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Detail eines geknüpften Kultteppichs (Applikationsarbeit)<br />
mit der Abbildung eines<br />
skythischen Reiters aus dem vierten/fünften<br />
Jahrhundert vor Chr..Um 1850 fanden<br />
russische Gelehrte im Ülagan-Trockental<br />
des Pazyryk (gleich Pasyryk) im Altai fünf<br />
grosse und sieben kleine Kurgane mit<br />
Gräbern von Pferden und Reitern. Wir<br />
wissen heute, dass die Skythen ein kultiviertes<br />
und aufgrund ihres Wesens sowie<br />
aus der Notwendigkeit heraus nomadisches<br />
Volk waren, grosse Künstler besassen<br />
und eine ausgeprägte Liebe zu Tieren<br />
hatten. Sie waren hervorragende Reiter<br />
und betrieben systematisch Pferdezucht.<br />
Ihre Pferde waren 1,42 bis 1,52 m (Stockmass)<br />
gross und an der Entstehung des<br />
Araberpferdes und des Turkmenen beteiligt,<br />
mit einer Einsenkung am Nasenbein,<br />
hoher Kopfhaltung, kurzem Rumpf und<br />
nach heutiger Vorstellung korrekten Gliedmassen.<br />
Untersuchungen ihres Mageninhaltes<br />
ergaben, dass sie unter anderen mit<br />
Getreide gefüttert worden waren. Daraus<br />
wurde geschlossen, dass sie in Ställen gehalten<br />
worden sind.<br />
maten (Sauromaten) im vierten<br />
und dritten vorchristlichen Jahrhundert<br />
und wurde erst durch<br />
die 600 Jahre später von Norden<br />
auf die Halbinsel Krim eingewanderten<br />
Goten vollendet.<br />
Um 1850 fand man in einem<br />
Tal Mittelsibiriens, das hoch<br />
oben in den Altai-Bergen liegt,<br />
zahlreiche Hügelgräber. Russische<br />
Archäologen interessierten<br />
sich für die Kurgane genannten<br />
Grabstätten in Pazyryk-Tal, in<br />
welchem der Sommer kurz ist<br />
und im Winter die Temperaturen<br />
monatelang unter dem Gefrierpunkt<br />
bleiben. Durch das<br />
Eis waren die Körper der Menschen<br />
und Pferde sowie die<br />
Grabbeigaben während nahezu<br />
2500 Jahren fast unbeschädigt<br />
erhalten geblieben. Felle, Filz,<br />
Leder und gewebte Textilien,<br />
die nach derart langer Zeit normalerweise<br />
verrottet wären, besassen<br />
noch immer ihre leuchtende<br />
Färbung. Zum ersten Mal<br />
war es auch möglich, Pferde in<br />
dieser frühen Periode in ihrer<br />
urspünglichen Gestalt zu sehen<br />
und nicht nur auf Vasen oder<br />
Gemälden.<br />
Bald wurde klar, dass man dort<br />
auf Gräber der Skythen gestossen<br />
war, aus denen man nun<br />
sehr umfangreiche und detaillierte<br />
Kenntnisse über dieses legendäre<br />
Reitervolk gewinnen<br />
konnte. Die alten griechischen<br />
Geschichtsschreiber, vor allem<br />
Herodot, beschrieben diesen<br />
Stamm als barbarisch, kühn und<br />
stark. Die Perser fürchteten sie<br />
als erbarmungslose Gegner, die<br />
mit Pfeil und Bogen Krieg führten,<br />
sich selten in den Kampf<br />
Mann gegen Mann einliessen,<br />
im Grunde lieber jagten als<br />
kämpften. Es war den Skythen<br />
durchaus zuzutrauen, dass sie<br />
einen Kampf abbrachen, um einen<br />
Hasen zu verfolgen.<br />
Man nimmt aufgrund von Berichten<br />
von Homer in der<br />
«Odyssee» und später von He-<br />
rodot im «Geschichtswerk»<br />
(Viertes Buch «Melpomene»,<br />
Kapitel 1 bis 205) an, dass das<br />
Volk der Kimmerer der Vorläufer<br />
der Skythen gewesen ist.<br />
Homer erwähnt sie im 11. Gesang<br />
(Totenreich) und von der<br />
13. bis zur 19. Zeile heisst es:<br />
«..und so erreichte das Schiff<br />
des tiefen Okeanos‘ (gemeint<br />
ist das Schwarze Meer) Grenze.<br />
Dort befinden sich Volk und<br />
Porträt des Herodot(os) von Halikarnassos<br />
(heute westtürkisches Seebad Bodrum),die<br />
im 11. Jahrhundert vor Chr. von Griechen<br />
gegründete Hauptstadt Kariens, deren Bewohner,<br />
die Karer, grosse Erfahrungen in<br />
der Seefahrt hatten. Halikarnassos wurde<br />
unter König Mausolos im vierten vorchristlichen<br />
Jahrhundert durch eines der sieben<br />
Weltwunder der Antike, das Mausoleum,<br />
geschmückt, aber 334 vor Chr. durch<br />
Alexander des Grossen zerstört. Herodot<br />
hat seine Werke im ionischen Dialekt geschrieben<br />
und ist auch nach neuesten Forschungsergebnissen<br />
ein zuverlässiger Berichterstatter.<br />
Herodot unternahm weder als Kaufmann noch als Entdeckungsreisender seine Fahrten,<br />
denen wir heute das «Geschichtswerk» verdanken; er versuchte die damals bekannte<br />
Welt hinsichtlich ihres Wesens zu erfassen, ihre Natur zu erkunden, ihre Bewohner kennen<br />
zu lernen und von deren Geschichte, Sitten und Gebräuchen zu berichten. Die Bewunderung<br />
unserer Zeit erregen die tiefe Humanität, der Gerechtigkeitssinn, das Verständnis<br />
für andere Völker und ihre Eigenarten – Wesensmerkmale, die sein ganzes<br />
Werk durchziehen. Auch in dieser Hinsicht ist er der «Vater der Geschichtsschreibung».<br />
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