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WEB - LVR-Klinikum Düsseldorf

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<strong>WEB</strong>Psychotherapie(-verfahren)in der Psychiatrie IIUniv.-Prof. Dr. Wolfgang Wölwer,Dipl.-Psych., PPTKlinik und Poliklinik für Psychiatrie undPsychotherapie der Heinrich-Heine-Universität- <strong>LVR</strong>- <strong>Klinikum</strong> <strong>Düsseldorf</strong> -


<strong>WEB</strong>Definition von Verhaltenstherapie• „Anwendung experimentell begründeter Lernprinzipien mit dem Ziel,unangepasstes Verhalten zu verändern.• Unangepasste Verhaltensweisen werden abgeschwächt und ausgemerzt(Dekonditionierung),angepasste Verhaltensweisen aufgebaut und verstärkt(Rekonditionierung).“• Zentrierung auf bestimmte, klar umschriebene Verhaltensweisen,die „verlernt“ (Probleme) oder „erlernt“ (Kompetenzen) werden sollen.• zahlreiche, zum Teil voneinander sehr verschiedene Methoden,die allerdings einen gemeinsamen Hintergrund haben –den der experimentellen Lernpsychologie.Dorsch: Psychologisches Wörterbuch, 1976, Bern: Verlag Hans Huber.


<strong>WEB</strong>Kognitive Verhaltenstherapie• Ziel: Abbau von krankmachenden Denkprozessen,Vorstellungen, Erwartungen.• Modell: Durch Veränderungen der Denkmuster kommt eszur Änderungen im Verhalten(Umstrukturierung dysfunktionaler kognitiver Annahmen)• Schwerpunkte: Behandlung von- Depressionen und Sucht (Modell: kognitive Triade nach Beck),- Panikstörungen (Modell: Teufelskreis der Angst)


<strong>WEB</strong>Therapiephasen der KVTPhase 1: zentrale Probleme erkennen, benennen;Aufbau therapeutischer Beziehung,AkzeptanzPhase 2: Vermittlung therapeutisches Modell, Struktur und Elementeder TherapiePhase 3: Aktivitätsaufbau,TagesstrukturPhase 4: Bearbeiten kognitiver Muster und dysfunktionalerInformationsverarbeitungenPhase 5: Verbesserung der sozialen, interaktiven, problemlösendenKompetenzenPhase 6: Vorbereitung auf Krisen,Beibehaltung des Gelernten,Rückfallverhinderungangelehnt an: Hautzinger: Lehrbuch Verhaltenstherapie, 2009, Kapitel 7,Springer.


<strong>WEB</strong>Beispielhafte Auswahl von Standardprogrammenfür verschiedene Störungsbilder (I)• Angststörungen– Panik: Angstanfälle u. ihre Behandlung(Margraf u. Schneider: Panik. Angstanfälle und ihre Bheandlung,1990, Berlin: Springer.)– Platzangst: Ein Übungsprogramm für Betroffene u. Angehörige(Mathews, Gelder, Johnston: Platzangst: Ein Übungsprogramm für Betroffene undAngehörige, 4. Aufl. 2004 Basel: Karger.)


<strong>WEB</strong>Angstbewältigungstrainingnach Margraf & Schneider (1990):• Manual mit klaren Anleitungen für Durchführung jeder einzelnenTherapiesitzung• Indikation: Panikstörungen, Agoraphobie, Angstanfälle• Störungsmodell: Fehlinterpretation situativer und physiologischerReize und die dadurch ausgelösten Rückkopplungsmechanismen,die zu einem Panikanfall führen - „Teufelskreis der Angst“• Setting: 15 Einzelsitzungen,Dauer 50-60min.(bei Konfrontationsübungenauch länger)• Wirksamkeit: Gut belegt für Angststörungen,besonders für Agoraphobie,ca. 80% der Patienten waren nachBehandlung anfallsfrei (Margraf et al. 1993)Margraf u. Schneider: Panik: Angstanfälle und ihre Behandlung, 1990, Berlin: Springer.


<strong>WEB</strong>Beispielhafte Auswahl von Standardprogrammenfür verschiedene Störungsbilder (II)• Depressive Störungen– Kognitive (Verhaltens-)Therapie der Depression(Beck, Rush, Shaw, Emery: Kognitive Therapie der Depression, 3. Aufl.1992, Weinheim:Psychologie Verlags Union.)(Hautzinger, Stark, Treiber: Kognitive Verhaltenstherapie der Depression, 3. Aufl. 1994,Weinheim:Psychologie Verlags Union.)– Interpersonelle Psychotherapie IPT(Klerman u. Weissman: New application of interpersonal psychotherapy, 1993, AmericanPsychiatric Press.)


