Nr. 4/2005 Juli & August Ausgabe 20
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Michi Trapp vor dem Hotel Leme Bedje<br />
Carlos Enrique Santos ist Kapverdier, 41 Jahre jung und<br />
seit <strong>20</strong>01 auf Sal Manager von Planeta Cabo Verde und<br />
vom Hotel Leme Bedje. Er studierte Fremdsprachen in<br />
Frankreich und spricht mehr als fünf Sprachen fließend,<br />
unter anderem auch Deutsch. Nach <strong>20</strong> Jahren im Ausland<br />
kehrte Carlos 1996 wieder in seine Heimat zurück.<br />
Carlos Enrique Santos<br />
FM: Als du 1976 deine Heimat verlassen hattest,<br />
war da für dich klar, dass du irgendwann<br />
wieder auf die Kapverdischen Inseln zurückkommen<br />
würdest?<br />
Carlos: Auf jeden Fall! Alles, was ich im Ausland<br />
gemacht habe, habe ich getan, damit ich eines<br />
Tages wieder hierher zurückkommen kann.<br />
FM: Was ist für dich das Besondere an diesen<br />
Inseln?<br />
Carlos: Die Lebensphilosophie. Natürlich hast du im<br />
Ausland Dinge, die du hier nicht hast. Aber wir<br />
haben hier eine bessere Lebensqualität und weniger<br />
Stress, auch wenn wir hier viel arbeiten. Und<br />
dann ist hier natürlich die Sonne! Das ist für mich die<br />
Hauptsache. Sollte ich mal Stress bei der Arbeit haben,<br />
dann gehe ich mit einer Tasse Kaffee aus meinem<br />
Büro nach draußen in die Sonne und schaue aufs<br />
Meer. Nach fünf Minuten bin ich wieder fit!<br />
FM: Wenn du zurückblickst: Wie hat sich das<br />
Leben hier auf der Insel seit deiner Rückkehr<br />
verändert?<br />
Carlos: Die Zeit von 1996 bis 1997 war noch etwas<br />
ruhiger. Doch seit 1998 wird bei uns viel gebaut<br />
und investiert. Immer mehr Veranstalter interessieren<br />
sich für die Kapverden. Außerdem hilft die<br />
problematische politische und religiöse Entwicklung<br />
in der restlichen Welt in gewisser Weise unserem<br />
Tourismus. Wir sind ein kleines, ruhiges,<br />
christliches Land. Die Touristen können sich hier<br />
sicher fühlen und müssen keine Angst haben.<br />
FM: Was sind denn deiner Meinung nach die<br />
Hauptaufgaben, die die Inseln in den nächsten<br />
Jahren touristisch bewältigen müssen?<br />
Carlos: Momentan können wir uns noch durch<br />
unsere „kapverdische Art“ retten: Alles ganz entspannt<br />
sehen! Aber wenn die Entwicklung im<br />
Tourismus weiterhin so schnell vorangeht, wenn<br />
noch mehr Hotels gebaut werden und die Standards<br />
für diese weiter angehoben werden, dann<br />
benötigen wir zum Beispiel dringend so etwas wie<br />
eine Hotelfachschule. Wir brauchen geschultes Personal,<br />
das weiß, wie man einen Gast an der Rezeption<br />
empfängt. Da reicht nicht immer nur ein Lächeln,<br />
sondern das ist auch ein bisschen psychologische<br />
Arbeit. Wir brauchen Leute, die wissen, wie man<br />
einen Teller serviert, nicht nur mit Freundlichkeit,<br />
sondern auch mit Professionalität. Momentan können<br />
wir dem Personal noch selbst beibringen, was<br />
es im Umgang mit den Gästen wissen muss, aber<br />
wenn noch mehr Hotels entstehen, kommen wir<br />
nicht mehr hinterher. Dann braucht man auch<br />
geschulte, mehrsprachige Fremdenführer für die<br />
deutschen, holländischen und englischen Touristen,<br />
die diesen die Geschichte und die Besonderheiten<br />
der Inseln in ihrer Sprache erklären.<br />
FM: Was sind deine Ziele in den nächsten Jahren?<br />
Carlos: Unsere Pläne sind es, die Agentur, das<br />
Hotel Leme Bedje, die Windsurfstation am Strand,<br />
die Tauchstation und den zukünftigen Fishing-<br />
Club zusammenzuführen. All das soll zu einem<br />
„Sportprodukt“ werden. Es gibt bisher auf den<br />
Kapverden keinen Veranstalter, der sich explizit<br />
auf Sport spezialisiert hat. Wenn jemand auf den<br />
Kapverden in Zukunft Sport machen will, dann<br />
soll er sagen: „Ich weiß, es gibt Planeta und das<br />
Leme Bedje und die wissen, wovon sie reden.“