OWL Innenseiten 30.5.03 - ZIG
OWL Innenseiten 30.5.03 - ZIG
OWL Innenseiten 30.5.03 - ZIG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachforum 2<br />
Impulsreferat 3: Andreas Westerfellhaus,<br />
Zentrale Ausbildungsstätte für Pflegeberufe im Kreis Gütersloh<br />
Professionalisierungsnotwendigkeit und betriebswirtschaftliche Zwänge im Gesundheitsund<br />
Sozialwesen – ein Dilemma ohne Lösung?<br />
Unser Gesundheitswesen steht vor einem (notwendigen) Umbruch, der in der Geschichte<br />
des Deutschen Gesundheitswesens in seinen Dimensionen und strukturellen Veränderungen<br />
einmalig sein dürfte (oder besser gesagt, sein müsste!)!<br />
Aber niemand der im Gesundheitswesen Beschäftigten vermag zurzeit eine verlässliche<br />
Prognose zu erstellen, welche Entwicklungen, eingeleitet durch die Verantwortlichen in der<br />
Politik, uns in der nächsten Zeit bevorstehen.<br />
Den verantwortlichen Politikern scheint der Mut zu fehlen, die längst überfälligen Reformen<br />
in einer Art und Weise anzufassen, die den Namen Reform letztendlich auch verdient haben.<br />
Dabei sind es die Experten in den unterschiedlichen Professionen und Verbänden unseres<br />
Systems, die in unterschiedlichen Gremien – wie auch z. B. am durch das Gesundheitsministerium<br />
initiierten so genannten „Runden Tisch“ – konstruktive Vorschläge erarbeitet<br />
und unterbreitet haben.<br />
Die derzeitige Diskussion um eine drastische Ausgabenkürzung im Gesundheitswesen<br />
(Stichwort: Nullrunde für die Krankenhäuser) lässt für die nächste Zeit Schlimmstes befürchten<br />
und steht erst recht einer notwendigen Strukturreform im Wege.<br />
Dabei drängt die Zeit:<br />
Unsere Krankenhäuser stehen schon jetzt vor dem finanziellen Kollaps.<br />
Der lange ignorierte Ärztemangel ist heute Fakt in den meisten Einrichtungen.<br />
Krankenpflegepersonal, vor allem in den Fachdisziplinen, entwickelt sich zur gefragten<br />
„Mangelware“.<br />
Durch die angestrebte stärkere Vernetzung im Bereich der stationären und ambulanten<br />
Versorgung und der Auslagerung bisheriger stationärer Tätigkeitsfelder aus dem<br />
Krankenhaus wächst einerseits der Qualifizierungsbedarf in den ambulanten Fachbereichen<br />
erheblich, andererseits sind die Arbeits- und Existenzbedingungen vieler<br />
ambulanter Einrichtungen bereits heute bis an das Maß des Erträglichen belastet.<br />
Die Fluktuation nimmt zu und die Berufsverweildauer ab – Stress und unzufrieden<br />
stellende Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens sind die<br />
häufigste Ursache.<br />
Ein Interesse an einer Berufsausbildung in den Pflegeberufen nimmt kontinuierlich ab,<br />
soziale Berufe sind nicht mehr „in“, zudem schrecken öffentliche Diskussionen um den<br />
Zustand des Gesundheitswesens und die damit verbundenen Arbeitsbelastungen und<br />
die Sicherheit der Arbeitsplätze potentielle Bewerber ab. Das Gesundheitswesen erfährt<br />
bezogen auf seine Berufsfelder einen erhebliche Imageverlust und nicht den eigentlich<br />
dringend erforderlichen Imageaufbau.<br />
34