<strong>WEB</strong>Kognitive Verhaltenstherapie der Depressionnach Hautzinger (1998):• Indikation: Alle depressiven Erkrankungen• Störungsmodell:a) wenig positive Verstärkung hält Depression aufrecht(verstärkungstheoretisches Modell von Levinsohn et al.)b) dysfunktionale Kognitionen „Kognitive Triade“(kognitive Theorie von Beck)• Setting: 30-40 Sitzungen,zunächst 2x/Woche• Wirksamkeit: in zahlreichenStudien belegtangelehnt an Hautzinger: Kognitive Verhaltenstherapie beipsychischen Störungen, 1998, 1.Kapitel, Weinheim: PVU


<strong>WEB</strong>Kognitive Verhaltenstherapie der Depressiona) Veränderung depressionsbedingter Kognitionen1.) Klient muss Zusammenhang zwischen Gedanken und Emotionenerkennen2.) irrationale Gedanken des Klienten (i.e. Kognitive Triade nach Beck)im Disput klarmachen und ersetzen irrationale Gedanken nicht nur aufzeigen, sondern Klienten dieseGedanken und Alternativen mittels gelenktem Fragen(„sokratischer Dialog“) selber erkennen lassen Mögliche Vorgehensweise ist dabei z.B. die MehrspaltentechnikAuslösendesEreignisAutopanne,Verspätung beider ArbeitAutomatischerGedanke„Typisch, dass mirdas passiert. Manwird michkritisieren.“Gefühl/StimmungÄrgerlich,Ängstlich,DeprimiertRationaleEntgegnungDas ist mir im ganzenletzten Jahr nichteinmal passiert. Jederkann mal zu spätkommen. Damit warnicht zu rechnen.ErgebnisNoch etwasängstlich, abernicht mehrdeprimiert. DieArgumente sindauf meiner Seite.angelehnt an Hautzinger: Kognitive Verhaltenstherapie beipsychischen Störungen, 1998, 1.Kapitel, Weinheim: PVU


<strong>WEB</strong>Kognitive Verhaltenstherapie der Depressionb) Aufbau sozialer Verstärker• Häufig haben Depressive, auch schon vor Erkrankungsbeginn,gewisse Probleme im Umgang mit anderen Menschen(z.B. seltenere Kontaktaufnahmen, Selbstunsicherheit und geringeres Äußern vonpositiven Gefühlen ggü. Anderen) Konsequenz: geringeres Maß an erlebten und antizipierten positiven(sozialen) Verstärkern, was oftmals zu sozialem Rückzug führt• Durch Aufbau sozial angemessener Verhaltensweisen wird eineSteigerung der sozialen Verstärker angestrebt:• verschüttete Wünsche und Ansprüche ggü. der sozialen Umweltvergegenwärtigen, genau formulieren und in erreichbare Zieleumsetzen• Training im Rollenspiel, um Sicherheit für Realsituationen zuerlangenangelehnt an Hautzinger: Kognitive Verhaltenstherapie beipsychischen Störungen, 1998, 1.Kapitel, Weinheim: PVU


<strong>WEB</strong>Beispielhafte Auswahl von Standardprogrammenfür verschiedene Störungsbilder (III)• Selbstsicherheit, soziale Kompetenz– Verhaltenstrainingsprogramm zum Aufbau sozialer Kompetenz(Feldhege u. Krauthan: Verhaltensprogramm zum Aufbau sozialer Kompetenz (VTP),1979,Berlin: Springer.)– Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK)(Pfingsten u. Hinsch, Gruppentraining sozialer Kompetenzen, 199, Weinheim: Beltz PVU.)– Das Assertiveness Training Programm (ATP). Einübung vonSelbstvertrauen u. sozialer Kompetenz(Ullrich u. Ullrich de Muynck, Das Assertiveness Training Programm ATP: Einübung vonSelbstvertrauen und sozialer Kompetenz, 1976, München: Pfeiffer.)


