Wenn die Mitarbeitenden dann an einer Weiterbildung teilnehmen,sollten sie selbstbewusst die Unterstützung vom Unternehmen einfordern,um Arbeiten, Lernen und Privatleben in Einklang zu bringen(Work-Learn-Life-Balance). Dazu gehören flexiblere Arbeitszeiten sowiedie Freistellung für Lernzeiten und Prüfungen. Außerdem bietet essich an, eigene aktuelle berufliche Projekte mit der wissenschaftlichenWeiterbildung zu verknüpfen und so den direkten Mehrwert am Arbeitsplatzzu erfahren.Ansatzpunkte für die BildungspolitikAuch die Bildungspolitik muss ihren Teil dazu beitragen, um wissenschaftlicheWeiterbildung in Deutschland nach vorne zu bringen. Vorallen Dingen die Entwicklung verbindlicher Rahmenbedingungen insbesonderebezüglich der Anrechenbarkeit von Kompetenzen im Zugeder Offenen Hochschule sollte hierbei im Fokus stehen.Die derzeit noch existierende Vielfalt von Kompetenznachweisen solltesich zukünftig an einem gemeinsamen Rahmen ausrichten, um dieVergleichbarkeit zu gewährleisten. Qualitätsstandards müssen dabeisowohl für das Anrechnungsmodell (Reliabilität und Validität) <strong>als</strong>auch für die Durchführung des Anrechnungsprozesses (Transparenzund Einfachheit der Anwendung) formuliert werden.Außerdem kann die Politik an einer anderen Stelle den Hebel ansetzen:Die Ergebnisse aus der Weiterbildungsforschung müssen konsequentfür die Weiterentwicklung einer übergreifenden Strategie desLebenslangen Lernens genutzt werden. Damit verbunden ist auch dasZusammenbringen der unterschiedlichen Akteure in der QuartärenBildung (<strong>Hochschulen</strong>, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,Vertreter der Weiterbildungspraxis sowie Bildungsnachfrager) und dieSensibilisierung der Unternehmen für das Thema Lebenslanges Lernen.18 <strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> <strong>Weiterbildungsanbieter</strong>
Perspektive Praxis:Im Gespräch mit der FIBAAHerr Brackmann, die Foundation for InternationalBusiness Administration Accreditation,kurz die FIBAA, hat sich <strong>als</strong> ersteAgentur auf den Weg gemacht, auch jenseitsvon BA-, MA- und MBA-AbschlüssenWeiterbildungsformate an <strong>Hochschulen</strong> zubewerten. Warum haben Sie diesen Schrittgetan?Wir sind der Auffassung, dass es grundsätzlichsinnvoll ist, die Leistungen von <strong>Hochschulen</strong>genauso wie die Leistungen andererAnbieter einer externen Prüfung zu unterziehen.Nun ist es so, dass es in Bezug aufwissenschaftliche Weiterbildung eben keineZuständigkeit des deutschen Akkreditierungsratesgibt. Damit dieser immer wichtigerwerdende Sektor der Quartären Bildungtrotzdem keine „Terra incognita“ bleibt, hatsich die FIBAA der Sache angenommen. Wirhaben jahrelange Erfahrung mit der Akkreditierungvon Studiengängen, da lag die Ausweitungauf die Zertifizierung wissenschaftlicherWeiterbildungsangebote nahe.Welche Funktion erfüllt die FIBAA dannganz genau im quartären Bildungssektor?Das Angebot der FIBAA richtet sich vornehmlichan <strong>Hochschulen</strong> und Weiterbildungsinstitutionen,die ihre wissenschaftlichenWeiterbildungskurse im System internationalerakademischer Qualitätsstandardspositionieren wollen. So bietet die FIBAA-Zertifizierung die konkrete Möglichkeit, dieeinzelnen Bildungsangebote hinsichtlichihrer Qualität zu prüfen und so ihr akademischesNiveau sicherzustellen. GrundlegendeOrientierung bieten bei der Zertifizierung dieAnforderungen, die sich aus dem Bologna-Prozess und dem europäischen Qualifikationsrahmenergeben. Wir sind hier <strong>als</strong>o mitunserem generellen Anspruch tätig – sprich,die FIBAA prüft und bewertet das Bestehendeund deckt Verbesserungsmöglichkeitenund damit auch Entwicklungschancen auf.Warum ist eine Zertifizierung von einzelnenKursen und Seminaren sinnvoll?Zum einen ist der Weiterbildungsmarkt nochsehr intransparent. Hier kann eine Zertifizierungden Bildungsnachfragern maßgeblichhelfen, sich besser zurechtzufinden. Zumanderen ist die Zertifizierung mit Blick aufdie Durchlässigkeit der Bildungssysteme vonentscheidender Wichtigkeit. Nur so könnenTeilnehmende beispielsweise eine bausteinartigzusammengesetzte akademische Bildungerwerben.Wie hoch ist denn die Nachfrage nach derZertifizierung wissenschaftlicher Weiterbildungen?Wie viele zertifizierte Kursegibt es derzeit in Deutschland?Der Sektor entwickelt sich erst. Unser Zertifizierungsangebotist deshalb noch längstkein Selbstläufer. Bisher hat die FIBAA vierZertifizierungsverfahren abgeschlossen,zehn weitere – mit unterschiedlich vielenWeiterbildungskursen – werden gerade bearbeitet.Insgesamt stellen wir eine recht dosierte,aber insgesamt steigende Nachfragefest.Hans-Jürgen Brackmann ist Teil der Geschäftsführungder Foundation for InternationalBusiness Administration Accreditation(FIBAA).Welche Qualitätskriterien liegen einer solchenZertifizierung zugrunde?Unser Fragen- und Bewertungskatalog fürdie Zertifizierung umfasst insgesamt fünfKategorien, welche die Spezifika der Kurseund ihrer Teilnehmenden berücksichtigen.Beispielsweise in besonderem Maße die Berufserfahrungder Teilnehmenden, die zielführendeQualifikation der Lehrenden, dieEigenständigkeit der einzelnen Kurse und soweiter.Nachdem schon einige Zertifizierungsverfahrenabgeschlossen sind, wie fällt ihrFazit aus? Sind dies die richtigen Kriterien,um Qualität in der wissenschaftlichen Weiterbildungzu bewerten?<strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> <strong>Weiterbildungsanbieter</strong>19