Biographien Wuhrsträssler (PDF, 1.9 MB) - Stiftung Trudi Demut und ...
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Urs Frei<br />
Objektkünstler, Skulptur, Malerei, Installation<br />
* 01.09.1958 Zürich<br />
Atelier an der Wuhrstrasse<br />
Nach einer kaufmännischen Lehre in Zürich Beginn der<br />
künstlerischen Tätigkeit. Ende 1981 erfolgt die erste halböffentliche<br />
Ausstellung im eigenen Atelier. 1982–84 dann das<br />
Studium an der Kunstakademie in Frankfurt a. M., 1984–87<br />
folgte ein Arbeitsaufenthalt in Wien. Urs Frei erhielt Zahlreiche<br />
Stipendien <strong>und</strong> Auszeichnungen: 1985 Kanton Zürich,<br />
1987 Stadt Zürich <strong>und</strong> Kunstpreis der Schweizerischen<br />
Bankgesellschaft, 1989 Atelierstipendium der Stadt Zürich<br />
in New York, 1993 Paul-Valéry-Anerkennungspreis. Neben<br />
zahlreichen Gruppenausstellungen im In- <strong>und</strong> Ausland hatte<br />
er seit 1990 mehrere Einzelausstellungen in der Galerie<br />
Walcheturm Zürich, 1991 Kunsthalle Luzern, 1994 Kunsthalle<br />
Zürich, 1997 Biennaledi Venezia.<br />
Die in Serien angelegten Werke von Urs Frei deuten auf<br />
eine künstlerische Strategie hin, die bei den Tendenzen der<br />
Postminimalisten Ende der 60er Jahre ansetzt. Ein Formzusammenhang<br />
ergibt den nächsten; spielerisch geht das<br />
eine Werk in das andere über. Ihre gegenseitige Verkettung<br />
erschliesst sich in der Gesamtschau, wenn sich der<br />
Empfänger zwischen den scheinbar ungleichartig im Raum<br />
verteilten Materialanhäufungen bewegt. Die offene Struktur<br />
zeigt sich sowohl in den konglomeratartigen Werken selbst<br />
als auch in ihrer Eigenschaft, grenzüberschreitend zwischen<br />
den Gattungen Plastik, Malerei, Installation zu schweben.<br />
Die frühen Wand- <strong>und</strong> Bodenarbeiten sind zunächst vornehmlich<br />
aus Holz: Bretter, Klötze <strong>und</strong> Rahmen sind zu Objekten<br />
verarbeitet, die Spuren von Zement oder Spachtelmasse<br />
aufweisen. An architektonische Formen erinnernd,<br />
sind sie meist programmatisch dort platziert, wo Wand <strong>und</strong><br />
Boden aufeinandertreffen. In den 80er Jahren entstehen<br />
vermehrt Werkelemente aus der urbanen Dingwelt, sowohl<br />
neuwertige als auch gebrauchte: Papprollen, Plastikeimer,<br />
Tücher werden zu heterogenen Objekten gestapelt, gebündelt<br />
oder aneinandergereiht <strong>und</strong> mit Farbe bearbeitet.<br />
Ihr ambivalenter Charakter entfaltet sich zusätzlich in der<br />
Bezugnahme zum Raum. Offen für assoziative Annäherung,<br />
verweisen die Werke oft auf organische Formen. Ab 1990<br />
einheitlicher wirkende Wandobjekte aus Stoffsäcken. Die<br />
prall gestopften, kissenartigen Volumen sind bemalt <strong>und</strong><br />
nehmen durch umgeb<strong>und</strong>ene Schnüre vielfältige Formen<br />
an. 1994 neue Werkserie: Konglomerate aus Brettern <strong>und</strong><br />
Stangen muten wie übergrosse, gemalte Demonstrationstafeln<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig wie Bilder auf Staffeleien an. Seit<br />
1996 entstehen auch Zeichnungen <strong>und</strong> Werkskizzen, die<br />
die Eigenschaften des Raums untersuchen. Die Balance,<br />
die auf der formalen Ebene über Techniken des Anlehnens<br />
oder Aufeinanderstapelns der Einzelteile hergestellt wird,<br />
kommt auf der Ebene der Gattungsüberschreitung erneut<br />
ins Spiel: Die lose zusammengesetzten, bemalten Plastiken<br />
mutieren zu aussergewöhnlichen Bildträgern. Die Farbe,<br />
satt aufgetragen <strong>und</strong> meist von ausgeprägter Buntheit,<br />
gewinnt die Qualität des Taktilen <strong>und</strong> tendiert selbst zur<br />
Objekthaftigkeit. Die auf allen Ebenen zu beobachtende<br />
Ambivalenz fordert dazu auf, Fragen nach der Rolle <strong>und</strong><br />
Definition der Kunst zu stellen: Gattungszuweisung, Kontextualisierung<br />
<strong>und</strong> Partizipation des Empfängers sind zentrale<br />
Themen, wobei die Begegnung mit den spielerischen<br />
Bricolagen immer auch die Dimension des Poetischen beinhaltet.<br />
Quellentext:<br />
– www.sikart.ch / Schweiz. Institut für Kunstwissenschaft