong>de</strong>l nehmen Unternehmen<br />

heute stärker als früher in die Pfl icht. Sie müssen<br />

in ihrem eigenen Interesse Verantwortung übernehmen – für<br />

eine Gesellschaft, in <strong>de</strong>r sie heute und in Zukunft Geschäfte<br />

machen wollen. Sei es, in<strong>de</strong>m sie ihre Geschäftsprozesse auf<br />

<strong>de</strong>ren ökologische und soziale Auswirkungen hin prüfen<br />

o<strong>de</strong>r aber sich aktiv für das Gemeinwesen einbringen. Dies<br />

erwarten nicht nur Verbraucher, son<strong>de</strong>rn auch Nichtregierungsorganisationen,<br />

Geschäftspartner und zunehmend sogar<br />

Kreditgeber. Bürgerschaftliches Engagement wird somit<br />

zu einer Investition in die eigene Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Nachhaltig mit langem Atem<br />

GLOSSAR<br />

Corporate Citizenship (CC) wird meist als bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen<br />

übersetzt. Es beschreibt die Bün<strong>de</strong>lung aller Aktivitäten eines Unternehmens<br />

im Gemeinwesen und <strong>de</strong>ren strategische Ausrichtung auf übergeordnete<br />

Unternehmensziele.<br />

Corporate Social Responsibility (CSR) umfasst die soziale und ökologische Verantwortung<br />

von Unternehmen in allen Bereichen <strong>de</strong>r Unternehmenstätigkeit: von <strong>de</strong>r<br />

eigentlichen Wertschöpfung über ökologisch relevante Aspekte <strong>de</strong>s Wirtschaftens bis<br />

hin zu <strong>de</strong>n Austauschbeziehungen eines Unternehmens zu Mitarbeitern, Zulieferern,<br />

Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Gemeinwesen. CC ist somit ein Bestandteil von CSR.<br />

Corporate Volunteering (CV) wird mit „Betriebliche Freiwilligenprogramme“ o<strong>de</strong>r<br />

„För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Mitarbeiterengagements“ übersetzt und ist ein wichtiges Element<br />

von CC-Programmen. Es umfasst <strong>de</strong>n Einsatz von Mitarbeitern in gemeinnützigen Projekten<br />

sowie die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s bereits bestehen<strong>de</strong>n freiwilligen Engagements von<br />

Mitarbeitern.<br />

Freilich: Unternehmen sind keine Wohlfahrtseinrichtungen.<br />

Somit sei es „nicht nur legitim, son<strong>de</strong>rn vielmehr erstrebenswert,<br />

dass Unternehmen ebenfalls einen Vorteil aus <strong>de</strong>m<br />

Engagement ziehen“, erläutert André Habisch, Professor für<br />

christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an <strong>de</strong>r Universität<br />

Eichstätt. Nur so könnten sie ihren Beitrag für das<br />

gesellschaftliche Wohl dauerhaft und unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

konjunkturellen Lage leisten. Ein langer Atem wie<strong>de</strong>rum sei<br />

entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n nachhaltigen Erfolg <strong>de</strong>s Engagements.<br />

„Die Lernkurve vieler Projekte verläuft nicht linear, son<strong>de</strong>rn<br />

exponentiell“, so Habisch.<br />

Etliche Mittelständler, wie die Nürnberger Bäckerei „Der Beck“<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Münchner Werkzeug-Vertrieb Hoffmann Group, haben<br />

im Sinne <strong>de</strong>r Langfristigkeit eigene Stiftungen gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Unternehmen können dazu aber auch Partnerschaften mit<br />

Bildungseinrichtungen, Gesundheits- o<strong>de</strong>r Hilfsorganisationen<br />

eingehen. Vorteil hier: Die Verknüpfung von wirtschaftlichem<br />

und sozialem Know-how verspricht Lösungsansätze,<br />

zu <strong>de</strong>nen keiner <strong>de</strong>r Akteure allein gelangen könnte. Zu<strong>de</strong>m<br />

erhöht die Kooperation mit kompetenten Partnern die Glaubwürdigkeit<br />

von Unternehmensprojekten.<br />

<strong>Als</strong> Vorzeigebeispiel gilt hier <strong>de</strong>r Augsburger Generika-Hersteller<br />

Betapharm. Vor zehn Jahren grün<strong>de</strong>te er in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m Bunten Kreis e.V., einer Nachsorgeeinrichtung<br />

für schwerkranke Kin<strong>de</strong>r, das „Beta Institut für sozialmedizinische<br />

Forschung und Entwicklung“. Mit einer erfolgreichen<br />

Gesetzesinitiative sorgte dieses unter an<strong>de</strong>rem dafür, dass die<br />

sozialmedizinische Nachsorge in <strong>de</strong>n Leistungskatalog <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Krankenkassen aufgenommen wur<strong>de</strong>. Der Gewinn<br />

für das Unternehmen: Ein hohes Ansehen bei Ärzten und in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit – und damit ein klarer Wettbewerbsvorteil<br />

auf <strong>de</strong>m in puncto Qualität und Preis austauschbaren Markt<br />

für Generika.<br />

Gut fürs Image und zugleich <strong>de</strong>n Absatz kann auch zweckgebun<strong>de</strong>nes<br />

Marketing wirken – im Fachjargon: Cause Related<br />

Marketing. Dabei knüpfen Unternehmen <strong>de</strong>n Absatz ihrer<br />

Produkte an einen guten Zweck. Gute Erfahrungen damit gemacht<br />

hat Draco, ein in Witten ansässiger Hersteller von Produkten<br />

zur Wundversorgung. Im Rahmen <strong>de</strong>r dreimonatigen<br />

Aktion „Sie verordnen – wir spen<strong>de</strong>n“ fi nanzierte er mit je<strong>de</strong>r<br />

von Ärzten verordneten Packung Wundversorgung Impfpakete<br />

für Kin<strong>de</strong>r in Kalkutta. Kooperationspartner war die Hilf-<br />

Vau<strong>de</strong><br />

sorganisation „Ärzte für die Dritte Welt“. Zum Auftakt im Foto:<br />

24 ProFirma 12 2009


ProFirma 12 2009<br />

Fünf Schritte zum strategischen<br />

Corporate Citizenship (CC)<br />

1. Grundsatzentscheidung für strategisches CC<br />

> Kommunikation <strong>de</strong>r Entscheidung über strategische Neuausrichtung<br />

> Berufung eines Projektteams für Neuausrichtung<br />

2. Ist-Aufnahme<br />

> Zusammenstellung von Informationen zu bisherigem Engagement<br />

> Darlegung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Unternehmens im gesellschaftlichen Umfeld<br />

3. Konzeption, Zielsetzung und Rahmenbedingungen<br />

> Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts mit gesellschaftlicher und<br />

unternehmensstrategischer Zielsetzung<br />

> Festlegung einer Organisationsstruktur<br />

> Festlegung <strong>de</strong>s Budgets<br />

4. Konzeption, strategischer CC-Projektmix<br />

> Modifi kation vorhan<strong>de</strong>ner Aktivitäten<br />

> Entwicklung neuer Projekte<br />

> Erarbeitung klarer Projektziele<br />

5. Durchführung, Steuerung, Controlling, ggf. Anpassung<br />

<strong>de</strong>s Projekts<br />

> Ursachenforschung bei Nichterreichen <strong>de</strong>r Zielsetzung<br />

> ggf. Anpassung von Projektmix o<strong>de</strong>r Gesamtstrategie<br />

Quelle: Habisch u.a. (Hrsg.): Handbuch Corporate Citizenship<br />

Die Einrichtung einer Kin<strong>de</strong>rtagesstätte bei Vau<strong>de</strong> machte nicht nur Mütter und <strong>de</strong>n<br />

Nachwuchs glücklich. Auch das Unternehmen profi tierte, weil viele Mitarbeiterinnen<br />

nach <strong>de</strong>r Elternzeit rasch und motiviert zurückkehrten.<br />

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Neue Mel<strong>de</strong>pflicht<br />

beim Lohn<br />

Ab Januar 2010 sind Arbeitgeber gesetzlich<br />

verpflichtet, monatlich entgeltbezogene Daten<br />

über ihre Beschäftigten elektronisch an die<br />

zentrale Speicherstelle <strong>de</strong>r Rentenversicherung<br />

(ELENA-Verfahren) zu übermitteln.<br />

Neben abrechnungsrelevanten Informationen<br />

wer<strong>de</strong>n dabei Sachverhalte abgefragt, die bislang<br />

in <strong>de</strong>n Berechnungssystemen nicht erfasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m müssen die Daten<br />

verfahrenskonform aufbereitet und versen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Lohn- und Personalabteilungen<br />

fällt dadurch erneut zusätzlicher Aufwand an.<br />

Auf <strong>de</strong>r sicheren Seite sind Unternehmer, die<br />

die Lohnabrechnungen von ihrem Steuerberater<br />

erstellen lassen. Denn in Verbindung<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Herbst 2008 kamen mehr als 6.500 Impfpakete zusammen, bei<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Aktion im Folgejahr waren es 10.000.<br />

Auch in diesem Jahr will Draco die Aktion fortsetzen.<br />

Punkten bei Bewerbern<br />

Corporate Citizenship dient aber längst nicht nur <strong>de</strong>r Reputation,<br />

son<strong>de</strong>rn wird zunehmend zu einem wichtigen Instrument<br />

<strong>de</strong>r Personalpolitik. Denn punkten lässt sich mit unternehmerischer<br />

Verantwortung auch bei Bewerbern. Sie achten<br />

heute zunehmend darauf, wie Firmen ihr Geld verdienen und<br />

was sie damit tun. Immerhin 60 Prozent <strong>de</strong>r Jobsuchen<strong>de</strong>n<br />

geben an, Stellenausschreibungen von gesellschaftlich engagierten<br />

Unternehmen zu bevorzugen, zeigt eine Umfrage<br />

<strong>de</strong>r Bremer Beratungsagentur Brands & Values (siehe Grafi k).<br />

Wichtig zu wissen für Mittelständler, die sich bei <strong>de</strong>r Suche<br />

nach qualifi zierten Mitarbeitern oft schwertun.<br />

Gesellschaftliches Engagement schafft I<strong>de</strong>ntifi kation – das gilt<br />

auch und erst recht für die eigenen Mitarbeiter. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Corporate Citizenship aus Sicht <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

ICH SCHÄTZE DAS GESELLSCHAFTLICHE ENGAGEMENT<br />

MEINES ARBEITGEBERS, WEIL …<br />

… ich es wichtig fi n<strong>de</strong>, dass sich Unternehmen für die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen und die Reduktion<br />

von Umweltbelastungen einsetzen<br />

… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf das<br />

Image meines Arbeitgebers in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit auswirkt<br />

… es mich stolz macht, für ein verantwortungsbewusstes<br />

Unternehmen zu arbeiten<br />

… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf die<br />

Firmenkultur auswirkt<br />

… die eigene Arbeit mehr Sinn bekommt<br />

… sich das gesellschaftliche Engagement positiv auf<br />

meine Motivation/Arbeitsmoral auswirkt<br />

… ich dadurch die Möglichkeit erhalte, in sozialen/ökologischen<br />

Projekten zu arbeiten<br />

59%<br />

34%<br />

54%<br />

30%<br />

30%<br />

41%<br />

27%<br />

46%<br />

26%<br />

40%<br />

22%<br />

43%<br />

16%<br />

30%<br />

dann, wenn sie sich mit ihrem Wissen und Know-how aktiv in<br />

ein gemeinnütziges Projekt einbringen können. Sozialen Einrichtungen<br />

ist damit oft mehr geholfen als mit Geldspen<strong>de</strong>n,<br />

stellte auch Michael Zuche fest, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Chambiz<br />

GmbH. Das Frankfurter IT-Systemhaus schloss Mitte <strong>de</strong>r 90er-<br />

Jahre eine Partnerschaft mit <strong>de</strong>r Jugendbildungsstätte Basa e.V.<br />

– mit <strong>de</strong>m Ziel, die IT-Kenntnisse benachteiligter Jugendlicher<br />

zu verbessern. Zuche und seine elf Mitarbeiter entwickelten für<br />

<strong>de</strong>n Verein ein medienpädagogisches Konzept, akquirierten<br />

Hardware, leisteten Support und schulten die Sozialarbeiter.<br />

Er und seine „sehr vertikal orientierten“ IT-Mitarbeiter hätten<br />

dabei vor allem in punkto Kommunikation viel dazugelernt, so<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer. „Und zu<strong>de</strong>m Kompetenzen erworben, mit<br />

an<strong>de</strong>ren Lebenswelten umzugehen.“<br />

„Corporate Volunteering“ (übersetzt: betriebliche Freiwilligenarbeit)<br />

nennt sich das Instrument, sich über die eigenen<br />

Mitarbeiter für die Gesellschaft einzubringen. Einige Firmen<br />

gewähren dafür zusätzliche Urlaubstage. An<strong>de</strong>re la<strong>de</strong>n die Belegschaft<br />

zu einem Freiwilligen-Event, gemäß <strong>de</strong>m Motto: Ge-<br />

WARUM MITARBEITERN GESELLSCHAFTLICHES<br />

ENGAGEMENT SO WICHTIG IST<br />

Gesellschaftliches Engagement för<strong>de</strong>rt die Persönlichkeitsentwicklung<br />

Es ist mir wichtig, einen eigenen Beitrag zum Umweltschutz<br />

zu leisten<br />

Es ist mir wichtig, einen eigenen Beitrag zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Lebensbedingungen an<strong>de</strong>rer zu leisten<br />

Durch gesellschaftliches Engagement sammelt man wertvolle<br />

Erfahrungen,+ die im Privatleben weiterhelfen<br />

Durch gesellschaftliches Engagement sammelt man wertvolle<br />

Erfahrungen, die im Beruf weiterhelfen<br />

Man engagiert sich nur, weil es die Gesellschaft von<br />

einem erwartet<br />

Man engagiert sich nur, weil es <strong>de</strong>r Arbeitgeber von<br />

einem erwartet<br />

Stimme voll und ganz zu<br />

Stimme zu<br />

26 ProFirma 12 2009<br />

48%<br />

39%<br />

43%<br />

42%<br />

37%<br />

45%<br />

33%<br />

47%<br />

32%<br />

44%<br />

5%<br />

9%<br />

4%<br />

9%<br />

Quelle: brands & values, Mehrfachnennungen möglich. Foto: privat


ProFirma 12 2009<br />

RUPERT VOSS<br />

Unternehmer mit sozialer Berufung<br />

In <strong>de</strong>r Work and Box Company, einem Resozialisierungsprojekt in Taufkirchen,<br />

macht Unternehmer Rupert Voss gewaltauffällige Jugendliche fi t für eine Lehrstelle:<br />

durch Boxen und angeleitete Arbeit.<br />

Morgens, kurz nach acht Uhr, im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Voss AG in Taufkirchen<br />

bei München: Während sich die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Firmenverbunds<br />

für Schreinerei, Parkett- und Fußbo<strong>de</strong>ntechnik an die Arbeit<br />

machen, streifen sich ein paar Türen weiter zwölf junge Männer<br />

Boxhandschuhe über und trainieren Schwinger, Haken und eine<br />

sichere Deckung. Später am Morgen wer<strong>de</strong>n sie unter Anleitung<br />

eines Schreiners einfache Handwerksarbeiten<br />

ausführen und mit<br />

einem Sozialpädagogen daran arbeiten,<br />

eigene Stärken und Schwächen<br />

zu erkennen, persönliche Krisen<br />

zu meistern und eine berufl iche<br />

Perspektive zu entwickeln. Das Ziel:<br />

In ein paar Monaten fi t sein für ein<br />

Praktikum und später eine Ausbildungsstelle.<br />

Der Weg dorthin ist zäh: Nicht alle<br />

Teilnehmer schaffen es, je<strong>de</strong>n Morgen<br />

pünktlich, drogenfrei o<strong>de</strong>r überhaupt<br />

in <strong>de</strong>r „Work and Box Company“<br />

zu erscheinen. Konzentriertes<br />

Arbeiten über einen längeren Zeitraum<br />

überfor<strong>de</strong>rt anfangs alle, rü<strong>de</strong><br />

Worte sind an <strong>de</strong>r Tagesordnung. Die<br />

16- bis 21-jährigen Jungen gelten als gewaltauffällig, waren meist<br />

schon vor Gericht, teils auch im Gefängnis, und haben in ihrer Familie<br />

selbst oft Gewalt erfahren.<br />

„Boxen ermöglicht <strong>de</strong>n Jungs Körperkontakt und ist ein gutes<br />

Werkzeug, um sie Achtsamkeit, Respekt und Disziplin zu lehren“,<br />

erklärt Rupert Voss, <strong>de</strong>r die Jugendhilfemaßnahme gemeinsam<br />

mit einem Therapeuten vor sechs Jahren grün<strong>de</strong>te. Finanziert wird<br />

sie vom Europäischen Sozialfonds sowie <strong>de</strong>n Jugendämtern <strong>de</strong>r<br />

Stadt und <strong>de</strong>s Landkreises München. Die I<strong>de</strong>e dazu entwickelte<br />

meinsam anpacken schweißt zusammen, verschafft Lerngelegenheiten,<br />

die kein Seminar bietet, und erhöht die Motivation.<br />

Die Kölner Marketingagentur B+D etwa lädt je<strong>de</strong>n Sommer<br />

Kin<strong>de</strong>r aus sozial schwachen Familien zu einer zehntägigen<br />

Ferienfreizeit ein. Die Mitarbeiter organisieren <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />

und akquirieren Sponsoren, die Stadt Köln wählt die Kin<strong>de</strong>r<br />

aus und schickt Pädagogen mit auf Fahrt. Das mehrfach ausgezeichnete<br />

Projekt entstand 1997 anlässlich <strong>de</strong>s Firmenjubiläums.<br />

„Bei vielen unserer Kun<strong>de</strong>n fi n<strong>de</strong>t es hohe Beachtung“,<br />

sagt Agenturgrün<strong>de</strong>r Bernd Mannhardt. Mit <strong>de</strong>r Beratung für<br />

gemeinnützige Firmenprojekte hat er inzwischen ein neues<br />

Geschäftsfeld erschlossen.<br />

Wundverband-Hersteller Draco nutzt <strong>de</strong>n durch die Freiwilligenarbeit<br />

erzeugten Perspektivenwechsel gezielt zur Perso-<br />

<strong>de</strong>r gelernte Schreinermeister und Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Voss AG aus<br />

<strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit schwierigen Lehrlingen. Hinzu kam eine<br />

ausgeprägte soziale Orientierung: <strong>Als</strong> jüngstes Kind eines harten<br />

Vaters und einer hilfl osen Mutter hatte sich Voss bei familiären<br />

Problemen ohnmächtig gefühlt, zwei Brü<strong>de</strong>r – einer behin<strong>de</strong>rt,<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re drogensüchtig – starben als Jugendliche. „Dadurch entstand<br />

in mir das seelische Muster,<br />

Verantwortung zu übernehmen“, erklärt<br />

<strong>de</strong>r drahtige 44-Jährige.<br />

Die ersten Wochen in <strong>de</strong>r Work and<br />

Box Company waren „die Hölle“.<br />

Voss musste erkennen, dass sich mit<br />

<strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Jugendlichen keine Erträge<br />

erzielen ließen, und er musste<br />

die Arbeitsaufträge ihren individuellen<br />

Möglichkeiten anpassen. Fest<br />

hielt er in<strong>de</strong>s an seinem Credo, dass<br />

Ausbildung unter realistischen Bedingungen<br />

erfolgen muss. „<strong>Als</strong> Unternehmer<br />

war mir außer<strong>de</strong>m klar:<br />

Ich mache das nur, wenn es einen<br />

messbaren Nutzen bringt“, erzählt<br />

Voss. Sein Konzept ging auf: Von<br />

<strong>de</strong>n insgesamt 87 Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />

Work and Box Company hielten 69 durch, 50 davon konnten in<br />

<strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt vermittelt wer<strong>de</strong>n. „Wir akzeptieren die<br />

Jugendlichen als Menschen“, begrün<strong>de</strong>t Voss <strong>de</strong>n Erfolg. Dass jemand<br />

auch bei wie<strong>de</strong>rholtem Fehlverhalten weiter an sie glaubt,<br />

hatten seine Schützlinge bis dahin nicht erfahren.<br />

Zur Belegschaft <strong>de</strong>r Voss AG haben sie wenig Kontakt. Voss ist<br />

<strong>de</strong>nnoch überzeugt, dass die Work and Box Company auch seinen<br />

Mitarbeitern etwas gibt: „Ein Werteversprechen, dass wir als Unternehmen<br />

soziale Verantwortung übernehmen.“<br />

nalentwicklung und schickt Führungskräfte in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r Diakonie eine Woche lang in soziale Einrichtungen.<br />

„Hierbei an seine Grenze zu kommen und diese auch weiter<br />

hinauszuschieben, ist ein wesentliches Lernziel“, sagt Geschäftsführer<br />

Stephan Kohorst. Er selbst hospitierte bei <strong>de</strong>r<br />

Bahnhofsmission. Ein schriftlicher Erfahrungsbericht und<br />

Evaluationsgespräche sollen <strong>de</strong>n Transfer <strong>de</strong>s Erlebten in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsalltag sichern.<br />

Gut für Beruf und Familie<br />

Verantwortung können Unternehmen aber auch beweisen,<br />

in<strong>de</strong>m sie die Lebensbedingungen ihrer eigenen Mitarbeiter<br />

verbessern. Etwa, in<strong>de</strong>m sie ihnen – wie <strong>de</strong>r Tettnanger<br />

27


Unternehmensführung – Titelthema<br />

INTERVIEW<br />

„Das ist gut für die Unternehmenskultur“<br />

André Habisch, Professor für christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik an <strong>de</strong>r<br />

Universität Eichstätt, über die strategische Verankerung und <strong>de</strong>n betrieblichen Nutzen von Corporate<br />

Citizenship im Mittelstand. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIRGIT OBERMEIER<br />

Herr Professor Habisch, sozial engagierte<br />

Unternehmer gab es schon immer, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Mittelstand. Was ist neu<br />

an Corporate Citizenship?<br />

Habisch: Je<strong>de</strong>r Unternehmer weiß, dass<br />

er ohne Verantwortung im persönlichen<br />

Bereich wie auch seinen Mitarbeitern<br />

gegenüber auf Dauer nicht erfolgreich<br />

sein kann. Neu ist, diese Verantwortung<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Intuitiven herauszuholen<br />

und das Unternehmen mit<br />

seinen Potenzialen stärker zum Träger<br />

<strong>de</strong>s gesellschaftlichen Engagements zu<br />

machen. Zu<strong>de</strong>m betont Corporate Citizenship<br />

Verantwortung als Führungsphilosophie.<br />

Viele wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultäten bemühen sich darum,<br />

sie zum festen Bestandteil <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

an <strong>de</strong>n Hochschulen zu machen.<br />

Wie lässt sich Verantwortung strategisch<br />

im Unternehmen verankern?<br />

Habisch: Es geht darum, planvoll und<br />

zielgerichtet vorzugehen, und knappe<br />

Ressourcen so einzusetzen, dass möglichst<br />

viel heraus kommt. Unternehmen<br />

sollten sich zunächst auf ein o<strong>de</strong>r wenige<br />

Themen konzentrieren, die nah am<br />

Kerngeschäft sind und von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

mitgetragen wer<strong>de</strong>n – und diese<br />

über mehrere Jahre systematisch verfolgen.<br />

Dazu muss man keine intellektuellen<br />

Schleifen drehen: Engagement<br />

entsteht erfahrungsgemäß meist dort,<br />

wo Menschen selbst betroffen sind.<br />

Können Sie Beispiele für mögliche Wirkungsfel<strong>de</strong>r<br />

nennen?<br />

Habisch: Für die Textilbranche, die größtenteils<br />

in Asien produziert, zählt etwa<br />

die Frage: Wie kann ich gewährleisten,<br />

dass vor Ort menschenwürdige Arbeitsbedingungen<br />

herrschen? O<strong>de</strong>r die Arbei-<br />

ter in vernünftigen Unterkünften leben?<br />

Unternehmen, die auf gut ausgebil<strong>de</strong>tes<br />

Personal angewiesen sind, sollten sich<br />

hingegen im Bildungsbereich engagieren,<br />

etwa in Form von Schulpartnerschaften.<br />

Empfi ehlt es sich, die Mitarbeiter in das Engagement<br />

einzubeziehen?<br />

Habisch: Unbedingt. Hier liegt ein wichtiger<br />

Unterschied zwischen Philanthropie<br />

und Corporate Citizenship: Unternehmen<br />

agieren hier in einer völlig neuen Funktion<br />

– als Türöffner <strong>de</strong>s Ehrenamts, auch für<br />

ihre Mitarbeiter. Und profi tieren dadurch<br />

auch selbst stärker. Denn gesellschaftliches<br />

Engagement wirkt auf die Unternehmenskultur<br />

zurück. Die Mitarbeiter erleben sich<br />

nicht nur als Beutegemeinschaft, son<strong>de</strong>rn<br />

als Gruppe, die eine Mitverantwortung<br />

trägt für ihr gesellschaftliches Umfeld –<br />

und gemeinsam etwas bewirkt. Ein gelungenes<br />

Projekt kann die I<strong>de</strong>ntifi kation und<br />

<strong>de</strong>n Stolz <strong>de</strong>r Mitarbeiter ganz erheblich<br />

beeinfl ussen.<br />

Zur Person: Professor André Habisch, Volkswirt<br />

und Sozialethiker, hat das Thema Corporate Citizenship<br />

im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum maßgeblich<br />

mitentwickelt und im Jahr 1999 das Center for<br />

Corporate Citizenship (www.corporatecitizen.<strong>de</strong>)<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Habisch arbeitet aktiv mit Unternehmen<br />

und Partnerorganisationen zusammen, etwa als<br />

Kuratoriumsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bayer Cares Foundation<br />

sowie als Mitglied <strong>de</strong>r Delegiertenversammlung <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Caritasverbands.<br />

