Nachhaltige Systeme der Energiepflanzenproduktion
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Landinfo 5/2011 Landwirtschaftlicher Hochschultag<br />
M. Sc. Dipl. Ing. (FH) Janet Witt, DBFZ Leipzig<br />
<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Systeme</strong> <strong>der</strong> <strong>Energiepflanzenproduktion</strong><br />
Erfahrungsbericht zum EEG - Nachhaltigkeitsvorgaben für die Stromerzeugung aus<br />
Biomasse heute und morgen<br />
In den energie- und umweltpolitischen Diskussionen gewinnt die Energiebereitstellung aus regenerativen<br />
Energien im Allgemeinen und aus Biomasse im Beson<strong>der</strong>en zunehmend an Bedeutung. Erneuerbare<br />
Energien decken heute bereits über 10 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland. Etwa<br />
70 % davon entfällt auf Biomasse. Bis 2020 soll <strong>der</strong> Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch<br />
in Deutschland auf 18 % steigen. Dieses verbindliche nationale Ziel ist sowohl im Integrierten<br />
Energie- und Klimaprogramm <strong>der</strong> Bundesregierung als auch im nationalen Aktionsplan für erneuerbare<br />
Energien (nREAP), <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> verbindlichen Zielsetzung im Rahmen <strong>der</strong> EU-Richtlinie Erneuerbare<br />
Energien (2009/28/EG) beruht, verankert.<br />
Hintergrund<br />
Die Erreichung dieses Ziels ist <strong>der</strong><br />
deutsche Beitrag zur Erreichung<br />
des Ziels, bis 2020 mindestens<br />
20 % des Endenergieverbrauchs<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union aus erneuerbaren<br />
Energien zu decken.<br />
Der Beitrag im Stromsektor wird<br />
auf mindestens 30 % erneuerbare<br />
Energien am Stromverbrauch gesetzt.<br />
Zur Erreichung dieser Zielsetzung<br />
in Deutschland bis 2020<br />
wird Biomasse als erneuerbarer<br />
Energieträger eine tragende Rolle<br />
spielen, da aufgrund bestehen<strong>der</strong><br />
Technologien und Nutzungspfade<br />
im Bereich <strong>der</strong> Bioenergie eine<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Energiebereitstellung<br />
kurz- und mittelfristig realisierbar<br />
ist. Daher ist es zunehmend<br />
wichtig, Einsatzmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Biomassenutzung zu prüfen<br />
und den effizienten Einsatz<br />
von Biomasse als Energieressource<br />
bei <strong>der</strong> Strom-, Wärme- und<br />
Kraftstoffbereitstellung weiter voranzubringen,<br />
um diese politischen<br />
Zielvorgaben erreichen zu können.<br />
Zielsetzung und Aufbau<br />
des EEG<br />
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) stellt seit dem Jahr 2000 in<br />
Deutschland ein maßgebliches Instrument<br />
zur För<strong>der</strong>ung des Einsatzes<br />
erneuerbarer Energien an<br />
<strong>der</strong> Stromerzeugung dar. Ein essentielles<br />
Ziel des EEG ist es damit<br />
einen Beitrag zu leisten zur:<br />
� Reduktion <strong>der</strong> Treibhausgaseinsparungen<br />
in Deutschland,<br />
� Steigerung <strong>der</strong> Versorgungssicherheit<br />
durch Substitution fossiler<br />
Energieträger und<br />
� die Stärkung dezentraler Strukturen.<br />
Seit <strong>der</strong> Einführung sorgten die<br />
Vergütungsregelungen des EEG<br />
für einen starken Ausbau <strong>der</strong><br />
Stromerzeugung, zunächst auf<br />
Basis von fester Biomasse und<br />
seit <strong>der</strong> ersten Gesetzesnovelle im<br />
Jahr 2004 auch von gasförmigen<br />
Bioenergieträgern. Etwas an<strong>der</strong>s<br />
sieht es bei <strong>der</strong> Verstromung von<br />
flüssigen Bioenergieträgern<br />
(Pflanzenölen) aus, <strong>der</strong>en Ausbau<br />
– nach einem starkem Wachstum<br />
in den Jahren 2005-2007 – zunächst<br />
aufgrund einiger technischer<br />
