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Das Fenster_166_10 - Geldgeschichtliches Museum der ...

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in <strong>der</strong> Kreissparkasse Köln · Thema <strong>166</strong> · April 2005GeorgienGeld aus einem christlichen Land zwischen Orient und Okzident


Georgien(georgisch Sak'art'velo,russisch Grusien).Herkunft des Namensnicht geklärt, er hängtwohl zusammen mit demgriechischen Wort für„Bauer“ o<strong>der</strong> dem persischenWort gurği o<strong>der</strong>ghur für „Grund, Boden“.Schutzheiliger: Hl. Georg.Staatsform: Demokratische RepublikFläche: 69.700 km 2 (Deutschland: 357.000 km 2 )Einwohner: 4,7 Mio. (Deutschland: 82,5 Mio.)Religionen: Georgisch-Orthodox 65%, Muslim 11%, Russisch-Orthodox <strong>10</strong>%,Armenisch-Apostolisch 8% (Deutschland: Protestanten 34%,Romisch-Katholisch 34 %, Muslim 3,7 %, keine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e 28,3%)Bevölkerungsdichte: 67 Einw./km 2 (Deutschland: 231 Einw./km 2 )Hauptstadt: Tiflis, georgisch Tbilisi; 1,1 Mio. EinwohnerGrenzen:Armenien, Aserbaidschan, Russland, TürkeiHöchste Erhebung: Mt'a Shkhara mit 5.201 m (Deutschland: 2.963 m)Devisenkurs: 1 Lari = <strong>10</strong>0 Tetri = ca. 0,42 €.Die Beson<strong>der</strong>heiten Georgiens fallenschon beim Blick auf die Landkarte auf. Georgien,Aserbaidschan und Armenien liegenauf einer Landbrücke, die im Ostenvom Kaspischen Meer und im Westen vomSchwarzen Meer begrenzt wird.Der zerklüftete Gebirgszug des GroßenKaukasus schirmt Georgien im Nordenauf einer Länge von 1.<strong>10</strong>0 Kilometer undeiner Breite von 180 Kilometer von denrussischen Steppen ab. Der Kleine Kaukasusbildet die natürliche Grenze zwischenGeorgien und seinem heutigenNachbarn Armenien im Süden und Aserbaidschanim Südosten. Zur Zeit seinerhöchsten Machtentfaltung im 12. Jahrhun<strong>der</strong>twar Georgien ein multinationalerStaat, dessen Herrschaft vom Schwarzenbis zum Kaspischen Meer reichteund sowohl heutige aserbaidschanischeals auch armenische und türkische Gebieteumfasste.Es gibt auf <strong>der</strong> Erde kein an<strong>der</strong>es Gebiet,in dem sich auf so kleinem Raum so vieleverschiedene Völker drängen. Heutezählt man hier neben dem Georgischenmehr als 40 kaukasische Sprachen ethnischerMin<strong>der</strong>heiten.Es gibt wohl auch kein Land, das eine sogroße Vielfalt verschiedenartiger Münztypenhervorgebracht hat. Nur währendkurzer Perioden <strong>der</strong> Unabhängigkeit gabes eigenständige Münzen einheimischerKönige und Königinnen. Die Mehrzahl<strong>der</strong> in Georgien geprägten Münzen warenein Abbild frem<strong>der</strong> Münz- und Währungssysteme<strong>der</strong> jeweiligen Oberherrschaftbenachbarter Großmächte. Danebenzirkulierten auch die Münzen <strong>der</strong>Nachbarlän<strong>der</strong> einschließlich so genann-2


ter Handelsmünzen, die insbeson<strong>der</strong>eaus den Kaiserreichen Byzanz und Trapezuntstammten.Frühzeit und AntikeSchon in <strong>der</strong> mittleren Altsteinzeit wardas strategisch wichtige Land besiedelt.Um 2200 v. Chr. dringen indogermanischeStämme aus den südrussischenSteppen ein und vermischen sich mitden ansässigen Gruppen. In den nächsten1400 Jahren folgen Kimmerier, Skythenund Armenier, Perser und tatarischeTurkvölker.Funde aus <strong>der</strong> Mitte des 2. Jahrtausendsbelegen zeitgleich mit <strong>der</strong> mykenischeneine hochentwickelte bronzezeitlicheKultur mit arbeitstechnisch differenziertemKunsthandwerk.Im 8. Jh. v. Chr. waren die Assyrer in Transkaukasieneingedrungen und beherrschtenden Süden. Der assyrische König SargonII. siedelte 772 v. Chr. einen Teil <strong>der</strong>jüdischen Bevölkerung aus Palästina imWesten, in Kolcheti, an, dem späterenKolchis. Man baute Handels- und Handwerkszentrenan den Flüssen Rioni undKura. Durch das Tal <strong>der</strong> Kura verlief <strong>der</strong>Handelsweg nach Indien, eine Nebenroute<strong>der</strong> späteren Seidenstraße nachChina.Mit dem Fall von Urartu und dem Rückzug<strong>der</strong> Skythen im 6. Jh. v. Chr. entstandim Kaukasus ein machtpolitisches Vakuum,das die Bildung zweier georgischerKönigreiche ermöglichte. Im Westen gelanges den ionischen Griechen <strong>der</strong> reichenHandelsstadt Milet, an <strong>der</strong>Schwarzmeerküste mehrere Kolonien zugründen, die zu blühenden Handelsplätzenheranwuchsen. Nachhaltige wirtschaftlicheund kulturelle Impulse gingenvon Kolchis (dem späteren Lazika mit <strong>der</strong>Hauptstadt Äja o<strong>der</strong> Aea, dem heutigenKutaisi) auf das Hinterland aus. Georgienlag zwar am Ende <strong>der</strong> Welt, war aber mitJason und <strong>der</strong> Argonautensage und mitPrometheus, <strong>der</strong> von Zeus an einen Felsenim Großen Kaukasus geschmiedetwurde, auch durch die griechischen Sagenbekannt.<strong>Das</strong> Gebiet Ostgeorgiens, Iberia (späterKartli) mit Mzcheta als Zentrum, glie<strong>der</strong>tendie persischen Achämeniden alsNachfolger <strong>der</strong> Me<strong>der</strong> ihrem Großreichein. Auch nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>erlangung einerrelativen Selbständigkeit nach <strong>der</strong>Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Perser gegen die Griechenblieb <strong>der</strong> östliche Einfluss beson<strong>der</strong>sauf kulturellem und religiösemGebiet vorherrschend. Die Machtblöckedes Ostens und des Westens, zwischendenen Georgien geografisch liegt, warenzum ersten Mal deutlich geworden. DieZweiteilung Georgiens bestand bis zumAnfang des 11. Jh., als es König Bagrat III.gelang, Ost- und Westgeorgien unter einerKrone zu vereinen.In Kolchis, dem alten und wegen seinesReichtums berühmten Land, wurden in<strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> griechischen Kolonisationschon ab dem 6. Jh. v. Chr. erste eigenständigeMünzen geprägt: silberne Tetradrachmen,die damit zu den ältestenMünzen überhaupt gehören. Es folgtenDidrachmen, Drachmen und Hemidrach-Kolchis, griechische HandelskolonieHemidrachme (Tetrobol) nach dem persisch-achämenidischenStandard, geprägt in Phasis (heute Poti), um 400 v. Chr.Vs.: Weiblicher Kopf (Medea?) in archaischem Stil,Rs.: Stierkopf (einer <strong>der</strong> Stiere von Aeëtes, dem Vater von Medea?).3


