Biographien Wuhrsträssler (PDF, 1.9 MB) - Stiftung Trudi Demut und ...
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Andreas Dobler<br />
Maler, Musiker <strong>und</strong> Dozent<br />
* 1963 Biel<br />
Atelier an der Wuhrstrasse<br />
Seine Kindheit verbrachte Andreas Dobler im Aargau. Eine<br />
kaufmännische Berufslehre bei Ringier AG in Zofingen gab<br />
ihm die Gelegenheit, sich ausgiebig mit den hauseigenen<br />
Boulevardmedien zu beschäftigen. In seiner Freizeit schuf<br />
er Illustrationen für deutsche Science-Fiction-Fanzines <strong>und</strong><br />
erste surrealistische Gemälde im Elternhaus in Rothrist<br />
AG. 1983 - 1985 absolvierte er die Malfachklasse an der<br />
Schule für Gestaltung in Basel. Ab 1986 freie künstlerische<br />
Tätigkeit. 1987 Atelier im Luwa-Areal in Zürich, wo er<br />
überproportionierte Stilleben malte. In diesen kombinierte<br />
er Gegenstände mit gegensätzlichen Funktionen, welche<br />
die Polaritäten Schmerz/Lust oder Schmutz/Reinigung<br />
evozierten. Diese Bildserie wurde in einer ersten wichtigen<br />
Ausstellung 1987 in der Kunsthalle Basel gezeigt.<br />
1990 – 91 Aufenthalt im P.S.1 in New York im Rahmen<br />
eines Werkjahres des B<strong>und</strong>esamt für Kultur. Nach einigen<br />
Eskapaden in den szenischen Künsten als Autor <strong>und</strong> Performer<br />
in den Jahren 1992 -1994 kehrte er reumütig wieder zu<br />
Malerei zurück. Sein Interesse an spirituellen Phänomenen<br />
wird erkennbar. Vom Wunsch nach Flucht in einen geistig<br />
erweiterten Zustand zeugen psychedelische Experimente<br />
mit Stoffbatik, oder Mandalas aus dem Eurocard-Logo. Es<br />
entstehen menschenleere Persiflagen von Hotelresorts, die<br />
er aus Ferienprospekten abmalt.<br />
Aehnlich menschenleere Projektionsflächen bieten Doblers<br />
grossformatige Tuschmalereien unwirtlicher Planetenlandschaften,<br />
die Ende der 90er entstehen. Sie beschwören<br />
Parallel- <strong>und</strong> Gegenwelten herauf <strong>und</strong> vermitteln im Computerzeitalter<br />
eine Zukunftsnostalgie, die an die Erfahrungen<br />
der eigenen, von Science-Fiction <strong>und</strong> Fantasy geprägten<br />
Teenagerzeit anknüpft.<br />
1996 hält er Einzug im Sommeratelier in der Badi Letzigraben.<br />
Die Arbeitsumgebung in einer ehemaligen Damengarderobe<br />
fördert eher erotische Motive zutage: Plastisch gemalte<br />
Skulpturen, die auf abstrahierte organische Formen<br />
der klassischen Moderne anspielen.<br />
Im Atelier der <strong>Stiftung</strong> Binz 39 entstehen kerkerhafte Innenräume,<br />
die auf trashige Horrorästhetik verweisen. Dobler<br />
inszeniert darin mit dem ironischen Unterton der Uebertreibung<br />
seine eigene Ambivalenz zum Medium Malerei, das<br />
für ihn Fluch <strong>und</strong> Segen zugleich ist.<br />
Ab 2001 Tätigkeit als Dozent für Malerei an der F+F Schule<br />
für Kunst. Unter dem Pseudonym Andy Canyon tritt er als<br />
Gitarrist <strong>und</strong> Sänger auf, unter anderem mit der Kultband<br />
Demolition Blues. Ab 2009 gemeinsame Installationen <strong>und</strong><br />
malerische Projekte mit seiner Lebenspartnerin Anna Kanai.<br />
2012 initiieren sie das Projekt Fool for April im Perla-Mode<br />
Zürich. In ihrer jüngsten gemeinsamen Arbeit verzierten sie<br />
die Fensterscheiben des Fäkalienpalasts in der Kläranlage<br />
Uster.<br />
Dobler ist ein Bilderjunkie, der sich von der Flut des alltäglichen,<br />
kollektiven Bildmaterials berauschen lässt <strong>und</strong><br />
damit seinen persönlichen Kosmos schafft, in dem alles in<br />
lustvoller Auflösung begriffen ist. In einem obsessiven Mix<br />
der Aesthetismen lebt er seinen Hang zu post-apokalyptischen<br />
<strong>und</strong> krypto-geometrischen Erzählungen aus. Zu<br />
seinen beliebtesten Motiven zählen: Bancomaten in Ruinen,<br />
Landschaften mit Turnschuhen <strong>und</strong> Schrumpfköpfen,<br />
Teppichausverkaufskubismus, Lingeriebiotope im Shopping-Center,<br />
Dessertträume, Unterwassersex, an Ketten<br />
hängende Wohnwände <strong>und</strong> im All schwebende Styroporverpackungen.<br />
Quellentext:<br />
– Andreas Dobler