Probleme und später aufgrund<br />
hoher Rohstoffpreise ins<br />
Stocken geraten war und im Rahmen<br />
<strong>der</strong> EEG-Neufassung 2009<br />
weitere Einschränkungen erfahren<br />
hat (d. h. Erstellung eines zentralen<br />
Anlagenregisters aller BHKW-<br />
Betreiber; Erbringung von Nachhaltigkeitszertifikaten<br />
für die eingesetzten<br />
Pflanzenölmengen).<br />
Momentan wird die EEG-Fassung<br />
von 2009 erneut überarbeitet und<br />
voraussichtlich zum 01.01.2012 in<br />
Kraft treten.<br />
Allgemein ist die Vergütung für<br />
eingespeisten Strom aus Bioenergieanlagen<br />
abhängig von <strong>der</strong> Anlagenleistung,<br />
dem eingesetzten<br />
Brennstoff, <strong>der</strong> Technologie, <strong>der</strong><br />
Stromproduktion in Kraft-Wärme-<br />
Kopplung sowie dem Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Inbetriebnahme <strong>der</strong> Biomasseanlage.<br />
Sie besteht aus einer Grundvergütung<br />
und unterschiedlichen<br />
Boni bzw. Vergütungserhöhung,<br />
die zusätzlich gewährt werden<br />
können.<br />
Rahmenbedingungen<br />
und Nachhaltigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Bioenergieanlagen können einen<br />
vorrangigen Anschluss an die Netze<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Versorgung<br />
mit Elektrizität sowie eine Vergütung<br />
nach dem EEG erhalten,<br />
wenn sie bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllen:<br />
� Die Anlagen müssen sich hierzu<br />
im Bundesgebiet einschließlich<br />
<strong>der</strong> deutschen ausschließlichen<br />
Wirtschaftszone befinden.<br />
� Es werden nur Einsatzstoffe als<br />
Biomasse anerkannt, die in <strong>der</strong><br />
Biomasseverordnung (BiomasseV)<br />
definiert sind. Weiterhin<br />
wird darin auch geregelt, welche<br />
Nutzungsverfahren zur<br />
Anwendung kommen dürfen<br />
und welche Umweltanfor<strong>der</strong>ungen<br />
dabei einzuhalten sind.<br />
� Am 23. April 2009 ist die Renewable<br />
Energy Directive<br />
(RED) als europäische Richtlinie<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nutzung<br />
von Energie aus erneuerbaren<br />
19
Landwirtschaftlicher Hochschultag Landinfo 5/2011<br />
20<br />
32%<br />
Quellen in Kraft getreten. In ihr<br />
werden erstmals ökologische<br />
Nachhaltigkeitskriterien definiert,<br />
die sicherstellen sollen,<br />
dass bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong><br />
Zielerfüllungsquote jeden einzelnen<br />
Landes ein Mindestmaß<br />
an Treibhausgaseinsparungen<br />
bewirkt wird. Die Methodik <strong>der</strong><br />
RED gilt bisher nur für flüssige<br />
und gasförmige Biokraftstoffe<br />
und flüssige Biobrennstoffe zur<br />
Strom-, Wärme- und Kälteerzeugung.<br />
Eine Ausweitung <strong>der</strong><br />
For<strong>der</strong>ung von Nachhaltigkeitskriterien<br />
für feste und gasförmige<br />
Biomasse zur Erzeugung<br />
von Strom, Wärme und Kälte<br />
wird <strong>der</strong>zeit auf europäischer<br />
Ebene zwar nicht aktiv vorangetrieben,<br />
jedoch gibt die EU-<br />
Kommission Empfehlungen für<br />
Mitgliedsstaaten, die die Nachhaltigkeitsstandards<br />
auch auf<br />
feste und gasförmige Biomasse<br />
ausdehnen wollen.<br />
In Deutschland beschränkt sich<br />
die Umsetzung <strong>der</strong> RED in nationales<br />
Recht auf den Beschluss<br />
<strong>der</strong> Biomassestromnachhaltigkeitsverordnung<br />
(Bio-<br />
St-NachV) sowie <strong>der</strong> Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung<br />
(BioKraft-NachV), die relevant<br />
für die Nutzung von Biomethan<br />
als Kraftstoff ist. In <strong>der</strong> BioSt-<br />
NachV sind Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
flüssige Biobrennstoffe zur<br />
61%<br />
Abbildung 1: Anteile <strong>der</strong> Stromerzeugung aus Biomasse in 2010<br />
