Karl Burgeff - Geldgeschichtliches Museum der Kreissparkasse Köln
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in <strong>der</strong> <strong>Kreissparkasse</strong> <strong>Köln</strong> · Thema 172 · Mai 2008<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> – Jutta Osten<br />
Zeitgenössische Medaillenkunst in <strong>Köln</strong><br />
1
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: »Dömchen«, o. J. (1977)<br />
Ansicht des <strong>Köln</strong>er Doms von <strong>der</strong> Ostseite, unten die tiefgelegte Straße „Am Domhof“<br />
mit dem von <strong>Burgeff</strong> gestalteten Dionysos-Brunnen. Interessant die Wolken-Darstellung durch Faltenbildung.<br />
Bronzeguss, einseitig, 13 cm.<br />
Wir kennen heute Medaillen meistens als<br />
Preis o<strong>der</strong> Auszeichnung für verdiente<br />
Personen, Kriegs- o<strong>der</strong> Lebensrettungsmedaillen,<br />
als Sportprämie o<strong>der</strong> als<br />
Erinnerungsstücke an ein beson<strong>der</strong>es<br />
Ereignis, wie ein Stadtjubiläum. Am bekanntesten<br />
sind wohl die Medaillen <strong>der</strong><br />
Olympischen Spiele. Den meisten dieser<br />
Stücke, in mehr o<strong>der</strong> weniger hoher Auflage<br />
geprägt, mangelt es lei<strong>der</strong> an künstlerischer<br />
Qualität und Phantasie.<br />
Titelbild: <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Abreise (1962)<br />
Am offenen Zugfenster stehende Frau mit Blumenstrauß<br />
in <strong>der</strong> Hand. Interessante Gestaltung des<br />
Außen-Innenbereichs in verschiedenen Ebenen,<br />
dazu die Umsetzung des Blumenstraußes hinter<br />
<strong>der</strong> Fensterscheibe.<br />
Bronzeguss, einseitig, 11,2 x 7,9 cm.<br />
2<br />
Eine ganz eigene Gruppe <strong>der</strong> Medaillen<br />
hat mit diesen fabrikmäßig gestalteten<br />
und hergestellten Objekten kaum mehr<br />
als den Namen gemein. Es handelt sich<br />
um die Kunstmedaillen. Sie werden von<br />
bildenden Künstlern entworfen, im<br />
Modell ausgeführt und oft in nur kleiner<br />
Auflage sorgfältig gegossen. Auch sie<br />
können <strong>der</strong> Ehrung einer Person dienen<br />
o<strong>der</strong> ein Ereignis feiern. Viele Kunstmedaillen<br />
wurden jedoch auch ohne einen<br />
Anlass o<strong>der</strong> Auftrag aus einem inneren<br />
Bedürfnis heraus geschaffen. Kunstmedaillen<br />
sind, wie eine Plastik o<strong>der</strong> ein<br />
Bild, als persönlicher Ausdruck eines<br />
Künstlers zu verstehen.<br />
Derartige Medaillen sind meistens nicht<br />
geprägt, son<strong>der</strong>n gegossen. Die Technik
des Gießens erlaubt es, Einzelstücke<br />
o<strong>der</strong> kleine Auflagen herzustellen. Gussmedaillen<br />
sind gewöhnlich größer als<br />
geprägte, sie zwängen den Künstler<br />
nicht durch technische Vorgaben wie<br />
Reliefhöhe o<strong>der</strong> die äußere Form ein.<br />
Viele Medaillen sind nur einseitig<br />
gestaltet o<strong>der</strong> rechteckig, oft wird dann<br />
von „Plaketten“ gesprochen.<br />
Im Gegensatz zu den „Kommerz-Medaillen“<br />
gibt es für Kunstmedaillen einen<br />
Markt, eine kleine, aber rege Sammlerschaft<br />
sowohl bei Numismatikern als<br />
auch bei Sammlern von Kleinkunst. Wie<br />
alle Medaillen wird die Kunstmedaille<br />
als Nebengebiet zur Numismatik<br />
gezählt, gleichzeitig aber auch <strong>der</strong><br />
Kleinplastik zugerechnet.<br />
<strong>Köln</strong> und die Medaillen<br />
<strong>Köln</strong> ist seit <strong>der</strong> Römerzeit nicht nur ein<br />
florieren<strong>der</strong> Handelsplatz, son<strong>der</strong>n auch<br />
– mindestens seit <strong>der</strong> Überführung <strong>der</strong><br />
Gebeine <strong>der</strong> Heiligen drei Könige aus<br />
Mailand im Jahre 1164 – eine Pilger-<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Krippe (1999)<br />
Typisch für <strong>Burgeff</strong> sind die verwirrenden Ein- Ausund<br />
Durchblicke<br />
Bronzeguss, einseitig, 13 x 13,2 cm.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Krippe (1999)<br />
Typisch für <strong>Burgeff</strong> sind die verwirrenden<br />
Ein-, Aus- und Durchblicke.<br />
Bronzeguss, einseitig, 13 x 13,2 cm.<br />
3<br />
und Touristenstadt. Schon im Mittelalter<br />
erwarben hier Pilger eigens als Amulett<br />
o<strong>der</strong> „Souvenir“ gefertigte Münzen, Marken<br />
und Pilgerzeichen, Vorläufer unserer<br />
Medaillen. Viele zeigen die Heiligen<br />
Drei Könige, ihre drei Kronen o<strong>der</strong> die<br />
Heilige Ursula mit ihrem Gefolge.<br />
Dass bis heute <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Dom zu den<br />
häufigsten auf Medaillen abgebildeten<br />
Bauwerken zählt, ist kaum verwun<strong>der</strong>lich.<br />
Beson<strong>der</strong>s aus <strong>der</strong> Zeit von 1842<br />
bis 1880, also vom begonnenen Weiterbau<br />
des Doms bis zu seiner Fertigstellung,<br />
kennen wir eine große Menge von<br />
Medaillen. Fast alle wurden jedoch von<br />
auswärtigen Künstlern gestaltet. Dem<br />
preußisch gewordenen Rheinland fehlte<br />
eine eigene, die Kunst för<strong>der</strong>nde Regierung.<br />
Die von Berlin ausgehende Provinzialisierung<br />
hemmte den Kulturbetrieb.<br />
Sollte eine Medaille in Auftrag gegeben<br />
werden, wandte man sich an einen<br />
Künstler in <strong>der</strong> Hauptstadt o<strong>der</strong> an<br />
einen Graveur <strong>der</strong> privaten o<strong>der</strong> staatlichen<br />
Prägebetriebe.<br />
Jutta Osten: Weihnachtsplakette I, 1958<br />
Maria mit Jesuskind und die Heiligen Drei Könige.<br />
Insgesamt schuf Jutta Osten bis 1970 sechs<br />
unterschiedliche Weihnachtsplaketten.<br />
Bronzeguss, einseitig, 7,2 cm.
