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Deutsch-arabische Deutsch-arabische - Discover ME

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WIRTSCHAFT<br />

Globaler Run auf<br />

landwirtschaftliche Anbauflächen<br />

<strong>Discover</strong> <strong>ME</strong> 26<br />

Die Vereinigten Arabischen Emirate<br />

(VAE) importieren mindestens<br />

85 prozent ihres Lebensmittelbedarfs.<br />

Der bericht der bundesagentur für<br />

Außenwirtschaft (bfai) klingt alarmierend.<br />

und den anderen <strong>arabische</strong>n golfländern<br />

geht es nicht besser.<br />

ARAbISCHE HALbInSEL HängT Am AgRARImpORT-TROpF<br />

Weltweit hat ein Run auf landwirtschaftliche Anbauflächen eingesetzt.<br />

Beunruhigende Trends, wie aus einem Bericht der Organisation „Grain“<br />

vom Oktober 2008 zu erfahren ist. Unter dem Titel „Seized! The 2008<br />

land grab for food und financial security“ ist zu lesen, dass immer mehr<br />

Länder versuchen, ihre Versorgungsprobleme durch Kauf oder Pacht<br />

von landwirtschaftlichen Anbauflächen im Ausland zu lösen. Was letztlich<br />

dazu führen könnte, dass Lebensmittel nur noch für jene verfügbar<br />

sind, die dafür bezahlen können. Im „Grain“-Bericht heißt es dazu: „Die<br />

Sicherstellung angemessener und bezahlbarer Nahrung ist sicherlich<br />

eine der wichtigsten Aufgaben einer Regierung und von Zivilisation<br />

als solcher.“ Auf Schatzsuche gehen reiche Länder wie Saudi-Arabien<br />

und andere Golfstaaten in Uganda, Brasilien, Kambodscha, Sudan und<br />

Pakistan. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Sri Lanka dem Emirat<br />

Katar Land zur Lebensmittelgewinnung angeboten hat. „Wir haben<br />

genug landwirtschaftliche Flächen und bestes Wetter“, sagte Sri Lankas<br />

Außenminister RohithA BogollAgAmA. Katar hat übrigens bereits ein<br />

ähnliches Geschäft mit Kenia abgeschlossen: 40.000 Hektar Land für 2.3<br />

Milliarden US-Dollar.<br />

In den Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien<br />

und in den VAE gibt es zu wenig Wasser, um Lebensmittel anzubauen.<br />

Bislang wurden Lebensmittel daher weitestgehend importiert – allerdings<br />

mit vielen Nachteilen. Allein die importierte Inflation durch die<br />

Koppelung der lokalen Währungen an den US-Dollar habe die Importe<br />

der Golfstaaten um ein Vielfaches verteuert.<br />

Um all dem entgegenzusteuern, hat beispielsweise Saudi-Arabien<br />

versucht, auf eigenem Boden Landwirtschaft zu betreiben – jedoch<br />

nur mit bescheidenem Erfolg. Der Wassermangel zwingt nun auch die<br />

Saudis, den Weizenanbau im eigenen Land spätestens im Jahr 2016 einzustellen.<br />

Wie mARtin Böll in seinem „bfai“-Bericht schreibt, habe man<br />

in Saudi Arabien Millionen Jahre alte, unterirdische Wasserlager zu<br />

Lasten der Umwelt angezapft und versuche nun, aus dieser Sackgasse<br />

zu entfliehen. Derzeit erzeugt Saudi-Arabien jährlich etwa 2,5 Millionen<br />

Tonnen Getreide und ist damit autark. Es sei allerdings abzusehen, dass<br />

das Königreich künftig zu einem der 15 größten Weizenimporteure der<br />

Welt werde. Die Saudis wollen auf Anbauflächen im Ausland setzen.<br />

Schon heute werden von Riad aus schätzungsweise 1.600.000 Hektar<br />

Lebensmittelexporte ausgewählter Lieferländer in die GCC-Staaten 2007 (in mio.uS$)<br />