7%<br />
Stromerzeugung formuliert, <strong>der</strong>en<br />
Einhaltung eine Voraussetzung<br />
für die Berechtigung zum<br />
Bezug von EEG-Vergütungen<br />
ist. Für die Nutzung von biogenen<br />
Festbrennstoffen sowie<br />
gasförmigen Bioenergieträgern<br />
zur Strom- bzw. gekoppelten<br />
Strom- und Wärmebereitstellung<br />
sind bisher keine verbindlichen<br />
Nachhaltigkeitskriterien<br />
festgeschrieben. Hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> nachhaltigen Bereitstellung<br />
von biogenen Festbrennstoffen<br />
forstwirtschaftlichen Ursprungs<br />
kann in Deutschland jedoch auf<br />
international etablierte Zertifizierungssysteme<br />
<strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
zurückgegriffen werden.<br />
Hierbei handelt es sich um das<br />
„Programme for the Endorsement<br />
of Forest Certification<br />
Schemes (PEFC)“ und das „Forest<br />
Stewardship Council<br />
(FSC)“. Mit ihren Zertifikaten<br />
geben sie den Verbrauchern<br />
die Sicherheit, dass das erworbene<br />
Holzprodukt o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Rohstoff an sich aus Wäl<strong>der</strong>n<br />
stammt, welche nach den<br />
Grundregeln ordnungsgemäßer<br />
Forstwirtschaft bewirtschaftet<br />
wurden. Der überwiegende Teil<br />
des deutschen Waldes unterliegt<br />
dem paneuropäischen<br />
Zertifizierungssystem, so sind<br />
ca. 66 % bereits PEFC und 4 %<br />
FSC zertifiziert.<br />
Biomasse(heiz)kraftwerke<br />
Biogasanlagen<br />
Pflanzenöl‐BHKW<br />
Stromerzeugung (real) aus Biomasse<br />
2010: ca. 25,7 TWh el<br />
Aktueller Stand <strong>der</strong><br />
Stromerzeugung aus<br />
Biomasse<br />
Der Anteil regenerativer Energien<br />
am Stromverbrauch in Deutschland<br />
liegt <strong>der</strong>zeit bei 17,4 % (Ende<br />
2010). Der Einsatz von Bioenergieträgern<br />
konnte dabei einen Anteil<br />
von 34 % leisten.<br />
Zusammenfassend zeigt sich in<br />
Abbildung 1, dass die Bereitstellung<br />
von Strom aus Bioenergieanlagen<br />
im Jahr 2010 mit etwa 25,7<br />
TWhel 1 einen bedeutenden Anteil<br />
an <strong>der</strong> Stromerzeugung in<br />
Deutschland leisten konnte. 2 Der<br />
größte Anteil an <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
aus Biomasse ist auf die<br />
Biogaserzeugung und -nutzung<br />
1 Stromerzeugung aus Biomasse ohne die<br />
Berücksichtigung von Biomethananlagen,<br />
Anlagen <strong>der</strong> Papier- und Zellstoffindustrie,<br />
Holzvergasern und Kleinst-KWK-<br />
Anlagen<br />
2 Laut <strong>der</strong> Jahreszahlen Erneuerbarer<br />
Energien 2010 des BEE (02/2011) wuchs<br />
<strong>der</strong> Stromverbrauch aus biogenen Rohstoffen<br />
von 5,4 % in 2009 auf knapp 6 %<br />
im Jahr 2010, was 34,4 % <strong>der</strong> gesamten<br />
genutzten Strommenge aus Erneuerbaren<br />
Energien entspricht. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
des Ausbau von Biogasanlagen trug zu<br />
dieser Entwicklung bei
Landinfo 5/2011 Landwirtschaftlicher Hochschultag<br />
sowie auf den Einsatz fester Biomasse<br />
zurückzuführen.<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> Biomassenutzung<br />
seit <strong>der</strong> Einführung des EEG<br />
bis einschließlich 2010 im Bereich<br />
<strong>der</strong> festen, flüssigen und gasförmigen<br />
Bioenergieträger zeigt Abbildung<br />
2.<br />
Sowohl die aktuelle Entwicklung<br />
als auch die erwarteten Trends<br />
zeigen, dass das EEG in <strong>der</strong> heute<br />
gültigen Form zur Diversifizierung<br />
<strong>der</strong> in Bioenergieanlagen eingesetzten<br />
Rohmaterialien sowie <strong>der</strong><br />
entsprechenden Konversionstechnologien<br />
– bei einer insgesamt<br />
deutlich zu beobachtenden Marktausweitung<br />
