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J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig

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BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

GEDRUCKT MIT FÖRDERUNG DER<br />

NORDDEUTSCHEN LANDESBANK<br />

GIROZENTRALE<br />

HAN NOVER - BRAUNSCHWEIG<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

BRAUN SCHWEl GIS CHES<br />

JAHRBUCH<br />

IM AUFTRAGE DES<br />

HRAUNSCHWEIGISCHEN GESCHICHTSVEREINS<br />

HERAUSGEGEBEN VON<br />

GÜNTER SCHEEL<br />

Der ganzen Reihe<br />

BAND 68<br />

1987<br />

Selbstverlag des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Ltd. Archivdirektor Dr. Günter Scheel, Wolfcnbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Tausch und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:<br />

<strong>Braunschweig</strong>ischer Geschichtsverein e. V.<br />

Tauschstelle<br />

3340 Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedt.:rsächsisches Staatsarchiv)<br />

ISSN 0068-0745<br />

Gedruckt in der Waisenhaus-Druckerei GmbH <strong>Braunschweig</strong><br />

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UNSEREM EHRENMITGLIED<br />

HERRN ARCHIVDIREKTOR I. R.<br />

DR. RICHARD MODERHACK<br />

DEM GESCHÄFTSFÜHRER DES BRAUNSCHWEIGISCHEN<br />

GESCHICHTSVEREINS VON 1949-1968<br />

ZUM 80. GEBURTSTAG AM 14.10.1987<br />

IN DANKBARKEIT GEWIDMET<br />

DER VORSTAND<br />

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Abbildung gegenüber der Widmung:<br />

Ölbild des Jubilars von Prof. Peter Voigt, <strong>Braunschweig</strong>, 1987<br />

ANSCHRIFTEN DER AUTOREN<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Annette von BÖtlicher, M. A., Königsworther Str. 10,3000 Hannover 1<br />

Dr. Helmar Härtel, Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel, Lessingplatz 1,3340 Wolfenbüttel<br />

Dr. Dieter Lent, Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttc1, Forstweg 2,3340 Wolfenbüttel<br />

Prof. Dr. Inge Mager, Abteilung für Niedersächsische Kirchengeschichte der Universität<br />

Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 2, 3400 Göttingen<br />

Dr. Ingrid Münch, Holzwiesenstr. 40, 8000 München 83<br />

Ingeborg Rüth, An der Haustatt 8, 3550 Marburg<br />

Dr. Ingeborg Schnack, Dürerstraße 31, 3550 Marburg<br />

Sibylle Weitkamp, Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel, Forstweg 2,3340 Wolfenbüttel<br />

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Inhalt<br />

Der Landfriede der Herzöge Wenzel und Albrecht von Sachsen und Lüneburg.<br />

Ein rechtsgeschichtliches Dokument des späten 14. Jahrhunderts<br />

von Ingeborg R ü t h ,Marburg ......................... 11<br />

Ein Lehnsregister Heinrichs von Bortfeld zu Oschersleben aus dem Jahre 1475n6<br />

von Annette von Bötticher, Hannover .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25<br />

Testament und Begräbnis der Herzogin Philippine CharIotte<br />

von <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (171Cr-1801).<br />

Ein Beitrag anläßlich des 200. Todestages ihres Bruders Friedrich des Großen<br />

von Dr. Ingrid Münch, München. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 51<br />

Stephan August Winkelmann (1780-1806). Philosoph, Poet und Arzt;<br />

Professor in <strong>Braunschweig</strong><br />

von Dr. Ingeborg Sc h n ac k , Marburg<br />

Kleinere Beiträge<br />

Ludolphus Borchdorp de Brunswik<br />

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von Dr. Helmar HärteI, Wolfenbüttel ............................ 113<br />

Das Testament des <strong>Braunschweig</strong>er Stadtsuperintendenten Martin Chemnitz (1522-15H6)<br />

von Prof. Dr. Inge Mager, Göttingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 121<br />

Miscellanea zum Thema Wilhelm Busch und Wolfenbüttcl.<br />

Ein unbekannter Brief Buschs an Archivdirektor Paul Zimmermann<br />

von Dr. Dieter L e n t , Wolfenbüttel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133<br />

Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte<br />

Bearbeitet von Sibylle Wei tkamp, Wolfenbüttel ..................... 141<br />

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83<br />

9


Chronik des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins vom Oktober 1986-<br />

Oktober 1987 ............................................. 197<br />

Verstorbene Mitglieder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200<br />

10<br />

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Der Landfriede der I Ierzöge Wenzel und Albrecht<br />

von Sachsen und Lüneburg<br />

Ein rechtsgeschichtliches Dokument des späten 14. Jahrhunderts<br />

Von<br />

Ingeborg Rüth<br />

I. Als Form rechtlich-politischer Auseinandersetzung war das Institut der Fehde ein<br />

Strukturelement mittelalterlicher Staatlichkeit. I) Erst der früh moderne Staat entzog,<br />

indem er das Gewaltmonopol beanspruchte und durchsetzte, dem Fehdewesen die Grundlage.<br />

Im hohen und späten Mittelalter wurde die Anwendung der Fehde als Rechtsmittel<br />

zunehmend festen Regeln unterworfen. Den einengenden Vorschriften wurde jedoch im<br />

14. und 15. Jahrhundert häufig nur zum Schein Genüge getan. Seit dem 14. Jahrhundert<br />

mehrten sich deshalb allgcmeine Vorbehalte gegen das Fehdewesen 2 ), danehen wuchs das<br />

Bemühen um eine wirksame Friedcnsordnung.<br />

Die Geschichte dcs mittelalterlichen Fehdewesens ist zugleich die Geschichte seiner<br />

Bekämpfung durch die Landfriedenshewegung.<br />

Friedenssicherung galt im Mittelalter als eine der vornehmsten Pflichten des Herrschers.<br />

Die deutschen Könige und Kaiser nahmen sich in wechselnder Intensität der Landfriedensbewegung))<br />

an, deren Hauptanliegen in der Tradition der Gottesfrieden 4 ) der<br />

1) Otto B ru n ne r: Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte<br />

Österreichs im Mittelalter. Nachdruck der 5. Auf!. Wien 1'165, Darmstadt 1984. S. 1-110, bes. S.<br />

106-110.<br />

2) Hans Patze: Grundherrschaft und Fehde. In: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter I.<br />

Hrsg. von dems. Sigmaringen 1983. (Vorträge und Forschungen, Hd. 27). S. 263--292. S. 279.<br />

3) Als Gesamtüberblick: E[kkehard] Kaufmann: Landfrieden I (Landfriedensgesetzgebung).<br />

In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hrsg. von Adalbert Erler und Ekkehard<br />

Kaufm an n. Bd. 2, Rcrlin 1978, Sp. 1451-1465. H[einz) Holzh auer: Landfrieden 11 (Landfrieden<br />

und Landfriedenshruch). Ehd., Sp. 1465-1485.<br />

4) Zur inhaltlichen Abgrenzung von Gottesfriede, Treuga Dei und Landfriede: Hartrnut H offman<br />

n: Gottesfriede und Treuga Dei. Stuttgart 1964. (Schriften der Monumenta Germaniae historica<br />

20). S. 3 ff.<br />

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11


Schutz wehrloser Personen und sakraler Einrichtungen war. S ) Durch den entstehenden<br />

Dualismus zwischen Reich und Territorien verringerte sich im späten Mittelalter - die entscheidende<br />

Zäsur liegt im ausgehenden 14. Jahrhundert - das Gewicht des Königtums als<br />

Garanten des Landfriedens. 6 ) Das königliche Friedensgcbot wurde in immer größerem<br />

Umfang durch Friedenseinungen in und zwischen den Territorien überlagert und abgelöst.<br />

Der Rückzug der Reichsgewalt aus der Friedenssicherung wirkte sich am stärksten im<br />

norddeutschen Raum aus. Hier übernahmen die Landesherren, denen die Friedenswahrung<br />

vorn König übertragen wurde, unter Einbeziehung der Städte Aufrichtung und<br />

Durchsetzungdes I .andfriedens in regionalen, territorieniibergreifenden Vereinharungen.<br />

Den weithin seIhständigen Städten konnte sowohl die Fehde als auch der Landfriede<br />

als wirksamstes Mittel zu ihrer Bekämpfung gefährlich werden. Wie die Fehde war auch<br />

der Landfriede von den Fürsten als territorialpolitisches Instrument einzusetzen, um die<br />

unabhängige Stellung der Städte zu untergrahen.?)<br />

II. Die Geschichte der welfischen Territorien im 14. Jahrhundert ist durch sich üherschneidende<br />

krisen hafte Entwicklungen gekennzeichnet. Wiederholte Landesteilungen<br />

begrenzten die wirtschaftlichen Ressourcen und politischen Möglichkeiten der einzelnen<br />

Linien des Welfenhauses. In ständiger Finanznot büßten die Herzöge wesentliche Hoheitsrechte<br />

ein. Trotz gelegentlicher Ansätze zur Herrschaftsintensivierung war die Stellung<br />

der welfischen Fürsten in den braunschweigisch-Iüneburgisehen Landen gegenüber Adel<br />

und Städten keineswegs dominant. Seit der Mitte des Jahrhunderts wurde zudem durch<br />

den Lüneburger Erbfolgestreit die dynastische Kontinuität im (Teil-)Herzogtum Lüneburg<br />

in Frage gestellt. R )<br />

In der von 1369 bis 1388 andauernden Auseinandersetzung, die ihren Ursprung in den<br />

Erbfolgeregelungen Herzog Wilhclms zu Lüneburg hatte, standen sich die das Erbe beanspruchenden<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Welfen und die vorn Kaiser belehnten askanischen Herzöge<br />

von Sachsen-Wittenberg gegenüber. Nach dem Tod Magnus' 11. karn es im Jahr 1373 aufgrund<br />

einer mit dessen Söhnen vereinbarten, die Erbfolge regelnde Sühne 9 ) zu einem vor-<br />

5) Joachim Ge rn hu ber: Die Landfriedenshewegung in Deutschland hiszum Mainzer Reichslandfrieden<br />

von 1235. Bonn 1952. (Bonner rechtswissenschaftliche Abhandlungen, H. 44). Heinz<br />

An ge r m eie r: Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter. München 1966.<br />

6) Erstmals zusammenhängend aufgezeigt von A nge rm eie r: Königtum und Landfriede.<br />

7) Vgl. Heinz Angermeier: Städtebunde und Landfriede im 14. Jahrhundert. In: Historisches<br />

Jahrbuch 76, 1957, S. 34--46. - Überflüssig hervorzuheben, daß das fürstliche Friedensrecht auch<br />

zur Domestizierung des Adels taugte.<br />

8) Hans Pa tze: Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert. In: Der deutsche Territorialstaat<br />

im 14. Jahrhundert II. Hrsg. von dems. Sigmaringen 1971. (Vorträge und Forschungen, Bd. 14).<br />

S. 7-99. - Zum Gang der Ereignisse ferner: Otto Ho ffm a n n: Der Lüneburger Erbfolgestreit. Phi\.<br />

Diss. Halle-Wittenberg 1896. Vgl. auch Ludwig Hänse I ma n n: Die Stadt und ihre Herren während<br />

der Jahre 1374 his 1388. In: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Bd.<br />

6: Die Chroniken der niedersächsischen Städte. <strong>Braunschweig</strong>, Bd. 1 [künftig zitiert: Ch. <strong>Braunschweig</strong><br />

1). Leipzig 1868, S. 410-459.<br />

9) Urkunden buch zur Geschichte der Herzöge von <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg und ihrer<br />

Lande. Gesammelt und hrsg. von H[ans) Sudendorf(künftigzitiert: Ub. Herzöge). TI. 4, Hannover<br />

1864, Nr. 351, S. 247 ff.<br />

12<br />

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läufigen Ausgleich zwischen Askaniern und Welfen. Offengehalten wurde indessen der<br />

Konflikt durch die aggressive Politik Herzog Ottos zu Göttingen, der sich als Vormund der<br />

Magnus-Söhne weiterhin gegen die sächsischen Herzöge stellte, wohl im Bestreben, sieh<br />

selbst die Herrschaft über den <strong>Braunschweig</strong>er Landesteil zu sichern .10)<br />

Das Wirken der Askanier im Fürstentum Lüneburg fand, sieht man von den Untersuchungen<br />

zum Erbfolgestreit ab, in der Forschung wenig Beachtung. - Überhaupt fehlt bis<br />

heute eine zusammenfassende Darstellung zur Geschichte der Herzöge von Sachsen-Wittenberg.<br />

lI ) Dieses Defizit ist wohl darin begründet, daß die ältere, dynastisch orientierte<br />

Landesgeschichtsschreibung Nicder- wie Obersaehsens die Herrschaft der Askanier lediglich<br />

als Episode betrachtete: als Zwischenspiel innerhalb der welfischen bzw. als Vorspiel<br />

zur wettinischen Herrschaft.<br />

In der Beurteilung der askanischen Regierung im Fürstentum Lüneburg gehen die<br />

Meinungen auseinander, es überwiegen jedoch insgesamt positive Würdigungen. Hervorgehoben<br />

wird vor allem die städtefreundliche Haltung der Herzöge l2 ) sowie ihr Bemühen<br />

um die Befriedung des Landes. Heinemann preist Albrecht in seinem aus <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Sicht geschriebenen Geschichtswerk gar als "festeste Säule des Friedens in den niedersächsischen<br />

Gegenden"I3). Dieses Urteil erfuhr - allerdings singulären - Widerspruch aus adliger<br />

Feder: Dem Freiherrn von Mandelsloh erschcint Albrecht geradezu als "Hindernis für<br />

den Frieden" und "Fricdensstörer"14).<br />

Dic Auffassungen Heinemanns und Mandelslohs lassen bei aller Divergcnz erkcnnen,<br />

daß die historische Bedeutung der askanischen } lerrschaft in Lüneburg nicht zulctzt in der<br />

Landfriedenspolitik der Herzöge begründet ist.<br />

10) Zu Person und Politik des Herzogs: Paul Ehrenpfordt: Otto der Quade, Herzog von<br />

<strong>Braunschweig</strong> zu Göttingen 1367-1394. Hannover 1913. (Quellen und Darstellungen zur Geschichte<br />

Niedersachsens, Bd. 29). Hier S. 46.<br />

11) Als "Desiderat der Wissenschaft" bezeichnet sie Wolf-Dieler Mo h rm a n n: Lauenburg oder<br />

Wittenberg? Zum Problem des sächsischen Kurstreits bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Hildesheim<br />

1975. (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen,<br />

Bd. 8). S. 1. Siehe auch Gerd Heinrich: Askanier. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 1, München,<br />

Zürich 1980, Sp. 1109-1112. - Nur bedingt brauchbarist die Abhandlung Georg von Hirsch felds:<br />

Geschichte der Sächsisch-Ascanischen Kurfürsten (1IXO-I422), ihre Grabstätten in der ehemaligen<br />

Franciscaner-Kirche zu Wittenbcrg, die Ueberführung ihrer Gebeine in die dortige Schlosskirche und<br />

die Stammtafeln ihres Geschlechts. In: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie<br />

12,1884, S. 215-368.<br />

12) Wilhelm Ha ve man n: Geschichte der Lande <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg. Bd. 1, Göttingen<br />

1853, S. 510. Hänselmann: Die Stadt und ihre Herren, S. 454.<br />

13) Otto von He inema n n: Geschichte von <strong>Braunschweig</strong> und Hannover. Bd. 2, Gotha 1886,<br />

S.I13.<br />

14) Werner Freih[err] von Mandelsloh: Aus der Regierungszeit des Herzogs Albrecht von<br />

Sachsen und Lüneburg. 1371-1385. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1909,<br />

S. 173-262 u. S. 353-397. S. 355 u. 384. - Mandclsloh als Sproß eines in dieser Zeit wegen fortwährenden<br />

Landfriedensbruchs belangten Adelsgeschlechts wirft Herzog Albrecht vor, den Landfrieden als<br />

Vehikel adelsfeindlicher "Gewaltherrschaft" mißbraucht zu haben. Ebd., S. 355.<br />

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13


BI. Die Forschungen zur Landfriedensbewegung in den welfischen Gebieten nehmen<br />

im Rahmen der Landesgeschichtsschreibung einen eher bescheidenen Raum ein. Stärkeres<br />

Interesse genießt allein die Sonderentwicklung der Lüneburger Sate l ') • Im übrigen gibt<br />

Angermeiers Standardwerk zu Königtum und Landfriede l6 ) den heutigen Kenntnisstand<br />

wieder.<br />

Daß die Erforschung des Gegenstands trotz Angermeiers überzeugender Synthese<br />

jedoch nicht als abgeschlossen geIten darf, belegen - neben munographischen Darstellungen<br />

Mohrmanns und Leists l7 ) - Ludger Tewes' Quellenpublikationen zum westfälischen<br />

Bereich I8 ). Die vorliegende Studie präsentiert ein bislang vernachlässigtes Dokument - es<br />

wird im Anhang erstmals ediert; damit ist bezweckt, die Stoffgrundlage für die Landfriedensgeschichte<br />

des ostfälischen Raums zu vermehren.<br />

IV. Im zweiten Gedenkbuch der Stadt Braunschwcig IQ ), in das der Gemeine Rat von<br />

1352 bis 1426 Informationen und Dokumente zu den Fehden der Stadt, aber auch zu deren<br />

sonstigen äußeren Angelegenheiten eintragen ließ, findet sich auf Blatt 25' die Abschrift<br />

einer Urkunde in mittelniederdeutscher Sprache mit der Überschrift: "Dit is de lantvredesbref".<br />

Die Abschrift ist unvollständig, es fehIt das Eschatokoll mit der Datierung. Als Aussteller<br />

der Landfriedensurkunde erscheinen die Herzöge Wenzel und Albrecht von<br />

Sachsen und Lünehurg. Dem Landfrieden der askanischen Herzöge ist auf der folgenden<br />

Seite (BI. 26) - ebenfalls ohne Datumsangabe - eine niederdeutsche Fassung des von Kai-<br />

I;) Klaus Fr i e dl a nd: Die "Sate" der hraunschweig-Iünehurgischen Landstände von 1392. Eine<br />

vergleichende verfassungsgeschichtliche Studie. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 91, 1954,<br />

S. 110-129. Patze: Die welfischen Territorien, S. 82-99.<br />

I") A nge rmeie r: Königtum und Landfriede (s. Anm. 5). - Für das späte 14. Jahrhundert ist<br />

auf Lindncrs Reichsgeschichte zurückzugreifen: Theodor Li nd ne r: Geschichte des deutschen Reiches<br />

vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts bis zur Reformation. Abt. 1: Geschichte des deutschen<br />

Reiches unter König Wenzel. Bd. I, <strong>Braunschweig</strong> 1875.<br />

17) Wolf-Dieter Mohrma n n: Der Landfriede im Ostseeraum während des späten Mittelalters.<br />

KallmünziOpf. 1972. (Regenshurger Historische Forschungen, Rd. 2). Winfried Leist: Landesherr<br />

und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter 1247-1349. Köln, Wien 1975. (Mitteldeutsche Forschungen,<br />

Bd. 77).<br />

IH) Ludger Tewes: Zu Teilnehmerkreis und Urkunde des westfälischen Landfriedens vom<br />

31. Oktober 1358. In: Soester Zeitschrift 94, 1982, S. 12-21. Ders.: Der westfälische Landfrieden vom<br />

7. Oktober 1387. In: Westfälische Zeitschrift 136,1986, S. 9-17. Dazu ders.: Westfälische Landfrieden<br />

im 14. Jahrhundert. Textfunde der Friedenshünde von 1358 Okt. 31 und 1392 Sept. 20. In: Rlätter für<br />

deutsche Landesgeschichte 121, 1985, S. 169-176. Ferner ders.: Der westfälische Landfrieden Kaiser<br />

Karls IV. von 1371, November 25, im Bocholter Privilegien- und Statutenhuch. In: Unser Bocholt 36,<br />

1985, S. 130-133. - Des weiteren ist zu verweisen auf Pfeiffers Edition und Studien zum Landfrieden<br />

in Franken: Ouellen zur Geschichte der fränkisch-hayerischen Landfricdensorganisation im Spätmittelalter.<br />

Bearb. v. Gerhard Pfeiffer. München 1975. (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte,<br />

Bd. 69Neröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe 2, Bd. 2).<br />

Ders.: Die königlichen Landfriedenseinungen in Franken. In: Der deutsche Territorialstaat im<br />

14. Jahrhundert 11 (wie Anm. 8), S. 229-253.<br />

19) Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong>: B I 2: 2. - Auszüge aus dem zweiten Gedenkbuch wurden unter<br />

dem neugeschaffenen Titel "Fehdebuch" von Ludwig Hänselmann in den "Chroniken der deutschen<br />

Städte" herausgegeben (Ch. <strong>Braunschweig</strong> 1, S. 11-120).<br />

14<br />

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len 30 ) ausrichtete. Dessen Schutz- und Strafbestimmungen sollten künftig auch im Lüneburger<br />

Land zur Anwendung kommen. Den Herzögen wurde überdies gestattet, weitere<br />

Herren und Städte in den Frieden aufzunehmen. 31 ) Am 28. November 1382 leistete der<br />

Gemeine Rat von <strong>Braunschweig</strong>, Parteigänger der Askanier 32 ), in Gegenwart des Landvogts<br />

Lamhert von AIden den Eid auf den herzoglichen Landfrieden. 33 ) Dieser Vorgang<br />

belegt, daß die Herzöge das verliehene Recht im Herbst 1382 nutzten. Wurde der Landfriede,<br />

wie er uns erhalten ist, also zwischen dem 25.7. und dem 28. 11. 1382 erlassen?<br />

Beim Vergleich des königlichen Privilegs mit dem im zweiten Gedenkbuch überlieferten<br />

Text fällt auf, daß letzterer neben einigen Umstellungen auch zahlreiche Bestimmungen<br />

aufweist, die durch ersteres nicht gedeckt sind. Diese Beohachtung läßt es fraglich<br />

erscheinen, ob es sich bei unserem Stück um den im Herhst 1382 von den Herzögen gehotenen<br />

Landfrieden handc\t.<br />

Am 6. Januar 1383 gestattete der König 34 ) den Askaniern, das ihnen im Vorjahrverliehene<br />

Friedensrecht bei Bedarf zu verbessern. 35 ) Damit wurde eine Fortentwicklung der<br />

Friedensordnung ermöglicht. 36)<br />

Auf einem Tag zu <strong>Braunschweig</strong> im Februar 1384 beschlossen Vertreter von acht sächsischen<br />

Städten 37 ) eine Bittschrift an den König, in der sie um eine konkrete Verbesserung<br />

des Friedens, den Wenzel "ichteswelken heren in deme lande to Sassen" gegeben habe,<br />

nachsuchten; sie forderten einen eigenen, für die Städte zuständigen Landrichter sowie das<br />

Recht, die Bürger vor dem Landfriedensgericht durch Ratsangehörige oder einen Anwalt<br />

vertreten zu lassen. 38 ) Am 14. Fehruar des gleichen Jahres vereinbarten Fürsten, Herren<br />

3


VI. Auf die Diskrepanz zwischen dem königlichen Privileg und dem vorliegenden<br />

Landfriedenstext wurde bereits verwiesen. Die Bestimmungen des letzteren sind zum großen<br />

Teil nicht aus ersterem herzuleiten; sie müssen also aus anderer Quelle stammen.<br />

Bevor wir die Herkunft des Textes erörtern, sei dessen Inhalt zur besseren Übersicht<br />

in Stichworten skizziert. Der Landfriede enthält - der Reihenfolge der (Sinn-)Abschnitte<br />

nach - Ausführungen zu den Bereichen:<br />

- Schutz kirchlicher Einrichtungen sowie nicht wehrfähiger Personengruppen,<br />

- Schutz frei laufender Pferde,<br />

- Schutz landwirtschaftlicher Gespanne,<br />

- Abfuhr fremden Holzes,<br />

- Absagcfrist, Absagepflicht,<br />

- Wiedergutmachung unbeabsichtigter Schäden, Beweisverfahren (Eide),<br />

- Verfahren bei handhafter Tat,<br />

- Recht der Klage, Recht der Verteidigung,<br />

- freies Geleit,<br />

- Ersatz für Kriegsschäden ,<br />

- Maßnahmen zu Ergreifung Verurteilter: Bclagerung, Kopfgeld,<br />

- Pflicht zum Schwur auf den Landfrieden,<br />

- Vorgehen bei Angriffen auf geschützte Personen,<br />

- Veröffentlichung der Urteile.<br />

Mit dem Privileg korrespondieren nur die Anordnungen über die zu schützenden Personen<br />

und Objekte. Die allgemeinen Strafbestimmungen werden als bekannt vorausgesetzt.<br />

44 ) Neu hinzugekommen sind detaillierte Anweisungen zur gerichtlichen Verfolgung<br />

von Verstößen gegen den Landfrieden.<br />

VII. Angesichts der ins einzelne gehenden Regelungen (und gewisser inhaltlicher<br />

Ungereimtheiten) stellt sich beim Lüneburger Landfrieden - wie stets bei mittelalterlichen<br />

Texten - die Frage nach möglichen Vorbildern des Ganzen oder seiner Teile.<br />

Das den Herzögen von Sachsen und Lüneburg verlichene Friedensrecht nahm - wie<br />

erwähnt - den kaiserlichen Landfrieden für Westfalen auf. Dessen Geltungsbereich wurde<br />

gewissermaßen auf den ostfälischen Raum ausgedehnt. So kann es letztlich nicht verwundern,<br />

daß auch der askanische "Landfriedensbricf" in den Friedensordnungen Westfalens<br />

vorgebildet ist. Ihm dienten als Vorlagen - dies ergab der Vergleich mit westfälischen<br />

Zeugnissen - das Regelwerk eines Landfriedens von 1374 45 ) sowie (zusätzliche) Einzelbe-<br />

""') ,,[ ... 1 unde men scal denne mit Öme varen, alse unses heren, des rÖmesehen konninges, href<br />

utwiset, den he uns uppe den vrede ghegheven heft."<br />

45) 1374 Mai 3. Beteiligte: Bischöfe von Münster und Paderborn, Graf von der Mark, Städte<br />

Soest, Münster, Osnahrück und Dortmund. - Druck: Dortmunder Vh. 2, 1, Nr. 45, S. 35 ff. Vgl.<br />

Anm.50.<br />

IR<br />

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stimmungen von 1379/8()4t». Letztere betreffen lediglich den Schutz landwirtschaftlicher<br />

Gespanne und die Abfuhr fremden Holzes.<br />

Dieser Sachverhalt macht es erforderlich, in gebotener Kürze auf die Verhältnisse im<br />

westfälischen Raum einzugehen. Trotz (oder aufgrund) starker politischer Aufladung zei­<br />

tigte die Landfriedensbewegung in Westfalen beispielgebende organisatorische Leistungen.<br />

Aus dem Mit- und Gegeneinander der Territorien entstanden Friedensordnungen verschiedener<br />

Reichweite, Friedensbündnisse wurden nachgerade zu einer festen EinrichtungY)<br />

Auf das Privileg Karls IV. von 1371 48 ) antwortete eine rege Friedenspolitik. Allein<br />

in den Jahren 1372-1376 wurden von Fürsten und Städten vier diesbezügliche Übereinkünfte<br />

getroffen. 49) Freilich griffen die Vereinbarungen - so auch der obengenannte Landfriede<br />

von 13745() - wieder auf frühere Regelungen zurück.sl ) Damit entfernten sie sich<br />

aber sukzessive vom Kaiserrecht. In der Diskontinuität der Entwicklung wird die Eigendynamik<br />

der westfälischen Landfriedensbewegung deutlich. 52)<br />

In den frühen 80er Jahren wurden im Bereich der Landfriedenspolitik engere Kontakte<br />

zwischen Westfalen und den welfischen Landen geknüpft. Auslösend wirkte die von<br />

der Reichsspitze vorgenommene Übertragung des westfälischen Friedensrechts. In der<br />

Bittschrift der sächsischen Städte an König Wenzel heißt es, daß die Herren und Städte zu<br />

Westfalen die Bittsteller kraft königlichen Gebots in den westfälischen Landfrieden aufgenommen<br />

hätten, "des sulven vredes mit 5n tb brukende·'.5J) Am 6. Januar 1383, zugleich<br />

mit seinem zweiten Friedensprivileg für die Askanier, gebot der König dem Kölner Erzbi-<br />

4Ii) Die ergänzenden Vereinharungen sind - zusammen mit dem Landfrieden von 1374 (!) -<br />

ahschriftlich in einem Stadthagcner Amtshuch üherliefert. Druck: H[ubert) Ermisch: Ueber eine<br />

Stadthagener Statutenhandschrift des 14. Jahrhunderts. In: Archivalische Zeitschrift 8, 1883,<br />

S. 202-224. S. 203 f. Vgl. auch Theodor Lindner: Die Veme. Münster, Paderborn 1888. S. 453.<br />

47) Grundlegend: Ernst Rock: Der Kampf um die Landfriedenshoheit in Westfalen und die<br />

Freigerichte bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte.<br />

Germanistische Abteilung 48, 1928, S. 379-441. Vgl. auch Gerhard Pf ei ffe r: Die Bündnisund<br />

Landfriedenspolitik der Territorien zwischen Weser und Rhein im späten Mittelalter. In: Der<br />

Raum Westfalen. Bd. 2, n. 1, hrsg. von Hermann Au bi n und Franz Petri, Münster 1955, S. 79-137.<br />

Ludger Tewes: Zwischen Köln und Münster. Kooperation und politische Interaktion im 14. Jahrhundert.<br />

In: Soester Zeitschrift 97,1985, S. 29-41.<br />

48) Siehe Anm. 30.<br />

49) 1372: Dortmunder Ub. 2, 1, Nr. 7, S. 9 ff.; 1373: ebd., Nr. 41, S. 32 ff.; 1374 (siehe Anm. 45);<br />

1376: Urkundenhuch der freien Reichsstadt Dortmund. Abt. 2, [hrsg.) von A[nton] Fahne. Neudruck<br />

der Ausgabe Köln 1857, Aalen 1974. (Ders.: Die Grafschaft und die freie Reichsstadt Dortmund.<br />

Bd. 2, Abt. 2). Nr. 426, S. 149 ff.<br />

SO) Dessen Inhalt referieren: Suden dorf in: Ub. Herzöge 6, S. IX f., Lindner: Geschichte<br />

des deutschen Reiches, S. 305-307. Zur Interpretation des Dokuments: Bock, S. 422 f., Angermeier:<br />

Königtum und Landfriede, S. 236.<br />

51) Besonders der Friede von 1365 wurde herangezogen. Druck: Dortmunder Ub., Bd. 1,2,<br />

bearb. von Kar! Rübel. Dortmund 1885, Nr. 794, S. 583 ff. Vgl. Bock, S. 422.<br />

52) Aus den Landfrieden der 70er Jahre wurden im übrigen einige Bestimmungen später wiederaufgenommen,<br />

so etwa im Frieden von 1385. Druck: Franz Dominikus Häberlin: Analecta medii<br />

aevi [ ... ). Nürnberg, Leipzig 1764, Nr. 37, S. 344 ff.<br />

53) StadtA <strong>Braunschweig</strong>: B 1 2: 1, BI. 62'. eh. <strong>Braunschweig</strong> I, S. 88.<br />

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schof, sich mit den sächsischen Herzögen über die wechselseitige Gültigkeit von Landfriedensurteilen<br />

in ihren Friedensbezirken zu verständigen. 54 ) In der Einung vom 14. Februar<br />

1384 wurde Herzog Albrecht aufgetragen, von Herren und Landvögten in Thüringen und<br />

Westfalen eine Rechtsbelehrung zur Stellung der Kaufleute im Landfrieden einzuholen. 55 )<br />

Im Rahmen dieser Zusammenarbeit mag es auch zur Weitergabe der westfälischen Regelungen<br />

von 1374 und 1379/80 gekommen sein.<br />

Die übernommenen Texte wurden einer sprachlichen und inhaltlichen Redaktion<br />

unterzogen. Durch Austausch der Formalien (Aussteller, Rechtsgrundlage) aktualisierte<br />

man die Vereinbarungen von 1374. Aus einem von Fürsten und Städten geschlossener Vertrag<br />

wurde ein herzoglicher Erlaß. Im Gegensatz zur Vorlage erhielt die adlige Gefolgschaft<br />

der ,Herren' ein Mitspracherecht in Landfriedenssachen. Insoweit trägt der "Landfriedenshrief"<br />

der andersartigen politischen Kräfteverteilung im ostfälischen Raum Rechnung.<br />

- Ansonsten sind die westfälischen Dokumente 56 ) weitgehend wortgetreu ins Ostfälische<br />

übertragen.<br />

Der Landfriede der Herzöge Wenzel und Albrecht ist mithin ein Zeugnis für die<br />

inhaltliche wie sprachliche Adaption genuin westfälischen Friedensrechts im ostfälischen<br />

Raum.<br />

VIII. Die inhaltliche Würdigung des "Landfriedensbriefes" hat vom westfälischen<br />

Entstehungszusammenhang auszugehen. In dieser Hinsicht müssen wir uns darauf<br />

beschränken, die Ergebnisse der einschlägigen Forschungen anzudeuten. - Bock wie<br />

Angermeier57) sehen in den Vereinbarungen von 1374 einen wesentlichen Schritt hin zur<br />

"Territorialisierung des Landfriedens"5R). In der Tat wurde keine einungsmäßige Obergewalt<br />

geschaffen; die Friedenswahrung ist vornehmlich dem Landvogt 59 ) anvertraut, dessen<br />

Position jedoch unklar bleibt. Wenn mehrere von den Fürsten eingesetzte Landvögte<br />

nebeneinander amtierten, wäre dies ein Indiz dafür, wie die Landesherren "das Kaiserrecht<br />

zu ihrem Vorteil umzubiegen [ ... ] verstanden"60).<br />

Welche Bedeutung kommt nun dem aus Westfalen übernommenen Landfrieden der<br />

Herzöge Wenzel und Albrecht zu?<br />

fert.<br />

Durch die königliche Verleihung des Friedensrechts 61 ) an die askanischen Herzöge<br />

54) Ub. Herzöge 6, Nr. 32, S. 26.<br />

55) StadtA Braunsehweig: 8 12: I, BI. 63'. eh. <strong>Braunschweig</strong> 1, S. 90.<br />

56) Die Bestimmungen von 1379/80 sind allerdings ehenfalls nur in ostfälischem Dialekt überlie-<br />

57) Siehe Anm. 50.<br />

58) Angermeier: Königtum und Landfriede, S. 236.<br />

59) Der Urkunde ist nicht zu entnehmen, oh einer oder mehrere Landvögte aufgestellt werden<br />

sollten. Vgl. Boc k, S. 421, Anm. 1 u. S. 423.<br />

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wurden diese zum Hegemon des Landfriedens im ostfälisehen Raum. 62 ) Im Verlauf des<br />

Lüneburger Erbfolgestreits brachten die Jahre 1382-1385 freilich keine militärische<br />

Zuspitzung, die allein schon eine herLOgliche Friedensinitiative zwingend erfordert hätte.<br />

Zur Polarisierung der politischen Kräfte trug jedoch ein Ereignis des Jahres 1381 bei: der<br />

spektakuläre Übertritt der Stadt <strong>Braunschweig</strong> aus dem Bündnis mit Otto zu Göttingen auf<br />

die Seite der Lüneburger Herzöge. 63 ) Damit bot sich den Askaniern die Chanee der politischen<br />

Einflußnahme, vielleicht aueh des direkten Zugriffs (4 ), auf eine der bedeutendsten<br />

Positionen in dem den Welfen verbliebenen Landesteil.<br />

Durch die Ausübung der Friedensgewalt konnten die Lüneburger Herzöge ihre landesherrlichen<br />

Befugnisse erheblich erweitern. Der von Wenzel und Albrecht erlassene<br />

"Landfriedensbricf" in seiner überlieferten Form taugte - folgt man Bocks Interpretation<br />

der westfälischen Vorlage von 1374 - durchaus zum Instrument fürstlicher Machtpolitik.<br />

Das auf die Bestimmungen des Landfriedens gestützte Vorgehen gegen renitente Adlige 65 )<br />

brachte nicht nur eine - besonders von den Städten begrüßte - innere Befriedung des Landes,<br />

sondern diente auch der Befestigung und dem Ausbau der Landesherrschaft. Durch<br />

korporative Interessenvertretung suchten die sächsischen Städte (und Bischöfe) ihre unabhängige<br />

Stellung zu behaupten,6ll) Blieb doch der Geltungsbereich des herzoglichen Landfriedens<br />

keineswegs auf das Fürstentum Lüneburg beschränkt. Im Jahr 1385 wurde er in<br />

königlichen Urkunden als gemein-"sächsisch" bezeiehnet. 67 ) Die Gesamtwirkung der<br />

askanischen Landfriedenspolitik sollte allerdings auch nicht überschätzt werden.<br />

Dem Lüneburger Landfrieden war eine nur kurze Geltungsdauer beschieden. Im<br />

März 1387 widerrief der König das westfälische Friedensrecht von 1371 68 ) und entzog damit<br />

auch der herzoglichen Friedenssetzung die Reehtsgrundlage. Auf jeden Fall verlor diese<br />

ihre Gültigkeit im Jahr 1388 mit dem Ende der askanischen Herrschaft im Fürstentum<br />

Lüneburg.<br />

Fragen wie zuletzt nach der Bedeutung des Lüneburger Landfriedens für <strong>Braunschweig</strong>!<br />

- Angesichts heftiger Befehdung durch den Göttinger Herzog und dessen Gefolge<br />

bestand für die Stadt ein elementares Bedürfnis, in den Landfrieden der Lüneburger Herzöge<br />

aufgenommen zu werden. In der Folge war der <strong>Braunschweig</strong>er Rat bestrebt, dieses<br />

durchaus taugliche Instrument gegen die Schädiger der Stadt einzusetzen. Der Verwendung<br />

des Instruments gegen die Stadt selbst suchte man durch rechtlich-politische Siche-<br />

62) Allerdings nahm auch Herzog 0110 zu GÖllingen unabhängig von den Lüneburger Widcrsachern<br />

den westfälischen Landfrieden an. Dazu: Sude ndorf in: Ub. HerLöge 6, S. X f.<br />

6.1) Hä nse Ima n n: Die Stadt und ihre Herren, S. 437 ff.<br />

64) Zur Erhärtung dieser Vermutung bedarf es einerdetaillierten Untcrsuchung der askanischen<br />

Maßnahmen gegenüber der Stadt <strong>Braunschweig</strong>.<br />

65) Heinemann,S. 112.<br />

M) Vgl. Ch. <strong>Braunschweig</strong> 1, S. 87-90, S. 97.<br />

67) Ub. Herzöge 6, NT. 114-116, S. 125 f. Vgl. Sudendorf, ebd., S. Xc. - Der herzogliche<br />

Landvogt, Lambcrt von AIden, nannte sich selbst "Iantfoget 10 Sassen". Ch. <strong>Braunschweig</strong> 1, S. 83 f.,<br />

Anm.6.<br />

68) Rta. 1, Nr. 298, S. 538.<br />

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ungen vorzubeugen. Diesem doppelten Interesse verdanken wir es wohl, daß uns der<br />

Landfriede der Herzöge Wenzel und Albreeht in einem <strong>Braunschweig</strong>er Amtsbuch über­<br />

liefert ist.<br />

Text des Landfriedcnsbricfs*<br />

Dit is de lantvredesbref<br />

We Wenslaus a)unde Alhreehta), van goddes gnaden hertoghen to Sassen unde tn Luneborch'),<br />

bekennen vor us, vor use erven unde vor use nakomelinge, hertoghen to Luneborch,<br />

dat we sint overeyn gedraghen na dem rechte unde gnade, dat de allerdorlucht vorste,<br />

unse Icve gnedeghe here, her Wenslaus, romesche konningk unde konningh tg Behem<br />

2 ), uns, unsem lande t8 Lunehoreh, unsen h ) mannen, unsen steden darsilves unde wene<br />

we darin nemet c ) na rade unser man, de in unsem rade sint, umme godde unde woldat heft<br />

ghegheven 1 ).<br />

Also dat vortmer na disser tid alle d)kercken unde kerchÖve, alle huslude d ), Öre lif<br />

unde Öre gUt daruppe velich wesen scolen, alle koplude unde alle pelegrime, tHe lif unde<br />

Öre gut uppe der straten vclich scullen wesen ane arghelist unde underseheyt, men orleghe<br />

dte nicht, mit beholtnisse c ) dn heren herlicheyt unde rechte, na utwisinge unscs heren,<br />

des roymeschen konninghes, breve, den he uns tof) den vrede ghegheven heft). Ok scullen<br />

alle wilde perde velich sin. Ok scullen alle ployghe unde egheden unde tHer iowelk bysundem<br />

mit twen knechten unde perden efte ossen, de darane efte umme arbeyden, uppe dem<br />

ackere unde weghe ut unde t8 hus velieh wesen ane arghelist unde underscheyt, men or­<br />

Ieghe efte nieht. Ok en seal neymant dem anderen sin holt aff6ren mit vorsate. Wcnne kan<br />

we deme anderen holt nedderhXwen unde dat led t8 der sulven tid enwech voyren, dat<br />

mach he dgn.<br />

Ok we des anderen vyent wesen wcl, de vrUnscop mit Öme had heft, de seal dat Öme<br />

kuntliken tovoren wetten laten van eyner tid t8 der anderen, also dat eyn da eh unde eyn<br />

nacht vorghan sy, eyr dcnne he bme yennighen scaden d8. Ok en seal neyment dem anderen<br />

seaden dgn an name eder an brande, de vrunscop mid Sme ghehat hedde, he ne bewarde<br />

sek, alse vorscreven iso<br />

• Textgrundlage: Stadtarchiv Braunsehweig: B 12: 2 (zweites Gedenkbuch), BI. 25' (S. 50). Abweichungen<br />

vom Wortlaut des westfälischen Landfriedens von 1374 (Druck: Dortmundcr Vh. 2, I,<br />

Nr. 45, S. 35 ff.) sind nur insoweit angemerkt, als es sich um offensichtliche Textverderbnisse handelt.<br />

1) Wenzel, Kurfiirst, Herzog von Sachsen(-Wittenherg) und Lünehurg; Alhrecht. Herzog von<br />

Sachsen (-Wittenberg) und Lüneburg.<br />

2) Wenzel, römischer König.<br />

3) Landfriedensprivileg König Wenzels für die Herzöge Wenzel und Alhrecht von Sachsen und<br />

Lünehurg vom 25. Juli 13R2. NIIStA Hannover: Celle Or. 8, Nr. 244. Druck: Vb. Herzöge 0,<br />

Nr. 13, S. 12 ff.<br />

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Unde weret, dat det yement vorhreke ane vorsate unde arghelist, dat hc war maken<br />

weIde over de hilghen, dat he dat ane vorsate hedde dan sunder arghelist, de sc al dat wedderdi1n,<br />

wenne he darumme anghesproken wert, bynnen den neghesten verteynnachten,<br />

de de volghet na der ansprake, unvortoghert, unde scal deme kleghere wedderd8n alse<br />

vcle, alse he over de hilghen heholden wel, mit rede me ghelde edcr mit der ware, de he flme<br />

ghcnommcn heft. Id en were, dat de yenne, de anghesproken w8rde van dem kleghere,<br />

sesse to sek hedde unverlegheder man, de den vrede ghesworen hcdden, de dat mid Öme<br />

over de hilghen sweren weIden, dat he dertichte unde der name unsculdich were; dat scolde<br />

de kleghere van Öme nemen. Were aver, dat de anghesproken worde, de dersesse nicht en<br />

hedde, alse vorscreven is, so mochte de k1cghere twe tg sek nemen, dc den vrede ghesworen<br />

heddcn, unde sweren over de hilghen, dat 8me de dat unde schade van Öme gheschen sy;<br />

unde darmede scolde de der handelinghe vorwunen wesen in allen richten, unde men scal<br />

den ne mit Sme varen, alse unses heren, des r5meschen konninges, brcf utwiset, den he uns<br />

uppe den vrede ghegheven heft 3 ). Were ok, dat we angesproken worde mit blickendeme<br />

efte up dem g) blickenden schine, likewol scal de kleghere, dcme de scade gheschen is, twe<br />

to sek nemen, de den vrede gcsworen hehhen, unde sweren over de hilghen, dat de handedege<br />

6me den scaden gedan hehhe, unde dar en scolde de hantdedege neyne unscult vore<br />

dgn.<br />

Were ok, dat we den anderen verclaghen weide unde laden 5n vor den lantvoget,<br />

deme en darf de lantvoget nicht richten, he en hehbe erst den lantfrede gesworen hat eyr<br />

der lid, dat 8me de schicht ghescheghe, dar he den anderen umme verclaghen wel. Unde<br />

dat scal he bewisen mid dem lantvogede edder mit dem amptmanne, dar he under beseten<br />

is, edder mit dem borgermestere, dar he in der stad beseten iso Were ok, dat we geladen<br />

worde vor den lantfoghet, den me verclaghen unde verwynnen weIde unde de sek verantworden<br />

weIde, de scal dat bewisen mit dem lantfogede edder mit dem amptmanne, dar he<br />

under beseten is, edder mit dem borgermestere, dar he in der stad beseten is, - Q) eer der<br />

tiid, dat de schicht gescheghe, dar me Sn um me verclaghen unde verwynnen wel.<br />

Ok wene me van des vredcs wege ne verboden wel, deme schal me de sake ktlndegen,<br />

dar me one umme verbodet, unde schal syn velich wente uppe de stede, dar he verhodet<br />

wert, unde weder van der stede eynen dach unde eyne nacht vor dem jennen, van des<br />

wegene he verbodet wert, he werde verwunnen edder nicht.<br />

Were ok, dat de heren to velde toghen ofte leghen, scheghe van on schade, dat schal<br />

de hantdedeghe entrichten van vredes weghene ofte de here, mid deme he dar were, de<br />

scholde dat entrichten van ere wegene unde nicht van vredes wegene.<br />

Were ok, dat de vorwtinnen worde, de-de eghene slot hedde in desser heren lande ofte<br />

slot gheweddet hedde darinne edder darhy, we den hovede eder husede, dar schal me vore<br />

stallen, wan de lantfoghet dat esschet na rade der heren unde orer truwen man, de in orem<br />

rade sint, unde der stede; dat schal scheen na mantal, alse me plecht den lantfrede to holdende.<br />

Were ok, dat eyn vredebrekcr, de vorwunnen were, dat land rtlmede ofte bynnen<br />

dem lande bleve, so schal me setten uppe den vredebreker eyn geld eyndrechtliken, dat<br />

schal don de lantfoghet mid rade der manschop, de in der heren rade sint, unde der stede,<br />

unde dusset schal scheen alsem deme lantvogede unde den mannen unde den steden gud<br />

unde nUtte dUngket.<br />

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Ok so seullen alle, de in desser heren lande beseten sint, heren, riddere, knechte,<br />

amptlude, stede unde alle undersaten dessen vrede sweren. We des nicht en wolde, over<br />

den schal men richten unde deme neyn gherichte d8n. Utghesecht kopman unde pelegrimen<br />

uppe der straten unde d)husman, syn liff unde syn gud in kerken unde uppe kerchovend),<br />

de schuHen sunder underscheyde vrede hebben, alse vogescreven is unde unses heren,<br />

des romeschen koninges, brefP) utwysed. Were ok, dat jenich d)kopman edder pelegrimme<br />

anghegrepen worden - ß) in kerken efte uppe kerchoven d ), welker over de hilghen<br />

beholden weIde, dat he pelegrimme, kopman off te husman were, den schal me mid der<br />

have unghehindert laten. Unde desse sake vorgescreven schal me rechtfferdighen vor dem<br />

lantffogede. Mach me aver des lantffogedes nicht hebhen, so schal me dat reehtfferdighen<br />

in des heren lande vor dem amptmanne, in des ampte de schade gheschen were.<br />

Vortmer weret, dat jement vorwunnen worde vor dem lantfogede eder vor eynem<br />

amptmanne, alse vorscreven is, dat scal de lantffoget edder de amptman, dar dat vor gescheen<br />

is, unvertoghert to wethende don aller heren manscop in der heren rade unde Ören<br />

steden, de in dem vrede beseten synt, unde de schuHen dar truweliken unde sunder arghe­<br />

Iist todon unde deme vredebrekere volghen na utwisinge unses heren, des romischen konninges<br />

3 ), unde der heren breve, de se up dessen frede gegheven hebhet.<br />

Vortmer weret, dat dessen vorscrevenen heren jemet nStte dÜchte in dessen vrede to<br />

nemende, et were eyn here ofte eyn stad, de moghen eyn transfix dor de breve, de upp<br />

dessen vrede gheven, inhengen unde loven unde sweren aHe desse vorscrevene artekile to<br />

holdende in aller wiis, alse desse hrcff unde alle andere breve, de up dessen vrede gheven<br />

sin, inneholden, dat de in aller macht sunder argelist bliven schullen stede unde vast, alse<br />

vorscreven iso To tughen alle desser vorscrevenen artikele unde punete, uppe dat de stede,<br />

eweliken ullvorhroken bliven, so hebben we, Wentzlaus unde Albreeht, hertogen to Sassen<br />

unde Luneboreh l ), unse ingesegele witliken an dcs[se]n h ) brcff gehenget.<br />

Textkritischer Apparat<br />

a)_a) von gleicher Hand über der Zeile nachgetragen<br />

b) davor gestrichen: uns<br />

c) dahinter gestrichen: mit rade<br />

d)_d) Unterstreichung mit roter Farbe (durch Hänselmann?)<br />


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Ein Lehnsregister Heinrichs von Bortfeld zu Oschersleben<br />

aus dem Jahre 1475/1476<br />

Von<br />

Annette von Boetticher<br />

Bei dem Lehnregister Heinrichs von Bortfeld aus dem Jahre 1475176 1 ) handelt es sich<br />

um die früheste erhalten gebliebene Lehnsaufzeichnung innerhalb des Bortfeldschen<br />

Familienarchivs, das sich heute im Staatsarchiv Wolfenbüttel befindet. Durch welche<br />

Umstände das ArchivmateriaF) dorthin gelangt ist, läßt sich nicht sicher feststellen. Der<br />

Vermerk P. Zimmermanns auf dem Vorsatzblatt des Registers: "Geschenk des Freiherrn<br />

von Cramm auf Sambleben. 1893" läßt aber darauf schließen, daß das die braunschweigischen<br />

Lehen betreffende Schriftgut der Herren von Bortfeld nach deren Aussterben im<br />

Jahre 1685 an ihre Lehnsnachfolger, die Herren von Cramm, gelangt ist, die es dann dem<br />

Wolfenbütteler Archiv übergaben.<br />

Die Herren von Bortfeld nannten sich nach dem gleichnamigen Ort Bortfeld ca. 10 km<br />

westlich von <strong>Braunschweig</strong>, wo sie ihren Hofl) westlich der Dorfkirche gehabt haben sollen.<br />

Urkundlich erwähnt wird dieser Ort erstmals im Jahre 1187. 4 ) Johannes Letzner<br />

schreibt zwar in seiner "Dasselischen und Einbeckischen Chroniea", daß "das Dorff Bortfeldt<br />

allbereit Anno 1056 zur zeit Keyser Heinrich des 3. im Gebrauch gewesen ist"5), kann<br />

dafür aber keine Belege liefern. Die genannte Niederadelsfamilie tritt urkundlich zum<br />

ersten Mal in einer am 20. April 1169 in Gittelde ausgestellten Urkunde Heinrichs des<br />

Löwen hervor. 6 ) Als Zeuge wird dort nach dem hildesheimischen Dienstmann Dietrich<br />

von Saldern ein "Bertholdus de Bortvelde" erwähnt. Seine welfische Dienstmannschaft ist<br />

damit noch nicht nachgewiesen, doch werden seine Söhne als Vertreter der welfischen<br />

Ministerialität urkundlich ausdrücklich aufgeführt.?) Wie aus dem Lchnregister Luthards<br />

1) Nicdersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel (künftig: StA Wo) VII A Hs 93.<br />

2) StA Wo VII A Hs 93-99. - Ebd. 67 Crk v Bortfeld.<br />

3) W. Born sted t, Das braunschweigische Dorf Bortfeld und seine bäuerlichen Baudenkmäler,<br />

1969.<br />

4) E. Hundertmark, Bortfeld, in: NArchNdSachs 12, 1963, S. 282.<br />

5) J. Letzner, Dasselische und Einbeckische Chronica, Erfurt 1596, S. 191.<br />

6) Die Urkunden Heinrichs des Löwen, bearb. v. K. Jordan, Nachdr. 1957-60, Nr. 80.<br />

7) Origines Guelficae, hg. von ehr. L. Scheidt 3,1740, S. 710.<br />

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von Meinersen (um 1226) hervorgeht, besaß Berthold von Bortfcld zusammen mit Roderieh<br />

von Loehtum 6 Lot am Goslarer Vogteigcld. R ) Die Gemahlin jenes Berthold, Irmgard<br />

wurde im Stift Steterburg begraben. Ihre Söhne Dietrich und Ludolf stifteten im Jahre 1187<br />

zu ihrem Jahrgedächtnis die Einkünfte einer Hufe in Timmerlah. 9 )<br />

Zwei weitere Linien der Herren von Bortfeld sind ncben der im <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

angesessenen auch im Hochstift Halberstadt und in Thüringen, dort auf der Burg Tunzenhausen,<br />

zu finden, 10) bei Siebmacher als Bortfeld I (halberstädtisch) und Bortfeld 11 (halberstädtisch-thüringisch)<br />

unterschieden. 11) Die Verwandtschaft der halberstädtischen mit<br />

der braunschweigischen Linie wird einerseits durch die gleichen Wappenclemente -<br />

gekreuzte Lilienzepter -, andererseits durch die Tatsache belegt, daß im verbliebenen<br />

Familienarchiv Urkunden und Akten beider Linien vermengt sind.<br />

Das vorliegende Register betrifft den <strong>Braunschweig</strong>er Zweig der Familie, der in diesem<br />

Raum über einen ausgedehnten Grundbesitz und über umfassende Herrschaftsrechte<br />

verfügte und diesen von mehreren Burgen des Landes aus verwaltete.<br />

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheinen die Herren von Bortfeld fast ausschließlich<br />

als Zeugen in den Urkunden der Welfenherzöge, in der zweiten Hälfte des 13.<br />

Jahrhunderts dann auch mehrfach in den Urkunden der Bischöfe von Hildesheim. 12 ) Zu<br />

jener Zeit sind auch mehrere Schenkungen der von Bortfeld an verschiedene Klöster zu<br />

verzeichnen; so bekundet am 13. März 1269 Herzog Johann von Lüneburg, daß die Brüder<br />

Gerhard und Ludolf von Bortfeld dem Kloster Marienthai bei Helmstedt eine Hufe in<br />

Wackerslcben übertragen haben. 13 ) Am 14. Oktober desselben Jahres schenkten dann die<br />

genannten Brüder von Bortfeld dem Kloster Loccum vier Morgen in Oedelum. 14 )<br />

Nach dem Aussterben der Edelherren von Hagen im Jahre 1280 15 ) gelangten die Herren<br />

von Bortfcld in den Lehnsbesitz der Burg Gebhardshagen, den Stammsitz der Edelherren<br />

von Hagen. S. Zillmann nimmt an, daß die Belehnung durch die welfischen Herzöge<br />

R) SudendorfI, Nr. 10.<br />

9) Annales Stederburgenses, MG.SS. XVI, S. 219.<br />

10) G. A. v. Mülverstedt, Die zwischen den Jahren 1500 und 1800 erloschenen Adclsgeschlechter<br />

des Stifts und Fürstenthums Halberstadt, in: ZHarzV 3, 1870, S. 435 f.<br />

11) Siebmacher's Grosses und allgemeines Wappenbuch ... Nürnberg, Bd. 2 Abt. 2,1869:<br />

Der Adel des Herzogtums <strong>Braunschweig</strong>; Bd. 2 Abt. 9, 1870: Der Hannoversche Adel (beide bearb.<br />

v. Ad. M. Hildebrandt). -StA Wo VII A Hs 14 Bd. 8, S. 106v. - A. v. Boetticher. Das Lehnregister<br />

der Herren von Bortfeld und von Hahnensee aus dem Jahre 1476, 1983, S. 14 ff.<br />

12) StA Wo VII A Hs 26e Bd. 1, S. 1 ff. - Als Domherren sind im Hochstift Hildesheim Werner<br />

(1232-1258), auch Propst zu Oelsburg (1254), Rudolf (1236), Heinrich (1455), Hcnning (1443 ff., +<br />

14(4) und Brand von Bortfcld (1465-1498) namhaft zu machen; vgl. A. Bertram, Geschichte des<br />

Bisthums Hildesheim Rd. I, S. 456.<br />

13) Urk v Saldern I Nr. 98.<br />

14) Calenbergcr UB 111, Kloster Loccum, S. 102.<br />

15) S. Zillm a n n, Die welfische Territorialpolitik im 13. Jahrhundert (1218-1267), 1975, S. 61,<br />

gibt irrtümlich das Jahr 1180 an. Vg!. dazu auch H. Kleinau, GOV Nr. 1772, 3a. - W. Petke, Die<br />

Grafen von Wöltingerode - Wohldenberg, S. 305 f. -G. Bode, Uradel in Ostfalen, S. 205 f. - Ders.:<br />

Herkunft und Heimat Gunzelins von Hagen, des ersten Grafen von Schwerin, in: OForsch­<br />

BraunschwG 2,1912, An!. 1.<br />

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erst nach 1300 stattgefunden hat. Doch schon am 13. Dezember 1293, als Gcbhard und<br />

Fricdrich von Bortfcld dem Stift St. Petersberg vor Goslar die Vogtei üher fünf Hufen<br />

Stiftsland in Oldendorf übertrugen, wird die Besiegelung der Urkunde unter anderem<br />

durch Ludolf und Gebhard von Hagen angekündigt. 16) Daß es sich bei den Letztgenannten<br />

um Angehörige der Familie von Bortfeld handelt, wir durch eine Urkunde vom 31. Dezember<br />

1294, in der es um den gleichen Sachverhalt geht, bestätigt, denn hier bezeichnen die<br />

Aussteller, die Brüder Gebhard und Friedrich von Bortfeld, jene Ludolfund Gebhard "de<br />

Indagine" als ihre "cognatores".I7) Die Verwandschaft kann noch weiter geklärt werden,<br />

denn in einer Urkunde aus dem Jahre 1302 werden Ludolf und Gebhard ausdrücklich als<br />

Söhne des "Gevehardi de Bortvelde seu de Indagine" genannt. IR) Die Belehnung hat also<br />

spätestens 1293, wahrschweinlieh aber schon früher stattgefunden. Die Burg Gebhardshagen,<br />

die 1429 wieder in die Hände der Herzöge Wilhclm und Heinrich ficI, hlicb neben<br />

Bortfeld selbst der Hauptsitz der Familie im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>. 19 ) Mindestens bis<br />

zur Mitte der siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts war sie in deren Besitz.<br />

In ihrem Herkunftsort Bortfcld besaßen die Herren von Bortfeld als Lehen von den<br />

Herzögen von <strong>Braunschweig</strong> 131819 Hufen und 3 Höfe 20 ), im Jahre 1400 waren es noch 10<br />

Hufen. Als Afterlehen vergaben sie dort 1475 und 1528 an die <strong>Braunschweig</strong>er Bürgerfamilie<br />

Engelnstedt zwei Höfe und zwei Hufen und an die Familie Kogel, ebenfalls aus <strong>Braunschweig</strong>,<br />

zwei Bauhöfe, vier Hufen und Zins, sowie den dritten Teil eines Kothofes. 21 )<br />

Über das Kirchenpatronat verfügten die Herren von Bortfeld in Bortfeld selbst um 1500<br />

und 1647;22) wie weit dieser Besitz zurückzuschreiben ist, muß bislang ungewiß bleiben.<br />

Die Zehnten in Bortfeld gehörten ihnen seit 1453 als Lehen des Bischofs von Hildesheim.<br />

23 ) Nach dem Aussterben der Herren von Eschede im Jahre 1446, deren Besitzungen<br />

sich hauptsächlich im Gebiet Hildesheim - Hannover- Burgdorfkonzentrierten, traten die<br />

von Bortfeld auch deren Erbe an und wurden damit in dem gesamten Raum zu Lehnsleuten<br />

der Bischöfe von Hildesheim. 24 ) Welche Konsequenzen sich aus einer solchen doppelten<br />

Lehnschaft gerade vor dem I lintergrund der künftigen kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

zwischen den Bischöfen und den Welfenherzögen ergaben, kann hier nicht weiter verfolgt<br />

werden. In jedem Fall erreichte mit dem Erhe der Herren von Escherde der Bortfelder<br />

Giiterkomplex seine wohl größte Ausdehnung, wodurch die Herren von Bortfeld für<br />

annähernd zwei Jahrhunderte zu einer der bedeutendsten Adelsfamilien im mittleren Niedersachsen<br />

wurden. Um eine Vorstellung von der Größe des Besitzes zu geben, kann<br />

16) Urk v Saldern I, Nr. 167.<br />

17) UB St Goslar 11, Nr. 477.<br />

IR) C. Bege, Geschichte einiger der berühmtesten Burgen und Familien des Herzogthums<br />

<strong>Braunschweig</strong>, 1847, S. !OR.<br />

19) C. Bege, wie Anm. IR), S. 110 f.<br />

ZU) Sudendorf I, Nr. 303. - UB St Braunschw 11, Nr. 842.<br />

ZI) H. Kle i na u, Geschichtliches Ortsvcrzcichnis Nr. 296, 4 a. - Vgl. auch StA Wo VII A Hs 93<br />

BI3 u. Sv. - Ehd. VII A Hs 95 B13S f.<br />

lZ) H. Kleina u, GOV Nr. 296, 3a. - Vgl. de rs.: Ein neuer Text des Archidiakonatsverzeichnisses<br />

des Bistums Hildeshcim, in: BraunschwJh 39,1958, S. 97.<br />

23) H. Kleinau, GOVNr.296,4a.<br />

Z4) Vgl. A. v. Boetticher, Lchnregistcr 1476S. 9ff.<br />

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27


zusammenfassend festgestellt werden, daß die Herren von Bortfeld in 120 Orten Lehen<br />

besaßen und daß sich ihr Grundbesitz über zwölf Orte des Herzogtums erstreckte. Hinzu<br />

kamen noch in einer Reihe von Orten Zehntanteile, Gerichtsrechte, Kirchenpatronate und<br />

Vogteirechte. Außer auf der Burg Gebhardshagen waren sie auch auf der Burg älber,<br />

wenige Kilometer westlich von Gebhardshagen, ansässig; um 1406 treten sie mit den mit<br />

ihnen verwandten Herren von Cramm als Inhaber dieser Burg auf. 1623 und 1663 überließen<br />

die von Bortfeld ihren Teil den Herren von Cramm, die daraufhin Alleinbesitzer der<br />

Burg wurden. 25 ) Auf der Burg Lichtenberg kann als herzoglicher Vogt 1246 Gebhard von<br />

Bortfeld namhaft gemacht werden. 26 ) Auf der Burg Lutter (am Barenberg); die von den<br />

Herren von Grubenhagen 1323 an das Hochstift Hildesheim verpfändet worden war, wurden<br />

Burchard von Bortfeld und Dietrich von Wallmoden gemeinsam als bischöfliche Amtleute<br />

eingesetztY) Angehörige der Herren von Bortfeld waren somit auch in der landesherrlichen<br />

Verwaltung tätig.<br />

Durch den Umstand, daß die Lehen kaum an Einzelpersonen, sondern immer an mehrere<br />

Familienangehörige als Gesamtlehen gingen, blieb die Familie praktisch ständig im<br />

unveränderten Besitz der Lehen, da ein Heimfall an den Lehnsherren so gut wie ausgeschlossen<br />

war. Erst nach dem Tode Kurts von Bortfeld, der am großen Türkenkrieg teilgenommen<br />

hatte und 16S8 starb, war ein Heimfall der Bortfelder Lehen an den Herzog von<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg bzw. an den Bischof von Hildesheim möglich geworden.<br />

Das vorliegende Lehnregister von 1475/1476 enthält die braunschweigischen Lehen<br />

Heinrichs von Bortfeld (d. Ä.), der 1474 in Wernigerode verstorben war. Sein gleichnamiger<br />

Sohn trat 1475 die Lehnsnachfolge seines Vaters an und nahm die fällig gewordene<br />

Neubc\chnung der Versalien vor. Wer neben Heinrich von Bortfe\d und seinen beiden<br />

