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Bildungsmesse 2010: Gemeinde Flieden: Steuer- und - IHK Fulda

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16<br />

Die Zukunft ist weiblich<br />

„Wir brauchen einen Dialog der Geschlechter“<br />

In 20 Jahren hat das Frauenbüro <strong>Fulda</strong> viel erreicht<br />

Mit einem „frauenpolitischen Frühling“<br />

feiert das Frauenbüro <strong>Fulda</strong> 20-jähriges<br />

Bestehen <strong>und</strong> gleichzeitig auch die<br />

20. <strong>Fulda</strong>er Frauenwoche. Von März bis Juni setzen<br />

Ausstellungen, internationale Erzählcafés,<br />

Fachtage <strong>und</strong> diverse politische Aktionen vielseitige<br />

Akzente - darunter der erste „<strong>Fulda</strong>er Familientag“<br />

<strong>und</strong> der „Infotag Wiedereinstieg“, bei<br />

dem die <strong>IHK</strong> einer der Partner ist. In WRF lädt<br />

Hildegard Hast, Frauenbeauftragte der ersten<br />

St<strong>und</strong>e, Unternehmen zur Zusammenarbeit ein.<br />

Frau Hast, wenn Sie zurückblicken, welches Resümee<br />

ziehen Sie nach 20 Jahren frauenpolitischer<br />

Arbeit in <strong>Fulda</strong>?<br />

In <strong>Fulda</strong> hat sich sehr viel getan: Wichtige Stichworte<br />

sind zum Beispiel die Entwicklung der<br />

Kinderbetreuung (Krippe, Kita, Hort) <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten, die sich daraus für die Vereinbarung<br />

von Beruf <strong>und</strong> Familie ergeben. Oder Maßnahmen<br />

gegen häusliche <strong>und</strong> sexuelle Gewalt.<br />

Von jungen Frauen hören wir inzwischen<br />

manchmal: „Was wollt Ihr denn, wir können<br />

doch alles machen“ - bis das erste Kind kommt.<br />

Vordergründig haben wir die Gleichstellung erreicht.<br />

Mittlerweile haben sich auf B<strong>und</strong>es-, auf<br />

Landesebene <strong>und</strong> in <strong>Fulda</strong> viele Netzwerke gebildet,<br />

