Philologenverband Sachsen e.V.
Philologenverband Sachsen e.V.
Philologenverband Sachsen e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.phv-sachsen.de<br />
St. Augustin-<br />
Gymnasium Grimma<br />
S.5-7<br />
Vielfalt statt Einfalt<br />
Josef Kraus, Präsident des<br />
deutschen Lehrerverbandes,<br />
zur Schulstrukturdebatte<br />
S.12<br />
Gymnasium ist mehr...<br />
als Unterricht<br />
Preisträger des<br />
Wettbewerbes<br />
„Schule mit Idee 2008“<br />
S.13/14<br />
Aktuelles Recht:<br />
■ Das neue<br />
Urheberrechtsgesetz<br />
(Teil 3)<br />
S.9 und 18<br />
3/2008<br />
ProPhil<br />
Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />
Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen
ProPhil<br />
Liebe Leser,<br />
in den letzten Tagen<br />
tönte es aus allen<br />
Medien: <strong>Sachsen</strong> ist<br />
erneut Sieger in der<br />
wissenschaftlichen Bildungsstudie„Bildungsmonitor<br />
2008“,<br />
die vom Institut der<br />
deutschen Wirtschaft<br />
Köln zum fünften Mal<br />
erstellt wurde. Diese<br />
Spitzenposition wurde<br />
sogar mit noch besserem<br />
Ergebnis als 2007 erreicht. Interessant ist, dass<br />
mit Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern<br />
erneut wie in der letzten PISA-Studie Bundesländer<br />
auf den Plätzen folgen, die ein gegliedertes Schulsystem<br />
ähnlich dem <strong>Sachsen</strong>s haben. Stärken <strong>Sachsen</strong>s<br />
sind u. a. der erfolgreiche Kampf gegen Bildungsarmut,<br />
die Ausbildungsquote in Mathematik,<br />
Naturwissenschaften, Informatik und Technik. Hier<br />
beginne ich nachzudenken. Werden wir das auch<br />
noch in 10 Jahren von unserem Bundesland sagen<br />
können? Bereits vor über zwei Jahren habe ich in<br />
dieser Zeitung auf die Gefahr eines zukünftigen Lehrermangels<br />
im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Bereich hingewiesen. Mittlerweile ist man auch<br />
im SMK aufgewacht.<br />
Das Kultusministerium überlegt nun, Lehramtsstudenten<br />
naturwissenschaftlicher Fächer bereits bei<br />
der Immatrikulation Einstellungszusagen zu geben,<br />
um den Lehrernachwuchs im Land zu halten.<br />
Zwangsteilzeit, fehlende Verbeamtung und nur wenige<br />
Stellen in der E 14 sind jedoch keine attraktive<br />
Perspektive für die Absolventen des Lehramtsstudiums,<br />
in unserem Bundesland ihr Berufsleben zu starten.<br />
Und <strong>Sachsen</strong> muss sich auch im Bildungssektor,<br />
wie unser Kultusminister Roland Wöller in der „Sächsischen<br />
Zeitung“ vom 22. August warnte, auf einen<br />
härteren Wettbewerb um junge, gut ausgebildete<br />
Lehrer mit anderen Bundesländern einstellen. Der<br />
Ausspruch „Wer zu spät kommt, den bestraft das<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
S.4 Bewerben Sie sich doch gleich in einem<br />
anderen Bundesland – Abiturauswertung<br />
S. 5-7 St.-Augustin-Gymnasium Grimma<br />
S. 8 Aus den Regionen<br />
S. 10/11 Schuljahresplaner<br />
S. 12 Schulische Vielfalt statt integrierte Einfalt<br />
(Josef Kraus) Wissenschaft contra Erfahrung<br />
EMNID-Umfrage<br />
S. 13/14 Gymnasium ist mehr... als Unterricht<br />
Die Preisträger des Wettbewerbes<br />
„Schule mit Idee 2008“<br />
Gymnasium Dreikönigsschule Dresden /<br />
Neue Nikolaischule Leipzig<br />
S. 16 Gedanken zu den bildungspolitischen<br />
Grundsätzen des PVS<br />
S. 17 „Schule für alle“ gescheitert<br />
Blick über die Landesgrenzen<br />
S. 18 Das neue Urheberrechtsgesetz (Teil 3)<br />
2 ProPhil 3/2008<br />
Leben.“ bewahrheitet sich immer wieder. Wenn man<br />
erst jetzt den Lehrerbedarf für die einzelnen Fächer<br />
und Schularten laut Presseberichten ermitteln will, ist<br />
man doch verwundert. In jeder Regionalstelle weiß<br />
man doch, welche Lehrer in welcher Fachkombination<br />
an welcher Einrichtung unterrichten. Man weiß,<br />
wie alt sie sind, wann sie in Ruhestand gehen und<br />
welchen Beschäftigungsumfang sie haben. Daneben<br />
gibt es auch noch das statistische Landesamt in<br />
Kamenz, dass das SMK auch hilfreich unterstützen<br />
kann.<br />
Ich habe aber schon mal einen Vorschlag, um junge<br />
Lehrer in <strong>Sachsen</strong> zu halten: Wie wäre es mit der<br />
sofortigen Beendigung des BTV und Wiedereinführung<br />
der Vollbeschäftigung für die Lehrer? Das<br />
wäre ein wichtiges Signal für Abiturienten, sich für<br />
ein Lehramtsstudium zu entscheiden und für Absolventen<br />
in bundesweit gefragten Fächern sich für<br />
<strong>Sachsen</strong> zu entscheiden.<br />
Viele unserer Kollegen haben mit Sorge ihre Renteninformationen<br />
betrachtet. Durch den verringerten<br />
Beschäftigungsumfang sank auch ihre prognostizierte<br />
Rentenhöhe bei Erreichen der Regelaltersgrenze.<br />
Auf der anderen Seite können sie dies aber auch<br />
nicht durch höhere zusätzliche Eigenvorsorge kompensieren,<br />
da ja die Gehälter durch die besondere<br />
regelmäßige Arbeitszeit geringer sind.<br />
Deshalb wollen wir so schnell wie möglich die Rückkehr<br />
zur Vollbeschäftigung. Dies wird neben einem<br />
Ausstieg aus dem Berufsleben in Würde ein wichtiges<br />
Feld unserer berufspolitischen Verbandsarbeit<br />
sein.<br />
Doch lassen wir uns trotz aller Problem nicht die<br />
Freude an unserem Beruf nehmen. Dankbare, unsere<br />
Arbeit anerkennende Schüler sind ein schöner Lohn<br />
und Ansporn, in unserem Engagement nicht nachzulassen,<br />
damit es auch beim „Bildungsmonitor 2018“<br />
wieder heißt:<br />
The winner is... <strong>Sachsen</strong>.<br />
Ihr Steffen Pabst,<br />
Chefredakteur<br />
Personalia:<br />
Prof.Dr.Roland Wöller -<br />
Neuer sächsischer Kultusminister<br />
Prof. Roland Wöller mit Frau Corinna<br />
Prof. Dr. Roland Wöller wurde am 19. Juli 1970 in<br />
Duisburg geboren. Nach dem Abitur machte er eine<br />
Ausbildung zum Bankkaufmann. Anschließend studierte<br />
er Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der<br />
TU Berlin und der TU Dresden. Von Februar bis Oktober<br />
1999 arbeitete er als Chef des Leitungsbüros im<br />
Sächsischen Staatsministerium für Kultus, 1999 wurde<br />
er als Mitglied des Sächsischen Landtages gewählt.<br />
2002 promovierte Prof. Dr. Wöller an der TU<br />
Dresden. Ab 2003 arbeitete er als Professor für<br />
Volkswirtschaftslehre/Umweltökonomie an der Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft Dresden (FH).<br />
Von September 2007 bis zu seiner Berufung als<br />
Sächsischer Kultusminister war Prof. Dr. Roland Wöller<br />
Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft.<br />
Er ist verheiratet. (Quelle: http://www.sachsen-macht-schule.de)<br />
Der <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
gratuliert, wünscht viel Erfolg bei der<br />
Arbeit und hofft auf eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit!<br />
Auf dem diesjährigen Philologentag, am 27. September<br />
2008 im St.-Augustin-Gymnasium in Grimma,<br />
wird sich der neue Kultusminister erstmals mit einem<br />
Referat zum Thema „Studienorientierung am Gymnasium“<br />
den Lehrern vorstellen.<br />
� Noch Anmeldungen möglich!<br />
Philologentag 2008<br />
„Studienorientierung am Gymnasium – Ein Garant für beruflichen Erfolg“<br />
Sonnabend, 27.9.2008, 9.00-15.30 Uhr<br />
St. Augustin-Gymnasium, Klosterstraße 1, 04668 Grimma<br />
➜ ➜ ➜ ➜ Tagesordnung siehe Seite 15 ➜ ➜ ➜ ➜<br />
www.phv-sachsen.de, Tel. 0351-802 52 47, Fax 0351-890 10 33
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
das Sommerloch 2008 in punkto Bildung füllten die<br />
Presseleute sehr umfangreich und vielschichtig. Ob<br />
inhaltlich interessant sei dahingestellt.<br />
„Ein Pferd ohne Reiter ist ein Pferd.<br />
Ein Reiter ohne Pferd ist k e i n Reiter.“<br />
Immer neue Hiobsbotschaften rauschten in Bezug<br />
auf Lehrerbedarf der einzelnen Bundesländer durch<br />
den Blätterwald. Man kam sich schon vor wie im<br />
Profifußball. Immer neue Angebote der einzelnen<br />
Kultusministerien um den Lehrermangel Herr zu werden,<br />
ließen aufhorchen und gleichzeitig abschrecken.<br />
Einige Bundesländer bieten bspw. Verbeamtung bis<br />
zum 54. Lebensjahr, die Anerkennung der in einem<br />
anderen Bundesland geleisteten Dienstjahre oder<br />
individuelle Eingruppierungen für Lehrer mit Mangelfächern.<br />
Bayerns Kultusministerium sieht die<br />
Situation „dramatisch“, Hessen hat von 2.800 offenen<br />
Stellen 2.200 besetzt. Woher sind diese Lehrer<br />
wohl gekommen?. Jedenfalls stieß diese Werbekampagne<br />
im Nachbarland Rheinland-Pfalz auf heftige<br />
Kritik. NRW hat 60% seiner offenen Stellen mit<br />
Bewerbern aus anderen Bundesländern besetzt. Berlin<br />
denkt über eine Rückkehr zum Beamtenstatus für<br />
Lehrer nach, um den Standort für Pädagogen attraktiver<br />
zu machen. In Thüringen sieht man trotz Vollbeschäftigung<br />
und Verbeamtung in der erst 2010 erfolgenden<br />
Angleichung der Ostgehälter auf Westniveau<br />
einen großen Nachteil. Wie glücklich war ich da als<br />
ich las, dass die GEW vor einem großen Lehrermangel<br />
in <strong>Sachsen</strong> 2012 warnt. Da müssen wir uns ja<br />
vorerst mal keine Sorgen machen...<br />
In meinem Antrittgespräch mit unserem Staatsminister<br />
Prof. Dr. Roland Wöller habe ich auf den sich<br />
abzeichnenden Bedarf an Gymnasiallehrern hingewiesen.<br />
Schon in diesem Schuljahr fehlen in <strong>Sachsen</strong><br />
Lehrer fast aller Fachrichtungen. Natürlich, und auch<br />
darauf hat der PVS seit 2005 hingewiesen, ist dies<br />
territorial unterschiedlich. Dieses Problem kann man<br />
aber nicht mit sachsenweit vergleichenden Statistiken<br />
lösen. Hier bedarf es der Ausfüllung der Worthülse<br />
„eigenverantwortliche Schule“. Mit zentralistischer<br />
Betrachtungsweise gelingt das nicht.<br />
„Der Teich ist im Durchschnitt nur 20<br />
Zentimeter tief und trotzdem ist die Kuh<br />
ersoffen.“<br />
Der PVS nutzte die Gelegenheit des 1. Ministergespräches<br />
und forderte:<br />
■ Die Überprüfung des Bezirkstarifvertrages (BTV)<br />
mit der Option des Auslaufens zum Schuljahr<br />
2009/2010<br />
■ Die Schaffung einer Lehrerreserve von 5% in<br />
Mangelfächern<br />
Der PVS wies darauf hin, dass bundesweit 10.000<br />
Lehrer fehlen und dass es an der Zeit sei, Mittel einzusetzen,<br />
um Lehrer und Lehrernachwuchs in <strong>Sachsen</strong><br />
zu halten. Wenn man denkt, aus Kostengründen<br />
an der „besonderen Arbeitszeit“ festhalten zu müssen,<br />
werden vielleicht bald Forstleute Biologie unterrichten<br />
oder Programmierer Informatik.<br />
Frank Haubitz<br />
Der PVS fordert daher:<br />
1. Absenkung des Pflichtstundenmaßes von derzeit<br />
26 auf 25 Unterrichtsstunden<br />
2. Abminderungsstunden für Klassenleiter und<br />
Mentoren<br />
3. Verbeamtung der sächsischen Lehrer<br />
4. Eingruppierung der Lehrer in E 14<br />
5. Verlängerung des jetzt noch gültigen Tarifvertrages<br />
„Altersteilzeit“<br />
6. Zeitnahe Verrechnung der Mehrarbeitsstunden<br />
„Nichts ist ungerechter als der Versuch,<br />
Gleichheit unter Ungleichen zu erzeugen“<br />
Die Ergebnisse des Emnid-Institutes im Auftrag der<br />
Bertelsmannstiftung versucht nachzuweisen, dass<br />
dies aber gerade das ist, was das Volk will.<br />
Die Befragung von 1.519 Personen bestätigte<br />
angeblich den Reformwillen der Bevölkerung, das<br />
Bildungswesen in Richtung mehr Integration und<br />
Teilhabe zu verändern. Hierbei kann sich Deutschland<br />
an Ländern orientieren, die bei der Integration<br />
erfolgreicher sind, wie bspw. Finnland. Mich hat erschreckt,<br />
dass 60 Prozent der Ostdeutschen das Bildungssystem<br />
als ungerecht empfinden, 58 Prozent<br />
eine längere gemeinsame Schulzeit und davon 40<br />
Prozent dies bis zur Klasse 9 wünschen. 5 Prozent<br />
sind für den Ausbau der Ganztagsschulen. Eine Zahl<br />
die sich mit den Aussagen einer Umfrage zur Kindesentwicklung<br />
und Erziehung im Elternhaus deckt,<br />
denn dort waren 85 Prozent (!) der jungen Eltern der<br />
festen Meinung, die Schule müsse mehr Einfluss bei<br />
der Erziehung nehmen.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das zweigliedrige<br />
Schulsystem hat sich in <strong>Sachsen</strong> bewährt. Hieran, so<br />
der Minister, wird nicht gerüttelt. Ausbau der GTA –<br />
Ja, aber Abnahme der Elternpflichten – Nein.<br />
Wir halten an unseren bildungspolitischen<br />
Forderungen fest:<br />
1. Gymnasiale Bildung ab Klasse 5<br />
2. Obere Klassenstärke: 25 Schüler<br />
3. Beibehaltung des Zentralabiturs nach 8 Jahren als<br />
Zugangsvoraussetzung für ein Hochschulstudium<br />
4. Ablehnung von Hochschuleingangsprüfungen<br />
„Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge.<br />
Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen<br />
kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich<br />
orientieren kann und es braucht Gemeinschaften,<br />
in denen es sich aufgehoben<br />
fühlt.“<br />
(Prof. Dr. Gerald Hüter, Neurobiologe<br />
und Hirnforscher an der Universität Göttingen)<br />
Kurz und knapp: Eine Leitlinie für das kommende,<br />
vor uns liegende Schuljahr.<br />
Ich hoffe, Sie haben die unterrichtsfreie und Urlaubszeit<br />
zum Krafttanken genutzt und stehen wieder mit<br />
Freude und Motivation vor Ihren Klassen. Die Anforderungen,<br />
die es im Interesse unserer Schüler zu<br />
erfüllen gibt, werden nicht geringer. Die neue Oberstufe<br />
fordert einen jeden von uns in fachlicher Hinsicht,<br />
in der Orientierungsstufe sogar in punkto Sozialarbeiter.<br />
Unsere ehemaligen Schüler, die heute<br />
erfolgreich im Berufsleben stehen, uns mit Stolz von<br />
ihren Erfolgen berichten und sich sogar bedanken für<br />
das, was wir ihnen auf den Weg gegeben haben,<br />
bestätigen uns in unserer Arbeit.<br />
Auch hieraus tanken wir Energie, Mut und neue<br />
Kreativität. Das sind die Dinge, die der Lehrer in seiner<br />
Verantwortung für die Gesellschaft braucht,<br />
Schüler nicht nur mit Fakten und Wissen zu füttern,<br />
sondern Ihnen Mut zu machen auch Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Neben der Familie kommt der Schule hier eine<br />
größere Verantwortung zu. Bildung und Erziehung<br />
sind der Schlüssel für ein zukunftsträchtiges <strong>Sachsen</strong>.<br />
Bildung und Erziehung am Gymnasium heißt<br />
Schaffung eines verlässlichen Lernraumes, heißt<br />
Kreativität fördern, Ideen fordern, Leistungsfähigkeit<br />
garantieren, Werte vorzuleben und den Gemeinschaftssinn<br />
zu entwickeln. Das gelingt uns, in dem<br />
wir Vorbild sind und Visionen selbst vorleben, an<br />
denen sich unserer Schüler orientieren können. Wir<br />
brauchen ein Gymnasium, das unseren Schülern Aufgaben<br />
zur Entwicklung der eigenen Leistungsfähigkeit,<br />
Vorbilder und eine verlässliche Gemeinschaft<br />
bietet. Gymnasien als Lernraum, in welchem Freude<br />
am Lernen und Lehren herrscht, welches sich selbst<br />
als lernendes System begreift und sich stetig im Miteinader<br />
von Lehrern und Schülern und Eltern weiter<br />
entwickelt.<br />
Wir brauchen Ruhe, Zeit, Motivation und Anerkennung.<br />
Lassen Sie uns auch in diesem Schuljahr mit<br />
viel Energie diese Aufgaben lösen. Unser Beruf ist<br />
Berufung zur Entwicklung zukünftiger Verantwortungsträger<br />
und dieser werden wir auch im Schuljahr<br />
2008/2009 gerecht.<br />
Ihr Frank Haubitz, Vorsitzender des PVS<br />
ProPhil<br />
ProPhil 3/2008<br />
3
ProPhil<br />
Bewerben Sie sich doch gleich im Westen!<br />
Über vorbildliche Personalpolitik auf Sparflamme<br />
Unterricht ist ein<br />
Geschäft, was sich<br />
rechnen muss. Vor<br />
allem in Leipzig.<br />
Mangelfächer (Ethik,<br />
Latein, Sport, Naturwissenschaften,zunehmend<br />
auch<br />
moderne Fremdsprachen)<br />
werden bei<br />
Erkrankung oder<br />
plötzlicher Verrentung<br />
von Kollegen mit<br />
ständig wechselndem Personal verkürzt oder<br />
wochenlang gar nicht unterrichtet.<br />
Den Schülern wird vielerorts ein permanenter Lehrerwechsel<br />
zugemutet. Nicht alle Lehrer erteilen Noten<br />
auf die gleiche Weise – und Schüler haben bisweilen<br />
alle acht Wochen andere Lehrer vor sich.<br />
Wo bleibt da die Verlässlichkeit? Wie soll unter diesen<br />
Umständen Unterrichtsqualität entwickelt werden?<br />
Dabei werden <strong>Sachsen</strong>s Lehrer auch nicht jünger.<br />
Leipziger Absolventen wurde aber nun gesagt, sie<br />
sollten sich bloß keine Hoffnungen machen, hier eine<br />
Stelle zu bekommen. Bereits befristet eingestellte,<br />
