Europäische Kommission Selektiver wirtschaftlicher Vorteil
Europäische Kommission Selektiver wirtschaftlicher Vorteil
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Beihilferecht:<br />
Entscheidung der EU-<strong>Kommission</strong> zur VRR-Finanzierung<br />
15.07.2011<br />
Jahrestagung der PKF zur Energie- und Verkehrswirtschaft<br />
Martin Husmann<br />
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR<br />
Vorstandssprecher
Agenda<br />
1. EU-<strong>Kommission</strong> in Sachen BSM und RBG<br />
2. Fazit<br />
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1. EU-<strong>Kommission</strong><br />
Entscheidung der EU-<strong>Kommission</strong> vom 23.02.2011 in Sachen<br />
Bahnen der Stadt Monheim (BSM)<br />
und Rheinische Bahngesellschaft (RBG)<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Beschluss v. 23.02.2011 (C 58/2006)<br />
ERGEBNIS: Positiventscheidung<br />
Es handelt sich zwar um Beihilfen,<br />
diese sind aber mit dem Binnenmarkt vereinbar.<br />
Maßgeblicher Prüfungszeitraum:<br />
• 01.01.2006 bis 02.12.2009<br />
• Prüfung für Folgezeitraum vorbehalten<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Beschluss v. 23.02.2011 (C 58/2006)<br />
1. Beihilfebegriff (Tatbestandsebene):<br />
a. Staatliche Mittel/ Zurechenbarkeit zum Staat<br />
• Auch Ausgleiche durch Öffentliche Unternehmen (Querverbund)<br />
b. <strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
• Prüfung der Altmark-Trans-Kriterien<br />
c. Verfälschung des Wettbewerbs<br />
d. Auswirkungen auf den Handel zwischen den Mitgliedstaaten<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
<strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
Prüfung der Altmark-Trans-Kriterien (Tatbestandsebene)<br />
Kriterium 1:<br />
Definition gemein<strong>wirtschaftlicher</strong> Verpflichtungen durch dreifachen<br />
Betrauungsakt<br />
• Genehmigungen der BezReg Düsseldorf<br />
• Nahverkehrspläne der Gebietskörperschaften<br />
• Finanzierungsbescheide des VRR über die Höhe der zulässigen<br />
Ausgleichsbeträge<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
<strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
Prüfung der Altmark-Trans-Kriterien (Tatbestandsebene)<br />
Kriterium 2: zuvor objektiv und transparent aufgestellte Parameter<br />
• Bausteine legen Kostenkategorien fest, für die VU einen Ausgleich<br />
beantragen können<br />
• Kostenkategorien entsprechen Kosten für gemeinwirtschaftliche<br />
Verpflichtungen<br />
• Kostenkategorie „sonstige Kosten im Betriebsbereich bzw.<br />
systembedingte Vorgaben“ nicht abschließend bewertet<br />
• Methode, die für die Berechnung der Ausgleichszahlungen<br />
angewendet wird, beruht auf in objektiver und transparenter Weise<br />
aufgestellten Parametern<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
<strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
Prüfung der Altmark-Trans-Kriterien (Tatbestandsebene)<br />
Kriterium 3: Keine Überkompensation<br />
• Finanzierungsrichtlinie allein genügt nicht, um Überkompensation<br />
auszuschließen, da<br />
• keine Berücksichtigung der Erlöse aus lukrativen Verkehrszeiten<br />
• kein Rückforderungsmechanismus für nach Ergebnisabführungsverträgen<br />
(EAV) erhaltene Überkompensationen<br />
• Folge des fehlenden Rückforderungsmechanismus: konkrete<br />
Überkompensationsprüfung<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
<strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
• Ergebnisse der Überkompensationsprüfung<br />
• Zahlung nicht notwendig durch Organisationsbehörde<br />
• Keine Überkompensation, wenn Ausgleichsbetrag geringer als<br />
Festsetzung im Finanzierungsbescheid<br />
• Keine Überkompensation durch Finanzierungssystem, wenn<br />
Ausgleich zusätzlicher Verluste ausschließlich auf EAV beruht<br />
• Weitere Folge: ggf. ist zu prüfen, ob EAV Beihilfe darstellt:<br />
• EAV aus der Zeit vor der Marktöffnung für Busverkehrsdienste im<br />
Jahr 1995 sind sog. bestehende Beihilfen und damit zulässig<br />
• Status endet mit Inkrafttreten der VO 1370/2007 am 03.12.2009<br />
(Liberalisierung durch Rechtsakt der Union)<br />
• Rückforderungsmechanismus vorteilhaft<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
<strong>Selektiver</strong> <strong>wirtschaftlicher</strong> <strong>Vorteil</strong><br />
Prüfung der Altmark-Trans-Kriterien (Tatbestandsebene)<br />
Kriterium 4: Durchschnittlich, gut geführtes Unternehmen<br />
• Statistisch ermittelte Beförderungskosten führen nicht per se dazu,<br />