Nach <strong>der</strong> fast totalen Zerstörung im<br />
zweiten Weltkrieg zog <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
<strong>der</strong> Stadt, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kirchen, zahlreiche<br />
Künstler nach <strong>Köln</strong>. Noch heute<br />
sind hier etwa 60 Bildhauer ansässig.<br />
Das Kunstschaffen in <strong>Köln</strong> ging durchweg<br />
von einem sakralen Ursprung aus,<br />
und wenigstens ein Teil des Medaillenschaffens<br />
<strong>der</strong> meisten <strong>Köln</strong>er Künstler<br />
ist auch religiös ausgerichtet.<br />
1967 gründete sich die Gesellschaft <strong>der</strong><br />
deutschen Medaillenfreunde. Der <strong>Köln</strong>er<br />
Oberlandesgerichtsrat Dr. Otto Marzinek<br />
(1912-1986) war mit Georg Wimmelmann<br />
(Hannover) Gründungspräsident<br />
und prägen<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong>. Drei<br />
Jahre später wurde sie in Deutsche<br />
Medaillengesellschaft umbenannt.<br />
Unter Anregung von Dr. Marzinek gab<br />
<strong>der</strong> Mäzen Dr. Joachim Bohn 1973 bis<br />
1986 eine lockere Serie von 26 meist<br />
zweiseitigen Plaketten bzw. Medaillen<br />
auf <strong>Köln</strong>er Kirchen aus, von 16 sehr<br />
unterschiedlichen Künstlern gestaltet.<br />
Drei dieser Medaillen, die in einer Aufla-<br />
Jutta Osten: »Dom zu Altenberg«, 1973<br />
Diese Medaille könnte als Anregung gedacht sein,<br />
die Serie <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Kirchenplaketten<br />
auch auf an<strong>der</strong>e Gegenden auszudehnen.<br />
Bronzeguss, einseitig, 15,5 cm.<br />
4<br />
ge von je 300 Stück geplant waren,<br />
schuf <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>. Jutta Osten entwarf<br />
ebenfalls eine doppelseitige Medaille<br />
auf St. Aposteln, sie wurde aber nicht<br />
Bestandteil dieser Serie.<br />
Nach <strong>der</strong> staatlichen Vereinigung am 15.<br />
Juni 1991 gründete <strong>der</strong> Berliner Numismatiker<br />
Dr. Wolfgang Steguweit in Bonn<br />
die Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst,<br />
in <strong>der</strong> die Deutsche Medaillengesellschaft<br />
schließlich aufging.<br />
Die <strong>Köln</strong>er Werkschulen<br />
Als bedeutsam bis in unsere Zeit erwiesen<br />
sich die <strong>Köln</strong>er Werkschulen, eine<br />
künstlerische und gewerbliche Ausbildungsstätte,<br />
orientiert an <strong>der</strong> Bauhaus-<br />
Idee. Sie waren 1926 unter dem damaligen<br />
Oberbürgermeister Konrad Adenauer<br />
aus <strong>der</strong> Gewerblichen Fachschule<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Köln</strong> hervorgegangen, die<br />
1833 als Königliche Provinzial-Gewerbeschule<br />
gegründet worden war. Architektur,<br />
Malerei, Plastik und später auch Graphik<br />
wurden hier gelehrt. Von den Bild-<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Kirche St. Cäcilien (1973),<br />
aus <strong>der</strong> Reihe »<strong>Köln</strong>er Kirchenplaketten«.<br />
Die romanische Pfeilerbasilika aus dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
beherbergt seit 1956 das Schnütgen-<strong>Museum</strong><br />
mit seiner Sammlung mittelalterlicher Kunst.<br />
Bronzeguss, zweiseitig, Ø 11 cm.
Medaille von Ludwig Gies:<br />
Dank <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Werkschulen, 1952 o<strong>der</strong> 1953<br />
Noch nicht vollendete Figur <strong>der</strong> Athena, <strong>der</strong> Schirmherrin<br />
<strong>der</strong> Künste, eingespannt in eine Werkbank. Verliehen als<br />
Ehrenpreis an scheidende Lehrer und Gönner <strong>der</strong> Schule.<br />
Die Medaille enthält Stilmerkmale, die von den Schülern<br />
von Ludwig Gies, wie Jutta Osten und beson<strong>der</strong>s <strong>Karl</strong><br />
<strong>Burgeff</strong>, aufgegriffen und weiter entwickelt wurden.<br />
Bronzeguss, einseitig, 14 cm.<br />
hauerlehrern und ihren Schülern gingen<br />
nach 1945 die Impulse für die <strong>Köln</strong>er<br />
Kunstmedaille aus. Aber auch vor dem<br />
Krieg entstanden hier schon einige<br />
Medaillen, so von Wolfgang Wallner<br />
(1884-1964), <strong>der</strong> seit 1912 die Bildhauerklasse<br />
unterrichtete, o<strong>der</strong> Hans Wissel<br />
(1897-1948), <strong>der</strong> bis 1933 lehrte. Sein<br />
bedeutendster Schüler war Josef Jaekkel<br />
(1907-1985), <strong>der</strong> nach 1947 selbst<br />
als Lehrer an den Werkschulen arbeitete<br />
und ebenfalls einige eindrucksvolle<br />
Medaillen gestaltete.<br />
Nach dem Krieg gelang mit August Hoff<br />
(1892-1971), bis 1933 Direktor des<br />
Duisburger Lehmbruck-<strong>Museum</strong>s, ein<br />
Neuanfang. Hoff wirkte von 1945 bis<br />
1957 als Direktor, ihm gelang es 1950,<br />
den renommierten Bildhauer und Lehrer<br />
an den Vereinigten Staatsschulen für<br />
5<br />
freie und angewandte Kunst in Berlin,<br />
Ludwig Gies (1887-1966), als Professor<br />
für „Bildhauerei, Steinmetz- und Friedhofskunst“<br />
nach <strong>Köln</strong> zu berufen. Schon<br />
lange vor seiner <strong>Köln</strong>er Zeit war Gies<br />
einer <strong>der</strong> führenden Medailleure<br />
Deutschlands, bis 1949 schuf er etwa<br />
350 Medaillen, in seiner <strong>Köln</strong>er Zeit noch<br />
einmal 128. Wolfgang Steguweit<br />
schreibt in seinem Katalog „Medaillenkunst<br />
in <strong>Köln</strong> im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t“: „Mit<br />
diesem, im Dritten Reich verfemten<br />
Künstler wurzelt <strong>der</strong> kräftig ausladende<br />
Stammbaum <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Medaillenkunst<br />
des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Klangvolle Namen<br />
stehen an seiner Seite, folgen mit starken<br />
Verästelungen, die – wie sein mittelbarer<br />
Nachfolger Hans <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> (1928-<br />
2005) – geeignet sind, neue Verästelungen<br />
zu bilden – Agatha Kill (*1948) und<br />
Lucia Hardegen (*1951) etwa bis hin zu<br />
jungen Künstlern wie Burkhart Jankowski<br />
(*1961) und dem letzten Meisterschüler<br />
<strong>Burgeff</strong>s, Ulrich Gortz (*1963).“ Als<br />
weitere Meisterschüler von Gies und<br />
ebenfalls Medaillenschaffende müssen<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Zeichnen<strong>der</strong>,<br />
den Thaleskreis schlagend (1971)<br />
Leonardo Da Vinci-Preis <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Werkschulen.<br />
Das Motiv des arbeitenden Künstlers<br />
wird von <strong>Burgeff</strong> immer wie<strong>der</strong> aufgegriffen.<br />
Silberguss, einseitig, 4,7 cm; Auflage ca. 50 Ex.