Brüdern Aschwin und Ludolf noch zu den Mitbelehnten gehörte, geht nieht aus der Einleitung<br />

des Registers hervor, denn dort heißt es nur: "Unde is aller van Bortfelde samlike<br />

lengud den meysten dei ... ". Allem Anschein nach waren noch weitere Vettern oder Neffen<br />

dieserweitverzweigten Familie mit an dem Gesamtlehen beteiligt. 28 ) Diejenigen Lehen<br />

jedenfalls, die den drei genannten Brüdern allein zukamen, werden im Register immer<br />

durch einen Zusatz kenntlich gemacht, so z. B. auf S. 7v: "Hort myn unde myner brodere<br />

allene. "<br />

Bei dem vorliegenden Register scheint es sieh nicht um die erste Aufzeichnung dieser<br />

Art zu handeln, denn Heinrich von Bortfeld erwähnt in seiner ausführlich Einleitung, in<br />

der er die Entstehungsumstände des Lehnbuchs erklärt, ein früheres Register, das ihm,<br />

2;) H. Kleinau,GOV,Nr.1531,4e.-G.H. Müller,DasLehns-undLandesaufgebotunter<br />

Heinrich Julius von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel, 1905, S. 280.<br />

26) UB HHi 11, Nr. 780.<br />

27) H. Kleinau, GOV, Nr. 1347. - UB HHi IV, Nr. 965. - Vgl. auch D. Hellfaier, Studien<br />

zur Geschichte der Herren von Oberg bis zum Jahre 1400, S. 72 ff. - W. Achilles, Die Geschichte<br />

der Burg Lutter während ihrer Zugehörigkeit zum Hochstift Hildcsheim, in: Alt-Hildcsheim 47,1976,<br />

S.12-18.<br />

28) StA Wo VII A Hs 93. BI. 12v.<br />

28<br />

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zusammen mit den Lehnbricfen, als chronologische Vorlage diente. 29 ) Dieses ältere Register<br />

ist jedoch nicht mehr ausfindig zu machen. Während eines Aufenthaltes in Oseherslcben<br />

30) wurde dann das Ergebnis der Neubelehnungen in diesem gesonderten Register festgehalten.<br />

Wie aus dt:n Aufzeichnungen hervorgeht, fanden mindestens 5 Lehnstage 31 )<br />

statt, an denen die Brüder von Bortfeld die ehemaligen Lehen ihres Vaters vergaben, und<br />

zwar: 1475, Okt. 6 in <strong>Braunschweig</strong>,32) 1475, Apr. 24 ebendort33), [1475] zu Wohldenberg,34)<br />

1475, Nov. 26 in <strong>Braunschweig</strong> 35 ) und 1476, Jan. 12 ebendort 36 ). Als Lehnsherr<br />

tritt dabei nicht nur Heinrich von Bortfcld allein auf, obwohl, wie es heißt,3?) ihm als dem<br />

Ältesten die Lehnsvergabe und die Einnahme der Lehnware zusteht. Bei seiner Abwesenheit<br />

fungieren seine Brüder als seine Stellvertreter.<br />

Die Anlage des Registers von 1475/76, die säuberliche Schrift und die mit roter Tinte<br />

verzierten Initialen im ersten Teil des Verzeichnisses, lassen vermuten, daß Heinrich von<br />

Bortfeld beabsichtigte, sich einen Überblick über seine Lehen zu verschaffen, indem er<br />

eine Aufstellung der vergebenen Lehen, deren Lage und Umfang, der Versalien und der<br />

gezahlten, fälligen oder veränderten Lehnware vornehmen ließ bzw. selber vornahm. Das<br />

Register diente wohl in erster Linie einer Bestandsaufnahme des Lehnbesitzes, denn es<br />

scheint nicht über einen längeren Zeitraum hinweg geführt worden zu sein. 3M ) Auffällig<br />

sind die beiden verschiedenen Schreiberhände. Auf BI. 11 v hört die verzierte Schrift auf<br />

und wird von einer Geschäftskursive abgelöst, die keine besonderen Merkmale aufweist<br />

und von der schon im ersten Teil des Registers Zusätze und Vermerke über Veränderungen<br />

der Lehen oder der Lehnware eie. notiert worden sind. Dabei ist leider nicht ersichtlich,<br />

ob die Einfügungen bereits 1475 oder 1476 vorgenommen worden sind oder späterer Zeit<br />

entstammen.<br />

29) W. Li ppert, Die deutschen Lehnhücher 1903, Neudr. 1970, S. 32 f. hemerkt. daß bei einem<br />

Hcrrschaftswechscl die Anlage eines neuen Lehnhuches nicht seiten war, wohei das bisherige Buch<br />

die Grundlage des neuen hildete. In der Regel waren es nur geringfügige Änderungen, die eintragen<br />

werden mußten, da die Vasallenfamilien infolgc der Erhlichkeit der Lehen meist die gleichen blieben.<br />

30) Burg und Stadt Oschersleben waren Heinrich von Bortfeld [d. Ä.], seinen Söhnen und Friedrich<br />

von Hoym von Bischof Gehhard von Halberstadt 1468 für 3000 Gulden verpfändet worden. -<br />

Asscb. VB III, Nr. 2228.<br />

31) Nach diesen Tagen erhält das Register seinen chronologischen Aufbau. Eine detailliertere<br />

Gliederung, etwa nach geographischen oder sachlichen Gesichtspunkten, ist nicht festzustellen.<br />

32) StA Wo VII A Hs 93 BI. 3v.<br />

33) ebd. BI. 4v.<br />

34) ebd. BI. 6r. Seit 1474 waren Aschwin und Ludolfvon Bortfcld Pfandinhaber der Burg Wohldenherg.<br />

- Henning Brandis' Diarium, hg. v. L. Hänse lmann, 1896, S. 28. -1497 werden Heinrich<br />

von Bortfeld und sein Sohn Aschwin in dieser Funktion genannt. - VB v Saldern 11, NT. 1911.<br />

35) StA Wo VII A Hs 93 BI. 8r.<br />

36) ehd. RllOr.<br />

37) ebd. Bl6v und 7v.<br />

38) Vgl. dazu StA Wo VII A Hs 94. Dieses Register mit den hildcsheimischen Lehen der Brüder<br />

von Bortfeld und des Friedrich von Hahnensee wurde über20Jahre geführt, so daß man davon ausgehen<br />

kann, daß dieses Lehnbuch aus praktischen Überlegungen, i. e. zur Erleichterung der umfangreichen<br />

Verwaltungsaufgahen, die ein solcher Besitzkomplex mit sich hrachte, entstanden und benutzt<br />

worden ist.<br />

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Aus dem Lehnbuch Bischof Ernsts von Hildcsheim 44 ) gcht hervor, daß die Zehnten und<br />

ein beträchtlicher Teil des Grundbesitzes hildesheimisehe Lehen waren. 1458 wird Ulrich<br />

von Ilten mit dem Zehnt zu Bortfeld belchnt. 4 ') Im seI ben Jahr erhält Gevert von Kisleben<br />

ein Viertel des Zehnts. 46 ) An die Herren von Bortfeld geht der halbe Zehnt und vier Hufen.<br />

47) Weiterhin erhalten Hermann Engelnstedt in Bortfeld drei Hufen, einen Meierhof und<br />

einen Hof, den "schaperhoff" ,48) sowie Hermann von Vechelde für scinen Brudcr Albert<br />

von Vechelde ein Viertel des Zehnts, einen Mcierhof und drei Wurtcn. 49 ) Wenn Heinrich<br />

von Bortfeld also 1475 Albreeht Kogel mit einem Drittel des Zehnts zu Bortfdd belehnt,<br />

so kann man davon ausgehen, daß dieses Lehen hildeshcimiseher Provenienz ist, was für<br />

die weiteren Lehensvergaben in Bortfeld jedoch nicht eindcutig fcstzustellen ist. In welchem<br />

Umfang die Herren von Bortfeld ihren Lehnsbesitz in ihrem Herkunftsort zur eigenen<br />

Nutzung einbehielten, kann aus den genannten Lehnbüchern nicht ermittelt werden.<br />

Wie aus der nachfolgenden Übersicht jedoch ersichtlich ist, wurden 1475 in Bortfeld recht<br />

umfangreiche Lehen vergeben. Ansätze einer beginnenden Gutsherrschaft sind somit nicht<br />

erkennbar.<br />

Text des Lehnregisters von 1475/1476<br />

(2r) Ek,} linrik van Bortfelde, eyn sone des Hinrik van Bortfelde selyger deehtnisse,<br />

de de starf tho Warnigerade an deme LXXlIIl jare, ek hebbe vorlegen so - d5n ghud, alzo<br />

hir na ghesereven steyt, in deme LXXV jare unde scryve unde betuge myt mynen waren<br />

worden, dat dessc nabescreven leenmanne nemement myn gegheven hefft, men alzo me<br />

hyr nabescreven synt, unde bidde unde beghere umme des rechten wyllen, dat mek nemant<br />

darynne straffen wylle edder deme gennen van Bortfelde, deme na mek bÖrt tho Iygende,<br />

unde dar ncnen unwyllcn ane do alzo mek saken schach, do ik dyt nagescreven gud vor­<br />

Icech, wente ik et umme den willen alze gheseta) unde ghescreven hebbe, dat it so in der<br />

warheyt is, wente ik ungherne hir unwar wort edder logene inscryven wolde unde mek<br />

darmede beswere, wen ik nicht enwcre. Unde is aller van Bortfclde samtlike lengud h ) den<br />

meysten dcl unde is, alse myn vader de lenwar genomen hefft, hir bevoren do gulden dre<br />

gulden eyne marck h ) (2v) lt:engud unde ek anders in den olden registern nicht bescreven<br />

vant, alze me wol in deme vorsegelden leenbreven hir namales wol vyndende wert, de ik<br />

gegheven hebbe, unde anders nycht.<br />

44) W. Deeters, Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte des 14. und 15. Jahrhunderts,<br />

1964, S. 25 ff.<br />

45) ebd. S. 42.<br />

46) ehd. S. 75.<br />

47) cbd. S. R6.<br />

4X) ebd. S. 107.<br />

49) ebd. S. 108.<br />

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31


Item tho dem ersten: Luder Hollage tho Brunswyk 1 ) eyn ferdel tegeden tho Stiddigim<br />

2 ); gaff tho leenware 1 mark.<br />

Item Luder Boden cyn ferdellandes uppem velde tho Blckenstede 3 ); gaffto leenware<br />

eyn ferdingh brunswik.<br />

Item Luder Breyger, eyn borgermester to Brunswik 4 ), 1/2 nyge punt und 1/2 olt punt<br />

in deme olden tollen to Brunswyck 5 ) van vormunderschop Cord van Kalven kyndere; gaff<br />

to leenware eynen gulden.<br />

(3r) Item Albrecht Kogel den drydden deel des ghansen tegeden to Bortfelde 6 ) unde<br />

4 hoven landes unde 2 buwchoffe unde 2 s. jarlykes tynses an eynemc hofe unde 8 honner<br />

an eyner wort unde de helfte des reym:werg unde den drydden deel an eyneme kothofe<br />

unde den drydden deel an den honnerword darsulvcst to Bortfclde 7 ) unde 4 hoven landes<br />

to Tymmeren 8 ) unde eynen sedelhoff unde eynen buwhoff boven dem Kynenborne, dar de<br />

munsterpapen to Goslcr 9 ) ane hebben 22 s. olt jarlykes tynses, unde cynundetwintich emer<br />

honnyges an eyntwintich hofen in dcme PoppendykelO)c) benomelyken an 8 hofen to<br />

Grass d)lcve 11 ) unde an vyff hofe to Calvt:rla 12 ) unde an twen hofen unde noch eyn hoff to<br />

Allee 13 ) unde de halve mÖlen to e ) Wadesvorde l4 ) unde 10 s. tynses jarlykes to Lutken Lafferde<br />

l5 ) unde 30 s. to Barbeke 15 ) unde Woltwysche I7 ); desse gaff to 1cenware 10 mark<br />

bruns.<br />

Item Deytert van Lesse 2 hove landes (3v) to Crammc I8 ); gaff to leenware 1 mark<br />

bruns.<br />

Item Hans Heysen twene hoffe to Brunswik l9 ) myt oren tobehoringhe, unde der hoffe<br />

is unser vedderen eyn, de ander unse unde gyfft mek, Hinrik van Bortfeld, eyn ferdingh<br />

bruns, alle jar mek unde mynen broderen, is unse allene, unde gaff 3 mark tho leenware.<br />

I) <strong>Braunschweig</strong><br />

2) Stiddien, sw <strong>Braunschweig</strong><br />

1) Salzgitter-Bleckenstedt, St Salzgitter<br />

4) <strong>Braunschweig</strong><br />

") Guslar<br />

10) Papenteich b. Gifhorn<br />

11) Grasleben, n Helmstedt<br />

12) Calberlah, so Gifhom<br />

13) Ahlum, 0 Wolfenbüttel<br />

5) <strong>Braunschweig</strong><br />

6) Burtfcld, nw <strong>Braunschweig</strong><br />

7) Bortfeld, nw <strong>Braunschweig</strong><br />

8) Timmern, sw Schöppenstedt<br />

14) Wolfsförder Mühle zur Pfarre Dedenhusen, Amt Meinersen, s. H. Ri ngel ib, Statistische<br />

Übersicht der Einteilung des Königreichs Hannover, 31859, S. 214. - Zum Kirchspiel Eddesse n Peine,<br />

s. U. F. C. M anecke, Topographisch-statistische Beschreibungen der Städte, Ämter und adeligen<br />

Gerichte im Fürstentum Lüneburg, 1858, S. 277. dort: Walsförder bzw. Wolfsförder Mühle.<br />

32<br />

15) (Groß-) Lafferde, so I1sede b. Peine<br />

16) Barbecke, sw Salzgitter-Lebenstedt<br />

17) Woltwiesche, s Peine<br />

IH) Crammt:, sw Wolfenbüllt:l<br />

19) <strong>Braunschweig</strong><br />

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stede 39 ) unde 1/2 hove landes belegen uppem velde darsulvest; gaff he to leenware 3 1/2<br />

mark brunswy.<br />

Item Tyle van Strotbeke, Cordes sone, is beleent myt 10 nyge s. unde myt 10 olde s. in<br />

deme olden tollen tho Brunswik4(l) unde gaff 10 nyge s. unde 10 olde s. tho leenware.<br />

Item Hynryk van Vestydde, borgher (5r) tho Brunswik 41 ), 2 hoven landes unde 1 hoff<br />

belegen uppem velde tho Ufynghe 42 ); gaff tho leenware 1 1/2 mark bruns.<br />

Item Hennynk Gryes 1 hove landes tho Alchem43) unde 3 1/2 tho Symmestede g)44);<br />

gaff tho leenware 7 ferdyngh.<br />

Item Tyle van Strotbeke hefft insampt myt Hylmer van Strotbeke entfangen 1/2 tegeden<br />

tho Ufynghe 45 ), 1 hoff unde 1 hove landes, de heyt de hove tho Groten Soltdam 46 ), 1<br />

hove landes tho Kapclstocken 47 ), 1 hove landes unde 1 hof tho Adelenum 4B ), gaff tho leenware<br />

4 mark.<br />

Item Corde van Werle 21/2 hove landes belegen uppem velde unde in deme dorpe tho<br />

Tymmberen 49 ), darsulvest hefft he eynen hofin deme dorpe; gafftho leenware 1 mark unde<br />

3 s. olt; schach umme h ) (5v) frunschop unde bede wyllen der borgermester.<br />

Item Cord Pawel hefft entfangen de helfte des Gravenholtes 50 ) unde eyn nyge punt<br />

pennyge renthe an dren hoven landes tho Cruthnyendorpe 51 ), gaff tho leenware 3 mark.<br />

Item Hans Rythuscn, eyn borgermester tho Brunswik 52 ), eynen tegeden tho Westerbywendc<br />

53 ) in demc dorpe buten unde bynnen; gafft to leenwarc 5 mark; schach umme<br />

frunschop wyllen.<br />

Item Deneke tho Baddekenstede i)S4) 1 hoven landes; gaff tho leenware 1 mark.<br />

Item l\'ycoläus Gr5nhagen den legeden tho Elzen 55 ), gaff tho leenware teynnedehal­<br />

ven gulden k ).<br />

Itcm Cord van Evenssen 56 ) sodane gud.<br />

(6r) Item Hinrik Schepenstede de helfte des gantsen legenden to Nortgledinghe 57 );<br />

gaff to leenware 2 1/2 mark brunswik.<br />

34<br />

Item Hans van Linden vyff kothoffe to Bortfelde 58 ), gaff to leenware 1 gulden.<br />

39) Groß-Himstedt, no Hildesheim 45) Üfingen, nw Wolfenbüttel<br />

40) <strong>Braunschweig</strong> 46) (Obcr-) Salzdahlum, so <strong>Braunschweig</strong><br />

41) Braunschwcig 47) Klein-Stöckheim, s <strong>Braunschweig</strong><br />

42) Üfingen, nw Wolfenbüttel 48) Ahlum,o Wolfenbüttel<br />

43) Ahlum (?), 0 Wolfenbüttcl 49) Timmem, sw Schöppenstedt<br />

44) Scmmcnstcdt, so Wolfenbüttel S0) Flur bei Barmke, nw Helmstedt<br />

SI) + Kraut-Neindorf, w und auf Flur Groß-Biewendc, GOY 1224<br />

52) <strong>Braunschweig</strong><br />

53) Groß-Biewende, so Wolfenbüttel<br />

54) Baddeckcnstedt, w Salzgitter<br />

55) Eitzum, sw Helmstedt<br />

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56) Evessen, nw Schöppenstedt<br />

57) Klein-Gleidingen, w <strong>Braunschweig</strong><br />

SR) Bortfeld, nw <strong>Braunschweig</strong>


Item Olryk Lodewiges 4 hoven landes to Barbeke 59 ), 2 hofe darsulves; gaff tho leenware<br />

3 1/2 mark brunswyk.<br />

Item Olryk Honrode eyn ferndc\ tegeden to Lamme (0 ) unde 1/2 wysch tho Olber 61 ),<br />

geheten de Geverdeswysche; gaff tho leenware eyn halve mark brunswi\


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Item Hennynk Schaper tho Borchtorpe 96 ) 28 morgen landes unde eynen tegctfrygen<br />

hoff darsulvest unde 1/2 hove tho Valdem 97 ) myt alle crer thobehorynge unde myt ener<br />

word in deme olden dorpe 9R ), gaff tho leenware 2 mark brunswik; unde o ) twe dellinge im<br />

Honasscl holteo)99). Imme sundage na Elyzabetht [1475 Nov. 26] hebbe ik over vorleegen<br />

dusse nabescreven [gudcre 1 tho Brunswyk.<br />

(8v) Dyderyk Meynken tho Wendeboreh 1(0) 2 hoven landes unde 1 hoff; gaff tho Icenware<br />

5 ferdyngh.<br />

Item Hcnnynk Cragen, borger to BrunswikIOI ), 1 1/2 hove tho Twelken I02 ); gaff tho<br />

leenware 1 mark.<br />

Item Hennynk Herwyges tho Repener I03 ) 1 112 hove landes unde 6 morghen landes<br />

uppem vclde darsulvest; gaff he to leenware 7 ferdingh bruns.<br />

Item Tyle Luders tho Repener l(4 ) 1/2 hove landees; gaff tho lecnware 1/2 mark brunswikes.<br />

Item Hermen Engelinstede tho Brunswik l(5 ) 2 hoven landes uppem vclde tho Bortfclde<br />

1(6 ) unde 2 hofe darsulvest; gaff tho Icenware 1/2 mark, doch so holt dat leenbok 2<br />

mark, dar he upsede by synen eyden unde waren worden, dat he nee mer gegheven hcdde<br />

unde dat gud enwere dar nicht gut vore.<br />

(9r) Item desulve noch ene hove landes, dar he insampt mede in leene syt myt Hennyges<br />

Horneborges kynderen; hadde em unse vader ok vorgheves ghcleenet to vorsegclden,<br />

deme ik ok so ghedan hebbe ummez5s. Wan dat leen lÖs wert, so wertzyk dat wol fyndende,<br />

wan me dat eyneme anderen Iccnen schal.<br />

Item Reyncke Bcrtc\des tho Veltberge p ) 107) 1 kot hoff; gaff tho Iccnware 1/2 gulden.<br />

Item Hans Premmer tho V cltberge 10R ) 1/24) hove landes to Veltberge I09 ); gaff tho leenware<br />

1/2 mark.<br />

Item Hennynk Mullre tho LengedeI 10) 2 hove landes darsulvest; gaff tho leenware twe<br />

mark.<br />

%) Burgdorf, sw Salzgitter-Lebensledt<br />

97) + Vahlen, so und auf Flur Lesse, z. T. auch auf Flur Burgdorf, GOV 2103<br />

98) das Alte Dorf bei Burgdorf, sw Salzgittcr-Lebensledl, GOV 390, 4a<br />

99) bei Hohenassel, sw Salzgitter-Lebensledl<br />

100) Wendeburg, nw <strong>Braunschweig</strong><br />

101) Braunschwcig<br />

102) + Twelken, n und auf späterer Flur der SI Schöppcnstedt, GOV 2070<br />

103) Salzgitter-Reppner, St Salzgitter<br />

104) Salzgitter-Reppner, SI Salzgitter<br />

105) <strong>Braunschweig</strong> lOH) Feldbergen, no Hildesheim<br />

106) Bortfcld, nw <strong>Braunschweig</strong> 109) Feldbergen, no Hildcsheim<br />

107) Feldbergen, no Hildcsheim 110) Lengedc, n Salzgitter-Lebcnslcdt<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

37


Item Hermen Meyger tho Gosler 111 ) 1/2 hove landes uppem Lutkenerte veldc I12 ); gaff<br />

tho lccnware 1/2 mark.<br />

Item Fryewcrk tho Veltberghe l13 ) 1/2 kothoff; (9v) gaff tho leenwarc 5 s. lubb.<br />

Item Hennynk Bank tho Veltbergc" 4 ) 1/2 hove landes; gaff tho leenware 1/2 mark.<br />

Item Hennynk Ostcrrad tho Vymmstcde 2 hove landes uppem Lutken Vymmstede ll5 )<br />

veldc; gaff tho lcenware 2 mark.<br />

Itcm Bertelt Kubbelingk 2 hove landes tho Berkelingh" 6 ) darsulvest; gaff tho leenware<br />

5 ferndingh, unde dat leenbok heylt 2 mark. Darup he sede, he enhedde nycht mer<br />

gheven edder syn vader noch syn broder unde mÖt dar tyns van gheven den heren van<br />

Gosler.<br />

Item Hynryk Eylerdes tho Veltberge l17 ) 1 kothoff darsulvest; [gaff] tho leenware 16 s.<br />

lubb.<br />

Item Ludeke Bywende tho Groten Bywende" 8 ) 1/2 hove landes unde 1 hoff; gaff tho<br />

leenware 11/2 ferdingh.<br />

Item Hennynk Becker tho Berklingh 1l9 ) (1Or) [?] darsulvest; gaff tho leenware 31/2<br />

mark. Amne donrsdage na Ephyphanye [1476 1an. 12] dehne hebbe ik nabescreven ghud<br />

over vorlegen to Brunswik I20 ).<br />

ltem Hardewych tho Bleckcnstede l21 ) eyn ferndellandes darsulvest; gafftho leenware<br />

12 s. Ölt.<br />

Item Hinryk Reynerdes tho Sunnenberghe l22 ) 1/2 hove landes darsulvest; gaff to leenware<br />

1/2 mark bruns.<br />

Item Ludeke Kurland tho Syxste 123 ) 2 hove landes uppem velde [darsulvest?]; gaff tho<br />

leenware 5 ferndyngh bruns. r )<br />

Item Tyle Schocken tho Adenstende l24 ) 2112 hove landes darsulvest; gaff tho leenware<br />

2 mark, unde dat leenbok heylt 21/2 mark. So beclagede he syk, he were vorbrevt unde de<br />

acker lcghe woyste.<br />

Item Hinryk Hogreven tho Vymmelsen l25 ) 3 1/2 hove landes darsulvcst; gaff tho leenware<br />

6 ferndynk.<br />

38<br />

111) Goslar<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

112) bei + Klein-Hccrtc, 1 km w und auf Flur Salzgitter-I1ccrtc, GOV 892, 4a.<br />

113) Fcldh'crgen, no Hildesheim<br />

114) Feldbergcn, no Hildesheim<br />

115) + Klcin-Fümmelse, no und auf nur Fümmelse, GOV 647<br />

116) Berklingcn, sw Schöppcnstedt 121) Salzgittcr-Bleckenstedt, St Salzgitter<br />

117) Feldbergen, no Hildesheim 121) Sonnenberg, w Braunschwcig<br />

IIX) Groß-Biewendc, so Wolfenbüttcl 123) (Nieder-?) Sickte, so Braunschwcig<br />

119) Berklingen, sw Schöppenstedt 12 4 ) Adenstedt, s Peine<br />

IZO) Braunschwcig 125) Fümmclsc, nw Wolfenbüttel<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

(IOv) Item Tyle Luders tho Lengedc l26 ) 2 hoven landes uppem veldc tho Bonstede I27 );<br />

gaff tho leenware 2 mark.<br />

Item Werneke Suncnberch tho Brunswik l 2i!) 2 hove landes darsulvest; gaff tho leenware<br />

1 mark bruns.<br />

Item Albrecht van Yecheldeme, borgermester tho Brunswik I29 ), vyff hoven landes<br />

tho Leende l30 ) unde 1 hoff unde 3 hoven landes tho Vechelde 131 ); gaff tho !cenware 2 1/2<br />

mark bruns., schach um me frunschop wyllen.<br />

ltem Tyle Ewenigh tho Adenstede l32 ) 1 hove landes tho Garboldessem I33 ); gaff tho<br />

leenware 3 ferdingh bruns.<br />

Item Lubbert Luterdes tho Salderl34 ) 1 1/2 hove landes tho Machtersem 135 ), anderhalve<br />

mark gaff [he 1 tho leenware.<br />

Item Hennynk Calmen, borgermester tho Brunswik 136 ), 4 hoven landes tho Lutken<br />

Vymmenstede 137 ) unde 1 hove landes tho Dungelbeke I38 ); gaff to schenke 1 mark bruns.,<br />

wente he wolde nicht mehr gheven, (11 r) alze in deme regyster steyt; alzo 5 hove landes tho<br />

Broystede 139 ), 3 hoven landes tho Drutten l40 ), 2 nyge pu nt unde 10 pennyge tho Eetzem<br />

S )141), tho Dydickze l42 ) by der nygen l ) bruggen; gafftho leenware 5 mark bruns.<br />

Item Hermen Borcherdes tho Bywende l43 ) 1/2 hove landes unde 1 hoff; gaff tho !cenware<br />

1/2 mark bruns.<br />

Item Hinryck Herwyges tho Remmclynghe l44 ) 1 hove landes tho Tymmer I45 ); gafftho<br />

leenware 1 mark bruns.<br />

Itcm Hans Brandes tbo Sunnenberch l46 ) 1 hove landes; gaff tho leenwarc 1 mark<br />

bruns.<br />

12') Lengcde, n Salzgitter-Lebenstcdt<br />

127) Bodenstedt, w <strong>Braunschweig</strong><br />

12R) <strong>Braunschweig</strong><br />

129) <strong>Braunschweig</strong><br />

130) Leindc. sw Wolfenbüttel<br />

131) Vechelde, w <strong>Braunschweig</strong><br />

132) Adenstedt, s Peine<br />

133) Garbolzum, no Hildesheim<br />

134) Salzgittcr-Salder, St Salzgitter<br />

135) Salzgitter, Bruchmachtersen, St Salzgitter<br />

136) <strong>Braunschweig</strong><br />

137) + Klein-Fümmelse, no und auf Flur Fümmelse, GOV 647<br />

13R) Dungelbeck, so Peine<br />

139) Broistedt, n Salzgitter-Lebenstedt<br />

140) Salzgittcr-Drütte, St Salzgitter<br />

141) Eitzum, sw Hclmstedt<br />

142) + Dictzen, vermutlich 0 und auf Flur Hohenassel, GOV 474<br />

143) (Groß-) Biewcnde, so Wolfenbüttel<br />

144) Remlingen, so Wolfenbüttel<br />

145) Timmern, sw Schöppenstedt<br />

146) Sonncnberg, w <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

39


Item Merthen Becker tho Brunswik147) 1 hove landes uppem Weddemer velde 148);<br />

gaff tho leenware 1 mark bruns.<br />

Item Jacob Luders tho Bercklinge 149 ) 1 hove landes darsulvest; gaff tho leenware 1<br />

mark brunswy.<br />

(1 Iv) Item Cord Eggerdes tho Berklinge150) 1 kot hoff, de was wÜste; gaff tho leenware<br />

fyeff schill. olt brunswykes.<br />

Item u ) Bartram Rodeman to Schepenstede151) 1/2 hove landes; [gaff] to lenwar 4<br />

marck, do dat vorlediget was unde lach woyste; hefft nu Clawes Gronhagen.<br />

Item Deneke to Baddekenstede152) eyne hove landes; gaf tho lenware eyne marck<br />

bruns., to Freden153) licht dat land.<br />

Item Hinrik Veltman den halven tegeden darsulvest; gaff tho leenware 10 gulden;<br />

wonhafftich to Hannysen I54 ).<br />

Item Cord van Evensen vif hove landes to Brosstedel55), 3 hove landes to Druttel56)<br />

unde 2 nyge punt unde teyn d. to Eytzem 157) unde eyn halven hoff to DedixeI58); gaff viff v )<br />

marck bruns.<br />

(12r) Item Hinrik Gherken to Jcrxsem 159) hcff[ t) entfangen eynen hoff darsulvest myt<br />

syncr tobehoringe; desulve hoff was vorunttruwet van eynem genant Hans Sluter; gaf uns<br />

2 marck, do he erst daran kam.<br />

Item Hennyk vam Steyne unde Bartolt Steyn hebbet entfangen alze vormunden Hinrick<br />

van Assel kinder to Borchtopl60) den gar n )sen tegeden to Hensen 161) unde 11 hoyve w )<br />

landes uppem vc\de to Stenem I62 ); gaven to lenware 7 marck bruns.<br />

147) <strong>Braunschweig</strong><br />

148) bei + Wedem, 1,6 km nnw und auf Flur Salzgittcr-Gcbhardshagen, 0 der Straße Gebhardshagcn-Salder<br />

am Schwarzen Kampe, GOV 2225<br />

149) Berklingen, sw Schöppenstedt<br />

ISO) Berklingen, sw Schöppenstedt<br />

151) Schöppenstedt, 0 Wolfenbüttel<br />

152) Baddeckenstedt, w Salzgitter<br />

15) + Freden, n Salzgittcr-Lichtenberg, GOV 636<br />

1S4) + Heinzen, im Südwestteil der späteren Flur Hohenassel zwischen Westerlinde und Luttrum,<br />

GOV 912, 4c.<br />

155) Broistedt, n Salzgitter-Lebenstedt<br />

156) Salzgitter-Drütte, St Salzgitter<br />

157) Eitzum, sw Helmstcdt<br />

ISR) + Dietzen, vermutlich 0 und auf Flur Hohenassel, GOV 474<br />

159) Jerxheim, s Schöningen<br />

160) Burgdorf, sw Salzgitter-Lebenstedt<br />

1(1) + Heinzen, im Südwestteil der späteren Flur Hohenassel zwischen Westerlinde und Luttrum,<br />

GOV 912, 4c.<br />

1(2) bei + Steinern, so und auf dem Steinerner Feld der Flur Burgdorf, GOV 1967, 4a.<br />

40<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Item Herwich Bracke!, borger to Brunswik 163), hefft van uns to lenne den halven tegeden<br />

to Lendorppel64), dar de Ursslevessche eyne liff[t]uch[t] an ne hadde, unde 6 hove landes<br />

to Leyfferdel65) unde eynen kothoff to Denstorpl(6) unde alle dat ghut, dat Cord van<br />

der Heyde van uns tovoren ok to lenne ghehat heffl. Unde van (l2v) demsulven gudc, dat<br />

Corde van der IIeyde ghewest was, dar ghaff he seshundert gulden allene. Vor dat ander<br />

gut hadde he reyde, unde myne veddern de weren ome oren dei reyde schuldych; dat<br />

beheylt he innen unde rekende onen dat aff.<br />

Item Herwich Brakel hefft ok dat gut to Groten Denkede l67 ) unde to Bercklingel68)<br />

van uns to lene in eynem sunderken breve, dat uns vorledigede van eyner elosterjunckfruwen<br />

genant Alheyt van Bortfclde, unser moddern, der god gnedich sy, unde ghaff uns 21/2<br />

hundert gulden. Unde Asswen unde Ludeleff, myne brodere, nemen dat ghe!t up, so ek<br />

noch to Osscherslevenl 69 ) wonde.<br />

(l3r) Item Clawes Gronhaghen den tegeden to Eltzel70) unde mer gudes, so sin besegelde<br />

breff dat utwyset; gaf to leenware teyndeha(1]ven yen gulden. x ).<br />

Item Hermen Borchtorp 1 hove landes unde eynen hof in dem velde unde in dem<br />

dorpe to Borchtorpe I71 ); gaff eyn mark to lenware.<br />

Item Cord Lucken, borger to Brunswik 172 ), eyne hove landes; ghaff to lenware eyne<br />

marck bruns.<br />

Item Hermen Gusstede hefft entfangen twe hoive landes to Engelinstede I73 ), de weyren<br />

uns vorledighet, unde ghaff darvor 14 marck bruns.<br />

(l3v) Item Luder Grauban to Simmenstede 174 ) heft entfanghen eyne hove landes darsulvest<br />

belegen; ghaf to lenware 4 fl. bruns.<br />

Item Tyle Meyger to Stokkeml75) eyne halve hove landes; gaf to lenware 1/2 marck<br />

bruns.<br />

Item Asswen Freydendenst eyn hove landes belegen vor dem Gheverdeshaghen I76 ),<br />

was uns vorleddighet van Hanse Gheverdes; gaff uns 20 gulden; schach umme fruntschup<br />

willern.<br />

Item Hermen Schaper to Borchtorppe tn ) hefft entfangen 28 morgen landes unde<br />

163) Braunschwcig<br />

164) <strong>Braunschweig</strong>-Lehndorf, St <strong>Braunschweig</strong><br />

165) Leiferdc, s Braunschwcig<br />

IM) Denstorf, w Braunschwcig<br />

167) Groß-Denkte, 0 Wolfenbüttcl<br />

1(8) Berklingen, sw Schöppenstedt<br />

169) Oschersleben<br />

170) Eitzum, sw Hclmstedt<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

171) Burgdorf, sw Salzgitter-I ,ebenstedt<br />

In) <strong>Braunschweig</strong><br />

17') Salzgitter-Engclnstedt, St Salzgitter<br />

174) Semmcnstedt, so Wolfenbüttel<br />

175) (Klein-) Stöckheim, s <strong>Braunschweig</strong><br />

176) Salzgitter-Gcbhardshagcn, St Salzgitter<br />

177) Burgdorf, sw Salzgitter-Lebenstedt<br />

41


eynen tegetfrigen hoff darsulvest unde eyne 1/2 hove landes to Valdem 178); gaff twe marck;<br />

un 1 word in dem olden dorppe l79 ) und tweY) dellinge holtes in dem Honassel holte 180).<br />

(14r) Item') Hermen van Drutte is in dussem regisster nicht myd den [ ... ? ... ]7.).<br />

(l4v) Item dut bock is ghemaket in dem LXXVI jare, unde Hinrik van Bortfelde,<br />

Hinrikes sone, hefft dut gesereven unde seriven laten ete. Unde hir is innen der van Bortfelde<br />

lenghud, dat ek, Hinriek van Bortfelde, vorlegen hebbe, unde hebben dat noch inweren,<br />

alse vorghesereven is in jar unde ine dage.<br />

Item a ) Hinrik van Bortfclde leyt dut boiek maken to Ossehersleve1 81 ), do he dar<br />

wonde, in dem LXXVI [jare]a).<br />

Textkritischer Apparat<br />

a) es folgt gestr. hebbe<br />

h)_h) Hand B<br />

c) ein p über der Zeile<br />

d) zunächst gestr. Gar<br />


Tabelle der Orte, Vasallen und Lehen<br />

Die im Register genannten Orte, Vasallen undLehen werden in der folgenden Tabelle zusammengefaßt,<br />

um damit einen besseren Oberblick über den Lehnskomplex zu vermitteln. Dabei wurde nach<br />

gleichem Muster wie bei dem Lehnregister der Herren von Bortfeld und von Hahnensee von 1476 1 )<br />

verfahren. Die Orte sind alphabetisch aufgeführt und mit einer laufenden Nummer versehen, die auf der<br />

beigefügten Karle wiederzufinden ist. Einige Orte wurden mit einem hochgestellten Kreuz kenntlich<br />

gemacht. Tn einem solchen Fall ging aus dem Regislerlext nicht eindeutig hervor, ob der Ort die Herkunft<br />

des Vasallen, die Lage des Lehen oder beides bezeichnet.<br />

Abkürzungen:<br />

Bh<br />

braunschw<br />

d<br />

Einn<br />

f Fi<br />

fl<br />

H<br />

Hf<br />

Ho<br />

Hü<br />

Kh<br />

lb<br />

lüb<br />

M<br />

Mg<br />

Mü<br />

s<br />

Sh<br />

v (vd)<br />

V<br />

W<br />

Wu<br />

Zht<br />

zhtfr<br />

Zs<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Bauhof<br />

braunschweigisch<br />

Pfennig<br />

Einnahmen<br />

Ferding<br />

Fisch weide<br />

Gulden<br />

Hof<br />

Hufe<br />

Holzanteil<br />

Hühner<br />

Kothof<br />

Pfund<br />

lübeckisch<br />

Mark<br />

Morgen<br />

Mühle<br />

Schilling<br />

Sattelhof<br />

bei Namen von bzw. van (von derbzw. van der)<br />

Viertel<br />

Wiese<br />

Wurf<br />

Zehnt<br />

zehntfrei<br />

Zins<br />

I) A. v. Boetticher, Lehnregister 1476, S. 82f[.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

43


.j:.<br />

-...J<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Ort Jahr Vasall Lehen Lehnware BI. im Reg.<br />

32) Salzgitter-<br />

Gcbhardshagcn 1475 Werner Drepensadel IH 2f 4r<br />

Salzgittcr-<br />

Gcbhardshagcn 1475 Hcrmcn Dystel 1 Wu llüblb 7v<br />

Salzgittcr-<br />

Gcbhardshagen 1476 Asswen Freydendenst IHf 20fI 13v<br />

33) Grasleben 1475 Albrecht Kogel Honigvon8H s.o. Nr.2 3r<br />

34) Groß-Bicwcnde 1475 Hans Rythusen Zht 5M 5v<br />

Groß-Biewende+ 1476 Hcrmen Borcherdes 112 Hf, 1 H 112 braunschw M llr<br />

35) Groß-Dahlum+ 1475 Hynrik v d Heyde 112 Hf 112M 7r<br />

36) Groß-Denkte 1476 Hcrwich Brackel Gut s. o. Nr. 9 12v<br />

37) Groß-Himstcdt 1475 Ludcke Horncborch 114 Zht, 112 Hf 3 112 braunschw M 4v<br />

38) + Heinzen 1476 Hennyk v Steyne u Bartolt Steyn für Zht 7 braunschw M 12r<br />

die Kinder des Hinrick v Assel<br />

39) Hohenassel 1475 Hennynk Schaper 2Ho s.0.Nr.17 Hr<br />

Hohcnassel 1476 Hermen Schaper 2Ho 2M 13v<br />

40) Jcrxhcim<br />

41) + Klcin-<br />

1476 Hinrik Ghcrkcn IH 2M 12r<br />

Fümmelse 1475 Hennynk Ostcrrad 2Hf 2M 9v<br />

+ Klcin-<br />

Fümmelse 1476 Hennynk Calmcn 4Hf s.o. Nr. 23 10v<br />

42) + K\cin-<br />

G\cidingen 1475 Hinrik Schcpcnstcdc 1I2Zht 21/2 braunschw M 6r<br />

43) + Klein-Hccrte 1475 Cord K10te 1/2Hf 1/2 braunschw M 6r<br />

+ Klein-Hecrte 1475 Hermen Meygcr 112 Hf 112M 9r<br />

44) Klein-Stöckhcim 1475 Tyle u Hylmerv Strotbeke II-!f s.o. Nr. 2 5r<br />

Klcin-Stöckheim 1476 TylcMeyger 112 Hf 112 braunschw M 13v<br />

45) + Kraut-Neindorf 1475 CordPawel Rente von Ilb<br />

neuer dan 3 Hf<br />

s.o. Nr.6 5v<br />

46) Lafferde 1475 Albrecht Kogel lOsZs s.o. Nr.2 3r<br />

47) Lamme 1475 Olryk Honrode 1I4Zht 112 braunschw M 6r<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

.I>- Ort Jahr Vasall Lehen Lehnware BI. im Reg.<br />

00<br />

48) <strong>Braunschweig</strong>-<br />

Lehndorf 1476 Herwich Brackel 1I2Zht s.o. Nr. 3 12r<br />

49) Lcifcrde 1476 Herwich Bracke1 6Hf s.o. Nr.3 12r<br />

50) Leinde (?) 1475 Ludeke Lyndermans 112 Hf. 1 Kh 21üblb 7v<br />

Leinde 1476 Albrecht v Vechclde 5Hf 2 1/2 braunschw M IOv<br />

51) Lcngede 1475 ! !cnnynk Mullre 2I1f 2M 9r<br />

52) Mahlurn 1475 Hans Volkerdinges IH 4ft 7r<br />

53) Braunschwcig-<br />

Ölper 1475 Olryk ! !onrode 1I2W s.o. Nr.6 5v<br />

54) Salzgitter-<br />

Reppner 1475 Hinrik Barteken 11/2 Hf 11/2M 6r<br />

Salzgiuer-<br />

Reppner 1475 Hennynk Herwyges 11/2Hf,6Mo 7 braunschw f 8v<br />

55) Rotenkarnp 1475 Amt v d Leyne 112Zht SM 4v<br />

56) Schöppcnstcdt 1475 Cord v Schepcnstcde 4Hf, 1 H, 1 Kh 1f 6v<br />

Schöppenstedt+ 1475 Bartrarn Rodeman hzw. 112 Hf 4M Jlv<br />

C1awcs Gronhagen<br />

57) Semmenstcdt 1475 Hcnnynk Gryes 3l!2Hf s. o. Nr. 2 5r<br />

Scmmenstedt 1476 Luder Granhan 1 Hf 4 hraunschw fI 13v<br />

58) Sickte 1476 Ludeke Kurland 2Hf 5 braunschw f lOr<br />

59) Sonncnbcrg 1476 Hinryk Reynerdes 112 Hf 112 braunschw M 10r<br />

Sonnenberg 1476 Hans Brandcs 1 Hf 1 hraunschw M IIr<br />

(0) +Steinem 1476 Hennynk v Stein u Bartolt Steyn 11 Hf s.o. Nr. 37 12r<br />

61) Stiddien 1475 Luder Hollage 1I4Zht 1M 2v<br />

62) Tirnrnem 1475 Albrecht Kogel 4 Hf, 2Sh, 1 Bh s.0.Nr.2 3r<br />

am K ynenbom (?)<br />

Tirnmem 1475 CordvWerle 21/2Hf 1 M + 3altes 5r<br />

Tirnmcrn 1476 Hinryk Hcrwyges IHf 1 braunschw M 11r<br />

63) + Twclken 1475 Hcnnynk eragen 11/2 Hf 1M 8v<br />

64) Üfingen 1475 Hinryk v Vestydde 2Hf,IH 11/2 braunschw M 5r<br />

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Testament und Begräbnis der Herzogin Philippine Charlotte<br />

v. <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (1716-1801)<br />

Ein Beitrag anläßlieh des 200. Todestages ihres Bruders Friedrich des Großen!)<br />

Von<br />

Ingrid Münch<br />

Der 200. Todestag Friedrichs des Großen am 17. August 19R6 gab wieder einmal<br />

Anlaß, den Blick auf die im 18. Jahrhundert besonders engen dynastischen Verbindungen<br />

zu richten, die zwischen dem preußischen Königshaus und dem braunschweigischen Herzogshaus<br />

bestanden und ihren sichtbaren Ausdruck in den über zwei Generationen hindurch<br />

geschlossenen Ehen von Angehörigen der beiden regierenden Häuser fanden. So<br />

heirateten die braunschweigischen Prinzessinnen (und Schwestern) Elisabeth Christi ne<br />

und Luise Amalie die preußischen Prinzen (und Brüder) Kronprinz Friedrich (seit 1740<br />

König Fricdrich 11.) und Prinz August Wilhclm, während andererseits die preußische Prinzessin<br />

Philippine Charlotte mit dem Erbprinzen und späteren Herzog Karl I. von <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg<br />

vermählt wurde. Eine Tochter aus dieser letzteren Eheverbindung wiederum,<br />

Elisabeth Christi ne Ulrike, war bis zu ihrer Scheidung im Jahre 1769 mit ihrem<br />

Vetter, dem preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm verheiratet. Dieses Bild familiärer<br />

Verbundenheit wäre unvollständig ohne die Feststellung, daß auch drei Generationen<br />

braunschweigischer Prinzen als Offiziere im preußischen Heer dienten.<br />

Philippine Charlotte wurde am 13. März 1716 als vierte Tochter des preußischen Königspaares<br />

in Berlin geboren. Mit 17 Jahren heiratet sie 1733 den Erbprinzen Kar! von<br />

<strong>Braunschweig</strong>, mit dem sie bis zu dessen Tod 17RO in einer für das IR. Jahrhundert nicht<br />

unglücklich zu nennenden Ehe lebte, aus der 13 Kinder hervorgingen. Obgleich durch diese<br />

Heirat zum braunschweigischen Herzogshaus zugehörig legte sie lebenslang besonderen<br />

Wert auf ihre hohe Abstammung aus dem preußischen Königshaus und bekundete ihre<br />

Verbundenheit mit allen ihren Geschwistern, besonders aber mit Friedrich dem Großen,<br />

durch einen intensiven Briefwechsel und häufige Besuche in Berlin. 1735 gelangte der Erb-<br />

1) Ich danke allen, die mich in so überaus hilfsbereiter und großzügiger Weise unterstützten,<br />

insbesondere den Herren Dr. Matthes und Dr. Lent im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttcl<br />

sowie Dr. Römer vom <strong>Braunschweig</strong>ischen Landesmuseum. - Die bisher erschienenen Arbeiten über<br />

Philippine Charlotte nennt ein Verzeichnis am Schluß des Aufsatzes.<br />

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suchte. Nach dem gleichen Zeugnis (des Dompredigers) bemühte sie sich unablässig, ihre<br />

geistigen Fähigkeiten zu vervollkommnen und sich durch eine tugendhafte, fromme und<br />

menschenfreundliche Lebensführung der von ihr erhofften und begehrten Bestimmung für<br />

die Ewigkeit schon im Diesseits würdig zu erweisen.<br />

Der Testamentstext fährt weiter fort mit einem Passus, der in einer Art Rechenschaft<br />

sowohl auf ihren geistigen Zustand wie auch auf ihre materiellen Verhältnisse Bezug<br />

nimmt. Philippine Charlotte versichert darin, zum Zeitpunkt der Testamentsabfassung bei<br />

guter Gesundheit und vollen gesammelten Verstandeskräften zu sein - was übrigens auch<br />

von den Deputierten des Stiftes St. Blasii bei Entgegennahme des Testamentes ausdrücklich<br />

vermerkt wurde - und über ihren gesamten Nachlaß, sowohl den, den sie der Gnade<br />

ihres Bruders, des hochseligen Königs zu verdanken habe als auch ihres eigenen selbst und<br />

frei nach eigenem Willen verfügen zu können. Diese ausdrückliche Erwähnung von - allerdings<br />

nicht näher präzisiertem - Nachlaßgut aus dem Besitze Friedrichs des Großen wirft<br />

die Frage auf nach der Beschaffenheit dieser der Herzogin durch den Tod ihres Bruders<br />

zugefallenen Erbschaft. Gemäß den vom König Friedrich 11. in seinem privaten Testament<br />

von 1769 9 ) festgelegten Erbteilen für seine noch lebenden Familienangehörigen erhielt<br />

seine <strong>Braunschweig</strong>er Schwester ein Barkapital von 50000 Ecus (1 Ecu = 1 Taler)lO), sein<br />

mit Weinlaub verziertes Silberservice aus Potsdam sowie eine Kutsche. Bei der Behandlung<br />

des von der Herzogin für ihren ältesten Sohn, Herzog Karl Wilhclm Ferdinand,<br />

bestimmten Nachlaßanteilcs wird darauf zurückzukommen sein.<br />

Was nun das eigene finanzielle Vermögen der Philippine Charlotte betrifft, so ist<br />

zunächst einmal festzuhalten, daß sie keine Schulden hinterließ. Schon dieser Tatbestand<br />

allein ist bemerkenswert - wenn man an die hohen Schulden ihres Mannes Herzog Karll.<br />

oder an die seines Bruders Herzog Ferdinand 11 ) - denkt. Bemerkenswerter wird dieses<br />

Faktum noch durch die Summe der im Testament vererbten bzw. legierten Gelder, die sich<br />

auf über 600000 Reichstaler belief! Der Erwerb eines derartig immensen Kapitals setzt<br />

doch wohl die Fähigkeit zu Ordnung, Maßhalten, klarem Denken und Rechnen voraus,<br />

und dieses Bild findet seine Bestätigung in den zahlreichen finanziellen Aktivitäten l2 ) der<br />

9) Das Teslament des Königs. IIrsg. von Fr. v. Oppeln-Bronikowski, Berlin 1925. Das<br />

Testament wird hier im Faksimile zum erstenmal vollständig veröffentlicht.<br />

10) F. Ve rde n haI ve n, Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgehiet,<br />

190R, p. 2t.<br />

I I) Schon der herzogliche Leiharzt Dr. Urhan Brückmann erwähnte in seinen privaten Tagehuchaufzeichnungen<br />

(Nds. ST A Wolfenhüttel VI Hs 5 Nr. 21) die zerrüttete Finanzlage Herzog Ferdinands,<br />

in die dieser nach vorhergegangener Regulierung von neuem geraten sei und die auch nach<br />

Ferdinands Tod (1792) noch nicht wieder in Ordnung hätte gehracht werden können.<br />

Zu Brückmann s. F. Barnstorf, Dr. med. Urhan Friedrich Benedikt Brückmann (1728-1812) der<br />

Leiharzt dreier ßraunschwciger Herzöge, und seine Patienten. In: Brg. Jh. 53, 1972, p. 196-213.<br />

12) 1 Alt 23 Nr. 445. Darin Auflistung und Quittung üher die von ihr hei der fürst!. Kammerkasse<br />

angelegten Gelder. Danach hatte Philippine Charlotte - wann immer ihr eine größere Summe<br />

Geldes zur Verfügung stand - in einem Zeitraum von 33 Jahren, heginnend mit der 1752 ausgestellten<br />

ersten Ohligation, endend 1785 mit der letzten, insgesamt 29R.OOO Rtl mit 5% Verzinsung angelegt.<br />

Dieses Kapital wurde von ihr ah 1786 wieder von neuem bei der Kammerkasse verzinst. (1 Alt 23 Nr.<br />

452). Vgl auch 1 Alt Nr. 446; darin u. a. Quittungshelegeüber Gelder, die die Herzogin kurzfristig der<br />

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Herzogin, die ihre Gelder nicht nur im eigenen Land investierte, sondern sogar in Berlin<br />

und Wien. Nach Einziehung aller ausstehenden Kapitalien ergab sich als Gesamtvermögen<br />

- über das testamentarisch nicht vollständig verfügt worden war-der verstorbenen Herzogin<br />

eine Summe von insesamt 730000 Reichstaler!<br />

Zum Thema "Geld" machte sie übrigens selbst einige sehr bezeichnende Äußerungen<br />

in Briefen an ihren jünsten Bruder Prinz Ferdinand v. Preußen. So schrieb sie ihm am 17.<br />

Dezember 1772 13 ) als Antwort auf seinen Bericht von Unterschlagungen in seinem Hofhalt:<br />

daß sie allein ihre Kasse führe und selbst die Ausgahen hezahle, infolgedessen stets<br />

genau Bescheid wisse über das, was an Geldern aus der Kasse ginge und über das, was<br />

davon darin zurückbleibe. Auch habe sie sich seit langer Zeit bemüht, mit ihrem Geld<br />

zurechtzukommen, um keine Schulden zu machen, damit ihr weder von staatlicher noch<br />

privater Seite her Vorwürfe entstünden. Zu diesem Zwecke, so führte sie in diescm Brief<br />

vom 29. August 1773 aus, habe sie all ihr Silber verkauft, das sie vom verstorbenen König<br />

(ihrem Vater) erhalten hatte sowie alle von der verstorbenen Königin geerbten Nippessachen<br />

und aus diesen Verkäufen ein Kapital zur Deckung ihrer Ausgaben gebildet, dem sie<br />

die ihr vom König (Friedrich 11.) im Frühjahr 1773 geschenkten 10000 Eeus noch beigefügt<br />

habe.<br />

Also eine sehr klare Stellungnahme gegen das Schuldenwesen - das sie ja aus nächster<br />

Nähe in der eigenen Familie leidvoll erlebte - und eigene Konsequenzen! Sie hat ihre Kompetenz<br />

in finanziellen Angelegenheiten auch durchaus nicht unterschätzt, wie ein anderes<br />

Briefzitat belegt, das ich wegen seines bedeutsamen Inhalts wörtlich wiedergeben möchte.<br />

Im Zusammenhang mit den Verhandlungen über den dann später abgeschlossenen englisch-braunschweigischen<br />

Subsidienvertrag bemerkte die Herzogin in einem Brief am 28.<br />

1. 1776: "Si on avait eu autre fois plus de confiance en mai j'aurais conseille I'ordre et<br />

l'arrangement dans les finances et on n 'aurait pas eu besoin de venir aces extremitcs".<br />

Als abschließende Wertung ihrer ja nicht nur aus Kapitalien bestehenden außertestamentarischen<br />

Hinterlassenschaft sei auf die Feststel1ung des an diesen Regulierungsgeschäften<br />

beteiligt gewesenen Finanz- und Abteirates F. C. v. Strombeck verwiesen I4 ), daß<br />

der Nachlaß so bedeutend gewesen sei, daß sich dessen Erledigung über mehrere Jahre<br />

erstreckt habe.<br />

Ein ganz anders gearteter Blickwinkel auf das Charakterbild der Herzogin ergibt sich<br />

aus den nun im Testament folgenden eigentlichen Naehlaßdispositionen. Den Anfang bil-<br />

Kammerkasse zur Verfügung gestellt hatte und die ihr wieder zurückgezahlt worden waren. 1 Alt 23<br />

Nr. 444: Unterlagen üher einen von der Herzogin den Prinzen Heinrich und Friedrich Wilhelm von<br />

Preußen gewährten Kredit in Höhe vun 100.000 Rtl. 1 Alt 23 Nr. 452: Auflistung der ausstehenden<br />

Kapitalien, u. a. verschiedener Rerliner Obligationen. Für das in Wien angelegte Geld: 78.000 fI (Gulden)<br />

sind die an die Herzogin ausgezahlten Zinsen seit Januar 1791 heleghar.<br />

1') 299 N 58 (1769-1777) enthält die hier im Text aufgeführten drei Briefe: vom 17. 12. 1772,<br />

vom 29.8.1773 und vom 28.1.1776.<br />

14) F. C. v. S t ro m be c k, Darstellungen aus meinem Leben und aus meiner Zeit. 1833, besondersp.<br />

159,170.<br />

Zu Strombeck s. ADB 36,1893, p. 614ff. s. v. Stromheck, Friedrich Karl v.<br />

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den, wie schon gesagt, die Erbteile für die direkten Erben, ihre 6 (von 13) überlebenden<br />

Kinder, die in chronologischer Reihenfolge zunächst die beiden Söhne, dann die vierTöchter<br />

genannt und bedacht werden. Es sind diese:<br />

1. der regierende Herzog Karl Wilhelm Ferdinand v. <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (1735-<br />

1806)<br />

2. der Herzog Friedrich August v. <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg-Oels (1740-1805)<br />

3. die verwitwete Markgräfin Sophie Caroline Marie v. Brandenburg-Bayreuth (1737-<br />

1817)<br />

4. die verwitwete Herzogin Anna Amalia v. Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-1807)<br />

5. die (geschiedene) Prinzessin Elisabeth Christi ne Ulrike in Stettin (1746-1840)<br />

6. die Äbtissin von Gandersheim Auguste Dorothea (1749-1810)<br />

Sie habe - so führt die Herzogin in einem gesonderten Paragraphen aus - die Nachlaßverteilungen<br />

für ihre Kinder mit reiflicher Überlegung und mit Erwägung aller Umstände<br />

vorgenommen und fordere die Respektierung ihrer Entscheidungen auch von den weniger<br />

vorteilhaft Bedachten. Sie war sich also der Ungleichheit der Erbteile bewußt, und um<br />

möglichen Streitigkeiten vorzubeugen, appellierte sie an deren moralisches Ehrgefühl,<br />

Mutterliebe und Gehorsamspflicht, kein Mißvergnügen deshalb in die Familie zu bringen.<br />

Aber die Erbschaftsanteile der einzelnen Kinder waren so sehr unterschiedlich ausgefallen,<br />

daß es trotz der mütterlichen Appelle und Ermahnungen nach der Testamentseröffnung<br />

doch zu Erbauseinandersetzungen kam, die eben von jenen weniger vorteilhaft bedachten<br />

Kindern ausgelöst wurden, wodurch sich die Erledigung der testamentarischen Verfügungen<br />

um ein halbes Jahr verzögerteiS) .<br />

Für ihren ältesten Sohn, den regierenden Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, hatte Philippine<br />

Charlotte einen Erbteil bestimmt, der Kapitalien, Silberobjekte, Juwelen und Porzellan<br />

umfaßte. Es handelte sich dabei im einzelnen um ein Kapital von 170000 fest angelegten<br />

Goldtalern sowie um die 60000 Taler Paraphernalgelder, die sie - wie die Herzogin<br />

dazu erläuternd ausführt - bei ihrer Heirat zusätzlich zum Aussteuergeld, das 40000 Taler<br />

betrug, von ihrem Vater (König Friedrich Wilhelm 1.) bekommen habe und darüber auch<br />

nach eigenem Belieben hätte disponieren können. Diese Angaben der Herzogin werden<br />

durch eine Verfügung Friedrich Wilhclms I. ergänzt I6 ), wonach seiner Tochter die 60000<br />

Taler Paraphemalgelder , die der König bei der Kurmärkischen Landschaft verzinst hatte,<br />

nach der Geburt des ersten Kindes ohne vorherige Einholung eines königlichen Befehls<br />

ausgezahlt werden sollten. 1735 wurde Karl Wilhelm Ferdinand als erstes Kind geboren,<br />

und ihm vererbte nun die Mutter nach 64 Jahren (bis 1799, dem Jahr der letzten Testamentsabfassung<br />

gerechnet) die ihr für seine Geburt zu eigener freier Verfügung geschenkten<br />

60000 Taler Paraphernalgelder in vollem Umfang weiter. Ein beredtes Zeugnis für die<br />

Fähigkeit der Herzogin, Geld zusammenzuhalten und planvoll damit arbeiten zu können!<br />

Ij) 1 Alt 23 Nr. 450. Darin auch Festsetzung dcs Regulierungstermines für die testamentarisch<br />

verfügten Erbteile und Legate ab 13. August 1801.<br />

16) 3 Urk 2 Nr. 145.<br />

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Ebenso bedeutend wie die Summe der Kapitalien war auch der Anteil an Silberobjekten,<br />

der dem regierenden Herzog von seiner Mutter vermacht worden war, nämlich das<br />

gesamte Silberzeug sowie - mit einer Ausnahme - das vergoldete Silber; wobei von allen<br />

sonst ungenannt gebliebenen Edelmetallgegenständen einzig ein komplettes silbernes<br />

Tafelsevice aufgeführt wird, das nach dem Wunsch der alten Herzogin als Fideikommiß im<br />

Familienbesitz bleiben soll. Dieses Service muß von so bedeutendem Wert gewesen sein,<br />

daß es Philippine Charlotte als unveräußerliches Gut dem festen Schatzbestand des Fürstenhauses<br />

für alle künftigen Zeiten sichern wollte. Welch anderes Tafelservice aber käme<br />

da für eine Fideikommißbestimmung besser in Frage, als das ihr von ihrem Bruder Friedrich<br />

d. Großen testamentarisch vererbte Silbersevice aus Potsdam!<br />

Denn daß dieses Potsdamer Silberservice tatsächlich von großem Wert gewesen ist,<br />

können wir seiner Erwähnung schon im ersten Privattestament des Königs von 1752 17 ) entnehmen,<br />

in dem Friedrich das Service seiner damals noch lebenden Mutter, der verwitweten<br />

Königin Sophie DOTOthea, bestimmt hatte, der er sicherlich keine Objekte minderer<br />

Qualität vermacht haben würde. Damit ist auch der Terminus antequem, nämlich das Jahr<br />

1752, für die Entstehung des Services gegeben. Als anschauliches Beispiel für das Potsdamer<br />

Silberservice der Herzogin kann ich - mit der großzügig gewährten Erlaubnis S. K. H.<br />

Dr. Louis Ferdinand Prinz v. Preußen, dem ich an dieser Stelle noch einmal meinen Dank<br />

aussprechen möchte - eine Abbildung (Abb. 2) von einer silbernen Deckelschale vorlegen,<br />

die sich heute zusammen mit anderen dazu gehörenden Serviceteilen in der Schatzkammer<br />

auf Burg Hohenzollern befindet und auch aus Potsdam stammen soI1'8). Die feine plastische<br />

Dekoration des Deckels stellt eine kunstvoll gestaltete Weinlaubranke mit daranhängenden<br />

Trauben dar, eben jenes damals wohl beliebte Ornamentmotiv , das auch die Teile<br />

des von Friedrich an seine Schwester vererbten Potsdamer Silberservices aufwiesen! Im<br />

Tcstamentstext ist als einziger erläuternder Zusatz zu diesem Service das Wort "complct"<br />

vermerkt, demzufolge das Tafelgeschirr also vollständig gewesen ist. Wie vielteilig und<br />

typenreich ein derartiges Tafelservice ausgestattet sein konnte, zeigt das vollständig erhaltene<br />

silberne Tafelgeschirr des Hildesheimer Fürstbischofs Friedrich Wilhelm v. Westphalen,<br />

das dieser für repräsentative Zwecke 1763 in Augsburg ankaufte 19 ). Zum Kern dieses<br />

Services gehörten neben 12 Dutzend Tellern, 48 Platten verschiedener Form und Größe<br />

und 14 Schüsseln, auch 6 Saucieren, 6 Terrinen, 3 Tafelaufsätze sowie eine größere Anzahl<br />

von Bestecken. Aus ähnlicher Formzusammensctzung und in ähnlicher Größenordnung<br />

dürfte auch das Potsdamer im Weinlaubdekor gearbeitete Silberscrvice der Herzogin -<br />

noch dazu aus ursprünglich königlichem Besitz - bestanden haben. Was sonst noch alles zu<br />

dem von Philippine Charlotte hinterlassenen summarisch bezeichneten "Silberzeug" und<br />

dem vergoldeten Silber gehörte, bleibt der eigenen Vorstellung vorbehalten, da diesbczüg-<br />

17) s. Anm. 4.<br />

IR) Vom Goldschmied Lieberkühn in Berlin um 1740 geschaffen. wie mir der Generalhevollmächtigte<br />

S. K. H. des Prinzen Louis Ferdinand v. Preußen, Herr loh F. von Strantz auf meine Anfrage<br />

freundlich mitteilte. Nach seinen Angahen stammen diese Serviceteile auf Burg Hohenzollern<br />

aus Depotheständcn und sind früher wohl auch in Potsdam gewesen.<br />

19) Das Hildesheimer Tafelservice. M,eisterwerke der Augshurger Goldschmiedekunst. Katalog<br />

der Ausstellung im Maximilianmuseum Augshurg. 23. März - 21. Juli 1985.<br />

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sitzenden runden Brillanten befestigt sind und sich in dieser charakteristischen Form als die<br />

in der Schmuck kunst so bezeichneten Girandolen-Ohrgehänge 2J ) zu erkennen geben. Den<br />

Hals schmückt ein aus zahlreichen einzelnen rechteckigen Brillanten zusammengesetztes<br />

Halsband, das als Mittelanhänger ein kleines Brillantenkreuz aufweist. In der gemalten<br />