men. Sie zeigen meist Löwen, wie dieMünzen <strong>der</strong> kolonialen Mutterstadt Milet,aber <strong>der</strong> Münzfuß (Gewicht und Feingehalt)richtete sich nach dem persischachämenidischenStandard. Nur wenigeExemplare wurden bis heute gefunden,ihre Bedeutung im Geldverkehr kann keinegroße Rolle gespielt haben. Erst aus<strong>der</strong> Zeit um 400 v. Chr. gibt es eine Hemidrachmemit höherer Auflage. Sie kursiertean <strong>der</strong> Schwarzmeerküste bis zurKrim, ist aber selten in Armenien o<strong>der</strong>Ostgeorgien gefunden worden.Von einigen Imitationen griechischerMünzen und einer lokalen Kupferausgabe<strong>der</strong> Stadt Dioskurias im 1. Jh. v. Chr.abgesehen blieben diese die einzigen eigenständigenGepräge Georgiens für dienächsten Jahrhun<strong>der</strong>te.Nach 333 v. Chr. unterwarf Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong>Große fast den gesamten Kaukasus einschließlichOstgeorgiens. In <strong>der</strong> HauptstadtMzcheta setzte er einen engen Vertrauten,den Königssohn Ason von Arian-Kartli, als König ein. 323 v. Chr. wurde dasGebiet Teil des Seleukidenreiches unterAlexan<strong>der</strong>s Nachfolger, dem DiadochenSeleukos.Ab Mitte des 2. Jh. mussten die Georgierdie nominelle Oberherrschaft <strong>der</strong> Armenierakzeptieren. Unter Tigran d. Gr. (95-55 v. Chr.) war Ostgeorgien ein armenischerVasallenstaat, Westgeorgien einTeil des mit Tigran verbündeten PontischenReiches. Durch die Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong>verbündeten Heere gegen die Römerunter Pompeius Magnus 66 v. Chr. wurdeWestgeorgien römisches Klientelreich,Ostgeorgien fiel nach einer Nie<strong>der</strong>lageein Jahr später als Protektorat ebenfallsan Rom. <strong>Das</strong> iberische Königshaus inMzcheta, einer wohlhabenden Handels-stadt, verstand geschickt, die Interessen<strong>der</strong> Perser und <strong>der</strong> Römer auszugleichen.Je nach Stärke und Schwäche Roms undseiner Gegenspieler im Osten, <strong>der</strong> Partherund Sasaniden, gehörte Georgien bis300 n. Chr. zeitweise zum persischeno<strong>der</strong> zum römischen Interessengebiet.In diesen Jahrhun<strong>der</strong>ten benutzte manin Georgien das Geld <strong>der</strong> fremden Herrscher.Gelegentlich wurden die Münzenauch vor Ort nachgeprägt und dabei verfremdet.Gefunden wurden vorwiegendImitationen griechischer Goldstatere des3. Jh. v. Chr. und römischer Denare desKaisers Augustus (27 v. bis 14 n. Chr.). Sieliefen mit den Denaren <strong>der</strong> römischenRepublik und <strong>der</strong> Kaiserzeit sowie mitgroßen Mengen parthischer Silbermünzenbis zum 4. Jh. n. Chr. um.Makedonien, KönigreichPhilipp II, 359 - 336 v. Chr.Goldstater.Vs.: Apollokopf, Rs.: Zweigespann.Makedonische und thrakische Gold- und Silbermünzenliefen in Georgien um, sie wurden dort auch nachgeahmt.<strong>Das</strong> Christentum - nach 314Als erstes Land – noch 67 Jahre vor Rom– führte im Jahr 314 das südlich an Georgiengrenzende Armenien das Christentumals Staatsreligion ein und verbot dieheidnischen Kulte. Aus Berichten von <strong>der</strong>Synode von Nikäa geht hervor, dass diechristliche Kirche schon 325 auch inWestgeorgien gut organisiert war.In <strong>der</strong> folgenden Zeit stand Westgeorgienunter byzantinischem Einfluss.4


Etwa gleichzeitig erklärte König Mirian337 das Christentum in Iberien (Ostgeorgien)zur Staatsreligion. Vor allem Geistliche<strong>der</strong> von Gregor dem Erleuchter strafforganisierten armenischen Kirche halfendort beim Aufbau einer Staatskirche. <strong>Das</strong>Zentrum <strong>der</strong> Christianisierung war diedamalige Hauptstadt von Iberia (Kartli),Mzcheta. Die Georgier führen die Ursprüngedieser Missionierung auf dieApostel Andreas und Simon zurück, dieIberien durchwan<strong>der</strong>t und die BotschaftJesu verbreitet haben sollen. Als ihren eigentlichenMissionar betrachten sie jedochdie Syrerin Nino, die aus römischerGefangenschaft geflohen und zu Fußnach Iberien gelangt war, wo sie sich inMzcheta nie<strong>der</strong>ließ. Sie war <strong>der</strong> Heilkundemächtig, und um ihr Wirken als Heilerinbegannen sich schnell Legenden zuranken, die bald ans Ohr von Nana, <strong>der</strong>kranken Gattin von König Mirian, gelangten.Heimlich ließ sie Nino zu sich rufenund nahm das Wun<strong>der</strong> ihrer Heilung zusammenmit dem Christentum an.Die Entscheidung des ostgeorgischenKönigs zum Christentum fiel auch ausmachtpolitischen Gründen gegen diekulturelle Infiltration <strong>der</strong> Sasaniden-Königeim bedrohlich nahen Persien. DerEinfluss des geschwächten römischenReiches nahm nach seiner Teilung in OstundWestrom jedoch immer mehr ab,während die Sasaniden beson<strong>der</strong>s beiden pro-iranisch eingestellten Adligenan Boden gewannen. Ende des 4. Jh. erbautensie in Iberien, nur 20 km südlichvon Mzcheta, die Festung Narikala, von<strong>der</strong> aus das Land weitgehend kontrolliertwerden konnte.Der ostgeorgische König vermochtezwar durch geschicktes Ausnutzen <strong>der</strong>Sasaniden in PersienXusro I., 531 – 579Drachme, im 38. Jahr seiner Herrschaft in Ray(bei Teheran) geprägt.Vs.: Bekröntes Brustbild,Rs.: Feueraltar zwischen Priestern.Georgische Nachahmung einer sasanidischen Drachmedes Königs Hormizd IV., 579 – 590.Auf dem Altar ein Kreuz statt des heiligen Feuers.Erismtavari Stephanoz I., 591 - 593Drachme nach sasanidischem Vorbild.Vs.: Büste des sasanidischen Königs Hormizd IV. mitgeorgischer Inschrift „Stephanoz“,Rs.: Feueraltar, darauf Kreuz.byzantinisch-sasanidischen Konflikte dieSelbständigkeit des Landes bis zum6. Jh. nominell halbwegs zu halten, aberfür die ostgeorgischen Christen brach eineZeit <strong>der</strong> Verfolgung und <strong>der</strong> Massakeran. Viele wan<strong>der</strong>ten aus und gründetenin Syrien, Ägypten und Palästina christli-5


che Gemeinschaften. König WachtangGorgasal (446 – 502) nutzte eine Zeit <strong>der</strong>Schwäche des persischen Großreichsnach dem Tod seines Königs Firuz imKampf gegen die Hephthaliten 484 n.Chr. zur inneren Konsolidierung und zumBau von Grenzfestungen. Er konnte diePerserfestung Narikala ohne Blutvergießeneinnehmen und begann unterhalb<strong>der</strong> Festung den Bau einer neuen Hauptstadt,Tiflis. Als Begrün<strong>der</strong> des mo<strong>der</strong>nenTiflis (Tbilisi, „Warme Quelle“) wir<strong>der</strong> heute noch verehrt. Ihm gelang esauch, die ost- und westgeorgische Kirchezu vereinen. Der oberste georgische Bischofbesaß fortan den Rang eines Katholikos,d. h. er war als Oberhaupt einerselbständigen Nationalkirche dem oströmischenPatriarchen gleichgestellt. DieseZeit war für das Nationalbewusstsein<strong>der</strong> Ostgeorgier von großer Bedeutung,denn nach erneutem Erstarken <strong>der</strong> Sasanidenwurde um 520 Ostgeorgien (Kartli)endgültig eingenommen und als iranischeProvinz von einem Vizekönig von Tiflisaus regiert. <strong>Das</strong> ostgeorgische Königtumspielte keine Rolle mehr, es wurde580 abgeschafft.Da sich die georgische zeitweise von <strong>der</strong>oströmischen Kirche getrennt hatte,konnten die Sasaniden sie in ihremVasallenstaat tolerieren. Die Zeit zum Endedes 6. Jh. und Anfang des 7. Jh. wargeprägt durch Kämpfe <strong>der</strong> Sasanidenund <strong>der</strong> Byzantiner um die Vorherrschaft.Während in Westgeorgien byzantinischesGeld verwendet wurde, liefen inOstgeorgien die Drachmen <strong>der</strong> Sasanidenin großen Mengen um. In den Jahren589 bis 593, einer eher byzantinischbeeinflussten Epoche, prägten jedochostgeorgische Gouverneure eigeneMünzen nach sasanidischem Vorbild. Dieseltenen Stücke zeigen nicht mehr dieheilige Flamme auf dem Feueraltar <strong>der</strong>zoroastrischen Religion des sasanidischenFeuerkults, son<strong>der</strong>n zum erstenMal eine georgische Inschrift und daschristliche Kreuz als Zeichen nationalerIdentität.Die Araber - 7. bis 11. Jh.Durch ständige Kämpfe geschwächt,konnten die Sasaniden und Byzantinergegen den Vorstoß <strong>der</strong> Araber nicht vielWi<strong>der</strong>stand leisten. In nur <strong>10</strong> Jahrenüberrannten sie bis 642 einen Großteildes Perserreiches, Armenien und die östlichenProvinzen von Byzanz. Ostgeorgienwurde 654 eingenommen. Für 200Jahre regierte in Georgien ein arabischerEmir im Namen <strong>der</strong> umaiyadischen Kalifenvon Damaskus und ihrer Nachfolger,<strong>der</strong> Abbasiden von Bagdad. Nur <strong>der</strong> Küstenstreifenim Westen blieb byzantinischbeeinflusst.<strong>Das</strong> stabile umaiyadische und abbasidischeMünzsystem basierte auf dem silbernenDirhem, <strong>der</strong> in zahlreichen Münzstättendes Riesenreiches in gleicherForm und Feinheit ausgeprägt wurde.Die Münzen nennen jeweils den Prägeortund das Jahr – in Europa erscheinen Jahresangabenauf den Münzen erst 800Jahre später. Auch die in Tiflis erstmals704 und seit ca. 850 regelmäßig geprägtenDirhems unterscheiden sich nurdurch die Nennung <strong>der</strong> Münzstätte vonan<strong>der</strong>en Münzen des Umaiyaden- undnachfolgenden Abbasidenreichs.Byzantinische Münzen waren nicht sobeliebt wie die arabischen. Nur imWesten liefen die zahlreichen byzantinischenKupfermünzen des <strong>10</strong>. Jh. um.6