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Ludwig Gies II (1963)<br />
Der deutsche Bildhauer des Expressionismus,<br />
Ludwig Gies (1887-1966), war von 1950 bis 1962<br />
als Lehrer an die <strong>Köln</strong>er Werkschulen berufen<br />
worden. Er kann als <strong>der</strong> Vater des Medaillenschaffens<br />
in <strong>Köln</strong> angesehen werden.<br />
<strong>Burgeff</strong> schuf diese kleine Plakette auf seinen Lehrer<br />
und Vorgänger so sehr im Stil von Gies, dass sogar<br />
<strong>Burgeff</strong>s Lebensgefährtin Irmgard Lauscher-Koch<br />
zeitweise anzweifelte, dass sie wirklich von <strong>Burgeff</strong><br />
stammte. Dies ist jedoch gesichert.<br />
Bronzeguss, einseitig, 2,8 x 3,6 cm.<br />
Jochem Pechau (1929-1989), Heribert<br />
Calleen (*1924), Wolfgang Reuter (*1934)<br />
und Rudolf Peer (*1932) genannt werden.<br />
„Die <strong>Köln</strong>er Werkschulen prägten durch<br />
Gies, <strong>Burgeff</strong> und etwa 40 weitere, in unterschiedlicher<br />
Intensität im Medaillenfach<br />
tätige und mit <strong>Köln</strong> verbundene Bildhauer<br />
das Bild von <strong>der</strong> künstlerisch anspruchsvollen,<br />
zeitgenössischen Medaille in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 20.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts.“ (Steguweit).<br />
An an<strong>der</strong>en Ausbildungsstätten Westdeutschlands<br />
spielten Medaillen kaum<br />
eine Rolle. Zwar waren um die Wende<br />
zum 20. Jh. gerade in den Industriegebieten<br />
des Rheinlands zahlreiche Kunstgewerbeschulen<br />
entstanden, aber Medaillen<br />
wurden nur vereinzelt von Lehrern<br />
<strong>der</strong> Bildhauer- o<strong>der</strong> Malerklassen entworfen.<br />
Meist handelte es sich um Auftragsarbeiten<br />
mit lokalem Charakter,<br />
seltener um freie Arbeiten. Werke von<br />
Schülern o<strong>der</strong> von Absolventen <strong>der</strong><br />
Schulen sind kaum bekannt. Nur in <strong>Köln</strong><br />
wurde die Gestaltung <strong>der</strong> Medaille zwar<br />
6<br />
nicht als offizieller Lehrinhalt, aber dennoch<br />
als Ausbildungsmittel eingesetzt.<br />
Die „<strong>Köln</strong>er Schule“ trug weit über ihren<br />
Wirkungs- und Ausbildungskreis hinaus<br />
Früchte in Form eines regen Medaillenschaffens.<br />
„Bemerkenswert ist, dass sich<br />
die Bildhauer außerhalb <strong>der</strong> Werkschulen<br />
ebenfalls teils intensiv mit <strong>der</strong><br />
Medaille beschäftigen, so dass sie nach<br />
1950 durch alle positiven Umstände als<br />
eine Kunstäußerung etabliert wurde. Sie<br />
stand im Verhältnis zur Vollplastik etwa<br />
so wie die Grafik zum gemalten Bild.“<br />
(H. W. Müller, in: Steguweit, Medaillenkunst<br />
in <strong>Köln</strong> im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t).<br />
1963 trat Kurt Schwippert als Lehrer<br />
<strong>der</strong> Bildhauerklasse die Nachfolge von<br />
Ludwig Gies an, ihm folgte 1968 <strong>Karl</strong><br />
<strong>Burgeff</strong>, <strong>der</strong> als Meisterschüler von Gies<br />
am stärksten für die Medaille inspiriert<br />
worden war.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Dank <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>Köln</strong><br />
(1972)<br />
Häuserblock in Form eines Buches mit Gesicht.<br />
Bronzeguss, einseitig, 9,8 x 9,7cm.
Die Klassen <strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Werkschulen<br />
wurden 1972 in die Fachhochschule für<br />
Kunst und Design überführt, die Bildhauerklasse<br />
wie alle <strong>der</strong> Freien Künste<br />
nach <strong>der</strong> Emeritierung von <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong><br />
1993 endgültig geschlossen.<br />
Die künstlerischen und gestalterischen<br />
Einflüsse von Ludwig Gies lassen sich<br />
bei vielen Arbeiten seiner Schüler und<br />
künstlerischen „Enkel“ nachweisen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
seine Vorliebe für den <strong>der</strong><br />
altägyptischen Kunst entlehnten Stil<br />
des versenkten Reliefs. Die klassische<br />
Medaille kennt wie auch die Münze nur<br />
eine neutrale Grundfläche, auf <strong>der</strong> das<br />
Relief – etwa ein Kopfbild o<strong>der</strong> die<br />
Schrift – erhaben ausgearbeitet wird. Im<br />
alten Ägypten schuf man eine weitere<br />
Ebene mit einem in die glatte Oberfläche<br />
eingesenkten Relief. Gies, <strong>Burgeff</strong><br />
und an<strong>der</strong>e arbeiteten sowohl oberhalb<br />
als auch im Negativschnitt unterhalb<br />
<strong>der</strong> Grundfläche. Bei vielen Arbeiten<br />
<strong>Burgeff</strong>s kommen noch weitere dreidimensionale<br />
Aspekte hinzu, wodurch<br />
manche Medaille einen wellenförmig<br />
verbogenen Charakter bekommt. Auch<br />
<strong>der</strong> traditionellen äußeren Form, dem<br />
Rund, Oval o<strong>der</strong> Rechteck einer Medaille<br />
o<strong>der</strong> Plakette fühlen sich mo<strong>der</strong>ne<br />
Künstler nicht mehr verpflichtet, ebenso<br />
wenig dem früher typischen Material<br />
Bronze o<strong>der</strong> Silber. Die Medaille hat<br />
Wandlungen zur Kleinplastik erfahren,<br />
sie hat zeichnerische Elemente ebenso<br />
aufgenommen wie solche aus <strong>der</strong> Malerei:<br />
Schon seit dem Beginn <strong>der</strong> Medaillenkunst<br />
im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t, in <strong>der</strong><br />
Renaissance, spielte die Farbe, erreicht<br />
durch künstliche und kunstvolle Patina,<br />
eine große Rolle, und polychrome<br />
Medaillen sind auch heute keine Seltenheit.<br />
Die Grenzen zwischen Kleinplastik,<br />
Relief, Handschmeichler, Schmuckstück<br />
und Objektkunst sind nicht mehr zu<br />
definieren, sie sind fließend wie <strong>der</strong><br />
Kunstbegriff selbst.<br />
7<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>, um 1992<br />
(aus Thomas Hirsch: <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>, Zeichungen).<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong><br />
20.4.1928 Würzburg – 25.11.2005 Lohmar<br />
Getauft auf Hans <strong>Karl</strong> nannte er sich nur<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>, auch wenn er viele seiner<br />
Medaillen mit KHB signierte. Vielleicht<br />
wollte er sich von seinem Vater Hans<br />
<strong>Burgeff</strong> (1883-1976) absetzen, einem<br />
bekannten Professor für Botanik und<br />
Pharmacognosie in Würzburg und Leiter<br />
des dortigen botanischen Gartens. Das<br />
wissenschaftlich geprägte Elternhaus<br />
beeinflusste später <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>s<br />
Arbeitsweise und sein künstlerisches<br />
Schaffen.<br />
Nach dem Krieg studierte <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong><br />
Allgemeine Naturwissenschaften, Kunstgeschichte<br />
und Philosophie in Würzburg,<br />
Geologie und Paläontologie in<br />
Stuttgart und Tübingen. 1950 besucht<br />
er die Kunst- und Handwerkerschule in<br />
Würzburg. Ein Jahr später wechselt er<br />
nach <strong>Köln</strong> an die <strong>Köln</strong>er Werkschulen in
