Dr. h. c. Annemarie Renger - Mitmischen.de
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Ansprache<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skanzlers a. D.<br />
<strong>Dr</strong>. h. c. Gerhard Schrö<strong>de</strong>r<br />
Sehr geehrter Herr Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt!<br />
Herr Bun<strong>de</strong>stagspräsi<strong>de</strong>nt!<br />
Frau Bun<strong>de</strong>skanzlerin!<br />
Herr Bun<strong>de</strong>sratspräsi<strong>de</strong>nt!<br />
Herr Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts!<br />
Verehrte Familie <strong>Renger</strong>!<br />
Verehrte Familie Schick!<br />
Exzellenzen!<br />
Verehrte Trauergemein<strong>de</strong>!<br />
Liebe Freundinnen und Freun<strong>de</strong>!<br />
Für mich ist es eine große Ehre, <strong>de</strong>n Wunsch <strong>de</strong>r Familie zu erfüllen, mit Ihnen heute<br />
<strong>Annemarie</strong> <strong>Renger</strong>s zu ge<strong>de</strong>nken. In <strong>de</strong>r Tat, wir nehmen Abschied von einer außergewöhnlichen<br />
Frau, die eine ganze Epoche in <strong>de</strong>r Geschichte unseres Lan<strong>de</strong>s verkörpert hat.<br />
Um mich ihr zu nähern und sie zu begreifen, muss auch ich eine unserer ersten Begegnungen<br />
in Erinnerung rufen. Es war schon 1980, als ich zum ersten Mal als neu gewählter<br />
Abgeordneter im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag saß. Als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Jungsozialisten war auch<br />
ich mit <strong>de</strong>n Klei<strong>de</strong>rvorschriften nicht so ganz vertraut: Ich hatte auf die Krawatte verzichtet.<br />
Mein Anblick rief <strong>Annemarie</strong> <strong>Renger</strong> auf <strong>de</strong>n Plan, die damals Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>stages war. Sie kam zu mir in die hintere Reihe, wo man als Junger zu sitzen hatte, und<br />
sprach mich freundlich, aber sehr bestimmt an:<br />
– so sagte sie –,<br />
Genosse Schrö<strong>de</strong>r<br />
wenn morgen die Wahl <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skanzlers ist, bin<strong>de</strong>st du dir aber eine Krawatte<br />
um, wie es sich gehört.<br />
Ihre unmissverständliche Ansprache und ihre ganze Haltung dul<strong>de</strong>ten keinen Wi<strong>de</strong>rspruch.<br />
Also erschien ich am folgen<strong>de</strong>n Tag natürlich korrekt geklei<strong>de</strong>t zur Wahl <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skanzlers<br />
Helmut Schmidt.<br />
Heute ist mir klar, dass in dieser kleinen Begebenheit mehr enthalten war als ein Streit um<br />
Stil- o<strong>de</strong>r auch Geschmacksfragen. Es ging <strong>Annemarie</strong> <strong>Renger</strong> nicht um Äußerlichkeiten.<br />
Für sie war die korrekte Kleidung Ausdruck <strong>de</strong>s Respekts vor einem Verfassungsorgan <strong>de</strong>s<br />
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