Lieferländer Saudi-Arabien VAE Kuwait Oman Bahrain Katar<br />

Brasilien 949 682 196 62 31 69<br />

Indien 712 926 251 84 0 46<br />

USA 569 375 105 19 17 19<br />

Frankreich 405 126 34 28 10 18<br />

<strong>Deutsch</strong>land 392 84 39 5 5 6<br />

Australien 384 212 112 58 49 38<br />

Großbritannien 117 213 47 8 17 18<br />

WIRTSCHAFT<br />

landwirtschaftliche Fläche in Indonesien kontrolliert. Weitere sollen<br />

folgen. Pakistan und der Sudan sind Länder, in denen die VAE und<br />

Saudi-Arabien bereits geschätzte 1.400.000 Hektar Land besitzen und<br />

sollen künftig aushelfen. Doch auch Länder wie die Türkei, Kasachstan,<br />

Kambodscha, die Philippinen, Uganda, die Ukraine, Georgien und Brasilien<br />

könnten künftig Farmland für die Golfstaaten bereitstellen.<br />

Nach Bölls Bericht haben die Emirate schon erste Gespräche geführt<br />

und seien mit dem Sudan übereingekommen, in dessen Norden ein<br />

29.400 Hektar großes Farmland zu kaufen und mit der Erschließung zu<br />

beginnen. Mit Pakistan, Kasachstan und Ägypten gebe es entsprechend<br />

ähnliche Gespräche.<br />

Kritik an dieser Vorgehensweise kommt vom Gulf Research Centre.<br />

Dort wird dafür plädiert, die perfekten Infrastrukturen von Ländern in<br />

Europa und Südamerika zu nutzen und nicht in Ländern zu investieren,<br />

in denen der Aufbau einer Landwirtschaft mühsam und aufwändig sei.<br />

In den VAE soll jetzt zumindest untersucht werden, ob es nicht doch<br />

möglich wäre, den Wüstenboden zumindest teilweise sinnvoll zu bewirtschaften.<br />

Ein Unternehmen, das dabei beispielhaft vorangeht, ist<br />

die Firma „Mirak Agricultural Services“. Seit Jahren wird dort Gemüse<br />

und Obst produziert und sogar ins Ausland exportiert.<br />

Aktiv produziert wird jedoch auch auf anderen Feldern: Nach Aussage<br />

von Umwelt- und Wasserminister RAShid Ahmed Bin fAhAd sind<br />

die VAE bei Datteln und Fisch zu 100 Prozent autark, bei Molkereierzeugnissen<br />

zu 92 Prozent, bei Gemüse zu 32 Prozent, bei Geflügel zu<br />

25 Prozent und bei Fleisch zu zehn Prozent. Der Beitrag der Landwirtschaft<br />

zum Bruttoinlandsprodukt werde für 2008 auf etwa 1,8 Prozent<br />

geschätzt. Dies entspricht umgerechnet einem Wert von knapp drei<br />

Milliarden Euro. Nach offiziellen Angaben werden 4,5 Prozent der VAE-<br />

Landesfläche durch Farmen und Wälder kultiviert. Es gebe mehr als<br />

6.000 Gewächshäuser und 22.700 Agrarbetriebe, heißt es. Allein in der<br />

Nähe der Liwa-Oase würde man bereits mehr als 40.500 Hektar Wüste<br />

landwirtschaftlich nutzen. Andere Quellen sprechen sogar von noch<br />

mehr Farmen und noch einer noch größeren kultivierten Fläche. Einem<br />

internationalen Vergleich halten solche Zahlen allerdings kaum stand.<br />

So mancher landwirtschaftliche Betrieb entpuppt sich bei genauerem<br />

Hinsehen als große Villa mit ein paar Hühnern und Ziegen. ←<br />

Nahrungsmittelimporte der GCC-Staaten (in mio. uS$)<br />

2005 2006 2007<br />

Saudi-Arabien 7.751 8.367 10.605<br />

VAE 4.327 5.307 k.A.<br />

Katar 545 706 k.A.<br />

Oman 885 459 621<br />

Bahrain 506 400 458<br />

*) Kuwait hat der un seit 2001 keine Handelszahlen mehr geliefert<br />

Quelle: un<br />

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