Wo im Unternehmen sollte das Thema<br />

Corporate Citizenship angesie<strong>de</strong>lt sein?<br />

Habisch: Es ist immer gut, wenn <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer o<strong>de</strong>r Geschäftsführer die<br />

Dinge direkt im Blick hat. Denn gesellschaftliches<br />

Engagement muss auf die<br />

strategischen Gesamtinteressen abgestimmt<br />

sein. Zu<strong>de</strong>m empfi ehlt es sich,<br />

einen Mitarbeiter – <strong>de</strong>r möglichst selbst<br />

sozial engagiert ist – ein Stück weit für<br />

das Thema freizustellen. Er sollte in <strong>de</strong>r<br />

Lage sein, im Unternehmen ein Netzwerk<br />

aufzubauen und möglichst viele<br />

operative Verantwortungsträger für das<br />

Projekt zu gewinnen. Zum an<strong>de</strong>ren sollte<br />

er die richtigen externen Partner suchen.<br />

Engagement ist im Grun<strong>de</strong> nichts, was<br />

das Unternehmen aus sich allein heraus<br />

kann. Besser, es nutzt die Erfahrungen<br />

von Bildungsträgern, Selbsthilfegruppen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Organisationen – das erhöht<br />

auch die Glaubwürdigkeit.<br />

Fin<strong>de</strong>n Mittelständler hierzulan<strong>de</strong> ausreichend<br />

Unterstützung bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

von Corporate Citizenship?<br />

Habisch: Die für <strong>de</strong>n Mittelstand relevanten<br />

Unterstützungsstrukturen sind<br />

regional. In <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>ls- und Handwerkskammern<br />

sind noch mehr Ansprechpartner<br />

nötig, die kompetent<br />

Auskunft geben und Beispielfälle nennen<br />

können o<strong>de</strong>r Tagungen organisieren<br />

– und damit das Thema stärker in die<br />

Fläche tragen. Zu<strong>de</strong>m bedarf es einer<br />

besseren Vernetzung. Im Umweltbereich<br />

tauschen sich Mittelständler in Initiativen<br />

wie Ökoprofi t darüber aus, wie man<br />

<strong>de</strong>n Umweltgedanken vorantreiben und<br />

zugleich Wettbewerbsvorteile realisieren<br />

kann. Derart funktionsfähige Plattformen<br />

und Netzwerke brauchen wir<br />

auch beim Thema Verantwortung.<br />

28 ProFirma 12 2009<br />

Foto: privat


Outdoor-Ausrüster Vau<strong>de</strong> Sport GmbH & Co. KG – erleichtern,<br />

Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Flexible<br />

Arbeitszeiten bot das Familienunternehmen seinen Mitarbeitern<br />

seit jeher. Juniorchefi n Antje von Dewitz setzte noch eins<br />

drauf und errichtete im Jahr 2001 – selbst schwanger – eine<br />

betriebseigene Kin<strong>de</strong>rtagesstätte. Sie löste damit einen Babyboom<br />

in <strong>de</strong>r Belegschaft aus, die meist gut qualifi zierten Mütter<br />

kehrten aufgrund <strong>de</strong>r guten Betreuungsmöglichkeit jedoch<br />

rasch und motiviert wie<strong>de</strong>r in ihren Job zurück. Gut für das<br />

Unternehmen, ebenso wie <strong>de</strong>r Imagegewinn, <strong>de</strong>n die Zertifi -<br />

zierung dieser und an<strong>de</strong>rer Maßnahmen brachte. „Unsere traditionelle<br />

Familienorientierung hat sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

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Ziele, Inhalte und mögliche Zertifi zierung nach ISO 26 000.<br />

Jahren zu einem wichtigen personalpolitischen Instrument<br />

entwickelt“, sagt von Dewitz.<br />

Generell gilt: Glaubwürdig wirkt das gesellschaftliche Engagement<br />

eines Unternehmen nur dann, wenn es nicht im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zur Praxis <strong>de</strong>s Kerngeschäfts steht – etwa <strong>de</strong>m Umgang<br />

mit <strong>de</strong>n eigenen Mitarbeitern. Unbestritten ist auch, dass es<br />

einen Treiber im Unternehmen braucht – bei Mittelständlern<br />

ist das in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Geschäftsführer. Teure Berater seien<br />

für die Entwicklung einer Corporate-Citizenship-Strategie<br />

nicht nötig, meint Peter Kromminga, Geschäftsführer von<br />

UPJ, einem Netzwerk gesellschaftlich engagierter Mittelständler<br />

(siehe Kasten): „Das geht auch Schritt für Schritt mit Bordmitteln.“<br />

Wichtig seien zwei Dinge: Vorab zu klären, was und<br />

wen man mit seinem Engagement erreichen will, und nicht<br />

auf kurzfristige Erfolge zu schielen.<br />

In harten Zahlen lässt sich <strong>de</strong>r Einfl uss von Corporate Citizenship<br />

auf Reputation, Mitarbeitermotivation und letztlich<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg freilich nur schwer ausdrücken. So<br />

gilt es, das Thema Verantwortung im Unternehmen stets gegen<br />

kurzfristige Kostenargumente zu verteidigen. Inhabergeführte<br />

Mittelständler tun sich dabei naturgemäß leichter als<br />

Großunternehmen.<br />

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Unternehmensführung – Belohnungssysteme<br />

Sollen Incentive-Reisen in<br />

Erinnerung bleiben, eignet<br />

sich nicht die berüchtigte<br />

„Baggerfahrt durch <strong>de</strong>n<br />

Harz“. Anbieter haben heute<br />

exlusive Ziele im Programm:<br />

Oman o<strong>de</strong>r Kappadokien<br />

beispielsweise.<br />

Incentives<br />

Die Jagd nach <strong>de</strong>m Beson<strong>de</strong>ren<br />

Spitzenkräfte im Unternehmen bei Laune zu halten, ist in schwierigen Zeiten wichtiger<br />

<strong>de</strong>nn je. Ein gigantisches Angebot an Incentives bietet vielfältige Möglichkeiten, gute<br />

Arbeit exklusiv zu belohnen. VON JULE ANDANSON<br />

Was vor gut einem Jahr als Bankenkrise<br />

begann, hat längst auch alle an<strong>de</strong>ren<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Wirtschaft erfasst: Überall<br />

wird gerungen und geru<strong>de</strong>rt, um Unternehmen<br />

auf Kurs zu halten. Wo man hinschaut,<br />

leisten die Spitzenkräfte im Mittelstand<br />

Schwerstarbeit, damit es für sie<br />

und ihren Arbeitgeber ein Morgen gibt.<br />

Obwohl das Tempo und <strong>de</strong>r Druck in<br />

<strong>de</strong>n Chefetagen während <strong>de</strong>r letzten Monate<br />

erheblich zugenommen haben, ist<br />

es auf <strong>de</strong>r Belohnungsseite mucksmäus-<br />

chenstill gewor<strong>de</strong>n: Angesichts von<br />

Personalabbau und Kurzarbeit geraten<br />

erfolgsabhängige Vergütungsbausteine<br />

o<strong>de</strong>r leistungsabhängige Boni immer<br />

mehr in Verruf. Geldgeschenke sind un<strong>de</strong>nkbar<br />

gewor<strong>de</strong>n, Reisebudgets wur<strong>de</strong>n<br />

drastisch zusammengestrichen.<br />

„In unserer aktuellen Zeit ist es un<strong>de</strong>nkbar,<br />

an irgendwelche Incentives, egal ob<br />

für Vertriebsteams o<strong>de</strong>r Führungskräfte,<br />

zu <strong>de</strong>nken – das gilt für die eigenen Leute<br />

ebenso wie für Externe wie Schlüssel-<br />

kun<strong>de</strong>n“, sagt <strong>de</strong>r Geschäftsführer eines<br />

mittelständischen Han<strong>de</strong>lsunternehmens<br />

in <strong>de</strong>r Lkw-Branche, <strong>de</strong>r namentlich<br />

nicht genannt wer<strong>de</strong>n möchte. Der<br />

drahtige 40-Jährige spricht damit vielen<br />

Kollegen aus <strong>de</strong>r Seele. Schon <strong>de</strong>r Gedanke<br />

an eine spezielle Belohnung <strong>de</strong>r<br />

Event +<br />

Unternehmensspitze ist vielerorts verpönt.<br />

Dabei ist ein Aspekt für <strong>de</strong>n Chef<br />

Training<br />

von knapp 1.000 Mitarbeitern vital: „Wo<br />

Extrem<br />

fängt es an und wo hört es auf? Wie soll<br />

Tour<br />

ich diese Son<strong>de</strong>rbehandlung an<strong>de</strong>ren Fotos:<br />

30 ProFirma 12 2009


gegenüber kommunizieren, die nicht<br />

bedacht wer<strong>de</strong>n, aber auch Leistung<br />

bringen?“ Im Verborgenen zu agieren<br />

und Incentives geheim zu halten, hält er<br />

für unrealistisch: „Beeindrucken<strong>de</strong> Aktionen<br />

sind früher o<strong>de</strong>r später immer<br />

nach außen hin sichtbar.“<br />

Großes soll belohnt wer<strong>de</strong>n<br />

Wer das Stichwort „Incentive“ hört,<br />

<strong>de</strong>nkt in <strong>de</strong>r Regel an Vertriebsgeschehen,<br />

an gute Leistungen, Motivationskicks<br />

und eine Steigerung <strong>de</strong>r Loyalität<br />

zum Arbeitgeber. Incentives für Chefs<br />

folgen einer an<strong>de</strong>ren Logik: Um wie<br />

viel wür<strong>de</strong> ein Geschäftsführer sein<br />

Unternehmen schlechter führen, wenn<br />

es ein Incentive nicht gäbe? Kein Verantwortlicher<br />

im Mittelstand wird die<br />

Qualität seiner Unternehmensführung<br />

von einem Golf-Trip nach Schottland<br />

o<strong>de</strong>r einem Segeltörn auf <strong>de</strong>n Bahamas<br />

abhängig machen. Bei <strong>de</strong>n Bonbons im<br />

Chefl eben geht es um beson<strong>de</strong>re Wertschätzung<br />

und eine Belohnung für <strong>de</strong>n<br />

persönlichen Einsatz <strong>de</strong>s Einzelnen.<br />

Wo Großes geleistet wird, soll auch<br />

Großes belohnt wer<strong>de</strong>n – so sehen<br />

ProFirma 12 2009<br />

INTERVIEW<br />

„Auch bei Druck nicht einknicken“<br />

Welche beson<strong>de</strong>ren Herausfor<strong>de</strong>rungen Anbieter von Incentive-<br />

Reisen für Spitzenkräfte zu meistern haben, beschreibt Marc Iori,<br />

Geschäftsführer von Tour Extrem Training + Event in Seligenstadt.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE JULE ANDANSON<br />

Herr Iori, Ihre Veranstaltungen fi n<strong>de</strong>n<br />

meist als Outdoor-Events statt. Inwieweit<br />

sind sie für das Top-Management<br />

geeignet?<br />

Iori: Sie sind dann sehr geeignet, wenn<br />

die Zielsetzung keinen ausschließlich<br />

monetären Hintergrund verfolgt, son<strong>de</strong>rn<br />

es um einen immateriellen, qualitativen,<br />

nachhaltigen und ganzheitlichen<br />

Wert im Sinne einer Bindung an das Unternehmen<br />

geht. Hierbei die Natur als<br />

Plattform zu nutzen, hat einen weitaus<br />

höheren Ankerwert als eine konsumorientierte<br />

Veranstaltung und setzt oft ungeheure<br />

Emotionen frei.<br />

Lassen sich Spitzenkräfte auf solche Naturerlebnisse<br />

wirklich ein?<br />

Iori: Wir setzen bei einem entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Premiumanspruch auf Ziele,<br />

die man privat kaum buchen kann, wie<br />

beispielsweise individuell konzipierte<br />

Touren im Oman o<strong>de</strong>r in Kappadokien.<br />

Es geht um Erlebnisse, die einzigartig<br />

sind. Der Abenteuercharakter einer solchen<br />

Incentive-Reise, gleichgültig ob zu<br />

Fuß o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Mountainbike durch<br />

die Wildnis, lässt Männerherzen höher<br />

schlagen. Hier ist alles dabei: Technik,<br />

Autos, Abenteuer – und <strong>de</strong>n meisten<br />

Frauen in Führungspositionen macht das<br />

übrigens ebenso Spaß wie ihren männlichen<br />

Kollegen.<br />

Welcher Vorbereitungen bedarf es, dass<br />

ein Chef-Incentive nicht zum Reinfall<br />

wird?<br />

Iori: Es ist essenziell, <strong>de</strong>n Auftrag und<br />

die Anfor<strong>de</strong>rungen mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />

genauestens zu <strong>de</strong>fi nieren: Wer sind<br />

die Teilnehmer, was haben sie bisher<br />

schon erlebt? Bei <strong>de</strong>r Planung von Top-<br />

Incentives sind Alter, Hintergrund o<strong>de</strong>r<br />

Sportlichkeit zentrale Faktoren. Für viele<br />

Dinge, wie zum Beispiel ein Trip in die<br />

Wüste, muss man kein Supersportler<br />

sein, um Spaß zu haben. An<strong>de</strong>res for<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>n Einzelnen erheblich. Wenn<br />

jemand Höhenangst hat, wird er wohl<br />

kaum Spaß an einem Event haben, bei<br />

<strong>de</strong>m Abseilen angesagt ist. Min<strong>de</strong>stens<br />

genauso wichtig ist es, eventuellen gesundheitlichen<br />

Einschränkungen wie<br />

Allergien und Ähnlichem Rechnung zu<br />

tragen.<br />

Stellen Sie Events für Spitzenkräfte in<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft vor beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rungen?<br />

Iori: Auf je<strong>de</strong>n Fall. Einerseits müssen<br />

wir Konzepte entwickeln, die wirklich<br />

einzigartig sind. An<strong>de</strong>rerseits ist auch<br />

die Begleitung <strong>de</strong>r Reisen selbst ziemlich<br />

anspruchsvoll: Führungskräfte sind<br />

es gewohnt, <strong>de</strong>n Ton anzugeben. Da<br />

müssen wir eine klare Haltung haben<br />

und <strong>de</strong>utlich machen, was geht und was<br />

nicht. Die Sicherheit <strong>de</strong>r Gruppe steht<br />

immer an erster Stelle, auch wenn jemand<br />

sein persönliches Abenteuer noch<br />

aus<strong>de</strong>hnen will. Deshalb setzen wir auf<br />

langjährig erfahrene Projektleiter aus<br />

unserem vertrauten Mitarbeiterstamm,<br />

die auch bei einem solchen Druck nicht<br />

einknicken.<br />

31


Unternehmensführung – Belohnungssysteme<br />

das zumin<strong>de</strong>st jene Unternehmenslenker,<br />

die nach wie vor Incentives einsetzen.<br />

Dabei achten sie strikt darauf, <strong>de</strong>n<br />

Ball bei solchen Events sowohl intern<br />

als auch extern fl ach zu halten. „Unsere<br />

Viererban<strong>de</strong> war neulich beim Formel<br />

1-Zirkus in Monza – 1a-VIP-Tickets<br />

und Zugang zur Boxengasse inklusive“,<br />

berichtet <strong>de</strong>r Vertriebsmanager eines<br />

international aufgestellten mittelständischen<br />

Konsumgüterherstellers. Wie<br />

auch an<strong>de</strong>rswo fi n<strong>de</strong>n die strategischen<br />

Meetings <strong>de</strong>s Unternehmens weiterhin<br />

auswärts statt. Wo früher jedoch imposante<br />

Destinationen lockten, fi n<strong>de</strong>n die<br />

INCENTIVES<br />

Die steuerliche Seite<br />

Geschenke an Arbeitnehmer, und dazu<br />

zählen auch Incentives, können steuerlich<br />

in voller Höhe als Betriebsausgaben abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, jedoch sind hierauf gegebenenfalls<br />

Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge<br />

einzubehalten.<br />

Der Beschenkte hat das Erhaltene als Einnahme<br />

zu versteuern. Entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />

Schenker jedoch für die 30-prozentige Pauschalbesteuerung<br />

vom Bruttowert <strong>de</strong>r Sachzuwendungen<br />

nach § 37b EStG (zuzüglich Solidaritätszuschlag<br />

und Kirchensteuer), braucht<br />

das Geschenk auf Empfängerseite nicht nochmals<br />

versteuert zu wer<strong>de</strong>n. Das Wahlrecht zur<br />

Pauschalbesteuerung kann <strong>de</strong>r Schenker für<br />

je<strong>de</strong>s Wirtschaftsjahr und je<strong>de</strong> Beschenkten-<br />

Gruppe geson<strong>de</strong>rt in Anspruch nehmen und<br />

bis zur letzten Lohnsteueranmeldung <strong>de</strong>s<br />

Wirtschaftsjahres ausüben. Da bei Arbeitnehmern<br />

jedoch das Kalen<strong>de</strong>rjahr als Besteuerungszeitraum<br />

dient, ist dieses Wahlrecht nur<br />

bis zum 28. Februar <strong>de</strong>s Folgejahres möglich.<br />

Entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Schenker, das Wahlrecht<br />

für eine Gruppe auszuüben (Geschäftsfreun<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r Arbeitnehmer), so muss er alle Sachzuwendungen<br />

<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Pauschalsteuer<br />

unterwerfen. Die Pauschalbesteuerung ist<br />

jedoch ausgeschlossen, wenn die jährliche<br />

Summe <strong>de</strong>r Zuwendungen an einen Empfänger<br />

die 10.000-Euro-Grenze überschreitet<br />

o<strong>de</strong>r die Aufwendungen für die einzelne Zuwendung<br />

diese Grenze überschreiten.<br />

Quelle: Martin Liepert, Ecovis<br />

Treffen nun im Umkreis von maximal<br />

zwei Autostun<strong>de</strong>n rund um <strong>de</strong>n Firmensitz<br />

statt. Dies wird noch einige Zeit so<br />

bleiben: „Für die nächsten zwei Jahre<br />

wer<strong>de</strong>n wir uns wohl zurückhalten,<br />

große Aktionen sind zurzeit einfach politisch<br />

inkorrekt“, sagt <strong>de</strong>r Betriebswirt.<br />

Danach wer<strong>de</strong> man sich wie früher an<br />

netten Orten treffen, da ist er sich sicher.<br />

Ein riesiger Markt<br />

Egal, ob Sachprämie, Reise o<strong>de</strong>r Erlebnis<br />

– <strong>de</strong>r Markt für Incentives für das<br />

Top-Management ist gigantisch. Arbeitgebern,<br />

die ihren Spitzenkräften Gutes<br />

tun wollen, steht eine endlose Auswahl<br />

an Angeboten offen. Beson<strong>de</strong>rs beliebt<br />

sind Reisen: Die Palette reicht von <strong>de</strong>r<br />

Fahrt mit <strong>de</strong>m Eisbrecher am Polarkreis<br />

über <strong>de</strong>n Kultur-Trip nach New York bis<br />

zur Elefantensafari in Afrika. Anything<br />

goes, heißt die Devise. Der Anteil <strong>de</strong>r<br />

Top-Management-Reisen beträgt bei<br />

uns zirka fünf Prozent“, berichtet auch<br />

Andreas Berndt, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Berliner Incentive-Agentur Die Reisemanufaktur.<br />

„Eine außergewöhnliche Reise ist ein<br />

sehr emotionales Instrument und wirkt<br />

beson<strong>de</strong>rs nachhaltig“, erklärt Berndt.<br />

Bekomme ein Mitarbeiter eine Geldprämie,<br />

könne er oft schon wenig später<br />

nicht mehr zuordnen, wofür er das<br />

Geld eigentlich ausgegeben hat. Sei er<br />

dagegen mit seinen Kollegen mit <strong>de</strong>m<br />

Jeep durch die Wüste o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

Schneemobil durch die Winterwelt<br />

Lapplands gefahren, erzähle er noch<br />

Jahre später davon. Umso mehr ärgert<br />

<strong>de</strong>n erfahrenen Agenturchef, dass das<br />

Thema Incentives in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

wenig differenziert als Geldverschwendung<br />

abgehan<strong>de</strong>lt wird: „Die öffentliche<br />

Diskussion wird <strong>de</strong>r komplexen Materie<br />

nicht gerecht – die verwen<strong>de</strong>ten<br />

Budgets wer<strong>de</strong>n schließlich in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

erarbeitet und häufi g an die<br />

Erreichung von Zielen gekoppelt, die<br />

zusätzliches Geld in die Unternehmenskasse<br />

bringen.“<br />

Insgesamt ist die Luft rund um Incentives<br />

rauer gewor<strong>de</strong>n: Während die<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Aktivitäten, Hotels und<br />

Locations früher von Luxus, Distanz<br />

und Hochpreisigkeit dominiert wur<strong>de</strong>,<br />

steht heute <strong>de</strong>r „nicht käufl iche Erlebniswert“<br />

im Mittelpunkt. Je intensiver<br />

und aktiver ein Erlebnis, umso besser<br />

kommt es bei <strong>de</strong>r Zielgruppe an.<br />

Teambildung und I<strong>de</strong>ntifi kation<br />

Um die Kommunizierbarkeit von Special-Events<br />

zu erhöhen – und um das<br />

investierte Geld optimal zu nutzen –,<br />

halten auch in <strong>de</strong>n Chefetagen Veranstaltungen<br />

mit Mehrwerteffekten wie<br />

Teambildung o<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifi kation mit<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen Einzug. Weiterbildung<br />

heißt die Formel, mit <strong>de</strong>r normale<br />

Mitarbeiter und Fiskus befrie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Ob diese Formate wirklich<br />

<strong>de</strong>n Wunsch nach einer Belohnung<br />

erfüllen können, daran schei<strong>de</strong>n sich<br />

die Geister. Mit Sicherheit ist es wichtig,<br />

keine ver<strong>de</strong>ckten Aufträge in die<br />

vermeintliche Belohnungsreise einzuarbeiten.<br />

Wer ein persönliches Zuckerl<br />

versprochen bekommt, regiert vermutlich<br />

verschnupft, wenn es letztlich doch<br />

wie<strong>de</strong>r primär um Wohl und Wehe seines<br />

Arbeitgebers geht. Darüber hinaus<br />

entfalten verborgene Ziele wie in einem<br />

Teamtraining erfahrungsgemäß kaum<br />

Wirksamkeit.<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m Beson<strong>de</strong>ren,<br />

das von <strong>de</strong>n Unternehmen trotz Wirtschaftsfl<br />

aute gut nach außen vertretbar<br />

ist, erkun<strong>de</strong>n die Incentive-Anbieter<br />

neues Terrain. Sie setzen auf ein ihnen<br />

nicht frem<strong>de</strong>s Betätigungsfeld aus <strong>de</strong>n<br />

vergangenen 20 Jahren und schlagen<br />

<strong>de</strong>n Bogen zwischen Gesellschaftsbezug,<br />

nachhaltiger Imagepfl ege und<br />

Incentive-Reise. „Wir konzipieren gera<strong>de</strong><br />

ein Projekt mit Corporate-Social-<br />

Responsibility-Hintergrund“, berichtet<br />

Marc Iori, Geschäftsführer von Tour Extrem<br />

Training + Event in Seligenstadt.<br />

Getreu <strong>de</strong>m etwas abgewan<strong>de</strong>lten Motto:<br />

„Bewirke Gutes und re<strong>de</strong> nicht nur<br />

darüber.“ Es wird darum gehen, Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen eine Perspektive<br />

zu geben. Wie die mögliche Beteiligung<br />

seiner Incentive-Kun<strong>de</strong>n genau aussehen<br />

wird, will Iori noch nicht verraten.<br />

Nur so weit gibt er Auskunft: „Es wer<strong>de</strong>n<br />

Ressourcen aller Formen und Farben<br />

gefragt sein.“<br />

32 ProFirma 12 2009


Berufsausbildung<br />

Auf <strong>de</strong>n berufl ichen Nachwuchs kommen<br />

während <strong>de</strong>r Lehre einige Pfl ichten<br />

zu. Im Falle eines Verstoßes gegen diese<br />

Pfl ichten muss <strong>de</strong>r Lehrling mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Reaktionen <strong>de</strong>s Ausbil<strong>de</strong>rs<br />

rechnen. So ist <strong>de</strong>r Azubi insbeson<strong>de</strong>re<br />

verpfl ichtet, von Anfang an aktiv an <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung mitzuwirken und seinen<br />

