Seniorenzeitung WIR (14/2010) - Arbeit und Leben Bremen eV
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Rente mit 67?<br />
Seite 3<br />
Älteren in den Gewerkschaften in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven<br />
Interview mit<br />
Günter Przibylla<br />
Seite 7<br />
Schlecker-Kampagne<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
Seite 13<br />
Nr. <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 1
2 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Editorial<br />
Inhalt<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>WIR</strong> sind mit der Ausgabe <strong>14</strong> unserer Zeitung wieder da.<br />
Diese Ausgabe beschäftigt sich vor allem mit der ´Rente mit 67‘. Mit verschiedenen Artikeln<br />
<strong>und</strong> Analysen versuchen wir die sogenannte Rentenreform aus Sicht der Erwerbstätigen zu<br />
beleuchten. Vor allem geht es hier um die Auswirkungen der „Reform“ auf die lohnabhängig<br />
Beschäftigten.<br />
Daneben berichten wir über eine Aktion der ver.di-Kollegen/innen bei der Drogerie-Kette<br />
Schlecker. Der Aktion richtete sich gegen die Lohndrückerei <strong>und</strong> die schlechten <strong>Arbeit</strong>sbedingungen.<br />
In dieser Ausgabe freuen wir uns besonders über die vielen Leserbriefe. Eine Zeitung - auch<br />
unsere - lebt vom Echo der Leserinnen <strong>und</strong> Leser. An dieser Stelle wollen wir uns bei allen<br />
bedanken, die uns geschrieben haben.<br />
In eigener Sache<br />
Alle Ausgaben unserer Zeitung „Wir“ sind im Internet als PDF-Dateien einsehbar<br />
(siehe Rückseite).<br />
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen <strong>und</strong> freuen uns wie immer über Eure Anregungen,<br />
Artikel <strong>und</strong> Briefe. Alles Gute im neuen Jahr wünscht Euch die <strong>WIR</strong>-Redaktion.<br />
Rente mit 67? ....................................................................................................................3<br />
Rente mit 67 muss weg! .....................................................................................................6<br />
Interview mit dem Daimler-Kollegen Günter Przibylla ........................................................7<br />
Das kleine Einmaleins der Rente .........................................................................................9<br />
Renteneintrittsalter im internationalen Vergleich <strong>und</strong> andere<br />
Finanzierungsmöglichkeiten der Rente ............................................................................ 10<br />
Ein kleiner Rückblick auf die Rücklage .............................................................................. 11<br />
<strong>Bremen</strong> 1945 bis <strong>2010</strong> - So viel Wandel war nie .................................................................. 12<br />
Schlecker-Kampagne 2009/<strong>2010</strong> ....................................................................................... 13<br />
Flashmob-Aktionen ......................................................................................................... 15<br />
Nullr<strong>und</strong>e für 20 Millionen RentnerInnen .......................................................................... 17<br />
Rauchen für Zement ........................................................................................................ 18<br />
Leserbriefe ..................................................................................................................... 19
Rente mit 67?<br />
Langsam wird’s ernst in Sachen „Rente<br />
mit 67“. Noch im November will die B<strong>und</strong>esregierung<br />
erstmals ihren künftig alle<br />
vier Jahre zu erstattenden Bericht über die<br />
Beschäftigungsentwicklung älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
vorlegen. Mit Verabschiedung<br />
des „Altersgrenzenanpassungsgesetzes“<br />
im Jahre 2007 wurde sie verpflichtet, eine<br />
Einschätzung darüber abzugeben, ob die<br />
Anhebung der Regelaltersgrenze unter Berücksichtigung<br />
der Entwicklung der <strong>Arbeit</strong>smarktlage<br />
sowie der wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> sozialen Situation älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
vertretbar erscheint <strong>und</strong> die getroffenen<br />
gesetzlichen Regelungen bestehen<br />
bleiben können. Denn, so hieß es in der<br />
seinerzeitigen Gesetzesbegründung, „die<br />
Anhebung der Regelaltersgrenze von 65<br />
auf 67 Jahre ab dem Jahre 2012 setzt eine<br />
nachhaltige Verbesserung der Beschäftigungssituation<br />
älterer <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer voraus.“<br />
Worum handelt es sich bei dieser so<br />
genannten Überprüfungsklausel im Rentenrecht?<br />
Ist es ein Junktim, an dem die<br />
vorgesehene Anhebung des Rentenalters<br />
nicht vorbeikommt, oder war es lediglich<br />
ein politisches Placebo, das den Weg ins<br />
Gesetz nur deshalb gef<strong>und</strong>en hat, um die<br />
damaligen Wogen in der Öffentlichkeit<br />
zu glätten? Die Positon der Koalition ist<br />
eindeutig. Ursula von der Leyen (CDU),<br />
die für die Rente zuständige <strong>Arbeit</strong>sministerin,<br />
schiebt die Verantwortung auf<br />
die schwarz-rote Vorgängerregierung <strong>und</strong><br />
sieht keinerlei Handlungsnotwendigkeit:<br />
„Die Entscheidung ist in der letzten Legislatur<br />
gefallen“ ließ sie im August verlauten.<br />
Und ihr parlamentarischer Staatssekretär,<br />
Ralf Brauksiepe (CDU), stellte schon im<br />
Sommer vergangenen Jahres vor dem Parlament<br />
klar: „Es wird dabei bleiben, egal<br />
wie die Beschäftigung Älterer aussieht.“<br />
Während DIE LINKE weiter ohne Wenn<br />
<strong>und</strong> Aber gegen das Projekt ist, halten<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowohl an<br />
der Einführung wie auch am Zeitplan fest.<br />
Bewegt hat sich inzwischen die SPD, die<br />
den Beginn des Stufenprozesses um drei<br />
Jahre von 2012 auf 2015 verschieben will<br />
<strong>und</strong> die das Projekt zudem nur dann für<br />
vertretbar hält, wenn mindestens die Hälfte<br />
der 60- bis unter 65-Jährigen eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung<br />
hat; gleichzeitig aber hält sie am Zieldatum<br />
fest: Abschlagsfreie Rente ab dem Jahre<br />
2029 erst mit 67 Jahren. Wie aber steht es<br />
tatsächlich um die Beschäftigungssituation<br />
der Älteren? Ursula von der Leyen gibt<br />
die Optimistin: „In den letzten fünf Jahren<br />
ist der Anteil der 60- bis 64-Jährigen<br />
in <strong>Arbeit</strong> um zwölf Prozentpunkte auf inzwischen<br />
40 Prozent gestiegen. (...) Dieser<br />
deutliche Trend wird anhalten“ - so zitiert<br />
sie die Rheinische Post vom 10. August.<br />
Die Ministerin beruft sich hierbei auf<br />
den Anteil aller Erwerbstätigen in der<br />
Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren. Die<br />
Durchschnittsbildung von fünf Geburtsjahrgängen<br />
wie auch der Bezug auf die<br />
sogenannte Erwerbstätigenquote verdunkeln<br />
allerdings mehr, als dass sie die Beschäftigungssituation<br />
der Älteren erhellen<br />
könnten. Was sagt die durchschnittliche<br />
Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen<br />
über die Beschäftigungssituation<br />
der 63- oder 64-Jährigen aus? Nichts. Von<br />
Letzteren waren 2008 gerade mal 26,2%<br />
(63 Jahre) bzw. 21,3% (64 Jahre) erwerbstätig.<br />
Gerade am „äußeren Rand“, also<br />
in den letzten Jahren vor Erreichen der<br />
heutigen Regelaltersgrenze von 65 Jahren,<br />
liegt die Erwerbstätigenquote noch einmal<br />
deutlich unterhalb des Durchschnittswertes.<br />
Nur wenn Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
auch in den letzten zwei, drei Jahren<br />
vor Erreichen der Regelaltersgrenze<br />
ausreichend vorhanden sind, könnte über<br />
Johannes Steffen,<br />
Referat Sozialpolitik,<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />
Foto: Hugo Köser<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 3
4 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
eine Anhebung der Altersgrenze nachgedacht<br />
werden – dann aber wäre die ganze<br />
Debatte womöglich erst recht unnötig <strong>und</strong><br />
überflüssig.<br />
Zudem ist die Erwerbstätigenquote ein<br />
völlig ungeeigneter Indikator für die Abbildung<br />
der Beschäftigungssituation älterer<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmer. Mit dem Merkmal „Erwerbstätigkeit“<br />
werden im Mikrozensus<br />
des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes nämlich<br />
alle Personen erfasst, die in der Berichtswoche<br />
(Befragungszeitraum) mindestens<br />
eine St<strong>und</strong>e gearbeitet haben. Eine Beschäftigung<br />
im Umfang von einer St<strong>und</strong>e<br />
wöchentlich kann aber nicht ernsthaft<br />
als angemessene Alterserwerbstätigkeit<br />
angesehen werden. Zudem erfasst die Erwerbstätigenquote<br />
auch Selbständige <strong>und</strong><br />
mithelfende Familienangehörige; die aber<br />
können zur Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung<br />
älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
nichts beitragen. Einen <strong>Arbeit</strong>nehmerstatus<br />
