Mögliche Formen von Schularbeiten in Deutsch - Individualisierung ...
Mögliche Formen von Schularbeiten in Deutsch - Individualisierung ...
Mögliche Formen von Schularbeiten in Deutsch - Individualisierung ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SCHULARBEITEN IN<br />
DEUTSCH<br />
AUSGANGSTEXT FÜR DIE NACHERZÄHLUNG ZUM<br />
KOMPETENZBEREICH C UND ERWEITERUNGSBEREICH<br />
DER VERSTEINERTE RITTER<br />
Wer <strong>von</strong> Hohenems <strong>in</strong>s Hochtal <strong>von</strong> Ebnit wandert, kommt an e<strong>in</strong>em mit Tannen bewachsenen Felskopf<br />
vorbei. Die Leute nennen diesen Berg den "Schönen Mann". E<strong>in</strong>e Sage erklärt den seltsamen Namen.<br />
E<strong>in</strong>st lebte auf Burg Ems e<strong>in</strong> junger Ritter <strong>von</strong> schöner Gestalt. Er war wohlhabend und führte jahrelang e<strong>in</strong><br />
verschwenderisches Leben. Mit der Zeit verarmte er aber völlig. Nun dachte er darüber nach, wie er wieder<br />
zu Reichtum gelangen könnte. E<strong>in</strong>es Tages war der Ritter auf der Jagd. Dabei machte er auf dem<br />
Fluhereck e<strong>in</strong>e Rast und Iieß se<strong>in</strong>en Blick über das Rhe<strong>in</strong>tal schweifen. Da trat e<strong>in</strong> unbekannter Jäger mit<br />
e<strong>in</strong>er langen Feder auf dem kecken Hut vor ihn h<strong>in</strong> und fragte, warum er denn so s<strong>in</strong>nend <strong>in</strong>s Tal schaue.<br />
"Ich träume <strong>von</strong> Geld und Ansehen, doch dieser Wunschtraum wird wohl nie mehr <strong>in</strong> Erfüllung gehen",<br />
entgegnete der Ritter. "Ei, da könnt ich Euch helfen, Herr Ritter", fuhr der Jäger fort, "ich wüßt‘, wie Ihr<br />
schnell reich werden könntet. In diesem Berg s<strong>in</strong>d kostbare Schätze verborgen. Wenn ich Euch den<br />
E<strong>in</strong>gang dazu zeige, seid Ihr reich für Euer Lebtag." "Ihr scherzt wohl", me<strong>in</strong>te der Ritter. Der Fremde fuhr<br />
weiter: ,,O, ne<strong>in</strong>! Doch müßt Ihr mir e<strong>in</strong>en Dienst erweisen. Wenn Ihr mir e<strong>in</strong> neugeborenes K<strong>in</strong>d aus der<br />
Umgebung der Burg verschaffen könnt, will ich Euch den geheimen E<strong>in</strong>gang zu den Schätzen zeigen, Ihr<br />
müßt mir nur e<strong>in</strong>en Vertrag mit Eurem Blut unterschreiben. Hier habe ich das Pergament.“ Jetzt wurde dem<br />
Ritter klar, wen er da vor sich hatte. Es war der Teufel, der mit ihm e<strong>in</strong>en Bund schließen wollte. Zuerst<br />
zögerte der Ritter, dann aber g<strong>in</strong>g er auf den Handel e<strong>in</strong>. Der versprochene Reichtum lockte ihn zu sehr. Er<br />
öffnete sich mit dem Hirschfänger e<strong>in</strong>e Ader am l<strong>in</strong>ken Oberarm und unterschrieb den Vertrag mit se<strong>in</strong>em<br />
Blut. Die beiden vere<strong>in</strong>barten noch, wann und wo sie e<strong>in</strong>ander wieder treffen wollten. Daraufh<strong>in</strong><br />
verschwand der Jäger so plötzlich, wie er gekommen war. Der Ritter kehrte auf se<strong>in</strong>e Burg zurück und<br />
erfuhr bald, daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus <strong>in</strong> der Emser Reute e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dle<strong>in</strong> erwartet werde. Er befahl e<strong>in</strong>em Knappen,<br />