Darstellung besteht das Kreuz aus insgesamt 6 Brillanten, von denen ein mittlerer größer<br />

als die übrigen gebildet ist. An Schmuckstücken bemerkt man weiterhin eine kleine<br />

Spange, die den Hermelinmantel auf der Schulter festhält und eine Reihe sechseckig gefaßter<br />

Brillanten, die mit einer in der Mitte angebrachten Brosche den oberen Kleidausschnitt<br />

zieren. Perlenarmbänder mit diamantenen Verschlüssen vervollständigen schließlich diese<br />

Schmuckausstattung.<br />

Die testamentarischen Verfügungen überliefern für das Brillantenhalsband der Herzogin<br />

20 wohl gleich große Brillanten nebst einem größeren und schwereren mittleren<br />

"Stein", der dem regierenden Herzog vermacht war. Das dazugehörige brillantene Anhängerkreuz<br />

umfaßte 6 Brillanten 24 ), die die Herzogin einzeln vererbte: davon den größten<br />

mittelsten Brillanten an ihren Bruder Prinz Heinrich von Preußen (s. S. 63). Diesen schriftlichen<br />

Angaben entspricht die bildliche Darstellung so sehr, daß ich meinen möchte, der<br />

gemalte I laisschmuck ist mit dem im Testament erwähnten identisch. Ich habe auch unter<br />

den zahlreichen noch vorhandenen Gemälden der Herzogin keine weitere Parallele mehr<br />

zu diescr Schmuckform gefunden. Auch andere auf dem Gemälde dargestellten Schmuckstücke<br />

lassen sich mit den testamentarisch erwähnten in Verbindung bringen, wie z. B. der<br />

Haarschmuck und die Girandolen-Ohrgehänge (s. S. 60).<br />

Eine Kostbarkeit eigener Art erhielt die Markgräfin v. Bayreuth mit dem ihr ebenfalls<br />

vermachten goldenen Eßbesteck, das aus Messer, Gabel, Löffel, Markzieher, Salzfaß und<br />

Eierschälchen bestand. Es erregte schon die bewundernde Aufmerksamkeit eines französischen<br />

Geistlichen, als sich dieser zusammen mit seinem Zögling ein Jahr lang, von 1789-<br />

1790, in <strong>Braunschweig</strong> aufhielt und des öfteren zur Mittagstafel der alten Herzogin geladen<br />

war 25 ).<br />

Ein solches goldenes Besteck in genau der gleichen Formenzusammensetzung besaß<br />

aueh die Schwester der Herzogin, die Markgräfin Friederike Luise von Brandenburg-Ans-<br />

2 1 ) B. M arqua rdt, Schmuck. Klassizismus und Biedermeier 1780-1850. Dt!utschland, Österreich,<br />

Schweiz. 19B3, p. 317.<br />

24) Im Testament vermachte die Herzogin insgesamt 9 Steine ihres Brillantenkreuzes an Kinder<br />

und Verwandte. Bei der Nachprüfung der einzelnen Legate stellte sich aber heraus, daß das Brillantenkreuz<br />

lediglich aus 6 Brillanten bestand, die Herzogin also üher 3 Brillanten mehr verfügte hatte als<br />

vorhanden waren. Die regierende Herzogin Augusta, die Erhprinzessin und die Ähtissin von Gandersheim<br />

verzichteten daraufhin auf je einen, ihnen von der alten I lazogin legierten Brillanten, so daß dit!<br />

ührigen 6 Brillanten den anderen, testamentarisch vorgesehenen Empfängern zugestellt werden konnten.<br />

2') Ahhe Baron, A la Cour de Brunswiek (1789-1790). In: La Rcvuede Paris Nr. 22,1906,p.<br />

225-244, hesonders p. 236;<br />

s. dazu auch K. Lerm, Ein Franzose zu Gast im alten <strong>Braunschweig</strong>. In: <strong>Braunschweig</strong>er Kalender<br />

1966, p.33-36.<br />

Die Herzogin selbst erwähnte beide Besucher, den Abbe Baron und seinen Zögling, den Grafen Chateaugiron,<br />

in einem Brief an ihren Bruder Prinz Ferdinand vom 7. März 1792: 299 N 61.<br />

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ach, die es schon 1738 als Wcihnachtsgeschenk von ihrem Vater König Friedrich Wilhclm<br />

I. v. Preußcn erhalten hattc 26 ). Die beiden im Testament dann genannten Töchter, nämlich<br />

die verwitwete Herzogin Anna Amalia v. Sachsen-Weimar und die Prinzessin Elisabeth<br />

Christine Ulrike in Stettin sind diejenigen der Erben gewesen, die mit den ihnen von ihrer<br />

Mutter bestimmten Erbanteilen nicht einverstanden waren, sondern Einspruch erhoben<br />

mit dem Hinweis auf eine vermeintliche Verkürzung ihres Pflichtteils. Die daraus resultierenden<br />

Erbauseinandersetzungen endeten nach einem halben Jahr mit einem Vergleich,<br />

demzufolge beiden Erbinnen eine Geldzulage zugestanden wurde bei gleichzeitigem Verzicht<br />

weiterer Ansprüche auf die Erbschaft 27 ).<br />

So erhielt die Herzogin Anna Amalia statt der im Testament vorgesehenen 30000 Rtl<br />

in Gold die Endsumme von 45000 Rtl, wohingegen die Anzahl der ihr bestimmten<br />

Schmuckstücke unverändert blieb: ein Paar brillantene Girandolen-Ohrgehänge, eine<br />

Brillantagraffe aus fünf großen Brillanten (= der Haarschmuck in Abb. 3) und die andere<br />

Hälfte des Brillantenhalsbandes, das sie sich mit ihrer älteren Schwester teilte (s. oben).<br />

Soweit die Biographien über Anna Amalia das Testament ihrer Mutter und des darin für sie<br />

verfügten Erbes erwähnen, wird dies als ein Zeugnis für das kühle Verhältnis zwischen der<br />

alten Herzogin und ihrer zweitältesten Tochter angesehen 28 ). Den eigenen brieflichen Aussagen<br />

der Herzogin über diese Tochter ist zu entnehmen, daß ihr gegenseitiges Verhältnis<br />

zwar nicht von überschwänglichen Gefühlen gekennzeichnet war, aber doch von einer<br />

gleichbleibenden achtungsvollen ruhigen Zuneigung getragen wurde; wann immer Philippine<br />

Charlotte in ihren Briefen ein Urteil über Anna Amalia abgab, fici dieses durchweg<br />

positiv und zustimmend aus 29 ). Warum sie schließlich dieser Tochter dennoch ein kleineres<br />

Erbteil zukommen ließ als beispielsweise ihrer ältesten oder noch augenfälliger ihrer jünsten<br />

Tochter (s. unten), läßt sich kaum klären; sicher ist ja nur, daß sie die einzelnen<br />

Testamentszuteilungen - laut eigener Bekundung - mit Üherlegung vorgenommen hat.<br />

So auch im Falle der Prinzessin Elisabeth Christine Ulrike in Stettin, der sie ein Minimalerbe<br />

von nur 10000 Rtl aussetzte, und damit auch am Ende ihres Lebens die harte und<br />

unversöhnliche Haltung, die sie seit der Scheidung der Prinzessin 1769 dieser gegenüber<br />

eingenommen hatte, in drastischer Weise bewies. Elisabeth Christine Ulrike war ja 1765<br />

mit dcm preußischen Thronfolger Prinz Friedrich Wilhelm verheiratet worden, doch beiderseitige<br />

Eheverfehlungen führten vier Jahre später zur Scheidung und lebenslangen Verbannung<br />

der Prinzessin nach Stettin. Diesen Skandal hat Philippine Charlotte ihrer Tochter<br />

niemals verziehen, zu tief war wohl dadurch ihr empfindliches Ehr- und Ruhmgefühl<br />

getroffen worden, und solange die Herzogin lebte, blieb die Prinzessin aus dem braunschweigischen<br />

Familienkreis ausgeschlossen. Sehr aufschlußreich sind in dieser Hinsicht<br />

26) P. Sei dei, Der Silber- und Goldschatz der Hohenzollern im Königlichen Schlosse zu Berlin,<br />

o.J., p. 25f.<br />

27) 1 Alt 23 Nr. 451.<br />

ZR) W. Bode, Anna Amalia Herzogin von Weimar. 3 Bde, 1908, hesonders Bd. 3, p. 133. F.<br />

Rornhak, Anna Amalia. 1892, p. 317. O. Heuseheie, Herzogin Anna Amalia. Die Rcgründerin<br />

des weimarischen Musenhofes. 1947, p. 24f.<br />

29) 299 N 60: Briefvom 17.08. 1783; Briefvom 14. 04. 1785; 299 N 61: Brief vom 04. 08. 1792;<br />

60<br />

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auch die brieflichen Äußerungen der Herzogin, denn in ihnen gedachte sie höchst selten<br />

der Tochter und dann stets in distanzierender Umschreibung, etwa als Madame Lisbeth<br />

oder die Dame de Stettin 30 ). Im Testament hekannte sie sich zwar als Mutter zur Tochter,<br />

doch besaß sie nicht die menschliche Größe, sich nach so langer Zeit mit der Tochter auszusöhnen<br />

und ihr ein annähernd gleich großes Erbe wie den anderen Kindern zu hinterlassen.<br />

Dieser Charakterschwäche scheint sich die Herzogin auch stets bewußt gewesen zu sein<br />

und hat wohl auch darunter gelitten; denn, so führte der Domprediger in seiner Gedächtnispredigt<br />

aus 3!), hahe sie besonders in ihren späteren Lebensjahren öftcr ihre Unfähigkeit<br />

beklagt, ebenso gütig und großmütig wie Jesus verzeihen zu können.<br />

Trotz dieser ihr bekannten Haltung ihrer Mutter hatte Elisabeth Christine Ulrike dennoch<br />

ein größeres Erbe erwartet - mindestens aber 60000 Rt(2). Der dann auch auf ihren<br />

Einspruch hin gefundene Komprorniß erhöhte den Erbteil um 20000 RtI, so daß sie schließlich<br />

ein Barkapital von 30000 Rtl erhielt.<br />

So ungünstig die Vermächtnisse für die Töchter Anna Amalia und Elisabeth Christine<br />

Ulrike ausgefallen waren, so überaus großzügig und vorteilhaft hatte die Herzogin ihre<br />

jüngste Tochter Auguste Dorothea, Äbtissin von Gandersheim bedacht, indem sie ihr den<br />

Hauptanteil des testamentarisch verfügten Vermögens bestimmte. Es war ein stattliches<br />

Erbe, das neben einer bedeutenden Geldsumme Pretiosen, Schmuck, Möbel, Bilder und<br />

Kupferstiche, ferner Kutschen nebst Gespannpferden sowie die gesamte Tafel- und Bettwäsche<br />

beinhaltete.<br />

Das für Auguste Dorothea bestimmte Kapital betrug 150000 Goldtaler, nur 20000<br />

Taler weniger als der regierende Herzog erhalten hatte, aber fünfmal so viel wie ihre beiden<br />

älteren Schwestern Sophie Caroline Marie und Anna Amalia erhen sollten. Allerdings verband<br />

die Herzogin damit die Auflage- im Testamentstext als Wunsch formuliert - Auguste<br />

Dorothea möge von diesem Betrag 100000 Taler zu ihrer besseren Subsistanz fest verzinst<br />

.10) 299 N 59: Briefvom 29. 08. 1781; 299 N 61: Briefvom 18.06. 1787; Bricfvom 05. 10. 1792.<br />

31) s. Anm. 8.<br />

32) O. Alt e n h u r g, Elisaheth Prinzessin von <strong>Braunschweig</strong>, eine ungekrönte preußische Königin,<br />

1924, hesonders p. 69. Altenhurg führt hier als Erhe für die Prinzessin außer den 30415 Talern<br />

(30000 Taler Barkapital, durch Vergleich er.del!, + 415 Taler Zinsen auf die gesamte Summe, vom<br />

Sterbetag der Herzogin an gerechnet his zur Auszahlung der Gelder) auch noch eine Schachtel Juwelen<br />

an. Elisabeth Christi ne Ulrike hatte nach dem Testament ihrer Mutter nur das Kapital von 10000<br />

Goldtalern zu erhalten, und auch der Vergleich erhöhte ja nur ihr Kapital ohne weitere Nachlaßgegenstände<br />

dabei mit einzuheziehen. Ouittungshelege - wie für die ihr ausgezahlten Gelder (1 Alt 23 Nr.<br />

451) - giht es für die Schachtel mit Juwelen jedenfalls nicht. - Trotzdem wäre es denkhar, daß sie aus<br />

dem nicht testamentarisch verfügten Nachlaß - dessen Regulierung Jahre in Anspruch nahm - die<br />

Schmuckstücke erhalten hätte, da ein ähnlicher Vorgang auch bei zwei von Antoine Pesne gemalten<br />

Porträts bestanden haben könnte, die - aus dem Nachlaß der Königin Sophie Dorothea v. Preußen an<br />

die Herzogin v. <strong>Braunschweig</strong> gelangt - sich heute in den Staat!. Kunstsammlungen in Weimar hefinden<br />

(Antoine Pesne 1683-1757. Ausstellung zum 300. Gehurtstag. Potsdam-Sanssouci 1983, s.Nr.<br />

38). Da diese Bilder aber in den testamentarischen Bestimmungen des Erhteils für Anna Amalia nicht<br />

genannt sind, können sie ihr also nur durch außertestamentarische Nachlaßregnlierungen ühereignet<br />

worden sein, wenn sie nicht als Geschenk schon vor dem Tod der Herzogin oder auf andere Weise nach<br />

Weimar verbracht wurden.<br />

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61


auf Lebenszeit anlegen und über dieses Geld nur durch eine letzte Willensverordnung nach<br />

eigenem Gefallen disponieren. Mit Rücksicht auf die Festschreibung der Gelder habe sie,<br />

so führte die Herzogin dazu aus, auch die Tochter so vorzüglich bedacht. Philippine Charlotte<br />

hatte es also offenhar für notwendig erachtet, die Verfügungsrechte ihrer jüngsten<br />

Tochter üher das finanzielle Erhe einzuschränken. Daß diese Entscheidung der Herzogin<br />

nicht unbegründet war, lassen die Urteile erkennen, die F. C. v. Strombeck in seinen<br />

Lebenserinnerungen über das Zusammenleben und die Zusammenarheit mit der Äbtissin<br />

v. Gandersheim ahgab 33 ), deren finanzielle Interessen er his zu ihrem Tode 1810 wahrnahm.<br />

Stromheck zeichnete darin von ihr ein überaus ansprechendes Charakterbild, das als<br />

einzige Schwäche ihre Unkenntnis und Interessenlosigkeit in Bezug auf geschäftlich-finanzielle<br />

Angelegenheiten aufwies. Darin unterschied sie sich grundlegend von ihrer<br />

geschäftstüchtigen Mutter!<br />

Die testamentarischen Vorsorgemaßnahmen der Herzogin, ihrer Tochter langfristig<br />

eine finanzielle Rücklage sicherzustellen, deuten auch auf ein großes Maß an Verantwortung<br />

und Zuneigung für diese Tochter hin. Und es erstaunt deshalh nicht, aus v. Stromhecks<br />

Erinnerungen zu erfahren, daß das Mutter-Tochter-Verhältnis ein sehr inniges und<br />

liebevolles gewesen ist:l4), was auch durch die häufigen Erwähnungen der Auguste Dorothea<br />

in den Briefen der Herzogin hestätigt wird.<br />

Philippine Charlotte hatte ihrem ältesten Sohn, dem regierenden I lerzog, alles vergoldete<br />

Silber (s. S. 56f.) zugeteilt mit Ausnahme der vergoldeten, silbernen Toilette, die sie<br />

nun Auguste Dorothea vermachte. Auch ohne genaue Kenntnis der einzelnen Behälter,<br />

Gefäße und Gerätschaften, die fürs Schminken und Frisieren he nötigt wurden, weist allein<br />

schon die Materialangabe "vergoldetes Silber" auf eine luxuriöse Ausführung des Gesamtensemhles<br />

hin, das damit zu einem kostharen Besitz wurde. Daß derartige Toiletten-Garnituren<br />

zu den ühlichen Silherausstattungsstücken eines fürstlichen Haushaltes im 18. Jahrhundert<br />

gehörten, zeigen die zahlreichen Vergleichsheispiele, die R. Schmidt zusammengestellt<br />

hat J5 ).<br />

Die Schmuckausstattung für Auguste Dorothea umfaßte den gesamten ühriggebliebenen<br />

Brillantenhestand nach Ahzug der für ihre beiden älteren Schwestern bestimmten<br />

Schmuckstücke. Im einzelnen handelte es sich dabei um hrillantene Armbänder, einen<br />

Brillantring, Ohrringe, sieben Brillantornamente in Form von Rosen, ein großer Coulant<br />

36 ) sowie zwei Brillanten aus dem Brillantkreuz der Herzogin (S. 59), von denen Auguste<br />

Dorothea allerdings nur einen erhielt, auf den anderen hatte sie verziehtet 37 ).<br />

33) v. Stromheck,a.a.O.,hesondersp.1ti2f.<br />

3 4 ) dcrs.,p.I64.<br />

3;) R. Schmidt, Das Toilettenservice der Königin Caroline Mathilde von Dänemark. Zugleich<br />

ein Beitrag zur Geschichte der Silhertoilette. In: Jh der preußischen Kunstsammlungen Bd. 62,<br />

1941, p. 47-76.<br />

36) Zu dieser Schmuck form vgl. den aus dem Besitz der Kurfürstin Elisaheth Auguste von der<br />

Pfalz (1721-1794) stammenden Coulant vom goldenen Vlies, um 1740 in Mannheim gearbeitet. earl<br />

Theodor und Elisabeth Auguste. Höfische Kunst und Kultur in der Kurpfalz. Ausstellungskatalog des<br />

Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelherg. Heidelherg 1979. Katalognr. 332, Farhahh. auf p. 6R.<br />

37) s. auch Anm. 24. In I Alt 23 Nr. 451 die Verzichterklärung der Ähtissin von Gandersheim,<br />

der regi


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Ihr Möbelanteil beschränkte sich auf Einzelstücke: ein grün lackierter Schrank bzw.<br />

Sekretär mit allen daraufstehenden Porzellanen, eine braune Kommode mit gelben<br />

Beschlägen, eine kleine weiße Marmorpendule, ein großer französischer Kasten, unter<br />

dem vielleicht eines jener "Holzkasten" genannten kommodenartigen Möbelstücke zu verstehen<br />

ist, die der Aufnahme von Holz zur Kaminfeuerung dienten 38 ), und im Falle des von<br />

der Herzogin vererbten Exemplars durch das Attribut "französisch" eine besonders kunstvolle<br />

Arbeit vermuten lassen.<br />

Zu diesen Möbeln erhielt die Äbtissin noch alle kleinen Porträts, Bilder und Kupferstiche<br />

aus dem Palais ihrer Mutter.<br />

Die Abschlußposten des Erbes beziehen sich auf die beiden Kutschen der Herzogin<br />

mit dazugehörigen Gespannpferden nebst deren Geschirren sowie auf alle Tafel- und Bettwäsche.<br />

Die Herzogin hatte auch diese letztere Erbzuteilung mit Bedacht und vorausschauender<br />

Fürsorge vorgenommen; denn da ihre jüngste Tochter über keinen eigenen Hofstaat<br />

damals verfügte J9 ), mußte die Notwendigkeit der Einrichtung einer eigenen Hofhaltung<br />

mit dem Tode der Mutter eintreten - was auch geschah: nach dem Ableben der Philippine<br />

Charlotte wurde das sog. kleine Mosthaus in <strong>Braunschweig</strong> von Langwagen fürdie Äbtissin<br />

von Gandersheim umgebaut 40 ), die hier dann mit eigener Hofhaltung, von der einige Mitgleider<br />

der Dienerschaft aus dem Hofstaat der verstorbenen Herzogin übernommen worden<br />

waren 41 ), bis 1808 lebte. Aus dem weiteren Familienkreis - Schwiegertochter und<br />

angeheiratete Enkelin hatten auf den ihnen testamentarisch verschriebenen Brillanten verziehtet<br />

42 ) - empfingen nur noch die bei den lebenden Geschwister der Herzogin sowie ihre<br />

Nichte, die gleichzeitig auch ihre Schwägerin war, kleinere Vermächtnisse: Prinz Heinrich<br />

von Preußen erbte den größten mittelsten Brillanten (Gewicht 33 Grän) aus dem Brillantenkreuz<br />

und zwei Porzellanvasen; Prinz Ferdinand von Preußen, der jüngste Bruder,<br />

erhielt gleichfalls einen Stein aus dem Kreuz - ebenso seine Frau - ferner eine Figurenpendule<br />

aus "or moulce" mit der Darstellung des römischen Kaisers Titus und eine goldene<br />

Medaille, der ein Portärt des Prinzen Heinrich v. Preußen aufgeprägt war. Darüber hinaus<br />

wurden Prinz Ferdinand auch alle jene Objekte zugestellt, die zwar im Testament nicht<br />

erwähnt worden waren, über welche die Herzogin aber durch handschriftliche Anweisungen<br />

in Zettelform, die sich unter ihren Papieren im Nachlaß fanden, verfügt hatte 4J ). Wie<br />

aus Abb. 4 hervorgeht, war ihm z. B. ein Beutel mit Medaillen zugedacht. Auch war ihm auf<br />

diese Weise der gesamte, nicht näher bezeichnete Inhalt einer Schublade verschrieben worden.<br />

3R) Beispiele für "Holzkäslen" in Schloß Sanssouci: "Barock und Klassik. Kunstzentren des 18.<br />

Jahrhunderts in der Deutschen Demokratischen Republik." Schallaburg 19R4. Katalognr. II.R6 m.<br />

Abb. (verwechselte Katalognummer!), p. 232.<br />

39) sov. Strombeck, a.a.O., p. 153.<br />

"'I) C. Rauterberg, Bauwesen und Bauten im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> zur Zeit earl Wilhelm<br />

Ferdinands 1780-1806. <strong>Braunschweig</strong> 1971 (<strong>Braunschweig</strong>er Werkstücke Bd. 46), p. 66, 191;<br />

Anm. 353 auf p. 167: Langwagen entwarf auch Möbel für die Wohnung der Äbtissin.<br />

41) 1 Alt 23 Nr. 452, darin u. a. Besoldungsquittung.<br />

42) vgl. Anm. 24 und 37.<br />

43) 1 Alt 23 Nr. 451.<br />

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63


Ähnliche Zettel mit Geldanweisungen waren von ihr für einige Mitglieder ihres Hofstaates<br />

und für ihre Freundin, die Prinzessin v. Montmorency ausgestellt worden.<br />

Besondere Aufmerksamkeit hatte die Herzogin auf die finanzielle Versorgung der in<br />

ihrem Dienst stehenden Personen verwandt, von denen einige schon recht alt waren 44 ) und<br />

ihrem Hofstaat bereits seit dessen Neuzusammenstellung im Jahr 1780 nach dem Tode Herzog<br />

Karls I. angehörten 45 ). Zusätzlich zu den vom regierenden Herzog gezahlten Ruhegehältern<br />

hinterließ Philippine Charlotte insgesamt 22 Personen ihres Hofstaates unterschiedlich<br />

hohe Geldsummen und Sachobjekte, die sich nach der Rangordnung und Funktionsausübung<br />

des jeweiligen Lcgatsempfängers richteten: so erhielt z. B. die Oberhofmeisterin<br />

C. v. Kamecke 46 ) ein Kapital von 6000 Talern in Gold, die gesamte, mit Spitzen<br />

besetzte Kleidung der Herzogin, eine Garnitur Spitzen, eine weiße Marmorpendule und<br />

die Hälfte des kleineren Porzellans sowie der "kleinen Möbelchen" aus dem Kabinett der<br />

Herzogin. Die 3 Kammerfrauen konnten außer über einen Geldbetrag von 2500 bzw. 2000<br />

Talern auch über die gesamte übrige Kleidung und Leibwäsche der Fürstin verfügen. Dagegen<br />

bekam jeder der 6 Lakaien nur 200 Taler zuzüglich einer kleineren Geldsumme, die<br />

von der Herzogin - wie sie es im Testament angekündigt hatte - für einige ihrer Diener, und<br />

mit deren Namen versehen, in ihrem Sekretär deponiert worden war 17 ). In einem<br />

Abschlußparagraphen des Testamentes trug Phillippine Charlotte ihrem Sohn, dem regierenden<br />

Herzog, die weitere Fürsorge für ihre Dienerschaft auf und bewies dadurch ihre<br />

soziale wie auch moralische Verantwortung gegenüber den ihr anvertrauten Menschen.<br />

Ähnliche Gründe mögen die Herzogin auch im Falle der französischen Prinzessin<br />

Louise Fran


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Abb.2: Silberne Deckelschale mit Weinlaubdekor<br />

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Abb.3: Ölgemälde der Herzogin Philippine Charlotte (ca. 1750)<br />

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Abb.4: Nachlaßverfügung der Herzogin<br />

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Abb.5: Buchhülle aus dem Besitz der Herzogin<br />

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Abb. 6: Sarg der Herzogin Philippine Charlotte (Mitte)<br />

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Abb.8: Altersbild der Herzogin (nach 1780)<br />

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jährliche Rente von 1500 Talern in Gold testamentarisch zu verschreiben. Die dieses Legat<br />

begleitenden Anordnungen lassen ihr fürsorgliches Bemühen erkennen, der geschätzten<br />

Freundin eine finanzielle Sicherheit zu gewährleisten: die Herzogin wies nämlich ihren<br />

Sohn Karl Wilhelm Ferdinand an, die Rente aus den Zinsen der ihm vererbten, festangelegten<br />

Kapitalien zu bestreiten und sie der Prinzessin von Montmorency in vierteljährlicher<br />

Ratenzahlung zukommen zu lassen. Damit beabsichtigte sie offensichtlich eine weitere<br />

Festschreibung des bcträchtlichen Kapitals und eine aus diesen Zinserträgen garantierte<br />

Rente für die Prinzessin v. Montmorency!<br />

Von allen testamentarischen Bestimmungen gehört dieser Passus mit Sicherheit erst<br />

der letzten Testamentsabfassung an; ob er freilich den alleinigen Ausschlag zur Neuerrichtung<br />

des Testamentes von 1799 gab, muß dahingestellt bleiben. Das chronologische Indiz<br />

liefert der Name der Prinzessin v. Montmorency, bei deres sich um eine der vielen französischen<br />

Adligen handelte, die im Zuge der französischen Revolution Frankreich verließen<br />

und an verschiedenen Orten Deutschlands bzw. Europas Zuflucht suchten. 49 ). Auch im<br />

Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> fanden sich zahlreiche Emigranten ein, die hier gastfreundlich<br />

aufgenommen und von denen manche sogar von der herzoglichen Familie unterstützt wurdenSO).<br />

Auskunft über 598 dieser z. T. dem französischen Hochadel angehörenden flüchtlinge<br />

geben die 1794/5 für <strong>Braunschweig</strong> 51 ) und 1795/6 für Wolfenbüttel 52 ) angelegten amtlichen<br />

Emigrantenlisten, die neben den Namensangaben auch solche über Herkunft und<br />

Beruf enthalten. In beiden Listen wird die Prinzessin v. Montmorency allerdings nicht mit<br />

aufgeführt, was auf einen späteren Aufenthalt der Prinzessin deuten könnte, zumal auch<br />

die sonstigen sie betreffenden Aktenstücke im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel,<br />

sofern sie datiert sind, ab 1798 53 ) einsetzen.<br />

In dieser Hinsicht sind die Briefe der Herzogin wieder sehr aufschlußreich, denn in<br />

ihnen findet sich der Name der Prinzessin v. Montmorency um die Jahreswende 1795/6 zum<br />

erstenmal erwähnt 54 ) - 3 Jahre später als das nachweislich vorletzte 1792 verfaßte Testament!<br />

- wie auch der Hinweis auf ihren damaligen Wohnort <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Die hrieflichen Äußerungen lassen zudem erkennen, wie schnell sich die Prinzessin in<br />

4Y) Deutsche Emigranten in Frankreich. Französische Emigranten in Deutschland. 1685-1945.<br />

Ausstellungskatalog. Paris 1983.<br />

SO) P. San de r. Französische Emigranten in Deutschland. Untersuchungen üher die politische<br />

Tätigkeit und das tägliche Lehen der Emigranten im Rheinland und im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>­<br />

Wolfenhüttel. (Diss.) 1939. Darin besonders p. 38ff. zur Versorgung der Emigranten seitens des regierenden<br />

Herzogs. R. R. Be e r, Der Marquis de Castries. Gegner und Gastfreund Kar! Wilhelm Ferdinands.<br />

Herzogs zu <strong>Braunschweig</strong> und Lünehurg. In: Braunschw. Jb 56, 1975, p. 12lff.<br />

51) Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> C VII E 5 enthält ein Verzeichnis von 213 aus Holland und Brabant<br />

stammenden Flüchtlingen sowie die Namen von 190 französischen Flüchtlingen.<br />

52) Nds. StA Wolfenhüttcll Alt 22 Nr. 1901 führt 195 Emigranten aus Frankreich und Brahant<br />

auf.<br />

53) 1 Alt 23 Nr. 451: darin u. a. die vom 15. Juni 1798 datierte handschriftliche Geldanweisung<br />

der Herzogin auf die Auszahlung eines Kapitals von 15000 Rtl in Gold an die Prinzessin v. Montmorency.<br />

54) 299]'1; 61.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

65


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

den. Diese testamentarische Verfügung ist die einzige, die nicht aktenkundig geworden ist;<br />

d. h. es existieren keine Unterlagen hinsichtlich einer Benachrichtigung des damaligen<br />

Salzdahlumer Galerieinspektors Pascha J. Fr. Weitsch 60 ) über den der Galerie zufallenden<br />

Gemäldebestand seitens der verstorbenen Herzogin, noch sind Quittungen oder Bestätigungen<br />

über die tatsächlich erfolgte Übernahme der Bilder vorhanden. Dazu tritt als<br />

erschwerender Umstand auch das Fehlen einer Inventarliste über den gesamten Gemäldebesitz<br />

der Herzogin.<br />

Dank eines im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in <strong>Braunschweig</strong> aufbewahrten, durchschossenen<br />

Katalogexemplares des 1776 erschienenen Gemäldeverzekhnisses über die<br />

Galerie in Salzdahlum 6I ) können wir aber zumindest einen Teil des Gemäldenachlasses<br />

identifizieren; denn das Verzeichnis enthält handschriftliche Verweise zu den Bildern, die<br />

bei einer 1789 durchgeführten Überprüfung des Salzdahlumer Bilderbestandes - anhand<br />

eben dieses Katalogs von 1776 - fehlten 62 ). Damals ist bei insgesamt 17 Gemälden angemerkt<br />

worden, daß sie auf Befehl des regierenden Herzogs an Ihre Königliche Hoheit, die<br />

Herzoginmutter, abgeliefert worden seien, eine Maßnahme, die - da undatiert - also vor<br />

1789 erfolgt sein mußte. Eine derartige "Ablieferungsaktion" war nach Ausweis des durchschossenen<br />

Katalogexemplars aber schon am 24. November 1780 durchgeführt worden,<br />

nachdem der regierende Herzog den Auftrag erteilt hatte, mehrere Gemälde wohl zu eigenem<br />

Bedarf aus der Galerie von Salzdahlum nach <strong>Braunschweig</strong> zu schaffen. Ein chronologischer<br />

Zusammenhang zwischen beiden Maßnahmen scheint mir hierbei durchaus gegeben<br />

zu sein, eingedenk des 1780 durch den Tod des Herzogs Karl I. eingetretenen Regierungswechsels,<br />

durch welchen der Erbprinz regierender Herzog wurde und Philippine<br />

Charlotte das Palais am Langenhof als Witwensitz bezog 63 ). Wie Rechnungen über neu<br />

angefertigte Möbel und andere Ausstattungsstücke belegen 64 ), hatte die alte Herzogin bei<br />

ihrem Umzug in das kleine Palais nicht alle Einrichtungsgegenstände aus den zuvor von ihr<br />

und ihrem Mann bewohnten Räumen im Schloß mitnehmen können oder wollen, und von<br />

daher erscheint es nicht unverständlich, wenn sie zur Ausstattung ihrer neuen Wohnung<br />

auch ein z. T. neu zusammengestelltes Gemäldeensemble wählte: von den 17 aus der Salzdahlumer<br />

Galerie entliehenen Gemälden stellten 13 Landschaften dar, 3 beinhalteten Still-<br />

foO) A. Müller-Hofstede, Der Landschaftsmaler Pascha Johallll Friedrich Weitsch 1723-<br />

1803, <strong>Braunschweig</strong> 1973 (<strong>Braunschweig</strong>er Werkstücke Bd. 48).<br />

61) Hef2og-Anton-Ulrich-Museum, <strong>Braunschweig</strong>, H 9: Inventarium von der Fürst!. Bildergalerie<br />

zu SalzthaIen , revidiert im Jahre 1789 ... im Jahre 1803. Pappband 2(\. Durchschossenes Exemplar<br />

von EherIcins deutschem Gemäldekatalog von 1776. - Der Hinwcis auf dieses Katalogexemplar hei<br />

A. Fink, Geschichte des Hcrzog-Anton-Ulrich-Muscums in <strong>Braunschweig</strong>, 1967, p. 83. Frau Dr. S.<br />

Jacob vom Herzog-Anton-Ulrich-Museum verdanke ich die großzügig gewährte Erlaubnis zur Einsichtnahme<br />

in diescs seltene alte Gemälde-Inventar.<br />

62) Die Überprüfung des Gemäldebestandes und die Ühergabe der Sammlung fand anläßlich<br />

des Amtsantrittes des zum Galerieinspektor ernannten Malers Pascha J. Fr. Weitsch statt, und ist im<br />

Anschluß an das Gemäldeverzeichnis, nach p. 340 des durchschossenen Kataloges vermerkt worden.<br />

61) Nennung der neuen Wohnung schon in einem Brief an Friedrich den Großen vom 8. April<br />

1780 in: Ch. Pa nge Is, a. a. 0., p. 212; C. Ra u terberg, a. a. 0., p. 63; Ph. Chr. Ri b ben t rop, Beschrcibung<br />

der Stadt <strong>Braunschweig</strong>, 1. Band 17R9, p. 42.<br />

1>4) 1 Alt 23 :--Ir. 443. Darin u. a. Erwähnung von 3 Dutzend neuen Tafelstühlen, einem Bett,<br />

Kronleuchter, Spiegeln.<br />

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leben mit Früchten oder erlegtem Wild, und nur ein Gemälde bezog sich auf ein religiöses<br />

Thema. Letzteres ist auch das einzige Bild gewesen, das nach dem Tode der Herzogin nicht<br />

wieder nach Salzdahlum zurückgebracht worden ist. Alle anderen 16 Gemälde waren bei<br />

der nach 1789 stattfindenden nächsten Überprüfung der Salzdahlumer Galerie im Jahre<br />

1803 durch den Rückgabevermerk "Ist wieder zurückgeliefert" als wieder in Salzdahlum<br />

befindlich ausgewiesen 65 ). Abgesehen von den entliehenen Gemälden aus Salzdahlum<br />

muß der übrige, z. T. ja ebenfalls testamentarisch für Salzdahlum bestimmte (es waren dies<br />

alle großformatigen Porträts und Ölgemälde) Gemäldebesitz der Herzogin recht umfangreich<br />

gewesen sein, wenn sie Einteilungen nach Formaten (groß, klein) und Gattungen<br />

(Gemälde allgemein, Porträts) vornehmen konnte.<br />

Ob sie über den bedeutenden, ihr durch die reiche Hinterlassenschaft ihrer Mutter,<br />

der verwitweten Königin Sophie Dorothea v. Preußen, zufallenden Gemäldeanteil 66 ) hinaus<br />

- er umfaßte u. a. allein 7 Gemälde von Antoine Pesne - eine eigene Bildergalerie<br />

bewußt und planvoll aufgebaut hat, entzieht sich näherer Kenntnis. Nur von zwei von ihr<br />

selbst in Auftrag gegebenen Porträts weiß die Überlieferung Sicheres zu berichten: bei<br />

dem einen handelte es sich um das berühmte heute verschollene Originalporträt Friedrichs<br />

des Großen, das Ziesenis 1763 nach persönlicher Sitzung des Königs von diesem malte 67 );<br />

das andere stellte ihren Enkel Herzog Kar! August v. Sachsen-Weimar dar und entstand<br />

1784 während dessen gemeinsamen Aufenthalts mit Goethe in <strong>Braunschweig</strong> (8 ).<br />

Mit der testamentarischen Verschreibung ihrer <strong>Bibliothek</strong> nebst den dazugehörigen<br />

Repositorien und Schränken an die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> in Wolfenbüttel folgte Philippine<br />

Charlotte dem Beispiel anderer Angehöriger des Herzogshauses, die seit der Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts in verstärktem Maße zur Vermehrung des Wolfenbüttlcr Bücherbestandes<br />

beigetragen hatten, sei es durch Schenkungen oder letztwillige Verfügungen 69 ).<br />

Wohl recht früh, sicher aber vor 1753, dem Jahr der Residenzverlegung von Wolfenbüttcl<br />

nach <strong>Braunschweig</strong>, muß der planmäßige Aufbau ihrer eigenen Büchersammlung begonnen<br />

haben. Denn als Graf Lehndorff, der Kammerherr der Königin Elisabeth Christine<br />

von Preußen, 1756 zu Besuch in <strong>Braunschweig</strong>weilte, notierte er unterm 15. August in sein<br />

Tagebuch, daß er den ganzen Nachmittag in der Privatbibliothek der Herzogin verbracht<br />

65) Im gleichen durchschossenen Katalogexemplar nach p. 378 abermalige Revisionshestäti·<br />

gung der Galerie vom 24. 08. 1803 durch H. F. Petri. Von seiner Hand stammen die Rückgabevermerke<br />

zu den an die Herzoginmutter ausgeliehenen Gemälden.<br />

(6) Die weit üher 800 Gemälde, die sich im Nachlaß der 1757 verstorbenen verwitweten Königin<br />

Sophie Dorothea von Preußen vorfanden, wurden taxiert und zu wertmäßig gleichen Teilen unter ihre<br />

6 Töchter aufgeteilt. Vgl. Antoine Pesne 1683-1757. Ausstellungskatalog Potsdam-Sanssouci 1983,<br />

Nr. 77, p. 84.<br />

Zu den für die Herzogin Philippine Charlotte v. Braunschwcig bestimmten Gemälden s. Nrs. 17, 18,<br />

27,38,60,69,98.<br />

67) A. Fin k, Herzogin Philippine Charlotte und das Bildnis Friedrichs des Großen. In:<br />

Braunschw. Jb 40,1959, p. 117-135.<br />

(8) H. Wa h I(Hrsg.), Die Bildnisse Carl Augusts von Weimar. Schriften der Goethe-Gesellschaft.<br />

38. Band, 1925, p. 19f.<br />

69) O. v. Heinemann, Die herzogliche Bihliothek zu Wolfenbüttel, 2. Auf!. 1894, p. 141ff.,<br />

p.200f.<br />

68<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

habe, die so gütig gewesen sei, ihm alle ihre Bücher zu zeigen und ihm den Bücherkatalog<br />

selbst vorzulesen 70 ). Dieser von Lehndorff erwähnte Katalog ist zweifellos identisch mit<br />

dem ersten, die <strong>Bibliothek</strong> der Herzogin systematisch erfassenden Katalog, der laut<br />

Datumsvermcrk auf dem Titelblatt 1754 erstellt wurde und dem sich später noch zwei wei­<br />

tere Kataloge ergänzend anschlossen 71). Die einstige Sonderaufstellung der <strong>Bibliothek</strong> der<br />

Herzogin als geschlossenes Ganzes mit allen dazugehörenden originalen Repositorien und<br />

Schränken in einem besonderen Raum der Bibliotheea Augusta in Wolfenbüttel- wie sie<br />

offenbar noch zu Anfang dieses Jahrhunderts im <strong>Bibliothek</strong>sgebäude beibehalten war 72 )­<br />

ist inzwischen aufgegeben worden. Die Büchcr sind seitdem aus ihrem alten Gesamtzusam­<br />

menhang gelöst und den verschiedenen Sachgebieten der sog. Mittleren Aufstellung des<br />

Wolfenbüttler Bücherbestandes zugeordne(1 3 ). So bilden die drei genannten Kataloge die<br />

einzige verläßliche Grundlage, um üher den ursprünglichen Bestand der privaten Bücher­<br />

sammlung der Philippine Charlotte eine sichere und genaue Vorstellung zu gewinnen.<br />

Die Herzogin besaß etwa 4000 Bände, die in Schränken nach Formaten in Folio,<br />

Oktav und Quart geordnet aufgestellt waren. Im Vergleich zu den Gelehrtenbibliotheken<br />

jener Zeit war der Umfang der Sammlung gering 74 ), er erwies sich aber im Hinblick auf die<br />

Privat bibliotheken anderer Mitglieder der herzoglichen Familie als recht bedeutend.<br />

Die Schwerpunkte des literarischen Interesses der Herzogin lagen auf den Gebieten<br />

der Geschichte (Universal-, Kultur- und Kirchengeschichte, Memoiren), der Politik, Phi­<br />

losophie und Theologie. Gut vertreten waren auch die antiken Autoren, lateinische und<br />

griechische in französischer Übersetzung; wie denn überhaupt die Bihliothek fast aus­<br />

schließlich aus Büchern in französischer Sprache bestand. Der erste systematische Katalog<br />

von 1754 hatte nur französische Büchertitel verzeichnet, in den späteren Katalogen werden<br />

70) K. E. Sch m idt-Lötze n, 30 lahrt: am IIofe Frit:drichs des Großen. Aus den Tagebüchern<br />

des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich v. Lehndorff, Kammcrht:rrn der Königin Elisabeth Christine<br />

v. Preußen. 1907, p.296.<br />

71) Herzog-August-ßibliothek Wolfenbüttel:<br />

BA 1. 641 Systematischer Katalog der Handbibliothek der Herzogin Philippine Charlotte von 1754;<br />

BA 1,642 Alphahetischer Katalog der Bihliothek der Herzogin Philippine Charlotte; BA 1,643 Systematischer<br />

Katalog der <strong>Bibliothek</strong> der 1 Icrzogin Philippine Charlotte.<br />

Nur der erste der drei <strong>Bibliothek</strong>skataloge ist datiert. Für die heiden anderen Kataloge wird eine Entstehung<br />

ab der Mitte hzw. in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts angenommen, obwohl sich durch die<br />

in den beiden späteren Bücherverzeichnissen auf dem Titelblatt als verwitwet bezeichnete Herzogin<br />

der Terminus postquem sicherer, d. h. nach 1780, dem Todesjahr ihres Mannes, eingrenzen ließe.<br />

72) P. J. Me ie r, Die Bildnisse der Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>, Schwester<br />

Friedrichs des Großen, insbesondere das Familienhild J. 11. Tischbeins von 1762 auf Schloß Wilhelmshöhe.<br />

In: Hohenzollern·Jahrbuch 13, 1909, p. 197-215, hesonders p. 205.<br />

73) P. Raa be, Die Hcrzog-August-<strong>Bibliothek</strong> Wolfenhüttel. Bestände - Kataloge - Erschließung.<br />

Kleine Schriften der Herzog-August-Bihliothek Wolfcnbüttcl, Heft 2, 1971. p. 17ff. zur "Mittleren<br />

Aufstellung". Fürdiesen, wie auch für andere Hinweise danke ich Prof. Dr. W. Milde, Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong><br />

Wolfenbüttcl.<br />

74) Nach freundlicher Information von Dr. W. Arnold, Hcrzog-August-<strong>Bibliothek</strong> Wolfenhüttel.<br />

O. v. He i ne ma nn, a. a. 0., p. 143 gibt die 1765 von Herzog Kar! 1. angekaufte <strong>Bibliothek</strong> des<br />

Hofrates und Professors am Collegium Carolinum G. L. Baudiß mit 10000 Bänden an.<br />

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69


als Werke deutscher Sprache insgesamt 22 Schriften von Lessing 75 ) sowie einige Abhandlungen<br />

verschiedener Autoren über Friedrich den Großen und die deutsche von Zimmermann<br />

übersetzte Ausgabe der wohl französischen "Thiergeschichte der nördlichen Polarländer"<br />

von Pennant, Leipzig 1787, aufgeführt. Das so oft von der Herzogin in ihren Briefen<br />

bezeugte Interesse an der deutschen Literatur wie auch ihre Kenntnisse von deutschen<br />

Werken haben jedenfalls in ihrer eigenen Büchersammlung nur einen relativ geringen Niederschlag<br />

gefunden. Dies ist so erstaunlicher, als ihre Schwester Prinzessin Amalie v. Preußen,<br />

die ja ebenfalls als eine Kennerin und Gönnerin der deutschen Literatur galt, zahlreiche<br />

deutsche Werke in ihre <strong>Bibliothek</strong> aufgenommen hatte: Werthers Leiden, Schriften<br />

von Lessing und Wieland 76 ).<br />

Domprediger Wolff war in seiner Gedächtnispredigt für die verstorbene Herzogin<br />

auch auf deren Büchersammlung eingegangen, die von ihr mehr unter dem Aspekt der<br />

Nutzbarmachung zur eigenen Weiterbildung unterhalten worden sei als zur bloßen äußerlichen<br />

Präsentation. Den eigenen Aussagen der Herzogin zufolge war der Gesichtspunkt,<br />

nach dem sie ihre Bücher zusammenstellte, in erster Linie tatsächlich der des Nutzeffektes;<br />

denn in einem übrigens deutsch geschriebenen Brief von 1764 an ihren <strong>Bibliothek</strong>ar n )<br />

wünschte sie 140 Bücher aus ihrem Besitz auszusondern und sie gegen 33 andere Bücher<br />

auszutauschen, weil nämlich diese 140 Bücher ihr "nicht nützlich seyn und mehr zur parade<br />

als vor den gebrauch sey." Eine klare Aussage, die bei aller Wertschätzung für das Sammeln<br />

von Büchern das rationale Moment des Nützlichkeitsdenkens nicht außer acht läßt.<br />

Stellvertretend für alle heute verstreuten Bücher der Herzogin sei die im Lessinghaus<br />

in WolfenbütteI aufbewahrte Buchhülle 78 ) hier vorgestellt (Abb. 5), die aus hellblauem<br />

Seidenstoff besteht und mit einer silbernen Klöppelspitze besetzt ist. Im freigelassenen<br />

Mittelfeld sind die Anfangsbuchstaben des Namens der Ilerzogin sowie, darüber die königliche<br />

Krone als Zeichen ihrer königlichen Abstammung gestickt. Das Innere der Buchhülle<br />

enthielt das von I lerzog Ferdinand v. <strong>Braunschweig</strong> für seine Schwägerin verfaßte und auf<br />

Seide gedruckte Festgedicht anläßlich der SOjährigen Wiederkehr ihrer Ankunft im Herzogtum<br />

<strong>Braunschweig</strong> im Jahre 1783.<br />

75) Die 22 Schriften Lcssings sind im Systematischen Katalog der <strong>Bibliothek</strong> der Iierzogin BA<br />

1,643 als im "Armoire VIII" befindlich ausgewiesen und dort der Abteilung Belles-lcltres zugeordnet.<br />

Zu diesen Schriften gehören u.a.: Lessings Fabeln (Berlin 1759); Wie die Alten den Tod gebildet<br />

(Berlin 1769); Minna von Barnhelm (Berlin 1770); die Trauerspiele Miß Sara Sampson, PhiIotas und<br />

Emilia Galotti (Berlin 1772); I\'athan der Weise; Ernst und Falk. Gespräche für Freimaurer (Wolfenhüttel1781).<br />

76) Nach H. D royse n, Aus den Briefen der Herzogin Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>. In: Forschungen<br />

zur Brandenburgisch-Prcußischen Geschichte 22, 1909, p. 603-616, besonders p. 605, Anm.<br />

2.<br />

77) Dieser Briefliegt eingebunden im Katalogvon 1754 (Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong> BA 1,641),<br />

obwohl er so viel späteren Datums ist. Der Adressat ist ungenannt geblieben. Vielleicht der Geheimrat<br />

v. Praun, der ja diesen Katalog von 1754 nachweislich erstellt hatte.<br />

78) Herzog August <strong>Bibliothek</strong>, Lessinghaus, Wolfenbüttel.<br />

Gotthold Ephraim Lessing. Lessinghaus Wolfenbüttel. Ausstellung im Lessinghaus. 1981, Kat.-Nr.<br />

205,206. p. 137.<br />

70<br />

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Das vielleicht am unbekanntesten gebliebene Legat der Herzogin an öffentliche Institutionen<br />

betrifft das Kapital, das sie der Witwenkasse der Universität Helmstedt in Höhe<br />

von 23000 Talern in Gold vermachte sowie die jeweils 50000 Goldtaler, die den Armenanstalten<br />

in <strong>Braunschweig</strong> und WolfenbütteP9) testamentarisch zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Jedoch beließ es Philippine Charlotte nicht bei einer bloßen Verschreibung der Gelder,<br />

vielmehr entwickelte sie in den diese Legate begleitenden näheren Erläuterungen ihre<br />

Vorstellungen und Wünsche von der finanziellen Weiterverwendung der Kapitalien.<br />

Im Falle des der Witwenkasse der Universität Helmstedt angewiesenen Vermächtnisses<br />

sollte dessen Auszahlung an die Kassenvorsteher zwei Monate nach ihrem Tod erfolgen<br />

und dieses sodann fest verzinst angelegt werden.<br />

Die daraus resultierenden Zinserträge waren für die Unterstützung mittelloser Professorenwitwen<br />

bestimmt und sollten diesen nach einem darüber von den Administratoren<br />

und den Professoren der Universität gemeinschaftlich getroffenen Mehrheitsbeschluß<br />

halbjährlich zugute kommen. In Rücksicht der guten Absicht ihrer Stiftung - wie es im<br />

Testamentstext heißt - forderte die Herzogin die Direktoren der Armenanstalten auf, das<br />

ihnen anvertraute Vermögen nach seiner Übereignung, bestmöglich zu fünfprozentigem<br />

Zinsfuß - die von ihr vererbten Kapitalien wurden nur mit 3 % verzinst - anzulegen. Dies<br />

sollte vorzugsweise bei der Landschaft in <strong>Braunschweig</strong> geschehen. Den Modus der Einziehung<br />

ihrer bei ihrem Tode noch ausstehenden z. T. in Berlin und Wien angelegten Kapitalien<br />

bestimmte sie dahingehend, daß die darüber ausgeschriebenen Obligationen, sobald<br />

sie gekündigt und eingezogen werden könnten, zum besten "cours" verkauft und aus diesen<br />

Geldern vorrangig die Legate für die Dienerschaft, für die Witwenkasse der Universität<br />

Helmstedt und für die Armenanstalten in <strong>Braunschweig</strong> und Wolfenbüttel angewiesen<br />

werden sollten. Wie die Quittungen zu den einzelnen Legatsauszahlungen darlegen, sind<br />

bei der Testamentsregulierung alle Kapitalien mit Ausnahme der für die beiden Armenanstalten<br />

bestimmten bar verabfolgt worden zuzüglich einer 3 %tigen Zinsberechnung vom<br />

Todestag der Herzogin an gerechnet bis zum jeweiligen Auszahlungstag der LegateM). Die<br />

quittierte Übernahme der den Armenanstalten verfügten Gelder beinhaltete deren Auflistung<br />

in Form von Obligationen, die für verschieden hohe und von der Herzogin zu unterschiedlicher<br />

Zeit bei der Landschaft eingezahlten Kapitalien ausgestellt worden waren und<br />

nun in das Eigentum der Armenanstalten überging. Dieses an sich hohe Kapital von je<br />

50000 Talern in Gold konnte durch seine weitere Festschreibung nur bedingt, d. h. die<br />

Zinserträge zur Finanzierung der Armenanstalten herangezogen werden. Ihre Ausgaben<br />

beliefen sich im Jahre 1801 auf etwa 26000 TalerN!). Doch war andererseits die Garantie<br />

7") Vgl. P. Alhrecht, Die "<strong>Braunschweig</strong>er Armenanstalten". Ein Beitrag zur städtischen<br />

Armc:npolitik in der 1. HiUfte des 19. Jh. (1796---1853). Diplomarheit der Wirtschafts- u. Sozialwiss.<br />

Fakultät der Universität Hamburg, 1965 (Mschr. im Stadtarchiv Braunschwcig H 11 4 Nr. 54), der das<br />

Legat nicht erwähnt.<br />

RIl) 1 Alt 23 Nr. 451<br />

SI) H. Mack, Johann Anton Leisewitz als Reformator der Armenpflege in der Stadt <strong>Braunschweig</strong>.<br />

In: Braunschw. Jb 4, 1905, p. l-{il, hesonders p. 23, 32.<br />

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71


der Zinsen ein fest einzuplanender Posten im stets defizitären Etat der ArmenanstaIten<br />

und zudem langfristig verfügbar.<br />

Philippine Charlotte hat den Belangen der öffentlichen Wohlfahrt jedoch nicht erst in<br />

ihrem Testament Rechnung getragen, sondern noch zu Lebzeiten ihr soziales Engagement<br />

wiederholt unter Beweis gestellt. Domprediger Wolff rühmte in seiner Gedächtnispredigt<br />

ihre ernste Pflichtauffassung als Christin und Menschenfreundin, Ärmere und Bedürftige,<br />

die ihrer Fürsorge empfohlen waren oder wurden, tatkräftig zu unterstützen und überall da<br />

helfend einzugreifen, wo wirkliche Not bestand. Sie habe, so führte er u. a. aus, ein<br />

beträchtliches für die Unterstützung der öffentlichen VersorgungsanstaIten sowohl in<br />

<strong>Braunschweig</strong> als auch in Wolfenbüttel geleistet. Nähere Einzelheiten nannte er dazu<br />

nicht; doch könnten sich seine Ausführungen beispielsweise auf den Beitrag bezogen<br />

haben, den die Herzogin jährlich den ArmenanstaIten in Höhe von 348 Talern zukommen<br />

ließH2). Und auch jene Stiftung zugunsten ärmerer Einwohner wurde von ihr mit einer 500<br />

Rtl Spende bedacht, die 1794 anläßIich der Rückkehr des regierenden Herzogs vom preußisch-österreichischen<br />

Feldzug in Frankreich spontan gegründet worden war BJ ).<br />

Mit den Vermächtnissen an die ArmenanstaIten enden die testamentarischen Nachlaßdispositionen<br />

.<br />

Die in ihnen getroffenen Anordnungen spiegeln sehr deutlich charakterliche Stärken<br />

und Schwächen der Herzogin wider. So verfügte sie noch im hohen Alter über klare Verstandes-<br />

und WiIIenskräfte, die sich immer an den realen Gegebenheiten orientierten. Sie<br />

besaß einen ausgeprägten Sinn für Ökonomie und Geldwesen, der ihr die Ansammlung<br />

eines außerordentlich hohen Vermögens ermöglichte; eine Eigenschaft, durch die sich<br />

auch ihr Vater König Friedrich Wilhelm I. von Preußen ausgezeichnet hatte. Ihr sozia\cs<br />

und christliches Verantwortungsbewußtsein manifestierte sich in großzügigen testamentarischen<br />

wie außertestamentarischen Legaten. Doch neben diesen positiven Charakterzügen<br />

bemerkt man auch menschliche Schwächen. So war sie unfähig zur Versöhnung, wenn<br />

sie sich in ihren Hoffnungen und Erwartungen getäuscht sah. Insgesamt ergibt sich aus<br />

alledem aber das Bild einer starken, selbstbewußten und in sich ruhenden Persönlichkeit.<br />

2. Lebensende und Begräbnisfeierlichkeiten<br />

Die letzten Lebensjahre der Herzogin waren durch zunehmenden KörperverfaB bei<br />

gleichbleibenden und z. T. noch immer lebhaften Verstandeskräften gekennzeichnet.<br />

Diese Diskrepanz zwischen körperlichem Unvermögen und geistigem Vermögen trug<br />

wesentlich zu ihrem am Ende ihres I -ehens unausgeglichen und reizhar gewordenen Wesen<br />

bei R4 ). Es mag daher für sie wie für aBc anderen Familienmitglieder eine Erlösung gewesen<br />

sein, als sie am 16. Februar 1801 fast 85jährig


sicherlich eine entsprechende Willensbekundung im Testament niederschreiben lassen,<br />

doch dieses enthält - wie schon erwähnt - keinerlei diesbezügliche Anweisungen.<br />

Den offiziellen Bestattungsfeierlichkeiten für die verstorbene Herzogin lag ein vom<br />

Hofmarschallamt ausgearbeitetes "Trauer- und Leichenbegängnis-Reglement"<br />

zugrunde 91 ), das in den zu den einzelnen Trauerhandlungen erteilten Instruktionen dem<br />

repräsentativen Charakter dieses traurigen Ereignisses Rechnung trug: bot die Beisetzung<br />

doch Anlaß und Verpflichtung zugleich zu einer pompösen Demonstration der Würde,<br />

Größe und Bedeutung der Verstorbenen wie auch des Fürstenhauses selbst.<br />

Den Auftakt der Trauerzeremonien bildete die feierliche Aufbahrung der fürstlichen<br />

Leiche im Sterbehaus, dem Palais am Langenhof. Nach den Vorschriften des Reglements<br />

erfolgte die Zurschaustellung des (geschlossenen) Paradesarges in einem mit schwarzem<br />

Tuch ausgeschlagenen Saal, der von zahlreichen Kerzen auf Stand- und Wandleuchtern<br />

angebracht erhellt war. Weiterführende Hinweise zur Trauerdekoration sind dem Reglement<br />

selbst nicht zu entnehmen und lassen sich nur über "Umwege" näher fassen. Mehr<br />

Aufmerksamkeit wurde dagegen den Würdezeichen zuteil, die sich auf die hohe gesellschaftliche<br />

Stellung der verstorbenen Fürstin bezogen. So lag auf dem Kopfende des Sarges,<br />

auf einem roten, mit goldenen Tressen besetzten Samtkissen die königliche Krone und<br />

dahinter, der besseren Ansicht wegen wohl erhöht aufgestellt oder aufgehangen das herzogliche<br />

<strong>Braunschweig</strong>ische Wappen in gestickter Ausführung. Das Fußende des Sarges<br />

trug die aus goldenen Tressen gebildeten Anfangsbuchstaben des Namens der Herzogin.<br />

Jedem Besucher war mit der Präsentation dieser Symbole: dem herzoglich <strong>Braunschweig</strong>isehen<br />

Wappen, besonders aber der königlichen Krone die hohe Abstammung der Verstorbenen<br />

aus dem preußischen Königshaus und ihre durch ihre Heirat bedingte Zugehörigkeit<br />

zum regierenden Fürstenhaus augenfällig in Erinnerung gebracht worden. Zum Aufbahrungsritual<br />

gehörte auch die Totenwache, zu der -laut Reglement - insgesamt 12 Personen<br />

unterschiedlicher Rangordnung (2 Hofdamen, 1 Kammerherr, 1 Kammerjunker, 2 fürst!.<br />

Pagen, 2 fürst!. Kammerdiener, 4 fürst!. Lakaien) eingeteilt waren, die sich alle 24 Stunden<br />

ablösten und diesen "Dienst" in tiefster Trauerkleidung entsprechend den dafür geltenden<br />

Vorschriften der Hoftrauer 92 ) zu versehen hatten. Diese Szenerie von starrer schwarzer<br />

Düsterkeit der Wände, flackernder Helligkeit der vielen Kerzen und der am Paradesarg<br />

91) 1 Alt 23 Nr. 447, BI. 44--46.<br />

92) Ein gedrucktes Hoftrauer-Reglement mit Trauerkleidungsvorschriften war schon 1768 erschienen<br />

(Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong> H V Nr. 70). Doch hatte das Hofmarschallamt 1801 für die Beisetzungsfeierlichkeiten<br />

der Herzogin Philippine Charlotte und die sich dann anschließende Hof trauerzeit<br />

erneute Kleidungsvorschriften herausgegeben, die den veränderten Zeitumständen angcpaßt waren:<br />

z. B. eine verkürzte Trauerzeit und Einschränkung des Personenkreises, der zum Anlegen der Hoftrauer<br />

verpflichtet war. Doch bedeuteten die Trauerkleidungsvorschriften noch immer für alle am Hof<br />

Tätigen außerordentliche, da zusätzliche Anschaffungskosten. So wurden ihnen vom Herzog entweder<br />

Trauergelder bewilligt, die sich hauptsächlich auf die durch den Todesfall "direkt" betroffenen<br />

Personen des Hofstaates der verstorhenen Herzogin bezogen, oder es wurden Teile des Trauerhabits<br />

vom Hof zur Verfügung gestellt (1 Alt 23 Nr. 447). Herzog Karl Wilhelm Ferdinand ließ insgesamt<br />

1390 Rtl an Trauergeldern auszahlen, die von den zurückfallenden Quartalsgeldern des Wittums der<br />

verstorbenen Herzogin abgesetzt wurden.<br />

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unbeweglich die Totenwache haltenden Personen wird ihren feierlichen pompösen Eindruck<br />

auf das erst in dcn letzten 3 Tagen der etwa cine Woche dauernden Aufbahrungszeit<br />

ins Trauerhaus zugelassene Publikum nicht vcrfehlt haben.<br />

Das a1lgemeine Hauptinteresse dürfte dabei dem Paradesarg gegolten haben, dessen<br />

so gcwähltc Bezeichnung auf ein besonders ausgestaltetes, zeremonielles Schauobjekt<br />

schließen läßt. Da im Trauerreglemcnt diesbezüglich keine näheren Informationen gegeben<br />

werden, sind weiter führende Hinweise nur anderen Quellen zu entnehmen. Das wichtigste<br />

Zeugnis bilden die Rechnungsbelcge, die das Hofmarschallamt für die gesamten Beisetzungskosten<br />

zusammenstellt( 93 ). Aus den verschiedenen Handwerkerrechnungen geht<br />

nun hervor, daß zwei Särge hergestellt wurden: ein innerer, der der eigentliche, für den<br />

Leichnam bestimmte Sarg war, und ein äußerer, der Paradesarg also, wie er noch heute in<br />

allerdings nieht mehr ursprünglichem Zustand in der Fürstengruft untcr dcm Ostchor des<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Domes vorhanden ist (Abb. 6)94). Von den einstigen Dekorationselemcnten<br />

haben sich nur die Silberborten erhalten, die die schwarzen, samtbezogencn Deckelund<br />

Kastenteile des Sarges feldartig umrahmen.<br />

Der überlieferte breite Goldfransenbesatz des Sargdeckels 95 ) sowie die aus goldenen<br />

Tressen gebildeten Anfangsbuchstaben des Namens der Herzogin sind bei einem 1811<br />

erfolgten Einbruch in die Fürstengruft entwendet worden. Und Gleiches ist vielleicht auch<br />

für das aus Silberbortcn zusammengefügte Kreuz anzunchmen, das sich offenbar früher<br />

auf der Oberseite des Sarges bcfand.%). Trotz a1l dieser dekorativen Einbußen, die der<br />

Sarg seit seiner Aufstellung am 26. Februar 1801 erlitten hat, läßt sich unschwer vorste1len,<br />

von welch feierlicher Pracht er einmal mit allen seinen kostbaren Gold- und Silberzieraten<br />

gewesen sein muß und den Namen Paradesarg zu Recht trug.<br />

Der Aufbahrung folgte als weitcrer offizieller Trauerakt dic prozessionsartige Überführung<br />

der verstorbenen Herzogin vom Sterbe haus zur kirchlichen Bestattungsfeier in<br />

den Dom. 9 (von insgesamt 18) Paragraphen des Trauerrcglements befaßten sich allein mit<br />

der Organisation, d. h. Anordnung und Verlauf diescs Trauerzuges, in dem jedcrTeilnehmer<br />

seinen vorbestimmten Platz hatte und zwar dergestalt, daß die Dienerschaft der Verstorbenen<br />

vor dem Leichenwagen ging, unmittelbar hinter demselben folgten die nächsten<br />

") 1 Alt 23 Nr. 447, BI. 87-8R.<br />

94) In der heutigen Aufstellung die Nr. IR. Herrn Domvogt Reuter verdanke ieh die freundliche<br />

Üherlassung dieser Ahhildung, die naeh seiner Aussage den Zustand des Sarges der Philippine Charlotte<br />

vor 1974 wiedergibt. In jenem Jahr wurde nämlich die auf der Ahbildung noch erkennbare kleine<br />