Beitrag dazu zu leisten, dass das Ausbildungsziel<br />

erreicht wird und er <strong>de</strong>n<br />

angestrebten Beruf erlernt.<br />

Der Lernwille hat oberste Priorität<br />

Das heißt, <strong>de</strong>r Azubi muss an allen Lehrmaßnahmen<br />

teilnehmen. Wer etwa die<br />

Berufsschule schwänzt o<strong>de</strong>r im Betrieb<br />

blaumacht, muss mit harten Konsequenzen<br />

rechnen. Der Meister hat ein<br />

Recht darauf, zu erfahren, wie <strong>de</strong>r aktuelle<br />

Wissens- und Leistungsstand <strong>de</strong>s<br />

einzelnen Kandidaten ist, und darf je<strong>de</strong>rzeit<br />

verlangen, dass das Berufsschulzeugnis<br />

im Betrieb vorgelegt wird.<br />

Neben seinen schulischen Aufgaben<br />

muss <strong>de</strong>r Berufsneuling die ihm im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Ausbildungsverhältnisses<br />

aufgetragenen Arbeiten gewissenhaft<br />

erfüllen, sorgfältig mit <strong>de</strong>m Eigentum<br />

<strong>de</strong>s Ausbildungsbetriebs umgehen und<br />

<strong>de</strong>n Weisungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers folgen.<br />

Fachfrem<strong>de</strong> Aufgaben gehören nicht<br />

zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>s Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 12 2009<br />

RECHT<br />

Von Pfl ichtverstoß bis Kündigung<br />

Beim Unternehmensnachwuchs hat <strong>de</strong>r Chef beson<strong>de</strong>re Pfl ichten: Er muss ausbil<strong>de</strong>n,<br />

erziehen und dabei <strong>de</strong>n richtigen Weg zwischen Strenge und Nachsicht fi n<strong>de</strong>n. ProFirma<br />

zeigt Ihnen, wie man mit Fehlverhalten von Azubis umgeht. VON DR. STEPHANIE KAUFMANN<br />

Beispielsweise im Privathaus <strong>de</strong>s Chefs<br />

die Wän<strong>de</strong> streichen, wenn er als Kfz-<br />

Mechaniker ausgebil<strong>de</strong>t wird. Darüber<br />

hinaus sind Azubis verpfl ichtet, über<br />

Betriebs- o<strong>de</strong>r Geschäftsgeheimnisse<br />

absolutes Stillschweigen zu bewahren<br />

und trotz ihres häufi g jugendlichen<br />

Übermuts die Sicherheitsvorkehrungen<br />

zu beachten. Der Ausbil<strong>de</strong>r sollte dabei<br />

unterstützend immer ein Auge darauf<br />

haben, dass sein Schutzbefohlener die<br />

Unfallverhütungsvorschriften beachtet,<br />

Schutzkleidung trägt, Rauchverbote<br />

einhält und die Haus-, Betriebs- und Arbeitsordnungen<br />

beachtet.<br />

Ermahnung und Abmahnung<br />

Wenn nun die Leistung <strong>de</strong>s Lehrlings<br />

nicht mehr passt o<strong>de</strong>r ein Fehlverhalten<br />

festgestellt wur<strong>de</strong>, sollte <strong>de</strong>r Firmenchef<br />

schnell und konsequent reagieren. Nur<br />

so kann Schlimmeres vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Erste Reaktion sollte immer ein<br />

Gespräch sein, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Sachverhalt<br />

gemeinsam erörtert wird. Um die Ernst-<br />

Nicht immer läuft alles glatt, bis die Azubis ihr Zeugnis in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten.<br />

33


Unternehmensführung<br />

haftigkeit <strong>de</strong>r Situation <strong>de</strong>utlich zu<br />

machen, kann man das Gespräch protokollieren<br />

und vom Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

unterschreiben lassen.<br />

Tritt daraufhin keine Besserung <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens ein o<strong>de</strong>r wird weiter gegen<br />

Pfl ichten verstoßen, kommt die schriftlich<br />

formulierte Ermahnung in Betracht,<br />

in <strong>de</strong>r das Fehlverhalten erläutert und<br />

das erwartete Verhalten in Worte gefasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Wichtig: In einer solchen<br />

Ermahnung wird nie mit arbeitsrechtlichen<br />

Konsequenzen, etwa <strong>de</strong>r Kündigung,<br />

gedroht.<br />

Letzte Maßnahme vor <strong>de</strong>r Kündigung<br />

ist auch beim Ausbildungsverhältnis die<br />

Abmahnung. <strong>Als</strong> sozusagen „Gelbe Karte“<br />

warnt dieses Instrument <strong>de</strong>n Berufsanwärter<br />

noch einmal eindringlich und<br />

weist darauf hin, dass <strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>s<br />

Ausbildungsverhältnisses gefähr<strong>de</strong>t ist.<br />

Auch vor <strong>de</strong>r fristlosen Kündigung <strong>de</strong>s<br />

Ausbildungsverhältnisses muss abgemahnt<br />

wer<strong>de</strong>n. Abmahnungen sollten<br />

aus Beweisgrün<strong>de</strong>n immer schriftlich<br />

erteilt wer<strong>de</strong>n. Den Empfang lässt sich<br />

<strong>de</strong>r Firmenchef am besten quittieren.<br />

Wichtig dabei: Abmahnungen gegenüber<br />

Min<strong>de</strong>rjährigen müssen zusätzlich<br />

auch <strong>de</strong>m gesetzlichen Vertreter zugehen.<br />

Vorzeitige Beendigung<br />

als letztes Mittel<br />

Während <strong>de</strong>r Probezeit, die min<strong>de</strong>stens<br />

einen Monat betragen muss und höchstens<br />

vier Monate betragen darf, kann<br />

das Berufsausbildungsverhältnis nach<br />

§ 22 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG) von bei<strong>de</strong>n Seiten ohne Einhalten<br />

einer Kündigungsfrist gekündigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Probezeitkündigung muss<br />

<strong>de</strong>m Azubi gegenüber nicht begrün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Vorsicht: Der Betriebsrat ist anzuhören,<br />

und ihm sind die Kündigungsgrün<strong>de</strong><br />

(etwa die fehlen<strong>de</strong> Eignung <strong>de</strong>s<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n) mitzuteilen.<br />

Eine or<strong>de</strong>ntliche, fristgerechte Kündigung<br />

während <strong>de</strong>r Ausbildung ist ausgeschlossen.<br />

Nach Ablauf <strong>de</strong>r Probezeit<br />

gibt es nur drei Möglichkeiten <strong>de</strong>r Trennung:<br />

> Es wird ein Aufhebungsvertrag vereinbart<br />

o<strong>de</strong>r<br />

Checkliste: Abmahnung eines Azubis<br />

Nahezu je<strong>de</strong>s Fehlverhalten eines Lehrlings muss zunächst abgemahnt wer<strong>de</strong>n,<br />

bevor eine fristlose Kündigung wirksam ausgesprochen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

> Die Überschrift „Abmahnung“ wählen, damit kein Zweifel aufkommt, worum es<br />

sich han<strong>de</strong>lt.<br />

> Immer schriftlich abmahnen.<br />

> Exakte Beschreibung <strong>de</strong>s Sachverhalts mit genauen Datums- und Zeitangaben.<br />

> Benennung eventueller Zeugen <strong>de</strong>s Vorfalls o<strong>de</strong>r Angaben zu <strong>de</strong>n Beweisstücken.<br />

> Genaue Beschreibung <strong>de</strong>s gerügten Fehlverhaltens.<br />

> Unmissverständliche Auffor<strong>de</strong>rung, dieses Verhalten künftig zu unterlassen.<br />

> Ein<strong>de</strong>utige und zweifelsfreie Androhung von arbeitsrechtlichen Konsequenzen,<br />

also <strong>de</strong>r Kündigung aus wichtigem Grund, falls sich das Fehlverhalten wie<strong>de</strong>rholt.<br />

> <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> kündigt selbst<br />

o<strong>de</strong>r<br />

> es liegt ein wichtiger Grund für eine außeror<strong>de</strong>ntliche<br />

(fristlose) Kündigung<br />

durch <strong>de</strong>n Ausbildungsbetrieb vor.<br />

Dabei stellen die Arbeitsgerichte an<br />

die Trennungsgrün<strong>de</strong> bei fristlosen<br />

Kündigungen eines Berufsausbildungsverhältnisses<br />

beson<strong>de</strong>rs hohe Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Vor allem wird geprüft, ob die<br />

Kündigung wirklich das letztmögliche<br />

Mittel war, da die Ausbildungszeit auch<br />

gleichzeitig als Erziehungszeit gilt.<br />

Grün<strong>de</strong>, die eine fristlose Kündigung<br />

<strong>de</strong>s Lehrlings rechtfertigen, sind zum<br />

Beispiel:<br />

> rassistische Tätlichkeiten und<br />

Handlungen,<br />

> Diebstahl,<br />

> schwere Beleidigungen,<br />

> beharrliches und wie<strong>de</strong>rholtes<br />

Schwänzen <strong>de</strong>s Berufsschulunterrichts,<br />

> Tätlichkeiten im Betrieb,<br />

> Vortäuschen einer Arbeitsunfähigkeit.<br />

Hingegen reichen mangelhafte Leistungen<br />

in <strong>de</strong>r Berufsschule, einmaliges<br />

Schwänzen <strong>de</strong>s Unterrichts o<strong>de</strong>r freches<br />

und unverschämtes Auftreten für eine<br />

Kündigung nicht aus.<br />

En<strong>de</strong> per Aufhebungsvertrag<br />

Sollte es schließlich zur fristlosen<br />

Kündigung kommen, müssen einige<br />

Formvorschriften beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />

Der Ausbildungsbetrieb muss schnell<br />

reagieren und innerhalb von zwei Wochen<br />

ab Kenntnis <strong>de</strong>s Trennungsgrunds<br />

kündigen. Innerhalb dieser zwei Wochen<br />

muss die Kündigung <strong>de</strong>m Azubi<br />

zugehen. Ist er min<strong>de</strong>rjährig, muss die<br />

Kündigungserklärung auch <strong>de</strong>m Erziehungsberechtigten<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Zwei-<br />

Wochen-Frist zugehen. Wichtig ist, dass<br />

die Grün<strong>de</strong> hinreichend dargelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlagworte wie „immer schlechtes<br />

Benehmen“ reichen nicht aus. Es gilt<br />

<strong>de</strong>r Grundsatz: Je länger die Ausbildung<br />

angedauert hat, <strong>de</strong>sto schwieriger ist<br />

die Kündigung, <strong>de</strong>nn kurz vor Ausbildungsen<strong>de</strong><br />

soll möglichst niemand die<br />

Lehrstelle verlieren.<br />

Sind Sie sich mit <strong>de</strong>m Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

dahingehend einig, dass das Berufsausbildungsverhältnis<br />

vor <strong>de</strong>r Abschlussprüfung<br />

en<strong>de</strong>n soll, dann schlagen Sie<br />

ihm <strong>de</strong>n Abschluss eines Aufhebungsvertrags<br />

vor. Wichtig: Achten Sie unbedingt<br />

darauf, dass <strong>de</strong>r Aufhebungsvertrag<br />

gemäß § 623 BGB schriftlich fi xiert<br />

wird. Der Abschluss per Handschlag<br />

ist nämlich unwirksam. Ist <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

min<strong>de</strong>rjährig, müssen seine<br />

gesetzlichen Vertreter einwilligen beziehungsweise<br />

<strong>de</strong>n Vertrag per Unterschrift<br />

genehmigen.<br />

Die Autorin: Dr. Stephanie Kaufmann<br />

ist Rechtsanwältin mit Schwerpunkt<br />

Arbeitsrecht in Feldafi ng<br />

www.rechtsanwalt-feldafi ng.<strong>de</strong><br />

34 ProFirma 12 2009


Unternehmen und Unternehmer sind stolz auf ihre Geschichte<br />

und ihre Tradition. Firma und Familie sind dabei kaum<br />

auseinan<strong>de</strong>rzuhalten. Alle aus <strong>de</strong>r Familie haben mitgemacht,<br />

mitgearbeitet, mitgefi ebert, mitprofi tiert o<strong>de</strong>r mitverloren.<br />

Familien wur<strong>de</strong>n zusammengeschweißt o<strong>de</strong>r auseinan<strong>de</strong>rgerissen.<br />

In vielen Unternehmen gibt es eine Art Hausaltar, an<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r geehrt und an die wichtigsten Weichenstellungen<br />

erinnert wird. Jubiläen wer<strong>de</strong>n gefeiert, in guten wie<br />

in schlechten Zeiten. Das ist alles gut so. Aber es taugt nicht<br />

als tragen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e für die Zukunft. Tradition ist etwas Schönes,<br />

aber I<strong>de</strong>en sind fl üchtig.<br />

Tradition kommt in vielerlei Formen vor. Betrachten wir zunächst<br />

die einfache Form: Das war schon immer so! Da könnte<br />

ja je<strong>de</strong>r kommen! Das haben wir noch nie so gemacht! Heute<br />

weiß fast je<strong>de</strong>r, dass solche Sprüche nicht mehr weiterhelfen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m stecken sie in <strong>de</strong>n Köpfen und tauchen in Drucksituationen<br />

ungefragt wie<strong>de</strong>r auf. Und jetzt die gehobene Form:<br />

Wir im Hause … (hier bitte <strong>de</strong>n eigenen Firmennamen einsetzen)<br />

halten das so! Schon unser verehrter Grün<strong>de</strong>r, Herr<br />

Kommerzienrat (bitte hier <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>rnamen einsetzen),<br />

hat sich gegen solche Vorgehensweisen verwahrt. Und das<br />

soll bei uns so bleiben, bis an das En<strong>de</strong> unserer Tage. Ein so<br />

gefestigtes Traditionsbewusstsein ist eine schöne Sache. Auf<br />

diese Weise wird I<strong>de</strong>ntität gestiftet o<strong>de</strong>r gestärkt. Mitarbeiter<br />

und Kun<strong>de</strong>n können sich damit i<strong>de</strong>ntifi zieren und daran ausrichten.<br />

Man nennt das Firmenkultur. Aber diese traditionsgesättigte<br />

Kultur hilft gar nichts, wenn die Zahlen nicht o<strong>de</strong>r<br />

nicht mehr stimmen. Im Gegenteil: Sie kann <strong>de</strong>n Blick auf<br />

die nüchterne und manchmal auch harte Realität versperren.<br />

Der Rückblick interessiert in <strong>de</strong>r Gefahrensituation nur noch<br />

<strong>de</strong>n Wirtschaftsprüfer und das Finanzamt, sozusagen die Ar-<br />

ProFirma 12 2009<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Tradition ist schön<br />

und hin<strong>de</strong>rlich<br />

Von Professor Martin Beck<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

chäologen <strong>de</strong>s Geschäfts. Alle an<strong>de</strong>ren schauen nach vorne.<br />

Banken und Aktionäre sind heute nicht mehr bereit, ihr Geld<br />

allein auf eine lange Tradition zu setzen. Da muss schon mehr<br />

vorgezeigt wer<strong>de</strong>n. Sie wollen Perspektiven sehen, I<strong>de</strong>en, Ansätze,<br />

Innovationen – und meist auch erste Erfolge, so schwer<br />

das auch sein mag. Es stellt sich ja auch die Frage, ob es wirklich<br />

in allen Fällen Traditionsbewusstsein ist, o<strong>de</strong>r ob manchmal<br />

nicht auch Trägheit, Bequemlichkeit o<strong>de</strong>r Konfl iktscheu<br />

die wahren Antriebs- o<strong>de</strong>r Bremskräfte sind. Auf Tradition<br />

allein lässt sich heute keine Firma mehr bauen. Viele traditionsreiche<br />

Namen und Unternehmen haben die Zeiten überdauert,<br />

weil sie offen waren für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l. Nicht immer gerne<br />

und auch nicht immer freiwillig, aber immerhin, sie waren<br />

offen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Sanierers ist Tradition oft eine Ausre<strong>de</strong> für<br />

Trägheit und Entscheidungsschwäche. Die Väter und Mütter<br />

<strong>de</strong>r Gründungszeit hätten ganz an<strong>de</strong>rs gehan<strong>de</strong>lt. Sie verstan<strong>de</strong>n<br />

sich nicht als Wahrer einer längst vergangenen Tradition.<br />

Nein, sie schauten nach vorne. Sie hatten Ziele. Und sie ließen<br />

sich nicht durch Infl ationen, Währungsreformen und an<strong>de</strong>re<br />

Formen von höherer Gewalt verdrießen. Der heute etwas in<br />

<strong>de</strong>n Hintergrund gerückte Ökonom Joseph Schumpeter hat<br />

dazu schon im Jahr 1912 die These von <strong>de</strong>r „schöpferischen<br />

Zerstörung“ aufgestellt. Danach muss <strong>de</strong>r Unternehmer Vorhan<strong>de</strong>nes<br />

zerstören, um Neues schaffen zu können. Das ist<br />

ein schmerzlicher Gedanke, wenn man ihn auf die eigene<br />

Wirklichkeit überträgt, aber er hilft beim Bewältigen <strong>de</strong>r Gegenwart.<br />

Und <strong>de</strong>shalb sollte beim Jubiläum immer <strong>de</strong>r Blick<br />

nach vorne im Mittelpunkt stehen. Der Markt ist unbarmherzig.<br />

Er belohnt nur Performance, nicht Tradition. Es lebe<br />

Joseph Schumpeter!<br />

Kolumne<br />

39


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

Service und Beratung<br />

Das an<strong>de</strong>re Gesicht <strong>de</strong>r Banken<br />

Kreditinstitute wollen ihre mittelständischen Kun<strong>de</strong>n durch gute Beratungsleistungen<br />

an sich bin<strong>de</strong>n. Firmenchefs profi tieren von <strong>de</strong>n Informationen und Analysen, wenn sie<br />

im Ausland investieren, ihre Nachfolge regeln, ihre Altersvorsorge hinterfragen o<strong>de</strong>r<br />

wissen wollen, wo ihr Unternehmen wirtschaftlich steht. VON SIGRUN AN DER HEIDEN<br />

Mit Krediten allein lassen sich<br />

Firmenkun<strong>de</strong>n nicht mehr<br />

halten. Die Banken bauen ihre<br />

Beratungsdienstleistungen aus.<br />

40 ProFirma 12 2009


Der Absturz <strong>de</strong>s Exportgeschäfts in diesem Jahr kann <strong>de</strong>utsche<br />

Mittelständler nicht erschüttern. Wie die Unternehmensumfrage<br />

2009 <strong>de</strong>s Deutschen Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertags<br />

ergab, rechnet eine <strong>de</strong>utliche Mehrheit <strong>de</strong>r<br />

befragten Unternehmen damit, dass sich die Perspektiven<br />

auf wichtigen Auslandsmärkten in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren<br />

wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich verbessern wer<strong>de</strong>n (siehe Grafi k unten).<br />

Allerdings haben drei Viertel <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

Probleme, verlässliche Geschäftspartner im Ausland zu<br />

fi n<strong>de</strong>n, und zwei Drittel nennen schwierige rechtliche Bedingungen<br />

als das größte Hin<strong>de</strong>rnis für die Expansion auf<br />

Auslandsmärkten. Deswegen gaben rund 75 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen an, ein großes Interesse an zielgerichteten Informationen<br />

und Beratungsangeboten für Auslandsgeschäfte<br />

zu haben. Diesen Bedarf <strong>de</strong>cken inzwischen nicht nur Verbän<strong>de</strong><br />

und Han<strong>de</strong>lskammern ab, son<strong>de</strong>rn auch Banken und<br />

Sparkassen haben dieses Beratungsfeld für sich ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Dass <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Banken hilfreich sein kann, erfuhr Dr. Wolfgang<br />

Palm, Papierfabrikant aus Aalen, als er überraschend eine<br />

Anfrage erhielt, eine neue Papierfabrik in England zu errichten.<br />

„Unsere Kun<strong>de</strong>n baten uns, dort eine eigene Fertigungsstätte<br />

aufzubauen. Sie garantieren uns Vollauslastung und<br />

eine Abnahme zum Marktpreis“, erklärt <strong>de</strong>r Unternehmer.<br />

Seit En<strong>de</strong> August läuft die Produktion in King´s Lynn, rund<br />

150 Kilometer nördlich von London. Die Papierfabrik Palm<br />

Paper beliefert <strong>de</strong>n englischen Markt nun mit 400.000 Tonnen<br />

Zeitungsdruckpapier jährlich. 500 Millionen Euro umfasst das<br />

Großprojekt auf <strong>de</strong>r Insel. Palm beriet sich <strong>de</strong>shalb frühzeitig<br />

mit seinem Bankberater. „Schon bei <strong>de</strong>n ersten Planungen<br />

habe ich das Bankgespräch gesucht, um Marktthemen zu besprechen<br />

und gemeinsam zu hinterfragen, ob diese Investiti-<br />

ProFirma 12 2009<br />

SO SCHÄTZEN MITTELSTÄNDLER DIE ENTWICKLUNG AUF DEN ZEHN<br />

WICHTIGSTEN ABSATZMÄRKTEN IN DEN KOMMENDEN FÜNF JAHREN EIN*<br />

Der Export bleibt eine wichtige Stütze <strong>de</strong>utscher Unternehmen. Deswegen haben<br />

sie einen hohen Beratungsbedarf bei <strong>de</strong>r Erschließung neuer Märkte.<br />

1. Indien<br />

2. Brasilien<br />

3. China, VR<br />

4. Saudi Arabien<br />

5. Russische Fö<strong>de</strong>ration<br />

6. Vereinigte Arab. Emirate<br />

7. ASEAN<br />

8. Mexico<br />

9. USA<br />

0<br />

50,8 42,9 6,3<br />

45,9 49,3 4,9<br />

48,8 41,4 9,8<br />

43,2 51,0 5,8<br />

51,4 34,1 14,5<br />

44,1 48,4 7,5<br />

40,5 54,9 4,7<br />

41,1 51,1 6,8<br />

44,3 44,4 11,3<br />

10. Zentralasiatische Staaten<br />

39,9 51,8 8,4<br />

10<br />

20<br />

30<br />

on möglich ist“, berichtet <strong>de</strong>r Unternehmer. „Von Bankseite<br />

her gab es Hilfen und Anregungen, worauf bei einem solchen<br />

Großprojekt zu achten ist und wie wir am besten strategisch<br />

vorgehen. All das fl oss in das Design <strong>de</strong>r neuen Fabrik mit ein.“<br />

Mit <strong>de</strong>m Fabrikbau betrat <strong>de</strong>r Firmenchef im wahrsten Sinne<br />

<strong>de</strong>s Wortes Neuland: Er musste sich mit neuen rechtlichen<br />

und steuerlichen Regelungen, Genehmigungsverfahren, mit<br />

<strong>de</strong>nen sich in Deutschland niemand auskannte, sowie handfesten<br />

kulturellen Mentalitätsunterschie<strong>de</strong>n zwischen Deutschen<br />

und Englän<strong>de</strong>rn auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />

Starthilfe fürs Ausland<br />

*geordnet nach <strong>de</strong>m Saldo aus Besser- und Schlechter-Nennungen; Angaben in Prozent Quelle: IHK-Unternehmensumfrage 2009<br />

40<br />

zukünftig besser zukünftig gleich bleibend zukünftig schlechter<br />

50<br />

60<br />

70<br />

Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken bieten Unternehmern<br />

wie Palm ein Netzwerk aus Experten und Beratern,<br />

die <strong>de</strong>n Start im Ausland erleichtern sollen. Die Commerzbank<br />

beispielsweise unterhält sogenannte „German Desks“<br />

an ihren Auslandsstandorten. Gemeint<br />

sind <strong>de</strong>utschsprachige Firmenkun<strong>de</strong>n-<br />

80<br />

90<br />

100<br />

betreuer in <strong>de</strong>n jeweiligen Auslandsfi -<br />

lialen, die sich speziell um <strong>de</strong>utsche Mittelständler<br />

kümmern. Sie beantworten<br />

Fragen zum ausländischen Markt, <strong>de</strong>n<br />

lokalen Gegebenheiten, kulturellen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

und vermitteln Kontakte,<br />

etwa zu Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern,<br />

Juristen sowie <strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lskammer.<br />

„Beratungsschwerpunkte<br />

sind neben <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Import<br />

und Export sowie das Risikomanagement.<br />

Unternehmer, die sich im<br />

Ausland engagieren, sollten Zins- und<br />

Währungsrisiken sowie die Einkaufspreise<br />

<strong>de</strong>r benötigten Rohstoffe absichern“,<br />

sagt Dr. Bernd Laber. Der<br />

Bereichsvorstand International Corporate<br />

Banking <strong>de</strong>r Commerzbank hat<br />

es sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />

zunehmen<strong>de</strong> Internationalisierung <strong>de</strong>s<br />

Mittelstands zu begleiten. Beson<strong>de</strong>rs<br />

in China baut das Institut seine Prä-<br />

senz aus. Es unterhält inzwischen Nie<strong>de</strong>rlassungen in Peking,<br />

