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... auf Herz und Nieren prüfen ... drum prüfe, wer sich ewig bindet

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... <strong>auf</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Nieren</strong> <strong><strong>prüfe</strong>n</strong> ... <strong>drum</strong><br />

<strong>prüfe</strong>, <strong>wer</strong> <strong>sich</strong> <strong>ewig</strong> <strong>bindet</strong><br />

Diese Sprichworte kommen bestimmt<br />

nicht von ungefähr. Fragen Sie <strong>sich</strong>, was<br />

das eine Sprichwort mit dem anderen zu<br />

tun hat?<br />

Henrietta Schneider aus Berlin löst das<br />

Rätsel <strong>auf</strong>, sie hatte natürlich schon vor<br />

Ihrer Eheschließung von der <strong>Nieren</strong>erkrankung<br />

ihres Mannes erfahren. Aber<br />

welche Erfahrungen sie im Verl<strong>auf</strong> der<br />

Erkrankung machte <strong>und</strong> auch welche<br />

Konsequenzen das für sie als Angehörige<br />

hatte, erzählt sie Ihnen im folgenden.<br />

Rückblick: Wie die <strong>Nieren</strong>erkrankung<br />

begann<br />

Mein Mann ist im Alter von 26 Jahren vom<br />

Dach seines Elternhauses gestürzt. Er erlitt<br />

dabei eine zertrümmerte Hüfte <strong>und</strong> einen<br />

Schädelbruch mit Hirnblutungen. Diese<br />

Blutungen wurden leider nicht zeitig<br />

entdeckt. Er fiel ins Koma - eine ganze<br />

Woche. Er wurde mehrmals wegen der<br />

Verletzungen operiert. Leider blieb etwas<br />

zurück. So wusste mein Mann, dass mit<br />

seinen <strong>Nieren</strong> etwas nicht stimmte.<br />

Die Ärzte rieten ihm, Innereien <strong>und</strong> Eier zu<br />

meiden, was er auch tat. Er bekam damals<br />

Alphablocker, um den Blutdruck zu senken.<br />

In der Zeit, als ich meinen zukünftigen<br />

Mann kennen lernte, wusste auch ich dann<br />

schnell darüber Bescheid. Ich bemerkte<br />

dann kurz nach unserer Hochzeit: er hatte<br />

kurze Aussetzer (Absencen, richtig<br />

genannt), nach denen er nicht so richtig<br />

wusste, wo er war, welches Datum oder<br />

Uhrzeit war.<br />

Henrietta <strong>und</strong> Jürgen Schneider an<br />

ihrem Hochzeitstag am 4. Juni 1997<br />

Anfangs wollte ich ihm nichts sagen, weil<br />

ich dachte, er merkt es. Ich brauchte fast<br />

ein Jahr, bis wir dann endlich auch <strong>auf</strong> Anraten<br />

eines Arztes, der diese Aussetzer auch<br />

miterlebt hatte, zum Nervenarzt gingen.<br />

Die Untersuchungen dauerten auch nicht<br />

lange <strong>und</strong> tun nicht weh. Dann kam etwas,<br />

was ich noch nie gehört hatte. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