Kalifat <strong>der</strong> Umaiyaden von Damaskus, 661 - 749Kalif Al-Walid I., 703 - 715Dirhem, Jahr 95 AH (713/714 n. Chr.), „geprägt inArminiya“ (Provinzname Armenien; geprägt in Ardabil,westl. des kaspischen Meeres).Vs.: In Kufischer Schrift muslimisches Glaubensbekenntnis,in <strong>der</strong> Umschrift Jahr und Münzstätte,Rs.: Im Feld Sure 112, Umschrift: Sure 9, Vers 33.Jahresangabe nach <strong>der</strong> Hidschra (AH), siehe „Zeitrechnungen“.Kalifat <strong>der</strong> Abbasiden von Bagdad, 749 – 1258Kalif Harun al-Raschid, 786 – 809Dirhem, Jahr 190 AH (805/806 n. Chr.),geprägt in Madinat as-Salam (Bagdad),Rs.: Sure 9, Vers 33.Diese Dirhems aus gutem Silber waren auchin Georgien beliebt.Kalif Al-Musta’ín bi’llah, 862 - 865Dirhem, Jahr 248 AH (862/863), geprägt in TiflisVs.: Glaubensbekenntnis: „Es gibt keinen Gott außer Allahallein. Er hat keinen neben sich“. Innere Umschrift:„Im Namen Allahs wurde dieser Dirhem geprägt in Tiflisim Jahr 248.“ Äußere Umschrift: Sure 30, Verse 3-4.Rs.: „Allah, Mohammed ist <strong>der</strong> Prophet Allahs,al-Muktafi bi'llah“. Umschrift: Sure 9, Vers 33.Georgische Münzen können nachvier verschiedenen Zeitrechnungendatiert sein:1. Durch den Einfluss islamischerDynastien wurde seit dem 8. Jahrhun<strong>der</strong>tdie muslimische Zeitrechnungangewendet. Sie beginnt mit dem Jahr622 n. Chr., <strong>der</strong> Hidschra Muhammads(<strong>der</strong> Flucht Muhammads von Mekkanach Medina) und wird in den ca. <strong>10</strong>Tagen kürzeren Mondjahren angegeben.Dadurch verschiebt sich <strong>der</strong>Jahresanfang gegenüber dem unseresSonnenjahrs. Die Zeitrechnung wird mitAH, nach <strong>der</strong> Hidschra, angegeben.2. Während <strong>der</strong> Regierungszeit desMongolen Abu Sa‘id (1317 – 1335)erfolgte vorübergehend eine Datierungnach <strong>der</strong> ilkhanidischen Ära, die imHidschra-Jahr 701 (1301/02) beginntund ebenfalls in Mondjahren rechnet.3. Im 12. und beginnenden 13. Jh.wurden in <strong>der</strong> Zeit des unabhängigenKönigreiches die Prägejahre im altengeorgischen Koronikon angegeben. DieJahreszahl erscheint hierbei in georgischenKhutsuri-Buchstaben, die gleichzeitigals Zahlenwerte dienen.<strong>Das</strong> Koronikon ist ein paschalischerZyklus von 532 Jahren, er wurde Ostern781 n. Chr. mit dem Jahr 1 des 13.Zyklus als Zeitrechnung eingeführt.Rechnerisch begann <strong>der</strong> erste Zyklusmit Ostern des Jahres 5604 v. Chr., dasvon den Georgiern als das Jahr <strong>der</strong>Erschaffung <strong>der</strong> Erde angesehen wurde.4. 1708 erscheint zum ersten Mal aufeiner georgischen Münze die Jahreszahlnach <strong>der</strong> christlichen Zeitrechnung.7


500 Lari 1995Vs.: König David IV., <strong>der</strong> Erbauer (<strong>10</strong>89 – 1125), in <strong>der</strong> Hand trägt er das Modell <strong>der</strong> Gelati-Kathedrale.Nach einem Fresko aus dem 16. Jh. in <strong>der</strong> Gelati Kathedrale.Dieser Schein wurde gedruckt, aber - wohl wegen Sicherheitsmängeln - nicht ausgegeben.Georgien auf dem Weg zur Großmacht9. bis 11. Jh.In <strong>der</strong> Endzeit des abbasidischen Emiratsgab es immer wie<strong>der</strong> Unabhängigkeitsbestrebungenkleiner georgischer Fürsten.So konnten sich Ende des 9. Jh. Kachetien,Abchasien, Tao-Klardschetienund Kartli als unabhängige Kleinstaatenetablieren. Einzeln waren sie zu schwach,das Emirat, das sich inzwischen von Bagdadgelöst hatte, abzuschütteln. Aber in<strong>der</strong> 2. Hälfte des <strong>10</strong>. Jh. ergab sich einefür eine Union günstige politische Konstellation.In Tao-Klardschetien und Abchasienregierten mit David und Theodosiuszwei erbenlose Herrscher, in Kachetienherrschte Bagrat II., in Kartli seinSohn Gurgen, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Tochter des abchasischenKönigs vermählt war. GurgensSohn konnte 978 als Bagrat III. zumKönig von Abchasien und Georgien (Kachetien)ernannt werden. Im Jahr <strong>10</strong>00fielen Teile Tao-Klardschetiens an ihnund <strong>10</strong>08 erbte er Kartli von seinem Va-ter. Abgesehen von byzantinisch annektiertenGebieten Tao-Klardschetiens unddes Emirats Tiflis war Georgien nun zumersten Mal vereint. Viele Kathedralenzeugen von einer nun folgenden Ära <strong>der</strong>wirtschaftlichen und kulturellen Hochblüte.Bagrat III. ging nach seinem Tod<strong>10</strong>14 als Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bagratidendynastie,die Georgien im 12. Jh. zurGroßmacht erhob, in die Geschichte ein.Der Weg dorthin war allerdings nochweit. Bagrats Sohn Giorgi I. unterlag denByzantinern unter Kaiser Basileos II. AlsFolge wurde Südwest-Georgien als ProvinzIberia dem byzantinischen Reicheinverleibt und für viele Jahre von <strong>der</strong>Entwicklung abgeschnitten. Giorgi I.musste zudem seinen kleinen Sohn Bagratals Pfand nach Byzanz schicken. Mit9 Jahren kehrte er zurück, um als BagratIV. seinem Vater auf den Thron zu folgen.Die Regierung eines Kindes und seinerMutter weckten separatistische Bestrebungen<strong>der</strong> lokalen Feudalherren. Alssich Kachetien unter den Schutz <strong>der</strong>8


Seldschuken stellte, einem Turkvolk undGegner von Byzanz, verbündete sich BagratIV. seinerseits mit den Seldschukenunter Alp Arslan. Er nutzte dessen Siegüber Byzanz <strong>10</strong>71 bei Manzikert, um einengroßen Teil des georgischen Südwestens,den sein Vater an Byzanz verlorenhatte, zurückzuerobern.Die nächsten Jahre waren bestimmtdurch Korruption, Auseinan<strong>der</strong>setzungmit Feudalherren und Tributzahlungenan die Seldschuken. Erst David IV., demErbauer (<strong>10</strong>89 – 1125), gelingen grundlegendeReformen.<strong>Das</strong> Seldschukenheer war mit den erstenKreuzfahrern in Syrien und Palästina beschäftigt,so dass in Georgien Kräfte fürinnere Reformen frei wurden. David IV.schuf sich eine Hausmacht von 80.000kiptschakischen Söldnern, hielt damit dieFeudalherren in ihren Grenzen und zahlteden Seldschuken keinen Tribut mehr.Die Wirtschaft konnte sich erholen. Er löstedas Zweiklassen-System auf, reformiertedie Kirche und unterstellte sie demweltlichen Oberhaupt. Die höchsten Würdenträgerbeteiligte er an <strong>der</strong> Regierung.Nach <strong>der</strong> entscheidenden Schlacht 1121gegen ein vielfach überlegenes seldschukischesHeer konnte er das EmiratTiflis als letzte islamische Bastion in Georgienerobern und sein Land mit Armenienvereinen. Es reichte jetzt vom Kaspischenbis zum Schwarzen Meer. David IV.wurde von den Kreuzfahrern als Verbündeter„Priesterkönig Johannes“ betrachtet.Ihr Fanatismus war ihm jedoch fremd,er akzeptierte die Einwohner des erobertenTiflis als islamische Untertanen undverheiratete seine Tochter an den muslimischenShah von Schirwan im Südostenseines Reiches.Unabhängiges Königreich <strong>der</strong> Bagratiden, <strong>10</strong>. - 13. Jh.Giorgi III., 1154 - 1184Kupfermünze mit ornamentalen Musternaus fünffachen Knotenornamenten.Vs.: In georgischer Khutsuri-Schrift „G“ als Monogrammdes Königs, am Rand auf arabisch „Giorgi,König <strong>der</strong> Könige, Schwert des Messias“.Rs.: Name und Ehrentitel des abbasidischen Kalifenal-Muqtafi (1136 – 1160), Zusatz „Gebieter <strong>der</strong> Gläubigen“.Die Münzen zeigen nur einen kleinen Ausschnittdes wesentlich größeren Prägestempels.David IV. hinterließ ein christliches Großreich,dem damaligen byzantinischenund dem Stauferreich Friedrichs II. ebenbürtig.Sein Sohn Demetrius I. und seinEnkel Giorgi III. konnten das Erbe haltenund sogar vermehren.Im 11. Jh. imitieren die georgischenMünzen erst arabische Dirhems, späterbyzantinische Silbermünzen. Viele fremdeMünzen, beson<strong>der</strong>s auch viele byzantinischeGoldmünzen aus dieser Zeit,wurden in Georgien gefunden.Georgiens „Goldenes Zeitalter“Auf Giorgi IV. folgte seine Tochter Tamar(1184 – 1213), die erste Frau auf demThron eines patriarchalischen Landes imNahen Osten. Unter ihr und ihrem Gatten,Prinz David Soslan aus dem KönigreichOssetien, konnten die kleinasiatischenRumseldschuken aus Konya besiegtwerden. Georgische Truppeneroberten die byzantinischen Schwarz-9