Herzurne der Herzogin während einer Führung gestohlen. Auch machte mich Herr Reuter auf die<br />

unterschiedlichen Griffornamentt: an den vurderen Schmalseiten der Särge Herzogs Karl I. und seiner<br />

Frau Philippine Charlotte aufmerksam, die einen deutlichen Stilwandcl verraten.<br />

95) Fr. Goerges, Sanct Blasius Dom zu <strong>Braunschweig</strong> und seine Merkwürdigkeiten wie auch<br />

die Erhbegräbnisse der Fürsten des Hauses <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg, 1815, p. 77. Ein solcher Goldfransen<br />

besatz ist bruchstückhaft noch an den ebenfalls in der Fürstengruft des Domes stehenden Sarkophagen<br />

Herzog Ferdinands Albreeht 11. von <strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg (Nr. 20 der heutigen Aufstellung)<br />

und seiner Frau Herzogin Antoinette Amalie (Nr. 21) vurhanden.<br />

9(,) IL-A. Sch u I tz, Die Särge in den Grüften des <strong>Braunschweig</strong>er Domes. In: <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

Ileimat Jg. 42, Heft 2, 1956, p. 77-83, Nr. 20.<br />

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männlichen Angehörigen, danach schloß sich das übrige Trauergefolge an. Offenbar<br />

scheint eine Teilnahme auch der weiblichen Ängehörigen der Verstorbenen - zumindest<br />

bei der öffentlichen Leichenprozession - nicht üblich gewesen zu sein. Denn weder werden<br />

die Tochter Auguste Dorothea noch die Schwiegertochter, die regierende Herzogin Augusta<br />

oder die (angeheiratete Enkelin) Erbprinzessin Friederike Luise in der Aufstellungsordnung<br />

des höchsten Trauergefolges erwähnt. Ebenso hatten ja auch die Herzogin Philippi<br />

ne Charlotte und ihre Tochter Auguste Dorothea nicht an den Bestattungsfeierlichkeitenfür<br />

den 1780 verstorbenen Herzog Karl 1. teilgenommen, wie wir aus Briefen der Herzogin<br />

an ihren Bruder Friedrich 11. erfahren 97 ). Auch bei Friedrichs des Großen Trauerkondukt<br />

1786 waren ebenfalls keine Frauen beteiligt, wohl aber nahmen dann fürstliche<br />

Damen bei der prunkvollen kirchlichen Trauerfeier in der Garnisonskirche in Potsdam<br />

teil. 98).<br />

Den Mittelpunkt der Leichenprozession bildete der von 8 Pferden gezogene Leichenwagen,<br />

auf dem durch ein großes Leichentuch verdeckt der Paradesarg stand. Um den<br />

Wagen herum waren jene der adligen Herren angeordnet, die sowohl im Sterbehaus als<br />

auch im Dom zum Tragen des Sarges bestimmt waren, ferner die Hofkavaliere, die die<br />

Zipfel des Leichentuches hielten und eine größere Zahl fürst!. Bedienter mit Wachsfakkein;<br />

denn die Beisetzung fand laut Reglement abends um 9 Uhr statt. Der nur kurze Weg<br />

des Trauerkonduktes führte vom Palais am Langenhof, dem Sterbehaus, über die Langehofbrücke,<br />

am kleinen Mosthaus vorbei bis zum Haupteingang des Domes und war auf der<br />

ganzen Strecke von Wachsoldaten in doppelter Reihe gesäumt; ebenso standen Soldaten<br />

auf dem Burgplatz bereit, um möglicher Unordnung rechtzeitig vorzubeugen.<br />

Mit dem Eintreffen des Leichenzuges an der Kirche begann der letzte, der eigentlich<br />

kirchliche Akt der Trauerzeremonien, für dessen Verlauf nur eine kurze, einfache Liturgie<br />

vorgesehen war.<br />

Auch bei der Aufstellung des Sarges in der Kirche hatte man - ebenso wie bei der<br />

Aufbahrung im Sterbehaus - die königl. Krone auf das Kopfende des Sarges gesetzt und<br />

damit noch einmal die hohe königl. Abstammung der verstorbenen Herzogin symbolisch<br />

sichtbar werden lassen. Die speziellen Vorschriften, die im Trauerreglement für die Platz-<br />

97) 299 N 59: Brief vom 30. März 17RO; Brief vom 3. April 17RO, beide aus Salzdahlum. Im<br />

letzteren Rrief schrieh die Herzogin, daß sie bis nach der Restattung des Herzogs in Salzdahlum zu<br />

bleiben beabsichtigt. - Herzog Karl r. war am 26. März 17RO gestorben.<br />

9") F. Las k e, a. a. 0., p. 30-32: Der Trauerzug am Sonnabend, den 9. Septemher 17R6. Seit<br />

der Leichenprozession für den 1727 verstorhenen Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg-Ansbach<br />

werden in den Reglements für diese Prozession keine weiblichen Teilnehmer mehr erwähnt. K.<br />

Plodeck, Hofstruktur und lIofzeremonicll in Brandenburg-Ansbach vom 16. bis zum 18. Jahrhundert,<br />

1972, p. 232, Anm. 52 nimmt an, daß bei den späteren Leichenzügen die weiblichen Trauergäste<br />

zusammen mit den männlichen Trauernden dem Sarge folgten und deshalb nicht mehr erwähnt werden<br />

wie früher, als sie gesondert von den Männern in der Leichenprozession gingen und in den Reglements<br />

auch entsprechend gesondert vermerkt waren. Ist dieses Ansbacher Beispiel aher nicht ein weiterer,<br />

wenn auch früher Parallclfall zu der für <strong>Braunschweig</strong> und Berlin getroffenen Feststellung, daß es im<br />

18. Jahrhundert für weibliche Trauergäste offenbar nicht mehr üblich war, an den fürstlichen Leichenprozessionen<br />

teilzunehmen?<br />

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veränderung der Krone nach ihrem Ahheben vom Sarg getroffen sind: Plazierung auf<br />

einem extra dazu vorbereiteten Tisch unter Beaufsichtigung militärischer Wachen verdeutlicht<br />

die besondere Bedeutung, die diesem Würdezeichen beigemessen wurde. Da eine<br />

derartige Insignie im Trauerzeremoniell erstmals für Philippine Charlotte erwähnt wird,<br />

scheinen mir einige grundsätzliche Überlegungen dazu angebracht. In den schon genannten<br />

Rechnungsbelcgen des Hofmarschallamtes über die Bestattungskosten findet sich u. a.<br />

die Abrechnung eines Juweliers Meyer, derzufolge er seine Arheit an der Krone (Garnierung<br />

und Auslagen) mit 66 Rtl16 ggr veranschlagte 99 ). Da diese Angabe die einzige ist, die<br />

in den Schriftstücken des Trauerzeremoniells außer der Wortnennung auch auf den Gegenstand<br />

selbst eingeht, läßt sich ihr kein eindeutiger Tatbestand entnehmen, aus dem heraus<br />

man sicher entscheiden könnte, ob es sich bei dieser könig\. Krone etwa um eine Erstanschaffung<br />

handelte oder lediglich um eine schon - in welcher Form auch immer - existierende<br />

Pretiose, die zum Leichenbegängnis der Philippine Charlotte "garniert" wurde.<br />

Berücksichtigt man freilich die nicht gerade üppige Summe Geldes, die für die könig\.<br />

Krone aufgewandt worden ist, wird man sich kaum einen ausgesprochen wertvollen und<br />

kostharen Schmuckgegenstand darunter vorstellen dürfen. Um einen solchen handelte es<br />

sich dagegen hei der reich mit Brillanten und Perlen verzierten Krone, die im Trauerzeremoniell<br />

für die 1784 verstorbene Markgräfin Friederike Luise v. Brandenburg-Ansbacheine<br />

Schwester der Herzogin Philippine Charlotte - Verwendung fand 1(0 ). Andererseits<br />

stellt die Nennung einer könig\. Krone im Trauerreglement von 1801 ein wirkliches Novum<br />

dar, denn für die 1762 verstorhene ehemalige regierende Herzogin Antoinette Amalie vermerkte<br />

der Kirchenhucheintrag lO1 ) als Rangabzeichen ihrer fürstlichen Stellung eben<br />

"nur" den Fürstenhut! Ich möchte daher mit der gebotenen Vorsicht meinen, daß die hier<br />

genannte könig\. Krone tatsächlich erst und speziell als "Toten krone" für Philippine Charlotte<br />

angefertigt worden ist, in wenig aufwendiger materieller Gestaltung, sie aber ungeachtet<br />

dieser ihrer "Billigkeit" in den offiziellen Trauerhandlungen als vollgültiges Würdezeichen<br />

angesehen und mit entsprechender Aufmerksamkeit und Ehrerbietung beachtet<br />

und behandelt wurde. Inwieweit nun die Krone für das Trauerzeremoniell der Herzogin<br />

Philippine Charlotte möglicherweise die formale Gestaltung der preußischen Königskrone<br />

nachahmte - wie eine solche hlecherne, aus Draht und bunten Glassteinen bestehende<br />

99) s. Anm. 93.<br />

Hk') Dem Ltd. Archivdirektor i. R. des Bayrischen Staatsarchives Nürnberg Herrn Dr. G.<br />

Schuhmann sage ieh hier noch einmal meinen verbindlichsten Dank für die mir so bereitwillig erteilten<br />

Auskünfte hinsichtlich der im Trauerzeremoniell für die Markgräfin Friederike Luise v. Brandenburg­<br />

Ansbach 1784 erwähnten königlichen Krone. In einem Brief vom 15. 11. 1985 teilte mir Herr Dr.<br />

Schuhmann mit, daß auch beim Leichenkondukt der Markgräfin - sie starb in ihrem Schloß in Unterschwaningen<br />

- die Krone eine wichtige Rolle spielte. Der Oberschenk v. Fizgerald brachte die Krone<br />

in einer Chaise vom Anshacher Schloß dem aus Unterschwaningen kommenden Leichenzug entgegen.<br />

Die Krone wurde sodann mit den Orden (Dr. Schuhmann denkt dabei an den Schwarzen und Roten<br />

Adlerorden) auf den Sarg gelegt. Auch während der kirchlichen Beisetzungsfeier lag die Krone mit<br />

ihrer Unterlage (einem roten Samtkissen mit goldenem Tressenbesatz) - genau wie in <strong>Braunschweig</strong><br />

also - auf dem Sarg und wurde nach der kirchlichen Feier wieder vom Sarg abgehohen und ins Schloß<br />

zurückgebracht. - Die Krone war reich mit Brillanten und Perlen besetzt.<br />

10') 7 Kb Nr. 84 B, 1762, suh 6. März<br />

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zügen des "alten Friedrichs" ist unverkennbar; besonders Bildung und Ausdruck der<br />

Augen vermitteln noch jenen Eindruck von Lebhaftigkeit und scharfen, wachen Verstandeskräften,<br />

wie er sich anhand der testamentarischen Ausführungen als ein wesentliches<br />

Charaktermerkmal der alten Herzogin herauskristallisiert hat.<br />

3. Zeitgenössische Urteile über Philippine Charlotte im Alter<br />

Für die späteren Lebensjahre der Herzogin stimmen die zeitgenössischen Urteile weitgehend<br />

überein. Besonders aufschlußreich sind die tagebuchartigen privaten Aufzeichnungen<br />

des herzoglichen Leibarztes Brückmann,I07) der fast ein halbes Jahrhundert engen<br />

Kontakt zur herzoglichen Familie hatte. Er hielt weniger die großen politischen Ereignisse<br />

in seinen Aufzeichnungen fest, sondern vertraute dem Tagebuch vor allem Beobachtungen<br />

aus der persönlichen Sphäre an. AIs Arzt interessierten ihn insbesondere die Krankheiten<br />

in der herzoglichen Familie. Sein Urteil über die Herzogin Philippine Charlottc verrät eine<br />

gewisse Distanz. Offenbar besaß er nicht in dem Maße ihr Vertrauen wie das des Herzogs<br />

Kar! und seines Sohnes Karl Wilhelm Ferdinand; denn die Herzogin ließ sich stets von<br />

eigenen Leibärzten behandeln. Es waren dies zunächst Keck junior und dann Pott. Dieser<br />

wurde auch in ihrem Testament mit einem Legat von 1000 Goldtalern bedacht. Brückmann<br />

charakterisiert die Herzogin als "gute, ehrliche" Frau mit einem Hang zur Sparsamkeit, die<br />

an Geiz grenzte. Er fand, daß Philippine Charlottes Aussehen demjenigen ihres Bruders<br />

Friedrichs des Großen sehr glich, aber "sein großer Geist hatte sie nicht beseelt. Sie las<br />

philosophische Schriften, die sie nicht verstand und hielt in den mehrsten Schriften, die sie<br />

las, stcts nur das für wahr, was sie zuletzt gelesen hatte. Sie tat 1000 Fragen, die nicht zu<br />

beantworten waren und ehe man eine beantwortet hatte, tat sie schon eine neue".<br />

Zu einem ähnlichen Urteil kommt auch der spätere <strong>Braunschweig</strong>er Stadtdirektor<br />

Wilhe1m Bode (1779-1854). Seinen Aussagen licgen teils eigene Beobachtungen<br />

zugrunde, teils basieren sie auf allerdings stark mit Klatsch durchsetzte Erzählungen des<br />

Oberstallmeisters v. Thielau.10l!) Bode hat die Herzogin noch persönlich gekannt und<br />

beschreibt sie als eine "im hohen Alter dürre, wenig Leibesreize darbietende Dame, die<br />

auch in früherer Zeit ihren Lebensgefährten nicht sonderlich gefesselt zu haben scheint".<br />

Aus einer von Bode mitgeteilten Erzählung v. Thielaus geht hervor, daß Philippine Charlotte<br />

die amourösen Abenteuer ihres Gatten mit Mätressen durchaus nicht gleichgültig<br />

gewesen sind und daß sie Karll. bei solchen Vergnügungen oft in den Weg getreten ist. Mit<br />

einem Anflug von Ironie bemerkt Bode: "Sie war aber keine Frau von Geist, als Königstochter<br />

und Schwester Friedrichs des Großen überaus stolz und in der Hinsicht Nachahmerin<br />

ihres großen Bruders, daß sie Gelehrte in ihre Nähe und an ihre Tafel zog, denen sie<br />

107) Zu Brückmann vgl. Anm. 11.<br />

IM) Stalltarchiv <strong>Braunschweig</strong> H IV (Bollc'sche Sammlung) Nr. 47, besonders Teil 3 und 4. -<br />

Hinweis auf die handschriftlichen Erinnerungen W. Bodes über Herzog Kar! Wilhelm Ferdinand bei<br />

C. Ra u terbe rg, a. a. 0., p. 147, Anm. 50. Zu W. Bolle s. Wilhelm Bode: Stadtdirektor - Historiker<br />

- Sammler. Ausstellungskatalog. Kkine Schriften des Stadtarchivs und der Stalltbihliothek <strong>Braunschweig</strong>,<br />

3,1979.<br />

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ihrerseits nicht viel mehr zu bieten wußte als gutes Essen". Dies entspricht dem Urteil von<br />

Thielaus: "Die Herzogin Philippine Charlotte war bornierten Verstandes und dabei im<br />

hohen Maße stolz auf ihre Abkunft und ihren glorreichen Bruder, mit dem sie in geistiger<br />

Hinsicht nicht verwandt war".<br />

Der Abbe Baron, ein französischer Geistlicher, der sich in den Jahren 1789/90 in<br />

<strong>Braunschweig</strong> aufhielt, schildert Persönlichkeit und Lebensstil der Herzogin folgendermaßen:<br />

"Die Herzogin-Mutter hat viel Charakter und Entschlossenheit. Sie vergißt keinen<br />

Augenblick ihren Rang, läßt sich von den Damen die Hand küssen und von den Kavalieren<br />

das Kleid. Sie ist voller Bewunderung in der Erinnerung an ihren Bruder Friedrich H. Niemals<br />

spricht sie davon ohne Rührung. Ihr Hof ist in der ausgesuchtesten Art und mit aller<br />

möglichen Repräsentation geführt, obgleich ihr Einkommen keine 130 bis 140.000 Livres<br />

übersteigt. Wenn diese Prinzessin den Glanz liebt, so liebt sie auch gut zu essen. Ihr Tisch ist<br />

sicherlich der beste in <strong>Braunschweig</strong>, denn nur hier kann man gute Suppe essen und allgemein<br />

guten Wein trinken. "109) Zu ihrem Äußeren bemerkte Baron: "Sie erfreut sich noch<br />

sehr guter Gesundheit. Sie geht mit viel Leichtigkeit, hält sich sehr aufrecht, ist immer stark<br />

geschmückt, denn sie liebt Repräsentation ungemein. Niemals habe ich sie während der 18<br />

Monate einen Augenblick krank gesehen oder ihren Appetit verlieren". Über ihren gesellschaftlichen<br />

Umgang und ihre geistigen Interessen bemerkt der Abbe: "Diese Prinzessin<br />

liebt besonders die Unterhaltung gelehrter Männer; auch habe ich oft bei ihr gespeist mit 2<br />

Professoren der Akademie oder dem Pastor ihrer Gemeinde. Sie ist eine große Politikerin,<br />

spricht über Nationenrechte, über ihre gegenseitigen Interessen, über verschiedene Verträge<br />

mit ziemlicher Kenntnis. Ihre bevorzugten Themen sind indessen die Moral, die<br />

Theologie und selbst die Metaphysik. Unsere gesamte Literatur ist ihr vollkommen<br />

bekannt [ ... ] . Jeden Nachmittag verbingt sie eine halbe Stunde an ihrem Cembalo. Jeden<br />

Tag läßt sie sich die literarischen Neuerscheinungen vorlesen, ebenso viele französische wie<br />

deutsche. Sie spricht viel besser französisch als deutsch, oder, um die Wahrheit zu sagen, sie<br />

spricht fast nur französisch und das sehr gut." Der Abbe war während seines Aufenthaltes<br />

in <strong>Braunschweig</strong> derart in der Wertschätzung der alten Herzogin gestiegen, daß sie ihm bei<br />

seinem Abschied ein "dejeuner de porcelaine" (Frühstücksgedeck) schenkte. Baron<br />

bemerkt dazu, daß dies "jeden erstaunte, da sie nicht als sehr großzügig gilt. Das ist ein<br />

Charakterfehler der gesamten preußischen Königsfamilie, mit Ausnahme - wie man sagtdes<br />

gegenwärtigen Königs, ihres Neffen" .110)<br />

Die wohl letzte Schilderung der äußeren Erscheinung der alten Herzogin kurz vor<br />

ihrem Tode verdanken wir der Gräfin Katharina Bueil, die 1798 als Elf jährige mehrmals<br />

mit der Herzogin in <strong>Braunschweig</strong> zusammentraf. 111) Über eine Begegnung im herzogli-<br />

1(19) vgI. Anm. 25. - S. Stern, Karl Wilhelm Ferdinand. Herzog zu <strong>Braunschweig</strong> und Lüneburg,<br />

1921, p. 260f. übersetzte schon einen Teil des Textes bei Baron, der die Herzogin Philippine<br />

Charlotte betraf.<br />

110) Der Neffe war König Frieclrich Wilhelm 11. von Preußen (17H6-1797).<br />

111) Katharina Freifrau v. Bechtolsheim, geb. Gräfin Bueil: Erinnerungen einer Urgroßmutter.<br />

Herausgegeben von Carl Graf Oberndorf. Berlin 1902; darin Kap. IV: <strong>Braunschweig</strong>er Bekanntschaften,<br />

p. 72ff.<br />

80<br />

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ehen Park erinnerte sie sich: "Diese Fürstin, eine Schwester Friedrichs des Großen und<br />

damals schon über 80Jahre zählend, schritt noch für ihr Alter sehr rüstig einher. Ihre Ähnlichkeit<br />

mit dem königlichen Bruder war, nach dessen Bildnissen zu urteilen, sehr auffallend,<br />

wenngleich die Haut ihres Gesichtes nun einem bräunlich gefleckten Pergament<br />

glich. Sie trug sich noch ganz nach altem Schnitte, besonders fiel uns ihr Kopfputz auf, eine<br />

Haube mit 2 kleinen erhohenen Flügeln, die auf einem steifen bepuderten Toupet ruhte.<br />

Man sagte, daß sie eine geistreiche Frau gewesen, nun aber oft verwirrte Ideen hätte, mit<br />

einem Wort verkindet sei". Und vom Besuch einer Theatervorstellung, an der auch wegen<br />

der damaligen Anwesenheit des preußischen Königspaares die alte Herzogin teilgenommen<br />

hatte, berichtete die Gräfin: "Die uralte Herzogin Mutter hatte ihre bleiche Gestalt<br />

mit Brillanten geschmückt, obgleich sie sonst schlicht gekleidet war. Ein schwarzes, mit<br />

Spitzen hesetztes Mäntelchen umhüllte sie; an diesem waren große Diamantschleifen angebracht,<br />

sowie auch an ihrem Häubchen, und sie trug, ähnlich den anderen fürstlichen<br />

Damen, großmächtige, blitzende Ohrgehänge".<br />

Veröffentlichungen üher Philippine Charlotte<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

H. Droyse n, Aus den Briefen der Herzogin Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>. In: Forschungen zur Brandenhurgisch-Preußischen<br />

Geschichte, Band 22,1909, p. 603-616.<br />

P. 1. M eier, Die Bildnisse der Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>, Schwester Friedrichs<br />

des Großen, insbesondere das Familienbild 1. H. Tischbeins von 1762 auf Schloß Wilhelmshöhe.<br />

In: Hohenzollern-1ahrbuch 13, 1909, p. 197-215.<br />

H. Droysen, Die <strong>Braunschweig</strong>ischen Truppen im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Aus<br />

den Briefen der Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>. In: Braunschw. 1b 13, 1914,<br />

p.145-159.<br />

S. Stern, Herzogin Philippine Charlotte von Braunschwcig. Zu ihrem 200. Geburtstag am<br />

13. März 1916. In: <strong>Braunschweig</strong>isches Magazin 1916, p. 25-27.<br />

H. Droysen, Aus den Briefen der Herzogin Philippine Charlottevon Rrannschweig (1732-1R01). In:<br />

Quellen und Forschungen zur <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichte, Band 8,1916.<br />

H. Matthies, Lottine. Lebensbild der Philippine Charlotte, Schwester Friedrichs des Großen,<br />

Gemahlin Karls I. von <strong>Braunschweig</strong>. 195R.<br />

H. Matthies, Wie stand die braunschweigische Herzogin Philippine Charlotte zu ihrem Bruder<br />

Friedrich dem Großen? In: <strong>Braunschweig</strong>ische Heimat, Jg. 45, Heft 4, 1959, p. 117-119.<br />

A. Fi n k, Herzogin Philippine Charlotte und das Bildnis Friedrichs des Großen. In: Braunschw. Jb40,<br />

1959, p. 117-135.<br />

K. Kronenberg, Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong>, genannt Lottine. In: Kurpost<br />

von Gandersheim. Termine und Unterhaltung der Kurgäste in Bad Gandersheim. 19. 18,<br />

1-5,1972. Darin als Nr. 5, p. 7-13.<br />

Ch. Pangels, Königskinder im Rokoko. Die Geschwister Friedrichs des Großen. 2. Aufl. 1978.<br />

Darin das Kapitel: Charlotte, p. 164-224.<br />

H. v. Strom beck, Philippine Charlotte und die Unsterblichkeit. In: <strong>Braunschweig</strong>ischer Kalender,<br />

1979, p. 42-43.<br />

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A bbildungsnach weis<br />

1) Nds. StA Wolfenbüttel3 Urk 2 Nr. 146 (Foto: Christine Treptow).<br />

2) Sammlung SKH Dr. Louis Ferdinand Prinz von Preußen, Burg lIohenzollern (Foto: Erhard<br />

Hehl).<br />

3) Braunschwcigisches Landesmuseum, Inv.-:'IIr. R 2035 (Foto: Ingcborg Simon).<br />

4) Nds. StA Wolfenbüttell Alt 23 Nr. 451 (Foto: Christi ne Treptow).<br />

5) Lessinghaus der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel, Einbandsammlung.<br />

6) Dom zu <strong>Braunschweig</strong>, Fürstengruft.<br />

7) Herzog-Anton-Ulrich-Museurn <strong>Braunschweig</strong>, Kupferstiehsarnmlung (Foto: B. P. Keiser).<br />

8) <strong>Braunschweig</strong>isehes Landesmuseum LMB 25 5R6 (Foto nach einer Postkartenaufnahme des Pastellgemäldes<br />

im ehern. Residenzschloß).<br />

Für die Bereitstellung der Fotos und für die Publikationserlaubnis danke ich allen aufgeführten Institutionen.<br />

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Stephan August Winkelmann (1780-1806)<br />

Philosoph, Poet und Arzt; Professor in <strong>Braunschweig</strong><br />

Von<br />

Ingeborg Schnack<br />

"In ihm ist mir Poesie zuerst menschlich erschienen"l) -so lautet eines der Worte, mit<br />

denen Achim von Arnim seine schmerzliche Erinnerung an den toten Freund Stephan<br />

August Winkelmann bekundete. Es war an Bettine Brentano gerichtet, am 14. Juni 1806<br />

im fernen Mecklenburg-Strelitz geschrieben. Doch Winkelmann unter die Frühvollendeten<br />

zu zählen, er hatte sein 26. Lebensjahr soeben abgeschlossen, wäre irrig. Eher ist er<br />

eine tragische Gestalt innerhalb der genialischen romantischen Jugend, der das selbstzerstörerische<br />

Element nicht fehlte, das seiner Generation innewohnte, und auch sein Nachleben<br />

ist nicht frei von Tragik.<br />

In den vier Studien- und Dozentenjahren von Ostern 1799 bis Ostern 1803 in Jena und<br />

Göttingen, zwischen seinem 19. und 23. Jahr, waren Clemens Brentano, Achim von<br />

Arnim, Friedrich Carl von Savigny ihm zu engen Freunden geworden, für Friedrich Schlegel<br />

und Johann Wilhelm Ritter war er geistiger Partner, mit August Klingemann, Franz<br />

Horn und Konrad Hcyer verband Winkelmann nach der <strong>Braunschweig</strong>er Schulkameradschaft<br />

nun in Jena Studentenfreundschaft. Von all diesen war, wie Brentano 1806<br />

bemerkte, "Heyer der einzige Freund, der ihm bis ans Grab blieb" (9. 6. 1806).2)<br />

Brentano übersah, daß Winkelmann nach seiner Berufung in <strong>Braunschweig</strong> seinen<br />

,Müttern' nahe lebte, wie er Mutter und Großmutter nannte, hier Geschwister und seinen<br />

Onkel Johann Anton Leisewitz besaß, der, selber leidend und menschenscheu, in seinem<br />

Haus mit seiner Gattin Sophie einen wahren Schatz bewahrte: "mit jedem Tage lerne ich<br />

meinen Onkel meine Tante näher verehren". Dazu hatte er seine Studenten; Winkc1mann<br />

nahm sein Lehramt ernst, und es erfüllte ihn mit Freude: "Meine Zuhörer lieben mich und<br />

dieser Unterricht macht mir mehr Freude, wie jemals in Göttingen" .3)<br />

1) S t e i g, Reinhold, "Aehim von Arnim und die ihm nahestanden" , 2. Band: Aehim von Arnim<br />

und Bettina Brentano, Stuttgart 19\3, S. 33 (zitiert: Steig 2)<br />

2) Brentano, Clemens, "Das unsterbliche Leben". Unbekannte Briefe von Clemens Brentano.<br />

Hrsg. v. W. Sehe 11 berg und F. Fuchs, Jena 1939, Neudruck Bern 1970, S. 357 (zitiert: U. L.)<br />

3) "Der Briefwechsel zwischen Friedrieh Carl von Savigny und Stephan August Winkel mann<br />

(1800-1804) mit Dokumenten und Briefen aus dem Freundeskreis". Gesammelt, herausgegeben und<br />

kommentiert von Ingeborg Seh nack, Marburg 1984, S. 182,159, 160,256 (zitiert: S./W.)<br />

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Die Winkelmanns gehörten nicht zu den AIt-<strong>Braunschweig</strong>er Familien, wohl aber wie<br />

Roose und Wiedemann zu den wohlhabenden Kaufmannsfamilien, deren Söhne ProfessorensteIlen<br />

am Fürstlich anatomischen Collegium besaßen; Heyers Vater war Apotheker.<br />

Die Winkel manns stammten aus der Gegend von Celle. Der Großvater!) Casten Winkelmann<br />

wurde in Müden an der Oertze geboren, übersiedelte nach Celle und schloß dort<br />

am 15. 11. 1727 mit der Tochter des Bürgers und Brauers Joachim W. Bußmann, Anna<br />

Dorothea, seine zweite Ehe, in der ihm als zweiter Sohn Dieterich Wilhelm am 22.1. 1732<br />

geboren wurde, der spätere Kaufmann. Dieterich Winkelmann heiratete in Hannover<br />

Marianne Louise Leisewitz (geb. am 30. 5. 1753). Tochter eines früh verstorbenen wohlhabenden<br />

Weinhändlers, dessen Bruder Rudolf eine ebensolche Handlung in Celle betrieb.<br />

Ihre verwitwete Mutter Catharina Louise Leisewitz, geb. van der Vecken (geb. 1731), siedelte<br />

mit ihr und ihrem Bruder Johann Anton Leisewitz nach <strong>Braunschweig</strong> über, wo dieser<br />

1778 eine Anstellung als Landschaftssekretär erhielt. Hochbetagt starb Winkel manns<br />

Großmutter dort am 20.10.1816; am 30.4.1818 folgte ihr Marianne Winkelmann im Tode<br />

nach. Sein Gedicht in Hexametern "Der Geburtstag der Mutter" hat Winkelmann ihr wohl<br />

zum 50. Geburtstag auf einer Harzreise geschrieben: "Ich erkenne dich, Mutter; denn jetzt<br />

gedachtest du meiner / und dein Gedanke ward, liebend, ein Genius mir".S)<br />

Vom Leben in <strong>Braunschweig</strong> nach der gemeinsamen Übersiedelung zeichnen die<br />

Tagebücher von J. A. Leisewitz bei aller Ichbezogenheit der Eintragungen ein deutliches<br />

Bild. Vor allem gewinnt man Einblick in die Winkelmannsehe Häuslichkeit in der Schützenstraße<br />

4, da Leisewitz bis zu seiner Verheiratung mit Sophie Marie Scylcr (1762-1833)<br />

im Jahr 1781 allabendlich seines reichen Schwagers Tischgast war, der ein glänzendes Haus<br />

führte, das auch Fremden von Geist und Bildung stets offen stand. Später erhielt Leisewitz<br />

für den eigenen Hausstand jährlich 200 Taler von ihm. Leider enden die Aufzeichnungen<br />

von Leisewitz zu dieser Zeit, so daß über den Neffen August nur Geburt und Taufe vermeidet<br />

werden; am 30. 1. 1780 heißt es, er sei mittags zu seinem Schwager gegangen, "wo heute<br />

Nephcw August getauft wird". 6)<br />

Stephan August Winkelmann war das fünfte Kind der Familie, zwei Brüder und zwei<br />

Schwestern gingen ihm voraus, von denen freilich die beiden vorhergehenden Geschwister,<br />

Henriette und Dieterich Wilhelm 1779 bereits verstorben waren. AufStephan August folgten<br />

noch drei Töchter und ein Sohn. In den Briefen an Savigny begegnet man des öfteren<br />

freundlichen Erinnerungen Winkelmanns an den Geschwisterkreis. Im März 1798 vt:rht:iratete<br />

sich die älteste Schwester Antoinette, im sei ben Jahr starb siebzehnjährig seine jüngere<br />

Schwester Charlotte.<br />

Winkelmann begann siebzehnjährig 1797 sein Medizinstudium in seiner Vaterstadt,<br />

nachdem er das Gymnasium durchlaufen hatte, sowohl auf dem Collegium Carolinum wie<br />

am Theatrum anatomico-chirurgicum. Ersteres wurde durch Herzog Carl I. von Braun-<br />

4) S./W.,S. 23f.<br />

5) "Neue Vesta" Bd. 2, 1803, S. 262-M<br />

6) "Johann Anton Leisewitzens Tagebücher" aus den Handschriften herausgegeben v. Heinrich<br />

Mack und Johannes Lochner, Weimar 1916, Bd. 1, S. 139/140<br />

84<br />

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Winkelmann nennt von seinen medizinischen Lehrern Loder, Batsch, Göttling,<br />

Suchow, f'roriep, Bernstein und Hufeland, unter den Philosophen nur Schelling, dem Goethe<br />

am 5. 7.1798 das herzogliche ,Reskript' seiner Anstellung übersandt hatte. Als 23jähriger<br />

las er im S. S. 1799, unmittelbar nach Fichtes Abgang nach Berlin, über das "Gesamte<br />

System des transzendentalen Idealismus" und "Naturphilosophie". Für Winkclmann bildeten<br />

seine philosophischen und medizinischen Studien eine Einheit; es kennzeichnete die<br />

romantische Geisteshaltung, beides miteinandt.:r zu verbinden, dies vor allem in Jena. Winkelmann<br />

blieb Schelling verhaftet, so sehr er sich bemühte, in den folgenden Göttinger<br />

Jahren Eigenes dagegen zu stellen, und so nachdrücklich er in seinen <strong>Braunschweig</strong>er Vorlesungs-Grundrissen<br />

als Erkenntnisgrundlagen für den Arzt Experiment und Erfahrung<br />

forderte. Winkelmanns Freunde Ritter, Arnim, Brentano - auch Novalis ist hier zu nennen<br />

- waren ihrem Studium nach Naturwissenschaftkr, Brcntano Mediziner. Auch sie griffen<br />

darüber hinaus, die drei letztgenannten so sehr, daß ihr dichterischer Ruhm ihre Fachstudien<br />

vergessen ließ.<br />

Brentano und Winkelmann schlossen ihren Bund im Frühjahr 1799. Der <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Neuankömmling, vielfältig begabt, enthusiastisch, dabei recht unerfahren, trat<br />

damit zugleich in einen Kreis genialischer junger Leute. Fast alle waren sie von Haus aus<br />

gut gestellt, wie es auch Winkelmann war, bis sein als Gewürzgroßhändler zu Reichtum<br />

gelangter Vater in der wirtschaftlichen Krise dieser Jahre ,fallierte' und am 19. 11. 1799<br />

starb. Eine herrliche Wanderung beende te das erste frohe Semester: in Dresden 9 ) schloß<br />

sich den vier Medizinern aus Jena ein Leipziger Theologiestudent an, Gotthilf Heinrich<br />

Schubert, der bis Meissen auf der Eibe mit ihnen flußab fuhr, mit Kestner, einem Sohn von<br />

Goethes Lotte, Heyer und Winkelmann, dem er "eine so reiche Gahe der geistigen Mitteilung"<br />

zuschrieb, als er sie "selten bei einem Jüngling gefunden" habe. "Ich konnte nicht so<br />

bald von ihm ahlassen" .10)<br />

In der Neujahrsnacht 1799/1800 luden Brentano und Kestner die Freunde, etwa vierzehn<br />

an der Zahl, darunter Klingemann und Horn, in ihre Stuben im Schramm'schen<br />

Hause. Brentano empfing sie mit Schillers Musen-Almanach auf das Jahr 1800 in der Hand<br />

und las "auf das lebhafteste von der Schönheit des Gedichtes ergriffen mit dem ihm eigenen<br />

Feuer" daraus "Das Lied von der Glocke" vor. Im Verlauf des fröhlichen Punschabends<br />

wurden die Gäste mit "Xenien" ühcrrascht, deren jeweils erster Vers von Brentano, der<br />

zweite von Winkelmann stammte. Martin Lichtenstein, später Afrika-Forscher und Zoologe<br />

an der Berliner Universität, der die Erinnerung an diesen Abend festhielt (7. 4.1855),<br />

verglich rückblickend das sich hier wohl zum ersten Mal gemeinsam produzierende Poetenpaar:<br />

"Von allen diesen [war Winkelmann] unserm Brentano am meisten Geistesverwandt.<br />

Ein glänzendes Genie, fein erzogen, von ausgehreiteten Kenntnissen, die aher weniger<br />

durch Fleiß, als durch Leichtigkeit der Auffassung gesammelt waren, begeistert für alles<br />

Schöne bis zur Schwärmerei, doch dadurch gehindert, sich einem festen Ziel zuzuwenden.<br />

Von Br[entano] verschieden durch größere Eitelkeit, Haschen nach Beifall, zu leichte<br />

9) Winkelmann an Clemens Brentano. Herbst 1799. In: S./W., S. 230/31 (Erstdruck)<br />

10) Schubert, Gotthilf Heinrich von, "Der Erwerb aus einem vergangencn und die<br />

Erwartungen von einem zukünftigen Leben". Eine Selbstbiographie, Erlangen 1854, Bd. 1, S. 323 f.<br />

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Erregbarkeit, schwächere Phantasie, ihn abcr übertreffend an positiver Kenntniß, frommer<br />

Scheu und innerer Reinheit. - Vom ersten Augenblick zueinander hingezogen, wurden<br />

sie doch nie vertraute Freunde. Sie hielten sich gegenseitig in Respect, fühlten sich oft<br />

voneinander beleidigt und doch, wenn auch schmollend, schienen sie sich nicht entbehren<br />

zu können" .11)<br />

Das so heiter begonnene Jahr brachte beiden als Geschenk die Freundschaft mit Friedrich<br />

earl von Savigny, dem großen Juristen, der zum Abschluß seines Marburger Studiums<br />

ein Jahr in Leipzig sich auf seine akademische Laufbahn an der Universität Marburg vorbereitete;<br />

die letzten Monate verbrachte er in Jena. Es war sein dritter und längster Aufenthalt<br />

dort, schon die ersten Tage Ende Juli 1799 hatten ihn urteilen lassen: "Jena ist für das<br />

Studium die erste deutsche Universität";12) beim nächsten Besuch im April 1800 knüpfte<br />

sich die lebenslange Freundschaft mit Brentano an, jetzt, Brentano hielt sich in Altenburg<br />

auf, lernte Winkelmann ihn kennen. Wie ihr Briefwechsel über die nächsten vier Jahre ,<br />

ausweist, nahm der künftige Rechtshistoriker ihn als vollgültigen Partner in sein Leben<br />

auf. Diese enge Beziehung zu Savigny, die bis zum Erscheinen der Korrespondenz im<br />

Herbst 1984 unbekannt war, hebt den Vergessenen ins Bewußtsein der Gegenwart und<br />

weist ihm den seiner wissenschaftlichen und dichterischen Begabung angemessenen Platz<br />

zu. Winkelmann erkannte von Anfang an den geistigen Rang Savignys, sah dessen große<br />

Lebensleistung voraus. Sein Savigny zum Abschied aus Jena gewidmetes Sonett schließt<br />

mit den Zeilen: "Meinst du, es könne heute Trost uns geben,! Daß Teutschland wird die<br />

Hoffnung mit uns theilen,! Und eine späte Nachwelt unsre Liebe?"13) Ihrer beider Zuneigung<br />

und Bewunderung für Savigny verstärkte die Freundschaft zwischen Winkelmann<br />

und Brentano nicht, im Gegenteil, Brentanos unselige Eifersucht vergiftete ihre Beziehung<br />

und führte schließlich bis zum Haß. Während Winkelmann noch in Jena blieb, verließ<br />

Brentano gemeinsam mit Savigny Mitte August die Stadt und kehrte nicht wieder an die<br />

Universität zurück.<br />

Die poetische Zusammenarbeit beider dauerte an. Im Juni 1800 war die erste und<br />

einzige Nummer der Zeitschrift "Memnon" erschienen, die eine Rarität ersten Ranges<br />

geworden ist. August Klingemann gab sie heraus, hinter den beiden Autoren, die mit "A."<br />

bzw. "Maria" zeichneten, verbargen sich Winkelmann und Brentano. Schiller las das Heft<br />

und lehnte es ab, Friedrich Schlegel verspottete es seinem Bruder August Wilhelm gegenüber.<br />

Brentanos Pseudonym, das hier unter den "Guittarreliedern" und dem Märchen<br />

"Die Rose" stand, wurde berühmt - Winkelmanns "A.", das von nun an in den bekannten<br />

Musen-Almanachen vielfach auftauchte, wechselte zu oft mit anderen Oecknamen, um<br />

populär zu werden. Seinem Prosastück "Gespräche über die Kunst" stellte er ein Wort aus<br />

Goethes "WilhcIm Meister" voran - doch wenn er auch davon ausging, weitere "Gespräche"<br />

folgen zu lassen: das weitgespannte Thema überstieg die Kräfte eines Anfängers. Hierin<br />

zeigt sich eine Eigenheit Winkelmanns, die sein gesamtes Schaffen charakterisiert: der<br />

11) Lich tenste i n, Martin, "Eine poetische Neujahrsnacht von Studenten in Jena 1799/11\00".<br />

In: S./W., S. 289 (Nr. 188, Erstdruck)<br />

12) StoII, Adolf, "Der junge Savigny" Berlin 1928, S. 123 (zitiert: St(11)<br />

13) S./W., S. 216 (Erstdruck)<br />

88<br />

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In seinem letzten Semester in Jena schrieb Winkel mann an Savigny, er werfe die "alten<br />

Raupenbälger"16) ab, mit seiner Promotion zum Dr. phi!. schloß er seine Studien ab; wie<br />

es ihrem damaligen Schwerpunkt entsprach, lautete das Thema: "de philosophia physica<br />

Graecorum antiquissima". Von der Arbeit ist nur ein handschriftliches Exemplar von 25<br />

Seiten im Göttinger Universitäts-Archiv erhalten. Die "Fragmente der alten Physiker" bildeten<br />

für Jahre eins seiner Arbeitsgebiete, dem seine Aristoteles-Übertragungen letztlich<br />

galten, die freilich wie seine anderen großen Übersetzungsvorhaben: Galen, Homerische<br />

Hymnen, Sophokles, Pindar, nicht zum Druck gelangten. Sie alle, auch der, wie er Savigny<br />

mitteilte, fertiggestellte Kommentar zur Manesse-Handschrift, sind seit der Auflösung des<br />

Arnim-Archivs in Wiepersdorfverloren (nach 1945).<br />

Ohne es zu ahnen, zog sich Winkelmann in dem Winter 1 ROO/OI , in dem er allein von<br />

den Freunden in Jena zurückblieb - auch Heyer und Kestner führten bereits in Göttingen<br />

ihre Studien zuende - zwei sein Leben trübende Feindschaften zu. Da war der Stern der<br />

Jenaer Gesellschaft, die Dichterin Sophie Mereau, in unglücklicher Ehe an den Juristen<br />

Professor Friedrich Mereau gebunden, Brentanos leidenschaftlich begehrte Geliebte, die<br />

von den schwärmerischen Jünglingen, auch Savigny zählte dazu, die "Poesie" genannt<br />

wurde. Über ihr Ergehen und ihre Stimmung wünschte Brentano, den sie abgewiesen<br />

hatte, ständig Bericht zu erhalten. Winkelmann kam nur flüchtig mit ihr zusammen, sprach<br />

gelegentlich mit Mereau selber, merkte nicht, wovon bald ganz Jena raunte, daß eine Scheidung<br />

bevorstand, und versuchte vielmehr, Brentano zum Verzicht zu bewegen: "Sei ihr<br />

Freund und sie wird deine Freundin" (Mitte März 1801).17) Brentano glaubte sich hintergangen,<br />

war überzeugt, Winkel mann wolle sie sich selber gewinnen. Eifersucht und Mißtrauen,<br />

in Göttingen trat dann noch das Gefühl der Unterlegenheit hinzu, zerstörten unaufhaltsam<br />

jede freundschaftliche Gesinnung, sogar das dankbar herzliche Gefühl für des einstigen<br />

Freundes aufopfernde Sorgfalt am Krankenbett Sophies. Als Brentano der Liebe<br />

seiner künftigen Gattin gewiß war, verbot er ihr jeden weiteren Umgang mit Winkelmann<br />

und versuchte auch Arnim gegen diesen einzunehmen, was dessen Freundschaft mit Winkelmann<br />

nicht zur vollen Entfaltung kommen ließ, obschon er ihm lebenslang die Dankbarkeit<br />

dafür bewahrte, daß von ihm die Ermutigung, der eigenen Dichterkraft zu vertrauen,<br />

ausgegangen war. Nur bei Savigny hatte Brentano mit seinen Herabsetzungen keinen<br />

Erfolg, doch bestimmten seine würdelosen Äußerungen bei Winkelmanns Tod, die weder<br />

vor der Verhöhnung seines Charakters und seiner Lebensführung noch seiner Arbeiten<br />

zurückschn:ckten, nachhaltig das Urteil der Nachwelt.<br />

Ein gleiches gilt von Sophie Brentano-Mereaus gesellschaftlichem Gegenpol in Jena,<br />

Caroline Schlegel-Schclling. Sie hörte mit Erbitterung von Winkelmanns Freundschaft mit<br />

f-'riedrich Schlegel und Dorothea Veit, mit denen sie seit dem Sommer 1800 bitter verfeindet<br />

war. Schlegels Philosophie-Vorlesungen taten ihrer Ansicht nach Schellings MonopolsteIlung<br />

Abbruch; sie fürchtete zugleich, daß ihre Liebesbeziehung zu Schelling, von der<br />

man in Jena wußte, durch Winkelmann in <strong>Braunschweig</strong> publik werden könnte, zumal er<br />

90<br />

15) U.L.,S. 181<br />

16) S..'W., S. 105<br />

17) S.fW., S. 242<br />

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des öfteren bei Ihrer jüngeren Schwester Luise Wiedemann zu Gast war. Caroline hatte<br />

1796 in <strong>Braunschweig</strong> August Wilhe1m Schlegel geheiratet und damit ihren als ,Mainzer<br />

Revolutionärin' recht angeschlagenen Ruf wiederhergestellt. Auch sie wurde, wie es<br />

Sophie Mereau 1801 gelang, 1803 geschieden und konnte ihre dritte Ehe mit dem jungen<br />

Schelling eingehen, von dem es in Jena hieß, daß seine dilettantische ärztliche Behandlung<br />

am Tode der allgemein gdicbten Tochter Carolines aus erster Ehe, Auguste Böhmer, in<br />

Bad Bocklet (12. 7. 1800) schuld sei. Caroline demütigte Winkelmann in der <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Gesellschaft, nannte ihn vor allem einen Lügner, dazu einen Prahler und "eine lästige<br />

Fliege" .IR) Auch auf ihre Äußerungen geht die Fehleinschätzung Winkel manns zurück, die<br />

sich durchsetzte, seit Georg Waitz 1871 ihre Briefe zuerst herausbrachte.<br />

Mit diesen beiden unheilvollen Feindschaften mußte der 21jährige von jetzt an rechnen.<br />

Mit Brentano kam es schon im Sommer 1801 in Göttingen zum Bruch: "Warum sollen<br />

wir uns verwunden und nicht verstehen?'(19) fragte Ende Oktober 1801 der lange noch versöhnliche<br />

Winkelmann, der auch, solange Brentano bat - bis Ostern 1803 - dessen<br />

anspruchsvollen Wünschen gefällig weiter nachkam.<br />

Dem böswilligen Einfluß von Caroline schrieben es Winkelmann und alle seine<br />

Freunde, auch Brentano, zu, daß Schelling eine niederschmetternd höhnische Besprechung<br />

von Winkelmanns wissenschaftlichem Erstling "Einleitung in die dynamische Physiologie"<br />

(Göttingen 1803) in seinem eigenen "kritischen Journal für Philosophie" erscheinen<br />

ließ. Joseph Gürn;s brachte in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung eine<br />

Gegenrezension, in der er Winkelmann besonders gegenüber Schellings Vorwurf des Plagiates<br />

in Schutz nahm; auch Arnim bot aus der Ferne seine Hilfe an. 20 )<br />

Dabei sind Winkelmanns begeisterte Berichte an Savigny über Friedrich Schlegels<br />

Vorlesungen zur Transzendentalphilosophie, die sonst allgemein spöttisch beurteilt wurden,<br />

wissenschaftlich von hohem Wert; einzig dastehend sind seine knappen Wiedergaben<br />

aus Schlegels zweitem Kolleg "de officio philosophi" über die Bestimmung des Gelehrten,<br />

von dem bisher angenommen wurde, Schlegel habe es gar nicht gehalten, da keine Nachschriften<br />

davon vorlagen - so ist jetzt Winkelmanns von Bekannten und Freunden oft getadelter<br />

weitgreifender Wissensdrang auf das Schönste gerechtfertigt.<br />

Mit der Übersiedlung nach Göttingen zum Sommersemester 1801 begann für den<br />

21jährigen Winkclmann die eigene Vorlesungstätigkeit, zunächst in freien Vorträgen, da<br />

ihm sein Doktordiplom erst zu Ende des Semesters aus Jena zugestellt wurde - wohl weil<br />

er die Gebühr von 40 Reichstalern bislang nicht entrichtet hatte, ein Faktum, das ein<br />

Schlaglicht auf seine prekären finanziellen Verhältnisse wirft; er mußte vom Exzerpieren,<br />

von seiner Feder leben und war schwer verschuldet. Danach kündigte er wie üblich in den<br />

Göttingisehen Gelehrten Anzeigen seine Kollegs in der Philosophischen Fakultät an, er<br />

18) Schiegel-Schelling. Caroline "Caroline. Briefe aus der Frühromantik". Nach Georg<br />

Waitz verm. hrsg. v. Erich Schmidt, Leipzig 1913, Bd. 2, S. 6,106,126/27. Zum ganzen s. S./W.,<br />

S. 34f. (zitiert: Caro1ine "Briefe")<br />

19) S./W., S. 243 (Erstdruck)<br />

20) S./W., S. 151, 154 u. ö.; zu Arnim s. u. Anm. 32<br />

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wählte Anthropologie und "Alte Philosophie" als Themen, keine medizinischen, da er für<br />

diese nicht berechtigt war; vielmehr belegte er klinische Vorlesungen, es drängte ihn ans<br />

Krankenhett, in die ärztliche Tätigkeit.<br />

In Göttingen begründete Winkelmann seinen jungen kurzen Ruhm; er war üher die<br />

Kommilitonen hinausgewachsen, seine Gedichte, vielfach Sonette wie im "Memnon",<br />

erschienen in den Musen-Almanachen auf die Jahre 1802 und 1803, jeweils im Herbst des<br />

Vorjahrs käuflich, die Vermehren in Jena herausgab: sie waren den Jenaer Berühmtheiten<br />

Ludwig Tieck, Friedrich Schlegel, dem Physiker Johannes Wilhelm Ritter gewidmet. Sie<br />

galten seiner verlorenen Liebe Sophie Brentano, derer er in Symholen gedachte: "Die<br />

Schwartze" , "Die 11m" , "F.in blühend Lauhgewinde", "Genesung" - andere wie "Eleosophia"21)<br />

blieben ungedruckt, auch die ersten beiden Sonette an Savigny und das an Sophie<br />

Mereau, das sich Ritter in sein "Diarium" eintrug, als sich Winkelmann im Oktober 1801<br />

in Jena aufhielt. Dagegen sind seine Gedichte an Clemens Brentano beide veröffentlicht,<br />

das Sonett "Die Muse bat ich Freundschaft mir zu schenken", ging an den Jenaer Musen­<br />

Almanach für 1802 - als es erschien, hatte Brentano das Band der Freundschaft schon<br />

zerrissen.<br />

Zwar galt dies erste Göttinger Semester ausdrücklich dem Wiedersehen von Brentano<br />

und Winkelmann, wie dieser am 12. 4. 1801 aus <strong>Braunschweig</strong> schrieb: "wichtig ist mir<br />

dieser Frühling. Denn wir müssen uns auf immer vereinigen"22) -doch als Brcntano verspätet<br />

eintraf, am 21. Mai wurde er als stud. phil. immatrikuliert, fand er Winkelmann tief in<br />

Arbeit und umschwärmt von Freunden, die alle seine Superiorität an Wissen und Geist<br />

bewunderten. Auch Brentano konnte sich dem nicht entziehen: "Er ist unendlich weiter<br />

als je und ich verehre einen zukünftigen großen Menschen ihn ihm" , schrieb er an Savigny<br />

(Mai 1801).23) Da waren die Jenaer wie Theodor Kestner und Konrad Heyer, zu denen nun<br />

der durch Fachaufsätze respektierte junge Physiker Achim von Arnim und der Historiker<br />

Heinrich Luden hinzutraten. Beide hörten Winkelmanns Vorträge über "Göthens Werke"<br />

und berichteten Goethe davon, der sich recht wohl an Winkel mann erinnerte. Luden tat<br />

dies in seinem bekannten Faust-Gespräch mit dem Dichter in Jena am 19. 8.1806, Arnim<br />

in einem erschütterten Brief vom 1. September diesen Jahres: in die Erinnerung an den<br />

verstorbenen Freund eingesponnen, beschrieb er den vergeblichen Kampf eines genialen<br />

Menschen gegen das Philisterium einer engen Stadt: Winkelmann in <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Winkelmann schilderte die Stimmung im Göttinger Kreis Anfang August 1801: "Darf<br />

ich nennen, was uns alle verband? Ein Dichter hatte uns alle geweckt, der Geist seiner<br />

Werke war der Mittelpunkt geworden, in dem wir uns selbst und einander wiederfanden,<br />

manigfach von einander unterschieden waren wir wie unsere Zeitgenossen, ohne Religion<br />

und Vaterland, wer die Liebe kannte, fühlte sie zerstörend - ohne diese Dichtungen wäre<br />

der lebendige Keim des bessern Daseyns in uns zerstört ... Im Genusse dieser Werke wurden<br />

wir Freunde ... Deutschland hätte unser Studium Göthens kennengelernt" ("Einige<br />

21) S.fW., S. 215-229, "Eleosophia" S. 221, "An Savigny" S. 215/16 (Erstdrucke); vgl. auch die<br />

Winkelmann-Bibliographie<br />

22) S.fW., S. 243 (Erstdruck)<br />

23) U.L.,S.181<br />

92<br />

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Nachrichten ... ").24) Die Vorträge begannen am 6. Juni, eben dem Tage, als Goethe selber<br />

in Begleitung seines Sohnes August auf der Reise nach Pyrmont in Göttingen eintraf und<br />

im Gasthof Krone abstieg. In der Dämmerung, so notierte sich Goethe in seinen "Annalen",<br />

beobachtete er einige Bewegung auf der Straße, "Studierende kamen und gingen ...<br />

traten in bewegter Masse wieder vor. Endlich erscholl auf einmal ein freudiges Lebehoch"<br />

.25) Arnim wares gelungen, die Studenten für ein "Vivat" allen behördlichen Verboten<br />

zum Trotze zusammenzurufen, "es waren soviel Stimmen als Leben in Göttingen ist,<br />

das Stimme hat. "26) Brentano meldete dies seiner Schwester Gunda, auch daß danach Winkelmann,<br />

Kestner, Heyer, Arnim auf ihrem Garten gemeinsam feierten.<br />

Arnim wurde durch Winkelmann zu Goethe hingeführt und zum Arbeiten an seinen<br />

eigenen Dichtungen ermutigt. Was Winkelmann in seinen Vorträgen bot, war keine Philologie,<br />

es waren Impressionen aus seinen Leseerlebnissen, die er vermittelte, aber nicht, wie<br />

es Goethe damals gewohnt war, im Druck, sondern unmittclbarvor jungen Menschen, die<br />

sich gemeinsam durch das gesprochene Wort hegeistern ließen. Ein kleiner, hescheidener<br />

Extrakt nur erschicn untcr dem Titel "Göthens Werke. Charakterisierende Ansicht" in<br />

Grambergs und Böhlendorffs "Poetischem Taschenbuch" für 1803-dies papierne Zeugnis<br />

fand Savigny enttäuschend.<br />

. Trotz der Entfremdung von Winkelmann, dem er jetzt auch den Briefwechsel mit seiner<br />

Schwester Gunda verühelte, kam es zu Brentanos überraschendstem "Auftrag" an ihn,<br />

der Bitte, seinen Roman "Godwi" für den drängenden Verleger Friedrich Wilmans, dessen<br />

zweiten Teil er selbst in vier Wochen niederschrieb, mit einem Schlußteil zu versehen, der<br />

den Titel "Einige Nachrichten von den Lebensumständen des verstorbenen Maria. Mitgetheilt<br />

von einem Zurückgebliebenen" erhielt. Am 5. August 1801 schrieb Brentano an Savigny:<br />

"Heute ist mein ganz Manuskript 2. Band ahgegangen. Es ist wüst, wüst, hinten stirbt<br />

Maria und eine satirische Lebensbeschreihung hat Winkel mann dazu gemacht, in der<br />

Sonette an Sie sind und Parodien auf Gedichte großer Meister als Leichengedichte" ,27)<br />

Arnim nannte Brentano gegenüber "diesen Bogen von Winkclmann so genialisch und witzig<br />

als es irgend sein konnte"2H) (18. 11. 1802): es war die bedeutendste Arbeit Winkelmanns<br />

- bei aller Satire blieb er Schiller, Friedrich Schlegel, Matthisson gegenüber doch<br />

respektvoll und die Spottlust, die August Klingemann, Nikolaus Meyer und Bernhard Vermehren<br />

traf, war ohne verletzende Schärfe. Seine Freundschaft für Savigny bringt er zum<br />

Ausdruck in der Abschiedsstunde von "Maria", die sie durchwärmt, dazu tritt die Erinnerung<br />

an "Elise", Brentanos geliebte Sophie Mereau, an die jugendfrohe Gemeinsamkeit in<br />

Jena, an die verbindende Goethe-Begeisterung. Winkelmanns neidlose Bewunderung für<br />

das poetische Genie seines Freundes klingt aus dem letzten der Gedichte, das "An Clemens<br />

Brentano" gerichtet ist: "Dir dem die Götter die reiche Fülle der freundlichen Dichtung,/<br />

Dem sie die Sprache verliehn und ihre bildende Kraft ... " Der kleine Freundeskreis der<br />

24) Bre nt ano, Clemcns "Sämtliche Werke und Briefe". Hrsg. v. Jürgen Be hre ns, Wolfgang<br />

Frühwald, und Detlev Lüders, Stuttgart 1975 ff. Bd. 16, S. 564<br />

25) Goe the, Johann Wolfgang von, Sophien-Ausgabe III, 3, S. 19<br />

26) U.L.,S.186<br />

27) U. L., S. 223<br />

2R) Be u tier, Ernst, "Briefe aus dem Brentanokreis" in: Jahrb. des F. D. H. 1934/35, S. 402<br />

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Eingeweihten wußte von Winkelmanns unzweifelhafter Autorschaft, sonst galt Brentano<br />

allgemein auch für den Verfasser der "Nachrichten"; sie wurden Winkelmann bis in unsere<br />

Tage in Werkausgahen 29 ) und Literaturgeschichten mit der Wendung, sie "sollen in Wahrheit<br />

von Brentanos Jenaer Freund August Winkelmann stammen" abgesprochen<br />

("Geschichte der deutschen Literatur" Bd. 7: 1789-1830. Berlin 1978).<br />

Wer es wußte und für sich nutzte, war Brentanos Verleger Friedrich Wilmans, der<br />

1803 von Bremen nach Frankfurt ühersiedelte und für seine "Taschenbücher. Der Liebe<br />

und Freundschaft gewidmet" auf die Jahre 1803 und 1804 Prosaarbeiten von Winkelmann<br />

erbat und erhielt. Zuerst erschien "Die Petcrsinsel" , eine Übertragung aus Rousseaus 1782<br />

in Genf publizierten »Les reveries du promeneur solitaire« (1803), das Jahr 1804 brachte<br />

eine eigene Arbeit von "A. W. ": "Unterhaltungen", eine Rahmenerzählung ohne weiteren<br />

Titel, eine "Geschichte der Treue" vom "guten Miidchen im Elsaß", das eine von den französischen<br />

Truppen und revolutionären Bauern bedrängte Gräfin rettet. Die Einfassung<br />

diente Winkelmann dazu, sein besonderes Anliegen, die Rettung mittelalterlicher Handschriften<br />

und Kunstwerke vorzubringen, denen bei Aufhehung der Klöster und geistlichen<br />

Stifte nach dem Frieden von Luncville (9.2.1801) und im Reichsdcputations-Hauptschluß<br />

der Untergang drohte.<br />

Bei Wilmans erschien auch - anonym - der im September 1802 zwischen Würzhurg<br />

und Bamberg auf dcr Studienreise geschriehene Roman: "Eduards Verirrungen". Es ist ein<br />

Bildungsroman, sichtlich in der Nachfolge Goethes, in dem ein junger, bemittelter Mann<br />

die Heimat wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte verläßt, auf seinen Reisen einen<br />

adeligen Freund gewinnt, einen edlen Menschen, durch ihn und mit ihm Charakter und Bildung<br />

erringt und nach dessen Opfertod, er stirbt nach der Rettung eines Mädchens aus dem<br />

Feuer, geläutert zu der einst übersehenen Jugendliebe zurückkehrt. Viele von Winkelmanns<br />

Lieblingsthemen werden angesprochen, sein "Eduard" trägt deutlich autobiographische<br />

Züge. Die Zuschreibung dieses Werkes, das in zwei Exemplaren erhalten ist, an<br />

Winkelmann als den Autor, gelang erst an hand seiner Briefe an Savigny.<br />

Ferner findet sich ein Beitrag Winkelmanns in den "Ruhestunden für Frohsinn und<br />

häusliches Glück", deren erste vier Bände in Bremen, dann zwei weitere in Frankfurt bei<br />

Wilmans 1803 und 1804 herauskamen. Es ist die im 5. Band auf den Seiten 91-96 veröffentlichte,<br />

mit A. W. unterzeichnete Skizze: "Die vier Jahreszeiten" in der untereinander abgesetzten<br />

Folge: "Winter", "Frühling", "Sommer" und "Herbst". Im ersten Teil wird eine<br />

arme Alte geschildert, die wirr ihren verschollenen Sohn nachts im kalten Feld sucht;<br />

"Frühling" gilt einem Jüngling, der sehnsüchtig die Geliebte im Park erwartet; "Sommer"<br />

feiert einen siegreil:h zurückkehrenden Krieger; "Herbst" läßt einen vereinsamten Jüngling<br />

in die vorübergleitenden Wellen sinken - deutlicher Hinweis auf Goethes Gedicht<br />

"Der Fischer".<br />

In Jena, wo Winkclmanns Goetheverehrung belächelt worden war - Dorothea Veit<br />

schrieb am 27. 1. 1801 über Winkelmann, er messe alle Romane am "Wilhelm Meister" und<br />

alle Menschen an Leisewitz - war man sicher, daß die ,Musik' der Studenten auf Winkel-<br />

94<br />

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29) Bre ntano, Clemens, "Sämtliche Werke und Briefe" a.a. 0., Bd. 16, S. 575<br />

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manns Anstiftung erfolgt sei (Caroline Schlegel an ihren Gatten, 20.6.1801). Winkelmann<br />

hat Goethe in Göttingen nicht gesprochen, er hätte es Savigny gewiß berichtet: Goethe<br />

suchte jedoch Arnim und Kestner auf, Lotte Buffs Sohn. Arnim schrieb sogleich an seinen<br />

Jugendfreund Friedrich von Raumer: "Goethe war hier, ich habe ihn gesprochen" ,30) und<br />

am 30. 8. 1806 noch an Bettine Brentano aus Göttingen: "Hier sah ich ihn zum ersten Mal<br />

... auf dem Walle, er sah so groß und gewaltig aus, daß ich fürchtete nicht vorbeikommen<br />

zu können" .31) Winkelmann gegenüber klagte Arnim, als er ihm von Genf aus das Manuskript<br />

seines "Ariel" für den Druck bei Dieterich sandte, der "verdammte Werther" habe<br />

ihn verführt, die erzählende Form von "Hollins Liebeleben" gegen eine briefliche zu vertauschen.<br />

Der Sommer in Göttingen war Arnims letztes Semester; im Herbst 1801 trat er mit seinem<br />

Bruder eine auf drei Jahre (es wurden schließlich vier daraus) eingerichtete Bildungsreise<br />

an; Winkelmann sah ihn nie wieder, auch nicht als Arnim im Juni 1802 in Frankfurt<br />

vorsprach und mit Brentano eine Rheinrcise unternahm. Nur in Briefen hielten Arnim und<br />

Winkelmann ihre Freundschaft aufrecht. Arnim beteuerte, indem er die entscheidenden<br />

Stellen aus Winkelmanns Briefen vom Januar und März für Brentano abschrieb (Genf, 18.<br />