vielen Operationen <strong>und</strong> des Stresses hatte<br />

<strong>sich</strong> das Gehirn meines Mannes verändert.<br />

Das Verursachte diese Absencen.<br />

Nun kam aber der ärztliche Rat an mich.<br />

Man bat mich, meine Arbeit <strong>auf</strong>zugeben um<br />

24 St<strong>und</strong>en bei meinem Mann zu sein. Er<br />

bekam zwar Medikamente gegen diese<br />

Absencen, aber trotzdem kann es immer<br />

wieder vorkommen. Ein offizielles<br />

Schreiben bekam ich auch für die Ämter.<br />

Da aber mein Mann aber keine Pflegestufe<br />

bekommt, lebe ich von der Rente meines<br />

Mannes. Doch ich mache das gern, denn<br />

ich liebe meinen Mann über alles. All das<br />

dauerte <strong>und</strong> die Ämter waren auch nicht<br />

1


grade fre<strong>und</strong>lich. So mussten alle Anträge<br />

neu gestellt <strong>wer</strong>den, da ich ja mich nicht<br />

selbst unterhalten konnte. Ich versuche<br />

trotzdem mein Lachen zu behalten, denn<br />

Optimismus ist sehr wichtig für Leib <strong>und</strong><br />

Seele – vergessen Sie es selbst nicht !!!!!<br />

Am Anfang nahm ich alles noch<br />

sehr gelassen, bis <strong>sich</strong> die<br />

Kreatinin- bzw. Harnstoff-Werte<br />

meines Mannes stetig erhöhten.<br />

In dieser Zeit mussten wir in das Moabiter<br />

Krankenhaus zu einem Nephrologen<br />

(<strong>Nieren</strong>facharzt), der alle Werte des Blutes<br />

noch viel genauer analysierte.<br />

Mein Mann bekam noch mehr<br />

Medikamente: Antiphosphat, Kalziumcarbonat,<br />

Furosemid, ß-Blocker <strong>und</strong> einen ACE-<br />

Hemmer, Natriumhydrogencarbonat gegen<br />

Übersäuerung des Körpers, Eisen <strong>und</strong><br />

Erythropoetin – letzteres, um die Zahl der<br />

roten Blutkörperchen zu erhöhen.<br />

Es war eine Odyssee durch Tabletten,<br />

Kapseln <strong>und</strong> Spritzen. Und dann kam noch<br />

die Umstellung des Essens dazu, eiweiß<strong>und</strong><br />

kaliumarm sollte mein Mann jetzt<br />

essen.<br />

Frühe nephrologische Betreuung,<br />

konsequente medikamentöse<br />

Behandlung <strong>und</strong> Änderung im<br />

Essverhalten „bringt“ Lebenszeit<br />

<strong>und</strong> erhält Lebensqualität<br />

Aber es ging alles ganze vier Jahre gut!<br />

Solange hatten wir noch Zeit vor der<br />

Dialyse. Es war eine schöne Zeit - gut, das<br />

Essen war schon eine spezielle Angelegenheit:<br />

immer streng dar<strong>auf</strong> achten, was<br />

<strong>und</strong> wie.<br />

Aber auch das geht einem mit der Zeit in<br />

Fleisch <strong>und</strong> Blut über. Die Kartoffeln vorher<br />

schälen, klein schneiden <strong>und</strong> wässern, um<br />

das Kalium zu senken. Fleisch am Tag 75<br />

Gramm plus Brotbelag, Tabellen anschauen<br />

<strong>und</strong> Rezepte ausdenken.<br />

Es war eine Herausforderung, die mein<br />

Mann <strong>und</strong> ich sehr gut meisterten.<br />

Das Fortschreiten der <strong>Nieren</strong>insuffizienz<br />

war aber leider nur zu<br />

verzögern<br />

Eines Tages machten alle Werte eine<br />

Achterbahnfahrt: sie blieben oben - unsere<br />

Stimmung unten. Und es kam, was kommen<br />

musste: meinem Mann wurde ein Shunt<br />

gelegt. Das bedeutet, dass unter örtlicher<br />

Betäubung eine Vene <strong>und</strong> eine Arterie am<br />

linken Oberarm verb<strong>und</strong>en <strong>wer</strong>den, um ein<br />

großes Gefäß zum Punktieren zu schaffen.<br />

Es war für meinen Mann nicht schmerzhaft<br />

- ich habe mir nur alle Fingernägel beim<br />

Warten ruiniert. Ich hatte an <strong>sich</strong> keine<br />

große Angst, denn wir hatten einen sehr<br />

guten Chirurgen - für mich der beste, den<br />

ich kenne – aber ich war froh, als die<br />

Operation vorbei war. Er hat mir wirklich<br />

alle Sorgen genommen, die man auch<br />

immer hat.<br />