50 Lari, Ausgabe 1999, noch ohne Sicherheitsstreifen.Porträt <strong>der</strong> Königin Tamar, 1184 – 1213, wohl einem Fresko aus <strong>der</strong> Kirche Betani nachempfunden, einem heutigen Mönchskloster.meerstädte Trapezunt (heute Trabzon)und Kerasunt und stießen bis nach Persienvor.Georgien hatte bei Tamars Tod 1213 seinegrößte Ausdehnung erreicht. <strong>Das</strong>Land war umgeben von Vasallenstaatenund tributpflichtigen Mächten. Auch kulturellstellt Tamars Regierungszeit einenHöhepunkt dar: Klöster und Kirchen wurdenerrichtet, Freskomalerei und Handschriftensind überliefert, es entstandSchota Rustavelis „Recke im Tigerfell“,ein Werk <strong>der</strong> Weltliteratur.Die Münzen des „Goldenen Zeitalters“waren jedoch alles an<strong>der</strong>e als golden. Inden <strong>10</strong>0 Jahren von ca. 1125 bis 1230gab Georgien keine einzige Silbermünzeaus, nur Kupfer wurde verprägt. Es handeltesich dabei um so genannte Kreditmünzen,die einen wesentlich höherenNennwert besaßen, als ihrem Metallwertentsprach. Viele dieser Münzen tragendie Wertbezeichnung <strong>der</strong> Silbermünze,„Dirhem“, o<strong>der</strong> bezeichnen sich als Silber(-geld). Der Grund für diese Ausgabenwar die „Silberkrise“: Im gesamtenklein- und mittelasiatischen Raumherrschte von ca. <strong>10</strong>00 bis ca. 1230 einMangel an Silber. Man vermutet, dassdas Silbergeld in <strong>der</strong> Zeit von ca. 780 bis<strong>10</strong>20 durch Importe aus Russland undvon den Wikingern Skandinaviens in großenMengen nach Nord- und Osteuropafloss, während Gold dort nicht so beliebtwar und daher im Orient blieb. Tatsächlichhat man in Russland und Skandinavienmit über 200.000 Dirhems mehr arabischeMünzen gefunden als bisher in allenarabischen Län<strong>der</strong>n zusammen.An<strong>der</strong>e Erklärungen sucht man in <strong>der</strong>Holz- und Holzkohleknappheit und <strong>der</strong>dadurch reduzierten Silberausbeute desBergbaus o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Unterdrückung desMünzumlaufs zugunsten des Tauschhandels,geför<strong>der</strong>t von kleinen Territorialherren,die sich davon einen höheren Profitversprachen. Merkwürdig ist, dass dieseSilberkrise keinen Nie<strong>der</strong>schlag in zeitgenössischenQuellen gefunden hat, obwohlman annehmen könnte, dass <strong>der</strong>Ersatz von vollwertigem Silber- durchKreditgeld in Form von Kupfermünzen –<strong>10</strong>


Königin Tamar, 1184 – 1213Unregelmäßige Kupfermünzen als Kreditmünzenfür Silbergeld, und Rekonstruktionszeichnung des Stempels.Vs.: Monogramm <strong>der</strong> Tamar, von Arabeskenkranz umgeben.Umschrift in Khutsuri-Schrift: „Im Namen Gottes diesesSilberstück (!) wurde geprägt im K’oronikon 407“.Diese Datierung im georgischen zyklischen Kalen<strong>der</strong>entspricht 1187 n. Chr.Rs.: Auf Arabisch „Die große Königin, Glanz <strong>der</strong> Welt unddes Glaubens, Tamar, Tochter des Giorgi, Verteidiger desMessias, möge Gott ihre Siege vermehren“, in <strong>der</strong> Umschrift„Möge Gott ihren Glanz vermehren, ihren Schattenverlängern und ihre Wohltätigkeit stärken“.ähnlich wie frühe Banknotenausgaben –sicherlich auch ökonomische Folgen hatte.Eine Inflation scheint es nicht gegebenzu haben. Die Kreditmünzen sindheute durchweg selten, sie wurden wohlspäter für den Rohstoffbedarf <strong>der</strong> Kupferschmiedeeingeschmolzen.In Georgien, das im Kaukasus über eigeneSilberminen verfügte, trat die Silberkriseerst relativ spät auf und dauerte„nur“ <strong>10</strong>0 Jahre.Auch das Äußere vieler Münzen <strong>der</strong> KöniginTamar und ihres Sohnes Giorgi IV. Lascha(1213 – 1222) ist sehr ungewöhnlich.Die Schrötlinge sind nicht rund, son<strong>der</strong>nin unregelmäßiger Form und in ungleichenGewichten gegossen, jedochmit sauber geschnittenen Stempeln geprägt.Manche Stücke weisen die Form einesFisches, eines Hufeisens o<strong>der</strong> einesVogels auf. Fast alle Münzen zeigen nur einenTeil des viel größeren Prägestempels.Außer im Kaukasusraum sind solche irregulärenMünzformen nirgendwo bekannt.Eingezogene Münzen wurden mit einemStempel versehen und wie<strong>der</strong> ausgegeben.Oft tragen diese Gegenstempel königlicheMonogramme.Mongolische Oberhoheit <strong>der</strong> IlkhanidenWährend Tamars Sohn Giorgi IV. Lascha(1213 – 1222) das Reich noch haltenkonnte, begann unter seiner SchwesterRusudan (1222 – 1245) <strong>der</strong> Abstieg. Inihrer Regierungszeit warf das Vordringen11