– beiträgt. Dabei stellen<br />
sich aber auf <strong>der</strong> Basis des<br />
gültigen energiewirtschaftlichen<br />
Rahmens die Perspektiven für die<br />
festen, flüssigen und gasförmigen<br />
Bioenergieträger unterschiedlich<br />
dar.<br />
� Biomasse(heiz)kraftwerken<br />
In den bestehenden Biomasse(heiz)kraftwerken<br />
wird noch<br />
immer zu einem Großteil Altholz<br />
genutzt. Der Einsatz naturbelassener<br />
biogener Festbrennstoffe<br />
gewinnt weiterhin<br />
an Bedeutung, ist aber wegen<br />
<strong>der</strong> vergleichsweise hohen<br />
Brennstoffkosten nur bei sehr<br />
guten Standortrahmenbedingungen<br />
betriebswirtschaftlich<br />
möglich. Der Ausbau <strong>der</strong> installierten<br />
elektrischen Leistung im<br />
Festbrennstoffsektor kann deshalb<br />
in den vergangenen 4 Jahren<br />
eher als mo<strong>der</strong>at gegenüber<br />
dem Zeitraum 2004 bis<br />
2006 bezeichnet werden. Während<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit vorrangig<br />
Dampfturbinen zum Einsatz<br />
kamen, konnten sich in<br />
den letzten Jahren Stromerzeugungstechnologien<br />
im kleinen<br />
und mittleren Leistungsbereich<br />
(Größenordnung bis 5<br />
MWel) am Markt etablieren und<br />
die hier noch vorhandenen<br />
Ausbaupotenziale erschließen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die ORC-Technologie<br />
mit einer hohen Wärmeauskopplung<br />
ist dabei zu<br />
nennen. Der Einsatz von an<strong>der</strong>en<br />
Technologien hängt ganz<br />
wesentlich von <strong>der</strong> Entwicklung<br />
marktreifer Verfahren und Sys-<br />
teme in den unterschiedlichen<br />
Leistungsklassen ab (Vergasung,<br />
Stirling-Motor, etc.). Neben<br />
<strong>der</strong> technischen Weiterentwicklung<br />
ist für den mittelfristigen<br />
Ausbau <strong>der</strong> Festbrennstoffnutzungentscheidend,<br />
ob zukünftig eine breitere<br />
Rohstoffbasis zu einem aus<br />
ökonomischer Sicht attraktiven<br />
Brennstoffpreis verfügbar ist.<br />
Mit dem geringfügig erhöhten<br />
NawaRo-Bonus für den 100 %igen<br />
Einsatz von Landschaftspflegematerial<br />
in Anlagen zwischen<br />
0,5 und 5 MWel wurden<br />
in <strong>der</strong> EEG-Neufassung 2009<br />
dazu erste Anreize gesetzt.<br />
Aufgrund des Ausschließlichkeitsprinzips<br />
wird dieser Bonus<br />
in <strong>der</strong> Praxis jedoch kaum genutzt.<br />
Nach <strong>der</strong> Klarstellung <strong>der</strong><br />
Definition zum Landschaftspflegematerial<br />
wird sich in den<br />
kommenden Jahren zeigen, ob<br />
hiermit größere Anreize für die<br />
Bereitstellung zusätzlicher<br />
Biomassepotenziale geschaffen<br />
werden konnten und sich<br />
<strong>der</strong> Anteil an Landschaftspflegeholz<br />
zur anteiligen Strom-<br />
und Wärmebereitstellung erhöht.<br />
Dagegen wird bei Beibehaltung<br />
<strong>der</strong> aktuellen Rahmenbedingungen<br />
nicht mit einem<br />
verstärkten Einsatz von Kurzumtriebsplantagenhölzern<br />
(KUP) gerechnet, da einerseits<br />
die Versorgungssicherheit aufgrund<br />
<strong>der</strong> marginalen Anbauflächen<br />
in Deutschland für<br />
Biomasse-HKW nicht gewährleistet<br />
werden kann und an<strong>der</strong>erseits<br />
vergleichsweise hohe<br />
Bereitstellungskosten für KUP<br />
bestehen.<br />
� Biogasanlagen<br />
Biogasanlagen werden nach<br />
wie vor in einem weiten Anwendungsbereich<br />
auf <strong>der</strong> Basis<br />
von tierischen Nebenprodukten<br />
(z. B. Gülle) und Energiepflanzen<br />
gebaut. Seit <strong>der</strong> Neufassung<br />
des EEG im Jahr 2009 ist<br />
<strong>der</strong> Ausbau des Biogasanlagenbestandes<br />
rasant vorangeschritten<br />
und hat in den vergangenen<br />
zwei Jahren<br />
Höchstwerte erreicht. In Hinblick<br />
auf die bevorstehende<br />
