Von Teenies bis Oldies: Lebenszyklen im Wandel - Klinikmagazin
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■ LWL-Institut Warstein<br />
Integration und Re-Integration<br />
jüngerer Arbeitnehmer<br />
Eine Herausforderung an Rehabilitation und Arbeitsmarkt!<br />
Die Gruppe der 19- <strong>bis</strong> 29-Jährigen n<strong>im</strong>mt<br />
<strong>im</strong> Rehabilitationsgeschehen einen Anteil<br />
von 50 Prozent ein. Im Gegensatz zu<br />
den älteren Rehabilitanden unterliegt die<br />
hier beschriebene Personengruppe einem<br />
ganz besonderen Entwicklungsabschnitt.<br />
Heranwachsende oder junge Erwachsene<br />
lösen sich aus familiären oder schulischen<br />
Kontexten und werden erst-<br />
mals mit der Berufswelt<br />
konfrontiert. Berufliche Vorstellungen<br />
und Perspektiven<br />
wollen entwickelt und auf<br />
eine tragfähige Basis gestellt<br />
werden – wobei diese<br />
Vorstellungen von zentraler Bedeutung für<br />
die weitere Lebensführung sind. Die jungen<br />
Menschen treten in die Ausbildungs-<br />
oder Arbeitswelt ein und damit auch in die<br />
Welt der Erwachsenen. Eine gute körperliche<br />
und psychische Gesundheit gilt hier<br />
als zentrale Basis, um die anstehenden Herausforderungen<br />
meistern zu können.<br />
Anders als bei Menschen, die erst in einem<br />
späteren Lebensalter psychisch erkran-<br />
20<br />
ken, weisen jüngere Rehabilitanden Defizite<br />
in grundlegenden Kompetenzbereichen<br />
auf. Viele der Kompetenzen, wie Pünktlichkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Absprachefähigkeit<br />
oder die Benennung sinnvoller Lebensziele,<br />
die von gesunden Menschen als selbstverständlich<br />
erwartet werden können, fehlen<br />
dem hier beschriebenen Personenkreis und<br />
der Erwerb dieser Kompe-<br />
Erwerb grundlegenderKompetenzen<br />
wird<br />
erschwert.<br />
tenzen wird durch die psychische<br />
Erkrankung zusätzlich<br />
erschwert. Eine Integration<br />
oder Re-Integration in das<br />
Erwerbsleben ohne diese<br />
Kompetenzen scheint nicht<br />
nur schwierig, sondern oftmals unmöglich.<br />
„Die berufliche Integration ist aber nicht<br />
nur von maßgeblicher Bedeutung für ein<br />
selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben und Wohlergehen<br />
in diesem Lebensabschnitt, sondern<br />
auch für den weiteren Erwerbsverlauf“,<br />
heißt es <strong>im</strong> DAK-Gesundheitsreport 2011.<br />
Zugleich sei die nachhaltige Integration in<br />
die Arbeitswelt, nicht zuletzt mit Blick auf<br />
die Auswirkungen des demographischen<br />
N = 853; nur Befragte, die nicht ihren<br />
Wunschberuf lernen bzw. ihrer Wunschtätigkeit<br />
nachgehen.<br />
(Quelle: IGES nach DAK-Umfrage 2010)<br />
Abb. 1: Welche Erfahrungen haben Sie <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem Berufseinstieg<br />
gemacht?<br />
<strong>Wandel</strong>s, wichtig für die Gesellschaft und<br />
für Unternehmen.“<br />
Das LWL-Institut Warstein versucht, diesen<br />
Herausforderungen adäquat zu begegnen.<br />
Dies bedingt auf Seiten der Rehabilitationseinrichtung,<br />
ein entsprechendes<br />
Assessment zur Evaluation der Fähigkeiten<br />
und Defizite des Rehabilitanden vorzuhalten,<br />
auf Seiten der beruflichen Erprobungsphase<br />
aber auch Arbeitnehmer, die gewillt sind,<br />
den Rehabilitanden die Möglichkeit zu geben,<br />
sich in der Arbeitswelt vorzutasten oder<br />
zu erproben – auch wenn sie nicht die oben<br />
beschriebenen Kompetenzen ihrer älteren<br />
oder gesunden Arbeitskollegen mitbringen.<br />
Auf Seiten des Instituts wird innerhalb<br />
der Rehabilitationsphase I also zunächst<br />
ein erstes Leistungs- und Interessensprofil<br />
mit dem Rehabilitanden erstellt, denn die<br />
meisten der Betroffenen bringen nur vage<br />
Vorstellungen mit, wie sie ihren Lebensunterhalt<br />
dauerhaft verdienen wollen und<br />
können. „Ich kenne mich gut mit Computern<br />
aus und kann mir vorstellen, in diesem<br />
Bereich zu arbeiten“, sind Sätze, die seit<br />
Jahren in beruflichen Orientierungsgesprächen<br />
auftauchen. Der Unterschied zwischen<br />
hobbymäßigem Interesse und beruflicher<br />
Tragfähig- oder Verwertbarkeit ist<br />
den meisten nicht bewusst – woher auch?<br />
Konkretisiert sich ein Berufswunsch und<br />
wird dieser <strong>im</strong> Rahmen der beruflichen Orientierung<br />
auch durch die arbeitsdiagnostischen<br />
Testungen hinsichtlich der Voraussetzungen<br />
des Rehabilitanden als realisierbar<br />
eingestuft, erfolgt innerhalb der Rehabilitationsphase<br />
II unmittelbar die Möglichkeit<br />
der Erprobung in dem gewünschten Handlungsfeld.<br />
Hier kommen die bereits angesprochenen<br />
Arbeit- oder Praktikumgeber<br />
ins Spiel.<br />
Da das LWL-Institut Warstein sich weitestgehend<br />
am Grundsatz des Supported<br />
Employment „erst platzieren – dann trainieren“<br />
orientiert, versuchen wir, unsere Rehabilitanden<br />
nicht durch unter Umständen<br />
unnötige Trainingseinheiten innerhalb der<br />
Einrichtung aufzutrainieren, sondern sie direkt<br />
<strong>im</strong> Arbeitsleben unter arbeitstherapeu-<br />
<strong>Klinikmagazin</strong> Nr. 15 2012