hatten von den älteren Beschäftigten<br />
im Jahre 2008 nur 19,2% (63 Jahre) bzw.<br />
15,2% (64 Jahre). Auch der <strong>Arbeit</strong>nehmer-<br />
Michael, Ardush, Thimo<br />
status alleine sagt allerdings wenig aus,<br />
da er u.a. auch die Mini-Jobber umfasst.<br />
Eine akzeptable Messlatte bieten daher<br />
nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse,<br />
mit denen auch nennenswerte<br />
Rentenanwartschaften erworben<br />
werden können.<br />
Ende des Jahres 2009 waren laut B<strong>und</strong>esagentur<br />
für <strong>Arbeit</strong> in der Altersgruppe<br />
der 60- bis 64-Jährigen rd. eine Million<br />
Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt;<br />
das entsprach einer Beschäftigungsquote<br />
von 24,2%. Hierbei ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Quote auch <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen<br />
umfasst, die sich bereits<br />
in der Freistellungsphase der Altersteilzeit<br />
befinden (Block-Modell) <strong>und</strong> damit<br />
faktisch nicht mehr berufstätig sind. Im<br />
Jahre 2008 waren dies mehr als ein Drittel<br />
der sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />
Älteren. Dennoch sackt auch beim<br />
Indikator „sozialversicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung“ die durchschnittliche Beschäftigungsquote<br />
deutlich ab, je dichter<br />
die betrachtete Altersgruppe an der heuti-
gen Regelaltersgrenze liegt – auf gut 17%<br />
bei den 63-Jährigen bzw. nur noch rd.<br />
8% bei den 64-Jährigen. Und schließlich<br />
befanden sich Ende 2009 nur 12,5% (63<br />
Jahre) bzw. 5,7% (64 Jahre) in einer sozialversicherungspflichtigenVollzeitbeschäftigung.<br />
Angesichts der Erwerbssituation älterer<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerinnen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer ist<br />
das Projekt „Rente mit 67“ sozial- <strong>und</strong> beschäftigungspolitisch<br />
unverantwortlich.<br />
– Und: Zur Sicherung der Rentenfinanzen<br />
ist es auch nicht erforderlich. Verglichen<br />
mit der Beibehaltung der heutigen Rechtslage<br />
in Sachen Altersgrenzen führen die<br />
Maßnahmen des „Altersgrenzenanpassungsgesetzes“<br />
zu einer Minderung des<br />
Beitragssatzes zur Rentenversicherung im<br />
Jahre 2030 um ganze 0,5%-Punkte; das<br />
sind 0,25%-Punkte für <strong>Arbeit</strong>nehmer <strong>und</strong><br />
0,25%-Punkte für <strong>Arbeit</strong>geber – ein Anstieg,<br />
der für beide Seiten verkraftbar sein<br />
dürfte, um die abschlagsfreie Rente auch<br />
künftig ab vollendetem 65. <strong>Leben</strong>sjahr zu<br />
garantieren. Im Jahre 2006 glänzte der damalige<br />
<strong>Arbeit</strong>sminister Franz Müntefering<br />
(SPD) in der Debatte um die Rente mit 67<br />
mit dem Spruch: »Wir leben länger, arbei-<br />
ten aber nicht länger, sondern insgesamt<br />
eher kürzer. Und da muss man gar nicht<br />
Mathematiker sein, da reicht halt Volksschule<br />
Sauerland, um zu wissen: Kann<br />
nich‘ hinhauen.« – Doch, haut hin. Denn<br />
während die Zahl der Esser über die kommenden<br />
Jahrzehnte vorausichtlich kontinuierlich<br />
schrumpft, wird der Kuchen<br />
(Wertschöpfung) Jahr für Jahr größer, so<br />
dass auf jeden Esser rein rechnerisch ein<br />
größeres Stück entfällt. Rein rechnerisch<br />
wohlgemerkt – denn auch die Ausgestaltung<br />
des Sozialstaats ist <strong>und</strong> bleibt eine<br />
Verteilungsfrage.<br />
Johannes Steffen,<br />
Referat Sozialpolitik,<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerkammer <strong>Bremen</strong><br />
Fotos: Hugo Köser<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 5
6 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Rente mit 67 muss weg!<br />
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert:<br />
Schluss mit dem Rentenunsinn!“<br />
Wolfgang Jägers, Regionalleiter der IG<br />
BAU Weser-Ems<br />
Ältere Menschen haben nicht nur in der<br />
Krise weniger Chancen auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />
Es ist so, dass viele Bauarbeiter das<br />
Rentenalter 65 nicht erreichen. Im Westen<br />
liegt der Schnitt bei 59 Jahren, im Osten<br />
bei 57 Jahren. Und die Leute gehen nicht,<br />
weil sie keine Lust mehr haben oder genug<br />
Geld gespart haben, sondern weil sie sich<br />
kaputt malocht haben. Die Rente, die sie<br />
dann bekommen, ist mit im Durchschnitt<br />
662,00 Euro schon jetzt viel zu knapp!<br />
Die Rente mit 67 wirkt also als Programm<br />
der Rentensenkung, weil, wer früher<br />
geht oder gehen muss, mit Abzügen bestraft<br />
wird. Altersarmut wird im reichen<br />
Deutschland weiter zunehmen. Das ist<br />
eine Schande für unseren Staat.<br />
Die IG BAU hat die Entscheider aus dem<br />
B<strong>und</strong>estag eingeladen, sich mal auf der<br />
Baustelle über die <strong>Arbeit</strong>sbedingungen zu<br />
informieren. <strong>Arbeit</strong> bei Wind <strong>und</strong> Wetter,<br />
schwere Lasten, Staub, Lärm, hohes<br />
Unfallrisiko sind schon schlimm genug.<br />
Wer nicht mehr kann, darf nicht durch zu<br />
enge Zugangskriterien zur Erwerbsminderungsrente<br />
in die Armutsfalle gelangen<br />
<strong>und</strong> in Hartz IV abrutschen. Erwerbsgeminderte<br />
gehören vor Altersarmut geschützt.<br />
Deshalb brauchen wir eine Verbesserung<br />
beim Zugang zur Erwerbsminderungsrente<br />
<strong>und</strong> eine Erhöhung dieser Rente.<br />
Fazit: Rente mit 67 ist unsozial, ungerecht<br />
<strong>und</strong> schafft Armut. Weg damit!
Interview mit dem Daimler-Kollegen<br />
Günter Przibylla<br />
Was hast du nach der Schule gelernt?<br />
Nach meinem Hauptschulabschluss<br />
habe ich 1969 am 1. August eine Lehre<br />
bei H. Dewers Maschinenbau als Modell-<br />
Tischler angefangen. Nach der Lehre arbeitete<br />
ich noch neun Monate in der Firma.<br />
Danach bin ich für zwei Jahre zum<br />
B<strong>und</strong>esgrenzschutz gegangen. Freiwillig.<br />
Ich bin anschließend wieder in der Firma<br />
H. Dewers angefangen, bis Mercedes auf<br />
den Plan kam.<br />
Warum kam Mercedes auf den Plan?<br />
Eigentlich wollte ich da gar nicht anfangen,<br />
aber ich sah, dass aus der Firma<br />
Dewers immer mehr Geld herausgezogen<br />
wurde <strong>und</strong> keine Modernisierung in der<br />
Gießerei stattfand. Daraufhin habe ich<br />
mich bei Mercedes beworben. Eigentlich<br />
hatte mein Bruder ein Vorstellungsgespräch<br />
bei Mercedes, aber mich wollten sie<br />
haben, weil ich nicht so oft die Firma gewechselt<br />
hatte, sondern immer stammtreu<br />
war. Ich war fast neun Jahre bei Dewers.<br />
Sie haben mir ein Angebot gemacht:<br />
Ich habe damals (1978) bei Dewers<br />
DM 11,27 verdient. Daimler legte gleich<br />
los mit DM <strong>14</strong>,77 <strong>und</strong>, wenn ich fertig wäre<br />
mit meiner sechswöchigen Probezeit <strong>und</strong><br />
sie zufrieden mit mir wären, haben sie mir<br />
DM 16,67 genannt. Das war natürlich ein<br />
ganz anderer Schnack als DM 11, 27.<br />
Ich habe mich mit meiner Frau unterhalten.<br />
Sie hat gesagt: „Es gibt bei Daimler<br />
Früh- <strong>und</strong> Spätschicht, das musst du<br />
selber entscheiden.“ Bei Dewers war um<br />
16:15 Uhr Feierabend. Ich habe nicht lange<br />
überlegt, Daimler ist ja ein sicherer <strong>Arbeit</strong>geber.<br />
Betriebsrente haben sie mir angeboten,<br />
als ich meinen Vertrag unterschrieb.<br />
Was war deine erste Tätigkeit bei<br />
Daimler?<br />
Ich begann in Halle 3 als Fertigsteller,<br />
das heißt die „Lack-Läufer“ wegmachen,<br />
ein bisschen nachlackieren mit der Spritzpistole<br />
oder mit dem Pinsel ganz fein nachziehen,<br />
so dass man nichts sehen konnte.<br />
Man hat dann überpoliert, nachdem die<br />
Stelle trocken war. Und dann hat man das<br />
auch nichts mehr gesehen.<br />
Drei Jahre später wurden Modelltischler<br />
gesucht. Über fünf Jahre war ich in der<br />
Günter Przibylla ist<br />
1954 in Güstrow in Mecklenburg<br />
geboren. Er ist der<br />
älteste von fünf Geschwistern.<br />
Er ist verheiratet <strong>und</strong><br />
Vater von drei erwachsenen<br />
Töchtern. Mit sechs<br />
Jahren kam er mit seinen<br />
Eltern in den Westen. Seine<br />
väterlichen Vorfahren<br />
lebten in Gleiwitz/Oberschlesien.<br />
Die Familie der<br />
Mutter stammt aus Ostpreußen<br />
<strong>und</strong> kam 1945 als<br />
Flüchtlinge nach Mecklenburg.<br />
Nach 1945 änderten<br />
die polnischen Behörden<br />
den Namen der Familie ins<br />
polnische Przibyilla (vorher<br />
Schiebilla).<br />
1952 konnten sie Polen<br />
Richtung Mecklenburg verlassen.<br />
In einer gewagten<br />
Flucht verließen die Eltern<br />
von Günter Przibylla zwei<br />
Tage vor dem Mauerbau<br />
1961 die DDR mit einem<br />
Motorrad <strong>und</strong> drei Kindern<br />
im Beiwagen. <strong>Bremen</strong><br />
wurde die neue Heimat der<br />
Familie. Günter Przibylla<br />
arbeitet seit 1.9.1978 bei<br />
Daimler. Nach der Rentenreform<br />
muss er bis 65 Jahre<br />
<strong>und</strong> 7 Monate arbeiten,<br />
um Rente zu bekommen.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 7
Ich sag‘ mal ganz ehrlich,<br />
mit 67 in Rente gehen,<br />
also, wenn man in der<br />