Mein Mann war dann auch nach 7tägigem<br />

Klinik<strong>auf</strong>enthalt schon wieder bei mir.<br />

Erste Vorbereitung <strong>auf</strong> die Dialyse<br />

– Shunt <strong>und</strong> Shunt-Probleme<br />

Er hatte zu Beginn noch einen Katheter in<br />

der Halsschlagader, um schon mit der<br />

Dialyse anfangen zu können. Erst mal drei<br />

St<strong>und</strong>en am Stück, um den Kreisl<strong>auf</strong> nicht<br />

allzu sehr zu belasten.<br />

Soweit lief die Dialyse im Krankenhaus ganz<br />

gut. Durch einen Blutpfropfen im Halskatheter<br />

verlor mein Mann einmal zusätzlich<br />

einen halben Liter Blut.<br />

Ein neuer Shaldon-Katheter wurde gelegt.<br />

Mein Mann sagte mir, dass es nicht wehtat,<br />

mir aber umso mehr. Als ich ihn da so<br />

liegen sah, blass <strong>und</strong> traurig, musste ich<br />

meine Tränen verzweifelt unterdrücken. Es<br />

gelang mir auch <strong>und</strong> ich brachte es fertig,<br />

meinen Mann <strong>auf</strong>zuheitern, ja er lächelte<br />

sogar schon...<br />

2


Anmeldung in einem<br />

Dialysezentrum<br />

Als das Kapitel Shunt-Anlage beendet war,<br />

musste mein Mann in einem Dialysezentrum<br />

angemeldet <strong>wer</strong>den:<br />

im KfH in Berlin Neukölln, Sonnenallee - Dr.<br />

Asmus ist der Leiter dieses Dialysezentrums<br />

<strong>und</strong> ein sehr netter <strong>und</strong> liebenswürdiger<br />

Arzt, dem der Schalk manchmal aus den<br />

Augen lacht. Er hat immer ein <strong>auf</strong>bauendes<br />

Wort für seine Patienten übrig.<br />

In der Verwaltung fragte ich, ob ich<br />

während der Blutwäsche wohl bei meinem<br />

Mann bleiben könne <strong>und</strong> ich wurde mit<br />

offenen Armen <strong>auf</strong>genommen - bis heute<br />

ist das so.<br />

Durchhaltevermögen ist für<br />

Angehörige wichtig ... über<br />

Formulare <strong>und</strong> Formalitäten<br />

Vor der ersten Dialyse im Zentrum waren<br />

noch einige Formalitäten zu bewältigen. Da<br />

mein Mann schon Er<strong>wer</strong>bsunfähigkeitsrente<br />

bekam, musste der Grad der Sch<strong>wer</strong>behinderung<br />

<strong>auf</strong> Gr<strong>und</strong> der <strong>Nieren</strong>erkrankung<br />

von 90 <strong>auf</strong> 100 Prozent erhöht <strong>wer</strong>den.<br />

Eine Begleitperson brauchte er ja nun auch.<br />

Diesen Job habe ich übernommen, aber<br />

auch dafür ist ein Dokument <strong>und</strong> eine<br />

ärztliche Untersuchung nötig. Alles muss<br />

seinen geordneten Behördengang gehen.<br />

Beim Sozialamt<br />

mussten Anträge<br />

<strong>auf</strong> Essensgeld,<br />

R<strong>und</strong>funk- bzw.<br />

Fernsehgebührenbefreiung<br />

gestellt <strong>wer</strong>den.<br />

Alles was richtig<br />

viel Zeit kostet<br />

<strong>und</strong> an die<br />

Nervensubstanz geht. Und es dauerte...<br />

Da ich aber eine „hibbelige“ Widder-Frau<br />

bin, hatten die Ämter in unserer Telefonanlage<br />

ihre Speicherplätze <strong>und</strong> in mir eine<br />

Daueranruferin.<br />

Die armen Sachbearbeiter - ich muss mich<br />

nachträglich dafür entschuldigen - aber es<br />

ging tatsächlich schneller so.<br />

Nach der Bewilligung war ich stolz wie ein<br />

König. Ich habe dann immer einen Freudentanz<br />

vollführt.<br />

Zur Dialyse <strong>und</strong> wie das so<br />

vonstatten geht<br />

Im Dialysezentrum waren wir also nun<br />

gemeldet. Jetzt folgten die ersten Dialysen,<br />

zunächst noch über den Halskatheder. Der<br />

Shunt musste <strong>sich</strong> ja in der ersten Zeit<br />

zunächst ausbilden.<br />

Der Halskatheder meines Mannes <strong>und</strong> die<br />

Maschine waren <strong>sich</strong> nicht grün. Eine<br />

Bewegung, die mein Mann mit dem Kopf<br />

machte - <strong>und</strong> der Apparat pfiff <strong>und</strong> tutete in<br />

