Empfehlungen zur Anwendung von Thalidomid bei ... - DGHO
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Zentralnervöse Nebenwirkungen<br />
Konsensus <strong>Thalidomid</strong>, 19. Juli 2005, Seite 22 <strong>von</strong> 51 Seiten<br />
<strong>Thalidomid</strong> war ursprünglich als Sedativum eingeführt worden. Deshalb kommt es <strong>bei</strong><br />
praktisch allen Patienten zumindest zu Beginn der <strong>Thalidomid</strong>behandlung zu starker<br />
Beruhigung (Sedierung), Müdigkeit, vermehrtem Schlafbedürfnis, Benommenheit und einer<br />
verlängerten Reaktionszeit (z.B. <strong>bei</strong>m Bedienen <strong>von</strong> Maschinen und Führen eines<br />
Kraftfahrzeuges). Eventuell kann eine Reduktion der <strong>Thalidomid</strong>dosis erforderlich sein.<br />
Grundsätzlich sollte eine Abendmedikation der Gesamtdosis etwa drei bis vier Stunden vor<br />
dem Schlafengehen erfolgen. Damit kann einer Somnolenz am nächsten Tag vorgebeugt<br />
werden. Empfohlen wird der Verzicht auf Alkohol und Medikamente, <strong>bei</strong> denen ebenfalls mit<br />
sedierenden Wirkungen zu rechnen ist (z.B. Antihistaminika). Weiterhin sind Depressionen,<br />
bishin <strong>zur</strong> Suizidalität, beobachtet worden.<br />
Aufgrund der möglichen Ototoxizität <strong>von</strong> <strong>Thalidomid</strong> ist gerade <strong>bei</strong> einer Kombination mit<br />
anderen ototoxischen Medikamenten besondere Vorsicht zu üben.<br />
Periphere Neuropathie<br />
Eine Polyneuropathie ist besonders häufig <strong>bei</strong> Patienten, die andere neurotoxische Substanzen<br />
(Vinca-Alkaloide, Bortezomib) erhalten oder klinische Zeichen einer Neuropathie bereits<br />
entwickelt haben. Im Vordergrund steht eine handschuhförmige Empfindungsstörung in den<br />
oberen und unteren Extremitäten, die als Gefühlslosigkeit, aber auch als Kribbeln<br />
wahrgenommen werden kann (sensorische Polyneuropathie). Auch sensomotorische<br />
Neuropathien werden beobachtet. Dies sind frühe Zeichen einer Nervenschädigung (z.B. nach<br />
häufiger oder wiederholter <strong>Anwendung</strong> des Medikamentes). Manche Patienten geben einen<br />
Tremor der Extremitäten an. Empfohlen wird deshalb eine kontinuierliche klinische<br />
neurologische Überwachung während der <strong>Thalidomid</strong>behandlung.<br />
Obstipation<br />
Patienten unter <strong>Thalidomid</strong> neigen zu Obstipation, deren Schwere dosisabhängig ist; eine<br />
Umstellung der Ernährung ist meist ausreichend, die Einnahme <strong>von</strong> Laxantien muss nicht<br />
generell empfohlen werden. Oft werden mit gutem Erfolg Medikamente eingesetzt, die den<br />
Stuhl weich halten, z.B. Macrogol.