Automobilproduktion arbeitet,<br />
das schafft keiner.<br />
Ich sehe das bei unserem<br />
Meister, dem Herrn V., der<br />
liegt auf dem Osterholzer<br />
Friedhof - mit 53 Jahren.<br />
8 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Modell-Tischlerei tätig, bis wegen eines<br />
Brandes in der Tischlerei <strong>und</strong> Daimler die<br />
Modelltischlerei abschaffte <strong>und</strong> ich wieder<br />
in Halle 1 eingesetzt wurde. Danach zehn<br />
Jahre in Halle 8 bei der Hohlraumkonservierung<br />
<strong>und</strong> als Anlagenwart.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Von 28 <strong>Arbeit</strong>splätzen sind acht geblieben.<br />
Durch die Roboter-Modernisierung<br />
kam ich wieder in die Halle 1. Ich bin immer<br />
noch in Halle 1 <strong>und</strong> habe da vielseitige<br />
Tätigkeiten. Hauptsächlich hängen<br />
wir alle Auto-Anbauteile, wie Motorhaube,<br />
Heckdeckel, Türen, Kotflügel u.a. auf<br />
Haken, damit sie im Tauchbecken hin <strong>und</strong><br />
her schwingen können, genau wie die Autokarossen<br />
auch, die fahren da durch <strong>und</strong><br />
werden mit Lack aus dem Tauchbecken beschichtet.<br />
Du bist jetzt 32 Jahre bei Daimler <strong>und</strong><br />
hättest noch 9 1/2 Jahre bis zur Rente?<br />
Ich kann mir nicht vorstellen noch 9 1/2<br />
Jahre knüppeln zu müssen. Irgendwann ist<br />
auch das Ende der Fahnenstange erreicht.<br />
Ich sag‘ mal ganz ehrlich, mit 67 in Rente<br />
gehen, also, wenn man in der Automobilproduktion<br />
arbeitet, das schafft keiner. Ich<br />
sehe das bei unserem Meister, dem Herrn<br />
V., der liegt auf dem Osterholzer Friedhof<br />
- mit 53 Jahren. Er war drei Jahre jünger<br />
als ich. Letztes Jahr ist das passiert: Spätschicht<br />
beendet, Herzinfarkt <strong>und</strong> weg.<br />
Wie soll es dann weiter gehen?<br />
Ich würde mir wünschen, dass sie jetzt<br />
eine Regelung finden, früher in Rente gehen<br />
zu können. Die <strong>Arbeit</strong>sbelastung wird<br />
immer mehr <strong>und</strong> das Geld wird weniger.<br />
Die Schichtarbeit im Alter wird auch immer<br />
schwieriger. Mit 60 werde ich 45 Jahre<br />
in die Rentenkasse eingezahlt haben.<br />
Was würdest du privat machen, wenn<br />
du früher in Rente gehen könntest?<br />
Auf keinen Fall würde ich wieder arbeiten<br />
gehen. Dann gehe ich meinen Hobbys<br />
nach. Ich bin leidenschaftlicher Angler <strong>und</strong><br />
muss endlich wieder meine Briefmarken<br />
sortieren, auf den neuesten Stand bringen.<br />
Mich mit meinem Fahrrad beschäftigen.<br />
Ich repariere für die Nachbarn die Fahrräder.<br />
Zu tun habe ich immer. Holzmässig<br />
habe ich die handwerklichen Fähigkeiten<br />
immer noch. Ab <strong>und</strong> zu restauriere ich<br />
eine Lampe aus den Vorkriegsjahren. Oder<br />
ich mache eine Puppenstube wieder fertig,<br />
die auch aus frühen Zeit stammt.<br />
Macht dir die Zeit ohne Tätigkeit im<br />
Betrieb keine Angst?<br />
Bestimmt nicht. Ich habe so viel um<br />
die Ohren. Ich spiele mit dem Gedanken<br />
wieder nach Mecklenburg zurückzugehen<br />
- da lebt mein Bruder - <strong>und</strong> dort ein<br />
kleines Häuschen zu bauen oder zu restaurieren.<br />
Dann habe ich genug zu tun, wenn<br />
ich etwas Viehzeug um mich herum habe.<br />
Das schwebt mir in meinen Gedanken vor.<br />
Meine sieben Enkelkinder sollen einen fitten<br />
Opa haben.<br />
Interview: <strong>WIR</strong>-Redaktion
Das kleine Einmaleins der Rente<br />
Mit einer einfachen Multiplikation lässt sich der spätere Rentenanspruch errechnen.<br />
Bad Homburg (sth). Entgeltpunkte,<br />
Zugangsfaktor, Rentenartfaktor, aktueller<br />
Rentenwert: Das sind die Zutaten, aus<br />
denen die spätere Rente wird. Was auf den<br />
ersten Blick noch wie ein Buch mit sieben<br />
Siegeln wirkt, ist in Wirklichkeit nicht<br />
mehr als eine einfache Rechnung. Seit wenigen<br />
Wochen ist klar, dass die derzeit gültigen<br />
Werte statt bis zur Mitte dieses Jahres<br />
nun bis zum 30. Juni 2011 weiter gelten.<br />
Den größten Einfluss auf die Höhe<br />
der Rente hat die Zahl der so genannten<br />
Entgeltpunkte, die man im Laufe seines<br />
Erwerbslebens gesammelt hat. Dazu wird<br />
für jedes (Kalender-)Jahr der persönliche<br />
Jahresbruttoverdienst mit dem Durchschnittsverdienst<br />
aller Versicherten in diesem<br />
Jahr verglichen. Wer im Jahr <strong>2010</strong> also<br />
genau durchschnittlich verdient - das sind<br />
geschätzte 32.003 Euro -, bekommt dafür<br />
einen (1,0) Entgeltpunkt, bei höherem<br />
oder niedrigerem Verdienst entsprechend<br />
mehr oder weniger. Mehr als r<strong>und</strong> zwei<br />
Entgeltpunkte pro Jahr gibt‘s jedoch auf<br />
keinen Fall. Gr<strong>und</strong>: Wer mehr als 66.000<br />
Euro pro Jahr verdient, muss für den darüber<br />
liegenden Teil keine Beiträge mehr<br />
bezahlen, bekommt dafür aber auch keine<br />
Rente.<br />
Mit dem Zugangsfaktor wird die Rente<br />
an das Alter zum Rentenbeginn angepasst.<br />
Wer mit 65 Jahren (schwerbehinderte<br />
Menschen: mit 63 Jahren) in Rente<br />
geht, hat einen Zugangsfaktor von 1,0. Bei<br />
einem vorzeitigen Rentenbeginn fällt der<br />
Zugangsfaktor jedoch geringer aus. Er<br />
beträgt zum Beispiel 0,964, wenn man bereits<br />
mit 64 Jahren in den Ruhestand geht.<br />
Gr<strong>und</strong> ist der fällige Rentenabschlag von<br />
3,6 Prozent. Der Zugangsfaktor sinkt dadurch<br />
um 0,036.<br />
Rentenartfaktor hängt von Sicherungsfunktion<br />
der Rentenart ab<br />
Der Rentenartfaktor richtet sich nach<br />
der Funktion der Rente, die der Versicherte<br />
erhält. Eine Altersrente oder Rente<br />
wegen voller Erwerbsminderung hat den<br />
Rentenartfaktor 1,0, weil sie das frühere<br />
Einkommen ersetzen soll. Bei anderen<br />
Renten liegt der Rentenartfaktor darunter<br />
- zum Beispiel bei 0,55 für eine große Witwen-<br />
oder Witwerrente.<br />
Über den aktuellen Rentenwert<br />
schließlich nehmen die Rentnerinnen <strong>und</strong><br />
Rentner an der durchschnittlichen Einkommensentwicklung<br />
der <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
teil. Derzeit beträgt dieser Wert 27,20 Euro<br />
in den alten <strong>und</strong> 24,13 Euro in den neuen<br />
B<strong>und</strong>esländern. So viel Rente gibt es im<br />
Alter pro Monat für einen Entgeltpunkt.<br />
Auf der Basis der genannten Faktoren<br />
ergibt sich daraus folgende Rentenformel<br />
für einen so genannten Standardrentner in<br />
den alten B<strong>und</strong>esländern: 45 (Jahre) x 1,0<br />
(Zugangsfaktor) x 1,0 (Rentenartfaktor) x<br />
27,20 Euro (aktueller Rentenwert) = 1.224<br />
Euro Bruttomonatsrente. Um seine ausgezahlte<br />
Nettorente zu erhalten, muss der<br />
Rentner davon jetzt nur noch seinen Beitragsanteil<br />
zur Krankenversicherung (7,9<br />
Prozent) sowie den Pflegeversicherungsbeitrag<br />
von 1,95 Prozent (Kinderlose: 2,2<br />
Prozent) abziehen.<br />
Stefan Thissen<br />
Quelle:<br />
ihre-vorsorge.de: Eine Initiative der Regionalträger<br />
der Deutschen Rentenversicherung <strong>und</strong><br />
der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See<br />
<strong>14</strong>.09.10<br />
Was auf den ersten Blick<br />
noch wie ein Buch mit sieben<br />
Siegeln wirkt, ist in<br />
Wirklichkeit nicht mehr als<br />
eine einfache Rechnung.<br />
Seit wenigen Wochen ist<br />
klar, dass die derzeit gültigen<br />
Werte statt bis zur<br />
Mitte dieses Jahres nun bis<br />
zum 30. Juni 2011 weiter<br />
gelten.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 9
Renteneintrittsalter im<br />
internationalen Vergleich <strong>und</strong> andere<br />
Finanzierungsmöglichkeiten der Rente<br />
Die „Legalisierung“ <strong>und</strong><br />
bessere Bezahlung dieser<br />
Beschäftigten würden<br />
eine zusätzliche Quelle<br />
für die Finanzierung der<br />
Rentenkassen bedeuten.<br />
Einen ähnlichen Effekt<br />
würde die bessere Ausbildung<br />
der Erwerbstätigen<br />
bringen. Bessere Ausbildung<br />
bedeutet auch Produktivität.<br />
10 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Die Initiative der Sarkozy-Regierung<br />
in Frankreich das Rentenalter auf 62 zu<br />
erhöhen <strong>und</strong> die folgenden Proteste der<br />
<strong>Arbeit</strong>erschaft in Frankreich haben die<br />
Diskussion um das Renteneintrittsalter<br />
europaweit angeheizt. In vielen europäischen<br />
Ländern, wie den Niederlanden,<br />
Deutschland, Norwegen, Dänemark <strong>und</strong><br />
Spanien, wurde das Rentenalter längst auf<br />
67 Jahren angehoben, wenn auch diese<br />
Heraufsetzungen erst in den kommenden<br />
Jahren in Kraft treten werden. Die französische<br />
Regierung hatte auch genau darauf<br />
gesetzt: Druck auf die französischen<br />
Lohnabhängigen durch das Renteneintrittsalter<br />
in anderen europäischen Staaten<br />
auszuüben.<br />
Aber Sarkozy & Co. führten noch mehr<br />
im Schilde. Sie wollten nebenbei auch das<br />
Alter, von dem an man in Frankreich volle<br />
Rente bezieht, von derzeit 65 auf 67 Jahre<br />
erhöhen. Die Franzosen bekommen nämlich<br />
nur dann die volle Rente vor 65 Jahren<br />
(jetzt 67 Jahren), wenn sie 41 Jahre (jetzt<br />