4 ProPhil 3/2008<br />
junge Kollegen mit Mangelfächern wurden aufgefordert,<br />
sich für den Zeitraum nach Ablauf ihres Vertrages<br />
neu zu bewerben, anstatt ihnen die Chance auf<br />
Entfristung einzuräumen. Und die Bewerbungen<br />
blieben erfolglos!<br />
Kollegen und Schulleitungen wurden bis zum Schuljahresbeginn<br />
im Unklaren über ihre Zukunft gelassen<br />
– und müssen sich die Rüge dafür abholen, dass<br />
die Schüler des Leipziger Amtsbezirks die schlechtesten<br />
Abiturergebnisse im Landesvergleich haben.<br />
Blickt man nach Dresden, Chemnitz und Zwickau<br />
geht’s auch anders. Dort strickt man offenbar Personalpläne<br />
nicht mit einer Nadel, die auf Sparflamme<br />
kontinuierlich heiß gehalten wird.<br />
Für Referendare und junge Philologen ist klar: Das<br />
Verfahren der Stellenvergabe muss grundlegend<br />
reformiert werden – es muss fair, nachprüfbar und<br />
transparent werden.<br />
Konkrete Stellenausschreibungen müssen auch in<br />
<strong>Sachsen</strong> endlich her! Schulleitungen müssen ein Mitspracherecht<br />
bei der Auswahl der Bewerber haben,<br />
statt wie bisher bis kurz vor Schluss der Ferien oft<br />
nicht zu wissen, wen sie noch neu ein- oder ausplanen<br />
sollen. Wo gehen unsere zahlreichen einstigen<br />
Referendare hin? An freie Trägerschulen, die sich<br />
I. Zulassung und Bestehen der Abiturprüfung<br />
Ohne diejenigen Schüler, die wegen längerer Krankheit (auch zum Nachtermin) die Abiturprüfung noch nicht<br />
abschließen konnten:<br />
Anzahl Anteil<br />
Schüler der Jahrgangsstufe 12 insgesamt: 14.849<br />
Schüler, die am Ende des Kurshalbjahres 12/I zurückgetreten sind: - 263<br />
Schüler, die die Zulassung zur Abiturprüfung beantragt haben: = 14.586<br />
Schüler, die zur Abiturprüfung nicht zugelassen werden konnten: - 66<br />
Schüler die zur Abiturprüfung zugelassen wurden: = 14.520 100,0%<br />
darunter Wiederholer der Abiturprüfung des Vorjahres: 366<br />
Schüler, die das Abitur nicht bestanden haben: - 738<br />
Schüler, die das Abitur bestanden haben<br />
Bestehensquote: 94,9%<br />
= 13.782 94,9%<br />
(Vorjahre: 2003: 93,7%, 2004: 94,9%, 2005: 95,0%, 2006: 95,2%, 2007: 94,9%)<br />
Besondere Lernleistung: Teilnehmer: 450<br />
mittlerweile einen Stamm von jungen, talentierten,<br />
staatlich ausgebildeten Lehrern aufbauen können –<br />
und mitunter mehr Kontinuität ausstrahlen als die<br />
staatlichen Schulen.<br />
Oder sie gehen in Scharen in den Westen, die Auswanderer.<br />
Good bye <strong>Sachsen</strong>! Hessen und Baden-<br />
Württemberg räubern sich gegenseitig die Lehrer<br />
weg. NRW denkt auch übers Abwerben in anderen<br />
Ländern nach.<br />
Selbst <strong>Sachsen</strong>-Anhalt gilt mittlerweile als Westen.<br />
Einer unserer jungen Ethiklehrer wurde im September<br />
dort verbeamtet. In Leipzig fällt sein Unterricht<br />
unterdessen wieder aus. Man hatte hier keine Stelle<br />
für ihn.<br />
Sächsische Lehramtseinsteiger wollen gern hier bleiben,<br />
haben hier Familie und Freunde, sind hier verwurzelt.<br />
Doch wie wird mit ihnen umgegangen?<br />
Über den Stand ihrer Bewerbung informiert man sie<br />
kaum oder gar nicht. Viele fühlen sich hier unerwünscht,<br />
wenn sie immer wieder hören müssen:<br />
„Bewerben Sie sich doch gleich im Westen!“ <strong>Sachsen</strong><br />
kann es sich offenbar leisten…<br />
Thomas Langer,<br />
Vorsitzender AG Jungphilologen<br />
Auswertung der Abiturprüfung 2008<br />
an allgemein bildenden Gymnasien, Abendgymnasien und Kollegs im Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />
II. Erreichte Durchschnittsnoten auf den<br />
Zeugnissen der allgemeinen Hochschulreife:<br />
1,0 - 1,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,7%<br />
1,5 - 1,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17,0%<br />
2,0 - 2,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24,8%<br />
2,5 - 2,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28,4%<br />
3,0 - 3,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21,4%<br />
3,5 - 4,0: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,7%<br />
Durchschnittsnoten-Mittelwert: 2,4<br />
(Vorjahre:<br />
2003: 2,5 / 2004: 2,4 / 2005: 2,4 /<br />
2006: 2,4 / 2007: 2,4)<br />
Anzahl besonderer Lernleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Verteilung der erreichten Punkte in vierfacher Wertung<br />
283 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60 - 51<br />
118 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 - 39<br />
38 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 - 27<br />
11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 - 15<br />
0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 - 03<br />
0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 - 00
ProPhil<br />
Das Gymnasium St. Augustin zu Grimma ist heute ein ganz normales sächsisches Gymnasium. Es hat aber eine sehr<br />
interessante Geschichte. Es war eine der drei ehemaligen Fürstenschulen und damit eine voruniversitäre Lehranstalt für den<br />
Beamten - und Theologennachwuchs in <strong>Sachsen</strong>.<br />
Der Philosoph und Völkerrechtler Samuel von Pufendorf, der Kirchenliederdichter Paul Gerhardt waren Schüler der Fürstenschule,<br />
und in neuester Zeit Carmen Nebel und der sächsische Landespolitiker Herrmann Winkler.<br />
St. Augustin zu Grimma<br />
hat also eine wechselhafte Geschichte. Im Jahre<br />
1287 errichteten Augustinermönche in Grimma an<br />
der Mulde ein Kloster. Im Zuge der Reformation<br />
mussten sie es 1541 verlassen. Bereits 1543 erließ<br />
Herzog Moritz von <strong>Sachsen</strong> – ebenfalls als Auswirkung<br />
der Reformation – die neue Landesordnung,<br />
die vorsah, dass drei Klöster in <strong>Sachsen</strong> zu Landesschulen<br />
umgewandelt werden sollten.<br />
Dies betraf: Sankt Afra in Meißen, St. Marien zu<br />
Pforte bei Naumburg an der Saale (heute Schulpforta)<br />
und eines der Klöster in Merseburg. Die Merseburger<br />
Schulgründung scheiterte aber am Widerstand<br />
des Merseburger Bischofs. Deshalb wurde<br />
schließlich 1550 die dritte sächsische Landeschule<br />
im ehemaligen Augustiner-Emeriten-Kloster zu<br />
Grimma gegründet.<br />
Herzog Moritz von <strong>Sachsen</strong> verordnete: Man soll<br />
„für der Unterthanen Kinder und sonst für<br />
niemand drei Schulen aufrichten, nämlich<br />
zu Meißen für 70 Knaben, zu Merseburg für<br />
60, im Kloster Pforta für 100. Darinnen sollen<br />
diese samt ihren Schulmeistern, Baccalaureen<br />
und anderen nothdürftigen Dienern<br />
mit Essen, Lager, jährlich 100 Ellen Tuchs zu<br />
einem Rock und Anderem versehen, zu<br />
göttlichem Leben erzogen, in den Sprachen,<br />
Zucht und Tugenden unterwiesen werden,<br />
und sollten unter den 230 Knaben 76, der<br />
dritte Teil, nicht weniger und nicht mehr,<br />
von Adel sein.“<br />
Ferner verordnete Moritz:<br />
„Damit auf der Universität zu Leipzig die<br />
Sprachen, Künste und das Wort Gottes mit<br />
Fleiß gelehrt werde, habe er dieselbe mit<br />
2000 fl. jährlichen Einkommens über das,<br />
was sie zuvor gehabt, von den geistlichen<br />
Gütern begabt, weil aber das wöchentliche<br />
Kostgeld hoch gestiegen, solle in Leipzig an<br />
drei Orten ein gemeiner Tisch für die Studenten<br />
gehalten werden“.<br />
Weiter hieß es:<br />
„Und erstlich wollen wir verordnen, daß die<br />
Knaben an jedem Orte mit einem Christlichen<br />
Prediger sollen versehen seyn, und daß<br />
sie an einer Schulen, wie an der anderen,<br />
sollen gleichförmig gelehret, und zu rechter<br />
Stunde, zu Morgen, Mittag, Vesper und<br />
Abend gespeiset, und ob etliche schwach<br />
würden, nothdürftig gewahret und unterhalten<br />
werden.<br />
Es sollen auch jährlich jedem Knaben zehn<br />
Ellen Tuch zur Kleidung, etliche par Schue,<br />
eine Anzahl Papier, auch etliche Bücher<br />
gegeben werden...<br />
Es soll kein Knabe in diese Schule genommen<br />
werden, der nicht schreiben und lesen<br />
kan, auch keiner, der seines Alters unter<br />
eilff, oder über funfzehn Jahre ist.<br />
Wenn sie aber in der Schule angenommen,<br />
sollen sie sechs Jahre darinn unterhalten<br />
und gelehret werden, doch also, wo sie zu<br />
dem Studieren geschickt. Da aber einer darzu<br />
ungeschickt, ungehorsam oder sonst der<br />
Gelegenheit befunden, daß er nicht lernen<br />
könnte, dem Schulmeister nicht folgen,<br />
oder denen andern zu bösen Sitten und<br />
Exempel seyn würde, und davon nicht<br />
abstehen wolle, der soll zu jederzeit, nach<br />
des Schulmeisters Erkenntnis, aus der Schule<br />
gewiesen, und uns die Ursack durch ihn<br />
angezeigt werden.“<br />
Die Gründung der drei Landes- oder Fürstenschulen<br />
war für die Entwicklung und Ausgestaltung des<br />
höheren Schulwesens in <strong>Sachsen</strong> von weittragender<br />
Bedeutung, denn damit war nicht nur eine fest geregelte<br />
staatliche Fürsorge und Beaufsichtigung des<br />
höheren Schulwesens ausgesprochen. Sie bestimmten<br />
in der nächsten Zeit das Gepräge der städtischen<br />
Gymnasien wesentlich.<br />
Nicht selten kamen in den nächsten Jahrhunderten<br />
über die Schulen schwere äußere Bedrängnisse;<br />
namentlich wurden sie durch die unheilvollen<br />
Wogen des 30jährigen Krieges schwer betroffen,<br />
und wiederholt wurde dadurch der Schulbetrieb<br />
empfindlich gestört und das Bestehen derselben<br />
fast ganz in Frage gestellt.<br />
1820 wurde das alte Gebäude abgerissen und an<br />
gleicher Stelle ein neuer Bau errichtet, welcher 1828<br />
eingeweiht wurde. Dieser Bau ist während des 19.<br />
Jahrhunderts mehrfach erweitert worden, bis 1891<br />
König Albert der I. von <strong>Sachsen</strong> den heutigen – im<br />
Neorenaissancestil ausgeführten – Neubau einweihte.<br />
1924 wurde die Fürsten- und Landesschule in ein<br />
Reformgymnasium republikanischer Prägung umgewandelt<br />
und dann 1933 gleichgeschaltet. Gegen<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Unterricht<br />
abgebrochen und am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen.<br />
Im Jahre 1964 wurde die Schule dann<br />
zur Erweiterten Oberschule, die ab 1974 den<br />
Namen „Ernst Schneller“ trug.<br />
Das Stammhaus des Gymnasiums St. Augustin an der Mulde in Grimma<br />
Nach 1989 wurde das Gymnasium auf Beschluss<br />
der Schüler und Lehrer wieder in Gymnasium St.<br />
Augustin zu Grimma umbenannt. Es kam dann<br />
zu einer Schulfusion mit dem zweiten Gymnasium<br />
Grimmas, dem Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium.<br />
Im September 2008 findet der sächsische<br />
Philologentag im Gymnasium St. Augustin zu<br />
Grimma statt.<br />
Quellen:<br />
- Bunte Bilder aus dem <strong>Sachsen</strong>land Bd. 2 1892<br />
- Wikipedia<br />
Gudrun Schreiner<br />
ProPhil 3/2008<br />
5
ProPhil<br />
St. Augustin heute: Tradition, Vielfalt – und Größe<br />
„Pietati, virtuti, doctrinae“ prangt in goldenen<br />
Lettern über der großen Eingangstür im Innenhof des<br />
Gymnasiums St. Augustin zu Grimma. Der Leitspruch<br />
ermahnt die Schüler, fromm, tüchtig und gelehrsam<br />
zu sein – Lateinkenntnisse eingeschlossen.<br />
Zahlreiche Schülergenerationen haben es ihnen vorgemacht.<br />
Die Namen ihrer prominentesten Vertreter<br />
sind auf Ehrentafeln am Haupteingang verewigt:<br />
Samuel v. Pufendorf, Gustav F. Dinter, Nikolaus Krell,<br />
J.G.T. Grässe, Christian G. Lorenz, Ernst F.F. Chladni,<br />
L.F. Wilhelm Külz und natürlich Paul Gerhardt. Der<br />
neben Martin Luther wohl bedeutendste deutsche<br />
Kirchenlieddichter gehört zu den berühmtesten<br />
Augustinern. Anlässlich seines 400. Geburtstages im<br />
April 2007 gelangte das Gymnasium durch zahlreiche<br />
Veranstaltungen und Besuche von Pressevertretern<br />
auch überregional in die Medien.<br />
Mit 1.200 Schülern und 130 Kollegen (Stand: Schuljahr<br />
2007/08) gehört das St. Augustin nach der Fusion<br />
mit dem Gottfried-Seume-Gymnasium in Grimma<br />
sowie der Schließung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums<br />
Bad Lausick und des Sophien-Gymnasiums Colditz<br />
nunmehr auch zu den größten Gymnasien in<br />
<strong>Sachsen</strong>. Der Einzugsbereich seiner Schüler umfasst<br />
damit beinahe den gesamten ehemaligen Muldentalkreis.<br />
Unterrichtet wird an zwei Häusern, dem malerisch an<br />
der Mulde gelegenen Stammhaus und dem Seumehaus<br />
an der Colditzer Straße.<br />
Seit 1996 bietet das Gymnasium St.Augustin jährlich<br />
sachsenweit neben den Regelklassen zusätzlich eine<br />
Spezialklasse mit sprachlicher Vertiefung an. Schüler<br />
dieser Paragraph-4-Klassen erhalten neben einer<br />
Regelausbildung im mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Bereich eine vertiefte sprachliche Ausbildung<br />
in drei Fremdsprachen und lernen bereits ab<br />
der 5. Klasse Latein.<br />
Zielstellung dieser Klasse ist es, „vertiefte Allgemeinbildung<br />
auf besonders hohem Niveau zu vermitteln,<br />
Kreativität und Selbstständigkeit in besonderer<br />
Weise zu fördern, die fachliche Ausbildung in ausgewählten<br />
Bereichen zu vertiefen und zu erhöhter Leistungsbereitschaft<br />
in sozialer Verantwortung zu erziehen.“<br />
(Schulordnung Gymnasien vom 3.8.2004)<br />
St. Augustin bietet ab der 7. Klasse vier Profile an:<br />
Das gesellschaftswissenschaftliche, das sprachliche,<br />
das künstlerische und das naturwissenschaftliche<br />
Profil, welches von den meisten Schülern belegt<br />
wird. Je nach Profil und Vertiefungsrichtung können<br />
die Sprachen Englisch, Latein, Französisch, Russisch<br />
und Spanisch erlernt werden.<br />
Neu ist die Möglichkeit der bilingualen Ausbildung<br />
ab Klasse fünf. Erstmals wurde im Schuljahr 2008/09<br />
eine Klasse eigens dafür eingerichtet.<br />
Die vielfältigen Sprachenangebote am St. Augustin<br />
wurden durch die Zertifikate abgerundet, die in den<br />
elften und zwölften Klassen erworben werden können<br />
– in Russisch, Französisch (DELF) und Englisch<br />
(Cambridge).<br />
Augustiner errangen stets vordere Plätze beim Bundeswettbewerb<br />
Fremdsprachen, vordere Platzierungen<br />
auf Landesebene bei Mathematik- und Physik-<br />
6 ProPhil 3/2008<br />
Das Portal von St. Augustin<br />
Olympiaden, bei Jugend forscht, dem Geografie-<br />
Wettbewerb und Jugend trainiert für Olympia. Das<br />
St. Augustin ist eine Hochburg des Unihockeys.<br />
Den größten Erfolg verzeichnete im Herbst 2007 Jule<br />
Lieber mit ihrem ersten Preis beim Geschichtswettbewerb<br />
des Bundespräsidenten. Sie beschäftigte sich<br />
mit dem Internatsleben am St. Augustin und<br />
erforschte eine jahrhundertealte Tradition, die als<br />
Pennalismus bezeichnet wird: Älteren Schülern wurde<br />
Erziehungsverantwortung für die jüngeren übertragen.<br />
Dabei etablierten sie ihre eigenen Strafpraktiken<br />
bis hin zur Unterdrückung. Jule Lieber fand<br />
heraus, dass solche Rituale auch in den Jahren der<br />
DDR fortlebten, und es erst in den 1970er Jahren<br />
gelang, sie zurückzudrängen. Ihre Arbeit „Amboss<br />
oder Hammer sein? Wir waren Opfer und Täter!“<br />
Was vom Pennalismus am Gymnasium St. Augustin<br />
zu Grimma zu DDR-Zeiten noch geblieben ist, liegt<br />
mittlerweile auch als Buchveröffentlichung vor.<br />
Ihre Betreuerin, Herma Lautenschläger, Fachleiterin<br />
für Gesellschaftswissenschaften und PVS-Mitglied,<br />
wurde mit einem der drei Tutorenpreise ausgezeichnet.<br />
Ende Oktober 2007 erhielten beide ihre Preise aus<br />
der Hand von Bundespräsident Dr. Horst Köhler.<br />
Es macht sich hier sicherlich bezahlt, dass am St.<br />
Augustin schon seit Jahren Facharbeiten in Klasse 10<br />
geschrieben werden, und es durch die reiche Schultradition<br />
jede Menge zu erforschen gibt.<br />
Jule Lieber wird anlässlich des 558. Stiftungsfestes<br />
der Schule am 14. September 2008 auch den erstmals<br />
zu vergebenden Preis der Fürstenschüler-Stiftung<br />
erhalten.<br />
Bereits 2006 durfte mit Philipp Leipner ein Augustiner<br />
Dr. Horst Köhler auf seinen Staatsbesuchen in<br />
Afrika begleiten. Philipp war die Ehre zu teil geworden,<br />
weil seine Klasse den Schülerwettbewerb zur<br />
politischen Bildung mit einer Multi-Media-Präsentation<br />
zum Thema Afrika gewonnen hatte.<br />
Augustiner gehen aber auch ohne den Bundespräsidenten<br />
regelmäßig auf Tour: Seit mittlerweile 33 Jahren<br />
radeln sie in der jeweils letzten Schulwoche über<br />
das Erzgebirge nach Prag.An der siebentägigen Radfernfahrt<br />