einer Tour. Schrecklich! Aber eigentlich ist<br />

es gut, denn es könnte ja mal was ernstes<br />

sein.<br />

Dann kam der Tag, als der Katheder<br />

gezogen wurde. Dem Außenstehenden<br />

macht es wohl mehr aus als dem Patienten.<br />

Ich war leichenblass <strong>und</strong> die Pfleger <strong>und</strong><br />

Schwestern belächelten mich ein wenig -<br />

war mir das peinlich!!! Noch wusste ich<br />

jedoch fast nichts über die Krankheit, aber<br />

ich versuchte mich schlau machen. Es war<br />

ein harter Kampf um das Verstehen.<br />

Zur Dialyse selbst:<br />

Es braucht dazu zwei Nadeln, die innen<br />

hohl sind, Desinfektionsspray <strong>und</strong> Tupfer<br />

<strong>und</strong> einen Stauschlauch plus Pflaster.<br />

Eine Nadel für die Arterie wird nach oben<br />

gestochen. Von da aus fließt das Blut in die<br />

Maschine.<br />

Diese Maschine ist hochkompliziert. Stellen<br />

sie <strong>sich</strong> Filtertüten vor, etwas dicker <strong>und</strong><br />

davon Tausende aneinandergereiht.<br />

Sie haben ganz winzig kleine Poren <strong>und</strong><br />

halten so alles fest, was Ihre <strong>Nieren</strong> nicht<br />

ausscheiden können: Harnsäure, Kalium<br />

<strong>und</strong> alles, was das Blut "sauer" macht. Ihr<br />

Körper speichert auch Wasser, was durch<br />

die geringe Urin-Ausscheidung der <strong>Nieren</strong><br />

nicht mehr aus dem Körper ausgeschieden<br />

3


<strong>wer</strong>den kann. Auch das wird bei der Dialyse<br />

entzogen. Sie <strong>wer</strong>den sozusagen "trocken<br />

gelegt".<br />

Die zweite Nadel wird die Vene eingestochen,<br />

durch diese Nadel fließt das Blut<br />

wieder „gewaschen“ zurück in den Körper.<br />

Sie sollen ja nicht blutleer nach Hause<br />

gehen.<br />

Schwester Martina an der desinfizierten <strong>und</strong><br />

anschlussbereiten Dialysemaschine<br />

Aber Sie brauchen keine Angst zu haben,<br />

dass ihr gesamtes Blut in der Maschine ist.<br />

Es sind immer nur 700 Milliliter (0,7 l) drin.<br />

Sollte etwas Unvorgesehenes passieren, ist<br />

der Großteil des Blutes noch in ihrem<br />

Körper <strong>und</strong> nicht in der Maschine.<br />

In der Anfangsphase wird man zunächst<br />

alle zwei Tage etwa vier St<strong>und</strong>en lang dialysiert.<br />

Mit einem Blutfluss von 150 Milliliter<br />

pro Minute durch die Maschine. Es <strong>wer</strong>den<br />

60 bis 70 Liter in diesen vier St<strong>und</strong>en<br />

gereinigt. Etwa 11 mal muss dafür die ganze<br />

Blutmenge (ca. 5-6 Liter) aus dem Shunt in<br />

die Maschine rein <strong>und</strong> wieder raus fließen.<br />

Zu Anfang war mein Mann sehr geschafft.<br />

Ihm wurden fünf Kilogramm Wasser entzogen.<br />

Das ist sehr viel <strong>und</strong> etwa die<br />

Grenze, was die Maschine täglich schaffen<br />

kann.<br />

Da es immer drei Schichten sind, können<br />

Sie <strong>sich</strong> ausrechnen, was ein Dialyseapparat<br />

arbeiten muss. Die PflegerInnen aber auch!<br />

Meinem Mann wurde deswegen zu Beginn<br />

etwas schwindelig, er war zu sehr ausgetrocknet.<br />

Das bekommt man aber mit<br />

Selters oder Suppe wieder in den Griff.<br />

Die Ärzte bestimmen, wie weit man gehen<br />

kann. Durch den Wasserentzug sinkt auch<br />

der Blutdruck (deshalb auch das Schwindelgefühl).<br />

Deshalb braucht man weniger<br />

Medikamente zu nehmen – das ist das<br />

Schönste daran!<br />

Shunt-Punktion in geübten Händen:<br />

Schwester Monika aus dem jetzigen<br />

Dialysezentrum Sonnenallee, Berlin<br />

Was mit dem Shunt passieren<br />

kann<br />

Der zweite Dialysetag brach an. Der Pfleger<br />

stach <strong>und</strong> traf auch. Aber diesmal ging es<br />

schief, die Vene platzte.<br />

Das kann passieren, wenn ein Shunt noch<br />

so zart ist – <strong>und</strong> ist nicht ein Fehler des<br />

Pflegers. Sofort standen mehrere Pfleger<br />

<strong>und</strong> Schwestern im Zimmer <strong>und</strong> korrigierten<br />

es. Dann konnte es weiterl<strong>auf</strong>en.<br />

Nur für mich persönlich war das ein Horrorszenarium.<br />

Ich konnte nicht fassen, was der<br />

Pfleger sagte: „Das festigt den Shunt.“.<br />

Dieser Satz <strong>und</strong> die Schmerzen meines<br />

Mannes... Ich fühlte mich so hilflos, so<br />

einsam, wie in meinem ganzen Leben noch<br />

4


nicht. Ich ging <strong>auf</strong> die Toilette <strong>und</strong> weinte.<br />