die Klasse für Bildhauerei, Bauplastik,<br />
Steinmetz- und Friedhofskunst und wird<br />
1956 Meisterschüler von Ludwig Gies.<br />
Seit 1957 arbeitete er in einem eigenen<br />
Atelier in <strong>Köln</strong> als freischaffen<strong>der</strong><br />
Medailleur, Bildhauer, Glasgestalter und<br />
Zeichner. Er war bekannt für seine überwiegend<br />
sakralen Objekte wie Kirchenportale,<br />
Altartische, Kruzifixe und Heiligenstatuen.<br />
1968 wurde ihm <strong>der</strong> Bildhauer-För<strong>der</strong>preis<br />
<strong>der</strong> Stadt <strong>Köln</strong> verliehen. Im gleichen<br />
Jahr wird <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> als Nachfolger<br />
von Kurt Schwippert an die Werkschulen<br />
berufen, um die ehemalige<br />
Gies-Klasse zu leiten; 1974 folgt die Professur<br />
für Bildhauerei und Bronzeplastik<br />
an <strong>der</strong> Fachhochschule für Kunst und<br />
Design, in die die <strong>Köln</strong>er Werkschulen<br />
1972 integriert worden waren. Seit 1976<br />
besaß er einen Zweitwohnsitz mit Atelier<br />
in Weibern/Eifel.<br />
Unter den vielen Auszeichnungen und<br />
Ehrungen lag ihm die 2001 verliehene<br />
Ehrenmitgliedschaft <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
für Medaillenkunst beson<strong>der</strong>s<br />
an Herzen. Kurz vor seinem Tod wurde<br />
ihm in Dresden <strong>der</strong> erstmals vergebene<br />
„Hilde-Broer-Preis“ verliehen.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> verstarb nach schwerer<br />
Krankheit am 25.11.2005, er wurde in<br />
Weibern/Eifel beigesetzt.<br />
<strong>Burgeff</strong> widmete sich intensiv <strong>der</strong><br />
Medaille, sein Œuvre umfasst über 200<br />
Werke. Seine ersten Plaketten, Portraits<br />
von Würzburger Professoren, stammen<br />
bereits aus <strong>der</strong> Studienzeit. Erstmals<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Wan<strong>der</strong>ung (1990)<br />
Wan<strong>der</strong>plakette, von <strong>Burgeff</strong> »Seiberorden« genannt, für Dr. Jochen Bohn und die von ihm organisierte<br />
Wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildhauer. Inspiriert durch die von ihm sehr geliebte Eifeler Landschaft.<br />
Bronzeguss, einseitig, 5,3 x 11,7 cm.<br />
8
eteiligte er sich 1963 im Westfälischen<br />
Landesmuseum Münster an einer<br />
Medaillenausstellung, danach war er<br />
regelmäßig in Ausstellungen im In- und<br />
Ausland vertreten. Bereits seit 1967<br />
nahm er an den internationalen Medaillen-Biennalen<br />
<strong>der</strong> Fédération Internationale<br />
de la Médaille (FIDEM) teil.<br />
<strong>Burgeff</strong> stellte sich bewusst in die durch<br />
Ludwig Gies begründete Tradition <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen <strong>Köln</strong>er Medaillenkunst und<br />
konnte viele seiner Schüler und Schülerinnen<br />
hierfür begeistern. Seine Arbeiten<br />
zeichnen sich durch eine unmittelbare<br />
Lebendigkeit aus, auch wenn sie<br />
nicht spontan entstanden wie etwa viele<br />
Werke von Jutta Osten. <strong>Burgeff</strong> feilte<br />
und arbeitete, er rang um eine ihn<br />
befriedigende Lösung. Er spielt und jongliert<br />
mit Begriffen, wandelt sie um in<br />
Bil<strong>der</strong>, Erzählungen und Symbole, in<br />
Andeutungen, die sich dem Beschauer<br />
oft nicht unmittelbar erschließen. Seine<br />
langjährige Lebensgefährtin Irmgard<br />
Lauscher-Koch berichtete über die<br />
Bedeutung seines ungeheuer reichen<br />
Traumlebens, das er noch vor dem Aufstehen<br />
als Quelle seiner Inspirationen<br />
skizzierte – absurd, witzig, verwirrend,<br />
bedrängend, skurril in bunter Mischung.<br />
Ernstes und Hintersinniges konnte er<br />
heiter und entspannt formulieren und<br />
umsetzen. „<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> war kein<br />
Macher, er konnte warten, überzeugt von<br />
<strong>der</strong> geheimnisvollen Kraft, die die Dinge<br />
ins Leben treten lässt. So konnte er auch<br />
nicht einfach ins Atelier gehen. Er<br />
brauchte viele Anläufe, um die Fäden<br />
seiner Innenwelt zu bündeln und auszurichten“,<br />
und weiter: „Mir schien sein<br />
Kopf oft wie ein übervölkerter Kosmos.<br />
Der Spannungsbogen zwischen analysierendem<br />
Verstand und spontanem<br />
Einfall, zwischen Bewusstsein und Traum<br />
war gewaltig.“ (Irmgard Lauscher-Koch:<br />
30 Jahre mit <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>, in: <strong>Karl</strong><br />
<strong>Burgeff</strong>: Zeichnungen, bearbeitet von<br />
Thomas Hirsch).<br />
Die Portraitmedaillen <strong>Burgeff</strong>s geben<br />
nicht unbedingt das reale Aussehen <strong>der</strong><br />
dargestellten Person wie<strong>der</strong>. Bloße Abbildungen<br />
interessierten ihn nicht. <strong>Burgeff</strong><br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Bundesrat (1984)<br />
Im Auftrag des Bundesrats. Plenarsaal mit 11 Län<strong>der</strong>vertretern, darunter Zahlen, die Stimmgewichtung<br />
angebend. Unten eine Reihe von Ohren und eine Hand, die einen Faden aufwickelt.<br />
Ein interessantes Beispiel für die Gestaltung einer Medaille mit Hilfe von Schriftelementen.<br />
Prägung, zweiseitig. Tombak, 5,0 x 5,0 cm.<br />
9
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Gottfried Böhm (2000)<br />
(*1920), bedeuten<strong>der</strong> <strong>Köln</strong>er Architekt, Sohn des<br />
Kirchenarchitekten Dominikus Böhm; erhielt 1975<br />
den Großen Preis des Bundes Deutscher Architekten.<br />
Bronzeguss, einseitig, 11 x 11,5 cm.<br />
Wolfgang Paul (1996)<br />
(1913-1993), Physiker und Professor an <strong>der</strong><br />
Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn,<br />
Nobelpreisträger. Gabe an die wissenschaftlichen<br />
Gäste <strong>der</strong> Universität.<br />
Eisenguss, 8,3 x 15 cm.<br />
10<br />
studierte bei einer Sitzung für eine<br />
Medaille das Gesicht, bis er seine Formen<br />
auswendig kannte. Es ging dabei<br />
nicht um bloße Ähnlichkeit, er wollte<br />
eher die Persönlichkeit charakterisieren.<br />
Manche Medaillen wirken dadurch fast<br />
wie eine Karikatur des Dargestellten.<br />
Vielen Medaillen liegt etwas Zeichnerisches<br />
zugrunde. Wie auch sein Lehrmeister<br />
Ludwig Gies schnitt <strong>Burgeff</strong> seine<br />
Medaillen meist in Gips, machte von diesem<br />
eine Negativform, die er weiter<br />
bearbeitete, formte diese wie<strong>der</strong> ab und<br />
bearbeitete erneut das Positiv. So waren<br />
viele Arbeitsschritte notwendig, bis <strong>der</strong><br />
Entwurf in Bronze gegossen werden<br />
konnte. Nur wenige Stücke sind geprägt,<br />
sie wurden, wie allgemein üblich,<br />
maschinell verkleinert vom Gipsmodell<br />
in den Stempel übertragen. <strong>Burgeff</strong><br />
experimentierte jedoch auch mit handgeschnittenen<br />
Stempeln für eine Reihe<br />
sehr kleiner Silbermedaillen.<br />
Rebstock,<br />
drei Kreuze, Lebensbaum, Eule.<br />
<strong>Burgeff</strong> schnitt 1968-1971 die Stempel für diese<br />
Miniaturmedaillen und prägte sie auch selbst in Silber.
