Kiril M<strong>an</strong>olov ist Simon Bocc<strong>an</strong>egra. 4 Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • J<strong>an</strong>uar 2012
Der Korsar Simon Bocc<strong>an</strong>egra, der im Dienst der Krone erfolgreich gegen die Piraten im Mittelmeer kämpft, liebt Maria, die Tochter des Genueser Patriziers Jacobo Fiesco. Die beiden haben ein Kind. Doch Fiesco verweigert die Hochzeit <strong>und</strong> schließt Maria ein, um den Kontakt zu Simon zu unterbinden. Die gemeinsame Tochter k<strong>an</strong>n Simon Bocc<strong>an</strong>egra jedoch retten <strong>und</strong> zu einer alten Frau in Pisa bringen, die sie aufzieht. Als Bocc<strong>an</strong>egra wenige Jahre darauf im vom Krieg zwischen Adel <strong>und</strong> Bürgertum zerrütteten Genua zum Dogen gewählt werden soll, hofft er in erster Linie auf ein Wiedersehen mit Maria <strong>und</strong> eine Aussöhnung mit ihrem Vater Fiesco. Doch im selben Augenblick, in dem er zum Dogen ausge<strong>rufen</strong> wird, erfährt er vom Tod der Geliebten, die in der Isolation gestorben ist. Eine Versöhnung mit Fiesco ist unmöglich, denn das Kind, das dieser von Bocc<strong>an</strong>egra als Wiedergutmachung fordert, ist spurlos verschw<strong>und</strong>en. 25 Jahre später holt die Verg<strong>an</strong>genheit sowohl den zermürbten Dogen Bocc<strong>an</strong>egra als auch den alten Fiesco wieder ein, der aus dem selbstgewählten Exil unerk<strong>an</strong>nt in seine Heimat zurückgekehrt ist. Als die junge Amelia Grimaldi zu einer politischen Heirat mit Paolo, dem Günstling Bocc<strong>an</strong>egras, gedrängt werden soll, erkennt der Doge in der jungen Frau seine Tochter. Die wiederum hat für ihre Zukunft g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Pläne: <strong>Sie</strong> liebt Gabriele Adorno, einen Revolutionär, der zusammen mit Fiesco den Aufst<strong>an</strong>d gegen Bocc<strong>an</strong>egra pl<strong>an</strong>t. Verdis Simon Bocc<strong>an</strong>egra ist das ergreifende Bild einer Vater-Tochter- Beziehung vor einem eminent politischen Hintergr<strong>und</strong>. Die Titelfigur geht auf den ersten Dogen Genuas zurück, der aufgr<strong>und</strong> seiner leiden- schaftlichen pazifistischen Bemühungen um eine Einigung Italiens im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert auch in Zeiten des Risorgimento für Verdis Zeitgenossen eine Symbolfigur gewesen sein muss. Im Schaffen Verdis markiert diese Oper einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum musikalischen Drama. Trotz des Misserfolgs der Uraufführung in der ersten Version von 1857 hielt Verdi Simon Bocc<strong>an</strong>egra für eines seiner besten Werke. Mit Arrigo Boito unterzog er die Oper 1881, also fast ein Vierteljahrh<strong>und</strong>ert nach der Entstehung, nochmals einer gründlichen Überarbeitung, die sich durch die scharfsinnige Zuspitzung der Charaktere in Text <strong>und</strong> Musik auszeichnet. Simon Bocc<strong>an</strong>egra ist einer der aufregendsten Opernstoffe des Komponisten überhaupt. Der bulgarische Bariton Kiril M<strong>an</strong>olov, der das Wiesbadener Publikum bereits als Falstaff, als Rossinis Figaro <strong>und</strong> als Miller begeisterte, ist in der Rolle des Simon Bocc<strong>an</strong>egra zu erleben. Sein Gegenspieler Fiesco wird von dem kroatischen Bassisten Luci<strong>an</strong>o Batinić gesungen, der unter <strong>an</strong>derem <strong>an</strong> der Oper Zagreb in den großen Rollen seines Faches auftritt. Regie führt Dietrich Hilsdorf, der seit 1978 über 130 Inszenierungen in den Sparten Schauspiel, Oper, Operette <strong>und</strong> Musical ver<strong>an</strong>twortet hat. Mit Simon Bocc<strong>an</strong>egra kehrt er <strong>an</strong>s Staatstheater Wiesbaden zurück, um seine Reihe erfolgreicher Verdi-Arbeiten fortzusetzen. Es dirigiert Generalmusikdirektor Marc Piollet. Opernforum zu Simon Bocc<strong>an</strong>egra Gemeinsam mit dem Produktionsteam <strong>und</strong> den Solisten des Opernensembles gibt Dramaturgin Karin Dietrich einen Einblick in das Werk Giuseppe Verdis, dessen Titelfigur auf den ersten Dogen Genuas zurückgeht. Wer war Simon Bocc<strong>an</strong>egra? Was macht die Faszination dieses Opernkrimis aus? Und warum hielt Verdi die Oper für eine seiner besten? Sonntag, 22. J<strong>an</strong>uar, 11 Uhr, Foyer Eine Ver<strong>an</strong>staltung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Fre<strong>und</strong>e des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Simon Bocc<strong>an</strong>egra Melodramma von Giuseppe Verdi Libretto von Arrigo Boito nach dem Libretto zur 1. Fassung von Fr<strong>an</strong>cesco Maria Piave nach dem Drama von Antonio García Gutiérrez In italienischer Sprache mit Übertiteln Musikalische Leitung Marc Piollet Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf Bühnenbild Dieter Richter Kostüme Renate Schmitzer Choreinstudierung Anton Tremmel Dramaturgie Karin Dietrich Mit: Kiril M<strong>an</strong>olov (Simon Bocc<strong>an</strong>egra), Luci<strong>an</strong>o Batinić (Jacobo Fiesco), Thomas de Vries (Paolo Albi<strong>an</strong>i), Tati<strong>an</strong>a Plotnikova (Amelia Grimaldi), Felipe Rojas Velozo (Gabriele Adorno), Hye-Soo Sonn (Pietro), Annett Arnold (Magd Amelias), Osvaldo Navarro- Turres (Hauptm<strong>an</strong>n) Orchester, Chor, Extrachor <strong>und</strong> Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden Premiere: Samstag, 28. J<strong>an</strong>uar 19.30 Uhr, Großes Haus Weitere Vorstellungen: 3., 17. <strong>und</strong> 23. Februar, 19.30 Uhr Einführung jeweils eine halbe St<strong>und</strong>e vor Beginn der Vorstellung im Foyer Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • J<strong>an</strong>uar 2012 5