Zur SacheProf. Dr. Sabine Remdisch Leiterin desInstituts für Performance Management (IPM)an der <strong>Leuphana</strong> Universität Lüneburg undLeiterin des Forschungsprogramms „Qualitätund Transparenz in der Quartären Bildung“Dr. Volker Meyer-Guckel StellvertretenderGener<strong>als</strong>ekretär und Mitglied der Geschäftsleitungdes Stifterverbandes für die DeutscheWissenschaft e. V. sowie Initiator des Förderprogramms„Quartäre Bildung“Lebenslanges Lernen will gelerntsein: Wie man die Qualität wissenschaftlicherWeiterbildung erkenntDie technologische Entwicklung, der demographischeWandel und die immer stärkereingeforderte Flexibilität stellen Unternehmenund ihre Angestellten vor große Herausforderungen.Diesen kann angesichtsder rasanten Veränderungen auf der technologischenund wissenschaftlichen Ebenezwangsläufig nur mit neuen Fertigkeitenbegegnet werden. Deshalb ist es vor allenDingen das Wissen und Können der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter eines Unternehmens,das in Zukunft von großer Relevanzsein und ein noch wichtigerer strategischerWettbewerbsfaktor werden wird. Hier lautetdas Schlüsselwort „Lebenslanges Lernen“.Ganz besonders wissenschaftliche Weiterbildungbietet Bildungsnachfragenden indiesem Zusammenhang die Möglichkeit,Wissen und Kompetenzen auf den neuestenStand zu bringen und das Erlernte effizientim eigenen Betrieb anzuwenden. Der Bedarfan derartigen Bildungsangeboten nimmt daherstetig zu.Ein Blick auf den quartären Bildungssektorin Deutschland zeigt allerdings deutlich,dass <strong>Hochschulen</strong> hierzulande <strong>als</strong> Anbietervon Weiterqualifizierung bisher noch kaumeine Rolle spielen. Bis jetzt sind sie nur zueinem verschwindend geringen Anteil Anlaufstellefür Weiterbildungsnachfrager. Esliegt eine beträchtliche Dominanz außeruniversitärerAngebote vor, die sich je nachFach häufig mit über doppelt so vielen Kursenpräsentieren (Autorengruppe Bildungsberichterstattung,2012, S. 149 f.).Die Zahlen sind überraschend – schließlichbringen <strong>Hochschulen</strong> beste Voraussetzungenmit, um Weiterbildung anzubieten. Warumdas Angebot trotzdem so überschaubar istund wie Bildungsnachfrager Weiterbildungan <strong>Hochschulen</strong> überhaupt einschätzen,haben die Wissenschaftler des Instituts fürPerformance Management (IPM) zusammenmit der Foundation for International BusinessAdministration Accreditation (FIBAA)untersucht. Zudem stellte man sich der Frage,auf welcher Grundlage wissenschaftlicheWeiterbildung zertifiziert werden sollte, umQualitätsstandards gewährleisten zu können,sowie der grundlegenden Frage, worinder Unterschied zwischen wissenschaftlicherund nicht-wissenschaftlicher Weiterbildungeigentlich besteht. Das Ergebnis istnicht nur ein aufschlussreicher Überblicküber die wissenschaftliche Weiterbildung inDeutschland, sondern bildet ebenso konkreteHandlungsempfehlungen für alle Bildungsakteure.Die vorliegende Untersuchung ist Teil desvom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaftinitiierten und geförderten Forschungsprogramms„Qualität und Transparenzin der Quartären Bildung“, dessenZiel es ist, konkrete Hilfestellungen für Unternehmenund <strong>Hochschulen</strong> zu entwickeln,durch die der Quartäre Bildungssektor inDeutschland langfristig angekurbelt undverbessert werden soll.4 <strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> <strong>Weiterbildungsanbieter</strong>
Executive SummaryQualitätskriterien aus unterschiedlichen Perspektiven:Was von Unternehmen erwartet und von <strong>Hochschulen</strong>geboten wirdDie Untersuchung „<strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> <strong>Weiterbildungsanbieter</strong> – Formatewissenschaftlicher Weiterbildung stellen sich der Praxis“ hat zusammengetragen,welche Qualitätskriterien für Unternehmen, <strong>Hochschulen</strong>und Bildungsteilnehmende von entscheidender Wichtigkeit bei der Wahleiner wissenschaftlichen Weiterbildung sind. Es wurde dargelegt, wiesich die Situation auf dem Markt der quartären Bildung momentan darstelltund an welchen Punkten <strong>Hochschulen</strong> ansetzen können, um ihreStellung <strong>als</strong> Anbieter berufsbegleitender Weiterbildung auszubauen.An der Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der Foundation forInternational Business Administration Accreditation (FIBAA) entstandenist, haben Vertreter von Unternehmen, <strong>Hochschulen</strong> und auch Bildungsnachfragerselbst teilgenommen. Mittels einzelner Interviews wurde dabeiihre Einstellung zu wissenschaftlicher Weiterbildung ermittelt.Die zentralen ErgebnisseUm <strong>als</strong> wissenschaftlich zu gelten, müssen die Weiterbildungsformatebestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Diese wiederum werden von<strong>Hochschulen</strong>, Unternehmen und Bildungsteilnehmenden teilweise unterschiedlichbewertet. So sind die Ausbildung der Dozierenden sowiedie Qualität der wissenschaftlichen Inhalte wichtige Kriterien für dieQualität einer Weiterbildung – darüber sind sich <strong>Hochschulen</strong>, Unternehmenund Bildungsteilnehmende einig. Wie entscheidend Creditpoints,Prüfungen und <strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> Anbieter wissenschaftlicherWeiterbildung sind, scheint hingegen umstritten.Großen Motivationen und Erwartungen stehen ebenso großeBefürchtungen gegenüber.Grundsätzlich ist wissenschaftliche Weiterbildung sowohl für <strong>Hochschulen</strong><strong>als</strong> auch für Unternehmen und Angestellte vielversprechend.Denn, so sind alle überzeugt, zur Vermittlung wissenschaftlicher Inhaltehaben <strong>Hochschulen</strong> die besten Voraussetzungen. Dementsprechendhoch sind die Erwartungen an die wissenschaftliche Weiterqualifizierung:Bildungsteilnehmende bestehen auf Wissens- und Kompetenzaufbau,sowohl fachlicher <strong>als</strong> auch sozialer Art. Sie versprechensich mehr Problemlösungskompetenz am eigenen Arbeitsplatz durchZugang zu neuesten Forschungsergebnissen und Methoden. Motiviertsind sie vielfach durch den Wunsch, durch eine wissenschaftliche Weiterbildungauf der Karriereleiter aufzusteigen.Diesen positiven Erwartungen und Motivationen stehen allerdings immerwieder Befürchtungen hoher Belastung und mangelnder Praxistauglichkeitgegenüber. Nur wenn an diesen Punkten gearbeitet wird,können <strong>Hochschulen</strong> sich erfolgreich am Markt für Quartäre Bildungpositionieren.Die konkreten Anforderungen an wissenschaftlicher Weiterbildungerweisen sich <strong>als</strong> äußerst vielfältig.Wissenschaftliche Weiterbildung sollte stets aktuelle und hochwertigeInhalte vermitteln. Neben der fachlichen Qualifizierung sollte auch immerder überfachliche Wissenserwerb beachtet werden (Fach-, Sozial-,Allgemeinwissen). Die Dozierenden müssen dabei ein möglichst breitesKompetenzprofil vorweisen können – sowohl was die wissenschaftlicheAusbildung <strong>als</strong> auch die praktische Erfahrung anbelangt.Auch inhaltlich sollte wissenschaftliche Weiterbildung im besten FallePraxisbezug vorweisen können, zum Beispiel durch die Einbindung von unternehmensinternenProjektarbeiten. Auch Foren, Alumni-Netzwerke oderdie Gründung von Verbünden zwischen <strong>Hochschulen</strong> und Unternehmensind Möglichkeiten, um das Networking zwischen allen Beteiligten auszubauenund so die Praxistauglichkeit der Weiterbildung zu erhöhen.Ein weiterer Punkt, dem <strong>Hochschulen</strong> mehr Aufmerksamkeit schenkensollten, ist eine transparentere Außendarstellung. Was genauBildungsteilnehmende durch die Weiterbildung lernen können, mussfür Interessenten nachvollziehbar sein und klar kommuniziert werden.Nur so können Unternehmen und Bildungsteilnehmende eine passendeWeiterbildung finden.Der befürchteten hohen Belastung können <strong>Hochschulen</strong> langfristig nurmit extrem passgenauen und flexiblen Weiterbildungsformaten begegnen.Auch Unternehmen müssen prüfen, wie sie ihr Personal bei derWeiterbildung optimal unterstützen können. Mitarbeitende sind daraufangewiesen, dass sich die Weiterbildung und die damit verbundenenPrüfungen mit ihren Ansprüchen reibungslos in ihren beruflichen Alltagintegrieren lassen. Stichworte sind hier Lernzeiten und flexible Formate.<strong>Hochschulen</strong> <strong>als</strong> <strong>Weiterbildungsanbieter</strong>5