Hong-Kong, Schanghai und Tianjing. In ihrer Frankfurter<br />

Zentrale richtete die Bank „International Desks“ ein: „Diese<br />

Experten für Asien, die USA, West- sowie Osteuropa erleichtern<br />

das Knüpfen von Kontakten ins Ausland, liefern wichtige<br />

Informationen zum jeweiligen Markt und begleiten <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

auf Wunsch auch zum Bankgespräch“, ergänzt Laber.<br />

Die Sparkassen sind im Ausland zwar nicht mit eigenen Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

präsent, haben sich dafür aber ein engmaschiges<br />

Netzwerk aus <strong>de</strong>rzeit rund 200 Partnerbanken geknüpft.<br />

„Wir kooperieren mit regionalen Banken, die im Ausland<br />

das Mittelstandsgeschäft betreiben“, berichtet Arno Bach,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r S-Country-Desk GmbH. Die Mitarbeiter<br />

dieser Gesellschaft unterstützen die Sparkassen-Kun<strong>de</strong>n,<br />

41


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

beson<strong>de</strong>rs kleine und mittlere Unternehmen, bei ihren Aktivitäten<br />

im Ausland: Sie liefern aktuelle Län<strong>de</strong>rinformationen,<br />

unterstützen bei <strong>de</strong>r Suche nach Kooperationspartnern und<br />

Immobilien, vermitteln <strong>de</strong>n Kontakt zu einer ausländischen<br />

Partnerbank sowie einem <strong>de</strong>utschsprachigen Kun<strong>de</strong>nberater<br />

und klären Finanzierungsfragen. Ein beson<strong>de</strong>rer Service: „Wir<br />

eröffnen Unternehmern von hier aus ein Konto bei unserer<br />

Partnerbank im Ausland“, sagt Bach, <strong>de</strong>r auch für das internationale<br />

Geschäft <strong>de</strong>r Sparkasse Hannover verantwortlich ist.<br />

Dennoch reichen die Sparkassen<br />

ihre Kun<strong>de</strong>n nicht<br />

einfach an die Bank im<br />

Ausland weiter. „Der <strong>de</strong>utsche<br />

Sparkassen-Betreuer<br />

bleibt Ansprechpartner für<br />

<strong>de</strong>n Unternehmer“, betont<br />

Bach.<br />

Diesen Service schätzt auch<br />

Armin Struckmeier. Der<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Novatex<br />

GmbH in Pattensen bei<br />

Hannover produziert in<br />

Ohio/USA Flaschensauger,<br />

Schnuller und medizinische<br />

Produkte für <strong>de</strong>n amerikanischen<br />

Markt. Vor zwei<br />

Jahren liefen die Bän<strong>de</strong>r seiner<br />

neuen Fabrik an, <strong>de</strong>ren<br />

Bau und Ausstattung <strong>de</strong>n<br />

Unternehmer knapp drei<br />

Millionen Dollar kostete. „Um einen großen Kun<strong>de</strong>nauftrag<br />

zu bekommen – die Herstellung von 90 Millionen Flaschensaugern<br />

für einen großen amerikanischen Pharmakonzern –,<br />

mussten wir in <strong>de</strong>n USA produzieren“, erzählt Struckmeier.<br />

Mithilfe seiner heimischen Sparkasse fand <strong>de</strong>r Babyartikelhersteller<br />

seine US-Hausbank, die auch die Finanzierung <strong>de</strong>s<br />

Auslandsgeschäfts übernahm.<br />

„Das war <strong>de</strong>r Schlüssel zu diesem Projekt“, meint <strong>de</strong>r Unternehmer,<br />

<strong>de</strong>r in Deutschland mit seinen 115 Mitarbeitern<br />

jährlich 20 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. „Die Sparkasse<br />

konnte mir eine Bank vermitteln, die bereits transatlantische<br />

Geschäfte im Mittelstand gemacht hat. Diese begleitet<br />

uns jetzt aktiv im Dollar-Geschäft.“ Ein weiterer Vorteil: Die<br />

Filiale <strong>de</strong>r US-Bank und Struckmeiers Fabrik liegen im gleichen<br />

Ort. Dem Firmenchef kommt es vor allem auf die regionale<br />

Präsenz an: „An<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utsche Banken haben zwar eigene<br />

Finanzzentren in <strong>de</strong>n Küstenstädten, ich brauchte aber einen<br />

Partner in Ohio.“<br />

Bilanzen auf <strong>de</strong>m Prüfstand<br />

Viele Unternehmer suchen das Gespräch mit ihrer Hausbank,<br />

wenn sie eine Finanzierung brauchen, auf Dienstleistungen<br />

und Services rund um das Mittelstandsgeschäft sprechen sie<br />

ihren Bankberater jedoch <strong>de</strong>utlich seltener an. Dabei haben<br />

Beratungsleistungen<br />

<strong>de</strong>r Banken<br />

> Informationen und Begleitung im Auslandsgeschäft<br />

> Managen von Zins- und Währungsrisiken sowie Absicherung<br />

von Rohstoffpreisen<br />

> Strategische Analyse <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

> Beratung zur Unternehmensnachfolge<br />

> Hilfe beim Aufbau einer betrieblichen Altersvorsorge<br />

> Risikoanalyse und Überprüfung <strong>de</strong>s Versicherungsschutzes<br />

> Energie- und CO 2-Check (Klima-Coach)<br />

> Hilfe bei <strong>de</strong>r Einrichtung von Arbeitszeitkonten<br />

> Beratung zu und Strukturierung von Club-Deals (syndizierte<br />

Finanzierungen mehrerer Banken)<br />

> Fachspezifi sche Seminare für Unternehmer<br />

Geschäftsbanken, Sparkassen und Volksbanken ihren mittelständischen<br />

Kun<strong>de</strong>n neben Serviceleistungen fürs Exportgeschäft<br />

noch weitere Dienstleistungen zu bieten. Die Berater<br />

<strong>de</strong>r Postbank beispielsweise durchleuchten Unternehmen,<br />

analysieren die Bilanzstruktur im Hinblick auf Risiken und<br />

machen Vorschläge, wie sich diese optimieren lässt. Ziel ist<br />

neben einer Verbesserung <strong>de</strong>r Finanzierungsstruktur das aktive<br />

Management von Währungskurs- und Zinsän<strong>de</strong>rungsrisiken.<br />

Die Münchner Hypovereinsbank bietet Firmenkun<strong>de</strong>n eine<br />

strategische Analyse ihres Unternehmens (STAR-Book-Präsentation)<br />

an. In die Betrachtung fl ießen die Marktstellung,<br />

individuelle Stärken und Schwächen, Strategie, wirtschaftliche<br />

Kennzahlen sowie <strong>de</strong>r errechnete Unternehmenswert<br />

ein. Diese Prüfungen helfen Mittelständlern, ihren unternehmerischen<br />

Kurs festzulegen, Risiken zu erkennen und geben<br />

konkrete Anregungen, an welchen Stellschrauben Firmenchefs<br />

drehen können, um die wirtschaftlichen Kennzahlen<br />

und damit auch die Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>s Betriebs zu verbessern.<br />

Nahezu alle Banken beraten ihre Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Strukturierung<br />

ihrer Altersvorsorge sowie <strong>de</strong>m Aufbau einer Betriebsrente<br />

für die Mitarbeiter. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Betrieb<br />

erarbeiten die Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer individuelle Vorsorgekonzepte,<br />

informieren und beraten die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

und übernehmen auf Wunsch die Verwaltung <strong>de</strong>r<br />

Altersvorsorge. Großer Beratungsbedarf besteht bei <strong>de</strong>r Frage,<br />

was die betriebliche Altersvorsorge <strong>de</strong>s Unternehmers überhaupt<br />

wert ist. Die in Chefetagen übliche Pensionszusage ist<br />

durch Rückstellungen in <strong>de</strong>r Bilanz häufi g nicht ausreichend<br />

fi nanziell ge<strong>de</strong>ckt. Banker empfehlen Unternehmern daher<br />

eine Auslagerung <strong>de</strong>r künftigen Zahlungsverpfl ichtung aus<br />

<strong>de</strong>r Bilanz, helfen, die Vorsorge zu optimieren und soli<strong>de</strong> zu<br />

privat<br />

fi nanzieren. Fotos:<br />

42 ProFirma 12 2009


Die Beratung von Firmenchefs zur Unternehmensnachfolge<br />

gehört bei <strong>de</strong>n Banken, die <strong>de</strong>n Mittelstand fi nanzieren, ebenfalls<br />

zum Standard. Denn wer seine Nachfolge nicht regelt,<br />

wird schnell zum Risikokandidat. Bankberater informieren<br />

Mittelständler, wie sich <strong>de</strong>r Ruhestand erfolgreich planen lässt<br />

und welche Möglichkeiten Firmenchefs offenstehen. Beson<strong>de</strong>rs<br />

bei <strong>de</strong>r Vermögensübertragung müssen Unternehmer<br />

einiges beachten: „Pfl ichtteilsansprüche, Erbschaftsteuerzahlungen<br />

sowie eventuelle Ausgleichszahlungen unter <strong>de</strong>n Er-<br />

ben können Nachkommen in erhebliche Liquiditätsengpässe<br />

bringen“, unterstreicht Stefan Rasp. „Beson<strong>de</strong>rs bei Betriebsvermögen<br />

kann das existenzbedrohen<strong>de</strong> Folgen haben“, weiß<br />

<strong>de</strong>r Experte für Vermögensnachfolge im Zentralbereich Privat-<br />

und Geschäftskun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hypovereinsbank. Ein weiteres<br />

Problem, das viele Seniorchefs unterschätzen: Fin<strong>de</strong>t sich kein<br />

Nachfolger in <strong>de</strong>r Familie o<strong>de</strong>r Belegschaft, muss <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

einen Käufer für sein Lebenswerk fi n<strong>de</strong>n, und das<br />

kann lange dauern. Wer zu spät mit <strong>de</strong>r Nachfolgeplanung<br />

beginnt, muss sich oftmals mit einem niedrigeren Kaufpreis<br />

zufrie<strong>de</strong>ngeben. Einige Geschäftsbanken bieten ihren Kun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>shalb Seminare an und organisieren Infoaben<strong>de</strong>, um Unternehmer<br />

für dieses Thema zu sensibilisieren.<br />

Seit En<strong>de</strong> Oktober setzt die Hypovereinsbank verstärkt auf<br />

Seminare und Beratung, um Geschäftskun<strong>de</strong>n zu gewinnen.<br />

<strong>Als</strong> Gratistool aus <strong>de</strong>m Angebot von ProFirma Professional steht für<br />

Sie <strong>de</strong>r Fachbeitrag Internationalisierung im Mittelstand bereit. Er<br />

zeigt auf, wie kleine Betriebe Auslandsmärkte richtig erschließen.<br />

Sie können <strong>de</strong>n Beitrag kostenlos abrufen unter www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 12 2009<br />

Armin Struckmeier (links)<br />

nutzte die guten Kontakte<br />

seiner Sparkasse zum Aufbau<br />

<strong>de</strong>s US-Geschäfts.<br />

Dr. Wolfgang Palm (rechts)<br />

fand in seinem Bankberater<br />

einen wichtigen Ratgeber beim<br />

Bau einer Fabrik in England.<br />

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ProFirma PROFESSIONAL<br />

Die Neukun<strong>de</strong>noffensive richtet sich an Firmen mit einem<br />

Jahresumsatz von bis zu drei Millionen Euro. Neben einem<br />

Geschäftskonto, <strong>de</strong>m Konto 4 Business, gibt es eine garantierte<br />

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„Debitorenmanagement im Mittelstand“, „Jahresabschlüsse<br />

erstellen“ o<strong>de</strong>r „erfolgreiche Bankgespräche führen“ – sind<br />

speziell auf kleine und mittlere Unternehmen zugeschnitten.<br />

An etwas umsatzstärkere Mittelständler richtet sich das Beratungsangebot<br />

<strong>de</strong>r Postbank. Das Kreditinstitut analysiert<br />

die Finanzquellen <strong>de</strong>r Unternehmen und betrachtet <strong>de</strong>ren<br />

Liquiditätssituation, um ein Finanzierungspaket zu schnüren,<br />

das <strong>de</strong>n Betrieben vor allem zwei Vorteile bietet: Planungssicherheit<br />

und einfaches Handling. Die Postbank berät ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n über sogenannte Club Deals o<strong>de</strong>r syndizierte Kredite,<br />

die mehrere Banken an einen Mittelständler ausreichen. Die<br />

Institute schließen sich zusammen, um unter Führung einer<br />

Bank ein maßgeschnei<strong>de</strong>rtes Finanzierungskonzept für das<br />

Kun<strong>de</strong>nunternehmen zu entwickeln und umzusetzen. Dieses<br />

bekommt Kontokorrentlinie, Betriebsmittel- und Investitionsfi<br />

nanzierungen, Avale und sogar öffentliche För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r aus<br />

einer Hand für drei bis fünf Jahre. „Liquidität sichert Rentabilität“<br />

umreißt Volker Jacobi, Leiter <strong>de</strong>s Bereichs strukturierte<br />

und syndizierte Finanzierungen bei <strong>de</strong>r Postbank-Tochter<br />

PB Firmenkun<strong>de</strong>n AG in Bonn, <strong>de</strong>n Beratungsansatz. „Zunächst<br />

geht es um eine ganzheitliche Cashfl ow-Betrachtung.<br />

In einem zweiten Schritt schaffen wir mit <strong>de</strong>r syndizierten<br />

Finanzierung Liquiditätssicherheit für das Unternehmen“,<br />

erläutert Jacobi. Da mehrere Banken gemeinsam das Kreditpaket<br />

schultern, kann ein einzelnes Institut nicht einfach aus<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung aussteigen, <strong>de</strong>nn dazu braucht es die Stimmenmehrheit<br />

<strong>de</strong>r Finanzierungsrun<strong>de</strong>.<br />

Beratung ist bei allen Kreditinstituten <strong>de</strong>r Schlüssel zum Kun<strong>de</strong>n.<br />

Wer gut beraten wird, bleibt treuer Bankkun<strong>de</strong>. Firmenchefs<br />

profi tieren von <strong>de</strong>m breiten Angebot. Sie kommen leichter<br />

an Informationen, Kontakte und erfahren, wie Banker ihr<br />

Unternehmen bewerten. Zum Teil <strong>de</strong>ckt die Bankanalyse auch<br />

erhebliche Einsparpotenziale auf, wie etwa <strong>de</strong>r Klima-Coach<br />

<strong>de</strong>r Commerzbank. Angesichts steigen<strong>de</strong>r Energiepreise sieht<br />

das Frankfurter Bankhaus Handlungsbedarf für produzieren<strong>de</strong><br />

Mittelständler und bietet eine umfassen<strong>de</strong> Analyse an. Die<br />

Experten untersuchen, wie energieintensiv die Betriebe produzieren,<br />

und zeigen Einsparmöglichkeiten auf. Durch <strong>de</strong>n Vergleich<br />

<strong>de</strong>r Verbrauchsdaten mit Benchmarks <strong>de</strong>s Statistischen<br />

Bun<strong>de</strong>samts zur Energiemenge pro eine Million Umsatz, die<br />

für zehn Branchen vorliegen, fallen Abweichungen schnell<br />

auf. Der Aha-Effekt für viele Unternehmer: Der Klima-Coach<br />

berechnet, wie sich die mögliche Entwicklung <strong>de</strong>r Energiekosten<br />

künftig auf die Gewinn- und Verlustrechnung <strong>de</strong>r Firma<br />

auswirken kann. Vorschläge, wie sich Energieverbrauch und<br />

CO2-Ausstoß senken lassen, konkretisieren Kun<strong>de</strong>nunternehmen<br />

dann mit einem technischen Berater.<br />

43


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

Die Entwicklung und Erforschung neuer Produkte kostet viel Geld. Der Staat greift Mittelständlern mit einem neuen Programm unter die Arme.<br />

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)<br />

Willkommener Geldregen<br />

Neue Produkte und Verfahren gelten als Erfolgsrezept für <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>r Krise. Mittelständler,<br />

die jetzt Innovationsprojekte beginnen, können mit staatlichen Hilfen rechnen.<br />

Denn das neue För<strong>de</strong>rprogramm ZIM bietet attraktive Zuschüsse. VON PAUL LAUER<br />

Lassen die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

die Erforschung und Entwicklung neuer<br />

Produkte in <strong>de</strong>r Krise schleifen? Die<br />

Antworten auf diese Frage sind wi<strong>de</strong>rsprüchlich.<br />

Ja, lautet sie, wenn man auf<br />

<strong>de</strong>n kürzlich veröffentlichten „Innovationsindikator<br />

Deutschland 2009“<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Telekom Stiftung und<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Industrie (BDI) blickt. Er kommt zum<br />

Ergebnis, dass Deutschland im Innovationsvergleich<br />

von 17 Industrienationen<br />

von Platz acht auf Rang neun<br />

abgerutscht ist. Nein, lautet dagegen die<br />

Antwort <strong>de</strong>s Deutschen Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammertags (DIHK). So gaben<br />

bei einer DIHK-Umfrage 30 Prozent<br />

<strong>de</strong>r befragten kleineren und mittleren<br />

Unternehmen an, mit einer erhöhten<br />

Innovationsaktivität auf die Krise zu<br />

reagieren, nur fünf Prozent haben ihre<br />

Budgets gekürzt.<br />

Ein Indiz dafür, dass Innovation ganz<br />

groß auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

steht, ist auch die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s „Zentralen Innovationsprogramms<br />

Mittelstand (ZIM)“, das sich <strong>de</strong>rzeit einer<br />

regen Nachfrage bei mittelständischen<br />

Firmen erfreut. Dieses Programm, das<br />

im Juli 2008 aus <strong>de</strong>r Zusammenfassung<br />

mehrerer staatlicher För<strong>de</strong>rtöpfe entstan<strong>de</strong>n<br />

ist, hat sich zum zentralen För<strong>de</strong>rinstrument<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung gemausert.<br />

Einen Schub erhielt ZIM im Februar<br />

2009, nach<strong>de</strong>m die Regierung im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Konjunkturpakets II beschlossen<br />

hatte, die Mittel bis En<strong>de</strong> 2010 um<br />

900 Millionen Euro aufzustocken und<br />

das Programm für größere Unternehmen<br />

44 ProFirma 12 2009


zu öffnen. So haben jetzt nicht nur Mittelständler<br />

mit weniger als 250 Mitarbeitern<br />

Zugang zu Zuschüssen, son<strong>de</strong>rn bis<br />

En<strong>de</strong> 2010 auch Firmen mit bis zu 1.000<br />

Mitarbeitern. Die Folge: Bis Jahresen<strong>de</strong><br />

erwartet das Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium<br />

rund 8.000 Anträge, von <strong>de</strong>nen<br />

rund 5.000 positiv entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

dürften.<br />

Drei För<strong>de</strong>rmodule<br />

„ZIM ist das beste För<strong>de</strong>rprogramm in<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Technologieför<strong>de</strong>rung“,<br />

lobt Rudolf Spitzmüller, Vorstand <strong>de</strong>r<br />

Spitzmüller AG Technische Unternehmensberatung<br />

in Gengenbach, die Initiative<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung. Der Finanzierungsexperte<br />

muss es wissen. Denn seit<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1983 berät er mittelständische<br />

Betriebe beim Einsatz öffentlicher Gel<strong>de</strong>r<br />

zur Finanzierung von Investitionsvorhaben.<br />

Und das Lob hat seine Berechtigung.<br />

So vereinigt das För<strong>de</strong>rprogramm<br />

verschie<strong>de</strong>ne Vorteile in sich, die gera<strong>de</strong><br />

Mittelständlern entgegenkommen. Denn<br />

zum einen ist ZIM technologie- und<br />

branchenoffen, zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n<br />

Vorhaben in unterschiedlichen Konstellationen<br />

geför<strong>de</strong>rt, die in folgen<strong>de</strong>n drei<br />

Modulen zusammengefasst sind:<br />

ProFirma 12 2009<br />

Vom Antrag zur Genehmigung<br />

Je <strong>de</strong>taillierter die Unterlagen, <strong>de</strong>sto<br />

wahrscheinlicher ist die Genehmigung.<br />

Der Antrag sollte folgen<strong>de</strong><br />

Informationen enthalten:<br />

> Erläuterung <strong>de</strong>s Stands <strong>de</strong>r Technik<br />

> Erläuterung <strong>de</strong>s Innovationsgehalts<br />

> die Arbeitspakete, die als Bemessungsgrundlage<br />

für die Zuschussgewährung<br />

dienen<br />

> die kaufmännischen Kennzahlen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens<br />

> das Vermarktungsvolumen<br />

> die Auswirkung <strong>de</strong>s Projekts auf<br />

die Zukunftsaussicht <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Modul 1 – Einzelprojekte: Dieser För<strong>de</strong>rweg<br />

ist für Unternehmen geeignet,<br />

die gerne innovative Verfahren und<br />

Produkte im Alleingang erforschen und<br />

entwickeln wollen. Bis Februar war dieser<br />

Weg nur für ost<strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

geöffnet, seit <strong>de</strong>n Erweiterungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Konjunkturpakets haben<br />

auch west<strong>de</strong>utsche Mittelständler<br />

einen Zugang. Das hat vor allem zu<br />

einem starken Anstieg <strong>de</strong>r Anträge für<br />

Einzelprojekte geführt. Nach Ansicht<br />

von Werner Rombach, Geschäftsführer<br />

für <strong>de</strong>n Bereich Technik beim Wirtschaftsverband<br />

Industrieller Unternehmen<br />

Ba<strong>de</strong>n (WVIB) in Freiburg, gibt es<br />

dafür einen plausiblen Grund: „Gera<strong>de</strong><br />

kleinere und mittlere Unternehmen lassen<br />

sich bei Neuentwicklungen nicht<br />

gerne in die Karten schauen.“<br />

Modul 2 – Kooperationen: Innovationsvorhaben<br />

können freilich sehr<br />

schnell komplex und damit teuer wer<strong>de</strong>n.<br />

Deswegen ist die För<strong>de</strong>rung von<br />

Kooperationsprojekten ein weiterer<br />

zentraler Bestandteil von ZIM. Geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Kooperationsformen:<br />

So kann es sich um eine<br />

Zusammenarbeit zwischen zwei Unternehmen<br />

han<strong>de</strong>ln, eine Zusammenarbeit<br />

zwischen einem Unternehmen und<br />

Fehler, die zu einer Ablehnung <strong>de</strong>s<br />

Antrags führen können:<br />

> <strong>de</strong>r Innovationsgehalt <strong>de</strong>s Produkts,<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dienstleistung<br />

ist nicht ausreichend<br />

> Qualifi kationsprofi le <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

sind nicht ausreichend<br />

> die wirtschaftliche Verwertung ist<br />

nicht zu gewährleisten<br />

> das Projekt steht nicht im Verhältnis<br />

zur Unternehmensgröße. Sind beispielsweise<br />

Personalkapazitäten von<br />

mehr als 50 Prozent gebun<strong>de</strong>n, droht<br />

die Ablehnung <strong>de</strong>s Vertrags<br />

> das Unternehmen hat vor Antragstellung<br />

mit <strong>de</strong>m Projekt begonnen<br />

einer Forschungseinrichtung o<strong>de</strong>r auch<br />

einfach nur darum, dass ein Unternehmen<br />

einen Forschungsauftrag an eine<br />

Institution erteilt.<br />

Modul 3 – Netzwerke: Dieses Modul<br />

will vor allem <strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>r Netzwerkkooperation<br />

för<strong>de</strong>rn. Dabei müssen<br />

sich min<strong>de</strong>stens sechs Unternehmen<br />

zu einem Projekt zusammenschließen.<br />

Außer<strong>de</strong>m muss eine Hochschule, eine<br />

Forschungseinrichtung o<strong>de</strong>r ein Dienstleister<br />

die Rolle <strong>de</strong>s Netzwerkmanagers<br />

übernehmen, <strong>de</strong>r auch die För<strong>de</strong>rung<br />

beantragen muss. Dieses Modul stellt<br />

jedoch hohe Ansprüche an alle Teilnehmer<br />

und spielt daher bei <strong>de</strong>n Anträgen<br />

bisher eine untergeordnete Rolle.<br />

Gestaffelte Zuschüsse<br />

Die Mittel aus <strong>de</strong>m Programm fl ießen<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen als nicht rückzahlbarer<br />

Zuschuss in Form einer Anteilsfi -<br />

nanzierung zu. Basis für die Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Zuschusses bil<strong>de</strong>n dabei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Kostenposten im Rahmen eines<br />

Innovationsvorhabens. Dazu gehören<br />

die Personaleinzelkosten, Kosten für<br />

projektbezogene Aufträge an Dritte so-<br />

wie sonstiger Aufwand wie Reise- o<strong>de</strong>r<br />

Materialkosten. Auf die Gesamtsum-<br />

Quelle: Spitzmüller AG/eigene Recherchen<br />

45


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

För<strong>de</strong>rsätze (in Prozent <strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rfähigen Kosten)<br />

