KH-Magazin - Kreishandwerkerschaft Lippe
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5<br />
Gut informiert<br />
Unklare Umsatzsteuerregelung bei Partyservice-Lieferungen<br />
Staat will ermäßigten Steuersatz abschaffen<br />
Die Frage, wie viel Umsatzsteuer die<br />
Lieferung einer Mahlzeit an einen<br />
Kunden kostet, ist etwa seit dem Jahr<br />
2000 streitig. Nun haben zwei Senate<br />
des Bundesfinanzhofs (BFH), der 5.<br />
und der 11. Senat, zum Jahreswechsel<br />
mehrere Urteile zu dieser Frage gesprochen.<br />
Klarheit und Steuergerechtigkeit<br />
haben sich die Betroffenen versprochen.<br />
Irgendwie haben sie beides nicht<br />
bekommen.<br />
Bisher galt, dass Lieferungen von Nahrungsmitteln<br />
dem begünstigen Steuersatz<br />
unterliegen. Daher haben alle, die<br />
Essen außer Haus zum Kunden geliefert<br />
haben, stets mit sieben Prozent Umsatzsteuer<br />
kalkuliert. Doch der Fiskus<br />
hatte andere Pläne: Er fing an, im Rahmen<br />
von Betriebsprüfungen den Regel-<br />
steuersatz zu fordern, weil es sich nicht<br />
um reine Essenslieferungen handele,<br />
sondern um Dienstleitungen, die als<br />
sogenannte sonstige Leistung mit dem<br />
Regelsteuersatz zu besteuern wären.<br />
BFH legt Urteil des EuGH<br />
anders aus<br />
Der BFH legte diese Fragen dem Europäischen<br />
Gerichtshof (EuGH) zur Vorabentscheidung<br />
vor. Das Urteil des EuGH<br />
vom 10. März 2011 (Az.: C-502/09)<br />
war an sich klar und deutlich: Der Partyservice<br />
stelle zwar eine Dienstleistung<br />
dar, es sei denn, es würden Standardspeisen<br />
ohne besonderes weiteres<br />
Dienstleistungselement geliefert. Dann<br />
nämlich bleibe es dabei, dass eine steuerbegünstigte<br />
Essenslieferung vorläge.<br />
Die anschließende<br />
Auslegung<br />
des 5. Senats<br />
(Az.: V<br />
R 66/09)<br />
und des 11.<br />
Senats<br />
(Az.: XI R<br />
6/08) des<br />
BFH fiel indes<br />
anders<br />
aus. Für die<br />
Annahme<br />
Martin Becker, Rechtsanwalt<br />
und Mediator, Winfried<br />
Becker & Partner,<br />
Lemgo.<br />
einer sonstigen Leistung reicht nach<br />
Meinung des 5. Senats bereits die Zubereitung<br />
aus, wenn es sich nicht um<br />
eine Standardspeise handelt, wie sie<br />
üblicherweise an Imbissbuden abgegeben<br />
wird. Ein klarer Verstoß gegen das<br />
Partner für Gastronomie, Handel und alle Gewerbetreibenden.<br />
Partner für das<br />
Handwerk<br />
Sylbeckestraße 12<br />
32756 Detmold<br />
Mo - Fr: 7 30 - 21 00 Uhr Sa: 7 30 - 18 00 Uhr<br />
www.handelshof.de<br />
Urteil des EuGH und die 6. EG-Richtlinie!<br />
Die Entscheidungen führen vor Augen,<br />
was nun Realität zu werden droht:<br />
Die Lieferung von zubereiteten Speisen<br />
durch einen Partyservice oder Caterer<br />
wird zukünftig grundsätzlich dem Regelsteuersatz<br />
unterfallen, es sei denn,<br />
der Kunde gibt sich mit Currywurst und<br />
Pommes Frites zufrieden.<br />
Ob es sich bei Pizza noch um Standardspeisen<br />
handelt oder nicht, ist aktuell<br />
unklar. Die Zielsetzung ist eindeutig:<br />
Der begünstigte Steuersatz soll für einen<br />
ganzen Unternehmenszweig per se<br />
durch die kalte Küche abgeschafft werden,<br />
indem man nicht das Gesetz ändert,<br />
sondern den ermäßigten Steuersatz<br />
einfach für nicht anwendbar erklärt.<br />
Schelpmilser Weg 24<br />
33609 Bielefeld<br />
Mo - Fr: 6 00 - 21 00 Uhr Sa: 7 00 - 18 00 Uhr