Aber es gelang mir es vor meinem Mann zu<br />

verbergen <strong>und</strong> ihn ein bisschen <strong>auf</strong>zuheitern.<br />

Der Oberarm (mein Mann hat einen Oberarmshunt)<br />

wurde blau <strong>und</strong> blauer, es sah<br />

gefährlich aus! Wir bekamen Heparin-<br />

Salben mit, die es aber auch nicht schneller<br />

heilen ließen - mit Salbe 14 Tage, ohne<br />

Salbe zwei Wochen.<br />

Ich war sehr verun<strong>sich</strong>ert <strong>und</strong> rief bei unserem<br />

vorherigen Arzt an, um dort in<br />

vertrauter Atmosphäre die Dialyse durch zu<br />

führen. Er ist ein hervorragender Nephrologe<br />

<strong>und</strong> er beruhigte mich. Das sei alles<br />

richtig <strong>und</strong> gut so. Er ist, möchte ich sagen,<br />

unser Lieblingsarzt. Wir schreiben uns<br />

heute noch!<br />

Richtige Ernährung unterstützt<br />

auch die Dialyse!<br />

Das Essen-Kochen wurde mir in der Dialyse<br />

wieder erleichtert, ich brauchte nicht mehr<br />

so <strong>auf</strong>zupassen - nur bei frischem Obst <strong>und</strong><br />

