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Mitteilungen 2004-02.pdf - Donauschwaben in Oberösterreich

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auch für das serbische Banat annehmen zu dürfen.Dass man es hier jedoch mit den PartisanenTitos zu tun haben würde, hat man offenbar nichtbedacht. Auch habe man die wenigen festenStrassen der Tiefebene für deutsche Truppenbewegungenfreihalten wollen, lange Treckkolonnenwären e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis gewesen. 23Alle diese Gründe hätten aber <strong>in</strong> den AugenBeers ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis se<strong>in</strong> dürfen, im unmittelbardrohenden Ernstfall die Evakuierungserlaubniszu geben. So folgert also Beer: „Es steht daherfür den Verfasser fest, dass die Hauptschuld fürdas Zurückbleiben der überwiegenden Mehrheitder Deutschen im serbischen Banat Behrendsträgt. Bis Kriegsende ließ es sich nicht mehr e<strong>in</strong>deutigklären, ob Behrends e<strong>in</strong>e ausdrücklicheWeisung von Hitler selbst erhalten oder sich nurauf ihn aufgrund erhaltener Vollmachten berufenhat.“ 24Nach der Interpretation jedoch, die Beer 1995gegeben hat, 25 trägt Hermann Behrends dieHauptschuld an der Nichtevakuierung der Deutschendes Banates aus e<strong>in</strong>em weiteren, moralischverwerflicheren Grund: er habe <strong>in</strong> Wirklichkeite<strong>in</strong>en echten geheimen Führerbefehl gehabt,der auf Evakuierungserlaubnis lautete, er habeihn aber auf Evakuierungsverbot umgefälscht!Dr. Sepp Janko gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Weg undEnde der deutschen Volksgruppe <strong>in</strong> Jugoslawien“(erschienen 1982), ebenfalls Behrends dieHauptschuld, bemerkt aber, der von Behrends<strong>in</strong>s Spiel gebrachte „Führerbefehl“ stamme vonReichsführer SS He<strong>in</strong>rich Himmler. Laut Jankohabe Hitler die Anweisung gegeben, die DeutschenSiebenbürgens und beider Banate vor derRoten Armee <strong>in</strong> Sicherheit zu br<strong>in</strong>gen. Der mitder Evakuierung Siebenbürgens beauftragte siebenbürgischeSS-General Phleps habe abermehr Deutsche aus Siebenbürgen evakuiert, alsihm Himmler zugebilligt hatte. Darauf sei Himmlerverärgert gewesen und habe am 10. September1944 für das serbische Banat e<strong>in</strong> Evakuierungsverbotverfügt. 26Folgt man der Darstellung Jankos, dass derFührerbefehl mit dem Evakuierungsverbot vonHimmler stammte, dann missbrauchte desReichsführers SS se<strong>in</strong>en Untergebenen, den HöherenSS- und Polizeiführer Behrends, als Werkzeugse<strong>in</strong>es Zorns. Darauf deutet auch die Tatsacheh<strong>in</strong>, dass die Evakuierungsersuchen, dieJanko unter Umgehung Behrends’ direkt anHimmler richtete, von diesem abschlägig beantwortetwurden. 27 Damit läge also die Hauptschuldam Scheitern der Evakuierung der BanaterDeutschen eigentlich mehr bei Himmler alsbei Behrends. 28Wenn Janko Recht hat und der angebliche Führerbefehlvon Himmler stammt, dann ist Behrendszwar nicht der Hauptschuldige an demVerhängnis, unschuldig ist er aber auch nicht,weil er und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter von Belgrad aus e<strong>in</strong>viel zu optimistisches Bild der Lage nach Berl<strong>in</strong>durchgegeben haben. Behrends hatte den Ehrgeiz,als Eroberer von Temeswar berühmt zuwerden, blieb daher stur bei se<strong>in</strong>er Weigerung,das Evakuierungsverbot aufzuheben, als esschon s<strong>in</strong>nlos geworden war, fühlte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erHaltung durch Himmler gedeckt und schlussendlichliebte er die Banater nicht. Es ist gutbezeugt, dass er <strong>in</strong> der fraglichen Zeit gesagthat: Ich br<strong>in</strong>ge den Janko wegen se<strong>in</strong>er Widerspenstigkeitnoch <strong>in</strong>s KZ. 29Johann Wüscht, unser Landsmann und besterKenner der Dokumente, bleibt <strong>in</strong>des bei se<strong>in</strong>erBehauptung, dass der „Führerbefehl“, der dieEvakuierung verbot, echt war. Er ist fest überzeugt,dass Obergruppenführer Lorenz e<strong>in</strong> falschesSpiel gespielt hat. Lorenz habe <strong>in</strong> Somborvor Janko gegen besseres Wissen Behrends derFälschung des Führerbefehls bezichtigt. Warumhabe er das getan? Er habe das getan, „um denGlauben der Volksdeutschen an den Führer nichtzu erschüttern.“ 30 Janko und die Anwesendensollten also glauben, dass der Führer Adolf Hitlerdie Deutschen Jugoslawiens, speziell des Banats,davor bewahren wollte, unter kommunistischeHerrschaft zu geraten. – Aber Behrends <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er verwerflichen Eigenmächtigkeit habe dash<strong>in</strong>tertrieben.Lorenz wollte also – so Wüscht – Hitler <strong>in</strong> denAugen der Volksgruppenführer re<strong>in</strong>waschen undhabe daher die Schuld am Desaster der BanaterSchwaben auf Behrends geschoben. Tatsacheist aber, dass Lorenz schon zwei Monate später,23 Vgl. LW I, S. 9024 LW I, S. 116f.25 Josef Beer, Die Vorbereitungen zur Evakuierung der Deutschen aus dem serbischen Banat 1944, Donautalmagaz<strong>in</strong> vom 1. Juli 1995. E<strong>in</strong>eausführliche Darlegung der Missgeschicke, die bei der geplanten Evakuierung der Banater Schwaben auftraten, lieferte Josef Beer <strong>in</strong> LWI, 113–124, wobei auch die Gründe für die fehlende Bereitschaft der Banater zur Flucht aufgezählt werden., vgl. bes. 119f.26 Janko, Weg und Ende, 255. E<strong>in</strong>er der gegenwärtig besten Historiker der <strong>Donauschwaben</strong>, Dr. Anton Scherer, hält die Ausführungen Jankoszwar als e<strong>in</strong>e Rechtfertigung, sie kl<strong>in</strong>ge aber glaubwürdig. Vgl. dazu Anton Scherer (unter dem Pseudonym Michael Hott<strong>in</strong>ger), Die<strong>Donauschwaben</strong> <strong>in</strong> Jugoslawien, <strong>in</strong>: Ernest Erker u.a., Der Weg <strong>in</strong> die neue Heimat. Die Volksdeutschen <strong>in</strong> der Steiermark, Graz-Stuttgart1988, S. 134.27 Janko, Weg und Ende, S. 25328 Behrends wurde an Jugoslawien ausgeliefert und dort h<strong>in</strong>gerichtet. Es wäre zu prüfen, ob Gerichtsprotokolle erhalten s<strong>in</strong>d, die möglicherweiseAufschluss <strong>in</strong> dieser Frage geben könnten.29 Vgl. Wüscht, Beitrag, S. 128.30 Johann Wüscht, Beitrag, S. 132.7

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