Geprägte Medaillen von <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>:<br />
Theodor Storm (1969)<br />
(1817-1888), deutscher Dichter und Schriftsteller.<br />
Geprägt im Auftrag <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>der</strong><br />
Deutschen Medaillenfreunde e.V.<br />
Kupfer, 60 mm.<br />
Pro Venetia, Medaille <strong>der</strong> deutschen<br />
UNESCO-Kommission (1973)<br />
Der Erlös war für die Sanierung von San Bartholomeo<br />
in Venedig bestimmt. Geprägt in Gold, Silber<br />
und Bronze durch die Fa. Krummacher, Bonn;<br />
Auflage unbekannt. Bronze, 40 mm.<br />
750 Jahre Limburger St. Georgs-Dom, 1985<br />
Im Auftrag <strong>der</strong> Sparkasse Limburg in <strong>der</strong> staatlichen Münze<br />
<strong>Karl</strong>sruhe geprägt (500 Exemplare). Silber, 40 mm.<br />
5-DM-Son<strong>der</strong>münze 1968<br />
auf den 150. Geburtstag von Max von Pettenkofer (1818-1901),<br />
Professor für medizinische Chemie und Hygiene in München.<br />
Der einzige realisierte Münzentwurf <strong>Burgeff</strong>s. Dieses Exemplar aus<br />
seinem Nachlass scheint von ihm selbst patiniert worden zu sein.<br />
Franz Josef Strauß (1990)<br />
(1915-1988), Bundes-und Landespolitiker, langjähriger<br />
Ministerpräsident Bayerns. Entwurf für eine 2-DM-Kursmünze.<br />
Den Zuschlag bei dem Wettbewerb erhielt Erich Ott.<br />
Bronzeguss, einseitig, 11,7 cm.<br />
11
12<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Papstbesuch (1980)<br />
Einer von <strong>Burgeff</strong>s Entwürfen zu einem Wettbewerb<br />
<strong>der</strong> deutschen Bischöfe zum Papstbesuch.<br />
<strong>Burgeff</strong> hat ihn aber nicht vorgelegt.<br />
Schiff und Buch auf dem Wasser als Symbol<br />
<strong>der</strong> Reise <strong>der</strong> Kirche gegen den Strom.<br />
Bronzeguss, einseitig, 12 x 10,7 cm.<br />
Max Beckmann (2000)<br />
Expressionistischer Maler, Grafiker und Bildhauer<br />
(1884-1950).<br />
Bronzeguss, einseitig, 11,8 x 9,6 cm.<br />
Peter Berghaus,<br />
o<strong>der</strong>: »Zurück zu den Quellen« (1994)<br />
Zum 75. Geburtstag des bedeutenden<br />
Numismatikers und Direktors des Westfälischen<br />
Landesmuseums Münster von 1977 bis 1984.<br />
Bronzeguss, einseitig, 12,7 x 14,7 cm.<br />
Pater Alois Schuh S. J. (1966)<br />
Nach dem Krieg übernahmen die Jesuiten<br />
Sankt Peter in <strong>Köln</strong>. Unter Leitung von Pater Alois<br />
Schuh (1900-1984) wurde die Kirche in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Akademie für Erwachsenenbildung genutzt.<br />
Beson<strong>der</strong>s die Predigttätigkeit von Alois Schuh und<br />
seine persönliche Ausstrahlung machten Sankt Peter<br />
in den 60er und 70er Jahren zu einem Zentrum<br />
intellektuell sensibler und suchen<strong>der</strong> Katholiken.<br />
Bronzeguss, einseitig, 9,3 x 11,7 cm.
Kallendresserorden (1968)<br />
»Orden«, im Auftrag von Jupp Engels in 8 Exemplaren<br />
gegossen. Der »Kallendresser« (Dachrinnen-Scheißer)<br />
verdankt sein Fortleben nach dem<br />
Krieg Joseph (Jupp) Engels, einem Architekten<br />
und <strong>Köln</strong>er Original, dessen Engagement für<br />
<strong>Köln</strong> und für das Brauchtum dieser Stadt viele<br />
Spuren hinterließ. Die ehemals steinerne Figur<br />
wurde durch Ewald Mataré in Kupferblech am<br />
Haus von Jupp Engels am Alter Markt nachgebildet.<br />
Jupp Engels, <strong>der</strong> 1991 starb, gründete den<br />
Kallendresser-Orden, dem er als Ordensmeister<br />
und Oberkallendresser vorstand. Aufgenommen<br />
werden nur Menschen, die sich um die <strong>Köln</strong>er Brauchtumspflege beson<strong>der</strong>s verdient gemacht haben.<br />
Die Bedeutung des Kallendressers ist schwierig zu ergründen: Bürgerlicher Hohn auf den Rat bzw. die Benediktiner<br />
<strong>der</strong> Abtei Groß St. Martin? Hinweis auf die Sitten früherer Zeiten, als die Hausbewohner nur eine Toilette auf<br />
dem Hof hatten? Sollten diejenigen, die unter dem Dach wohnten, aus Bequemlichkeit einen an<strong>der</strong>en Weg gewählt<br />
haben? - Bronzeguss, zweiseitig, 6,9 x 6,5 cm.<br />
Eligiuspreis des Verbands <strong>der</strong> deutschen Münzvereine (1979)<br />
Preis für verdiente Numismatiker, wurde nach dem Hl. Eligius (ca. 590-660) benannt (fränkischer Bischof;<br />
Goldschmied und Münzmeister, Schutzpatron dieser Berufe). Bronzeguss, 9,2 cm.<br />
Augenarztmedaille I (1983)<br />
Im Auftrag von Dr. Werner Claas, Münster, für den Verband deutscher Augenärzte anlässlich <strong>der</strong> Erfindung<br />
<strong>der</strong> Kontaktlinsen. Gabe für die Mitarbeiter. Bronzeguss, 9,1 x 9,7 cm.<br />
13
Jutta Osten in <strong>der</strong> Schulwerkstatt, um 1970. Foto: privat.<br />
Jutta Osten<br />
*25.2.1918 in Gleiwitz/Oberschlesien, lebt in <strong>Köln</strong>.<br />
Jutta Osten ist fast genau 10 Jahre vor<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> geboren. Ihr Vater, Dr. Georg<br />
Osten, war als Jurist in einem Berliner<br />
Ministerium tätig. Die Familie pendelte<br />
zwischen Gleiwitz und Berlin, wo sie von<br />
ihrer Mutter schon früh in Museen mitgenommen<br />
wurde. Seit 1927 lebte die<br />
Familie dann ganz in Gleiwitz, wo Jutta<br />
das Lyzeum besuchte; später wechselte<br />
sie nach Oppeln. Sport, Erdkunde und<br />
Kunst waren ihre Lieblingsfächer. Ihr<br />
Abiturzeugnis enthielt den Vermerk, sie<br />
sei künstlerisch beson<strong>der</strong>s begabt.<br />
Jutta Osten studierte von 1938 bis 1939<br />
Zeichnen, Malen, Plastik und Modellie-<br />
14<br />
Jutta Osten: Selbstbildnis, 1971<br />
»Ni plus, ni moins. Gleiwitz 25.2.1918«<br />
Außer dieser Medaille ist nur noch ein weiteres<br />
Selbstportrait, ein frühes Ölbild, bekannt.<br />
Der Spruch »nicht mehr, nicht weniger« entspricht<br />
<strong>der</strong> wenig eitlen, nüchternen Lebensart <strong>der</strong> Künstlerin.<br />
Bronzeguss, einseitig, 8 x 7,5 cm.<br />
ren an <strong>der</strong> Hochschule für Lehrerbildung<br />
Dresden, dann 1939 bis 1942 in Berlin<br />
an <strong>der</strong> Hochschule für Kunsterziehung,<br />
1942 bis 1944 als weiterführendes Studium<br />
an <strong>der</strong> Staatlichen Hochschule für<br />
Bildende Künste und an <strong>der</strong> Friedrich-<br />
Wilhelm-Universität Berlin. Nach <strong>der</strong> Zerstörung<br />
