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Seite 10 | 50 JAHRE <strong>BDE</strong> | <strong>BDE</strong> - AKTUELL FREITAG, 11. NOVEMBER 2011<br />

Modernes Recycling braucht Wettbewerb und<br />

keine neuen kommunalen Monopole<br />

<strong>Das</strong> Bekenntnis zur Umweltwirtschaft<br />

als Wachstumsmarkt ist heute<br />

Allgemeingut. Globale Problemstellungen<br />

wie Rohstoffsicherung,<br />

Klimaschutz und Ressourceneffizienz<br />

stellen die Wirtschaft zwar<br />

vor besondere Herausforderungen,<br />

sie bieten aber auch besondere<br />

Chancen.<br />

<strong>Das</strong> Institut der deutschen Wirtschaft<br />

in Köln hat 2010 ermittelt,<br />

dass die Sekundärrohstoffwirtschaft<br />

in den letzten 15 Jahren die Branche<br />

mit dem dynamischsten Wachstum<br />

überhaupt war. Und einer Studie der<br />

Europäischen Kommission zufolge<br />

könnten 500 000 neue Arbeitsplätze<br />

entstehen und 150 Millionen Tonnen<br />

CO 2 -Emissionen eingespart werden,<br />

wenn alle EU-Mitgliedsländer in<br />

etwa die Recyclingquoten erreichen,<br />

die in der Bundesrepublik bereits Realität<br />

sind. Für Deutschland hat das<br />

Umweltbundesamt nachgewiesen,<br />

dass auf die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft<br />

ein Viertel aller hierzulande<br />

erzielten CO 2 - Einsparungen<br />

entfällt. <strong>Das</strong> heißt, nicht nur in ökologischer,<br />

sondern gerade auch in ökonomischer<br />

Hinsicht gehört die Entsorgungs-<br />

und Recyclingwirtschaft<br />

zu den Aktivposten des Standortes<br />

Deutschland.<br />

Hohe Umweltstandards<br />

Es kommt nun darauf an, die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, die das bisher Erreichte sichern<br />

und weitere Fortschritte auch<br />

in Deutschland ermöglichen.<br />

Die Bundesregierung hat nach intensiver<br />

Abstimmung der beteiligten<br />

Ministerien den Entwurf eines<br />

neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes<br />

beschlossen, der nun in der Öffentlichkeit,<br />

aber auch in Bundestag<br />

und Bundesrat diskutiert wird.<br />

Die Positionen unserer stark mittelständisch<br />

geprägten, privaten Kreislaufwirtschaft<br />

sind hier eindeutig:<br />

Wir bekennen uns zu hohen Umweltstandards<br />

und anspruchsvollen<br />

Zielsetzungen. Dazu gehört, dass<br />

die Recyclingquoten weiter gestei-<br />

gert und die getrennt gesammelten<br />

Mengen auch tatsächlich stofflich<br />

verwertet werden. Dem Recycling<br />

muss also ein echter Vorrang gegenüber<br />

der Verbrennung eingeräumt<br />

werden und zwar nicht nur auf bekanntlich<br />

geduldigem Papier, sondern<br />

auch in der Praxis. <strong>Das</strong> ist nicht<br />

nur sinnvoll, sondern auch eine europäische<br />

Vorgabe.<br />

<strong>BDE</strong>-<br />

Standpunkt<br />

In den letzten 20 Jahren haben<br />

die Unternehmen der Privatwirtschaft<br />

mehr als 15 Milliarden Euro<br />

in neue Sortier- und Recyclinganlagen<br />

investiert. Wer diese Investitionen<br />

auch künftig will, sollte klare<br />

Zuständigkeitsregelungen zwischen<br />

der kommunalen und privatwirtschaftlichen<br />

Seite schaffen und da-<br />

von Peter Kurth<br />

Präsident des<br />

Bundesverbandes<br />

der Deutschen<br />

Entsorgungs-,<br />

Wasser- und<br />

Rohstoffwirtschaft<br />

mit Rechtssicherheit herstellen.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit den<br />