Tamar und ihr Mann, David Soslan, 1193 - 1208Kupfermünze, K’oronikon Jahr 420 (=1200).Vs.: Geometrisches Ornament, als Fisch o<strong>der</strong> auch alsArmbrust gedeutet, in Khutsuri-Schrift die Monogrammevon Tamar und David sowie in den vier Ecken dieJahreszahl 420, in Buchstaben (als Zahlwerte) geschrieben,Rs.: Auf Arabisch „Königin <strong>der</strong> Königinnen, Glanz <strong>der</strong> Weltund <strong>der</strong> Religion, Tamar, Tochter des Giorgi,Verteidiger des Messias“.Giorgi, als Sohn <strong>der</strong> Tamar,später Giorgi IV. Lascha, 1213 - 1222Kupfermünze mit unregelmäßigem Schrötling alsKreditmünze für Silbergeld, K’oronikon Jahr 430 (12<strong>10</strong>).Vs.: In Khutsuri-Schrift „Giorgi, Sohn <strong>der</strong> Tamar“,Umschrift: „Im Namen Gottes, dieses Silberstück (!)wurde geprägt im Jahre 430“.Rs.: In arabischer Schrift: „Der König <strong>der</strong> Könige,Glanz <strong>der</strong> Welt und <strong>der</strong> Religion, Giorgi, Sohn <strong>der</strong> Tamar,Schwert des Messias“.Später gegengestempelt mit dem Monogramm<strong>der</strong> Königin Rusudan (1222 – 1245).Die Münze zeigt, dass Königin Tamar noch zu Lebzeiteneinen Teil <strong>der</strong> Regierungsgewalt auf ihren Sohn übertrug.<strong>der</strong> Mongolen unter Dschingis Khan seineSchatten voraus. Sie vertrieben die inZentralasien am Aralsee beheimatetenKhwarazm-Shahs nach Westen. Diesebesetzten ihrerseits unter Jalal al-DinPersien und von 1226 bis 1230 plün<strong>der</strong>ndund brandschatzend große TeileOstgeorgiens. Als er begann, Tiflis zu belagern,hatte Rusudan die Stadt bereitsverlassen und ihren Regierungssitz nachKutaisi, <strong>der</strong> Hauptstadt von Imeretien inWestgeorgien verlegt. Sie ließ 1227 dortKupfermünzen prägen.Jalal al-Din erbeutete seinerseits 1226 inTiflis den Staatsschatz, überprägte großeMengen <strong>der</strong> unregelmäßigen Kreditmünzenmit seinem Stempel und brachtesie wie<strong>der</strong> in Umlauf.Jalal al-Din erlitt beim Feldzug gegendas islamische Sultanat Akhlat (Chlat)südlich von Georgien eine Nie<strong>der</strong>lage.Dies machten sich die Georgier zunutze,sie griffen die in Tiflis verbliebene Garnison<strong>der</strong> Khwarazmier an und erobertendie Stadt im Jahre 1227 zurück. Als Jalalal-Din wie<strong>der</strong> vor ihren Toren stand, zündetendie Georgier eigenhändig Tiflis an.Jalal al-Din starb 1231 auf <strong>der</strong> Flucht vorden Mongolen. Die Truppen <strong>der</strong> SöhneDschingis-Khans nahmen Ostgeorgienund Armenien ein. Rusudan musste vor<strong>der</strong> mongolischen Königin Töregene(1241 – 1246), einer Schwiegertochtervon Dschingis-Khan und Witwe desGroßkhans Ögedey, kapitulieren und1242 die mongolische Oberherrschaftanerkennen.Unter Königin Rusudan begann nach1230 wie<strong>der</strong> eine reguläre Münzperiode.Die Silberkrise war überwunden, es gabwie<strong>der</strong> Silbermünzen, die Zeit <strong>der</strong> unregelmäßigenKupferstücke war beendet.Königin Rusudan, 1222 - 1245Kupfermünze, K’oronikon Jahr 447 (= 1227), geprägt in Kutaisiund, vermulich unverän<strong>der</strong>t, nach <strong>der</strong> Rückkehr in Tiflis.Vs.: In Ornament Monogramm RSN (Rusudan)in Khutsuri-Schrift, in den Ecken die Jahreszahl 447.Rs.: Auf arabisch „Königin <strong>der</strong> Könige und Königinnen,Glanz <strong>der</strong> Welt, des Staates und des Glaubens, Rusudan,Tochter <strong>der</strong> Tamar, Verteidiger des Messias;möge Gott ihre Siege vermehren“.12


Tiflis besetzt von den Khwarazm-Shahs unter Jalal al-Din,1226 - 1230Kupfermünzen, Kreditmünzen im Wert von 1 (Silber-)Dirhem, Jahr 623 AH (1226).Auf dem oberen Stück sind noch Spuren <strong>der</strong> ursprünglichenPrägung <strong>der</strong> Königin Tamar zu sehen, sowie dieGegenstempel <strong>der</strong> Rusudan (links) und eines David (rechts).Königin Rusudan, 1222 – 1245,nach <strong>der</strong> Rückeroberung von Tiflis 1230Dirhem nach byzantinischem Vorbild, aber im islamischenGewichtsstandard. K’oronikon 450 (1230).Vs.: Büste Christi, im Feld IC-XC. Umschrift in Khutsuri:„Im Namen Gottes, geprägt im K’oronikon 450“,Rs.: Kartusche, darin in Khutsuri RSN (Rusudan).Umschrift in Arabisch: „Königin <strong>der</strong> Königinnen, Glanz<strong>der</strong> Welt und des Glaubens, Rusudan, Tochter <strong>der</strong> Tamar,Verteidiger des Messias“.Die erste Silbermünze nach mehr als <strong>10</strong>0 Jahren!Oberherrschaft <strong>der</strong> mongolischen Großkhane, 1243 - 1260Königin Töregene (1241 - 1246), Schwiegertochter vonDschingis-Khan und Witwe des Großkhans Ögedey.Dirhem, 643 AH (1245/46),geprägt in Tiflis unter ihrer Regentschaft.Vs.: In kufischer Schrift die sunnitische Glaubensformel„Es gibt keinen Gott außer Allah,Mohammed ist <strong>der</strong> Prophet Allahs“.Rs.: Sechszackiger Stern, darin „Der gerechte Großkhan“.Es scheint eine Vereinbarung gegebenzu haben zwischen Georgien und an<strong>der</strong>enStaaten des vor<strong>der</strong>en Orients: ZumStandard für Gewicht und Silbergehaltwurden die alten arabischen Dirhems.Der Name Tetri (georgisch „weiß“ o<strong>der</strong>silbern), heute <strong>der</strong> Name des georgischenKleingelds, könnte sich damals alsUnterscheidung vom alten „schwarzen“Kupfergeld eingebürgert haben. Auch<strong>der</strong> Name Asper für die neuen Silbermünzendes Kaiserreichs Trapezunt bedeutetauf griechisch „weiß“. Auch inDeutschland gab es ja den „Weißpfennig“o<strong>der</strong> Albus, „weiß“ galt als Synonymfür Silber.Nach Rusudans Tod 1245 wurde Georgienwie<strong>der</strong> geteilt. Westgeorgien konntesich <strong>der</strong> mongolischen Herrschaft entziehen,während <strong>der</strong> Osten 1256 bis1357 als Vasallenstaat formal dem imIran residierenden Khan des mongolischenIlkhanidenreiches unterstand. Georgienmusste jährlich 50.000 DirhemTribut zahlen und Truppen zur Verfügungstellen. Es starben so viele Georgier aufden Schlachtfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mongolen, dassdie Bevölkerungszahl stark zurück gingund die Wirtschaft stagnierte. DemetriusII. (1271 – 1289) zog sogar selbstzum ilkhanidischen Hof, um sein Landvor weiterem Elend zu schützen. Er wurdedort hingerichtet.Allerdings nahmen die Mongolen keinenEinfluss auf die religiösen Angelegenheiten<strong>der</strong> Georgier. Die Münzen des AbaghaKhan (1265 – 1282) und seiner Nachfolgerbis einschließlich Ghazan Mahmud(1295 – 1304) nennen sogar in arabischerSprache das christliche Glaubensbekenntnis„Im Namen des Vaters unddes Sohnes und des Heiligen Geistes, einGott“ und zeigen das christliche Kreuz.13


Mongolischer Großkhan Möngke, 1251 – 1260Dirhem, geprägt in Tiflis im Monat Sha‘ban 658 AH (1260).Vs.: Glaubensformel mit Tamgha (Stammeszeichen in Form einerDoppelgabel), Datum in <strong>der</strong> Umschrift,Rs.: Name und Titel des Großkhans und Hexagramm („Siegel Salomos“).Die Angabe eines Prägemonats ist auch in <strong>der</strong> islamischen Numismatiksehr ungewöhnlich.Oberherrschaft <strong>der</strong> mongolischen Ilkhaniden, 1260 - 1357Hulagu, 1260 - 1265, ein Enkel Dschingis Khans,und David Ulugh, 1243 - 1270Dirhems.Vs.: Glaubensbekenntnis,Rs.: Hexagramm mit „Der gerechte Großkhan“.Abaqa, 1265 – 1282, und David Ulugh, bis 1270Dirhem mit Angabe von Jahr und Monat des islamischenMondjahres: Jamad al-awal 666 AH (Februar 1268).Abaqa, 1265 – 1282, und Dimitri II., <strong>der</strong> Ergebene, 1271 - 1289Dirhem mit Angabe von Jahr und Monat Rabi’ II 680 (Juli 1281).Vs.: Name und Titel Abaqas in mongolisch-uigurischer Schrift.Rs.: Über einem kleinen Kreuz auf Arabisch das christlicheGlaubensbekenntnis „Im Namen des Vaters und des Sohnesund des Heiligen Geistes, ein Gott“.Arghun Khan, 1284 - 1291, und Dimitri II., 1271 - 1289Dirhem mit Angabe von Jahr und Monat Dhil’l-Hijja 697 AH (Jan. 1289).Vs.: Name und Titel in uigurischer und arabischer Schrift.Rs.: <strong>Das</strong> christliche Glaubensbekenntnis auf Arabisch, darin kleines Kreuz.Münzstätte, Monat und Jahr außerhalb des Quadrats.Ghazan Mahmud, 1295 – 1304 und David VIII., 1292 – 1299Dirhem, 696 AH (1296/97).Vs.: Arabische Schrift: „Der mächtigste König, Sultan Ghazan Mahmud.Möge Gott seine Herrschaft erfolgreich machen“.Rs.: Christliches Glaubensbekenntnis, zusätzlich in Khutsuri-SchriftMP’D, Abkürzung für König David, im „D“ ein kleines Kreuz.14


