Herausforderndes Verhalten in der Kita
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Brita Schirmer, <strong>Herausfor<strong>der</strong>ndes</strong> <strong>Verhalten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> KiTa<br />
24 Trotzkopf: K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit aggressivem <strong>Verhalten</strong><br />
keit und die Dimension <strong>der</strong> moralischen Motivation nicht mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vermischt<br />
werden. E<strong>in</strong> komplexeres Verständnis <strong>der</strong> Situationen führt nicht zwangsläufi g<br />
dazu, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong> Handeln an moralischen Normen orientiert. Entscheidend<br />
ist, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d das, was es für richtig hält, auch dann tut, wenn es den<br />
eigenen aktuellen Bedürfnissen zuwi<strong>der</strong> läuft . Ohne moralische Motivation bleibt<br />
das moralische Wissen folgenlos, umgekehrt ist das Urteilsvermögen Voraussetzung<br />
dafür, dass auch tatsächlich moralisch gehandelt wird (o. V. 2003, S. 52f.).<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Untersuchung am Max-Planck-Institut für<br />
psychologische Forschung <strong>in</strong> München deutlich, dass es Diskrepanzen zwischen<br />
dem moralischen Wissen, das man z. B. über Modelle erwirbt, und moralischer<br />
Motivation gibt.<br />
Es s<strong>in</strong>d also zwei D<strong>in</strong>ge zu berücksichtigen: K<strong>in</strong><strong>der</strong>n müssen moralische Normen<br />
vermittelt werden (»Man schlägt nicht, wenn jemand am Boden liegt.«)<br />
und man muss zugleich die Motivation des K<strong>in</strong>des stärken, diese Normen auch<br />
<strong>in</strong> Konfl iktfällen zu berücksichtigen (vgl. das Kapitel über K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit AD(H)S,<br />
Abschnitt Impulskontrolle verbessern).<br />
Selbstwertgefühl: Auch das Selbstwertgefühl steht im Zusammenhang mit<br />
dem Grad <strong>der</strong> Bereitschaft zu Aggressionen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em großen und stabilen<br />
Selbstwertgefühl zeigen die ger<strong>in</strong>gste Aggressionsbereitschaft , die höchste<br />
dagegen jene mit e<strong>in</strong>er hohen, aber <strong>in</strong>stabilen Me<strong>in</strong>ung von sich. Menschen mit<br />
ger<strong>in</strong>gem Selbstwertgefühl liegen dazwischen (Baumeister 2003, S. 70ff .).<br />
Beson<strong>der</strong>s auff ällig s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em übersteigerten, nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />
begründeten Selbstbild, die kritisiert o<strong>der</strong> beleidigt werden. Sie zeigen e<strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>s hohes Aggressionspotenzial (ebd.).<br />
Mangelnde Anerkennung im gesellschaft lichen, familiären und freundschaft lichen<br />
Umfeld kann zu e<strong>in</strong>em mangelnden Selbstwertgefühl führen. E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
mit aggressivem <strong>Verhalten</strong> haben e<strong>in</strong>en Weg gefunden, um Anerkennung zu<br />
bekommen. Sie erhoff en sich durch ihr <strong>Verhalten</strong> die Bestätigung von Gleichaltrigen<br />
(Petermann, Natzke, Petermann, Brokhaus 2005, S. 211).<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> weniger selbstbewussten K<strong>in</strong><strong>der</strong> neigen eher dazu, an<strong>der</strong>en negative<br />
Absichten h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> eigenen Person zuzusprechen. Sie vermuten bei an<strong>der</strong>en<br />
ausgesprochen häufi g fe<strong>in</strong>dliche Ziele, dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch <strong>in</strong> nicht<br />
e<strong>in</strong>deutigen Situationen (Essau, Conradt 2004, S. 106). Vorhandene Wut erhöht<br />
noch e<strong>in</strong>mal die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zu glauben, dass ihnen <strong>der</strong> Schaden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
mehrdeutigen Situation absichtlich zugefügt wurde (ebd., S. 109).<br />
Auch ihr eigenes <strong>Verhalten</strong> nehmen diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> häufi g falsch wahr. Sie haben<br />
die Tendenz, die positiven Konsequenzen ihres <strong>Verhalten</strong>s zu überschätzen<br />
(ebd., S. 129).<br />
Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> brauchen e<strong>in</strong>en Dolmetscher, <strong>der</strong> ihnen das <strong>Verhalten</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
und die Folgen ihres eigenen Handelns erläutert. E<strong>in</strong>e wirkungsvolle Hilfe<br />
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Gött<strong>in</strong>gen<br />
ISBN Pr<strong>in</strong>t: 9783525701638 — ISBN E-Book: 9783647701639