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Gewogen und (nicht) zu leicht befunden.

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in der Kreissparkasse Köln · Thema 171 · Oktober 2007<strong>Gewogen</strong> <strong>und</strong> (<strong>nicht</strong>) <strong>zu</strong> <strong>leicht</strong> bef<strong>und</strong>en.Kölner <strong>und</strong> bergische Münzwaagen<strong>und</strong> andere Münzprüfgeräte


„Mein lieber Herr <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>!Hier wird dir recht gezeigt,Wie viel das schwere Geldsich vor dem <strong>leicht</strong>en neigt.“(Auf dem Etikett einer Waage des bergischen WaagenmachersJohann Wilhelm Herbertz, Solingen, nach 1750.)Schon die Erfindung der Münze vor r<strong>und</strong>2600 Jahren hing eng mit der Waage<strong>zu</strong>sammen. Diese ersten Münzen warenkaum mehr als kleine Goldklümpchen,auf denen ein Herrscher mit seinem Siegel– dem Prägestempel – die gleicheFeinheit <strong>und</strong> gleiches Gewicht garantierte.Damit hatte jedes Goldstück einesNominals den gleichen Wert, das Edelmetallmusste <strong>zu</strong>m Bezahlen <strong>nicht</strong> mehrmühsam abgewogen werden.Die Erfindung der Münze machte die Edelmetall-Waageim täglichen Gebrauch überflüssig.Gleichzeitig schuf sie auch einneues Aufgabengebiet für die Waage:das Prüfen der Münzen auf Echtheit <strong>und</strong>auf Vollgewichtigkeit.Der Wert der Geldstücke ergab sich – inDeutschland letztlich bis <strong>zu</strong>m erstenWeltkrieg – aus ihrem Metallwert; nurdas Kleingeld war davon wegen derhöheren Herstellungskosten ausgenommen.Dies bedeutete, dass Münzen beiihrer Herstellung strengen Gewichtskontrollenunterworfen waren. Keine Münzprägeanstaltkonnte es sich erlauben, Silberoder Gold – das heißt bares Geld – <strong>zu</strong>verschenken, indem sie einzelne Münzen<strong>zu</strong> schwer ausgab, oder <strong>zu</strong> riskieren, dassihr Geld von der Bevölkerung als <strong>zu</strong> <strong>leicht</strong><strong>zu</strong>rückgewiesen wurde.Unser heutiges Geld besitzt selbst keineneigenen Wert: Banknoten <strong>und</strong> Münzensind <strong>zu</strong> einer Art Gutschein geworden.Größe <strong>und</strong> Gewicht unserer Münzenspielen keine Rolle mehr, sie sindmehr oder weniger beliebig festgelegt.Interessant ist das Gewicht der Münzennur noch für ihren Gebrauch in Automaten:Münzen werden in den Automatenneben anderen Prüfverfahren auch gewogen<strong>und</strong> aussortiert, wenn sie als <strong>zu</strong><strong>leicht</strong> oder <strong>zu</strong> schwer bef<strong>und</strong>en wurden.Römisches KaiserreichKaiser Claudius, 41 - 54 n. Chr.Quadrans, Bronze, geprägt in Rom 41 n. Chr.Hand hält Waage, darunter P.N.R.Noch <strong>nicht</strong> endgültig geklärte Abkür<strong>zu</strong>ng: pondusnummorum restitutum, das Gewicht der Münzen wurdewiederhergestellt, oder ponderum norma restituta,der Standard der Gewichte wurde wiederhergestellt.Postumus, gallischer Gegenkaiser, 260 - 269 n. Chr.Antoninian, geprägt in Köln (erste Münze mit Nennungder Stadt Köln!) Moneta, die Personifizierungder Münze, hält Waage.Kleine römische Waagebalken aus Bronzefür Münzen <strong>und</strong> Edelmetalle. Oben ausdem Donaugebiet, unten aus Trier(Originalgrößen).


Nürnberg. Münzwaage von Paulus Deinert (Meister seit 1747, † 1783) <strong>zu</strong>m Wiegen eines Dukaten sowie einerDublone. Eine Waagschale wiegt genau einen Dukaten (3,5 g) mehr als die andere. Eine Dublone oder Pistolewog 3,23 g mehr als ein Dukat, diese Differenz wird durch das kleine Zusatzgewicht ausgeglichen. Abweichungenkonnten an der bogenförmigen Skala abgelesen werden. Die Nürnberger Dukatenwaage – sonst ohne das Zusatzgewicht- ist wohl die einzige technische Innovation im Bereich der Münzwaagen des 18. Jh. Lade: 13,2 cm.Die Fälschungserkennung war schonseit der Antike der wichtigste Gr<strong>und</strong>,Münzen anhand ihres Gewichtes <strong>zu</strong>überprüfen. Aber <strong>nicht</strong> nur Fälschungenwurden durch die Waage aufgedeckt,sondern vornehmlich Manipulationenan echten Münzen.Edelmetall, insbesondere Gold, stelltefrüher einen wesentlich höheren Wertdar als heute. Es lohnte sich, vom Randeiner Goldmünze den Bruchteil einesGramms ab<strong>zu</strong>feilen. Durch die vor dem19. Jh. technisch bedingte unregelmäßigePrägung fiel dies erst durch genauesWägen auf. Beim Unterschreiten einesknapp bemessenen Toleranzwertes wurdeder Minderwert abgezogen oder dieMünze <strong>zu</strong>rückgewiesen. Auch Münzen,deren Gewicht durch Verschleiß unterhalbeines Toleranzwertes lag, wurden<strong>nicht</strong> akzeptiert: der Metallwert entsprach<strong>nicht</strong> mehr ihrem Nennwert.Seit dem 16. Jh. besaßen daher Geldwechsler<strong>und</strong> Kaufleute, die häufig mitGoldmünzen <strong>zu</strong> tun hatten, <strong>zu</strong>m Prüfenspezielle Münzwaagen. Diese Waagenverfügten <strong>nicht</strong>, wie etwa ApothekeroderKaratwaagen, über einen abgestuftenGewichtssatz in Unzen oder Lot, sondernüber eine mehr oder weniger großeAnzahl einzelner Gewichte, die jeweilseinem Münznominal oder seinem Teilstückentsprachen: ¹₂, 1 <strong>und</strong> 2 Dukaten,Cruzado, Goldgulden, Guinea, GoldenerReiter oder Pistole. Es gibt Münzwaagenmit nur einem einzigen Gewicht für diehäufigste Goldmünze, den Dukat, <strong>und</strong>Kölner Waagen mit mehr als 60 Gewichtenfür Gold-, aber auch für einige Silbermünzen.Sie zeigen die ungeheure Mengean fremden Geldsorten, die im Zahlungsverkehran<strong>zu</strong>treffen war. Die frem-3