Ghazan Mahmud, 1295 – 1304. Dirhem 701 AH (1301/02).Vs.: In Arabisch die muslimische Glaubensformel im Fünfpass,Rs.: Name Ghazan Mahmud in arabischer und Uigurischer Schrift, daneben,senkrecht angeordnet, steht eine Zeile in P’ags-pa-Schrift (s. nächtse Seite).Der Sinn dieser drei Buchstaben konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.Die Verwendung von drei Schriften auf einer Münzelässt die Weite des Mongolenreiches ahnen.Uljaytu, 1304 - 1316. Doppeldirhem, 714 AH (1314/15).Vs.: In sechsblättriger Rosette die schiitische Glaubensformel„Es gibt keinen Gott außer Allah, Mohammed ist <strong>der</strong> Prophet Allahs,‘Ali ist <strong>der</strong> Getreue Allahs“.Rs.: In einer siebenblättrigen Rosette Name und Titelvon Uljaytu, das Prägejahr und als Münzstätte „Tiflis“.Abu Sa‘id, 1317 – 1335. Doppeldirhem, 719 AH (1319/20).Vs.: <strong>Das</strong> sunnitische Glaubensbekenntnis in einer Mihrab (Gebetsnische),die ihrerseits aus arabischen Schriftzeichen gebildet ist.Zusammen mit <strong>der</strong> Umschrift bilden sie die Sure 2, Vers 131.Unten die Namen <strong>der</strong> vier rechtgeleiteten Kalifen.Rs.: Achtpass aus Quadrat und Bögen, darin Name und Titel.In <strong>der</strong> Umschrift wird hier die Prägestätte mit„Madinat Tiflis“, Stadt Tiflis, bezeichnet.Doppeldirhem, 724 AH (1324).Vs.: In Quadrat die sunnitische Glaubensformel, umgeben von den Namen<strong>der</strong> ersten vier „rechtgeleiteten“ Kalifen Abu Bakr, ‘Omar, ‘Uthman und ‘Ali.Rs.: In Kreis „Der Sultan Abu Sa‘id, Bahadur Khan,möge seine Herrschaft ewig sein, geprägt in Tiflis“.Doppeldirhem, Jahr 33 <strong>der</strong> ilkhanidischen Ära (1333).Vs.: In arabischer „kufischer Quadratschrift“ als großes Quadrat gestaltetdie sunnitische Glaubensformel, ergänzt durch die Worte „Gott segne ihn“.In den Segmenten die ersten vier „rechtgeleiteten“ Kalifenin arabischer Naskhi-Schrift.Rs.: Der Name Abu Sa‘id in uigurischer, sein Titel in kufischerund die Münzstätte und das Jahr in arabischer Naskhi-Schrift.Beson<strong>der</strong>s die Münzen von Abu Sa‘idsind Meisterwerke <strong>der</strong> arabischen Kalligraphie.Rivalisierende Khane. Muhammad, 1336 - 1338Doppeldirhem 737 AH (1336/37), Münzstätte Qara-Aghach.Vs.: In arabischer „kufischer Quadratschrift“ als großes Quadrat gestaltetdie sunnitische Glaubensformel, die Namen <strong>der</strong> vier Kalifen in Spiegelschrift,Rs.: Name und Titel in arabischer Schrift, darum Münzstätte und Jahr.Die Münzstätte Qara-Aghach liegt in Südost-Georgienund war nur von 1336 bis 1357 in Betrieb.15


Die ungewöhnlichste ist sicher diePassepa- o<strong>der</strong> P´ags-pa-Schrift:Khubilai Khan (Enkel DschingisKhans, Großkhan <strong>der</strong> Mongolen 1260- 1294, als Shih Tsu chinesischerKaiser) beauftragte den tibetischenGelehrten Bas˛bah, eine Buchstabenschriftzu entwickeln, mit <strong>der</strong> sowohlChinesisch wie Mongolisch geschriebenwerden konnte. Nach dem Todvon Khubilai Khan geriet diese imGrunde geniale Schrift in Vergessenheitund wurde nur noch von tibetischenGelehrten verwendet, siefindet sich z. B. im Siegel des DalaiLama. Die P´ags-pa-Schrift erscheintauf nur wenigen Münzen des Ilkhaniden-KhansGhazan Mahmud (1295 -1304) und 13<strong>10</strong> in China. Fälschlichwird sie auch als mongolische Siegelschriftbezeichnet.1295 führt Ghazan Mahmud eine Münzreformdurch und reduziert das Gewichtum ein Viertel. Seit 1298 unterscheidensich die Münzen Georgiens nur nochdurch die Nennung <strong>der</strong> Münzstätte vonden übrigen Münzen des ilkhanidischenGroßreiches, die mit ihrem feinen Stem-pelschnitt und ihrer kalligraphischen Gestaltungeinen Höhepunkt mittelalterlicherMünzkunst erreichen.De jure wurde Georgien im 13. Jh. alseinheitlicher Staat betrachtet, de factowar Westgeorgien aber ein eigenes Königreichmit eigener Ökonomie und eigenerWährung. <strong>Das</strong> Silbergeld aus Trapezuntlief in West- und Südgeorgien ingroßen Mengen um. Die Komnenen vonTrapezunt waren mit georgischer Unterstützungauf den Thron gekommen, undwirtschaftliche wie ökonomische Verbindungenbestanden seit mehr als zweiJahrhun<strong>der</strong>ten. Die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<strong>der</strong> Handelsstadt am SchwarzenMeer stellten Georgier, sie spielten aucheine wichtige Rolle am Hof. Die Asper,Silbermünzen aus Trapezunt, entsprachenin Gewicht und Feingehalt denseldschukischen und den ilkhanidischenDirhems, dem Erscheinungsbild nachähnelten sie byzantinischen Münzen. InGeorgien waren sie so beliebt, dass siebis ins 16. Jh. als „Kirmaneuli Tetri“ (Kyr =König, gemeint ist Manuel I., 1238 -1263) nachgeahmt wurden - ob offiziello<strong>der</strong> privat, ist nicht bekannt.Westgeorgien, 14. bis 15. Jh.„Kirmaneuli tetri“, georgische Nachahmung eines Aspervon Kaiser Johannes II. aus Trapezunt (1280 - 1297).Vs.: In grober Darstellung die stehende Gestaltdes Kaisers mit den Reichsinsignien zwischenverwil<strong>der</strong>ten griechischen Buchstaben,Rs.: Heiliger Eugenius mit Nimbus und Langkreuz.Kaiserreich Trapezunt, 1204 - 1461Manuel I. Comnenus, 1238 - 1263Asper (griechisch „weiß“).Vs.: Manuel I. mit den Reichsinsignien zwischengriechischen Buchstaben MNHL OKN,Rs.: Heiliger Eugenius mit Nimbus und Langkreuz,OAGI-EVGENI.Asper des benachbarten christlichen Kaiserreiches Trapezunt waren bereits seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t als Handelsmünzenin Georgien unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Kirmaneuli tetri“, d. h. „Silbergeld des Kyr Manuel“, beliebt. Von den Aspern Manuels I.und Johannes II. wurden in Georgien bis ins 15. Jh. in großer Zahl Imitationen geprägt, sie waren noch im 16. Jh. im Umlauf.16


Schriften, die in Georgien auf Münzen vorkommenSo vielseitig wie die Münztypen sind auch ihre Aufschriften. Auf georgischen Münzenstehen häufig gleichzeitig mehrere verschiedene Schriften. Neben beiden georgischenSchriftformen, <strong>der</strong> Khutsuri (Kirchenschrift) und <strong>der</strong> auch heute allgemeingebräuchlichen Mkhedruli-Schrift, d. h. Kriegerschrift, findet man auf georgischenMünzen drei verschiedene arabische Schriftformen, die alte kufische, die aus Persienstammende Nasta‘liq o<strong>der</strong> Farsi- und die mo<strong>der</strong>ne Naskhi-Schrift. Unter sasanidischemEinfluss kam die persische Pahlevi-, unter den Mongolen die uigurische unddie in China entwickelte P´ags-pa-Schrift bis nach Georgien. Natürlich ist auch dasgriechische, russische und lateinische Alphabet auf georgischen Münzen vertreten.Georgische SchriftenKhutsuri: „Giorgi“ (König Giorgi XII., 1798 - 1800)Mkhedruli: „T‘pilisi“ (alte Schreibweise für Tbilisiauf Münzen des 19. Jh.). Es gibt 33 Buchstaben,die z. T. auch Zahlwerte darstellen.Arabische SchriftenKufi, geometrisch und ornamental: „Muhammad“Nasta‘liq (Farsi): „al-hamdu li-llah“,Gott sei gelobt.Naskhi: „Tiflis“, arabische Schreibweise für TbilisiPahlevi: „Khusru“ (auf sasanidischen Münzenvon Xusro II., 590 - 628)Mongolische SchriftenUigurisch: „nereber Qaghanu“, im Namen des Großkhans(auf Münzen <strong>der</strong> Großkhane und Ilkhaniden)P’ags-pa: Bedeutung <strong>der</strong> Zeichen unbekannt(auf ilkhanidischen Münzen des Ghazan Mahmud,1295 - 1304). Siehe Seite 16Europäische SchriftenGriechisch: „O agios Eygenios“,<strong>der</strong> heilige Eugenius (agbekürzt)Russisch: „Kopĕjki“, Kopeken(Schreibweise auf russischen Münzen des 19. Jh.)Lateinisch: englische Schreibweise des Landesnamenszusätzlich zum georgischen „Sakartvelo“auf mo<strong>der</strong>nen Münzen.17