11. 1802), daß dieser ihn zum eigenen dichterischen Schaffen ermutigt habe, so daß er seine<br />

physikalischen und chemischen Forschungen aufgab, da er auf diesem Feld nicht originär<br />

denke und arbeite. Deshalb auch war es Winkelmann und nicht Brentano, dem Arnim<br />

seine ersten Werke, die ,Romane' "Hollins Liebelcben" und "Ariels Offenbarungen"<br />

zuschickte, freilich dessen Zusätze und Streichungen später tadelnd. Wie diese beiden<br />

Werke betreute Winkelmann auch Brentanos "Ponce de Leon" im Druck bei Dieterich.<br />

Winkelmann holte sich dafür bei Arnim Rat während der Arbeit an seiner ersten wissenschaftlichen<br />

Publikation, der "Einleitung in die dynamische Physiologie", für die er, auf<br />

den Galvanismus eingehend, Exaktes über den in der Voltasehen Batterie erzeugten Strom<br />

zu wissen verlangte. Zwischen dem bedeutenden Kenner dieser Vorgänge, dem ,romantischen'<br />

Physiker Joh. Wilhelm Ritter in Jena, mit dem Winkelmann nahe befreundet war,<br />

und Arnim bestand eine Kontroverse über die Benennung der Pole. Im August 1802<br />

brachte Winkel mann bei seinem zweiten Besuch in Marburg das erste gedruckte Exemplar<br />

mit. Die Widmung lautet: "Meinen Freunden Johannes Ritter und Achim von Arnim<br />

zurückgegeben". Eben diese Widmung wurde von Schelling in seiner vernichtenden Kritik<br />

verspottet. Alle Freunde, selbst Brentano, wenn er auch Arnim gegenüber die Zueignung<br />

ironisierte, waren empört und davon überzeugt, daß Caroline Schlegel, die "Furie", Sehe 1ling<br />

aufgehetzt habe. Winkel mann verzichtete aus Dankbarkeit Schelling gegenüber auf<br />

jede Antwort. Arnim wollte Winkel mann zu Hilfe eilen, es hat sich der Entwurf eines Briefes<br />

an ihn erhalten: "Ich habe deine Einleitung zur dynamischen Physiologie durch einen<br />

Zufall erhalten. Ich weiß nicht wo du eigentlich lebst, denn Savigny schrieb mir, du seist in<br />

<strong>Braunschweig</strong>, ich weiß aber, daß dich Schelling boshaft angegriffen und daß du antworten<br />

willst, ich habe einige Bemerkungen niedergeschrieben, findest du sie werth irgendwo<br />

30) We iss, Hermann F., "Unbekannte Briefe von und an Achim von Arnim aus der Sammlung<br />

Varnhagen und anderen Beständen" Berlin 19H6, S. 28<br />

31) Steig2, S. 42<br />

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hekannt gemacht zu werden, so thue es, sonst sind sie für dich einzig, doch möchte ich für<br />

dich wohl mit Schelling eine Lanze hrechen".32) Arnim hatte am 17.4.1803 aus Paris bei<br />

Savigny angefragt, wo der Freund sich aufhalte, und dessen "felsenfestes Schweigen"<br />

beklagt.<br />

Winkelmanns Goethe-Vorträge waren während eines Besuchs in Göttingen auf ihrem<br />

Fußmarsch von Frankfurt nach Grimma auch von C1emens Brentanos jüngerem Bruder<br />

Christian und dessen englischem Freund Henry Crabb Robinson gehört worden. Während<br />

Winkelmann und Christian Brentano sich nicht näher kamen, blieb die Verbindung zu<br />

Crabb Rohinson, der sich von ihm vor allem über die Philosophie des deutschen Idealismus<br />

unterrichten ließ, bestehen. Die Aufzeichnungen des jungen bildungsbeflissenen Engländers,<br />

der als Journalist, Rechtsanwalt und Freund Coleridges und des 'northern circle' in<br />

England Beachtung gefunden hat, lassen erkennen, daß Winkelmann bereits seine ersten<br />

Vorlesungen vorbereitete, von denen das Kolleg über die antiken Philosophen auch<br />

zustande kam, während die ,Anthropologie' in Göttingen weder als Vorlesung, noch als<br />

Buch verwirklicht wurde. Von der neuen deutschen Philosophie hörte also Crabb Robinson:<br />

"it is to be found and c1early taught in the most ancient greek poets existing" .33) Als<br />

jedoch Winkel mann sein philosophisches Gespräch "Begrif des Idealismus" anonym vorlegte,<br />

das Ende November 1802 in Göttingen bei Dieterich gedruckt wurde, trugen nur die<br />

Gesprächspartner Dion, Criton und Menon griechische Namen, im übrigen enthielt es, wie<br />

Savigny erfuhr, "meine Grundprinzipien und die Anlage meines Systems".34) Das Werk<br />

fand nicht den Beifall seiner Göttinger Professorenfreunde und auch Savignys "Kritik"<br />

blieb aus.<br />

Winkelmann führte aus, Philosophie als Mitte des Seins umfasse alle Wissenschaften<br />

und alle Lebenswerte, sie begründe beides und entfalte beides aus sich heraus. Mit dieser<br />

philosophischen GrundeinsteIlung hatte Winkelmann als Schelling-Schüler Jena verlassen.<br />

In der weiteren Ausarbeitung seines Systems verschob sich für ihn das Gewicht auf die<br />

Seite der Lebenswerte, unter denen die Freundschaft zum zentralen Regriffwurde: "Die<br />

Philosophie sucht ... die Erkenntniß der unendlichen Einheit, welche ihr in der Freundschaft<br />

gegeben ist, in der Wissenschaft und in dem Leben. Ihr erstes und wichtigstes<br />

Geschäft also ist, dieses Prinzip der Einheit in der Freundschaft, diesen Anfangsgrund des<br />

Wissens und Lebens, immer deutlicher einzusehen ... und auszusprechen". "Freundschaft<br />

die höchste Übereinstimmung der Geister ... wäre die eigentliche und absolute Wahrheit?",<br />

so lautet die Frage. "So ist es", antwortet Dion, der Meister. Die Trennung des<br />

Objektiven und Subjektiven - "unser empirisches Bewußtsein" - wird aufgehoben durch<br />

"das absolute Bewußtsein der Freundschaft, in welchem eine Intelligenz die andere Intelligenz<br />

anerkennet wie sich selbst". Der Begriff der Freiheit erfährt keine Definition; Glaube,<br />

32) Weiss, Hermann F., "Unbekannte Briefe von und an Achim von Arnim" a.a.O., S. 29,<br />

Anm. 2; die Briefe Winkelmanns an Arnim s. S./W., S. 261-265 (Erstdrucke); Arnim an Savigny s.<br />

"Arnims Briefe an Savigny IH03-1831" Hrsg. von Heinz Härtl, Weimar 1982, S. 31<br />

33) Marquardt, Hertha, "Henry Crabb Robinson und seine deutschen Freunde" Göttingt:n<br />

1964 (Palaestra 237), S. 40/41 und "Henry Crabb Robinson in Germany 1800-1805" Ed. by Edith<br />

Morley, London 1929, p. 72-74<br />

34) S./W., S. 147<br />

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Zweifel und Tugenden werden eingeordnet und eine Erklärung des Titelwortes "Idealismus"<br />

geliefert: "so sind auch die Bemühungen des menschlichen Geistes in den Wissenschaften<br />

und in dem thätigen Leben zwar immer glücklicher, aber niemals vollkommen,<br />

und darum ist unsere Philosophie Idealismus genannt worden, weil sie die unendliche Aufgahe<br />

unsers Geistes, das Ideal der göttlichen Einheit und Vollkommenheit, vor unseren<br />

Augen zu erhalten streht". Weil "die Wissenschaften sich unter Physik und Historie begreifen<br />

lassen", bezieht Winkelmann diese in seine Darlegungen ein; eine Philosophie der<br />

Kunst entwickelt er bemerkenswerterweise nicht, interpretiert aber Atheismus, Religion<br />

und Mythologie. - Das Goethewort auf dem Titelblatt ließ sich in diesem Wortlaut nicht<br />

nachweisen.<br />

Wie Winkelmann dankbar vermerkte, fand diese Schrift nicht die kritische Beachtung<br />

Schellings. Er hielt an seinem Grundgedanken fest, doch blieben weitere philosophische<br />

Dialoge, von denen er im Sommer 1803 mehrfach an Savigny schrieb, ungedruckt. Lediglich<br />

ein Brief an Görres aus dem Juni 1803 verdeutlicht seine Pläne: "Diesen Sinn des Idealismus<br />

zu erhalten, ihn in das Leben einzuführen, ihn mit den Wünschen und Ahndungen<br />

aller Menschen zu verknüpfen, denke ich mir als die Aufgabe meines philosophischen<br />

Lebens".35) Ein Kolleg über die Philosophie des Idealismus hat Winkelmann in Göttingen<br />

nicht gehalten.<br />

Über seinen literarischen und philosophischen Arbeiten vernachlässigte Winkelmann<br />

in Göttingen keineswegs sein Studium der Medizin. Brentano hatte ihm beim Wiedersehen<br />

von ,morgens bis ahends sehr fleißig' exzerpierend angetroffen: ,alles was Zucht- und<br />

Krankenhäuser angeht' .36) Er arbeitete unermüdlich bereits seit Jena an seiner ersten<br />

selbständigen medizinischen Schrift "Litteratur der öffentlichen Armen- und Krankenpflege<br />

in Teutschland. Ein Versuch von August Winkelmann, D. Privatdocenten in Göttingen".<br />

Das kleine Werk erschien in <strong>Braunschweig</strong> bei F. B. Culemann und ist ersichtlich<br />

auch eine Huldigung an seinen Onkel Leisewitz. Die Vorrede unterzeichnete er am 9. Mai<br />

1802 in <strong>Braunschweig</strong>: ein System der Armenpflege wolle ervorIegen, dies würde "zugleich<br />

die wichtigste Wahrheit unserer Zeit ... erhellen, die schöne Wahrheit nämlich, daß der<br />

redliche Wille auch von wenigen und einzelnen Bürgern viel, recht viel Gutes vermag".<br />

Winkelmann bietet in zwei Teilen als erstes eine Bibliographie der "Theoretischen<br />

Schriften", einsetzend mit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts, und zweitens ein Verzeichnis<br />

der "Schriften und Nachrichten von Armen- und Krankenanstalten" , nach den Reichskreisen<br />

zusammengestellt. Er beginnt mit dem "Niedersächsischen Kreis", darin den "Herzoglich<br />

<strong>Braunschweig</strong>ischen Landen", die erste Stadt ist <strong>Braunschweig</strong>, und endet mit<br />

Kreis IX, dem oesterreichischen mit Mähren, Böhmen und Schlesien. Straßburg gehört<br />

zum oberrhcinischen Kreis.<br />

Eine zweite Auflage, für die Winkelmann im Winter 1803 Material sammelte, wobei<br />

ihn von Savignys Freunden Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang und selbst Brentano<br />

35) Görres, Joseph von "Gesammelte Briefe" Hrsg. v. Franz Binder, München 1874, Bd. 2:<br />

Freundesbriefe (IR02-1821), S. 2/3<br />

36) U.L.,S.IR!<br />

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unterstützten, kam nicht mehr zustande. So ist auch dies Büchlein (61 Seiten) so selten<br />

geworden wie alle Schriften Winkelmanns; als eine Pionierleistung wird es heute gewürdigt<br />

und zitiert in der 1980 erschienenen "Geschichte der Armenfürsorge in Deutschland" von<br />

Christoph Sachsse und Florian Tennstedt. Inmitten der philanthropischen Zeitströmung<br />

betont Winkelmann die sozialen Pflichten des Staates und das Recht der Armen auf Arbeit<br />

und auf Vertrauen.<br />

Winkelmanns Ordnungsschema nach den alten Reichskreisen entspricht seinem historischen<br />

Ansatzpunkt: dem Sinn für das Gewachsene, das es zu erhalten, nicht zu zerstören<br />

gilt. Darin ist Winkelmann ein Vorläufer, auch in dem Bemühen, die Jugend zum Patriotismus<br />

zu erziehen, was, wie er ausspricht, sogar seine "Armenlitteratur" leisten kann, indem<br />

sie die guten Taten der Vordern vor Augen führt. Das Vaterländische, für ihn ein Grundgefühl,<br />

ist Savigny, Brentano und anderen Freunden fremd. Allein Arnim sieht darin Verwandtes<br />

und lobt und liebt des Freundes freiheitstrunkcn heroische Gedichte wie "Die<br />

gerüsteten Schweizer" und "Die unterdrückten Schweizer", in denen der Heldenkampf<br />

der Schweizer gegen die französischen Revolutionsheere gerühmt wird. Der Zeitgenius,<br />

für Winkelmann eine Realität in dem Funken göttlicher Freiheit, den die französische<br />

Nation der Welt schenkte, und den er in seinem Savigny gewidmeten Gedicht aus Jena<br />

"Am vierzehnten Julius 1800" hoch gefeiert hatte,3?) wird verraten und verhöhnt von dcn<br />

eroberungssüchtigen Revolutionstruppen. Tief erschüttert vom Verlust der Reichsgebiete<br />

auf dem linken Rheinufer empfand er es fast als Pflicht, eine Geschichte der jetzt französischen<br />

Gebiete in den letzten zehn Jahren zu schreiben: an Savignys Ablehnung, daran mitzuarbeiten,<br />

zerschlug sich der Plan.<br />

Auch die Besetzung des mit England durch König Georg IH. in Personalunion verbundenen<br />

Kurfürstentums Hannover durch französische Truppen 1803 im neu entflammten<br />

Krieg zwischen Frankrekh und England rief Winkelmann auf dcn Plan. Er prangerte die<br />

autoritäre Regierung des hannoverschen Staatsministeriums an, das entschlußlos zögerte,<br />

als Handeln nötig gewesen wäre, und das Volk den Lasten und dem Druck der Besatzung<br />

schutzlos überließ. Eine Verfassung forderte er, die dem Bürger- und Bauernstand die<br />

gleichen Rechte wie dem Adel und der Geistlichkeit zubilligte, nicht nur die Pflichten.<br />

"Über Hannover. Gedanken eines rcichsstädtischen Bürgers" erschien im Juli/August<br />

1803 und wurde, wie Winkelmann Savigny berichtete, einige tausend mal verkauft; seltsam<br />

aktuell mutet auf der ersten Seite die kurze Bemerkung an: "Die Aufmerksamkeit des<br />

teutschen Volks (noch ist es ein Volk, denn in derselben Sprache wohnet noch ein Geist,<br />

wenn gleich schlummernd) ist auf das Churfürstenthum Hannover gerichtet ... ", "im<br />

Sturme der Drangsale". Winkelmann fühlte noch einmal den Schrecken, der ihn 1801 über<br />

den Frieden von Luneville ergriffen hatte, "daß durch die Verfügungen der Fürsten das<br />

letzte Andenken ... der Freiheit" zerstört wurde. Winkelmann ließ sein "Über Hannover"<br />

wie schon den "Begrif des Idealismus" mit einem Motto von Johannes von Müller hinausgehen,<br />

der 1787 seine "Darstellung des Fürstenbundes" auch hatte anonym erscheinen lassen.<br />

,Unser Müller' war sein Vorbild, dessen fünfbändige Geschkhte der Schweizerischen<br />

Eidgenossenschaft er bewunderte.<br />

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37) S.fW., S. 215; ebd. "Die unterdrückten Schweitzer" S. 217/18 (Erstdruck)<br />

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auf die Hoffnung, Gunda Brentano als seine Gattin heimzuführen - sie verlobte sich mit<br />

Savigny. Schon im Sommer war es ihm immcr klarer geworden, daß sie aus großbürgerlichem<br />

Hause und großstädtischem Leben den Weg nach ßraunschweig nicht finden werde.<br />

- Weniger schmerzlich verliefen seine Beziehungen zu Jeanette Dieterich, der Arnims<br />

jugendliche Schwärmerei, vielleicht auch seine Liebe gegolten hatte. Diese lebte wie<br />

Sophie Mereau in einer unglücklichen Ehe mit ihrem ,leichtsinnigen' Gatten, und so dankbar<br />

Winkelmann in Göttingen für den vertrauten Umgang mit einer gebildeten Frau war,<br />

so sehr drückte ihn ihr stetes Kränkeln nieder. Für Arnim war es erfreulich, neben Brentanos<br />

Versicherungen, Winkelmann denke nicht mehr an ihn, von Jeanette am 15. 1. 1802 zu<br />

erfahren: "ich habe Ihren Freund Winkelmann kennen lernen ... in seiner Schwärmerey<br />

ist viel Wahrheit und die weiß ich zu respektieren zum al wenn ein schönes Seelengefühl<br />

bestimmt durchleuchtet". 40 ) Ihr Mann empfand ähnlich: "Mit Winkel mann habe ich treue<br />

Freundschaft geschlossen, je näher man ihn kennt, je herzlicher man ihm zugethan wirder<br />

ließt mit vielem Beifall- und wenn ihn nicht der Neid eingebüßt so denke ich leuchtet er<br />

einmal auf unserer Akademie wie ein Nordstern" (1. 2.1802 an Arnim).<br />

In seinem letzten Göttinger Semester 1802/03 hielt Winkelmann eine weit ausholende<br />

Vorlesung zur deutschen Literatur: auch hier war er ein Vorläufer. "Aus Gelegenheit meines<br />

Collegiums habe ich die Minnesänger noch herzlicher liebgewonnen - dann ist in den<br />

lateinischen des Mittelalters viel mehr Schönes als ich geglaubt" (Februar 1803);41) damals<br />

hörten die Brüder Grimm in Marburg bei Savigny dessen juristische Vorlesungen, während<br />

es Winkelmann war, der Gedichte aus dem Mittelhochdeutschen und -lateinischen übertrug<br />

(s. "Gediehte" 1805). Auch das Verständnis für Volkslieder und das schließliehe<br />

Volkslied-Sammeln von Brentano und Arnim gehen auf Winkelmann zurück. Für das von<br />

Savigny geplante kritische Journal fordert er: "Aufmerksamkeit für die Volkslieder und<br />

die ersten Versuche der Poesie bei uns (um einen Nationalcharakter beschreiben und festhalten<br />

zu können) tiefe Rührung für Göthe, Shakspear u. die Griechen ... " (Februar<br />

1802).42) Goethes ,kleine Gedichte' werden von ihm in seiner Zusammenfassung über<br />

"Göthens Werke" besonders hervorgehoben, er findet in ihnen eine Verwandtschaft mit<br />

der Volkspoesie: "Das einfache naive Volkslied ist Anfang der Poesie und Vollendung der<br />

Kunst" - bei Goethe. Winkelmanns Gewährsmann aus den frühen Tagen in Jena, Joseph<br />

Kaspar Kohler, Sammler schwäbischer Volkslieder, wird Brentanos Helfer beim ersten<br />

Brand von "Des Knaben Wunderhorn" , als er endlich diesen Freund Winkelmanns wiederentdeckt<br />

hat; Arnim selber sollte über Winkelmann noch im Januar 1806 Mitarbeiter in<br />

Norddeutschland ausfindig machen.<br />

Bereits im September 1801, als Winkel mann sich wieder geschäftlich in ,<strong>Braunschweig</strong><br />

und Niedersachsen' aufhalten mußte, wurde bekannt, daß der Chirurg am Collegium anatomico-ehirurgieum,<br />

Professor Himly, einen Ruf nach Jena annehmen werde. Allein die<br />

4(1) We iss, Hermann F., "Unbekannte Briefe von und an Achim von Arnim" a. a. 0., S. 141;<br />

Heinrich Dieterich an Arnim ebd. S. 143<br />

41) S./W., S. 156<br />

42) S./W., S. 127<br />

100<br />

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Hoffnung, diese Professur könne zukünftig an Winkelmann fallen, erfüllte sich nicht. Konrad<br />

Heyer, sein älterer Freund, der bereits promoviert, seine Examina abgelegt hatte,<br />

wurde berufen. Der plötzliche Typhus-Tod des jungen Anatomen und Anthropologen Professor<br />

Roose im März 1803 eröffnete dann eine Vakanz, die in der Tat am 19. 7. 1803 durch<br />

die Ernennung Winkelmanns zum Professor für Physiologie und Anatomie ausgefüllt<br />

wurde; das Gehalt belief sich auf 300 Taler jährlich. So schloß dieser mit der Promotion<br />

zum Dr. med. ab, die medizinischen Fakultätsexamina lagen erfolgreich bestanden hinter<br />

ihm, und verließ am 1. April, eilig aufbrechend, Göttingen, ohne von seinen Marburger<br />

Freunden Abschied nehmen zu können.<br />

In ßraunschweig fand er eine Bleibe in der Süderstraße 1 (484), unweit der Wohnung<br />

von Mutter und Großmutter am Ziegenmarkt, die beide nach dem Tod seines Vaters und<br />

dem Bankrott des Handelshauses das große Anwesen Schützenstr. 4 geräumt hatten. Nach<br />

einer kurzen Prüfung durch das Ober-Sanitäts-Collegium am 18.5.1803 wurde er als Arzt<br />

zugelassen und begann unverweilt eine erfolgversprechende Praxis - mit Beginn der warmen<br />

Jahreszeit zog er hinaus in ,seiner Mutter Garten', vermutlich am Maschfuhrweg gelegen.<br />

Dieser blieb von den verschiedenen Gärten aus dem väterlichen Besitz am längsten in<br />

der Familie, und von dort draußen klangen seine Briefe nach Marburg noch heiterer und<br />

gelöster. Dieser Sommer brachte eine wichtige Entscheidung für ihn, denn trotz dringlicher<br />

Briefe Savignys schlug er es aus, sich um den durch den Tod von Professor Dietrich Tiedemann<br />

erledigten Lehrstuhl für Philosophie in Marburg zu bewerben - endgültig erst, seit<br />

Savigny, der zwar alle Vorteile heraushob, eine Bedingung übermittelte: er müsse in Marburg<br />

auf seine Medizin ganz und gar verzichten. "Zum Arzt bin ich gebohren" ,43) war seine<br />

Antwort und er nahm damit Abschied vom Hervortreten als Philosoph, nicht vom Philosophieren,<br />

und auch zunächst von seinen ,historischen Projekten'. Ebenso bekannte er im<br />

Laufe des Sommers, daß seine "poetischen Bestrebungen wohl in jeder Rücksicht ... ein<br />

Irrthum gewesen, der mir aber eine unschuldige Freude gewährte" (an Savigny, 19. 8.<br />

1803).44) So ist die "Para mythe" seine letzte größere Dichtung; es ist möglich, daß sich doch<br />

in dem Herbst 1804 vorgelegten Sammelband "Gedichte" auch einiges jüngst Entstandene<br />

findet.<br />

Im übrigen erschienen in diesen freieren <strong>Braunschweig</strong>er Monaten eine erhebliche<br />

Anzahl von Publikationen, jetzt in den heimischen Verlagen: darunter zunächst Winkelmanns<br />

"Entwurf eines Lehrgedichtes": "Paramythe". Es enthält in seinen vier auf einen<br />

"Eingang" folgenden Gesängen und einem Epilog auf den englischen Gefängnisreformer<br />

John Howard (1726-1790) den Versuch, diejenigen Bereiche seines geistigen Strebens,<br />

denen er sich verpflichtet fühlte, miteinander zu einer Einheit zu verknüpfen. Im Gedicht<br />

ist es die Muse, die ihn "dem Leiden der Menschen zuführen und ihn die Kunst des Trostes<br />

lehren" will. Die Terzinen des "Eingangs" sind voller Anklänge an Goethes "Zueignung"<br />

vom 8. 8. 1784, ebenso hat Winkelmann dem Werkchen ein Motto aus "Hermann und<br />

Dorothea" vorausgestellt. Der junge Arzt wird im Ersten Gesang an das Lager eines kran-<br />

43) S.fW., S. 256 an Gunda Brentano. Winkelmanns Briefe an diese ebd. S. 254-260, an Sophie<br />

Mcreau S. 266--272 (Erstdrucke)<br />

44) S.fW., S. 178; zu ,Historischen Projekten' S. 180<br />

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ken Kindes geführt, das er unter den Anweisungen seiner "Freundinn", der Muse, zu heilen<br />

versucht - vergeblich, obwohl alle damals modernen Therapien Anwendung finden,<br />

denn die Ursachen des Fiebers liegen, wie der Zweite Gesang ausführt, in "Mangel,<br />

Schmutz und Kälte", in der Armut, die es zu bekämpfen gilt: "Der gute Sinn des teutschen<br />

Bürgers schafft/ Treu, still und fleißig; ihm gedeihet/ Der Armenpflege Kunst und Wissenschaft<br />

... " Der Dritte Gesang vermittelt die Bedeutung der Poesie für den Menschen, den<br />

sie aus der Kälte des täglichen Kampfes löst und neu belebt: "Du bist mir Freude, Liebe,<br />

Glück und Leben!" Im Vierten Gesang wird der "Schüler" zu den Wahnsinnigen geführtdie<br />

"Freundinn" entwickelt die Grundsätze einer schonenden Behandlung, wie Winkelmann<br />

sie in späteren Schriften weiter ausbaut. Schließlich führt der Weg an Howards Grab,<br />

dessen Lebenswerk den Gefangenen gewidmet war. Seine Forderungen nimmt Winkelmann<br />

1804 in seinem Vorlesungsleitfaden zur "Kenntniss der öffentlichen Gesundheitspflege"<br />

wieder auf; hier verlangt er in § 22, auch die Gefangenen medizinisch zu versorgen,<br />

da es "Pflicht des Staates" sei, "allen Bürgern die Erhaltung der Gesundheit möglich zu<br />

machen".<br />

Wie "Paramythe" kam auch Winkelmanns Schrift "von der wahren Arzneikunst" bei<br />

Carl Friedrich Kabisch in <strong>Braunschweig</strong> heraus, "Ueber Hannover" erschien hier anonym,<br />

dazu trat sein Programm "über das Studium der empirischen Physiologie zur Ankündigung<br />

seiner Vorlesungen von Michaelis 1803 bis Ostern 1804". Winkelmann las in den fünf<br />

Semestern seiner Lehrtätigkeit ,winters' immer Physiologie und gerichtlkhe Arzneikunde<br />

und im Sommer Pathologie und die ,medizinische Polizei'; der Zyklus erweiterte sich nach<br />

Professor Ernst Horns Berufung nach Halle 1804 um die Arzneimittellehre. Dazu kamen<br />

am Carolinum Vorlesungen über Anthropologie. Winkelmann bot in seiner Vorlesungsankündigung<br />

"über die Einrkhtung der chirurgischen Studien in <strong>Braunschweig</strong>" (1804/05)<br />

seinen Hörern an, ihre schriftlichen Berichte und Ausarbeitungen, die er ihnen dringend<br />

empfahl, in Besprechungen mit ihnen durchzugehen, und forderte sie zur Lektüre medizinischer<br />

Publikationen auf, die sie in Exzerpten für sich festhalten sollten.<br />

In der kurzen Zeit seines Wirkens konnte er den herkömmlichen vortragenden Unterricht<br />

nicht reformieren zu einem ,am Patienten bett' und im Laboratorium sich vollziehenden<br />

Unterricht des Sehens, der eigenen klinischen Beobachtung und Erfahrung. Doch verfolgte<br />

Winkelmann das für seine Zeit hochfliegende Ziel, die theoretische Medizin zu einer<br />

selbständigen Wissenschaft zu machen, sie herauszulösen aus der Philosophie, in die sie<br />

von Schelling fest eingebunden worden war, sie gleichzeitig abzuheben vom Handwerk des<br />

,Feldschers' und zur ärztlichen Kunst, zur Heilkunst zu erheben.<br />

So erklärt es sich, daß seine wissenschaftlichen Arbeiten wie die 1805 erscheinende<br />

"dynamische Pathologie" sich vorwiegend im Theoretischen bewegen, keine Lehrbücher<br />

waren, sondern auf dem Titelblatt öfter als "Entwurf" bezeichnet sind. Seine Vorträge und<br />

Vorlesungen betonen das Empirische. Eine Ausnahme machen seine Arbeiten "Ueber die<br />

Behandlung der Gemüthskrankheiten" (1804) und seine letzte Schrift "Beobachtungen<br />

über den Wahnsinn", von denen die erste im 5. Bande des von Ernst Horn herausgegebenen<br />

"Archiv für medizinische Erfahrung" bei Oehmigke dem Jüngeren in Berlin erschien,<br />

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der im nächsten Jahr Winkelmanns eigene Zeitschrift, das "Archiv für Gemüths- und Nervenkrankheiten"<br />

in seinen Verlag übernahm. Winkelmann zeichnete als Herausgeber:<br />

"Professor der Physiologie und Pathologie"; das erste lIeft des ersten Bandes - sein Tod<br />

verhinderte die Weiterführung - mit seinen "Beobachtungen" widmete er in Verehrung<br />

und Dankbarkeit dem Geheimen Rath und Königlichen Leibarzt Friedrich Wilhelms III.,<br />

Christian Wilhe1m Hufeland. Winkelmann hatte viel erreicht: eine eigene Zeitschrift!<br />

In seinem Aufsatz über den Wahnsinn in Horns Archiv setzt sich Winkelmann mit<br />

dem als Begründer einer neuen Psychiatrie gefeierten Christoph Reil (damals in Halle, seit<br />

1810 in Berlin) auseinander, indem er dessen "Rhapsodien über die Anwendung der psychischen<br />

Kurmethode" einer kritischen Würdigung unterzieht. Er lehnt unter den "psychischen<br />

Mitteln" Reils die Zwangsmethoden in der Patienten-Behandlung strikt ab (Fesselung,<br />

Gesichtsmasken, u. ä.); der Arzt sei Freund des Patienten, achte stets dessen persönliche<br />

Würde: Milde, Geduld, Wohlwollen seien unabdingbare Forderungen bei der<br />

Behandlung. Statt der gefängnisartigen Irrenanstalt schlägt Winkelmann ein Pavillonsystem<br />

in Park- und Gartengelände vor, kleine Gruppen, die möglichst mit gesunden, pflegerisch<br />

ausgebildeten Familien zusammen leben sollen, wo für die männlichen Patienten<br />

Beschäftigung im Garten, für die weiblichen im Hause sich auf das durch Trauer, Krankheiten,<br />

Schicksalsschläge gestörte Seelenleben heilsam auswirken kann. Winkelmann weist<br />

bewundernd auf die Heilung des Harfners in Goethes "Wilhelm Meister" hin.<br />

Da mit der Studienreise Savignys, die ihn bis in den Herbst 1805 in Paris festhielt, sein<br />

Briefwechsel mit Winkelmann abreißt, sind über die beiden letzten Lebensjahre Winkelmanns<br />

wenig Aussagen vorhanden. Savigny erfuhr noch, er sei heiter und fleißig und<br />

bezahle von seinen Einnahmen stetig seine Schulden ab, ihn beglücke der Umgang mit den<br />

Seinen, vor allem der mit seiner Tante Sophie, der Gattin seines verehrungswürdigen,<br />

allerdings schwer leidenden Onkels Lcisewitz. Er freute sich an den Besuchen der durchreisenden<br />

Jenaer Freunde Ludwig von Wrangel und Wilhelm Erdmann, die nach Rußland<br />

unterwegs waren und ihrerseits seiner dankbar gedachten: sein ungezügeltes Planen sei<br />

gedämpft, seine Hörer brächten ihm achtungsvolle Zuneigung entgegen. Doch war er -<br />

und fühlte es auch - vereinsamt und ausgeschlossen. Noch konnte er nur kurze Reisen<br />

machen, in den Harz etwa; es kostete ihn Mühe, sich frei zu machen, um im März 1804 für<br />

den Abschied von Savigny nach Göttingen zu gehen. Nach dem Tode seiner betagten "Mütter"<br />

und des Onkels Leisewitz wolle er nicht nur weite Reisen unternehmen, er werde wohl<br />

nicht wieder nach <strong>Braunschweig</strong> zurückkehren.<br />

Eine letite Nachricht übermittelte Henry Crabb Robinson aus dem August 1805, als<br />

er aus Jena nach Hamburg reiste, um nach England heimzukehren. Er besuchte Winkelmann<br />

am 21. 8. für einige Tage, fühlte sich freundlich aufgenommen, erlebte mit ihm eine<br />

Aufführung von Klingemanns "Arnold an der Halden" und speiste anschließend mit ihm<br />

im besten <strong>Braunschweig</strong>er Speiselokal. Er schrieb darüber nicht nur an seinen Bruder Thomas<br />

in England, sondern auch an Charlotte Serviere in Frankfurt, die Winkelmann seit<br />

dem Tode Sophie Brentanos kannte - doch ist aus diesem Brief nur die Notiz in seinem<br />

,notebook' erhalten: "Winkelmann sehrverbessert".45) Diese Nachricht, die den zielstre-<br />

45) Marquardta.a.O., S. 315<br />

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sich feststeIlen läßt, für immer, über den Verlust des einstigen Freundes. Einzig die Briefe<br />

seiner Frau Gunda an Winkelmann erbat er sich zurück.<br />

"Wie ruhmlos und still ist Winkelmann gestorben! Es stand in einer Literaturzeitung.<br />

"52) - Brentano stellte es mit kühler Genugtuung fest und verweigerte Arnim jede<br />

Unterstützung zu Winkclmanns Gedächtnis, mit dem sie zu seinen Lebzeiten doch ,wenig<br />

rühmlich' verfahren wären, eine Auswahl aus seinen Gedichten oder Briefen zu treffen für<br />

einen Druck. Auch von Seiten des anatomisch-chirurgischen Collegiums erschien kein<br />

Nachruf, ein Nachfolger aber wurde bestellt.<br />

Doch blieb in der medizinischen Welt sein früher Tod nicht unbeachtet. Der Herausgeber<br />

der in Salzburg erscheinenden "Medizinisch-chirurgischen Zeitung" schließt seine<br />

Besprechungen von Winkelmanns "Archiv für Gemüths- und Nervenkrankheiten" im 2.<br />

Band mit dem Wunsche, daß "dem Verfasser in Rücksicht der Wissenschaft ein längeres<br />

Leben hätte zu Thcil werden saHen" (29. 5. 1806). Ebenso beklagte sein Berliner Verleger<br />

Oehmigke den ,zu frühen Tod' seines Autors ,für die Wissenschaft'. Der Naturphilosoph<br />

Gotthilf Schubert trauerte in seinen Erinnerungen: "diese dem Vaterland soviei versprechende<br />

Blüthe fiel frühe ab in's Grab". Görres' Vorraussage in seiner Kritik in der "Jenaischen<br />

Allgemeinen Literaturzeitung" im Juli 1804 von Winkelmanns "Einleitung in die<br />

dynamische Physiologie" hielt stand: "Seine Handzeichnung verdient als die Hoffnung der<br />

Nation in der Gallerie dessen, was das Zeitalter vom Besseren producirt, aufbewahrt zu<br />

werden" .53)<br />

Es hat sich kein Porträt Winkelmanns auffinden lassen - es ist möglich, daß sich in<br />

Studenten-Stammbüchern aus Jena oder Göttingen ein Schattenriß fände; ein solcher<br />

scheint auch im März 1803 im Hause Brentano gefertigt worden zu sein, anläßlich eines<br />

Schattenspiels zum Geburtstag von Claudine Piautaz, doch ging alles Vorbereitete verloren.<br />

Bostel nannte ihn den "herrlichen großen Kerl", Arnim erinnerte: "ich sah ihn, wie er<br />

sich so ernsthaft die Haare aufstrich. Und wenn sie weggestrichen - diese eitle Thorheit!es<br />

lag doch eine Stirn voll schöner Hoffnungen darunter. Er hat nie die Zeit getödtet, die<br />

Zeit tödtete ihn" .54) Winkelmanns "sehr schönen Kopf" erwähnt auch Luden (19. 8.<br />

1806).55) Ein deutliches Bild übermittelt der Historiograph des CoHegium anatomico-chirurgicum,<br />

der Professor der Pathologie C. W. Uhde·: "Winkelmann war ein schöner, von<br />

Körper ansehnlicher Mann, von tiefer Intelligenz, von feinem wohlwollenden Wesen, von<br />

gediegenen Kenntnissen und von einem poetischen Gemüth" (1868).56)<br />

Allc'in Arnim, der Jahr um Jahr des verstorbenen Freundes gedachte, ,verschwieg' ihn<br />

nicht - die Worte, die er der Günderrode zu ihrem Andenken widmete, lesen sich wie eine<br />

Klage auch um Winkelmann: "Können die Deutschen unserer Zeit nichts als das Schöne<br />

verschweigen ... Wo sind deine Freunde? Keiner hat der Nachwelt die Spuren deines<br />

52) U.L.,S.357<br />

53) S./W., S. 72 und 22<br />

54) Steigl,S.174<br />

55) Luden, Heinrich, "Rückblicke in mein Leben". Jena 1847, S. 23<br />

56) Uhde, C. W. "Das Herzogliche Collegium anatomico-chirurgicum zu <strong>Braunschweig</strong> von<br />

1750-1868." In: Braunschw. Magazin, SO. Stück vom 12. 12. 1868<br />

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chendes Gegcngewicht für die Bcurteilung von Winkel manns Persönlichkeit und Werk.<br />

Hicr brachte erst die Untersuchung von Heinz Härtl "Arnim und Goethe. Zum Goethe­<br />

Verhältnis der Romantik im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts" Phil. Diss. Halle-Wittenberg<br />

1971, Wandel. Weit ausgreifend und ins einzelne eindringend erfaßt er Leben und<br />

Wirken Winkclmanns und erweist ihn als den "bedeutcndsten" Jugendfreund Brentanos<br />

und Arnims "von beträchtlichem Einfluß auf die Entwicklung" beider , und "im umgckchrtcn<br />

Verhältnis zu seiner Bedeutung von dcr Forschung beachtet". Eine Kurzbiographie<br />

und eine erste Bibliographie unterstützen seine völlig ncue Beurtcilung Winkelmanns.<br />

Der von Härtl nachgezeichnete Umriß wird ausgcfüllt durch die Briefwechsel Winkelmanns<br />

mit Savigny (1800-1804), mit Brentano (1799-1803), mit Arnim (1801102) und seine<br />

Briefe an Gunda Brentano und Sophie Mereau (1802103), alle vercinigt in dem 1984<br />

erschienencn Band "Der Briefwechsel zwischen Friedrich Carl von Savigny und Stcphan<br />

August Winkelmann (1800-1804) mit Dokumcnten und Briefen aus dem Freundeskreis,<br />

gesammelt, herausgegeben und kommentiert von Ingeborg Schnack" Historische Kommission<br />

für Hessen, Marburg 191\4. Erstmals wird der Beginn der Freundschaft zwischen<br />

Brentano und Winkelmann, ihre gute Jenaer Zeit, in diesen Bricfen deutlich; der Einfluß<br />

von Winkelmanns sprudelndem Geist zeigt sich bei Arnim in der mutigen Hinwendung zur<br />

eigenen dichterischen Kraft, bei Brentano in dessen starker Produktivität: sein Roman<br />

"Godwi", das LustspicI "Ponce de Leon", das Singspiel "Die lustigen Musikanten", die<br />

Erzählung "Der Sänger" erscheinen zwischen 1800 und 1803. In Savigny verstärkte Winkelmann<br />

die Sensibilität für "Teutschland" - am 2. 2. 1805 schrieb er an Brentano: " ... Ich<br />

sympathisire gegenwärtig sehr mit Winkelmann, denn das Vaterland ist mir hier in Paris<br />

überaus lieb und werth geworden", (StoII, S. 250).<br />

Winkelmanns soziale und medizinische Arbeiten dagegen sind länger schon der Vergessenheit<br />

entrissen. Er gilt in der Geschichte der Medizin als wichtiger Vertreter romantischen<br />

medizinischen Denkens, wie es auch die Standardwerke nachweisen, darunter von<br />

KarI Eduard Rothschuh "Konzepte der Medizin in Vergangenheit und Gegenwart" Stuttgart<br />

1978 und Werner Leibbrand "Die spekulative Medizin der Romantik" Hamburg 1956.<br />

Die Identität des Arztes mit dem Philosophen und Dichter ist von beiden nicht wahrgenommen<br />

worden, seine Person bleibt im Schatten. Als Philosoph soll WinkcImann im Zusammenhang<br />

mit Savignys Stellung innerhalb der zeitgenössischen Philosophie von einem französischen<br />

Forscher seine Würdigung erfahren.<br />

Winkelmanns sehr umfangreicher handschriftlicher Nachlaß ist seit 1945 in Wiepersdorf<br />

verschollen; was hiervon bewahrt wurde, hatte Bettine von Arnim-Brentano um 1850<br />

ihrem Freunde Varnhagen von Ense für seine Autographensammlung geschcnkt, die derzeit<br />

in der <strong>Bibliothek</strong>a Jagiellonska in Krakau verwahrt wird. Auf dieses Material stützt sich<br />

auch Dagmar von Gersdorffs Biographie der Sophie Mereau "Dich zu lieben kann ich nicht<br />

verlernen" Frankfurt 1984, in der ein Kapitel Winkel mann gewidmet ist. Die Briefe an<br />

Savigny besitzt die Universitätshibliothek Marburg; einzc1nes findet sich im Freien Deutschen<br />

Hochstift in Frankfurt und im Goethe- und Schillerarchiv in Weimar. "Nachwort"<br />

und "Literaturvcrzeichnis" im "Briefwechsel zwischen Savigny und Winkelmann" (s.o.)<br />

bieten brcitgefächert die Nachweise, zu denen ergänzendes Material sich findet in: "Unbe-<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

107


kannte Briefe von und an Achim von Arnim aus der Sammlung Varnhagen und anderen<br />

Beständen" Hrsg. von Hermann Weiss, Berlin 1986.<br />

Schon Reinhold Steig hatte beklagt (Härtl "Arnim und Goethe" a. a. O. S. 359), daß es<br />

ihm nicht möglich war, alle gedruckten Schriften Winkelmanns für seine Arbeit einzusehen;<br />

so fehJten il)m "Paramythe" und "Vergißmeinnicht" (Gedichte 1805), die in der Tat<br />

einzig in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> in WolfenbüttcI vorhanden sind. Die Zerstörungen<br />

des Zweiten Weltkrieges in den <strong>Bibliothek</strong>en haben bewirkt, daß Musen-Almanache und<br />

Taschenbücher zu großen Seltenheiten wurden, auch von ihnen, wie von der "Neuen<br />

Vesta" und den "Ruhestunden für Frohsinn und häusliches Glück", sind Exemplare nur in<br />

München und Göttingen vorhanden. Etwas besser steht es mit WinkeImanns medizinischen<br />

Schriften, die in Göttingen, Wolfenbüttel und <strong>Braunschweig</strong> in Einzelstücken zu finden<br />

sind. So ist es sehr zu begrüßen, daß die Literarische Vereinigung <strong>Braunschweig</strong> e. V.<br />

ihre Jahresgabe 1986 Winkelmann widmet und darin, von mir kurz eingeleitet, außer einer<br />

Gedichtauswahl den "Begrif des Idealismus" bringt.<br />

Verzeichnis der Schriften von Stephan August Winkelmann<br />

lROO<br />

Noch etwas zur Beherzigung über Thierzergliederung.<br />

In: Archiv für Zoologie und Zootomie. IIrsg. von C. R. W. Wiedemann ... <strong>Braunschweig</strong>. Ersten<br />

Bandes erstes Stück. Mit Kupfern. Berlin 1800. In der Vossischen Buchhandlung.<br />

[Gedichte.]<br />

In: Memnon. Eine Zeitschrift. Hrsg. von August Klingemann. Ersten Bandes Erstes Stück. Leipzig<br />

1800 bei Wilhelm Rein. Darin: "An Tieck, Sonnet"; "Die Flöte, Sonnet"; "Das Klavier, Sonnet" und<br />

"Quartett, am Grabe eines Knaben". Gez.: "A ....<br />

Gespräche über die Kunst (erstes Gespr.) v. A.<br />

In: Memnon ... 1800 (s.o.)<br />

108<br />

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1801<br />

Einige Nachrichten von den Lebensumständen des verstorbenen Maria. Mitgetheilt<br />

von einem Zurückgebliebenen.<br />

In: [Clemens Brentano) Godwi, oder das stcinerne Bild der Mutter. Ein verwilderter Roman von<br />

Maria. Bremen, bey Wilmans 1801. [anonym)<br />

[Epigramm.)<br />

In: Kalathiskos. Hrsg. von Sophie Mereau. Erstes Bändchen. Berlin 1801. Bci Heinrich Frölich<br />

[Gedichte.]<br />

In: Musen-Almanach für das Jahr 1802. Hrsg. von Johann Bernhard Vermehren. Jena. Akademische<br />

Buchhandlung. Darin: "An Clemenz Brentano", "An Johannes Ritter", "An Friedrich Schlegel"<br />

(Sonette), "Das Frohnleichnamsfest", "Der alte Harfner", "Die Schwartze" (Sonett), gez.: Winckelmann.<br />

59 )<br />

1802<br />

Litteratur der öffentlichen Armen= und Krankenpflege in Teutsehland. Ein Versuch<br />

von August Winkelmann, D. Privatdocenten zu Göttingen.<br />

<strong>Braunschweig</strong>, 1802. Bei Friedrich Bernhard Culemann.<br />

[Textheft.]<br />

zu: Christian Eberlein "Ansichten der Harzgebirge. " Erste Lieferung. Göttingen 1802<br />

Göthens Werke. Charakterisierende Ansicht.<br />

In: Poetisches Taschenbuch. Zum Neuen Jahre 1803. Hrsg. von Gramberg und Böhlendorff. Berlin<br />

1803. Bei Heinrich Frölich. Gez.: W.<br />

[Gedichte.)<br />

In: Poetisches Taschenbuch ... 1803 (s.o.). Darin u.a.: "Das Wiegenlied der verlassenen Mutter",<br />

"Kriegers Nachtgedanken" , "Trost", gez.: W.; "Lyda. Romanze", gez.: Bernardus.<br />

[Gedichte.]<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

In: Musenalmanach für das Jahr 1803. Hrsg. von Johann Bernhard Vermehren. Jena. Akademische<br />

Buchhandlung. Darin u.a. "Die Blume", "Genesung". Gez.: Winckelmann.<br />

59) Die Frage, ob sich hinter den mit ,R' gezcichneten Epigrammen Winkelmann als Verfasser<br />

verbirgt ("Rienzi"), bleiht offcn und ist eher zu verneinen. Nachweise der Gedichte in den Almanachen<br />

und Taschenbüchern (mit Seiten angabe) bietet Heinz Härte I "Arnim und Goethe" Phil. Diss.<br />

Halle 1971, S. 359/60.<br />

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109


Paramythe. Entwurf eines Lehrgedichtes.<br />

<strong>Braunschweig</strong> und Leipzig, bei earl Friedrich Kahisch. 1803. [anonym]<br />

Ueber Hannover. Gedanken eines reichsstädtischen Bürgers.<br />

1803. [anonym]<br />

August Winckelmann von der wahren Arzneikunst.<br />

<strong>Braunschweig</strong> und Leipzig, bei earl Friedrich Kabisch. 1803<br />

August Winckelmann / Doctor der Philosophie und Medizin, Professor zu <strong>Braunschweig</strong>,<br />

Mitglied einiger gelehrter Gesellschaften / über das Studium der empirischen<br />

Physiologie zu Ankündigung seiner Vorlesungen von Michaelis 1803 bis<br />

Ostern 1804.<br />

<strong>Braunschweig</strong>, 1803 gedruckt bei Friedrich Vieweg.<br />

Unterhaltungen. Von A. W.<br />

In: Taschenbuch für das Jahr 1804. Der Liehe und Freundschaft gewidmet. Frankfurt am Mayn, bey<br />

Friedrich Wilmans.<br />

1804<br />

über die Einrichtung der chirurgischen Studien in <strong>Braunschweig</strong> zu Ankündigung<br />

seiner Vorlesungen von Michaelis 1804 bis Ostern 1805.<br />

<strong>Braunschweig</strong>, 1804 bei Karl Reichard.<br />

Kenntniss der öffent!. Gesundheitspflege. Zum Leitfaden seiner Vorlesungen über<br />

die medizinische Polizei. .<br />

Frankfurt am Mayn, 1804 bei Friedrich Wilmans.<br />

Beobachtung der Pupille. Eine Bitte an Ärzte.<br />

In: Archiv für medizinische Erfahrung hrsg. von Ernst Horn ... <strong>Braunschweig</strong>. Fünften Bandes erstes<br />

Heft. Berlin 1804, bei Ochmigke dem Jüngern.<br />

Uehcr die Behandlung der Gemüthskrankheiten. Aus einem Schreiben des Hrn.<br />

Prof. Winckelmann in <strong>Braunschweig</strong> an den Herausgeber.<br />

In: Archiv für medizinische Erfahrung hrsg. von Ernst Horn ... <strong>Braunschweig</strong>. Fünften Bandes zweites<br />

Heft. Berlin 1804, bei Oehmigke dem Jüngern.<br />

Von der wechselseitigen Thätigkeit des Blutesund des Nervensystems. Dissertation<br />

von Ignaeio Maria Ruiz de Lazuriaga, Edinburgh 1786. Übertragung aus dem<br />

Lateinischen von August Winkelmann.<br />

Hannover: Hahn 1804<br />

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111


Entwurf der dynamischen Pathogenie.<br />

1805<br />

Erstes Buch. <strong>Braunschweig</strong>, 1805 bei Karl Reichard.<br />

Gedichte von A. Hermann. [Pseudonym)<br />

<strong>Braunschweig</strong>, bey C. Reichard 1805. Gedichtsammlung, darunter auch Übertragungen. Den Titel<br />

ziert ein ,Vergißmcinnicht'; Arnim kannte die Ausgabe unter dem Titel "Vergißmeinnicht".<br />

Archiv für Gemüths= und Nervenkrankheiten. Hrsg. von A. Winkelmann<br />

Ersten Bandes erstes Stück.<br />

Darin: I. Plan dieser Zeitschrift. S. 5-17. H. Allgemeine Definition, Eintheilung und Aetiologie der<br />

Gemüthskrankheiten. S. 18-112. IJI. Prüfung der Hirn- und Schädellehre des Hrn. D. Gall.<br />

S. 113-208. [Keine der Abhandlungen ist namentlich unterzeichnet.] Bcrlin, 1805. Bei Oehmigke dem<br />

Jüngern.<br />

Beobachtungen über den Wahnsinn nebst Prüfung der Gallschen Schädellehre.<br />

1806<br />

Darin: Vorbericht des Verlegers [nach Winkclmanns Tod], Widmung für "Herrn Dr. C. W.<br />

Hufeland ... ", sowie der Text aus dem "Archiv für Gemüths= und Nervenkrankheiten ... " Berlin,<br />

1806. Bei Oehmigke dem Jüngern.<br />

An Dramatischem hat sich nichts erhalten; es liegen hierfür nur die Zeugnisse Clemens Brentanos vor,<br />

Winkelmann habe "mehrere vortreffliche Trauerspiele in Arbeit" (Göttingen, Juli 1801, U.L.,<br />

S. 210). Achim von Arnim erinnerte sich daran, daß sich Winkelmann jahrelang mit dem Gedanken<br />

an ein "Trauerspiel" beschäftigt habe, das "einen alten Stadtaufruhr in <strong>Braunschweig</strong>" zum Stoff hatte<br />

(14. 9. 1830 an seine Frau, "Achim und Bettina. Briefwechsel" Hrsg. v. W. Vordtriede, Frankfurt<br />

1961, Bd. 2, S. 899/900).<br />

112<br />

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KLEINERE BEITRÄGE<br />

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Ludolphus Borchdorp de Brunswik*<br />

Von<br />

Helmar Härtel<br />

In der JagielIonischen <strong>Bibliothek</strong> zu Krakau wird eint1 mathematisch-astronomische<br />

Handschrift!), im Museum der JagielIonischen Universität ein Astrolabium (s. Abb. 1)<br />

aufbewahrt, die beide aus dem Raum <strong>Braunschweig</strong>-Einbeck stammen. Sie wurden von<br />

einem <strong>Braunschweig</strong>er namens Ludolphus Borchdorp nach Krakau gebracht, der sie dem<br />

Anschein nach von seinem Vater gleichen Namens erhalten hatte.<br />

Die Anziehungskraft von Universitäten ist immer dann besonders stark gewesen,<br />

wenn an ihnen die Wissenschaften nicht nur gut vertreten waren, sondern von ihnen geistige<br />

Impulse ausgingen. Die Universität Krakau erfreute sich besonderer Attraktivität in<br />

der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zog auch Studenten aus dem norddeutschen<br />

Raum an. 2 ) Unter ihnen war der <strong>Braunschweig</strong>er Ludolphus Borchdorp, der für die<br />

Geschichte des polnischen Frühdrucks eine gewisse Bedeutung bekommen sollte, über den<br />

aber die Quellen und auch die stadtgeschichtliche Literatur seiner Vaterstadt schweigen<br />

und der daher auch in der modernen regionalgeschichtlichen Literatur bisher nicht beachtet<br />

worden ist. Er sei daher vorgestellt, wobei das Bild der Dinge, das in der polnischen<br />

Literatur von seinen Spuren seit der Jahrhundertwende etwa erscheint, etwas korrigiert<br />

werden muß. Denn bei genauerer Betrachtung verbergen sich hinter dem Namen Ludolphus<br />

Borchdorp nicht nur zwei Personen, ja es ist sogar noch eine dritte auszumachen.<br />

• Die Schreibung des Vor- und Nachnamens wechselt in den Quellen. Es finden sich u. a. Ludolphus<br />

Bcrchdorp de ßrunsvig, Ludolphus Borchdorp de Brunzwig, Ludolphus Borchdorp in Brunswick,<br />

Ludolfus de Borchtorpe. (In Krakauer Quellen:) Ludolfus de Brunszwyczk, Rudolphus, Rodolphus<br />

Borsdorff von Brawnczwigk.<br />

1) KRAKAU BJ 568.<br />

2) Im Zeitraum 1433 bis 1510 studierten 17263 ausländische Studenten in Krakau. Davon<br />

kamen 2876 (= 16,16%) aus Ungarn, 2847 (= 14,41 %) aus Schlesien, 413 (= 2,39%) aus Mähren,<br />

323 (= 1,87 %) aus Brandenburg, Pommern, Mecklenburg, Hildesheim, 294 (= 1,71 %) aus Böhmen,<br />

277 (= 1,28 %) aus Bayern, 221 (= 1,28 %) aus Nordwestdeutschland, 213 (= 1,10%) aus Sachsen,<br />

157 (= 0,91 %) aus Ostpreußen, 296 (= 1,71 %) aus Süddeutschland, 54 (= 0,31 %) aus Italien, der<br />

Türkei, England etc. Vgl. Anton Karbowiak, Studya statystyczne z dziej6w Uniwersytetu Jagiellonskiego<br />

1433/4-1509/10, in: Archivum do dziej6w literatury i Oswiaty w Polsce 12 (1910), S. 69.<br />

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113


Unsere Untersuchung geht chronologisch vor, indem sie nacheinander diese Personen<br />

behandelt. Zwei gehören aufeinanderfolgenden Generationen an, die dritte hat sogar ein<br />

ganzes Jahrhundert früher gelebt.<br />

Die Identität des Vornamens, den der Besitzer des Astrolabiums und der Schreiber<br />

der Handschrift trägt, hat dazu geführt, beide Gegenstände einer Person zuzuordnen. Es<br />

ist jedoch übersehen worden, daß der Handsehriftenschreiber neben dem Namen Borchdorp<br />

die Herkunftsbezeichnung de Brunswik, der Besitzer des Astrolabiums aber die Herkunftsbezeichnungde<br />

Scicte trägt. Aus der Krakauer Perspektive schien es erlaubt, von der<br />

relativen Nähe des Ortes Sickte zu der Stadt Braunsehweig zu schlußfolgern, daß es sich<br />

um dieselbe Person handelt. Aber es wäre ungewöhnlich, sich verschiedener Herkunftsbezeichnungen<br />

zu bcdienen. Das widcrspräche dem eigentlichen Zweck einer solchen<br />

Bezeichnung: der eindeutigen Identifikation einer Person. Hinter dem Namen Ludo/phus<br />

Borchdorp de Brunswik und Ludo/phus de Scicte müssen sich zwei verschiedene Personen<br />

verbergen. Dem kommt entgegen, daß Ludolphus Borchdorp nie als Thesaurar des Alexanderstiftes<br />

in Einbeck genannt wird. Dicses Amt hatte jedoch Ludolphus de Scicte laut<br />

Besitzcintrag auf dem Astrolabium inne. Ein Ludolphus de Scicte als Thesaurarius ecclesie<br />

Embicensis mit der Herkunfts- und Funktionshezeichnung wie auf dem Astrolahium ist<br />

aber dreimal an anderer Stelle erwähnt und zwar für den Zeitraum der Jahre 1322 bis<br />

1342. 3 ) Ludolphus Borchdorp jedoch lebte im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts.<br />

Hat also dieser Ludolphus aus dem 14. Jahrhundert den Besitzeintrag des Astrolabiums<br />

veranlaßt? Dafür spricht noch ein weiterer Grund. Dieser Eintrag 4 ) wie auch die<br />

sonstigen Angaben sind in Majuskcln eingeprägt; paläographisch stellcn sie eine Mischung<br />

aus Kapitalis und Unzialis dar und können sehr wohl auch in das 14. Jahrhundert datiert<br />

werdenS) (s. Abh. 2 und 3). Das Astrolabium ist außerdem eher auf eine Benutzung in<br />

Einheck als in <strong>Braunschweig</strong> ausgerichtet. Denn seinem sogenannten Tympanon sind die<br />

Koordinaten der Himmelssphäre (Zenit, Horizont, Höhenlinien oder Parallelkreise zum<br />

Horizont = Almukantarate, Azimuth) für die spezielle Breite von mehr als 51° eingraviert.<br />

6) Das paßt besser zu Einheck (rp = 51° 48') als auf <strong>Braunschweig</strong> (rp = 52° 16')1).<br />

Auf welchem Wege aber ist das Astrolabium dann nach Krakau gekommen? Es ist<br />

nicht auszuschließen, aber auch nicht zu beweisen, daß es irgendwann in den Besitz des<br />

3) Vg!. Urkundenbuch der Stadt <strong>Braunschweig</strong> 3 (1905), S. 85 ( ... Ludolfus de Tzictc thesaurarius<br />

ecclesie Embicensis ... ) und 4 (1912), S. 62 ( ... Luuolfo thesaurario ecclesie sancti Alexandri<br />

Embicensis ... ). HANNOVER Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Ca!. Or. 100 Einheck, SI.<br />

Marien, Ur. 19.<br />

4) LUDOLFI DE SCICfE THESAURARII ECCLESIE EMBICENSIS.<br />

5) Gegen die Annahme von Ludwik Birkenmajer, der von der Schrift her das Astrolabium ins<br />

15. Jahrhundert datiert. Ludwik Birkenmajer, Marcin Bylica z Olkusza oraz narzedzia astronomiczne.<br />

ktöre zapisal Uniwersytetowi Jagicllonskiemu w roku 1493, in: Rozprawy Akadcmii Umiejetnosci.<br />

Wydzial Matematyezno-Przyrodniezy 25 (1893), S. 102.<br />

6) Das ist für die Benutzung des Astrolabiums entscheidend. Im Widerspruch zu den Zeichnungen<br />

auf dem Astrolabium steht die ausdrückliche Breitengradangabe 50°, die sich unterhalb der Koordinaten<br />

der Himmclssphäre findct.<br />

7) Vgl. auch Birkenmajer (wie Anm. 5), S. 101.<br />

114<br />

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Astrolabium des Ludolfus de Scicte<br />

(Museum der JagielIonischen Universität Krakau im Collegium maius)<br />

Abb. 1 Vorderseite<br />

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Abb.2 Rückseite<br />

115


<strong>Braunschweig</strong>er Ludolphus Borchdorp gelangt und dann seinem Sohn Ludolph nach Krakau<br />

zum Studium zusammen mit der Handschrift BJ 568 mitgegeben worden ist. Es sind<br />

aber auch andere Wege denkbar.<br />

Ungewöhnlich ist der Besitz eines Astrolabiums in einem Einbecker Kloster für diese<br />

Zeit jedenfalls nicht. Nicht so sehr, weil Fragen der Zeitrechnung immer von Interesse<br />

waren, sondern weil es nicht weit von Erfurt liegt. Erfurt (rp = 51°) aber war schon im<br />

Jahrhundert vor der offiziellen Gründung seiner Universität als Stätte der Wissenschaft<br />

von Bedeutung, vor allem besaß es auch eine astronomische Tradition. Sie spiegelt sich<br />

etwa im Jahr 1350 in Quaestiones de sphaera materiali, die Magister Themo Judaei apud<br />

Scotos disputierte. 8 ) Das Erfurter Schotten kloster hatte diesen jungen Astronomen und<br />

Mathematiker aus Paris für kurze Zcit zum Leiter seiner Schule machen können 9 ).<br />

Der genuine Ort für die Diskussion mathematisch-astronomischer Probleme gehört<br />

jedoch in den Raum der Universität, sie ist nicht im Kloster zu Hause. Entsprechend gibt<br />

es kaum Handschriften, die eine Beschäftigung mit mathematischen Problemen im Kloster<br />

vermuten lassen. lO ) Die Krakauer Handschrift BJ 568 stammt dementsprechend auch nicht<br />

von einem Klosterbruder, sondern von einem Arzt, der Mathematik in Erfurt und Medizin<br />

in Padua studiert hat und sich auch, nachdem er Arzt in <strong>Braunschweig</strong> geworden war, mit<br />

mathematischen Problemen weiterbeschäftigt hat.<br />

Damit ist der zweite Ludolphus, der nach der Erfurter Matrikel die Zunamen Berchdorp<br />

de Brunsvig führt, ins Blickfeld getreten. 11) Drei Jahre früher (Wintersemester 1439)<br />

als der bedeutende Mathematiker Christian Roder aus Hamburg (Wintersemester 1442)<br />

beginnt er sein Studium, wird im Herbst 1441 Baccalaureus, 1445 Magister. Alles weitere<br />

8) Wilhelm Sch u m, Beschreibendes Verzeichniß der amplonianischen Handschriften-Sammlungzu<br />

Erfurt, Berlin lRR7, S. 216n und 266n. Incipit der Handschriften 2°313und2°380: Annogracie<br />

1350 fuit disputata questio apud Scotos in Erfordia per magistrum Themonem, cuius tytulus est clericus:<br />

Ulrum supposita verilale Iheologicarum necessarium sillunam vel aliquem planelarum . ..<br />

9) Vgl. Geschichte Thüringens. Hrsg. von Hans Pa tze und Walter Sch lesinger, 2. Band, 2.<br />

Teil, Köln-Wien 1973, S. 161-162.<br />

10) Nach Eröffnung dcs Lehrbetriebes der Universität Erfurt im Jahr 1392 erfuhren die mathematisch-astronomischen<br />

Studien ihren Höhepunkt in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie fanden ihren<br />

Niederschlag bezeichnenderweise nur indirekt in der <strong>Bibliothek</strong> des Klosters Clus bei Gandersheim,<br />

von dem ja die bedeutende Rcformbewegung der Bursfelder Kongregation ihren Ausgang nahm. Eine<br />

Abhandlung über Zeitrechnung, die von dem Erfurter Magister Goswin Kempkin aus Neuß verfaßt<br />

war, wurde von dem Magister Andreas Soteflesch wohlgemerkt in seiner Erfurter Zeit abgeschrieben<br />

und dann nach seinem Eintritt in das Cluser Kloster im Jahr 1460 diesem übergeben. Mit diesem Schritt<br />

wandelte sich jedoch das geistige Interesse von Soteflesch. Seine Kodizesabschriften sind fortan ganz<br />

im Sinne der Konzeption des Reformklosters nicht mehr wissenschaftlichen, sondern erbaulichen<br />

Charakters. Der Text über die Zeitrechnung bildet somit einen Fremdkörper im Armarium und kann<br />

nicht als Beleg für mathematische Interessen im Reformkloster des ausgehenden 15. Jahrhunderts<br />

herangezogen werden. Zu Andreas Soteflesch vgl. vor allem Hermann Herbst, Das Benediktinerkloster<br />

Klus bei Gandersheim und die Bursfelder Reform, Leipzig 1932, S. 77-!l4, zu WOLFENBÜT­<br />

TELCod. Guelf. 666 Helmst. S. 79-81. Zu Magister Goswin Kempkin vgl. Erich Kleineidam, Universitas<br />

studii Erffordensis. Teil 2, Leipzig 1969, S. 69 (Erfurter theologische Studien. Bd. 22).<br />

11) Acten der Erfurter Universität. Bearb. von Hermann Weißen born, Teil 1, Halle 1881, S.<br />

177,2. Spalte, Zeile 48 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen. Bd. 8).<br />