den Münzen mussten <strong>nicht</strong> umgetauschtwerden, da sie ja den Wert in Form vonEdelmetall in sich trugen.Neben den Münzgewichten gab es injeder Waage ein kleines Fach für dieAsse oder Esger genannten Ausgleichsgewichtein Form von kleinen Messingplättchen,mit denen gegebenenfalls dasUntergewicht, die Differenz <strong>zu</strong>m Sollgewicht,gemessen werden konnte.Mit einer solchen speziellen Münzwaagekonnte also <strong>nicht</strong> das absolute Gewichtin Einheiten oder der Wert festgestelltwerden, sondern nur die Vollgewichtigkeit<strong>und</strong> damit die Echtheit der Münze.Der Wert war auch abhängig von derLegierung, sie <strong>und</strong> das absolute Gewichtsowie der daraus errechnete Metallwertmussten in speziellen Tabellenbüchernnachgeschlagen werden.Für den Export von Münzwaagen wardas Fehlen eines Gewichts-Satzes einVorteil: Eine Münzwaage, deren Sinnim bloßen Vergleichen des Geldstücksmit einem ebenso schweren Gewichtsstückbestand, konnte natürlich auf allenMärkten unabhängig vom lokalen Gewichtssystemangeboten <strong>und</strong> eingesetztwerden.Nach dem Zusammenbruch des RömischenReiches hatten sich während desMittelalters eine Vielzahl von Maß- <strong>und</strong>Gewichtssystemen gebildet, die neben<strong>und</strong>durcheinander verwendet wurden.In Köln wog im 13. Jh. z. B. ein ZentnerLeinen 106 Pf<strong>und</strong>, ein Zentner Eisenerzjedoch 120 <strong>und</strong> ein Zentner Wolle 110Pf<strong>und</strong>. Auch für die Elle oder für Hohlmaßegab es je nach Ware <strong>und</strong> Warenwertviele unterschiedliche Einheiten.Eine wichtige Gewichtseinheit war seitdem Mittelalter die Kölner Mark(233,856 g), <strong>zu</strong>m Wiegen von Silber eingeteiltin 16 Lot, von Gold in 24 Karat.Gerade für Edelmetall, dem internationalenWertmaßstab, bestand bei Händlernder Bedarf eines einheitlichen Gewichtes.Die Kölner Mark erreichte <strong>zu</strong>mWiegen von Edelmetallen bald überregionaleBedeutung <strong>und</strong> wurde 1524sogar maßgebend für die erste deutscheReichsmünzordnung. Sie verlor ihre Vormachtstellungerst 1857 durch die Einführungdes Zollpf<strong>und</strong>es <strong>zu</strong> 500 g inallen deutschen Ländern. Der alteGewichtsname „Mark" wurde 1871 <strong>zu</strong>rBezeichnung der neuen Währung gewählt,die 2002 endgültig dem Euro <strong>zu</strong>mOpfer fiel.Dass die Einführung eines einheitlichenGewichts-, Maß- <strong>und</strong> MünzsystemsVorausset<strong>zu</strong>ng ist für die Schaffungeines einheitlichen Staates hatteschon Qin Shihuangsi, der erste Kaiservon China, erkannt, als er 221 v. Chr.durch ein Edikt in allen erobertenGebieten die Vereinheitlichung durchsetzte.In Deutschland war dies erst im19. Jh. der Fall, in Europa oder gar weltweitsind heute noch <strong>nicht</strong> einmal dieLängenmaße die gleichen.Münzwaagen aus KölnKöln entwickelte sich schon früh <strong>zu</strong>einem bedeutenden Umschlagplatz fürWaren aller Art. 1259 hatte der ErzbischofKonrad von Hochstaden Köln dasStapelrecht erteilt: Jeder durchreisendeKaufmann musste seine Waren für dreiTage in Köln ausladen <strong>und</strong> nach gründlicherQualitätsprüfung <strong>zu</strong>m Kauf anbieten.Dabei wurden sie mit Kölner Maßenneu gemessen <strong>und</strong> abgewogen – verb<strong>und</strong>enmit einer Art Wiege- <strong>und</strong> Messsteuer<strong>zu</strong>gunsten des Stadtsäckels.Mangelhafte Ware wurde verbrannt oderin den Rhein geworfen.Die für das Messen <strong>zu</strong>ständigen städtischenBeamten wurden jährlich neu ver-4


Köln. Große, doppelstöckige Münzwaage 1619Inschrift auf der Innenseite des unteren Faches als Reim: Ein Jeder bruch auff Recht Eill <strong>und</strong> maß, wag<strong>und</strong> gewicht un dohn keinem menschen ungelich. So werdten mir bescheiden daß Ewiege Heimmell Riech(Ein jeder braucht aufrechte, richtige Elle <strong>und</strong> Maß, um keinem Menschen Unrecht <strong>zu</strong> tun.So wird mir beschieden das ewige Himmelreich).Im oberen Deckel: „Wag <strong>und</strong> gewicht macht M [Meister] Tonnis von medtman <strong>zu</strong> Cöllen im Dall Anno 1619“.Sowohl in der oberen wie in der unteren Lade befindet sich ein Fach für eine Waage, die untere mit zweir<strong>und</strong>en Schalen. An der Schmalseite rechts außen wurde eine Pinzette eingeschoben, mit deren Hilfedie Gewichte <strong>leicht</strong>er aus den Mulden genommen werden konnten. Insgesamt verfügt diese Waage über62 Münzgewichte, darunter auch solche für Silbermünzen <strong>und</strong> sogar islamische Goldmünzen, Dinare derAlmohaden <strong>und</strong> Meriniden in Nordafrika <strong>und</strong> Spanien (diese Stücke wurden dort Dobla genannt), bezeichnetmit „Moras Ducat“, Mauren-Dukat (4,62 g).Die meisten frühen Waagemacher Kölnsnennen als Nachnamen den Ortihrer Herkunft. 25,5 x 12,5 cm.


eidigt. Die Aufsicht <strong>und</strong> Oberhoheithatten nach der Niederlage des ErzbischofsSiegfried von Westerburg in derSchlacht von Worringen 1288 der KölnerBürgermeister <strong>und</strong> der Rat. Siedelegierten auch die Überwachung derMaße <strong>und</strong> Gewichte, später vereidigtensie hierfür spezielle Eichmeister.Überall in Köln, auf den Märkten <strong>und</strong> inden Kaufhäusern der Handelsstadt,hingen große öffentliche Waagenjeweils für die unterschiedlichen Waren– für Mehl, Fleisch, Gewürze, Kirschen,Leinwand oder Kohle. Die Fettwaagegehörte dem Erzbischof, die übrigender Stadt. Jeder Wiegevorgang war miteiner Gebühr belegt – eine Art Umsatzsteuer.Kaufleute durften nur Warenunter ¹₄ Zentner selbst wiegen. DieWaagen waren alle in Köln hergestellt,denn der Kauf oder Verkauf außerhalbKölns gefertigter Waagen <strong>und</strong> Gewichte– mit Ausnahme der in Nürnberg gefertigtenEinsatzgewichte – war verboten.Die Kölner Marktgewichte waren ausStein, Bronze, Messing oder Eisen.Die vermutlich erste Zunftordnung derWaagenmacher, die <strong>zu</strong>m Schmiedeamtgehörten, stammt von 1553, sie ist ineiner Abschrift des 18. Jhs. überliefert.Wegen „großer Missbrauch <strong>und</strong> Fehl“bei etlichen Waagenmachern, die Waagenfalsch geeicht hätten, war sie notwendiggeworden. Ausdrücklich werdendabei Goldwaagen genannt, woraus<strong>zu</strong> schließen ist, dass in Köln schonvor 1553 Münzwaagenhersteller ansässigwaren.Die Zunftordnung für Waagenmacherschrieb eine sechsjährige Lehrzeit vor,danach konnte der Lehrling seine Meisterprüfungablegen. Gesellenjahrewaren <strong>nicht</strong> notwendig. Für die Prüfungmusste jeder Waagenmacher ohnefremde Hilfe neben einer Ein-Pf<strong>und</strong><strong>und</strong>einer Vier-Loth-Waage ausdrükklicheine Goldwaage, d. h. eine Münzwaage,samt Gewichten anfertigen.Jeder Meister durfte nur zwei Gesellen,in Köln „Knechte“ genannt, oder Lehrjungenbeschäftigen – gedacht als einwirksamer Schutz der kleinen Handwerkervor der Bildung von fabrikartigenMassenbetrieben. Auch sollte, sicheraus dem gleichen Gr<strong>und</strong>, bei Strafe keineFrau „mit der Feile“ am selbigenHandwerk arbeiten. Die Arbeitszeitdauerte 15 St<strong>und</strong>en, von 5 Uhr morgensbis 8 Uhr abends, außer an Feier<strong>und</strong>Festtagen.6