sich auf die Lauer zu legen, um nach der Geburt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unbewachten Augenblick das Neugeborene zu<br />
rauben und auf die Burg zu br<strong>in</strong>gen. Der Ritter versprach ihm dafür reichlichen Lohn. Als das K<strong>in</strong>dle<strong>in</strong><br />
geboren war, schlich der Knappe unbemerkt <strong>in</strong>s Haus, raubte das Knäble<strong>in</strong> und brachte es se<strong>in</strong>em Herrn.<br />
Der Ritter trug es noch <strong>in</strong> derselben Nacht zur Brücke unter dem Tugste<strong>in</strong>. Dort übergab er es, wie<br />
vere<strong>in</strong>bart, dem Teufel. Dieser nahm das K<strong>in</strong>d an sich und sagte: "Kommt morgen nachmittag auf das<br />
Fluhereck, dort werde ich Euch den Lohn ausbezahlen." Dann machte sich der Teufel schelmisch lachend<br />
da<strong>von</strong>. Am nächsten Tage fanden sich beide auf dem verabredeten Platz e<strong>in</strong>. Der unheimliche Jäger führte<br />
den geldgierigen Ritter h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong> das Dickicht des Waldes. Vor e<strong>in</strong>er versteckten Höhle blieb er stehen. Dort<br />
klopfte er mit e<strong>in</strong>em Zauberstäbchen auf den mächtigen Ste<strong>in</strong>, der vor dem E<strong>in</strong>gang lag. Im Nu bewegte<br />
sich dieser zur Seite und gab den Zugang zur Höhle frei. In ihrem Inneren erblickte der Ritter e<strong>in</strong>en Haufen<br />
funkelndes Silber, und aus der Tiefe des Berges hörte er emsiges Klopfen und Hämmern. Auf e<strong>in</strong>en<br />
schrillen Pfiff des Jägers h<strong>in</strong> kam e<strong>in</strong> Zwergenkönig mit se<strong>in</strong>er ganzen Zwergenschar herbeigehuscht. Alle<br />
stellten sich im Halbkreis auf. Der Jäger befahl ihnen: "Tragt heut Nacht dieses Silber me<strong>in</strong>em Freund auf<br />
die Burg!" Und wirklich, noch <strong>in</strong> derselben Nacht erhielt der Ritter die versprochenen Schätze. Es währte<br />
nicht lange, da lebte der Ritter wieder <strong>in</strong> Saus und Braus. Doch der Reichtum brachte ihm auch diesmal<br />
ke<strong>in</strong> Glück. E<strong>in</strong>es Tages ereilte ihn die gerechte Strafe für se<strong>in</strong>e böse Tat. Als der Ritter wieder e<strong>in</strong>mal auf<br />
der Jagd war, wurde er während e<strong>in</strong>es fürchterlichen Gewitters vom Blitz erschlagen. Dabei erstarrte er zu<br />
e<strong>in</strong>em großen Felskopf, und zwar genau an der Stelle, wo er den Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte.<br />
Mit der Zeit vergaßen die Leute die Untaten des Ritters und nannten den Felskopf den "Schönen Mann".<br />
(Vor Jahr und Tag, 101 Geschichten aus Vorarlberg, H. Schurig, A. Ess, H. Sperandio, Eugen-Russ-Verlag, Bregenz, 1980)<br />
1. Beantworte die Fragen <strong>in</strong> Stichwörtern:<br />
a. Wo trug sich die Geschichte zu?<br />
b. Wer saß auf dem Fluhereck?<br />
c. Warum hatte der Ritter ke<strong>in</strong> Geld mehr?<br />
d. Wer überredete ihn zu e<strong>in</strong>em Bündnis?<br />
e. Was sollte der Ritter tun, um zu mehr Geld zu gelangen?<br />
f. Wie wurde der Vertrag besiegelt? (gültig gemacht)<br />
g. Erfüllte der Ritter den grausamen Vertrag?<br />
h. Was bekam er dafür?<br />
i. Wie lebte er <strong>von</strong> da weg wieder?<br />
j. Wie starb der Ritter?<br />
k. Warum heißt der Felskopf „Schöner Mann“?<br />
4