41,5 Jahre) in die Rentenkasse eingezahlt<br />
haben. Das sind aber die wenigsten Erwerbstätigen<br />
in Frankreich.<br />
Bei dem tatsächlichen Renteneintrittsalter<br />
konnten die Franzosen bis vor<br />
kurzem drei Jahre kürzer arbeiten als die<br />
deutschen Erwerbstätigen, aber fast genauso<br />
lange wie die Österreicher.<br />
Andere Möglichkeiten der Rentenfinanzierung<br />
Zurzeit diskutiert auch die Europäische<br />
Kommission über längere <strong>Leben</strong>sarbeitszeiten.<br />
Das Argument ist immer die<br />
Alterung der Gesellschaft, d. h. der demografische<br />
Wandel. Das Argument ist, dass<br />
heute vier Erwerbstätige einen Rentner finanzieren,<br />
aber in 50 Jahren zwei Erwerbstätige<br />
einen Rentner finanzieren müssen,<br />
so die „<strong>Leben</strong>sarbeitszeit-Erhöher.“<br />
Viele Experten finden diese Rechnung<br />
zu einfach <strong>und</strong> falsch. Sie weisen darauf<br />
hin, dass die <strong>Arbeit</strong>sproduktivität in den<br />
letzten Jahrzehnten enorm gestiegen ist<br />
<strong>und</strong> dadurch ein <strong>Arbeit</strong>er heute wesentlich<br />
mehr schafft als vor 30 Jahren. Und wenn<br />
die Erwerbsbeteiligung der vielen <strong>Arbeit</strong>ssuchenden<br />
<strong>und</strong> Frauen steigt, wird in<br />
die Rentenkassen viel mehr Geld fließen.<br />
Dazu muss man auch die vielen Menschen<br />
zählen, die ohne Papiere <strong>und</strong> Sicherheit in<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik arbeiten müssen. Die<br />
sogenannten Papierlosen. Deren Zahl wird<br />
in Deutschland auf mehrere H<strong>und</strong>erttausend<br />
geschätzt. Die „Legalisierung“ <strong>und</strong><br />
bessere Bezahlung dieser Beschäftigten<br />
würden eine zusätzliche Quelle für die Finanzierung<br />
der Rentenkassen bedeuten.<br />
Einen ähnlichen Effekt würde die bessere<br />
Ausbildung der Erwerbstätigen bringen.<br />
Bessere Ausbildung bedeutet auch Produktivität.<br />
<strong>WIR</strong>-Redaktion
Ein kleiner Rückblick<br />
auf die Rücklage<br />
Das Bismarcksche Reichsgesetz über<br />
die Invaliditäts- <strong>und</strong> Alterssicherung von<br />
1889 war zwar von Anfang an als Vorsorge<br />
konzipiert. Was aber heraus kam, war lediglich<br />
eine Beihilfe für Notlagen, die im<br />
Wesentlichen auf Invalidität abgestellt war<br />
<strong>und</strong> die Frage der Alterssicherung kaum<br />
berücksichtigte, denn in den Genuss einer<br />
Rente, welche knapp einem Sechstel<br />
des damaligen Einkommens entsprach,<br />
kamen die unselbstständig Beschäftigten<br />
erst ab dem 70 <strong>Leben</strong>sjahr, wenn sie es<br />
denn erreichten. Erst 1916 wurde die Rentenaltersgrenze<br />
von 70 auf 65 Jahre herabgesetzt.<br />
Die gesetzliche Rentenversicherung<br />
war zwar weit davon entfernt, den vorherigen<br />
<strong>Leben</strong>sstandard im Alter zu garantieren,<br />
sie war mehr als ein kleines Zubrot,<br />
doch bewirkte sie deutlich einen Rückgang<br />
der Erwerbstätigkeit im Alter. Waren zur<br />
Jahrh<strong>und</strong>ertwende noch 70% der unselbstständig<br />
Beschäftigten erwerbstätig, so waren<br />
es 1925 schon weniger als die Hälfte,<br />
die nach dem 65 <strong>Leben</strong>sjahr noch arbeiteten.<br />
Neben den Alterseinkünften waren<br />
aber dennoch die meisten lohnabhängig<br />
Beschäftigten auf die Leistungen der eigenen<br />
Kinder <strong>und</strong> im Notfall auf staatliche<br />
<strong>und</strong> andere Fürsorge angewiesen.<br />
Die Unterstützungsfunktion der Rente<br />
basierte im Wesentlichen auf Ansparen.<br />
Dieses Prinzip der Rentenfinanzierung<br />
über Rücklagen aber hat kaum jemals<br />
richtig funktioniert. Bereits nach der ersten<br />
Hyperinflation (1921) begann der<br />
Staat die Rentenkassen mit Steuermitteln<br />
aufzufüllen. Dieses System wurde bis in<br />
die 50er Jahre des zurückliegenden Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
beibehalten. Mangels Rücklagen,<br />
bzw. durch Zweckentfremdung der Rentenkassen<br />
in der NS-Zeit wurden die Renten<br />
zeitweise bis zu 50% aus Steuermitteln<br />
finanziert. Die politischen Rechenspiele<br />
aus eingehenden Beiträgen <strong>und</strong> Steuermitteln,<br />
wie wir es von heute kennen, begleitet<br />
die Frage Finanzierung der Sozialsysteme<br />
mehr oder weniger von Anbeginn an.<br />
Mit der Rentenreform 1957 erfolgte<br />
der Übergang zum System der noch heute<br />
bestehenden Umlagefinanzierung. Statt<br />
Rücklagen zu bilden, wurden die Einnahmen<br />
(<strong>Arbeit</strong>geber- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerbeiträge)<br />
direkt für Rentenzahlungen verwendet.<br />
Dieser Schritt ermöglichte eine<br />
sofortige, deutliche Rentenerhöhung <strong>und</strong><br />
fortan eine dynamische Anpassung der<br />
Rentenhöhe an die Bruttolohnentwicklung.<br />
Die damals wesentlichen Argumente<br />
für das neue System waren, dass kein Kapitalvermögen<br />
existiert, das durch Kriege<br />
oder Weltwirtschaftskrisen vernichtet<br />
werden kann. Voraussetzung war, dass<br />
genügend neue, d.h. junge Beitragszahler<br />
vorhanden waren.<br />
Mit der Dynamisierung der Renten<br />
durch die Anpassung an die Lohnentwicklung<br />
(„Die Renten folgen den Bruttolöhnen“)<br />
reichten die Renten bzw. Pensionen<br />
für die Mehrzahl der Versicherten<br />
nun erstmals aus, um daraus den <strong>Leben</strong>sunterhalt<br />
bestreiten zu können. Zur Gesetzlichen<br />
Rentenversicherung hinzu kam<br />
eine Vielzahl von Zusatzversicherungsmöglichkeiten,<br />
die zusätzliche Einkünfte<br />
im Alter garantierten. Das lohn -<strong>und</strong><br />
beitragsbezogene Versicherungssystem<br />
hat zwar für alle Menschen eine finanzielle<br />
Absicherung gebracht, hat aber auch<br />
die Schere zwischen den einzelnen Einkommens-<br />
<strong>und</strong> Vermögensklassen weiter<br />
geöffnet. Denn es setzt nicht nur ein gutes<br />
Einkommen voraus, sondern auch die<br />
Existenz nachfolgender Generationen,<br />
deren Angehörige versicherungspflichtig<br />
tätig sind <strong>und</strong> vor allem ausreichend Beiträge<br />
zahlen.<br />
<strong>WIR</strong>/ Redaktion<br />
Rente seit Bismarck<br />
Mit der Rentenreform 1957<br />
erfolgte der Übergang zum<br />
System der noch heute bestehendenUmlagefinanzierung.<br />
Statt Rücklagen<br />
zu bilden, wurden die Einnahmen<br />
(<strong>Arbeit</strong>geber- <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerbeiträge) direkt<br />
für Rentenzahlungen<br />
verwendet. Dieser Schritt<br />
ermöglichte eine sofortige,<br />
deutliche Rentenerhöhung<br />
<strong>und</strong> fortan eine dynamische<br />
Anpassung der<br />
Rentenhöhe an die Bruttolohnentwicklung.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 11
Vom 26. September <strong>2010</strong> bis 13. März 2011 zeigt<br />
das Focke-Museum die Sonderausstellung<br />
„<strong>Bremen</strong> 1945 bis <strong>2010</strong> - So viel Wandel war nie“.<br />
12 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
<strong>Bremen</strong> 1945 bis <strong>2010</strong><br />
So viel Wandel war nie<br />
Die Ausstellung erzählt die Geschichte<br />
<strong>Bremen</strong>s in den letzten 65 Jahren, wie<br />
aus den Trümmern der Nazi-Zeit in den<br />
1950er <strong>und</strong> 1960er Jahren eine prosperierende<br />
Stadt mit demokratischen Verhältnissen<br />
<strong>und</strong> sozialem Fortschritt aufgebaut<br />
wurde; wie in den bewegten Jahren nach<br />
1968 ein Aufbruch zu mehr Partizipation<br />
mit großen Veränderungen von <strong>Leben</strong>sweise<br />
<strong>und</strong> Kultur stattfand; wie <strong>Bremen</strong><br />
seit den 1980er Jahren in tiefe Krisen <strong>und</strong><br />
Umbrüche geriet, die durch den Niedergang<br />
klassischer Industrien <strong>und</strong> den Wandel<br />
in den Häfen, durch gewaltige Finanzprobleme,<br />
durch Massenarbeitslosigkeit<br />
<strong>und</strong> neue soziale Spaltungen gekennzeichnet<br />
sind, <strong>und</strong> wie versucht wird, durch<br />
neue Industrien <strong>und</strong> Dienstleistungsbranchen<br />
die Zukunft zu sichern.<br />
Die Ausstellung zeigt den Wandel von<br />
1945 bis <strong>2010</strong> an unterschiedlichsten Gegenständen,<br />
Bildern, Filmen <strong>und</strong> Hördokumenten.<br />
Das reicht von den <strong>Leben</strong>smittelkarten<br />
<strong>und</strong> der Schreibtischgarnitur<br />
Wilhelm Kaisens aus der Nachkriegszeit<br />
über einen Lloyd <strong>und</strong> eine Juke-Box aus<br />
den 1950ern bis zum Minirock der 1960er.<br />
Die industrielle Entwicklung wird an Maschinen-,<br />
Schiffs- <strong>und</strong> Raketenmodellen<br />
deutlich. Plakate, Statistiken <strong>und</strong> Filme<br />
dokumentieren die politische <strong>und</strong> soziale<br />
Entwicklung. Die Veränderungen in der<br />
<strong>Leben</strong>sweise lassen sich an Alltagsgegenständen<br />
– von der Antibabypille bis zum<br />
Handy – nachvollziehen. Eine kleine Galerie<br />
zeigt Gemälde zum Wiederaufbau <strong>Bremen</strong>s<br />
<strong>und</strong> auf 31 leuchtenden Meilensteinen<br />
wird die Chronologie dieser 65 Jahre<br />
abgehandelt.