Gemüse, wie Sie vielleicht schon wissen,<br />

wegen des Kaliums.<br />

Natürlich wässere ich heute noch Kartoffeln<br />

<strong>und</strong> Gemüse. Das geht buchstäblich ins<br />

Blut über.<br />

Nachdem wir gelernt hatten, richtig zu<br />

essen, blühte mein Mann richtig <strong>auf</strong>.<br />

Jede volle St<strong>und</strong>e während der Dialyse:<br />

Kontrolle der Vitalfunktion<br />

Was ändert <strong>sich</strong> durch die<br />

Dialyse?<br />

Wir haben uns <strong>auf</strong> der Dialysestation durch<br />

gute Betreuung <strong>und</strong> die ärztliche Behandlung<br />

gut eingelebt.<br />

Mein Mann konnte sogar viele seiner Medikamente<br />

weglassen. Es ist viel, viel weniger<br />

als vor der Dialyse.<br />

Sicher ist es sehr gewöhnungsbedürftig,<br />

seinen Tagesabl<strong>auf</strong> so zu ändern. Aber mit<br />

der Zeit geht das so in den Alltag rein, dass<br />

Sie es kaum merken.<br />

Manchmal geht die Zeit an der Dialyse<br />

kaum um, aber ich habe einige Tricks als<br />

Angehörige angewöhnt. Ich lese viel, habe<br />

mir Handarbeiten beigebracht, mache Window-Color,<br />

rede sehr viel mit den Ärzten,<br />

Schwestern <strong>und</strong> meinem Mann.<br />

Eine Familie oder Fre<strong>und</strong>e sind nicht unbedingt<br />

immer eine Hilfe dabei. Sie können<br />

sehr viele Ihrer Fre<strong>und</strong>e verlieren, weil Sie<br />

einfach nicht mehr so spontan sein können.<br />

Mir haben aber zum Beispiel meine Brieffre<strong>und</strong>innen<br />

sehr geholfen, ich danke ihnen<br />

sehr dafür.<br />

Probleme im Urlaub...<br />

Es geht aber alles nicht so einfach, wie man<br />

es <strong>sich</strong> manchmal wünscht. Wir haben auch<br />

im Urlaub einige negative Dinge erlebt. Vor<br />

zwei Jahren besuchten wir unseren Trauzeugen<br />

im Hochschwarzwald.<br />

Die Schwester im dortigen Dialysezentrum<br />

sagte uns, sie hätte noch nie einen Oberarmshunt<br />

punktiert. So kam es dazu, dass<br />

sie fehlpunktierte, <strong>und</strong> es blutete 10<br />

Minuten lang in den Oberarmshunt, bis ich<br />

sie mit verbaler Gewalt zwang, die Nadel zu<br />

ziehen.<br />

Da war es schon zu spät, der Arm war <strong>auf</strong><br />

das Dreifache angeschwollen <strong>und</strong> es ging<br />

nur noch über das sog. Klipp-Klapp-Verfahren.<br />

Das bedeutet: eine Nadel <strong>und</strong> zwei<br />

Anschlüsse. Mein Mann litt sehr darunter.<br />

5


Zwei Tage danach kam ein Arzt von einem<br />

anderen Zentrum <strong>und</strong> wir mussten in ein 40<br />

km entferntes Zentrum. Dort punktierten<br />

nur die Ärzte <strong>und</strong> gaben meinem Mann<br />

auch Medikamente mit. Und wichtig war:<br />

kühlen, kühlen, kühlen, Eis hilft da.<br />

Zurück in Berlin haben die Ärzte zunächst<br />

weiter punktiert, bis der Arm meines<br />

Mannes unter den Blutergüssen wieder<br />

<strong>sich</strong>tbar wurde. Gott sei Dank war der<br />

Shunt nicht verstopft.<br />

... <strong>und</strong> wie man sie löst oder<br />

vermeidet<br />

Für viele Probleme gibt es Lösungen: Bei<br />

einer Verstopfung kann beispielsweise ein<br />

Katheter mit einem kleinem Ballon an der<br />

Spitze vorbei an dem Blutpfropfen in den<br />

Shunt geschoben <strong>wer</strong>den. Dann wird der<br />

Ballon <strong>auf</strong>geblasen <strong>und</strong> zieht den Pfropfen<br />

mit raus. Das erfordert einen dreitägigen<br />

Aufenthalt im Krankenhaus <strong>und</strong> ist fast<br />

schmerzfrei. Danach geht die Dialyse<br />

weiter.<br />

Für Fälle wie in unserem Urlaub gebe ich<br />

Ihnen einen wichtigen Tipp: Nehmen Sie<br />

immer ein Schreiben von Ihrem Dialysearzt<br />

mit, in dem steht, was von einem Arzt<br />

gemacht <strong>wer</strong>den soll z.B. die Shunt-<br />

Punktion. Das Schreiben können Sie <strong>sich</strong><br />

auch faxen lassen, aber sie sollten es immer<br />

als Kopie oder Original bei <strong>sich</strong> tragen.<br />

So, nun hoffe ich, ich habe ich Ihren Urlaub<br />

gerettet, meiner war das eine Mal leider<br />

dahin.<br />

Aber es ist mir nicht noch einmal passiert.<br />

Beim nächsten Urlaub hatte ich den Schein<br />

dabei <strong>und</strong> der Arzt kam jedes Mal persönlich<br />

ans Bett meines Mannes, um ihn zu<br />

punktieren.<br />

Das war ein gutes Gefühl <strong>und</strong> ein schöner<br />

Urlaub.<br />

Frau Schneider aus Berlin hat<br />

Ihre persönlichen Erlebnisse als<br />

Angehörige vor <strong>und</strong> während der<br />

Dialysebehandlung für Sie<br />

beschrieben in der Hoffnung,<br />

Ihnen zu zeigen, dass Sie nicht<br />

alleine dastehen.<br />

Das ist für das Ehepaar Schneider wichtig:<br />

die Lebensfreude nicht verlieren!<br />

Es kann sein, dass Ihnen<br />

manche Dinge nicht passieren<br />

<strong>und</strong> dafür andere Erfahrungen in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> rücken.<br />

Frau Schneider möchte Ihnen als<br />

Betroffene/n oder Angehörige/n<br />

jedoch einfach Mut machen:<br />

man kann mit der Dialyse leben<br />

- <strong>und</strong> auch glücklich leben.<br />

Weitere Informationen über<br />

<strong>Nieren</strong>funktion, Ursachen <strong>und</strong><br />

Zeichen der <strong>Nieren</strong>erkrankung<br />

sowie deren Behandlung <strong>und</strong> die<br />

Dialyse – vor allem mit Tipps zur<br />

besseren Ernährung finden Sie<br />

im Internet unter<br />

www.meineNiere.de<br />

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