Novellierung des EEG im Jahr<br />
2012 und die damit verbundenen<br />
Unsicherheiten ist davon<br />
auszugehen, dass im Jahr<br />
2011 <strong>der</strong> Ausbau von Biogasanlagen<br />
Höchstwerte erzielen<br />
wird. Dies kann auf die im EEG<br />
2009 gesetzten Anreizwirkungen<br />
für die Stromerzeugung<br />
aus Biogas zurückgeführt werden.<br />
Die installierte Anlagenleistung<br />
als auch die in Biogasanlagen<br />
realisierte Stromerzeugung<br />
leistet anteilig den<br />
größten Beitrag zur Stromerzeugung<br />
aus Biomasse in<br />
Deutschland. Mit <strong>der</strong> Neufassung<br />
des EEG im Jahr 2009<br />
zeichnet sich deutlich <strong>der</strong><br />
Trend hin zu kleinen und mittleren<br />
Biogasanlagen (
Landwirtschaftlicher Hochschultag Landinfo 5/2011<br />
installierte elektrische Leistung (MW el)<br />
22<br />
4.500<br />
4.000<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
DBFZ, 2011<br />
0<br />
Pöl‐BHKW<br />
Biogasanlagen<br />
Biomasse‐(H)KW<br />
zu günstigen Preisen bereitgestellt<br />
werden kann und die anfallende<br />
Wärme möglichst vollständig<br />
genutzt wird. Bereits in<br />
2007/2008 wurde deshalb ein<br />
erheblicher Teil <strong>der</strong> Anlagen<br />
außer Betrieb genommen.<br />
Nachdem die Pflanzenölpreise<br />
im Jahr 2009 wie<strong>der</strong> auf ein<br />
mo<strong>der</strong>ates Preisniveau sanken,<br />
stiegen sie im Verlauf des Jahres<br />
2010 wie<strong>der</strong> auf den bereits<br />
in 2008 erreichten Peak, was<br />
<strong>der</strong>zeit erneut zu einem Markteinbruch<br />
bei <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />
aus Pflanzenöl führte. Vor<br />
diesem Hintergrund setzt sich<br />
auch <strong>der</strong> Trend eines deutlich<br />
abgeschwächten Zubaus aus<br />
2009 im Bereich <strong>der</strong> Pflanzenöl-BHKW<br />
weiter fort, begleitet<br />
von dem Trend zur vorübergehenden<br />
o<strong>der</strong> endgültigen Stilllegung<br />
von Anlagen um den<br />
Jahreswechsel 2010/2011. Es<br />
lässt sich nur schwer abschätzen,<br />
wie die Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Branche aussehen könnte.<br />
Einerseits war hier in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
ein sehr schnell reagieren<strong>der</strong><br />
Markt mit rasantem<br />
Wachstum zu beobachten, an<strong>der</strong>erseits<br />
wird <strong>der</strong>zeit vor al-<br />
Pöl‐BHKW<br />
Biogasanlagen<br />
Biomasse‐(H)KW<br />
Hinweis: Darstellung ohne Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
Stromeinspeisung aus Biomethananlagen, Anlagen <strong>der</strong><br />
Papier‐ und Zellstoffindustrie, Holzvergasern und<br />
Kleinst‐KWK‐Anlagen<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Abbildung 2: Entwicklung <strong>der</strong> installierten Anlagenleistung sowie Anlagenanzahl zur Stromerzeugung<br />
aus Biomasse 2000-2010<br />
lem durch die deutlich gestiegenen<br />
Pflanzenpreise aber<br />
auch den erhöhten Verwaltungsaufwand,<br />
<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Einführung<br />
<strong>der</strong> Nachhaltigkeitsnachweise<br />
verbunden ist, eine<br />
neue Marktbelebung eher behin<strong>der</strong>t.<br />
Der Einsatz von Pflanzenöl<br />
zur Stromerzeugung wird<br />
weiterhin durch den Import von<br />
Palmöl dominiert. Beim Einkauf<br />
von zertifiziertem Pflanzenöl<br />
können nachfragebedingte<br />
Mehrkosten entstehen.<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
EEG-Novellierung<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Marktetablierung des EEG<br />
und <strong>der</strong> erkennbar jährlich gesteigerten<br />
Stromproduktion aus erneuerbaren<br />
Energien, sollten die<br />
bereits erwähnten wesentlichen<br />
Zielstellungen des EEG in seinen<br />