116<br />

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wissen wir aus der genannten Krakauer Handschrift BJ 568. Sie teilt uns mit, daß er in<br />

Padua zum Doktor der Medizin promoviert worden ist 12) und zumindest in den Jahren 1465<br />

bis 1467 in <strong>Braunschweig</strong> bei der Katharinenkirche als Arzt praktizierte. 13) Den Text der<br />

Handschrift hat er selbst zum größten Teil in einer schönen Bastarda abgeschrieben. Stolz<br />

vermerkt er am Ende des von ihm aueh mit Marginalien versehenen Euklid-Textes I4 ) die<br />

Zeit, die er für die Kopie benötigte: 32 Tage. 15) Ein Jahr später ist ein weitererTeil fertig. 16 )<br />

Er ließ es jedoch nicht bei Marginalien bewenden, zwei dem Kodex beige heftete Briefe<br />

zeigen, daß er sich wegen Fragen der Wurzel- und Bruchrechnung an den inzwischen allseits<br />

berühmten Christian Roder in Erfurt gewendet hatte. Es sind die Antwortbriefe<br />

Rodcrs, in denen es nicht nur um mathematische Probleme geht. Da das bei Borchdorp in<br />

einem Postskript des ersten Antwortbricfes vom 6. September 1467 17 ) gewünschte Mittel<br />

gegen Verdauungsbeschwerden gut geholfen hatte und Borchdorp sogleich neue mathematische<br />

Fragen gestellt hatte, antwortet Roder schon am 30. September 1467 eingehendiR).<br />

Im Grunde orientiert sich die Zusammenstellung der Gegenstände in der Handschrift<br />

im wesentlichen am Erfurter Lehrplan in Mathematik für das Magisterexamen: 19) die sechs<br />

Bücher des Euklid, hier versehen mit dem Kommentar des Ioannes Campana 20 ), die perspectiva<br />

communis des Juhannes Peckham 21 ), die Arithmetik des Johannes de Muris 22 ),<br />

außerdem der Musiktraktat des Johannes de Muris. 2.1) Die Hauptteile wie der Euklid, die<br />

Arithmetik des Johannes de Muris wie auch seine Musik sind mit Kommentaren versehen.<br />

12) KRAKAU BJ 568, 67v.<br />

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13) Vgl. die Adresse eines der Briefe Roders. KRAKAU BJ 568, 34v: Spectahili etl'gregio viro<br />

domino Ludolpho Borchdorp arcium litteralium et medicine doctor excellentissimo in Brunswiek apud<br />

sanctam Kalherinam residenti . ..<br />

14) KRAKA U BJ 568, 9r: Figura non [. .. J hene descripta ideoque rasa; Hec figura dicitur tunica<br />

Francisci ve/ montes Yperborei; Huius !ibri solum due proposiciones sunt practice, scilicet 11" 1'114"; f.<br />

27r: Alia figura ad idem me/ior ...<br />

15) KRAKAU BJ 568, 67v: Inceptus autem erat anno quo supra 18 u Maii 5° gradu virginis ascendente<br />

et per consequens copiatus in 32 diebus ferialibus in Brunswik per manus magistri Ludo/fi de<br />

Borchtorpe . ..<br />

16) KRAKA U BJ 568, 103v: ... finis huius pl'rspecive communis 1466, ascendente 22 virginis 17"<br />

Maij.<br />

17) KRAKAU BJ 568, 40r: .. . quintaferia post Egidii anno 67 mo •<br />

18) Vgl. Kleineidam (wie Anm. 10), S. 71-72.<br />

19) Im Eid, der vor dem Magisterexamen abzulegen war, hat der Kandidat zu bekennen, daß er<br />

u. a. Vorlesungen in folgenden Büchern gehört habe: ... in mathematica arithmeticam Muris, musicam<br />

Muris, Euclidem, perspectivam communem cum theorica planetarum et mcthaphisica. Siehe<br />

Weißenborn (wie Anm. 11), Teil 2, Halle 1884, S. 138.<br />

20) KRAKAU BJ 568, 5r-33v, 35r-39v, 41r-58v, 6Or--{j3v, 65r-{i7: Euclides de Alexandria, Elementa<br />

in linguam Latinam ab Adelardo Bathoniensi translata, cum commento Camp an i de Novaria et<br />

glossalis marginalibus.<br />

21) KRAKAU BJ 568, 96r-103v: Ioannes Peckham, Perspectiva communis.<br />

22) KRAKAU BJ 568, 69r-75r: Ioannes de Muris, Arithmeticae speculativae libri duo eum commenta<br />

et glossalis marginalibus.<br />

23) KRAKAU BJ 568, 81r-85r: Ioannes de Muris, Theorica musicalium proportion um cum<br />

glossa marginali.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

117


Es finden sich noch weitere Abhandlungen zu mathematischen 24 ), physikalischen 2S ) und<br />

musikalischen 26 ) Fragen. Der Kodex ist also mehr als nur ein Textbuch für den vor dem<br />

Magisterexamen stehenden Studiosus, es ist das von einem aktiv um die in den Texten<br />

aufgeworfenen Probleme Ringenden, wie ja vor allem die bewußt dem Kodex beigegebenen<br />

Antworten Rodcrs auf Fragen zeigen, die Borchdorp gestellt hatt( 27 ).<br />

Es steht also bei der Betrachtung der Handschrift B1 568 eine ganz andere Welt auf als<br />

die, die gewöhnlich dem Handschriftenbearbeiter bei der Analyse dcs niedersächsischen<br />

Handschriftenbesitzes greitbar wird. Es ist die Welt der Naturwissenschaften, für die in der<br />

zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, spätestens nach dem Tod Roders 1478 vor allem die<br />

Universitäten Krakau und Wien wichtig werden. Daß man sich in <strong>Braunschweig</strong> über die<br />

Verlagerung mathematisch-naturwissenschaftlicher Studien von Erfurt nach Krakau im<br />

klaren war, zeigt die Tatsache, daß der Sohn des <strong>Braunschweig</strong>er Ludolph Borchdorp nicht<br />

nach Erfurt, sondern nach Krakau gegangen ist.<br />

Damit wenden wir uns dem dritten Ludolph 28 ) zu, dem der Vater als geistige Wegzehrung<br />

den inhaltlich wie auch ästhetisch so vorzüglich hergestellten Kodex - ob auch das<br />

Astrolabium, bleibt fraglich - auf den Weg gegeben hat, sicherlich in der Annahme, daß<br />

der Sohn in den Fußstapfen des Vaters weiterschreiten würde. Aber der Sohn, Ludolfus<br />

Ludolfi de Brunszwyczk, wie er in der Matrikel der Krakauer Universität 1485 heißt 29 ),<br />

taucht nur noch einmal in den Universitätsakten auf. 30 ) Zu akademischen Graden in der<br />

Mathematik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie, Astrologie oder der Perspektive<br />

hat er es nicht gebracht. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Provenienznotizen auf<br />

dem vorderen Innendeckel der Handschrift zeigen, daß die Handschrift in die Hände des<br />

Krakauer Astronomen und Mathematikers Leonardus Vitreator de Dopczycze gelangte,<br />

24) KRAKAU BJ 568, 75v: Notae de proportionc, 76r-7Rr: Regula falsi, 78v-79r: De instrumenta<br />

ad calculandum, 85v-94v: Dominicus de Cla\'asio, Practica geometriac.<br />

25) KRAKA U B1 568, 94v-95v: Jordanus de Nemore: Liber de ponderibus.<br />

26) KRAKAU BJ 56R, 80r: Diagramma musicum in tria plana, tonos ct subdivisioncs, 8Ov:<br />

Manus Guidonis delineatio.<br />

27) Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift wird im vierten Band dcs im Druck befindlichen<br />

neuen Handschriftcnkataloges dcr Jagellonenbibliothek in Krakau veröffentlicht werden. Der<br />

Handschrift sind in Krakau noch einige Texte eingefügt worden. Frau Dr. Maria Kowalczyk gewährte<br />

mir dankenswerter Weise Einblick in das Manuskript des Kataloges.<br />

2R) Aleksander Bi rkc nmajer, Borchtorp Ludolf, in: Pol ski Slownik Biograficzny 2 (1936), S.<br />

315.<br />

29) Album Studiosorum Univcrsitatis Cracoviensis, Tomus I, Cracoviae lR87, S. 269, Sp. 1,<br />

Zeile 3: In Rcctoratu quinto venerabilis domini Mathie de Costhen decretorum doctoris ad sanctam<br />

Annam plebani, ad qucm fuit canonice electus, commutatione estivali de anno domini 1485 die Mercurii<br />

XXVI mcnsis Aprilis infrascripti sunt intitulati '" [Nr. 333a] Ludolfus Ludolfi de Brunszwyczk<br />

s[olvit]3Iatos gr[oschen].<br />

3(J) Acta rcctoralia Almae Univcrsitatis Studii Cracoviensis inde ab anno MCCCCLXIX. Editionem<br />

curavit Wladislaus Wislocki. T. I, Krak6w 1893, S. 225 :'-Ir. 1031: Die Martis penultima Nouembris.<br />

Iohannes et Rudolphus [i. e. Ludolphus], studcntcs, ad instanciam Martini, pincernc, per Stanislaum.<br />

seruitorem Vniucrsitatis, citatj ad horam vcsperorum. Dominus ex ipsorum confessatis, sibi<br />

Martino, pincerne, summam decem grossorum latorum ct quinque polonicalium pro vino mandauit<br />

fieri solucionem infra hinc ad octauam, sub pena excommunicacionis. Presentibus, ut in actis.<br />

118<br />

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der sie der <strong>Bibliothek</strong> der Krakauer Artistenfakultät vermachte. 3!) Vermutlich schon vor<br />

1493 ist das geschehen, denn zu dieser Zeit erhielt die Handschrift ihre heutige Gestalt, es<br />

wurden zu Anfang die Blätter eins bis vier und am Ende 104 bis 108 hinzugefügt, die in einer<br />

jüngeren Kursiva geschrieben sind 32 ), danach muß das Buch gebunden worden sein. Das<br />

Dekor des Einbandes, z. B. Rautenranken im Mittelfeld des Buchdeckels, ist typisch für<br />

die Zeit um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert.<br />

Borehdorp selbst aber hatte sich einer ganz anderen Richtung zugewandt. Aus einem<br />

Vertrag vom 4. Februar 1491 mit dem Verleger Schwaipolt Fai(3) gcht hervor, daß Ludol­<br />

phus unterdessen Schriftschneider geworden war und als erster für die neue Druckkunst<br />

Lettern in kyrillischen Buchstaben ("rewsisehe schrifft") zur vollen Zufriedenheit von Fail<br />

hergestellt hatte. Der Vertrag hatte vor allem zum Ziel, daß Borehdorp niemanden sonst<br />

die von ihm entwickelten kyrillischen Lettern verschaffen sollte. 34 ) Seine Bedeutung ver-<br />

3!) KRAKAU BJ 568, vorderer Innendeckel: Liber magistri Leonardi de Dopszicze, sacrorum<br />

canonum baccalaurei collegiati Maioris Collegii Artislarum. Datus pro libraria Artistarum Studii Cracoviensis.<br />

32) Die jüngere Datierung dieser Blätter wird durch die Analyse der verwendeten Wasserzeichen<br />

gestützt. Vgl. Die Ochsenkopf-Wasserzeichen Findbuch 11,3 der Wasserzeichenkartei Piceard<br />

im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, hearh. von Gerhard Pi cc a rd, Stuttgart 1966 (Veröffentlichungen<br />

der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemherg. Sondcrreihe), S. 769: Ochsenkopf XVI Nr.<br />

207 datiert auf 1492.<br />

33) Namensform in seinem Testament verwendet. Vgl. Cracovia impressorum XVet XVI saeculorum.<br />

Edidit Johannes Ptasnik, Lw6w 1922, S. 112 Nr. 267: ... Schwaipolt Fail de Nova civitate<br />

apud Esch oriundus.<br />

34) Der Vertragstext nach Cracovia impressorum (wie Anm. 34), S. 19-20 lautet:<br />

Rodolph us Borsdorff von Bra wnczwigk hot bekant vor sich und vor zeyne erhnemende,<br />

das her eynen rechten und redlichen vortragk und voreynunge gcstift unde stanthaftig gemacht habe<br />

mit dem forsichtigin Sweyholt Veyl, unserm mitburger, yn mose und weyse als hye nochfolgit:<br />

Noch deme her dem genanten Sweybolt etliche buchsta bi n gesneten habe und ym dy folien rechtfertigunn<br />

snl und iustiren, dorczw ym den derzelbe Sweybolt auch meynt etliche undcrweysunge czw<br />

thun und anczwbrengen, zo hat her sich keginn Sweybolde vormcsscn und gutwilliklichen gclobit, das<br />

her keyne re w s i s c h e sc h r i fft ader buchstabinn ymande unnd auch ym zelbist weder Sweybolts wost<br />

und willen machen, sneyden noch iustiren zal noch en moge unnd dorczw keynem mensche yrkeyne<br />

underweysunge dorynne noch undcrrichtunge yn vii noch yn wenige thun zal nochen magk bey vorlost<br />

alle zeyner gutter; und ab, do got vor zey, das ym der vorgenannte Rodolphus yn zolehem, als obin,<br />

nichten hilde ader brochygk worde, zo zal und magk der gesprochene Sweybold alle und iczliche des<br />

genannten Rodolphi gutter und habe, wo her dy gewissinn adder dirfaren mochte, ane allerley geist­<br />

Iichs nochen wertlichis gerichts holfe, gleich zam her zy alreyt gerichtic1ichim durch orteyl gewonnen<br />

hette, nemen, haben, besitczen und czw zeynem gtlttem willen zam zeyn eygens sal gebrawchinn: zo<br />

abir zo\che Rodolfs gutter Sweybolde yn zeyne hant und gewere czw nemen und czwbrengen alczwferre<br />

gelegen weren und dorczw nichten mochte komen und sich seynes schaden an yn nicht mochte<br />

dirholen, zo zal und magk der oftcgesprochene Sweybold den zelben Rodolphum ane allerley holfe<br />

allerley gerichte, wo her yn gehabbin magk, off hehinn und nemen ader lassen ofhebinn und nemen<br />

und gefangen setczen und halden alzo lange bas, das Sweybold zolche obgenannte gutter und habe yn<br />

zeyne gerugliche gewalt, gewere und nocz brenginn mege. Ouch hot der egenannte Rodolphus zolehe<br />

obengeschrebene stukke und artikel gelobit bey guten trewen unde an eydes stad gancz feste unvorbrochlichen<br />

czw haldinn und sich yr yn keynen wegk weder mit geystlichem noch wertlichem gerichte<br />

noch mit herren gewalt noch geleyte czw schutczen und auch nicht czw weren, ewsende sich und wederruffende<br />

alle freyheyten, wy man dy benennen moge und von weme zy gehebin mochten werden, alle<br />

gefere und argelist gancz awsgeslossen (a. 1491, f. 6 an te Dorotheae virginis).<br />

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119


liert er aber schon im November desselben Jahres. Denn Fail wird wegen Ketzerei in Haft<br />

genommen, doch am 22. desselben Monats gegen eine hohe Kaution seiner Gönner, der<br />

Krakauer Ratsherren Johannes Turzo (1437 -1508) und Johannes Teschner wieder freigelassen.<br />

Am 22. März des folgenden Jahres widerrief er alles, was ihm zur Last gelegt worden<br />

war. Seine Druckertätigkeit mag er noch für kurze Zeit fortgesetzt haben. Denn Johannes<br />

Turzo hatte den Erzbischof von Gnesen gebeten, den Vertrieb von "ruthenischen<br />

Büchern" zu erlauben. Am 13. Januar 1492 35 ) erfolgte die Ablehnung, die das Ende des<br />

kyrillischen Buchdruckes in Krakau bedeutete. Das kurze Aufblühen des kyrillischen<br />

Buchdrucks in Krakau - es wurden in kurzer Zeit vier Drucke mit einer Gesamtzahl von<br />

ca. 2460 Seiten hergestellt - hat vor allem der Erforschung des Krakauer Frühdrucks eine<br />

große Zahl von Fragen aufgegeben, die bis auf eine uns an dieser Stelle nicht weiter tangieren<br />

36 ).<br />

Was ist aus Ludolphus Borchdorp geworden? Leider gibt es nicht den geringsten Hinweis,<br />

der das weitere Schicksal unseres <strong>Braunschweig</strong>er Landeskindes aufheHen könnte.<br />

Damit hängt sicherlich zusammen, daß seine Rolle als Schriftschneider der ersten kyrillischen<br />

Lettern in der Literatur bisher nicht sonderlich hervorgehoben worden ist. S. Zimmer<br />

37 ) hält es nicht für ausgeschlossen, daß Borchdorp bei der weiteren Verbreitung des<br />

slavischen Buchdrucks eine RoHe gespielt hat. Eine vergleichende Studie aller noch vorhandenen<br />

kyrillischen Frühdrucke könnte hier weiterhelfen.<br />

Unser Blick auf spätmittelalterliche astronomische und druckgeschichtliche QueHen<br />

sollte weniger neue Erkenntnisse zutagefördern, als vielmehr diese schon seit fast einem<br />

Jahrhundert weitgehend erforschten in der <strong>Braunschweig</strong>er Region bekannt machen und<br />

sie in einzelnen Fazetten etwas anders beleuchten. Über naturwissenschaftlich-mathematische<br />

Studien <strong>Braunschweig</strong>er Bürger des 15. Jahrhunderts etwas zu erfahren, muß der<br />

Blick etwas weiter ausgreifen, oder es bedarf der Fahrt in eine der Wissenschaftsmetropolen<br />

des 15. Jahrhunderts. Diese RoHe hat Krakau bis zur Reformation gespielt.<br />

35) Vgl. Monumenta Medii Aevi Historica 13 (1894), S. 532 Nr. 2329.<br />

36) Vgl. Alfred Swierk, Der Krakauer Buchdruck im 15. Jahrhundert, in: Börsenblatt für den<br />

Deutschen Buchhandel. Frankfurter Ausgabe 26 (1970), S. 1196-1298. Jan Pirozynski, Craeow, the<br />

Center of Polish Fifteenth and Sixteenth Century Printing, in: Villes d'imprimerie et moulins a papier<br />

du XIVe aux XVIe siecle. BTÜsse11976, S. 139-162 (Collection Histoire Pro Civitate, Serie in 8° No<br />

43). Szczcpan Zi mmer, The Beginning of Cyrillie Printing, New York 1983, passim.<br />

37) Vgl. Zimmer (wie Anm. 36), S. 44/45.<br />

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der 70er Jahre zum erbitterten, kompromißlosen Gegner des im kursächsischen Kryptocalvinismus<br />

gipfelnden Philippismus entwickelte und zum Vorkämpfer für ein unverfälschtes<br />

niedersächsisches Luthertum wurde 6 ). Zusammen mit Mörlin erklärte er sich in den sog.<br />

Lüneburger Städteartikeln von 1561 gegen den vordringenden Melanchthonismus und<br />

setzte im städtischen "Corpus Doctrinae" von 1563/64 ebenfalls streng lutherische Maßstäbe<br />

7 ). Nach seiner Ernennung zum Stadtsuperintendenten 1567 entwickelte er neben seinen<br />

kirchenleitenden Aufgaben im eigenen geistlichen Ministerium und neben bedeutsamer<br />

literarischer Produktivität unerhört vielseitige und verantwortungsvolle Aktivitäten<br />

außerhalb <strong>Braunschweig</strong>s zunächst als Mitrcformator und kirchenpolitischer Berater im<br />

Fürstentum <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel, als frequentierter Gutachter in dogmatischen<br />

und kirchlichen Fragen sowie seit 1574 neben Jakob Andreae als Mitverfasser und Redaktor<br />

der Konkordienformel mit deren ApologieR). Pausenloses Gefordertsein, mühsame<br />

Reisen und anstrengendes Taktieren vor allem im Zusammenhang mit dem lutherischen<br />

Einigungswerk zehrten an seinen Kräften. Zwar brachte ihm seine berufliche Tüchtigkeit<br />

nicht nur Ansehen, sondern auch Wohlstand - jede abgelehnte auswärtige Berufung vermehrte<br />

das Gehalt 9 ), Herzog Julius von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel und Kurfürst August<br />

von Sachsen ehrten ihn mit reichen Sonderzuwendungen, Herzog Albrecht von Preußen<br />

zahlte ihm sogar seit 1552 jährlich 200 Taler fürs KaIcnder- und Horoskopschreiben IO )-,<br />

doch mit gerade 57 Jahren war er ein körperlich gebrochener Mann.<br />

Zu Beginn des Jahres 1580 ergriffen ihn heimtückische Fieberschübe, die seine<br />

Gesundheit zunehmend untergruben und ihn 1584 zur Amtsniederlegung zwangen, bis er<br />

nach zwei weiteren Jahren beschwerlichen geistigen und physischen Siechtums starb. Seine<br />

Frau Anna, geb. Jäger, überlebte ihn um 17 Jahre.<br />

Als die ersten Anzeichen der Krankheit auftraten, bestellte Chemnitz sein Haus und<br />

faßte sein Testament ab. Es enthält ein theologisches Bekenntnis nebst Hinweisen für die<br />

künftige Konfessions- und Kirchenpolitik in der Stadt <strong>Braunschweig</strong>, Begräbnisanweisungen,<br />

Bestimmungen über die Aussetzung von drei Legaten für mildtätige Zwecke sowie<br />

schließlich genaue vermögensrechtliche Anordnungen für die Familie. Während die vorreformatorischen<br />

Testamente hauptsächlich fromme Stiftungen für das Seelenheil des<br />

Erblassers zum Inhalt hatten, nahm man in reformatorischer Zeit, dem Beispiel Luthers 11 )<br />

und Melanchtons 12 ) folgend, bei Testamentsabfassungen gern die Gelegenheit wahr, der<br />

Nachwelt auch das geistige Erbe in Form eines Bekenntnisses l3 ) oder dureh den Hinweis<br />

6) Vgl. R. Cal i n ich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen in den Jahren<br />

1570-1575, Leipzig 1866; J. Mager, Die Konkordienformel. ..<br />

7) Vgl. I. Mager, Das Corpus Doctrinae der Stadt <strong>Braunschweig</strong> im Gefüge der übrigen niedersächsischen<br />

Lehrschriftensammlungen, in: Die Reformation in der Stadt Braullschweig. Festschrift<br />

1528-1978, <strong>Braunschweig</strong> 1978,113-116.<br />

8) Vgl. dazu im einzelnen I. Mager, Die Konkordienformel. ..<br />

9) Chemnitz berichtet darüber selbst in einem autobiographischen Fragment, mitget. bei<br />

Rehtmeyer, a.a.O., 294.<br />

10) Rehtmeyer,a.a.0.,291.<br />

11) Vgl. WAB 6., Nr. 1988, S. 408f.; WAB 9, Nr. 3699, S. 572-574.<br />

12) Vgl. CR 3, 825-828; CR 9,1098-1100.<br />

11) Testamenturn Doctoris Georgii Maioris, Wittcnberg 1570.<br />

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auf eigene Schriften zu präsentieren. Das mittelalterliche Stiftungswesen fand eine neue<br />

Gestalt in sozialfürsorgerischen Vermächtnissen, während die Familie als vermögensrechtliche<br />

Nutznießerin ein ganz neues Gewicht gewann.<br />

Obgleich die Höhe des Vermögens im Testament nicht angegeben ist, muß es - zumal<br />

für einen Theologen - erheblich gewesen sein. Sonst hätte wohl kaum ein unbekannter<br />

anhaltinischer Polemiker Chemnitz 1591 vorgeworfen, er habe "nach seinem Tode mehr<br />

Geldes als gutes Gerüchts unnd Nahmens hinder ihm gelassen" .14). Das geistliche Ministerium<br />

dcr Stadt <strong>Braunschweig</strong> fühlte sich daraufhin in seiner Erwiderung u. a. zu folgender<br />

Richtigstellung veranlaßt: "Das denn ferners dem guten Chemnitio seliger auch sein Geldt<br />

unnd Gut fürgeworffen wird, wissen wir zwar nicht, wie hoch es sich erstrecke/Allein das<br />

ist gewis, hat ihme Gott etwas bescheret/so hat er redlich darumb arbeiten müssen/umbsonst<br />

ist ihm wenig geschenckt worden. Aber die undanckbare Welt, die schier keinem<br />

Prediger nichts gönnet/macht allweg aus dem jenigen/was denselben Gott gibt/zehen mal<br />

mehr/weder es ist/Jedoch mus man solchen Stich der alten Schlangen verschmertzen/und<br />

es dem lieben Gott befehlen"I'). Daß Fleiß anderen Theologen solchen Wohlstand nicht<br />

bescherte, hing wohl mit den astrologischen Nebentätigkeiten des frommen Superintendenten<br />

zusammen, der schon im Rückblick auf die Königsberger Zeit sagen konnte: "unicum<br />

patrocinium post Deum habebam in mea Astrologia"16). Trotzdem brachte ihn die<br />

Vorliebe für die "Sternkuckerey"17) ebensowenig in Konflikt mit dem Glauben an die göttliche<br />

Lebenslenkung wie seinen großen Lehrer MelanchthonI8), dem er an diesem Punkte<br />

vielleicht am ungebrochensten folgte.<br />

Während mittelalterliche Testamente seit langem als historische Quelle bekannt<br />

sind l9 ) und ausgewertet werdcn 20 ), harren die nachreformatorischen evangelischen Testamente<br />

noch in vielen Stadtarchiven der Entdeckung. Von besonderem Interesse dürften<br />

diejenigen aus der Übergangszeit zwischen alter und neuer Frömmigkeit sein 21 ). So ist mit<br />

der folgenden kleinen Quellenpublikation auch ein bescheidener Forschungsimpuls verbunden.<br />

14) Zit. in: Rettung der Ehren, des Glaubens vnd Bekantnus des weiland Ehrwirdigcn vnnd<br />

Ilochglarten Herrn Martini Cht!mnitii ... Gestt!lIt!t vnd publiciret Von den Predigern der löblichen<br />

Stadt <strong>Braunschweig</strong>, Jena 1592, BI. A2v.<br />

15) Ebd., BI. B4v.<br />

16) Mitget. bei Rehtmeyer, a.a.O., 29l.<br />

17) Ebd.,292.<br />

IR) Melanchthon an J. Camerarius v. 26. Juli 1531 (CR2, 516): "Denn Christus ist der Herr, dem<br />

alles unterworfen ist, auch die Sterne" (übers.).<br />

19) Vgl. O. Sch ü t te, Aus <strong>Braunschweig</strong>er Testamentbüchern, Braunschw. Magazin 1918,53-<br />

58; H.-D. Loose [Bcarb.), Hamburger Testamente 1351-1400, Veröffentlichungen aus d. Staatsarchiv<br />

der freien u. Hansestadt Hamburg 11, lIamburg 1970; A. v. Brand t, Regesten dt!r Lübecker<br />

Bürgertestamente des Mittelalters, Veröffentlichungen zur Gesch. d. Hansestadt Lübeck 24, Lübeck<br />

1973.<br />

20) Vgl. z.B. 11. Boockmann, Leben und Sterben im mittelalterlichen Gättingen. Über ein<br />

Testament des 15. Jahrhunderts, Gött. Jb. 31,1983,73-94.<br />

21) Vgl. Z. B. R. Postei, Die Reformation in Hamburg 1517-1528, QFRG 52, Gütersloh 1986.<br />

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Text des Testaments<br />

Des Hern Superintendenten zu <strong>Braunschweig</strong>, Doctoris Martini Kemniti, Testament unnd<br />

Letzter wille!)<br />

Im Namen der Heiligen unzerteilten Dreyeinigkeit. Amen. Ich, Martinus Kemnitius<br />

D., Jtziger Zeit der Kirchen alhie binnen der Stadt Brunschwig Superintendens, Nach dem<br />

Ich mich erinnert, das ich aus sonderer göttlicher verleihung zu einem zimlichen alter 2 )<br />

gelanget, Danehen auch befinde, das ich der ausgestandenen sorg, muhe und arbeit halben<br />

an meinen Ieibs Krefften zirn lieh geschwechet, auch allerley beschwerliche sorgliche anfelle<br />

an meiner gesundheit befinde. Derhalben Ich auch hoffe, der fromme, trewe got werde<br />

mich desto ehe aus solcher sorge, muhe und arbeit erledigen, Domit Ich bey meinem lieben<br />

hern und bruder Jhesu Christo, welchen Ich in meinem hertzen geliebet, auch trewlich<br />

gelehret und gepredigt habe, sein möge.<br />

So habe ich allerley unrichtigkeit zwischen meiner geliebten Hausfrawen unnd Kindern<br />

zu vorhütten, in dem jhennigen, so mir nicht angeerbet, sondern der fromme gott mir<br />

sonst aus gnaden bescheret, mein Testament unnd letzten willen machen wollen. Ordne<br />

unnd mache auch solch Testament und letzten willen hiemit in dieser gegenwertiger schrifft<br />

in der aller besten form, maß und weiß, als es von rechte und sonderlich nach dieser löblichen<br />

Stadt Statuten und gewonheitten am Krefftigsten und bcstemligsten sein soll, kan<br />

oder mag. 3 )<br />

Und nemlich Ernstlich und fur allen dingen gedenckc ich durch verlcihung göttlichcr<br />

gnaden zu leben und zu sterben uff die Prophetische und Apostolische schrifften, Altes und<br />

Newes Testaments, wie Ich dieselbige trewlich und on einige verfelschung in meinem befholenem<br />

hohem ampt, in Predigen und lesen in dieser löblichen Kirchen gcfurt, und daneben<br />

auch in offentliehen Confessionibus, welche Ich zum teil untcr meinem, zum teil unter<br />

anderer Kirchen namen ge fasset und gestellet, widder allerley Corruptelas bekant 4 ), Als in<br />

meinem Enchiridio oder HandbuchleinS), in Repetitione sanae doctrinae de Coena, de<br />

duabus naturis in Christo etc6) , In dem Preussischen Corpore doctrinae 7 ), In den Doctrina-<br />

1) Abschrift Stadt archiv Braunschwcig: B 123, Bd. 4, BI. 88v-93r; auszugsweise abgedruckt bei<br />

C.G.H. Lentz, Dr. Martin Chemnitz, Gotha 1866, 270-273. Die Buchstahen i,j, u und v werden dem<br />

Lautwert entsprechend gedruckt.<br />

2) Chemnitz, geb. am 9. 11. 1522 in Treuenbrietzen/Kurbrandenburg, befand sich z.Z. dcr<br />

Ahfassung seines Testaments (Jan. 1580) im 58. Lebensjahr.<br />

3) Vgl. H. Piper, Testament und Vergabung von Todes wegen im braunschweigischen Stadtrecht<br />

des 13. bis 17. Jahrhunderts, Braunschw. Werkstücke 24, <strong>Braunschweig</strong> 1961.<br />

4) Zum Bekenntnisteil des Testaments vgl. I. Mager, Erbe und Auftrag nach dem Testament<br />

von Martin Chemnitz, in: Der zweite Martin, 146-171.<br />

5) Handtbüchlein der Fürnemsten Heuptstück der Christlichen Lehre durch Frag vnd Antwort<br />

aus Gottes Wort einfcltigvnd gründlich erkleret ... , Wolfenbüttel1574; vgl. Th. Mah Im ann, Bibliographie<br />

Martin Chemnitz, in: Der zweite Martin, 383 (Nr. ISa).<br />

6) Repetitio sanae doctrinae de vera praesentia corporis et sangvinis Domini in coena. Additvs<br />

est tractatvs complectens doctrinam de communicatione Idiomatvm, Leipzig 1561; vgl. M a h I man n,<br />

372 (Nr. 2a). Es kann wohl nicht das christologische Hauptwerk "De duabus naturis in Christo", Jena<br />

1570, gemeint sein, da jeder neue Titel mit der Präposition "in" genannt wird.<br />

7) Repetitio Corporis Doctrinae Ecclesiasticae Oder Widerholung der Summa vnd jnhalt der<br />

124<br />

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libus der furstlichen Brunschweigischen Kirchen ordnung R ), In appendice Libelli Urban i<br />

Rhegii 9 ), so unter dem namen des Furstlichen Luneburgischen Ministerii ausgangen, und<br />

endlich in formula Concordiae lO ), so unter vieler reiner Kirchen namen publieiret.<br />

Und bitte meine freundliche liebe hern und frates, so in Ministerio der Kirchen alhie<br />

binnen Brunschweig entweder itzunt sein oder kunfftig sein werden, das sie bey der forma<br />

doctrinae, wie die bisher in dieser löblichen Kirchen mit nutz, erbawung und Christlichem<br />

rhum contra Corruptelas in Certaminibus necessariis absque Contentionibus scandalosis<br />

einhellig mit einem geist und munde gefurt, einmutig bleiben und daruber halten wollen<br />

und in derselben keine enderung oder newerung entweder in rebus oder in modis loquendi<br />

einfuhren oder gestatten. Sondern das sie auff Ihre Predigten vleissig studiren und das ampt<br />

in lehren, vermanen, warnen, straffen und trösten mitgeburlicher Christlicher bescheidenheit<br />

und gottseligem eiver, die reichung der sacrament, den brauch der Schlussel et Disciplinae<br />

Ecclestiasticae, auch aller Ceremonien und Kirchen ubung in erbawlicher gleichförmigkeit<br />

und bruderlicher einmutigkeit vleissig trewlich et cum tal i gravitate, wie biß her<br />

gescheen, furen und administriren wollen, das die autoritas Ministerii zu erbawung der<br />

Kirchen durch gottes segen muge erhalten werden. Und das sie Jha fur aUen dingen bey der<br />

ordnung des Colloquii ll ), wie dieselbige schrifftlich gefasset und auffgerichtet, hleiben und<br />

trewlich daruber halten wollen. Dan daran ist die gantze wolfart des Ministerii alhie gelegen.<br />

Und weil durch gottes sonderlichen segen das Ministerium dieser Kirchen bey benach-<br />

rechten, allgemeynen Christlichen Kirchen Lehre ... von Fürstlicher Durchleuchtigkcit zu Preussen<br />

... angenommen ... , Königsberg 1567. Gemeint sind v. Chemnitz stammende Abhandlungen zum<br />

Thema Corpus Doctrinae und zu mehreren theologischen Lehrpunkten zu Beginn des sog. Corpus<br />

Doctrinae Prutenieum. Vgl. P. Tschackert, Die Entstehung der lutherischen und der reformierten<br />

Kirchenlehre, Göttingen 1910, 601-{j03; Mahlmann, 380 (Nr. 9a).<br />

8) Kurzer, einfcltiger vnd nothwendiger bericht von etlichen fürnemen artickeln der lehr, wie<br />

dieselbige mit gebürlicher bescheidenheit zur erbawung fürgetragen vnd wieder alle verfelschvnd verwahret<br />

mögen werden, in: Kirchenordnung Vnser von Gottes Gnaden Julij, Hertzogen zu <strong>Braunschweig</strong><br />

vnd Lüneburg ... , Wolfenbüttel1569; abgedr. in: Die Ev. Kirchenordnungen des 16. Jh.'s,<br />

Bd. VI, I, 1,92-139.<br />

9) Appendix de Formviis recte sentiendi, pie, circvmspecte et citra Scandalum loquendi de<br />

praecipuis horum temporum controversijs, an: Formvlae qvaedam cavte et citra scandalvm loqvendi<br />

de praecipvis Christianae doctrinae locis pro iunioribus verbi ministris in Ducatu Luneburgensi.<br />

Urbano Rheg. aut. His accesservnt etiam Formulae recte sentiendi, pie, sircumspecte et citra scandalum<br />

loquendi de praecipuis horum temporum controversijs ... , Ülzen 1575 (dt. Wolgegründter<br />

bericht ... , Ülzen 1575), aufgenommen in das CD Wilhelminum f. Lüneburg-Celle, Ülzen 1576, u. ins<br />

CD Julium, Wolfenbüttel1576; vgl. Mahlman n, 395 (Nr. 35a. 35b).<br />

10) Concordia. Christliche Widerholete, einmütige Bekentnüs nachbenanter Churfürsten, Fürsten<br />

vnd Stende Augspurgischer Confession vnd derselben ... Theologen Lere vnd glaubens, Dresden<br />

1580 (Die Bekenntnisschriften der eV.-luth. Kirche, 735ff.).<br />

11) Durch Stadtsuperintendent Joachim Mörlin 1557 begonnene Sammlung von Verpflichtungen<br />

und Verordnungen für das geistliche Ministerium bzw. Kolloquium, von Chemnitz vor allem durch<br />

die bei seiner eigenen Bestallung entworfenen Articuli propositi reverendo Ministerio Ecclesiae<br />

Brunsvicensi von 1567 ergänzt. (Die ev. KOO VI, I, 1,461-470) und 1571 endgültig festgelegt in<br />

Gestalt der Articuli, qui subscribendi proponuntur illis, qui ad ministerium in hac ecclesia recipiuntur<br />

(Die ev. KOO VI, I, 1, 47lf.) Letztere wurden sogar nach dem Ende der Stadtfreiheit 1701 durch<br />

Herzog Rudolf August verbindlich für die neu angestellten Geistlichen des Fürstentums <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel<br />

erklärt.<br />

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125


arrten und auswertigen in zimlichem ansehen, Bitte ich die fratres gantz vleissig, das sie<br />

sich solche autoritatem Ministerii dureh gottes gnade zu erhalten semptlich und sonderlich<br />

bevleissigen woIlen, und das zu der behuff alzeit feine, gcIertte leute, in quibus spes ali4ua<br />

profectus est, Ins Ministerium gesetzt und eingenommen, Das auch die studia inter fratres<br />

exeuliret, mit lesen und disputiren attendiret und confirmiret al wege muge werden, und<br />

das pietate vitae, gravitate morum et omnium actionum die autoritatem Ministerii sie<br />

semptlich und sonderlich absque dissolutione et levitate zu erhalten, sich bev\cissigen wollen.<br />

Und woIlen auch Ihnen die Schulen mit aIlem vleis lassen befholen sein, daruber halten<br />

und sie befördern, dan das ist ein ornamentum dieser Kirchen.<br />

Auch bitte Ich meine herren, einen Erbaren Radt und die vorsteher der Kirchen umb<br />

gottes willen, die wolten Ihnen die Itztmemelte Punct auch trewlich und vleissig lassen<br />

befholen sein, die selbige vermuge Ihres ampts helffen befürdern und daruber halten, und<br />

das Jha zwischen den bei den stenden einigkeit sein und erhalten muge werden. Einer den<br />

andern in ampts sachen und sonsten erinnern, lieben, ehren und fürdern, dan was daran<br />

und sonderlich an der ordnung des CoIloquii dieser löblichen Stadt wolfart gelegen sey,<br />

wurde man als dan erst sehen, wen es soltte zerrissen werden, Das jha der fromme gott<br />

gnediglich woIle in ewigkeit verhuten vnd abwenden 12 ).<br />

Und das ich solche trewe meine sorgfcltigkeit auch in meinem Testament habe einvorleiben<br />

wollen, das woIlen Ja meine herrn ein Erbar Radt und das Ehrwirdige Ministerium<br />

nicht anders dan wol gemeinet vorstehen. Dan wie ich bey meinem leben dieser Kirchen<br />

wolfart und bcforderung mit allen trewen gemeinet, also wunsche ich ihr auch nach meinem<br />

ende allen gutten seligen zustand und darauff befhele ich sie dem frommen gotte in seine<br />

gnade, segen, schutz und regierung. Amen. Amen.<br />

Fur meine Person bitte ich, Der trewe gott wolle umb seines lieben Sohns Jhesu Christi<br />

durch gnade seines heiligen geistes in obgemeltem erkendtnus, glauben und bekanttnus<br />

mich bestendiglich bis in mein ende erhalten, Wolle mir vorleihen und erhalten Christlichen<br />

verstand, das ich in gehör und betrachtung seines wortts, in brauch der Absolution<br />

und seines hochwirdigen abendtmals mein armes sehlichen meinem frommen herren Christo<br />

in wahrem glauben und warer anruffung müge uberanthwortten und befhelen, und das<br />

ers Ja in gnaden mit einem vorstendigen, kurtzen seligen ende walte abfördern und zu sich<br />

nemen, wens sein gnedigerwille ist, das das Ja mein Epitaphium 13 ) muge sein und bleiben:<br />

"Sive vivimus sive morimur domini sumus"14). Amen. Amen. Amen.<br />

Zum andern was die begrebnus meines Cörpers belanget, ists mir gleich viel, wohin<br />

derselbige bestattet werde. SteIle es derwegen zu meiner herrn eins Erbarn Radts und des<br />

Ehrwirdigen Ministerii bedencken, Ob sie denselben In die Kirche S. Martini oder Zum<br />

12) Am Rande steht von anderer Hand: Vt sit pax in Choro et pax in foro; die Wendung scheint<br />

aus der mittelalterlichen Rechtssprache zu stammen (vgl. Mittellateinisches Wörterbuch, Bd. 2, Lief.<br />

4 (1971), Sp. 548, 58/59).<br />

13) Grabschrift. Wegen der weiter unten für sein Epitaph vorgeschlagenen inhaltlich ähnlichen<br />

TextsteIle hier vielleicht im übertragenen Sinne gemeint (vgl. Anm. 16).<br />

14) Rm. 14,8.<br />

126<br />

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Bmdern, do ich glcichwol meine Predigten, Lectiones, Disputationes, Examina, auch Colloquia<br />

generalia und specialia gehalten, hinlcgen wollen 15 ). Wil man mir ein Epitaphium<br />

oder grabschrifft machen, Laß ieh gescheen, doeh das es nicht stattlich oder kostbar werde.<br />

Dan weil ich bey meinem leben des geprengs nicht geachtet, wolte ich auch nicht, Das man<br />

nach meinem todte mit mir viel prangen solte.<br />

Wen man mein Contrafect liesse in eine Taffel fassen und oben auff Iiesse schreiben<br />

diß mein Epitaphium, das ieh die Zeit meines lebens geliebet: "Quod vixi in earne in fide<br />

vixi filii dei, qui dilexit me et tradidit semetipsum pro me"16). Und unten liesse man schreiben<br />

Annum nativitatis et mortis, wie lange ich hie im dienste gewesen und welchen fursten<br />

und herren ich sonst in Religions sachen verwand gewesen, Achte ich were alles genug, do<br />

Jemands von frembden und sonst meine memoriam sehen wolte.<br />

Zum dritten, Weil der frome gott nach meiner gelegenheit mich reichlich gesegnet<br />

hat, ists auch billich, das il:h davon danckbar sey, auff das ehr das ubrige meinen Kindern<br />

dest reichlicher segne, Derwegen verschaffe, ordne und bescheide ich fur die armen, Als<br />

erstlich Ein hundert fl. muntz 17 ) fur arme schuler, der gestalt, das ich freundlich bitte, die<br />

vorsteher der Kirchen S. Martinijl8) alhie wollen gemelte hundert muntze zu sich nemen,<br />

dieselbige an einen gewissen ortt belegen und die jherliche zinse mit eines des ehesten von<br />

meinem geschlechte ralt und vorwissen an kleidung oder bucher armer schuler wenden.<br />

Dan weil ich aueh ein armerschuler gewesen, soll und wil ich dieselbige auch bill ich bedenk­<br />

ken.<br />

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Darnach bescheide und gebe ich auch Ein hundert fl. muntz zu dem armen Hospitall<br />

S. Ilsebeth 19 ) der gestalt, das die summa von den vorstehern beleget und von den jherlichen<br />

zinsen mit ralt und vorwissen des eltesten von meinem geschlechte den armen handtreichung<br />

gescheen soll.<br />

15) Im MA war St. Martini gegenüber dem Altstadtrathaus die Hauptpfarrkirche <strong>Braunschweig</strong>s.<br />

Durch die Reformation und insbesondere durch Bugenhagens Kirchenordnung (Die ev.<br />

KOO, VI, I, 1,374) gelangte allerdings die ehemalige Franziskaner/Brüdernkirche gleichfalls in den<br />

Rang einer Ilauptkirche. In ihr hielt Chemnitz seit 1554 seine vielbeachteten Vorlesungen über Melanchtons<br />

Loci und ab 1556 auch jährlich zwei öffentliche Disputationen ("gI. Rehtmeyer, 296).<br />

Außerdem fanden hier die meisten Ordinationen und Gottesdienste zu besonderen Anlässen statt, so<br />

z. B. nach der Huldigung und dem Abschluß des Vertrages der Stadt mit Herzog Julius LJ. 1569.­<br />

Chemnitz wurde dann aber doch am 10. Apr. 1586 im Chor der St. Martinikirche beigesetzt. Vgl. loh.<br />

Gasmer, Oratio De Vita, Studiis et Obitv ... D. M. Chemnitii, 15R8, BI. F4v; Ph.l. Rehtmeyer,<br />

a. a. 0., 523f.; R. Dorn, Mittelalterliche Kirchen in <strong>Braunschweig</strong>, Hameln 1978, 99.<br />

16) Ga!. 2,20. Dieser Text lag auch der Leichenpredigt v. Joh. Zanger zugrunde u. steht unter<br />

seinem Porträt i. d. St. Martinikirche. Die Schlußfolgerung v. E. Koch, in: Der zweite Martin, 138,<br />

läßt sich nach dem vollständigen Testamentstext nicht halten.<br />

17) Florentiner (Gulden). Chemnitz verdiente nach eigenen Angaben i.l. 1571300 Gulden (vgl.<br />

Rehtmeye r, a. a. 0.,394). Vgl. auch W. J esse, Münz- und Gcldgeschichte Niedersachsens, Werkstücke<br />

aus Museum, Archiv u. BibI. d. Stadt <strong>Braunschweig</strong> 15, Braullschweig 1952.<br />

1k) 1415 gegründete städtische Lateinschule St. Martin. Vgl. R. Elster [Hrsg.], Gymnasium<br />

Martino-Katharineum <strong>Braunschweig</strong>, 1926.<br />

19) Im 14. Jh. gegründetes Hospital St. Elisabeth; vgl. W. Spiess, Geschichte der Stadt Braunschwcig<br />

im Nachmittelalter, Bd. 2, <strong>Braunschweig</strong> 1966,662.<br />

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127


Paulo, einem iglichen, Ein tausent Taler zu einem Praelegat oder voraus. Und haben solches<br />

Praelegats und voraus meine andere Kinder dest weniger sich zu beschweren, weil sie<br />

auch ein redlichs voraus bekommen, und sie dennoch weit uher die legittimam, das ist uber<br />

Ihrcs naturliches gepurendes anteil in gemeinem Erbteil semptlich zu wilen bekommen<br />

wcrden 29 ).<br />

So ist mir auch von Fursten und Herren fast ein mehrers namhafftig zu dem ende vereheret<br />

und gegeben worden, das es meinen sohnen ad studia solt zu gewendet werden.<br />

Darumb ich auch offt willens gewesen, solch geld an lehen gutter anzulegen, die doch sonst<br />

one das den söhnen allein zugekommen wehren, und solch Praelegat sollen sie, meine<br />

söhne, also voraus haben. Das wo Ihr einer mit todt abgienge, ehe er sich verheirattet oder<br />

in eine Haushaltung korne, die Helffte des PraeIcgats auff den andern sohn, die andere<br />

Helffte auff die andere geschwestern fallen solle. Von dem gemelten Praelegat sollen meine<br />

Söhne Martinus und Paulus die jherliche Zinse oder abnutzung zu ihren studiis nemen und<br />

gebrauchen. Aher die Summam entweder gantz oder etwas davon auffzunemen, soll in<br />

ihrer macht nicht stehen in Ihrer jugent, dan junge leutte brauchen in geldtsachen nicht<br />

gepurliehe vorsichtigkeith, und wen sie darnach zu einem ehrenstande kommen, wird<br />

Ihnen das wol nutze, wen sie etwas haben.<br />

00 aber in annis studii die notturfft oder merckliche gelegenheit und beforderung Ihr<br />

studiorum erfordern wurde, das die summa des Praelegats solte angegriffen werden, so soll<br />

es gescheen mit radt und vorwisscn der verordentcn vormunder.<br />

Zum sechsten, was meiner freundlichen lieben Hausfrawen 30 ) Kleider, Zierat und<br />

Kleinodia anlanget, die söllen meine töchter semptlich allein haben und dieselbige freundlich<br />

unter sich teilen. Desgleichen auch was anlanget meine bücher und Kleider, Item<br />

meine ringe und Clenodia, als die beide Pittschier ringe 3l ), einen denckring, zween uberguldete<br />

elends ringe 32 ) und die beide grosse ringe, so meines Schwehers L. Jegers 33 ) gewesen,<br />

einer mit einem blawen steine, der ander mit einem grunen. Desgleichen aueh die<br />

furstliehe Contrafect, die sie nicht gerne sehen, das sie von weibs bildern getragen werden,<br />

als des Hern Christi Contrafect, Her H. Frantzen 34 ), H. Wilhelm von L.35), H. Hans Wil-<br />

85.<br />

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29) Die Bevorzugung der Söhne vor den Töchtern war trotzdem Rechtsusus; vgl. Pi per, a. a. 0.,<br />

30) Anna Jäger (1533-1603), Tochter des Arnstädter Juristen u. Rates Hermann Jäger, heiratete<br />

M. Chemnitz i.J. 1555. Aus der Ehe gingen 3 Söhne u. 7 Töchter hervor; 4 Kinder verstarben früh.<br />

Vgl. auch Exeqviae Chemnitianae, Leichenrede auf Anna Chemnitz v. M. Joh. Ka u fmann, <strong>Braunschweig</strong><br />

1603, BI. Ciijff.<br />

31) Siegelring.<br />

32) Amulettring, gefertigt aus einem Stück Elends(Elchs)klaue, welcher man Heilkraft gegen<br />

Epilepsie zuschrieb; (vgl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 2, 777-780; Grimmsches<br />

Wörterbuch 3, 413).<br />

33) Offenbar verstorbener Rruder seiner Frau und des in Anm. 42 Genannten.<br />

34) Vielleicht Herzog Franz Otto v. Lünehurg·Celle, Sohn Ernst d. Bekenners, regierte 1546-<br />

1559.<br />

35) Herzog Wilhelm d. J. von Lünehurg-Celle, Bruder Franz Ottos, regierte nach dessen Tod<br />

1559-1592. Mit ihm stand Chemnitz in stetem Kontakt als kirchenpolitischer Berater. 1576 stellte er<br />

das Corpus Doctrinae Wilhelminum für das ganze Fürstentum zusammen.<br />

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129


helm von Sachsen 36 ) etc. sollen meine söhne Martinus und Paulus allein haben und die<br />

unter sich teilen.<br />

Zum siebenden, Meinen töchtern habe ich eine gewisse summam zur aussteur verordnet,<br />

Dan zu der behueff hat ein Erbar Radt alhie zu Brunschwig mir eine ansehnliche summam<br />

verehret. Weil es aber auch billich ist, wen meine Söhne sich verheiraten werden, das<br />

sie aus meinem gutte etwas haben mugen, den Breutten gepurliehe verehrung zu Ihun, Als<br />

verschaffe, ordne und gebe ich Ihnen dazu einem Jglichen Ein hundert taler.<br />

Zum achten, Dicweil die einsetzung der Erben das fundament und grundlfest eines<br />

Igliehen Testaments ist, So setze ich in allen andern meinen guttern, die ich nach mir verlassen<br />

werde und nicht verlegiret habe, Zu meinen rechten wahren und unzweivcliehen Erben<br />

hicmit ein meine zwen Söhne Martinum und Paulum und meine vier töchter mit namen<br />

Magdalenam, Annam, Evam, und Juliam zu gleichen Teilen, als das sie frt:undlich dasselbige<br />

unter sich zugleich erbweise teilen wolkn, Das t:ins so viel bekommen und haben soll<br />

als das ander.<br />

Das Silber geschirr soll auch gleich geteilet werden, allein den Churfurstliehen Seehsisehen<br />

becher 3?) und des Radts zu Brunschwig 3X ) grossen becher sollen meine beide Söhne<br />

voraus haben. Und hiebey ist aus guttem wolbedachtem mutt und radt meine enttliche<br />

meinung und letzter wille, wie ich auch hiemit verschaffe und ordne, das in meinen unvorlegirten<br />

guttern, so ich nach mir verlassen werde, zu welchem ich auch alle meine Kinder<br />

zu gleich zu Erben einsetze, meine freundliche hertzliebe Hausfrawe von wegen Ihrerweiblichen<br />

lieb und trew, so sie mir in pf1egung, wartung und sonsten nach meiner gelegenheit<br />

so viel Jahr erzeigt, Das Ich Ihr billich zu dancken hab, und weil sie auch die muhe und<br />

sorge in uffziehung unserer Kinder und in der Haushaltung gar allein getragen, die abnutzung<br />

oder die Jherliche Zinse die Zeit Ihres lebens haben und behalten soll, Dt:r gestalt,<br />

das sie nicht allein die blosse alimenta davon haben, sed usum fructum ipsum pleno iure,<br />

das sie solche abnutzung one Caution oder Jemands verhinderung für sich selbs auffzunemen<br />

und zu gebrauchen sol berechtigt, befugt und bemechtigt sein, wo ferner sie im widwen<br />

stande belibt, Dan sie soll den Kindern nicht in die Hende sehen, so sollen Ihr auch die<br />

Kinder die bissen nicht in den mundt zellen 39 ).<br />

36) Herzog Johann Wilhelm v. Sachsen, Enkel Juhann Frit!drich d. Großmütigen, der mit der<br />

Niederlage des Schmalkaldischen Bundes die Kurwürde an die sächsischen Albertiner verlor, regierte<br />

1567-1573 als letzter das ungeteilte Territorium. Die von ihm unterstützten Gnesiolutherancr in Jena<br />

standen z. T. mit Chemnitz in Kontakt (T. Hcshusius, J. Wigand).<br />

37) Vermutlich ein Dankgeschenk Kurfürst Augusts v. Sachsen für Chemnitzens Konkurdienmitarbeit<br />

zwischen 1576-1583.<br />

38) Vielleicht das Chemnitz bt!i seinem Amtsantritt oder bei seiner Promotion 1567 überreichte<br />

Geschenk (Stadtarch. Braunschw.: Kämmereirechnungen) oder die ihm anläßlich seiner neuen<br />

Bestallung auf Lebenszeit 1576 neben 1000 Talern zugedachte "Verehrung" (Rehtmeyer, a. a. 0.,<br />

413).<br />

39) Demnach wird Chemnitzens Witwe für die Zeit ihres Lebens zur Nutznießerin des nach<br />

Abzug der Praelegate übrig bleibenden Vermögens eingesetzt und verpflichtet, die noch unverheirateten<br />

Töchter davon zu unterhaltC:!n. Nach ihrem Tode soll es dann gleichmäßig an alle Erben verteilt<br />

werden.<br />

130<br />

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ger4 2 ), meiner lieben Schwager, Autor Prallen, Burgermeister4 3 ), Hans Pawel, Kemmerer"4)<br />

, und bitte sie freundlich und umb gottes willen, sie wollen sich der muhe gutthcrtzig<br />

unternemen und alles, was ich geordnet, in forma on einige enderung zu werck richten und<br />

daruber halten. Auch mit der vormundtschafft sich onbeschwert beladen und darin thun,<br />

wie sie bey Ihrem weib und Kindern gern gethan sehen und Ich Ihnen gar wol on einigen<br />

zweivel zutrawe.<br />

Dis ist also mein Testament und letzter will, welchs, so es aus irgend einiger ursachen<br />

nicht krafft und macht solt haben eines ordentlichen zierlichen testaments, So soll es doch<br />

sein und gelten als ein Codicill, ubergab von todtswegen, Fidei Commiß45) oder als ein<br />

ander gemeiner letzter will, wie dcrsclbig durch irgent einen weg von recht und gewonheit<br />

kan und mag krefftig und bestendig sein.<br />

Ich behalte mir aber bevor, solch mein testament zu endern, davon und darzu oder es<br />

auch gar ab zuthun, wie mir solchs nach gelegenheit gefellig und eben ist.<br />

Do ich auch ein oder mehr Zettel von mir geschrieben oder unterschrieben in solch<br />

mein testament legen wurde, Dasselbige soll nicht weniger Krafft haben als alles andere,<br />

so in diesem meinem letzten willen begriffen. Mit welchem allem dieser mein \etzter wille<br />

im namen des Almechtigen hiemit beschlossen sein soll. Zu urkundt hab ichs mit meiner<br />

eigen Hand gar durchaus geschrieben und mein Pittschafft untergedruckt. Geben und<br />

gescheen zu Brunschwig Anno d ni 1580 die Januarii 16.<br />

Martinus Kemnicius D.<br />

meine Handt<br />

42) D. David Jäger war offenbar Bruder von Chemnitzens Frau.<br />

43) Autor Pralle war <strong>Braunschweig</strong>er Bürgermeister 1567-1600 (vgl. Spiess, Die Ratsherren,<br />

152).<br />

44) Hans Pawel (1548-1589). V gl. O. Bö k e r, Die Pawels, eine <strong>Braunschweig</strong>er Patrizierfamilie<br />

von den Anfängen bis zur Gegenwart, Braunschw. Jb. 62, 1981,39: Stammtafel).<br />

45) Parallelbezeichnungen für Testament mit ursprünglich unterschiedlichen Bedeutungsnuancen.<br />

132<br />

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Miscellanea zum Thema Wilhelm Busch und Wolfenbüttel.<br />

- Ein unbekannter Brief Buschs an Archivdirektor Paul Zimmermann-<br />

Von<br />

Dieter Lent<br />

In dem im Niedersächsischen Staatsarchiv in WolfenbütleI verwahrten außergewöhnlich<br />

umfangreichen Nachlaß des bedeutenden braunschweigischen Archivars und Landeshistorikers<br />

Paul Zimmermann, zu dem auch 124 prallgefüllte Faszikel seiner Korrespondenz<br />

gehören, befindet sich ein bisher unbekannter Brief von Wilhem Dusch. Dieser ist<br />

sowohl vom Inhalt und vom Entstehungsjahr her wie auch in Hinsicht auf den Adressaten<br />

interessant und recht aufschlußreich, so daß es sich lohnen dürfte, daran einige weiterführende<br />

Betrachtungen zum Thema Wilhelm Busch und Wolfenbüttel anzuknüpfen.<br />

Der Text dieses Briefes l ) lautet:<br />

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Wiedensahl14. Juni 93.<br />

Hochgeehrter Herr Doctor!<br />

Gegen das Biographieren darf man im allgemeinen ein erkleckliches Mißtrauen hegen; da<br />

es sich jedoch hier, wie Sie sagen, nur um ganz kurze Notizen handelt, so ist die Sach am<br />

End nicht bedenklich.<br />

Ich bin geboren am 15. April 1832 zu Wiedensahl. Ich besuchte die polytechnische<br />

Schule in Hannover, den Antikensaal in Düßeldorf und die Malklaße in Antwerpen. -<br />

Etwa 1859 fing ich an für die "Fliegenden Blätter 2 ) zu zeichnen. Es folgten die "Bilderbogen"<br />

und daraus sich entwickelnd die längeren Bildergeschichten mit Text. Ohne Bilder<br />

erschienen "Kritik des Herzens" und "Eduards Traum"; das erste in Versen, das zweite in<br />

Prosa. - Abphotographicrt bin ich, außer in Wolfenbüttc\, von Hanfstängl in München.<br />

Für Ihren liebenswürdigen Brief nebst Einlage spreche ich Ihnen meinen verbindlichsten<br />

Dank aus.<br />

Hochachtungsvoll Wilh. Busch<br />

1) Archivsignatur 249 N 375; auch alle nachfolgenden Archivsignaturen beziehen sich auf das<br />

Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttcl.<br />

2) Anführungsstrich fehlt!<br />

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133


sarchiv Wolfenbüttel ausgiebig "dokumentiert"19a). Am interessantesten ist dabei wohl<br />

Buschs Vorkommen im Archivbestand 2 Z, der wahrscheinlich ältesten Zeitungsausschnittsammlung<br />

im deutschen Reichsgebiet 20 ). Hier hat Zimmermann hunderte von Ausschnitten<br />

aus vielen regionalen niedersächsischen und überregionalen deutschen Zeitungen<br />

über Busch aus den Jahren 1874 bis 1924 (1931) in einem starken Faszikel (2 Z 269)<br />

konzentriert. Darunter befindet sich auch ein in der <strong>Braunschweig</strong>ischen Landeszeitung<br />

am 8. 9. 1893 abgedruckter längerer Auszug aus Buschs damals soeben erschienener Autobiographie<br />

"Von mir über mich". Die vier vollbeschriebenen Karteikarten mit Literaturtiteln<br />

über Busch aus den Jahren 1902-1932 in Zimmermanns niedersächsischer "Personenkartei"<br />

(36 A Slg) machen vollends deutlich, daß er den Maler-Dichter wohl für die Aufnahme<br />

in eine Allgemeine Niedersächsische Biographie vorsah, die seit 1910 unter seiner<br />

maßgeblichen Mitwirkung Konturen annahm und alle "niedersächsischen Kulturträger"<br />

biographisch erfassen sollte 21 ). In der von Zimmermann herausgegebenen landesgeschichtlichen<br />

Zeitschrift "<strong>Braunschweig</strong>isches Magazin" wird unter der Rubrik "<strong>Braunschweig</strong>ische<br />

Chronik" [d.h. Jahres-Chronik] der 70. Geburtstag und der Tod Buschs (letzterer<br />

mit dem Zusatz "zeitweise in WolfcnbÜtlel wohnhaft") vermerkt 22 ): damit wird der<br />

berühmte Mann quasi zum Zeit-<strong>Braunschweig</strong>er deklariert. "Hannoveraner" war er ohnehin.<br />

Als "Niedersachse" wurde er häufig schon zu Lebzeiten in Anspruch genommen und<br />

sogar als "echter Niedersachse" nach seinem Tode von seinen Neffen charakterisiert 23 ).<br />

Busch selbst verwendet diesen damals noch nicht häufig gebrauchten Begriff - mit einem<br />

gewissen Bezug auf sich selbst - eher halb ironisch (1894):<br />

"Im Wald von Niedersachsen [wohl Schaumburger Wald bei Wiedensahl]<br />

Ein alter Heuschreck [Wo Dusch] saß ... "24).<br />

Ferner interessierte sich Zimmermann als Archivleiter auch dienstlich 1918 für die<br />

Versteigerung einer Erstausgabe und 1922 von Autographen des Einsiedlers aus Wie densahl;<br />

im Jahre 1922 ließ er auch ein Stammbuchgedicht Buschs aus Wolfenbütteler Privatbesitz<br />

für das Staatsarchiv abschreiben 25 ).<br />

Vor dem Hintergrund dieser biographischen amtlichen Dokumentationstätigkeit und<br />

landesgeschichtlichen Publikationstätigkeit ist wohl auch der autobiographische Antwort-<br />

19') Bestände 27 Slg (als Teil von 30 Slg), 2 Z; 36 A Slg; Dienstbücherei P 384-388 sowie wohl<br />

auch Zg 310/59.<br />

20) Staatsachiv Wolfenbüttcl 2 Z (Findbuch S. IV).<br />

21) F. Busch: Der Plan einer allgemeinen Niedersächsischen Biographie (in: Niedersächsisches<br />

Jahrbuch, Bd. 2, 1925, S. 208 fL). - Staatsarchiv Wolft:nbüttel: Findbuch 249 N (zum Nachlaß P.<br />

Zimmermann, S. 9).<br />

22) Braunschwcigisches Magazin, Bd. 9, 1903, S. 9; ebd. Bd. 15, 1909, S. 7.<br />

23) Hermann, Adolf und 0110 N ö Id e k e: Wilhelm Busch, München 1909, S. 119, 138, 148 L -<br />

O. und H. Nöldeke, 1930 (wie Anm. 10), S. 212,228, (9), (142).<br />

24) Wilhclm Busch: Was beliebt ist auch erlaubt, Hrg. von Rolf Hoch hu th, Gütersloh 1959,<br />

S. 1014. - Zur Entwicklung dt:s Bt:griffs "Niedersachsen" vgl. D. Le n t: Das Niedersachsenbewußtsein<br />

im Wandel der Jahrhunderte (in: earl H aase, Hrg.: Niedersachsen, Göttingen 1971, S. 27 ff.,<br />

insbes. S. 45 ff.).<br />

25) Staatsarchiv Wolfcnbüttcl: 27 Sig.<br />

136<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

brief Buschs an Zimmermann vom 14. Juni 1893 zu sehen. Offenbar wollte er irgendwo<br />

"ganz kurze Notizen" über Busch in einer Veröffentlichung oder ähnlichem verwerten.<br />

Deswegen Buschs briefliche Reserve gegen das - allzu intime - "Biographieren".<br />