Schlecker-Kampagne 2009/<strong>2010</strong><br />
Was haben ver.di Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen damit zu tun?<br />
Erfolgreiche Tarifverträge für Schlecker-Beschäftigte<br />
- mit Wermutstropfen<br />
- Schlecker ist aus den Schlagzeilen raus.<br />
Die skandalöse Zusammenarbeit mit der<br />
Leiharbeitsfirma „Meniar“ ist nach vielfältigen<br />
Protesten von gewerkschaftlicher<br />
<strong>und</strong> politischer Öffentlichkeit im Frühjahr<br />
dieses Jahres beendet worden. Die<br />
mit Schlecker am 31. Mai vereinbarten<br />
Tarifverträge für AS Schlecker <strong>und</strong> Schlecker<br />
XL drücken aus, dass der öffentliche<br />
Druck zu diesen Vereinbarungen geführt<br />
hat.<br />
Diese verbessern die Situation von<br />
Kolleginnen bei Filialschließungen <strong>und</strong><br />
Umwandlung in XL-Märkte, Versetzungen<br />
usw. Darüber hinaus wurden die<br />
Lohn- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sbedingungen für die<br />
Kolleginnen in den Märkten der Schlecker<br />
XL-GmbH geregelt. Für sie gilt nun der<br />
jeweilige Einzelhandels-Tarifvertrag in<br />
Baden-Württemberg. XL-Betriebe fallen<br />
unter die Zuständigkeit der bestehenden<br />
Betriebsräte.<br />
Wir als GewerkschafterInnen wissen,<br />
dass Tarifverträge die Kräfteverhältnisse<br />
zum Zeitpunkt ihres Abschlusses festhalten.<br />
Und – sie müssen in der Praxis umgesetzt<br />
werden. Den „Herr im Hause“-Standpunkt<br />
gibt Schlecker auch nach Abschluss<br />
eines Tarifvertrages nicht auf. Wo Kolleginnen<br />
nicht den nötigen Mut aufbringen,<br />
ihre Rechte einzufordern <strong>und</strong> sich dafür<br />
Unterstützung von Betriebsrat <strong>und</strong> ver.di<br />
zu holen, bleiben die Tarifverträge ein<br />
Stück Papier. Ver.di Handel bietet deshalb<br />
eine Info-Veranstaltung zu den Tarifverträge<br />
an.<br />
Die Verträge zur Beschäftigungssicherung<br />
bei Schließungen <strong>und</strong> der Sozialtarifvertrag<br />
bei unvermeidbaren Kündigungen<br />
stärken die Position der fest angestellten<br />
Kolleginnen, helfen aber nicht den zahlreichen<br />
Kolleginnen in befristeten <strong>und</strong><br />
in den 400-Euro-Jobs, Aushilfskräften,<br />
die nicht in deren Genuss kommen. Der<br />
Tarifvertrag für die Kolleginnen bei der<br />
XL-GmbH kann die in den XL-Märkten<br />
tätigen tausende Leiharbeiterinnen nach<br />
dem Auslaufen nicht absichern, wenn ihre<br />
Verträge auslaufen.<br />
Kleinkrieg geht weiter<br />
Ähnlich wie im Märchen vom Hasen<br />
<strong>und</strong> Igel – kaum haben Beschäftigte mit<br />
Hilfe von ver.di <strong>und</strong> viel Öffentlichkeit einen<br />
Fortschritt erreicht – lässt Schlecker<br />
sich neue Tricks einfallen.<br />
Vor dem Inkrafttreten der Verträge am<br />
1. Juli wurden z.B. schnell noch Kündigungen<br />
zum 30. Juni ausgesprochen, weil<br />
der günstige Tarifvertrag für diese Fälle<br />
noch nicht gilt. Oder die St<strong>und</strong>enzahl von<br />
Kolleginnen wird reduziert, so dass im<br />
Fall einer Kündigung die Abfindung geringer<br />
ausfällt.<br />
Auch sonst bleibt sich Schlecker treu:<br />
Die Juni-Überst<strong>und</strong>en wurden nicht ausgezahlt.<br />
Es würden <strong>Arbeit</strong>szeitkonten dafür<br />
eingerichtet, hieß es. Viele Kolleginnen<br />
sind auf die Überst<strong>und</strong>en-Vergütung aber<br />
dringend angewiesen. <strong>Arbeit</strong>szeitkonten<br />
ersetzen nicht das erarbeitete Geld.<br />
von Traudel Kassel<br />
Auch sonst bleibt sich<br />
Schlecker treu: Die Juni-<br />
Überst<strong>und</strong>en wurden nicht<br />
ausgezahlt. Es würden<br />
<strong>Arbeit</strong>szeitkonten dafür<br />
eingerichtet, hieß es. Viele<br />
Kolleginnen sind auf die<br />
Überst<strong>und</strong>en-Vergütung<br />
aber dringend angewiesen.<br />
<strong>Arbeit</strong>szeitkonten ersetzen<br />
nicht das erarbeitete<br />
Geld.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 13
Bei Schlecker gibt es inzwischen<br />
mehr Betriebsräte,<br />
aber noch nicht genug –<br />
<strong>und</strong> unter diesen gibt es<br />
nicht wenige so genannte<br />
„blau-weiße“ Betriebsräte,<br />
denen das gute Verhältnis<br />
zur Geschäftsleitung vor<br />
Interessen der Beschäftigten<br />
geht. Von diesen<br />
können Beschäftigte kaum<br />
auf Unterstützung in der<br />
Vertretung ihrer berechtigten<br />
Interessen hoffen.<br />
<strong>14</strong> | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>szeitkonten gibt es auch in vielen<br />
anderen Betrieben, aber Verfahren <strong>und</strong><br />
Bedingungen werden mit Betriebsrat bzw.<br />
der Gewerkschaft ausgehandelt <strong>und</strong> dabei<br />
Interessen der Beschäftigten berücksichtigt,<br />
z.B. Freiwilligkeit, Zeiträume, Regelungen<br />
zu Freizeitausgleich <strong>und</strong> bei Beendigung<br />
des <strong>Arbeit</strong>sverhältnisses – nicht<br />
so bei Schlecker. Gespräche oder Vereinbarungen<br />
mit Betriebsräten oder mit ver.<br />
di gab es nicht - ein Bruch des Tarifvertrags.<br />
Inzwischen hat Schlecker zugesagt<br />
die Juni-Überst<strong>und</strong>en nachzuzahlen, sich<br />
aber nicht zum zukünftigen Vorgehen geäußert.<br />
Schlecker <strong>und</strong> Betriebsräte<br />
Bei Schlecker gibt es inzwischen mehr<br />
Betriebsräte, aber noch nicht genug – <strong>und</strong><br />
unter diesen gibt es nicht wenige so genannte<br />
„blau-weiße“ Betriebsräte, denen<br />
das gute Verhältnis zur Geschäftsleitung<br />
vor Interessen der Beschäftigten geht.<br />
Von diesen können Beschäftigte kaum auf<br />
Unterstützung in der Vertretung ihrer berechtigten<br />
Interessen hoffen.<br />
Betriebsratskolleginnen, die konsequent<br />
auf die Einhaltung gesetzlicher<br />
<strong>und</strong> tariflicher Rechte der Beschäftigten<br />
pochen, haben dagegen einen schweren<br />
Stand. Mobbing, willkürliche Abmahnungen,<br />
Lohnabzug für ihre Betriebsratsarbeit,<br />
Verweigerung notwendiger Informationen<br />
usw. machen ihnen den Alltag<br />
schwer. Sie werden laufend mit Gerichtsprozessen<br />
beschäftigt, um Selbstverständlichkeiten<br />
einzuklagen. Und angesichts<br />
von Einschüchterung <strong>und</strong> Erpressung (z.B.<br />
durch Androhung von St<strong>und</strong>enkürzungen<br />
gegen den Willen der Kolleginnen) ist aktive<br />
Unterstützung der Betriebsräte durch<br />
Kolleginnen immer noch selten.<br />
Nach wie vor versucht Schlecker die<br />
Gründung von Betriebräten zu verhindern<br />
– auch in <strong>Bremen</strong>. Nur in einem von zwei<br />
Bremer Betriebsratsbezirken existiert ein<br />
Betriebsrat. Der Versuch, in dem Bezirk<br />
<strong>Bremen</strong>-Mitte <strong>und</strong> Süd eine Wahl im Jahr<br />
<strong>2010</strong> einzuleiten, wurde vereitelt: 3 Kolleginnen,<br />
die dafür infrage kamen, wurden<br />
unter fadenscheinigen Gründen entlassen.<br />
Sie verzichteten darauf, mit ver.di Unterstützung<br />
gegen ihre Kündigung anzugehen.<br />
SeniorInnen aus den Gewerkschaften<br />
sind gefragt<br />
Wie können wir als gewerkschaftlich<br />
organisierte SeniorInnen die Bemühungen<br />
von ver.di unterstützen, die <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
im Einzelhandel <strong>und</strong> den Produktionsstätten<br />
der Waren nicht immer weiter<br />
abrutschen zu lassen? Bei vielen gewerkschaftlichen<br />
Aktionen von ver.di Handel<br />
sind SeniorInnen beteiligt gewesen. Wir<br />
alle sind als K<strong>und</strong>Innen, als RentnerInnen<br />
<strong>und</strong> als ehemalige Beschäftigte betroffen<br />
von der Aushöhlung von Tarif- <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerschutz-Rechten. Der <strong>Leben</strong>sstandard<br />
der Beschäftigten bei Billigketten<br />
<strong>und</strong> den Zulieferbetrieben wird<br />
dadurch bedroht, aber Niedriglohn wirkt<br />
sich auch auf die öffentlichen Kassen <strong>und</strong><br />
das Rentenniveau aus.<br />
Viele boykottieren Schlecker schon, indem<br />
sie dort nicht mehr einkaufen. Aber<br />
dauerhafter Boykott hilft den Kolleginnen<br />
dort nicht. Im Gegenteil, sie fühlen ihre<br />
<strong>Arbeit</strong>splätze dadurch gefährdet. Was aber<br />
jede/r Gewerkschafter/in tun kann: die<br />
Kolleginnen nach ihren Problemen fragen,<br />
sie ermutigen ihre Rechte aus den Tarifverträgen<br />
wahrzunehmen <strong>und</strong> sich bei<br />
Problemen an ver.di oder an Betriebsrätinnen<br />
ihres Vertrauens zu wenden. Erfreulicherweise<br />
ist der Organisationsgrad bei<br />
Schlecker in <strong>Bremen</strong> gestiegen, aber es gibt<br />
noch viel zu tun ... auch in vielen anderen<br />
Einzelhandelsketten, Boutiquen usw. Das<br />
öffentliche Interesse in der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> in den Medien im vergangenen Jahr<br />
sollte von uns allen genutzt werden.<br />
Dass so viel öffentlicher Druck ausgeübt<br />
werden konnte, lag an einer b<strong>und</strong>esweiten<br />
längerfristig angelegten Kampagne<br />
<strong>und</strong> zahlreichen ver.di-Aktionen<br />
mit Beschäftigten bei der Eröffnung von<br />
Schlecker XL-Märkten <strong>und</strong> an Aktionen<br />
in Zusammenarbeit zwischen ver.di <strong>und</strong><br />
sozialen Initiativen.
