Deutsch-arabische Deutsch-arabische - Discover ME
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WIRTSCHAFT<br />
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WIE EIn WIEnER bäCKER In<br />
DubAI bODEnSTänDIg WIRD<br />
Schwarzbrot mit und ohne Körner<br />
Schwarzbrot mit und ohne Körner, Brezeln, französisches Weißbrot,<br />
Olivenbrot, Foccaciabrot, Baguette und Kletzenbrot. Das ist heRBeRt<br />
RichleRs Hitliste. Der 41-jährige ist einer der wenigen Bäckermeister<br />
in den VAE, die sich aufs Backen von deutschen, französischen und<br />
österreichischen Spezialitäten verstehen.<br />
Und seine Fangemeinde wächst. Das sieht er an den Absatzzahlen<br />
und den Bedürfnissen der Kunden. Bei denen stehen die oben<br />
genannten Produkte ganz oben auf der Wunschliste. Richler ist ein<br />
Weltenbummler. Der gebürtige Wiener „aus Döbling im 19. Bezirk“, wie<br />
er betont, hatte nach 15 Jahren Arbeit in einer Bäckerei in Österreich<br />
seine Koffer gepackt. „Ich wollte die Welt sehen“, sagt er. Dass er nach<br />
Stationen in Seoul und Macau in Dubai landete, war Zufall. „Ich war<br />
vorher Bäcker auf einem Cruise-Schiff, aber das war nicht meins. Ich<br />
habe zwar die Bahamas, Bermudas und Mexiko bereist, war aber nicht<br />
frei. Eine Auszeit hatte ich nur, wenn die Passagiere Landgang hatten.“<br />
Sein nächster Weg führte ihn nach Südkorea und anschließend ins<br />
chinesische Macau – eine ehemals portugiesische Kolonie. Dort hatte er<br />
die Chance, drei Jahre mit dem französischen Starkoch joël RoBuchon<br />
zu arbeiten. Seine Reiselust aber zog den Bäckermeister weiter. „Ich war<br />
neugierig auf den Nahen Osten und habe 2004 bei peteR fliegeR in<br />
der Jumeirah Group eine Aufgabe gefunden“, sagt Richler.<br />
2007 schnürte Richler dann aber erneut seine Wanderschuhe und<br />
kehrte nach Macau zurück. „Um Erfahrungen zu sammeln und wieder<br />
was Neues zu sehen“, sagt er rückblickend. Die Sehnsucht nach seiner<br />
Frau allerdings – die lebte zu dieser Zeit in Dubai – ließ ihn bald wieder<br />
in den VAE nach einem Job suchen.<br />
Seit 2008 nun arbeitet er für das Unternehmen „Bakemart“, das<br />
neben diversen 5-Sterne-Hotels wie dem Atlantis Hotel oder dem<br />
Fairmont Hotel auch die Supermarktkette Choitram und verschiedene<br />
Bakemart-Kioske in und um Dubai beliefert. Richler ist als Bäckermeister<br />
verantwortlich für die Produkte: überwiegend Spezialitäten aus<br />
Österreich, <strong>Deutsch</strong>land und Frankreich. Dass Richler Bäcker mit Leib<br />
und Seele ist, sieht man, wenn er mit seinem Team in der Backstube<br />
des Unternehmens steht. Industrieproduktion ist hier trotz des<br />
24-stündigen Schichtbetriebes verpönt: „In der Ruhe liegt die Kraft“,<br />
sagt Richler. „Ein gutes Brot und daher auch ein guter Teig brauchen<br />
Zeit.“ Ihm ist wichtig, dass auch sein Team mit „Herz und Liebe“ an<br />
die Herstellung der Brote geht. „Man schmeckt das“, ist er überzeugt.<br />
Nicht minder wichtig seien aber auch die Zutaten und die Rezeptur.<br />
Das Mehl für seine Backwaren werde überwiegend aus Europa importiert,<br />
doch auch mit der lokalen Mühle sei er sehr zufrieden. Man müsse<br />
einfach immer flexibel sein, ohne Kompromisse bei der Qualität zu<br />
machen. Deshalb hat er sein sechsköpfiges Bäckerteam auch in seine<br />
Backgeheimnisse und Tricks eingeweiht. „Nur so kann Qualitätsware<br />
und eine Passion fürs Backen entstehen“, sagt Richler. Ein Geheimnis<br />
aber behält Richler für sich: Das Rezept für den „Chef-Teig“, welcher<br />
auch Grundlage für viele seiner Brote ist, gibt er nicht weiter. Er sei<br />
Bäcker aus Leidenschaft, ihm sei der Beruf quasi in die Wiege gelegt<br />
worden: „Schon mein Großvater war Bäckermeister.“ Allerdings sei der<br />
nicht so viel auf der Welt herumgekommen wie Richler selbst.<br />
Und dieser will jetzt schließlich bodenständig werden: „Ich sehe<br />
meine Zukunft hier in Dubai. Insbesondere, da gerade unser erstes<br />
Kind auf die Welt gekommen ist.“ Die Versorgung mit Schwarzbrot,<br />
Brezeln und weiteren europäischen Backwaren ist für alle Kunden in<br />
Dubai also zumindest bis auf weiteres gesichert. ←<br />
Fotos: Marion Englert & privat<br />
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