über ca. 700 km kann nur teilnehmen, wer<br />
die Trainingsetappen in <strong>Sachsen</strong> besteht – und nicht<br />
gedopt ist. Seit vielen Jahren mit dabei sind die Kollegen<br />
Gudrun Hoffmann, Jens Negwer und Volker Beyrich.<br />
Jule Lieber bei der Preisverleihung durch Bundespräsident Horst Köhler
Andere wandern, angeführt von Deutschlehrer Jens<br />
Richter, einmal im Jahr von Grimma zu einer Theateraufführung<br />
nach Leipzig – wie einst Johann Gottfried<br />
Seume. Die Tradition des „Seumemarschs“<br />
besteht seit 10 Jahren.<br />
In der Regel fahren die Augustiner aber doch mit<br />
dem Bus in die Leipziger Theater. Seit 48 Jahren gibt<br />
es das traditionelle Theateranrecht. Generationen<br />
von Schülern erlebten hier bewegende Momente<br />
„auf den Brettern, die die Welt bedeuten“. Zum<br />
Abonnement gehören vier Besuche in der Leipziger<br />
Oper (Oper/Ballett) sowie der Musikalischen Komödie<br />
(Musical) und vier Besuche im Centraltheater<br />
(auch mit seiner kleinen Bühne „Skala“) inclusive<br />
Bustransfer ab Grimma. Mindestens einmal pro<br />
Schuljahr wird eine Theatervorstellung mit ausgewählten<br />
Schauspielern und/oder dem Dramaturgen<br />
bzw. Regisseur eingeleitet bzw. ausgewertet.<br />
Augustiner spielen aber auch selbst gern Theater.<br />
Unter der Leitung von Ursula Rüdiger begeistert vor<br />
allem das Improvisationstheater seine Zuschauer.Auf<br />
Zuruf aus dem Publikum lassen die Darsteller spontan<br />
die witzigsten Geschichten entstehen.<br />
Mona Trauer bringt mit ihrer Gruppe „Tagträumer“<br />
brisante Stoffe auf die Bühne. Unvergessen sind auch<br />
Jens Richters Aufführungen mit „Shakespeares<br />
Erben“.<br />
Großes Zuschauerlob erntet jährlich das Tanztheater<br />
unter der Leitung von Mandy Deuil.<br />
Wer sich im Winter sportlich betätigen und dabei<br />
noch etwas dazulernen möchte, kann an den Skilagern<br />
teilnehmen. Die Klassen 5-7 verbessern ihre<br />
Langlauftechniken im sächsischen Vogtland, die älteren<br />
Schüler üben sich im Bayerischen Wald im<br />
Abfahrtslauf.<br />
Einen wahren Boom erlebt seit der Fusion die Chorarbeit<br />
am St. Augustin. Schüler der Klassen 5-7 können<br />
erste Chorerfahrungen bei den „Augusteenies“<br />
unter der Leitung von Ilona Heßler sammeln. Im<br />
Jugendchor unter der Leitung von Tommy Vetter und<br />
Helga Metzner singen ca. 50 Schülerinnen und<br />
Schüler der Klassen 8-12. Das Repertoire umfasst<br />
Werke alter Meister, moderne Chorliteratur sowie<br />
Gospels und Spirituals. Besonderes Augenmerk wird<br />
auf Lieder des Kirchenlieder-Dichters und Alt-Augustiners<br />
Paul Gerhardt gelegt.<br />
Bei der Landesbegegnung „Schulen musizieren“ in<br />
Marienberg 2008 galt der Chor als einer der besten<br />
und wurde für eine Teilnahme an der Bundesbegegnung<br />
vorgeschlagen.<br />
Das Gymnasium St. Augustin unterhält ein verzweigtes<br />
Netzwerk langjähriger internationaler Partnerschaften<br />
mit Schulen in Frankreich, Russland und den<br />
USA. Regelmäßig reisen Schüler zum Austausch an<br />
das Lyceé Jean-Paul Sartre in Bron nahe Lyon, das<br />
Gymnasium No. 1911, Moskau und die Central High<br />
School in Grand Junction, Colorado. Die Teilnahme<br />
an einem solchen Austauschprogramm ist mit Sicherheit<br />
eines der nachhaltigsten Erlebnisse im Leben<br />
eines jungen Menschen – aber auch für die begleitenden<br />
Lehrer.<br />
In Erinnerungen schwelgen einmal jährlich die ehemaligen<br />
Augustiner bei ihrem Schwof. Zu Hunderten<br />
ProPhil<br />
reisen sie am letzten Wochenende vor Weihnachten<br />
aus ganz Deutschland nach Grimma. Für die Lehrer<br />
ist dies auch immer eine gute Gelegenheit zu erfahren,<br />
welchen Weg ihre Schüler eingeschlagen haben.<br />
Damit der Weg der Ausbildung und des Studiums<br />
nicht zu oft in Sackgassen oder Umleitungen mündet,<br />
engagieren sich Kollegen, Eltern und Schüler in<br />
zunehmendem Maße für die Berufs- und Studienorientierung.<br />
Hierfür findet jährlich ein Berufetag statt,<br />
auf dem sich die Schüler bei 40 Ansprechpartnern<br />
vorwiegend aus der Elternschaft über ihre berufliche<br />
Zukunft informieren können. Erfahrung trifft Neugier,<br />
heißt es da, und Eltern mit interessanten Berufen stehen<br />
den Jugendlichen Rede und Antwort.<br />
Eine andere Möglichkeit der Studienorientierung bietet<br />
die Partnerschaft mit der Telekom-Hochschule in<br />
Leipzig. Das Interesse für Mathematik wird nicht nur<br />
im Unterricht, sondern auch bei Vorträgen von Wissenschaftlern<br />
vor Schülern der Sekundarstufe II<br />
geweckt.<br />
Eine unverzichtbare Quelle von Informationen über<br />
das Schulleben am St. Augustin bieten die „Augustiner<br />
Blätter“. Die traditionsreiche Schulzeitschrift wurde<br />
nach der Wende von Harry Schuster wiederbelebt,<br />
der sie auch nach Jahren in Rente noch als Chefredakteur<br />
leitet. Die Redaktion der auch im Grimmaer<br />
Buchhandel erhältlichen Hefte setzt sich aus Schülern<br />
und Lehrern zusammen. Junge Journalisten erhalten<br />
hier die Möglichkeit ihr Talent zu entfalten.<br />
Abschließend sei noch von einem wahren Schatz<br />
berichtet. Die Schule hütet das Archiv der Fürstenschüler-Stiftung.<br />
Die Stiftung ist aus den Fürstenschüler-Vereinen<br />
von St. Afra und St. Augustin hervorgegangen<br />
und der Erinnerung an die beiden<br />
ehemaligen sächsischen Landesschulen gewidmet.<br />
Ansprechpartner sind die beiden Archivare Kurt<br />
Schwabe und Volker Beyrich, die jeden Dienstag in<br />
ihren Räumen in der 2. Etage des Stammhauses forschen<br />
und Besucher empfangen.<br />
Thomas Langer, St. Augustin-Gymnasium Grimma<br />
Individuelle Förderung erfordert Qualifikation<br />
Bildungsbarometer zeigt: Mangel an diagnostischer Kompetenz verhindert gezielte Förderung<br />
Ein eklatanter Mangel an diagnostischen Kompetenzen<br />
verhindert die zielgerichtete und maßgeschneiderte<br />
schulische Förderung. Dies ist ein Hauptergebnis<br />
der aktuellen Befragung des Bildungsbarometers.<br />
46% der befragten Lehrkräfte gaben an, wenig bis<br />
gar nicht mit diagnostischen Instrumenten vertraut<br />
zu sein.<br />
Bei der Frage wie Lehrkräfte vorgehen, um herauszufinden,<br />
ob einer Schüler etwas besonders gut oder<br />
schlecht kann, nennen 20% der Befragten einen Vergleich<br />
mit anderen Schülern herstellen, 18% fragen<br />
den Schüler selbst und lediglich 10% beziehen Personen<br />
ein, die über eine entsprechende Kompetenz<br />
verfügen.<br />
„Dieses Ergebnis ernüchtert, weil damit für die<br />
Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen keine Möglichkeit<br />
zur Objektivierung der Beurteilung gegeben<br />
ist“, so Prof. Dr. Reinhold S. Jäger vom Zentrum für<br />
empirische pädagogische Forschung (zepf). Mit diesem<br />
Hintergrund – so Jäger – „muss damit gerech-<br />
Der Treppenaufgang im St. Augustin<br />
net werden, dass bei einer Vielzahl von Kindern der<br />
Förderbedarf überhaupt nicht erkannt werden<br />
kann“.<br />
Die Lehrkräfte zählen aber zugleich einige Begrenzungen<br />
der Förderung auf: So verweisen 40% auf<br />
strukturelle Bedingungen, welche die Förderung<br />
erschweren, 27% nennen die fehlende Beteiligung<br />
der Akteure im Hinblick auf Motivation und Engagement<br />
und 6% verweisen auf eine Überfrachtung der<br />
Schule mit dem erzieherischen Auftrag.<br />
Da zugleich die Zusammenarbeit mit den Eltern mit<br />
Blick auf die Förderung als eher schlecht bezeichnet<br />
wird, sind Voraussetzungen gegeben, welche insgesamt<br />
eine gezielte Förderung an Deutschlands Schulen<br />
behindern.<br />
„Wir benötigen vornehmlich keine Veränderungen in<br />
den Strukturen des Bildungswesens, sondern den<br />
Willen, Förderung an jeder Schule als das wesentliche<br />
Ziel anzusehen. Zugleich muss jede Schule in die<br />
Lage versetzt werden, die Personalentwicklung im<br />
eigenen Kollegium so in die Hand zu nehmen, dass<br />
wenigsten ein Teil des Kollegiums diagnostische und<br />
Förderkompetenz besitzt“, kommentiert Jäger das<br />
Ergebnis der aktuellen Befragung des Bildungsbarometers.<br />
„Nur dann wird es gelingen, die Anzahl von<br />
jährlich 76.000 Schülerinnen und Schüler ohne einen<br />
Hauptschulabschluss bedeutsam zu senken. Die<br />
Bundesrepublik Deutschland muss alles unternehmen,<br />
um auf dem Weg über eine gezielte Förderung<br />
Chancengerechtigkeit zu verwirklichen“.<br />
Bei der Online-Befragung haben von über 1.500 Personen<br />
den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Dabei<br />
waren Eltern, Lehrer und Schüler zu jeweils einem<br />
Drittel vertreten.<br />
Das Bildungsbarometer wird in Kooperation zwischen<br />
dem Zentrum für empirische pädagogische<br />
Forschung (zepf) und der Schülerhilfe (Gelsenkirchen)<br />
realisiert.<br />
Weitere Informationen: www.bildungsbarometer.de<br />
ProPhil 3/2008<br />
7
ProPhil<br />
Aus den Regionen<br />
Zum Schuljahresbeginn in der Regionalstelle Bautzen<br />
Wie viele Kollegen in<br />
welchen Fächerkombinationen<br />
an verschiedenen<br />
Gymnasien der<br />
Region benötigt werden,<br />
war in einer Frühphase<br />
der Unterrichtsplanung<br />
Aushängen in<br />
den Lehrerzimmern zu<br />
entnehmen. Mehr als<br />
notwendig war die<br />
von den BTV-Tarifparteien<br />
ausgehandelte<br />
Stundenaufstockung in der SBA Bautzen. Insbesondere<br />
in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eintretenden<br />
Kolleginnen und Kollegen hinterließen<br />
erste tiefe Löcher in der Unterrichtsversorgung – und<br />
dies nicht nur an den Gymnasien der Region. Auch<br />
die Mittelschulabteilung „beorderte“ ans Gymnasium<br />
lediglich abgeordnete Kollegen wieder zurück an<br />
ihre Stammschule und verwährte sich dem Versetzungswunsch<br />
einiger Kollegen mit Blick auf die kommenden<br />
Schuljahre. Die Knappheit betrifft in diesem<br />
Schuljahr neben den naturwissenschaftlichen<br />
Schuljahresbeginn an den Gymnasien in der Regionalstelle Dresden<br />
Nachdem die Verhandlungen zur Umsetzung des BTV<br />
im Schuljahr 2008/09 abgeschlossen waren, konnte<br />
Anfang Juni mit der konkreten Vorbereitung des<br />
Schuljahres begonnen werden. Mit der Vereinbarung,<br />
dass alle Kollegen, die es wünschen auf 21,5 Unterrichtsstunden<br />
aufgestockt werden und auch der Aufstockungsumfang<br />
zum Ausgleich regionaler und<br />
fächerspezifischer Bedarfe den einzelnen Regionalstellen<br />
der SBA zur Kenntnis gegeben wurde, konnte<br />
die Planung für die einzelnen Gymnasien beginnen.<br />
Für die Regionalstelle Dresden standen neben der<br />
allgemeinen Aufstockung auf 21,5 Unterrichtsstunden<br />
weitere 30 Stellen zur Aufstockung zur Verfügung.<br />
Für das Landesgymnasium „St. Afra“ in<br />
Meißen, das der Hochbegabtenförderung dient, für<br />
das Schiller-Gymnasium Pirna, das eine bilinguale<br />
Ausbildung in Tschechisch auf Basis eines Staatver-<br />
Wenngleich die Verhandlungen<br />
zum<br />
BTV für das neue<br />
Schuljahr jedem Kollegen<br />
an den Gymnasien<br />
eine Unterrichtsstundenzahl<br />
von 21,5 Stunden<br />
ermöglichte, nahmen<br />
das nicht alle Kollegen<br />
in Anspruch, da<br />
sich ihnen so durch<br />
den in Aussicht<br />
gestellten freien Tag Aufwand und Nutzen in einem<br />
ökonomisch vernünftigeren Verhältnis darstellt.<br />
8 ProPhil 3/2008<br />
„Nachwuchsmangelfächern“ wie Mathematik, Physik,<br />
Biologie und Latein erstmals auch das Fach Englisch.<br />
Dass die Gehaltsangebote des Freistaates nicht<br />
gerade verlockend sind, hat auch in diesem Jahr wieder<br />
einige junge Kollegen in benötigten Mangelfächern<br />
davon abgehalten, ihre Zelte bei uns aufzustellen.<br />
So waren zahlreiche Versetzungen oder Abordnungen<br />
vor allem in den Speckgürtel um Dresden notwendig,<br />
um die Unterrichtsversorgung in Grundbereich<br />
zu sichern. So sind in diesem Jahr wieder<br />
einmal viele Kollegen „on the road again“. Aber<br />
auch im Oberland sind die Schülerzahlen an den<br />
Gymnasien auf hohem Niveau sehr stabil. Neben<br />
dreizügigen Klassen in Seifhennersdorf und Zittau<br />
und trotz des sechszügigen Geschwister-Scholl-Gymnasiums<br />
in Löbau wurden daher auch am evangelischen<br />
Von-Zinzendorf-Gymnasium gleich zwei neue<br />
Klassen aufgenommen sowie die eigene gymnasiale<br />
Oberstufe eingerichtet. Damit wächst auch an diesem<br />
Gymnasium die Zahl der beschäftigten Kollegen.<br />
Gleich sechs neue Kollegen konnte auch Schulleiter<br />
Günther Kiefer im Johanneum in Hoyerswerda<br />
begrüßen, die nach Stellenanzeigen in den verschie-<br />
trages anbietet und<br />
für das Elitegymnasium<br />
des Sports in Dresden<br />
waren Aufstockungen<br />
im Umfang<br />
von rund 9 Stellen<br />
notwendig, damit<br />
diese Gymnasien ihre<br />
speziellen Aufgaben<br />
erfüllen können. Für<br />
SBI, SBA und SMK<br />
wurden rund drei Stellen<br />
zur Aufstockung<br />
verwandt. Die verbleibenden 18 Stellen werden zur<br />
Aufstockung von fächerspezifischem Bedarf an den<br />
Gymnasien verwandt.<br />
Die insgesamt nur geringe Zahl für individuelle Auf-<br />
Die Situation in den sprachlichen Fächern, insbesondere<br />
im Fach Latein – auch bei uns sind „Lateinlehrer<br />
so etwas wie die Blaue Mauritius“ (Zitat des Bildungsministers<br />
des Landes Brandenburg), aber auch<br />
in den Fächern Ethik, Religion und teilweise in den<br />
Naturwissenschaften – regional differenziert betrachtet<br />
– führte zu gehörigen Kraftanstrengungen<br />
bei der Herbeiführung von Lösungen. Dennoch<br />
konnte sowohl der Grund- als auch der Ergänzungsbereich<br />
mit 100% abgesichert werden. Dies gelang<br />
durch zusätzliche Aufstockungen. Dadurch konnte<br />
auch vermieden werden, dass Kollegen wegen geringer<br />
Stundenzahlen unangemessene Fahrzeiten bei<br />
Ab-ordnungen zu realisieren hätten. Abordnungen<br />
ließen sich aber nicht gänzlich ausschließen, was<br />
densten Lokalzeitungen ihren Weg in die Lausitzer<br />
Heide gefunden haben. Die Bedeutung der Gymnasien<br />
in privater Trägerschaft ist auch in der Bautzener<br />
Region hoch.<br />
Mit Mitteln des Schulbauprogrammes des Freistaates<br />
waren im vergangenen Schuljahr auch in zahlreichen<br />
Gymnasien die Handwerker unterwegs. Dabei<br />
kommen die Schulträger in ganz unterschiedliche Art<br />
und Weise ihrer Verantwortung nach guten Lehr- und<br />
Lernbedingungen zur Erhöhung der Unterrichtsqualität<br />
nach. Als vorbildlich kann man hierbei die Kernsanierung<br />
des Sorbischen Gymnasiums und Schulzentrums<br />
sowie des Philipp-Melachthon-Gymnasiums<br />
in Bautzen herausheben, wo jetzt unter sehr<br />
guten Bedingungen unterrichtet werden kann. Auch<br />
das Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasium wird<br />
nach der im kommenden Frühjahr abgeschlossenen<br />
Kernsanierung des so genannten B-Gebäudes gute<br />
Arbeitsbedingungen bieten, die dann auch weniger<br />
Stress für die Kollegen bedeuteten. Andere Schulträger<br />
sollten sich diese Sanierung zum Vorbild nehmen.<br />
Hubertus Kaiser, Mitglied im BPR Bautzen<br />
stockungen führt auch zu Problemen.Wenn man das<br />
gesamte Arbeitspotenzial im Gymnasialbereich<br />
betrachtet, so kann man den Unterricht im Grundbereich<br />
und dem Ergänzungsbereich laut Verwaltungsvorschrift<br />
absichern. Im Gegenteil, statistisch verbleibt<br />
sogar ein pädagogisches Plus.Wie aber so oft,<br />
liegt der Teufel im Detail. Arbeitsvermögen und<br />
Bedarf sind für die einzelnen Fächer ungleich verteilt.<br />
So sind Religion, Latein, Musik, Mathematik, Informatik,<br />
Physik und Chemie mittlerweile in verschieden<br />
Regionen und Gymnasien Mangelfächer. Um<br />
das Arbeitspotenzial entsprechend optimal auszunutzen,<br />
waren deshalb leider Abordnungen in größerem<br />
Umfang gegenüber dem vorangegangenen<br />
Schuljahr notwendig.<br />
Markus Gretzschel, Mitglied im BPR Dresden<br />
Das neue Schuljahr hat in der Regionalstelle Zwickau der SBA begonnen<br />
natürlich zu Belastungen der betroffenen Kollegen<br />
führt. Auch wenn zum Ende des letzten Schuljahres<br />
bei dieser Maßnahme zunächst viele Emotionen die<br />
Oberhand gewannen, haben sich dann diese Kollegen<br />
durch eine rationale Betrachtungsweise und<br />
eine engagierte Einstellung der Situation gestellt.<br />
Dabei wünschten sich zahlreiche Kollegen mehr<br />
Wertschätzung durch ihre Schulleitungen.<br />