Flashmob-Aktionen<br />
Mayday- <strong>und</strong> Anti-Krisenbündnis mit ver.di Handel<br />
Die b<strong>und</strong>esweit bekannt gewordenen<br />
zwei Flashmob-Aktionen bei Schlecker<br />
XL-Märkten waren nicht denkbar ohne<br />
die monatelang aufgebaute Kampagne<br />
r<strong>und</strong> um die Verhältnisse bei Schlecker,<br />
im Einzelhandel sowie im Niedriglohnbereich.<br />
Sie gelang nur mit einer breiten Mobilisierung<br />
in sehr unterschiedlichen politischen<br />
Kreisen <strong>und</strong> in der Bevölkerung.<br />
Emmely- <strong>und</strong> Schlecker-Solidarität<br />
Angefangen hatte es im Sommer 2009<br />
mit einer Solidaritätskampagne für die<br />
Gewerkschafterin „Emmely“, die als Kassiererin<br />
wegen angeblicher Pfandbon-<br />
Unterschlagung von 1,30 Euro entlassen<br />
worden war <strong>und</strong> die mit Unterstützung<br />
eines Komitees „Solidarität mit Emmely“<br />
den Kampf gegen die Praxis von „Verdachtskündigungen“<br />
aufgenommen hatte.<br />
Nach zwei gerichtlichen Niederlagen hat<br />
das B<strong>und</strong>esarbeitsgericht am 10. Juni <strong>2010</strong><br />
ihre Wiedereinstellung bei Kaiser’s verfügt.<br />
Mit vier Pfand-Sammelaktionen vor<br />
Supermärkten in verschiedenen Bremer<br />
Stadtteilen hat das Mayday-Bündnis die<br />
Initiative ergriffen.<br />
Von Anfang an war das Medienecho<br />
groß: Auf den Info-Stand in Gröpelingen<br />
hatte das Radio schon morgens hingewiesen,<br />
Zeitungen <strong>und</strong> buten & binnen berichteten.<br />
Spenden <strong>und</strong> Unterschriften unter<br />
die Petition zur Abschaffung von Bagatellkündigungen<br />
wurden gesammelt. Es war<br />
aber besonders wichtig, dass sich r<strong>und</strong> um<br />
den Stand viele Gespräche mit PassantInnen<br />
entwickelten, die eigene Erfahrungen<br />
im Einzelhandel <strong>und</strong> mit vergleichbaren<br />
<strong>Arbeit</strong>sbedingungen gesammelt hatten.<br />
Das Bedürfnis, über Erfahrungen <strong>und</strong><br />
Probleme ihrer <strong>Arbeit</strong>swelt zu sprechen,<br />
war spürbar. Zwar sagte auch mal einer:<br />
„Man kann ja doch nichts machen.“, aber<br />
das war die Ausnahme. Diese Erfahrungen<br />
wiederholten sich bei den anderen Info-Ständen.<br />
Viele Menschen waren schon<br />
informiert <strong>und</strong> hatten sich schon mit der<br />
Frage von Verdachtskündigungen <strong>und</strong><br />
dem Umgang von Unternehmen mit den<br />
KollegInnen beschäftigt.<br />
Höhepunkt der „Emmely“-Kampagne<br />
war die Veranstaltung am 5. August 2009,<br />
auf der der Film „Ende der Vertretung –<br />
Emmely <strong>und</strong> der Streik im Einzelhandel“<br />
gezeigt wurde. Dass am Ende nicht alle<br />
einfach so auseinander gingen, lag aber<br />
daran, dass zwei Schlecker-Betriebsrätinnen<br />
<strong>und</strong> Richard Schmid von ver.di Handel<br />
gekommen waren. In der Diskussion<br />
wurde den TeilnehmerInnen erstmals das<br />
Schlecker-XL-Konzept <strong>und</strong> seine Folgen<br />
für die Beschäftigten in den alten <strong>und</strong> neuen<br />
Filialen bekannt.<br />
Daraus hat sich eine dauerhafte Zusammenarbeit<br />
mit Schlecker-Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> ver.di r<strong>und</strong> um Schlecker XL entwickelt.<br />
Schlecker <strong>und</strong> Einzelhandel ist seitdem<br />
fester Bestandteil der <strong>Arbeit</strong> im Mayday-<br />
<strong>und</strong> seit Herbst 2009 auch im Bremer<br />
Bündnis „Wir zahlen nicht für eure Krise“<br />
von Traudel Kassel<br />
Höhepunkt der „Emmely“-<br />
Kampagne war die Veranstaltung<br />
am 5. August<br />
2009, auf der der Film<br />
„Ende der Vertretung –<br />
Emmely <strong>und</strong> der Streik<br />
im Einzelhandel“ gezeigt<br />
wurde. Dass am Ende<br />
nicht alle einfach so auseinander<br />
gingen, lag aber<br />
daran, dass zwei Schlecker-Betriebsrätinnen<br />
<strong>und</strong><br />
Richard Schmid von ver.di<br />
Handel gekommen waren.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 15
Viele kleine Leute an vielen<br />
kleinen Orten, die viele kleine<br />
Schritte tun, können das<br />
Gesicht der Welt verändern<br />
16 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
(Anti-Krisenbündnis). Ebenso das übergreifende<br />
Thema Leiharbeit, das schon<br />
vorher in <strong>Bremen</strong>, z.B. von der IG Metall,<br />
aber auch dem Bremer Erwerbslosen Verband,<br />
aufgegriffen worden war.<br />
Nichts ohne die Schlecker-Kolleginnen<br />
Nach Verteilaktionen in Gröpelingen<br />
vor dem ersten Bremer XL-Markt am Eröffnungstag<br />
folgten weitere vor der Filiale<br />
in Schwachhausen, wo Anfang <strong>2010</strong> der<br />
zweite Bremer XL-Markt eröffnen sollte.<br />
Gespräche mit AnwohnerInnen zeigten,<br />
dass viele Menschen schon viel darüber<br />
wussten <strong>und</strong> Schlecker längst individuell<br />
boykottierten – mehrere PassantInnen<br />
fragten, was man denn darüber hinaus tun<br />
könne, um tatsächlich die wichtigsten Forderungen<br />
für XL-Märkte durchzusetzen:<br />
- Das Personal der geschlossenen Filialen<br />
muss zu den alten Bedingungen übernommen<br />
werden.<br />
- Die für Schlecker geltenden Tarifverträge<br />
müssen auch für XL-Märkte gelten.<br />
- Schlecker-Betriebsräte müssen auch<br />
für XL-Märkte zuständig bleiben.<br />
Damit war die flashmob-Idee geboren<br />
- spürbare <strong>und</strong> spektakuläre Aktion im<br />
Laden selbst, durch die größerer Druck<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeit erreicht werden sollte.<br />
Das wurde von aktiven Schlecker-Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> von ver.di begrüßt. Sie mobilisierte<br />
außer jungen <strong>und</strong> älteren Bündnis-<br />
AktivistInnen <strong>und</strong> ver.di-KollegInnen<br />
aus dem Einzelhandel auch KollegInnen<br />
aus dem Hafen <strong>und</strong> anderen Betrieben,<br />
SchülerInnen <strong>und</strong> NachbarInnen. Diese<br />
bunte Mischung von über 100 Menschen<br />
hielt am 28. November im Gröpelinger<br />
XL-Markt eine Versammlung ab – <strong>und</strong><br />
verhagelte am 5. Februar Schlecker das<br />
Eröffnungsgeschäft, weil der Laden wegen<br />
angeblichem st<strong>und</strong>enlangen „Stromausfalls“<br />
geschlossen blieb.<br />
Die Bremer<br />
Aktionen strahlten<br />
auch in andere<br />
Orten aus<br />
<strong>und</strong> ermutigten<br />
dortige Schlecker-<br />
Beschäftigte <strong>und</strong><br />
UnterstützerInnen<br />
zu Aktionen. Eine<br />
flächendeckende<br />
Kampagne für eine<br />
Verbesserung der<br />
<strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Leben</strong>sbedingungen<br />
kann letztlich aber nur gemeinsam mit<br />
Gewerkschaften, Sozialbündnissen, K<strong>und</strong>Innen<br />
<strong>und</strong> der Öffentlichkeit erfolgreich<br />
sein. Im Falle Schlecker hat das die Firma<br />
schließlich zum Einlenken bei der Leiharbeit<br />
<strong>und</strong> zur Aufnahme von Tarifverhandlungen<br />
bewegt.<br />
Es geht nicht nur um Schlecker ... –<br />
alle sind betroffen<br />
Es ging dem Bündnis dabei immer darum:<br />
Wenn Schlecker damit durchkommt,<br />
wird das auch bei anderen Discountern<br />
<strong>und</strong> anderen Branchen Schule machen:<br />
Auch Aldi, KiK <strong>und</strong> Lidl, aber auch viele<br />
namhafte Unternehmen, wie etwa C & A,<br />
Peek & Cloppenburg, Woolworth, Hornbach,<br />
Ikea, Netto, Norma, Rossmann <strong>und</strong><br />
Tchibo, halten Tarifverträge nicht ein.<br />
Und auch Großunternehmen, wie Siemens,<br />
Daimler <strong>und</strong> Hafenbetriebe haben<br />
die Krise genutzt, Löhne zu drücken.<br />
Thema war auch die Abwälzung von<br />
Lohnkosten auf die Allgemeinheit, z.B. der<br />
zynische Hinweis von Anton Schlecker,<br />
Beschäftigte könnten sich den fehlenden<br />
Lohn ja von der BAgIS holen. Es ist nicht<br />
nur der oft zitierte „Steuerzahler“, der dafür<br />
aufkommen muss: Lohnsenkungen<br />
wirken sich auf die Höhe von Renten <strong>und</strong><br />
ALG II aus <strong>und</strong> führen zu geringeren Steuereinnahmen<br />
der Kommunen. Das Geld<br />
fehlt für öffentliche Einrichtungen von<br />
Nahverkehr bis Sporteinrichtungen, Kitas<br />
<strong>und</strong> Schulen.<br />
Es geht eben nicht nur um Schlecker:<br />
Da fallen die Interessen der Beschäftigten<br />
im Einzelhandel <strong>und</strong> in den Produktionsbetrieben<br />
von Milch, Gemüse<br />
<strong>und</strong> Bäckereien usw. mit denen aller <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen<br />
zusammen – bis hin zu<br />
TextilarbeiterInnen in Bangladesh <strong>und</strong><br />
MigrantInnen ohne Papiere, die unter<br />
schlimmsten <strong>Leben</strong>sbedingungen das Gemüse<br />
für die Supermärkte anbauen.
Nullr<strong>und</strong>e für 20 Millionen RentnerInnen<br />
Die vierte Nullr<strong>und</strong>e seit 2004 – die<br />
Erhöhungen dazwischen summierten sich<br />
von 0,54 %, 1,02 % <strong>und</strong> 2,4 % - zusammen<br />
also auf den stolzen Prozentsatz von knapp<br />
4 % - für insgesamt 6 Jahre!<br />
Eigentlich hätten wir in Westdeutschland<br />
diesmal 2,1 % Kürzung bekommen<br />
müssen – so erzählt man uns –, wenn die<br />
Koppelung der Renten an die Bruttolohnsumme<br />
zur Anwendung gekommen wäre<br />
(- 0,96 %). Der „demografische Nachhaltigkeitsfaktor“<br />
von - 0,51 % angewendet<br />
worden wäre, wenn die „Riestertreppe“<br />
von minus 0,64 berücksichtigt worden<br />
wäre.<br />
Koppelung der Renten an die Bruttolohnsumme:<br />
Sinkende Löhne an sich führen schon<br />
zu sinkenden Einnahmen der Sozialversicherung.<br />
Die Umwandlung vieler sozialversicherungspflichtiger<br />
<strong>Arbeit</strong>splätze in<br />
Mini-Jobs oder unsichere Tagelöhner-Jobs<br />
<strong>und</strong> Leiharbeit, befristete Jobs im Wechsel<br />
mit <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> die hochgelobte<br />
ehrenamtliche Ausübung vormals bezahlter<br />
Tätigkeiten tragen alle zur Ebbe in den<br />
Sozialkassen bei.<br />
Jetzige <strong>und</strong> zukünftige RentnerInnen<br />
haben also durchaus ein berechtigtes Interesse<br />
an vernünftigen Löhnen, von deren<br />
Gesamtheit auch die Rentenhöhe abgelei-<br />
tet wird. Denn es ist keineswegs gesagt,<br />
dass die Regierung auch in Zukunft keine<br />
Kürzungen vornehmen wird. Eine reale<br />
Renten-Kürzung findet bei jeder Nullr<strong>und</strong>e<br />