<strong>der</strong> Gebäude <strong>der</strong> Akademie und<br />
<strong>der</strong> Universität durch Bombenangriffe<br />
wechselte Jutta Osten 1944 nach Prag.<br />
1942 stellte sie als Studentin in einem<br />
Relief „Flüchtlinge“ eine zu dieser Zeit<br />
nicht gerade gerne gesehene Seite des<br />
Krieges dar. Einer ihrer Geografie-Professoren<br />
schrieb <strong>der</strong> 24jährigen daraufhin<br />
nicht min<strong>der</strong> mutig: „Ihre Reliefs<br />
haben mir bei jedem Anschauen besser<br />
gefallen. Ich glaube, dass Sie eine große<br />
Aufgabe vor sich haben und ihr gewachsen<br />
sein werden. (...) Sie werden eine<br />
Richtung <strong>der</strong> Plastik pflegen, die vor den<br />
grellen Fanfaren des Heldisch-Monumentalen<br />
und dem lauten Muskelkult
fast verstummt war, aber wie<strong>der</strong> zu Wort<br />
kommen muss.“ (zitiert bei Beate Thiemer:<br />
Jutta Osten. Ein gewagtes Leben).<br />
Das Ende des Krieges erlebte sie in<br />
Prag. Sie wurde in ein Lager verschleppt,<br />
entging nur knapp Tod und Vergewaltigung.<br />
Ihre Heimat Oberschlesien war<br />
von den Russen besetzt, so schlug sie<br />
sich in den Westen durch, wo sie ihre<br />
Familie wie<strong>der</strong>fand. Viele ihrer späteren<br />
Arbeiten handeln von diesen traumatisierenden<br />
Erlebnissen, von Krieg und<br />
Flucht; das künstlerische Schaffen wurde<br />
für sie eine wichtige Form <strong>der</strong> Bewältigung.<br />
Im Wintersemester 1946/47 setzte sie<br />
ihr Studium fort, diesmal an <strong>der</strong> Kunstakademie<br />
Düsseldorf bei Professor<br />
Josef Enseling, <strong>der</strong> sie als Bildhauerin in<br />
seine Meisterklasse aufnahm. Um das<br />
Mutter, ihr Kind an <strong>der</strong> Hand führend (1953)<br />
Die erste, sehr expressive Plakette von Jutta Osten.<br />
Sie greift das Thema »Flucht« eines noch während<br />
des Krieges geschaffenen Reliefs auf.Der rechte Fuß<br />
<strong>der</strong> Mutter weist zurück, in die Vergangenheit.<br />
Bronzeguss, einseitig, 13 x 11,3 cm.<br />
15<br />
Studium zu finanzieren, arbeitete sie als<br />
Steinmetzgehilfin an <strong>der</strong> Restaurierung<br />
von Kirchen.<br />
Auf Grund <strong>der</strong> schwierigen wirtschaftlichen<br />
Lage entschied sie sich 1948 für<br />
den Lehrerberuf als Kunsterzieherin an<br />
Gymnasien; im März 1949 begann sie<br />
ihre Arbeit an <strong>der</strong> staatlichen Hildegardvon-Bingen-Schule<br />
in <strong>Köln</strong>. Soweit es<br />
ihre Zeit erlaubte, studierte sie von 1950<br />
bis 1953 bei Joseph Jaeckel und Ludwig<br />
Gies an den <strong>Köln</strong>er Werkschulen. Sicher<br />
ist ihre Spezialisierung auf den Schnitt<br />
von Medaillen und Plaketten den Einflüssen<br />
von Ludwig Gies zu verdanken.<br />
Ihre erste Medaille „Mutter, ihr Kind an<br />
<strong>der</strong> Hand führend“, stammt von 1953.<br />
Mit noch nicht 40 Jahren wurde Jutta<br />
Osten 1957 Fachleiterin für Kunsterziehung<br />
am Bezirksseminar für das Lehramt<br />
am Gymnasium in <strong>Köln</strong>, eine Aufgabe,<br />
die sie bis zu ihrer Pensionierung<br />
inne hatte.<br />
Mit 62 Jahren, 1980, ging sie auf eigenen<br />
Wunsch vorzeitig in den Ruhestand,<br />
Jutta Osten: Hunger (1992)<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung mit sozialen Themen <strong>der</strong> Zeit.<br />
Bronzeguss, einseitig, 10,5 cm.
Jutta Osten: Kleine Hildegardisplakette, 1961<br />
Vision <strong>der</strong> Hildegard von Bingen, »sci vias«.<br />
Jutta Osten unterrichtete an <strong>der</strong> staatlichen (später<br />
städtischen) Hildegard-von-Bingen-Schule in <strong>Köln</strong>.<br />
Bronzeguss, zweiseitig, 7,8 cm.<br />
um ausschließlich als Bildhauerin arbeiten<br />
zu können. Ihre freie Zeit nutzte Jutta<br />
Osten intensiv, ihr Privatleben galt<br />
<strong>der</strong> Kunst, die Kunst war ihre Familie.<br />
Um ihre künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
zu erweitern, erlernte sie auf<br />
internationalen Sommerkursen in Urbino<br />
(Italien) 1984 die Techniken <strong>der</strong><br />
Druckgrafik und bildete sich dort bis<br />
1998 jedes Jahr zwei bis drei Monate<br />
weiter. Seit 1980 unterhielt sie in <strong>Köln</strong><br />
ein eigenes Atelier, in dem unter an<strong>der</strong>em<br />
eine riesige Druckpresse stand.<br />
Ihre erste große bildhauerische Arbeit,<br />
ein eindrucksvolles, fast brutal wirkendes<br />
Kruzifix aus Stahl für ihre Schule,<br />
vollendete sie 1964. Es folgten noch viele<br />
große Arbeiten, wie etwa die Gestaltung<br />
eines Brunnens.<br />
Seit etwa 1960 schuf Jutta Osten in größerem<br />
Umfang Medaillen und Plaketten,<br />
ihr Œuvre umfasst fast 150 Stücke. Die<br />
Arbeiten an den kleinformatigen Objekten<br />
konnte sie sozusagen am heimatlichen<br />
Küchentisch ausführen. Gipsrohlinge<br />
hatte sie stets zu Hause auf Vorrat<br />
liegen. Mit einfachsten Werkzeugen,<br />
16<br />
manchmal nur mit einem Taschenmesser,<br />
schnitt sie die Formen und Schriften<br />
direkt in den Gipsrohling. An<strong>der</strong>s als<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> und an<strong>der</strong>e Medailleure fertigte<br />
sie dabei keine weiteren Negativund<br />
Positivformen; eine Erhebung musste<br />
also beim Abtragen des Gipses vom<br />
Rohling stehen bleiben, sie konnte nicht<br />
in einer Negativform vertieft nachgeschnitten<br />
werden. Von dem fertigen<br />
Gipsmodell wurde dann die Form für<br />
den Bronzeguss angefertigt. Ihren<br />
Medaillen haftet damit etwas Spontanes<br />
an, etwas Unakademisches, Persönliches,<br />
fast Intimes. Sie lassen tief in die<br />
Gefühlswelt ihrer Schöpferin blicken, in<br />
ihr Befinden und beson<strong>der</strong>s in ihre tiefe<br />
Religiosität.<br />
Ihre erste religiöse Prägung und Glaubensstärke<br />
bekam sie in ihrem oberschlesisch-katholischen<br />
Elternhaus.<br />
Sicher wurden sie durch die Erlebnisse<br />
<strong>der</strong> Nachkriegszeit und ihr Umfeld ver-<br />
Jutta Osten: »Bernhard von Clairvaux«, 1978<br />
»Glühen ist mehr als Wissen, Konrad III., Innozenz II.«.<br />
Der Abt, <strong>der</strong> eigentliche Begrün<strong>der</strong> des Zisterzienserordens,<br />
lebte 1091-1153, er wurde 1174 heiliggesprochen.<br />
Bronzeguss, einseitig, 19 x 18 cm.