Deutlich profitieren wird die Arbeit an den Gymnasien<br />
durch die Zuweisung eines Pädagogischen Plus<br />
an jede gymnasiale Einrichtung in unserer Regionalstelle.<br />
Cornelia Schneider,<br />
Mitglied im BPR Zwickau
Erneute Abordnung an eine andere Schule<br />
Gemäß § 67 Abs. 7 SächsPersVG unterliegen Abordnungen<br />
von Lehrkräften für die Dauer von bis zu<br />
zwölf Monaten nur der Mitbestimmung, wenn die<br />
Abordnung über das Ende eines Schuljahres andauert.<br />
Das bedeutet, dass die Abordnung für lediglich<br />
ein Schuljahr nicht der Mitbestimmung unterliegt. So<br />
genannte „Kettenabordnungen“, die über ein Schuljahr<br />
hinausgehen, sind jedoch mitbestimmungspflichtig.<br />
Ist bereits bei der ersten Abordnung absehbar,<br />
dass die Abordnung verlängert wird, handelt es<br />
sich um eine einheitliche Abordnung. Unerheblich ist<br />
in diesem Fall ihre Unterteilung in zwei oder mehrere<br />
Abschnitte. Bei einer Kettenabordnung ist es auch<br />
ohne Bedeutung, ob solche Abordnung immer zu<br />
derselben oder nacheinander zu verschiedenen<br />
Dienststellen erfolgen.<br />
Allerdings gilt dies nur, wenn die Kettenabordnungen<br />
nahtlos und ohne Wiederbegründung der<br />
Dienstpflicht bei der Stammdienststelle erfolgen.<br />
Ausgenommen werden Unterbrechungen durch Feiertage<br />
oder arbeitsfreie Wochenenden. Ebenso<br />
unschädlich ist ein zwischen den Abordnungen liegender<br />
Urlaub, wenn der Dienst in der Stammdienststelle<br />
nicht wieder aufgenommen worden war. Ebenfalls<br />
nicht beachtlich wäre eine Unterbrechung<br />
zwischen zwei Abordnungen, die nur deshalb vorgenommen<br />
wurden, um Mitbestimmungsrechte des<br />
Personalrats zu umgehen. Für eine derartige Umgehung<br />
von Mitbestimmungsrechten kann es ein Indiz<br />
sein, wenn Abordnungen so angeordnet werden,<br />
dass sie lediglich durch eine unterrichtsfreie Zeit<br />
unterbrochen werden.<br />
ProPhil<br />
Wird eine Abordnung für die Dauer eines Schuljahres<br />
ausgesprochen, ist die Abordnung bereits für ein Jahr<br />
ausgesprochen. Gemäß § 33 Abs. 1 Sächsisches<br />
Schulgesetz beginnt das Schuljahr am 1. August und<br />
endet am 31. Juli des folgenden Kalenderjahres. Die<br />
Abordnung ist somit für zwölf Monate ausgesprochen.<br />
Schließt sich dann unmittelbar eine Abordnung<br />
an, ist diese mitbestimmungspflichtig. Ist bereits zum<br />
Zeitpunkt der ersten Abordnung vorhersehbar, dass<br />
die Abordnung länger als das Schuljahr andauern<br />
soll, wäre bereits bei der ersten Abordnung der Personalrat<br />
zu beteiligen.<br />
Stefan Sommer, dbb tarifunion<br />
Referent Geschäftsbereich Grundsatz, Dienstrecht<br />
und Mitbestimmung<br />
Rechtssicherheit beim Kopieren aus Schulbüchern auch über den<br />
31.7.2008 hinaus<br />
Nach schwierigen Verhandlungen konnten die Länder<br />
mit der Zentralstelle Fotokopieren an Schulen<br />
(ZFS) und dem Verband der Schulbuchverlage (VdS)<br />
nunmehr eine Einigung über den Abschluss eines<br />
neuen Gesamtvertrages zur Vergütung von Ansprüchen<br />
nach § 53 Abs. 3 UrhG für das Fotokopieren<br />
von Schulbüchern erzielen.<br />
Diese gesamtvertragliche Lösung stellt sicher, dass<br />
auch in Zukunft die im Schulbetrieb notwendigen<br />
Kopien zu angemessenen Bedingungen und ohne<br />
übermäßigen Verwaltungsaufwand angefertigt werden<br />
können. Ohne eine solche Vereinbarung, wäre<br />
es den Lehrkräften mit Auslaufen des Moratoriums<br />
verwehrt geblieben, Kopien aus zum Unterrichtsge-<br />
brauch bestimmten Werken herzustellen, außer der<br />
Schulaufwandsträger hätte entsprechende Lizenzen<br />
bei den Rechtsinhabern erworben.<br />
Für das Zustandekommen einer gesamtvertraglichen<br />
Lösung haben sich die kommunalen Spitzenverbände<br />
mit großen Engagement eingesetzt. Sie haben<br />
darauf hingewiesen, dass die Kopiertätigkeit in den<br />
Schulen keine Gefahr für den Schulbuchmarkt darstellt<br />
und dass sich das pauschale Ausgleichssystem<br />
bewährt hat. Der Gesamtvertrag soll zunächst mit<br />
einer Laufzeit bis zum 31.12.2010 geschlossen werden.<br />
Für das Jahr 2009 ist die Durchführung einer<br />
repräsentativen Erhebung zum Umfang des Fotokopierens<br />
an Schulen geplant. Sobald eine verlässliche<br />
Überprüfen Sie den Arbeitsplan Ihres Personalrates<br />
„Der Dienststellenleiter hat die Personalvertretung<br />
zur Durchführung ihrer Aufgaben rechtzeitig und<br />
umfassend zu unterrichten und die in Absatz 1<br />
(gemeint ist § 73) genannten Angelegenheiten auf<br />
Verlangen mit ihr zu erörtern. Ihr sind die hierfür<br />
erforderlichen Unterlagen vorzulegen.“<br />
Dieser Anspruch der Personalvertretung ist gesetzlich<br />
niedergelegt, im SächsPersVG in § 73 Abs. 2. Das<br />
umfassende Informations- und Erörterungsrecht<br />
bezieht sich auf alle mit dem Personal im Zusammenhang<br />
stehenden Arbeitsaufgaben. Gerade mit<br />
dem Beginn des neuen Schuljahres fallen damit eine<br />
Reihe von wichtigen Anhörungstatbeständen an.<br />
Dazu gehören z.B. die Einsichtnahme in:<br />
■ Lehraufträge, Stundenpläne und Zimmerpläne<br />
■ Aufteilung des Stundenpools (Ergänzungsbereich,<br />
pädagogisches Plus)<br />
Liebe Mitglieder,<br />
erstmals präsentieren wir Ihnen auf der nachfolgenden Doppelseite unseren<br />
Jahresplaner zum Heraustrennen. Viele Mitglieder äußerten uns gegenüber<br />
den Wünsch, neben dem Lehrerkalender im A5-Format einen Schuljahresplaner<br />
im A3-Format zu erhalten, in dem auf einem Blick wichtige Termine und Eckpunkte<br />
des laufenden Schuljahres ersichtlich sind.<br />
■ Aufsichtspläne (gleichmäßige, sinnvolle Verteilung)<br />
■ Verteilung der zusätzlichen Aufgaben<br />
■ Planung langfristiger Fort- und Weiterbildungen<br />
■ Absprache über die Prinzipien bei der Durchführung<br />
von Wanderfahrten und Exkursionen<br />
■ Vorschlagsrecht für Leistungsprämien<br />
■ Durchführung geplanter Veranstaltungen, welche<br />
außerhalb des Dienstrechtes liegen und die<br />
Anwesenheit der Lehrkräfte voraussetzt (z.B. Tag<br />
der offenen Tür an einem Sonnabend)<br />
Die im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
zwischen Personalrat und Schulleitung erörterten<br />
Probleme sollten auf einer sachlichen Basis stehen<br />
und letztlich der Erfüllung der Dienststellenaufgaben<br />
dienen. Bei allen, im Rahmen der<br />
Anhörung durchgeführten Erörterungen gilt: Der Per-<br />
Datengrundlage vorliegt, werden die Parteien über<br />
einen Anschlussvertrag ab 2011 verhandeln.<br />
Während der Laufzeit des Vertrages werden Länder<br />
und Rechteinhaber gemeinsame Informationsangebote<br />
zum Fragenkreis des Schutzes geistigen Eigentums<br />
für Schulen und Lehrkräfte erarbeiten.<br />
Da der Gesamtvertrag derzeit noch erarbeitet wird,<br />
soll auf Zusicherung des VdS das gegenwärtig noch<br />
geltende Moratorium bis zum Abschluss des<br />
Gesamtvertrages entsprechend verlängert werden.<br />
Ein rechtsfreier Raum dürfte damit nicht entstehen.<br />
(nach einer Information des Deutschen Städtetages)<br />
sonalrat kann seine grundsätzlichen Bedenken<br />
gegenüber der Schulleitung äußern. Es leitet sich<br />
allerdings daraus kein Anspruch auf die Umsetzung<br />
der gestellten Forderungen ab. Jedoch ist eine Schulleitung<br />
schlecht beraten, wenn sie auf begründete<br />
Sachargumente nicht eingeht, immerhin repräsentiert<br />
der Personalrat das Kollegium und vertritt deren<br />
Interessen.<br />
In diesem Schuljahr ist eine sehr hohe Zahl von Lehrern<br />
abgeordnet oder versetzt worden. Hierzu gilt:<br />
Wenn die Abordnung nicht über das Schuljahresende<br />
hinausreicht, ist der Personalrat nicht in der Mitbestimmung.<br />
Ist man mit der Abordnung nicht einverstanden,<br />
hilft nur noch der Rechtsschutz des<br />
Berufsverbandes, dessen Mitglied man ist.<br />
Gerhard Pöschmann,<br />
Stellvertretender Vorsitzender des PVS<br />
Neben bereits sachsenweit feststehenden Terminen (Ferien, Orientierungsarbeiten,<br />
Abitur u. a.) haben Sie die Möglichkeit, die für Ihre Schule und für Sie wichtigen<br />
Termine einzutragen.<br />
Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise sind wir immer dankbar, um diesen<br />
Planer auch in Zukunft für Sie optimal zu gestalten.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein erfolgreiches Schuljahr 2008/09.<br />
ProPhil 3/2008<br />
9
ProPhil Jahresterminplan 2008/09<br />
UT 05 August 2008 UT 22 September 2008 UT 12 Oktober 2008 UT 19 November 2008 UT 15 Dezember 2008 UT 20 Januar 2009<br />
Neujahr<br />
Sommerferien 2008<br />
Tag der deutschen Einheit<br />
Beginn 12/II<br />
Tag d. o. Tür - Unis/HS<br />
01<br />
Do<br />
02<br />
Fr<br />
03 Sa<br />
04 S0<br />
05<br />
074 Mo<br />
06<br />
075 Di<br />
07<br />
076 Mi<br />
08<br />
077 Do<br />
09<br />
078 Fr<br />
10 Sa<br />
11 S0<br />
12<br />
079 Mo<br />
13<br />
080 Di<br />
14<br />
081 Mi<br />
15<br />
082 Do<br />
16<br />
083 Fr<br />
17 Sa<br />
18 S0<br />
19<br />
084 Mo<br />
20<br />
085 Di<br />
21<br />
086 Mi<br />
22<br />
087 Do<br />
23<br />
088 Fr<br />
24 Sa<br />
25 S0<br />
26<br />
089 Mo<br />
27<br />
090 Di<br />
28<br />
091 Mi<br />
29<br />
092 Do<br />
30<br />
093 Fr<br />
31 Sa<br />
01<br />
059 Mo<br />
02<br />
060 Di<br />
03<br />
061 Mi<br />
04<br />
062 Do<br />
05<br />
063 Fr<br />
06 Sa<br />
07 S0<br />
08<br />
064 Mo<br />
09<br />
065 Di<br />
10<br />
066 Mi<br />
11<br />
067 Do<br />
12<br />
068 Fr<br />
13 Sa<br />
14 S0<br />
15<br />
069 Mo<br />
16<br />
070 Di<br />
17<br />
071 Mi<br />
18<br />
072 Do<br />
19<br />
073 Fr<br />
20 Sa<br />
21 S0<br />
22<br />
Mo<br />
23<br />
Di<br />
24<br />
MI<br />
25<br />
Do<br />
26<br />
Fr<br />
27 Sa<br />
28 S0<br />
29<br />
Mo<br />
09<br />
01 Sa<br />
02 S0<br />
03<br />
040 Mo<br />
04<br />
041 Di<br />
05<br />
042 Mi<br />
06<br />
043 Do<br />
07<br />
044 FR<br />
08 Sa<br />
09 S0<br />
10<br />
045 Mo<br />
11<br />
046 Di<br />
12<br />
047 Mi<br />
13<br />
048 Do<br />
14<br />
049 Fr<br />
15 Sa<br />
16 S0<br />
17<br />
050 Mo<br />
18<br />
051 Di<br />
19<br />
Mi<br />
20<br />
052 Do<br />
21<br />
053 Fr<br />
22 Sa<br />
23 S0<br />
24<br />
054 Mo<br />
25<br />
055 Di<br />
26<br />
056 Mi<br />
27<br />
057 Do<br />
28<br />
058 Fr<br />
29 Sa<br />
30 S0<br />
O-Arbeit MA (8)<br />
16<br />
07<br />
14<br />
10<br />
PVS-Personalratsschulung<br />
Leipzig<br />
17<br />
08<br />
15<br />
11<br />
01<br />
006 Mo<br />
02<br />
007 Di<br />
03<br />
008 Mi<br />
04<br />
009 Do<br />
05<br />
010 Fr<br />
06 Sa<br />
07 S0<br />
08<br />
011 Mo<br />
09<br />
012 Di<br />
10<br />
013 Mi<br />
11<br />
014 Do<br />
12<br />
015 Fr<br />
13 Sa<br />
14 S0<br />
15<br />
016 Mo<br />
16<br />
017 Di<br />
17<br />
O-Arbeit DEU (6)<br />
018 Mi<br />
18<br />
O-Arbeit DEU (8)<br />
019 Do<br />
19<br />
020 Fr<br />
20 Sa<br />
21 S0<br />
22<br />
021 Mo<br />
23<br />
O-Arbeit EN (6)<br />
01 022 Di<br />
24<br />
023 Mi<br />
25<br />
O-Arbeit EN (8)<br />
024 Do<br />
26<br />
025 FR<br />
27 Sa Philologentag Grimma<br />
28 S0<br />
29<br />
026 Mo<br />
30<br />
O-Arbeit MA (6)<br />
02 027 Di<br />
01<br />
Fr<br />
02 Sa<br />
03 S0<br />
04<br />
Mo<br />
05<br />
Di<br />
06<br />
Mi<br />
07<br />
Do<br />
08<br />
Fr<br />
09 Sa<br />
10 S0<br />
11<br />
Mo<br />
12<br />
Di<br />
13<br />
Mi<br />
14<br />
Do<br />
15<br />
Fr<br />
16 Sa<br />
17 S0<br />
18<br />
Mo<br />
19<br />
Di<br />
20<br />
Mi<br />
21<br />
Do<br />
22<br />
Fr<br />
23 Sa<br />
24 S0<br />
25<br />
001 Mo<br />
26<br />
002 Di<br />
27<br />
003 Mi<br />
28<br />
004 Do<br />
29<br />
005 Fr<br />
30 Sa<br />
31 S0<br />
PVS-Personalratsschulung<br />
Chemnitz<br />
01<br />
028 Mi<br />
02<br />
029 Do<br />
03<br />
Fr<br />
04 Sa<br />
05 S0<br />
06<br />
030 Mo<br />
07<br />
03 031 Di<br />
08<br />
032 Mi<br />
09 PR<br />
033 Do<br />
10<br />
034 Fr<br />
11 Sa<br />
12 S0<br />
13<br />
035 Mo<br />
14<br />
04 036 Di<br />
15<br />
037 Mi<br />
16 PR<br />
038 Do<br />
17<br />
039 FR<br />
18 Sa<br />
19 S0<br />
20<br />
Mo<br />
21<br />
05 Di<br />
22<br />
Mi<br />
23<br />
Do<br />
24<br />
Fr<br />
25 Sa<br />
26 S0<br />
27<br />
Mo<br />
28<br />
06 Di<br />
29<br />
Mi<br />
30<br />
Do<br />
31<br />
Fr<br />
18<br />
Beginn Vorbereitungswoche<br />
Buß- und Bettag<br />
Zeugnis 12/I<br />
Herbstferien 2008<br />
Weihnachtsferien 2008<br />
12<br />
19<br />
1. Unterrichtstag<br />
1. Feiertag<br />
2. Feiertag<br />
13<br />
letzter Tag -<br />
Abgabe Versetzungswünsche<br />
30<br />
Di<br />
Silvester<br />
31<br />
MI<br />
Reformationstag<br />
UT .... Unterrichtstage
ProPhil Jahresterminplan 2008/09<br />
UT 10 Februar 2009 UT 22 März 2009 UT 15 April 2009 UT 18 Mai 2009 UT 19 Juni 2009 UT 00 Juli 2009<br />
Sommerferien 2009<br />
01<br />
Mi<br />
02<br />
Do<br />
03<br />
Fr<br />
04 Sa<br />
05 S0<br />
06<br />
Mo<br />
07<br />
Di<br />
08<br />
Mi<br />
09<br />
Do<br />
10<br />
Fr<br />
11 Sa<br />
12 S0<br />
13<br />
Mo<br />
14<br />
Di<br />
15<br />
Mi<br />
16<br />
Do<br />
17<br />
Fr<br />
18 Sa<br />
19 S0<br />
20<br />
Mo<br />
21<br />
Di<br />
22<br />
Mi<br />
23<br />
Do<br />
24<br />
FR<br />
25 Sa<br />
26 S0<br />
27<br />
Mo<br />
01<br />
01<br />
Tag der Arbeit<br />
01<br />
Pfingstmontag<br />
01 S0<br />
20 01 S0<br />
22 126 Mi<br />
Fr<br />
Mo<br />
02<br />
02<br />
02<br />
02 Sa<br />
02<br />
BLF-EN<br />
094 Mo<br />
104 Mo<br />
127 Do<br />
03 S0<br />
30 160 Di<br />
03<br />
03<br />
03<br />
04<br />
03<br />
FRANZÖSISCH ABI 08<br />
095 Di<br />
105 Di<br />
128 Fr<br />
141 Mo<br />
161 Mi<br />
04<br />
04<br />
04 Sa<br />
05<br />
04<br />
Bildungsempfehlung<br />
MATHEMATIK ABI 08<br />
BLF-MA<br />
096 Mi<br />
106 Mi<br />
05 S0<br />
27 142 Di<br />
162 Do<br />
05<br />
05<br />
06<br />
06<br />
05<br />
KU/BIO/CH ABI 08<br />
Zeugnis 12/II<br />
097 Do<br />
107 Do<br />
129 Mo<br />
143 Mi<br />
163 Fr<br />
06<br />
Halbjahreszeugnis 06<br />
07<br />
07<br />
06 Sa<br />
RUSSISCH ABI 08<br />
098 Fr und Zeugnis 11/I 108 Fr<br />
130 Di<br />
144 Do<br />
07 S0<br />
35<br />
07 Sa<br />
07 Sa<br />
08<br />
08<br />
08<br />
LATEIN ABI 08<br />
08 S0<br />
08 S0 23 131 Mi<br />
145 FR<br />
164 Mo<br />
09 09<br />
09 09 Sa<br />
09<br />
Winterferien 2009<br />
Osterferien 2009<br />
Mo<br />
109 Mo<br />
Do<br />
10 S0<br />
31 165 Di<br />
10<br />
10 PR PVS-Personalratsschulung 10<br />
11<br />
10<br />
Karfreitag<br />
Di<br />
110 Di<br />
Görlitz<br />
Fr<br />
147 Mo<br />
166 Mi<br />
11<br />
11<br />
11 Sa<br />
12<br />
11<br />
MI<br />
111 Mi<br />
12 S0<br />
148 Di<br />
167 Do<br />
12<br />
12 PR PVS-Personalratsschulung 13 13<br />
12<br />
Ostermontag<br />
Do<br />
112 Do<br />
Leipzig<br />
Mo<br />
149 Mi<br />
168 Fr<br />
13<br />
13<br />
14<br />
14<br />
13 Sa<br />
Fr<br />
113 Fr<br />
Di<br />
150 Do<br />
14 S0<br />
36<br />
14 Sa<br />
14 Sa<br />
15<br />
15<br />
15<br />
mündl. Prüfg. ABI 08<br />
15 S0<br />
15 S0 24 Mi<br />
151 FR<br />
169 Mo<br />
16 16<br />
16<br />
16 Sa<br />
16<br />
zus. MÜNDL. ABI 08<br />
Mo<br />
114 Mo<br />
Do<br />
17 S0<br />
32 170 Di<br />
17<br />
17 PR PVS-Personalratsschulung 17<br />
18<br />
17<br />
mündl. Prüfg. ABI 08 zus. MÜNDL. ABI 08<br />
Di<br />
115 Di<br />
Chemnitz<br />
Fr<br />
152 Mo<br />
171 Mi<br />
18<br />
18<br />
18 Sa<br />
19<br />
18<br />
mündl. Prüfg. ABI 08 zus. MÜNDL. ABI 08<br />
Mi<br />
116 Mi<br />
19 S0<br />
28 153 Di<br />
172 Do<br />
19<br />
19 PR PVS-Personalratsschulung 20<br />
20<br />
19<br />
mündl. Prüfg. ABI 08<br />
Do<br />
117 Do<br />
Dresden<br />
132 Mo<br />
154 Mi<br />
173 Fr<br />
20<br />
20<br />
21<br />
21<br />
20 Sa<br />
Himmelfahrt<br />
Fr<br />
118 Fr<br />
133 Di<br />
Do<br />
21 S0<br />
37<br />
21 Sa<br />
21 Sa<br />
22<br />
22<br />
22<br />
unterrichtsfreier Tag<br />
22 S0 21 22 S0<br />
25 134 Mi<br />
Fr<br />
174 Mo<br />
23<br />
23<br />
23<br />
23 Sa<br />
23<br />
zweites Halbjahr u. 11/II<br />
EN-praktisch ABI 08<br />
099 Mo<br />
119 Mo<br />
135 Do<br />
24 S0<br />
33 175 Di<br />
24<br />
24<br />
24<br />
25<br />
24<br />
mündl. Prüfg. ABI 08<br />
100 Di<br />
120 Di<br />
136 Fr<br />
155 Mo<br />
176 Mi<br />
25<br />
25 PR PVS-Personalratsschulung 25 Sa<br />
26<br />
25<br />
mündl. Prüfg. ABI 08<br />
101 Mi<br />
121 Mi<br />
Reichenbach<br />
26 S0<br />
29 156 Di<br />
177 Do<br />
26<br />