ohnehin durch jede Teuerung <strong>und</strong> Änderungen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen statt.<br />
Der „Nachhaltigkeitsfaktor“ gibt vor,<br />
die längere <strong>Leben</strong>serwartung <strong>und</strong> damit<br />
das Verhältnis RentnerInnen <strong>und</strong> BeitragszahlerInnen<br />
ausgleichen zu wollen.<br />
Wie bei der Lohnsumme werden auch<br />
hier die gesellschaftlichen Ursachen der<br />
sinkenden Anzahl an BeitragszahlerInnen<br />
– <strong>Arbeit</strong>slosigkeit <strong>und</strong> Ausstieg aus sozialversicherungspflichtiger<br />
Tätigkeit –<br />
ausgeblendet. Auch die Tatsache, dass die<br />
Produktivität der <strong>Arbeit</strong> in fast allen Bereichen<br />
ständig steigt, wird fein verschwiegen.<br />
Sonst müsste man ja zugeben, dass<br />
weniger BeitragszahlerInnen – wenn sie<br />
auch noch vernünftig verdienen – durchaus<br />
mehr RentnerInnen versorgen können<br />
als früher.<br />
Der Faktor „Riestertreppe“ soll RentnerInnen<br />
von heute dafür bestrafen, dass<br />
2001 mit der Rentenreform von <strong>Arbeit</strong>sminister<br />
Riester ein solides Rentensystem<br />
zugunsten der Interessen von Banken <strong>und</strong><br />
Versicherungen so durchlöchert worden<br />
ist, dass die <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen tatsächlich<br />
gezwungen sind, mehr als den gesetzlichen<br />
Beitrag für ihre Altersversorgung<br />
aufzuwenden. Die bewusste Abkehr vom<br />
bisherigen solidarischen Umlagesystem,<br />
nämlich dass die Jungen für die Alten<br />
zahlen <strong>und</strong> davon profitieren, wenn sie<br />
selbst alt sind - ist zum Schaden für Junge<br />
<strong>und</strong> Alte durchgedrückt worden.<br />
Dazu kommt, dass die zusätzlichen Belastungen<br />
für die <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen ein<br />
weiterer großer Schritt weg von der paritätischen<br />
Finanzierung der Sozialversicherung<br />
von <strong>Arbeit</strong>geberseite <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen<br />
darstellen.<br />
Insgesamt stellt diese Entwicklung eine<br />
gigantische Umverteilung von Milliardensummen<br />
von <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen <strong>und</strong><br />
RentnerInnen an Unternehmen der Versicherungswirtschaft<br />
<strong>und</strong> Banken dar.<br />
Traudel Kassel<br />
Jetzige <strong>und</strong> zukünftige<br />
RentnerInnen haben also<br />
durchaus ein berechtigtes<br />
Interesse an vernünftigen<br />
Löhnen, von deren Gesamtheit<br />
auch die Rentenhöhe<br />
abgeleitet wird.<br />
Denn es ist keineswegs<br />
gesagt, dass die Regierung<br />
auch in Zukunft keine Kürzungen<br />
vornehmen wird.<br />
Eine reale Renten-Kürzung<br />
findet bei jeder Nullr<strong>und</strong>e<br />
ohnehin durch jede Teuerung<br />
<strong>und</strong> Änderungen im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen statt.<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 17
Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />
Forschungsleiter am IAW<br />
<strong>Bremen</strong><br />
18 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Zum steuerpolitischen Deal im<br />
„Zukunftspaket 2011 - 20<strong>14</strong>“<br />
der B<strong>und</strong>esregierung:<br />
Rauchen für Zement<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung hat sich auf einen<br />
steuerpolitischen Deal bei der Gestaltung<br />
des sog. „Zukunftspaket“ geeinigt: Erhöhung<br />
der Tabaksteuer <strong>und</strong> Konservierung<br />
des Ökosteuer-Rabatts für die Industrie.<br />
Vorgesehen ist die Rücknahme der<br />
seit 2003 geltenden Vorteile im Rahmen<br />
der seit 2002 erhöhten ökologischen Besteuerung<br />
vor allem beim Produzierenden<br />
Gewerbe. Es geht um die 2002 eingeführte<br />
generelle Steuerermäßigung des Produzierenden<br />
Gewerbes sowie der Landwirtschaft<br />
um 20%. Ab 2003 müssen nur<br />
60% der Ökosteuer bezahlt werden. Hinzu<br />
kommt ein sog. „Spitzenausgleich“. Unternehmen<br />
im Produzierenden Gewerbe<br />
können sich auf Antrag einen Teil der Energiesteuerbelastung<br />
erstatten lassen. Im<br />
Mittelpunkt steht der Betrag, der über die<br />
Entlastung durch die Ökosteuer finanzierten<br />
Sozialversicherungsentlastungen des<br />
Unternehmens hinausgeht. Der geplante<br />
Verzicht auf Steuermehreinnahmen durch<br />
den Abbau dieses Rabatts soll durch die<br />
Erhöhung der Tabaksteuer kompensiert<br />
werden.<br />
Dieser Steuerdeal steht im Widerspruch<br />
eines minimalen Anspruchs auf<br />
Steuersystematik <strong>und</strong> belastet künftige<br />
Generationen:<br />
* Der Titel „Zukunftspaket“ für die<br />
Finanzpolitik 2011 – 20<strong>14</strong> erweist sich als<br />
Etikettenschwindel. Einerseits konzentriert<br />
sich das Paket auf Einsparungen im<br />
sozialen Bereich (etwa Streichung des Kindergeldes<br />
für Hartz IV-Bezieher). Andererseits<br />
wird mit der Korrektur dem ökologischen<br />
Ziel einer Nachhaltigkeitspolitik<br />
zuwider gehandelt.<br />
* Auch die intergenerativen Folgen stehen<br />
im Widerspruch zu den dringlichen<br />
Aufgaben eines ökologischen Umbaus der<br />
Wirtschaft. Künftigen Generationen wird<br />
ökologisch ein schweres Erbe aufgebürdet.<br />
* Der Anreiz, den ökologischen Umbau<br />
gerade in den Produktionsstätten mit hohen<br />
Umweltbelastungen voranzutreiben,<br />
wird geschwächt.<br />
* Systematisch ist der Deal schlichtweg<br />
Ausdruck eines finanzpolitischen Opportunismus<br />
unter dem Diktat der „Schuldenbremse“<br />
sowie der Industrielobby. Nach<br />
dem „Rauchen für Bin Laden“ folgt jetzt<br />
das „Rauchen für Zementfabriken“. Die<br />
durch Besteuerung gewollte prohibitive<br />
Wirkung auf den Tabakkonsum muss eigenständig<br />
begründet werden. Diese Maßnahme<br />
mit der Entlastung der besonders<br />
umweltbelastenden Industrie zu rechtfertigen,<br />
belegt den Verzicht auf eine zielorientierte,<br />
zukuntfsfähige Steuerpolitik.
Leseforum<br />
Senioren im Bezirk <strong>Bremen</strong><br />
Nordniedersachsen<br />
Nach der Vereinigung der drei ver.di-<br />
Bezirke vor vier Jahren wurden die Anfangsprobleme<br />
doch noch sehr gut gelöst.<br />
Die Vorstandssitzungen finden in der Regel<br />
alle drei Monate statt, um die Aktionen<br />
<strong>und</strong> Informationen aus der Organisation<br />
zeitnah den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
mitzuteilen.<br />
Im Bezirk sind z.Zt. 26 Seniorengruppen<br />
aktiv. Rente mit 67, Ges<strong>und</strong>heitsreform,<br />
Kopfpauschale, Altersarmut<br />
<strong>und</strong> aktuelle politische Themen sind die<br />
Schwerpunkte in der Seniorenarbeit.<br />
Patientenverfügung, Testament, Lohnsteuer<br />
für Senioren, Internet- <strong>und</strong> EDV-<br />
Einführungsschulungen sind weitere Informationsveranstaltungen<br />
<strong>und</strong> bleiben<br />
für die Seniorenarbeit im Bezirk.<br />
Durch ihre ständige Mitarbeit sind die<br />
Senioren/innen in allen ver.di-Gremien<br />
<strong>und</strong> Vorständen sowie in den <strong>Arbeit</strong>skreisen<br />
des DGB aktiv vertreten. Besonders<br />
hervorzuheben sind die Beteiligungen an<br />
den Demonstrationen in Berlin, Hannover,<br />
1. Mai-Feiern <strong>und</strong> am Tag der „Älteren<br />
Generationen“ am 1. Oktober.<br />
Die zwei Seniorentreffen in Fintel <strong>und</strong><br />
Cuxhaven verliefen sehr erfolgreich <strong>und</strong><br />
förderten die Gemeinschaft, leider können<br />
weitere Treffen auf Landesebene aus<br />
Kostengründen nicht durchgeführt werden.<br />
Für die Öffentlichkeitsarbeit beteiligten<br />
sich die Senioren/innen mit <strong>Arbeit</strong> u.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>Bremen</strong> mit Beiträgen an der Zeitschrift<br />
„Wir“.<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Dieter Tarnowsky<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 19
20 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Pflegeheime <strong>und</strong> ärztliche<br />
Betreuung!<br />
Die Kosten in einem Pflegeheim betragen<br />
in der Pflegestufe I Euro 73,24 in<br />
der Stufe II Euro 92,11 <strong>und</strong> in der Stufe III<br />
Euro 104,69 pro Tag! Wo bleibt das Geld?<br />
Das Personal bekommt nur ein geringes<br />
Gehalt. Auch ist nicht genug Personal<br />
in den Pflegeheimen vorhanden.<br />
Darum wird mit Medikamenten bei den<br />
Kranken nachgeholfen, um die Patienten<br />
ruhig zu stellen.<br />
Es müssen mehr Kontrollen durchgeführt<br />
werden. Es kann nicht sein, dass<br />
alles auf den Rücken der Pflegekräfte <strong>und</strong><br />
der Heimbewohner ausgetragen wird <strong>und</strong><br />
die Verantwortlichen die Gelder anders<br />
ausgeben, als in die Betreuung zu investieren.<br />
Dazu aus dem Länderspiegel im ZDF<br />
vom 01. Mai <strong>2010</strong>: Ärzte lehnen immer<br />
öfter den Hausbesuch in Heimen ab. Die<br />
Patienten müssen mit dem Krankenwagen<br />
oder, wenn es geht, selbst zum Arzt gehen.<br />
Ein Arztbesuch mit dem Krankenwagen<br />
kostet Euro 110,00 hin <strong>und</strong> zurück.<br />
Hausärzte bekommen Euro 47,00 im<br />
Vierteljahr für die Behandlung im Pflegeheim.<br />
Aber viele Medikamente dürfen<br />
nur von Fachärzten verschrieben werden.<br />
Dann müssen die Heimbewohner selbst<br />
zum Facharzt hin. Es muss also eine andere<br />
Lösung gef<strong>und</strong>en werden.<br />
So viel zu Pflegeheimen <strong>und</strong> ärztliche<br />
Betreuung.<br />
Karla Vent<br />
ver.di Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen <strong>Bremen</strong><br />
Leserbrief zu <strong>WIR</strong> Nr. 13/Mai<br />
<strong>2010</strong>, Hafenarbeit <strong>und</strong> Hafenarbeiter<br />
von Heinz-Gerd<br />
Hofschen<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
da ich selbst von Juli 1959 bis 1993 in<br />
den bremischen Häfen in vielen Funktionen<br />
gearbeitet habe, erlaube ich mir mit<br />
dieser Anmerkung eine Richtigstellung<br />
vorzunehmen.<br />
Es betrifft den Warschaumann.<br />
Deckleute wurden nicht von der Bremer<br />
Lagerhaus-Gesellschaft bestimmt,<br />
sondern wasserseitig vom Dampfervormann<br />
der jeweiligen Stauerei (Hafeneinzelbetrieb)<br />
eingestellt.<br />
Es waren meistens verunfallte <strong>und</strong> ältere<br />
Kollegen die als Deckmann eingesetzt<br />
wurden.<br />
Hafenarbeiter hatten eine Vermittlungskarte,<br />
auf der die Kassennummer<br />
<strong>und</strong> bestimmte Funktionen vermerkt waren.<br />
