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Philologenverband Sachsen e.V.

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www.phv-sachsen.de<br />

St. Augustin-<br />

Gymnasium Grimma<br />

S.5-7<br />

Vielfalt statt Einfalt<br />

Josef Kraus, Präsident des<br />

deutschen Lehrerverbandes,<br />

zur Schulstrukturdebatte<br />

S.12<br />

Gymnasium ist mehr...<br />

als Unterricht<br />

Preisträger des<br />

Wettbewerbes<br />

„Schule mit Idee 2008“<br />

S.13/14<br />

Aktuelles Recht:<br />

■ Das neue<br />

Urheberrechtsgesetz<br />

(Teil 3)<br />

S.9 und 18<br />

3/2008<br />

ProPhil<br />

Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen


ProPhil<br />

Liebe Leser,<br />

in den letzten Tagen<br />

tönte es aus allen<br />

Medien: <strong>Sachsen</strong> ist<br />

erneut Sieger in der<br />

wissenschaftlichen Bildungsstudie„Bildungsmonitor<br />

2008“,<br />

die vom Institut der<br />

deutschen Wirtschaft<br />

Köln zum fünften Mal<br />

erstellt wurde. Diese<br />

Spitzenposition wurde<br />

sogar mit noch besserem<br />

Ergebnis als 2007 erreicht. Interessant ist, dass<br />

mit Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern<br />

erneut wie in der letzten PISA-Studie Bundesländer<br />

auf den Plätzen folgen, die ein gegliedertes Schulsystem<br />

ähnlich dem <strong>Sachsen</strong>s haben. Stärken <strong>Sachsen</strong>s<br />

sind u. a. der erfolgreiche Kampf gegen Bildungsarmut,<br />

die Ausbildungsquote in Mathematik,<br />

Naturwissenschaften, Informatik und Technik. Hier<br />

beginne ich nachzudenken. Werden wir das auch<br />

noch in 10 Jahren von unserem Bundesland sagen<br />

können? Bereits vor über zwei Jahren habe ich in<br />

dieser Zeitung auf die Gefahr eines zukünftigen Lehrermangels<br />

im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Bereich hingewiesen. Mittlerweile ist man auch<br />

im SMK aufgewacht.<br />

Das Kultusministerium überlegt nun, Lehramtsstudenten<br />

naturwissenschaftlicher Fächer bereits bei<br />

der Immatrikulation Einstellungszusagen zu geben,<br />

um den Lehrernachwuchs im Land zu halten.<br />

Zwangsteilzeit, fehlende Verbeamtung und nur wenige<br />

Stellen in der E 14 sind jedoch keine attraktive<br />

Perspektive für die Absolventen des Lehramtsstudiums,<br />

in unserem Bundesland ihr Berufsleben zu starten.<br />

Und <strong>Sachsen</strong> muss sich auch im Bildungssektor,<br />

wie unser Kultusminister Roland Wöller in der „Sächsischen<br />

Zeitung“ vom 22. August warnte, auf einen<br />

härteren Wettbewerb um junge, gut ausgebildete<br />

Lehrer mit anderen Bundesländern einstellen. Der<br />

Ausspruch „Wer zu spät kommt, den bestraft das<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

S.4 Bewerben Sie sich doch gleich in einem<br />

anderen Bundesland – Abiturauswertung<br />

S. 5-7 St.-Augustin-Gymnasium Grimma<br />

S. 8 Aus den Regionen<br />

S. 10/11 Schuljahresplaner<br />

S. 12 Schulische Vielfalt statt integrierte Einfalt<br />

(Josef Kraus) Wissenschaft contra Erfahrung<br />

EMNID-Umfrage<br />

S. 13/14 Gymnasium ist mehr... als Unterricht<br />

Die Preisträger des Wettbewerbes<br />

„Schule mit Idee 2008“<br />

Gymnasium Dreikönigsschule Dresden /<br />

Neue Nikolaischule Leipzig<br />

S. 16 Gedanken zu den bildungspolitischen<br />

Grundsätzen des PVS<br />

S. 17 „Schule für alle“ gescheitert<br />

Blick über die Landesgrenzen<br />

S. 18 Das neue Urheberrechtsgesetz (Teil 3)<br />

2 ProPhil 3/2008<br />

Leben.“ bewahrheitet sich immer wieder. Wenn man<br />

erst jetzt den Lehrerbedarf für die einzelnen Fächer<br />

und Schularten laut Presseberichten ermitteln will, ist<br />

man doch verwundert. In jeder Regionalstelle weiß<br />

man doch, welche Lehrer in welcher Fachkombination<br />

an welcher Einrichtung unterrichten. Man weiß,<br />

wie alt sie sind, wann sie in Ruhestand gehen und<br />

welchen Beschäftigungsumfang sie haben. Daneben<br />

gibt es auch noch das statistische Landesamt in<br />

Kamenz, dass das SMK auch hilfreich unterstützen<br />

kann.<br />

Ich habe aber schon mal einen Vorschlag, um junge<br />

Lehrer in <strong>Sachsen</strong> zu halten: Wie wäre es mit der<br />

sofortigen Beendigung des BTV und Wiedereinführung<br />

der Vollbeschäftigung für die Lehrer? Das<br />

wäre ein wichtiges Signal für Abiturienten, sich für<br />

ein Lehramtsstudium zu entscheiden und für Absolventen<br />

in bundesweit gefragten Fächern sich für<br />

<strong>Sachsen</strong> zu entscheiden.<br />

Viele unserer Kollegen haben mit Sorge ihre Renteninformationen<br />

betrachtet. Durch den verringerten<br />

Beschäftigungsumfang sank auch ihre prognostizierte<br />

Rentenhöhe bei Erreichen der Regelaltersgrenze.<br />

Auf der anderen Seite können sie dies aber auch<br />

nicht durch höhere zusätzliche Eigenvorsorge kompensieren,<br />

da ja die Gehälter durch die besondere<br />

regelmäßige Arbeitszeit geringer sind.<br />

Deshalb wollen wir so schnell wie möglich die Rückkehr<br />

zur Vollbeschäftigung. Dies wird neben einem<br />

Ausstieg aus dem Berufsleben in Würde ein wichtiges<br />

Feld unserer berufspolitischen Verbandsarbeit<br />

sein.<br />

Doch lassen wir uns trotz aller Problem nicht die<br />

Freude an unserem Beruf nehmen. Dankbare, unsere<br />

Arbeit anerkennende Schüler sind ein schöner Lohn<br />

und Ansporn, in unserem Engagement nicht nachzulassen,<br />

damit es auch beim „Bildungsmonitor 2018“<br />

wieder heißt:<br />

The winner is... <strong>Sachsen</strong>.<br />

Ihr Steffen Pabst,<br />

Chefredakteur<br />

Personalia:<br />

Prof.Dr.Roland Wöller -<br />

Neuer sächsischer Kultusminister<br />

Prof. Roland Wöller mit Frau Corinna<br />

Prof. Dr. Roland Wöller wurde am 19. Juli 1970 in<br />

Duisburg geboren. Nach dem Abitur machte er eine<br />

Ausbildung zum Bankkaufmann. Anschließend studierte<br />

er Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der<br />

TU Berlin und der TU Dresden. Von Februar bis Oktober<br />

1999 arbeitete er als Chef des Leitungsbüros im<br />

Sächsischen Staatsministerium für Kultus, 1999 wurde<br />

er als Mitglied des Sächsischen Landtages gewählt.<br />

2002 promovierte Prof. Dr. Wöller an der TU<br />

Dresden. Ab 2003 arbeitete er als Professor für<br />

Volkswirtschaftslehre/Umweltökonomie an der Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft Dresden (FH).<br />

Von September 2007 bis zu seiner Berufung als<br />

Sächsischer Kultusminister war Prof. Dr. Roland Wöller<br />

Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft.<br />

Er ist verheiratet. (Quelle: http://www.sachsen-macht-schule.de)<br />

Der <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

gratuliert, wünscht viel Erfolg bei der<br />

Arbeit und hofft auf eine konstruktive<br />

Zusammenarbeit!<br />

Auf dem diesjährigen Philologentag, am 27. September<br />

2008 im St.-Augustin-Gymnasium in Grimma,<br />

wird sich der neue Kultusminister erstmals mit einem<br />

Referat zum Thema „Studienorientierung am Gymnasium“<br />

den Lehrern vorstellen.<br />

� Noch Anmeldungen möglich!<br />

Philologentag 2008<br />

„Studienorientierung am Gymnasium – Ein Garant für beruflichen Erfolg“<br />

Sonnabend, 27.9.2008, 9.00-15.30 Uhr<br />

St. Augustin-Gymnasium, Klosterstraße 1, 04668 Grimma<br />

➜ ➜ ➜ ➜ Tagesordnung siehe Seite 15 ➜ ➜ ➜ ➜<br />

www.phv-sachsen.de, Tel. 0351-802 52 47, Fax 0351-890 10 33


Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

das Sommerloch 2008 in punkto Bildung füllten die<br />

Presseleute sehr umfangreich und vielschichtig. Ob<br />

inhaltlich interessant sei dahingestellt.<br />

„Ein Pferd ohne Reiter ist ein Pferd.<br />

Ein Reiter ohne Pferd ist k e i n Reiter.“<br />

Immer neue Hiobsbotschaften rauschten in Bezug<br />

auf Lehrerbedarf der einzelnen Bundesländer durch<br />

den Blätterwald. Man kam sich schon vor wie im<br />

Profifußball. Immer neue Angebote der einzelnen<br />

Kultusministerien um den Lehrermangel Herr zu werden,<br />

ließen aufhorchen und gleichzeitig abschrecken.<br />

Einige Bundesländer bieten bspw. Verbeamtung bis<br />

zum 54. Lebensjahr, die Anerkennung der in einem<br />

anderen Bundesland geleisteten Dienstjahre oder<br />

individuelle Eingruppierungen für Lehrer mit Mangelfächern.<br />

Bayerns Kultusministerium sieht die<br />

Situation „dramatisch“, Hessen hat von 2.800 offenen<br />

Stellen 2.200 besetzt. Woher sind diese Lehrer<br />

wohl gekommen?. Jedenfalls stieß diese Werbekampagne<br />

im Nachbarland Rheinland-Pfalz auf heftige<br />

Kritik. NRW hat 60% seiner offenen Stellen mit<br />

Bewerbern aus anderen Bundesländern besetzt. Berlin<br />

denkt über eine Rückkehr zum Beamtenstatus für<br />

Lehrer nach, um den Standort für Pädagogen attraktiver<br />

zu machen. In Thüringen sieht man trotz Vollbeschäftigung<br />

und Verbeamtung in der erst 2010 erfolgenden<br />

Angleichung der Ostgehälter auf Westniveau<br />

einen großen Nachteil. Wie glücklich war ich da als<br />

ich las, dass die GEW vor einem großen Lehrermangel<br />

in <strong>Sachsen</strong> 2012 warnt. Da müssen wir uns ja<br />

vorerst mal keine Sorgen machen...<br />

In meinem Antrittgespräch mit unserem Staatsminister<br />

Prof. Dr. Roland Wöller habe ich auf den sich<br />

abzeichnenden Bedarf an Gymnasiallehrern hingewiesen.<br />

Schon in diesem Schuljahr fehlen in <strong>Sachsen</strong><br />

Lehrer fast aller Fachrichtungen. Natürlich, und auch<br />

darauf hat der PVS seit 2005 hingewiesen, ist dies<br />

territorial unterschiedlich. Dieses Problem kann man<br />

aber nicht mit sachsenweit vergleichenden Statistiken<br />

lösen. Hier bedarf es der Ausfüllung der Worthülse<br />

„eigenverantwortliche Schule“. Mit zentralistischer<br />

Betrachtungsweise gelingt das nicht.<br />

„Der Teich ist im Durchschnitt nur 20<br />

Zentimeter tief und trotzdem ist die Kuh<br />

ersoffen.“<br />

Der PVS nutzte die Gelegenheit des 1. Ministergespräches<br />

und forderte:<br />

■ Die Überprüfung des Bezirkstarifvertrages (BTV)<br />

mit der Option des Auslaufens zum Schuljahr<br />

2009/2010<br />

■ Die Schaffung einer Lehrerreserve von 5% in<br />

Mangelfächern<br />

Der PVS wies darauf hin, dass bundesweit 10.000<br />

Lehrer fehlen und dass es an der Zeit sei, Mittel einzusetzen,<br />

um Lehrer und Lehrernachwuchs in <strong>Sachsen</strong><br />

zu halten. Wenn man denkt, aus Kostengründen<br />

an der „besonderen Arbeitszeit“ festhalten zu müssen,<br />

werden vielleicht bald Forstleute Biologie unterrichten<br />

oder Programmierer Informatik.<br />

Frank Haubitz<br />

Der PVS fordert daher:<br />

1. Absenkung des Pflichtstundenmaßes von derzeit<br />

26 auf 25 Unterrichtsstunden<br />

2. Abminderungsstunden für Klassenleiter und<br />

Mentoren<br />

3. Verbeamtung der sächsischen Lehrer<br />

4. Eingruppierung der Lehrer in E 14<br />

5. Verlängerung des jetzt noch gültigen Tarifvertrages<br />

„Altersteilzeit“<br />

6. Zeitnahe Verrechnung der Mehrarbeitsstunden<br />

„Nichts ist ungerechter als der Versuch,<br />

Gleichheit unter Ungleichen zu erzeugen“<br />

Die Ergebnisse des Emnid-Institutes im Auftrag der<br />

Bertelsmannstiftung versucht nachzuweisen, dass<br />

dies aber gerade das ist, was das Volk will.<br />

Die Befragung von 1.519 Personen bestätigte<br />

angeblich den Reformwillen der Bevölkerung, das<br />

Bildungswesen in Richtung mehr Integration und<br />

Teilhabe zu verändern. Hierbei kann sich Deutschland<br />

an Ländern orientieren, die bei der Integration<br />

erfolgreicher sind, wie bspw. Finnland. Mich hat erschreckt,<br />

dass 60 Prozent der Ostdeutschen das Bildungssystem<br />

als ungerecht empfinden, 58 Prozent<br />

eine längere gemeinsame Schulzeit und davon 40<br />

Prozent dies bis zur Klasse 9 wünschen. 5 Prozent<br />

sind für den Ausbau der Ganztagsschulen. Eine Zahl<br />

die sich mit den Aussagen einer Umfrage zur Kindesentwicklung<br />

und Erziehung im Elternhaus deckt,<br />

denn dort waren 85 Prozent (!) der jungen Eltern der<br />

festen Meinung, die Schule müsse mehr Einfluss bei<br />

der Erziehung nehmen.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das zweigliedrige<br />

Schulsystem hat sich in <strong>Sachsen</strong> bewährt. Hieran, so<br />

der Minister, wird nicht gerüttelt. Ausbau der GTA –<br />

Ja, aber Abnahme der Elternpflichten – Nein.<br />

Wir halten an unseren bildungspolitischen<br />

Forderungen fest:<br />

1. Gymnasiale Bildung ab Klasse 5<br />

2. Obere Klassenstärke: 25 Schüler<br />

3. Beibehaltung des Zentralabiturs nach 8 Jahren als<br />

Zugangsvoraussetzung für ein Hochschulstudium<br />

4. Ablehnung von Hochschuleingangsprüfungen<br />

„Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge.<br />

Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen<br />

kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich<br />

orientieren kann und es braucht Gemeinschaften,<br />

in denen es sich aufgehoben<br />

fühlt.“<br />

(Prof. Dr. Gerald Hüter, Neurobiologe<br />

und Hirnforscher an der Universität Göttingen)<br />

Kurz und knapp: Eine Leitlinie für das kommende,<br />

vor uns liegende Schuljahr.<br />

Ich hoffe, Sie haben die unterrichtsfreie und Urlaubszeit<br />

zum Krafttanken genutzt und stehen wieder mit<br />

Freude und Motivation vor Ihren Klassen. Die Anforderungen,<br />

die es im Interesse unserer Schüler zu<br />

erfüllen gibt, werden nicht geringer. Die neue Oberstufe<br />

fordert einen jeden von uns in fachlicher Hinsicht,<br />

in der Orientierungsstufe sogar in punkto Sozialarbeiter.<br />

Unsere ehemaligen Schüler, die heute<br />

erfolgreich im Berufsleben stehen, uns mit Stolz von<br />

ihren Erfolgen berichten und sich sogar bedanken für<br />

das, was wir ihnen auf den Weg gegeben haben,<br />

bestätigen uns in unserer Arbeit.<br />

Auch hieraus tanken wir Energie, Mut und neue<br />

Kreativität. Das sind die Dinge, die der Lehrer in seiner<br />

Verantwortung für die Gesellschaft braucht,<br />

Schüler nicht nur mit Fakten und Wissen zu füttern,<br />

sondern Ihnen Mut zu machen auch Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Neben der Familie kommt der Schule hier eine<br />

größere Verantwortung zu. Bildung und Erziehung<br />

sind der Schlüssel für ein zukunftsträchtiges <strong>Sachsen</strong>.<br />

Bildung und Erziehung am Gymnasium heißt<br />

Schaffung eines verlässlichen Lernraumes, heißt<br />

Kreativität fördern, Ideen fordern, Leistungsfähigkeit<br />

garantieren, Werte vorzuleben und den Gemeinschaftssinn<br />

zu entwickeln. Das gelingt uns, in dem<br />

wir Vorbild sind und Visionen selbst vorleben, an<br />

denen sich unserer Schüler orientieren können. Wir<br />

brauchen ein Gymnasium, das unseren Schülern Aufgaben<br />

zur Entwicklung der eigenen Leistungsfähigkeit,<br />

Vorbilder und eine verlässliche Gemeinschaft<br />

bietet. Gymnasien als Lernraum, in welchem Freude<br />

am Lernen und Lehren herrscht, welches sich selbst<br />

als lernendes System begreift und sich stetig im Miteinader<br />

von Lehrern und Schülern und Eltern weiter<br />

entwickelt.<br />

Wir brauchen Ruhe, Zeit, Motivation und Anerkennung.<br />

Lassen Sie uns auch in diesem Schuljahr mit<br />

viel Energie diese Aufgaben lösen. Unser Beruf ist<br />

Berufung zur Entwicklung zukünftiger Verantwortungsträger<br />

und dieser werden wir auch im Schuljahr<br />

2008/2009 gerecht.<br />

Ihr Frank Haubitz, Vorsitzender des PVS<br />

ProPhil<br />

ProPhil 3/2008<br />

3


ProPhil<br />

Bewerben Sie sich doch gleich im Westen!<br />

Über vorbildliche Personalpolitik auf Sparflamme<br />

Unterricht ist ein<br />

Geschäft, was sich<br />

rechnen muss. Vor<br />

allem in Leipzig.<br />

Mangelfächer (Ethik,<br />

Latein, Sport, Naturwissenschaften,zunehmend<br />

auch<br />

moderne Fremdsprachen)<br />

werden bei<br />

Erkrankung oder<br />

plötzlicher Verrentung<br />

von Kollegen mit<br />

ständig wechselndem Personal verkürzt oder<br />

wochenlang gar nicht unterrichtet.<br />

Den Schülern wird vielerorts ein permanenter Lehrerwechsel<br />

zugemutet. Nicht alle Lehrer erteilen Noten<br />

auf die gleiche Weise – und Schüler haben bisweilen<br />

alle acht Wochen andere Lehrer vor sich.<br />

Wo bleibt da die Verlässlichkeit? Wie soll unter diesen<br />

Umständen Unterrichtsqualität entwickelt werden?<br />

Dabei werden <strong>Sachsen</strong>s Lehrer auch nicht jünger.<br />

Leipziger Absolventen wurde aber nun gesagt, sie<br />

sollten sich bloß keine Hoffnungen machen, hier eine<br />

Stelle zu bekommen. Bereits befristet eingestellte,<br />

4 ProPhil 3/2008<br />

junge Kollegen mit Mangelfächern wurden aufgefordert,<br />

sich für den Zeitraum nach Ablauf ihres Vertrages<br />

neu zu bewerben, anstatt ihnen die Chance auf<br />

Entfristung einzuräumen. Und die Bewerbungen<br />

blieben erfolglos!<br />

Kollegen und Schulleitungen wurden bis zum Schuljahresbeginn<br />

im Unklaren über ihre Zukunft gelassen<br />

– und müssen sich die Rüge dafür abholen, dass<br />

die Schüler des Leipziger Amtsbezirks die schlechtesten<br />

Abiturergebnisse im Landesvergleich haben.<br />

Blickt man nach Dresden, Chemnitz und Zwickau<br />

geht’s auch anders. Dort strickt man offenbar Personalpläne<br />

nicht mit einer Nadel, die auf Sparflamme<br />

kontinuierlich heiß gehalten wird.<br />

Für Referendare und junge Philologen ist klar: Das<br />

Verfahren der Stellenvergabe muss grundlegend<br />

reformiert werden – es muss fair, nachprüfbar und<br />

transparent werden.<br />

Konkrete Stellenausschreibungen müssen auch in<br />

<strong>Sachsen</strong> endlich her! Schulleitungen müssen ein Mitspracherecht<br />

bei der Auswahl der Bewerber haben,<br />

statt wie bisher bis kurz vor Schluss der Ferien oft<br />

nicht zu wissen, wen sie noch neu ein- oder ausplanen<br />

sollen. Wo gehen unsere zahlreichen einstigen<br />

Referendare hin? An freie Trägerschulen, die sich<br />

I. Zulassung und Bestehen der Abiturprüfung<br />

Ohne diejenigen Schüler, die wegen längerer Krankheit (auch zum Nachtermin) die Abiturprüfung noch nicht<br />

abschließen konnten:<br />

Anzahl Anteil<br />

Schüler der Jahrgangsstufe 12 insgesamt: 14.849<br />

Schüler, die am Ende des Kurshalbjahres 12/I zurückgetreten sind: - 263<br />

Schüler, die die Zulassung zur Abiturprüfung beantragt haben: = 14.586<br />

Schüler, die zur Abiturprüfung nicht zugelassen werden konnten: - 66<br />

Schüler die zur Abiturprüfung zugelassen wurden: = 14.520 100,0%<br />

darunter Wiederholer der Abiturprüfung des Vorjahres: 366<br />

Schüler, die das Abitur nicht bestanden haben: - 738<br />

Schüler, die das Abitur bestanden haben<br />

Bestehensquote: 94,9%<br />

= 13.782 94,9%<br />

(Vorjahre: 2003: 93,7%, 2004: 94,9%, 2005: 95,0%, 2006: 95,2%, 2007: 94,9%)<br />

Besondere Lernleistung: Teilnehmer: 450<br />

mittlerweile einen Stamm von jungen, talentierten,<br />

staatlich ausgebildeten Lehrern aufbauen können –<br />

und mitunter mehr Kontinuität ausstrahlen als die<br />

staatlichen Schulen.<br />

Oder sie gehen in Scharen in den Westen, die Auswanderer.<br />

Good bye <strong>Sachsen</strong>! Hessen und Baden-<br />

Württemberg räubern sich gegenseitig die Lehrer<br />

weg. NRW denkt auch übers Abwerben in anderen<br />

Ländern nach.<br />

Selbst <strong>Sachsen</strong>-Anhalt gilt mittlerweile als Westen.<br />

Einer unserer jungen Ethiklehrer wurde im September<br />

dort verbeamtet. In Leipzig fällt sein Unterricht<br />

unterdessen wieder aus. Man hatte hier keine Stelle<br />

für ihn.<br />

Sächsische Lehramtseinsteiger wollen gern hier bleiben,<br />

haben hier Familie und Freunde, sind hier verwurzelt.<br />

Doch wie wird mit ihnen umgegangen?<br />

Über den Stand ihrer Bewerbung informiert man sie<br />

kaum oder gar nicht. Viele fühlen sich hier unerwünscht,<br />

wenn sie immer wieder hören müssen:<br />

„Bewerben Sie sich doch gleich im Westen!“ <strong>Sachsen</strong><br />

kann es sich offenbar leisten…<br />

Thomas Langer,<br />

Vorsitzender AG Jungphilologen<br />

Auswertung der Abiturprüfung 2008<br />

an allgemein bildenden Gymnasien, Abendgymnasien und Kollegs im Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />

II. Erreichte Durchschnittsnoten auf den<br />

Zeugnissen der allgemeinen Hochschulreife:<br />

1,0 - 1,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,7%<br />

1,5 - 1,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17,0%<br />

2,0 - 2,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24,8%<br />

2,5 - 2,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28,4%<br />

3,0 - 3,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21,4%<br />

3,5 - 4,0: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,7%<br />

Durchschnittsnoten-Mittelwert: 2,4<br />

(Vorjahre:<br />

2003: 2,5 / 2004: 2,4 / 2005: 2,4 /<br />

2006: 2,4 / 2007: 2,4)<br />

Anzahl besonderer Lernleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Verteilung der erreichten Punkte in vierfacher Wertung<br />

283 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60 - 51<br />

118 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 - 39<br />

38 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 - 27<br />

11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 - 15<br />

0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 - 03<br />

0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 - 00


ProPhil<br />

Das Gymnasium St. Augustin zu Grimma ist heute ein ganz normales sächsisches Gymnasium. Es hat aber eine sehr<br />

interessante Geschichte. Es war eine der drei ehemaligen Fürstenschulen und damit eine voruniversitäre Lehranstalt für den<br />

Beamten - und Theologennachwuchs in <strong>Sachsen</strong>.<br />

Der Philosoph und Völkerrechtler Samuel von Pufendorf, der Kirchenliederdichter Paul Gerhardt waren Schüler der Fürstenschule,<br />

und in neuester Zeit Carmen Nebel und der sächsische Landespolitiker Herrmann Winkler.<br />

St. Augustin zu Grimma<br />

hat also eine wechselhafte Geschichte. Im Jahre<br />

1287 errichteten Augustinermönche in Grimma an<br />

der Mulde ein Kloster. Im Zuge der Reformation<br />

mussten sie es 1541 verlassen. Bereits 1543 erließ<br />

Herzog Moritz von <strong>Sachsen</strong> – ebenfalls als Auswirkung<br />

der Reformation – die neue Landesordnung,<br />

die vorsah, dass drei Klöster in <strong>Sachsen</strong> zu Landesschulen<br />

umgewandelt werden sollten.<br />

Dies betraf: Sankt Afra in Meißen, St. Marien zu<br />

Pforte bei Naumburg an der Saale (heute Schulpforta)<br />

und eines der Klöster in Merseburg. Die Merseburger<br />

Schulgründung scheiterte aber am Widerstand<br />

des Merseburger Bischofs. Deshalb wurde<br />

schließlich 1550 die dritte sächsische Landeschule<br />

im ehemaligen Augustiner-Emeriten-Kloster zu<br />

Grimma gegründet.<br />

Herzog Moritz von <strong>Sachsen</strong> verordnete: Man soll<br />

„für der Unterthanen Kinder und sonst für<br />

niemand drei Schulen aufrichten, nämlich<br />

zu Meißen für 70 Knaben, zu Merseburg für<br />

60, im Kloster Pforta für 100. Darinnen sollen<br />

diese samt ihren Schulmeistern, Baccalaureen<br />

und anderen nothdürftigen Dienern<br />

mit Essen, Lager, jährlich 100 Ellen Tuchs zu<br />

einem Rock und Anderem versehen, zu<br />

göttlichem Leben erzogen, in den Sprachen,<br />

Zucht und Tugenden unterwiesen werden,<br />

und sollten unter den 230 Knaben 76, der<br />

dritte Teil, nicht weniger und nicht mehr,<br />

von Adel sein.“<br />

Ferner verordnete Moritz:<br />

„Damit auf der Universität zu Leipzig die<br />

Sprachen, Künste und das Wort Gottes mit<br />

Fleiß gelehrt werde, habe er dieselbe mit<br />

2000 fl. jährlichen Einkommens über das,<br />

was sie zuvor gehabt, von den geistlichen<br />

Gütern begabt, weil aber das wöchentliche<br />

Kostgeld hoch gestiegen, solle in Leipzig an<br />

drei Orten ein gemeiner Tisch für die Studenten<br />

gehalten werden“.<br />

Weiter hieß es:<br />

„Und erstlich wollen wir verordnen, daß die<br />

Knaben an jedem Orte mit einem Christlichen<br />

Prediger sollen versehen seyn, und daß<br />

sie an einer Schulen, wie an der anderen,<br />

sollen gleichförmig gelehret, und zu rechter<br />

Stunde, zu Morgen, Mittag, Vesper und<br />

Abend gespeiset, und ob etliche schwach<br />

würden, nothdürftig gewahret und unterhalten<br />

werden.<br />

Es sollen auch jährlich jedem Knaben zehn<br />

Ellen Tuch zur Kleidung, etliche par Schue,<br />

eine Anzahl Papier, auch etliche Bücher<br />

gegeben werden...<br />

Es soll kein Knabe in diese Schule genommen<br />

werden, der nicht schreiben und lesen<br />

kan, auch keiner, der seines Alters unter<br />

eilff, oder über funfzehn Jahre ist.<br />

Wenn sie aber in der Schule angenommen,<br />

sollen sie sechs Jahre darinn unterhalten<br />

und gelehret werden, doch also, wo sie zu<br />

dem Studieren geschickt. Da aber einer darzu<br />

ungeschickt, ungehorsam oder sonst der<br />

Gelegenheit befunden, daß er nicht lernen<br />

könnte, dem Schulmeister nicht folgen,<br />

oder denen andern zu bösen Sitten und<br />

Exempel seyn würde, und davon nicht<br />

abstehen wolle, der soll zu jederzeit, nach<br />

des Schulmeisters Erkenntnis, aus der Schule<br />

gewiesen, und uns die Ursack durch ihn<br />

angezeigt werden.“<br />

Die Gründung der drei Landes- oder Fürstenschulen<br />

war für die Entwicklung und Ausgestaltung des<br />

höheren Schulwesens in <strong>Sachsen</strong> von weittragender<br />

Bedeutung, denn damit war nicht nur eine fest geregelte<br />

staatliche Fürsorge und Beaufsichtigung des<br />

höheren Schulwesens ausgesprochen. Sie bestimmten<br />

in der nächsten Zeit das Gepräge der städtischen<br />

Gymnasien wesentlich.<br />

Nicht selten kamen in den nächsten Jahrhunderten<br />

über die Schulen schwere äußere Bedrängnisse;<br />

namentlich wurden sie durch die unheilvollen<br />

Wogen des 30jährigen Krieges schwer betroffen,<br />

und wiederholt wurde dadurch der Schulbetrieb<br />

empfindlich gestört und das Bestehen derselben<br />

fast ganz in Frage gestellt.<br />

1820 wurde das alte Gebäude abgerissen und an<br />

gleicher Stelle ein neuer Bau errichtet, welcher 1828<br />

eingeweiht wurde. Dieser Bau ist während des 19.<br />

Jahrhunderts mehrfach erweitert worden, bis 1891<br />

König Albert der I. von <strong>Sachsen</strong> den heutigen – im<br />

Neorenaissancestil ausgeführten – Neubau einweihte.<br />

1924 wurde die Fürsten- und Landesschule in ein<br />

Reformgymnasium republikanischer Prägung umgewandelt<br />

und dann 1933 gleichgeschaltet. Gegen<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Unterricht<br />

abgebrochen und am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen.<br />

Im Jahre 1964 wurde die Schule dann<br />

zur Erweiterten Oberschule, die ab 1974 den<br />

Namen „Ernst Schneller“ trug.<br />

Das Stammhaus des Gymnasiums St. Augustin an der Mulde in Grimma<br />

Nach 1989 wurde das Gymnasium auf Beschluss<br />

der Schüler und Lehrer wieder in Gymnasium St.<br />

Augustin zu Grimma umbenannt. Es kam dann<br />

zu einer Schulfusion mit dem zweiten Gymnasium<br />

Grimmas, dem Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium.<br />

Im September 2008 findet der sächsische<br />

Philologentag im Gymnasium St. Augustin zu<br />

Grimma statt.<br />

Quellen:<br />

- Bunte Bilder aus dem <strong>Sachsen</strong>land Bd. 2 1892<br />

- Wikipedia<br />

Gudrun Schreiner<br />

ProPhil 3/2008<br />

5


ProPhil<br />

St. Augustin heute: Tradition, Vielfalt – und Größe<br />

„Pietati, virtuti, doctrinae“ prangt in goldenen<br />

Lettern über der großen Eingangstür im Innenhof des<br />

Gymnasiums St. Augustin zu Grimma. Der Leitspruch<br />

ermahnt die Schüler, fromm, tüchtig und gelehrsam<br />

zu sein – Lateinkenntnisse eingeschlossen.<br />

Zahlreiche Schülergenerationen haben es ihnen vorgemacht.<br />

Die Namen ihrer prominentesten Vertreter<br />

sind auf Ehrentafeln am Haupteingang verewigt:<br />

Samuel v. Pufendorf, Gustav F. Dinter, Nikolaus Krell,<br />

J.G.T. Grässe, Christian G. Lorenz, Ernst F.F. Chladni,<br />

L.F. Wilhelm Külz und natürlich Paul Gerhardt. Der<br />

neben Martin Luther wohl bedeutendste deutsche<br />

Kirchenlieddichter gehört zu den berühmtesten<br />

Augustinern. Anlässlich seines 400. Geburtstages im<br />

April 2007 gelangte das Gymnasium durch zahlreiche<br />

Veranstaltungen und Besuche von Pressevertretern<br />

auch überregional in die Medien.<br />

Mit 1.200 Schülern und 130 Kollegen (Stand: Schuljahr<br />

2007/08) gehört das St. Augustin nach der Fusion<br />

mit dem Gottfried-Seume-Gymnasium in Grimma<br />

sowie der Schließung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums<br />

Bad Lausick und des Sophien-Gymnasiums Colditz<br />

nunmehr auch zu den größten Gymnasien in<br />

<strong>Sachsen</strong>. Der Einzugsbereich seiner Schüler umfasst<br />

damit beinahe den gesamten ehemaligen Muldentalkreis.<br />

Unterrichtet wird an zwei Häusern, dem malerisch an<br />

der Mulde gelegenen Stammhaus und dem Seumehaus<br />

an der Colditzer Straße.<br />

Seit 1996 bietet das Gymnasium St.Augustin jährlich<br />

sachsenweit neben den Regelklassen zusätzlich eine<br />

Spezialklasse mit sprachlicher Vertiefung an. Schüler<br />

dieser Paragraph-4-Klassen erhalten neben einer<br />

Regelausbildung im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Bereich eine vertiefte sprachliche Ausbildung<br />

in drei Fremdsprachen und lernen bereits ab<br />

der 5. Klasse Latein.<br />

Zielstellung dieser Klasse ist es, „vertiefte Allgemeinbildung<br />

auf besonders hohem Niveau zu vermitteln,<br />

Kreativität und Selbstständigkeit in besonderer<br />

Weise zu fördern, die fachliche Ausbildung in ausgewählten<br />

Bereichen zu vertiefen und zu erhöhter Leistungsbereitschaft<br />

in sozialer Verantwortung zu erziehen.“<br />

(Schulordnung Gymnasien vom 3.8.2004)<br />

St. Augustin bietet ab der 7. Klasse vier Profile an:<br />

Das gesellschaftswissenschaftliche, das sprachliche,<br />

das künstlerische und das naturwissenschaftliche<br />

Profil, welches von den meisten Schülern belegt<br />

wird. Je nach Profil und Vertiefungsrichtung können<br />

die Sprachen Englisch, Latein, Französisch, Russisch<br />

und Spanisch erlernt werden.<br />

Neu ist die Möglichkeit der bilingualen Ausbildung<br />

ab Klasse fünf. Erstmals wurde im Schuljahr 2008/09<br />

eine Klasse eigens dafür eingerichtet.<br />

Die vielfältigen Sprachenangebote am St. Augustin<br />

wurden durch die Zertifikate abgerundet, die in den<br />

elften und zwölften Klassen erworben werden können<br />

– in Russisch, Französisch (DELF) und Englisch<br />

(Cambridge).<br />

Augustiner errangen stets vordere Plätze beim Bundeswettbewerb<br />

Fremdsprachen, vordere Platzierungen<br />

auf Landesebene bei Mathematik- und Physik-<br />

6 ProPhil 3/2008<br />

Das Portal von St. Augustin<br />

Olympiaden, bei Jugend forscht, dem Geografie-<br />

Wettbewerb und Jugend trainiert für Olympia. Das<br />

St. Augustin ist eine Hochburg des Unihockeys.<br />

Den größten Erfolg verzeichnete im Herbst 2007 Jule<br />

Lieber mit ihrem ersten Preis beim Geschichtswettbewerb<br />

des Bundespräsidenten. Sie beschäftigte sich<br />

mit dem Internatsleben am St. Augustin und<br />

erforschte eine jahrhundertealte Tradition, die als<br />

Pennalismus bezeichnet wird: Älteren Schülern wurde<br />

Erziehungsverantwortung für die jüngeren übertragen.<br />

Dabei etablierten sie ihre eigenen Strafpraktiken<br />

bis hin zur Unterdrückung. Jule Lieber fand<br />

heraus, dass solche Rituale auch in den Jahren der<br />

DDR fortlebten, und es erst in den 1970er Jahren<br />

gelang, sie zurückzudrängen. Ihre Arbeit „Amboss<br />

oder Hammer sein? Wir waren Opfer und Täter!“<br />

Was vom Pennalismus am Gymnasium St. Augustin<br />

zu Grimma zu DDR-Zeiten noch geblieben ist, liegt<br />

mittlerweile auch als Buchveröffentlichung vor.<br />

Ihre Betreuerin, Herma Lautenschläger, Fachleiterin<br />

für Gesellschaftswissenschaften und PVS-Mitglied,<br />

wurde mit einem der drei Tutorenpreise ausgezeichnet.<br />

Ende Oktober 2007 erhielten beide ihre Preise aus<br />

der Hand von Bundespräsident Dr. Horst Köhler.<br />

Es macht sich hier sicherlich bezahlt, dass am St.<br />

Augustin schon seit Jahren Facharbeiten in Klasse 10<br />

geschrieben werden, und es durch die reiche Schultradition<br />

jede Menge zu erforschen gibt.<br />

Jule Lieber wird anlässlich des 558. Stiftungsfestes<br />

der Schule am 14. September 2008 auch den erstmals<br />

zu vergebenden Preis der Fürstenschüler-Stiftung<br />

erhalten.<br />

Bereits 2006 durfte mit Philipp Leipner ein Augustiner<br />

Dr. Horst Köhler auf seinen Staatsbesuchen in<br />

Afrika begleiten. Philipp war die Ehre zu teil geworden,<br />

weil seine Klasse den Schülerwettbewerb zur<br />

politischen Bildung mit einer Multi-Media-Präsentation<br />

zum Thema Afrika gewonnen hatte.<br />

Augustiner gehen aber auch ohne den Bundespräsidenten<br />

regelmäßig auf Tour: Seit mittlerweile 33 Jahren<br />

radeln sie in der jeweils letzten Schulwoche über<br />

das Erzgebirge nach Prag.An der siebentägigen Radfernfahrt<br />

über ca. 700 km kann nur teilnehmen, wer<br />

die Trainingsetappen in <strong>Sachsen</strong> besteht – und nicht<br />

gedopt ist. Seit vielen Jahren mit dabei sind die Kollegen<br />

Gudrun Hoffmann, Jens Negwer und Volker Beyrich.<br />

Jule Lieber bei der Preisverleihung durch Bundespräsident Horst Köhler


Andere wandern, angeführt von Deutschlehrer Jens<br />

Richter, einmal im Jahr von Grimma zu einer Theateraufführung<br />

nach Leipzig – wie einst Johann Gottfried<br />

Seume. Die Tradition des „Seumemarschs“<br />

besteht seit 10 Jahren.<br />

In der Regel fahren die Augustiner aber doch mit<br />

dem Bus in die Leipziger Theater. Seit 48 Jahren gibt<br />

es das traditionelle Theateranrecht. Generationen<br />

von Schülern erlebten hier bewegende Momente<br />

„auf den Brettern, die die Welt bedeuten“. Zum<br />

Abonnement gehören vier Besuche in der Leipziger<br />

Oper (Oper/Ballett) sowie der Musikalischen Komödie<br />

(Musical) und vier Besuche im Centraltheater<br />

(auch mit seiner kleinen Bühne „Skala“) inclusive<br />

Bustransfer ab Grimma. Mindestens einmal pro<br />

Schuljahr wird eine Theatervorstellung mit ausgewählten<br />

Schauspielern und/oder dem Dramaturgen<br />

bzw. Regisseur eingeleitet bzw. ausgewertet.<br />

Augustiner spielen aber auch selbst gern Theater.<br />

Unter der Leitung von Ursula Rüdiger begeistert vor<br />

allem das Improvisationstheater seine Zuschauer.Auf<br />

Zuruf aus dem Publikum lassen die Darsteller spontan<br />

die witzigsten Geschichten entstehen.<br />

Mona Trauer bringt mit ihrer Gruppe „Tagträumer“<br />

brisante Stoffe auf die Bühne. Unvergessen sind auch<br />

Jens Richters Aufführungen mit „Shakespeares<br />

Erben“.<br />

Großes Zuschauerlob erntet jährlich das Tanztheater<br />

unter der Leitung von Mandy Deuil.<br />

Wer sich im Winter sportlich betätigen und dabei<br />

noch etwas dazulernen möchte, kann an den Skilagern<br />

teilnehmen. Die Klassen 5-7 verbessern ihre<br />

Langlauftechniken im sächsischen Vogtland, die älteren<br />

Schüler üben sich im Bayerischen Wald im<br />

Abfahrtslauf.<br />

Einen wahren Boom erlebt seit der Fusion die Chorarbeit<br />

am St. Augustin. Schüler der Klassen 5-7 können<br />

erste Chorerfahrungen bei den „Augusteenies“<br />

unter der Leitung von Ilona Heßler sammeln. Im<br />

Jugendchor unter der Leitung von Tommy Vetter und<br />

Helga Metzner singen ca. 50 Schülerinnen und<br />

Schüler der Klassen 8-12. Das Repertoire umfasst<br />

Werke alter Meister, moderne Chorliteratur sowie<br />

Gospels und Spirituals. Besonderes Augenmerk wird<br />

auf Lieder des Kirchenlieder-Dichters und Alt-Augustiners<br />

Paul Gerhardt gelegt.<br />

Bei der Landesbegegnung „Schulen musizieren“ in<br />

Marienberg 2008 galt der Chor als einer der besten<br />

und wurde für eine Teilnahme an der Bundesbegegnung<br />

vorgeschlagen.<br />

Das Gymnasium St. Augustin unterhält ein verzweigtes<br />

Netzwerk langjähriger internationaler Partnerschaften<br />

mit Schulen in Frankreich, Russland und den<br />

USA. Regelmäßig reisen Schüler zum Austausch an<br />

das Lyceé Jean-Paul Sartre in Bron nahe Lyon, das<br />

Gymnasium No. 1911, Moskau und die Central High<br />

School in Grand Junction, Colorado. Die Teilnahme<br />

an einem solchen Austauschprogramm ist mit Sicherheit<br />

eines der nachhaltigsten Erlebnisse im Leben<br />

eines jungen Menschen – aber auch für die begleitenden<br />

Lehrer.<br />

In Erinnerungen schwelgen einmal jährlich die ehemaligen<br />

Augustiner bei ihrem Schwof. Zu Hunderten<br />

ProPhil<br />

reisen sie am letzten Wochenende vor Weihnachten<br />

aus ganz Deutschland nach Grimma. Für die Lehrer<br />

ist dies auch immer eine gute Gelegenheit zu erfahren,<br />

welchen Weg ihre Schüler eingeschlagen haben.<br />

Damit der Weg der Ausbildung und des Studiums<br />

nicht zu oft in Sackgassen oder Umleitungen mündet,<br />

engagieren sich Kollegen, Eltern und Schüler in<br />

zunehmendem Maße für die Berufs- und Studienorientierung.<br />

Hierfür findet jährlich ein Berufetag statt,<br />

auf dem sich die Schüler bei 40 Ansprechpartnern<br />

vorwiegend aus der Elternschaft über ihre berufliche<br />

Zukunft informieren können. Erfahrung trifft Neugier,<br />

heißt es da, und Eltern mit interessanten Berufen stehen<br />

den Jugendlichen Rede und Antwort.<br />

Eine andere Möglichkeit der Studienorientierung bietet<br />

die Partnerschaft mit der Telekom-Hochschule in<br />

Leipzig. Das Interesse für Mathematik wird nicht nur<br />

im Unterricht, sondern auch bei Vorträgen von Wissenschaftlern<br />

vor Schülern der Sekundarstufe II<br />

geweckt.<br />

Eine unverzichtbare Quelle von Informationen über<br />

das Schulleben am St. Augustin bieten die „Augustiner<br />

Blätter“. Die traditionsreiche Schulzeitschrift wurde<br />

nach der Wende von Harry Schuster wiederbelebt,<br />

der sie auch nach Jahren in Rente noch als Chefredakteur<br />

leitet. Die Redaktion der auch im Grimmaer<br />

Buchhandel erhältlichen Hefte setzt sich aus Schülern<br />

und Lehrern zusammen. Junge Journalisten erhalten<br />

hier die Möglichkeit ihr Talent zu entfalten.<br />

Abschließend sei noch von einem wahren Schatz<br />

berichtet. Die Schule hütet das Archiv der Fürstenschüler-Stiftung.<br />

Die Stiftung ist aus den Fürstenschüler-Vereinen<br />

von St. Afra und St. Augustin hervorgegangen<br />

und der Erinnerung an die beiden<br />

ehemaligen sächsischen Landesschulen gewidmet.<br />

Ansprechpartner sind die beiden Archivare Kurt<br />

Schwabe und Volker Beyrich, die jeden Dienstag in<br />

ihren Räumen in der 2. Etage des Stammhauses forschen<br />

und Besucher empfangen.<br />

Thomas Langer, St. Augustin-Gymnasium Grimma<br />

Individuelle Förderung erfordert Qualifikation<br />

Bildungsbarometer zeigt: Mangel an diagnostischer Kompetenz verhindert gezielte Förderung<br />

Ein eklatanter Mangel an diagnostischen Kompetenzen<br />

verhindert die zielgerichtete und maßgeschneiderte<br />

schulische Förderung. Dies ist ein Hauptergebnis<br />

der aktuellen Befragung des Bildungsbarometers.<br />

46% der befragten Lehrkräfte gaben an, wenig bis<br />

gar nicht mit diagnostischen Instrumenten vertraut<br />

zu sein.<br />

Bei der Frage wie Lehrkräfte vorgehen, um herauszufinden,<br />

ob einer Schüler etwas besonders gut oder<br />

schlecht kann, nennen 20% der Befragten einen Vergleich<br />

mit anderen Schülern herstellen, 18% fragen<br />

den Schüler selbst und lediglich 10% beziehen Personen<br />

ein, die über eine entsprechende Kompetenz<br />

verfügen.<br />

„Dieses Ergebnis ernüchtert, weil damit für die<br />

Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen keine Möglichkeit<br />

zur Objektivierung der Beurteilung gegeben<br />

ist“, so Prof. Dr. Reinhold S. Jäger vom Zentrum für<br />

empirische pädagogische Forschung (zepf). Mit diesem<br />

Hintergrund – so Jäger – „muss damit gerech-<br />

Der Treppenaufgang im St. Augustin<br />

net werden, dass bei einer Vielzahl von Kindern der<br />

Förderbedarf überhaupt nicht erkannt werden<br />

kann“.<br />

Die Lehrkräfte zählen aber zugleich einige Begrenzungen<br />

der Förderung auf: So verweisen 40% auf<br />

strukturelle Bedingungen, welche die Förderung<br />

erschweren, 27% nennen die fehlende Beteiligung<br />

der Akteure im Hinblick auf Motivation und Engagement<br />

und 6% verweisen auf eine Überfrachtung der<br />

Schule mit dem erzieherischen Auftrag.<br />

Da zugleich die Zusammenarbeit mit den Eltern mit<br />

Blick auf die Förderung als eher schlecht bezeichnet<br />

wird, sind Voraussetzungen gegeben, welche insgesamt<br />

eine gezielte Förderung an Deutschlands Schulen<br />

behindern.<br />

„Wir benötigen vornehmlich keine Veränderungen in<br />

den Strukturen des Bildungswesens, sondern den<br />

Willen, Förderung an jeder Schule als das wesentliche<br />

Ziel anzusehen. Zugleich muss jede Schule in die<br />

Lage versetzt werden, die Personalentwicklung im<br />

eigenen Kollegium so in die Hand zu nehmen, dass<br />

wenigsten ein Teil des Kollegiums diagnostische und<br />

Förderkompetenz besitzt“, kommentiert Jäger das<br />

Ergebnis der aktuellen Befragung des Bildungsbarometers.<br />

„Nur dann wird es gelingen, die Anzahl von<br />

jährlich 76.000 Schülerinnen und Schüler ohne einen<br />

Hauptschulabschluss bedeutsam zu senken. Die<br />

Bundesrepublik Deutschland muss alles unternehmen,<br />

um auf dem Weg über eine gezielte Förderung<br />

Chancengerechtigkeit zu verwirklichen“.<br />

Bei der Online-Befragung haben von über 1.500 Personen<br />

den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Dabei<br />

waren Eltern, Lehrer und Schüler zu jeweils einem<br />

Drittel vertreten.<br />

Das Bildungsbarometer wird in Kooperation zwischen<br />

dem Zentrum für empirische pädagogische<br />

Forschung (zepf) und der Schülerhilfe (Gelsenkirchen)<br />

realisiert.<br />

Weitere Informationen: www.bildungsbarometer.de<br />

ProPhil 3/2008<br />

7


ProPhil<br />

Aus den Regionen<br />

Zum Schuljahresbeginn in der Regionalstelle Bautzen<br />

Wie viele Kollegen in<br />

welchen Fächerkombinationen<br />

an verschiedenen<br />

Gymnasien der<br />

Region benötigt werden,<br />

war in einer Frühphase<br />

der Unterrichtsplanung<br />

Aushängen in<br />

den Lehrerzimmern zu<br />

entnehmen. Mehr als<br />

notwendig war die<br />

von den BTV-Tarifparteien<br />

ausgehandelte<br />

Stundenaufstockung in der SBA Bautzen. Insbesondere<br />

in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eintretenden<br />

Kolleginnen und Kollegen hinterließen<br />

erste tiefe Löcher in der Unterrichtsversorgung – und<br />

dies nicht nur an den Gymnasien der Region. Auch<br />

die Mittelschulabteilung „beorderte“ ans Gymnasium<br />

lediglich abgeordnete Kollegen wieder zurück an<br />

ihre Stammschule und verwährte sich dem Versetzungswunsch<br />

einiger Kollegen mit Blick auf die kommenden<br />

Schuljahre. Die Knappheit betrifft in diesem<br />

Schuljahr neben den naturwissenschaftlichen<br />

Schuljahresbeginn an den Gymnasien in der Regionalstelle Dresden<br />

Nachdem die Verhandlungen zur Umsetzung des BTV<br />

im Schuljahr 2008/09 abgeschlossen waren, konnte<br />

Anfang Juni mit der konkreten Vorbereitung des<br />

Schuljahres begonnen werden. Mit der Vereinbarung,<br />

dass alle Kollegen, die es wünschen auf 21,5 Unterrichtsstunden<br />

aufgestockt werden und auch der Aufstockungsumfang<br />

zum Ausgleich regionaler und<br />

fächerspezifischer Bedarfe den einzelnen Regionalstellen<br />

der SBA zur Kenntnis gegeben wurde, konnte<br />

die Planung für die einzelnen Gymnasien beginnen.<br />

Für die Regionalstelle Dresden standen neben der<br />

allgemeinen Aufstockung auf 21,5 Unterrichtsstunden<br />

weitere 30 Stellen zur Aufstockung zur Verfügung.<br />

Für das Landesgymnasium „St. Afra“ in<br />

Meißen, das der Hochbegabtenförderung dient, für<br />

das Schiller-Gymnasium Pirna, das eine bilinguale<br />

Ausbildung in Tschechisch auf Basis eines Staatver-<br />

Wenngleich die Verhandlungen<br />

zum<br />

BTV für das neue<br />

Schuljahr jedem Kollegen<br />

an den Gymnasien<br />

eine Unterrichtsstundenzahl<br />

von 21,5 Stunden<br />

ermöglichte, nahmen<br />

das nicht alle Kollegen<br />

in Anspruch, da<br />

sich ihnen so durch<br />

den in Aussicht<br />

gestellten freien Tag Aufwand und Nutzen in einem<br />

ökonomisch vernünftigeren Verhältnis darstellt.<br />

8 ProPhil 3/2008<br />

„Nachwuchsmangelfächern“ wie Mathematik, Physik,<br />

Biologie und Latein erstmals auch das Fach Englisch.<br />

Dass die Gehaltsangebote des Freistaates nicht<br />

gerade verlockend sind, hat auch in diesem Jahr wieder<br />

einige junge Kollegen in benötigten Mangelfächern<br />

davon abgehalten, ihre Zelte bei uns aufzustellen.<br />

So waren zahlreiche Versetzungen oder Abordnungen<br />

vor allem in den Speckgürtel um Dresden notwendig,<br />

um die Unterrichtsversorgung in Grundbereich<br />

zu sichern. So sind in diesem Jahr wieder<br />

einmal viele Kollegen „on the road again“. Aber<br />

auch im Oberland sind die Schülerzahlen an den<br />

Gymnasien auf hohem Niveau sehr stabil. Neben<br />

dreizügigen Klassen in Seifhennersdorf und Zittau<br />

und trotz des sechszügigen Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />

in Löbau wurden daher auch am evangelischen<br />

Von-Zinzendorf-Gymnasium gleich zwei neue<br />

Klassen aufgenommen sowie die eigene gymnasiale<br />

Oberstufe eingerichtet. Damit wächst auch an diesem<br />

Gymnasium die Zahl der beschäftigten Kollegen.<br />

Gleich sechs neue Kollegen konnte auch Schulleiter<br />

Günther Kiefer im Johanneum in Hoyerswerda<br />

begrüßen, die nach Stellenanzeigen in den verschie-<br />

trages anbietet und<br />

für das Elitegymnasium<br />

des Sports in Dresden<br />

waren Aufstockungen<br />

im Umfang<br />

von rund 9 Stellen<br />

notwendig, damit<br />

diese Gymnasien ihre<br />

speziellen Aufgaben<br />

erfüllen können. Für<br />

SBI, SBA und SMK<br />

wurden rund drei Stellen<br />

zur Aufstockung<br />

verwandt. Die verbleibenden 18 Stellen werden zur<br />

Aufstockung von fächerspezifischem Bedarf an den<br />

Gymnasien verwandt.<br />

Die insgesamt nur geringe Zahl für individuelle Auf-<br />

Die Situation in den sprachlichen Fächern, insbesondere<br />

im Fach Latein – auch bei uns sind „Lateinlehrer<br />

so etwas wie die Blaue Mauritius“ (Zitat des Bildungsministers<br />

des Landes Brandenburg), aber auch<br />

in den Fächern Ethik, Religion und teilweise in den<br />

Naturwissenschaften – regional differenziert betrachtet<br />

– führte zu gehörigen Kraftanstrengungen<br />

bei der Herbeiführung von Lösungen. Dennoch<br />

konnte sowohl der Grund- als auch der Ergänzungsbereich<br />

mit 100% abgesichert werden. Dies gelang<br />

durch zusätzliche Aufstockungen. Dadurch konnte<br />

auch vermieden werden, dass Kollegen wegen geringer<br />

Stundenzahlen unangemessene Fahrzeiten bei<br />

Ab-ordnungen zu realisieren hätten. Abordnungen<br />

ließen sich aber nicht gänzlich ausschließen, was<br />

densten Lokalzeitungen ihren Weg in die Lausitzer<br />

Heide gefunden haben. Die Bedeutung der Gymnasien<br />

in privater Trägerschaft ist auch in der Bautzener<br />

Region hoch.<br />

Mit Mitteln des Schulbauprogrammes des Freistaates<br />

waren im vergangenen Schuljahr auch in zahlreichen<br />

Gymnasien die Handwerker unterwegs. Dabei<br />

kommen die Schulträger in ganz unterschiedliche Art<br />

und Weise ihrer Verantwortung nach guten Lehr- und<br />

Lernbedingungen zur Erhöhung der Unterrichtsqualität<br />

nach. Als vorbildlich kann man hierbei die Kernsanierung<br />

des Sorbischen Gymnasiums und Schulzentrums<br />

sowie des Philipp-Melachthon-Gymnasiums<br />

in Bautzen herausheben, wo jetzt unter sehr<br />

guten Bedingungen unterrichtet werden kann. Auch<br />

das Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasium wird<br />

nach der im kommenden Frühjahr abgeschlossenen<br />

Kernsanierung des so genannten B-Gebäudes gute<br />

Arbeitsbedingungen bieten, die dann auch weniger<br />

Stress für die Kollegen bedeuteten. Andere Schulträger<br />

sollten sich diese Sanierung zum Vorbild nehmen.<br />

Hubertus Kaiser, Mitglied im BPR Bautzen<br />

stockungen führt auch zu Problemen.Wenn man das<br />

gesamte Arbeitspotenzial im Gymnasialbereich<br />

betrachtet, so kann man den Unterricht im Grundbereich<br />

und dem Ergänzungsbereich laut Verwaltungsvorschrift<br />

absichern. Im Gegenteil, statistisch verbleibt<br />

sogar ein pädagogisches Plus.Wie aber so oft,<br />

liegt der Teufel im Detail. Arbeitsvermögen und<br />

Bedarf sind für die einzelnen Fächer ungleich verteilt.<br />

So sind Religion, Latein, Musik, Mathematik, Informatik,<br />

Physik und Chemie mittlerweile in verschieden<br />

Regionen und Gymnasien Mangelfächer. Um<br />

das Arbeitspotenzial entsprechend optimal auszunutzen,<br />

waren deshalb leider Abordnungen in größerem<br />

Umfang gegenüber dem vorangegangenen<br />

Schuljahr notwendig.<br />

Markus Gretzschel, Mitglied im BPR Dresden<br />

Das neue Schuljahr hat in der Regionalstelle Zwickau der SBA begonnen<br />

natürlich zu Belastungen der betroffenen Kollegen<br />

führt. Auch wenn zum Ende des letzten Schuljahres<br />

bei dieser Maßnahme zunächst viele Emotionen die<br />

Oberhand gewannen, haben sich dann diese Kollegen<br />

durch eine rationale Betrachtungsweise und<br />

eine engagierte Einstellung der Situation gestellt.<br />

Dabei wünschten sich zahlreiche Kollegen mehr<br />

Wertschätzung durch ihre Schulleitungen.<br />

Deutlich profitieren wird die Arbeit an den Gymnasien<br />

durch die Zuweisung eines Pädagogischen Plus<br />

an jede gymnasiale Einrichtung in unserer Regionalstelle.<br />

Cornelia Schneider,<br />

Mitglied im BPR Zwickau


Erneute Abordnung an eine andere Schule<br />

Gemäß § 67 Abs. 7 SächsPersVG unterliegen Abordnungen<br />

von Lehrkräften für die Dauer von bis zu<br />

zwölf Monaten nur der Mitbestimmung, wenn die<br />

Abordnung über das Ende eines Schuljahres andauert.<br />

Das bedeutet, dass die Abordnung für lediglich<br />

ein Schuljahr nicht der Mitbestimmung unterliegt. So<br />

genannte „Kettenabordnungen“, die über ein Schuljahr<br />

hinausgehen, sind jedoch mitbestimmungspflichtig.<br />

Ist bereits bei der ersten Abordnung absehbar,<br />

dass die Abordnung verlängert wird, handelt es<br />

sich um eine einheitliche Abordnung. Unerheblich ist<br />

in diesem Fall ihre Unterteilung in zwei oder mehrere<br />

Abschnitte. Bei einer Kettenabordnung ist es auch<br />

ohne Bedeutung, ob solche Abordnung immer zu<br />

derselben oder nacheinander zu verschiedenen<br />

Dienststellen erfolgen.<br />

Allerdings gilt dies nur, wenn die Kettenabordnungen<br />

nahtlos und ohne Wiederbegründung der<br />

Dienstpflicht bei der Stammdienststelle erfolgen.<br />

Ausgenommen werden Unterbrechungen durch Feiertage<br />

oder arbeitsfreie Wochenenden. Ebenso<br />

unschädlich ist ein zwischen den Abordnungen liegender<br />

Urlaub, wenn der Dienst in der Stammdienststelle<br />

nicht wieder aufgenommen worden war. Ebenfalls<br />

nicht beachtlich wäre eine Unterbrechung<br />

zwischen zwei Abordnungen, die nur deshalb vorgenommen<br />

wurden, um Mitbestimmungsrechte des<br />

Personalrats zu umgehen. Für eine derartige Umgehung<br />

von Mitbestimmungsrechten kann es ein Indiz<br />

sein, wenn Abordnungen so angeordnet werden,<br />

dass sie lediglich durch eine unterrichtsfreie Zeit<br />

unterbrochen werden.<br />

ProPhil<br />

Wird eine Abordnung für die Dauer eines Schuljahres<br />

ausgesprochen, ist die Abordnung bereits für ein Jahr<br />

ausgesprochen. Gemäß § 33 Abs. 1 Sächsisches<br />

Schulgesetz beginnt das Schuljahr am 1. August und<br />

endet am 31. Juli des folgenden Kalenderjahres. Die<br />

Abordnung ist somit für zwölf Monate ausgesprochen.<br />

Schließt sich dann unmittelbar eine Abordnung<br />

an, ist diese mitbestimmungspflichtig. Ist bereits zum<br />

Zeitpunkt der ersten Abordnung vorhersehbar, dass<br />

die Abordnung länger als das Schuljahr andauern<br />

soll, wäre bereits bei der ersten Abordnung der Personalrat<br />

zu beteiligen.<br />

Stefan Sommer, dbb tarifunion<br />

Referent Geschäftsbereich Grundsatz, Dienstrecht<br />

und Mitbestimmung<br />

Rechtssicherheit beim Kopieren aus Schulbüchern auch über den<br />

31.7.2008 hinaus<br />

Nach schwierigen Verhandlungen konnten die Länder<br />

mit der Zentralstelle Fotokopieren an Schulen<br />

(ZFS) und dem Verband der Schulbuchverlage (VdS)<br />

nunmehr eine Einigung über den Abschluss eines<br />

neuen Gesamtvertrages zur Vergütung von Ansprüchen<br />

nach § 53 Abs. 3 UrhG für das Fotokopieren<br />

von Schulbüchern erzielen.<br />

Diese gesamtvertragliche Lösung stellt sicher, dass<br />

auch in Zukunft die im Schulbetrieb notwendigen<br />

Kopien zu angemessenen Bedingungen und ohne<br />

übermäßigen Verwaltungsaufwand angefertigt werden<br />

können. Ohne eine solche Vereinbarung, wäre<br />

es den Lehrkräften mit Auslaufen des Moratoriums<br />

verwehrt geblieben, Kopien aus zum Unterrichtsge-<br />

brauch bestimmten Werken herzustellen, außer der<br />

Schulaufwandsträger hätte entsprechende Lizenzen<br />

bei den Rechtsinhabern erworben.<br />

Für das Zustandekommen einer gesamtvertraglichen<br />

Lösung haben sich die kommunalen Spitzenverbände<br />

mit großen Engagement eingesetzt. Sie haben<br />

darauf hingewiesen, dass die Kopiertätigkeit in den<br />

Schulen keine Gefahr für den Schulbuchmarkt darstellt<br />

und dass sich das pauschale Ausgleichssystem<br />

bewährt hat. Der Gesamtvertrag soll zunächst mit<br />

einer Laufzeit bis zum 31.12.2010 geschlossen werden.<br />

Für das Jahr 2009 ist die Durchführung einer<br />

repräsentativen Erhebung zum Umfang des Fotokopierens<br />

an Schulen geplant. Sobald eine verlässliche<br />

Überprüfen Sie den Arbeitsplan Ihres Personalrates<br />

„Der Dienststellenleiter hat die Personalvertretung<br />

zur Durchführung ihrer Aufgaben rechtzeitig und<br />

umfassend zu unterrichten und die in Absatz 1<br />

(gemeint ist § 73) genannten Angelegenheiten auf<br />

Verlangen mit ihr zu erörtern. Ihr sind die hierfür<br />

erforderlichen Unterlagen vorzulegen.“<br />

Dieser Anspruch der Personalvertretung ist gesetzlich<br />

niedergelegt, im SächsPersVG in § 73 Abs. 2. Das<br />

umfassende Informations- und Erörterungsrecht<br />

bezieht sich auf alle mit dem Personal im Zusammenhang<br />

stehenden Arbeitsaufgaben. Gerade mit<br />

dem Beginn des neuen Schuljahres fallen damit eine<br />

Reihe von wichtigen Anhörungstatbeständen an.<br />

Dazu gehören z.B. die Einsichtnahme in:<br />

■ Lehraufträge, Stundenpläne und Zimmerpläne<br />

■ Aufteilung des Stundenpools (Ergänzungsbereich,<br />

pädagogisches Plus)<br />

Liebe Mitglieder,<br />

erstmals präsentieren wir Ihnen auf der nachfolgenden Doppelseite unseren<br />

Jahresplaner zum Heraustrennen. Viele Mitglieder äußerten uns gegenüber<br />

den Wünsch, neben dem Lehrerkalender im A5-Format einen Schuljahresplaner<br />

im A3-Format zu erhalten, in dem auf einem Blick wichtige Termine und Eckpunkte<br />

des laufenden Schuljahres ersichtlich sind.<br />

■ Aufsichtspläne (gleichmäßige, sinnvolle Verteilung)<br />

■ Verteilung der zusätzlichen Aufgaben<br />

■ Planung langfristiger Fort- und Weiterbildungen<br />

■ Absprache über die Prinzipien bei der Durchführung<br />

von Wanderfahrten und Exkursionen<br />

■ Vorschlagsrecht für Leistungsprämien<br />

■ Durchführung geplanter Veranstaltungen, welche<br />

außerhalb des Dienstrechtes liegen und die<br />

Anwesenheit der Lehrkräfte voraussetzt (z.B. Tag<br />

der offenen Tür an einem Sonnabend)<br />

Die im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

zwischen Personalrat und Schulleitung erörterten<br />

Probleme sollten auf einer sachlichen Basis stehen<br />

und letztlich der Erfüllung der Dienststellenaufgaben<br />

dienen. Bei allen, im Rahmen der<br />

Anhörung durchgeführten Erörterungen gilt: Der Per-<br />

Datengrundlage vorliegt, werden die Parteien über<br />

einen Anschlussvertrag ab 2011 verhandeln.<br />

Während der Laufzeit des Vertrages werden Länder<br />

und Rechteinhaber gemeinsame Informationsangebote<br />

zum Fragenkreis des Schutzes geistigen Eigentums<br />

für Schulen und Lehrkräfte erarbeiten.<br />

Da der Gesamtvertrag derzeit noch erarbeitet wird,<br />

soll auf Zusicherung des VdS das gegenwärtig noch<br />

geltende Moratorium bis zum Abschluss des<br />

Gesamtvertrages entsprechend verlängert werden.<br />

Ein rechtsfreier Raum dürfte damit nicht entstehen.<br />

(nach einer Information des Deutschen Städtetages)<br />

sonalrat kann seine grundsätzlichen Bedenken<br />

gegenüber der Schulleitung äußern. Es leitet sich<br />

allerdings daraus kein Anspruch auf die Umsetzung<br />

der gestellten Forderungen ab. Jedoch ist eine Schulleitung<br />

schlecht beraten, wenn sie auf begründete<br />

Sachargumente nicht eingeht, immerhin repräsentiert<br />

der Personalrat das Kollegium und vertritt deren<br />

Interessen.<br />

In diesem Schuljahr ist eine sehr hohe Zahl von Lehrern<br />

abgeordnet oder versetzt worden. Hierzu gilt:<br />

Wenn die Abordnung nicht über das Schuljahresende<br />

hinausreicht, ist der Personalrat nicht in der Mitbestimmung.<br />

Ist man mit der Abordnung nicht einverstanden,<br />

hilft nur noch der Rechtsschutz des<br />

Berufsverbandes, dessen Mitglied man ist.<br />

Gerhard Pöschmann,<br />

Stellvertretender Vorsitzender des PVS<br />

Neben bereits sachsenweit feststehenden Terminen (Ferien, Orientierungsarbeiten,<br />

Abitur u. a.) haben Sie die Möglichkeit, die für Ihre Schule und für Sie wichtigen<br />

Termine einzutragen.<br />

Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise sind wir immer dankbar, um diesen<br />

Planer auch in Zukunft für Sie optimal zu gestalten.<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein erfolgreiches Schuljahr 2008/09.<br />

ProPhil 3/2008<br />

9


ProPhil Jahresterminplan 2008/09<br />

UT 05 August 2008 UT 22 September 2008 UT 12 Oktober 2008 UT 19 November 2008 UT 15 Dezember 2008 UT 20 Januar 2009<br />

Neujahr<br />

Sommerferien 2008<br />

Tag der deutschen Einheit<br />

Beginn 12/II<br />

Tag d. o. Tür - Unis/HS<br />

01<br />

Do<br />

02<br />

Fr<br />

03 Sa<br />

04 S0<br />

05<br />

074 Mo<br />

06<br />

075 Di<br />

07<br />

076 Mi<br />

08<br />

077 Do<br />

09<br />

078 Fr<br />

10 Sa<br />

11 S0<br />

12<br />

079 Mo<br />

13<br />

080 Di<br />

14<br />

081 Mi<br />

15<br />

082 Do<br />

16<br />

083 Fr<br />

17 Sa<br />

18 S0<br />

19<br />

084 Mo<br />

20<br />

085 Di<br />

21<br />

086 Mi<br />

22<br />

087 Do<br />

23<br />

088 Fr<br />

24 Sa<br />

25 S0<br />

26<br />

089 Mo<br />

27<br />

090 Di<br />

28<br />

091 Mi<br />

29<br />

092 Do<br />

30<br />

093 Fr<br />

31 Sa<br />

01<br />

059 Mo<br />

02<br />

060 Di<br />

03<br />

061 Mi<br />

04<br />

062 Do<br />

05<br />

063 Fr<br />

06 Sa<br />

07 S0<br />

08<br />

064 Mo<br />

09<br />

065 Di<br />

10<br />

066 Mi<br />

11<br />

067 Do<br />

12<br />

068 Fr<br />

13 Sa<br />

14 S0<br />

15<br />

069 Mo<br />

16<br />

070 Di<br />

17<br />

071 Mi<br />

18<br />

072 Do<br />

19<br />

073 Fr<br />

20 Sa<br />

21 S0<br />

22<br />

Mo<br />

23<br />

Di<br />

24<br />

MI<br />

25<br />

Do<br />

26<br />

Fr<br />

27 Sa<br />

28 S0<br />

29<br />

Mo<br />

09<br />

01 Sa<br />

02 S0<br />

03<br />

040 Mo<br />

04<br />

041 Di<br />

05<br />

042 Mi<br />

06<br />

043 Do<br />

07<br />

044 FR<br />

08 Sa<br />

09 S0<br />

10<br />

045 Mo<br />

11<br />

046 Di<br />

12<br />

047 Mi<br />

13<br />

048 Do<br />

14<br />

049 Fr<br />

15 Sa<br />

16 S0<br />

17<br />

050 Mo<br />

18<br />

051 Di<br />

19<br />

Mi<br />

20<br />

052 Do<br />

21<br />

053 Fr<br />

22 Sa<br />

23 S0<br />

24<br />

054 Mo<br />

25<br />

055 Di<br />

26<br />

056 Mi<br />

27<br />

057 Do<br />

28<br />

058 Fr<br />

29 Sa<br />

30 S0<br />

O-Arbeit MA (8)<br />

16<br />

07<br />

14<br />

10<br />

PVS-Personalratsschulung<br />

Leipzig<br />

17<br />

08<br />

15<br />

11<br />

01<br />

006 Mo<br />

02<br />

007 Di<br />

03<br />

008 Mi<br />

04<br />

009 Do<br />

05<br />

010 Fr<br />

06 Sa<br />

07 S0<br />

08<br />

011 Mo<br />

09<br />

012 Di<br />

10<br />

013 Mi<br />

11<br />

014 Do<br />

12<br />

015 Fr<br />

13 Sa<br />

14 S0<br />

15<br />

016 Mo<br />

16<br />

017 Di<br />

17<br />

O-Arbeit DEU (6)<br />

018 Mi<br />

18<br />

O-Arbeit DEU (8)<br />

019 Do<br />

19<br />

020 Fr<br />

20 Sa<br />

21 S0<br />

22<br />

021 Mo<br />

23<br />

O-Arbeit EN (6)<br />

01 022 Di<br />

24<br />

023 Mi<br />

25<br />

O-Arbeit EN (8)<br />

024 Do<br />

26<br />

025 FR<br />

27 Sa Philologentag Grimma<br />

28 S0<br />

29<br />

026 Mo<br />

30<br />

O-Arbeit MA (6)<br />

02 027 Di<br />

01<br />

Fr<br />

02 Sa<br />

03 S0<br />

04<br />

Mo<br />

05<br />

Di<br />

06<br />

Mi<br />

07<br />

Do<br />

08<br />

Fr<br />

09 Sa<br />

10 S0<br />

11<br />

Mo<br />

12<br />

Di<br />

13<br />

Mi<br />

14<br />

Do<br />

15<br />

Fr<br />

16 Sa<br />

17 S0<br />

18<br />

Mo<br />

19<br />

Di<br />

20<br />

Mi<br />

21<br />

Do<br />

22<br />

Fr<br />

23 Sa<br />

24 S0<br />

25<br />

001 Mo<br />

26<br />

002 Di<br />

27<br />

003 Mi<br />

28<br />

004 Do<br />

29<br />

005 Fr<br />

30 Sa<br />

31 S0<br />

PVS-Personalratsschulung<br />

Chemnitz<br />

01<br />

028 Mi<br />

02<br />

029 Do<br />

03<br />

Fr<br />

04 Sa<br />

05 S0<br />

06<br />

030 Mo<br />

07<br />

03 031 Di<br />

08<br />

032 Mi<br />

09 PR<br />

033 Do<br />

10<br />

034 Fr<br />

11 Sa<br />

12 S0<br />

13<br />

035 Mo<br />

14<br />

04 036 Di<br />

15<br />

037 Mi<br />

16 PR<br />

038 Do<br />

17<br />

039 FR<br />

18 Sa<br />

19 S0<br />

20<br />

Mo<br />

21<br />

05 Di<br />

22<br />

Mi<br />

23<br />

Do<br />

24<br />

Fr<br />

25 Sa<br />

26 S0<br />

27<br />

Mo<br />

28<br />

06 Di<br />

29<br />

Mi<br />

30<br />

Do<br />

31<br />

Fr<br />

18<br />

Beginn Vorbereitungswoche<br />

Buß- und Bettag<br />

Zeugnis 12/I<br />

Herbstferien 2008<br />

Weihnachtsferien 2008<br />

12<br />

19<br />

1. Unterrichtstag<br />

1. Feiertag<br />

2. Feiertag<br />

13<br />

letzter Tag -<br />

Abgabe Versetzungswünsche<br />

30<br />

Di<br />

Silvester<br />

31<br />

MI<br />

Reformationstag<br />

UT .... Unterrichtstage


ProPhil Jahresterminplan 2008/09<br />

UT 10 Februar 2009 UT 22 März 2009 UT 15 April 2009 UT 18 Mai 2009 UT 19 Juni 2009 UT 00 Juli 2009<br />

Sommerferien 2009<br />

01<br />

Mi<br />

02<br />

Do<br />

03<br />

Fr<br />

04 Sa<br />

05 S0<br />

06<br />

Mo<br />

07<br />

Di<br />

08<br />

Mi<br />

09<br />

Do<br />

10<br />

Fr<br />

11 Sa<br />

12 S0<br />

13<br />

Mo<br />

14<br />

Di<br />

15<br />

Mi<br />

16<br />

Do<br />

17<br />

Fr<br />

18 Sa<br />

19 S0<br />

20<br />

Mo<br />

21<br />

Di<br />

22<br />

Mi<br />

23<br />

Do<br />

24<br />

FR<br />

25 Sa<br />

26 S0<br />

27<br />

Mo<br />

01<br />

01<br />

Tag der Arbeit<br />

01<br />

Pfingstmontag<br />

01 S0<br />

20 01 S0<br />

22 126 Mi<br />

Fr<br />

Mo<br />

02<br />

02<br />

02<br />

02 Sa<br />

02<br />

BLF-EN<br />

094 Mo<br />

104 Mo<br />

127 Do<br />

03 S0<br />

30 160 Di<br />

03<br />

03<br />

03<br />

04<br />

03<br />

FRANZÖSISCH ABI 08<br />

095 Di<br />

105 Di<br />

128 Fr<br />

141 Mo<br />

161 Mi<br />

04<br />

04<br />

04 Sa<br />

05<br />

04<br />

Bildungsempfehlung<br />

MATHEMATIK ABI 08<br />

BLF-MA<br />

096 Mi<br />

106 Mi<br />

05 S0<br />

27 142 Di<br />

162 Do<br />

05<br />

05<br />

06<br />

06<br />

05<br />

KU/BIO/CH ABI 08<br />

Zeugnis 12/II<br />

097 Do<br />

107 Do<br />

129 Mo<br />

143 Mi<br />

163 Fr<br />

06<br />

Halbjahreszeugnis 06<br />

07<br />

07<br />

06 Sa<br />

RUSSISCH ABI 08<br />

098 Fr und Zeugnis 11/I 108 Fr<br />

130 Di<br />

144 Do<br />

07 S0<br />

35<br />

07 Sa<br />

07 Sa<br />

08<br />

08<br />

08<br />

LATEIN ABI 08<br />

08 S0<br />

08 S0 23 131 Mi<br />

145 FR<br />

164 Mo<br />

09 09<br />

09 09 Sa<br />

09<br />

Winterferien 2009<br />

Osterferien 2009<br />

Mo<br />

109 Mo<br />

Do<br />

10 S0<br />

31 165 Di<br />

10<br />

10 PR PVS-Personalratsschulung 10<br />

11<br />

10<br />

Karfreitag<br />

Di<br />

110 Di<br />

Görlitz<br />

Fr<br />

147 Mo<br />

166 Mi<br />

11<br />

11<br />

11 Sa<br />

12<br />

11<br />

MI<br />

111 Mi<br />

12 S0<br />

148 Di<br />

167 Do<br />

12<br />

12 PR PVS-Personalratsschulung 13 13<br />

12<br />

Ostermontag<br />

Do<br />

112 Do<br />

Leipzig<br />

Mo<br />

149 Mi<br />

168 Fr<br />

13<br />

13<br />

14<br />

14<br />

13 Sa<br />

Fr<br />

113 Fr<br />

Di<br />

150 Do<br />

14 S0<br />

36<br />

14 Sa<br />

14 Sa<br />

15<br />

15<br />

15<br />

mündl. Prüfg. ABI 08<br />

15 S0<br />

15 S0 24 Mi<br />

151 FR<br />

169 Mo<br />

16 16<br />

16<br />

16 Sa<br />

16<br />

zus. MÜNDL. ABI 08<br />

Mo<br />

114 Mo<br />

Do<br />

17 S0<br />

32 170 Di<br />

17<br />

17 PR PVS-Personalratsschulung 17<br />

18<br />

17<br />

mündl. Prüfg. ABI 08 zus. MÜNDL. ABI 08<br />

Di<br />

115 Di<br />

Chemnitz<br />

Fr<br />

152 Mo<br />

171 Mi<br />

18<br />

18<br />

18 Sa<br />

19<br />

18<br />

mündl. Prüfg. ABI 08 zus. MÜNDL. ABI 08<br />

Mi<br />

116 Mi<br />

19 S0<br />

28 153 Di<br />

172 Do<br />

19<br />

19 PR PVS-Personalratsschulung 20<br />

20<br />

19<br />

mündl. Prüfg. ABI 08<br />

Do<br />

117 Do<br />

Dresden<br />

132 Mo<br />

154 Mi<br />

173 Fr<br />

20<br />

20<br />

21<br />

21<br />

20 Sa<br />

Himmelfahrt<br />

Fr<br />

118 Fr<br />

133 Di<br />

Do<br />

21 S0<br />

37<br />

21 Sa<br />

21 Sa<br />

22<br />

22<br />

22<br />

unterrichtsfreier Tag<br />

22 S0 21 22 S0<br />

25 134 Mi<br />

Fr<br />

174 Mo<br />

23<br />

23<br />

23<br />

23 Sa<br />

23<br />

zweites Halbjahr u. 11/II<br />

EN-praktisch ABI 08<br />

099 Mo<br />

119 Mo<br />

135 Do<br />

24 S0<br />

33 175 Di<br />

24<br />

24<br />

24<br />

25<br />

24<br />

mündl. Prüfg. ABI 08<br />

100 Di<br />

120 Di<br />

136 Fr<br />

155 Mo<br />

176 Mi<br />

25<br />

25 PR PVS-Personalratsschulung 25 Sa<br />

26<br />

25<br />

mündl. Prüfg. ABI 08<br />

101 Mi<br />

121 Mi<br />

Reichenbach<br />

26 S0<br />

29 156 Di<br />

177 Do<br />

26<br />

26<br />

27<br />

27<br />

26<br />

letzter Schultag<br />

DEUTSCH ABI 08 mündl. Prüfg. ABI 08<br />

102 Do<br />

122 Do<br />

137 Mo<br />

157 Mi<br />

178 Fr Zeugnisausgabe<br />

27<br />

27<br />

28<br />

28<br />

27 Sa<br />

ENGLISCH ABI 08 mündl. Prüfg. ABI 08<br />

103 Fr<br />

123 Fr<br />

138 Di<br />

158 Do<br />

28 S0<br />

28 Sa<br />

28 Sa<br />

29<br />

29 mündl. Prüfg. ABI 08 29<br />

GESCHICHTE ABI 08<br />

Sommerferien 2009<br />

29 S0 26 139 Mi<br />

159 Fr<br />

BLF-DE Mo<br />

30<br />

30<br />

30 Sa<br />

30<br />

PHYSIK ABI 08<br />

124 Mo<br />

140 Do<br />

31 S0 Pfingstsonntag 34 Di<br />

31<br />

Unterrichtstage - ges. 177<br />

125 Di<br />

28<br />

Di<br />

29<br />

Mi<br />

30<br />

Do<br />

31<br />

Fr


ProPhil<br />

Schulische Vielfalt statt integrierte Einfalt! –<br />

Sechs Feststellungen<br />

Die Schulstrukturdebatte könnte und müsste für<br />

Deutschland eigentlich längst erledigt sein. Weil es<br />

aber immer noch und immer wieder Leute gibt, die<br />

an die Segnungen der Gesamt-, Gemeinschafts- und<br />

Einheitsschule glauben, muss diese Debatte nach<br />

wie vor geführt werden. Die Befürworter des gegliederten<br />

Schulwesens haben deshalb auch keinen<br />

Grund, sich zufrieden zurückzulehnen; und selbst die<br />

große Volkspartei, die sich das gegliederte Schulwesen<br />

auf die Fahnen geschrieben hat, die CDU also,<br />

würde gut daran tun, das gegliederte Schulwesen<br />

noch offensiver als bislang zu verteidigen. Die Argumentation<br />

müsste wie nachfolgend verlaufen.<br />

1. Die Empirie bestätigt zweifelsfrei: Gesamtschule<br />

in Deutschland hat Jahrzehnte durchschlagender<br />

Erfolglosigkeit hinter sich. Die Tatsache, dass bei PISA<br />

mit Finnland ein Gesamtschulland gut abgeschnitten<br />

hat, sagt herzlich wenig aus. Immerhin sind es auch<br />

Gesamtschulländer, die am Ende der PISA-Tabelle<br />

stehen: Brasilien und Mexiko! Apropos Finnland:<br />

Dort hat man Rahmenbedingungen, die paradiesisch<br />

sind – zum Beispiel durchschnittlich 120 Schüler pro<br />

Schule und 18 Schüler pro Klasse, extra Förderlehrer<br />

für die Schwächeren und nur 1,2 Prozent Migrantenquote.<br />

Trotzdem gibt es laut Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) kaum ein Land, in dem Schüler so<br />

unzufrieden mit Schule sind wie dort. Und es gibt<br />

kaum ein Land, in dem unter Jugendlichen die<br />

Arbeitslosenquote, die Alkoholikerrate und die Suizidantenrate<br />

so hoch sind wie in Finnland. Viel näherliegend<br />

und interessanter als internationale Vergleiche<br />

ist freilich die Tatsache, dass die deutsche<br />

Gesamtschule jahrzehntelang in allen einschlägigen<br />

Studien schlecht abgeschnitten hat: in den Studien<br />

der Professoren Fend, Wottawa, Regenbrecht und<br />

Aurin sowie in den Studien TIMSS, BIJU und LAU und<br />

vor allem in PISA 2000, 2003 und 2006. Die durchschlagende<br />

Erfolglosigkeit deutscher Gesamtschule<br />

ist den Steuerzahler übrigens teuer zu stehen<br />

gekommen. Man weiß aus NRW und aus Hamburg,<br />

dass Gesamtschule um rund 25 bis 30 Prozent teurer<br />

ist als Schule des gegliederten Schulwesens.<br />

Unzulässig ist auch die Behauptung, Gesamtschule<br />

habe sich in Deutschland nie so richtig entfalten können,<br />

denn sie sei ja nie die Schule für alle Schüler<br />

geworden. Dazu kann man nur sagen: In einer freien<br />

Gesellschaft mit ihren marktwirtschaftlichen Prinzipien<br />

kann es nicht sein, dass sich irgendein Anbieter<br />

seiner Mitwettbewerber entledigt und ein Monopol<br />

beansprucht, nur damit er sich nicht mehr an anderen<br />

messen lassen muss.<br />

2. Gegliedertes Schulwesen ist kein Wert an sich.<br />

Seinen Wert entfaltet es erst im Kontext mit relativ<br />

verbindlichen Lehrplänen im Kernbereich, mit einer<br />

eindeutigen Fächerstruktur, mit einem transparenten<br />

Leistungsprinzip sowie mit einer frühen Differenzierung<br />

nach einer vierjährigen Grundschule. Was den<br />

Zeitpunkt der Differenzierung betrifft, so sagen<br />

die bekannten Studien der Professoren Kurt Heller<br />

(München), Peter Roeder (Berlin) und Rainer Lehmann<br />

(Berlin) eindeutig aus: Sechsjährige Grundschule<br />

oder integrierte Orientierungsstufe bringt<br />

nichts – weder kognitiv noch sozial. Hellers Fazit lautet:<br />

„Eine Verlängerung der vierjährigen Grundschu-<br />

12 ProPhil 3/2008<br />

le würde keine erkennbaren Vorteile, wohl aber mit<br />

Sicherheit Nachteile für viele Grundschüler mit sich<br />

bringen.“ Und weiter: „Bislang existieren keine Studien,<br />

die höhere Trefferquoten nach einer fünf- oder<br />

sechsjährigen Grundschulzeit nachweisen konnten.“<br />

Roeders Fazit lautet: „Die Leistungen nach sechsjähriger<br />

Grundschule liegen erheblich unter denen<br />

von Schülern, die den Wechsel aufs Gymnasium<br />

bereits nach der 4. Grundschulklasse vollzogen<br />

haben. Für Englisch und Mathematik beträgt der<br />

Unterschied etwa eine Standardabweichung.“ Das<br />

heißt: Der Rückstand der Schüler mit sechs statt mit<br />

vier Schuljahren gemeinsamer Grundschule beträgt<br />

mehr als ein Schuljahr. Von besonderer Eindeutigkeit<br />

ist die Studie mit dem Titel ELEMENT von Prof. Rainer<br />

Lehmann (Berlin) vom April 2008. Im Rahmen dieser<br />

Studie wurden 4.700 Berliner Schüler getestet. Die<br />

zentralen Ergebnisse dieser Studie lauten: Kinder<br />

werden durch eine sechsjährige Grundschule<br />

gebremst: Der Rückstand am Ende der 6. Grundschulklasse<br />

beträgt im Lesen eineinhalb Jahre, in<br />

Mathematik und Englisch zwei Jahre (im Vergleich<br />

mit Schülern, die nach der 4. Klasse in eine weiterführende<br />

Schule gehen können). Zwei Extrajahre<br />

bringen zudem keinerlei Abbau sozialer Disparitäten.<br />

Die soziale Schere öffnet sich sogar noch weiter. Vor<br />

allem stärkere Schüler werden zu wenig gefördert.<br />

3. Die Behauptung, ein gegliedertes Schulwesen sei<br />

ein sozial selektives Schulwesen ist ein Schauermärchen.<br />

Stattdessen gilt: Soziale Selektivität gibt es in<br />

allen nationalen Schulsystemen. Dort wo es sie auf<br />

dem Papier nicht gibt, gibt es sie deshalb nicht, weil<br />

dort eine Studienberechtigung nahezu flächendeckend<br />

vergeben wird (Beispiel: Japan 92,7 Prozent,<br />

Russische Föderation 83,2 Prozent). Viele internationale<br />

Vergleiche der sogenannten Abitur- und<br />

Akademikerquoten sind also statistische Artefakte,<br />

denen eine Gleichsetzung von Quote mit Qualität<br />

zugrunde liegt. Statistische Artefakte sind auch die<br />

Angaben über die sogenannte soziale Durchlässigkeit.<br />

Beispiel: Wenn die Tochter eines finnischen<br />

Hafenarbeiters Krankenschwester wird, dann gilt<br />

sie – ausgestattet mit einem Hochschulstempel – als<br />

Beleg für die soziale Durchlässigkeit des dortigen<br />

Schulwesens; wenn in Deutschland die Tochter eines<br />

VW-Arbeiters Krankenschwester wird, dann gilt sie –<br />

da ohne Hochschulstempel – als Beleg für die mangelnde<br />

soziale Durchlässigkeit des deutschen Bildungswesens.<br />

Ansonsten wurde in der sogenannten<br />

Life-Studie von Prof. Helmut Fend Anfang 2008 festgestellt:<br />

Gesamtschule in Deutschland hat die Chancen<br />

zum sozialen Aufstieg in den letzten drei Jahrzehnten<br />

keineswegs verbessert. Festzuhalten ist<br />

zudem: Es war das gegliederte Schulwesen, das die<br />

Quote der Studierberechtigten in den alten Ländern<br />

Deutschlands binnen drei Jahrzehnten verfünffacht<br />

und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung<br />

verdreifacht hat. Außerdem kommen mittlerweile<br />

je nach Bundesland zwischen 44 und 50 Prozent<br />

der Studienberechtigten nicht aus einem<br />

Gymnasium und überwiegend nicht aus bürgerlichen<br />

Elternhäusern.<br />

4. Ein „Knackpunkt“ des gegliederten Schulwesens<br />

ist das Thema „Durchlässigkeit“. Ein gegliedertes<br />

Schulsystem realisiert Durchlässigkeit – und zwar<br />

in vertikaler und in horizontaler Hinsicht: Horizontal<br />

durchlässig ist es, weil es einen Wechsel der Schulformen<br />

unter entsprechenden Leistungsvoraussetzungen<br />

zulässt. Vertikal durchlässig ist es, indem es keine<br />

Sackgassen kennt. Sogar die Abschlüsse der zu<br />

Unrecht gescholtenen Hauptschule stellen keine<br />

Sackgassen dar, sondern sie sind Anschlüsse an<br />

anspruchsvolle berufliche Bildung oder an weitere<br />

Schulbesuche bis hin zur Hochschulreife. Die horizontale<br />

Durchlässigkeit hat ihre Grenzen freilich dort,<br />

wo es um den Erhalt der eigenständigen Profile der<br />

Schulformen geht, denn unbegrenzte horizontale<br />

Durchlässigkeit setzte eine völlige Einebnung der<br />

Schulformprofile voraus. Wohl noch nicht ganz ausgereizt<br />

sind die Möglichkeiten der vertikalen Durchlässigkeit.<br />

Sie sind in reichem Maße vorhanden, sie<br />

werden aber verschiedentlich noch zu wenig<br />

genutzt. Gleichwohl gilt: Es gibt keinen Abschluss<br />

ohne Anschluss! Das ist eine Chance und zugleich<br />

eine Herausforderung für das berufsbildende Schulwesen!<br />

Es leistet jetzt schon in erheblichem Maße<br />

„Aufstiegsbildung“. Schließlich ist dieser Bildungsbereich<br />

geprägt von einem hohen Differenzierungsgrad;<br />

immerhin gibt es mindestens sieben berufsbildende<br />

Schularten: Berufsschule, Fachschule,<br />

Berufsfachschule, Wirtschaftsschule, Fachakademie,<br />

Fachoberschule, Berufsoberschule. Mit günstigeren<br />

Rahmenbedingungen könnten diese Institutionen<br />

noch mehr in Sachen „vertikale Durchlässigkeit“ leisten.<br />

5. Ebenfalls nicht ausgereizt sind die Möglichkeiten<br />

des gegliederten Schulwesens hinsichtlich Individualisierung.<br />

Gegliedertes Schulwesen muss noch mehr<br />

zur Chiffre für Individualisierung werden. Dazu sei<br />

folgende Forderung erhoben: Gebt den Schulen über<br />

eine volle 100-Prozent-Lehrerversorgung hinaus<br />

einen Topf an fünf Prozent Lehrerstunden. Mit diesen<br />

fünf Prozent (bei einer Schule mit 750 Schülern sind<br />

das ca. 50 Wochenstunden) kann man in Krankheitszeiten<br />

Unterrichtsausfall vermeiden; in den vielen<br />

anderen Wochen kann man Förderkurse für Spitzenund<br />

für Risikoschüler einrichten. (Am Rande: Im Zuge<br />

der demographischen Entwicklung sind diese Verbesserungen<br />

sogar kostenneutral machbar!)<br />

6. Die Zukunft des gegliederten Schulwesens entscheidet<br />

sich an allen Schulformen, an deren Solidität<br />

und deren Zukunftsfähigkeit. Was die Gymnasien<br />

betrifft, so muss man sich wohl weniger Sorgen<br />

machen. Sorgen bereitet die Hauptschule – nicht als<br />

Hauptschule, sondern weil sie von der Öffentlichkeit<br />

völlig zu Unrecht in eine Schmuddelecke gestellt<br />

wurde.Will sagen:Wir brauchen endlich eine Offensive<br />

für die Hauptschüler. Daran müssen Politik,<br />

Arbeitsmarkt/Wirtschaft, Wissenschaft gleichermaßen<br />

mitwirken. Dazu gehört es, dass die Hauptschulen<br />

bzw. die Schulen mit Hauptschulbildungsgang<br />

wegen ihrer herausfordernden Schülerschaft<br />

hinsichtlich Lehrerstunden, Klassengröße und Ganztagsbetreuung<br />

besonders günstige Rahmenbedingungen<br />

bekommen.<br />

Josef Kraus,<br />

Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL)


Gymnasium ist mehr... als Unterricht<br />

Gymnasium Dreikönigschule Dresden: „Schule mit Idee 2008“<br />

KUNST trifft WISSENSCHAFT<br />

Betritt man die Dreikönigschule, sieht man eine Tafel:<br />

„Stätte des Wohlverhaltens und der Schönen Künste“.<br />

Das lateinische Original beschreibt das, wofür<br />

das Gymnasium auf der Louisenstraße steht.<br />

Auf dem Weg der Profilierung unseres Gymnasiums<br />

und der Suche nach der ganz eigenen Identität<br />

folgen wir vielleicht dem Gedanken Maxim Gorkis:<br />

Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt,<br />

die Kunst ihre Seele.<br />

Gewachsene Traditionen auf musisch-künstlerischem<br />

Gebiet wollen wir intensiver verbinden mit dem<br />

Potenzial des naturwissenschaftlichen Profils, die<br />

Vernetzung der Fachdisziplinen innerhalb der Profile<br />

dabei zum Einen jahrgangsübergreifend zusammenführen<br />

und darüber hinaus beide Profile, unter einer<br />

gemeinsamen Zielstellung arbeitend, miteinander<br />

verknüpfen.<br />

Eine solche Verknüpfung erfordert einen „Roten<br />

Faden“, eine gemeinsame Zielstellung und so führte<br />

uns unsere Ideenfindung zur Thematik – Mystisches<br />

und Skurriles. Hauptarbeitsfeld sollte neben dem<br />

regulären Profilunterricht der Fächerverbindende<br />

Unterricht auf Profilbasis sein.<br />

Die Wissenschaft, die Wissen schafft<br />

Die Schüler beider Profile der Jahrgangsstufen 8, 9<br />

und 10 fanden Umsetzungsideen zu den Lehrplaninhalten<br />

mit dem Blick auf eine erlebnisorientierte Präsentation<br />

zu den Tagen der Künste und Wissenschaften<br />

unseres Gymnasiums vom 10.-19.3.2008 im<br />

Projekttheater Louisenstraße, mit dem uns eine<br />

langjährige Zusammenarbeit verbindet und Vorhaben,<br />

wie diesem, ganz spezielle Möglichkeiten eröffnet.<br />

Dieses Projekt ist wohl einzigartig in der Dresdner<br />

Schullandschaft, präsentieren in diesem doch ca.<br />

220 Schüler, 19 Lehrer und 2 Studentinnen ihre<br />

Unterrichtsergebnisse im öffentlichen Raum, auf der<br />

Bühne eines Theaters und füllen über 10 Tage hinweg<br />

den Spielplan mit außergewöhnlichen multimedialen,<br />

populärwissenschaftlichen und künstlerisch<br />

vielfältigen Präsentationen auf ansprechendem<br />

Niveau und stoßen damit auf eine große Publikumsresonanz.<br />

Dieses Projekt erstreckt sich jeweils über die Dauer<br />

eines Schuljahres und bereitet am Ende schon das<br />

neue vor. Es reicht dabei von der Ideenfindung, der<br />

Arbeit an den einzelnen Themengebieten, der Entwicklung<br />

der Szenen und Texte durch Auseinandersetzung<br />

mit Literatur und Themen unserer Zeit, dem<br />

Kreieren von Lösungswegen, von Installationen und<br />

Raumkonzepten, dem Entwickeln von Versuchsreihen<br />

zur Untersuchung selbst gestellter Thesen und<br />

deren Präsentationsmöglichkeiten, dem Erstellen von<br />

Requisiten, Kostümen, Lichtplänen zur Inszenierung,<br />

dem Arrangieren und Einstudieren von Klangcollagen<br />

und Musik in ihrer ganzen Vielfalt bis hin zu multimedialer<br />

Aufbereitung und Planungstätigkeiten.<br />

Wie finanzieren wir dieses Projekt, wie können wir<br />

Sponsoren gewinnen, auf welche Weise wollen wir<br />

für unsere Aufführungen werben, wie moderiert man<br />

einen wissenschaftlichen Abend in einem Theater,<br />

wird das überhaupt Publikum anlocken? All diesen<br />

Fragen stellen sich die Schüler in Zusammenarbeit<br />

mit ihren Lehrern auf partnerschaftlicher Ebene.<br />

Diese Schüler- und Lehrerzahl zusammenzuführen<br />

erfordert eine umfassende Abstimmung und Koordinationsarbeit,<br />

innovative Wege der Strukturierung<br />

von Unterricht, eine klare Zielstellung und Aufgabenverteilung.<br />

Diese oblag der Projekt- und Schulleitung.<br />

Es ist erstaunlich, welche Potenzen in dieser<br />

Konstellation geweckt und genutzt werden konnten.<br />

So bastelten Informatiker, Naturwissenschaftler,<br />

Musiker und Deutschlehrer an einer Veranstaltung,<br />

Schüler des Mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Profils beschäftigten sich mit dem Thema Kommunikation<br />

auf wissenschaftlicher Basis und setzten es<br />

multimedial als Vortragsreihe in einem Theater unter<br />

Nutzung dessen Spezifika um, Schüler des künstlerischen<br />

Profils erarbeiteten am Computer einen Lichtplan<br />

für die Inszenierungen, wandten ihre Informatikkenntnisse<br />

bei Bildbearbeitung, Plakat-, Programmheftgestaltung,<br />

dem Drehen und Schneiden<br />

von Filmmaterial und der Kreation und Produktion<br />

von Buttons und Werbematerial an.<br />

Die entstandenen 10 abendfüllenden Veranstaltungen<br />

sind dabei unglaublich vielseitig. So begannen<br />

diese Tage mit der Eröffnung einer Vernissage des LK<br />

Kunst 11 unter dem Titel KlangRaum mit einer Performance<br />

und der Inszenierung „Ein Flieger & Herz-<br />

Kontrastprogramm“ von vier Schülerinnen der Klasse<br />

12, die als Kult-Tour-In-Team ihre Leidenschaft und<br />

erworbenen Fähigkeiten aus dem Künstlerischen<br />

Profil ganz eigenständig weiterführen. Es folgte die<br />

Nacht der Wissenschaften, wo Schüler mit Knicklichtern<br />

und Experimenten zur Lumineszenz verblüfften,<br />

auf faszinierende Weise die Funktion und Wirkung<br />

von Licht und Farben bei Mensch und Tier und<br />

Erscheinungsformen und Entwicklung der Kommunikation<br />

untersuchten.<br />

Sternennacht und Sternenstreit, eine Collage von<br />

Texten bekannter und (noch) unbekannter Autoren<br />

ProPhil<br />

Das Flieger & Herz Kontrastprogramm<br />

überraschend präsentiert, ist das Ergebnis des Leistungskurses<br />

Deutsch Klasse 11, welcher vergleichende<br />

Gedichtinterpretationen aus dem Unterricht<br />

nach einem selbst entwickelten Drehbuch mit<br />

Schülertexten auch anderer Klassenstufen zu einer<br />

spannend, abwechslungsreichen, szenischen Lesung<br />

zusammenführte und wirkungsvoll mit Schülern aus<br />

Klasse 5 und 10 gemeinsam inszenierte.<br />

Die Musik, Bestandteil fast aller in diesen Tagen<br />

stattfindenden Veranstaltungen sollte jedoch auch<br />

einen ganz eigenen Rahmen erhalten und so fand<br />

das Konzert „standards and other songs“ seine<br />

schon traditionelle Präsenz. Die Breite musikalischen<br />

Könnens wurde dargeboten von einer Schülerband,<br />

einer Formation ehemaliger Schüler, einmalig gastierender<br />

Schüler und Lehrer und einer speziellen Chorformation.<br />

Auch für diesen Abend wurde der Theaterraum<br />

mit seinen räumlichen Besonderheiten und<br />

technischen Möglichkeiten für die künstlerische<br />

Umsetzung genutzt, Projektionen und Moderationen,<br />

ebenso von Schülern ausgewählt, entwickelt<br />

und vorgetragen, waren informatives und unterhaltendes<br />

Bindeglied.<br />

Zwei Lehramtsstudentinnen, die unser Gymnasium<br />

und unsere Idee während eines Praktikums kennen<br />

lernten, setzten sich mit Schülern der Klasse 8-11 im<br />

Rahmen der AG Dreikönigspieler frei nach Shakespeare<br />

auf sehr moderne Weise mit der Thematik Liebe<br />

und ihren skurrilen Erscheinungsformen künstlerisch<br />

vielfältig auseinander. Die lebensnahe<br />

Umsetzung gestaltet ein Casting für eine Romeound-Julia-Inszenierung<br />

und bindet moderne Kunstformen,<br />

wie Breakdance und Ausdruckstanz, als<br />

auch Film ein. Das Publikum wird dabei interaktiv<br />

einbezogen.<br />

ProPhil 3/2008<br />

13


ProPhil<br />

Romeo und Julia – Das Casting<br />

Den Höhepunkt dieser Präsentationstage, stellte<br />

wohl die Gemeinschaftsproduktion des künstlerischen<br />

Profils dar, welche alle Schüler des Profils einband<br />

und nach gemeinsam ausgeklügelter Logistik<br />

das Publikum während des Abends vom Dachboden<br />

bis in den Keller an 9 verschiedene Schauplätze führte<br />

und dabei alle Spielarten von Theater demonstrierte.<br />

So waren ein Schattentheater auf dem Dachboden,<br />

eine mystische Rockmusikszene im Keller,<br />

Schwarzlichttheater mit Musik und Tanz im Theatersaal<br />

und eine skurrile Pantomime zu einem Ritterstreich<br />

ebenso zu erleben, wie mitreißende Wortgefechte<br />

in einem Dialog an einer italienischen<br />

Wäscheleine aus Fenstern zweier Gebäudeflügel<br />

über den Hof gespielt, welchen das Publikum queren<br />

musste. Im Foyer des Theaters gestaltete sich eine<br />

Szene ganz aus Schlagzeilen der Bravo, in einem<br />

„Kinderspielzimmer“ wurden Barbiepuppen lebendig<br />

– welch dramaturgisch und darstellerische Vielfalt.<br />

Die Verbindung der einzelnen Szenen und die<br />

Führung des Publikums von Ort zu Ort erfolgte durch<br />

Figuren wie z.B. Hausmeister, Elfe, Wahrsagerin usw.,<br />

die aus einer skurril gestrickten Eingangsszene ihr<br />

Spiel begannen und nach und nach das schon durch<br />

am Einlass mit umgehängten Symbolketten präparierte<br />

Publikum auf die Reise durch die Welt des Theaters<br />

entführte. Am Ende dieser abenteuerlichen Reise<br />

trafen neben dem Publikum auch alle Darsteller zu<br />

einem großen Finale wieder im Theatersaal ein.<br />

Nicht enden wollender Beifall, ein überfüllter Zuschauerraum<br />

sind der Lohn dieser Anstrengungen.<br />

Aus diesem Erfolg erwächst die Motivation für Neues.<br />

14 ProPhil 3/2008<br />

Doch damit ist dieses Projekt<br />

nicht beendet. Schüler des<br />

Web-Teams des Gymnasiums<br />

fotografierten, filmten, schrieben<br />

aktuelle Artikel für die<br />

Homepage, aber auch Lehrer,<br />

Eltern, Freunde filmten und<br />

fotografierten. Dieses Bild-,<br />

Ton-, und Filmmaterial gilt es<br />

nun zu erfassen, zu sichten<br />

und für Dokumentationen zu<br />

bearbeiten, welche dann zum<br />

Schulfest am Jahresende ihre<br />

Präsentation erfahren werden.<br />

Dieses umfassende Projekt<br />

kurz zu beschreiben, bedeutet<br />

Vieles weg zu lassen. Nachfragen sind also<br />

erwünscht. Erwähnt werden muss, dass wir erstmalig<br />

auch mit dem gesamten künstlerischen Profil in<br />

ein gemeinsames Trainingslager gefahren sind und<br />

mit professionellen Theaterschaffenden zusammenarbeiteten,<br />

um auf Profilbasis einen Fächerverbindenden<br />

Unterricht der besonderen Art zu gestalten.<br />

Die Naturwissenschaftler arbeiteten vor Ort. In der<br />

Neue Nikolaischule – Gymnasium Leipzig<br />

„Schüler führen Schüler“<br />

Bereits zum 2. Mal, nach 2004 erhielt das Neue<br />

Nikolaigymnasium dieses Jahr die Prämierung zur<br />

„Schule mit Idee 2008“. Das Projekt „Schüler führen<br />

Schüler“ bietet seit seinem Start und der Gründung<br />

der gleichnamigen Schülerfirma durch Herrn Brandt,<br />

einen Lehrer der Schule, 2004, ausgewählten<br />

Schülern der Jahrgangsstufen 9 und 10 die Möglichkeit,<br />

eine Ausbildung neben der Schule zu Schülergästeführern<br />

zu absolvieren. Dabei lernen sie deutsche,<br />

sächsische und Leipziger Geschichte kennen, wie<br />

man mit Kindern und Jugendlichen auf Stadtführungen<br />

umgeht und wie man sich rhetorisch präsentiert.<br />

Nach bestandenen Prüfungen durch die IHK zu Leipzig<br />

und die Partnerfirma Leipzig Tourist und Marke-<br />

ting (LTM) dürfen die Schüler dann in der Schülerfirma<br />

als Cityguides ihresgleichen den Charme Leipzigs<br />

näher bringen. Mit Schnupperführungen für Grundschulklassen<br />

der Region und Nachtführungen die<br />

unter anderem die friedliche Revolution und die Aufarbeitung<br />

mit den Schrecken des Dritten Reichs thematisieren<br />

machten sie immer mehr Schüler und<br />

Lehrer auf sich Aufmerksam und konnten so die Zahl<br />

der Aufträge von 2006 zu 2007 verdoppeln.<br />

Bei der Ausbildung der mittlerweile 3. Staffel Schülerguides<br />

unterstützten nun auch schon aktive Guides<br />

der Schule die Dozenten bei der Ausbildung des<br />

Nachwuchses. Nach der Prämierung des Projektes<br />

selbst 2004, nun erneut die Auszeichnung für die fri-<br />

zweiten Woche des fächerverbindenden Unterrichtes<br />

arbeiteten beide Profile in Schule und Theater am<br />

Projekt „Kunst trifft Wissenschaft“ und führten<br />

zusammen, was in den Gruppen entstanden war.<br />

Dieses komplexe Projekt ist gelungen, manches ist<br />

ausbaufähig und weckt Ideen für eine Veränderung<br />

oder auch Fortsetzung. Ein kritischer Rückblick als<br />

Planungsgrundlage für das kommende Schuljahr<br />

erfolgt in diesen Tagen.<br />

Dass dies gelingen konnte, ist das Ergebnis großer<br />

Anstrengungsbereitschaft aller Beteiligten, einer<br />

hohen Teamfähigkeit während des gesamten Prozesses,<br />

vor allem aber während der heißen Probenphase<br />

innerhalb eines engen Zeitrasters im Theater, der<br />

Unterstützung durch das Projekttheater z.B. bei<br />

Workshops, der Umsetzung unserer Lichtpläne, den<br />

Bühneninstallationen und auch der Schulleitung<br />

unseres Gymnasiums, welche die erhöhten Anforderungen<br />

an eine flexible Einsatzplanung dieser speziellen<br />

Zeit, die bereits als wiederkehrender „kultureller<br />

Ausnahmezustand der DKS“ Bestandteil der<br />

Schulgeschichte geworden ist.<br />

Katrin Naumann,<br />

Projektleiterin<br />

Staatssekretär König mit den Preisträgern bei der Preisverleihung im sächsischen Landtag<br />

schen Ideen der Schüler.<br />

Im Moment arbeiten 15 Schüler als Stadtführer,<br />

wobei Isabell Prager und Tim Mosig als Co-Ausbilder<br />

fungierten und sich Tim zudem mit Marketing und<br />

Management der Firma befasst.<br />

All das Wissen und Können aus der Ausbildung,<br />

sowie die Erfahrungen der Praxis befähigen die<br />

Schüler auch Referatssituationen sehr gut zu lösen<br />

und sich im Alltag besser artikulieren zu können.<br />

Somit wird die Marktattraktivität der Schüler besondern<br />

in Hinsicht auf Studium und Ausbildung stark<br />

gesteigert.<br />

Tim Mosig


EMNID-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung –<br />

ist hier Manipulation im Spiel?<br />

Angeblich seien eine Mehrheit der Deutschen für<br />

eine längere gemeinsame Schulzeit laut der neuesten<br />

EMNID-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann<br />

Stiftung.Aber nur angeblich! Jetzt räumt die Bertelsmann<br />

Stiftung auf Nachfrage der Volksinitiative „Wir<br />

wollen lernen“ ein, dass die Umfrage mit gestützten<br />

Fragen und vorgegebenen Antworten, sogenannten<br />

geschlossenen Fragen“, durchgeführt wurde.Die<br />

Bertelsmann-Stiftung hat bestätigt, dass den Befragten<br />

zugleich mit der Frage als Antworten die Verlängerung<br />

der Grundschulzeit im Gegensatz zu einer<br />

möglichst schnellen Aufteilung vorgegeben wurde.<br />

In der letzten Schulwoche gab es die lang erwartete<br />

Auswertung der Lerncamps in den Februarferien.<br />

Das Kultusministerium konnte mit Recht von einer<br />

gelungenen Aktion sprechen, da 81 der 97 teilnehmenden,<br />

zum Halbjahr noch versetzungsgefährdeten<br />

Schüler durch das Lerncamp und die nachfolgende<br />

intensive Betreuung zum Jahresende erfolgreich das<br />

Ziel der Klasse 8 erreicht haben.<br />

Nach Aussagen des Sächsischen Kultusministeriums<br />

sollen nun die Lerncamps jährlich durchgeführt werden<br />

und auch die Anzahl teilnehmender Schüler<br />

gesteigert werden. Für die meisten dieser Schüler<br />

bedeutet dies eine Wiedererlangung der Freude am<br />

Lernen und ein „gespartes“ Schuljahr, da eine Nichtversetzung<br />

vermieden wurde. Der Erfolg der Aktion<br />

zeigt, dass bisher Schüler nicht intensiv genug<br />

betreut wurden bzw. es kaum Möglichkeiten einer<br />

individuellen Förderung gab. So stellt sich nun die<br />

Frage, warum in Zeiten zurückgehender Schülerzahlen,<br />

dadurch kleineren Klassen und eines umfangreichen<br />

Ergänzungsbereichs und pädagogischen Plus<br />

die Schulen selbst dies nicht leisten (konnten). Hierfür<br />

fehlt leider die Ursachenanalyse in der veröffentlichten<br />

Auswertung in der Zeitung (Dresdner Neueste<br />

Nachrichten).<br />

Auf was lässt sich die renommierte Bertelsmann-Stiftung<br />

hier ein oder was steckt hier<br />

dahinter?<br />

Sind jetzt alle Mittel und Wege recht und billig,<br />

das gegliederte Schulsystem mit den individuellen<br />

Fördermöglichkeiten der Kinder<br />

nach der vierten Klasse aufzuheben? Ideologische<br />

Politik auf dem Rücken unserer Kinder<br />

ist ein Armutszeugnis für die Initiatoren und<br />

zeigt deutlich, dass eine sachliche Auseinandersetzung<br />

gescheut wird. Hat man vielleicht<br />

Angst vor der Wahrheit?<br />

Wissenschaft contra Erfahrung<br />

oder wie sehen Schüler das gemeinsame Lernen<br />

Sonnabend, 27. September 2008<br />

Gymnasium St. Augustin, Klosterstraße 1, 04668 Grimma<br />

Tagesordnung (Stand: 05.09.2008)<br />

9.00 Uhr Anreise der Teilnehmer / kleiner Begrüßungsimbiss<br />

9.30 Uhr Begrüßung durch d. Schulleiter Dr. Wolf-Dieter Goecke<br />

Kulturprogramm Schüler des St. Augustin Gymnasiums<br />

Grußwort Matthias Berger, Bürgermeister der Stadt Grimma<br />

10.20 Uhr Einführung in das Thema<br />

Frank Haubitz, Vorsitzender des PVS,<br />

Prof. Dr. Thomas Wiedemann, HTW Dresden<br />

11.00 Uhr Studienorientierung aus Sicht des SMK<br />

Prof. Dr. Roland Wöller, Staatsminister f. Kultus<br />

11.30 Uhr Mittagspause bis 12.30 Uhr<br />

12.30 Uhr Studienorientierung aus Sicht des SMWK<br />

Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin f. Wissenschaft und Kunst<br />

Aber ein anderer Aspekt ist noch viel interessanter.<br />

Lassen wir eine Schülerin, die ebendiese Lernprobleme<br />

hatte und am Camp und den nachfolgenden<br />

Maßnahmen teilnahm, zu Wort kommen:<br />

„Dort in den kleinen Lerngruppen war ich<br />

plötzlich aufmerksam. Wenn ich nicht mitkam,<br />

sagte ich das auch, dann wurde das<br />

Verb eben noch mal konjugiert... Ich hatte<br />

nur noch Schüler um mich, die ähnliche Probleme<br />

hatten wie ich, und keiner lachte mich<br />

mehr aus, keiner hänselte mich.“<br />

Auf der gleichen Zeitungsseite wird unter der Überschrift<br />

„Mittelschüler fühlen sich gestresster als<br />

Gymnasiasten“ festgestellt, dass individuelle Förderung<br />

an der Mittelschule „auf der Strecke bleibt“<br />

und es wird über „Mobbing und Überforderung“<br />

geklagt. Statt in Größenordnungen Lehrer der Mittelschule<br />

an das Gymnasium zu versetzen bzw. abzuordnen,<br />

wären diese personellen Ressourcen für die<br />

individuelle Förderung der Mittelschüler angebrachter<br />

gewesen. Dann wären solche Schlagzeilen, wie<br />

oben genannt, nicht in der Zeitung und wir bräuchten<br />

keine Lerncamps in den Ferien, denn dann hätte<br />

das gesamte Schuljahr Lerncampcharakter. Dieses ist<br />

ProPhil<br />

Das FORSA-Institut bestätigte im November 2007<br />

mit einer durchgeführten repräsentativen Umfrage,<br />

dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung<br />

eine Verlängerung der Grundschulzeit ablehnt! Es<br />

haben sich bundesweit zwei Drittel (63%) der<br />

Befragten ausdrücklich gegen eine Verlängerung der<br />

Grundschulzeit ausgesprochen.<br />

Ingrid Ritt,<br />

Vorsitzende des Landeselternverbandes<br />

bayerischer Realschulen<br />

umso wichtiger, ist doch gerade die Mittelschule das<br />

Kernstück des gegliederten Schulwesens in <strong>Sachsen</strong>.<br />

Alles zusammen genommen wird hier deutlich: Jedes<br />

(Schul-)Kind benötigt seine individuelle Förderung –<br />

soweit sind wir mit allen Verlautbarungen der Wissenschaft<br />

in der Praxis konform.<br />

Es muss aber den entsprechenden Rahmen dafür<br />

geben. Und hier zeigt die Praxis und das Erleben der<br />

Schüler klar, dass dies eben nicht die Gemeinschaftsschule<br />

mit Spitzenschülern und denen mit großen<br />

Lernproblemen in einer großen Klasse sein kann.<br />

Auch diese Tatsachen sprechen klar für das gegliederte<br />

Schulwesen und kleinere Lerngruppen mit<br />

weitgehend homogenen Leistungsniveau.<br />

Diesen Aufwand muss uns die Ausbildung und das<br />

Glück der nächsten Generationen wert sein. Traumgebilde<br />

von Theorieschulen helfen da nicht weiter. Es<br />

stellt sich die Frage, auf welcher Basis die prognostizierten<br />

positiven Theorieresultate der Gemeinschaftsschule<br />

erarbeitet wurden, wenn es in der Praxis<br />

anders erlebt oder wissenschaftlich erhoben wird<br />

(Siehe „Lehmannstudie“ in Berlin).<br />

Frank Eiselt<br />

Philologentag 2008 „Studienorientierung am Gymnasium – Ein Garant für beruflichen Erfolg“<br />

13.00 Uhr Podiumsdiskussion Moderator: Prof. Gottschling (Wf<strong>Sachsen</strong>)<br />

Teilnehmer: Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange, Hansjörg König,<br />

Staatssekretär (SMK), Frank Haubitz PVS-Landesvorsitzender,<br />

Prof. Dr. Thomas Wiedemann, HTW Dresden, Frank Donath,<br />

Silicon Saxony/Quimonda (angefragt), Michael Schnabel,<br />

Beratungslehrer am Augustum-Annen-Gymnasium Görlitz<br />

Aufzeichnung durch das Wirtschaftsfernsehen <strong>Sachsen</strong><br />

14.15 Uhr KLEINE PAUSE<br />

14.30 Uhr Arbeiten in den regionalen Arbeitskreisen<br />

Gymnasium/Studium/Wirtschaft<br />

AK 1 Bautzen, Moderation Hubertus Kaiser (Regionalvors. Bautzen)<br />

AK 2 Chemnitz, Moderation Verona Fuchs (Regionalvors. Chemnitz)<br />

AK 3 Dresden, Moderation Frank Eiselt (stv. Vorsitzender des PVS)<br />

AK 4 Leipzig, Moderation Thomas Langer (Regionalvorst. Leipzig)<br />

AK 5 Zwickau, Moderation Cornelia Schneider<br />

(Regionalvorst. Zwickau)<br />

15.30 Uhr Schlusswort Frank Haubitz<br />

Abschließend Führung durch das St.-Augustin-Gymnasium<br />

ProPhil 3/2008<br />

15


ProPhil<br />

Zum Entwurf des Papiers „Bildungspolitische Grundsätze des PVS“ welches wir in unserer letzten Ausgabe von „ProPhil“ zur Diskussion stellten,<br />

erhielten wir die folgende Zuschrift eines Kollegen:<br />

Schule sollte den Anforderungen der Gesellschaft genügen<br />

„Schule hat einen staatlichen Bildungsauftrag,<br />

der weitaus mehr umfasst als allein der<br />

Wirtschaft genügend passenden Nachwuchs<br />

zu liefern.“ (unsere Zeitschrift 2/2008)<br />

Dies ist sicher nicht verkehrt, jedoch erscheint diese<br />

Formulierung auch populistisch. Wieso?<br />

1. Ist es so falsch, sich an den Erfordernissen der<br />

Wirtschaft zu orientieren?<br />

2. Ist es denn nicht so, dass Erfolg im Beruf und im<br />

Leben nur dann von Dauer sind, wenn neben<br />

Fachkenntnisse auch allgemeine menschliche<br />

Qualitäten vorhanden sind?<br />

3. Decken sich die Feststellungen der Wirtschaft<br />

nicht eigentlich auch mit unseren?<br />

Schule heißt Lebensvorbereitung: Vorbereitung auf<br />

Studium und Beruf. Sicher wird dieser Ansatz von<br />

dem einen oder anderen verurteilt werden. Ich glaube,<br />

ein anderer Ansatz entspringt nur privater Naivität<br />

und wird soziale Unterschiede manifestieren.<br />

Sicher kennt jeder von uns Aussagen von Kollegen<br />

über das, was die Schüler alles nicht mehr können<br />

und wollen.<br />

Wirtschaft und Universitäten sehen ähnliche Probleme<br />

und Problemfelder. Scheinbar steckt doch ein<br />

realer Kern in deren Analysen. In letzter Zeit konnte<br />

man lesen, dass eine Vielzahl von Fachleuten und<br />

Lehrlingen der deutschen Wirtschaft fehlen.Wir müssen<br />

uns fragen, was die Schule tun kann, diese Situation<br />

zu verändern. Schon immer leitete sich der Auftrag<br />

der Schule aus der gesamtgesellschaftlichen<br />

Situation und deren Erfordernissen ab. Sich nur am<br />

materiellen Nutzen der Bildung orientieren, ist sicher<br />

ebenso überzogen wie Bildung und Erziehung losgelöst<br />

von der Nützlichkeit zu postulieren. Auch<br />

wenn die Schule eine unpolitische Institution sein<br />

muss, so hat sie dennoch den Anforderungen der<br />

Gesellschaft zu genügen. Alles andere wird dem<br />

Schüler die Chancen des sozialen Ausgleichs nehmen.<br />

Ich höre schon den Aufschrei:Wir brauchen doch keine<br />

„Fachidioten“! Das will auch keiner.<br />

„...Eine wichtige Aufgabe... des gymnasialen<br />

Unterrichts...Im Hinblick auf die Arbeitswelt<br />

ist es..., den fächerübergreifenden Erziehungszielen<br />

mehr Aufmerksamkeit zu<br />

schenken.<br />

...Es geht dabei nicht um die Fachsprache<br />

etwa eines Physikers oder eines Juristen; diese<br />

Kenntnisse können bedarfsgerecht erworben<br />

werden... die allgemeinen Grundlagen<br />

müssen in der Schulzeit vermittelt worden<br />

sein...<br />

...dass immer mehr Unternehmen Wert darauf<br />

legen, Mitarbeiter mit ausgeprägten,<br />

nicht fachgebundenen Schlüsselqualifikationen<br />

zu erhalten. Dazu gehören Selbständigkeit<br />

in Denken und Arbeiten, Organisationsfähigkeit,<br />

Offenheit... Bereitschaft zur<br />

Internationalität... die Fähigkeit im Team<br />

arbeiten, kommunizieren zu können... Fach-<br />

16 ProPhil 3/2008<br />

und Detailkenntnisse werden von der Wirtschaft<br />

bedarfsgerecht vermittelt – die allgemeinen<br />

Grundlagen... in der Schule gelegt...<br />

Hochschulen wie Unternehmen klagen...,<br />

dass früher selbstverständliche Teile der Allgemeinbildung<br />

heute von ihnen vermittelt<br />

werden müssen.“.<br />

Zunehmend beginnen Schüler nach dem Abitur eine<br />

Lehre. Primär geht es natürlich am Gymnasium um<br />

die Studierfähigkeit. In der Süddeutschen Zeitung<br />

vom 29. Juli 2008 liest man, dass es 2007 ca. 17%<br />

mehr Schulabgänger mit Abitur gab als 2003. Aber<br />

auch 5% weniger Studienanfänger. Dagegen nahmen<br />

28% mehr Abiturienten eine berufliche Ausbildung<br />

auf. Die Kritik der Wirtschaft geht uns also<br />

schon was an.Andererseits charakterisierte 1995 die<br />

KMK die Anforderungen an die Studierfähigkeit nach<br />

folgenden fächerübergreifenden Grundqualifikationen:<br />

■ vertiefte Kenntnisse in Deutsch, einer Fremdsprache<br />

(Englisch) und Mathematik<br />

■ Schlüsselqualifikationen<br />

– soziale Kompetenz,<br />

– Selbststeuerung des Lernens,<br />

Eigenverantwortlichkeit<br />

Auch wenn man es nicht gerne hört. Die Schule hat<br />

sich diesen Aufgaben zu stellen. Alles andere ist einfach<br />

nur den Schüler schädigend. Erst wenn Wissen<br />

und Wertebewusstsein zusammenkommen, ist der<br />

Mensch fähig, verantwortungsbewusst zu handeln.<br />

Und das ist vielleicht das höchste Ziel von Bildung.<br />

(Horst Köhler in der Kepler-Oberschule in Berlin-<br />

Neukölln; 21.9.2006)<br />

Wie genau treffen wir die Forderungen der KMK?<br />

Wer soll diese Aufgaben übernehmen? Wer von uns<br />

Lehrern will die Verantwortung dafür tragen, wenn<br />

Absolventen der Gymnasien nicht mit den Anforderungen<br />

der Universitäten und Hochschulen (oder der<br />

Lehrausbildung) zurecht kommen?<br />

Wir können nicht schulische Ausbildung von den<br />

Anforderungen des Studiums und der Wirtschaft<br />

trennen. Mit dem Eintritt in das Studium oder die<br />

Lehre, muss der Schüler über die notwendigen körperlichen<br />

und geistigen Voraussetzungen verfügen.<br />

Achtung – fast 30% der Studienanfänger bezeichnen<br />

ihren an der Schule erworbenen Wissensstand<br />

als unzureichend für die Aufnahme einer Hochschulausbildung.<br />

Viele Faktoren beeinflussen die Ergebnisse unserer<br />

Arbeit. Aber! Letztlich ist es unser Auftrag, nicht<br />

primär der Eltern, die notwendigen Studiervoraussetzungen<br />

zu schaffen. Auch wenn viele Faktoren die<br />

Qualität des Wissens beeinflussen: Die Schule war<br />

und ist letzte Instanz für das Wissen und die Vorbereitung<br />

der Schüler auf das Studium oder die Lehre.<br />

Hartmut von Hentig (Die Schule neu denken; Carl<br />

Hanser Verlag 1993) schreibt: „Die Menschen<br />

ahnen, daß sie dem nicht gewachsen sind, und weil<br />

der Gedanke nicht gut zu ertragen ist, mogeln sie<br />

sich heraus... Ablösung der Ethik durch Ästhetik, die<br />

Ersetzung der Verantwortung durch Spiel....“ Trans-<br />

portieren wir nicht auch zunehmend Elemente der<br />

FUN-Gesellschaft in die Schule? Die Konsequenz:<br />

Statt Fördern und Fordern, Forderungen reduzieren<br />

und damit auch weniger Fördern. Daran sind nicht<br />

die Lehrpläne schuld, wir müssen unseren eigene<br />

pädagogischen Anspruch auf den Prüfstand legen.<br />

Das sich immer mehr breitmachende Problem von<br />

Spaß und Aktionismus untergräbt unseren Auftrag<br />

des sozialen Ausgleichs.<br />

Die Aussage einer wenig erfolgreichen Schülerin,<br />

man kann ja nicht nur gute Leistungen haben, wurde<br />

durch die Lehrerin wie folgt kommentiert: „Recht so,<br />

Schule muss ja auch Spaß und Freude bereiten.“ Ich<br />

frage mich, ob das ernst gemeint war? Warum unterstellen<br />

wir den Abiturienten, die gute und sehr gute<br />

Leistungen zu erreichen und das Abitur besser als<br />

2,0 oder gar mit 1,0 zu beenden, es mache ihnen<br />

keine Freude? Wenn wir denen recht geben, die Leistungswillen<br />

als unnormal und lebensfremd darstellen,<br />

dann werden wir auch in weiterer Zukunft noch<br />

erleben müssen, dass geeignete Fachkräfte fehlen,<br />

wissenschaftlich und kulturelle Spitzenleistungen<br />

ausbleiben.<br />

Nur eine solide Bildung im gesagten Sinne, kann Kindern<br />

aus den unteren Schichten der Gesellschaft<br />

ermöglichen, ihren Platz zu finden und eine Chance<br />

für den sozialen Aufstieg zu bekommen. „Das sächsische<br />

Gymnasium ist eine Schule für sozialen Aufstieg,<br />

in der nicht Herkunft oder Vermögen, sondern<br />

Begabung, Leistung und Willen des Schülers über<br />

den Bildungserfolg entscheiden.“ Eine Orientierung<br />

auf alles was nicht anstrengt, führt letztlich zur<br />

Benachteiligung der Schüler aus den unteren und<br />

mittleren Schichten und damit zur Fixierung sozialer<br />

Differenzierungen. Der Anteil an Erwerbslosen in der<br />

Gruppe ohne beruflichen Abschluss betrug im Jahr<br />

2006 ca. 12%, bei Personen mit Hochschulabschluss<br />

hingegen ca. 4%. (Bildungsbericht 2008). Also ist<br />

eine Bildung immer eine gute Form der sozialen<br />

Absicherung.<br />

Damit ich nicht falsch verstanden werde. Spielen und<br />

Lernen schließen sich bekanntlich nicht aus. Spielen<br />

gehört unabdingbar zur Ontogenese des Menschen.<br />

Ich bin auch nicht für sinnloses Pauken. Aber: Ohne<br />

Lernen geht nichts. Spielen wird zum Bremsschuh<br />

der Entwicklung, wenn es nur noch um den Spaßfaktor<br />

geht, wenn Realität und die Anforderungen der<br />

Zukunft in den Hintergrund rücken. Wenn Leistung<br />

und Wissen nicht mehr gefragt sind, wenn man den<br />

Eltern und ihren Kindern einredet, dass Wissen, Bildung,<br />

Anstrengung und Ausdauer für die zukünftige<br />

Entwicklung des Kindes keine Rolle spielen, dann<br />

geht das am Bildungsauftrag der Schule vorbei.<br />

Trotz zum Teil schlechter materieller Bedingungen<br />

und verordneter Arbeitszeitreglung haben wir viel<br />

erreicht. Aber: Nur wer Erreichtes in Frage stellt,<br />

kann höhere Ziele anstreben.<br />

T. Renz


„Schule für alle“ gescheitert –<br />

Bildungschancen sind dort nicht besser<br />

Ein Blick über die Landesgrenzen<br />

Wenn eine preisgekrönte französische Erfolgsautorin<br />

mit Migrationshintergrund wie Brigitte Smadja ein<br />

Buch über die Benachteiligungen schreibt, die das<br />

französische Gesamtschulsystem hervorgebracht<br />

hat, sollte das aufhorchen lassen. Sie richtet in ihrem<br />

Buch „Il faut sauver Said“ einen flammenden Appell<br />

an Politiker, Eltern und Lehrer, die Grundsätze von<br />

‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘ im französischen<br />

Schulsystem wieder einkehren zu lassen. Für sie<br />

selbst, die erst mit acht Jahren aus Tunesien einwanderte,<br />

war es über das Gymnasium noch möglich,<br />

sich kraft eigener Anstrengung aus einem benachteiligten<br />

Milieu hochzuarbeiten. Für die Kinder am heutigen<br />

‘collège uni‘ (integrierte Gesamtschule) ist dies<br />

nicht mehr möglich, und das, obwohl eines der zentralen<br />

Anliegen der Einführung der Gesamtschule der<br />

Wunsch nach mehr Chancengleichheit für alle war.<br />

Brigitte Smadja arbeitete lange als Lehrerin in Frankreich<br />

und kennt die „stetig wachsenden Belastungen<br />

und Aufgabenfelder der Lehrkräfte“, und auch ein<br />

Vierteljahrhundert nach Beendigung ihrer Lehrertätigkeit<br />

kann sie die Kinder nicht vergessen, die<br />

etwas lernen wollten, aber durch die besondere Problematik<br />

der Gesamtschule am Lernen gehindert<br />

wurden. Ihr Buch widmet sie den Kindern, die „Lust<br />

haben zu lernen und dieses nicht können“.<br />

Von besseren Bildungschancen für benachteiligte<br />

Gruppen kann gerade im Gesamtschulsystem<br />

nicht die Rede sein<br />

Wer sich ausführlich mit der Schulstrukturdebatte<br />

befasst, weiß schon lange, dass die Diskussion über<br />

Gerechtigkeit im Bildungssektor, wie sie hierzulande<br />

geführt wird, lediglich an der Oberfläche kratzt,<br />

inhaltlich aber extrem veraltet ist, da die Gesamtschulsysteme<br />

von mit Deutschland vergleichbaren<br />

Ländern wie Großbritannien, Frankreich und den<br />

USA schon lange den Beweis erbracht haben, dass<br />

es nicht genügt, lediglich die Schulstruktur zu<br />

ändern, um mehr Chancengleichheit zu erreichen.<br />

Wer französische, englische und amerikanische Zeitungen<br />

liest, weiß schon lange, dass der Tenor dort<br />

lautet, dass von besseren Bildungschancen für<br />

benachteiligte Gruppen gerade im Gesamtschulsystem<br />

nicht die Rede sein kann. Gerade den Gruppen,<br />

die man hierzulande so gerne ins Feld führt, kann<br />

durch die Gesamtschule nicht geholfen werden. Und<br />

das, obwohl in französischen Schulen zusätzlich zu<br />

den Lehrkräften pädagogisches und medizinisches<br />

Personal und Fachkräfte im Bereich der Schulküche<br />

die pädagogische Arbeit an den Schulen unterstützen.<br />

Eine hauptamtlich tätige Krankenpflegekraft mit<br />

einem Krankenzimmer und der entsprechenden Einrichtung<br />

gehört in französischen Schulen dazu. In<br />

Deutschland machen sich die wenigsten Gedanken<br />

darüber, wer das Schulmittagessen zubereitet oder<br />

was mit Schülern passiert, die während des Unterrichts<br />

erkranken und deren Eltern nicht unmittelbar<br />

erreichbar sind.<br />

Trotz Lehrerassistenten,<br />

Personal in der<br />

Schulküche und medizinischem<br />

Personal<br />

und erheblichen Mehrausgaben<br />

im Bildungssektor<br />

als in Deutschland<br />

üblich, lesen wir<br />

seit längerem in französischen<br />

Zeitungen<br />

vom „Scheitern der<br />

Gesamtschule“. Die<br />

Sprecher von Lehrergewerkschaftenräumen<br />

ein: „Die Gesamtschule<br />

funktioniert nicht wirklich. Darüber sind sich<br />

alle einig.“ Als Maßnahmen zu einer Verbesserung<br />

der Situation schlagen sie die Reduzierung der Klassenstärke<br />

und die Arbeit mit kleinen Schülergruppen<br />

vor.<br />

Situation in Frankreich<br />

In Frankreich gehört die Vorschule zum staatlichen<br />

Bildungsbereich. In der Grundschule wird fünf Jahre<br />

gemeinsam gelernt. Bereits nach dieser langen Phase<br />

„gemeinsamen Lernens“ gelten am Ende der<br />

Grundschule fünfzehn Prozent der Schüler/innen als<br />

„schulisch gescheitert“. Ihnen muss man noch 25<br />

Prozent „gefährdeter“ Schüler hinzufügen. Im Klartext<br />

ist das erschreckende Fazit, dass die französische<br />

Vorschule und Grundschule so gut wie jeden dritten<br />

Grundschüler nicht erreicht! Dieser großen Zahl von<br />

Schülern/innen mit Lernproblemen kann die französische<br />

Gesamtschule nicht helfen. Die Absolventen des<br />

sog. „lycée professionel“ (berufliches Gymnasium)<br />

haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen, da<br />

jeder Arbeitgeber weiß, dass es sich hierbei um die<br />

„Restschule“ für akademisch wenig begabte Schüler<br />

handelt, auch wenn es dem Namen nach „Gymnasium“<br />

heißt.<br />

Englische und amerikanische Zeitungen vermelden<br />

dasselbe. Vor allem Jungen aus dem Arbeitermilieu<br />

haben kaum Chancen auf eine qualifizierte Ausbildung,<br />

obwohl in diesen Ländern die öffentlichen<br />

Schulen fast ausschließlich Gesamtschulen sind! Die<br />

Problematik ist dieselbe! In der Terminologie der<br />

Gesamtschulverfechter hieße dies: Die Gesamtschule<br />

„produziert“ Verlierer!<br />

Man überlegt sich in Frankreich nun, wie es weitergehen<br />

soll. Es wurde bereits über größere Differenzierung<br />

im Schulsystem nachgedacht, aber angesichts<br />

finanzieller Probleme stehen auch Sparmaßnahmen<br />

zur Debatte.<br />

„Schule für alle“ gescheitert<br />

Eine Maßnahme, die inzwischen ergriffen wurde,<br />

zeigt aber in aller Deutlichkeit, dass die ‘Schule für<br />

alle‘ definitiv gescheitert ist. Die wohnortgebundene<br />

ProPhil<br />

Schulplatzvergabe soll zum Schuljahr 2008/2009<br />

abgeschafft werden! Trotz der bisher existierenden<br />

Zuweisung eines Schulplatzes je nach Wohnort sind<br />

noch nie alle Schüler/innen an dem für sie zuständigen<br />

Schulort zur Schule gegangen. Die „Schule für<br />

alle“ war de facto immer ein Wunschtraum und wird<br />

dies auch immer sein! Eltern, denen das Wohl ihrer<br />

Kinder am Herzen liegt, werden sich immer viel einfallen<br />

lassen, um ihre Kinder nicht ungelösten<br />

gesamtgesellschaftlichen sozialen Problemen in der<br />

Schule auszusetzen. Es ist schon lange bekannt, dass<br />

in Paris rund vierzig Prozent der Eltern den Wohnort<br />

ihrer Kinder manipulieren, damit diese nicht in Problembezirken<br />

zur Schule gehen müssen! Die Möglichkeiten<br />

sind vielfältig: Melden des Kindes bei Verwandten<br />

oder Bekannten, Anmieten eines Zimmers<br />

oder auch ein Umzug im Interesse der Kinder, ganz<br />

zu schweigen von den finanziellen Möglichkeiten<br />

bestimmter Gruppierungen, die ihre Kinder lieber auf<br />

Privatschulen schicken! Die „Schule für alle“, in der<br />

sich alle sozialen und persönlichen Probleme in Luft<br />

auflösen, ist Wunschdenken!<br />

Steigende Schülerzahlen an Privatschulen<br />

Und gerade die Länder mit Gesamtschulsystem<br />

haben ein ausgeprägtes Privatschulsystem, in dem<br />

die finanziell besser gestellten Gruppen unter sich<br />

bleiben! Nach fast einem halben Jahrhundert<br />

Gesamtschulsystem in Großbritannien bleibt dieses<br />

Land eine Klassengesellschaft. Absolventen von<br />

Gesamtschulen haben wenig Chancen auf Aufnahme<br />

an den Eliteuniversitäten, an zweiter Stelle werden<br />

dort die Absolventen der wenigen verbliebenen<br />

Gymnasien aufgenommen. Die Mehrzahl der Studenten<br />

in Oxford und Cambridge kommt noch<br />

immer von einer Privatschule!<br />

Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Schüler privater<br />

Schulen zu. Laut Focus ist eine Gruppe von Privatschulinvestoren<br />

bereits dabei, eine Art „Kette“<br />

von fünfzig Privatschulen in fünfzig Städten aufzubauen<br />

und verspricht sich nach wenigen Jahren Vorleistung<br />

dank stattlicher staatlicher Zuschüsse satte<br />

Gewinne.<br />

Das mediale „Schlechtreden“ des deutschen Bildungssystems<br />

kommt solchen Anbietern von<br />

„Bezahlschulen“ sehr entgegen...Auch die materiellen<br />

Interessen zahlreicher Anbieter von Bildungsund<br />

Therapieeinrichtungen tragen ihren Anteil in diesem<br />

Prozess bei und haben dabei vor allem finanzielle<br />

Interessen im Blick.<br />

Vor diesem Hintergrund der materiellen Interessen<br />

ist es auch nicht verwunderlich, dass über eine Studie<br />

des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen<br />

in den Medien wenig berichtet und diskutiert<br />

wurde. Ihr Titel lautet: Die PISA-Verlierer –<br />

Opfer ihres Medienkonsums.<br />

Silvana Stärr, Kirchberg (BW)<br />

Aus: Gymnasium Baden-Württemberg, 7-8/2008<br />

ProPhil 3/2008<br />

17


ProPhil<br />

Das neue Urheberrecht in der Schule – Teil 3<br />

Das Urheberrecht spielt im Schulalltag eine wesentliche<br />

Rolle. Dies gilt sowohl innerhalb als auch außerhalb<br />

des Unterrichts. Urheberrechtlich geschützte<br />

Werke werden kopiert, überspielt, eingescannt, aus<br />

dem Internet heruntergeladen oder auf die Homepage<br />

der Schule eingestellt. Sämtliche dieser Vorgänge<br />

sind urheberrechtlich relevant. Dieser Beitrag<br />

beschäftigt sich – im Anschluss an die Beiträge in<br />

den Ausgaben 1/2008 und 2/2008 unserer Mitgliederzeitschrift<br />

„ProPhil“ – insbesondere mit der Nutzung<br />

von urheberrechtlich geschützten Werken im<br />

Rahmen der Neuen Medien.<br />

Serverzugriff im Unterricht, § 52 a UrhG<br />

Grundsätzlich steht das Recht der „öffentlichen<br />

Zugänglichmachung“, d.h. das Recht, ein Werk im<br />

Internet zugänglich zu machen, ausschließlich den<br />

Urhebern zu (§ 19 a UrhG). Diese räumen dieses<br />

Recht im Rahmen der Verlagsverträge jeweils den<br />

Verlagen ein. Die Verlage dürfen die jeweiligen Werke<br />

danach so in das Internet stellen, dass von anderen<br />

PCs auf diese Werke zugegriffen werden kann.<br />

Die Verlage können dann auch ein „Herunterladen“<br />

bestimmter Inhalte gestatten. Stellt beispielsweise<br />

ein Verlag ein Unterrichtsmodell auf seiner Homepage<br />

zum Herunterladen zur Verfügung, können Lehrerinnen<br />

und Lehrer dieses von unterschiedlichen<br />

Orten aus (also von jedem an das Internet angeschlossenen<br />

PC) gegen eine Gebühr oder zum Teil<br />

kostenfrei auf ihre Rechner kopieren. Bereits durch<br />

das Ablegen eines Werkes auf einem Server wird es<br />

sämtlichen PC-Benutzern, die einen Zugriff auf diesen<br />

Server haben, zugänglich gemacht. Ohne Einwilligung<br />

der Verlage wiederum darf niemand zum Beispiel<br />

Texte und Grafiken anderer einfach einscannen,<br />

auf dem Server ablegen und anderen ermöglichen,<br />

diese Werke anzuschauen oder sogar auf ihre PCs zu<br />

überspielen.<br />

Der § 52 a UrhG gestattet jedoch in begrenztem<br />

Umfang eine erlaubnisfreie Verwendung geschützter<br />

Materialien für den Unterrichtsgebrauch auch ohne<br />

Einwilligung des Rechteinhabers. Danach dürfen<br />

Schulen bzw. Schulträger kleine Teile von Werken so<br />

auf ihren Servern ablegen, dass die Schüler sie im<br />

Unterricht über PCs abrufen können.<br />

Voraussetzung ist allerdings, dass es sich bei diesen<br />

abgelegten Werken<br />

■ nicht um Inhalte aus Schulbüchern oder anderen<br />

speziell für den Unterricht hergestellten Materialien<br />

handelt,<br />

■ es sich jeweils nur um einen kleinen Teil (maximal<br />

10%) eines Werkes oder ein Werk von geringem<br />

Umfang handelt,<br />

■ das betreffende Werk vorher bereits veröffentlicht<br />

worden ist und<br />

■ das System, in welches das Werkteil eingestellt<br />

wird, so geschützt ist, dass der Zugriff nur den<br />

Schülern einer bestimmten Klasse (Passwortschutz)<br />

im Rahmen des Unterrichts möglich ist.<br />

Der § 52 a UrhG ermöglicht es Schülern folglich, bestimmte<br />

auf dem Schulserver gespeicherte Werkteile<br />

auf dem Bildschirm anzusehen. Im Einzelnen:<br />

§ 52 a UrhG gilt für alle öffentlich zugänglichen<br />

Schulen (d.h. öffentliche und öffentlich zugängliche<br />

Privatschulen), Berufsschulen, andere berufsbildende<br />

18 ProPhil 3/2008<br />

Schulen und Hochschulen sowie im Rahmen der<br />

betrieblichen Unterrichtung von Auszubildenden in<br />

Betrieben und überbetrieblichen Ausbildungsstätten,<br />

soweit diese dem Berufsbildungsgesetz unterfallen.<br />

Ausgeschlossen sind Unterrichtsveranstaltungen, die<br />

auf kürzere Zeit angelegt sind, d.h. insbesondere<br />

Volkshochschulkurse, private Sprachschulen sowie<br />

andere Kurse und Lehrgänge.<br />

Benutzt werden dürfen nur kleine Teile urheberrechtlich<br />

geschützter Werke oder Werke geringen<br />

Umfangs. Dabei ist darauf zu achten, dass beispielsweise<br />

jeder Artikel in einer Zeitschrift und jede Kurzgeschichte<br />

ein eigenes geschütztes Werk darstellt.<br />

Geschützt sind die Werke von ihrer Entstehung an<br />

bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Dann erst<br />

erlischt das Urheberrecht. Um einen „kleinen Teil“<br />

handelt es sich regelmäßig dann, wenn weniger als<br />

10% des Gesamtwerkes benutzt werden. Werke<br />

geringen Umfangs sind kurze Gedichte und Lieder.<br />

Diese dürfen ausnahmsweise ganz auf dem Server<br />

abgelegt werden.<br />

Nur zur Veranschaulichung im Unterricht ist<br />

die Nutzung zulässig. Lehrer und Schüler dürfen die<br />

eingescannten oder überspielten Werkteile nur im<br />

Rahmen des planmäßig durchgeführten Unterrichts<br />

nutzen. Dies schließt einen Abruf von zu Hause,<br />

beispielsweise zur Vorbereitung des<br />

Unterrichts oder für Hausaufgaben, von vornherein<br />

aus. Auch ein Zugriff von PCs in Aufenthalts-<br />

oder Pausenräumen ist nicht gestattet.<br />

Bereits zum Zeitpunkt des Abspeicherns der<br />

Werke auf dem Schulserver muss feststehen, in welcher<br />

Klasse und in welcher Unterrichtseinheit das<br />

Werk Verwendung finden soll. Sogenannte Vorratsspeicherungen<br />

werden vom Gesetzgeber nicht<br />

erlaubt.<br />

Im Rahmen des Unterrichts dürfen die Schüler<br />

dann auf die Werkteile zugreifen, d.h. sie ansehen.<br />

Das Herunterladen auf die Festplatte des Einzelplatz-<br />

PCs, ein Abspeichern auf einem Datenträger oder die<br />

Erstellung von Ausdrucken wird von § 52 a UrhG<br />

nicht gestattet. Eine Kopie darf ausnahmsweise nur<br />

dann erstellt werden, wenn dies für den Unterricht<br />

tatsächlich erforderlich ist. Dies ergibt sich allerdings<br />

nicht aus § 52 a UrhG sondern aus § 53 Abs. 3<br />

UrhG, welcher Vervielfältigungen kleiner Teile eines<br />

Werkes für den Unterricht zulässt, wenn dies zum<br />

Zweck des Unterrichts geboten ist.<br />

Nur die Schüler der jeweiligen Klasse, für welche<br />

das Werk auf dem Server abgelegt wurde, dürfen<br />

hierauf zugreifen. Die Materialien dürfen niemals so<br />

auf dem Server (z. B. als Inhalt einer Internet- oder<br />

Intranetseite) abgelegt werden, dass sie auch anderen<br />

Personen neben diesen konkreten Schülern<br />

zugänglich sind. Dies ist durch Schutzmechanismen<br />

wie beispielsweise einen Passwortschutz sicherzustellen.<br />

Lehrer und Schüler können dann – ausgestattet<br />

mit einem Passwort – auf die Werke zugreifen.<br />

Die auf dem Server abgelegten Werkteile müssen<br />

unmittelbar nach der entsprechenden Unterrichtseinheit<br />

wieder gelöscht bzw. vom Server entfernt<br />

werden. Wird die Einrichtung funktionierender<br />

Schutzmechanismen unterlassen oder werden diese<br />

Mechanismen nicht stets in dem erforderlichen<br />

Umfang aktualisiert, würde bereits dies eine Urheberrechtsverletzung<br />

darstellen.Auf wirksame Schutzmechanismen<br />

ist daher besonders zu achten.<br />

Die Nutzung ist vergütungspflichtig.<br />

Die Vergütung wird über die Verwertungsgesellschaften<br />

abgerechnet. Dabei muss sich jedoch der<br />

einzelne Lehrer derzeit nicht um die entsprechende<br />

Vergütung kümmern. Denn die Vergütung wird im<br />

Rahmen sogenannter Gesamtverträge zwischen den<br />

Ländern und den Verwertungsgesellschaften geregelt.<br />

Niemals erlaubt ist die Nutzung von Schulbüchern<br />

und anderen Unterrichtsmaterialien<br />

(Übungshefte, Lernsoftware etc.) im Rahmen des §<br />

52 a UrhG. Dies gilt selbst für kleinste Teile solcher<br />

Medien. Denn diese werden gerade für den<br />

Unterrichtsgebrauch hergestellt. Eine erlaubnisfreie<br />

Nutzung würde einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff<br />

in die Rechte der Autoren und Verlage bedeuten.<br />

Ebenfalls nicht zulässig ist eine erlaubnisfreie<br />

Nutzung von Filmwerken innerhalb der ersten zwei<br />

Jahre nach der Erstausstrahlung in Deutschland.<br />

Wollen Lehrer dennoch Unterrichtsmaterialien<br />

von Schulbuchverlagen nutzen,<br />

so kann der jeweilige Lehrer hierfür eine<br />

Genehmigung des Verlages einholen. Um eine<br />

solche Genehmigung möglichst kurzfristig erhalten<br />

zu können, empfiehlt es sich, bereits bei der Anfrage<br />

genaue Angaben zu machen über<br />

■ das entsprechende Werk,<br />

■ den genauen Umfang der gewünschten Nutzung<br />

(Kapitel bzw. Seitenzahlen),<br />

■ den Ort der Nutzung (Schule) und die Unterrichtseinheit<br />

(Klasse, ungefähres Datum),<br />

■ die Sicherheitsmaßnahmen, die angewandt werden,<br />

um einen unberechtigten Zugriff anderer<br />

Klassen und Lehrer zu verhindern (ggf. Passwort<br />

schutz).<br />

Lernsoftware<br />

Computerprogramme dürfen grundsätzlich nicht<br />

kopiert werden. Anders als bei sonstigen Werken<br />

besteht hier kein Recht auf eine sog. „Privatkopie“<br />

für den Familien- bzw. den engsten Freundeskreis.<br />

Lediglich eine Sicherungskopie für den eigenen<br />

Gebrauch ist gestattet ( § 69 a UrhG ).<br />

Mit dem Erwerb von Einzelplatzlizenzen<br />

erwirbt die Schule das Recht, eine Software auf<br />

einem einzelnen PC zu betreiben. Wird diese Software<br />

über ein Netzwerk oder ein Virtual-CD-Laufwerk<br />

mehreren Nutzern gleichzeitig zugänglich<br />

gemacht, liegt hierin eine Urheberrechtsverletzung.<br />

Der Verleih eines Computerprogramms ist<br />

grundsätzlich zulässig. Allerdings ist darauf zu achten,<br />

dass ausschließlich das Original verliehen wird.<br />

Dabei darf keine Kopie bei dem Verleiher zu Nutzungszwecken<br />

verbleiben. Erfolgt das Verleihen<br />

durch eine „der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung“,<br />

so ist das Verleihen vergütungspflichtig ( § 27<br />

UrhG ).<br />

Dr. Wolf von Bernuth<br />

Aus: Schulrecht <strong>Sachsen</strong>, Online-Datenbank mit<br />

Handbuch, ISBN 978-3-556-01048-8, mit freundlicher<br />

Genehmigung von Wolters Kluwer Deutschland


mit Linienmaschinen ab/bis Flughafen Berlin-Tegel<br />

vom 13.2.-20.2.2009 (Winterferien)<br />

�Noch Plätze frei!!!<br />

� Fachexkursion für Lehrer nach PEKING �<br />

Reisepreis 895,- EUR<br />

(zzgl. Kerosinzuschlag 115,- EUR, Stand Juli 2008)<br />

Das im Reisepreis eingeschlossene Fachprogramm<br />

(5. Reisetag) umfasst:<br />

■ Besuch des Beijing Institute of Education,<br />

■ Einführung in das chinesische Bildungswesen,<br />

■ Besichtigung eines Gymnasiums in Peking,<br />

Gedankenaustausch mit chinesischen<br />

Lehrern.<br />

(Teilnehmer am Fachprogramm<br />

erhalten hierfür eine Bescheinigung)<br />

ProPhil 3/2008<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Frank Haubitz, Landesvorsitzender<br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Redaktion: Steffen Pabst, Astrid Hupka<br />

PVS-Geschäftsstelle, Astrid Hupka,<br />

Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden,<br />

Tel. (0351) 8 02 52 47, Fax (0351) 8 02 52 41,<br />

E-mail: info@phv-sachsen.de,<br />

Internet: www.phv-sachsen.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.<br />

Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Abonnementpreis<br />

für Nichtmitglieder beträgt jährlich 7,16 EUR;<br />

Einzelpreis 1,79 EUR zzgl. Postgebühren<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber<br />

Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Der Herausgeber behält sich redaktionelle<br />

Kürzungen vor.<br />

Gestaltung: GRAFIK & ANIMATION André Schmidt<br />

Druck: Stoba-Druck GmbH<br />

Titelbild: Kurfürst Moritz von <strong>Sachsen</strong>,<br />

Statue im Innenhof des St. Augustin-Gymnasiums<br />

Redaktionsschluss für 4/2008: 21.11.2008<br />

Immer aktuell<br />

www.phv-sachsen.de<br />

Zusätzlich können Sie das komplette touristische<br />

Ausflugsprogramm des Reiseveranstalters zum<br />

günstigen Paketpreis von nur 150,- EUR pro Person<br />

buchen. Es enthält folgende Leistungen:<br />

■ Besichtigung Kaiserpalast<br />

(„Verbotene Stadt“)<br />

und Himmelstempel inkl. Mittagessen,<br />

■ Ausflug Ming-Gräber und Große Mauer<br />

inkl. Mittagessen,<br />

■ Ausflug zum Sommerpalast,<br />

■ Besichtigung Lama- und Konfuzius-Tempel,<br />

■ Besichtigung des Tempels<br />

der „Azurblauen Wolken“<br />

und des „Liegenden Buddha“.<br />

Die Reiseunterlagen und die konkrete Reisebeschreibung<br />

fordern Sie bitte in der Geschäftsstelle<br />

des PVS an, Telefon: 0351-802 52 47.<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

ZUM 70. GEBURTSTAG<br />

Herrn Peter Fischer<br />

Herrn Karl-Heinz Winkler<br />

ZUM 65. GEBURTSTAG<br />

Herrn Lothar Richter<br />

Herrn Rolf Neumann,<br />

Friedrich-Schiller-Gymnasium, Pirna<br />

ZUM 60. GEBURTSTAG<br />

Herrn Dietmar Böhmichen,<br />

Gymnasium „Am Breiten Teich“, Borna<br />

Herrn Werner Knoth,<br />

Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium, Flöha<br />

ZUM 50. GEBURTSTAG<br />

Frau Christine Krannig<br />

Herrn Dieter Meyer,<br />

Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />

Frau Ulrike Rode,<br />

Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium, Flöha<br />

Frau Anke Goecke,<br />

Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium, Leipzig<br />

Frau Kerstin Polster,<br />

Dr.-Wilhelm-Andre-Gymnasium, Chemnitz<br />

Frau Karin Aehle,<br />

F.-A.-Brockhaus-Schule - Gymnasium, Leipzig<br />

Herrn Roland Krämer,<br />

Clara-Wieck-Gymnasium, Zwickau<br />

ProPhil<br />

Herrn Gerhard Heger,<br />

Pestalozzi-Gymnasium, Meerane<br />

Frau Ute Urban,<br />

Lessing-Gymnasium, Plauen<br />

Herrn Michael Häcker,<br />

Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />

Frau Regine Lieder,<br />

Augustum-Annen-Gymnasium Görlitz<br />

ZUM 40. GEBURTSTAG<br />

Herrn Wolf-Dieter Skriewe<br />

Herrn Steven Fischer,<br />

Diesterweg-Gymnasium, Plauen<br />

Frau Claudia Heine,<br />

Friedrich-Schiller-Gymnasium, Pirna<br />

Herrn Lutz Liebig<br />

Werner-von-Siemens-Gymnasium, Großenhain<br />

Frau Claudia Gaspar,<br />

Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasium, Wurzen<br />

Frau Corina Könnecke,<br />

Gymnasium Brandis<br />

Frau Simone Pischel,<br />

Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium, Pirna-Copitz<br />

Frau Ines Albrecht-Ihle,<br />

Gymnasium Luisenstift, Radebeul<br />

Frau Corinna Jochmann,<br />

Carl-von-Bach-Gymnasium, Stollberg<br />

Herrn Frank Haupt,<br />

Gymnasium Schkeuditz<br />

Frau Beatrix Würfel,<br />

Georgius-Agricola-Gymnasium, Chemnitz<br />

ProPhil 3/2008<br />

19


ProPhil<br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />

Beitrittserklärung<br />

Name, Vorname:<br />

Privatanschrift:<br />

e-mail:<br />

Geburtstag:<br />

Amtsbezeichnung:<br />

Mitglied ab:<br />

Schule, Schuladresse:<br />

Telefon:<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine persönlichen Daten elektronisch gespeichert und automatisch verarbeitet werden. Der PVS<br />

verpflichtet sich, diese Angaben entsprechend den Bestimmungen des Datenschutzes nur für die Verbandsarbeit zu nutzen. Wenn mein<br />

Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes / Postgiroamt keine Verpflichtung zur<br />

Einlösung.<br />

Ich bin einverstanden, dass meine Mitgliedsbeiträge von meinem Konto<br />

Kto-Nr.: bei<br />

BLZ:<br />

im Lastschriftverfahren abgebucht werden.<br />

Ort/Datum:<br />

Telefon:<br />

Fächer:<br />

Gehaltseinstufung:<br />

Unterschrift<br />

Diese Beitrittserklärung senden an: <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V., Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden

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