Oberherrschaft <strong>der</strong> persischen Safaviden, 1604 - 1723Husayn I., 1694 - 17225 Shahi 1126 AH (1714), Tiflis.Vs.: <strong>Das</strong> schiitische Glaubensbekenntnisin arabischer Naskhi-Schrift,Rs.: In persischer Nasta’liq-Schrift Name,Titel, Münzstätte und Jahr.Erst Giorgi V., <strong>der</strong> Prächtige (1314 – 46),konnte die Unabhängigkeit und die Einheitwie<strong>der</strong> herstellen. Doch die Erholungsphasedauerte nicht lange: TimurLenk reorganisierte seit 1380 das mongolischeGroßreich mit ungekannter Härteund Grausamkeit. Er wütete 1386 zumersten Mal auch in Georgien und führte1393 bis 1403 einen Vernichtungsfeldzug<strong>der</strong> verbrannten Erde, in dem beson<strong>der</strong>sOstgeorgien mehr gelitten haben soll alsDeutschland im Dreißigjährigen Krieg.Von den Folgen sollte sich das Land niemehr ganz erholen. Die Münzen dieserZeit bestehen nur noch aus kleinen, nichtzuschreibbaren Silberplättchen.Zeit <strong>der</strong> Perser und OsmanenDer Fall von Konstantinopel 1453 und dieEroberung von Trapezunt 1461 isolierteGeorgien von Europa. Den west-östlichenHandelsweg gab es nicht mehr, Georgienwar die wirtschaftliche Grundlage entzogen.<strong>Das</strong> Land zerbrach in die KönigreicheKartli, Kachetien, Imereti und Samtsche.Türken und Perser stritten sich aufKosten <strong>der</strong> Georgier um die Vorherrschaftin Transkaukasien, die türkischen Osmanenbeanspruchten den Westen, die Perser(Safawiden) den Osten.Abbasi (4 Shahi) 1<strong>10</strong>8 AH (1696/97).Vs.: <strong>Das</strong> schiitische Glaubensbekenntnis in arabischerNaskhi-Schrift, in <strong>der</strong> Umschrift die Namen <strong>der</strong> 12 Imame,Rs.: In Persisch Münzstätte, Jahr und <strong>der</strong> Vers „Der Hunddes Gebieters <strong>der</strong> Gläubigen, Sultan Husayn, wurde Meister<strong>der</strong> Münze durch die Gnade des Herrn des Ostens“(das Zitat lautet wörtlich in <strong>der</strong> Dualform„<strong>der</strong> beiden Osten“, des Reimes wegen!).Von 1604 bis 1722 war Georgien ein Vasallenstaatdes persischen Großreiches.Die einheimischen Könige und Fürstenbildeten unter den safawidischen Shahseine Art Marionettenregierung. Es gabgelegentlich Aufstände, wie 1598/99 gegendie Türken, 1623 – 1625 und 1659gegen die Safawiden.In <strong>der</strong> Folge des türkisch-persischenKrieges besetzten die osmanischenTruppen von 1723 bis 1735 neben Armenienund Aserbaidschan auch Georgien.Die Sultane Ahmed III. (1703 – 1730) undMahmud I. (1730 – 1754) ließen in Tiflisosmanische Münzen prägen. Abweichendvon den Ausgaben im fernen Kon-Osmanische Besetzung 1723 – 1735Ahmed III., 1703 – 1730Abbasi (16 türkische Para) 1115 AH (1703).Vs.: Tughra, Namenszug des Sultans, darunter inarabischer Schrift „geprägt in Tiflis 1115“ (Jahr seinerThronbesteigung als osmanischer Sultan),Rs.: In vier Zeilen Titel „Sultan <strong>der</strong> beiden Kontinente undKhaqan <strong>der</strong> beiden Meere, <strong>der</strong> Sultan, Sohn des Sultans“.Abweichend von den Ausgaben im fernen Konstantinopelwurde für Georgien <strong>der</strong> persische Münzstandard mit <strong>der</strong>Einheit Abbasi und seinen Teilstücken übernommen.18


Oberherrschaft <strong>der</strong> Afschariden von Persien, 1735 - 1744Nadir Shah, 1735 - 17456 Shahi 1150 AH (1737/38).Vs.: In arabischer Schrift „Nadir, <strong>der</strong> Sultan“,Rs.: Motto „Gott lasse seine Herrschaft ewig sein“und „Geprägt in Tiflis 1150“.Die unter Nadir Shah geprägten Silbermünzenentsprachen wie<strong>der</strong> ganz den persischen Reichsmünzen.stantinopel wurde für Georgien <strong>der</strong> persischeMünzstandard mit <strong>der</strong> Einheit Abbasiund seinen Teilstücken beibehalten.Der Abbasi galt 16 türkische Para.Mit Nadir Shah (1735 – 1747) aus demHause <strong>der</strong> Afschariden kam durch dieRückeroberung <strong>der</strong> Kaukasusregion Georgienvon 1735 bis 1744 erneut unterpersische Herrschaft. Die unter NadirShah geprägten Silbermünzen entsprachenwie<strong>der</strong> ganz den persischenReichsmünzen.Drei Jahre vor seiner Ermordung unddem anschließenden Fall des persischenReiches in die Anarchie übertrug NadirShah 1744 die Herrschaft über Georgienan seinen früheren Vasallen, König TeimurazII. Damit war Georgien nach langerZeit wie<strong>der</strong> ein unabhängiges Königreich,bis König Erekle II. in einemSchutzvertrag mit Russland 1783 die zaristischeOberherrschaft anerkennenmusste. Mit <strong>der</strong> fortschreitenden Annexion<strong>der</strong> einzelnen Fürstentümer seit1799 durch Russland endete 1801 dieHerrschaft <strong>der</strong> georgischen Könige.Im 15. Jh. kamen Mengen <strong>der</strong> kleinentürkischen Akçe ins Land, Münzen ausschlechtem Silber mit etwa 1 ⁄2 g Gewicht.Die Münzen aus Trapezunt und ihre Imitationenliefen weiter um, außerdem –Dank des Handels mit Seide aus Kachetien– Dukaten aus Venedig und denNie<strong>der</strong>landen, aber auch Goldmünzenaus Persien und <strong>der</strong> Türkei. Polnische,brandenburgische und preußische Vierteltalerund Dreigröscher passten in dasGewichtssystem <strong>der</strong> safawidischen Abbasiund Shauri.In Georgien selbst geprägte Münzen weisenseit dem 16. Jh. keine nationalen Eigenheitenmehr auf und unterscheidensich von denen an<strong>der</strong>er persischer Städtenur durch Nennung <strong>der</strong> Münzstätte Tiflis.Die Beschriftung ist unterschiedlich,teils in arabischer Naskhi-, teils in persischerFarsi-Schrift. Sie zeigen das schiitischeGlaubensbekenntnis und manchmaldie Namen <strong>der</strong> 12 Imame in Persisch.Die Könige von Kartli leiteten die Münzstättein Tiflis und erhielten den Profit.Im 17. Jh. prägten sie deshalb so vieleSilberstücke, dass die Tiflis-Münzen dieeuropäischen Taler, die drei Abbasi galten,fast aus dem Zahlungsverkehr verdrängten.Kupfermünzen wurden im 17. Jh. nur ingeringen Mengen als lokales, anonymesKleingeld geprägt. Sie unterstanden, wieähnliche Ausgaben dieser Zeit in Persien,nicht dem Monopol <strong>der</strong> Reichsregierungund zeigen auf <strong>der</strong> Bildseite Tiere undBlütenornamente, auf <strong>der</strong> Rückseite inpersischer Beschriftung Münzstätte undJahr.Zu Beginn des 18. Jh. wurden auf georgischenKupfermünzen die bagratidischenVasallenkönige und -regenten genannt.1708 erscheint zum ersten Mal auf einerMünze des christlichen Georgiens dieJahresangabe in <strong>der</strong> christlichen Zeitrechnung,zusätzlich zu <strong>der</strong> islamischenauf <strong>der</strong> Rückseite.19


