TiTel Warum ausgerechnet Fechten? Weil es den Kopf trainiert wie Schach und den Körper wie Ballett, sagen die Fechter. Und im <strong>ETV</strong> haben sie sogar noch ein paar Gründe mehr. Kopfballett
Schon merkwürdig: Fußballer, Turner, Judoka oder Schwimmer müssen sich nie für ihre Sportart rechtfertigen. Wer aber bekennt, dass er am liebsten Florett, Degen oder Säbel in der Hand hält, wird unweigerlich gefragt: Warum ausgerech- net Fechten?! Vielleicht liegt das daran, dass Fechten kaum zum Zuschauersport taugt: Wer nicht genau hinschaute, sah selbst beim Olympia-Finale in erster Linie weiß vermummte Gestalten, die plötzlich und hartnäckig aufeinander einstochern. Manche Menschen haben auch die Zweikämpfe wie aus »Fluch der Karibik« vor Augen. Oder sie denken womöglich an das »studentische« Fechten der schlagenden Verbindungen, das mit Sportfechten nun wirklich gar nichts gemein hat. Aber was ist Fechten dann? Und warum hat die Fechtabteilung des <strong>ETV</strong> mehr Mitglieder als irgendein Fechtverein in Hamburg? Weil gerade im <strong>ETV</strong> Fechten viel mehr ist: Fechten ist Herausforderung für Körper, Geist und Seele: Wer in einem Turnier mehrere Gefechte durchstehen will, muss über Kraft und Kondition verfügen. Wer seinen Gegner austricksen will, muss eine eigene Taktik haben. Und wer gegen einen weit überlegenen Gegner noch alles geben will, braucht auch mentale Stärke. Das alles lernen wir von Anfang an im Training und bei Turnieren. Fechten kennt keine Altersgrenzen: Von kleinen Jungen, der am liebsten mit seinem »Schwert« einen Drachen töten würde, über den Studenten, der eine sportliche Herausforderung sucht, bis zur Hausfrau über 40, die ihr Leben lang davon geträumt hat, Fechten zu lernen: Sie alle finden hier Möglichkeiten, sich zu entfalten. Fechten ist Gemeinschaft: Nie schmecken Apfelschorle und Bier so gut wie nach schweißtreibendem Training und spannenden Gefechten. Die <strong>ETV</strong>-Fechter wissen nicht nur auf hohem Niveau die Waffen zu kreuzen, sondern verstehen auch was vom Feiern. Wer jetzt Lust aufs Ausprobieren bekommen hat: Die Fecht-Abteilung freut sich an jedem Abend-Training (siehe Kasten Seite 6) über Neuzugänge, für die ersten Wochen wird die Ausrüstung gestellt. Nur eine eiserne Regel gibt es für Anfänger: »Nur zugucken« gilt nicht. Wer kommt, macht auch mit – denn nur so wird das Fecht-Virus zuverlässig übertragen. Christine Brasch Internationales Weißherbst-Turnier Erstklassiges Fechten live im <strong>ETV</strong>! Das Weißherbst-Turnier ist der Jahres-Höhepunkt für die Fechtabteilung im <strong>ETV</strong>. Es entstand in den 80er Jahren als Spaßturnier für Degenfechter, seit 1998 wird in allen Waffengattungen (Säbel, Florett und Degen) gefochten. Da das Turnier erstmals im Herbst stattfand, gab es jahreszeitlich passend Weißherbst-Wein zu gewinnen, daher der Name. Heute ist das Turnier ein Ranglistenturnier mit internationalem Starterfeld. 25./26.Oktober 2008 <strong>ETV</strong> Sportzentrum Bundesstraße 96, Große Halle jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr Eintritt frei www.etv-hamburg.de Nina Horn hat vor gut einem Jahr mit dem Fechten begonnen. Warum wir fechten Zwei sehr unterschiedliche <strong>ETV</strong>-Fechter über ihren Sport: Wie bist du aufs Fechten gekommen? Meine Großmutter hat in ihrer Jugend gefochten und immer begeistert davon erzählt. Dann hat irgendwann die Neugierde gesiegt. Was fasziniert dich am meisten an diesem Sport? Dass man – anders als im Leben – nur dann gewinnt, wenn man genau das tut, was der andere nicht von einem erwartet. Was war bisher dein größter Moment im Fechten? Schottisches Lob trotz Niederlage. Der beste Grund, beim <strong>ETV</strong> zu fechten? Ich kämpfe lieber mit den <strong>ETV</strong>-Fechtern als gegen sie. Thomas Ende ficht seit fast 50 Jahren, und fast genauso lange im <strong>ETV</strong>. Wie bist du aufs Fechten gekommen? Mein Vater hat gefochten. Seine Maske und das Florett haben mich schon als Kind neugierig gemacht. Was fasziniert dich am meisten an diesem Sport? 1. Der psychologische Aspekt des Degenfechtens. Wenn man weiß, was der an- dere gleich macht, ist man immer im Vorteil. 2. Fechten ist ein Sport, bei dem das Alter nicht eine entscheidende Rolle spielt. 3. Fechten ist verletzungsarm, elegant und eine gute Möglichkeit, in kurzer Zeit die Widrigkeiten des Berufslebens zu vergessen. Was war bisher dein größter Moment im Fechten? Der Tag, an dem ich Bübchen Tollkühn zum ersten Mal geschlagen habe. Ich weiß gar nicht mehr, wie er wirklich hieß, aber er war ein cooler Degenfechter. 1964 habe ich zum ersten Mal gegen ihn gefochten. Aber geschlagen habe ich ihn erst 1972. Da war ich genau 30 Jahre. Und er war sicher schon so alt wie ich jetzt! Der beste Grund, beim <strong>ETV</strong> zu fechten? Die Fechtabteilung im <strong>ETV</strong> ist leistungsbewusst, vergisst aber die angenehmen Seiten des Lebens nicht. <strong>ETV</strong>-Magazin 3/08 | 5