Zur Wolfenbütteler Busch-Stätte - dem Forsthaus - hatte Zimmermann eine besondere<br />

persönliche Beziehung und auch der Humor hatte - für ihn fest lokalisiert in diesem<br />

Wirtshaus - einen ganz bcstimmten Platz in seinem Leben. Er gehörte aber offensichtlich<br />

nicht zu den "wenigen Bevorzugten", die Wilhelm Busch bei seinen fast alljährlichen Aufenthalten<br />

von 1862 bis 1895 in Wolfenbüttel näher getreten sind26), obwohl er im Forsthaus,<br />

dem Urlaubsdomizil des Künstlers, seit 1876 regelmäßig verkehrte: gerade dort fand er<br />

humorgewürzte Entspannung. Pflegte er doch in seinem "Sonnabends-Forsthaus-Kegelklub"<br />

den damals zeitüblichen und später oftmals höhnisch als "wilhelminisch" karrikierten<br />

mehr oder weniger organisierten Vereinshumor des Bürgertums. Sogar zum Ehrenvorsitzenden<br />

dieser Keglerrunde rückte er im Jahre 1926 au(2 7 ). Um 1892 war diese kegelnde<br />

Gesellschaft ein fast reiner Akademikerklub, dem mit Julius Elster (1854-1920) sogar ein<br />

Physiker von Wclltrang angehörte.<br />

"Die schöne Zeit vergeß ich nie ...<br />

Wo wir mit ihm, dem großen Paul,<br />

Des Landeshauptarchives Saul,<br />

Nachdem wir stundenlang gekegelt,<br />

Und stets mit vollem Witz gesegelt,<br />

Beim Whist bis in die späte Nacht<br />

Gezecht, gelärmt, gescherzt, gelacht. "28)<br />

Laut Forsthaus-Keglerzeitung gehörte der "weit und breit bekannte und gefürchtete<br />

Archivar"29) Zimmermann diesem Klub seit 1876 an. Der Humor der aus Honoratioren<br />

sich zusammensetzenden Kegelrunde ergoß sich in zahlreiche Gedichte, darunter auch<br />

mehrere speziell auf Zimmermann gemünzte. 30) Manche Gedichte scheinen geradezu wie<br />

in "Wilhelm Buschs Manier" verfertigt zu sein31 ), wobei direkte Abhängigkeit natürlich<br />

nicht nachweisbar ist. Doch Zugang oder Berührung mit dem berühmten Gast und "Meister<br />

des deutschen Humors" im Forsthaus haben die dort "aktiven" fidelen Kegelbrüder<br />

schwerlich gehabt. Denn wie schrieb Busch schon 1875 über seinen Ferienort: "Wolfenbüttel<br />

... ficht mich wenig an ... Ich trinke kein Bier, ich spiele keine Karten, ich liebe keine<br />

philisterhafte Geselligkeit. Drum - was schert mich Wolfenbüttel die Stadt!?"32). Die<br />

26) N ölde ke, W. Busch und Wolfenbüttel (wie Anm. 10), S. 96.<br />

27) Hel ler: 60 Jahre Sonnabends-Kegel klub, 1933 (Typoskript in 30 Slg 37 Nr. 128). - Wilhelm<br />

Ku n z e: Dem Sonnabcnds-Forsthaus-Kegelclub zum 16. Dezember 1882 [Druck] (in: 280 N 63). - Gut<br />

Holz! Organ für die gesamten Interessen des Sonnabend-Kegelklubs zu Wolfenbüttel, 9. Januar 1892<br />

[Druck] (in: 30 Slg 37 Nr. 128).<br />

2R) Kunze (wie Anm. 27), S. 3 f.<br />

29) Gut Holz (wie Anm. 27).<br />

30) wie Anm. 29 und ferner: 249'1/ 22 (Gedichte des Kegelklubs).<br />

31) Die Busch-Nachahmungen in Versgedichten sind allgemein noch nahezu unerforscht: vgl.<br />

Pape (wie Anm. 4), S. 96 ff.<br />

32) Bohne, Briefe (wie Anm. 5), Bd. 1, S. 140 f.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

137


einige - bereits veröffentlichte - Schreiben dcs großen <strong>Braunschweig</strong>er Dichters 5IJ ). Sein<br />

Kleiderseller-Mitglieds-Status war wohl der eines "Wolfenbütteler Affilierten" der SeIlereiSI).<br />

Auch hat Zimmermann die kosthar gedruckten Gedichte der KleiderseIler sorgfältig<br />

für sein Staatsarchiv gesammelt und beschriftet sowie bestimmte Gedichte und Texte dieser<br />

Runde zu Dokumentationszwecken eigens abgeschriebenS2). Der in diesen Kleidersellertexten<br />

fixierte, systematisch gezüchtete spezielle literarische Humor harrt, da im direkten<br />

Umkreis von Raabe entstanden, noch in der literaturhistorischen Auswertung und Einordnung.<br />

Die gehaltvolle Festrede bei der Enthüllung der Erinnerungstafel für Wilhelm Busch<br />

am Forsthaus hielt 1912 der Wolfenhüt!eler Gymnasiallehrer Dr. Constantin Bauer 53 ), der<br />

auch Kleidersellermitglied sowie seit 1911 Mitbegründer der Raabc-Gesellschaft und später<br />

Raabe-Forscher sowie wissenschaftlich tätiger Philologe war 54 ). Bei der Feier zum 100.<br />

Geburtstag Wilhelm Buschs schließlich verkündete der Wolfenbütteler Stadtsyndikus<br />

1932, daß im Forsthaus ein "Buschzimmer" und im Lessinghaus ein Busch-Gedenkraum<br />

geschaffen werden solle 55 ) - sicher ein Höhepunkt der Busch-Erinnerungspflege in der<br />

alten Musenstadt.<br />

5{l) Matthes (wie Anm. 42), S. 45. -249N (Nachlaß P. Zimmermann), Nr. 446: Korrespondenz<br />

mit Raabe 1896-1908. -Fritz H art man n: Die Kleidcrsellcr(in: Der Türmer, XXVII, 9,1925, S. 259)<br />

über Zimmermanns Kleidcrseller-Zugehörigkeit. - Canzonetta ... , das ist: Der ehrlichen KleiderseIler<br />

Gedächtnislied ... , von Brandanus, Wolfenbüttcll907: P. Zimmermann unter den Jubiläumsgästen!<br />

[in: V730a).<br />

51) Brandes (wie Anm. 46), S. 800.<br />

52) wie Anm. 47.<br />

53) Rede: Wolfenhütteler Kreishlatt vom 16.9. 1912 (Nr. 218) (in: 2 Z 2(9).<br />

54) Geb. 1883, gest. 1966, von 1912 bis 1933 Schriftführer der Raabe-Gesellschaft. - Nachruf in:<br />

Mitteilungen der Raabe-Gesellscbaft, 54. Jg., 1967, H. 2, S. 31. - Veröffentlichungen siehe: Kürschners<br />

Deutscher Gelehrten-Kalender 1966, Berlin 1966, S. 89.<br />

55) Richard Abich: Hundert Jahre Wilhelm Busch (in: Mitteilungen der Wilhelm-Busch­<br />

Gesellschaft, Nr. 1, Mai 1932, S. 12).<br />

140<br />

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Quellenkunde und Historische Hilfswissenschaften<br />

Quellen s. auch Nr 41,86, 95, 106, 113, 116, 130, 134, 142, 146, 161,205,210,246,259,292,<br />

301-311,334,457,458.<br />

50. Archive in Niedersachsen. (Ein archivisches Informationsblatt. Hrsg .. von d. Niedersächs.<br />

Archivverwaltung. Schriftl.: Bernd Kappelhoff.) (H.) 8. (Hannover: Niedersächs. Hauptstaatsarchiv)<br />

1980. 37 S., 7 Abb. 4° [Umschlagt.]<br />

[Darin u.a.: Borck, H[ein,J·G[untt>crJ: Das KGSt-Gutachten .. Kommunales Archiv" von 1985. Entstehung u. Bedeutung. S.<br />

1-5. - Scheel, G[unterl: Das StaatsarchlvWolfenbuttcl fertigte das Gastgeschenk für den Spanienbesuch des Niedersächsischen<br />

Ministerpräsidenten. S. 6-8. 1 Abb. - Merker. O[ttol: Intensivierung der Ausbildung in den niedersachsischen Staatsarchiven.<br />

S. 13--14. - Picpmeyer. GlunlerJ: Ausbildung von Huchbindcrlchrlingcn bei den Staatsarchiven. S. 14 15. - Bocttichcr.<br />

M(anfrcdl von: Rcstandsfindblicher oder Datenbank? Zur Disku.;sion um d. Einsatz von EDV in Archiven. S. 16--18. - Matthes,<br />

DlleterJ: Keuerwcrbungcn im Staatsarchiv Wulft:nbtitteL S. 26. - HeriemaTlIl. B.: WidcrMand und Verfolgung zur Zeit<br />

des Nationalsozialismus auf dt:m Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen. Ein neues Forschungsvorhaben. S. 32-33.]<br />

51. G ü nze I, Hermann: Verzeichnis der Kanada-Bestände in der Bundesrepuhlik Deutschland und<br />

West-Berlin. Unter Mitarb. vun Wulf-Dieter B arz u. Beate Thierfelder- Kirberger. Marburg<br />

19H6. 175 S. (Schriften d. Universitätsbibliothek Marburg. 28.)<br />

[Genannt werden u. a. <strong>Braunschweig</strong>, Stadt bibliothek S. 55-56. Wolfcnbuttel, Nds. Staatsarchiv S. 149-153; Sachregister S.<br />

Ib7-175 I<br />

52. Inventar von Quellen zur deutschen Geschichte in Pariser Archiven und <strong>Bibliothek</strong>en. Bearb.<br />

von e. Arbeitsgruppe unter Leitung von Georg Schnath. Hrsg. von Wolfgang Hans Stein.<br />

(Koblenz:) Landesarchivverwaltung Rhcinland-Pfalz (1986). LXXIII, 917 S. (Veröffentlichungen<br />

d. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz. Bd 39.)<br />

I<strong>Braunschweig</strong>er Bezüge s. Index S. 673-909. J<br />

53. Archivalische Quellen zur politischen Krisensituation während der Weimarer Zeit in den ehemaligen<br />

Territorien des Landes Niedersachsen. Ein analytisches Inventar. Bd 3: Freistaat 01denburg.<br />

Bearb. von Friedrich Wilhe1m Rogge. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (1986).<br />

XXVII, 431 S. (Veröffentlichungen d. I\ds. Archivverwaltung. H. 45.)<br />

[<strong>Braunschweig</strong>er Bezuge s. Index S. 305-431: Bd 1: Freistaat Braunschwcig. Bd 2: Freistaat Schaum burg-Lippe s. Bibliogr. 1984,<br />

Nr38.]<br />

54. Ebeling, Hans-Heinrich: Findhuch zum Bestand Reichskammergericht . Rep<br />

900. T. 1.2. Osnabrück: Wenner 1986. XV11I, 1097 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung.<br />

Inventare u. kleinere Schriften d. Staatsarchivs in Osnabrück. H. 3.) Zugl. = (Inventar<br />

d. Akten d. Reichskammergerichts. Bd 11.)<br />

[<strong>Braunschweig</strong>er Bc,üge s. Indices S. S27-ton.1<br />

55. Eymael, Charlotte: Koninklijk Huisarchief. Inventaris van de archieven van prinses Frederike<br />

Louise Wilhelmina van Oranje-Nassau en van erfprins Karel George August van Brunswijk-Lüncburg<br />

1770-1819 . Den Haag 1986. VI, 50 S., 1 Abb. 4° [Umscblagt.]<br />

[Auf S. 32-34 sind auch d. Fnederike Luise WilheImine u. Karl Georg August betreffenden Stücke aus d. Nds. Staatsarchiv<br />

Wolfenbuttel verzeichnetj Index S. 42-50.]<br />

56. Heinz-Günther Borck Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter.<br />

Im Auftr. d. Hildesheimer Heimat- u. Geschichtsvereins bearb. von Jürgen Borchers [u. a.]<br />

(Hildesheim:) Gerstenberg (19H6). VII, 184 S.<br />

[Sammlung von Quellen aus d. Bereichen Verfassung u. Verwaltung. Bevölkerung, Wirtschaft, Außenpolitik u. Kirche, d. ins<br />

Hochdeutsche libertragen sind; <strong>Braunschweig</strong>er Bezüge im Bereich Außenpolitik.]<br />

57. W i I d cf u er, Hans: Die Hildesheimer Bischufschronik des Hans Wildefuer. [Bearb. u. hrsg.<br />

von) Udo Stanelle. Hildesheim: Lax 19H6. 227 S., 5 Abh. (Veröffentlichungen d. Instituts f.<br />

Historische Landesforschung d. Universität Göttingen. Bd 25.)<br />

IPersonen- u. Ortsregister S. 219-227.J<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

58. K ö h I er, Johannes: Eine Chronikhandschrift von Johannes Letzner in Wrisbergholzen. In: Die<br />

Diözese Hildcsbeim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 54.1986. S. 41-52,3 Abb.<br />

IEs handelt sich um e. Fragment d .•• Braunschwcigischen, Lünenburgischen und Gottingschen Chronika".1<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

145


174. Müller, Gerhard: Martin Chemnitz . Ein Reformator d. zweiten Generation. In:<br />

Luther. Zs. d. Luther-Gesellschaft. Jg. 57.1986. S. 119-127.<br />

175. Jü n ke, Wolfgang A.: Zum 400. Todestag von Martin Chemnitz. In: Diakrisis. Hilfe zur Unterscheidung<br />

von Geistesströmungen in Kirche u. Welt. Jg. 7. 1986. S. 63-64.<br />

176. (lünke, Wolfgang A.:) Martin Chemnitz 1522-1586. Ausstellung in St. Martini am Altstadtmarkt<br />

(in <strong>Braunschweig</strong>), 14. Juni - 31. Oktober 1986. (ßraunschweig: EV.-Iuth. Propstei u.<br />

Stadtkirchenverband <strong>Braunschweig</strong>, St. Martinigemeinde 1986.) 21 S., 4 Abb. [Umschlagt.)<br />

177. Oftestad, Bernt Torvild: "Historia" und "Utilitas". Methodologische Aspekte d. Abendmahlstheologie<br />

bei Martin Chemnitz. In: Archiv f. Reformationsgeschichte. Jg. 77. 1986. S.<br />

186-225.<br />

178. Sch 0 ß, Carl Wolfg;mg Huismann: Das evangelische geistliche Ministerium im 16. Jahrhundert.<br />

Eine Untersuchung norddeutscher Stadtministerien unter Einbeziehung d. Predigerministeriums<br />

in Frankfurt a. M. u. d. Geistlichen Ministeriums in Regensburg. o. 0.1983. VIII, 378 S.<br />

Heidelberg, Phil. Diss. v. 21. 12. 1983.<br />

[Darin S. 16-69: Das <strong>Braunschweig</strong>er Ministerium als Archetyp.1<br />

179. Mager, Inge: Lied und Reformation. Beobachtungen zur reformatorischen Singbewegung in<br />

norddeutschen Städten. In: Das protestantische Kirchenlied im 16. u. 17. Jahrhundert. Text-,<br />

musik- u. theologiegeschichtl. Probleme. Hrsg. von Alfred Dürr u. Walther Kill y. Wiesbaden<br />

1986. S. 25-38. (Wolfenbütteler Forschungen. Bd 31.)<br />

(Die Stadt <strong>Braunschweig</strong> ist u. a. in d. Untersuchung einbezogen.]<br />

180. Som mer, Wolfgang: Johann Arndt und Joachim Lütkemann - zwei Klassiker der lutherischen<br />

Erbauungsliteratur in Niedersachsen. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 84. 1986. S. 123-<br />

144.<br />

181. Ach ill e s, Walter: Moritz von Brabeck und die theologische Seite der Aufklärung - eine Skizze.<br />

In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 54.1986. S. 117-138,8 Ahb.<br />

[Eine enge Freundschaft verband v. Brabcck mit d. braunschwcigischen Abt Johann Friedrich Wilhe1m Jcrusalem • auf d. Verf. detailliert eingehe]<br />

182. Müller, Wolfgang Erich: Zu den Divergenzen zwischen Predigten und Dogmatik bei J(ohann)<br />

F(riedrich) W(ilhelm) Jerusalem. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 84. 1986. S. 145-156.<br />

183. Oertel, Hermann: Das Bibelwerk Herzog Karls I. von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel1735-1780.<br />

In: Braunschw. Jb. Bd 67. 1986. S. 87-111,2 Abb.<br />

Wirtschafts- und Verkehrsgeschichte<br />

Bergbau s. auch Nr 4,69,72,349,454-456.<br />

184. Internationale Bibliographie Aufsatzliteraturzur Montangeschichte. 1985. (Essen: Verl. Glückauf<br />

1986.) 22 BI. 4° (Der Anschnitt. Jg. 38 [, Beil.))<br />

[Darin BI. 3-4: Gärtner, Stcfanic: Nicdcrsachscn.]<br />

185. Dennert, Herbert: Bergbau und Hüttenwesen im Harz vom 16. bis 19. Jahrhundert. Darges!.<br />

in Lebensbildern führender Persönlichkeiten. (2., erw. u. erg. Auf). Gesamtausg.) (Clausthal­<br />

Zellerfeld: Pieper) 1986.195 S., Abb.<br />

[I. Aun. = T. 1 s. Bibliogr. 1960. Nr 59.1<br />

lR6. Der Oberharzer Bergbau zur Zeit Henning Calvörs. Ausstellung anliißI. d. 30(). Geburtstages<br />

von Henning Calvör im Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld 25. 10. bis 31. 10.<br />

1986. Clausthal-Zellerfeld: Technische Univ. C1austhal, Oberbergamt C1austhal-Zellerfcld,<br />

156<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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213. D [u be], R[ainer]: Vor 300 Jahren <strong>Braunschweig</strong>er Wertpapierbörse gegründet. In: IHK [Industrie-<br />

u. Handelskammer]. Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer<br />

Braunsehweig. Jg. 38, H. 11. 1986. S. 63-64, 1 Abb.<br />

214. E tzold, Ute: Technischer Wandel und Buchbinderhandwerk im 19. Jahrhundert. In: Buchhanddsgeschichte.<br />

Beil. zum Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel. Frankfurter Ausg. Jg. 42. 1986. S. B<br />

93-B 100,7 Abb.<br />

[Dargestellt am Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>.l<br />

215. Behr, Oskar: Goslarer Gastronomie, geschichtlich betrachtet. In: Goslarer BergkaI. Jg. 369:<br />

1987. [1986.] S. 88.<br />

216. (Eichhorn, Heinz:) 1976-1986. Hotel-Pension, Gaststätte und Tagescafe "Kuckucksmühle"<br />

in KneitlingenlBansleben Samtgemeinde Schöppenstedt. Zum lOjahrigen Bestehen e. Geheimtips<br />

gepflegter Gastlichkeit. (Kneitlingen-Bansleben: Hotel-Pension ,.Kuckueksmühle" 1986.)<br />

24 S., Abb. [Umschlagt.:] 1976-1986. 10 Jahre "Kuckucksmühle" Bansleben. In alten Chroniken<br />

geblättert ...<br />

217. Bauerfeind, Hans, u. Hartrnut Knappe: Streiflichter aus der Harzer Hüttengeschichte des<br />

18. Jahrhunderts-ein Kriminalfall. In: Der Harz. Eine Landschaft stellt sich vor. H. 13114. 1985.<br />

S. 15-20, Abb. 8--9.<br />

[Über Manipulationen d. Hüttenpächter im Fürstentum Blankenburg um 1723.J<br />

218. Laub, Gerhard: Zink, Messing und Zinkoxid im Goslarer Handel und Hüttenwesen bis zur<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit 3 Abb. In: Harz-Zs. Jg. 38. 1986. S. 21-43.<br />

219. Laub, Gerhard: Zur frühen Verhüttung von Kupfer- und Bleierzen im Wcstharz. In: Unser<br />

Harz. Jg. 34. 1986. S. 107-108,113-114,4 Abb.<br />

220. Zietz, Rudolf: Die ersten deutschen Konservendosen stammen aus See sen am Harz. In: AIIgern.<br />

Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 99, 1 Abb.<br />

[Blechwarenfabrik Züchner.J<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

221. Röhr, Heinz: Krappanbau in Königslutterin der2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Braunschw.<br />

Heimat. Jg. 72. 1986. S. 47-49.<br />

222. Bö ke, Renate: Die Ansicht des Brockenhauses auf alten Lackwaren. In: Allgern. Harz-Berg­<br />

KaI. 1987. [1986.] S. 63-65,3 Abb.<br />

[Ansichten d. Brockenhauses auf Tabakdosen aus d. Manufakturen Stohwasser u. Stockmann in <strong>Braunschweig</strong>.]<br />

223. Hodemacher, Jürgen: Die Stadtmühlen zu <strong>Braunschweig</strong>. In: Braunsehw. KaI. 1987. [1986.]<br />

S. 93-95,2 Abb.<br />

224. Eichhorn, Heinz: Mühlenbau-Ingenieure mit Weltruf. Berühmte Söhne d. <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Familie Luther. In: Die Mühle + Mischfuttertechnik. Jg. 123. 1986. S. 256-257,4 Abb.<br />

225. Dette, Joachim: Gottlieb Luther. Begründer d. <strong>Braunschweig</strong>er Mühlenindustrie. In:<br />

Braunschw. Heimat. Jg. 72. 1986. S. 81-87,4 Abb.<br />

226. Dette, Joachim: Neubau einer nach amerikanischem Muster erbauten Dampf- und Wassermahlmühle<br />

1848-1850. In: Die Mühle + Mischfuttertechnik. Jg. 123. 1986. S. 250-252,3 Abb.<br />

rÜheT d. Nemaadtmlihle in Rraunschweig 1<br />

227. Lamprecht, Günter: Bockwindmühle Abbenrode [Gemeinde Cremlingen]. Erfahrungen mit<br />

e. Baudenkmal. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. (1986.] S. 96-99, 3<br />

Abb.<br />

228. K retsch mer, Paul: Vom Mühlenwesen in der Stadt Holzminden um die Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />

Mit 1 Abb. In: Jahrbuch f. d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985.1986. S. 95-97.<br />

229. Lindner, Karl-Emst: Wind- und Wassermühlen und die Mühle von Stroit. In: Einbecker Jb.<br />

Bd37. 1986. S. 139-147, 1 Abb.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

159


230. (Haase, Heinz-Wilhe\m:) Fürstenberger Porzellan vom Rokoko bis zum Historismus. Bremer<br />

Landesmuseum/Focke-Museum. Bestandskatalog. Bremen 1986.236 S., Abb. (Hefte d. Fode­<br />

Museums. Nr72.)<br />

231. Emons, Hans-Heinz, Hans-Henning Walter: Die Siedesalzproduktion in Deutschland vom<br />

16. bis zum 19. Jahrhundert. Eine Übersicht. In: Der Anschnitt. Jg. 38. 1986. S. 27-44,18 Abb.<br />

232. La u b, Gerhard: Solquellen und einstige Salzwerke bei Wolfenbüttel. In: Heimatbuch f. d.<br />

Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. (1986.] S. 75-81, 2 Abb.<br />

233. Walter, Hans-Henning: Geschichte der Saline Harzburg. In: Unser Harz. Jg. 34. 1986. S. 83-<br />

85.<br />

234. Wal ter, Hans-Henning: Johannes Rhenanus -ein berühmter Salinist des 16. Jahrhunderts. In:<br />

Unser Harz. Jg. 34.1986. S. 211-212, 217, 4 Abb.<br />

IRhcnanusweilte 1571 im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>-Wolfcnbuttel in d. Salinen Harzburg ll. Salzgitter.]<br />

235. Kle in, Fritz: Das Streichholz-ein Harzer Kind. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 66.<br />

IÜl>er Zündholzfabriken im Harz.1<br />

236. Die Welle der Zuckerfabrikgründungen vor 100 Jahren. In: Zuckerindustrie. Jg. 107 .<br />

1982. S. 630-642,2 Abb., 2 Kt.<br />

[Über Planungen u. Grundungcn von Zuckerfahriken in d. Jahren 1882-1H!\4, u. a. in Frellsledl, Groß TwiJlpsledl, Holzminden.<br />

Meine, Schandclah, Wolfenbuttel.}<br />

237. 125 Jahre Zuckerfabrik Barum [Stadt Salzgitter]. In: Zuckerindustrie. Jg. 108 . 1983. S.<br />

66-67, 1 Abb.<br />

237a. Schrae pier, Harald: 150 Jahre Flurneuordnung im <strong>Braunschweig</strong>ischen. Von d. Herzoglichen<br />

Landesökonomiekommission zum Amt f. Agrarstruktur (<strong>Braunschweig</strong>). In: Zeitschrift f. Kulturtechnik<br />

u. Flurbereinigung. 27.1986. S. 94-99.<br />

238. A rno Id, Uwe: Die Entwicklung und frühere Bedeutung des Harzer Rotviehs unter Berücksichtigung<br />

der geographisch und sozial bedingten Verhältnisse im Zuchtgebiet sowie die Einbeziehung<br />

von EDV-Auswertungsergebnissen noch vorhandener Herd- und Vorkörhücher. Ein<br />

Beitr. zum Harzer Rotvieh. Gießen 1985. 111 S., 4 Abb. Gießen, Vet.Med. Diss. v. 3. 6.1985.<br />

239. Wiese, Albert: Etwas über die Rindviehhaltung im Oberharz. In: Allgern. Harz-Berg-Kal.<br />

1987. [1986.] S. 52-54,3 Abb.<br />

Straßen s. auch Nr 528.<br />

240. Bayer, R[obert], H. Fischer: Älteste Handeiswege in der Vor- und Frühgeschichte im sächsischen<br />

Raum. In: Ur- u. Frühzeit. Jg. 13, H. 3.1986. S. 4-7.<br />

241. Tr a u pe, Kar!: Der Schiffs- und Flößerkanal zwischen <strong>Braunschweig</strong> und Gliesmarode. <strong>Braunschweig</strong>:<br />

Verf. 1986.27 gez. BI. 4° [Masch.schr. vervieIf.]<br />

242. Heue r, Ernst: Schiffahrt auf der Oker. Auch d. Oker wurde einst in d. Frachtverkehr einbezogen.<br />

In: Kalenderf. d. Landkr. Gifhorn. 1986. [1985.] S. 159-163.<br />

243. Fischer, Günther: "Harz-EIbe-Kanal". In: Goslarer Bergkal.Jg. 369: 1987. [1986.] S. 111-112,<br />

1 Abb.<br />

[Üher d. Plan d. Her LOgS Julius, e. Kanal vom Harz bis Magdeburg an d. Eibe zu bauen.)<br />

244. Schmidt, Martin: Die Umwelteinflüsse von 300 Jahren Talsperrenbau im Westharz. In: Die<br />

Wasserwirtschaft. Jg. 74. 1984. S. 109-113.<br />

245. Sc h m i d t, Martin: Die Rasendichtung der Oberharzer Teichdämme. In: Die Wasserwirtschaft.<br />

Jg. 76.1986. S. 257-261, 5Abb.<br />

160<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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261. Großmann, Helmut: Erinnerungen an die Südharz-Eisenbahn. In: Allgern. Harz-Berg-Kal.<br />

1987. [1986.] S. 115-117, 1 Abb.<br />

262. Rogl, Hans Wolfgang: Die Osthannoverschen Eisenbahnen. Von d. Schmalspur zur größten<br />

nichtbundeseigenen Eisenbahn. (Neubearb.) (Düsseldorf:) Alba (1985). 116 S., Abb. (Kleine<br />

Verkehrsgeschichte. )<br />

[Die Strecke Wittingen·Oebisfelde beruhrt ab Kilometer 28.1 <strong>Braunschweig</strong>er Territorium.)<br />

263. Hilde bran dt, Werner: Der geplante Bahnbau Clausthal-Buntenbock-Osterode. In: Allgern.<br />

Harz-Berg-Kal. 19R7. [19R6.] S. 6fi.-70, 1 Abb., 1 Kt.<br />

264. Miska, G[erald]: Bahnhofschronik Börßum. Börßum: Verf. 19R6. 107 BI. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Arbeit ist vorbanden Im Nds. Staatsarchi\' Wolfenbüttel Z' Zg. 379/87.)<br />

265. Behrend, Hans-Jürgen: Bahnhof Lichtenberg (Stadt Salzgitter) 1RR6-19R5. Berichte, Bilder<br />

u. Karten zur <strong>Braunschweig</strong>ischen Landeseisenbahn im Raum Salzgitter. (Salzgitter-Lichtenberg:<br />

Verf. 1985.) 38 ungez. BI., Abb., Kt. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

(Die Arbeit ist vorhanden im Nds. Staatsarchi\' Wolfenbüttel T'Zg. 471/87.]<br />

266. Miska, G[crald]: Angaben zur Geschichte des Bahnhofs Vienenburg. <strong>Braunschweig</strong>: Bf.<br />

<strong>Braunschweig</strong> Rbf 19R6. 75 BI. mit Kt. u. PI. 4° [Umschlagt.] [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Arbeit ist vorhanden im Nd>. Staatsarchiv Wolfenbüttel2:' Zg. 414/86.)<br />

267. Hanecke, Joachim: Bustouren in den Unterharz . In: Unser Harz. Jg. 34.1986.<br />

S.138.<br />

Geschichte der geistigen Kultur, KUlistgeschichte und Denkmalpflege<br />

268. Projekt berichte zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Hrsg. von Walter Kertz. H. 1: Referate<br />

beim Workshop zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina am 30. Juni 86 und Kurzprotokoll<br />

der Veranstaltungen des Hochschultages am 5. Juli 85. <strong>Braunschweig</strong>: <strong>Bibliothek</strong> d. Techn.<br />

Univ. <strong>Braunschweig</strong> 1986. 122 S.<br />

[Darin U.8.: Atbrecht, Hclmuth: Geschichte der Carolo-Wilhelmina: Quellenprobleme und Forschungsansätze. S. 5--16.­<br />

Schikorsky, Isa: Vorlesungsverzeichnisse im 18. Jahrhundert als Quellen zur HochschulgeschIchte. Eine Problemskiu.e. S.<br />

39-50. - Irrgang. Bernhard: Polemische Philosophie und abwägende Vernunft. (Johann Andreas) Fabricius. (Lorenz) v. ereII.<br />

(lohann) Stuve und die Stellung der Philosophie am Collegium Carolinum. S. 51-58. - Hickel. Erika: Die forstliche und die<br />

pharmazeutische Abteilung am Collegium Carolinum nach 1835/40. S. 59-69. - Gundler. Bettma: Computergestutzte Erstellung<br />

berufsbiographischer Inventare als wichtige Datenbasis für die Hochschulgeschichte. S. 73-ll6. - F ie d le r. Gudrun: Heruf.<br />

Qualifikation und Arbeitssituation von Ingenieuren im Kaiserreich. S. 87-96 - Poil man n. Klaus Erich: Die Technische Hochschule<br />

<strong>Braunschweig</strong> nach 1945. Rekonstruktion u. Reformerwartung. S. 97-105. - Voge I, Ernst: Zwanzig Jahre Technische<br />

Universitat <strong>Braunschweig</strong> 1961-1980. Ausbau u. Umbruch. S. 107-119.)<br />

269. Alb re c h t, Helmuth: Catalogus professorum der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina<br />

zu <strong>Braunschweig</strong>. T. 1: Lehrkräfte am Collegium Carolinum 1745-1877. (<strong>Braunschweig</strong>: <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Hochschulbund e. V. 19R6.) XXIX, 112 S., 15 Abb. (Beiträge zur Geschichte d. Carolo­<br />

Wilhelmina. Bd 8.)<br />

270. Technische Universität (Carolo-Wilhelmina zu) <strong>Braunschweig</strong>. Forschungsbericht. (Hrsg.:<br />

Bernd Rebe. Red.: Bernd Albert [u.a.]) (<strong>Braunschweig</strong>: J. H. Meyer 1986.) 13 ungez. BI.,<br />

510 S. 4° [Umschlagt.)<br />

271. Baresei, K[laus]: Unterricht in Tierheilkunde am Collegium Carolinum zu <strong>Braunschweig</strong>,<br />

1835-1871. In: Deutsche tierärztliche Wochenschrift. 93. 1986. S. 168-170.<br />

162<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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272. B ra n des, Dietmar, u. Marguerite Gi e sen: Universitätsbibliothek d. Technischen Universität<br />

<strong>Braunschweig</strong>. Altbestand. Systematischer Katalog der Botanik . <strong>Braunschweig</strong><br />

191\6.52, V S. 4° [Umschlag!.]<br />

273. Hecht, Gertraud: Universitätsbibliothek d. Technischen Universität <strong>Braunschweig</strong>. Altbestand.<br />

Photos von Bau- und Kunstdenkmälern. <strong>Braunschweig</strong> 1986. 125 S. 4° [Umschlag!.]<br />

274. Aus der Kinderbuchsammlung von Karl und Margarcte Hobrecker. Eine Ausstellungd. Universitätsbibliothek<br />

<strong>Braunschweig</strong>(7.12. 19R6-30.1. 1987). (Katalog: Pcter Düsterdieck[u.a.]<br />

Mit Beitr. von Josef Da u m [u. a.] Fotos: Helmut Mittendorf.) <strong>Braunschweig</strong>: Universitätsbibliothek<br />

1986. 116 S., 24 Abb., 10 Farbtaf.<br />

IDarin: Daum. 1.: Vorwort. S. 7-S. - Mahn. Michael. Karl Hobrecker (1876-1949). S. 21-23. - Düstcrdieck. P.: Zur Geschichte<br />

der Sammlung Hobrecker. S. 24-26. - Mahn. M.: Bibliographie Karl Hobrecker. S. 27-48. - Ewers, lIans-Heino:<br />

Einige Bemerkungen zur Heschatllgung mit alten KInderbuchern. S. 49-52. - Katalog der Ausstellung. S. 77-104.]<br />

275. Da u m, Josef: Kleinodien in Kinderhand. Einbände d. Kinderbuchsammlung Hobrecker (in d.<br />

Universitätsbibliothek <strong>Braunschweig</strong>). In: Die Kuns!. Jg. 91\.1986. S. 726-733, 9 Abb.<br />

276. B u rose, Hans: Zur Geschichte unserer Hochschule. Notizen zu Jubiläen u. Feiern vor 1925. In:<br />

TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 61. 1986. S. 73-80, 12 Abb.<br />

277. Pollmann, H[einz]: Die Jubiläen des Instituts für Markscheidewesen der TU Clausthal. Erinnerungen<br />

an markscheiderische Leistungen d. Vergangenheit u. Ansporn f. d. Zukunft. In: TU<br />

Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 62. 191\6. S. 25-28.<br />

278. J i sc h a, M[ ichael]: Der Fachbereich Maschinen- und Verfahrenstechnik [TU Clausthal]. In: TU<br />

Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 62. 19R6. S. 46-49,1 Abb.<br />

279. Brelthauer, K[arIheinz]: Die Anfänge des Maschinenbau-Studiums an der TU Clausthal. In:<br />

TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 62. 1986. S. 44-46, 1 Abb.<br />

280. Koch, Klaus: Das Metallurgische Zentrum der Technischen Universität Clausthal. In: TU<br />

Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 61. 1986. S. 38-42, 8 Abb.<br />

2R1. Ki tte I, Hclmuth: Die pädagogischen Hochschulen Niedersachsens. Eine Dokumentation ihrer<br />

Entwicklung. Hrsg. u. komm. Bd 2. Aus d. Nachlaß hrsg. von Karl Neumann u. Hans-Martin<br />

Stimpel. (FreiburglBr.:) Hochschulverl. (191\6). XII S., S. 466-R72.<br />

[Rd [11 s. Ribliogr. 1983. Nr205.J<br />

282. Lohausen, Hans: Die Wolfenbüttcler Ritterakademie. Vor 300 Jahren Treffpunkt d. Adels.<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 19R7. [1986.] S. 52-{)2, 6 Abb.<br />

283. B ü It e ma n n, Manfred: Architektur für das Dritte Reich. Die Akademie f. Deutsche Jugendführung<br />

in <strong>Braunschweig</strong>. Berlin: Ernst (1986). 115 S., 125 Abb. (Architekturgeschichte, Denkmalpflege,<br />

Umweltgestaltung.)<br />

284. Sandfuchs, Uwe: Strukturwandel der Volksschullehrerambildung 1927-1952. Das Beispiel<br />

<strong>Braunschweig</strong>. In: Braunschw. Jb. Bd 67.191\6. S. 141-169.<br />

285. Krause, Diethelm: Festschrift zum 40jährigen Bestehen des Bezirksverbandes <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Geschichte der <strong>Braunschweig</strong>er Lehrerbewegung. Vom Lehrerverein zur Lehrergewerkschaft.<br />

(<strong>Braunschweig</strong>: Gewerkschaft Erziehung u. Wissenschaft,) Bezirksverband <strong>Braunschweig</strong><br />

(1986).88 S.<br />

286. Gelbke, Claus-Dieter: Erinnerungen an meine Grundschulzeit nach dem Kriege. In: Unser<br />

Harz. Jg. 34.1986. S. 197-199.<br />

11947-1951 in d. Volksschule in NeuhoflSüdharz. Rcstkrci, Blankenburg.J<br />

287. Ah re n s, Hermann: Dorfschule vor 60 Jahren. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg.<br />

33: 1987. [1986.] S. 125-129,3 Abb.<br />

IÜber d. Schulalltag in d. Schule in Ohrum um 1925.J<br />

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163


Oktober 1985 in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel. S. 139-142. - Kroh n. Rtidlger: Auf der Suche nach dem Einst im<br />

Jetlt. Anmerkungen zur NiedersächsIschen Landesausstellung Stadt 1m Wandel 1985. S. 151-155. - lust. Erhard: TratJltionspflege<br />

um einen Schelmenpfaffen. Till Eulenspiegels österreichischer Vorfahre wird wiederentdeckt. S. 157-161. - K rohn, R:<br />

Zur Neugestaltung des Eulensp,cgel-Museums zu Schöppenstedt. S. 187-193. J<br />

311. Bote, Hermann: Hermen Botes Radbuch (Dat Boek van veleme rade (, niederdeutsch u. hochdeutsch]).<br />

In Abb. d. Druckes L ca. 1492/93. Mit d. Text nach Herman Brandes u. mit e.<br />

Übers. von Heinz-Lothar Worm. Hrsg. u. mit e. Nachwort vers. von Werner Wunderlich.<br />

Göppingen: Kümmerle 1985. 165 S., Abb. (Litterae. Göppinger Beiträge zur Textgeschichte.<br />

Nr 105.)<br />

312. Blume, Herbert: Wandlungen und Verwandlungen Till Eulenspiegels in der neuniederdeutschen<br />

Literatur. In: Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung. Jg. 109: 1986. (1986.) S. 23-36.<br />

[Vortrag, gehalten auf d. 99. Jahresversammlung d. Vereins f. niedcrdt. Sprachforschung. 19. bis 22. Mai 1986 in Osnabruck.]<br />

313. Blume, Herbert: Wandlungen und Verwandlungen Till Eulenspiegels in der neuniederdeutschen<br />

Literatur. . In: Korrespondenzbl. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung.<br />

H. 93. 1986. S. 19.<br />

314. Braungart, Wolfgang, u. Detlev Schöttker: Till Eulenspiegels Metamorphosen in der bildenden<br />

Kunst. Aspekte u. Stationen e. Rezeptionsgeschichte. In: Weltkunst. Jg. 56. 19R6. S.<br />

106-112,17 Abb.<br />

315. Wunderlich, Werner: Till Eulenspiegel: Zur Karriere eines Schalknarren in Geschichte und<br />

Gegenwart. In: Monatshefte f. deutschen Unterricht, deutsche Sprache u. Literatur. Madison/<br />

Wisconsin. Vol. 78, Nr 1. 1986. S. 38-47.<br />

316. Berndt, Helmut: Unterwegs zu deutschen Sagen. Ein phantastisches Reise- u. Lesebuch. Mit<br />

e. Vorw. von Rudolf pörtner. Düsseldorf, Wien: Econ Verl. (1985). 256S., Abb. 4°<br />

[Darin U.3.: Der fünffache Schalksnarr .... Till Eulenspiegel. S. 18--23,8 Abb., 1 Kl ..... Dcr Herzog war zum Mythos geworden­<br />

Heinrich der Löwe. S. 28-33,6 Abb.[<br />

317. (Friedrich-)Gerstäcker-Verzeichnis. Erstausg., Gesammelte Werke u. Sekundärliteratur mit<br />

Nachweis im Stadtarchiv <strong>Braunschweig</strong>, in d. Stadtbihliothek <strong>Braunschweig</strong> u. in d. Friedrich­<br />

Gerstäcker-Gesellschaft <strong>Braunschweig</strong>. Hrsg. von Manfred R[ichard] W[alter] Garzmann,<br />

Thomas Ostwald u. Wolf-Dieter Schuegraf. <strong>Braunschweig</strong> 1986.125 S., 8 Taf.<br />

318. Ostwald, Thomas: Zwanglose Betrachtung des Gesamtwerkes Friedrich Gerstäckers. In:<br />

Friedrich Gerstäcker u. seine Zeit. Mitteilungen d. Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft <strong>Braunschweig</strong>.<br />

H. 16. 1985. S. 19-23.<br />

319. Rot h, KarIJürgen: (Friedrich) Gerstäckers "Jugend- und Volksschriften" in einer Kritik des 19.<br />

Jahrhunderts. In: Friedrich Gcrstäcker u. seine Zeit. Mitteilungen d. Friedrich-Gerstäcker-Geseilschaft<br />

Rraunschweig. H. 16. 19X5. S. 7-IR.<br />

320. 0 c k e I, J ürgen: "Wünsche wohl gespeist zu haben!" Eine Auswahl gastronomischer Schilderungen<br />

aus Friedrich Gerstäckers Werken. (<strong>Braunschweig</strong>: Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e. V.<br />

1986.) 75 S. [Umschlagt.] (Beiträge zur Friedrich Gerstäcker-Forschung. Nr 5.)<br />

321. D ro be k, Richard: Professor Dr. Wolfgang Robert Griepenkerl. Das tragische Leben d. letzten<br />

Großen e. berühmten Peiner Familie. In: Peiner HeimatkaI. Jg. 17: 1987. [1986.] S. 99-104,4<br />

Abb.<br />

322. Jahrbuch der Raahe-Gesellschaft. [27.] Hrsg. von Josef Daum u. Hans-Jürgen Schrader.<br />

<strong>Braunschweig</strong>: Waisenhaus-Buchdr. u. Verl. 19R6. 213 S.<br />

166<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

[Darin u. a.: Böschcnstei n, Renate: Mythologie zur Burgcrzcit. Raabe. Wagner, Fontane. S. 7-34 ..... Den kler, Horst: Zugewanderter,<br />

Bürger. Ehrenbürger. Braunschwclg im Leben WIlheIm Raabes. S. 35-W ..... Hoffmeister. Kurt: Der junge Wilhelm<br />

Raabe - Mitglied der WolfenbuttelerTumgemeinde. S. 4549. - Meyer-Krentler. Eckhardt: Homerisches und wirkliches<br />

Blau Wilhelm Raabe u, sein W("tter S. 50-82 ..... Deteri ng.licinrich: Der Landstörzer Michel Haas Pic3risches Ff7.ählen<br />

im burgerlichen Realismus. S. 83-106. - Arakawa. Miehio: Raabes Klage in der Erzahlung .Holunderblute". S. 107-t 13.­<br />

Horch, HansOtto: Historische Standortbcstimmung vor Guinea. Zu Wilhelm Raabes Erzahlung ,.Sankt Thomas" . S.<br />

114-128. - Thunecke, Jörg: Rezeption als Regression. FeUIlletons zu Wilhclm Raabcs 100. Geburtstag am 8. September 1931.<br />

S. 129-149.- D üsterdieck, Peter: Erganzungen zur Raabe·Bibliographie von 1973: 191W85 . S. 21ll1-213.[<br />

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337. Der deutsche Museumsführer in Farbe. Museen u. Sammlungen in d. Bundesrepublik Deutschland<br />

u. West-Berlin. Hrsg. von Klemens Mörmann. Mit e. Vorw. von Hilmar Hoffm anno 3.,<br />

aktualisierte U. erw. Neuausg. (Frankfurt a. M.:) Krüger (l9H6). 1056 S., zahlr. Abh.<br />

[Alphahetisch nach Orten; Ortsnamen- u. Museumskonkordanz S. 1021-1053; 1. u. 2. Auf!. s. Bibliogr. 1978n9. Nr211 u. 1983.<br />

Nr270·1<br />

338. Sc h wee rs, Hans F.: Genrebilder in deutschen Museen. Verzeichnis d. Künstler U. Werke. Mit<br />

932 Abb. München [usw.]: Saur 19H6. XVIII, 373 S.<br />

[Alphabetisch nach Kunstlern geordnet; S. IX-XVIII: Verzeichnis d. Museen u. Galerien; genannt werden in <strong>Braunschweig</strong>:<br />

Herzog Anton Ulrich-Museum u. Stadtisches Museum.]<br />

339. Röhrbei n, Waldemar R[ichard]: Museen und Sammlungen in Niedersachsen und Bremen. Im<br />

Auftr. d. Museumsverbandes f. Niedersachsen U. Bremen e.V. bearb. 4., erw., völlig üherarb.<br />

Aufl. (Hannover:) Schlüter (1986). XVII, 325 S., zahlr. Abb., 5 Kt.<br />

[Frühere Auf!. s. Bibliogr. 1975. Nr 150u. 19HO, Nr 136.J<br />

Denkmalpflege S. auch Nr 187,227,454,455,530,531.<br />

340. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Inst. f. Denkmalpflege. (Veröffentlichung d.<br />

Niedersächs. Landesverwaltungsamtes,lIannover. Hrsg.: Hans-Herbert Möller.) Jg. 6. (Hameln:<br />

Niemeyer) 19R6. lRR S. mit zahlr. Ahh. 4 0<br />

[Darin u.a.: Thumm. Martin: Das Juliusportal der ehemaligen Universität Helmstedt. S. 31. 2 Abb. - Königfeld. Peter:<br />

Restaurierung des Steinbcrg-Epitaphs aus der St. Martinikirche in <strong>Braunschweig</strong>. S. 71, 2 Ahh. - Kellner, Christine: Ein<br />

kaiser- und volkerwanderungszeitlicher Siedlungsbefund in Halchter (Stadt Wolfenhüttel). S. 82-114, 2 Ahb. - Kruse. Karl<br />

Bcmhard: Neue Befunde im ehern. Benediktinerkloster S1. Ludgeri in Helmstedt. S. 92-97,2 Ahb. - Brandorff, Helmut:<br />

Vorgeschichtliche Keramik aus der Grabung im ehern. Kloster St. Ludgeri in Helmstedt. S. 98. 1 Abb. - Kruse. K.B.: Erste<br />

Ergehnisse der bauarchaologischen Untersuchungen an der Zisterzienserkirche Mariental. S. 99-101,3 Abb. - Rotting, Hartmut:<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Archäologle. Altstadtwustung an d. Turnierstraße wird ausgegraben. S. 102, 1 Abb. - Schormann, Michael<br />

Heinrich: Eine Ausstellung 7.ieht durchs Land. ( .. Ausgrabungen in Niedersachsen - Archaologische Denkmalpflege 1979-<br />

1984".) S. 114-115,2 Abb.1<br />

341. Wilbertz, Otto Mathias: Archäologische Kulturdenkmale im Landkreis Helmstedt. Helmstedt:<br />

Landkreis Helmstedt 1985. 28 S., 19 Abo., 1 Kt. (Beiträge zur Geschichte d. Landkr. U.<br />

d. ehern. Univ. Helmstedt. H. 6.)<br />

Volkskunde, Sprachgeschichte, Namenkunde, Naturschutz<br />

342. B redn ich, RolfWilhelm: Volkskunde gestern und heute. In: Südniedersachsen. Zs. f. Heimatpflege<br />

U. Kultur. Jg. 14. 1986. S. 67-76. - Ersch. mit Abb. auch in: Unser Harz. Jg. 34. 19R6. S.<br />

227-230,2 Abb., 257-260, 2 Abb.<br />

343. Müll e r, Werner: Handwerkszeichen und bäuerliche Zeichen auf Kreuzsteinen in Niedersachsen.<br />

In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit U. Gegenwart.lg. 54. 19R6. S. 65-82, 22 Abb.<br />

344. Brandes, Friedrich: Siedlungs- und Hausformen des <strong>Braunschweig</strong>er Landes. In: Niedersachsen.<br />

Jg. 86.1986. S. 315-316, 2Zeichn., 1 PI.<br />

345. Wiswe, Mechthild: Spanschachteln. Geschichte, Herstellung, Bemalung. (München:) Keyser<br />

(19H6). 195 S., 161 Abb.<br />

[Enthält zahlr. Beispiele von Spanschachteln aus d. Hraunschwciger Raum.1<br />

346. Flechsig, Werner: Spaten und Schaufel in Ostfalen. In: Braunschw. Heimat. Jg. 72. 19R6. S.<br />

53-58.<br />

347. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der <strong>Braunschweig</strong>er Volkstanz- und Trachtengilde, Gemeinschaft<br />

für Volks- und Brauchtumspflege von 1936. (<strong>Braunschweig</strong> 1986.) 39 S, mit Abb.<br />

quer-8° [Umschlagt.: ]50 Jahre <strong>Braunschweig</strong>er Volkstanz- und Trachtengilde, 1936-19H6.<br />

168<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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348. Voll brecht, Ursula: Heimatgruppen, Brauchtumsarheit und Trachten im Harz. In: Unser<br />

Harz. Jg. 34. 1986. S. 155-158,5 Abb.<br />

349. H ildebra nd t, Werner: 40. Bergdankfest in Clausthal-Zellerfeld und Bad Grund. In: Allgern.<br />

Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 21-22, 3 Ahh.<br />

350. Lom m a tzsch, Herbert: Vom Kofent, dem Wochentagsgetränk der Oherharzer Bergleute vor<br />

200 Jahren. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 41-42.<br />

351. Vollbrecht, Ursula: Spruchweisheiten alter Häuser. In: Goslarer BergkaI. Jg. 369: 1987.<br />

[1986.] S. 51-53, 4 Ahh.<br />

352. Flechsig, Werner: Das Schwein in der Volkssprache und in den Flurnamen Ostfalens. In:<br />

Braunschw. Heimat. Jg. 72.1986. S. 88-96.<br />

353. (Steland, Anne Charlotte:) Die Geschichte mit dem Löwen. (Die Sage vom Herzog von<br />

<strong>Braunschweig</strong>, von seinem Löwen u. wie es wirklich gewesen ist.) (<strong>Braunschweig</strong>:) Herzog Anton<br />

Ulrich·Museum <strong>Braunschweig</strong> (1986).10 ungez. BI. mit Abb. u. Illustr. 4° [Umschlagt.]<br />

354. Müller, Friedrich C.: Zum Hintergrund der Rattenfängersage. Cber geschichtlich nachgewiesene<br />

Zusammenhänge zwischen d. Rattenfänger von Hameln u. im Mittelalter nach Osten ausgewanderten<br />

jungen Bürgern aus d. Gebiet d. heutigen Landkreises Holzminden. Mit 1 Abb.<br />

In: Jahrbuch f. d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985. 1986. S. 48-51.<br />

355. Wage ner, Peter: Zur Dialektographie Südniedersachsens. In: Jb. d. Vereins f. Niederdeutsche<br />

Sprachforschung. Jg. 108: 1985. (1986.) S. 147-163,7 Abb.<br />

IVortrag. gehalten am 28. 5. 19K5 auf d. PfingsHagung d. Vereins f. nicdcrdt. Sprachforschung in Einheck.1<br />

356. M aas, Utz: Sammelbände als Quelle für die Erforschung der sprachlichen Verhältnisse in Norddeutschland<br />

in derfrühen ]\'euzeit. T. 1. In: Niederdeutsches Wort. Bd 26.1986. S. 93-147.<br />

[Untersuchunggiltd. Sammelbimden d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüuel. d. niederdeutsche Druckevor 1600enthalten.j<br />

357. Fl ec hs i g, Werner: Wie Fremdwörter in die ostfälische Volkssprache gelangten und wie sie hier<br />

mundgerecht umgewandelt wurden. Ein mundartlicher Beitr. zur Kulturgeschichte. In:<br />

Braunschw. Heimat. Jg. 72. 1986. S. 15-20.<br />

358. Flechsig, Werner: Die wichtigsten Wesensmerkmale der ostfälischen Sprachlandschaft und<br />

ihre Begrenzung. In: Jb. d. Vereins f. Niederdeutsche Sprachforschung. Jg. 108: 1985. (1986.)<br />

S.104-146.<br />

Namenkunde s. auch Nr 485,503,504.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

359. Schimpf. Franz: Frühe Vorkommen des Namens Vollbrecht im südniedersächsischen Raum.<br />

In: HeimathlI. f. d. süd-westl. Harzrand. H. 42.1986. S. 20-27, 1 Abb.<br />

360. La u b, Gerhard: "Kalt" und "Warm" in Harzer Flurnamen. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1987.<br />

[1986.] S. 118-122,2 Zcichn.<br />

361. Ja nz, Wolfgang: Flurnamen des Dorfes I1ahndorf [Stadt Goslar]. Mit 1 Abb. In: Harz-Zs. Jg.<br />

38.1986. S.69-89.<br />

362. Utz, Reinhold: Die Entwicklung des Naturschutzes in den letzten 20 Jahren aus der Sicht der<br />

oberen Naturschutzbchörde. In: Braunschw. Heimat. Jg. 72.1986. S. 113-121,2 Abb.<br />

363. Gerlach, Albrecht: Naturschutz und Landschaftspflege dureh den Harzklub. In: Unser Harz.<br />

Jg. 34.1986. S. 168-171,3 Ahb.<br />

364. Mac haie t t, Günther: Waldsterhen im West- und Ostharz. Ein kleiner Führer f. Harzer, Harztouristen<br />

u. alle Freunde d. Harzwaldes. (Hornhurg:) Hagenherg-Verl. 1986.47 S., 2 Abb., 1 Kt.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />

169


365. Brandes, Dietmar: 350 Jahre geobotanische Forschung zwischen Harz und Heide. In: Mitteilungen<br />

d. TU Carolo-Wilhelminazu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 21, H. 2.1986. S. 38-43,4 Abb.<br />

366. J ürgens, Rolf: Am Quell- und Oberlauf der Altenau zwischen Schöppenstedt, Eitzum und der<br />

Quelle im südlichen Elmwald. In: Braunschw. Heimat. Jg. 72.1986. S. 58-61, 3 Abb.<br />

367. B ra n des, Dietmar: Der "stadtökologische Pfad" in <strong>Braunschweig</strong>. In: Verhandlungen d. Gesellschaft<br />

f. Ökologie. Bd 13: Bremen 1983. 1985. S. 543-546.<br />

[vgl. Bibliogr. 191!2. 1\',297.)<br />

368. Be c her, Ruth, u. Dietmar B ra n des: Vergleiehende Untersuchungen an städtischen und stadtnahen<br />

Gchälzbeständen am Beispiel von <strong>Braunschweig</strong>. In: <strong>Braunschweig</strong>er naturkundliche<br />

Schriften. 2, H. 2.1985. S. 309-339.<br />

369. Brandes, Dietmar, u. Christiane Janssen: Die Trockenvegetation des Heesebergs und ihre Sonderstellung in Nordwestdeutschland. Mit 2 Abb. u. 3 Tab. In: Bericht<br />

d. Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover. 128. 1985. S. 187-205.<br />

370. Haase, Carl: Ökonomie gegen Ökologie um 1820. Die Verseuchung d. Innerste im Hildesheimischen<br />

durch d. Abwasser d. Pochwerke im Harz. In: Nds. Jb. f. Landesgeseh. Bd 58. 1986. S.<br />

289-298.<br />

371. J anssen, Christiane, u. Dietmar Bra ndes: Die Vegetation dt!s Ösds .<br />

In: <strong>Braunschweig</strong>er naturkundliche Schriften. 2, H. 3. 1986. S. 565-5!l4.<br />

Geschichte einzelner Orte<br />

Abbenrode s. Cremlingen.<br />

Ahlshausen s. Krcienscn.<br />

Arnelungsborn s. Negenborn.<br />

Asse s. Nr 20.<br />

372. Barteis, Wilfried: Wissenswertes aus dem mehr als tausend Jahre alten Rhene [Gemeinde Baddeckenstedt].<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. [1986.] S. 130-133,2<br />

Abb.<br />

Bansleben s. Kneitlingen.<br />

Barurn s. Salzgitter.<br />

Beienrode s. Königslutter.<br />

Bevem s. auch Nr291.<br />

373. Sander, Erich: Schloß Bevern im Wandel der Zeit. (Bevern: Verf.) 1986. 76S., 19 Abb., 4 PI.<br />

Blankenburg s. Nr 327.<br />

Börssurns. Nr264.<br />

374. S te p h a n, Hans-Georg: Die hochmittelalterliche Töpferei bei Boffzen . Ein<br />

Beitr. zur Periodisierung d. älteren mittelalterlichen Keramikproduktion in Norddeutschland.<br />

Mit 15 Abb. In: Jahrbuch f. d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985. 1986. S. 19-40.<br />

170<br />

Bornurn am Harz s. Nr 208.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

<strong>Braunschweig</strong> s. auch Nr 5,8-10,51,62,65,67,113,132,135,136,158-160,176,178,179,<br />

200-204,212, 213,223, 226, 237a, 253, 257, 268-275,283, 285,290-2 93,296-298,317,322,324-<br />

327,338,340,347,367,368,575,577-579,585,599,612.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


411. (Schadendorf, Wulf:) Anna Dräger-Mühlenpfordt. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik.<br />

1908-1980. Lübeck, Museum f. Kunst u. Kulturgeschichte, 14. Oktober bis 18. November 1984.<br />

<strong>Braunschweig</strong>, Städtisches Museum, 1. Dezember 1984 bis 13. Januar 1985. (Lübeck: Museum<br />

f. Kunst u. Kulturgeschichte d. Hansestadt Lübeck 1984.) 67 S., 32 Abb.<br />

412. Sc h cffl er, Wolfgang: Skizzen aus <strong>Braunschweig</strong> < 1947/50>. Zur Ausstellung im Städtischen<br />

Museum <strong>Braunschweig</strong> April-Mai 1985. (Berlin) 1985 (: Lappe). 25 S., 14 Abb. quer-8°<br />

413. Pleuss, Ellen, Matthias Puhle: Wassernutzung - Wasserwirtschaft. Ein museumspädagogisehes<br />

Projekt d. Städtischen Museums in <strong>Braunschweig</strong>. In: Gesehiehtsdidaktik. Jg. 11. 1986. S.<br />

135-141,5 Abb.<br />

414. Bischoff, Wolf-Dietrich, Rainer Dettmer, Klaus Wächtler: Staatliches Naturhistorisches<br />

Museum <strong>Braunschweig</strong>. Die flußperlmuschel. Biologie u. kulturelle Bedeutung e. heute vom<br />

Aussterben bedrohten Art. Ausstellung vom 27. April bis 24. August 1986. (<strong>Braunschweig</strong><br />

1986.) 64 S., 38 Abb.<br />

415. Hevers, Jürgcn: flußperlmuscheln in Niedersachsen. In: Braunschw. KaI. 1987. (1986.] S. 29-<br />

32,3 Abb.<br />

[Zu e. Ausstellung im Staatl. Naturhistorischen Museum in <strong>Braunschweig</strong> v. 27. 4. - 24.8. 1986.1<br />

416. Boockmann, Hartrnut: Stadt im Wandel. Kunst und Kullur des Bürgertums in Norddeutschland<br />

1150-1650. Landesausstellung Niedersachsen 1985. <strong>Braunschweig</strong>, 24. August bis 24. November<br />

... In: Kunstchronik. Jg. 39.1986. S. I-lI.<br />

417. Müller, Hcinz-Hermann: Stadt im Wandel. Ein kurzer Rückblick auf d. Landesausstellung<br />

Niedersachsen 1985, besonders aus archäologischer Sicht. In: Ur- u. Frühzeit. Jg. 13, H. 1. 1986.<br />

S. 17-21,2 Abb.<br />

418. 0 gn i ben i, Günter: Planung und Durchführung einer Großausstellung unter Berücksichtigung<br />

der Niedersächsischen Landesausstellung "Stadt im Wandel". (Ausstellung vom 24.8.<br />

bis 24. 11. 1985 im Vieweg-Haus, <strong>Braunschweig</strong>.) In: Maltechnik, Restauro. Jg. 92,4. 1986. S.<br />

9-23, 16 Abb.<br />

419. Rohr, Alheidis v.: Wessen Erwartungen wurden erfüllt? In: Museumskunde. Bd 51. 1986. S.<br />

80--85,5 Abb.<br />

[Kritischer Rückhlick auf d. Ausstellung "Stadt im Wandel- Kunst u. Kultur d. Burgertums in Norddeutschland 1150-1650",<br />

ßraunschweig, 15.8.-24.11.1985.1<br />

420. Städtische <strong>Bibliothek</strong>en <strong>Braunschweig</strong>. Jahresbericht. Stadtbibliothek. Öffentliche Bücherei.<br />

(6.) 1985. (<strong>Braunschweig</strong> 1986.) 235 S. 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

421. Wilhclm-Bracke-Gesamtschule. Integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. <strong>Braunschweig</strong>-West,<br />

Alsterplatz 1. Unsere Schule wird 15 Jahre alt. Überreicht zur Schulfestwoche,<br />

September 1986. <strong>Braunschweig</strong> 1986. 8 ungez. BI., 9 Abb. [Umschlagt.)<br />

422. Jahrbuch. Wilhclm-Gymnasium <strong>Braunschweig</strong>. 5: WO Jahre Wilhclm-Gymnasium. 5 Jahre<br />

Jahrbuch. (Koordination: Antje Gardyan.) (<strong>Braunschweig</strong>: Wilhelm-Gymnasium 1986.) 171<br />

S. mit zahlr. Abb. 4° [Umschlagt.]<br />

423. Festschrift zur 125-Jahr-Feier. Gymnasium Raabeschule <strong>Braunschweig</strong>. (Text-Red.: Friedemann<br />

Thoß.) (<strong>Braunschweig</strong>: Gymnasium Raabeschule 1986.) 200 S. mit Abb. quer-8° [Vort.:]<br />

125 Jahre Raabeschule.<br />

424. 125 Jahre Raabeschule. Festreden. 125-Jahr-Feier des Gymnasiums Raabeschule Braunschwcig.<br />

(Braunschwcig 1986.) 28 S., 6 Abb. [Umschlagt.]<br />

[Darin S. 12-20. 1 Abb.: Mügel, Wilhelm: 125 Jahre Raabcschule in <strong>Braunschweig</strong>. Festvortrag.1<br />

425, Walter, Heinz: Die Volkshochschule beendet ihr 100. Semester. In: Braunschw. KaI. 1987,<br />

[l9H6.] S. 78-80, 3 Abb,<br />

174<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


442. (Hoffmeister, Kurt:) 40 Jahre Stadtsportbund <strong>Braunschweig</strong> e.V. (<strong>Braunschweig</strong>: Stadtsportbund<br />

ßraunschweig e.V. 1986.) 19 S., Abb. [Umschlagt.)<br />

443. Hoffmeister, Kurt: Meister und Medaillen. <strong>Braunschweig</strong>s Olympiasieger, Welt-, Europa-,<br />

Deutsche Meister 1946-19!l6. <strong>Braunschweig</strong>: Stadtbibliothek <strong>Braunschweig</strong> 1986. 72 S., 47<br />

Abb.<br />

444. Hansmann, Dieter: Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Bugenhagenkirche in <strong>Braunschweig</strong>-Gliesmarode.<br />

Bilder: Joachim Seidig. (<strong>Braunschweig</strong>:) EV.-Iuth. Kirchengemeinde<br />

Riddagshausen-Gliesmarode 1986.50 S., zahlr. Abb. [Umschlagt.: ) 50 Jahre Bugenhagenkirche<br />

in <strong>Braunschweig</strong>-Gliesmarode 1936-19!l6.<br />

445. 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lehndorf (Stadt <strong>Braunschweig</strong>). 13 Jahre Jugendfeuerwehr.<br />

(<strong>Braunschweig</strong>-Lehndorf 19R6.)3!l S., 7 Abb. [Umschlagt.)<br />

446. Ehlers, Joachim: Die Anfänge des Klosters Riddagshausen [Stadt <strong>Braunschweig</strong>] und der Zisterzienserorden.<br />