Bagratiden, georgische Vasallenkönige aus dem HauseMukhran unter persischer Oberherrschaft.Wachtang, als Regent ab 1703,1711 - 23 als Wackhtang VI. König von Kartli.Fulus (Kupfer), lokale Prägung mit doppelter Datierung:17(0)8 und 1120 AH.Vs.: Dreimastiges Schiff, darunter „178“ für 1708,Rs.: Ornament, darin zwei Fische. In arabischer Schrift„Fulus, geprägt in Tiflis 1120“, in Mkhedruli-Schrift WT’Gfür Wakhtang (schwach ausgeprägt).Dies ist die erste georgische Münze mit christlicherZeitrechnung.Während Wakhtang ab 1712 in Isfahan festgehalten wurde,weil er sich weigerte, Muslim zu werden, regierte in Tiflissein Bru<strong>der</strong> Simon und danach sein Sohn Bakar als Regent.Simon, Regent 1712 - 1714Fulus (Kupfer) 1124 AH (1712/13).Vs.: Geflügelter Drache, in Mkhedruli-SchriftSMN für Simon,Rs.: Arabische Schrift: „Fulus, geprägt in Tiflis 1124“.Bakar, Regent 1717 - 1719Fulus (Kupfer) 1130 AH (1717/18).Vs.: Pfau, in Mkhedruli-Schrift BKR,Rs.: In arabischer Schrift „Fulus, geprägt in Tiflis 1130“.Die russische EpocheKönig Erekle II. von Kachetien (1762 –1798) zeigte sich als innen- und außenpolitischsehr aktiver Herrscher. Er vereinigtesein Reich mit dem von Kartli,schuf ein neues Verteidigungssystem,unterstützte Industrie- und Bergbauprojekteund renovierte die Münzstätte. Ersah die Notwendigkeit, sich zugunsten<strong>der</strong> Zukunft Georgiens enger mit dennördlichen Nachbarn, den zaristischenRussen, zu verbünden, zumal sie demgleichen christlichen Kulturkreis angehörten.1783 schloss er daher mit ZarinKatharina II. einen Schutzvertrag für dasKönigreich Kartli-Kachetien.Die Münzen <strong>der</strong> letzten Epoche lassenschon den Wandel vom freien Königreichzum erneut abhängigen Vasallenstaat erkennen:Auf den Kupfermünzen von ErekleII. erscheint seit 1787 <strong>der</strong> zaristischeDoppeladler.Nach dem Tod von Giorgi XII. (1798 -1800) nahm Zar Alexan<strong>der</strong> I. 1801 denVertrag zum Vorwand, das Königreich zubesetzen. Die Familie des Prinzen wurdenach Russland ins Exil gebracht und einrussisches Verwaltungssystem installiert.Eine <strong>der</strong> ersten Amtshandlungen war dasSchließen <strong>der</strong> Münzstätte in Tiflis. NachdemRussland 18<strong>10</strong> auch Westgeorgienannektiert hatte, war ganz Georgien zurProvinz geworden. Entgegen allen Absprachengab es keine Selbstverwaltung,die georgische Kirche wurde <strong>der</strong> russisch-orthodoxenunterstellt.Die russischen Verwaltungsbeamten warenin erster Linie an ihrer Karriere undam Profit interessiert. Russisches Münzgeldwar nur wenig vorhanden, Transportevon den Münzstätten St. Petersburgund Jekaterinburg teuer und gefährlich.20


Georgien als selbstständigeRepublik im„TranskaukasischenKomitee“, 1918 - 192150 Rubel 1919.Wert steht auf den Münzen in Dinar: Diekleinste Kupfermünze fünf, die größte,ein Bisti, 20 Dinar. Ein silberner Shahi,nach einer afghanisch-persischen Münzeinheitbenannt, zählte 50, ein Abbasi200 Dinar. Die Münzstätte arbeitete von1804 bis 1834 und prägte in dieser ZeitMünzen im Wert von über einer MillionRubel. 1829 ließ Russland georgischeMünzen in St. Petersburg herstellen, aberdies bewährte sich schon aus Transportgründennicht.Der russische Rubel wurde 1853 als alleinigeWährung eingeführt, nach seinerAufschrift MOHETA, Geld, nannten die Georgierihn Maneti, die Kopeken hießenKapiki, das 20-Kopeken-Stück Abbasi. Diealten russisch-georgischen Münzen liefenim Kaukasus-Gebiet jedoch noch biszum Ende des 19. Jh. um.Erst nach dem Ende des Zarenreiches infolge<strong>der</strong> russischen Oktoberrevolutionerlangte Georgien wie<strong>der</strong> für kurze Zeitseine politische Selbständigkeit undschloss sich 1918 mit Armenien undAserbaidschan zum „TranskaukasischenKomitee“ zusammen. Aus dieser Zeit gibtes Banknoten, aber keine Münzen.1921 marschierte die Rote Armee ein undbeendete das Experiment einer parlamentarischenDemokratie. Die drei Staaten Georgien,Armenien und Aserbaidschan bildeten1922 - 36 die Transkaukasischen Fö<strong>der</strong>ativenSozialistischen Sowjetrepubliken(kurz: Transkaukasische Fö<strong>der</strong>ation),nach 1936 wurde Georgien zur eigenständigenGrusinischen SozialistischenSowjetrepublik. Im Gegensatz zum Zarenreichrespektierten die Sowjets die nationalenund ethnischen Beson<strong>der</strong>heiten.Georgien wurde eine Art Musterrepublik.Der oberste Mann <strong>der</strong> Sowjetunion von1927 bis 1953, Josef Stalin, stammte ausGeorgien, ebenso <strong>der</strong> letzte sowjetischeAußenminister Eduard Schewardnadse.25.000 Kuponi, 1993 als Übergangsgeld mit Wertzahl,aber ohne Nennung einer Währungseinheit ausgegeben.Reiterstandbild des Königs Wachtang Gorgasal(Wolfshaupt, 446 - 502) vor <strong>der</strong> Altstadt von Tiflis.22


Nach <strong>der</strong> Unabhängigkeitserklärung am9. April 1991 galt in <strong>der</strong> Republik Georgienbis 1993 das russische Geld weiter.Am 5. April 1993 wurde <strong>der</strong> russische Rubeldurch die Einführung des georgischen„Kuponi“ als Notgeld abgelöst.Erst am 2. Oktober 1995 gab Georgienseine neue nationale Währung mit demLari zu <strong>10</strong>0 Tetri aus. „Lari“ bedeutet imAltgeorgischen „Schatz“.Die neuen Umlaufmünzen aus Stahl undMessinglegierung zeigen auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seiteeinheitlich das alte Sonnensymbol„Bordschgali“ und das Datum 1993. DieUmschrift „Republik Georgien“ wird in georgischund – merkwürdigerweise – inEnglisch geschrieben. Die Rückseiten tragendie jeweiligen Wertbezeichnungenund zeigen Darstellungen aus dem reichenKulturerbe Georgiens, mit denendie junge Republik an seine lange undwechselvolle Geschichte erinnern will.Thomas Lautz, unter Mitwirkung vonReinhard Hüther und Anja Bronny500 Lari Gold, 1995,Son<strong>der</strong>münze auf 50 Jahre Ende des 2. Weltkriegs.Geprägt ausschließlich für Sammlerin <strong>der</strong> Monnaie de Paris.Literaturauswahl:Kapanadze, David G.: Gruzinskaya Numizmatika. Moskau 1955Lang, David M.: Studies in the Numismatic History of Georgia in Transcaucasia. New York 1955,und: Coins of Georgia ... acquired by the ANS ..., 1966Managadze, Irakli (Hrg.): Money in Georgia. National Bank of Georgia, Tbilisi 2000Pakhomov, E. A.: Monety Gruzii. Tbilisi 1970Hüther, Reinhard und Bronny, Klaus: Die wechselvolle Geschichte Georgiens im Spiegel seinerMünzen, in: Georgien, Schätze aus dem Land des Goldenen Vlies. Deutsches Bergbaumuseum,Bochum 2001Bock, Ulrich: Georgien und Armenien. DuMont Kunst-Reiseführer, Köln 1988Leihgaben: Reinhard Hüther und Anja Bronny.Rückseite:Republik Georgien, seit 1991. Kursmünzen 1 bis 20 Tetri, Stahl, und 50 Tetri, Messing, seit 1995 (datiert 1993).Vs.: Einheitlich das alte Sonnensymbol „Bordschgali“, Umschrift „Republik Georgien“ merkwürdigerweise auch in Englisch.Rs.: Darstellungen aus dem reichen Kulturerbe Georgiens, mit denen die junge Republik an die lange Geschichte erinnern will:1 Tetri: Weintraube, Detail aus dem Relief <strong>der</strong> westlichen Fassade <strong>der</strong> Swetizchoweli-Kathedrale aus dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t.2 Tetri: Pfau, in <strong>der</strong> georgischen Mythologie Symbol für Unsterblichkeit und Auferstehung.5 Tetri: Löwe, eine kleine goldene Figur aus <strong>der</strong> frühen Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.) aus <strong>der</strong> Znori-Grabbeigabe (heute imNationalmuseum in Tblisi). <strong>10</strong> Tetri: Der Heilige Mammas, Schutzpatron <strong>der</strong> wilden Tiere, reitet auf einem Löwen. Darstellungauf einem silbernen, teilweise vergoldeten Rundbild aus dem 11. Jh. aus dem Gelati-Kloster. 20 Tetri: Hirsch, nach einemGemälde von Niko Pirosmani (1862 - 1918) gestaltet. 50 Tetri: Greif, „Feuervogel“ aus <strong>der</strong> Samtawissi-Kirche (4. Jh.).Son<strong>der</strong>münzen <strong>der</strong> georgischen Nationalbank<strong>10</strong> Lari 2000 „3000 Jahre georgisches Staatssystem“ und auf die Geburt Christi vor 2000 Jahren.Geprägt für Sammler in <strong>der</strong> Royal Mint in England, in unterschiedlichen Größen und Metallen.Bisher hat Georgien nur wenige so genannte Pseudomünzen (Gepräge ausschließlich für Sammler) produziert.23


Geldgeschichtliche SammlungKreissparkasse KölnNeumarkt 18 – 24D-50667 Kölnwww.geldgeschichte.de

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