26<br />
27<br />
27<br />
26<br />
letzter Schultag<br />
DEUTSCH ABI 08 mündl. Prüfg. ABI 08<br />
102 Do<br />
122 Do<br />
137 Mo<br />
157 Mi<br />
178 Fr Zeugnisausgabe<br />
27<br />
27<br />
28<br />
28<br />
27 Sa<br />
ENGLISCH ABI 08 mündl. Prüfg. ABI 08<br />
103 Fr<br />
123 Fr<br />
138 Di<br />
158 Do<br />
28 S0<br />
28 Sa<br />
28 Sa<br />
29<br />
29 mündl. Prüfg. ABI 08 29<br />
GESCHICHTE ABI 08<br />
Sommerferien 2009<br />
29 S0 26 139 Mi<br />
159 Fr<br />
BLF-DE Mo<br />
30<br />
30<br />
30 Sa<br />
30<br />
PHYSIK ABI 08<br />
124 Mo<br />
140 Do<br />
31 S0 Pfingstsonntag 34 Di<br />
31<br />
Unterrichtstage - ges. 177<br />
125 Di<br />
28<br />
Di<br />
29<br />
Mi<br />
30<br />
Do<br />
31<br />
Fr
ProPhil<br />
Schulische Vielfalt statt integrierte Einfalt! –<br />
Sechs Feststellungen<br />
Die Schulstrukturdebatte könnte und müsste für<br />
Deutschland eigentlich längst erledigt sein. Weil es<br />
aber immer noch und immer wieder Leute gibt, die<br />
an die Segnungen der Gesamt-, Gemeinschafts- und<br />
Einheitsschule glauben, muss diese Debatte nach<br />
wie vor geführt werden. Die Befürworter des gegliederten<br />
Schulwesens haben deshalb auch keinen<br />
Grund, sich zufrieden zurückzulehnen; und selbst die<br />
große Volkspartei, die sich das gegliederte Schulwesen<br />
auf die Fahnen geschrieben hat, die CDU also,<br />
würde gut daran tun, das gegliederte Schulwesen<br />
noch offensiver als bislang zu verteidigen. Die Argumentation<br />
müsste wie nachfolgend verlaufen.<br />
1. Die Empirie bestätigt zweifelsfrei: Gesamtschule<br />
in Deutschland hat Jahrzehnte durchschlagender<br />
Erfolglosigkeit hinter sich. Die Tatsache, dass bei PISA<br />
mit Finnland ein Gesamtschulland gut abgeschnitten<br />
hat, sagt herzlich wenig aus. Immerhin sind es auch<br />
Gesamtschulländer, die am Ende der PISA-Tabelle<br />
stehen: Brasilien und Mexiko! Apropos Finnland:<br />
Dort hat man Rahmenbedingungen, die paradiesisch<br />
sind – zum Beispiel durchschnittlich 120 Schüler pro<br />
Schule und 18 Schüler pro Klasse, extra Förderlehrer<br />
für die Schwächeren und nur 1,2 Prozent Migrantenquote.<br />
Trotzdem gibt es laut Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) kaum ein Land, in dem Schüler so<br />
unzufrieden mit Schule sind wie dort. Und es gibt<br />
kaum ein Land, in dem unter Jugendlichen die<br />
Arbeitslosenquote, die Alkoholikerrate und die Suizidantenrate<br />
so hoch sind wie in Finnland. Viel näherliegend<br />
und interessanter als internationale Vergleiche<br />
ist freilich die Tatsache, dass die deutsche<br />
Gesamtschule jahrzehntelang in allen einschlägigen<br />
Studien schlecht abgeschnitten hat: in den Studien<br />
der Professoren Fend, Wottawa, Regenbrecht und<br />
Aurin sowie in den Studien TIMSS, BIJU und LAU und<br />
vor allem in PISA 2000, 2003 und 2006. Die durchschlagende<br />
Erfolglosigkeit deutscher Gesamtschule<br />
ist den Steuerzahler übrigens teuer zu stehen<br />
gekommen. Man weiß aus NRW und aus Hamburg,<br />
dass Gesamtschule um rund 25 bis 30 Prozent teurer<br />
ist als Schule des gegliederten Schulwesens.<br />
Unzulässig ist auch die Behauptung, Gesamtschule<br />
habe sich in Deutschland nie so richtig entfalten können,<br />
denn sie sei ja nie die Schule für alle Schüler<br />
geworden. Dazu kann man nur sagen: In einer freien<br />
Gesellschaft mit ihren marktwirtschaftlichen Prinzipien<br />
kann es nicht sein, dass sich irgendein Anbieter<br />
seiner Mitwettbewerber entledigt und ein Monopol<br />
beansprucht, nur damit er sich nicht mehr an anderen<br />
messen lassen muss.<br />
2. Gegliedertes Schulwesen ist kein Wert an sich.<br />
Seinen Wert entfaltet es erst im Kontext mit relativ<br />
verbindlichen Lehrplänen im Kernbereich, mit einer<br />
eindeutigen Fächerstruktur, mit einem transparenten<br />
Leistungsprinzip sowie mit einer frühen Differenzierung<br />
nach einer vierjährigen Grundschule. Was den<br />
Zeitpunkt der Differenzierung betrifft, so sagen<br />
die bekannten Studien der Professoren Kurt Heller<br />
(München), Peter Roeder (Berlin) und Rainer Lehmann<br />
(Berlin) eindeutig aus: Sechsjährige Grundschule<br />
oder integrierte Orientierungsstufe bringt<br />
nichts – weder kognitiv noch sozial. Hellers Fazit lautet:<br />
„Eine Verlängerung der vierjährigen Grundschu-<br />
12 ProPhil 3/2008<br />
le würde keine erkennbaren Vorteile, wohl aber mit<br />
Sicherheit Nachteile für viele Grundschüler mit sich<br />
bringen.“ Und weiter: „Bislang existieren keine Studien,<br />
die höhere Trefferquoten nach einer fünf- oder<br />
sechsjährigen Grundschulzeit nachweisen konnten.“<br />
Roeders Fazit lautet: „Die Leistungen nach sechsjähriger<br />
Grundschule liegen erheblich unter denen<br />
von Schülern, die den Wechsel aufs Gymnasium<br />
bereits nach der 4. Grundschulklasse vollzogen<br />
haben. Für Englisch und Mathematik beträgt der<br />
Unterschied etwa eine Standardabweichung.“ Das<br />
heißt: Der Rückstand der Schüler mit sechs statt mit<br />
vier Schuljahren gemeinsamer Grundschule beträgt<br />
mehr als ein Schuljahr. Von besonderer Eindeutigkeit<br />
ist die Studie mit dem Titel ELEMENT von Prof. Rainer<br />
Lehmann (Berlin) vom April 2008. Im Rahmen dieser<br />
Studie wurden 4.700 Berliner Schüler getestet. Die<br />
zentralen Ergebnisse dieser Studie lauten: Kinder<br />
werden durch eine sechsjährige Grundschule<br />
gebremst: Der Rückstand am Ende der 6. Grundschulklasse<br />
beträgt im Lesen eineinhalb Jahre, in<br />
Mathematik und Englisch zwei Jahre (im Vergleich<br />
mit Schülern, die nach der 4. Klasse in eine weiterführende<br />
Schule gehen können). Zwei Extrajahre<br />
bringen zudem keinerlei Abbau sozialer Disparitäten.<br />
Die soziale Schere öffnet sich sogar noch weiter. Vor<br />
allem stärkere Schüler werden zu wenig gefördert.<br />
3. Die Behauptung, ein gegliedertes Schulwesen sei<br />
ein sozial selektives Schulwesen ist ein Schauermärchen.<br />
Stattdessen gilt: Soziale Selektivität gibt es in<br />
allen nationalen Schulsystemen. Dort wo es sie auf<br />
dem Papier nicht gibt, gibt es sie deshalb nicht, weil<br />
dort eine Studienberechtigung nahezu flächendeckend<br />
vergeben wird (Beispiel: Japan 92,7 Prozent,<br />
Russische Föderation 83,2 Prozent). Viele internationale<br />
Vergleiche der sogenannten Abitur- und<br />
Akademikerquoten sind also statistische Artefakte,<br />
denen eine Gleichsetzung von Quote mit Qualität<br />
zugrunde liegt. Statistische Artefakte sind auch die<br />
Angaben über die sogenannte soziale Durchlässigkeit.<br />
Beispiel: Wenn die Tochter eines finnischen<br />
Hafenarbeiters Krankenschwester wird, dann gilt<br />
sie – ausgestattet mit einem Hochschulstempel – als<br />
Beleg für die soziale Durchlässigkeit des dortigen<br />
Schulwesens; wenn in Deutschland die Tochter eines<br />
VW-Arbeiters Krankenschwester wird, dann gilt sie –<br />
da ohne Hochschulstempel – als Beleg für die mangelnde<br />
soziale Durchlässigkeit des deutschen Bildungswesens.<br />
Ansonsten wurde in der sogenannten<br />
Life-Studie von Prof. Helmut Fend Anfang 2008 festgestellt:<br />
Gesamtschule in Deutschland hat die Chancen<br />
zum sozialen Aufstieg in den letzten drei Jahrzehnten<br />
keineswegs verbessert. Festzuhalten ist<br />
zudem: Es war das gegliederte Schulwesen, das die<br />
Quote der Studierberechtigten in den alten Ländern<br />
Deutschlands binnen drei Jahrzehnten verfünffacht<br />
und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung<br />
verdreifacht hat. Außerdem kommen mittlerweile<br />
je nach Bundesland zwischen 44 und 50 Prozent<br />
der Studienberechtigten nicht aus einem<br />
Gymnasium und überwiegend nicht aus bürgerlichen<br />
Elternhäusern.<br />
4. Ein „Knackpunkt“ des gegliederten Schulwesens<br />
ist das Thema „Durchlässigkeit“. Ein gegliedertes<br />
Schulsystem realisiert Durchlässigkeit – und zwar<br />
in vertikaler und in horizontaler Hinsicht: Horizontal<br />
durchlässig ist es, weil es einen Wechsel der Schulformen<br />
unter entsprechenden Leistungsvoraussetzungen<br />
zulässt. Vertikal durchlässig ist es, indem es keine<br />
Sackgassen kennt. Sogar die Abschlüsse der zu<br />
Unrecht gescholtenen Hauptschule stellen keine<br />
Sackgassen dar, sondern sie sind Anschlüsse an<br />
anspruchsvolle berufliche Bildung oder an weitere<br />
Schulbesuche bis hin zur Hochschulreife. Die horizontale<br />
Durchlässigkeit hat ihre Grenzen freilich dort,<br />
wo es um den Erhalt der eigenständigen Profile der<br />
Schulformen geht, denn unbegrenzte horizontale<br />
Durchlässigkeit setzte eine völlige Einebnung der<br />
Schulformprofile voraus. Wohl noch nicht ganz ausgereizt<br />
sind die Möglichkeiten der vertikalen Durchlässigkeit.<br />
Sie sind in reichem Maße vorhanden, sie<br />
werden aber verschiedentlich noch zu wenig<br />
genutzt. Gleichwohl gilt: Es gibt keinen Abschluss<br />
ohne Anschluss! Das ist eine Chance und zugleich<br />
eine Herausforderung für das berufsbildende Schulwesen!<br />
Es leistet jetzt schon in erheblichem Maße<br />
„Aufstiegsbildung“. Schließlich ist dieser Bildungsbereich<br />
geprägt von einem hohen Differenzierungsgrad;<br />
immerhin gibt es mindestens sieben berufsbildende<br />
Schularten: Berufsschule, Fachschule,<br />
Berufsfachschule, Wirtschaftsschule, Fachakademie,<br />
Fachoberschule, Berufsoberschule. Mit günstigeren<br />
Rahmenbedingungen könnten diese Institutionen<br />
noch mehr in Sachen „vertikale Durchlässigkeit“ leisten.<br />
5. Ebenfalls nicht ausgereizt sind die Möglichkeiten<br />
des gegliederten Schulwesens hinsichtlich Individualisierung.<br />
Gegliedertes Schulwesen muss noch mehr<br />
zur Chiffre für Individualisierung werden. Dazu sei<br />
folgende Forderung erhoben: Gebt den Schulen über<br />
eine volle 100-Prozent-Lehrerversorgung hinaus<br />
einen Topf an fünf Prozent Lehrerstunden. Mit diesen<br />
fünf Prozent (bei einer Schule mit 750 Schülern sind<br />
das ca. 50 Wochenstunden) kann man in Krankheitszeiten<br />
Unterrichtsausfall vermeiden; in den vielen<br />
anderen Wochen kann man Förderkurse für Spitzenund<br />
für Risikoschüler einrichten. (Am Rande: Im Zuge<br />
der demographischen Entwicklung sind diese Verbesserungen<br />
sogar kostenneutral machbar!)<br />
6. Die Zukunft des gegliederten Schulwesens entscheidet<br />
sich an allen Schulformen, an deren Solidität<br />
und deren Zukunftsfähigkeit. Was die Gymnasien<br />
betrifft, so muss man sich wohl weniger Sorgen<br />
machen. Sorgen bereitet die Hauptschule – nicht als<br />
Hauptschule, sondern weil sie von der Öffentlichkeit<br />
völlig zu Unrecht in eine Schmuddelecke gestellt<br />
wurde.Will sagen:Wir brauchen endlich eine Offensive<br />
für die Hauptschüler. Daran müssen Politik,<br />
Arbeitsmarkt/Wirtschaft, Wissenschaft gleichermaßen<br />
mitwirken. Dazu gehört es, dass die Hauptschulen<br />
bzw. die Schulen mit Hauptschulbildungsgang<br />
wegen ihrer herausfordernden Schülerschaft<br />
hinsichtlich Lehrerstunden, Klassengröße und Ganztagsbetreuung<br />
besonders günstige Rahmenbedingungen<br />
bekommen.<br />
Josef Kraus,<br />
Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL)
Gymnasium ist mehr... als Unterricht<br />
Gymnasium Dreikönigschule Dresden: „Schule mit Idee 2008“<br />
KUNST trifft WISSENSCHAFT<br />
Betritt man die Dreikönigschule, sieht man eine Tafel:<br />
„Stätte des Wohlverhaltens und der Schönen Künste“.<br />
Das lateinische Original beschreibt das, wofür<br />
das Gymnasium auf der Louisenstraße steht.<br />
Auf dem Weg der Profilierung unseres Gymnasiums<br />
und der Suche nach der ganz eigenen Identität<br />
folgen wir vielleicht dem Gedanken Maxim Gorkis:<br />
Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt,<br />
die Kunst ihre Seele.<br />
Gewachsene Traditionen auf musisch-künstlerischem<br />
Gebiet wollen wir intensiver verbinden mit dem<br />
Potenzial des naturwissenschaftlichen Profils, die<br />
Vernetzung der Fachdisziplinen innerhalb der Profile<br />
dabei zum Einen jahrgangsübergreifend zusammenführen<br />
und darüber hinaus beide Profile, unter einer<br />
gemeinsamen Zielstellung arbeitend, miteinander<br />
verknüpfen.<br />
Eine solche Verknüpfung erfordert einen „Roten<br />
Faden“, eine gemeinsame Zielstellung und so führte<br />
uns unsere Ideenfindung zur Thematik – Mystisches<br />
und Skurriles. Hauptarbeitsfeld sollte neben dem<br />
regulären Profilunterricht der Fächerverbindende<br />
Unterricht auf Profilbasis sein.<br />
Die Wissenschaft, die Wissen schafft<br />
Die Schüler beider Profile der Jahrgangsstufen 8, 9<br />
und 10 fanden Umsetzungsideen zu den Lehrplaninhalten<br />
mit dem Blick auf eine erlebnisorientierte Präsentation<br />
zu den Tagen der Künste und Wissenschaften<br />
unseres Gymnasiums vom 10.-19.3.2008 im<br />
Projekttheater Louisenstraße, mit dem uns eine<br />
langjährige Zusammenarbeit verbindet und Vorhaben,<br />
wie diesem, ganz spezielle Möglichkeiten eröffnet.<br />
Dieses Projekt ist wohl einzigartig in der Dresdner<br />
Schullandschaft, präsentieren in diesem doch ca.<br />
220 Schüler, 19 Lehrer und 2 Studentinnen ihre<br />
Unterrichtsergebnisse im öffentlichen Raum, auf der<br />
Bühne eines Theaters und füllen über 10 Tage hinweg<br />
den Spielplan mit außergewöhnlichen multimedialen,<br />
populärwissenschaftlichen und künstlerisch<br />
vielfältigen Präsentationen auf ansprechendem<br />
Niveau und stoßen damit auf eine große Publikumsresonanz.<br />
Dieses Projekt erstreckt sich jeweils über die Dauer<br />
eines Schuljahres und bereitet am Ende schon das<br />
neue vor. Es reicht dabei von der Ideenfindung, der<br />
Arbeit an den einzelnen Themengebieten, der Entwicklung<br />
der Szenen und Texte durch Auseinandersetzung<br />
mit Literatur und Themen unserer Zeit, dem<br />
Kreieren von Lösungswegen, von Installationen und<br />
Raumkonzepten, dem Entwickeln von Versuchsreihen<br />
zur Untersuchung selbst gestellter Thesen und<br />
deren Präsentationsmöglichkeiten, dem Erstellen von<br />
Requisiten, Kostümen, Lichtplänen zur Inszenierung,<br />
dem Arrangieren und Einstudieren von Klangcollagen<br />
und Musik in ihrer ganzen Vielfalt bis hin zu multimedialer<br />
Aufbereitung und Planungstätigkeiten.<br />
Wie finanzieren wir dieses Projekt, wie können wir<br />
Sponsoren gewinnen, auf welche Weise wollen wir<br />
für unsere Aufführungen werben, wie moderiert man<br />
einen wissenschaftlichen Abend in einem Theater,<br />
wird das überhaupt Publikum anlocken? All diesen<br />
Fragen stellen sich die Schüler in Zusammenarbeit<br />
mit ihren Lehrern auf partnerschaftlicher Ebene.<br />
Diese Schüler- und Lehrerzahl zusammenzuführen<br />
erfordert eine umfassende Abstimmung und Koordinationsarbeit,<br />
innovative Wege der Strukturierung<br />
von Unterricht, eine klare Zielstellung und Aufgabenverteilung.<br />
Diese oblag der Projekt- und Schulleitung.<br />
Es ist erstaunlich, welche Potenzen in dieser<br />
Konstellation geweckt und genutzt werden konnten.<br />
So bastelten Informatiker, Naturwissenschaftler,<br />
Musiker und Deutschlehrer an einer Veranstaltung,<br />
Schüler des Mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Profils beschäftigten sich mit dem Thema Kommunikation<br />
auf wissenschaftlicher Basis und setzten es<br />
multimedial als Vortragsreihe in einem Theater unter<br />
Nutzung dessen Spezifika um, Schüler des künstlerischen<br />
Profils erarbeiteten am Computer einen Lichtplan<br />
für die Inszenierungen, wandten ihre Informatikkenntnisse<br />
bei Bildbearbeitung, Plakat-, Programmheftgestaltung,<br />
dem Drehen und Schneiden<br />
von Filmmaterial und der Kreation und Produktion<br />
von Buttons und Werbematerial an.<br />
Die entstandenen 10 abendfüllenden Veranstaltungen<br />
sind dabei unglaublich vielseitig. So begannen<br />
diese Tage mit der Eröffnung einer Vernissage des LK<br />
Kunst 11 unter dem Titel KlangRaum mit einer Performance<br />
und der Inszenierung „Ein Flieger & Herz-<br />
Kontrastprogramm“ von vier Schülerinnen der Klasse<br />
12, die als Kult-Tour-In-Team ihre Leidenschaft und<br />
erworbenen Fähigkeiten aus dem Künstlerischen<br />
Profil ganz eigenständig weiterführen. Es folgte die<br />
Nacht der Wissenschaften, wo Schüler mit Knicklichtern<br />
und Experimenten zur Lumineszenz verblüfften,<br />
auf faszinierende Weise die Funktion und Wirkung<br />
von Licht und Farben bei Mensch und Tier und<br />