Jutta Osten: Friedensplakette (1978)<br />
»MIP/PAIX« (russisch/französisch: Friede). Rückseite: »Die Natur strebt nach dem Gegensatz und schafft<br />
daraus den Zusammenklang – Aristoteles de mundi« (altgriechisch/deutsch).<br />
Bronzeguss, zweiseitig, 7,2 cm.<br />
stärkt. Eine Freundin und eine ihrer<br />
Schwestern lebten als Nonnen im Ursulinenkonvent.<br />
Ein großer Teil ihrer<br />
Medaillen und Plastiken behandelt religiöse<br />
o<strong>der</strong> biblische Themen, für die sie<br />
sich intensiv mit den jeweiligen Schriften<br />
auseinan<strong>der</strong> gesetzt hat. Überhaupt<br />
gehörte religiöse Literatur – gleich welcher<br />
Couleur – zu ihrem bevorzugten<br />
Lesestoff. Die Religiosität gab ihr bei<br />
ihren häufigen Krankheiten Mut und<br />
Zuversicht. Manchmal schnitt sie sogar<br />
im Krankenbett Gipsplatten.<br />
Neben religiösen Themen widmen sich<br />
Jutta Osten: Der Tod des Minotaurus (1983)<br />
Ungeheuer <strong>der</strong> griechischen Mythologie mit menschlichem Körper und Stierkopf. Rs.: Das Labyrinth auf Kreta,<br />
in das Minos das Ungeheuer sperrte. Dort wurden ihm Verbrecher, aber auch Jünglinge und Jungfrauen aus<br />
Athen geopfert, bis Theseus es tötete und mit dem von Ariadne ausgelegten Faden<br />
wie<strong>der</strong> aus dem Labyrinth fand.<br />
Bronzeguss, 11,5 cm.<br />
17
Jutta Osten: Alexan<strong>der</strong> Fleming, 1976<br />
»Das Penicillin begann mit einer zufälligen Beobachtung.<br />
Mein einziges Verdienst besteht darin, dass ich<br />
die Beobachtung nicht unbeobachtet gelassen habe,<br />
son<strong>der</strong>n ihr als Bakteriologe nachging.<br />
Sir Alexan<strong>der</strong> Fleming 1881–1955«.<br />
Ein Beispiel für die Einbeziehung <strong>der</strong> Schrift<br />
in die Komposition <strong>der</strong> Medaille.<br />
Bronzeguss, einseitig, 10,5 x 10 cm.<br />
die Medaillensujets von Jutta Osten<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> klassischen Mythologie –<br />
<strong>der</strong> Minotaurus spielt eine große Rolle,<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Kentauren, aber<br />
auch Umweltfragen: Mit „Verdorrte<br />
Erde“ tituliert sie 1968 eine mit 36 cm<br />
sehr große, völlig abstrakte Plakette.<br />
Häufig zitiert sie auf den Medaillen größere<br />
Textpassagen und verwendet die<br />
Schrift als bewusst eingesetztes Gestaltungsmittel.<br />
Nur wenige ihrer Medaillen entstanden<br />
als Auftragsarbeit für ihre Schule, für<br />
St. Bruno in <strong>Köln</strong>-Klettenberg, für die<br />
mo<strong>der</strong>ne Kirche <strong>der</strong> Pfarrgemeinde<br />
St. Stephan in <strong>Köln</strong>-Lindenthal o<strong>der</strong> gar<br />
als Verkaufsobjekt. Einige schuf sie als<br />
Geschenk für ihre Ärzte o<strong>der</strong> Künstlerkollegen,<br />
aber den Großteil scheint sie<br />
einfach für sich selbst gestaltet zu<br />
haben. Nur einmal beteiligte sie sich an<br />
<strong>der</strong> Ausschreibung für den Entwurf einer<br />
Münze, dem 10-DM-Stück 1993 zum<br />
18<br />
150. Geburtstag von Robert Koch. Kaum<br />
zu glauben, dass sie bereit war, sich den<br />
strengen technischen Vorgaben eines<br />
Münzentwurfes zu unterwerfen!<br />
Jutta Osten nahm seit 1971 an den<br />
internationalen Medaillen-Ausstellungen<br />
<strong>der</strong> FIDEM teil, seit 1999 ist sie<br />
Ehrenmitglied in <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
für Medaillenkunst. Neben vielen<br />
an<strong>der</strong>en Auszeichnungen wurde Jutta<br />
Osten 1990 <strong>der</strong> Oberschlesische Hauptkulturpreis<br />
verliehen. Sie betrachtete<br />
ihn fast als Krönung ihrer Arbeit, war sie<br />
doch stets im Herzen Oberschlesierin<br />
geblieben, auch wenn <strong>Köln</strong> für sie zur<br />
zweiten Heimat geworden ist.<br />
Anlässlich ihres 80. Geburtstages wurde<br />
1998 in Ratingen und in Breslau durch<br />
das Oberschlesische Landesmuseum<br />
eine große Retrospektive gezeigt. Diese<br />
Zeit bildete auch den Schlusspunkt ihres<br />
künstlerischen Schaffens. Jutta Osten<br />
lebt heute zurückgezogen von <strong>der</strong> Welt<br />
in einem Seniorendomizil in <strong>Köln</strong>.<br />
Christus vor Pilatus (1985)<br />
Religiöse Themen stehen beim Medaillenwerk von<br />
Jutta Osten im Vor<strong>der</strong>grund. Hier in traditioneller<br />
diagonaler Verteilung von Personen und Leerräumen<br />
in den jeweils gegenüberliegenden Ecken, ähnlich <strong>der</strong><br />
Ecce-Homo-Darstellung von Hieronimus Bosch<br />
im Frankfurter Städel.<br />
Bronzeguss, einseitig, 10,5 x 10 cm.
Jutta Osten: Die Kühe erretten Daphnis<br />
vor dem Ertrinken, 1983<br />
Angeregt durch einen 1982 erschienenen Bildband<br />
»Daphnis und Chloe«, mit Bildtafeln von Chagall.<br />
Daphnis, Sohn des Hermes und einer Nymphe, Liebling<br />
<strong>der</strong> Götter und Menschen, wurde wegen eines<br />
Treuebruchs des Augenlichts beraubt. Hier dargestellt<br />
wird die Rettung des entführten Daphnis<br />
durch die Rin<strong>der</strong>herde seines ursprünglichen<br />
Nebenbuhlers Dorkon.<br />
Bronzeguss, einseitig, 12 cm.<br />
Venezia (Venedig), 1983<br />
Bronzeguss, einseitig, 11,5 cm.<br />
19<br />
Rut und Boaz, 1993<br />
Bronzeguss, einseitig, 11 cm.<br />
Johann Sebastian Bach (1985)<br />
Neben dem Portrait des Komponisten (1685-1750)<br />
Fragmente von Partituren sowie die Thomaskirche<br />
in Leipzig, im Hintergrund angedeutet Orgelpfeifen.<br />
Bronzeguss, einseitig, 17,7 cm.
20<br />
Jutta Osten: New Babylon (1972)<br />
Bronzeguss, 17,5 cm.<br />
Die große Katze, 1975<br />
»Dio ha creato il gatto per procurare<br />
all´uomo la gioia da accarezzare la tigre«<br />
– »I was Cleoprata (richtig: Cleopatra)<br />
once she said«, behauptet die Katze<br />
Mehitabel von sich nach dem Bericht<br />
<strong>der</strong> Küchenschabe Archy, in einem Gedicht<br />
von Don Marquis (1878-1937).<br />
Diese Medaille schuf Jutta Osten für<br />
eine italienische Freundin und<br />
– an<strong>der</strong>s als sie selbst – Katzenliebhaberin.<br />
Bronzeguss, 8,9 x 9,5 cm.<br />
»Zivot i smrt«,<br />
Leben und Tod (1969)<br />
Die tschechische Beschriftung<br />
verweist auf die Erlebnisse<br />
zum Kriegsende in Prag.<br />
Bronzeguss, einseitig,<br />
13,5 x 18 cm.