Die älteste erhaltene Kölner Gold- <strong>und</strong> Münzwaage, wahrscheinlich kurz nach 1553 von Thomas von Dortmanin der St. Johannsstraße hergestellt. Die Stahlwaage ist sehr fein gearbeitet, in der dreieckigen Waagschalebefindet sich ein Meisterzeichen. Die recht grobe hölzerne Lade besitzt noch keine Aussparungen für einzelneGewichte. Im Deckel Tuscheschrift: „Dit is dat engels gewicht, daer man uys rechen kaen alle oerdonghe dergewichter // Int Erst uff vnsse colsche marck gaent in de marck h<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> 52 engels // dat is dat loet colschgewichtes tzyendehalff engels dat Rechent me[...] nae // aduenaet heer aeff bys uff dat geryngeste.Dit is eyn recht Engels gewicht // dae man recht coelsch gewicht uys // tzeyen mach.Item mester Thomas van Dortman wagemecher in Collne uff sent Jans straessen // gemacht. TD.“(Dies ist ein Engels-Gewicht, mit dem man alle Gewichtssysteme berechnen kann. Und erstens gehenauf unsere kölnische Mark je Mark 152 Engels. Ein Lot kölnischen Gewichts sind 9 1 /2 Engels.Danach rechnet man im Verhältnis hinunter bis auf die kleinste Einheit. Dies ist ein rechtes Engels-Gewicht,da man das rechte kölnische Gewicht herleiten kann.)Eine Kölner Mark wurde in 9 Unzen unterteilt, diese wiederum in 19 Engel. Eine Kölner Mark entsprach152 Engels = 8 Unzen = 16 Lot = 64 Quentchen = 4864 Ass. Engel waren ein holländisches Gewicht <strong>zu</strong> 32 Ass.Ein holländischer Ass entsprach 0,048 g oder 13 12/25 Kölner Richtpfennigen.Ein „Thomas Wagemacher“ wird in einem Ratsprotokoll von 1555 erwähnt,womöglich handelte es sich um Thomas Dortman.Die Waage kam im 19. Jh. vom Archiv des Rathauses in das Kölnische Stadtmuseum(Leihgabe des KSM, 20,2 x 10,2 cm).7


Neben diesen sozialen Regelungengeht aus der Zunftordnung auch dasAussehen der „langen <strong>und</strong> mitlen“Münzwaagen hervor, bis <strong>zu</strong>r Bestimmung,dass die Schnüre <strong>zu</strong>m Aufhängender Waagschalen aus Seide seinsollten. Wenn es hieß, die „Becken sollenihre gebührende Form“ haben, deutetdies darauf hin, dass die bis ins 18.Jh. üblichen unterschiedlichen Waagschalen,die r<strong>und</strong>e für die Gewichte <strong>und</strong>die dreieckige für die <strong>zu</strong> wiegendeMünze, schon vor 1553 gebräuchlichwaren. Zum Wiegen wurden die kleinenWaagen mit der Hand gehalten.Von den erwähnten „gefalden“ (gefalteten)Waagen ist aus Köln keine erhaltengeblieben. Solche Waagen mit klappbarenArmen, die Platz in einer kleinenDose fanden, waren besonders imbyzantinischen Reich üblich, sie wurdensogar in Skandinavien in Gräbernder Wikingerzeit gef<strong>und</strong>en.Ein Abschnitt der Zunftordnung erneuertdas Verbot für den Waagenmacher,Waagen oder Gewichte, die außerhalbKölns hergestellt waren, <strong>zu</strong> kaufenoder <strong>zu</strong> verkaufen sowie eigene <strong>nicht</strong>vom Schaumeister geprüfte Waagen <strong>zu</strong>exportieren. Durch diese Qualitätskontrollebekamen Kölner Münzwaagenaußerhalb der Stadt bald einen gutenRuf.Der Schau- oder Eichmeister wurdevom Rat der Stadt in der Regel aufLebenszeit ernannt <strong>und</strong> auf die Zunftordnungvereidigt, ihm wurden jährlichzwei Personen <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng seinerArbeit beigegeben. Alle dreistammten aus den Reihen der Waagenmachermeister,auch für ihre eigenenWerkstätten galten die strengenRegeln. Es fällt auf, dass die frühenWaagenmacher des 16. <strong>und</strong> 17. Jhs.häufig den Namen ihrer Herkunftsortetragen, wie 1590 Arnoldt von Bochum,Gerhard von Düssel, Rütger von Essenoder Tönnis von Aachen.Erst 1655, mehr als 100 Jahre später,wurde eine neue Zunftordnung nötig.Besonders auf dem Gebiet der Münzwaagenhatte sich das Gewerbe weiterRömisch-byzantinische Faltwaage (Fragment), Bronze.Solche Faltwaagen waren in der Spätantike <strong>und</strong> imfrühen Mittelalter weit verbreitet, man hat sie inLitauen <strong>und</strong> sogar in Schweden in wikingerzeitlichenGräbern des 10. Jhs. gef<strong>und</strong>en.11,8 cm, ursprünglich 14 cm lang.Nürnberg. Faltwaage aus Messing, 17. - 18. Jh.In einer der r<strong>und</strong>en Schalen Meistermarke GS,darunter CVS. Länge geöffnet: 12,6 cm.Auch aus Köln wird von der Produktion solcherFaltwaagen berichtet, es hat sich aber offenbarkeine erhalten.8


Kölner Münzwaage von 1612 des Meisters Rutger von Essen,„wonende uff St. Jonansstrassen in Cöllen“, mit 24 Gewichten.Auf der dreieckigen Waagschale der Stempel des Meisters,RVE über einem Löwen.Rutger war ein Bruder des Eichmeisters Jan van Essen, dieser durftedie drei Kölner Kronen in seinem Eichstempel führen.Einige der frühen Kölner Waagen wurden wie ein Buch aufgeklappt.Auf dem Deckel ornamental eingebrannt das Meistermarke des Lademachers:CL, dazwischen eine Art Hammer. Die Namen der Waagemacherkennen wir aus Protokollen, meistens jedoch aus den Waagen selbst.Die Namen der Lademacher sind <strong>nicht</strong> überliefert.20,7 x 10,5 cm.9