Grundzügen erhalten bleiben. Zusätzlich<br />
haben die aktuellen Entwicklungen<br />
gezeigt, dass weitere<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen in die Ausgestaltung<br />
eines EEG 2012 einbezogen<br />
werden sollten:<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
� Sicherstellung einer nachhaltigen<br />
Bioenergiebereitstellung<br />
� Vorzug von effizienten, nicht an<br />
einer Vergütungsstruktur orientierten<br />
Konzepten, hinsichtlich<br />
Energiebereitstellung und Klimaschutz<br />
� Unterstützung <strong>der</strong> Marktreife<br />
(Degression) und von innovativen<br />
Technologien<br />
� Unterstützung <strong>der</strong> Einbindung<br />
<strong>der</strong> Erneuerbaren Energien ins<br />
Energiesystem (Systemdienstleistungen)<br />
� Deutliche Vereinfachungen des<br />
Vergütungssystems gegenüber<br />
dem Ist-Zustand bei gleichzeitiger<br />
Minimierung potenzieller<br />
Fehlentwicklungen<br />
� Keine Kostensteigerung, aber<br />
weiteren Ausbau von Erneuerbaren<br />
Energien sicherstellen<br />
Grundlegend wird davon ausgegangen,<br />
dass ein an den Zielen<br />
des Energiekonzeptes orientierter<br />
Ausbau <strong>der</strong> Stromerzeugung aus<br />
Biomasse auch weiterhin des Einsatzes<br />
nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe<br />
bedarf. Ein effizienter Ausbau ist<br />
0<br />
Anlagenanzahl (mittig)
Landinfo 5/2011 Landwirtschaftlicher Hochschultag<br />
nur durch kostenorientierte Vergütungen<br />
erreichbar, die sich an den<br />
Vor-Ort sinnvollen Anlagengrößen<br />
und <strong>der</strong> verfügbaren Rohstoffbasis<br />
orientieren müssen.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> erreichbaren<br />
Treibhausgasreduktionen sollte<br />
die Kraft-Wärme-Kopplung weiter<br />
gestärkt werden. Dabei ist <strong>der</strong><br />
Wert <strong>der</strong> Stromerzeugung aus<br />
Bioenergie nicht allein durch<br />
Treibhausgasmin<strong>der</strong>ungskosten<br />
beschreibbar, son<strong>der</strong>n muss auch<br />
die positiven Wirkungen <strong>der</strong> bedarfsgerechtenStrombereitstellung<br />
in einer stärker auf erneuerbaren<br />
Energien basierenden<br />
Energieversorgung einbeziehen.<br />
Referenzen<br />
[1] Monitoring zur Wirkung des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) auf die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Stromerzeugung aus Biomasse.<br />
5. Zwischenbericht zum<br />
BMU-Forschungsvorhaben<br />
FZK03MAP138, erstellt vom<br />
Deutschen BiomasseForschungsZentrum<br />
(DBFZ) in<br />
Kooperation mit <strong>der</strong> Thüringer<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
(TLL), März 2011<br />
[2] Vorbereitung und Begleitung<br />
<strong>der</strong> Erstellung des Erfahrungsberichtes<br />
2011gemäß § 65<br />
EEG - Vorhaben IIa. Endbericht,<br />
im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit<br />
(BMU), erstellt vom Deutschen<br />
BiomasseForschungsZentrum<br />
(DBFZ), Juni 2011<br />
[3] DBFZ veröffentlicht Positionspapier<br />
zur Novellierung des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
2012. Pressemitteilung des<br />
Deutschen BiomasseForschungsZentrum<br />
vom<br />
11.05.2011<br />
Weitere Informationen und<br />
Kontaktdaten<br />
Unter Einbeziehung von zahlreichen<br />
Wissenschaftlern des DBFZ<br />
und externen Experten aus den<br />
Fachgebieten Biogas, biogene<br />
Festbrennstoffe und flüssige Bioenergieträger<br />
wurde in den letzten<br />
Monaten ein umfangreicher Erfahrungsbericht<br />
zur Stromerzeugung<br />
aus Biomasse im Rahmen des<br />
EEG erstellt, <strong>der</strong> auf den Internetseiten<br />
des BMU verfügbar ist o<strong>der</strong><br />
per Mail angefor<strong>der</strong>t werden kann<br />
unter biomassenutzung@dbfz.de.<br />
23