Jutta Osten: Josef Kardinal Frings, 1961<br />
(1887-1978), 1942 bis 1969 Erzbischof von <strong>Köln</strong>.<br />
Bronzeguss, einseitig, 11 x 7 cm.<br />
Satyr mit Mädchen, 1971<br />
Eine von mehreren Darstellungen eines<br />
spielerisch miteinan<strong>der</strong> umgehenden Paares.<br />
Bronzeguss, doppelseitig, 14 cm.<br />
21<br />
Mädchen und Blume, 1979<br />
Bronzeguss, einseitig, 10 cm.<br />
»Ecce homo« (1970)<br />
Aluminiumguss, einseitig, 10 x 11,3 cm.<br />
Orpheus und Eurydike (1980)<br />
Rs.: Schlange.<br />
Modellguss für ein Schmuckstück,<br />
Bronze, 4,2 x 2,8 cm.
Beate (1992)<br />
Portrait <strong>der</strong> früheren Schülerin und Freundin<br />
Dr. Beate Thiemer. Die Medaille entstand aus Studienzwecken<br />
für den Entwurf zu <strong>der</strong>10-DM-Münze<br />
zum 150. Geburtstag von Robert Koch 1993.<br />
Bronzeguss, einseitig, 16,5 cm.<br />
22<br />
Jutta Osten: Heinrich Schnitzler Senior (1963)<br />
Heinrich W. Schnitzler in Frechen war <strong>der</strong> frühere<br />
Bronzegießer von Jutta Osten, bis sein Sohn in den<br />
neunziger Jahren die Firma schloss.<br />
Bronzeguss, einseitig, 8,5 cm.<br />
Literatur<br />
Wolfgang Steguweit: Medaillenkunst in <strong>Köln</strong> im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Berlin 2007<br />
(zugleich Band 24 <strong>der</strong> Reihe „Die Kunstmedaille in Deutschland“ <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Medaillenkunst e. V.)<br />
Elisabeth Wynhoff: Hans <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>, Medaillen – Plaketten – Münzen.<br />
Gesamtverzeichnis 1951-1997 anhand des Bestandes im Schloss Moyland.<br />
Bedburg-Hau 1999 (Band 9 <strong>der</strong> Reihe „Die Kunstmedaille in Deutschland“).<br />
Thomas Hirsch (bearb.): <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>. Zeichnungen. <strong>Köln</strong> 2007.<br />
Beate Thiemer (Hrg.): Jutta Osten, ein gewagtes Leben; zum 90. Geburtstag.<br />
<strong>Köln</strong> 2008 (Band 25 <strong>der</strong> Reihe „Die Kunstmedaille in Deutschland“).<br />
Bernd Ernsting: Ludwig Gies, Meister des Kleinreliefs. <strong>Köln</strong> 1995.<br />
Während <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Ausstellung kann diese Literatur im Käthe-Kollwitz-<strong>Museum</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Kreissparkasse</strong> <strong>Köln</strong> eingesehen und auch erworben werden.<br />
Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V.<br />
Vorsitz: Ulf Dräger, c/o Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt,<br />
Stiftung Moritzburg, Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle; Tel. 0345-2125919,<br />
ulf.draeger@kunstmuseum-moritzburg.de
Medaillen in <strong>Köln</strong><br />
Nicht nur wurde die Bildhauerklasse <strong>der</strong><br />
ehemaligen <strong>Köln</strong>er Werkschulen 1993<br />
geschlossen, auch für den künstlerischen<br />
Nachlass <strong>der</strong> Medaillenschaffenden<br />
fand sich in <strong>Köln</strong> keine Bleibe. Tatsächlich<br />
befinden sich in fünf <strong>Köln</strong>er<br />
Museen zusammen nur 16 <strong>der</strong> fast 400<br />
Medaillen, die Ludwig Gies geschaffen<br />
hat. Der Gies-Nachlass wurde bereits<br />
1975 durch Schenkung dem <strong>Museum</strong><br />
Morsbroich in Leverkusen überlassen, er<br />
ist durch Bernhard Ernsting wissenschaftlich<br />
hervorragend bearbeitet.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> überantwortete 1996 sein<br />
gesamtes bisheriges Werk an Medaillen<br />
und Plaketten seinem Sammlerfreund<br />
Hans van <strong>der</strong> Grinten für die Stiftung<br />
<strong>Museum</strong> Schloss Moyland, wo es in einem<br />
Turmzimmer – lei<strong>der</strong> ohne jede Legende<br />
– ausgestellt wird. Der Initiative seiner<br />
langjährigen Lebensgefährtin Irmgard<br />
Lauscher-Koch ist es zu verdanken, dass<br />
das Münzkabinett <strong>der</strong> Staatlichen<br />
Museen zu Berlin den Medaillen-Nachlass<br />
von <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> aufnehmen und<br />
bearbeiten konnte. Die Dubletten wurden<br />
auf ihren Wunsch von hier aus<br />
an<strong>der</strong>en deutschen und ausländischen<br />
Münzkabinetten und Museen zur Verfügung<br />
gestellt. Frau Lauscher-Koch war es<br />
ein beson<strong>der</strong>es Anliegen, dass wenigstens<br />
eine kleine Auswahl in <strong>Köln</strong> verblieb.<br />
Sie bestimmte hierfür die Geldgeschichtliche<br />
Sammlung <strong>der</strong> <strong>Kreissparkasse</strong><br />
<strong>Köln</strong>, <strong>der</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong> auch über <strong>der</strong>en<br />
früheren Leiter Tyll Kroha stets verbunden<br />
war.<br />
Das künstlerische Werk von Jutta Osten<br />
wird, die Medaillen und Grafik betreffend,<br />
fast lückenlos im Oberschlesischen<br />
Landesmuseum in Ratingen-Hösel bewahrt<br />
und betreut, es soll dort auch<br />
bearbeitet werden. TL.<br />
23<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Stiftung Schloss Moyland, 1997<br />
Schloß mit Wasserspiegelung/Gerüste und Kunstobjekte<br />
auf dem Weg. Geprägt anlässlich <strong>der</strong><br />
Eröffnung des <strong>Museum</strong>s, das auch die meisten<br />
Medaillen <strong>Burgeff</strong>s beherbergt.<br />
Prägung, Silber, 40 mm.<br />
<strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>: Irmgard (1978)<br />
Irmgard Lauscher-Koch (1933-2007), über 30 Jahre<br />
Lebensgefährtin von <strong>Karl</strong> <strong>Burgeff</strong>. Ihr ist die Verteilung<br />
des Nachlasses an Museen zu verdanken.<br />
Bronzeguss, einseitig,12,3 x 11,5 cm.
Jutta Osten: Karneval in <strong>Köln</strong> (1986)<br />
Jutta Osten schuf nur wenige Medaillen mit direktem<br />
Bezug zu ihrer »zweiten Heimat« <strong>Köln</strong>.<br />
Bronzeguss, einseitig, 22,8 cm.<br />
Die Ausstellung zeigt Objekte des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen-Hösel,<br />
des Münzkabinetts <strong>der</strong> Staatlichen Museen zu Berlin und <strong>der</strong> Geldgeschichtlichen<br />
Sammlung <strong>der</strong> <strong>Kreissparkasse</strong> <strong>Köln</strong>. Wir danken auch den privaten<br />
Sammlern und Liebhabern mo<strong>der</strong>ner Medaillenkunst Dr. Beate Thiemer,<br />
Dr. Jürgen Baur, Tyll Kroha und denen, die nicht genannt werden möchten.<br />
Diese Broschüre wird kostenlos abgegeben.