Kleine Kölner Waage des Meisters Tönnis von Aachen, „dero Statt Cöllen geschworner Eychmeister,wonende uff S. Johannesstraßen Anno 1652“, mit 27 Gewichten, 15 davon in einer Schublade unterhalbder Waage. Lademacherzeichen: AAXX. Auf der dreieckigen Waagschale der Meisterstempelmit den drei Kronen, die ihn als Eichmeister auszeichnen.Nach Anhörung des Berichts einer <strong>zu</strong>r Prüfung der Gewichte bestellten Kommission in der Ratssit<strong>zu</strong>ngvom 17.3.1655 wurde Tönnis von Aachen als Eichmeister entlassen <strong>und</strong> durch Mathias Medtmann ersetzt.Auf Gr<strong>und</strong> der Unregelmäßigkeiten in seiner Amtsführung wurde 1655 – nach 102 Jahren – eine neueWaagemacherordnung notwendig. 16 x 8,8 cm.


entwickelt, die Zahl der Waagenmacherin Köln war stark gestiegen. Die Kontrolledurch die Zünfte <strong>und</strong> den Eichmeisterließ nach, es gab Kompetenzstreitigkeiten,andere Meister, wie die Schmiede<strong>und</strong> Schlosser, wollten ebenfalls Waagenherstellen, Gelbgießer die Bronzegewichte.1655 führten die Missstände <strong>zu</strong>einer Beschwerde der Waagenmachermeister,der Einset<strong>zu</strong>ng einer Kommission<strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Abset<strong>zu</strong>ng des EichmeistersTönnis von Aachen. Statt seinerwurde Mathias Medtmann gewählt.Neben diesen werden in der neuen Ordnungnoch acht weitere Waagenmachermeisterals anwesend genannt, darunterzwei Witwen. Auch wenn Frauenarbeit indieser Zunft verboten war, durften siedoch die Werkstatt ihres verstorbenenMannes weiter leiten.Festgelegt wurde, dass jeder Meistervon nun an seine Gewichte selbst eichendurfte <strong>und</strong> mit seinem Meisterzeichenversehen musste, <strong>nicht</strong> jedoch mit demDrei-Kronen-Stempel des Eichmeisters.Leider unterblieb jedoch diese Punzierungder einzelnen Gewichte häufig, sodass ihre Zuordnung <strong>zu</strong> den Meisternheute oft <strong>nicht</strong> mehr möglich ist.Es wurde auch festgeschrieben, dassjeder Meister in den Deckel seiner Goldwaagenseinen Namen <strong>und</strong> die Jahreszahl<strong>zu</strong> schreiben hatte – dies wurde inder Praxis schon seit dem 16. Jh. sogehandhabt. Aus den Adressen ergibtsich, dass die meisten Münzwaagenherstellerunweit des Doms im Handwerkerviertelam Rhein wohnten <strong>und</strong> ihreWerkstätten betrieben, aber einige auchin anderen Gebieten, wie am Neumarkt.Wiederum fast 100 Jahre später, in dernächsten Ordnung von 1748, wird dieseMarkierpflicht wiederholt, ebenso wirdbestimmt, dass das Meisterzeichen aufbeiden Seiten des Waagebalkens eingeschlagenwerden musste – eine Bestimmung,die jedoch <strong>nicht</strong> befolgt wurde,<strong>zu</strong>mal die filigranen Waagebalken in derPraxis wohl kaum dafür geeignet waren.Das Einpunzen des Meisterzeichens indie Waagschalen dagegen, manchmalverb<strong>und</strong>en mit der Jahreszahl, war zwar<strong>nicht</strong> festgeschrieben, aber schon seitlangem üblich.In dieser Zeit, um 1750, begann schoneine sehr rege Münzwaagenproduktionim benachbarten Bergischen Land, dieKöln als Standort für die Münzwaagenherstellungbald in den Schatten stellte.Der Beruf des individuellen Waagenmachersfindet in Köln spätestens Mitte des19. Jhs. sein Ende, Fabriken übernehmendiese Arbeit. Die letzten Münzwaagenwurden Anfang des 19. Jhs. hergestellt,andere aus dem Bergischen importiert<strong>und</strong> mit den Etiketten KölnerMeister versehen. Nicht <strong>zu</strong>letzt die neuenPrägetechniken mit feiner Beschriftungdes Randes machen die Überprüfunggut erhaltener Münzen auf Vollgewichtigkeitüberflüssig, <strong>nicht</strong> jedoch dieauf Echtheit.Preußen, 5 Taler („Pistole“) 1839.Die Verzierung oder Beschriftung des Randes machtedas unbemerkte Abfeilen oder Abschneiden kleinerGoldmengen unmöglich. Münzwaagen dienten jetzt nurnoch <strong>zu</strong>r Prüfung der Echtheit oder des Untergewichtsdurch Verschleiß. Durch die gleichförmigere Prägungkonnte jetzt auch die Echtheit der Münzen anhandihres Durchmessers <strong>und</strong> der Dicke überprüft werden.11


Zeichen Kölner Lademacher auf dem Deckel der Waage von Rutger von Essen 1612, im Kasten einerWaage von Peter Brauweiler, wohnend uff dem Brande 1623 <strong>und</strong> auf dem Deckel einer Waage vonArndt von Langenberg (Ende 16. Jh.).Mehr als 250 Jahre lang wurden hochwertigeMünzwaagen in Köln gefertigt.Von ganz wenigen Ausnahmen wie einererst kürzlich entdeckten „Auf<strong>zu</strong>gswaage“nach Nürnberger Vorbild abgesehen liegenalle in einem hölzernen Kasten, derLade, in deren Deckel der Meister mitTusche seinen Namen schrieb. Seit dem18. Jh. klebten sie speziell gedruckte Etikettenein. Wir kennen auf diese Weisedie Namen <strong>und</strong> Adressen von mehr als50 Waagenmachermeistern in Köln.Die verzierten Laden waren von speziellenLadenbauern wohl aus der Schreiner<strong>zu</strong>nftgefertigt, oft markierten sie ihreErzeugnisse mit ihren Initialen, die leiderheute <strong>nicht</strong> mehr entschlüsselt werdenkönnen. Die frühesten Waagenkästenwaren wie ein Buch <strong>zu</strong> öffnen, seit dem17. Jh. klappte man sie immer nach obenauf. Die Gewichte der großen frühenWaagen lagen alle auf einer Ebene,daneben fing man an, kompaktere Bauartenvor<strong>zu</strong>ziehen: Neben den zehn häufigstenGewichten, die in Mulden nebender Waage angeordnet waren, befandsich im Deckel ein Schieber, der ein Fachfür meistens 15 Gewichte verdeckte,unter der Waage gab es noch eine kleineSchublade für weitere 15 Gewichte. EinKleine Waage des Meisters Bertram Engelskirchen, wohnende in Cöllen Am newmart (Neumarkt) anno(Jahreszahl <strong>nicht</strong> geschrieben). Mit 40 Gewichten, davon 15 unter einem Schieber im Deckel<strong>und</strong> 15 in einer Schublade unter der Waage. Da bisher keine andere Waage dieses Meisters bekannt ist,kann sie nur durch Stilvergleich um 1620 datiert werden. 14,7 x 8,7 cm.12


