Droguien 2004-2.pdf - Droga Neocomensis
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H2O-Stamm<br />
Chemische Formeln waren schon immer<br />
mein Steckenpferd. So ging ich also mit<br />
grosser Vorfreude an den von Carabus und<br />
Eternitas gemeinsam organisierten Stamm.<br />
Meine Erwartungshaltung war gross. Treffpunkt<br />
war schliesslich Kaiseraugst, da wo<br />
einstmals ein AKW hätte gebaut werden sollen.<br />
Da erwarte ich natürlich mehr über das<br />
Molekül H2O zu erfahren.<br />
Ohne Wasser, dass wissen wir ja alle, wäre<br />
Alkohol nicht geniessbar.<br />
Nun wurde ich aber grausam enttäuscht.<br />
Kein Wort darüber warum H2O mit einem<br />
Atomgewicht von bloss 18 flüssig und nicht<br />
gasförmig ist. Nichts über die Bipolarität von<br />
H2O, über Wasserstoffbrücken, Dissoziationskonstanten<br />
und dass H2O selbst in H2O<br />
löslich ist, aber auch nichts Abschliessendes<br />
darüber, ob es nun Wasser auf dem Mond,<br />
Mars oder der Venus gibt. Intellektuell hat<br />
dieser Stamm also wieder einmal gar nichts<br />
gebracht! Aber für die Seele, ja für die gestresste<br />
Seele, war dieser Stamm wiederum<br />
eine tolle Bereicherung.<br />
Da wird dir zur Begrüssung von allen<br />
Seiten ein «Du-bist-bei-uns-willkommen»<br />
zugerufen, selbst wenn man wie Mangan 40<br />
Minuten zu spät kommt. Da wird dir sofort<br />
ein Stuhl, ein Glas und etwas zum Knabbern<br />
offeriert. Du darfst mit Erleichterung feststellen,<br />
dass es dem Chivas wieder viel besser<br />
geht. Zwar trägt er noch eine Halskrause<br />
und ein paar Schürfungen sind auch noch zu<br />
sehen, aber sonst ist er bereits wieder der<br />
Alte.<br />
Kaiseraugst liegt bekanntlich am Rhein –<br />
und damit ist natürlich auch der Link zum<br />
Thema H2O gegeben. Wir tummelten ge-<br />
18<br />
meinsam zum Rheinufer. Dort erwartete uns<br />
ein Fährboot. Als ich es betrat, fiel mir sofort<br />
auf, kein Stoff an Bord! Dann die Bange<br />
Frage, wie erträgt das meine Seele und noch<br />
banger: wie wird meine Leber reagieren? Mit<br />
Rebellion? Mit Streik? Mit Trotzen und<br />
Fettwerden?<br />
Wir setzten über den Rhein und männiglich<br />
dachte, da drüben gäbe es dann schon<br />
etwas für die Seelenhygiene. Aber nichts<br />
war. Wir tuckerten am Negerdörfchen vorbei,<br />
sahen dort ein paar Sonnenanbeter uns<br />
mit vollen Bierflaschen zuwinken. Die<br />
Proteste gegenüber Carabus wurden immer<br />
lauter, der Seelenfriede war ernsthaft in<br />
Gefahr. Etenitas konnte man nicht zusammenscheissen;<br />
er war nämlich gar nicht an<br />
Bord. Er müsse das Abendessen vorbereiten,<br />
bot Carabus uns als logische Erklärung an.<br />
Nach unvorstellbar langen Minuten ohne<br />
Trunk und Nahrung, der Dehydrierung sehr<br />
nahe, sahen wir ein schnittiges Motorboot<br />
von weit her auf uns zufahren. War das eine<br />
Fatahmorgana oder handelte es sich bei dem<br />
lustigen Gesellen auf diesem Speedboot<br />
wirklich umunser X Eternitas. Er war’s und<br />
mit ihm kamen Speckguggelhopf und Cure<br />
d’Attalens auf unser Fährschiff. Nun wurde<br />
die Reise eine Runde Sache. Und die Organisatoren<br />
strahlten ob der gelungenen Überraschung<br />
so, wie zwei, die sich erstmals den<br />
Hintern mit Charming geputzt haben.<br />
Noch etwas, dass wie ein Schildbürgerstreich<br />
anmutet: Es werden bekanntlich<br />
bei Kaiseraugst zwei Brücken über den<br />
Rhein gebaut. Da von der Schweiz aus das<br />
Mittelmeer als Referenzpunkt der Meereshöhe,<br />
von Deutschland aus aber die Nordsee<br />
als solcher gilt, gibt es einige Zentimenter<br />
Abweichung, die man für dieses Projekt