Kommunen ist für uns alltägliche<br />

Praxis in fast allen Landkreisen und<br />

Gemeinden. Sie wird auf der Basis<br />

klarer gesetzlicher Aufgabenzuweisungen<br />

auch fortgesetzt werden. Es<br />

ist hilfreich für die weitere Diskussion,<br />

dass die europäische Kommission<br />

mehrfach darauf hingewiesen<br />

hat, wie wichtig die konsequente<br />

Umsetzung des Wettbewerbsgedankens<br />

ist. Nach europäischem<br />

Recht ist eine angemessene Aufgabenverteilung<br />

zwischen kommunalen<br />

und privatwirtschaftlichen Interessen<br />

dann gewährleistet, wenn<br />

fairer Wettbewerb herrscht.<br />

Wir wenden uns mit aller Entschiedenheit<br />

gegen einige Versuche<br />

von Kommunalvertretern, privatwirtschaftliche<br />

Unternehmen aus<br />

der Erfassung der Sekundärrohstoffe<br />

bei den Haushalten so gut wie<br />

vollständig zu verdrängen. Es ist<br />

bedauerlich, dass einige politische<br />

Multiplikatoren – auch in diversen<br />

Landesregierungen – von Umweltwirtschaft<br />

zwar reden, aber die Bedeutung<br />

und die Rolle der Wirtschaft<br />

fast vollständig negieren wollen.<br />

Mit dem Modewort „green economy“<br />

schmückt man sich gern, doch<br />

etliche Protagonisten meinen genau<br />

das Gegenteil von „economy“,<br />

sie streben nach einer weiter ausufernden<br />

Verwaltung. Fairer Wettbewerb<br />

mit klaren Qualitätsvorgaben<br />

aber führt einerseits für die Bürger<br />

zu geringeren Kosten und ist andererseits<br />

auch der Motor für weiteren<br />

technischen Fortschritt. Internationale<br />

Kooperationen und Aktivitäten<br />

gehören zu internationalen Märkten<br />

dazu. Die Sekundärrohstoffwirtschaft<br />

von heute und morgen lässt<br />

Wir „entsorgen“<br />

Ihre Rechtsprobleme!<br />

PERSÖNLICH, NACHHALTIG, EFFEKTIV<br />

Deutschland ist kein Rohstoffland. Wir sind abhängig von Rohstoffimporten – bis heute. Doch dieses Problem ist lösbar –<br />

durch die Erschließung einer nie versiegenden Rohstoffquelle: Abfall. Mit modernen Anlagen und klimaschonenden Tech-<br />

nologien versorgt die private Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft die Industrie mit Sekundärrohstoffen. <strong>Das</strong> ist unser Bei-<br />

trag zur Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland<br />

sich allein mit dem Verweis auf althergebrachte<br />

<strong>Das</strong>einsvorsorge nicht<br />

mehr erfolgreich gestalten.<br />

Ohne die enormen Anstrengungen<br />

der Privatwirtschaft hätte Deutschland<br />

in den letzten Jahren nicht die<br />

Vielfalt an Sortier- und Recyclinganlagen<br />

schaffen können, mit denen<br />

wir weltweit vorbildliche Recyclingquoten<br />

erreicht haben.<br />

Industrielle Prozesse<br />

Es werden weitere Investitionen erforderlich<br />

sein, wenn wir neue Herausforderungen<br />

wie das Recycling<br />

seltener Erden oder anderer strategisch<br />

bedeutsamer Rohstoffe angehen<br />

wollen. Die Aufbereitung von<br />

Sekundärrohstoffen muss daher immer<br />

mehr als industrieller Prozess<br />

gesehen werden, wenn er auch wirtschaftlich<br />

erfolgreich sein soll. Dann<br />

aber sollten wir Wertschöpfungsketten<br />

nicht ohne Not auseinanderreißen.<br />

Es ist absurd und unlogisch,<br />

vom Mittelstand die Investitionen<br />

MICHEL · LLP | Potsdamer Platz 9 | 10117 Berlin | Tel: +49.30.887 754-0 | Fax: +49.30.887 754-98 | www.michel-llp.de<br />

in Aufbereitungsanlagen zu fordern,<br />

ihm aber die Erfassung der Mengen,<br />

die die Auslastung der Anlagen bewirkt,<br />

zu verbieten. Nein, wir brauchen<br />

ein Kreislaufwirtschaftsrecht,<br />

das die Zusammenarbeit von Kommunen<br />

und Privatunternehmen fördert,<br />

ohne eine neue kommunale<br />

Monopolisierung vorzubereiten. Erfassung,<br />

Aufbereitung und Vermarktung<br />

von Sekundärrohstoffen ist ein<br />

Wirtschaftszweig mit rasant zunehmender<br />

Bedeutung. Wenn die Restmüllmengen<br />

dadurch weiter zurückgehen,<br />

ist das eine begrüßenswerte<br />

Entwicklung, aber keine Rechtfertigung<br />

dafür, dass die Kommunen<br />

nach anderen Betätigungsfeldern für<br />

öffentliche Monopole suchen. Wenn<br />

sie sich tatsächlich in diesem Feld betätigen<br />

wollen, dann sollte dies in einem<br />

fairen Wettbewerb geschehen,<br />

von dem die Bürger genauso profitieren<br />

wie die weitere Entwicklung des<br />

Umweltstandorts Bundesrepublik.<br />

<strong>Das</strong> allgemeine Bekenntnis zu Umweltwirtschaft<br />

ist gut. Es darf aber<br />

nicht ein bloßes Bekenntnis bleiben.�<br />

Foto: © Sören Stache, Grafik: Scholz & Friends

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