separates, mit einem Schieber verschlossenesFach beinhaltete die Ässchen, diekleinen Ausgleichsgewichte. So konntenin einem kleinen Kästchen von etwa 8 x15 cm bei einer Höhe von 4 cm immerhin40 Gewichte nebst einer Waage geordnet<strong>und</strong> sicher transportiert <strong>und</strong> aufbewahrtwerden. Waagen mit geringererAnzahl von Gewichten verzichteten aufdie Schubladen.Die Gewichte der Kölner Münzwaagenbestanden immer aus Messing, sie hattenbis Mitte des 18. Jhs. keine Griffstäbchen<strong>und</strong> zeigten auf der Oberseite diePrägung eines schematisierten Münzbildes.Um sie deutlich von einer richtigenMünze unterscheidbar <strong>zu</strong> machen, wardie Unterseite <strong>nicht</strong> beprägt, <strong>und</strong> dieGewichte waren gr<strong>und</strong>sätzlich quadratisch.Zum <strong>leicht</strong>eren Einsortieren in denKasten waren die Mulden mit denNamen der Münzsorte beschriftet.Die hölzernen Laden Kölner Münzwaagenwaren von außen ähnlich wie dieBuchbindearbeiten der Renaissancedurch Brandstempel verziert, aber niemalsbemalt oder reich geschnitzt, wieetwa in Antwerpen üblich. Die zwei oderdrei Verschlusshaken befanden sich aufder Oberfläche, <strong>nicht</strong> an der Vorderseite.Die Scharniere bestanden aus Drahtösen.Seit Mitte des 18. Jhs. wurden dieHolzkästchen noch schlichter <strong>und</strong> meistschwarz gebeizt.Kölner Münzwaagen waren handwerklichePräzisionsinstrumente in sachgemäßer,edler Verpackung.Späte Kölner Münzwaage desletzten Kölner Eichmeistersaus der Reihe der Zunftmeister,Johann Baptist Cöllen,Unter Kester 17.. (Jahreszahl<strong>nicht</strong> ausgefüllt; nach 1781).1777 bewarb sich Cöllen <strong>zu</strong>mersten Mal um die Eichmeisterstelle,er war da schon seit25 Jahren Waagemacher. Eichmeisterwurde er erst 1781, erblieb es auch nach der französischenBeset<strong>zu</strong>ng bis 1797.Als Eichmeister durfte er denKölner Doppeladler führen.Insbesondere die Gewichte derspäten Kölner Münzwaagenähneln stark den bergischmärkischen.Cöllen hat spätersein Etikett auch in Waagenvon Joh. Daniel von Berg ausLennep geklebt <strong>und</strong> sie damitfür seine eigenen ausgegeben.Im Einwohnerverzeichnis von1797 wird er geführt mit „erhandelt mit allerlei Gattungenvon Saamen“. 16,6 x 8,1 cm.13


Die älteste bergische Münzwaage„Recht abgezogen Waag <strong>und</strong>Gewichte macht Meister Joh: PeterAeckersberg in Oberbarmenauf Wichlinghausen, 1749“.Die in der Tradition der KölnerWaagen dieser Zeit gefertigteMünzwaage unterscheidet sich starkvon dem Bergischen Typus, dereinige Jahre später entstand<strong>und</strong> fast 100 Jahre beibehaltenwurde: Die Lade besteht aushellem Holz <strong>und</strong> ist <strong>nicht</strong> schwarzgebeizt, 8 der 13 Gewichte befindensich hinter einem Deckelschieber,der Meistername ist noch <strong>nicht</strong> aufeinem Etikett gedruckt <strong>und</strong> dieGewichte zeigen ein geprägtes Bild,sie haben auch noch keineGriffstäbchen.12 x 6,6 cm.Waagenmacher im Bergischen<strong>und</strong> Märkischen LandWohl die produktionsstärkste Gegendfür die Münzwaagenherstellung wurdedas Gebiet um Wuppertal <strong>und</strong> Solingen,mit den Orten Elberfeld, Barmen, Lennep,Wichlinghausen oder Radevormwald.Es gehörte bis 1806 politisch <strong>zu</strong>mHerzogtum Berg <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r GrafschaftMark <strong>und</strong> war bekannt für seine Kleinindustrie:Feilen, Solinger Messer, Werkzeuge<strong>und</strong> Schlösser wurden in ganzDeutschland vertrieben.Die älteste bisher bekannte Waage ausdem Bergischen stammt vom MeisterJohann Peter Aeckersberg „in Oberbarmenauf Wichlinghausen“. Sie ist nochganz in Kölner Tradition gefertigt, mit 13geprägten Gewichten, acht davon ineinem durch einen Schieber verdecktenFach im Deckel.Schon in den nächsten Jahren beginntAeckersberg, die geprägten Gewichtemit einem Griffstäbchen <strong>zu</strong> versehen.Damit kann man sie <strong>nicht</strong> mehr in einemSchiebefach unterbringen, statt dessenwerden sie doppelt in die Mulden gelegt,das untere Gewicht dann ohneGriffstäbchen.Zwei Jahre später, 1751, datiert eineWaage des Meisters Johann AbrahamHerberts aus Solingen. Auch er verwendetgeprägte Gewichte mit Griffstäbchen,stellt aber schnell um auf eineForm der Gewichte. die für den Bergisch-Märkischen Bereich kennzeichnend werdensollte: glatte quadratische Gewichtemit Griffstäbchen <strong>und</strong> eingeschlagenerWertbezeichnung. Daneben war nochPlatz für das Eichzeichen, das meist ausdem Bergischen Löwen bestand.Auch die Waagenladen wurden gleichförmiger.Waren die ersten noch verziert<strong>und</strong> aus hellem Holz, setzt sich schonnach wenigen Jahren ein Kastentypdurch, der über fast einh<strong>und</strong>ert Jahrenur in wenigen Details variiert. Er istrechteckig, schwarz gebeizt, die Kanten14


Kleine Waage von Joh.Abraham Herbertsin Solingen 1751.Die „zweite Generation“der bergischen Münzwaage:Kasten noch <strong>nicht</strong> gebeizt,aber schon gedrucktes Etikett.Die Gewichte zeigen nochdas Münzbild, haben aberschon Griffstäbchen.13 x 6,8 cm.des Deckels mit einer schlichtenSchmuckkante versehen. Der Kastenselbst ist wie die in Köln aus einemStück gefertigt, die Mulden für dieGewichte sind gewöhnlich mit roterTusche bezeichnet. Die Waagen selbstsind meistens aus Stahl geschmiedet,wie die Kölner Waagen, seltener ausMessing oder einer Kombination derbeiden Metalle. Beide Waagschalen bergischerWaagen sind in der Regel r<strong>und</strong>,nur selten hat eine der beiden Schaleneine dreieckige Form, wie es bei den KölnerWaagen üblich war.Die kleinste bergische Waage verfügtüber nur ein Gewicht, die größte bisherbekannte hat 30 Gewichte. Die meistenkleinen Waagen haben jedoch 14, diegroßen 16, 18 oder 22 Gewichte. DasFach für die Ausgleichsgewichte wirdjetzt mit einer kleinen Messingklappeverschlossen. Von besonderem Interessesind die Spuren, die diese unruhigeZeit in der Zusammenset<strong>zu</strong>ng der unterschiedlichenGewichte hinterlassen hat.Einzelne Währungen fielen weg, Gewichtefür 20 <strong>und</strong> 40 französische Francskamen ab 1803 da<strong>zu</strong>, 1818 die für 10holländischen Gulden, 1826 für 5 Gulden.Je nach Größe des Kastens befindensich ein oder zwei flache Häkchen aufdem Deckel. Sie sind aus Messingblechgeschnitten, erst sehr spät verwendeteman gegossene Haken. Interessant istdie Form <strong>und</strong> die Verzierung durch eingepunzteRingel: Sehen sich die Kästen,Gewichte <strong>und</strong> Waagen der verschiedenenMeister aufs Verwechseln ähnlich,hat doch jeder seine eigenen Haken inspezieller Form <strong>und</strong> mit eigenem Muster.In das Innere des Deckels wurde eingedruckter Zettel geklebt, der den Meisternennt sowie gewöhnlich das Jahr der Herstellung,hier wurden die letzten beidenZiffern oft handschriftlich eingetragen.Unter Johann Peter Aeckersberg lernteim bergischen Wichlinghausen auchAbraham Kruse das Handwerk. Mehrere15


Typischer schwarz gebeizter Waagekasten einerkleinen bergisch-märkischen Münzwaage, hier mitr<strong>und</strong>en Nägeln <strong>zu</strong>m Verdecken der Draht-Scharniere.Eichmeister Abraham Kruse, Schwelm in derGrafschaft Mark, nach 1780. 11,8 x 6,1 cm.Kruses wurden Waagenmacher in Elberfeld,sie waren mit der Familie Aeckersbergverschwägert. Abraham wandertejedoch nach Schwelm aus, das heißt indie <strong>zu</strong> Preußen gehörende GrafschaftMark, <strong>und</strong> gründete dort 1772 die märkischeGoldwaagenproduktion. Wie imBergischen waren es Familienbetriebe,die oft auf die Söhne oder Schwiegersöhneweitervererbt wurden. Märkische<strong>und</strong> Bergische Waagen unterscheidensich jedoch lediglich durch das Etikettdes Meisters <strong>und</strong> durch den Brandstempel,der die Justierung bezeugt.Die Grafschaft Mark gehörte schon vorder napoleonischen Zeit <strong>zu</strong> Preußen,hier findet sich oft der Brandstempel mitdem preußischen Adler <strong>und</strong> dem WortIUSTIRT im Deckel. In vielen bergischenWaagen finden sich Brandstempel mitden drei Kölner Kronen.Die Inschriften spiegeln die politischeSituation während der napoleonischenZeit wider. So schreibt der Neffe <strong>und</strong>Lehrling des Waagenbauers JohannPeter Braselmann aus dem bergischenWichlinghausen, Johann Caspar Mittelstenscheid,als Meister um 1800 auf seineEtiketten: Diese Waag <strong>und</strong> Gewichtmacht von Ihro Churfürstl. Durchl. <strong>zu</strong>Pfalz-Bayern gnädigst privilegirter <strong>und</strong>geschworner Johann Caspar Mittelstenscheidin der Bergischen Hauptstadt Lennep,nach der Erhebung des HerzogtumsBerg <strong>zu</strong>m Großherzogtum unterNapoleons Schwager Joachim Murat1806: … von Ihro Grossherzogl. Durchl.im Grossherzogthum Berg gnädigst privilegirter… Nach 1815 verwendete Mittelstenscheiddie alten Etiketten der pfälzischenZeit weiter, offensichtlich unbeanstandetvon der neuen preußischenRegierung. Nach seinem Tod 1819Große Bergische Münzwaage vonJohann Caspar Mittelstenscheid(hier MITTELSTENSCHEIDT), Lennep,vor 1803 (seine späteren Waagenbeinhalten Gewichte für diefranzösischen 20- <strong>und</strong> 40-Franc-Münzen).Der 1764 geborene Mittelstenscheidhat bei seinem Onkel Johann PeterBraselmann in Wichlinghausen inOberbarmen gelernt, bevor ersich in Lennep niederließ.Er starb 1819, sein Sohn Peter Casparführte den Betrieb bis 1850 weiter.18,5 x 10,2 cm.16


Verschlusshaken von MünzwaagenKöln, Thomas von Dortman, wohl um 1560Mark, Joh. Peter PoppenbergKöln, Jacob Heuscher, 1661Mark, Johann Daniel Ellinghaus, nach 1802Berg, Joh. Abraham Herbertz, 1754Mark, Dietrich Peter Poppenberg, Anf. 19. Jh.Berg, Johann Daniel von Berg, 1793London, Joh. Wilhelm Herbertz, nach 1760Berg, Joh. Caspar Mittelstenscheid, nach 1803Berg, Peter Caspar Mittelstenscheid, nach 1826Berg, Joh. Wilhelm Forsthoff sen.Amsterdam, J. A. Groenegraft vor 1700. DelphinformBerg, Joh. Wilhelm Forsthoff jr., nach 1826Bremen, geeicht von Matthias Poppe, 1811 - 183217


Grafschaft MarkKleine Waage des EichmeistersPeter Caspar Hane aus dempreußisch-märkischen Schwelm„bey Horath“, 1775, mit 14doppelt liegenden Gewichten.13 x 6,6 cm.schreibt sein Sohn Peter Caspar <strong>nicht</strong> seineneigenen, sondern den Namen seinesweithin bekannten Vaters in seine Waagen:Geaichte (oder Justierte) Goldwaagevon J. C. Mittelstenscheid in Lennep.1848 verlegt Peter Caspar sein Geschäftnach Düsseldorf, auf den dort bis etwa1850 gefertigten oder vertriebenen Waagenändert er handschriftlich den Ort. Essind die letzten Exemplare der genauh<strong>und</strong>ert Jahre dauernden bergisch-märkischenGoldwaagenproduktion.Große Münzwaage desPeter Caspar Mittelstenscheid,nach seiner Übersiedlungnach Düsseldorf 1848.Der alte Firmensitz Lennep wurdemit „Düsseldorf“ überschrieben.Peter Caspar hatte das Geschäftseines Vaters Johann Casparnach dessen Tod 1819 weitergeführt <strong>und</strong> <strong>zu</strong> einer Gelbgießereierweitert. In seinen Waagenverwendete er jedochimmer Etiketten mit demVornamen seines Vaters.Dies ist eine der letztenBergischen Münzwaagen.18,5 x 10,3 cm.18


ExportwaagenBergisch-märkische Münzwaagen warenein Massenartikel: In den r<strong>und</strong> 40 Jahrenseiner Tätigkeit als Waagenmacher hat z.B. Johann Peter Aeckersberg über dreißigmehr oder weniger unterschiedlicheEtiketten drucken lassen. Wenn man dieAuflage eines Druckwerks damals vorsichtigauf 100 Exemplare schätzt, kämeman auf 3000 Münzwaagen. Vermutlichwaren es noch wesentlich mehr.Viele wurden exportiert <strong>und</strong> auf Messenin Frankfurt oder Mainz angeboten.1775 werden in Frankfurt alleine fünfSolinger Anbieter von Goldwaagen oderWaagenbalken genannt. Einer vonihnen, Johann Heinrich Schlechtendahl,hat sogar in die Meisteretiketten vonAeckersberg <strong>und</strong> Herbertz eindruckenlassen: Werden in Maynz <strong>und</strong> Frankfurtverkauft von Joh. Heinr. Schlechtendahlin Solingen. Andere Waagen weisen aufihren Gewichten Eichstempel von Bremenoder anderen Städten auf.Einige Waagen wurden sogar ausschließlichfür den Export gefertigt <strong>und</strong>mit speziellen Gewichten für Preußenoder das dänische Schleswig-Holsteinausgestattet.Bergische Waagen für den ExportJohann Peter Aeckersberg,Wiechlinghausen auf Oberbarmen.Kleine Waage von 1781 für den Export nach Preußen,mit vier quadratischen Gewichten (Dukat, Guinea,Louis d’or <strong>und</strong> Goldener Reiter) sowie in einerr<strong>und</strong>en Aussparung vier r<strong>und</strong>e, geprägte preußischePassiergewichte, zwei für 1 /2 Louis d’or,eins für 1 <strong>und</strong> eins für 2 Louis d’or (entsprachen derpreußischen Pistole bzw. dem 5-Taler-Stück).Das Passiergewicht bezeichnet das unterste nochakzeptable Gewicht einer Münze. 11,8 x 6 cm.Kleine Waage von Mittelstenscheid für den Exportnach Köln, nach 1819, mit 8 <strong>zu</strong>m Teil doppelt liegendenGewichten (u. a. für den Kronentaler), das Etikett überklebtmit „... berichtigt von Theodor Prümm in Cöln,Große Sandkaul No. 2“. 12 x 6,4 cm.Kleine märkische Waage der Gebrüder Poppenberg fürden Export nach Preußen, mit preußischem Brandstempel<strong>und</strong> vier r<strong>und</strong>en Gewichten (für Pistolen <strong>und</strong> Dukaen),wie sie für Berliner Waagen typisch waren. 13 x 6,7 cm.19


Nürnberger Löwen-Auf<strong>zu</strong>gswaage, 18. Jh.Dreieckige Schale mit Meistermarke IG-H,dazwischen Zepter.Beim Ziehen an dem Bronzelöwen hob sichdie Waage <strong>und</strong> konnte auspendeln.In der Schublade fand neben 14 Gewichten auchdie Waage selbst samt Galgen <strong>und</strong> Löwen Platz.21 x 12 cm, H.: insges. 24 cm.Münzwaagen anderer GebieteNeben Köln war Nürnberg noch einwichtiges <strong>und</strong> frühes Zentrum des Waagenbaus.Berühmt sind die NürnbergerEinsatzgewichte, gedrehte Messinggewichtein Form eines Napfes, meist mitDeckel <strong>und</strong> Henkel, in denen die kleinerenGewichte genau eingepasst waren.Sie durften sogar als einzige Gewichtenach Köln importiert werden, da hierniemand imstande war, Einsatzgewichteher<strong>zu</strong>stellen.Eine weitere Besonderheit sind dieLöwen-Auf<strong>zu</strong>gswaagen: Waage, Gewichtesowie ein Aufhänge-Galgen für dieWaage befinden sich in der Schubladeeines Kastens. Auf diesem wird der Galgenmontiert, die Waage anhand einesFadens vorsichtig hochgezogen. An dessenEnde befindet sich ein aus Messinggegossener kleiner Löwe, er hält denFaden gespannt.Solche Auf<strong>zu</strong>gswaagen wurden nacheinem zeitgenössischen Bericht auch inKöln gefertigt, aber erst kürzlich tauchteein fragmentarisch erhaltenes Exemplarauf, von Johann Kirch, datiert 1768.Später entwickelte sich aus diesemWaagentyp die englische Apothekerwaage,hier ersetzte jedoch ein Hebelden Löwen.In Berliner Waagen verwendete man im18. <strong>und</strong> 19. Jh. r<strong>und</strong>e Gewichte mit Bezeichnungdes Münztyps. Die Waagekästensind meist mit geprägtem Lederoder einer Art Buchbinder-Leinwandüberzogen, das Innere kleidete manmit Waschleder oder Samt aus. Sieähneln darin italienischen Waagen,deren Gewichte jedoch wie Münzenr<strong>und</strong> geprägt sind.Im französischen Lyon wurden schonfrüh Waagen hergestellt, die Waagenmacherschlossen sich 1668 <strong>zu</strong> einerZunft <strong>zu</strong>sammen. In Lyon wurde wie inKöln der Name des Waagenmachers inden Deckel geschrieben. Die GewichteFrankreichTypische Pariser Münzwaage mit Einsatzgewicht<strong>und</strong> Umrechnungstabelle im Deckel. 16,5 x 5 cm.20


zeigen neben dem Münzbild noch dieGewichtsangabe in Derniers <strong>und</strong> Grains,die Marke des Waagenmachers <strong>und</strong> dieEichmarke.Die Pariser Münzwaagen haben eingeklebteEtiketten, meist mit Angabe desMeisters sowie seiner Anschrift. Mittedes 18. Jhs. ersetzte man vermehrt dieGewichte in den Münzwaagen durchkleine napfförmige Einsatzgewichte, dieaus Nürnberg importiert <strong>und</strong> in Parisgeeicht wurden. Die Gewichte der Münzenstellte man durch eine Kombinationvon Teilen dieser Topfgewichte <strong>zu</strong>sammen,eine Tabelle im Deckel er<strong>leicht</strong>ertedie Umrechnung.Englische MünzwaagenDie Verwendung von zwei Gewichtssätzendurch die Händler – einer <strong>zu</strong>m Kaufen,einer <strong>zu</strong>m Verkaufen – führte 1632in England <strong>zu</strong> einer Regulierung <strong>und</strong>Überwachung der Waagen- <strong>und</strong> Gewichteherstellungdurch den König Charles I.Diese Kontrolle endete jedoch mit seinerHinrichtung. Nun unreguliert wurdenauch weiterhin Münzwaagengebaut. Sie konnten auch als Apothekerwaageneingesetzt werden, da die Gewichtenur lose in einem Fach <strong>zu</strong>sammenlagen.Neue Gewichte konnteneinfach oder da<strong>zu</strong> gelegt werden – beibergischen Münzwaagen mit den nur<strong>zu</strong>m jeweiligen Gewicht passenden Grubenin der Lade unmöglich.Eine typische Verpackung für die englischenMünzwaagen war ein ovales,schwarz lackiertes Blechdöschen, ähnlicheinem Brillenetui. Solche Waagen wurdenin Birmingham seit 1770 über h<strong>und</strong>ertJahre gefertigt. Es gab in Birmingham keineZünfte, so dass jeder jedes beliebigeGewerbe betreiben konnte. Dies, die Industrialisierung– <strong>und</strong> viel<strong>leicht</strong> auch die fehlendeÜberwachung – führte in EnglandEnglische Tin Box Scale, Münzwaage in eisernem,lackiertem Blechdöschen mit Etikett des WaagenmachersJames Thomas Moffett (1793–1798)aus Haydon Yard, Minories, London.Dieser Waagetyp wurde von vielen Werkstättenhergestellt, meistens klebten sie jedoch kein Etikettin den Deckel. 13 x 5,5 cm.<strong>zu</strong> einer Fülle von Neuerungen. Währendin Deutschland Münzwaagen samt <strong>zu</strong>gehörigenGewichten <strong>und</strong> Laden meist ingleicher Form wie h<strong>und</strong>ert Jahre <strong>zu</strong>vorproduziert wurden, erfanden die Engländertrickreiche Schnellwaagen, für dieman keine Gewichte brauchte, Federwaagenoder solche, mit denen gleichzeitigdas spezifische Gewicht festgestellt werdenkonnte.Die bekannteste Schnellwaage, <strong>und</strong> eineSpezialität Birminghams, war der SovereignRocker (von to rock = schaukeln).Dieser Typ wurde seit ca. 1830 in großerStückzahl – <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Teil in sehr schlechterQualität – hergestellt, aber er versahseinen Dienst. Er bestand aus einemEngland, Sovereign Rocker, Messing, 19. Jh.Im Gr<strong>und</strong>e ein ideales Prüfgerät, mit ihm konnte<strong>nicht</strong> nur das Gewicht, sondern auch die Größe <strong>und</strong>durch den Schlitz die Dicke der Goldmünzen geprüftwerden. Länge ca. 10 cm.21


kurzen Messing-Waagebalken auf einemStänder. Die eine Seite des Waagbalkenswar beschwert, die andere Seite wieszwei tellerartige Vertiefungen auf, einefür den Sovereign, der andere für dasHalbstück dieser weit verbreiteten Goldmünze.Ein Schlitz in diesen Tellern diente<strong>zu</strong>r Kontrolle der Dicke der Münze:Eine Fälschung aus Messing oder Blei,die die Gewichtsprobe bestand, musstewegen des geringeren spezifischenGewichts dicker sein als das Original. Daja der Metallwert dem Nennwert entsprach,konnte eine Fälschung nur auseinem minderwertigen Metall bestehen– eine Fälschung aus Gold hätte keinenSinn gemacht.Der Sovereign Rocker wurde in vielen Ländernnachgebaut, in Deutschland für 10-<strong>und</strong> 20-Mark-Goldstücke <strong>und</strong> <strong>zu</strong>letzt <strong>zu</strong>mWiegen von 1-, 2- <strong>und</strong> 5-DM-Münzen.Deutschland, Münzprüfer für 1-, 2- <strong>und</strong> 5-DM-Münzennach 1951, nach dem Prinzip des SovereignRockers. Bei der hier aufgelegten 5-DM-Münzehandelt es sich um eine Fälschung in Neusilber, siewurde <strong>zu</strong> <strong>leicht</strong> bef<strong>und</strong>en ...Verchromtes Messing auf Hartfaserplatte, 10 x 5,5 cm.Johann Wilhelm Herberts (Herbertz),Solinger Münzwaagenbauer, siedelte ca. 1760 nachLondon um <strong>und</strong> baute dort Münzwaagen nachbergischem Vorbild, die er hübsch verzierte.Mit Gewichten in Guineas <strong>und</strong> Shillings. 16,5 x 8,3 cm.Eine Besonderheit stellen die englischenMünzwaagen eines Solingers dar.Johann Wilhelm Herbertz wurde 1726als Sohn des bekannten MünzwaagenherstellersJohann Philipp Herbertzgeboren. Er erlernte das Waagenmacher-Handwerk<strong>und</strong> schuf in Solingenauch einige bergische Münzwaagen.Nach 1760 war er bis mindestens 1779als Waagenmacher in London tätig. Seinedort hergestellten Münzwaagen zeigendeutliche Einflüsse der bergischen:Die hölzernen Laden sind in gleicher ArtDie meisten englischen Waagenbauerfertigten Münzwaagen nur neben anderenfeinmechanischen Produkten an.Eine Untersuchung fand fast 300 Herstellervon englischen Münzwaagen ausder Zeit von 1632 bis 1916.22


gearbeitet <strong>und</strong> schwarz gebeizt, die Verschlusshakenauf dem Deckel sind,ebenso wie die Gewichte, ähnlichdenen der bergischen Waagen. Aberes gibt einige interessante Unterschiede:Der schwarze Deckel desWaagkastens ist durch Prägestempel<strong>und</strong> Goldeinlage hübsch verziert, <strong>und</strong>als technische Neuerung befindet sich inder Lade ein Galgen <strong>zu</strong>m Aufhängen derWaage. Es ist merkwürdig, dass <strong>nicht</strong> eineinziger Münzwaagenhersteller im Bergischendiese praktische Erfindung übernahm,oder wenigstens versuchte, sichdurch hübsch verzierte Kästen einenWettbewerbsvorteil <strong>zu</strong> verschaffen.Viel<strong>leicht</strong> ging Johann Wilhelm Herbertzauch nach England, um den bergischenTraditionen <strong>zu</strong> entfliehen.USA, Maranvilles’ rotating dial steelyard.Münzprüfer mit drehbarer Scheibe, an der dasGegengewicht angebracht ist. In den Kerben kanndie Dicke geprüft werden. Vernickeltes Messing,patentiert 1878. 9 x 6,4 cm.USA, Maranvilles’ telescopic-beam steelyard, 1857patentierter Münzprüfer aus Messingblech <strong>zu</strong>mPrüfen des Gewichts, der Größe <strong>und</strong> Dicke voninsgesamt 16 amerikanischen <strong>und</strong> französischenGold- <strong>und</strong> Silbermünzen. 9,2 cm.Schnellwaagen in den USAStanden die englischen Handwerker denNeuerungen schon offen gegenüber, sowurden sie durch den Erfindungsreichtumder Amerikaner noch weit übertroffen.Die meisten amerikanischen Münzprüferbasieren auf dem Prinzip derenglischen Rocker, manche haben auchein verschiebbares oder drehbaresGegengewicht.Die Zeit, in der ein Kaufherr ein Goldstückmit Hilfe einer filigran gearbeitetenMünzwaage in ihrem hübschenHolzkästchen prüfte, ist schon seit 150Jahren vorbei. Sie sind von billigen <strong>und</strong>praktischen mechanischen Prüfgerätenabgelöst worden.Heute können Falschmünzen aus demgleichen billigen Material hergestelltwerden wie die Originale, eine Gewichts<strong>und</strong>Größenprüfung wäre sinnlos. Bimetallmünzen<strong>und</strong> Magnimat, Dreischichtenwerkstoffmit besonderen magnetischenEigenschaften, soll das Überprüfenin Spiel- <strong>und</strong> Warenautomatensicherer machen. Doch auch hier kommt<strong>zu</strong>m ersten, groben Prüfen noch eineWaage <strong>zu</strong>m Einsatz.TL.23


Einige Goldmünzen <strong>und</strong> ihre GewichteGoldgulden, Berg (3,25 g). KölnerGewichte Ende 16. Jh. „Recht abgezogen“ <strong>und</strong> 1740.Klemmergulden, Jülich(von „Klettern“ der Löwen). Gewicht um 1620.Dukat Stadt Köln 1636 (3,51 g). Kölner Gewichte 1714 (Ungarischer Dukat), <strong>und</strong> ca. 1760,Bergische: 1749 (geprägt), 1751 (geprägt, mit Griffstäbchen), 1805 (mit Bergischem Löwen als Eichstempel).Niederländischer Dukat,Utrecht 1596.Kölner Gewicht 1652.Rosenobel, Niederlande,Zeeland 1579-1603 (7,69 g).Kölner Gewichte 1619 <strong>und</strong> 1649.1/2 Goldener Reiter, Niederlande,Zeeland 1609 (5,0 g).Gewichte 1619 <strong>und</strong> 1740.Albertijn, Brabant, Albert<strong>und</strong> Isabella von Spanien,1605 (2,92 g). Gewicht 1619.„MaurischerDukat“,Golddinar der Merinidenvon Marokko, ca. 1244-1258,Münzstätte Sijilmasah (4,64 g).Kölner Gewicht 1619.Omaijaden, DamaskusGlasgewicht für1Dinar 106 H = 724.„Im Namen Gottes!Im Auftrag vonMohammedGewicht von einemDinar genau“ (4,22 g).Die Ausstellung wurde ermöglicht durch Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Leihgabenvon Theodor Müller, Günter Unshelm, Gerd Höxtermann, Helmut Wieting<strong>und</strong> dem Kölnischen Stadtmuseum.Waagensammler haben sich <strong>zu</strong>sammengeschlossen <strong>zu</strong> einem Verein:Maß <strong>und</strong> Gewicht, Verein für Metrologie e.V., www.mass-<strong>und</strong>-gewicht.de.Diese Broschüre wird kostemlos abgegeben.

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