In: Braunschw. Jb. Bd 67.1986. S. 59-85.<br />

447. Rüster, Karl-Hcinz: Chronik des Dorfes Waten büttel (Stadt <strong>Braunschweig</strong>). Geschichte e.<br />

braunschweigischen Dorfes. ([Hrsg. von] Herbert S t re i ff.) (<strong>Braunschweig</strong>-Waten büttel 1986.)<br />

197 S., Abb. u. Kt. 4 0 [Umschlagt.)<br />

448. 120 Jahre junge Kirche St. Johannis Raptista zu Wenden und Thune (Stadt <strong>Braunschweig</strong>) 1866-<br />

1986. (Hrsg.: Dieter Ra m m le r.) (<strong>Braunschweig</strong>-Wenden: EV.-Iuth. Pfarramt Wenden 1986.)<br />

42 S. mit Abb. .<br />

Brunshausen s. GamJersheim.<br />

Clausthal-Zellerfeld s. auch Nr 186--188,276--280,297,327,349,602.<br />

449. Aufzeichnungen eines Clausthaler Bergmannes. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1987. (1986.] S.<br />

23-25, 1 Abb.<br />

IDer Grubensteiger earl Tost schrieh in d. Jahren 18n his 188S "iehtige Ereignisse auf.1<br />

450. Brzoska, Hugo G. F.: Gedanken zum ehemaligen "Magnetischen Observatorium" von Clausthal[-Zellerfeld).<br />

In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.) S. 37-38.<br />

451. Gärtner, Friedrich: Die historische Zellerfelder Bergapotheke. (Clausthal-Zellerfeld: Pieper<br />

1985.) 64 S., 44 Abb.<br />

452. Gärt n e r, Friedrich: Das Clausthal-Zellerfelder Bäckergewerbe nach dem Erliegen des Bergbaus.<br />

In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.) S. 42--44, 1 Abb.<br />

453. B innewies, Werner: Erinnerungen an die Clausthaler Bleihütte. In: Allgem. Harz-Berg-Kal.<br />

1987. [1986.) S. 31-32,2 Abb.<br />

454. Nie tzel, Hans lI[ugo): Der Ottiliae-Schacht in Clausthal-Zcllcrfeld. In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt.<br />

H. 61. 1986. S. !l9-90, 1 Abb.<br />

455. Nietzel, Hans H[ugo]: Der Ottiliae-Schacht und die Horizontalförderungen der Clausthaler<br />

und Zellerfclder Bergbaureviere. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 26-30,7 Abb.<br />

456. Nie t zel, Hans Hugo, Christian Ve tte r: Ein historisches Kunstgezeug, naehgebaut am Carler<br />

Teich in Zellerfeld. (Clausthal-Zellerfcld: Oberharzer Geschichts- u. Museumsverein e. V.<br />

1986.)40S.,16Abb.<br />

457. Henk el, Kar!: Die Einwohner der Bergstadt Clausthal im Jahre 1730. Mit 10 Abb., 2 Tab. u.e.<br />

Personenreg. Bonn, Weimarer Str. 36: Verf. 1986. 132 gez. BI. 4 0 [Masch.sehr. vervielL]<br />

176<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

[Personenrcgi ... tcr BI. I 27-LU: d. Original d Einwohnerverzeichnisses befindet sich im Archiv d. Oherhergamtes in Clausthal­<br />

ZclJerfcJd; d Arhelt ist vorhanden im Nds. Staatsarchiv Wolfenbunel 2· Zg. 191/H7. I<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616


458. Henkel, Karl: Die Einwohner der Bergstadt C1austhal im Jahre 1699. (Bonn, Weimarer Str.<br />

36: Verf. 1986.) 110 gez. BI. 4° [Masch.schr. vervielL]<br />

[Personenregister BI. 105-110; d. Original d. Einwohncrvc::r.leichnisses befindet sich im Archiv d. Oberbergamtcs in Clausthal­<br />

Zcllerfcld; d. Arbeil iSl vorhanden in d. Sladlbibliolhek <strong>Braunschweig</strong> II 11/556.1<br />

Clus s. Gandersheim.<br />

Cremlingen s. auch Nr 227.<br />

459. Wenzel, Dieter: Werkstatt für Behinderte Abbenrode [Gemeinde Cremlingen]. In: Heimatbuch<br />

f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. [1986.] S. 100-104,5 Abb.<br />

460. Lüer, Otto: Destedt [Gemeinde Cremlingen] in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande:<br />

Europäische <strong>Bibliothek</strong> 1986. 52 ungez. BI. mit 103 Abb. quer-8°<br />

461. Lücr, Otto: Der Destedter Park [Destedt Gemeinde Cremlingen]. In: Heimatbuch f. d.<br />

Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33; 1987. [1986.] S. 105-109,3 Abb.<br />

462. K I in g n er, Franz: Die Schandclaher Heimatstube [Schandelah Gemeinde Cremlingen 1. In:<br />

Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. [1986.] S. 141-144,3 Abb.<br />

463. Festschrift. M(änner) T(urn) V(erein) Schandelah-Gardessen [Gemeinde Crcmlingen] v. 1911<br />

e.V. Jubiläumswochevom 6.-15. Juni 1986. (Verantwortl. f. d. Inhalt: Fritz Sehulz.)(Schandelah-Gardessen:<br />

MTV) 1986. 84S., Abb. [Umschlagt.]<br />

464. Bäuerle, Lydia; Strukturwandcl in der Bördenzone. Das Dorf Klein Denkte (Gemeinde<br />

Denkte) im Landkreis Wolfenbüttel. In: Zeitschrift f. Agrargeographie. Jg. 3. 1985. S. 268-282,<br />

3 Abb., 1 Kt.<br />

Destedt s. Cremlingen.<br />

Drütte s. Salzgitter.<br />

EIbe s. auch Nr 78.<br />

465. Menzel, Uwe: In Sachen Dorfgeschichte. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfcnbüttel. Jg. 33:<br />

1987. [19H6.] S. 110.<br />

I Über d. Gründung e. "DorfgeschichlSverein Groß Eibe", Gemeinde Elhe.]<br />

Emmerstedt s. Helmstedt.<br />

Engerode s. Salzgitter.<br />

466. (Mundt, Wilhelm, Willy Pramann:) Eschershausen. Geburtsort Wilhelm Raabes. Bilderaus<br />

vergangenen Tagen. Horb a. N.: Geiger (1985). 96 S. mit Abb. [Umsehlagt.:] Raabe-Stadt<br />

Eschershausen.<br />

467. Reuschel, Andreas: Die Ortsentwicklung von Eschershausen zwischen 1580 und 1761. Mit 2<br />

Abb. In: Jahrbuch f. d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985. 1986. S. 78-89,7 Kt.<br />

Fürstenberg s. Nr 230.<br />

Gandersheim s. auch Nr 82. 158,289.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

468. Gandersheimer Chronikblätter. Heimatbeil. zum Gandersheimer Kreisblatt. J g. 17. (Bad Gandersheim)<br />

1986. 48 S. 4° [Kopft.]<br />

[Darin u. a.: Kronen he rg. Kur!: Die Hlidlafel der Ludolfinger von 1250. S. 1-4.4 Ahb.; 5-8, 7 Abb.; 12, 15-16, 19-20.24.2<br />

Abb. -- Kronenberg. K.: Wandcrsch


469. Kurzeitung mit Kurgastverzeichnis, Bad Gandersheim, Staatlich anerkanntes Heilbad. (Jg. 32,<br />

Ausg.) 1-12. (Bad Gandersheim: Städt. Kurverwaltung) 1986. 4° [Umschlagt.]<br />

[Darin u.a.: Kronenberg, Kurt: Abt Winnemar. Vollender des Klosters aus. 1. S. 3.2111., Titelbild. - Kronenberg. K.:<br />

Die Inschrift am Bracken . 2. S. 3, 2Abb. - Kronenberg. K.: Denkmal für Herwg Ludolfinder Stiftskirche. 3. S.<br />

3, I Abb. - Kronenberg. K.: Ein Fachwerkhaus am Markt (Ecke Steinwcg-Burgstr.)4. S. 3.1 Abb. - Kronenberg. K.: Das<br />

Relief mit der Hand Gottes (in der Stiftskirche). 5. S. 3, I Abb. - Kronenberg, K.: Grabdenkmal im Dom als Theaterszene<br />

(Grabdenkmal d. Abtissinnen Christine u. Marie Elisabeth, Prinzessinnen von Mecklcnburg-Schwcnn). 6. S. 3. 1 Abb. - Krone<br />

n berg, K.: St. Livinus auf dem funfarmigcn Leuchter (in der Stiftskirche). 7. S. 3, 1 Abb. - K rnnen berg, K.: Ein romani·<br />

sches Reliquienkästchen. H. S. 3, 1 Abb. - Kronenherg, K.: Das grolle Siegel des Reichsstiftes Gandersheim. 9. S. 3,1 Abb.<br />

- Kronenberg. K.: Das Bild der Kaiserin (Ehsabeth ChnstlOe, Gemahlin Kaiser Karls VI.) 10. S. 3. 1 Abb. - Kronenberg.<br />

K.: "Ovids Heilmittel der Liebe" im Damens11ft. 11. S. 3, I Abb. - Kronenberg, K.: Die Nachkommen Herzog Ludolfs von<br />

Sachsen. 12. S. 3-4, 2 Abb. u. Titelbl. Abb. J<br />

470. Pi n ne, Fritz: Die Besetzung Gandersheims durch den Schmalkaldischcn Bund 1542-1547. Göttingen<br />

1986. 52 S. [Masch.schr. vervielf.] Seminararheit im Kirchengeschichtlichen Seminar<br />

"Das landesherrliche Kirchenregiment in Niedersachsen" , Göttingen SoS 1986.<br />

[Die Arbeit 1st vorhanden im Nds. StaatsarchivWolfenbüuel Zg. 190/87.]<br />

471. Kei bel-Maie r, Maria: Brunshausen [Stadt Gandersheim]. Zur Baugeschichte d. ehemaligen<br />

Klosterkirche. Mit Taf. 1-20. In: Harz-Zs. Jg. 38. 19!\ti. S. 7-19.<br />

Gardessen s. Cremlingen.<br />

Gebhardshagen s. Salzgitter.<br />

Gitter s. Salzgitter.<br />

GIiesmarode s. <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Goslar s. auch Nr 158,196,197,215,218,291,292,295,327,361,600,602.<br />

472. Goslarer Programm u, Gästezeitung Hahnenklee. Veranstaltungen, Informationen, Unterhaltung.<br />

Jg. 37,1-12. (Goslar: Thuhoff) 1986.4° [Umschlagt.]<br />

[Darin u. a.: Goslarer Legenden. [Forts.] Die Kronen des Kaisers und die "Kaiserhibel". 1. S. 6, 1 Abb.; Fastnachtstreiben, Spiel<br />

und Tanz. 2. S. 6; Der Bergmönch mit der eWIgen Lampe. 3. S. 6; Hexensabbat zu Walpurgis auf dem Brocken. 4 S. 6, 18;<br />

Spukgeschichten. 5. S. 6, 23; Der Brand des Zehnten. 6. S. 6; Wie der byzantinische Kaiser dem deutschen imponieren wollte.<br />

7. S. 6; Die Radleuchter des Goslarer Domes. 8. S. 6; Opferaltare der heidnischen Sachsen? 9. S. 6, 18; Zauberptlanzen. 10. S.<br />

6, 18; Zaubermittel gegen Unfruchtbarkeit aus dem Mbnchehaus. 11. S. 6. 19; Die silbernen Domglocken. 12. S. 6 - Albert<br />

Niemann, der Entdecker des Kokains, in Goslar geboren (20.5.1834).1. S. 8-9. - Vollbrecht. U.: Rund umden 1. Januar.!.<br />

S. 20, 1 Abb - PersOnlichkeiten die im Harz gelebt haben. I. S. 22. - Der Drehorgelspieler Holzbach. 2. S. 8--9. - Das Straßenreglement<br />

Gnslar von 1835. 2. S. 18. - Voll brecht, U.: Tänzer an der Kaiserworth. 2. S. 20, 1 Ahb. - Der Heydenstieg. 2. S.<br />

23. - Behr. Ü5kar: Die wiederholte Bedrohung Goslars durch das Schreckgespenst des Feuers. 3. S. 8-9. - Hahnemann,<br />

Jürgen: Sportvereine. 4. S. 9. - Voll brecht, U.: Oster bräuche im Harz. 4. S. 20, I Abb. - Gebietsreform früher und heute 5.<br />

S. 18. - Vollbrecht, U.: Harzer Volksbrauch am Pfingstfest. 5. S. 20, 1 Ahb. - Agnes Vollmar (' 22. 5. IH36). 5. S. 22.­<br />

Professor Hermann Schaper. 6. S. 8-9. - Be hr, 0.: Alte Kunstler, die sich um die Ausschmuckung bekannter Baudenkmaler<br />

unserer Stadt verdient gemacht haben. 6. S. 18,23. - Vollbrecht. U.: Zauberptlanze Johannlskraut. 6. S. 20. - Pastor G. F.<br />

Eduard Crusius (t 19.7. lR61). 7. S. 18. - Vollbrecht, U.: Von Don ar zum ,.oulcn Beilstein". 7. S. 20, 1 Abb.-ProfessorMax<br />

Wislicenus. 7. S. 22. -Goslarer Rauchkluh. H. S. Ho - Theda Behme (t7. 8.1961).8. S. 10. - Vollhrecht, U.: Der "Alte Fritz"<br />

und der Harz. 17.8. 1986 - Todestag vor 200 Jahren. 8. S. 20, 1 Abb. - Der Harzklub. 8. S. 22. - Voll brech t, U.: Erntefest '"<br />

Goslar. 9. S. 20, I Abb. - Namenstage Simon und Juda. 10. S. 19. - Harzer Nachtwächter und ihr Stundenruf. 10. S. 20, 1 Abb.<br />

- Goslars Ratsweinkeller. 10. S. 23. - Vollbrecht, U.: Der Reiter hoch zu Roß. 11. S. 20.1 Abb. - Behr.O.: Welchen Wandel<br />

hat die Kaiscrpfalz im Laufe derJahrhunderte herbeigefuhrt? 11. S. 22. - Pastor D. Dr. [llugo) Duensing (15.4. 1877 -28.11.<br />

1961). I!. S. 23. - VolI"recht, U.: Goslarsche Weihnacht. 12. S. 20,1 Abb.]<br />

473. Goslar. 1000 Jahre jung. Journalisten informieren üher e. faszinierende Stadt. Lehendige Jahrhunderte,<br />

bezaubernde Gegenwart. Hrsg. von Kurt Guggenbichler. (Goslar: Hrsg. 1984.)<br />

198 S. mit Abb.<br />

474. (G rie p, Hans-Günther:) Goslar um 1500. (Goslar: Stadtplanungs- u. Vermessungsamt d. Stadt<br />

Goslar I'!X6.) 60 S. mit Abb. 4° [Umschlagt.]<br />

[Begleitheft 7.U d. Karte Goslarum 1500. Rekonstruktion aus d. Vogelperspektive. Maßstab 1 :1500; S. 56-59 Registerd. Bauten<br />

u. Örtlichkeiten.]<br />

475. Ge yer, Friedhelm: Goslar 1890-1960. Gesichter e. Stadt, ihrer Umgebung u. ihrer Menschen.<br />

Photographien von Franz Schi rmer, Hermann Pein, Georg Kranz, Theodor Geyer. (Goslar<br />

1986: Nordharzer Druckerei.) 60 ungez. BI. Abb. 4°<br />

178<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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476. Klewingh aus, Günter: Chronik der Bäckerstraße (in Goslar). In: Goslarer BergkaI. Jg. 369:<br />

1987. [1986.) S. 84--87, 1 Abb.<br />

477. (Mevcrs, Rudolf, Horst-Günther Lange:) Dcr Goslarer Zwinger. Geschichte u. Gegenwart.<br />

(Goslar, Thomastr. 2: Burg im Zwinger 1986.) 8 gez. BI., 7 Abb. [Kopft.] [Umschlagt.:] Burg<br />

im Zwinger.<br />

478. Laub, Gerhard: Die Zwerghöhlen im Sudmerberg (bei Goslar). In: Goslarer BergkaI. Jg. 369:<br />

1987. [1980.] S. 75-78,3 Abb.<br />

479. Behr, Oskar: Eine kleine Kunstbetrachtung. In: Goslarer Hergkal. Jg. 369: 1987. [1986.] S. 96.<br />

[Über Kunstwerke in Goslar.1<br />

480. (Hillebrand, Werner:) 8(XJJahre Kloster Ncuwerk 1186-1986 [Stadt Goslar]. Sonderausstellung<br />

im Goslarer Museum vom 31. Mai bis 17. August 1986. (Goslar: Stadt Goslar, Kulturreferat)<br />

1980. 28 S., 12 Abb.<br />

481. G riep, Hans-Günther: Neuwerk (1186-1986). Kirche u. Kloster im Spiegel d. Bau- u. Kunstdenkmäler.<br />

Festschrift zur 800. Wiederkehr d. ersten Altarweihe. (Fotos: Friedhelm Ge ye r.)<br />

Goslar (: EV.-Iuth. Neuwerkgemeinde) 1986.130 S., Abb.<br />

482. Cramer, Hans Donald: Das Schicksal der Goslarer Juden 1933-45. Eine Dokumentation. Mit<br />

Beitr. von Horst-Günther La n ge [u. a.) Goslar: Geschichts- u. Heimatschutzverein Goslar e. V.<br />

1986.204 S. mit Abb. (Beitrr. zur Geschichte d. Stadt Goslar. 36.)<br />

483. (J anz, Wolfgang: ) Festschrift zur Hahndorfer Schulgeschichte. 1686-1986. 300 Jahre Schulgeschichte.<br />

1961-1986. 25 Jahre Schule am Wiesenweg. [Hahndorf Stadt Goslar.] (Goslar-Hahndorf:<br />

Verf. 1986.) 57 5., 27 ungez. BI. mit 35 Abb.<br />

484. J anz, Wolfgang: 375 Jahre alte Aktennotiz über einen Hahndorfer [HahndorfStadt Goslar). In:<br />

Goslarer BergkaI. Jg. 369: 1987. [1986.] S. 68.<br />

485. J anz, Wolfgang: Gedanken um Hahndorfs Namen und Wappen [Hahndorf Stadt GosIar]. In:<br />

Goslarer BergkaI. Jg. 369: 1987. [1986.) S. 81-83.<br />

486. W i eg refe, Ruth: Die Heimatstube in Hahnenklee [Stadt GosIar]. In: Unser Harz. Jg. 34. 1986.<br />

S. 176, 1 Abb.<br />

487. Samtgemeinde Grasleben in alten Ansichten. Red. Ausschuß d. Samtgemeinde Grasleben.<br />

Vorw.: Rolf Volkmann. ZaltbommellNiederlande: Europäische <strong>Bibliothek</strong> 1986. 40 ungez.<br />

BI. mit 74 Abb. quer-8°<br />

Groß EIbe s. Eibe.<br />

Hahausen s. Nr 195.<br />

Hahndorfs. Goslar.<br />

Hahnenklee s. Goslar.<br />

Halcbter s. Wolfenbüttel.<br />

Han s. Nr 4.16-22.25-33,64,69,71,72,185-187,190-192,206,217,219, 235, 238, 239, 244-<br />

247,249-251,260,261,267,297,332,348,350,360,363,364,370.<br />

Harlburg s. auch Nr 91, 233, 327, 617.<br />

488. B usc h, Ralf: Bad Harzburg in alten Ansichten. ZaltbommelfNiederiande: Europäische <strong>Bibliothek</strong><br />

1985. 40 ungez. BI. mit 76 Abb. quer-8°<br />

Heeseberg s. Nr 369.<br />

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179


500. Röhr, Heinz: Stift und Stiftskirche Königslutter in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege.<br />

In: Braunschw. Heimat. Jg. 72.1986. S. 5-8,1 Ahb.<br />

501. Lüddecke-Stielau, Conrad: Der rätselhafte Kaiserdom von Königslutter. Neue Erkenntnisse<br />

aus d. alten Sachsen. In: Deutschland in Geschichte u. Gegenwart. Zs. L Kultur, Geschichte<br />

u. Politik. Jg. 34, Nr 1. 1986. S. 22-26.<br />

502. Linsel, Werner: Ortsgeschichte Rotenkamp (Stadt Königslutter). [Königslutter: VerL) 1986.<br />

31 gez. BI., 4 KI.<br />

Kreiensen s. Nr 468.<br />

Langelsheim s. auch Nr 77.<br />

503. SI 0 I te, Ernst: Ein Ortsname gibt Rätsel auf (Langelsheim). In: Goslarer BergkaI. Jg. 369: 1987.<br />

[1986.) S. 89-92.<br />

504. Stolle, Ernst: Der "Papiergarten" im Innerstetal (Stadt Langelsheim]. In: Allgern. Harz-Berg­<br />

KaI. 1987. (1986.) S. 83-86,2 Kt.<br />

505. Lich ten berg, Rolf: Die Bürger der Bergstadt Lautenthai (Stadt Langelsheim] im Jahre 1651.<br />

In: Norddt. Familienkde. Bd 13 = Jg. 35.1986. S. 512-516.<br />

LautenthaI s. Langelsheim.<br />

Lehndorfs. <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Lichtenberg s. Salzgitter.<br />

506. Görsmann, Helga: Das beste Wappen in der Welt ist der Pflug im Ackerfeld. 500 Jahre Geschichte<br />

an d. <strong>Braunschweig</strong>er Pforte. Der Hof Kramer in Unse. Mil 1 Ahh. In: Jahrhuch f. d.<br />

Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985. 1986. S. 70-73.<br />

Lutter am Barenberge s. Nr 103.<br />

Mariental s. auch Nr 158, 159,340.<br />

507. K ru se, K(arl) B(emhard): Erste Ergebnisse der bauarchäologischen Begleitung der Restaurierungsarbeiten<br />

an der ehemaligen Zisterzienserkirche Mariental hei Hclmstedt. In: Deutsche<br />

Kunst u. Denkmalpflege. Jg. 44.1986. S. 34-35, 1 Ahb.<br />

Negenborn s. auch Nr 158.<br />

508. Caspe rs, Herbert: Amclungsborn (Gemeinde Negenhorn). Die haugeschichtl. Entwicklungd.<br />

zisterziensischen Klosterkirche unter bes. Berücks. d. romanischen Chores. 0.0.1985.220 S.,<br />

Abb., Kt., PI. 4° [Masch.schr. vervielf.) Hannover, Fachbereich Architektur, Diss. v. 11. 11.<br />

1985.<br />

509. Göhm a nn, Herbert W., u. Kurt Seh mid t-Clausen: Das Kloster Amelungsborn [Gemeinde<br />

Negenborn). Mit 5 Abb. In: Jahrbuch L d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 1985. 1986. S. 41-47.<br />

Neuekrug s. Hahausen.<br />

l'ieuhof s. Nr 286.<br />

Nordsteimke s. Nr 585.<br />

510. B ülow, Ursula Maria von: Oels, wie wir es kannten. Mit Adressenverzeichnis 1935/36. ScheinfeId:<br />

Goldammer-Verl. (191\5.) 136 S., Ahh.<br />

[Das Herzogtum Oels fiel UsOS an Friedrich Wilhclm Herzog zu <strong>Braunschweig</strong> u. Lüneburg u. wurde IHX4 aufgelöst.]<br />

Ösel s. ]\'r 371.<br />

Ohrum s. Nr287.<br />

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181


566. Kortzfleisch, Urte von: Wolfenbütteler Schülerseminare. Bericht über e. Projekt f. Schüler<br />

d. gymnasialen Oberstufe in d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong>. In: Buch u. <strong>Bibliothek</strong>. Jg. 38. 1986.<br />

S.532-537.<br />

{ETsch. zuerst leicht verandert u. d. T: Kortlfleisch: Zusammenarbeit von Schule und <strong>Bibliothek</strong> in: Schulvcrwaltungsbl. f. Nds.<br />

Jg. 37. 19H5. S. 344-347 u. mb. Mllteilungsbl. d.llibliotheken in Nicdersachsen. H. 62. 1985. S. 43-51; ,.Ilibli()gr. 1985. Nr 560·1<br />

567. (Matz, Karlwerner:) Rückschau über den Werdegang des DDKK (Der Doktor Kegel-Klub)<br />

zum 80. Geburtstag Dezemher 1986. [Wolfenbüttel: VerL] 1986. 28 S., 25 Abb. 4° [Masch.schr.<br />

vervielf.] [Umschlagt.:] Matz: Festschrift zum 80. Gehurtstag des DDKK, 12. Dezember 1986.<br />

568. 120 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Ortsverein Wolfenbüttel e.V. 1866-1986. (Wolfenbüttel<br />

1986.) 12 ungez. BI. [Cmschlagt.]<br />

569. Poersch ke, Reinhold, u. a.: 120 Jahre Rotes Krcuz in Wolfenhüttel. Die Aufgaben hahen sich<br />

seit d. Gründung nicht geändert. In: Heimatbuch L d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987.<br />

[1986.] S. 63--{j6.<br />

570. Kirchheimer, Siegfried: [Briefe, Ausz.] Kurt Borman n (, Hrsg.) Siegfried Kirchheimer. Der<br />

"Arzt d. Auguststadt" in Wolfenhüttel 1919-1938. Erinnerungen in Briefen. (Wolfenbüttel:<br />

Stadt WolfenhütteI1986.) 31 S., 2 Abb.<br />

571. Volksfest in Halchter [Stadt Wolfenbüttel]. 60 Jahre HSV. Vom 20. Juni -22. Juni 1986. (Zsst.:<br />

Rolf Boeckeru. Peter Rieper.) (WolfenbütteI1986: Kotulla.) 30S. [Umschlagt.]<br />

572. Ach ne r, Heike: Zur Vorgeschichte von Salzdahlum . In: Heimatbuch f.<br />

d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 33: 1987. [1986.] S. 72-74, 5 Abb.<br />

573. Gehrman n, Walter: Philipp Spitta weihte den Neubau der WoItorfer Liebfrauen-Kirche. In:<br />

Peiner HeimatkaI. Jg. 17: 1987. [1986.] S. 121-124,6 Abb.<br />

[Die Kirche in Wulturf gchörte zu Preußen, wurde aber von <strong>Braunschweig</strong> aus visitiert.}<br />

Zellerfeld s. Clausthal-Ze\lt:rfc\t1.<br />

Zorge s. auch Nr 119.<br />

574. Laub, Gerhard: Zur Staufenburg bei Zorge. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 107-<br />

109,1 Grundriß.<br />

Bevölkerungs- und Personengeschichte<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

s. auchNrl25, 128, 144, 185, 187,269,354,381,457,458,468,482,505,563,564.<br />

575. Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Niedersachsens in der frühen Neuzeit. Vorträge auf d. Tagung<br />

d. Hist. Kommission für Niedersachsen u. Bremen am 16. bis 18. Mai 1985 in Duderstadt.<br />

In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 58. 1986. S. 1-130.<br />

[Darin: 1. Wojtowytsch, Myron: Die Dudcrstädtcr Ratsherren im 16. und 17. Jahrhundert. Aspekte d sozialen Stellung e.<br />

kleinstädtischen führungsschicht. Mit 8 Abb. S. 1-26. - 2 Sachse, Wieland: Zur Sozialstruktur Göttingens im 18. und 19.<br />

Jahrhundert. Mit 3 Abb. u. 8 Kt. S. 27-54. -3. Albrecht. Peter: Die Annenvögte der Stadt Braunsehweig um I&X). S. 55-75.<br />

- 4. Sch lumbohm, Jtirgcn: Bauern, Kötter, Heuerlinge. Bevolkerungsentwicklung u. soziale Schichtung in e. Gebiet ländlichen<br />

Gewerbes: d. Kirchspiel Beim bei OsnabfÜck, 1650-1860. S. 77-88. - Krämer, Rosemarie, u. Christoph Reinders:<br />

Prozesse der sozialen und raum lichen Differenzierung im Herzogtum Oldenburg und im Niederstift Munster 1650 bis 1850. Mit<br />

18 Abb. S. 89-130.)<br />

576. Bilshausen-Lasalle, H[erbert]: Niedersächsische Hugenottenkolonien. In: Der deutsche<br />

Hugenott. Jg. 50. 1986. S. 19-24.<br />

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187


594. Busch, Ralf: Paul Francke, herzoglicher Baumeister. Vor 450 Jahren wurde er geboren. In:<br />

Heimathuch f. d. Landkr. Wolfenhüttel. Jg. 33: 19R7. (19R6.] S. 47-50,3 Abb.<br />

595. Weichsler, Hans geb. Fricke: Eine Familienchronik (Fricke-Weichsler). Buch 1-14 = Bd 1a­<br />

Sb. (Hannover: Verf. 19R5.) 4° [Masch.schr. vervielf.]<br />

[Die Vorfahren Fricke stammen z.T. aus Orten im östl. Teil von Hildeshcim, d. heute zu <strong>Braunschweig</strong> gchören. d. Vorfahren<br />

Wcichsler aus Salzdahlum u. Cremlingen; d. Arbeit ist vorhanden im Nds. Hauptstaatsarchiv Hannover.}<br />

596. D ieck hoff, Jürgen: Über das uralte, löbliche, hochadclige Geschlecht derer von Gadenstedt.<br />

In: Peiner HeimatkaI. Jg. 17: 1987. [1986.] S. 115-119,4 Abb.<br />

597. Dieckhoff, Jürgen: Zu Besuch bei von Gadenstedts in Volkersheim. Stabil im Fühlen, Denken,<br />

Handeln. In: Peiner HeimatkaI. Jg. 17: 1987. [19R6.) S. 111-114,1 Abb.<br />

598. Ein Stück Zellerfelder Geschichte - Friedrich Gärtner (0 28. 10. 1901). In: Allgern. Harz-Berg­<br />

KaI. 1987. [1986.] S. 44.<br />

599. Ulferts, Gert-Dieter: "Von Freunden und Schülern gewidmet ... " Porträtplastik d. Bildhauer<br />

Friedrich Küsthardt u. FritzSchaperim Besitzd. Georg-August-Universität Göttingen. In: Göttinger<br />

Jahrbuch. (F. 34.) 1986. S. 103-143,24 Abb.<br />

[Dann S. 12&-\39. Abb. 1&-22: eber d. Denkmal f. Carl Friedrich Gauß in <strong>Braunschweig</strong>, entworfen von F. Schaper, 18J«J<br />

eingeweIht.]<br />

Gerstäcker, Friedrich s. Nr 317-320,398.<br />

Griepenkerl, Wolfgang Robert s. Nr 321.<br />

600. S a I zw e dei, Joachim: Urkundliche Nachrichten vom Schöpfer des Goslarer Marktkirch-Altars<br />

von 1659, Andreas Gröber , aus<br />

dem Stadtarchiv Goslar. In: Heimatbll. f. d. süd-westl. Harzrand. H. 42. 1986. S. 48-51.<br />

601. Schimpf, Franz: Der Bildschnitzer Andreas Gröber aus Osterode. In: Heimatbll. f. d. südwestl.<br />

Harzrand. H. 42. 1986. S. 44-47.<br />

602. Meyer, Hans Gerhard: Verzeichnis der von Andreas Gröber geschaffenen Werke. In: Heimatbll.<br />

f. d. süd-west I. Harzrand. H. 42. 1986. S. 52--


607. Busch, Ralf: Scgcband von Henninges 1907 bis 1985. In: Heimatbuch f. d. Landkr. WolfenbülleI.<br />

Jg. 33: 1987. (1986.] S. 9-10,1 Ahb.<br />

608. Prof. Dr. Ernsl Henzet. (1927 -15.2. 1986.) In: Mitteilungen d. TU Carolo-Wilhelmina zu<br />

<strong>Braunschweig</strong>. Jg. 21, H. 2.1986. S. 68,1 Abb.<br />

609. Hoffmeister, Kurt: August Hermann, 1835-1906. Pionier d. Mädchenturnens u. braunschweigischerSchriftsteller.<br />

<strong>Braunschweig</strong>: Stadt bibliothek <strong>Braunschweig</strong> 1986. 72 S., 16 Abb.<br />

610. Sc h I 0 I I er, Hans: Das Hildesheimer Patrizier-Geschlecht von Huddessem. In: Alt-Hildcsheim.<br />

Bd 57.1986. S. 41-51.<br />

IS. 47-48: <strong>Braunschweig</strong>er Zweig.)<br />

611. Hopf, Henning: Prof. (Dr. Hans Herloff) Inhoffen -80 Jahre (am 9. 3. 1986). In: Mittei)ungen<br />

d. TU Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 21, H. 2.1986. S. 69.<br />

Jacobson, Israel s. Nr 579.<br />

Jäger, August s. Nr 513.<br />

Jäger, Carl s. Nr 513.<br />

612. Rudolf Jahns zum 90. Geburtstag. Konkrete Landschaften. Gemälde, Aquarelle,<br />

Zeichnungen. Rielefclder Kunstverein e.V., 9. März-20. April 1986. Kunstamt Bcrlin­<br />

Tiergarten, 2. - 31. Mai 1987. Städt. Museum <strong>Braunschweig</strong>, 14. Juni - 18. Juli 1987. (Katalogred.:<br />

Gisela Bu rka mp.) (Dielefeld: Bielcfeldcr Kunstverein e.V. 1986.) 38 S., 24 Abb.<br />

Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm s. Nr 181, 182.<br />

Jordan, Robert s. Nr 300.<br />

613. Kauffmann . In: Genealogisches Handbuch d. adeligen Häuser. D, Dd 17. 1986.<br />

S. 185-1%, 1 Wappenabb. (Genealog. Handbuch d. Adels. Bd 89.)<br />

[vgl. Blbliogr. 1974. !'Ir 371.)<br />

614. Meier-Cortes, Helga: Ein Anwalt des Harzes (Hermann Kerl· 9.6.1901). In: Allgem. Harz­<br />

Berg-KaI. 1987. (1986.] S. 55-56,1 Abb.<br />

Kirchheimer. Siegfried s. Nr 570.<br />

K1ahn, Erich s. Nr 552,556.<br />

615. T h i e s, Harmen: Leo von Klenze. In: Mitteilungen d. TC Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Jg. 21, H. 1. 1986. S. 74-79.<br />

Kniestedt, Georg Heinrich Gottschalk von s. Nr 5l3.<br />

Koch, Konrad s. auch Nr 6a.<br />

616. Hoffmeister, Kurt: Ein <strong>Braunschweig</strong>er Lehrer als Begründer der Schulspiele in Deutschland.<br />

Professor Dr. phi!. Konrad Koch . <strong>Braunschweig</strong> 1986. 64 S., 5 Abb. - Sonderdr.<br />

aus: Beiträge zur niedersächsischen Sportgeschichte. Der Dr.-Bernhard-Zimmermann­<br />

Preis 1984. (Schriftenreihe d. Nds. Instituts f. Sportgeschichte Hoya e.V. Bd 4.) s. Nr 6a.<br />

Köhler, William s. Nr 252.<br />

617. Eh rhard t, Fr.: Fritz König ein Sohn des Advokaten und "Aufrührers" Dr. Georg<br />

Friedrich König. In: HeimalbII. f. d. süd-west!. Harzrand. H. 42. 1986. S. 40-43.<br />

[Am 10. Oktober 1904 errichtete d. Ehepaar König d. Fritl·König·Stiftung in Bad Harzburg.)<br />

Kopf, Hinrich Wilhelm s. Nr 3.<br />

Kramer, Familie s. Nr 506.<br />

Kummer, Karl s. Nr 513.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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191


618. H i lde brandt, Werner: Carl Heinz Kurz wurde von seiner Vaterstadt geehrt. In: Allgem. Harz­<br />

Berg-KaI. 1987. [1986.] S. 132-135,2 Abb.<br />

Langen. Emil s. Nr 519.<br />

619. Le hnhoff, Hans W. A.: Zur Geschichte niedersächsischer Lehnhoff-Familien. (Inshesondere<br />

von 1500-1700 im mittleren Leineraum.) Hrsg. im 400. Gedenkjahr an d. Calenbergische Musterungsrolle<br />

von 1585. (Hannover: Verf. 1'185.) 188 S., 5 Abb.<br />

!Orts- u Namenregister S. 169-177 I<br />

Leibniz, Gottfried Wilhelm s. Nr 108.<br />

Lessing, Gotthold Ephraim s. Nr 429.<br />

Letzner, Johannes s. Nr 58.<br />

Leuschner, Jörg s. Nr 513.<br />

620. Schwenk, Sigrid: Kurt Lindner 80 Jahre (am 27. 11. 1986). In: Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>s-Informationen.Jg.<br />

11. 1986. S. 51.<br />

ILindner war Initiator ll. Prasidcnt d. GeseIbehaft d. Freunde d. Herzog August Rihliothck Wolfcnhüttcl c. V.J<br />

621. Roth, Elisaheth: Jagdgeschichte eine Lebensaufgabe. Kurt Lindner zum 80. Geburtstag (am<br />

27. 11. 1986). In: Historischer Verein f. d. Pflege d. Geschichte d. ehem. Fürsthistums Bamberg_<br />

Bericht. 122. 1986. S. 89-91, I Abb.<br />

IK. Lindnc:r war Initiator u. Prä!'>idenl u. Gesellschaft d. Freunde d. Herzog August Bihliothck WolfcnhullcI e. V.)<br />

622. (Löhneysen, Heinz Frh. von:) Von Löhneysen. Eine Familiengeschichte. (Nürnherg 10, Tuchergartcnstr.<br />

7: Verf. 1984.) 218, 53 S.<br />

IVorhanden im Nds. Staatsarchiv Wolfcnhuttel Zg. 2'4/R7 J<br />

623. Hodemacher, Jürgen: Georg Engclhard von Löhneysen. Frühe Drucke aus Remlingen. In:<br />

Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenhüttel. Jg. 33: 1987. [191\6.J S. 134-135, 1 Abb.<br />

624. Hildebrandt, W(erner): Herbert Lommatzsch wurde 80 (am 13. 9.1986). In: Allgem. Harz­<br />

Berg-KaI. 1'187. [1986.J S. 39.<br />

625. Gresky, Wolfgang: Dr. Herbert Lommatzsch zum 80. (am 13.9.1986). In: Südniedersachsen.<br />

Zs. f. Heimatpflege u. Kultur. Jg. 14. 1986. S. 90.<br />

Lüntzel, Familie s. Nr 513.<br />

Lütkemann, Joachim s. Nr 180.<br />

Luther, Familie s. Nr 224.<br />

Luther, Gottlieb s. Nr 225.<br />

626. Meibom. In: Genealogisches Handbuch d. adeligen Häuser. B, Bd 17. 1986. S. 240-245, I Wappenabb.<br />

(Genealog. Handhuch d. Adels. Bd 89.)<br />

[vgl. Rihliogr. 14(,,0, NT 2Q9.1<br />

Meyer, Familie s. Nr 584.<br />

627. Ja nz, Wolfgang: Der Goslarer Propst Heinrich Minnicke wurde 1225 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen<br />

verbrannt. In: Allgem. Harz-Berg-Ka!. 19117. (1986.] S. 86-87.<br />

Moritz, Karl Philipp s. Nr 4.<br />

Mühlenpfordt, Anna s. Dräger-Mühlenpfordt.<br />

628. M ü lle r, Jan Hendrik: Herkunft und Ausbreitung der Oberharzer Bergbau-Familie Müller. In:<br />

Heimatbll. f. d. süd-west!. Harzrand. H. 42. 1986. S. 28-39.<br />

192<br />

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629. Dr. Werner Mull 60 Jahre (am 22. August). In: IHK (Industrie- u. Handelskammer].<br />

Braunschw. Wirtschaft. Mitteilungen d. Industrie- u. Handelskammer <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 38, H.<br />

9. 19R6. S. 47, 1 Abb.<br />

Muthig, Joseph s. Nr 513.<br />

Niemann, Alhert s. Nr 472.<br />

630. Busch, Ralf: Nachruf auf Franz Niquet. 7.6. 1910-6.6. 19R6. In: Die Kunde. N.F. Jg. 37.1986.<br />

S. 369-371,1 Abb.<br />

Oberg, Eilhart vun s. Nr 82.<br />

631. Pe tersdorff-Cam pe n, Eckhard von: Die märkische Familie von Petersdorff. (Bad Gandersheim<br />

19R6: Jäger.) 111, 20R S., 31 Abb.<br />

[T-'eufassung d. 1969 u.d T.: Petersdorff-Campen: Geschichte der märkischen Familie von Petersdorff ersch. masch.schr. vervielf.<br />

Arbcl[;s. Blhltogr. 1970, Nr 36O.J<br />

632. Hildcbrandt, W(crner): Alhert Pilz-Schottelius t (am 17. 8. 1986). In: Allgem. Harz-Rerg­<br />

KaI. 1987. [1986.] S. 131.<br />

Praetorius, Michael s. Nr 329.<br />

633. Praun, Ferdinand v.: Aus der Geschichte des fränkisch-braunschweigischen Geschlechts<br />

Praun/v. Praun. [Forts.] In: Genealogie. Bd 18 = Jg. 35.1986. S. 1-14, 197-205,1 Abb.<br />

[Anfang s. Bihliogr. 1983. Nr 501; 19H4. Nr 529 u. 1985. I"r 640.1<br />

Raabe, Wilhelm s. Nr 3,300,322,323.<br />

634. Schrei ber, Friedrich: Dem Andenken an Wilhelm Rauls (* 11. 1. lR96 t 24.3.1985). In: Jahrbuch<br />

f. d. Landkr. Holzminden. Bd 3: 19R5. 1986. S. 1-2.<br />

635. Wilhclm Rauls . In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 84.1986. S. 261.<br />

636. Böhm, Wolfgang: Prof. (Dr. phil. habil. Fritz) Rchbock-90Jahre (am 16. 7. 19R6). In: \1itleilungen<br />

d. TU Carolo-Wilhelmina zu <strong>Braunschweig</strong>. Jg. 21, H. 2.1986. S. 69.<br />

637. H i I de brandt, Werner: Ausstellungen und eine große Festveranstaltung zum 100. Geburtstag<br />

von Karl Reinecke-Altenau. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1987. [1986.] S. 19-20,5 Abb.<br />

638. Meus ke ns, Wolfgang: "Berggesclle Behm" ist wieder aufgetaucht. Das Manuskript zu Karl<br />

Reineckes Nachfolgeroman "Die reiche Barbara" hat sich angefunden. Erzählt nach Schilderungen<br />

von Charlotte Balding. In: Unser Harz. Jg. 34. 1986. S. 103-106,4 Abb.<br />

639. RiedeseI. In: Genealogisches Handbuch d. freiherrlichen Hiiuser. Bd 14. 1986. S. 391-400. (Genealog.<br />

Handbuch d. Adels. Bd 88.)<br />

640. B urgschm id t, E.: Prof. (Dr. Edgar) Rosen-75 Jahre (am 18.6.1986). In: Mitteilungen d. TU<br />

Carolo-Wilhelmina zu Braunschwcig. Jg. 21, H. 2. 1986. S. 71.<br />

Rosenzweig. Fr


656. B erne r, Herbert: Friedrich Thiine, Kunsthistoriker des liegaus . In: Hegau. Zs.<br />

f. Gcsch., Volkskunde u. Naturgesch. d. Gebietes zwischen Rhein, Donau u. Bodensee. Jb.<br />

41142: 1984/85. 1986. S. 273-274.<br />

Tost, Carl s. Nr 449.<br />

Trebra, Friedrich Wilhelm Hcinrich von s. Nr 189.<br />

Urban, August s. Nr 468.<br />

Vieweg, Friedrich s. Nr 387-389.<br />

Vollbrecht, Familie s. Nr 359.<br />

Vollmar, Agnes s. Nr 472.<br />

Vries, Hans Vredeman de s. Nr 554.<br />

Weichsler, Familie s. Nr 595.<br />

657. Möll er, Dietrich: Prof. (Dr.-Ing. Günter) Weimann -65Jahre (am6. 6. 1986). In: Mitteilungen<br />

d. TU Carolo-Wilhclminazu <strong>Braunschweig</strong>. 19. 21, H. 2.1986. S. 73.<br />

658. Kronenberg, Kurt: Ein Gandersheimcr als Rektor der Universität Erfurt. In: Braunschw.<br />

Hcimat. 19. 72. 1986. S. 50--53, 1 Abb.<br />

[Am 18. 10. 1576 wurde d. aus Gandershcim geburuge Magister Siegfned Wend, Professor d. Theologie, zum Rektor d. Umv.<br />

Erfurt gewahlt.]<br />

Wildefuer, Hans s. Nr 57.<br />

659. Turner, George: Leben und Werk von Profcssor Dr. Raimund Willecke (* 2. 5.1905 in Wolfcnbüttel).<br />

In: TU Clausthal. Mitteilungsblatt. H. 61. 1986. S. 57-59.<br />

Winck, Joscph Grcgor s. Nr 513.<br />

660. Barte Is, Wilfried: August Winnecke - Astronom aus Groß Heere (* 5. 2. 1835 t 3. 12. 1897).<br />

In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfcnbüttel. 19. 33: 1987. [1986.] S. 113-115, 1 Abb.<br />

661. Win te rfel d, Detlof von: Auszug und Rückkehr dcr Familie von Winterfeld in das Land an<br />

Oker und Fuhsc. Mit e. Vorw. von Wolfram Forche. In: Salzgittcr-Jahrbuch. Bd 8. 1986. S.<br />

9-15,1 Abb.<br />

Wolff, loachim s. Nr 406.<br />

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195


196<br />

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Chronik des <strong>Braunschweig</strong>ischen Geschichtsvereins<br />

vom Oktober 1986 bis Oktober 1987<br />

Die Vorstandssitzung am 25. November 1986 fand unter Leitung des Vorsitzenden im<br />

Städtischen Museum in <strong>Braunschweig</strong> statt. Nach Worten des Gedenkens für den am 6.<br />

Juni 1986 verstorbenen Oberkustos a. D. Dr. Franz Niquet, der viele Jahre dem Vorstand<br />

angehört hat, legte Dr. Scheel zunäehst den soeben erschienenen Band 67 des <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

Jahrbuchs vor und berichtete über Manuskripte, die dem Verein zur Veröffentlichung<br />

angeboten worden sind. Nach einer längeren Diskussion wurde beschlossen,<br />

die Arbeit von Ernst Hermann Grefe "Gefährdung monarchischer Autorität im Zeitalter<br />

der Restauration. Der braunschwcigische Umsturz von 1830 und die zeitgenössische Publizistik"<br />

in die Reihe der "Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Geschichte"<br />

aufzunehmen, wenn die dafür erforderlichen Lottomitte1 bewilligt werden. Außerdem bekundete<br />

der Vorstand sein Interesse an der von Max Beumer (Madison USA) geplanten<br />

Arbeit "Die Reformation als Revolution und Aufruhr". Über ihre Veröffentlichung soll<br />

nach Vorlage des Manuskripts und Sicherstellung der Finanzierung erneut beraten werden.<br />

Mit Zustimmung nahm der Vorstand zur Kenntnis, daß die dem Verein angebotene Dissertation<br />

von Udo Riechert (t) "Gewerkschaften und Betriebsräte in <strong>Braunschweig</strong> und<br />

Wolfsburg in den ersten Nachkriegsjahren" nunmehr vom Stadt archiv Wolfsburg publiziert<br />

wird.<br />

Über die Möglichkeiten des Vereins, Arbeitsvorhaben in die Wege zu leiten oder zu<br />

unterstützen, die das Interesse breiterer Bevölkerungskreise finden könnten, wurde ausführlich<br />

beraten. Zustimmung fand ein Projekt "<strong>Braunschweig</strong>er Köpfe" in Form eines<br />

biographischen Lexikons, über dessen Marktchancen und Finanzierung zunächst mit Verlegern<br />

Rücksprache genommen werden soll. Der Vorsitzende teilte mit, daß die gegenwärtig<br />

unter seiner Leitung im Staatsarchiv Wolfenbüttel bearbeitete kumulative ßibliographie<br />

zur braunschweigischen Geschichte in das Programm des Verlages Olms in Hildesheim<br />

aufgenommen wurde, so daß dem Verein für die Drucklegung keine Kosten entstehen.<br />

Eine enge Verzahnung des Titels mit dem <strong>Braunschweig</strong>ischen Jahrbuch wird angestrebt.<br />

Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung am 23. April 1987 im Städtischen Museum<br />

in <strong>Braunschweig</strong> waren 108 Personen anwesend, so daß die Versammlung beschlußfähig<br />

war. Der Vorsitzende begrüßte die Erschienenen und gedachte der im abgelaufenen<br />

Vereinsjahr verstorbenen Mitglieder.<br />

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Daraulbin erstattete der Geschäftsführer Dr. Garzmann den Tätigkeitsbericht. Folgende<br />

Vorträge sind im Winterhalbjahr 1986/87 gehalten worden:<br />

16. 10. 1986<br />

20. 11. 1986<br />

15. 1. 1987<br />

19. 2.1987<br />

19. 3.1987<br />

23. 4.1987<br />

Dr. I1ermann 0 e r tel, <strong>Braunschweig</strong>: Das Bibclwerk Herzog Carls I. von<br />

<strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel (1735-1780).<br />

Dr. Gerhard Sc h i I d t, <strong>Braunschweig</strong>: Frühindustrialisierung und soziale<br />

Frage in der öffentlichen Meinung <strong>Braunschweig</strong>s.<br />

Dr. Manfred Garzmann, <strong>Braunschweig</strong>: Zum Korporationsproblem im<br />

spätmittelalterlichen <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Milde: Georg Baesecke-ein bedeutender Germanist<br />

aus <strong>Braunschweig</strong>.<br />

Prof. Dr. Heinrich Sch m idt, Oldenburg: Der Sachsenherzog Widukind­<br />

Wirklichkeit und Symbol.<br />

Dr. Dieter Ma tthes, Wolfenbüttel: Das Pagenbuch des Herzogs Ludwig<br />

Rudolf. Eine heraldisch-emblematische Matrikel.<br />

Anschließend erläuterte der Schatzmeister Dr. Spies den Kassenbericht für das Vereinsjahr<br />

1986. Der Kassenbestand betrug am 31. 12. 1986 DM 20427,-. Die von den Mitgliedern<br />

Frau Prof. Dr. Birgit Pollmann und Herrn Dr. Gottfried Etzold am 1. 4. 1987<br />

vorgenommene Kassenprüfung hat keine Beanstandungen ergeben, so daß auf Antrag von<br />

Herrn Dr. Dietrich Mack dem gesamten Vorstand (bei 5 Enthaltungen von Vorstandsmitgliedern)<br />

Entlastung erteilt wurde.<br />

Von der Leiterin der Studienfahrten, Frau Dr. Wiswe, wurde dann das Programm der<br />

Studienfahrten im Sommer 1987 vorgestellt, das inzwischen mit sehr großer Beteiligung<br />

planmäßig durehgeführt worden ist.<br />

Auf der ersten ganztägigen Studienfahrt am 23. Mai 1987 "Zu den Lüneburgischen<br />

Klöstern der Südheide" (Dr. Wiswe, Dr. Scheel) wurden die Klöster Ebstorf, Medingen<br />

und Isenhagen besucht, wo sachkundige und engagierte Konventualinnen die Teilnehmer<br />

mit der Geschichte und den Kunstschätzen ihrer Klöster bekannt machten. Die im Kloster<br />

Ebstorf verwahrte mittelalterliche Weltkarte fand das besondere Interesse der Teilnehmer.<br />

Alle Gebäude der seit der Reformation evangelischen Damenstifte befinden sich nach<br />

kostspieligen Restaurierungen durch die hannoversche Klosterkammer in einem ausgezeichneten<br />

baulichen Zustand. Beendet wurde diese Studienfahrt mit einer Besichtigung<br />

der in ihren Anfängen bis in das 12. Jahrhundert zurückreichenden Kirche in Ohrdorf,<br />

einem Ort im Nordosten des Kreises Gilborn. Sie besitzt außer einem künstlerisch wertvollen<br />

gotischen Schnitzaltar aus der Werkstatt des "<strong>Braunschweig</strong>er Madonnenmeisters"<br />

vom Ende des 15. Jahrhunderts bemerkenswerte Fresken im Chorraum, die um 1370 entstanden<br />

sein sollen.<br />

Da Frau Dr. Wiswe verhindert war, leitete der Vorsitzende am 20.6. die zweite ganztägige<br />

Studienfahrt "In das Land links der Weser" . Die Hattenser Kirche, ein aus Bruchsteinen<br />

errichteter romanischer Bau, der für einen bereits Ende des 14. Jahrhunderts wüst<br />

gewordenen Ort errichtet worden ist und als angeblicher Vermählungsort des späteren englischen<br />

Königs WiIIiam IV. mit Karoline von Linsingcn Aufmerksamkeit beansprucht, war<br />

198<br />

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das t:rstt: Ziel. Hier und bei der anschließenden Besichtigung von Ottenstein beteiligte sich<br />

lIerr Oberstudienrat i. R. Freist an den Führungen und Erläuterungen. Das dem Oberstleutnant<br />

Georg Ludwig Korfes, t:inem militärischen Weggefährten des Herzogs Friedrieh<br />

Wilhc1m, in Ottenstein gesetzte Denkmal erinnert an einen tapferen braunschweigischen<br />

Offizier in den Befreiungskriegen, der fern der Heimat in Spanien starb. Ein Kleinod der<br />

romanischen Baukunst, die Kilianskirche in Lügde, die als eine würzburgische Gründung<br />

zu den ältesten Missionskirchen in Sachsen in der Karolingerzeit gezählt wird, wurde anschließend<br />

besichtigt. Herr Dr. Giesau erläuterte hier sachkundig den Kirchenbau und<br />

ordnete ihn architekturgeschichtlich ein. Da die Herlingsburg, eine frühgeschichtliche<br />

Wallburg, wegen Unzugänglichkeit des Geländes nicht aufgesucht werden konnte, verblieb<br />

genügend Zeit, bei einem Rundgang durch den Ortskern von Lügde die geschmackvoll<br />

restaurierten frühneuzeitlichen Fachwerkbauten zu besichtigen. Schließlich stand<br />

noch Bad Pyrmont auf dem Exkursionsprogramm. Hier erläutt:rte Herr Dr. Dieter Adler<br />

den gegenwärtigen Schloßbau und gab einen Überblick über seine Geschichte. Er übernahm<br />

auch die anschließende Führung durch das neu eingerichtete Sehloßmuseum.<br />

Eine halbtägige Studienfahrt unter Leitung von Frau Dr. Wiswe, die den Besuch von<br />

,.Herrensitzen am Elmrand" zum Ziele hatte, führte am 29. August zunächst nach Destedt.<br />

Hier wurde der im 18. Jahrhundert nach englischen Vorbildern angelegte Landschaftsgarten<br />

besil:htigt. Er ist ursprünglich mit vielen heimischen und exotischen Sträuchern und<br />

Bäumen angelegt worden, die teilweise heute noch vorhanden sind. Das eindrucksvolle<br />

Herrenhaus konnte allerdings nur von außen in Augenschein genommen werden. Nächstes<br />

Exkursionsziel war Veltheim mit der am besten erhaltenen Wasserburg im südlichen Niedersachsen.<br />

Zum Abschluß wurde Lucklum mit seiner ehemaligen Deutschordenskommende<br />

besucht. In der dortigen Kirche sind die emblematischen Darstellungen in Grisaillemalerei<br />

besonders bemerkenswert. aber auch der mit Porträts ehemaliger Ordensritter eindrucksvoll<br />

ausgestattete Rittersaal dürfte bei den Teilnehmern bleibende Eindrücke hinterlassen<br />

haben. An den Führungen auf dieser Exkursion beteiligten sich Frau Heike von<br />

Henninges und Herr Dr. Peter Gicsau.<br />

Ebenfalls unter Leitung von Frau Dr. Wiswe, die von Frau Erika Herberger, M. A.<br />

unterstützt wurde, sind am 3. Oktober "Archäologische Stätten im Raum Gifhorn" aufgesucht<br />

worden. Ziele waren ein neolithischer Fundplatz mit reichen Flintabschlägen bei Barwedel<br />

sowie der aus der Eiszeit liegengebliebene Bickelstein, ein rätselhafter Findling, der<br />

angeblich Mittelpunkt einer vorgeschichtlichen Kultstätte gewesen sein soll. Ein Hügelgrab<br />

bei Voitze und der Wald bei Bokensdorf, unter dem sich Reste einer mittelalterlichen<br />

Ackerflur befinden, rundete das Bt:sichtigungsprogramm ab.<br />

Nachdem der Geschäftsführer eine Übersicht über die im Winterhalbjahr 1987/88 geplanten<br />

Vorträge gegeben hatte, informierte der Vorsitzende die Mitglieder über die für<br />

das <strong>Braunschweig</strong>ische Jahrbuch 68/1987 vorgesehenen Aufsätze und kleineren Beiträge.<br />

Nach einem Hinweis auf die Tagung der Historischen Kommission für Niedersachsen und<br />

Bremen vom 28.-30. Mai 1987 in SögellSchloß Clcmenswerth und auf den Deutschen Historikertag<br />

vom 12.-15. Oktober 1987 in Bamberg schloß Dr. Scheel die Mitgliederversammlung.<br />

G. S.<br />

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199


200<br />

VERSTORBENE MITGLIEDER<br />

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Beuerrnann, Dr. Amold, Professor, Schedcn<br />

Bomstedt, Dr. Wilhelrn, Oberstudienrat a. D., <strong>Braunschweig</strong>-Stöckhcim<br />

Brandes, WolJgang, Antiquar, <strong>Braunschweig</strong><br />

Dießel, RudolJ, Oberregierungsrat a. D., WolfenbüttcI<br />

Gerling, Ursula, Wolfenbüttel<br />

Heusinger, Dr. phil. et Dr. jur. Bruno, Präsident des Bundesgerichtshofes a. D., CcIle<br />

lrrnscher, Elisaheth, Lehrerin a. D., WolfenbütteI<br />

Kronenberg, Dr. Kurt, Pastor i. R., Bad Gandershcim<br />

Kühn, Herrnann, Diplomingenieur, <strong>Braunschweig</strong><br />

Lasius, Ralf, Abteilungsdirektor , <strong>Braunschweig</strong><br />

Due, Ernst, Geschäftsführer i. R., <strong>Braunschweig</strong><br />

Roshop, Dr. Ulrich, Schulrat a. D., Gifhorn<br />

Seidler, Gerhard, Oberlandesgerichtspräsident a. D., <strong>Braunschweig</strong><br />

Wedderkopf, Elisaheth, Wolfcnbüttcl<br />

Wiswe, Hans, Realschullehrer a. D., WolfenbütteI-FümmeIse<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Geschichte<br />

Bd. 1 Meier, Heinrich: Die Straßennamen der Stadt <strong>Braunschweig</strong>. 1904.<br />

Bd. 2 Bode, Georg: Herkunft und Heimat Gunzelins von Hagen, des ersten<br />

Grafen von Schwerin. Der Forst von HasseIfeIde, ein welfisches Allod.<br />

Zwei geschichtliche Studien. 1912.<br />

Bd. 3 Kriegserinnerungen des Obersten Franz Morgenstern aus westfälischer Zeit.<br />

Herausgegeben von Heinrich Meier. 1912.<br />

Bd. 4 Mutke, Eduard: Helmstedt im Mittelalter. Verfassung, Wirtschaft, Topographie.<br />

1913.<br />

Bd. 5 Vollmer, Bernhard: Die Wollweberei und der Gewandschnitt in der Stadt<br />

<strong>Braunschweig</strong> bis zum Jahre 1671. 1913.<br />

Bd. 6 Festschrift für Paul Zimmermann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres.<br />

1914.<br />

Bd. 7 Spies, Gustav: Geschichte der Hauptkirche B. M. V. in Wolfenbüttel. 1914.<br />

Bd. 8 Aus den Briefen der Herzogin Philippine Charlotte von <strong>Braunschweig</strong><br />

1732-1801. Mitgeteilt von Hans Droysen. Bd. 1: 1732-1768. 1916.<br />

Bd. 9 Meier, P. J.: Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von <strong>Braunschweig</strong>­<br />

Wolfenbüttel mit der Reichsstadt Goslar um den Rammelsberg. 1928.<br />

Bd. 10 Keilitz, Alfred: Die Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges in den Wittumsämtern<br />

des Herzogtums <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel. 1938.<br />

Bd. 11 Biehringer, Frieda: Herzog Karll. von <strong>Braunschweig</strong>. 1920.<br />

Bd. 12 Behse, Arthur: Die juristische Fakultät der Universität Hclmstcdt im Zeitalter<br />

des Naturrechts. 1920.<br />

Bd. 13 Böse, Otto: Die Revolution von 1848 in <strong>Braunschweig</strong>. 1948.<br />

Bd. 14 Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande <strong>Braunschweig</strong>. Hrsg.<br />

von Werner Spieß. 1954.<br />

Bd. 15 Forschungen zur braunschweigischen Geschichte und Sprachkunde. Hrsg.<br />

von Fritz Timme. 1954.<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Bd. 16 Eckert, Georg: Die <strong>Braunschweig</strong>er Arbeiterbewegung unter dem Sozialistengesetz,<br />

I. Teil (1878-1884). 1961.<br />

Bd. 17 Wiswe, Mechthild: Die Flurnamen dt!s Salzgittergebietes. 1970.<br />

Bd. 18 Giesau, Peter: Die Benediktinerkirche St. Ägidien zu <strong>Braunschweig</strong>. Ihre<br />

Baugeschichte von 1278 bis 1478 und ihre Stellung in der deutschen Architektur<br />

des 13. bis 15. Jahrhunderts. 1970.<br />

Bd. 19 Kleinau, Hermann: Die von Werle im Raum <strong>Braunschweig</strong> - Nordharz -<br />

Halberstadt. Ein Beitrag zur Geschichte der welfischen Dienstmannschaft<br />

und zur Pfalzenforschung. 1970.<br />

Bd. 20 Gruhne, Fritz: Auswandererlisten des ehemaligen Herzogtums <strong>Braunschweig</strong><br />

ohne Stadt <strong>Braunschweig</strong> und Landkreis Holzminden 1846-1871. 1971.<br />

Bd. 21 Knauf, Tassila: Die Architektur der <strong>Braunschweig</strong>er Stadtpfarrkirchen in der<br />

ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. 1974.<br />

Bd. 22 Gerkens, Gerhard: Das fürstliche Lustschloß Salzdahlum und sein Erbauer<br />

Herzog Anton Ulrich von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel. 1974.<br />

Bd. 23 <strong>Braunschweig</strong>ische Landesgeschichte im Überblick. Im Auftrage des <strong>Braunschweig</strong>ischen<br />

Geschichtsvereins herausgegeben von Richard Maderhack.<br />

1. Aufl. 1976.2. Aufl. 1977.3. Aufl. 1979 (Vertrieb: Waisenhaus-Buchdruckerei<br />

und Verlag <strong>Braunschweig</strong>).<br />

Bd. 24 Sander, Julie: Kulturelles Leben in Mitteldeutschland im ersten Viertel des<br />

19. Jahrhunderts, dargestellt am Gästebuch der Industrie-Töchter-Schule in<br />

Blankenburg am Harz (1805-1838). 1976.<br />

Bd. 25 Billig, Walfgang: Die Stiftskirche zu Steterburg. 1982.<br />

Bd. 26 Ludewig, Hans-Ulrich: Das Herzogtum <strong>Braunschweig</strong> im ersten Weltkrieg.<br />

1984.<br />

Bd. 27 Grefe, Ernst-Hermann: Gefährdung monarchischer Autorität im Zeitalter der<br />

Restauration. Der brauschweigische Umsturz von 1830 und die zeitgenössische<br />

Publizistik. 1987.<br />

Von den Bänden 1-27 sind Bd. 1,4-7,9,11-15 sowie 23,1. und 2. Aufl., vt!rgriffen.<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Beihefte zum <strong>Braunschweig</strong>ischen Jahrbuch<br />

Bd. 1 Strauß, Ulrike: Das ehemalige Augustinerchorfrauenstift Marienberg bei<br />

Helmstedt. 1983.<br />

Bd.2 Bunselmeyer, Silvia: Das Stift Steterburg im Mittelalter. 1983.<br />

Bd. 3 Gerbert, Anneliese: Öffentliche Gesundheitspflege und staatliches Medizinalwesen<br />

in den Städten <strong>Braunschweig</strong> und Wolfenbüttel im 19. Jahrhundert.<br />

1983.<br />

Bd.4 Butz, Werner: Der Polizeibegriff im Herzogtum <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel.<br />

Umfang und geschichtliche Entwicklung bis 1806.1986.<br />

Vertrieb: <strong>Braunschweig</strong>ischer Geschichtsverein e. V.<br />

3340 Wolfenbüttel, Forstweg 2 (Niedersächsisches Staatsarchiv),<br />

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