dass VU Voraussetzung erfüllen<br />
• Fortschreibung allein nach statistischen Preisindizes genügt nicht<br />
für Nachweis, da diese in der Zwischenzeit erzielte Effizienzgewinne<br />
nicht umfassend wiederspiegeln<br />
• Löhne über dem Marktniveau sind problematisch<br />
Schlussfolgerung:<br />
• Das vierte Kriterium ist nicht erfüllt<br />
• Entsprechende Ausgleiche gewähren somit selektiven <strong>Vorteil</strong> und<br />
stellen grundsätzlich Beihilfen dar<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Vereinbarkeit der Beihilfe mit dem Binnenmarkt<br />
2. Erfüllung der Voraussetzungen der VO 1370/2007<br />
(Rechtfertigungsebene)<br />
• Rechtsgrundlage: Art. 93 AEUV und auf dessen Grundlage erlassene<br />
Verordnungen<br />
• <strong>Kommission</strong> stellt Anwendbarkeit der VO 1370/2007 auf Rechtsakte<br />
aus der Zeit vor ihrem Inkrafttreten fest<br />
• Voraussetzungen der VO 1370/2007 müssen erfüllt sein<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Vereinbarkeit der Beihilfe mit dem Binnenmarkt<br />
• Dreifacher Betrauungsakt ist ÖDA im Sinne der VO 1370/2007<br />
• (Obligatorische) Inhalte von Art. 4 VO 1370/2007<br />
• Gemeinwirtschaftliche Verpflichtung<br />
• Parameter<br />
• Vorschriften für die Aufteilung der Kosten und Einnahmen<br />
• Befristung des ÖDA, gemessen an Zeitpunkt der Änderung des<br />
ÖDA in 2009<br />
• Sozial- und Qualitätsstandards<br />
• ( Bei Bedarf: Subunternehmereinsatz)<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Vereinbarkeit der Beihilfe mit dem Binnenmarkt<br />
• Fristvorgaben gemäß Art. 8 Abs. 3 VO 1370/2007 für Bestands-ÖDA<br />
sind gewahrt<br />
• Anhang<br />
• Berechnungsgrundlagen für Ausgleichsleistung<br />
• Berechnung muss anhand geltender Rechnungslegungs- und<br />
Steuervorschriften erfolgen<br />
• Trennungsrechnung, soweit Tätigkeiten außerhalb des ÖDA<br />
erbracht werden<br />
• Anreiz zu wirtschaftlichen Geschäftsführung und qualitativ<br />
hochwertiger Leistungserbringung<br />
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<strong>Europäische</strong> <strong>Kommission</strong><br />
Vereinbarkeit der Beihilfe mit dem Binnenmarkt<br />
• Anhang- Prüfung:<br />
• Nach Ermittlung der Erlöse und Kosten ergibt sich Verlust<br />
• Ausgleichszahlungen führen zu Bilanzgewinn von Null<br />
• Angemessener Gewinn wird nicht gewährt<br />
• Schlussfolgerung: Ausgleichszahlung verhindert Überkompensation<br />
und steht im Einklang mit Anhang<br />
• Anmerkung:<br />
• geforderte Anreizregelungen werden nicht geprüft<br />
• kein Anhaltspunkt für zukünftige Bewertung<br />
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2. Fazit I<br />
> Das VRR-Finanzierungssystem entspricht in seiner Struktur den Vorgaben<br />
der VO 1370<br />
- (Verlust-)Ausgleiche innerhalb kommunaler Konzerne sind als<br />
Gewährung staatlicher Mittel anzusehen.<br />
- Nach Inkrafttreten der VO 1370/2007 sind bestehende Beihilfen im<br />
Verkehrsbereich ausgeschlossen<br />
- Kriterium 4 ist bei Altmark-Trans-Betrauungen kritisch zu sehen.<br />
- VO 1370/2007 wird auf Bestands-ÖDA angewendet, daher ist strikte<br />
Einhaltung der Vorgaben zu empfehlen (Laufzeit, Anhangregelungen)<br />
- Überkompensationsmechanismus wird dringend empfohlen.<br />
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2. Fazit II<br />
• Entscheidung gilt unmittelbar nur „inter partes“, d.h. nur für Rheinbahn und BSM.<br />
• Mittelbar werden damit allerdings Aussagen für alle VU`s getroffen, die in das<br />
Finanzierungssystem eingebunden sind und die entsprechenden Regelungen<br />
beachten. Von den nicht bearbeiteten Fragestellungen abgesehen wirkt die<br />
Entscheidung quasi wie eine „Notifizierung“ des VRR-Finanzierungssystems.<br />
• Hohes Maß an Rechtssicherheit bis zum Ende der Laufzeit der Bestandsbetrauungen<br />
(2019).<br />
• Geringe Anpassungen sind dennoch erforderlich (4. Kriterium).<br />
• Vergaberechtliche Risiken (Rspr. Lindau, Münsterlandkreise) gering, da<br />
1. keine Direktvergabe nach VO 1370<br />
2. kein Vertrag, sondern mehrjähriger Finanzierungsbescheid vor<br />
Inkrafttreten der VO 1370<br />
• Perspektive für die Zeit nach 2019:<br />
1. Beihilferechtlich ist das Finanzierungssystem mit der VO 1370 kompatibel<br />
2. Anpassungen an die vergaberechtlichen Vorgaben der VO 1370 sind dann für<br />
die Zeit ab 2019 erforderlich.<br />
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
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