<strong>WEB</strong>Trainingsverfahren zur sozialen KompetenzDefinition:Soziale Kompetenz wird heute als Oberbegriff für ältere Konzepte wieSelbstbehauptung („assertiveness“), Durchsetzungsfähigkeit,Selbstsicherheit, soziale Fertigkeiten („social skills“) oder Selbstvertrauenverwendet.Grundlage:Defizite hinsichtlich sozialer Fertigkeiten sindbei vielen Störungsbildern empirisch belegtZiele:• Veränderung der Selbstsicherheit• Veränderung des Durchsetzungsvermögens• Verbesserung der zwischenmenschlichenKompetenz und Beziehungsfähigkeit.Typische Übungsinhalte:• Gespräche beginnen,aufrechterhalten und beenden• Soziale Kontakte aufnehmen• Laut und deutlich sprechen• „Nein“- Sagen• Kritik üben und auf Kritikreagieren• Komplimente annehmen undKomplimente machen• Sich entschuldigen• Wünsche und Forderungenformulieren• Positive und negative Gefühleäußern• Sich öffentlicher Beachtungaussetzen


<strong>WEB</strong>Trainingsverfahren zur sozialen KompetenzMethoden:• Rollenspiele• Rückmeldung, korrigierendes feedbackdurch Gruppe und Therapeut, eventl, durchVideo/Audioaufnahme• Verstärkung• in-vivo Übungen• Hausaufgaben• Informationen und Instruktionen (schriftlicheund/oder mündliche Anweisungen) zurAusführung des gewünschten Verhalten• Modelling (Vorführung des Zielverhaltens)Durchführung• meist in Gruppen• häufig im stationären setting,aber auch ambulant• kurze Trainingsdauer(6-15 Sitzungen)• Durchführung mit Hilfe vonManualen• eigenständigerTherapiebaustein oder• integriert in andere Verfahren(z.B. IPT, KVT Depression)Daneben:Einsatz kognitiver Methoden zurVerhaltensmodifikation(z.B. Techniken der Selbstkontrolle und desSelbstmanagements und der kognitivenUmstrukurierung)


<strong>WEB</strong>Beispielhafte Auswahl von Standardprogrammenfür verschiedene Störungsbilder (IV)• Schizophrenie– Integriertes psychologisches Therapieprogramm für schizophrenePatienten IPT(Roder et al: Treatment of cognitive dysfunctions and behavioral deficits in schizophrenia,1992, Schizophr Bull 18:21-26.)– Gruppenarbeit mit Angehörigen schizophrener Patienten(Fiedler, Niedermeier, Mundt,Therapeutische Gruppenarbeit mit angehörigen und Familienschizopherner Patienten, 1986, Gruppendynamik, 17: 255-272.)– Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Störungen.Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual.(Klingberg, Schaub, Conradt, Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Störungen. Ein kognitivverhaltenstherapeutischesBehandlungsmanual, 2003, Weinheim: Beltz.)– Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie: Einindividuenzentrierter Ansatz zur Veränderung von Wahn,Halluzinationen und Negativsymptomatik(Lincoln: Kognitive Verhaltenstherapie der Schizophrenie: Ein individuenzentrierter Ansatzzur Veränderung von Wahn, Halluzinationen und Negativsymptomatik, 2006, Göttingen:Hogrefe.)


<strong>WEB</strong>Kognitive Rehabilitation bei schizophren KrankenStörungen kognitiver Prozesse bei schizophren Erkrankten sind• weitgehend unabhängig von klinischer Symptomatik• weitgehend verlaufsstabil, trotz klinisch effektiver traditionellerBehandlung• (konzeptuell und empirisch) eng assoziiert mit der sozialenFunktionsfähigkeit der Betroffenen. Kognitive Störungen bedürfen spezieller Therapiemaßnahmen


<strong>WEB</strong>Integriertes psychologisches Therapieprogramm fürschizophrene Patienten (IPT)Verhaltenstherapeutisches Gruppentherapieprogramm zur Verbesserung der• kognitiven Fertigkeiten• sozialen Fertigkeiten• Problemlöse-FertigkeitenUnterprogramme:1. Kognitive Differenzierung2. Soziale Wahrnehmung3. Verbale Kommunikation4. Soziale Fertigkeiten5. Interpersonelles ProblemlösenRahmenbedingungen:Durchführung stationär, teilstationär oderambulantGruppenzusammensetzung:•4 - 8 Patienten,•hinsichtlich IQ und Defizite in derInformationsverarbeitung relativ homogen•heterogen bzgl. Alter und Geschlecht•Hauptdiagnose "Schizophrenie"Roder , Brenner, Kienzle, Hodel:IPT. Integriertes Psychologisches Therapieprogrammfür schizophrene Probanden, 1997, Weinheim, Beltz.Praxis:•1 - 2 x die Woche•ca. 60 Min•(optimal mit Co-Therapeut)•Dauer: mehrere Wochen bis Monate

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