Unternehmensgröße Einzelprojekte Kooperationen zwischen<br />

Unternehmen/ Forschungseinrichtung<br />

me erhalten die Unternehmen dann<br />

einen festgelegten Prozentsatz als Zuschuss.<br />

Bei kleinen Unternehmen (weniger<br />

als 50 Mitarbeiter) sind das je nach<br />

Modul bis zu 40 (im Osten 50) Prozent,<br />

bei mittleren Unternehmen (weniger<br />

als 250 Mitarbeiter) bis zu 40 (45) Prozent<br />

und bei großen Unternehmen bis<br />

zu 30 Prozent (siehe Kasten oben). För<strong>de</strong>rfähig<br />

sind zu<strong>de</strong>m Beratungsdienstleistungen,<br />

die Unternehmen während<br />

eines Projekts in Anspruch nehmen.<br />

Eine Einschränkung gibt es: Die Zuschüsse<br />

wer<strong>de</strong>n nicht unbegrenzt gezahlt,<br />

son<strong>de</strong>rn nur bis zu einer maximalen<br />

Kostensumme von 350.000 Euro.<br />

Strenge För<strong>de</strong>rkriterien<br />

Ob ein Innovationsvorhaben för<strong>de</strong>rungswürdig<br />

ist o<strong>de</strong>r nicht, darüber entschei<strong>de</strong>t<br />

eine Jury im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums.<br />

Grünes<br />

Licht erhalten nur Anträge, die alle<br />

För<strong>de</strong>rvoraussetzungen erfüllen. Unternehmen<br />

sollten Anträge sehr sorgfältig<br />

vorbereiten, empfi ehlt <strong>de</strong>shalb<br />

Werner Rombach: „Ohne einen guten<br />

Berater geht das nicht.“ Aber auch das<br />

Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium hat drei<br />

Anlaufstellen für Rat suchen<strong>de</strong> Betriebe<br />

eingerichtet: Es sind die sogenannten<br />

Projektträger, die jeweils eines <strong>de</strong>r drei<br />

Module fe<strong>de</strong>rführend betreuen (siehe<br />

Kasten rechts).<br />

Spitzmüller empfi ehlt ein Vorgehen in<br />

mehreren Etappen: „Zunächst sollten<br />

die Firmenchefs ihre Produktentwicklungs-<br />

und Dienstleistungsprojekte auf<br />

ihren Innovationsgehalt überprüfen.“<br />

Denn nicht je<strong>de</strong> Neuigkeit gilt als Innovation:<br />

„Anwen<strong>de</strong>r-Softwareprojekte<br />

sind beispielsweise nicht für eine För-<br />

<strong>de</strong>rung geeignet“, betont Spitzmüller.<br />

Die Antragsteller müssen vielmehr<br />

belegen, dass die Neuentwicklung mit<br />

ihren Funktionen und Merkmalen<br />

bisherige Produkte, Verfahren o<strong>de</strong>r<br />

technische Dienstleistungen <strong>de</strong>utlich<br />

übertrifft – und das Unternehmen muss<br />

auch belegen können, dass sich seine<br />

Zukunftsaussichten dadurch <strong>de</strong>utlich<br />

verbessern.<br />

Hat das Unternehmen gute Argumente,<br />

die Kriterien zu erfüllen, stellt sich im<br />

nächsten Schritt die Frage: Soll das Pro-<br />

DIE PROJEKTTRÄGER<br />

EINZELPROJEKTE<br />

EuroNorm GmbH<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Stralauer Platz 34; 10243 Berlin<br />

Tel.: 030 97003-041<br />

Fax: 030 97003-44<br />

E-Mail: zim@euronorm.<strong>de</strong><br />

KOOPERATIONSPROJEKTE<br />

AiF-Geschäftsstelle Berlin<br />

Tschaikowskistr. 49; 13156 Berlin<br />

Tel.: 030 48163-451<br />

Fax: 030 48163-402<br />

E-Mail: zim@aif-in-berlin.<strong>de</strong><br />

NETZWERKPROJEKTE<br />

VDI/VDE Innovation + Technik GmbH<br />

Steinplatz 1; 10623 Berlin<br />

Tel.: 030 310078-380<br />

Fax: 030 310078-102<br />

E-Mail: zim-nemo@vdiv<strong>de</strong>-it.<strong>de</strong><br />

WEITER INFORMATIONEN<br />

www.zim-bmwi.<strong>de</strong><br />

Forschungsaufträge<br />

von Unternehmen<br />

Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Alte Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r Neue Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />

Kleine Unternehmen 40% 45% 45% 50% 40% 45%<br />

Mittlere Unternehmen 35% 35% (+10) 40% 45% 35% 35% (+10)<br />

Große Unternehmen 25% 25% (+5) 30% 30% (+5) 25% 25% (+5)<br />

Kleine Unternehmen = weniger als 50 Mitarbeiter/bis zehn Millionen Euro Umsatz; Mittlere Unternehmen = weniger als 250 Mitarbeiter/bis 50 Millionen Euro Umsatz; Große Unternehmen = bis 1.000 Mitarbeiter Quelle: BMWI<br />

jekt als Einzelvorhaben o<strong>de</strong>r im Rahmen<br />

einer Kooperation umgesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />

Der Weg über eine Einzelför<strong>de</strong>rung ist<br />

nur dann sinnvoll, wenn <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

sein Wissen unter Verschluss halten<br />

will und gleichzeitig das Risiko und<br />

<strong>de</strong>r fi nanzielle Aufwand überschaubar<br />

bleiben. Bei größeren und komplexeren<br />

Innovationen dürfte daher eine Kooperation<br />

<strong>de</strong>r bessere Weg sein. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

dabei ist allerdings, dass das Unternehmen<br />

<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Partner fi n<strong>de</strong>t,<br />

<strong>de</strong>r für das Vorhaben das notwendige<br />

Know-how mitbringt. Dr. Jürgen Dillmann,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s Werkzeugmaschinenbauers<br />

EHT mit Sitz in Emmendingen,<br />

hat sich beispielsweise für<br />

eine Kooperation entschie<strong>de</strong>n. Für eine<br />

Neuentwicklung ist er eine Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Universität Stuttgart eingegangen.<br />

Die Wahl <strong>de</strong>s Partners war<br />

kein Zufall. Denn Dillmann kennt das<br />

Institut aus seiner Zeit als Doktorand:<br />

„Ich wusste daher, dass das <strong>de</strong>r richtige<br />

Partner für uns ist.“<br />

Ist auch die Entscheidung für <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rweg<br />

gefallen, kann das Unternehmen<br />

daran gehen, die Unterlagen für <strong>de</strong>n<br />

Antrag (siehe auch Kasten auf Seite 45)<br />

zusammenzustellen. Der Antrag muss<br />

dabei nur in einfacher Ausführung <strong>de</strong>m<br />

Projektträger vorgelegt wer<strong>de</strong>n. Wichtig<br />

ist, dass die Unterlagen vollständig<br />

sind. Dann kann das Unternehmen damit<br />

rechnen, nach einer Bearbeitungszeit<br />

von rund drei Monaten <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rbescheid<br />

zu erhalten. Unternehmen,<br />

die es eilig haben, müssen mit <strong>de</strong>m Projektstart<br />

allerdings nicht bis zum Erhalt<br />

<strong>de</strong>s Bescheids warten. Sie können schon<br />

beginnen, wenn sie die Bestätigung <strong>de</strong>s<br />

Antragseingangs erhalten haben – allerdings<br />

auf eigenes Risiko.<br />

46 ProFirma 12 2009


ProFirma 12 2009<br />

Soll & Haben<br />

Professor Jörn-Axel Meyer ist Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Vorstands und wissenschaftlicher<br />

Direktor <strong>de</strong>s Deutschen Instituts für<br />

kleinere und mittlere Unternehmen e.V.<br />

Info: www.dikmu.<strong>de</strong><br />

Die blockierte Motivationsspritze<br />

Die I<strong>de</strong>e, die Mitarbeiter eines Unternehmens auf <strong>de</strong>m Weg<br />

zum Erfolg mitzunehmen, ist wahrlich nicht neu. Denn mit<br />

kaum etwas an<strong>de</strong>rem lassen sich Motivation und Kreativität<br />

<strong>de</strong>r Arbeitnehmer effektiver wecken als mit <strong>de</strong>m Versprechen,<br />

sie an <strong>de</strong>n Früchten ihrer Arbeit zu beteiligen. Bei <strong>de</strong>n großen<br />

Unternehmen hierzulan<strong>de</strong> wird das schon lange so gehandhabt,<br />

im europäischen Ausland erst recht. Vielerorts hat die<br />

Mitarbeiterbeteiligung also eine lange Tradition, allerdings<br />

nicht bei <strong>de</strong>n kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in<br />

Deutschland. Doch woran liegt es, dass gera<strong>de</strong> KMU so zögerlich<br />

mit diesem Instrument umgehen? Fehlen die steuerlichen<br />

Anreize? O<strong>de</strong>r fürchten die Arbeitgeber, dass bei ihnen mitgere<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n könnte?<br />

Das Deutsche Institut für kleine und mittlere Unternehmen<br />

e.V. in Berlin hat sich <strong>de</strong>shalb mit <strong>de</strong>r Mitarbeiterkapitalbeteiligung<br />

im Lichte <strong>de</strong>r jüngsten Gesetzesnovellierung genauer<br />

auseinan<strong>de</strong>rgesetzt – mit einem ernüchtern<strong>de</strong>n Ergebnis.<br />

Denn trotz <strong>de</strong>r gesetzlichen Neuregelungen bleibt vieles beim<br />

Alten, und kaum ein mittelständischer Unternehmer kennt<br />

die Neuerungen.<br />

Die Ursache liegt vor allem darin, dass mutige und fortschrittliche<br />

Vorschläge, wie sie zu Beginn <strong>de</strong>s Gesetzgebungsverfahrens<br />

auf <strong>de</strong>m Tisch lagen, im Kompromissentwurf <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung weich gewaschen wur<strong>de</strong>n und weitgehend<br />

verbleicht sind. So bleibt ein wesentlicher Hin<strong>de</strong>rungsgrund<br />

einer erfolgs- und gewinnbezogenen Mitarbeiterbeteiligung<br />

die komplizierte Besteuerung <strong>de</strong>r Ausschüttungen. Hier<br />

wäre es sinnvoller, diese wie an<strong>de</strong>re Kapitalerträge mit einem<br />

25-prozentigen Pauschalsteuersatz zu belegen. Liegt <strong>de</strong>r persönliche<br />

Einkommensteuersatz <strong>de</strong>s Mitarbeiters dann unter<br />

25 Prozent, kann er sich im Rahmen seiner Einkommensteuererklärung<br />

die zu viel gezahlte Steuer zurückerstatten lassen.<br />

Mängel gibt es auch in <strong>de</strong>r praktischen Umsetzung. Denn die<br />

Beteiligung am eigenen Unternehmen sollte zu 100 Prozent<br />

Von Jörn-Axel Meyer<br />

erfolgen und nicht nur zu 75 Prozent, wie es das gesetzliche<br />

Fondsmo<strong>de</strong>ll vorsieht (<strong>de</strong>r Regelung zufolge sollen weitere<br />

25 Prozent breit gestreut wer<strong>de</strong>n). Um diese Kleinteiligkeit<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, sollten modifi zierte Formen <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kapitalgesellschaften in Richtung einer Mitarbeiter-AG o<strong>de</strong>r<br />

-GmbH mit begrenzter Publizitäts- und Berichtspfl icht geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit Musterverträgen wür<strong>de</strong> die Regierung<br />

außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinen Unternehmen<br />

und Beteiligten erheblich min<strong>de</strong>rn.<br />

Des Weiteren müssen für die Mitarbeiterbeteiligungen die<br />

Prinzipien unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns gelten. Das heißt<br />

konkret, dass sie nicht nur am Erfolg beteiligt wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch an Verlusten. Daraus folgt im nächsten Schritt,<br />

dass Beschäftigten, die sich quasi als Kleinunternehmer an <strong>de</strong>r<br />

eigenen Firma beteiligen, auch die Mitbestimmungsrechte<br />

einzuräumen sind, wie sie je<strong>de</strong>m Kapitalgeber gewährt wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Allerdings dürfte es gera<strong>de</strong> bei Mitarbeitern mit<br />

kleinem Einkommen und mangeln<strong>de</strong>m Einschätzungsvermögen<br />

für das Risiko schwierig sein, diese für Beteiligungen<br />

zu gewinnen. Hier bieten sich zwei Wege an:<br />

> Erstens sollten Zuweisungen in Form von Verlustbeteiligungen<br />

eingeführt wer<strong>de</strong>n. Diese Verlustzuweisungen dürfen<br />

jedoch nicht zu fi nanziellen Belastungen für die Mitarbeiter<br />

führen, son<strong>de</strong>rn sind auf die Folgejahre vorzutragen.<br />

So können Gewinnbeteiligungen aus guten Zeiten mit Verlusten<br />

aus <strong>de</strong>n schlechten Zeiten verrechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

> Zweitens sollte ein Einlagensicherungsfonds geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r im Insolvenzfall für die Mitarbeiterkapitalbeteiligungen<br />

bis zu 100 Prozent einspringt.<br />

Es gibt also genügend Wege und Konzepte, die materielle Mitarbeiterbeteiligung<br />

in Deutschland voranzubringen. Dabei ist<br />

es unerlässlich, die Mitarbeiter auf <strong>de</strong>m Weg zum Erfolg mitzunehmen,<br />

zu motivieren, zu bin<strong>de</strong>n und sie für ihren Anteil<br />

zu belohnen.<br />

Kolumne<br />

47


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Steuerän<strong>de</strong>rungen 2010<br />

Entlastung in Häppchen<br />

Kleine und mittlere Unternehmen sollen von 2010 an weniger Steuern zahlen.<br />

Die neue Regierung korrigiert dabei überwiegend Gesetze <strong>de</strong>r Großen Koalition.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

Von <strong>de</strong>r Steuererklärung auf <strong>de</strong>m „Bier<strong>de</strong>ckel“<br />

ist die Schwarz-Gelbe Koalition<br />

zwar weit entfernt, doch die geplanten<br />

Steuerän<strong>de</strong>rungen können sich sehen<br />

lassen. So sollen Unternehmen und<br />

Bürger in einem ersten Schritt im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s „Wachstumsbeschleunigungsgesetzes“<br />

zum 1. Januar 2010 um 8,5<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro entlastet wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Voraussetzungen dafür schuf das Bun<strong>de</strong>skabinett<br />

mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Beschluss am 9. November. Von <strong>de</strong>n<br />

geplanten Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong><br />

kleine und mittlere Unternehmen profi<br />

tieren, wie die folgen<strong>de</strong>n Beispiele ver<strong>de</strong>utlichen.<br />

Sofortabschreibung<br />

Vom Jahr 2010 an sollen Unternehmen<br />

wie<strong>de</strong>r geringwertige Wirtschaftsgüter<br />

mit einem Anschaffungswert von bis<br />

zu 410 Euro sofort abschreiben können.<br />

Die alte Bun<strong>de</strong>sregierung hatte diese<br />

Höchstgrenze bei <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform<br />

auf 150 Euro gesenkt und<br />

dafür einen Sammelposten für Anschaffungen<br />

zwischen 150,01 Euro bis 1.000<br />

Euro eingeführt, <strong>de</strong>r über fünf Jahre<br />

abgeschrieben wer<strong>de</strong>n muss. Dieser<br />

Posten wird jedoch nicht abgeschafft.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen haben Unternehmen zukünftig<br />

ein Wahlrecht zwischen <strong>de</strong>r<br />

erhöhten Sofortabschreibung und <strong>de</strong>r<br />

Abschreibung über <strong>de</strong>n Sammelposten.<br />

Wer Letzteren wählt, kann geringwertige<br />

Wirtschaftsgüter weiterhin nur<br />

bis 150 Euro sofort abschreiben (siehe<br />

Beispiel rechts).<br />

Bei <strong>de</strong>r Rückkehr zur 410-Euro-Grenze<br />

lohnt es sich also wie<strong>de</strong>r, am Jahresen<strong>de</strong><br />

auf Einkaufstour zu gehen, um <strong>de</strong>n Gewinn<br />

gezielt beeinfl ussen zu können.<br />

Sanierungsklausel<br />

Mit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform<br />

hatte die Große Koalition auch <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Mantelkauf drastisch eingeschränkt.<br />

Bei diesem Mantelkauf konnten<br />

Unternehmen Betriebe in roten<br />

Zahlen übernehmen, mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />

Verluste in Form von Verlustvorträgen<br />

zur Steuerersparnis zu nutzen. Da die<br />

Einschränkungen in <strong>de</strong>r Wirtschaft auf<br />

harsche Kritik stießen, entschärfte die<br />

alte Regierung die Verlustabzugsregel<br />

mit einer neuen Sanierungsklausel für<br />

die Jahre 2008 und 2009. Damit wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Untergang von Verlustvorträgen bei<br />

Beispiel: Einzelunternehmer Huber erwirbt folgen<strong>de</strong> selbstständig nutzbare<br />

Gegenstän<strong>de</strong> für sein betriebliches Anlagevermögen: Schreibtisch 400 Euro, Kombigerät<br />

(Fax/Scanner/Kopierer) 800 Euro, Taschenrechner 70 Euro. Je nach Wirtschaftsjahr<br />

gilt Folgen<strong>de</strong>s:<br />

Schreibtisch<br />

400 Euro<br />

Kombigerät<br />

800 Euro<br />

Taschenrechner<br />

70 Euro<br />

Kauf 2009 Kauf 2010 mit Wahlrecht<br />

Sammelposten:<br />

Abschreibung auf fünf<br />

Jahre, Betriebsausgaben<br />

pro Jahr 80 Euro<br />

Sammelposten:<br />

Abschreibung auf fünf<br />

Jahre, Betriebsausgaben<br />

pro Jahr 160 Euro<br />

Kleine Steuergeschenke erhalten<br />

die Freundschaft <strong>de</strong>r Wähler.<br />

Alternative 1: Sofortabzug 400 Euro<br />

Alternative 2: Sammelposten 80 Euro pro Jahr<br />

Alternative 3: Reguläre Abschreibung von 13 Jahren =<br />

30 Euro Betriebsausgaben pro Jahr.<br />

Alternative 1: Abschreibung über reguläre Nutzungsdauer<br />

drei Jahre = 267 Euro pro Jahr<br />

Alternative 2: Sammelposten, Abschreibung auf fünf Jahre,<br />

Betriebsausgaben pro Jahr 160 Euro<br />

Sofortabzug 70 Euro Alternative 1: Sofortabzug 70 Euro<br />

Alternative 2: Abschreibung auf Nutzungsdauer drei Jahre<br />

= Betriebsausgaben 23 Euro<br />

48 ProFirma 12 2009


einem Besitzerwechsel auf sanierungswillige<br />

Investoren für diese bei<strong>de</strong>n Jahre<br />

ausgeschlossen (§ 8c Abs. 1a KStG).<br />

Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>r neuen Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

soll die Sanierungsklausel nun<br />

über das Jahr 2009 auf unbestimmte<br />

Zeit gelten. Die Sanierungsklausel zum<br />

Erhalt <strong>de</strong>r Verlustvorträge greift, wenn<br />

eine <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Voraussetzungen<br />

erfüllt ist.<br />

> Es muss eine Betriebsvereinbarung<br />

über <strong>de</strong>n Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

> In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n fünf Jahren nach<br />

<strong>de</strong>m Anteilskauf muss die durchschnittliche<br />

Lohnsumme min<strong>de</strong>stens<br />

80 Prozent <strong>de</strong>r Ausgangslohnsumme<br />

betragen.<br />

> Der GmbH muss innerhalb von zwölf<br />

Monaten neues Betriebsvermögen<br />

zugeführt wer<strong>de</strong>n, das min<strong>de</strong>stens 25<br />

Prozent <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Steuerbilanz <strong>de</strong>s<br />

Vorjahres ausgewiesenen Aktivvermögens<br />

entspricht.<br />

Unternehmensnachfolge<br />

Die Bedingungen für die Unternehmensnachfolge<br />

im Wege <strong>de</strong>r Erbschaft<br />

o<strong>de</strong>r Schenkung wer<strong>de</strong>n ebenfalls gelockert.<br />

So sollen Nachfolger in <strong>de</strong>n Genuss<br />

einer 85-prozentigen Steuerbefreiung<br />

<strong>de</strong>s Betriebsvermögens von 2010<br />

an schon nach fünf statt nach sieben<br />

Jahren kommen, wenn<br />

> die Lohnsumme am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />

Zeitraums nicht unter 400 Prozent<br />

(bisher 650) gesunken ist. Weitere Lockerung:<br />

Die Regelung gilt zukünftig<br />

für Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern<br />

statt bisher zehn.<br />

> das unschädliche Verwaltungsvermögen<br />

wie bisher maximal 50 Prozent<br />

beträgt.<br />

100 Prozent <strong>de</strong>s begünstigten Betriebsvermögens<br />

sollen von 2010 an nach sieben<br />

statt bisher zehn Jahren steuerfrei<br />

bleiben, wenn<br />

> die Lohnsumme am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gesamten<br />

Zeitraums nicht unter 700 Prozent<br />

(bisher 1.000) gesunken ist. Davon betroffen<br />

sind Unternehmen mit mehr<br />

als 20 Beschäftigten (bisher zehn).<br />

> das unschädliche Verwaltungsvermögen<br />

wie bisher maximal zehn Prozent<br />

beträgt.<br />

ProFirma 12 2009<br />

Erbschaftsteuer<br />

Mit einer Korrektur <strong>de</strong>s Steuertarifs sollen<br />

Geschwister und Geschwisterkin<strong>de</strong>r<br />

bei Erbfällen <strong>de</strong>utlich entlastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n die Steuersätze<br />

in <strong>de</strong>r Steuerklasse II gestaffelt<br />

nach <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s geerbten Vermögens<br />

auf 15 Prozent (bis 52.000 Euro Vermögen)<br />

bis 43 Prozent (ab 26 Millionen<br />

Euro) gesenkt. Bisher lagen die Sätze<br />

zwischen 30 und 50 Prozent. Der neue<br />

Tarif soll für Erbfälle gelten, die nach<br />

<strong>de</strong>m Jahr 2009 steuerpfl ichtig wer<strong>de</strong>n.<br />

Umsatzsteuersatz<br />

Bereits zum 1. Januar 2010 soll schließlich<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuersatz bei Beherbergungsleistungen<br />

im Hotel- und<br />

Gastronomiegewerbe von 19 Prozent<br />

auf sieben Prozent reduziert wer<strong>de</strong>n<br />

(§ 12 Abs. 2 Nr. 11 UStG neu). Die Ermäßigung<br />

umfasst sowohl die Umsätze<br />

<strong>de</strong>s klassischen Hotelgewerbes<br />

als auch kurzfristige Beherbergungen<br />

in Pensionen, Frem<strong>de</strong>nzimmern und<br />

vergleichbaren Einrichtungen. Dabei<br />

gilt: Der ermäßigte Steuersatz ist dann<br />

anzuwen<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Umsatz ausgeführt<br />

wird.<br />

Auf www.profi rma.<strong>de</strong> halten wir Sie<br />

über die weitere Entwicklung auf <strong>de</strong>m<br />

Laufen<strong>de</strong>n.<br />

WEITERE ÄNDERUNGEN IM ÜBERBLICK<br />

Kin<strong>de</strong>rfreibetrag: Er wird je Kind von 6.024 Euro auf 7.008 Euro angehoben.<br />

Kin<strong>de</strong>rgeld: Je Kind erhöht sich die staatliche Zuwendung um 20 Euro, für das erste<br />

und zweite Kind von jeweils 164 Euro auf 184 Euro.<br />

Gewerbesteuer: Der gewerbesteuerliche Hinzurechnungssatz bei Miet- und Pachtzinsen<br />

wird von 65 auf 50 Prozent gesenkt.<br />

Zinsschranke 1: Die im Bürgerentlastungsgesetz angehobene Freigrenze von drei<br />

Millionen Euro soll nicht nur bis 31. Dezember 2009, son<strong>de</strong>rn dauerhaft gelten.<br />

Hintergrund: Betragen die Zinseinkünfte eines Unternehmens mehr als drei Millionen<br />

Euro, darf ein Teil <strong>de</strong>r Zinsen erst in späteren Jahren als Betriebsausgabe verbucht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zinsschranke 2: Die Anwendung <strong>de</strong>r sogenannten Escape-Klausel soll für Konzerne<br />

erleichtert wer<strong>de</strong>n.<br />

Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer: Grundstücks- o<strong>de</strong>r Anteilsübertragungen im Rahmen bestimmter<br />

betrieblicher Umstrukturierungen sollen von <strong>de</strong>r Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer befreit<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn sich die Beteiligungsverhältnisse mittelbar nicht verän<strong>de</strong>rn.<br />

Steuer-Ticker<br />

STEUERSCHULDNERSCHAFT<br />

Rechnet ein <strong>de</strong>utscher Unternehmer<br />

Bauleistungen ab, schul<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Auftraggeber<br />

die Umsatzsteuer aus dieser<br />

Rechnung nach § 13b Abs. 1 Nr.<br />

4 UStG, wenn er selbst nachhaltig<br />

Bauleistungen erbringt. Das Finanzministerium<br />

hat in einem Schreiben zu<br />

Zweifelsfragen Stellung genommen,<br />

wann ein Auftraggeber nachhaltig<br />

Bauleistungen erbringt (BMF vom<br />

16.10.2009, Az. IV B 9 - S 7279/0).<br />

STUDIENGEBÜHREN<br />

Die Übernahme <strong>de</strong>r Studiengebühren<br />

durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber ist unter bestimmten<br />

Voraussetzungen für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer schon länger steuerfrei,<br />

dagegen waren aber Sozialversicherungsbeiträge<br />

fällig. Nach einer Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Sozialgesetzbuchs IV dürfen<br />

die Studiengebühren <strong>de</strong>m Arbeitsentgelt<br />

jetzt nicht mehr hinzugerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Klartext be<strong>de</strong>utet das: Ist<br />

die Übernahme <strong>de</strong>r Studienkosten für<br />

<strong>de</strong>n Arbeitnehmer steuerfrei, gilt das<br />

vom 22. Juli 2009 an auch für die Sozialversicherung.<br />

49


IT & Investition – Business digital<br />

Electronic-Content-Management<br />

Schneller ohne Papierberge<br />

Mittelständische Firmen verlieren viel Geld durch ineffi ziente, papiergebun<strong>de</strong>ne<br />

Geschäftsprozesse. Mit konsequenter Vernetzung und digitalem Dokumentenmanagement<br />

lassen sich Zeit und Kosten sparen – das Unternehmen wird transparenter<br />

und leistungsfähiger. VON TIM COLE<br />

Das papierlose Büro wird ein<br />

Traum bleiben, aber mo<strong>de</strong>rne<br />

Technik hilft immerhin, die<br />

Aktenberge zu verkleinern.<br />

50 ProFirma 12 2009<br />

Foto: BARC


„40 Jahre Internet – und immer noch ertrinken <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

in einem Meer von Papier!“ Steffen Tampe schüttelt<br />

<strong>de</strong>n Kopf. Der Fachmann für Dokumentenmanagement<br />

ist Direktor bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Bearingpoint in<br />

Leipzig, und er erlebt je<strong>de</strong>n Tag, wie kleine und große Firmen<br />

Geld vernichten mit Geschäftsprozessen, die seiner Meinung<br />

nach noch in <strong>de</strong>r „digitalen Steinzeit“ festsitzen. Was ihnen<br />

fehlt? Der Sachse <strong>de</strong>nkt kurz nach und fällt dann ein vernichten<strong>de</strong>s<br />

Urteil: „Sie haben lei<strong>de</strong>r immer noch nicht <strong>de</strong>n Wert<br />

von Vernetzung verstan<strong>de</strong>n.“<br />

Tatsächlich hat sich <strong>de</strong>r Büroalltag in vielen Firmen trotz PC<br />

und Internet in vielen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Details nicht wirklich<br />

verän<strong>de</strong>rt. Noch immer wan<strong>de</strong>rn Papierdokumente von<br />

Schreibtisch zu Schreibtisch, wer<strong>de</strong>n E-Mails ausgedruckt und<br />

<strong>de</strong>m Chef in <strong>de</strong>r Postmappe vorgelegt, suchen hoch qualifi -<br />

zierte Mitarbeiter oft stun<strong>de</strong>nlang im Keller nach einem falsch<br />

abgelegten Vermerk o<strong>de</strong>r einem wichtigen Vertrag, öffnen<br />

selber ihre Briefe und stellen sich am Kopierer hintenan – alles<br />

Dinge, die laut Tampe eigentlich längst <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

angehören müssten, wenn Unternehmen „ihre Hausaufgaben<br />

gemacht und rechtzeitig in ECM investiert hätten“.<br />

Die drei Buchstaben ECM stehen für „Enterprise Content<br />

Management“, zu <strong>de</strong>utsch „unternehmensweites Dokumentenmanagement“,<br />

und sie beschreiben eine Welt, die seit Jahren<br />

zwar beschworen, aber nie wirklich ernsthaft in Angriff<br />

genommen wor<strong>de</strong>n ist, nämlich das (weitgehend) papierlose<br />

Büro. Nicht, dass Leute wie Tampe ernsthaft glauben,<br />

dass Papier ganz aus <strong>de</strong>m Arbeitsalltag verschwin<strong>de</strong>n wird.<br />

„Die automatische Bearbeitung <strong>de</strong>s<br />

Posteingangs gewinnt seit einigen<br />

Jahren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung.“<br />

MICHAEL SCHIKLANG, BARC, WÜRZBURG<br />

„Aber wenn man konsequent versuchen wür<strong>de</strong>, Papier überall<br />

dort durch Digitaltechnik zu ersetzen, wo es sinnvoll ist,<br />

könnte die Wirtschaft je<strong>de</strong>s Jahr Milliar<strong>de</strong>n sparen“, ist er<br />

überzeugt.<br />

Brinda Dalal, eine Anthropologin, die für das Entwicklungslabor<br />

<strong>de</strong>r Firma Xerox in Kanada arbeitet, wühlt hauptamtlich<br />

in <strong>de</strong>n Papierkörben an<strong>de</strong>rer Leute und bezeichnet sich <strong>de</strong>shalb<br />

selbst als „garbologist“ – als Müllforscherin. Sie hat bei<br />

ihren Grabungen erstaunliche Erkenntnisse zutage geför<strong>de</strong>rt,<br />

zum Beispiel die, dass <strong>de</strong>r durchschnittliche Wissensarbeiter<br />

pro Monat 1.200 Blatt bedrucktes o<strong>de</strong>r kopiertes Papier produziert<br />

– zweieinhalb han<strong>de</strong>lsübliche Packungen, also. Und<br />

was noch schlimmer ist: Ein Fünftel davon wan<strong>de</strong>rt noch am<br />

gleichen Tag in die Tonne. Insgesamt 44,5 Prozent aller Papierdokumente<br />

wer<strong>de</strong>n nur für <strong>de</strong>n täglichen Arbeitsbedarf<br />

erstellt, also Auftragszettel, Entwürfe o<strong>de</strong>r Notizen.<br />

ProFirma 12 2009<br />

Elektronische Akten<br />

Wie es an<strong>de</strong>rs gehen kann, zeigt das Beispiel <strong>de</strong>r Firma Gabel-<br />

Schmidt in Winsen an <strong>de</strong>r Luhe, ein 300 Jahre alter Schmie<strong>de</strong>betrieb.<br />

Rund 30 Mitarbeiter fertigen hier Stahlzinken für<br />

Gabelstapler, und zwar sowohl Serienteile wie auch Spezialanfertigungen,<br />

für die zum Beispiel oft beson<strong>de</strong>re Wärmebehandlungen<br />

nötig sind. Die Dokumentation <strong>de</strong>r Bauteile und<br />

<strong>de</strong>r Qualitätskontrolle erfor<strong>de</strong>rt eine Flut von Dokumenten<br />

und Formularen, die früher in Aktenordnern gesammelt wur<strong>de</strong>n<br />

und während <strong>de</strong>r Fertigung durch <strong>de</strong>n Betrieb wan<strong>de</strong>rten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Auslieferung kamen Installationsprotokolle und<br />

Kun<strong>de</strong>nberichte vom Außendienst hinzu – ein stattlicher Papierberg<br />

für je<strong>de</strong> ausgelieferte Gabel.<br />

Inzwischen sind die Ordner verschwun<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen kann<br />

je<strong>de</strong>r Mitarbeiter bei Bedarf eine elektronische Akte aufrufen<br />

und bekommt alle wesentlichen Dokumente zu <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n<br />

Bauteil digital auf <strong>de</strong>m Bildschirm präsentiert. Selbst<br />

handgeschriebene Notizen sind dort abgelegt und können<br />

je<strong>de</strong>rzeit abgerufen wer<strong>de</strong>n. „Wir wollten nicht mehr, dass<br />

wichtige Mitteilungen auf Papier in Schränken einstauben,<br />

son<strong>de</strong>rn transparent für je<strong>de</strong>n zugänglich sind“, sagt Geschäftsführerin<br />

Michaela Schmidt-Lucht. Das System <strong>de</strong>r Firma<br />

Mesonic aus Scheeßel in Nie<strong>de</strong>rsachsen wur<strong>de</strong> ursprünglich<br />

für die Warenwirtschaft eingeführt, steht aber inzwischen<br />

auch Mitarbeitern in <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung ebenso zur Verfügung<br />

wie <strong>de</strong>m Vertrieb. Geplant ist auch die Anbindung einer<br />

bereits existieren<strong>de</strong>n Reklamationsabwicklung.<br />

Der Anteil an digitalen Dokumenten in einem normalen <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen liegt einer Studie von IBM zufolge zwar<br />

inzwischen schon recht hoch; zwischen 70 und 80 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Papierdokumente wer<strong>de</strong>n irgendwann gescannt, dazu<br />

kommen von <strong>de</strong>n Mitarbeitern bereits in Digitalform erstellte<br />

Word-Dokumente o<strong>de</strong>r Excel-Tabellen sowie E-Mails. Doch<br />

bleiben die meisten davon ungenutzt, weil nicht zentral<br />

51


IT & Investition – Business digital<br />

darauf zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n kann. „Maximal 20 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Dokumente liegen in kodierter Form vor, können also je<strong>de</strong>rzeit<br />

gefun<strong>de</strong>n und auch von an<strong>de</strong>ren verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n“,<br />

sagt Feri Clayton, Leiterin <strong>de</strong>r ECM-Entwicklung bei <strong>de</strong>r IBM<br />

Software Group. Der Rest lagert irgendwo auf <strong>de</strong>n Festplatten<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Mail-Server – „also <strong>de</strong> facto auf<br />

<strong>de</strong>m digitalen Müllberg, <strong>de</strong>n es fast in je<strong>de</strong>m Unternehmen<br />

gibt“, wie sie behauptet. Das Ziel von ECM, so Clayton, ist es,<br />

„Geschäftsprozesse stromlinienförmig zu verschlanken, damit<br />

Unternehmen Mehrwert aus <strong>de</strong>n Informationen ziehen<br />

können, die bereits im Haus vorhan<strong>de</strong>n sind. Das macht sie<br />

profi tabler und produktiver“.<br />

Den Posteingang automatisieren<br />

Die Einführung von ECM sollte bei <strong>de</strong>n einfachen, alltäglichen<br />

Dingen beginnen, wie beispielsweise <strong>de</strong>m Posteingang, rät Michael<br />

Schiklang, Analyst am Business Application Research<br />

Center (BARC), einer Ausgründung <strong>de</strong>r Universität Würzburg.<br />

Die gängige Unternehmenspraxis sieht nach seiner<br />

Beobachtung so aus: Briefe wer<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r ungeöffnet in<br />

die Fachabteilung getragen o<strong>de</strong>r, wenn <strong>de</strong>r richtige Empfänger<br />

nicht sofort ersichtlich ist, in <strong>de</strong>r Poststelle geöffnet und<br />

inhaltlich zugeordnet. Häufi g bleibt die Korrespon<strong>de</strong>nz im<br />

Posteingangskorb liegen, etwa wenn <strong>de</strong>r Empfänger im Urlaub,<br />

außer Haus o<strong>de</strong>r im Meeting ist – obwohl <strong>de</strong>r Brief unter<br />

Umstän<strong>de</strong>n wichtige Informationen enthält, die zum Abarbeiten<br />

eines Geschäftsvorgangs benötigt wer<strong>de</strong>n. Häufi g betrifft<br />

das Dokument mehrere Mitarbeiter, also wer<strong>de</strong>n Kopien<br />

gemacht und herumgeschickt. Ist <strong>de</strong>r Vorgang abgeschlossen,<br />

wan<strong>de</strong>rn die Papieroriginale ins Archiv, wo sie gescannt und<br />

entwe<strong>de</strong>r weggeworfen o<strong>de</strong>r – wenn es entsprechen<strong>de</strong> Aufbe-<br />

wahrungspfl ichten gibt – in Aktenordnern abgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Das Thema automatische Posteingangsbearbeitung gewinnt<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung“, behauptet<br />

Schiklang. Grund dafür ist neben <strong>de</strong>r immer höher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Erkennungsgenauigkeit <strong>de</strong>r Schrifterkennungssysteme auch<br />

„das Bewusstsein von Unternehmen, dass die teilweise Automatisierung<br />

von Prozessen erhebliche Qualitäts- und Zeitvorteile<br />

mit sich bringet sowie Kosten senkt“, meint <strong>de</strong>r Fachmann.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass die Papierpost gleich zu Beginn durch<br />

Scannen digitalisiert wird. Das Original kann gleich im Archiv<br />

verschwin<strong>de</strong>n, das elektronische Abbild nimmt seinen Weg<br />

durchs Unternehmen, wobei intelligente Software in <strong>de</strong>r Lage<br />

ist festzustellen, um was für ein Dokument es sich han<strong>de</strong>lt<br />

und zu welchem Vorgang es gehört, etwa durch Erkennen<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Rechnungsnummer. Sobald <strong>de</strong>r zuständige<br />

Sachbearbeiter das Dokument öffnet, ruft das System sämtliche<br />

an<strong>de</strong>ren für die Bearbeitung notwendigen Dokumente<br />

aus <strong>de</strong>m digitalen Archiv auf und zeigt sie ebenfalls an, was<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter zeitrauben<strong>de</strong>s Suchen erspart und die Genauigkeit<br />

<strong>de</strong>r Bearbeitung erhöht. „Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unterschied<br />

ist, dass vorher gescannt wird und nicht nachher“, sagt<br />

Schiklang.<br />

Cashfl ow verbessert<br />

Steffen Tampe, Experte für<br />

Dokumentenmanagement<br />

und Direktor bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Bearingpoint in<br />

Leipzig, sieht immer noch viele<br />

mittelständische Firmen in <strong>de</strong>r<br />

„digitalen Steinzeit“ festsitzen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r digitalen Sachbearbeitung<br />

etwa bei komplizierten Sammelrechnungen, die oft<br />

Dutzen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>rte von Einzelposten enthalten. Allein<br />

für die Prüfung einer einzigen Rechnung benötigte bei <strong>de</strong>r<br />

Loewe AG in Kronach ein Buchhalter häufi g bis zu einer halb-<br />

privat<br />

en Stun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r mehr. „Heute schafft er das in zwei Minuten“, Foto:<br />

52 ProFirma 12 2009


sagt Christoph Schüler, Chef <strong>de</strong>s Rechnungswesens beim<br />

renommierten Fernsehhersteller. Bei einem Einkaufsvolumen<br />

von mehr als 200 Millionen Euro nur für die Fertigung<br />

schlagen solche Zeitersparnisse spürbar auf die Kosten durch.<br />

Das vom <strong>de</strong>utschen Spezialanbieter Beta Systems gelieferte<br />

digitale Rechnungsbearbeitungssystem hat nicht nur die<br />

Durchlaufzeiten verkürzt: Schüler kann jetzt auf einen Blick<br />

erkennen, welche Rechnungen im Haus unterwegs sind, und<br />

<strong>de</strong>r kann dort, wo es offensichtlich hakt, nachfassen. Loewe<br />

kann dadurch auch die Vorsteuer früher abziehen und die<br />

Skontomöglichkeiten voll ausschöpfen. „So verbuchen wir<br />

unmittelbare Zeitgewinne, bekommen unser Geld schneller<br />

vom Finanzamt zurück und konnten unseren Cashfl ow verbessern“,<br />

freut sich Schüler.<br />

Aber auch wenn die interne Vernetzung bei solchen Prozessen<br />

wie Postbearbeitung o<strong>de</strong>r Rechnungswesen wie ein Turbola<strong>de</strong>r<br />

wirkt, hört <strong>de</strong>r Effekt bei <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />

bis heute schon an <strong>de</strong>r Haustür auf. Der Grund: Trotz Digitalisierung<br />

und <strong>de</strong>m Siegeszug von E-Mail wer<strong>de</strong>n beispielsweise<br />

Rechnungen immer noch wie zu Kaisers Zeiten mit <strong>de</strong>r<br />

guten, alten „Schneckenpost“ versandt – ein Umstand, <strong>de</strong>r bei<br />

Steffen Tampe blankes Unverständnis auslöst. „Mit digitalem<br />

Rechnungsversand kann je<strong>de</strong>s Unternehmen bis zu 95 Prozent<br />

sparen, und zwar sofort!“, sagt <strong>de</strong>r Direktor von Bearingpoint<br />

und seine Stimme klingt fast zornig.<br />

Tatsächlich gibt es seit mehr als zehn Jahren auch in Deutschland<br />

das „E-Invoicing“ o<strong>de</strong>r „E-Billing“, also die vollständig<br />

auf elektronischem Weg übermittelte Rechnung. Allerdings<br />

spielt sie im Geschäftsalltag bis heute so gut wie keine Rolle:<br />

Lediglich fünf Prozent aller Rechnungen in Europa wer<strong>de</strong>n digital<br />

verschickt, wie eine Studie <strong>de</strong>r Deutschen Bank im Frühjahr<br />

2009 ergab. Am häufi gsten verwen<strong>de</strong>n Firmen in Estland<br />

<strong>de</strong>n elektronischen Rechnungsversand, Deutschland taucht<br />

in <strong>de</strong>r Tabelle erst an sechster Stelle auf – hinter Norwegen<br />

und Italien.<br />

Dabei spart die digitale Rechnung viel mehr als nur das Porto,<br />

wie Tampe betont. Eine Vollkostenrechnung zeigt, dass je<strong>de</strong><br />

Papierrechnung insgesamt Transaktionskosten von min<strong>de</strong>stens<br />

3,90 Euro verursacht, die beim E-Invoicing komplett entfallen.<br />

Auch die eventuell nötige elektronische Zahlungserinnerung<br />

kommt im Schnitt zehn Cent billiger. Den größten<br />

Vorteil sieht Tampe jedoch in <strong>de</strong>r Prozessoptimierung: „Die<br />

elektronische Rechnung kann sofort in die Bearbeitung einfl<br />

ießen, mit an<strong>de</strong>ren relevanten Dokumenten verknüpft und<br />

ProFirma 12 2009<br />

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E-Mail-Archivierung: Der Beitrag erläutert, wie die elektronische<br />

Post professionell und rechtskonform aufbewahrt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

„Um elektronisch gespeicherte<br />

Dokumente wie<strong>de</strong>rzufi n<strong>de</strong>n, bedarf es<br />

einer sorgfältigen Kennzeichnung.“<br />

JÜRGEN MICHEL, TRAUT BÜROKOMMUNIKATION, PUCHHEIM<br />

mithilfe von vernetzten Genehmigungsprozessen schneller<br />

und sicherer bearbeitet wer<strong>de</strong>n. Das sind alles wichtige Faktoren,<br />

die Zeit und Geld sparen – also warum tun es die Unternehmen<br />

nicht?“<br />

Hin<strong>de</strong>rnis digitale Signatur<br />

Ein möglicher Grund ist neben <strong>de</strong>m natürlichen Beharrungsvermögen<br />

von mittelständischen Unternehmern, Managern<br />

und Mitarbeitern auch in technischer Unkenntnis zu suchen.<br />

„Viele tun sich mit Dingen wie <strong>de</strong>r digitalen Signatur schwer“,<br />

gibt Jürgen Michel, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Systemhauses Traut<br />

Bürokommunikation in Puchheim bei München, zu be<strong>de</strong>nken.<br />

Dabei benötigen die Unternehmen die elektronische<br />

Unterschrift bereits an an<strong>de</strong>rer Stelle, etwa bei <strong>de</strong>r Abgabe <strong>de</strong>r<br />

digitalen Steuererklärung (ELSTER) o<strong>de</strong>r beim elektronischen<br />

Einkommensnachweis (ELENA).<br />

Das größte Hin<strong>de</strong>rnis bei <strong>de</strong>r Einführung vernetzter Dokumentensysteme<br />

ist aber nach Michels Meinung die fehlen<strong>de</strong><br />

Selbstdisziplin: „Solche Systeme verlangen, dass man beim<br />

Scannen o<strong>de</strong>r Erstellen digitaler Dokumente einen gewissen<br />

Aufwand für die Kennzeichnung betreibt, damit sie wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r in die vernetzten Geschäftsabläufe eingebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können.“ Da ist es nötig, bei <strong>de</strong>n Dokumentennamen<br />

eine gewisse Systematik einzuhalten. Und statt wie gewohnt<br />

ein selbst erstelltes Dokument auf <strong>de</strong>r eigenen Festplatte abzuspeichern,<br />

muss <strong>de</strong>r Mitarbeiter es ins Zentralsystem legen,<br />

wo es mit entsprechen<strong>de</strong>n Kennungen wie Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Fallnummer<br />

versehen wer<strong>de</strong>n muss. „Jemand, <strong>de</strong>r gewohnt war,<br />

sein Wissen entwe<strong>de</strong>r im Kopf o<strong>de</strong>r im Schreibtisch abzulegen,<br />

wird sich am Anfang schwertun mit <strong>de</strong>m vernetzten Arbeiten“,<br />

gibt Michel zu.<br />

Die Vorteile liegen aber auf <strong>de</strong>r Hand, etwa wenn ein Kun<strong>de</strong><br />

anruft und eine Auskunft will o<strong>de</strong>r sich beschweren möchte.<br />

Statt ihn weiterzuverbin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Warteschlange „verhungern“<br />

zu lassen, kann sich <strong>de</strong>r Mitarbeiter per Mausklick<br />

alle vorgangsrelevanten Schriftstücke, Verträge o<strong>de</strong>r sonstige<br />

Dokumente zeigen lassen und ist sofort auskunftsbereit. „Da<br />

fängt die Vernetzung auf einmal an, sich ganz konkret fürs<br />

Unternehmen auszuzahlen“, ist Steffen Tampe überzeugt,<br />

„<strong>de</strong>nn zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n braucht je<strong>de</strong>s Unternehmen. Das<br />

hat sich auch im Internet-Zeitalter nicht geän<strong>de</strong>rt.“<br />

53


IT & Investition – Kolumne<br />

Bäume sind schön, sie spen<strong>de</strong>n Schatten und erneuern unsere<br />

Luft. Man kann auch Papier aus ihnen machen und es bedrucken,<br />

und davon lebt beispielsweise die Buchbranche seit<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten. Doch da fi n<strong>de</strong>t gera<strong>de</strong> ein Um<strong>de</strong>nken statt:<br />

Auf <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse waren in diesem Jahr elektronische<br />

Bücher <strong>de</strong>r große Renner. Kaum ein Stand, auf <strong>de</strong>m<br />

kein „eBook“ angepriesen wur<strong>de</strong>; allerorten sah man die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Lesegeräte, die tatsächlich aussehen wie etwas<br />

groß geratene Taschenbücher. Sie tragen Namen wie „Kindle“,<br />

was ich unglücklich fi n<strong>de</strong>, weil <strong>de</strong>r Begriff auf Englisch so viel<br />

be<strong>de</strong>utet wie „anzün<strong>de</strong>n“. Dies wie<strong>de</strong>rum klingt ein bisschen<br />

nach Bücherverbrennung, und da wird es doch dann sehr unerfreulich.<br />

Ich habe so ein Ding natürlich auch mal in die Hand genommen<br />

und darin geblättert. Das heißt: Ich habe mit <strong>de</strong>m Daumen<br />

auf einen Knopf gedrückt und gewartet, bis das Gerät die<br />

nächste Seite aus seinem elektronischen Gedächtnis aufgerufen<br />

und dargestellt hatte. Manchmal hakte das Ding, und ich<br />

drückte vor lauter Ungeduld noch mal, aber da war ich dann<br />

schon eine Seite zu weit und musste zurückblättern. Das passiert<br />

mir bei richtigen Büchern manchmal auch, aber aus irgendwelchen<br />

Grün<strong>de</strong>n störte es mich bei <strong>de</strong>m E-Buch ganz<br />

gewaltig.<br />

Das geht aber nicht nur mir so. Stephan Fink, ein ausgefuchster,<br />

aber sehr sympathischer PR-Mann, hat kürzlich auf<br />

Twitter seinem Ärger auf weniger als 140 Zeichen Luft gemacht,<br />

in<strong>de</strong>m er schrieb: „Ich lese Zeitungen quer. Das geht<br />

mit <strong>de</strong>m Kindle GAR NICHT, weil <strong>de</strong>r VIEL langsamer blättert,<br />

als ich querlese.“<br />

Ich vermute aber, dass es hier um mehr geht als nur um<br />

eine etwas langsam arbeiten<strong>de</strong> Maschine. Wir lesen digitale<br />

Texte vermutlich ganz an<strong>de</strong>rs als gedruckte, nämlich gezielt:<br />

Cole's Corner<br />

Rettet die Bäume –<br />

lest E-Bücher!<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

Google aufrufen, Suchbegriff eingeben, die relevante Seite<br />

anklicken, und sofort bin ich mittendrin in einem Thema.<br />

Wie an<strong>de</strong>rs ist doch beispielsweise Zeitungslesen: Da schlage<br />

ich eine Breitseite auf und lasse <strong>de</strong>n Blick über eine Art Smörgåsbord<br />

an Informationsangeboten streifen. Die Headlines<br />

rufen gierig: „Lies mich, lies mich!“ Ich verweile kurz, lese einen<br />

Vorspann, springe weiter und bleibe vielleicht an einem<br />

Bildtext hängen. Ein Wissenschaftler wür<strong>de</strong> wahrscheinlich<br />

von „nicht linearem Leseverhalten“ sprechen, aber ich bin<br />

nun mal ein nicht linearer Mensch, und ich fühle mich ganz<br />

wohl dabei.<br />

Mein Freund Ossi Urchs, <strong>de</strong>r Medienphilosoph aus Offenbach,<br />

hat dafür <strong>de</strong>n Begriff „Browser-Modus“ erfun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n<br />

er umschaltet, wenn er einen gedruckten Text liest. Das ist<br />

eigentlich witzig, <strong>de</strong>nn wenn er im Internet liest, verwen<strong>de</strong>t<br />

er ja wie wir alle einen Browser. Er glaubt übrigens, dass die<br />

Sitzhaltung eine Menge mit <strong>de</strong>m unterschiedlichen Leseverhalten<br />

online und offl ine zu tun hat: Am Computer sitzt man<br />

aufrecht und ist ganz konzentriert, beim Bücherlesen ist man<br />

meist entspannt und lehnt sich zurück. Das verän<strong>de</strong>rt seiner<br />

Meinung nach auch die Art, wie wir das Gelesene aufnehmen.<br />

„Mit <strong>de</strong>m Inhalt eines guten Buches gehe ich gern auf eine<br />

Reise, lasse mich von ihm faszinieren und zu eigenen Gedankenspielen<br />

verführen“, sagt Ossi. Digitale Texte liest er, wenn<br />

er etwas ganz Bestimmtes sucht: „Ich scanne sozusagen am<br />

Bildschirm die Seite nach Schlüsselwörtern ab.“<br />

Nun, ich kann mich ja auch mit meinem eBook zurücklehnen,<br />

aber trotz<strong>de</strong>m will mein Geist dabei bis jetzt noch nicht richtig<br />

verreisen. Vielleicht sollte ich mich damit mal unter einen<br />

Baum setzen, <strong>de</strong>n Wind durch seine Blätter rauschen hören<br />

und mich an <strong>de</strong>m Gedanken freuen, dass ich damit wenigstens<br />

einen von ihnen vor <strong>de</strong>r Papiermühle gerettet habe.<br />

54 ProFirma 12 2009


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Weiter durch Bildung


IT & Investition – Logistik<br />

KEP-Dienste<br />

Die Supply Chain wird begrünt<br />

Transport-Dienstleister wollen nicht länger als Umweltsün<strong>de</strong>r gelten.<br />

Sie setzen zunehmend auf grünen Service. Die Umwelt profi tiert und mitunter<br />

auch <strong>de</strong>r Auftraggeber. VON KARSTEN ZUNKE<br />

„Innerstädtischer Service mit optimierten<br />

logistischen Dienstleistungen<br />

für <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l“, lautet <strong>de</strong>r etwas<br />

sperrige Name für ein Programm, das<br />

ein einfaches Ziel verfolgt: Die Nürnberger<br />

Innenstadt von Lieferfahrzeugen<br />

und Abgasemissionen zu entlasten.<br />

Mehrere Kurier-, Express- und Paketdienste<br />

(KEP) sowie Speditionen riefen<br />

es En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90-Jahre als Mo<strong>de</strong>llversuch<br />

unter Mitwirkung <strong>de</strong>s Freistaats Bayern<br />

und <strong>de</strong>r Stadt Nürnberg ins Leben. Nach<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pilotprojekts führte <strong>de</strong>r Kurier-<br />

und Expressdienst DPD das Konzept<br />

fort. In Sommer dieses Jahres war<br />

es dann so weit: Das einmillionste Paket<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nürnberger Fußgängerzone<br />

umweltschonend mit einem Elektrofahrzeug<br />

zugestellt.<br />

Seit En<strong>de</strong> 2000 liefert DPD dort Sendungen<br />

umweltfreundlich mithilfe<br />

zweier Elektrofahrzeuge aus, die durch<br />

Starkstromanschlüsse an speziellen<br />

Garagenplätzen mit Energie versorgt<br />

wer<strong>de</strong>n. Durchschnittlich 500 Pakete<br />

erreichen so täglich emissionsfrei ihr<br />

Ziel. Nicht nur 51 Tonnen CO2 konnten<br />

nach Angaben <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

auf diese Weise bisher eingespart wer<strong>de</strong>n,<br />

auch Auftraggeber und Kun<strong>de</strong>n<br />

profi tieren: Normale Zustellfahrzeuge<br />

dürfen ab 10.30 Uhr die Nürnberger<br />

Fußgängerzone nicht mehr befahren.<br />

Die Elektrofahrzeuge hingegen können<br />

zeitlich uneingeschränkt im Stadtgebiet<br />

unterwegs sein. Zustellung und Abho-<br />

lung sind dadurch auch in <strong>de</strong>r Fußgängerzone<br />

ganztägig möglich.<br />

Alternative Antriebe gefragt<br />

Immer mehr KEP-Dienstleister positionieren<br />

sich umweltbewusst. Alternative<br />

Antriebe kommen dabei verstärkt<br />

zum Einsatz. <strong>Als</strong> Betreiber <strong>de</strong>r größten<br />

Hybrid-Lieferfl otte in <strong>de</strong>r Expressbranche<br />

gilt Fe<strong>de</strong>x. Erst im Sommer dieses<br />

Jahres hat das US-Unternehmen seinen<br />

Fuhrpark um 92 Hybrid-Lkw erweitert.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA eingesetzt und<br />

vergrößern die hauseigene Hybrid-Flotte<br />

auf 264 Fahrzeuge weltweit.<br />

Bei TNT Express Deutschland hat man<br />

unter an<strong>de</strong>rem in neue Systeme zur<br />

Routenoptimierung und innovative<br />

Antriebstechnologien investiert und<br />

Nie<strong>de</strong>rlassungen nach ökologischen<br />

Gesichtspunkten gebaut. Auf umweltfreundliche<br />

Fahrzeuge setzt <strong>de</strong>r KEP-<br />

Dienst hierzulan<strong>de</strong> bereits seit zehn<br />

Jahren. Im Innenstadtbereich von Berlin<br />

wur<strong>de</strong> die Zustellung mittlerweile<br />

fast komplett auf Erdgasfahrzeuge<br />

umgestellt. TNT beteiligt sich auch an<br />

zahlreichen Praxistests von elektrisch<br />

angetriebenen Null-Emissions-Lkw,<br />

etwa in London, <strong>de</strong>n Benelux-Län<strong>de</strong>rn,<br />

Australien und Südostasien. In Deutschland<br />

liegt heute bereits je<strong>de</strong>r zehnte Firmenwagen<br />

unter <strong>de</strong>r Grenze von 120 g/<br />

km Kohlendioxid-Ausstoß. Betrug <strong>de</strong>r<br />

durchschnittliche Kraftstoffverbrauch<br />

<strong>de</strong>r TNT-Flotte im Jahr 2002 noch 10,1<br />

Liter je 100 Kilometer, sind es heute nur<br />

noch 7,0 Liter.<br />

Laut Thomas Kraus, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung von TNT Express,<br />

ist Umweltschutz kein Mo<strong>de</strong>thema,<br />

son<strong>de</strong>rn eine globale Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

– und eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.<br />

„Fahrverbote in Innenstädten<br />

etwa gefähr<strong>de</strong>n die Abholung und<br />

Zustellung von Sendungen. Durch <strong>de</strong>n<br />

Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen<br />

Antriebstechnologien im City-<br />

Bereich tragen wir zu einem geringeren<br />

Feinstaubaufkommen bei und können<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>n Service für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

auf gewohnt hohem Level gewährleisten“,<br />

so Kraus.<br />

Auch an<strong>de</strong>re KEP-Dienstleister haben<br />

alternative Antriebe auf <strong>de</strong>r Agenda.<br />

So möchte UPS beispielsweise ebenfalls<br />

<strong>de</strong>n CO2-Ausstoß seiner Flugzeugfl otte<br />

reduzieren – bis zum Jahr 2020 um 20<br />

Prozent. Das entspräche einer Verringerung<br />

um 42 Prozent seit 1990. Zu<strong>de</strong>m<br />

sollen künftig verstärkt elektrische Zustellfahrzeuge<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Grün als Firmenstrategie<br />

Mitunter wer<strong>de</strong>n Transporte auch ganz<br />

von <strong>de</strong>r Straße genommen. So reduziert<br />

DHL die CO2-Emissionen für das<br />

Pharmaunternehmen Sanofi -Aventis<br />

im großen Stil. Dazu transportiert <strong>de</strong>r<br />

Dienstleister temperaturgeführte Wa-<br />

56 ProFirma 12 2009


Foto:s DPD, FedEx, DHL<br />

Seit En<strong>de</strong> 2000 liefert DPD in <strong>de</strong>r Nürnberger Fußgängerzone umweltfreundlich mit<br />

Hilfe zweier Elektrofahrzeuge Pakete aus.<br />

Fe<strong>de</strong>x gilt als Betreiber <strong>de</strong>r größten Hybrid-Lieferfl otte in <strong>de</strong>r Expressbranche.<br />

ProFirma 12 2009<br />

CO 2/CARBON-FOOTPRINT<br />

Investoren, Umweltschützer, die breite Bevölkerung, diverse Interessengruppen<br />

und die Politik verschärfen ihre For<strong>de</strong>rungen, Treibhausgas-Emissionen<br />

zu reduzieren. Kohlendioxid (CO2) gilt als das wichtigste Treibhausgas. Immer<br />

mehr Unternehmen erfassen daher ihre CO2-Bilanz und veröffentlichen sie. Mit<br />

einem positiven Carbon Footprint („CO2-Fußabdruck“) können Unternehmen<br />

nicht nur die Umwelt schonen, son<strong>de</strong>rn auch das eigene Image verbessern.<br />

Sind die Daten erst einmal erfasst, lässt sich auch <strong>de</strong>r Energieverbrauch besser<br />

managen, und Einsparpotenziale wer<strong>de</strong>n offensichtlich. Marktbeobachter<br />

schätzen, dass Transparenz in diesem Bereich für alle Wertschöpfungsstufen<br />

von Belang sein wird und sich als unverzichtbares Leistungsmerkmal von<br />

Dienstleistungen etabliert.<br />

ren für <strong>de</strong>n Seefrachtexport künftig<br />

mit Binnenschiffen statt mit Lkw. Die<br />

Container gehen in Mainz an Bord eines<br />

Binnenschiffs und wer<strong>de</strong>n so zu <strong>de</strong>n<br />

Seehäfen in Antwerpen o<strong>de</strong>r Rotterdam<br />

transportiert.<br />

Beim Lkw-Transport von Seefrachtcontainern<br />

zu <strong>de</strong>n europäischen Seehäfen<br />

liegt <strong>de</strong>r Emissionswert von DHL nach<br />

Unternehmensangaben <strong>de</strong>rzeit bei zirka<br />

33 Kilogramm CO2 je Tonne. Durch<br />

die Umstellung auf Binnenschiffe soll er<br />

auf rund 22 Kilogramm CO2 pro Tonne<br />

gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie an<strong>de</strong>re KEP- und Logistikdienstleister<br />

hat auch die Deutsche Post DHL<br />

ein konzernweites Umweltprogramm<br />

ausgerufen: Gogreen. Das Ziel ist es, die<br />

eigene CO2-Effi zienz bis zum Jahr 2020<br />

um 30 Prozent zu verbessern. TNT hat<br />

im Rahmen seiner konzernweiten<br />

Initiative „Planet me“ sogar das Ziel formuliert,<br />

langfristig zu einem CO2-neutralen<br />

Unternehmen zu wer<strong>de</strong>n. „Ökologisches<br />

Bewusstsein und nachhaltiges<br />

Han<strong>de</strong>ln sind relevante Faktoren, wenn<br />

es darum geht, die Zukunft von Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Transportbranche, aber<br />

auch <strong>de</strong>r gesamten Wirtschaft, zu sichern“,<br />

ist sich Kraus sicher.<br />

Auch GLS hat in seiner Unternehmensgruppe<br />

eine Umweltinitiative gestartet,<br />

hier heißt sie „Think-Green“. Die Nutzung<br />

alternativer Ressourcen und an<strong>de</strong>re<br />

ökologische Gesichtspunkte wer<strong>de</strong>n<br />

beim Bau aller neuen Depots berücksichtigt.<br />

Dazu zählen zum Beispiel<br />

Fotovoltaik-Anlagen, alternative Heizanlagen,<br />

Einsatz natürlicher Baustoffe<br />

und Vorrichtungen zur Nutzung von<br />

Regenwasser. Die bei<strong>de</strong>n ersten grünen<br />

Depots sind bereits in Betrieb. Die<br />

dabei umgesetzten Maßnahmen sollen<br />

bei GLS als Basis für neue gruppenweite<br />

Standards dienen.<br />

Mittlerweile positionieren sich alle KEP-<br />

Dienstleister umweltbewusst. „Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Fokussierung von<br />

Frachtraten und Konditionen spielen<br />

Umweltgesichtspunkte bei <strong>de</strong>r Dienstleisterwahl<br />

noch eine untergeordnete<br />

Rolle. Dieses wird sich in <strong>de</strong>n nächsten<br />

ein bis zwei Jahren än<strong>de</strong>rn. Kun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n zunehmend angehalten sein,<br />

ihre Supply Chain ökologisch zu be-<br />

57


IT & Investition – Logistik<br />

werten“, sagt Leo Savor, Senior Consultant<br />

und Logistikspezialist bei Kerkhoff<br />

Consulting in Düsseldorf. Wie gut und<br />

vor allem mit welcher Wahrnehmung<br />

dies umgesetzt wird, wer<strong>de</strong> ein wichtiges<br />

Differenzierungsmerkmal bei <strong>de</strong>r<br />

Wahl eines KEP-Dienstleisters wer<strong>de</strong>n.<br />

Neben sparsamen und alternativen<br />

Antrieben sowie Energiesparmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>n Verteilzentren und Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

versuchen alle Dienstleister<br />

auch durch bessere Tourenplanungen<br />

und Fahrerschulungen die CO2- und<br />

Feinstaubemissionen zu reduzieren.<br />

DB Schenker bietet seinen Kun<strong>de</strong>n seit<br />

diesem Jahr sogar klimaneutrale Schienentransporte<br />

an. Auf Wunsch wer<strong>de</strong>n<br />

die Waren <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n innerhalb Europas<br />

gegen einen geringen Aufschlag<br />

kohlendioxidfrei transportiert. Dazu<br />

wird die für einen Transport benötigte<br />

Energie durch regenerativen Strom<br />

aus Deutschland ersetzt. Diesen Strom<br />

kauft die DB zusätzlich ein.<br />

Druck von allen Seiten<br />

Laut Tim Ulrich, Consultant bei <strong>de</strong>r ITA<br />

Consulting in Hamburg, treiben drei<br />

Faktoren die umweltbewusste Entwicklung<br />

bei <strong>de</strong>n Dienstleistern an. Zum einen<br />

hätten die Dienstleister langfristig<br />

mit steigen<strong>de</strong>n Ölpreisen zu kämpfen,<br />

was aufgrund <strong>de</strong>r hohen Treibstoffkosten<br />

zwangläufi g zur Verteuerung <strong>de</strong>r<br />

Dienstleistung führen wer<strong>de</strong>. „Zum an<strong>de</strong>ren<br />

erkennen die Dienstleister, dass<br />

das Thema Emissionsverringerung und<br />

-vermeidung ein wichtiger Punkt auf<br />

<strong>de</strong>r politischen Agenda gewor<strong>de</strong>n ist.<br />

Wir erwarten, dass dieses Thema speziell<br />

in Europa auch gesetzgeberische<br />

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Logistik-Controlling. Der Fachbeitrag erläutert<br />

die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Streckenerfolgsrechnung<br />

in Transportunternehmen.<br />

Weniger CO2-Emission: Mit Binnenschiffen transportiert DHL<br />

für Sanofi -Aventis Waren zu <strong>de</strong>n Seehäfen.<br />

Handlungen nach sich ziehen wird.<br />

Mo<strong>de</strong>lle wie Emissionsbesteuerung bei<br />

Flugzeugen o<strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>r Emissionsgrenzen<br />

auch auf Lieferfahrzeuge<br />

wer<strong>de</strong>n bereits diskutiert“, erläutert Ulrich.<br />

Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Trend durch<br />

die Kun<strong>de</strong>n angetrieben. „Der Druck<br />

<strong>de</strong>r Endkonsumenten wird Schritt für<br />

Schritt in <strong>de</strong>r Lieferkette weitergegeben<br />

und hat auch die B2B-getriebenen<br />

Märkte mittlerweile erreicht“, so Ulrich.<br />

Unternehmen gehen immer mehr dazu<br />

über, von ihren Lieferanten einen Nachweis<br />

über die Höhe <strong>de</strong>r Emissionen<br />

– <strong>de</strong>n sogenannten Carbon Footprint<br />

(siehe Kasten) – bei <strong>de</strong>r Produkt- und<br />

Leistungserstellung zu verlangen. „Dies<br />

gilt im beson<strong>de</strong>ren Maße auch für Anbieter<br />

im KEP-Bereich, nicht zuletzt,<br />

weil die Transportlogistik für einen erheblichen<br />

Anteil <strong>de</strong>r weltweiten Emissionen<br />

verantwortlich ist“, so Ulrich.<br />

So gibt das World Business Council for<br />

Sustainable Development an, dass 26<br />

Prozent <strong>de</strong>r globalen Emissionen nur<br />

durch <strong>de</strong>n weltweiten Straßentransport<br />

hervorgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />

Experten gehen davon aus, dass das<br />

neue Umweltbewusstsein <strong>de</strong>r Logistikbranche<br />

sich zwar langfristig auf <strong>de</strong>ren<br />

Auftraggeber positiv abfärben könnte,<br />

aber auch künftig nicht zu geringeren<br />

Dienstleisterkosten führen wird. Im Gegenteil.<br />

„Kostenseitig wer<strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n nicht<br />

von <strong>de</strong>r Einführung von Umweltmaßnahmen<br />

bei ihren Dienstleistern profi<br />

tieren – zumin<strong>de</strong>st nicht kurzfristig“,<br />

sagt Ulrich. Durch die Kooperationen<br />

mit Fahrzeugherstellern, Entwicklern<br />

für alternative Kraftstoffe und durch die<br />

Anschaffung alternativer angetriebener<br />

Fahrzeuge entstehen <strong>de</strong>n Dienstleistern<br />

Kosten, die mittelfristig wohl an die<br />

Kun<strong>de</strong>n weitergegeben wer<strong>de</strong>n. Hinzu<br />

kommen erhöhte Kosten für die Wartung.<br />

„Allerdings gehen wir mittelfristig<br />

ohnehin von steigen<strong>de</strong>n Preisen aus, da<br />

mit steigen<strong>de</strong>n Ölpreisen zu rechnen<br />

ist, die im Sinne von Treibstoffkosten<br />

einen erheblichen Kostenblock bei <strong>de</strong>n<br />

Carriern darstellen. Sofern gesetzliche<br />

Regelungen zur Besteuerung von Emissionen<br />

eingeführt wer<strong>de</strong>n sollten, ist<br />

auch in diesem Bereich mit einer anteiligen<br />

Weitergabe <strong>de</strong>r Kosten zu rechnen“,<br />

so Ulrich.<br />

Doch <strong>de</strong>n Trend zu mehr Umweltbewusstsein<br />

in <strong>de</strong>r Transportbranche<br />

wird dies nicht umkehren. Und wer<br />

sein eigenes Unternehmen als grün<br />

positioniert, benötigt dazu passen<strong>de</strong><br />

Dienstleister. Aber nur wenn das Monitoring<br />

über entstan<strong>de</strong>ne Emissionen<br />

lückenlos funktioniert, können Firmen<br />

einen Emissions-Fußabruck über ihre<br />

gesamte Liefer- und Leistungskette erstellen.<br />

„Um Emissionsaufwän<strong>de</strong> und<br />

Einsparungen allerdings genau beziffern<br />

zu können und für eigene Zwecke<br />

nützlich zu machen, bedarf es <strong>de</strong>utlich<br />

erhöhter Genauigkeit <strong>de</strong>r Dienstleister<br />

beim Monitoring und in <strong>de</strong>r Datenerhebung“,<br />

sagt Ulrich. „Hier steht die<br />

Industrie – nicht als einzige – noch am<br />

Anfang.“<br />

58 ProFirma 12 2009


IT & Investition – Produkt-Tipps<br />

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Business English<br />

Goodbye to 2009<br />

As you clean the <strong>de</strong>bris from the Christmas<br />

party off your <strong>de</strong>sk, ask yourself<br />

what items you should <strong>de</strong>fi nitely <strong>de</strong>al<br />

with this si<strong>de</strong> of the New Year and what<br />

can wait until 2010. Things you could<br />

do now are<br />

> rip down your old wall planner and<br />

replace it with a brand new 2010 one.<br />

This will encourage you to do the next<br />

step.<br />

> pencil in dates which you know are<br />

going to be important for the coming<br />

year: perhaps a congress which you<br />

have to attend or a meeting with a new<br />

client. Write in these obligatory events<br />

so that you are not just time-planning<br />

Business English<br />

Entspannt in die Feiertage: Vorbereitungen für Ihr Büro 2010<br />

Ready, steady, New Year!<br />

Amidst preparations for Christmas and the New Year, it could be that you haven’t had time to give 2010<br />

any thought whatsoever. You will probably be pleased if you manage to fi nish everything on your to-do list by<br />

December 20th and then have a few days off. But you might make your entry into the New Year consi<strong>de</strong>rably<br />

easier if you forward plan and carry out some essential tasks before leaving for the Christmas break.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />

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vital dates in the fi rst week of January.<br />

> make sure you have new diary sheets<br />

or a new planner and prioritise the<br />

tasks you have to do when you get<br />

back. This will also improve your<br />

holiday break because you will feel<br />

effi cient and relaxed. Worrying about<br />

loose ends you have left at the offi ce<br />

will distract you from the quality time<br />

you should be spending with friends<br />

and family.<br />

> fi x any customer complaints. Put ongoing<br />

discussions behind you.<br />

> pay any outstanding bills.<br />

> clear out any unwanted papers from<br />

your drawers and act on them.<br />

> call or write to all your clients ahead<br />

of the break and remind them of your<br />

dates of absence. This will avoid important<br />

calls having to be taken in the<br />

midst of a family gathering.<br />

Lektion 1<br />

> think about your holiday request(s)<br />

for 2010. Be the fi rst to organise your<br />

summer break when you come back<br />

and so time the dates around, for example,<br />

peak times like school holidays;<br />

take advantage of early booking offers<br />

and full choice on holiday reservations.<br />

Last minute organisation is not always<br />

the cheapest or most convenient.<br />

New Year’s Resolutions<br />

In the personal area of life, it is traditional<br />

to make New Year’s Resolutions at<br />

around this time of year; this could also<br />

be applied to business. Using the principles<br />

of effective time management,<br />

(e.g. being effi cient and proactive), you<br />

could analyse the weaknesses in daily<br />

business from the past year, either personal<br />

or team-based, and consi<strong>de</strong>r how<br />

to improve them. Ask yourself: how<br />

60 ProFirma 12 2009<br />

ProFirma<br />

Serie


Answers: 1. on holiday; 2. any urgent<br />

business; 3. contact; 4. on; 5. by phone;<br />

6. not be forwar<strong>de</strong>d<br />

ProFirma 12 2009<br />

Vocabulary<br />

amidst inmitten von<br />

any thought<br />

whatsoever<br />

nicht die geringsten<br />

Gedanken<br />

<strong>de</strong>bris hier: Reste<br />

to rip down abreißen<br />

to pencil in (vorläufi g) eintragen<br />

loose ends offen stehen<strong>de</strong> Probleme<br />

outstanding ausstehend<br />

in the midst of mitten in<br />

peak times Stoßzeit<br />

gut instinct Bauchgefühl<br />

new leaf neues Kapitel<br />

time-consuming zeitaufwändig<br />

to draft entwerfen<br />

<strong>de</strong>sk drawer Schreibtischschubla<strong>de</strong><br />

to un<strong>de</strong>rgo ertragen/erleben<br />

to overlook übersehen<br />

escape o.‘s notice jmd. entgehen<br />

to <strong>de</strong>vise entwickeln<br />

to capitalise on sth. etwas nutzen<br />

much time do I spend on unimportant<br />

activities at my <strong>de</strong>sk every day?<br />

> Go by gut instinct on which task needs<br />

doing fi rst. More than 30 percent of<br />

offi ce workers spend time creating<br />

perfect lists rather than carrying out<br />

the tasks they involve!<br />

> A New Year, a new leaf: call a meeting<br />

to fi nd out if any of your colleagues has<br />

an i<strong>de</strong>a about how to run procedures<br />

more smoothly in the coming year. If<br />

this proves too time-consuming, send<br />

a memo with your i<strong>de</strong>as which can<br />

be forwar<strong>de</strong>d to all members of staff<br />

and encourage them to add their comments.<br />

EXERCISE<br />

> Draft a quick plan of fi ve things you<br />

would like to do in 2010, put them<br />

in your bottom <strong>de</strong>sk drawer and get<br />

them out each month to see how<br />

many you have achieved.<br />

Getting things done<br />

GTD refers to a work-life philosophy<br />

<strong>de</strong>signed to ensure you un<strong>de</strong>rgo less<br />

stress and achieve better results. Smart<br />

programmes can actually make your<br />

workload less - but you can’t seem to<br />

fi nd the time to evaluate and implement<br />

them? This might be the time to ensure<br />

that 2010 changes all that. A typical<br />

activity before going on holiday, especially<br />

at the end of the year, is to look<br />

into the <strong>de</strong>pths of your mail in-box and<br />

see if you have overlooked anything<br />

important. Some mails might have escaped<br />

your notice during the everyday<br />

and never-ending list of things to do in<br />

the offi ce. Now, just before Christmas,<br />

is the perfect time to organise a „getting<br />

things done“ fol<strong>de</strong>r in your inbox.<br />

Setting priorities<br />

Firstly, you will have to set up a fol<strong>de</strong>r<br />

where copies of important mails are<br />

automatically sent. Secondly, you will<br />

have to <strong>de</strong>vise a colour co<strong>de</strong> to fl ag<br />

mails for action required - e.g. red for<br />

high priority, green for awaiting internal<br />

processes, yellow for awaiting data<br />

from the client and so on. The obvious<br />

advantage of this is that if a mail has not<br />

been acted upon, you will notice because<br />

you will see it has been fl agged and<br />

sent to your fol<strong>de</strong>r.<br />

At regular periods, however, you will<br />

need to <strong>de</strong>lete those actions which have<br />

been taken. On the other hand, if you<br />

really have overlooked an important<br />

mail that a client sent you a long time<br />

ago, now is the time to make sure she or<br />

he knows you will postpone action until<br />

the New Year. Perhaps you could drop<br />

her a line to let her know that Project X<br />

will be discussed at the fi rst opportunity<br />

in 2010. Be sure to let her know that you<br />

are still on board - and don’t forget to<br />

wish her seasonal greetings!<br />

Looking forward to the<br />

New Year<br />

Although the seasons and our Gregorian<br />

calendar are based on the solar year<br />

set by Pope Gregory XIII in the 16th<br />

century, we live our life by the rhythm<br />

this brings. Although we live in a very<br />

different environment these days with<br />

far less connection to our roots, we nevertheless<br />

live and work to cycles. It is<br />

no acci<strong>de</strong>nt that companies tend to innovate<br />

more in the fi rst two quarters of<br />

the year. That means, from a managerial<br />

point of view, capitalising on new i<strong>de</strong>as,<br />

input and a refreshed work force. From<br />

an employee’s point-of-view, it means<br />

taking advantage of openness to new<br />

i<strong>de</strong>as. This coinci<strong>de</strong>s with the Chinese<br />

belief that on New Year’s Eve (which<br />

falls next year on February 14th 2010),<br />

one should open every door and window<br />

at midnight to let go of the New<br />

Year. Go ahead - let it go!<br />

Seite 3 Small Talk, Seite 4 Kreuzworträtsel<br />

You are out of offi ce during the festive season? Write an out of offi ce email to your customers and business partners.<br />

Translate the missing words into English.<br />

Hello,<br />

I am (1) (im Urlaub) from 20th December to 2nd January. Should you have (2)<br />

(dringen<strong>de</strong> Angelegenheit) please (3) (kontaktieren) my colleague Johanna Weiss (4)<br />

(unter) Johanna.Weiss@consultants-unlimited.com or (5) (per Telefon) on 0049 71 7812-124.<br />

Emails will (6) (nicht weitergeleitet).<br />

Georg Schmitt Product Manager<br />

61


Business English<br />

Small Talk auf <strong>de</strong>r Weihnachtsfeier<br />

Thank God - it‘s Christmas!<br />

As we approach the festive season, after-work get-togethers become more frequent and more popular. Afterwork<br />

get-togethers are opportunities to <strong>de</strong>epen your relationship with colleagues, to relax and get to know them<br />

in a more informal setting, which usually improves relationships back in the offi ce too, cementing team bonds<br />

and strengthening partnerships. However, fi nding the right words to organise after-work get-togethers with<br />

colleagues, socialising once you get there, or fi nding the right words to avoid attending them, can be tricky.<br />

Arranging a get-together<br />

If you are the one with the task of organising<br />

the next get-together, or if you<br />

feel it’s about time to get one organised,<br />

don’t be afraid to take the fi rst step! You<br />

probably have a lot of colleagues who<br />

would love to be involved and who<br />

would be happy to take part, but who<br />

just haven’t had the courage to start arranging<br />

anything.<br />

Start simply. The less stress you have<br />

the more likely you are to actually enjoy<br />

yourself, which means that everyone<br />

else should too. How about an afterdinner<br />

drink in the nearest pub or bar? Just<br />

for an hour or so. You could send an<br />

email to those colleagues you’d like to<br />

invite or, if the group is small enough,<br />

just tell everyone personally: formal<br />

printed invitations are not required for<br />

casual get-togethers!<br />

It helps to have at least one person who<br />

has agreed before you start inviting everyone<br />

else, that way you could say something<br />

along the lines of:<br />

> „Joe and I were going to go to the bar<br />

next door after work tomorrow evening<br />

for happy hour. Why don?t you<br />

join us?“<br />

> „Some of us are going to meet up at that<br />

great Italian bistro across the street on<br />

Friday evening for a quick bite to eat<br />

before heading home. Would you like<br />

to come too?“<br />

> „Sam, I noticed you weren’t looking as<br />

full of beans as you usually do. Would<br />

you like to go to that nice coffee bar<br />

down the road for a quick coffee and a<br />

chat after work today?“<br />

Remember to inclu<strong>de</strong> everyone on your<br />

team or in your <strong>de</strong>partment unless you<br />

have very good reason not to: you don’t<br />

want anyone to feel slighted.<br />

At the get-together<br />

Now is your chance to strengthen your<br />

relationships with your colleagues, and<br />

perhaps even to meet new ones, <strong>de</strong>pen-<br />

ding on the occasion. Nobody wants to<br />

stand around being a wallfl ower, so try<br />

and make a point of going up to at least<br />

one colleague and starting a conversation.<br />

Something along the lines of:<br />

> „Hi, good to see you here tonight. How<br />

is that project going that you were telling<br />

me about last week / the last time<br />

we spoke?“<br />

> „Hi, how are you? I haven’t seen you in<br />

the offi ce for a while. Have you been<br />

out visiting clients / training?“<br />

And to break the ice with somebody<br />

new:<br />

> „Hello, I’m Jean from Marketing. You<br />

work with Tim, don’t you?“<br />

> „Hi, I know I’ve seen you in the offi ce<br />

but I’m afraid I never got your name.<br />

I’m Evan by the way.“<br />

> „Hey, I’ve been wanting to talk to you<br />

ever since I found out that you worked<br />

on the relaunch project! It must<br />

have been such a challenge. How did<br />

you manage to come up with the solution?“<br />

Vocabulary<br />

to <strong>de</strong>epen vertiefen<br />

setting Rahmen, Umgebung<br />

bond Bindung<br />

full of beans voller Tatendrang<br />

to feel slighted sich beleidig fühlen<br />

wallfl ower Mauerblümchen<br />

to break the ice sich annähern<br />

to get out of herauskommen,<br />

something hier: absagen<br />

do Party<br />

62 ProFirma 12 2009


Getting out of a get-together<br />

Occasionally you might need to fi nd the<br />

right words to get out of an after-work<br />

do in a tactful way. Genuine regret and<br />

a good reason always help, so make sure<br />

you have an excuse handy!<br />

> „Oh what a great i<strong>de</strong>a, I’d love to, but I<br />

already promised my children that I’d<br />

pick them up from school this evening.“<br />

> „That does sound like fun, but I won’t<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2 3 4<br />

5<br />

14<br />

17<br />

15<br />

ProFirma 12 2009<br />

10<br />

7 8<br />

12 13<br />

Across:<br />

3. a synonym for “only“<br />

5. a time in which people are protesting<br />

for political or other reasons<br />

6. a synonym for “stomach“<br />

10. another word for “news“<br />

13. an initial, unfi nished version<br />

14. to get through or over something,<br />

eg, hard times<br />

15. a synonym for “prepare“<br />

16. rubbish or unwanted materials<br />

17. to take the trouble to do something<br />

be able to make it. I have to take my<br />

car in to be serviced / be at home for<br />

the heating engineer’s visit that day.“<br />

Don’t use these too often: remember<br />

that the more get-togethers you go to,<br />

the more people you will build relationships<br />

with, making offi ce life more pleasant<br />

and usually more successful. So go<br />

and have fun!<br />

16<br />

6<br />

11<br />

9<br />

Answers: Across: 3. merely, 5. unrest, 6. gut, 10. tidings, 13. draft, 14. overcome, 15. prep, 16. <strong>de</strong>bris, 17. bother<br />

Down: 1 aurally, 2. verbatim, 4. engrossed, 7. midst, 8. concise, 9. capitalise, 11. bash, 12. regret, 16. do<br />

Down:<br />

1. through the sense of hearing<br />

2. to record exactly what is said, word for word<br />

4. to be completely focused onsomething, to<br />

the exclusion of everything else<br />

7. another word for “middle“<br />

8. another word for “short“ or “brief“<br />

9. to make the most of something<br />

11. another word for “party“<br />

12. to feel sorry for something and to wish it<br />

had not happened<br />

16. a synonym for “party“


Rückschau & Termine<br />

Familienunternehmen<br />

Börse bleibt wichtige<br />

Finanzierungsquelle<br />

Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht spielen<br />

Familienunternehmen an <strong>de</strong>r Börse eine erhebliche<br />

Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie<br />

<strong>de</strong>s Center for Enterpreneurial and Financial Studies<br />

an <strong>de</strong>r TU München im Auftrag <strong>de</strong>r Stiftung<br />

Familienunternehmen. „In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wer<strong>de</strong>n<br />

börsennotierte Unternehmen vorwiegend als<br />

anonyme Publikumsgesellschaften im Sinne <strong>de</strong>r<br />

Prof. Dr. A.-K. Achleitner<br />

Dax-Unternehmen wahrgenommen. Die vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Ergebnisse wi<strong>de</strong>rlegen diese vorherrschen<strong>de</strong> Meinung“, betonte<br />

Professor Brun-Hagen Hennerkes, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stiftung Familienunternehmen,<br />

bei <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Studie in Frankfurt.<br />

So sind knapp die Hälfte aller börsennotierten Gesellschaften Familienunternehmen.<br />

Sie repräsentieren etwa ein Drittel <strong>de</strong>r Marktkapitalisierung,<br />

sind relativ jung, wachstumsstark und in fast allen Industrien vertreten.<br />

Am höchsten lag <strong>de</strong>r Anteil in <strong>de</strong>n Boom-Jahren 2000 und 2001.<br />

Alle Unternehmen, die im C-Dax zwischen 1998 und 2008 notiert waren,<br />

bil<strong>de</strong>ten die Datenbasis <strong>de</strong>r Studie. Eine Börsennotierung sei auch nicht<br />

zwangsläufi g mit <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r Unternehmensführung verknüpft, erläuterte<br />

Studienleiterin Prof. Dr. Ann-Kristin Achleitner. So zeichneten<br />

sich im Jahr 2008 rund 80 Prozent <strong>de</strong>r untersuchten Unternehmen dadurch<br />

aus, dass die Grün<strong>de</strong>rfamilien sowohl Eigentum hielten als auch<br />

im Vorstand o<strong>de</strong>r Aufsichtsrat eine aktive Rolle in <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

wahrnahmen.<br />

Weitere Informationen und Download <strong>de</strong>r Studie unter<br />

www.familienunternehmen.<strong>de</strong><br />

Mittelstand schafft locker<br />

25 Prozent Eigenkapitalrendite<br />

Hohe Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent<br />

und mehr sind bei <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

in Zeiten guter Konjunktur<br />

keine Seltenheit. So übertrafen in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 2006 und 2007 nicht nur börsennotierte<br />

große Unternehmen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r mittelständischen<br />

Unternehmen diese Marke. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt eine aktuelle<br />

Analyse <strong>de</strong>r KfW Bankengruppe in<br />

Frankfurt. Weitere Erkenntnis: Die in<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Diskussion zum Teil<br />

geäußerte Vermutung, dass Unternehmen<br />

systematisch ihre Personalkosten<br />

reduzieren, um ihre Eigenkapitalrendi-<br />

te zu steigern, lässt sich als durchgängig<br />

verbreitete Strategie für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

nicht bestätigen. „Die Analyse zeigt<br />

vielmehr, dass erfolgreiche Wachstumsstrategien<br />

sowohl höhere Renditechancen<br />

als auch bessere Chancen<br />

für zusätzliche Beschäftigung bieten“,<br />

betonte Norbert Irsch, Chefvolkswirt<br />

<strong>de</strong>r KfW Bankengruppe in Frankfurt.<br />

Beschäftigungsabbau fi n<strong>de</strong>t im Wesentlichen<br />

nur in <strong>de</strong>r Gruppe von Unternehmen<br />

statt, die Verluste schreiben<br />

und somit negative Eigenkapitalrenditen<br />

aufweisen.<br />

INFO: www.kfw.<strong>de</strong><br />

1998 34% 66%<br />

1999 46% 54%<br />

2000 55% 45%<br />

2001 55% 45%<br />

2002 51% 49%<br />

2003 50% 50%<br />

2004 49% 51%<br />

2005 48% 52%<br />

2006 48% 52%<br />

2007 47% 53%<br />

2008 45% 55%<br />

ABSICHERUNG DER<br />

BETRIEBSRENTEN WIRD TEURER<br />

Unternehmen, die Betriebsrenten<br />

über <strong>de</strong>n Pensions-Sicherungs-Verein<br />

aG (PSV) in Köln für <strong>de</strong>n Insolvenzfall<br />

abgesichert haben, müssen für das<br />

Jahr 2009 tief in die Tasche greifen.<br />

Wie erwartet hat <strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s<br />

PSV beschlossen, <strong>de</strong>n Beitragssatz<br />

<strong>de</strong>utlich auf 1,42 Prozent (2008: 0,18<br />

Prozent) zu erhöhen (siehe auch Pro-<br />

Firma 9/2009, Seite 47). Der PSV begrün<strong>de</strong>t<br />

die Erhöhung mit <strong>de</strong>r starken<br />

Zunahme von Scha<strong>de</strong>nfällen als Folge<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftskrise. Um die betroffenen<br />

Unternehmen nicht übermäßig<br />

zu belasten, sind 0,82 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Beitragsbemessungsgrundlage bis<br />

zum 31. Dezember 2009 fällig, <strong>de</strong>r<br />

Rest ist jeweils in Raten von 0,15 Prozent<br />

zwischen 2010 und 2013. Über<br />

einen Vorschuss für das Jahr 2010 will<br />

<strong>de</strong>r PSV erst im kommen<strong>de</strong>n Jahr entschei<strong>de</strong>n.<br />

64 ProFirma 12 2009<br />

0<br />

10<br />

FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

AN DER DEUTSCHEN BÖRSE<br />

Anteil <strong>de</strong>r Familien-AGs gemessen an <strong>de</strong>r Gesamtzahl<br />

<strong>de</strong>r Aktiengesellschaften in Prozent.<br />

20<br />

30<br />

Quelle: Stiftung Familienunternehmen<br />

40<br />

50<br />

60<br />

Familienunternehmen<br />

Nicht-Familienunternehmen<br />

70<br />

80<br />

90<br />

100<br />

Foto: TU München


Vorschau 01/02.2010<br />

Titelthema: Druck vom Finanzamt<br />

Der Gesetzgeber hat in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren im Steuerrecht bei <strong>de</strong>n Firmenchefs<br />

die Daumenschrauben kräftig angezogen. Mit immer <strong>de</strong>taillierteren<br />

Vorschriften und ausgefeilten Prüfungsmetho<strong>de</strong>n nehmen die Finanzämter die<br />

Bücher kleinerer und mittlerer Unternehmen unter die Lupe. ProFirma zeigt,<br />

welche Tricks Finanzbeamte und Prüfer dabei anwen<strong>de</strong>n und wie sich betroffene<br />

Mittelständler dagegen wehren können.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Mirjam Fischer (Redakteurin)<br />

E-Mail: Mirjam.Fischer@profi rma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/36 83 575, Fax 07 61/36 83 105<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

Rudolf <strong>Haufe</strong> Verlag GmbH & Co. KG<br />

Hin<strong>de</strong>nburgstr. 64, 79102 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, M. Beck, J. Christ, T. Cole, J. Andanson,<br />

S. a. d. Hei<strong>de</strong>n, St. Kaufmann, G. Küsel,<br />

I. Michler, B. Obermeier, O. Weiss, K. Zunke<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

Titelfoto: Rüdiger Schall<br />

ProFirma 12 2009<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Aufl age,<br />

3. Quartal 2009: 81.487<br />

Verkaufte Aufl age: 67.042<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

*0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, abweichen<strong>de</strong> Mobilfunkpreise.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Dezember 2009<br />

Weitere Themen:<br />

EINKAUF<br />

Kosten klug drücken<br />

Wer bei <strong>de</strong>r Beschaffung Geld sparen will,<br />

sollte systematisch vorgehen, wichtige<br />

Lieferanten langfristig halten und interne<br />

Prozesse verschlanken.<br />

FINANZEN 2010<br />

Berater gesucht<br />

Die Finanzkrise hat Spuren in vielen<br />

Anleger<strong>de</strong>pots hinterlassen. Wer sich auf<br />

die Suche nach einem besseren Berater<br />

begibt, wird nicht so schnell fündig.<br />

CHEFAUTOS<br />

Neue Beschei<strong>de</strong>nheit<br />

Bei <strong>de</strong>n neuen Mo<strong>de</strong>llen kann <strong>de</strong>r Chef<br />

mit Sparsamkeit vorausfahren, ohne auf<br />

Annehmlichkeiten verzichten zu müssen.<br />

ProFirma stellt aktuelle Limousinen vor.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong> Fachmedia GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer: Reiner Straub<br />

Im Kreuz 9, 97076 Würzburg<br />

Tel. 09 31/27 91 400, Fax 09 31/27 91 444<br />

www.<strong>Haufe</strong>-Fachmedia.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Beilagenhinweis:<br />

Eine Teilaufl age dieser Ausgabe enthält Beilagen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen Lexware GmbH & Co.<br />

KG, Freiburg, und Verlag C.H.Beck, München.<br />

Wir bitten um Beachtung!<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

65


Schluss mit lustig<br />

„Ich bin nicht in <strong>de</strong>r Laune für Scherze, Henning. Wirklich<br />

nicht“, sagte Clara mit einer Stimme kalt wie ein Novemberregen.<br />

„Ähem“, antwortete Henning Hirschmüller-Oberst,<br />

„welchen Scherz meinst du konkret?“ Seine Frau atmete tief<br />

ein. „Du willst also allen Ernstes Fleisch kochen? Obwohl du<br />

einen Herzinfarkt hattest? Obwohl ich Vegetarierin bin und<br />

du ganz genau weißt, dass ich allergisch auf Fleisch reagiere?<br />

Henning, kannst du nicht EINMAL Rücksicht auf mich nehmen?<br />

Ist das mittlerweile schon zu viel verlangt?“ „Aber Liebling,<br />

was regst du dich <strong>de</strong>nn so auf,<br />

ich nehme doch meistens Rücksicht<br />

auf dich“, sagte H2O, lauter als er es<br />

wollte, „und es han<strong>de</strong>lt sich hier sozusagen<br />

um vegetarisches Fleisch.<br />

Das ist cholesterinfreies, wun<strong>de</strong>rbar<br />

gesun<strong>de</strong>s Koberind, und du könntest<br />

es wenigstens versuchen, bevor<br />

...“ „Für wie blöd hältst du mich eigentlich,<br />

Henning?“ „Wenn du mich<br />

ausre<strong>de</strong>n lassen wür<strong>de</strong>st, dann ...“<br />

„Und was soll das bringen?“<br />

„Mama, lass Papa doch ausre<strong>de</strong>n“,<br />

schlug ihre gemeinsame Tochter<br />

genervt vor. Sie stand an <strong>de</strong>n Kühlschrank<br />

gelehnt und schaute angestrengt<br />

aus <strong>de</strong>m Küchenfenster.<br />

„Wenn du wüsstest“, sagte Clara erschöpft zu ihrer Tochter,<br />

„wie viele Jahre ich ihn habe ausre<strong>de</strong>n lassen. Und was hat<br />

es gebracht? Das Erbe seines Vaters hat er beinahe zerstört,<br />

die Fabrik, sich selbst auch, und wozu? Weil er Bio-Pommes-<br />

Automaten herstellen wollte. Damals hab ich ihn ausre<strong>de</strong>n<br />

lassen.“ „Mama, bitte!“ „Darf ich auch mal was dazu sagen?“,<br />

fragte H2O. „Wenn es sein muss“, antwortete Clara. „Ich<br />

komme mir hier gera<strong>de</strong> vor wie bei <strong>de</strong>r Inquisition, Clara“,<br />

fi ng H2O an. „Jaja, Henning, das ist wie<strong>de</strong>r einmal einer <strong>de</strong>iner<br />

lächerlichen Vergleiche.“ „Es ist doch wahr“, sagte Henning,<br />

„ich habe ja von vornherein keine Chance.“<br />

„Warum fangen wir <strong>de</strong>n Abend nicht noch mal von vorne<br />

an?“, schlug die Tochter vor. Clara schüttelte <strong>de</strong>n Kopf:<br />

„Wenn ich noch mal von vorne anfi nge, dann wür<strong>de</strong> ich das<br />

ohne Henning tun. Vielleicht wäre mein Leben dann etwas<br />

H 2O<br />

... spielt letzte Szenen einer Ehe<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, von seinen Mitarbeitern H2O genannt,<br />

zieht das zarte Wagyu-Rind seiner Ehefrau Clara vor. Das hat Konsequenzen.<br />

weniger unglücklich verlaufen.“ „Vielleicht“, schnaubte H2O,<br />

„vielleicht meines auch.“ „Ich gehe jetzt nach oben in mein<br />

Zimmer“, kündigte die Tochter an, „ruft mich doch, wenn das<br />

Fleisch fertig ist.“ „Nur über meine Leiche“, rief Clara, „danach<br />

stinkt die ganze Küche wie<strong>de</strong>r tagelang nach gegrilltem toten<br />

Tier.“ „Ach ja, und wenn sie tagelang nach faulen<strong>de</strong>m Obst<br />

riecht, dann ist das o.k.?“ „Sie riecht nur nach faulem Obst,<br />

weil <strong>de</strong>r faule Herr Henning sich weigert, Obst zu essen.“ „So<br />

ist das also. Ich soll Obst essen, aber du isst kein Fleisch. Deine<br />

Einseitigkeit, Clara, ist wirklich,<br />

äh, phänomenal.“ „Ach, ich bin<br />

also einseitig? Wer ist <strong>de</strong>nn hier<br />

<strong>de</strong>r Egoist? Weißt du, ich hab’s satt,<br />

Henning, einfach satt.“ „Was hast<br />

du <strong>de</strong>nn satt? Mein Geld auszugeben<br />

für irgendwelche Bil<strong>de</strong>r, die<br />

alle aussehen, als ob Kleinkin<strong>de</strong>r sie<br />

gemalt hätten? Ich selbst hab’s satt,<br />

Clara. Ich. Deine schlechten Launen,<br />

<strong>de</strong>in Genörgel, <strong>de</strong>in Gemüse,<br />

<strong>de</strong>ine Versuche, eine große Dame<br />

in <strong>de</strong>r Kunst zu wer<strong>de</strong>n.“<br />

„Was ist aus uns gewor<strong>de</strong>n, Henning?“,<br />

fl üsterte Clara. „Das ist mir<br />

jetzt auch wurst. Und noch was.<br />

Ich wer<strong>de</strong> Rin<strong>de</strong>r züchten, Wagyu-<br />

Rin<strong>de</strong>r. Hättest du mich ausre<strong>de</strong>n lassen, wüsstest du jetzt,<br />

was das ist. Mit dir o<strong>de</strong>r ohne dich.“ „Henning, das ist doch<br />

jetzt wohl einer <strong>de</strong>iner Scherze?“, fragte sie unsicher. „Nein.“<br />

„Dann“, sagte sie und holte tief Luft, „dann habe ich hier nichts<br />

mehr zu suchen.“<br />

H2O hörte die Tür ins Schloss fallen, und dann war sie weg. Er<br />

öffnete eine Flasche 96er Pommard, und als seine Wut einer<br />

Traurigkeit wich, versuchte er sich einzure<strong>de</strong>n, dass sie selbst<br />

schuld war. Gott, was ist bloß aus uns gewor<strong>de</strong>n, fragte er sich,<br />

und weshalb? Später kam seine Tochter in die Küche. „Wo ist<br />

Mama?“, fragte sie. „Weg.“ „Wie, weg?“ „Na, weg eben.“<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE: H2O sucht eine Assistentin für<br />

seine Rin<strong>de</strong>rzucht und führt Bewerbungsgespräche.<br />

66 ProFirma 12 2009<br />

Folge 20<br />

Illustration: Reinhold Harwath


Die Online-Messe für ERP-Software.<br />

,<br />

Veranstaltungsort:<br />

Golfplatz<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Montag, 16:12 Uhr<br />

Messe to Go<br />

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