die frauenpolitische Zielsetzungen verfolgen.<br />

Auch heute sind (noch) viele Fragen offen<br />

<strong>und</strong> es wird Zeit brauchen, Antworten zu fi nden:<br />

Wie wird Arbeit, die traditionell Frauen leisten,<br />

gerecht entlohnt? Ist es gestattet, auch alte Rollenbilder<br />

zu leben? Jeder muss bei sich selbst<br />

anfangen <strong>und</strong> seine Einstellungen hinterfragen.<br />

Ist es beispielsweise genauso selbstverständlich,<br />

dass der Mann „mitzieht“ <strong>und</strong> selbst berufl ich<br />

zurücksteckt, wenn seiner Frau ein toller Job in<br />

einer anderen Stadt angeboten wird, um nur ein<br />

ganz alltägliches Beispiel aufzugreifen?<br />

Noch gilt häufi g: Frauen „dürfen machen“, solange<br />

es ins Männerdenken passt. Die entscheidende<br />

Frage aber ist, welche Maßstäbe dabei<br />

gelten. Wer muss die Anpassungsleistung erbringen?<br />

Um dieses Thema geht es auch bei der Eröffnung<br />

des Frauenpolitischen Frühlings am 6.<br />

März um 11 Uhr im Fürstensaal des Stadtschlosses.<br />

Dr. Antje Schrupp, Journalistin <strong>und</strong> Politologin<br />

aus Frankfurt ist der Überzeugung, dass nach<br />

der Gleichstellung erst die Epoche beginnt, in der<br />

Frauen Verantwortung für die Welt übernehmen,<br />

ohne sich an männlichen Maßstäben zu orientie-<br />

Wirtschaft Region <strong>Fulda</strong> 03/<strong>2010</strong><br />

Frauenbeauftragte Hildegard Hast<br />

ren. Auch Männer sind zu diesem Vortrag wie<br />

immer herzlich eingeladen.<br />

In Führungsetagen sind Frauen noch immer eine<br />

Minderheit. Brauchen wir noch Frauenquoten?<br />

Unbedingt. Untersuchungen zeigen: Erst wenn<br />

30 bis 40 Prozent der Belegschaft Frauen sind,<br />

ändert sich automatisch etwas. Sind es weniger,<br />

müssen sich Frauen stark anpassen oder kämpfen.<br />

Beispiele aus andern Städten <strong>und</strong> Ländern<br />

zeigen, dass der Frauenanteil in Gremien <strong>und</strong><br />

Aufsichtsräten nur durch gezielte Maßnahmen –<br />

unter anderem der Frauenquote – gesteigert<br />

wird. Der hohe Wert einer paritätischen Besetzung<br />

von Gremien wie auch Arbeitsteams wird<br />

meines Erachtens leider noch immer nicht genügend<br />

erkannt <strong>und</strong> geschätzt.<br />

Im Laufe der Jahre bin ich Frauen gegenüber<br />

aber auch viel fordernder geworden. Sie müssen<br />

wissen, was sie wollen, sich dafür einsetzen <strong>und</strong><br />

nicht passiv in Benachteiligungsstrukturen verharren.<br />

Mädchen interessieren sich noch immer<br />

viel zu wenig für Naturwissenschaft <strong>und</strong> Technik.<br />

Wir müssen uns überlegen, wie wir sie unterstützen<br />

<strong>und</strong> herausfordern können.<br />

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?<br />

Wir brauchen einen Dialog der Geschlechter,<br />

neudeutsch Gender-Diskussion. Die unselige<br />

Auseinandersetzung „Was kann Mann/Frau besser“,<br />

sollte der Vergangenheit angehören. Wenn<br />

ein Mann seine weibliche <strong>und</strong> eine Frau ihre<br />

männliche Seite leben will, geschieht das nicht<br />

automatisch. Beide müssen quasi einen „Sprung<br />

im Kopf machen“.<br />

Ein Baustein auf diesem Weg ist Ihre Gender-<br />

Fachtagung am 10. Mai, zu der auch Gäste aus<br />

Unternehmen herzlich eingeladen sind. Worum<br />

geht es?<br />

Rollenverständnis <strong>und</strong> die gesellschaftlichen Erwartungen<br />

haben sich gr<strong>und</strong>legend gewandelt.<br />

Wir tragen zum Teil Rollenbilder <strong>und</strong> Traditionen<br />

aus drei, vier Generationen in uns. Neue<br />

Studien weisen darauf hin, dass Konfl iktpotenzial<br />

nicht nur zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen,<br />

sondern zwischen „traditionelleren“ <strong>und</strong> „moderneren“<br />

Lebensmustern auftritt. Die Lebensentwürfe<br />

sind vielfältiger <strong>und</strong> bunter, aber<br />

damit auch unkalkulierbarer geworden. Wie<br />

können Mädchen <strong>und</strong> Jungen auf diese Situation<br />

reagieren? Was müsste in Familie, Kindergarten<br />

<strong>und</strong> Schule geschehen? Männer <strong>und</strong><br />

Frauen müssen neu verhandeln, wie sie miteinander<br />

umgehen wollen. Daraus kann sich eine<br />

schöne Spannung ergeben.<br />

Was wünschen Sie sich von den Unternehmen der<br />

Region?<br />

Es wäre schön, wenn sich Firmen aktiv an diesem<br />

Prozess beteiligen. Ich wünsche mir, dass<br />

Unternehmen konsequent offen bleiben für die<br />

Frage: Was heißt männlich, was heißt weiblich?<br />

Um ein praktisches Beispiel zu geben: Weil das<br />

eine Mädchen sich nicht im „Männerberuf“ <strong>und</strong><br />

der eine Junge sich nicht im „Frauenberuf“ bewährt<br />

hat, muss das bei den beiden nächsten<br />

nicht so sein. Wir müssen mehr auf die Persönlichkeiten<br />

schauen - wer ist wofür geeignet - <strong>und</strong><br />

weniger auf das Geschlecht. Und natürlich wünsche<br />

ich mir, dass die Unternehmen neue Wege<br />

ausprobieren, um Familie <strong>und</strong> Beruf zu vereinbaren,<br />

auch wenn es sicher nicht einfach ist.<br />

Apropos Möglichkeiten: Am 20. März organisieren<br />

Sie den „Infotag Wiedereinstieg“ im Stadtschloss.<br />

Daran beteiligen sich unter anderem die<br />

<strong>IHK</strong> <strong>und</strong> Unternehmen aus dem <strong>IHK</strong>-Bezirk. Was<br />

ist das Ziel der Veranstaltung?<br />

Der Infotag soll ein Tag der Perspektiven für<br />

Frauen <strong>und</strong> ihre Familien sein. An Info-Ständen<br />

<strong>und</strong> in Vorträgen bieten ihnen die regionalen<br />

Institutionen Tipps, Informationen <strong>und</strong> Unterstützung<br />

zur Berufsrückkehr an. Vor dem demografi<br />

schen Hintergr<strong>und</strong> ist es wichtig, Unternehmen<br />

für dieses Thema zu sensibilisieren.<br />

Infos<br />

�<br />

unter: www.frauenbuero-fulda.de.<br />

Interview: Roswitha Birkemeyer, <strong>IHK</strong> <strong>Fulda</strong>

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