Zum Beispiel:<br />
D = Deckmann<br />
W = Winde<br />
G = Gabelstapler<br />
K = Kranführer<br />
S = Sackträger<br />
So konnten die einzelnen Funktionen<br />
schnell <strong>und</strong> richtig vermittelt werden.<br />
Ansonsten ließ der Artikel Hafenarbeit<br />
meine <strong>Arbeit</strong> im Hafen für mich noch einmal<br />
Revue passieren.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Euer Kollege<br />
Alfred Niederstraßer
Integrationsdesaster <strong>und</strong> die<br />
Angst vor Fremden<br />
So, jetzt ist es endlich raus: Multikulti<br />
ist tot. Töter geht’s nicht. Jetzt werden andere<br />
Seiten aufgezogen. Sagen ja die Neonazis<br />
schon seit eh <strong>und</strong> je.<br />
Endlich geben ihnen „Vordenker“ wie<br />
Sarrazin, Merkel <strong>und</strong> Seehofer Recht.<br />
Fremde raus – Arier an die Front. Am<br />
deutschen Wesen soll die Welt genesen.<br />
Nun warten wir auf die unverzügliche<br />
Umsetzung. Als erstes lösen wir die<br />
deutsche Fußballnationalmannschaft auf,<br />
gleich danach so Vereine wie FC International<br />
oder FC Türkiyemspor, von denen es<br />
leider im Deutschen Reich – oh, Entschuldigung,<br />
muss natürlich in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland heißen - h<strong>und</strong>erte gibt.<br />
Als nächstes schmeißen wir so komische<br />
Figuren aus deutschen Parlamenten <strong>und</strong><br />
Regierungen, wie McAllister, Özkan, Özdemir,<br />
Rösler etc., raus. Wie die schon aussehen<br />
- halt fremd. Was können wir noch<br />
machen?<br />
Ach ja, alle Pizzerien von Italienern<br />
schließen (Arier haben sowieso schon immer<br />
die besseren Pizzen gemacht). Das<br />
gleiche gilt für italienische Eisdielen <strong>und</strong><br />
Chinarestaurants <strong>und</strong> Dönerbuden <strong>und</strong><br />
alle anderen fremdländischen Restaurants.<br />
Dann könnten wir noch die fremden<br />
Gemüsehändler, Reiseunternehmen, IT<br />
– Firmen <strong>und</strong> alle anderen auch noch dahin<br />
schicken, wo der Pfeffer wächst. Und<br />
danach nehmen wir uns die vor, die nicht<br />
richtig oder gar nicht deutsch sprechen,<br />
wie Niederbayern, Oberbayern, Franken,<br />
Schwaben, Saarländer, Hessen, Rheinländer<br />
<strong>und</strong> Sachsen.<br />
Weg – alles weg damit. Können wir<br />
noch was machen zur Entfremdung? Klar<br />
– ein Fünftel allen medizinischen Personals<br />
in Krankenhäusern sind Fremde –<br />
weg damit, aber hurtig. Und die International<br />
Jacobs University kann nach Hause<br />
gehen, die sollen gleich die anderen aus Industrie,<br />
Handel <strong>und</strong> Verkehr mitnehmen,<br />
inklusive der fremden Liebesdienerinnen.<br />
Aber die Mafia darf bleiben, gell?<br />
So, sind wir jetzt endlich unter uns?<br />
Gott sei Dank! Das musste jetzt mal raus.<br />
Noch heute Nachmittag mache ich<br />
meinen Maledivenurlaub rückgängig <strong>und</strong><br />
buche auf Usedom um; heute Abend genehmige<br />
ich mir noch ein letztes Mal Pasta<br />
bei meinem Lieblingsitaliener, ziehe mir zu<br />
Hause ein Fläschchen Shiraz aus Chile rein<br />
<strong>und</strong> gehe dann kräftig kotzen <strong>und</strong> singe:<br />
„Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich dieses<br />
Deutschland seh!“<br />
Werner Schuster<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 21
22 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
Liebe Redaktionsmitglieder!<br />
Obwohl ich im Moment wenig Zeit habe, möchte ich mal wieder einen Leserbrief<br />
loswerden. Ich lese Eure Zeitung gerne <strong>und</strong> werde von Brigitte ja immer gut versorgt.<br />
So erhalten wir nicht nur eine Brücke in verwandtschaftlicher Hinsicht, sondern auch<br />
zwischen der Städten <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Osnabrück. Zwar hat Osnabrück auch einen Stichkanalhafen<br />
<strong>und</strong> auch, dass ein Flüsschen (die „Hase“) unsere Stadt durchfließt. Doch<br />
mit so viel Hafengeschichte, wie in <strong>Bremen</strong>, können wir nicht aufwarten. In der letzten<br />
Ausgabe 13/Mai <strong>2010</strong> war es für meinen Geschmack etwas viel zum Thema „Hafen“.<br />
Und die andere Hälfte der Zeitung war bestückt mit Themen, die nicht unbedingt aus<br />
dem Wirkungskreis der Senioren kommen. Ich finde es zwar nicht schlecht, wie zum<br />
Beispiel etwas über das Bremerinnen netz-aktiv zu lesen. Doch Eure Ausgaben waren<br />
schon mal „bunter“ in der Artikelvielfalt gemischt.<br />
Ich bin gespannt aufs nächste Mal. Vielleicht diskutiert Ihr in der Redaktion mal<br />
darüber, wie sich im Moment die wirtschaftlichen Bedingungen auf die Familienverbindungen<br />
auswirken. Die hektische <strong>und</strong> profitorientierte <strong>Arbeit</strong>swelt beeinflusst<br />
in starkem Maße das Privatleben der Beschäftigten <strong>und</strong> ehemaligen Beschäftigten.<br />
Wenn Kinder <strong>und</strong> Enkelkinder eben nicht mehr in der Nähe der Eltern oder Großeltern<br />
arbeiten <strong>und</strong> leben, reduziert sich auch der Kontakt <strong>und</strong> der Erfahrungsaustausch<br />
untereinander. Wer von Euren RedakteurInnen kennt das <strong>und</strong> könnte „ein Lied davon<br />
singen“, besser noch einen Beitrag darüber schreiben?<br />
Wenn ihr Eure eigene <strong>Leben</strong>digkeit einfließen lasst, könnte es andere ermutigen,<br />
mal darüber nachzudenken <strong>und</strong> darüber zu reden, ob es nicht Wege <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
gibt mehr Zeit füreinander zu haben.<br />
Ich freue mich auf mein nächstes Gespräch mit Tante Brigitte <strong>und</strong> Onkel Hermann.<br />
Wir haben uns immer was zu erzählen, auch wenn wir über Eure Zeitung sprechen.<br />
Bis zum nächsten Mal...<br />
Viele Grüße aus Osnabrück<br />
Hans-Jürgen Wilkening<br />
41 Jahre DPG/ver.di-Mitglied im Fachbereich 09 Telekommunikation<br />
IG BAU Seniorentreffen 2011<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen, wir haben jetzt<br />
schon für Euch die Termine<br />
für die Seniorentreffen<br />
für das Jahr 2011.<br />
Die Treffen der Senioren<br />
finden - wie gehabt - im<br />
Bürgerzentrum Neue<br />
Vahr, Raum C 02, jeweils<br />
von 10:00 bis 12:00 Uhr<br />
statt.<br />
Ihr bringt Senioren der<br />
IG BAU mit – wir sorgen<br />
für Kaffee <strong>und</strong> belegte<br />
Brötchen!<br />
Wir freuen uns, Euch an<br />
folgenden Terminen - immer<br />
mittwochs - begrüßen<br />
zu können:<br />
16. Februar<br />
13. April<br />
15. Juni<br />
17. August<br />
12. Oktober <strong>und</strong> am<br />
<strong>14</strong>. Dezember 2011<br />
im weihnachtlichen Ambiente.<br />
Ihr habt keine Möglichkeit<br />
nach <strong>Bremen</strong> zu<br />
fahren? Wir helfen Euch<br />
gerne bei der Bildung<br />
von Fahrgemeinschaften!<br />
Ab Delmenhorst bestehen<br />
bereits Fahrgemeinschaften.<br />
Einfach bei<br />
Karl Günter Ziesmer<br />
unter 04221-52328<br />
oder bei Erhard Niemann<br />
unter 04221-61039<br />
telefonisch melden.<br />
Liebe Grüße<br />
Karl Ziesmer<br />
Bezirkseniorenvorsitzender<br />
Erhard Niemann<br />
Stellvertreter
Impressum:<br />
Termine<br />
Die Zeitung wird gefördert durch die GEW <strong>Bremen</strong>,<br />
IG Metall <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> ver.di <strong>Bremen</strong>. Über weitere<br />
MitarbeiterInnen würden wir uns freuen. Auch Kritik<br />
<strong>und</strong> Anregungen sind uns willkommen.<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Kontakt:<br />
<strong>Arbeit</strong>skreis DGB-SeniorInnen <strong>Bremen</strong><br />
c/o Gerd Bohling, Dieter Tarnowsky<br />
DGB-Haus <strong>Bremen</strong><br />
Bahnhofsplatz 22-28, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
Die GEW <strong>Bremen</strong> zieht um!<br />
Ab Dezember <strong>2010</strong> haben wir eine neue Adresse:<br />
Geschäftsstelle <strong>Bremen</strong>, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
im DGB-Gebäude<br />
Tel.: 0421-33764-0<br />
Fax: 0421-33764-30<br />
email: info@gew-hb.de<br />
AG Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren<br />
Wegen des Umzugs der Geschäftsstelle ins Gewerkschaftshaus<br />
liegen noch keine Termine vor,<br />
Bitte telefonisch erfragen.<br />
ver.di-Senioren <strong>Bremen</strong><br />
Sprechst<strong>und</strong>e des Seniorensbüros:<br />
jeden zweiten Donnerstag im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
Seniorentreffen:<br />
jeden zweiten Donnerstag im Monat von <strong>14</strong>.00 bis 16.00 Uhr<br />
im Gewerkschaftshaus Bahnhofsplatz 22-28<br />
Termine der Senioren der IG Metall <strong>Bremen</strong>-Stadt:<br />
jeden ersten Mittwoch im Monat von 9.00 bis 12.00 Uhr<br />
im Gewerkschaftshaus Bahnhofsplatz 22-28<br />
Termine der Senioren der IG Metall <strong>Bremen</strong>-Nord:<br />
jeden zweiten Mittwoch im Monat von 9.00 bis 12.00 Uhr<br />
in der <strong>Arbeit</strong>nehmerkammer, Lindenstr. 8, <strong>Bremen</strong>-Nord<br />
RedaktionsmitarbeiterInnen:<br />
Detlef Dahlke, IGM<br />
Ursula Figge, IGM, Hugo Köser, IGM<br />
Inge Markowsky, ver.di, Günther Wesemann, ver.di,<br />
Brigitte Wilkening, ver.di<br />
Hermann Wilkening, IGM<br />
V.i.S.d.P.<br />
Manfred Weule<br />
Redaktionsadresse:<br />
Bildungsvereinigung <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Leben</strong>,<br />
Tel.: 0421 / 960 89 <strong>14</strong><br />
e-mail: m.weule@aulbremen.de<br />
e-mail: hugo.koeser@web.de<br />
(Bitte Briefe an beide Adressen zuschicken)<br />
Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong> | 23
Sie können alle unsere Ausgaben im Internet lesen.<br />
Adresse: www.aulbremen.de/seniorenzeitung-wir<br />
24 | Wir <strong>14</strong> - <strong>2010</strong><br />
in den Gewerkschaften in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven<br />
Bericht Seite 3<br />
Die aktiven Alten<br />
Ursula M. Staudinger<br />
Seite 7<br />
Radio flora:<br />
Gewerkschafter<br />
im Bürgerr<strong>und</strong>funk<br />
Seite 12<br />
Nr. 9 / Juni 2008<br />
Rentenangst abbauen -<br />
Rentenschutz aufbauen<br />
Axel Troost<br />
Seite 16<br />
Der Jugendwahn ist vorbei,<br />
es lebe das Alter<br />
Wir 9/2008 | 1<br />
in den Gewerkschaften in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven<br />
Armut im Alter<br />
Gerlinde Schröder<br />
Seite 3<br />
Interview:<br />
Klaus Neumann<br />
Seite 8<br />
Nr. 10 / Dezember 2008<br />
Alte, wollt ihr ewig leben?<br />
Toni Brinkmann<br />
Seite 10<br />
Wir 10/2008 | 1