Erscheinungsformen und Entwicklung der Kommunikation<br />
untersuchten.<br />
Sternennacht und Sternenstreit, eine Collage von<br />
Texten bekannter und (noch) unbekannter Autoren<br />
ProPhil<br />
Das Flieger & Herz Kontrastprogramm<br />
überraschend präsentiert, ist das Ergebnis des Leistungskurses<br />
Deutsch Klasse 11, welcher vergleichende<br />
Gedichtinterpretationen aus dem Unterricht<br />
nach einem selbst entwickelten Drehbuch mit<br />
Schülertexten auch anderer Klassenstufen zu einer<br />
spannend, abwechslungsreichen, szenischen Lesung<br />
zusammenführte und wirkungsvoll mit Schülern aus<br />
Klasse 5 und 10 gemeinsam inszenierte.<br />
Die Musik, Bestandteil fast aller in diesen Tagen<br />
stattfindenden Veranstaltungen sollte jedoch auch<br />
einen ganz eigenen Rahmen erhalten und so fand<br />
das Konzert „standards and other songs“ seine<br />
schon traditionelle Präsenz. Die Breite musikalischen<br />
Könnens wurde dargeboten von einer Schülerband,<br />
einer Formation ehemaliger Schüler, einmalig gastierender<br />
Schüler und Lehrer und einer speziellen Chorformation.<br />
Auch für diesen Abend wurde der Theaterraum<br />
mit seinen räumlichen Besonderheiten und<br />
technischen Möglichkeiten für die künstlerische<br />
Umsetzung genutzt, Projektionen und Moderationen,<br />
ebenso von Schülern ausgewählt, entwickelt<br />
und vorgetragen, waren informatives und unterhaltendes<br />
Bindeglied.<br />
Zwei Lehramtsstudentinnen, die unser Gymnasium<br />
und unsere Idee während eines Praktikums kennen<br />
lernten, setzten sich mit Schülern der Klasse 8-11 im<br />
Rahmen der AG Dreikönigspieler frei nach Shakespeare<br />
auf sehr moderne Weise mit der Thematik Liebe<br />
und ihren skurrilen Erscheinungsformen künstlerisch<br />
vielfältig auseinander. Die lebensnahe<br />
Umsetzung gestaltet ein Casting für eine Romeound-Julia-Inszenierung<br />
und bindet moderne Kunstformen,<br />
wie Breakdance und Ausdruckstanz, als<br />
auch Film ein. Das Publikum wird dabei interaktiv<br />
einbezogen.<br />
ProPhil 3/2008<br />
13
ProPhil<br />
Romeo und Julia – Das Casting<br />
Den Höhepunkt dieser Präsentationstage, stellte<br />
wohl die Gemeinschaftsproduktion des künstlerischen<br />
Profils dar, welche alle Schüler des Profils einband<br />
und nach gemeinsam ausgeklügelter Logistik<br />
das Publikum während des Abends vom Dachboden<br />
bis in den Keller an 9 verschiedene Schauplätze führte<br />
und dabei alle Spielarten von Theater demonstrierte.<br />
So waren ein Schattentheater auf dem Dachboden,<br />
eine mystische Rockmusikszene im Keller,<br />
Schwarzlichttheater mit Musik und Tanz im Theatersaal<br />
und eine skurrile Pantomime zu einem Ritterstreich<br />
ebenso zu erleben, wie mitreißende Wortgefechte<br />
in einem Dialog an einer italienischen<br />
Wäscheleine aus Fenstern zweier Gebäudeflügel<br />
über den Hof gespielt, welchen das Publikum queren<br />
musste. Im Foyer des Theaters gestaltete sich eine<br />
Szene ganz aus Schlagzeilen der Bravo, in einem<br />
„Kinderspielzimmer“ wurden Barbiepuppen lebendig<br />
– welch dramaturgisch und darstellerische Vielfalt.<br />
Die Verbindung der einzelnen Szenen und die<br />
Führung des Publikums von Ort zu Ort erfolgte durch<br />
Figuren wie z.B. Hausmeister, Elfe, Wahrsagerin usw.,<br />
die aus einer skurril gestrickten Eingangsszene ihr<br />
Spiel begannen und nach und nach das schon durch<br />
am Einlass mit umgehängten Symbolketten präparierte<br />
Publikum auf die Reise durch die Welt des Theaters<br />
entführte. Am Ende dieser abenteuerlichen Reise<br />
trafen neben dem Publikum auch alle Darsteller zu<br />
einem großen Finale wieder im Theatersaal ein.<br />
Nicht enden wollender Beifall, ein überfüllter Zuschauerraum<br />
sind der Lohn dieser Anstrengungen.<br />
Aus diesem Erfolg erwächst die Motivation für Neues.<br />
14 ProPhil 3/2008<br />
Doch damit ist dieses Projekt<br />
nicht beendet. Schüler des<br />
Web-Teams des Gymnasiums<br />
fotografierten, filmten, schrieben<br />
aktuelle Artikel für die<br />
Homepage, aber auch Lehrer,<br />
Eltern, Freunde filmten und<br />
fotografierten. Dieses Bild-,<br />
Ton-, und Filmmaterial gilt es<br />
nun zu erfassen, zu sichten<br />
und für Dokumentationen zu<br />
bearbeiten, welche dann zum<br />
Schulfest am Jahresende ihre<br />
Präsentation erfahren werden.<br />
Dieses umfassende Projekt<br />
kurz zu beschreiben, bedeutet<br />
Vieles weg zu lassen. Nachfragen sind also<br />
erwünscht. Erwähnt werden muss, dass wir erstmalig<br />
auch mit dem gesamten künstlerischen Profil in<br />
ein gemeinsames Trainingslager gefahren sind und<br />
mit professionellen Theaterschaffenden zusammenarbeiteten,<br />
um auf Profilbasis einen Fächerverbindenden<br />
Unterricht der besonderen Art zu gestalten.<br />
Die Naturwissenschaftler arbeiteten vor Ort. In der<br />
Neue Nikolaischule – Gymnasium Leipzig<br />
„Schüler führen Schüler“<br />
Bereits zum 2. Mal, nach 2004 erhielt das Neue<br />
Nikolaigymnasium dieses Jahr die Prämierung zur<br />
„Schule mit Idee 2008“. Das Projekt „Schüler führen<br />
Schüler“ bietet seit seinem Start und der Gründung<br />
der gleichnamigen Schülerfirma durch Herrn Brandt,<br />
einen Lehrer der Schule, 2004, ausgewählten<br />
Schülern der Jahrgangsstufen 9 und 10 die Möglichkeit,<br />
eine Ausbildung neben der Schule zu Schülergästeführern<br />
zu absolvieren. Dabei lernen sie deutsche,<br />
sächsische und Leipziger Geschichte kennen, wie<br />
man mit Kindern und Jugendlichen auf Stadtführungen<br />
umgeht und wie man sich rhetorisch präsentiert.<br />
Nach bestandenen Prüfungen durch die IHK zu Leipzig<br />
und die Partnerfirma Leipzig Tourist und Marke-<br />
ting (LTM) dürfen die Schüler dann in der Schülerfirma<br />
als Cityguides ihresgleichen den Charme Leipzigs<br />
näher bringen. Mit Schnupperführungen für Grundschulklassen<br />
der Region und Nachtführungen die<br />
unter anderem die friedliche Revolution und die Aufarbeitung<br />
mit den Schrecken des Dritten Reichs thematisieren<br />
machten sie immer mehr Schüler und<br />
Lehrer auf sich Aufmerksam und konnten so die Zahl<br />
der Aufträge von 2006 zu 2007 verdoppeln.<br />
Bei der Ausbildung der mittlerweile 3. Staffel Schülerguides<br />
unterstützten nun auch schon aktive Guides<br />
der Schule die Dozenten bei der Ausbildung des<br />
Nachwuchses. Nach der Prämierung des Projektes<br />
selbst 2004, nun erneut die Auszeichnung für die fri-<br />
zweiten Woche des fächerverbindenden Unterrichtes<br />
arbeiteten beide Profile in Schule und Theater am<br />
Projekt „Kunst trifft Wissenschaft“ und führten<br />
zusammen, was in den Gruppen entstanden war.<br />
Dieses komplexe Projekt ist gelungen, manches ist<br />
ausbaufähig und weckt Ideen für eine Veränderung<br />
oder auch Fortsetzung. Ein kritischer Rückblick als<br />
Planungsgrundlage für das kommende Schuljahr<br />
erfolgt in diesen Tagen.<br />
Dass dies gelingen konnte, ist das Ergebnis großer<br />
Anstrengungsbereitschaft aller Beteiligten, einer<br />
hohen Teamfähigkeit während des gesamten Prozesses,<br />
vor allem aber während der heißen Probenphase<br />
innerhalb eines engen Zeitrasters im Theater, der<br />
Unterstützung durch das Projekttheater z.B. bei<br />
Workshops, der Umsetzung unserer Lichtpläne, den<br />
Bühneninstallationen und auch der Schulleitung<br />
unseres Gymnasiums, welche die erhöhten Anforderungen<br />
an eine flexible Einsatzplanung dieser speziellen<br />
Zeit, die bereits als wiederkehrender „kultureller<br />
Ausnahmezustand der DKS“ Bestandteil der<br />
Schulgeschichte geworden ist.<br />
Katrin Naumann,<br />
Projektleiterin<br />
Staatssekretär König mit den Preisträgern bei der Preisverleihung im sächsischen Landtag<br />
schen Ideen der Schüler.<br />
Im Moment arbeiten 15 Schüler als Stadtführer,<br />
wobei Isabell Prager und Tim Mosig als Co-Ausbilder<br />
fungierten und sich Tim zudem mit Marketing und<br />
Management der Firma befasst.<br />
All das Wissen und Können aus der Ausbildung,<br />
sowie die Erfahrungen der Praxis befähigen die<br />
Schüler auch Referatssituationen sehr gut zu lösen<br />
und sich im Alltag besser artikulieren zu können.<br />
Somit wird die Marktattraktivität der Schüler besondern<br />
in Hinsicht auf Studium und Ausbildung stark<br />
gesteigert.<br />
Tim Mosig
EMNID-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung –<br />
ist hier Manipulation im Spiel?<br />
Angeblich seien eine Mehrheit der Deutschen für<br />
eine längere gemeinsame Schulzeit laut der neuesten<br />
EMNID-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann<br />
Stiftung.Aber nur angeblich! Jetzt räumt die Bertelsmann<br />
Stiftung auf Nachfrage der Volksinitiative „Wir<br />
wollen lernen“ ein, dass die Umfrage mit gestützten<br />
Fragen und vorgegebenen Antworten, sogenannten<br />
geschlossenen Fragen“, durchgeführt wurde.Die<br />
Bertelsmann-Stiftung hat bestätigt, dass den Befragten<br />
zugleich mit der Frage als Antworten die Verlängerung<br />
der Grundschulzeit im Gegensatz zu einer<br />
möglichst schnellen Aufteilung vorgegeben wurde.<br />
In der letzten Schulwoche gab es die lang erwartete<br />
Auswertung der Lerncamps in den Februarferien.<br />
Das Kultusministerium konnte mit Recht von einer<br />
gelungenen Aktion sprechen, da 81 der 97 teilnehmenden,<br />
zum Halbjahr noch versetzungsgefährdeten<br />
Schüler durch das Lerncamp und die nachfolgende<br />
intensive Betreuung zum Jahresende erfolgreich das<br />
Ziel der Klasse 8 erreicht haben.<br />
Nach Aussagen des Sächsischen Kultusministeriums<br />
sollen nun die Lerncamps jährlich durchgeführt werden<br />
und auch die Anzahl teilnehmender Schüler<br />
gesteigert werden. Für die meisten dieser Schüler<br />
bedeutet dies eine Wiedererlangung der Freude am<br />
Lernen und ein „gespartes“ Schuljahr, da eine Nichtversetzung<br />
vermieden wurde. Der Erfolg der Aktion<br />
zeigt, dass bisher Schüler nicht intensiv genug<br />
betreut wurden bzw. es kaum Möglichkeiten einer<br />
individuellen Förderung gab. So stellt sich nun die<br />
Frage, warum in Zeiten zurückgehender Schülerzahlen,<br />
dadurch kleineren Klassen und eines umfangreichen<br />
Ergänzungsbereichs und pädagogischen Plus<br />
die Schulen selbst dies nicht leisten (konnten). Hierfür<br />
fehlt leider die Ursachenanalyse in der veröffentlichten<br />
Auswertung in der Zeitung (Dresdner Neueste<br />
Nachrichten).<br />
Auf was lässt sich die renommierte Bertelsmann-Stiftung<br />
hier ein oder was steckt hier<br />
dahinter?<br />
Sind jetzt alle Mittel und Wege recht und billig,<br />
das gegliederte Schulsystem mit den individuellen<br />
Fördermöglichkeiten der Kinder<br />
nach der vierten Klasse aufzuheben? Ideologische<br />
Politik auf dem Rücken unserer Kinder<br />
ist ein Armutszeugnis für die Initiatoren und<br />
zeigt deutlich, dass eine sachliche Auseinandersetzung<br />
gescheut wird. Hat man vielleicht<br />
Angst vor der Wahrheit?<br />
Wissenschaft contra Erfahrung<br />
oder wie sehen Schüler das gemeinsame Lernen<br />
Sonnabend, 27. September 2008<br />
Gymnasium St. Augustin, Klosterstraße 1, 04668 Grimma<br />
Tagesordnung (Stand: 05.09.2008)<br />
9.00 Uhr Anreise der Teilnehmer / kleiner Begrüßungsimbiss<br />
9.30 Uhr Begrüßung durch d. Schulleiter Dr. Wolf-Dieter Goecke<br />
Kulturprogramm Schüler des St. Augustin Gymnasiums<br />
Grußwort Matthias Berger, Bürgermeister der Stadt Grimma<br />
10.20 Uhr Einführung in das Thema<br />
Frank Haubitz, Vorsitzender des PVS,<br />
Prof. Dr. Thomas Wiedemann, HTW Dresden<br />
11.00 Uhr Studienorientierung aus Sicht des SMK<br />
Prof. Dr. Roland Wöller, Staatsminister f. Kultus<br />
11.30 Uhr Mittagspause bis 12.30 Uhr<br />
12.30 Uhr Studienorientierung aus Sicht des SMWK<br />
Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin f. Wissenschaft und Kunst<br />
Aber ein anderer Aspekt ist noch viel interessanter.<br />
Lassen wir eine Schülerin, die ebendiese Lernprobleme<br />
hatte und am Camp und den nachfolgenden<br />
Maßnahmen teilnahm, zu Wort kommen:<br />
„Dort in den kleinen Lerngruppen war ich<br />
plötzlich aufmerksam. Wenn ich nicht mitkam,<br />
sagte ich das auch, dann wurde das<br />
Verb eben noch mal konjugiert... Ich hatte<br />
nur noch Schüler um mich, die ähnliche Probleme<br />
hatten wie ich, und keiner lachte mich<br />
mehr aus, keiner hänselte mich.“<br />
Auf der gleichen Zeitungsseite wird unter der Überschrift<br />
„Mittelschüler fühlen sich gestresster als<br />
Gymnasiasten“ festgestellt, dass individuelle Förderung<br />
an der Mittelschule „auf der Strecke bleibt“<br />
und es wird über „Mobbing und Überforderung“<br />
geklagt. Statt in Größenordnungen Lehrer der Mittelschule<br />
an das Gymnasium zu versetzen bzw. abzuordnen,<br />
wären diese personellen Ressourcen für die<br />
individuelle Förderung der Mittelschüler angebrachter<br />
gewesen. Dann wären solche Schlagzeilen, wie<br />
oben genannt, nicht in der Zeitung und wir bräuchten<br />
keine Lerncamps in den Ferien, denn dann hätte<br />
das gesamte Schuljahr Lerncampcharakter. Dieses ist<br />
ProPhil<br />
Das FORSA-Institut bestätigte im November 2007<br />
mit einer durchgeführten repräsentativen Umfrage,<br />
dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung<br />
eine Verlängerung der Grundschulzeit ablehnt! Es<br />
haben sich bundesweit zwei Drittel (63%) der<br />
Befragten ausdrücklich gegen eine Verlängerung der<br />
Grundschulzeit ausgesprochen.<br />
Ingrid Ritt,<br />
Vorsitzende des Landeselternverbandes<br />
bayerischer Realschulen<br />
umso wichtiger, ist doch gerade die Mittelschule das<br />
Kernstück des gegliederten Schulwesens in <strong>Sachsen</strong>.<br />
Alles zusammen genommen wird hier deutlich: Jedes<br />
(Schul-)Kind benötigt seine individuelle Förderung –<br />
soweit sind wir mit allen Verlautbarungen der Wissenschaft<br />
in der Praxis konform.<br />
Es muss aber den entsprechenden Rahmen dafür<br />
geben. Und hier zeigt die Praxis und das Erleben der<br />
Schüler klar, dass dies eben nicht die Gemeinschaftsschule<br />
mit Spitzenschülern und denen mit großen<br />
Lernproblemen in einer großen Klasse sein kann.<br />
Auch diese Tatsachen sprechen klar für das gegliederte<br />
Schulwesen und kleinere Lerngruppen mit<br />
weitgehend homogenen Leistungsniveau.<br />
Diesen Aufwand muss uns die Ausbildung und das<br />
Glück der nächsten Generationen wert sein. Traumgebilde<br />
von Theorieschulen helfen da nicht weiter. Es<br />
stellt sich die Frage, auf welcher Basis die prognostizierten<br />
positiven Theorieresultate der Gemeinschaftsschule<br />
erarbeitet wurden, wenn es in der Praxis<br />
anders erlebt oder wissenschaftlich erhoben wird<br />
(Siehe „Lehmannstudie“ in Berlin).<br />
Frank Eiselt<br />
Philologentag 2008 „Studienorientierung am Gymnasium – Ein Garant für beruflichen Erfolg“<br />
13.00 Uhr Podiumsdiskussion Moderator: Prof. Gottschling (Wf<strong>Sachsen</strong>)<br />
Teilnehmer: Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange, Hansjörg König,<br />
Staatssekretär (SMK), Frank Haubitz PVS-Landesvorsitzender,<br />
Prof. Dr. Thomas Wiedemann, HTW Dresden, Frank Donath,<br />
Silicon Saxony/Quimonda (angefragt), Michael Schnabel,<br />
Beratungslehrer am Augustum-Annen-Gymnasium Görlitz<br />
Aufzeichnung durch das Wirtschaftsfernsehen <strong>Sachsen</strong><br />
14.15 Uhr KLEINE PAUSE<br />
14.30 Uhr Arbeiten in den regionalen Arbeitskreisen<br />
Gymnasium/Studium/Wirtschaft<br />
AK 1 Bautzen, Moderation Hubertus Kaiser (Regionalvors. Bautzen)<br />
AK 2 Chemnitz, Moderation Verona Fuchs (Regionalvors. Chemnitz)<br />
AK 3 Dresden, Moderation Frank Eiselt (stv. Vorsitzender des PVS)<br />
AK 4 Leipzig, Moderation Thomas Langer (Regionalvorst. Leipzig)<br />
AK 5 Zwickau, Moderation Cornelia Schneider<br />
(Regionalvorst. Zwickau)<br />
15.30 Uhr Schlusswort Frank Haubitz<br />
Abschließend Führung durch das St.-Augustin-Gymnasium<br />
ProPhil 3/2008<br />
15
ProPhil<br />
Zum Entwurf des Papiers „Bildungspolitische Grundsätze des PVS“ welches wir in unserer letzten Ausgabe von „ProPhil“ zur Diskussion stellten,<br />
erhielten wir die folgende Zuschrift eines Kollegen:<br />
Schule sollte den Anforderungen der Gesellschaft genügen<br />
„Schule hat einen staatlichen Bildungsauftrag,<br />
der weitaus mehr umfasst als allein der<br />
Wirtschaft genügend passenden Nachwuchs<br />
zu liefern.“ (unsere Zeitschrift 2/2008)<br />
Dies ist sicher nicht verkehrt, jedoch erscheint diese<br />
Formulierung auch populistisch. Wieso?<br />
1. Ist es so falsch, sich an den Erfordernissen der<br />
Wirtschaft zu orientieren?<br />
2. Ist es denn nicht so, dass Erfolg im Beruf und im<br />
Leben nur dann von Dauer sind, wenn neben<br />
Fachkenntnisse auch allgemeine menschliche<br />
Qualitäten vorhanden sind?<br />
3. Decken sich die Feststellungen der Wirtschaft<br />
nicht eigentlich auch mit unseren?<br />
Schule heißt Lebensvorbereitung: Vorbereitung auf<br />
Studium und Beruf. Sicher wird dieser Ansatz von<br />
dem einen oder anderen verurteilt werden. Ich glaube,<br />
ein anderer Ansatz entspringt nur privater Naivität<br />
und wird soziale Unterschiede manifestieren.<br />
Sicher kennt jeder von uns Aussagen von Kollegen<br />
über das, was die Schüler alles nicht mehr können<br />
und wollen.<br />
Wirtschaft und Universitäten sehen ähnliche Probleme<br />
und Problemfelder. Scheinbar steckt doch ein<br />
realer Kern in deren Analysen. In letzter Zeit konnte<br />
man lesen, dass eine Vielzahl von Fachleuten und<br />
Lehrlingen der deutschen Wirtschaft fehlen.Wir müssen<br />
uns fragen, was die Schule tun kann, diese Situation<br />
zu verändern. Schon immer leitete sich der Auftrag<br />
der Schule aus der gesamtgesellschaftlichen<br />
Situation und deren Erfordernissen ab. Sich nur am<br />
materiellen Nutzen der Bildung orientieren, ist sicher<br />
ebenso überzogen wie Bildung und Erziehung losgelöst<br />
von der Nützlichkeit zu postulieren. Auch<br />
wenn die Schule eine unpolitische Institution sein<br />
muss, so hat sie dennoch den Anforderungen der<br />
Gesellschaft zu genügen. Alles andere wird dem<br />
Schüler die Chancen des sozialen Ausgleichs nehmen.<br />
Ich höre schon den Aufschrei:Wir brauchen doch keine<br />
„Fachidioten“! Das will auch keiner.<br />
„...Eine wichtige Aufgabe... des gymnasialen<br />
Unterrichts...Im Hinblick auf die Arbeitswelt<br />
ist es..., den fächerübergreifenden Erziehungszielen<br />
mehr Aufmerksamkeit zu<br />
schenken.<br />
...Es geht dabei nicht um die Fachsprache<br />
etwa eines Physikers oder eines Juristen; diese<br />
Kenntnisse können bedarfsgerecht erworben<br />
werden... die allgemeinen Grundlagen<br />
müssen in der Schulzeit vermittelt worden<br />
sein...<br />
...dass immer mehr Unternehmen Wert darauf<br />
legen, Mitarbeiter mit ausgeprägten,<br />
nicht fachgebundenen Schlüsselqualifikationen<br />
zu erhalten. Dazu gehören Selbständigkeit<br />
in Denken und Arbeiten, Organisationsfähigkeit,<br />
Offenheit... Bereitschaft zur<br />
Internationalität... die Fähigkeit im Team<br />
arbeiten, kommunizieren zu können... Fach-<br />
16 ProPhil 3/2008<br />
und Detailkenntnisse werden von der Wirtschaft<br />
bedarfsgerecht vermittelt – die allgemeinen<br />
Grundlagen... in der Schule gelegt...<br />
Hochschulen wie Unternehmen klagen...,<br />
dass früher selbstverständliche Teile der Allgemeinbildung<br />
heute von ihnen vermittelt<br />
werden müssen.“.<br />
Zunehmend beginnen Schüler nach dem Abitur eine<br />
Lehre. Primär geht es natürlich am Gymnasium um<br />
die Studierfähigkeit. In der Süddeutschen Zeitung<br />
vom 29. Juli 2008 liest man, dass es 2007 ca. 17%<br />
mehr Schulabgänger mit Abitur gab als 2003. Aber<br />
auch 5% weniger Studienanfänger. Dagegen nahmen<br />
28% mehr Abiturienten eine berufliche Ausbildung<br />
auf. Die Kritik der Wirtschaft geht uns also<br />
schon was an.Andererseits charakterisierte 1995 die<br />
KMK die Anforderungen an die Studierfähigkeit nach<br />
folgenden fächerübergreifenden Grundqualifikationen:<br />
■ vertiefte Kenntnisse in Deutsch, einer Fremdsprache<br />
(Englisch) und Mathematik<br />
■ Schlüsselqualifikationen<br />
– soziale Kompetenz,<br />
– Selbststeuerung des Lernens,<br />
Eigenverantwortlichkeit<br />
Auch wenn man es nicht gerne hört. Die Schule hat<br />
sich diesen Aufgaben zu stellen. Alles andere ist einfach<br />
nur den Schüler schädigend. Erst wenn Wissen<br />
und Wertebewusstsein zusammenkommen, ist der<br />
Mensch fähig, verantwortungsbewusst zu handeln.<br />
Und das ist vielleicht das höchste Ziel von Bildung.<br />
(Horst Köhler in der Kepler-Oberschule in Berlin-<br />
Neukölln; 21.9.2006)<br />
Wie genau treffen wir die Forderungen der KMK?<br />
Wer soll diese Aufgaben übernehmen? Wer von uns<br />
Lehrern will die Verantwortung dafür tragen, wenn<br />
Absolventen der Gymnasien nicht mit den Anforderungen<br />
der Universitäten und Hochschulen (oder der<br />
Lehrausbildung) zurecht kommen?<br />
Wir können nicht schulische Ausbildung von den<br />
Anforderungen des Studiums und der Wirtschaft<br />
trennen. Mit dem Eintritt in das Studium oder die<br />
Lehre, muss der Schüler über die notwendigen körperlichen<br />
und geistigen Voraussetzungen verfügen.<br />
Achtung – fast 30% der Studienanfänger bezeichnen<br />
ihren an der Schule erworbenen Wissensstand<br />
als unzureichend für die Aufnahme einer Hochschulausbildung.<br />
Viele Faktoren beeinflussen die Ergebnisse unserer<br />
Arbeit. Aber! Letztlich ist es unser Auftrag, nicht<br />
primär der Eltern, die notwendigen Studiervoraussetzungen<br />
zu schaffen. Auch wenn viele Faktoren die<br />
Qualität des Wissens beeinflussen: Die Schule war<br />
und ist letzte Instanz für das Wissen und die Vorbereitung<br />
der Schüler auf das Studium oder die Lehre.<br />
Hartmut von Hentig (Die Schule neu denken; Carl<br />
Hanser Verlag 1993) schreibt: „Die Menschen<br />
ahnen, daß sie dem nicht gewachsen sind, und weil<br />
der Gedanke nicht gut zu ertragen ist, mogeln sie<br />
sich heraus... Ablösung der Ethik durch Ästhetik, die<br />
Ersetzung der Verantwortung durch Spiel....“ Trans-<br />
portieren wir nicht auch zunehmend Elemente der<br />
FUN-Gesellschaft in die Schule? Die Konsequenz:<br />
Statt Fördern und Fordern, Forderungen reduzieren<br />
und damit auch weniger Fördern. Daran sind nicht<br />
die Lehrpläne schuld, wir müssen unseren eigene<br />
pädagogischen Anspruch auf den Prüfstand legen.<br />
Das sich immer mehr breitmachende Problem von<br />
Spaß und Aktionismus untergräbt unseren Auftrag<br />
des sozialen Ausgleichs.<br />
Die Aussage einer wenig erfolgreichen Schülerin,<br />
man kann ja nicht nur gute Leistungen haben, wurde<br />
durch die Lehrerin wie folgt kommentiert: „Recht so,<br />
Schule muss ja auch Spaß und Freude bereiten.“ Ich<br />
frage mich, ob das ernst gemeint war? Warum unterstellen<br />
wir den Abiturienten, die gute und sehr gute<br />
Leistungen zu erreichen und das Abitur besser als<br />
2,0 oder gar mit 1,0 zu beenden, es mache ihnen<br />
keine Freude? Wenn wir denen recht geben, die Leistungswillen<br />
als unnormal und lebensfremd darstellen,<br />
dann werden wir auch in weiterer Zukunft noch<br />
erleben müssen, dass geeignete Fachkräfte fehlen,<br />
wissenschaftlich und kulturelle Spitzenleistungen<br />
ausbleiben.<br />
Nur eine solide Bildung im gesagten Sinne, kann Kindern<br />
aus den unteren Schichten der Gesellschaft<br />
ermöglichen, ihren Platz zu finden und eine Chance<br />
für den sozialen Aufstieg zu bekommen. „Das sächsische<br />
Gymnasium ist eine Schule für sozialen Aufstieg,<br />
in der nicht Herkunft oder Vermögen, sondern<br />
Begabung, Leistung und Willen des Schülers über<br />
den Bildungserfolg entscheiden.“ Eine Orientierung<br />
auf alles was nicht anstrengt, führt letztlich zur<br />
Benachteiligung der Schüler aus den unteren und<br />
mittleren Schichten und damit zur Fixierung sozialer<br />
Differenzierungen. Der Anteil an Erwerbslosen in der<br />
Gruppe ohne beruflichen Abschluss betrug im Jahr<br />
2006 ca. 12%, bei Personen mit Hochschulabschluss<br />
hingegen ca. 4%. (Bildungsbericht 2008). Also ist<br />
eine Bildung immer eine gute Form der sozialen<br />
Absicherung.<br />
Damit ich nicht falsch verstanden werde. Spielen und<br />
Lernen schließen sich bekanntlich nicht aus. Spielen<br />
gehört unabdingbar zur Ontogenese des Menschen.<br />
Ich bin auch nicht für sinnloses Pauken. Aber: Ohne<br />
Lernen geht nichts. Spielen wird zum Bremsschuh<br />
der Entwicklung, wenn es nur noch um den Spaßfaktor<br />
geht, wenn Realität und die Anforderungen der<br />
Zukunft in den Hintergrund rücken. Wenn Leistung<br />
und Wissen nicht mehr gefragt sind, wenn man den<br />
Eltern und ihren Kindern einredet, dass Wissen, Bildung,<br />
Anstrengung und Ausdauer für die zukünftige<br />
Entwicklung des Kindes keine Rolle spielen, dann<br />
geht das am Bildungsauftrag der Schule vorbei.<br />
Trotz zum Teil schlechter materieller Bedingungen<br />
und verordneter Arbeitszeitreglung haben wir viel<br />
erreicht. Aber: Nur wer Erreichtes in Frage stellt,<br />
kann höhere Ziele anstreben.<br />
T. Renz
„Schule für alle“ gescheitert –<br />
Bildungschancen sind dort nicht besser<br />
Ein Blick über die Landesgrenzen<br />
Wenn eine preisgekrönte französische Erfolgsautorin<br />
mit Migrationshintergrund wie Brigitte Smadja ein<br />
Buch über die Benachteiligungen schreibt, die das<br />
französische Gesamtschulsystem hervorgebracht<br />
hat, sollte das aufhorchen lassen. Sie richtet in ihrem<br />
Buch „Il faut sauver Said“ einen flammenden Appell<br />
an Politiker, Eltern und Lehrer, die Grundsätze von<br />
‘Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘ im französischen<br />
Schulsystem wieder einkehren zu lassen. Für sie<br />
selbst, die erst mit acht Jahren aus Tunesien einwanderte,<br />
war es über das Gymnasium noch möglich,<br />
sich kraft eigener Anstrengung aus einem benachteiligten<br />
Milieu hochzuarbeiten. Für die Kinder am heutigen<br />
‘collège uni‘ (integrierte Gesamtschule) ist dies<br />
nicht mehr möglich, und das, obwohl eines der zentralen<br />
Anliegen der Einführung der Gesamtschule der<br />
Wunsch nach mehr Chancengleichheit für alle war.<br />
Brigitte Smadja arbeitete lange als Lehrerin in Frankreich<br />
und kennt die „stetig wachsenden Belastungen<br />
und Aufgabenfelder der Lehrkräfte“, und auch ein<br />
Vierteljahrhundert nach Beendigung ihrer Lehrertätigkeit<br />
kann sie die Kinder nicht vergessen, die<br />
etwas lernen wollten, aber durch die besondere Problematik<br />
der Gesamtschule am Lernen gehindert<br />
wurden. Ihr Buch widmet sie den Kindern, die „Lust<br />
haben zu lernen und dieses nicht können“.<br />
Von besseren Bildungschancen für benachteiligte<br />
Gruppen kann gerade im Gesamtschulsystem<br />
nicht die Rede sein<br />
Wer sich ausführlich mit der Schulstrukturdebatte<br />
befasst, weiß schon lange, dass die Diskussion über<br />
Gerechtigkeit im Bildungssektor, wie sie hierzulande<br />
geführt wird, lediglich an der Oberfläche kratzt,<br />
inhaltlich aber extrem veraltet ist, da die Gesamtschulsysteme<br />
von mit Deutschland vergleichbaren<br />
Ländern wie Großbritannien, Frankreich und den<br />
USA schon lange den Beweis erbracht haben, dass<br />
es nicht genügt, lediglich die Schulstruktur zu<br />
ändern, um mehr Chancengleichheit zu erreichen.<br />
Wer französische, englische und amerikanische Zeitungen<br />
liest, weiß schon lange, dass der Tenor dort<br />
lautet, dass von besseren Bildungschancen für<br />
benachteiligte Gruppen gerade im Gesamtschulsystem<br />
nicht die Rede sein kann. Gerade den Gruppen,<br />
die man hierzulande so gerne ins Feld führt, kann<br />
durch die Gesamtschule nicht geholfen werden. Und<br />
das, obwohl in französischen Schulen zusätzlich zu<br />
den Lehrkräften pädagogisches und medizinisches<br />
Personal und Fachkräfte im Bereich der Schulküche<br />
die pädagogische Arbeit an den Schulen unterstützen.<br />
Eine hauptamtlich tätige Krankenpflegekraft mit<br />
einem Krankenzimmer und der entsprechenden Einrichtung<br />
gehört in französischen Schulen dazu. In<br />
Deutschland machen sich die wenigsten Gedanken<br />
darüber, wer das Schulmittagessen zubereitet oder<br />
was mit Schülern passiert, die während des Unterrichts<br />
erkranken und deren Eltern nicht unmittelbar<br />
erreichbar sind.<br />
Trotz Lehrerassistenten,<br />
Personal in der<br />
Schulküche und medizinischem<br />
Personal<br />
und erheblichen Mehrausgaben<br />
im Bildungssektor<br />
als in Deutschland<br />
üblich, lesen wir<br />
seit längerem in französischen<br />
Zeitungen<br />
vom „Scheitern der<br />
Gesamtschule“. Die<br />
Sprecher von Lehrergewerkschaftenräumen<br />
ein: „Die Gesamtschule<br />
funktioniert nicht wirklich. Darüber sind sich<br />
alle einig.“ Als Maßnahmen zu einer Verbesserung<br />
der Situation schlagen sie die Reduzierung der Klassenstärke<br />
und die Arbeit mit kleinen Schülergruppen<br />
vor.<br />
Situation in Frankreich<br />
In Frankreich gehört die Vorschule zum staatlichen<br />
Bildungsbereich. In der Grundschule wird fünf Jahre<br />
gemeinsam gelernt. Bereits nach dieser langen Phase<br />
„gemeinsamen Lernens“ gelten am Ende der<br />
Grundschule fünfzehn Prozent der Schüler/innen als<br />
„schulisch gescheitert“. Ihnen muss man noch 25<br />
Prozent „gefährdeter“ Schüler hinzufügen. Im Klartext<br />
ist das erschreckende Fazit, dass die französische<br />
Vorschule und Grundschule so gut wie jeden dritten<br />
Grundschüler nicht erreicht! Dieser großen Zahl von<br />
Schülern/innen mit Lernproblemen kann die französische<br />
Gesamtschule nicht helfen. Die Absolventen des<br />
sog. „lycée professionel“ (berufliches Gymnasium)<br />
haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen, da<br />
jeder Arbeitgeber weiß, dass es sich hierbei um die<br />
„Restschule“ für akademisch wenig begabte Schüler<br />
handelt, auch wenn es dem Namen nach „Gymnasium“<br />
heißt.<br />
Englische und amerikanische Zeitungen vermelden<br />
dasselbe. Vor allem Jungen aus dem Arbeitermilieu<br />
haben kaum Chancen auf eine qualifizierte Ausbildung,<br />
obwohl in diesen Ländern die öffentlichen<br />
Schulen fast ausschließlich Gesamtschulen sind! Die<br />
Problematik ist dieselbe! In der Terminologie der<br />
Gesamtschulverfechter hieße dies: Die Gesamtschule<br />
„produziert“ Verlierer!<br />
Man überlegt sich in Frankreich nun, wie es weitergehen<br />
soll. Es wurde bereits über größere Differenzierung<br />
im Schulsystem nachgedacht, aber angesichts<br />
finanzieller Probleme stehen auch Sparmaßnahmen<br />
zur Debatte.<br />
„Schule für alle“ gescheitert<br />
Eine Maßnahme, die inzwischen ergriffen wurde,<br />
zeigt aber in aller Deutlichkeit, dass die ‘Schule für<br />
alle‘ definitiv gescheitert ist. Die wohnortgebundene<br />
ProPhil<br />
Schulplatzvergabe soll zum Schuljahr 2008/2009<br />
abgeschafft werden! Trotz der bisher existierenden<br />
Zuweisung eines Schulplatzes je nach Wohnort sind<br />
noch nie alle Schüler/innen an dem für sie zuständigen<br />
Schulort zur Schule gegangen. Die „Schule für<br />
alle“ war de facto immer ein Wunschtraum und wird<br />
dies auch immer sein! Eltern, denen das Wohl ihrer<br />
Kinder am Herzen liegt, werden sich immer viel einfallen<br />
lassen, um ihre Kinder nicht ungelösten<br />
gesamtgesellschaftlichen sozialen Problemen in der<br />
Schule auszusetzen. Es ist schon lange bekannt, dass<br />
in Paris rund vierzig Prozent der Eltern den Wohnort<br />
ihrer Kinder manipulieren, damit diese nicht in Problembezirken<br />
zur Schule gehen müssen! Die Möglichkeiten<br />
sind vielfältig: Melden des Kindes bei Verwandten<br />
oder Bekannten, Anmieten eines Zimmers<br />
oder auch ein Umzug im Interesse der Kinder, ganz<br />
zu schweigen von den finanziellen Möglichkeiten<br />
bestimmter Gruppierungen, die ihre Kinder lieber auf<br />
Privatschulen schicken! Die „Schule für alle“, in der<br />
sich alle sozialen und persönlichen Probleme in Luft<br />
auflösen, ist Wunschdenken!<br />
Steigende Schülerzahlen an Privatschulen<br />
Und gerade die Länder mit Gesamtschulsystem<br />
haben ein ausgeprägtes Privatschulsystem, in dem<br />
die finanziell besser gestellten Gruppen unter sich<br />
bleiben! Nach fast einem halben Jahrhundert<br />
Gesamtschulsystem in Großbritannien bleibt dieses<br />
Land eine Klassengesellschaft. Absolventen von<br />
Gesamtschulen haben wenig Chancen auf Aufnahme<br />
an den Eliteuniversitäten, an zweiter Stelle werden<br />
dort die Absolventen der wenigen verbliebenen<br />
Gymnasien aufgenommen. Die Mehrzahl der Studenten<br />
in Oxford und Cambridge kommt noch<br />
immer von einer Privatschule!<br />
Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Schüler privater<br />
Schulen zu. Laut Focus ist eine Gruppe von Privatschulinvestoren<br />
bereits dabei, eine Art „Kette“<br />
von fünfzig Privatschulen in fünfzig Städten aufzubauen<br />
und verspricht sich nach wenigen Jahren Vorleistung<br />
dank stattlicher staatlicher Zuschüsse satte<br />
Gewinne.<br />
Das mediale „Schlechtreden“ des deutschen Bildungssystems<br />
kommt solchen Anbietern von<br />
„Bezahlschulen“ sehr entgegen...Auch die materiellen<br />
Interessen zahlreicher Anbieter von Bildungsund<br />
Therapieeinrichtungen tragen ihren Anteil in diesem<br />
Prozess bei und haben dabei vor allem finanzielle<br />
Interessen im Blick.<br />
Vor diesem Hintergrund der materiellen Interessen<br />
ist es auch nicht verwunderlich, dass über eine Studie<br />
des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen<br />
in den Medien wenig berichtet und diskutiert<br />
wurde. Ihr Titel lautet: Die PISA-Verlierer –<br />
Opfer ihres Medienkonsums.<br />
Silvana Stärr, Kirchberg (BW)<br />
Aus: Gymnasium Baden-Württemberg, 7-8/2008<br />
ProPhil 3/2008<br />
17
ProPhil<br />
Das neue Urheberrecht in der Schule – Teil 3<br />
Das Urheberrecht spielt im Schulalltag eine wesentliche<br />
Rolle. Dies gilt sowohl innerhalb als auch außerhalb<br />
des Unterrichts. Urheberrechtlich geschützte<br />
Werke werden kopiert, überspielt, eingescannt, aus<br />
dem Internet heruntergeladen oder auf die Homepage<br />
der Schule eingestellt. Sämtliche dieser Vorgänge<br />
sind urheberrechtlich relevant. Dieser Beitrag<br />
beschäftigt sich – im Anschluss an die Beiträge in<br />
den Ausgaben 1/2008 und 2/2008 unserer Mitgliederzeitschrift<br />
„ProPhil“ – insbesondere mit der Nutzung<br />
von urheberrechtlich geschützten Werken im<br />
Rahmen der Neuen Medien.<br />
Serverzugriff im Unterricht, § 52 a UrhG<br />
Grundsätzlich steht das Recht der „öffentlichen<br />
Zugänglichmachung“, d.h. das Recht, ein Werk im<br />
Internet zugänglich zu machen, ausschließlich den<br />
Urhebern zu (§ 19 a UrhG). Diese räumen dieses<br />
Recht im Rahmen der Verlagsverträge jeweils den<br />
Verlagen ein. Die Verlage dürfen die jeweiligen Werke<br />
danach so in das Internet stellen, dass von anderen<br />
PCs auf diese Werke zugegriffen werden kann.<br />
Die Verlage können dann auch ein „Herunterladen“<br />
bestimmter Inhalte gestatten. Stellt beispielsweise<br />
ein Verlag ein Unterrichtsmodell auf seiner Homepage<br />
zum Herunterladen zur Verfügung, können Lehrerinnen<br />
und Lehrer dieses von unterschiedlichen<br />
Orten aus (also von jedem an das Internet angeschlossenen<br />
PC) gegen eine Gebühr oder zum Teil<br />
kostenfrei auf ihre Rechner kopieren. Bereits durch<br />
das Ablegen eines Werkes auf einem Server wird es<br />
sämtlichen PC-Benutzern, die einen Zugriff auf diesen<br />
Server haben, zugänglich gemacht. Ohne Einwilligung<br />
der Verlage wiederum darf niemand zum Beispiel<br />
Texte und Grafiken anderer einfach einscannen,<br />
auf dem Server ablegen und anderen ermöglichen,<br />
diese Werke anzuschauen oder sogar auf ihre PCs zu<br />
überspielen.<br />
Der § 52 a UrhG gestattet jedoch in begrenztem<br />
Umfang eine erlaubnisfreie Verwendung geschützter<br />
Materialien für den Unterrichtsgebrauch auch ohne<br />
Einwilligung des Rechteinhabers. Danach dürfen<br />
Schulen bzw. Schulträger kleine Teile von Werken so<br />
auf ihren Servern ablegen, dass die Schüler sie im<br />
Unterricht über PCs abrufen können.<br />
Voraussetzung ist allerdings, dass es sich bei diesen<br />
abgelegten Werken<br />
■ nicht um Inhalte aus Schulbüchern oder anderen<br />
speziell für den Unterricht hergestellten Materialien<br />
handelt,<br />
■ es sich jeweils nur um einen kleinen Teil (maximal<br />
10%) eines Werkes oder ein Werk von geringem<br />
Umfang handelt,<br />
■ das betreffende Werk vorher bereits veröffentlicht<br />
worden ist und<br />
■ das System, in welches das Werkteil eingestellt<br />
wird, so geschützt ist, dass der Zugriff nur den<br />
Schülern einer bestimmten Klasse (Passwortschutz)<br />
im Rahmen des Unterrichts möglich ist.<br />
Der § 52 a UrhG ermöglicht es Schülern folglich, bestimmte<br />
auf dem Schulserver gespeicherte Werkteile<br />
auf dem Bildschirm anzusehen. Im Einzelnen:<br />
§ 52 a UrhG gilt für alle öffentlich zugänglichen<br />
Schulen (d.h. öffentliche und öffentlich zugängliche<br />
Privatschulen), Berufsschulen, andere berufsbildende<br />
18 ProPhil 3/2008<br />
Schulen und Hochschulen sowie im Rahmen der<br />
betrieblichen Unterrichtung von Auszubildenden in<br />
Betrieben und überbetrieblichen Ausbildungsstätten,<br />
soweit diese dem Berufsbildungsgesetz unterfallen.<br />
Ausgeschlossen sind Unterrichtsveranstaltungen, die<br />
auf kürzere Zeit angelegt sind, d.h. insbesondere<br />
Volkshochschulkurse, private Sprachschulen sowie<br />
andere Kurse und Lehrgänge.<br />
Benutzt werden dürfen nur kleine Teile urheberrechtlich<br />
geschützter Werke oder Werke geringen<br />
Umfangs. Dabei ist darauf zu achten, dass beispielsweise<br />
jeder Artikel in einer Zeitschrift und jede Kurzgeschichte<br />
ein eigenes geschütztes Werk darstellt.<br />
Geschützt sind die Werke von ihrer Entstehung an<br />
bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Dann erst<br />
erlischt das Urheberrecht. Um einen „kleinen Teil“<br />
handelt es sich regelmäßig dann, wenn weniger als<br />
10% des Gesamtwerkes benutzt werden. Werke<br />
geringen Umfangs sind kurze Gedichte und Lieder.<br />
Diese dürfen ausnahmsweise ganz auf dem Server<br />
abgelegt werden.<br />
Nur zur Veranschaulichung im Unterricht ist<br />
die Nutzung zulässig. Lehrer und Schüler dürfen die<br />
eingescannten oder überspielten Werkteile nur im<br />
Rahmen des planmäßig durchgeführten Unterrichts<br />
nutzen. Dies schließt einen Abruf von zu Hause,<br />
beispielsweise zur Vorbereitung des<br />
Unterrichts oder für Hausaufgaben, von vornherein<br />
aus. Auch ein Zugriff von PCs in Aufenthalts-<br />
oder Pausenräumen ist nicht gestattet.<br />
Bereits zum Zeitpunkt des Abspeicherns der<br />
Werke auf dem Schulserver muss feststehen, in welcher<br />
Klasse und in welcher Unterrichtseinheit das<br />
Werk Verwendung finden soll. Sogenannte Vorratsspeicherungen<br />
werden vom Gesetzgeber nicht<br />
erlaubt.<br />
Im Rahmen des Unterrichts dürfen die Schüler<br />
dann auf die Werkteile zugreifen, d.h. sie ansehen.<br />
Das Herunterladen auf die Festplatte des Einzelplatz-<br />
PCs, ein Abspeichern auf einem Datenträger oder die<br />
Erstellung von Ausdrucken wird von § 52 a UrhG<br />
nicht gestattet. Eine Kopie darf ausnahmsweise nur<br />
dann erstellt werden, wenn dies für den Unterricht<br />
tatsächlich erforderlich ist. Dies ergibt sich allerdings<br />
nicht aus § 52 a UrhG sondern aus § 53 Abs. 3<br />
UrhG, welcher Vervielfältigungen kleiner Teile eines<br />
Werkes für den Unterricht zulässt, wenn dies zum<br />
Zweck des Unterrichts geboten ist.<br />
Nur die Schüler der jeweiligen Klasse, für welche<br />
das Werk auf dem Server abgelegt wurde, dürfen<br />
hierauf zugreifen. Die Materialien dürfen niemals so<br />
auf dem Server (z. B. als Inhalt einer Internet- oder<br />
Intranetseite) abgelegt werden, dass sie auch anderen<br />
Personen neben diesen konkreten Schülern<br />
zugänglich sind. Dies ist durch Schutzmechanismen<br />
wie beispielsweise einen Passwortschutz sicherzustellen.<br />
Lehrer und Schüler können dann – ausgestattet<br />
mit einem Passwort – auf die Werke zugreifen.<br />
Die auf dem Server abgelegten Werkteile müssen<br />
unmittelbar nach der entsprechenden Unterrichtseinheit<br />
wieder gelöscht bzw. vom Server entfernt<br />
werden. Wird die Einrichtung funktionierender<br />
Schutzmechanismen unterlassen oder werden diese<br />
Mechanismen nicht stets in dem erforderlichen<br />
Umfang aktualisiert, würde bereits dies eine Urheberrechtsverletzung<br />
darstellen.Auf wirksame Schutzmechanismen<br />
ist daher besonders zu achten.<br />
Die Nutzung ist vergütungspflichtig.<br />
Die Vergütung wird über die Verwertungsgesellschaften<br />
abgerechnet. Dabei muss sich jedoch der<br />
einzelne Lehrer derzeit nicht um die entsprechende<br />
Vergütung kümmern. Denn die Vergütung wird im<br />
Rahmen sogenannter Gesamtverträge zwischen den<br />
Ländern und den Verwertungsgesellschaften geregelt.<br />
Niemals erlaubt ist die Nutzung von Schulbüchern<br />
und anderen Unterrichtsmaterialien<br />
(Übungshefte, Lernsoftware etc.) im Rahmen des §<br />
52 a UrhG. Dies gilt selbst für kleinste Teile solcher<br />
Medien. Denn diese werden gerade für den<br />
Unterrichtsgebrauch hergestellt. Eine erlaubnisfreie<br />
Nutzung würde einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff<br />
in die Rechte der Autoren und Verlage bedeuten.<br />
Ebenfalls nicht zulässig ist eine erlaubnisfreie<br />
Nutzung von Filmwerken innerhalb der ersten zwei<br />
Jahre nach der Erstausstrahlung in Deutschland.<br />
Wollen Lehrer dennoch Unterrichtsmaterialien<br />
von Schulbuchverlagen nutzen,<br />
so kann der jeweilige Lehrer hierfür eine<br />
Genehmigung des Verlages einholen. Um eine<br />
solche Genehmigung möglichst kurzfristig erhalten<br />
zu können, empfiehlt es sich, bereits bei der Anfrage<br />
genaue Angaben zu machen über<br />
■ das entsprechende Werk,<br />
■ den genauen Umfang der gewünschten Nutzung<br />
(Kapitel bzw. Seitenzahlen),<br />
■ den Ort der Nutzung (Schule) und die Unterrichtseinheit<br />
(Klasse, ungefähres Datum),<br />
■ die Sicherheitsmaßnahmen, die angewandt werden,<br />
um einen unberechtigten Zugriff anderer<br />
Klassen und Lehrer zu verhindern (ggf. Passwort<br />
schutz).<br />
Lernsoftware<br />
Computerprogramme dürfen grundsätzlich nicht<br />
kopiert werden. Anders als bei sonstigen Werken<br />
besteht hier kein Recht auf eine sog. „Privatkopie“<br />
für den Familien- bzw. den engsten Freundeskreis.<br />
Lediglich eine Sicherungskopie für den eigenen<br />
Gebrauch ist gestattet ( § 69 a UrhG ).<br />
Mit dem Erwerb von Einzelplatzlizenzen<br />
erwirbt die Schule das Recht, eine Software auf<br />
einem einzelnen PC zu betreiben. Wird diese Software<br />
über ein Netzwerk oder ein Virtual-CD-Laufwerk<br />
mehreren Nutzern gleichzeitig zugänglich<br />
gemacht, liegt hierin eine Urheberrechtsverletzung.<br />
Der Verleih eines Computerprogramms ist<br />
grundsätzlich zulässig. Allerdings ist darauf zu achten,<br />
dass ausschließlich das Original verliehen wird.<br />
Dabei darf keine Kopie bei dem Verleiher zu Nutzungszwecken<br />
verbleiben. Erfolgt das Verleihen<br />
durch eine „der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung“,<br />
so ist das Verleihen vergütungspflichtig ( § 27<br />
UrhG ).<br />
Dr. Wolf von Bernuth<br />
Aus: Schulrecht <strong>Sachsen</strong>, Online-Datenbank mit<br />
Handbuch, ISBN 978-3-556-01048-8, mit freundlicher<br />
Genehmigung von Wolters Kluwer Deutschland
mit Linienmaschinen ab/bis Flughafen Berlin-Tegel<br />
vom 13.2.-20.2.2009 (Winterferien)<br />
�Noch Plätze frei!!!<br />
� Fachexkursion für Lehrer nach PEKING �<br />
Reisepreis 895,- EUR<br />
(zzgl. Kerosinzuschlag 115,- EUR, Stand Juli 2008)<br />
Das im Reisepreis eingeschlossene Fachprogramm<br />
(5. Reisetag) umfasst:<br />
■ Besuch des Beijing Institute of Education,<br />
■ Einführung in das chinesische Bildungswesen,<br />
■ Besichtigung eines Gymnasiums in Peking,<br />
Gedankenaustausch mit chinesischen<br />
Lehrern.<br />
(Teilnehmer am Fachprogramm<br />
erhalten hierfür eine Bescheinigung)<br />
ProPhil 3/2008<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Frank Haubitz, Landesvorsitzender<br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />
Redaktion: Steffen Pabst, Astrid Hupka<br />
PVS-Geschäftsstelle, Astrid Hupka,<br />
Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden,<br />
Tel. (0351) 8 02 52 47, Fax (0351) 8 02 52 41,<br />
E-mail: info@phv-sachsen.de,<br />
Internet: www.phv-sachsen.de<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.<br />
Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Abonnementpreis<br />
für Nichtmitglieder beträgt jährlich 7,16 EUR;<br />
Einzelpreis 1,79 EUR zzgl. Postgebühren<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber<br />
Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder.<br />
Der Herausgeber behält sich redaktionelle<br />
Kürzungen vor.<br />
Gestaltung: GRAFIK & ANIMATION André Schmidt<br />
Druck: Stoba-Druck GmbH<br />
Titelbild: Kurfürst Moritz von <strong>Sachsen</strong>,<br />
Statue im Innenhof des St. Augustin-Gymnasiums<br />
Redaktionsschluss für 4/2008: 21.11.2008<br />
Immer aktuell<br />
www.phv-sachsen.de<br />
Zusätzlich können Sie das komplette touristische<br />
Ausflugsprogramm des Reiseveranstalters zum<br />
günstigen Paketpreis von nur 150,- EUR pro Person<br />
buchen. Es enthält folgende Leistungen:<br />
■ Besichtigung Kaiserpalast<br />
(„Verbotene Stadt“)<br />
und Himmelstempel inkl. Mittagessen,<br />
■ Ausflug Ming-Gräber und Große Mauer<br />
inkl. Mittagessen,<br />
■ Ausflug zum Sommerpalast,<br />
■ Besichtigung Lama- und Konfuzius-Tempel,<br />
■ Besichtigung des Tempels<br />
der „Azurblauen Wolken“<br />
und des „Liegenden Buddha“.<br />
Die Reiseunterlagen und die konkrete Reisebeschreibung<br />
fordern Sie bitte in der Geschäftsstelle<br />
des PVS an, Telefon: 0351-802 52 47.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
ZUM 70. GEBURTSTAG<br />
Herrn Peter Fischer<br />
Herrn Karl-Heinz Winkler<br />
ZUM 65. GEBURTSTAG<br />
Herrn Lothar Richter<br />
Herrn Rolf Neumann,<br />
Friedrich-Schiller-Gymnasium, Pirna<br />
ZUM 60. GEBURTSTAG<br />
Herrn Dietmar Böhmichen,<br />
Gymnasium „Am Breiten Teich“, Borna<br />
Herrn Werner Knoth,<br />
Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium, Flöha<br />
ZUM 50. GEBURTSTAG<br />
Frau Christine Krannig<br />
Herrn Dieter Meyer,<br />
Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />
Frau Ulrike Rode,<br />
Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium, Flöha<br />
Frau Anke Goecke,<br />
Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium, Leipzig<br />
Frau Kerstin Polster,<br />
Dr.-Wilhelm-Andre-Gymnasium, Chemnitz<br />
Frau Karin Aehle,<br />
F.-A.-Brockhaus-Schule - Gymnasium, Leipzig<br />
Herrn Roland Krämer,<br />
Clara-Wieck-Gymnasium, Zwickau<br />
ProPhil<br />
Herrn Gerhard Heger,<br />
Pestalozzi-Gymnasium, Meerane<br />
Frau Ute Urban,<br />
Lessing-Gymnasium, Plauen<br />
Herrn Michael Häcker,<br />
Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />
Frau Regine Lieder,<br />
Augustum-Annen-Gymnasium Görlitz<br />
ZUM 40. GEBURTSTAG<br />
Herrn Wolf-Dieter Skriewe<br />
Herrn Steven Fischer,<br />
Diesterweg-Gymnasium, Plauen<br />
Frau Claudia Heine,<br />
Friedrich-Schiller-Gymnasium, Pirna<br />
Herrn Lutz Liebig<br />
Werner-von-Siemens-Gymnasium, Großenhain<br />
Frau Claudia Gaspar,<br />
Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasium, Wurzen<br />
Frau Corina Könnecke,<br />
Gymnasium Brandis<br />
Frau Simone Pischel,<br />
Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium, Pirna-Copitz<br />
Frau Ines Albrecht-Ihle,<br />
Gymnasium Luisenstift, Radebeul<br />
Frau Corinna Jochmann,<br />
Carl-von-Bach-Gymnasium, Stollberg<br />
Herrn Frank Haupt,<br />
Gymnasium Schkeuditz<br />
Frau Beatrix Würfel,<br />
Georgius-Agricola-Gymnasium, Chemnitz<br />
ProPhil 3/2008<br />
19
ProPhil<br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />
Beitrittserklärung<br />
Name, Vorname:<br />
Privatanschrift:<br />
e-mail:<br />
Geburtstag:<br />
Amtsbezeichnung:<br />
Mitglied ab:<br />
Schule, Schuladresse:<br />
Telefon:<br />
Ich bin damit einverstanden, dass meine persönlichen Daten elektronisch gespeichert und automatisch verarbeitet werden. Der PVS<br />
verpflichtet sich, diese Angaben entsprechend den Bestimmungen des Datenschutzes nur für die Verbandsarbeit zu nutzen. Wenn mein<br />
Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes / Postgiroamt keine Verpflichtung zur<br />
Einlösung.<br />
Ich bin einverstanden, dass meine Mitgliedsbeiträge von meinem Konto<br />
Kto-Nr.: bei<br />
BLZ:<br />
im Lastschriftverfahren abgebucht werden.<br />
Ort/Datum:<br />
Telefon:<br />
Fächer:<br />
Gehaltseinstufung:<br />
Unterschrift<br />
Diese Beitrittserklärung senden an: <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V., Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden