06.02.2013 Aufrufe

ProPhil - Philologenverband Sachsen

ProPhil - Philologenverband Sachsen

ProPhil - Philologenverband Sachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

www.phv-sachsen.de<br />

Leitartikel<br />

Frank Haubitz zur aktuellen<br />

Einkommensdebatte<br />

S.3/4<br />

Vorgestellt:<br />

Das Evangelische<br />

Kreuzgymnasium<br />

Dresden<br />

S.5-7<br />

38. Vertreterversammlung<br />

des DPhV<br />

S.8<br />

Bologna, Bachelor<br />

und nur Probleme<br />

S.18<br />

4/2009<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen


<strong>ProPhil</strong><br />

Engagement und überdurchschnittliche Leistungen<br />

sind nicht mehr erwünscht!?<br />

Zu diesem Eindruck<br />

könnte man kommen,<br />

wenn man das Jahr<br />

2009 Revue passieren<br />

lässt. Zuerst wurde die<br />

leistungsbezogene Bezahlung<br />

gestrichen<br />

und nun auch die Leistungsprämieneingespart.<br />

Trotz verordneter<br />

Teilzeit engagierten<br />

sich viele unserer Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

auch dieses Jahr über das geforderte Maß hinaus an<br />

IHREN Gymnasien.<br />

Wie kann man denn engagierte Kollegen an den<br />

Schulen noch würdigen?<br />

Da wäre ja noch die Möglichkeit der vorzeitigen<br />

Höhergruppierung! Bis zum heutigen Tag ist noch<br />

kein Gymnasiallehrer vorzeitig aufgrund überdurchschnittlicher<br />

Leistungen in die höhere Stufe seiner<br />

Entgeltgruppe aufgestiegen, obwohl der TV-L dies<br />

zulässt.<br />

Kollegen in der Endstufe kann eine Zulage gewährt<br />

werden! Auch dies ist noch nicht ein Mal geschehen.<br />

Leistung muss wieder anerkannt werden: materiell<br />

und ideell! Doch positive Signale aus dem Sächsischen<br />

Ministerium für Kultur und Sport sind weiterhin<br />

Fehlanzeige. Im Gegenteil, mit der geänderten<br />

Verwaltungsvorschrift zur Besetzung von Fachleitern<br />

und Fachberatern wird deren höherwertiger Tätigkeit<br />

in keiner Weise Rechnung getragen.<br />

Doch mehr dazu im Innenteil der Zeitung.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

S. 3/4 „Es kommt nicht darauf an, mit dem<br />

Kopf durch die Wand zu gehen...“,<br />

Attraktivität <strong>Sachsen</strong>s für die Tätigkeit<br />

als Gymnasiallehrer sinkt weiter<br />

S. 5-7 Das Ev. Kreuzgymnasium Dresden –<br />

Geschichtliches/Schulbericht<br />

S. 8 Bericht von der 38.Vertreterversammlung<br />

des DPhV<br />

S. 9/12/13 Aus den Regionen<br />

S. 14 Feiwillige Teilzeit 2010/2011,<br />

Informationen zum freibeweglichen<br />

Ferientag<br />

S.15 Aufwendung zur Pflichtversicherung<br />

in der VBL,<br />

Steueränderungsgesetz 2007<br />

S.16 Informationen für unsere Mitglieder<br />

am evangelischen Gymnasium<br />

S.18 Bologna, Bachelor und nur Probleme<br />

2 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

Eine Möglichkeit, die Leistung der Gymnasiallehrer<br />

anzuerkennen, wäre mit realistischen Zielvorgaben<br />

für die Verhandlungen zur Tarifierung der neuen Entgeltordnung<br />

gegeben. Aber auch hier wird von allen<br />

Seiten gegen das Gymnasium und den <strong>Philologenverband</strong><br />

gearbeitet.<br />

Fern aller gesellschaftlichen Realitäten sind da Forderungen<br />

formuliert, die nicht bezahlbar sind. Es sei<br />

denn, man nimmt einigen etwas weg, um es anderen<br />

zukommen zu lassen. In der Mitte des Heftes<br />

finden Sie das Plakat des DPhV mit unseren Forderungen.<br />

Bitte entnehmen Sie es und hängen<br />

Sie es in Ihrem Lehrerzimmer auf! Es beinhaltet<br />

unsere realistischen Ziele. Auch wenn ANDERE<br />

anderer Meinung sind, muss man uns doch zugestehen,<br />

eine eigene Auffassung von Verbandsarbeit zu<br />

haben.<br />

Wir vertreten nun mal einzig die Interessen<br />

der Gymnasiallehrer. In einer Demokratie sollte<br />

man die Meinung des Anderen mit sachlichen Mitteln<br />

in Frage stellen.<br />

Insbesondere als Lehrer müssen wir unseren<br />

Schülern in vielfältiger Weise Vorbild sein. Eine wichtige<br />

Aufgabe von uns ist es, ihnen Demokratie vorzuleben<br />

und insbesondere unsere Gymnasiasten zu<br />

befähigen, sich mit Meinungen von Mitmenschen<br />

argumentativ und stets sachlich auseinanderzusetzen.<br />

Als Lehrer am Gymnasium ist man zudem den<br />

humanistischen Grundwerten und Idealen des Gymnasiums<br />

verpflichtet.<br />

Insofern befremdete es mich, als das von mir im<br />

Lehrerzimmer meines Gymnasiums ausgehangene<br />

Plakat des DPhV zur Problematik der zu verhandeln-<br />

den Eingruppierungsordnung beschmiert wurde.<br />

Man ist es ja in Wahlkampfzeiten gewohnt, dass die<br />

Plakate des politischen Gegners zerstört, verunstaltet<br />

oder beschmiert werden. Dass Aushänge in<br />

Bahnhöfen, an Haltestellen und in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zerstört oder beschmiert werden,<br />

gehört mittlerweile zum traurigen Alltag in Deutschland.<br />

Unbelehrbare Narren gibt es überall.<br />

Man muss im Hinblick auf die Forderungen zur neuen<br />

Eingruppierungsordnung ja nicht unbedingt der<br />

Meinung des <strong>Philologenverband</strong>es sein. Aber mit<br />

anonymen Schmierereien disqualifiziert man sich<br />

selbst. Zeigt ein solches „Verhalten“ nicht, wie<br />

wenig Demokratieverständnis bei so manchen Kollegen<br />

vorhanden ist? Sollten WIR uns nicht konstruktiv<br />

mit der Meinung Andersdenkender auseinandersetzen?<br />

Zur „Höheren Bildung“ gehört die Achtung<br />

gegenüber dem Anderen!<br />

Für die Zukunft wünsche ich mir einen sachlichen<br />

Umgang miteinander.<br />

Dem neuen Jahr kann man optimistisch entgegengehen,<br />

bringt es doch gleich zu Beginn mit der Ost-<br />

West-Anpassung einen Gehaltszuwachs, im März<br />

folgt dann noch einmal eine 1,2% Entgelterhöhung<br />

und zum 31. Juli 2010 endet die uns verordnete<br />

fünfjährige Zwangsteilzeit.<br />

Schauen wir also vorerst optimistisch ins<br />

neue Jahr. Ich wünsche Ihnen ein besinnliches und<br />

frohes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familie und für<br />

2010 Gesundheit und viel Kraft.<br />

Ihr Steffen Pabst, Chefredakteur<br />

Liebe Mitglieder, erneut wenden sich die Lehrerverbände im sbb einem wichtigen Thema, der<br />

individuellen Förderung innerhalb unseres gegliederten Schulsystems, zu. Diese Veranstaltung soll uns Gymnasiallehrern<br />

Impulse zur Verbesserung der individuellen Lernleistungen unserer Schüler und deren Motivation<br />

geben. Der PVS lädt Sie sehr herzlich ein, an dem gemeinsamen Forum von SLV, BLBS, KEG und PVS<br />

teilzunehmen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.<br />

2. Schulpolitisches Forum der Lehrerverbände im sbb<br />

„Begabtenförderung – individuelle Förderung“<br />

am 16.1.2009 von 10.00 –15.00 Uhr,<br />

Berufliches Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen<br />

„Karl-August-Lingner“, 01127 Dresden, Maxim-Gorki-Straße 39<br />

TEIL 1:<br />

Fachvortrag von Frau Prof. Dr. Lin-Klitzing<br />

(Philipps-Universität Marburg, Bundesvorstand DPhV)<br />

„Begabungen wecken“<br />

TEIL 2:<br />

Herr Dr. Körber (Beratungsstelle für Begabte, Meißen)<br />

„Begabtenförderung als Teil der individuellen Förderung in <strong>Sachsen</strong>“<br />

TEIL 3:<br />

Praktische Beispiele zur Begabtenförderung aus den verschiedenen Schularten<br />

Anmeldungen ab sofort möglich:<br />

sbb beamtenbund und tarifunion, Theresienstraße 15, 01097 Dresden<br />

Tel.: 0351-4716824, Fax: 0351-4716827, Email: post@sbb.dbb.de


An dieses Zitat musste ich denken, als ich mir auf<br />

verschiedenen Seiten im Internet die Forderungen<br />

und Positionen von Lehrerorganisationen zur neuen<br />

Entgeltordnung der Lehrer anschaute.<br />

Zur Zeit verhandeln GEW und dbb-Tarifunion mit<br />

den Ländern über eine Tarifierung der Lehrerentgeltordnung.<br />

Das ist längst überfällig, denn unsere Kollegen<br />

im Freistaat <strong>Sachsen</strong> sind als „PISA“-Sieger in<br />

punkto Vergütung immer noch „Bundes“-Verlierer.<br />

Mit einer durch einen Tarifvertrag geregelten Eingruppierung<br />

angestellter Lehrer kann eine bundeseinheitliche<br />

Bezahlung umgesetzt werden. Im Jahr<br />

20 nach dem Mauerfall ist das mehr als überfällig!<br />

Vor einigen Tagen wurde mir im Gespräch mit Mitgliedern<br />

unseres Verbandes wieder bewusst, wie<br />

weit wir noch von einer bundeseinheitlichen Zahlung<br />

entfernt sind.<br />

17 Jahre hat der PVS für die Abschaffung des Bundesangestelltentarifvertrag<br />

Ost mit geringerer Vergütung<br />

und weniger Rechten gekämpft und ich hegte<br />

die Erwartung, dass diese Unterschiede durch den<br />

seit dem 1.11.2006 geltenden Tarifvertrag der Länder<br />

überwunden würden. Diese Hoffnungen wurden<br />

jedoch enttäuscht. Immer noch sprechen wir von den<br />

Tarifgebieten Ost und West. So ist z.B. die Jahressonderzahlung<br />

im Tarifgebiet Ost noch deutlich niedriger<br />

als in den alten Ländern.Auch die Unkündbarkeit für<br />

Beschäftigte mit mehr als 15 Dienstjahren findet im<br />

Tarifgebiet Ost noch immer keine Anwendung. Gymnasiallehrer<br />

mit dem Abschluss als Diplomlehrer für<br />

zwei Fächer (nach dem Recht der DDR) werden<br />

gegenüber Gymnasiallehrern mit einem Abschluss<br />

nach 1992, die von Diplomlehrern in der Funktion<br />

als Mentor ausgebildet wurden, noch immer deutlich<br />

schlechter bezahlt. Zwar verringert sich zukünftig mit<br />

jeder tariflichen Gehaltssteigerung diese Differenz<br />

um 7,20 Euro, aber bis zur Angleichung sind noch<br />

acht! Tariferhöhungen notwendig, die wohl kaum<br />

ein Betroffener bis zum Eintritt in die Regelaltersrente<br />

erleben wird.<br />

Die still und leise vollzogene Abschaffung von Funktionsstellen,<br />

wie Fachleiter, Fachberater und Oberstufenberater,<br />

vergrößert die Differenz in der Bezahlung<br />

unserer Gymnasiallehrer gegenüber denen in den<br />

anderen Bundesländern zusätzlich.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen finde ich eine<br />

Tarifierung der Eingruppierung aller Lehrer eine gute<br />

Sache, können doch damit diese noch vorhandenen<br />

Unterschiede beseitigt werden.<br />

Nun steht die Forderung, alle Lehrer generell in die<br />

E14 einzugruppieren.<br />

Diese Forderung klingt toll, geht aber wohl vollständig<br />

an den gesellschaftlichen Realitäten vorbei. Mit<br />

solch überzogenen Forderungen wird man nicht<br />

ernst genommen. Die letzten Tarifverhandlungen<br />

haben sehr deutlich gezeigt, dass unrealistische Forderungen<br />

der Arbeitnehmervertreter im Nachgang<br />

großer „Ergebnisschönrede“ bedürfen.<br />

Was würde eine Eingruppierung von allen<br />

Lehrern in die E 14 bedeuten?<br />

Hier sind einmal die prozentualen Steigerungen des<br />

Gehaltes in der Stufe 1 (Stufe 5 ) der jeweiligen Entgeltgruppe<br />

bei Eingruppierung nach E 14 aufgeführt:<br />

■ aus EG 9 nach EG 14 : + 51 % (+48%),<br />

■ aus EG 10 nach EG 14 : + 33 % (+31%),<br />

■ aus EG 11 nach EG 14 : + 28 % (+21%),<br />

■ aus EG 13 nach EG 14 : + 8,5% (+7%).<br />

Urteilen Sie selbst!<br />

Diejenigen, die die Einheitsschule als das Modell der<br />

Zukunft predigen, brauchen natürlich auch den dazugehörigen<br />

Einheitslehrer. Somit wären die Vertreter<br />

der Einheitsschule mit der Eingruppierung aller<br />

Lehrer in eine Entgeltgruppe ihrem Ziel ein Stück nähergekommen,<br />

denn der Einheitslehrer wäre dann<br />

aufgrund fehlender Differenzierung bei der Eingruppierung<br />

universell einsetzbar. Was bisher aufgrund<br />

unterschiedlicher Eingruppierung nicht möglich ist,<br />

wird dann Alltag.<br />

Nehmen wir den Unterrichtsausfall an der Grundschule<br />

nebenan. Kein Problem, wir sind flexibel! Der<br />

Gymnasiallehrer springt ein! Sachkundeunterricht<br />

Klasse 3 oder Mathematik Klasse 2 muss abgesichert<br />

werden. Umgekehrt ist dies dann natürlich<br />

auch möglich. Der Grundschullehrer vertritt eben mal<br />

schnell im Grundkurs Mathematik Klasse 11.<br />

Denn: Statt gleiches Geld für gleiche Arbeit,<br />

gilt dann: Gleiche Arbeit für gleiches Geld.<br />

Das ist es nicht, was der PVS will!<br />

■ Wir fordern, dass die Lehrkräfte aller Schularten<br />

um eine Gehaltsstufe höher einzugruppieren sind,<br />

um die Gehaltsverluste gegenüber verbeamteten<br />

Lehrerinnen und Lehrern zumindest teilweise auszugleichen.<br />

Somit sind alle Gymnasiallehrer in die<br />

E 14 einzugruppieren.<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

„Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand<br />

zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden“<br />

Werner von Siemens<br />

■ Wir fordern, dass Lehrkräfte mit Abschlüssen vor<br />

und nach 1992 endlich gleich bezahlt werden.<br />

■ Wir fordern, dass die Benachteilungen im TV-L für<br />

Beschäftigte in den neuen Bundesländern beseitigt<br />

werden.<br />

■ Wir fordern eine Verbeamtung aller Lehrkräfte.<br />

■ Wir fordern, dass alle Lehrergruppen gleichermaßen<br />

von einer Höhergruppierung profitieren.<br />

Unsere Forderungen können nur im gesellschaftlichen<br />

Kontext durchgesetzt werden. Insofern müssen<br />

sie in die Zeit passen.Aus den letzten Verhandlungen<br />

haben wir gelernt, dass unseren Forderungen nur mit<br />

starkem Engagement Nachdruck verliehen werden<br />

kann. Deshalb müssen diese realistisch sein und<br />

dabei die Interessen aller Lehrergruppen ausgewogen<br />

berücksichtigen. Nur dann können die Verhandlungsergebnisse<br />

ohne Schönfärberei verkündet werden.<br />

Hauptschwerpunkt der Arbeit des PVS ist es, Türen<br />

zu öffnen und Schule mitzugestalten. Dazu zählt<br />

auch, den Dienstherren von der Notwendigkeit zu<br />

überzeugen, dass es dringend annehmbarer Arbeitsbedingungen<br />

für unsere älteren Kolleginnen und Kollegen<br />

hier in <strong>Sachsen</strong> bedarf. Immerhin sind am<br />

Gymnasium 42,6% unserer Kolleginnen und Kollegen<br />

älter als 50 Jahre!<br />

Das sind 3.548, von denen 2.315 im Alter zwischen<br />

50 und 56 sind.<br />

Wir wollen, dass jeder Gymnasiallehrer in<br />

unserem Freistaat auch zukünftig in Würde<br />

ins wohlverdiente Rentnerdasein gelangt.<br />

Der PVS will mit seinen Vorschlägen die Forderungen<br />

nach dem von Seiten der Politik immer wieder<br />

gepriesenen GENERATIONENVERTRAG mit Leben<br />

erfüllen, denn bis zum heutigen Tag ist die Formulierung<br />

„Generationenvertrag im Lehrerbereich“ nur<br />

eine leere Worthülse.<br />

Viele unserer älteren Kolleginnen und Kollegen würden<br />

gern weniger Unterricht geben. Der Lehrerberuf<br />

zählt zu den wenigen Berufen, in denen an die physische<br />

und psychische Vitalität ganz besondere,<br />

immerwährende hohe Ansprüche gestellt werden.<br />

Mit zunehmendem Alter ist ein Lehrer ganz besonders<br />

gefordert. Die vergangenen Zwangsteilzeitjahre<br />

haben gerade unseren älteren Kolleginnen und Kollegen<br />

gezeigt, dass 20 Unterrichtsstunden altersgerecht<br />

sind. Und vielen Kollegen sind die damit verbundenen<br />

rund 78 Prozent Gehalt ausreichend, sie<br />

haben sich damit arrangiert, zumal es ja ab 1.1.2010<br />

aufgrund der Ost-West-Angleichung endlich noch<br />

etwas mehr Gehalt gibt.<br />

Aber für die nach 1952 Geborenen gibt es keine<br />

Altersteilzeitregelung mehr und weniger Arbeit bedeutet<br />

RENTENMINDERUNG!<br />

Jeder weiß, dass die Renten mit der realen Inflationsrate<br />

nicht mehr mithalten. Die Kaufkraft einer Rente<br />

in zehn Jahren wird niedriger sein als heute. Riesterund<br />

Demographiefaktor mindern zusätzlich notwendige<br />

Rentensteigerungen. Deshalb schreckt es viele<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

3


<strong>ProPhil</strong><br />

unserer Mitglieder ab, ihren Beschäftigungsumfang<br />

freiwillig zu verringern, haben sie doch Angst vor<br />

dem Gespenst der Altersarmut.<br />

Die Altersteilzeit, die bisher galt und bei der man<br />

durch Zuzahlungen des Arbeitgebers kaum Einbußen<br />

bei der Rente hat, gibt es ab 1.1.2010 nicht mehr.<br />

Wäre doch nicht schlecht, wenn es eine Möglichkeit<br />

gäbe, weiterhin verkürzt zu arbeiten<br />

und dabei keine Rentenminderung hinnehmen<br />

zu müssen.<br />

Schön wäre es, wenn sich der Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />

bereit erklären würde, den Rentenbeitrag<br />

auf 100% zu ergänzen.<br />

Aber was würde das denn kosten? Wir haben einmal<br />

nachgerechnet:<br />

Aus Sicht des PVS ist das ein ziemlich leicht nachzuvollziehendes<br />

Rechenexempel, in dessen Ergebnis für<br />

den Freistaat sogar noch Einsparungen herauskämen.<br />

Beispielrechnung für einen Lehrer in der EG<br />

13, Stufe 5 (Endstufe)<br />

Zur Grundlage gelegt wird das Gehalt eines Vollbeschäftigten<br />

ab März 2010.<br />

Es wurden die Bemessungsgrenzen der Sozialversicherung<br />

von 2009 eingerechnet.<br />

Bereits jetzt ist <strong>Sachsen</strong> durch die fehlende Verbeamtung,<br />

das hohe Regelstundenmaß, die im Vergleich<br />

geringe Vergütung und fehlende Aufstiegsperspektiven<br />

für viele junge Lehrer nicht mehr attraktiv. Nun<br />

sind auch die Perspektiven in <strong>Sachsen</strong> auf eine höher<br />

bewerte Funktionsstelle dramatisch gesunken. Die<br />

entsprechenden Tätigkeiten gibt es immer noch, nur<br />

sind sie in <strong>Sachsen</strong> keine Funktionsstellen mehr.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Verschlechterung im Bereich<br />

der Besetzung von Stellen als Fachleiter, Fach- und<br />

Oberstufenberater. Nach der im März 2008 verabschiedeten<br />

geänderten Verwaltungsvorschrift des<br />

Sächsischen Staatsministeriums für Kultus über Fachleiter<br />

und Fachberater an öffentlichen Schulen werden<br />

die Aufgaben eines Fachleiters und Fachberaters<br />

an eine Lehrkraft jetzt in Ausübung des Direktionsrechts<br />

des Arbeitgebers übertragen. Dazu ist aber<br />

weiterhin eine Bewerbung um die entsprechende<br />

Tätigkeit notwendig. Bei den Stellen für Fachberater,<br />

Fachleiter und Oberstufenberater handelt es sich<br />

dabei nach Aussage des Kultusministeriums nicht um<br />

Funktionsstellen. Die Richtlinien des Freistaates<br />

<strong>Sachsen</strong> zur Eingruppierung der angestellten Lehrkräfte<br />

an öffentlichen Schulen (SächsLehrerRL) enthalten<br />

daher auch kein entsprechendes Tarifmerkmal.<br />

Für Oberstufenberater existiert keine gesonderte<br />

Verwaltungsvorschrift.Von Seiten der SBA und des<br />

SMK wird die Verordnung über Fachberater und<br />

Fachleiter auch analog auf die Oberstufenberater<br />

angewendet.<br />

Die Höhergruppierung von Lehrern, die solche Tätigkeiten<br />

übernommen haben, erfolgt daher nach den<br />

allgemeinen Höhergruppierungsgrundsätzen. Sie ist<br />

4 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

Für die Rentenversicherung werden bei einer Vollbeschäftigung<br />

jährlich 10.851 Euro (jeweils 50%<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer) eingezahlt.<br />

Bei einer Beschäftigung von 20/26 sind dies nur<br />

8.347 Euro.<br />

Somit entsteht eine Differenz von jährlich 2.504 Euro,<br />

die es zu schließen gilt.<br />

Der Arbeitgeber spart bei einem Teilzeitbeschäftigten<br />

mit 20/26 für Kranken- und Pflegeversicherung 31<br />

Euro und für die Arbeitslosenversicherung 152 Euro<br />

im Jahr gegenüber einem Vollbeschäftigten ein.<br />

2.504 Euro – 183 Euro = 2.321 Euro.<br />

Es bleibt also eine Rentenbeitragslücke von<br />

2.321 Euro (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil),<br />

die der Freistaat übernimmt.<br />

Das Angebot könnte allen Kolleginnen und Kollegen<br />

über 50 gemacht werden.<br />

Das würde bei 1.000 Beschäftigten, die das Angebot<br />

der freiwilligen Teilzeit mit 20/26 annehmen, im Jahr<br />

2,3 Mio. Euro an Aufwendungen für die zu schliessende<br />

Rentenbeitragslücke bedeuten.<br />

Das klingt zuerst einmalmal ganz schön viel.<br />

Aber: Wenn 1.000 Beschäftigte das Angebot der<br />

freiwilligen Teilzeit mit 20/26 annehmen, entspräche<br />

Attraktivität <strong>Sachsen</strong>s für die Tätigkeit als Gymnasiallehrer<br />

in <strong>Sachsen</strong> sinkt weiter<br />

nach Aussage des SMK nur dann statthaft, wenn<br />

Eignung, Leistung und Befähigung der Lehrkraft eine<br />

Höhergruppierung rechtfertigen und freie besetzbare<br />

Stellen der Wertigkeit E 14 zur Verfügung stehen.<br />

Damit hat der betreffende Kollege keinen Anspruch<br />

mehr auf eine sofortige Höhergruppierung. Dies<br />

kann nach einer vom Arbeitgeber festgelegten<br />

Bewährungszeit geschehen. Weiterhin wird vom<br />

Arbeitgeber auch nicht der § 31 des TV-L (Führung<br />

auf Probe) in Anwendung gebracht. In diesem Paragraphen<br />

heißt es, dass Führungspositionen ab Entgeltgruppe<br />

10 Tätigkeiten mit Weisungsbefugnis<br />

sind. Diese Weisungsbefugnis wird von Arbeitgeberseite<br />

negiert. Somit erhält der Gymnasiallehrer bis<br />

zur endgültigen Übertragung dieser Tätigkeit auch<br />

keine Zulage in Höhe des Unterschiedsbetrages bis<br />

zur höheren Entgeltgruppe. Diese ins Spiel gebrachte<br />

fehlende Weisungsbefugnis ist doch sehr praxisfern,<br />

da z. B. der Oberstufenberater Verantwortung für die<br />

ordnungsgemäße Umsetzung der OAVO trägt und<br />

demzufolge auch Kurslehrern und Tutoren Anweisungen<br />

erteilen muss. Analog trifft dies für Fachleiter<br />

und Fachberater zu.<br />

Dazu kommt noch, dass es für die Bewährungszeit<br />

bis zur Höhergruppierung, falls Stellen dafür im<br />

Haushalt vorhanden sind, keine einheitliche Regelung<br />

in allen Regionalstellen der SBA gibt. Damit ist<br />

auch die Gleichbehandlung aller Lehrer, denen Tätigkeiten<br />

nach der Verwaltungsvorschrift über Fachleiter<br />

und Fachberater übertragen werden, nicht mehr garantiert.<br />

Eine derartige Praxis führt nachhaltig zum einem<br />

Attraktivitätsverlust und muss schnell wieder geän-<br />

das 230 frei werdenden Stellen. Die vom Arbeitgeber<br />

aufzubringenden finanziellen Mittel zum Ausgleich<br />

der Rentenbeträge auf 100% dagegen entsprächen<br />

lediglich 39 Stellen.<br />

Eintausend Beschäftigte, die dieses Angebot der freiwilligen<br />

Teilzeit (20/26 mit 100% Ausgleich der Rentenbeträge<br />

durch den Arbeitgeber) annehmen, würden<br />

191 frei werdende Stellen schaffen, die<br />

teilweise zusätzlich durch Lehramtsanwärter besetzt<br />

werden könnten.<br />

Eine Einsparung von max. 11.300.000 Euro!<br />

Der PVS sieht in seinem Vorschlag ein tragfähiges<br />

Konzept, älteren Kolleginnen und Kollegen in <strong>Sachsen</strong><br />

einen würdevollen Renteneintritt sowie Rentensicherheit<br />

zu schaffen und gleichzeitig den Einstellungskorridor<br />

für dringend benötigte Lehramtsanwärter<br />

zu vergrößern.<br />

Fazit: Ein Generationenvertrag, wie er besser<br />

nicht sein kann. Auch unsere Schüler werden es<br />

uns danken.<br />

Frank Haubitz,<br />

Vorsitzender des PVS<br />

dert werden. Diese Tätigkeiten müssen den Status<br />

von Funktionsstellen erhalten. Darüber hinaus fordern<br />

wir über diesen Personenkreis hinaus entsprechende<br />

Funktionsstellen, die mindestens eine Entgeltgruppe<br />

höher zu bewerten sind als bei Lehrern,<br />

die ausschließlich Unterricht erteilen, u. a. für Beratungslehrer<br />

und Lehrebeauftragte an den Ausbildungsstätten<br />

der Referendare.<br />

Steffen Pabst<br />

Immer aktuell<br />

www.phv-sachsen.de


<strong>ProPhil</strong><br />

Von der „schola crucis“ zum Ev. Kreuzgymnasium<br />

Die Kreuzschule ist die älteste Schule Dresdens. Ihre<br />

Geschichte und Entwicklung ist unmittelbar mit der<br />

Geschichte des Kreuzchores und der Kreuzkirche verbunden.<br />

Das „Gymnasium zum Heiligen Kreuz“ geht auf eine<br />

Gründung im 13. Jahrhundert zurück. Die am 6.April<br />

1300 erstmals urkundlich erwähnte katholische<br />

Schule diente anfangs der Unterweisung der Chorknaben<br />

und Ministranten in Latein und Gesang.1393<br />

entstand das erste Schulgebäude südlich<br />

der Kreuzkirche. Sie war lange Zeit eine Lateinschule,<br />

die den Bildungsstoff der „Sieben freien Künste“<br />

vermittelte und somit den Universitätsbesuch vorbereitete.1413<br />

wurde vom Kreuzschuldirektor Nikolaus<br />

Tiermann die älteste bekannte Schulordnung vorgelegt.<br />

Neben den traditionellen Bildungsinhalten berücksichtigte<br />

sie auch lebenspraktische und naturkundliche<br />

Kenntnisse und kam so den Bildungserwartungen<br />

des Stadtbürgertums entgegen.<br />

Die „sieben freien Künste“<br />

Die sieben freien Künste – artes liberales –<br />

vermitteln das Wissen,<br />

über das die freien Bürger<br />

in der römischen Antike verfügen sollten.<br />

In der Spätantike bildete sich dann ein<br />

fester Kanon von sieben Fächern heraus:<br />

Grammatik, Rhetorik, Dialektik,<br />

Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik.<br />

1539 mit Einführung der Reformation wurde die<br />

Schule anlehnend an das Gedankengut Luthers und<br />

Melanchtons in ein evangelisches Gymnasium umgewandelt.<br />

Die Stadtmagistraten erhielten die Bildungsverantwortung.<br />

Erstmals kam es zu einer<br />

regelmäßigen jährlichen Besoldung der Lehrer, die<br />

sich wiederum einem strengen Verhaltenskondex<br />

unterwerfen mussten. Der dreißigjährige Krieg<br />

bedeutete auch für die Kreuzschule eine Zeit des<br />

Niedergangs, wovon sie sich erst am Ende des 17.<br />

Jahrhunderts erholte. Im 18. Jahrhundert erlebten<br />

Schule und Chor aber eine Blütezeit, sie waren fester<br />

Bestandteil eines glanzvollen kulturellen Lebens in<br />

Dresden. Wilhelm von Humboldts Bildungsansatz<br />

setzte sich in <strong>Sachsen</strong> sehr schnell durch und bereits<br />

1817 profilierte sich die Kreuzschule zum modernen<br />

Gymnasium im neuhumanistischen Sinne und<br />

begründete damit ihren hervorragenden Ruf. 1828<br />

wurden bereits 420 Schüler unterrichtet.<br />

Einer der profiliertesten Lehrer, Hermann Koechly,<br />

gründete 1846 einen Verein zur Neugestaltung des<br />

sächsischen Schulwesens, der vor allem eine Verbesserung<br />

des Lehrer-Schüler-Verhältnisses und eine<br />

Verstärkung des naturwissenschaftlichen und<br />

mathematischen Unterrichts zum Ziel hatte.<br />

In den kommenden 100 Jahren bewahrte die<br />

Schule innerhalb einer stark differenzierten<br />

Dresdner Bildungslandschaft ihr besonderes<br />

Profil: Neuhumanistische Ausrichtung mit<br />

stärkerer mathematisch-naturwissenschaftlicher,<br />

aber auch sportlicher Ausbildung. Das<br />

kulturelle Leben der Schule zeigte sich in vielfältigsten<br />

Formen und hoher Qualität.<br />

Stand die Schule zuerst in unmittelbarer Nähe der<br />

Kreuzkirche, erhielt sie 1866 wegen steigender<br />

Schülerzahl einen Neubau im neugotischen Stil am<br />

späteren Georgsplatz 6. Es enthielt zwölf Klassenzimmer<br />

und ein Alumnat mit 32 Plätzen.1899 wurde<br />

ein Neubau nötig, der Turnhalle, Zeichensaal sowie<br />

Lehr- und Sammlungsräume für den naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht enthielt. 1925/26 wurde dieser<br />

Anbau um zwei Geschosse aufgestockt und 1924<br />

erstmals Mädchen in die Schule aufgenommen.<br />

In der Zeit des Nationalsozialismus erlitt die humanistische<br />

Bildungseinrichtung einen Niedergang. Es<br />

gab Anzeichen von Fanatismus, aber auch von heimlichem<br />

Widerstand. 1945 wurde die Kreuzschule von<br />

Bomben zerstört, 12 Kruzianer starben in ihren Mauern.<br />

Schon im August 1946 begann der Unterricht wieder,<br />

allerdings in den Räumen des halbzerstörten<br />

Wettingymnasiums. Der Kreuzchor musste in verschiedene<br />

Interimsunterkünfte ausweichen, bis er<br />

1947 im ehemaligen Freimaurerinstitut eine Heimat<br />

fand. 1959 wurden dann in diesem Gebäude beide<br />

Teile wieder vereinigt. Das erneute Zusammenwachsen<br />

von Kreuzschule und Kreuzchor wurde in kurzer<br />

Zeit unter maßgeblicher Mithilfe des Kreuzkantors<br />

Prof. Rudolf Mauersberger erreicht. Das Kreuzgymnasium<br />

wurde EOS Kreuzschule, aber mit einem verstärkten<br />

altsprachlichen Profil, den Kruzianerklassen<br />

5 bis 12 und natürlich dem Kreuzchor.<br />

1992 wurde die Kreuzschule ein Gymnasium in städtischer<br />

Trägerschaft mit Englisch als erster Fremdsprache,<br />

mit musischem, sprachlichem und naturwissenschaftlichem<br />

Profil. 1997 entstand das Ev.<br />

Kreuzgymnasium Dresden in Trägerschaft der Ev.luth.<br />

Kirche.<br />

„Schola crucis“, „Gymnasium zum heiligen<br />

Kreuz“, „Kreuzschule“, EOS „Kreuzschule“<br />

und „Kreuzgymnasium“: Diese Namen trug die<br />

Bildungseinrichtung in ihrer langen, wechselvollen<br />

Geschichte. Im Frühjahr 2010 wird sie siebenhundert<br />

Jahre alt. Sie war und ist Träger geistiger Kultur vom<br />

Mittelalter bis in die Gegenwart und Zukunft.<br />

1808. Gustav Nieritz:<br />

Mit welchen Gefühlen ich die Kreuzschule<br />

betrat!<br />

Dieses einzige Gymnasium der sächsischen<br />

Haupt- und Residenzstadt besaß ein Gebäude<br />

hinter der nahen Kreuzkirche, das innen<br />

und außen einem Gefängnis und einer<br />

Ruine ähnelte. Das Vorzimmer, durch welches<br />

man in unsere Klasse gelangte, besaß<br />

weder Fensterstöcke noch Glasscheiben,<br />

sondern nur leere Fensteröffnungen,<br />

zwischen denen zahllose Spinngewebe ausgespannt<br />

waren und wo Schwalben und<br />

Fledermäuse, Ratten und Mäuse, Katzen<br />

und andere vierbeinige Besucher ihren<br />

ungehinderten Ein- und Ausgang fanden.<br />

Unser Lehrzimmer... hatte eine schwarzbraune<br />

Balkendecke, große Löcher in den Dielen,<br />

so dass man den Fuß sich darin vertreten<br />

konnte, und im ganzen nur drei lange<br />

Schultafeln, an welchen auf beiden Seiten...<br />

die Bänke standen. ...sie zeigten keine Spur<br />

von Ölanstrich, waren wurmstichig und<br />

vielfach mit Messern zerschnitzelt.<br />

(aus: Dresden zur Goethezeit)<br />

Gudrun Schreiner<br />

Quellen:<br />

- Dresdner Geschichtsbuch<br />

Herausgegeben vom Stadtmuseum Dresden<br />

Bd. 6 und 9 2000 / 2003<br />

- Verschiedene Darlegungen im Internet<br />

- Taschenlexikon in 10 Bänden<br />

Bibliographisches Institut, Mannheim 2006<br />

- Jäckel, Günther, Dresden zur Goethezeit<br />

Verlag der Nationen, Berlin 1987<br />

Einweihung des neuen Gebäudes August 2009 mit Landesbischof Bohl (l.)<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

5


<strong>ProPhil</strong><br />

Das Kreuzgymnasium in Dresden im Hier und Heute<br />

Vom Februar 2006 bis Juli 2008 wurde das Striesener<br />

Schulgebäude erweitert und gründlich saniert.<br />

Für diese Zeit bezog das Kreuzgymnasium ein Ausweichquartier<br />

in Prohlis.<br />

Seit August 2008 findet der Unterricht wieder in<br />

Striesen statt. Neben den Klassenräumen verfügt die<br />

Schule jetzt über modern ausgestattete Fachräume,<br />

eine neue Sporthalle, eine Bibliothek, einen Schüleraufenthaltsraum,<br />

einen Schulclub, einen Theaterkeller<br />

und eine Cafeteria.<br />

In den neugotischen Gebäuden des ehemaligen Freimaurerinstituts<br />

werden heute etwa 850 Schüler von<br />

über 60 Lehrern unterrichtet. Die Schule ist in allen<br />

Klassenstufen vierzügig. Die Schüler erlernen bereits<br />

ab Klasse 6 eine zweite Fremdsprache (nach Englisch<br />

wahlweise Französisch oder Latein). Eine weitere<br />

Besonderheit des Evangelischen Kreuzgymnasiums<br />

Das ehemalige Freimaurerinstitut (historische Postkarte)<br />

ist das Angebot von vier Profilen in den Klassen 8 bis<br />

10: dem künstlerischen, dem naturwissenschaftlichen,<br />

dem sprachlichen und dem geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />

Profil. Das Evangelische Kreuzgymnasium<br />

ist offen auch für Schüler anderer<br />

Konfessionen und konfessionell nicht gebundene<br />

Schüler. Dennoch ist der Religionsunterricht mit zwei<br />

Unterrichtsstunden pro Woche ordentliches und verbindliches<br />

Lehrfach. Es wird sowohl evangelischer als<br />

auch katholischer Religionsunterricht angeboten.<br />

Geistliches Leben<br />

Die Orientierung an christlichen Werten gehört wie<br />

der selbstverständliche Anspruch auf eine gute Ausbildung<br />

zum pädagogischen Konzept der Schule. Der<br />

schulische Alltag ist durch folgende Elemente<br />

gekennzeichnet, die in ihrer Gesamtheit identitätsstiftend<br />

für alle Angehörigen der Schulgemeinschaft<br />

wirken sollen: Gottesdienste (in der Kreuz- kirche<br />

oder in benachbarten Gotteshäusern) und Andachten<br />

(in der Schule, im Raum der Stille), die dauerhafte<br />

Unterstützung eines karitativen Projektes und<br />

Besinnungstage für die Schüler der 10. Klassen. Diese<br />

Besinnungstage finden an verschiedenen Orten<br />

außerhalb der Schule statt, z. B. im Kloster Wechselburg.<br />

Die Schüler wählen hierzu ein Thema aus<br />

einem Angebot aus, das von Lehrern und Mitarbeitern<br />

des Evangelischen Landesjugendpfarramtes<br />

gestaltet wird, z. B. „Gerechtigkeit“, „Zeit“ oder<br />

„Pilgern“.<br />

Seit 2009 hat das Kreuzgymnasium erfreulicherweise<br />

eine Schulpfarrerin, Frau Isolde Schäfter. Sie erteilt<br />

Religionsunterricht, bereitet Andachten und Gottesdienste<br />

sowie Besinnungstage vor und ist Ansprechpartnerin<br />

für Schüler und Lehrer. Am Vorabend des<br />

6 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

ng in der Polizeidirektion Dresden<br />

Buß- und Bettages findet der Tag des Glaubens statt.<br />

Dabei werden sowohl in der Unterrichtszeit als auch<br />

nachmittags und abends unter einem bestimmten<br />

Thema Veranstaltungen angeboten. Im Mittelpunkt<br />

stand in diesem Jahr das Thema „Christen in der<br />

Politik“ besonders unter dem Aspekt der Wende .<br />

Schule und Kreuzchor<br />

Die Mitglieder des Dresdner Kreuzchores (Kruzianer)<br />

sind ab Klasse 5 Schüler des Evangelischen Kreuzgymnasiums.<br />

Für die Klassenstufen 5 bis 7 erfolgt die<br />

Bildung separater Klassen für die Kruzianer. Ab Klasse<br />

8 werden die Kruzianer mit den anderen Schülern<br />

gemeinsam unterrichtet. Die Lehrer betrachten es als<br />

eine ihrer Aufgaben, die Doppelbelastung der Choristen<br />

besonders zu berücksichtigen, indem sie mit<br />

fördernden pädagogischen Maßnahmen Ausfälle<br />

durch Proben und Konzertreisen auszugleichen helfen.<br />

Für einen großen Teil der Kruzianer besteht die<br />

Möglichkeit, im Alumnat des Dresdner Kreuzchores<br />

zu wohnen, das sich auf dem Schulgelände befindet.<br />

Bildung<br />

Das selbstverständliche Bemühen um eine leistungsorientierte<br />

Ausbildung auf hohem Niveau soll die<br />

Schüler zum Abitur führen und auf die Anforderungen<br />

eines Hochschulstudiums vorbereiten. Dabei<br />

wird besonders auf die Bedingungen geachtet, die<br />

ein effektives Lernen ermöglichen und die Lernbereitschaft<br />

steigern. Das schließt Formen des offenen<br />

Unterrichts, Freiarbeit, Projektarbeit und Unterricht<br />

an anderen Lernorten ein. So findet beispielsweise in<br />

den Klassen 5 bis 9 jeweils eine Unterrichtswoche im<br />

Landheim „Mayenhof“ in Schellerhau (Erzgebirge)<br />

statt.<br />

Als christliche Schule bietet das Kreuzgymnasium<br />

einen Leistungskurs Religion an. Dazu werden als<br />

Vorbereitung zum Abitur Lektürekurse angeboten.<br />

Die künstlerisch-musische Bildung besitzt einen<br />

besonderen Stellenwert. Deshalb gibt es im Bereich<br />

Musik Orchesterlager, Chorlager und Bandlager. Seit<br />

diesem Schuljahr wird ein Teil des Musikunterrichts<br />

in Form des Klassenorchesters erteilt. Eine Besonderheit<br />

ist der Leistungskurs Musik. Im Bereich Darstellendes<br />

Spiel gibt es einen Grundkurs. Im Fach Kunst<br />

existiert ebenfalls ein Leistungskursangebot. Unsere<br />

Schüler nehmen häufig mit Erfolg an Wettbewerben<br />

teil und es gibt Ausstellungen in verschiedenen Einrichtungen<br />

in Dresden, z. B. in der Polizeidirektion, im<br />

Kultusministerium und den Staatlichen Kunstsammlungen.<br />

Jedes Jahr wird im Februar ein Kunsttag<br />

durchgeführt.<br />

Im Wissen darum, dass heute die Bereitschaft zu<br />

lebenslangem Lernen wichtiger denn je ist, werden<br />

den Schülern von Klasse 5 an in einem einwöchigen<br />

Projekt Lerntechniken vermittelt.<br />

Für die Schüler der Klassen 5-7 bietet die „Kreuzuni“<br />

die Gelegenheit, wissenschaftliche Erkenntnisse aus<br />

erster Hand zu erlangen. Dazu kommen Wissenschaftler<br />

aus unserer Elternschaft in die Schule und<br />

halten Vorlesungen zu Themen wie „Warum sterben<br />

Tiere aus?“ oder „Warum brauchen wir Gefängnisse?“.<br />

Am Evangelischen Kreuzgymnasium Dresden gibt es<br />

zahlreiche Arbeitsgemeinschaften: ein Orchester und<br />

ein Nachwuchsorchester, Bands für jüngere und ältere<br />

Schüler, den Schulchor, Theatergruppen für unterschiedliche<br />

Altersstufen; Fremdsprachen z. B. als<br />

Besonderheit in Dresden Altgriechisch und Althebräisch,<br />

vielfältige Angebote im Bereich der bildenden<br />

Kunst, einen Schachclub, eine Schülerzeitung,<br />

verschiedene Sportarten u.a.m.<br />

Kruzianer singen zur Einweihung des neuen Schulgebäudes


Ausstellung in der Polizeidirektion Dresden<br />

Seit 2008 existiert ein Ganztagsangebot, welches<br />

vor allem die Orientierungsstufe ansprechen soll. Es<br />

werden z. B. Hausaufgabenbetreuung, Begabtenförderung,<br />

Förderunterricht, sportliche und künstlerische<br />

Aktivitäten angeboten.<br />

Die Lehrer des Evangelischen Kreuzgymnasiums<br />

nehmen ein umfangreiches Fortbildungsangebot<br />

wahr. Eine besondere Möglichkeit bietet die Gruppen-Supervision,<br />

die bei einer Psychologin außerhalb<br />

der Schule stattfindet. Seit dem Schuljahr 2002/03<br />

haben rund 30 Lehrkräfte regelmäßig ihr eigenes<br />

berufliches Tun reflektiert.<br />

Das Kollegium beschäftigt sich besonders intensiv<br />

mit der Schulentwicklung. Dazu wurde eine aus vier<br />

Kolleginnen und Kollegen bestehende Steuergruppe<br />

gewählt, deren Aufgabe es ist, den Prozess der<br />

Schulentwicklung voranzutreiben. Instrumente hierzu<br />

sind jährliche Klausurtagungen, pädagogische<br />

Nachmittage und Arbeitsgruppen.<br />

Erziehung<br />

Von besonderem Stellenwert sind persönlichkeitsbezogene<br />

Erziehungsziele. Ausgehend von den Überzeugungen<br />

des christlichen Menschenbildes sollen<br />

sich der Respekt vor dem Einzelnen und seiner Leistung,<br />

der rücksichtsvolle Umgang miteinander, die<br />

Bereitschaft zu konstruktiver Zusammenarbeit und<br />

gemeinschaftlichen Problemlösungen im Schulalltag<br />

widerspiegeln. Vor allem das dem christlichen Glauben<br />

eigene Wissen um die Vergebungsbedürftigkeit<br />

des Menschen soll nicht ohne Auswirkungen auf das<br />

Schulklima bleiben. Entsprechende Verhaltensweisen<br />

sollen auch in den regelmäßig stattfindenden Klassenleiterstunden<br />

(5.-8. Klasse), auf Klassenfahrten<br />

und an Projekttagen thematisiert und eingeübt werden.<br />

In gemeinsamer Verantwortung beteiligen sich<br />

Schüler, Lehrer und Eltern als Angehörige der Schulgemeinschaft<br />

kontinuierlich an der Erarbeitung,<br />

Durchsetzung und Einhaltung von Regeln, die das<br />

Lernen und Lehren und das Zusammenleben an der<br />

Schule generell befördern.<br />

An unserer Schule arbeiten zwei Beratungslehrer, die<br />

sowohl präventiv wirken (z. B. durch Sozialtraining in<br />

den Klassen) als auch bei Konflikten klärend und<br />

lösungsorientiert vorgehen. Außerdem bieten sie<br />

Schullaufbahnberatungen an.<br />

Das Programm „Schüler für Schüler“ dient der Beratung<br />

von Schülern, die sich bei Fragen und Proble-<br />

men nicht an Lehrer wenden<br />

wollen.Von den Vertrauenslehrern<br />

geschulte Schüler mit<br />

hohem Verantwortungsbewusstsein<br />

stehen als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung. Unsere<br />

Schüler erhalten eine differenzierte<br />

Bewertung ihres Arbeitsund<br />

Sozialverhaltens in Form<br />

von Kompetenzbewertungen,<br />

die vom Klassenlehrer gemeinsam<br />

mit seinem Stellvertreter<br />

auf der Basis der kollegialen<br />

Zuarbeit aller Fachlehrer<br />

erstellt und dem Zeugnis beigefügt<br />

werden.<br />

Schulgemeinschaft<br />

Die verschiedenen Gremien der<br />

Mitbestimmung (Schülervertretung, Elternrat, Schulkonferenz)<br />

tragen dazu bei, Ausrichtung und Alltag<br />

der Schule mit zu prägen und Entscheidungsprozesse<br />

transparent zu machen. Die Schülervertretung<br />

organisiert verschiedene Veranstaltungen, wie den<br />

SV-Tag am Schuljahresende (z. B. Musiktage), Konzerte<br />

und Mottotage und sie unterstützt andere Veranstaltungen,<br />

wie das Adventsbasteln und den<br />

Elternsprechtag.<br />

Die besondere Verbundenheit Ehemaliger, aber auch<br />

der Eltern jetziger Schüler zeigt sich in den vielfältigen<br />

Aktivitäten des Fördervereins. Das Hauptaugenmerk<br />

des Fördervereins liegt zur Zeit auf der Finanzierung<br />

einer „Leselandschaft“ im Dachgeschoss<br />

eines Gebäudeflügels.<br />

Als Schule in freier Trägerschaft erhebt das Evangelische<br />

Kreuzgymnasium Schulgeld (zur Zeit beträgt<br />

der Regelsatz rund 65 Euro pro Monat); bei sozialer<br />

Bedürftigkeit sind Sondervereinbarungen oder Stipendien<br />

durch die Prof.-Ludolphy-Stiftung möglich.<br />

Ein freiwilliger Beitrag wird von den Eltern in Form<br />

des „Kultur-Euro“ erbracht, der von der Elternvertretung<br />

verwaltet wird und der Unterstützung besonderer<br />

Aktivitäten und Vorhaben dient.<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Soziales Engagement<br />

und ökologische Verantwortung<br />

Aus Verantwortung für die Menschen, die Gesellschaft<br />

und den Lebensraum Natur engagiert sich die<br />

Schulgemeinschaft für ein soziales Miteinander und<br />

für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Im<br />

Schulalltag und in verschiedenen Projekten kann<br />

jeder Schüler Besonderheiten in den Lebensumständen<br />

anderer sozialer Gruppen und das Engagement<br />

von Personen, Vereinen und Organisationen kennen<br />

lernen, mit seinem eigenen Lebensumfeld vergleichen<br />

und die daraus resultierenden Erfahrungen in seine<br />

Lebensgestaltung einbringen. Die Schule wird geöffnet<br />

für Menschen, die besondere Erfahrungen weiterzugeben<br />

haben, und für Menschen, die unmittelbar<br />

mit sozialen Problemen konfrontiert sind. Das Evangelische<br />

Kreuzgymnasium soll so ein Ort der gesellschaftlichen<br />

Kommunikation werden.<br />

Auch die Integration behinderter Schüler wird gefördert.<br />

In Klasse 9 führen die Schüler ein zweiwöchiges<br />

Sozialpraktikum durch. Das Praktikum findet vorrangig<br />

in Einrichtungen für Senioren, Behinderte und<br />

Kinder statt. Die Schule gibt die Möglichkeit einer<br />

zweckfreien, umfassenden Naturbetrachtung. Dazu<br />

gehört auch die vielseitige Behandlung umweltrelevanter<br />

Themen im Unterricht, in Exkursionen, bei Projekten<br />

und in Praktika. Die Natur unterliegt zunehmend<br />

dem menschlichen Einfluss, entzieht sich in<br />

ihrer Gesamtheit aber dem menschlichen Steuerungsvermögen.<br />

Als Lebensgrundlage des Menschen<br />

bedarf sie einer besonderen Wertschätzung. Aus der<br />

besonderen Stellung des Menschen innerhalb der<br />

Schöpfung ergibt sich für ihn auch eine besondere<br />

Verantwortung, die im Schulalltag und im Schulumfeld<br />

vermittelt, begriffen und gelebt werden soll. So<br />

pflanzten die Schüler des Evangelischen Kreuzgymnasiums<br />

im November Bäume bei Ohorn in der Lausitz.<br />

Mit der Aktion wurde ein Stück Wald aufgeforstet,<br />

aber auch der Lebensraum Wald besser kennengelernt.<br />

Zusätzlich suchten sich die Schüler Sponsoren<br />

für jeden Baum, der Erlös kam dem Regenwaldprojekt<br />

zu Gute.<br />

Christoph Lüders,<br />

Robert Rothmann<br />

Bei der Gruppenarbeit<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

7


<strong>ProPhil</strong><br />

DPhV bestimmt Kurs in unruhigen Zeiten<br />

Bericht von der 38. Vertreterversammlung<br />

Die sächsischen Delegierten. Christoph Langwitz, Gerhard Pöschmann, Jens Rieth, Steffen Pabst und Frank Haubitz (v.l.)<br />

Mit der Vertreterversammlung unter dem Motto<br />

„gymnasium.bildungsidee.de“, die vom 19. - 21. 11.<br />

in Berlin stattfand, setzte der DPhV ein Zeichen für<br />

den Erhalt und die Weiterentwicklung des Gymnasiums.<br />

Auch wenn Befürworter eines „längeren gemeinsamen<br />

Lernens“ im Moment versuchen, das gegliederte<br />

Schulwesen und damit das Gymnasium zu demontieren,<br />

so lassen sich die PISA-Erfolge der<br />

Länder, die das Gymnasium ab Klasse 5 haben, nicht<br />

wegdiskutieren.<br />

In seinem Festvortrag wies Prof. Dr. Julian Nida-<br />

Rümelin auf die Bedeutung humanistischer Ideale in<br />

der Bildung von heute hin. Das Gymnasium hat nach<br />

wie vor die Aufgabe, nicht nur Menschen zu einem<br />

hohen Fachwissen und zur Studierfähigkeit zu<br />

führen, sondern auch Persönlichkeiten heranzubilden,<br />

die auf der Grundlage humanistischer Ideale in<br />

ihrer Tätigkeit dem Allgemeinwohl verpflichtet sind.<br />

Mit 99 von 103 Stimmen wählte die Vertreterversammlung<br />

des Deutschen <strong>Philologenverband</strong>es am<br />

Vormittag des 20. November 2009 Heinz-Peter Meidinger<br />

erneut zum Bundesvorsitzenden. Dieses<br />

Ergebnis ist Ausdruck seines Engagements für die<br />

Weiterentwicklung des Gymnasiums in Deutschland<br />

und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

der Gymnasiallehrer.<br />

Frank Haubitz gratulierte Hans-Peter Meidinger<br />

8 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

Als stellvertretender Bundesvorsitzender wurden<br />

Dr. Horst Günther Klitzing (Saarland) und als Schatzmeister<br />

Andreas Bartsch (Nordrhein Westfalen) wiedergewählt.<br />

Ebenfalls im Amt bestätigt wurden die Beisitzer Prof.<br />

Dr. Susanne Lin-Klitzing (Hessen), Rainer Starke (Niedersachsen)<br />

und Gabriela Kasigkeit (Berlin). Neu in<br />

den Vorstand wurde Steffen Pabst gewählt. Damit<br />

stellt der <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> zum ersten Mal<br />

ein Mitglied im Vorstand des DPhV.<br />

Die Wahl von Steffen Pabst ist eine Anerkennung für<br />

die fast zwanzigjährige konstruktive<br />

Arbeit unseres<br />

Landesverbandes für die<br />

Belange der angestellten<br />

Lehrer.<br />

Mit Gudrun Schreiner als<br />

Mitglied des Schlichtungsrates<br />

und Jens Rieth als<br />

stellvertretenden Kassenprüfer<br />

wurden zwei weitere<br />

engagierte Mitglieder unseres<br />

Verbandes in wichtige<br />

Ämter des DPhV gewählt.<br />

Wesentliche Impulse für die<br />

Arbeit der nächsten Jahre<br />

setzen die neuen, auf der<br />

Vertreterversammlung<br />

beschlossenen Anträge. Im Leitantrag zur Bildungspolitik<br />

wird klar formuliert:<br />

„Das Gymnasium ist ein Bildungsangebot für<br />

besonders leistungsbereite und motivierte<br />

Schülerinnen und Schüler mit dem klaren Ziel<br />

einer allgemeinen Studierfähigkeit, verbunden<br />

mit einer hohen Individualbildung.“<br />

Der DPhV fordert, dass das Gymnasium grundständig<br />

in einem gegliederten Schulsystem ab Klasse 5<br />

organisiert sein muss. „Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit<br />

sind zu sichern, und den Gelenkstellen<br />

zwischen den Schulformen ist inhaltlich und<br />

organisatorisch besondere Aufmerksamkeit zu widmen.“<br />

Eine weitere wichtige Forderung ist, dass das<br />

Gymnasium personell, infrastrukturell und finanziell<br />

besser ausgestattet werden muss, um den Anforderungen<br />

an einen didaktisch-methodisch anspruchsvollen<br />

Unterricht zu entsprechen und um eine bessere<br />

Förderung seiner Schülerinnen und Schüler zu<br />

garantieren.<br />

Als bedeutsam wird die Forderung nach einer besseren<br />

Verzahnung des Gymnasiums mit den Universitäten,<br />

Hochschulen und anderen wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen gesehen.<br />

Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft<br />

zu erweitern und zu institutionalisieren.<br />

Gerade in diesem Bereich können wir als PVS auf<br />

gute Erfahrungen zurückgreifen.<br />

Im Leitantrag zur Schulstruktur wird erneut bekräftigt,<br />

dass der DPhV alle Bestrebungen ablehnt, „die<br />

Grundschule zu verlängern und die weiterführenden<br />

Schularten, insbesondere das Gymnasium, weiter zu<br />

verkürzen.“ Mit der klaren Ablehnung von Versuchen<br />

„das differenzierte Schulwesen in Deutschland<br />

zu schwächen und langfristig abzuschaffen“,<br />

bekennt sich der DPhV zum gegliederten Schulsystem,<br />

das „nach wie vor die beste Voraussetzung für<br />

die differenzierte Förderung junger Menschen“ ist.<br />

Der Leitantrag zur Berufspolitik bekräftigt das Ziel,<br />

die Attraktivität des Gymnasiallehrerberufes zu stärken.<br />

Die Absenkung des Regelstundenmaßes auf<br />

einheitlich 23 Wochenstunden und die Schaffung<br />

von Leistungsanreizen, wie Prämien und Beförderungsstellen,<br />

sind wichtige Ziele für die Arbeit der<br />

nächsten Jahre.<br />

Steffen Pabst wurde in den Vorstand des DPhV gewählt<br />

In den neuen Bundesländern bleibt die Verbeamtung<br />

aller Lehrkräfte erklärtes berufspolitisches Ziel des<br />

DPhV. Die Problematik der auslaufenden Altersteilzeitregelung<br />

wurde von allen Landesverbänden<br />

angesprochen und gefordert, dass es auch nach<br />

2009 ein Altersteilzeitmodell geben muss.<br />

Alle vom PVS eingereichten Anträge wurden angenommen<br />

und bestimmen nun auch das Handeln des<br />

DPhV in den nächsten vier Jahren.<br />

Frank Haubitz,<br />

Vorsitzender des PVS


Aus den Regionen<br />

Regionalwahlen des Regionalverbandes Bautzen<br />

Der neue Regionalvorstand: Thomas Schmidt, Sabine<br />

Steinecke, Hubertus Kaiser, Veit Berger (v.l.n.r.)<br />

Am 21. November fand die Regionalwahl unseres<br />

Regionalverbandes in Löbau statt. Als Tagungsstätte<br />

stand das gerade erst – für immerhin 6,5,Millionen<br />

Euro – sanierte Geschwister-Scholl-Gymnasium zur<br />

Verfügung. Dessen Einweihung lag erst drei Tage<br />

zurück.<br />

Vollzeit = Vollbeschäftigung?<br />

Unter dem Motto „Vollzeit = Vollbeschäftigung?“<br />

trafen sich am 28.11.2009 die Philologen der Chemnitzer<br />

Region im Sportgymnasium.<br />

Im ersten Teil der Veranstaltung hatten wir uns die<br />

Direktorin der Sächsischen Bildungsagentur, Frau<br />

Kurth, zum Gespräch eingeladen. Zunächst bedankte<br />

sich Frau Kurth bei allen Kolleginnen und Kollegen<br />

für den gelungenen Start in dieses Schuljahr. Die<br />

Gymnasien der Region Chemnitz verzeichnen den<br />

geringsten Stundenausfall in <strong>Sachsen</strong>. An unseren<br />

Gymnasien arbeiten zurzeit 1700 Kolleginnen und<br />

Kollegen, 150 von ihnen sind in der Ruhephase der<br />

Altersteilzeit. Unsere Gymnasien sind im Ergänzungsbereich<br />

mit 237% etwas über dem sächsischen<br />

Durchschnitt versorgt. Der BTV läuft am<br />

31.7.2010 aus. Alle Kollegen, die aus der Vollzeit in<br />

die Teilzeit des BTV gewechselt hatten, können<br />

damit wieder voll arbeiten. Das zentrale Planungsteam<br />

der SBA Chemnitz bereitet das neue<br />

Schuljahr mit diesen Eckdaten vor. Vollzeit bedeutet<br />

dabei 26 Wochenstunden Regelstundenmaß. Hier<br />

stellte Frau Kurth klar: Wer Vollzeit arbeiten möchte,<br />

muss damit rechnen, sowohl an anderen Schulen als<br />

auch möglicherweise an anderen Schularten eingesetzt<br />

zu werden.<br />

In der weiteren Diskussion ergaben sich zwei<br />

Schwerpunkte:Von allen Anwesenden wurde bekräftigt,<br />

dass die momentan komfortabel scheinende<br />

Situation sich in den nächsten Jahren grundlegend<br />

ändern wird: Haben wir im Sommer 2010 sicher einige<br />

Reserven, so wird sich dies mit den weiteren<br />

Abgängen von Kollegen in den wohlverdienten<br />

Ruhestand schnell ändern. Über 40% unserer Kolleginnen<br />

und Kollegen sind älter als 50 Jahre, damit<br />

werden wir in den folgenden Jahren einen immer<br />

deutlicheren Lehrermangel verzeichnen. So stellt sich<br />

die Frage, wo die Lehrer herkommen sollen, die dann<br />

benötigt werden. Frau Kurth ermunterte die Anwesenden,<br />

ihre Schülerinnen und Schüler für ein Studi-<br />

Die Wahlveranstaltung begann mit einem kurzweiligen<br />

Astronomie-Stück des ansässigen Schülertheaters.<br />

Als Hauptreferent erläuterte Frank Haubitz die<br />

auf der Basis des Koalitionsvertrages entstehenden<br />

Entwicklungsperspektiven des sächsischen Gymnasiums.<br />

Dabei stellte er insbesondere heraus, dass die<br />

anerkannt hohe Qualität des Abiturs der vom PVS<br />

unterstützten Stabilität des gegliederten Schulsystems<br />

geschuldet ist. Neben anstehenden inhaltlichen<br />

Veränderungen macht sich Haubitz derzeit insbesondere<br />

für einen weitblickenden Generationenvertrag<br />

stark. Dieses vom PVS berechnete Konzept trägt<br />

sowohl den Wünschen der älteren Kollegen nach<br />

einem angemessenen Übergang in die Rentenphase<br />

als auch den Erfordernissen einer schnellen und<br />

fachbezogenen Verjüngung des Kollegiums Rechnung<br />

und stieß bei den Teilnehmern auf reges Interesse<br />

und Zustimmung.<br />

In seinem Rechenschaftsbericht machte Hubertus<br />

Kaiser deutlich, dass der Regionalvorstand bei zahl-<br />

Verona Fuchs, Cornelia Krauße, Cordula Buntin, Jens Spiegelhauer, Frank Kahlmann<br />

(v.l.n.r.)<br />

um des Lehramtes zu motivieren, wobei sie deutlich<br />

machte, dass der Bedarf an Grund- und Förderschulen<br />

noch schneller noch dringender werden wird.<br />

Mehrere Kollegen machten in der Diskussion darauf<br />

aufmerksam, dass die Politik dafür gerade die Weichen<br />

in die falsche Richtung stellt: Die polyvalenten<br />

Bachelorstudiengänge werden die Studenten dazu<br />

verleiten, mehr denn je das gymnasiale Lehramt<br />

anzustreben, da die Ausbildung dies ermöglicht. In<br />

<strong>Sachsen</strong> sind darüber hinaus die Weichen für ein<br />

Referendariat falsch gestellt: Durch den NC bekommen<br />

die Referendare mit den besten Leistungen Stellen,<br />

sie haben aber meist nicht die Fächer, die an den<br />

Gymnasien benötigt werden, das sind vor allem die<br />

Naturwissenschaften.<br />

Im zweiten Teil der Veranstaltung wählten wir unseren<br />

neuen Regionalvorstand. Die Arbeit der letzten<br />

Jahre stellte uns nicht in allen Bereichen zufrieden.<br />

Vor allem der Kontakt zu den Mitgliedern war nicht<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

reichen Aktivitäten (Besuch von Personalversammlungen,<br />

„Philologen on Tour“ und die Teilnahme an<br />

Arbeitskampfmaßnahmen) seine inhaltlichen Positionen<br />

deutlich artikulieren konnte. Dadurch konnte<br />

sich die Zahl der Mitglieder trotz Altersabgängen<br />

positiv entwickeln. Er führte dies auf die von den Kollegen<br />

akzeptierten Standpunkte des Verbandes<br />

sowie die guten Kontakte in den Lehrerzimmern<br />

zurück. Auch die Arbeit der zu den Personalratswahlen<br />

gebildeten Liste der Lehrerverbände habe sich<br />

bewährt.<br />

Die Kontaktpflege zu den Keimzellen des Verbandes,<br />

den Schulgruppen, soll in Zukunft verstärkt werden.<br />

Nach dem Ausscheiden von Günther Kiefer gehören<br />

dem neuen Regionalvorstand neben dem wiedergewählten<br />

Regionalvorsitzenden Hubertus Kaiser, Sabine<br />

Steinecke, Veit Berger und Thomas Schmidt aus<br />

Bischofswerda an.<br />

Hubertus Kaiser, Regionalvorstand Bautzen<br />

immer gut und ausreichend.<br />

Wir bedanken uns bei Manfred<br />

Kick für die jahrelange<br />

gute Arbeit, er gehört jetzt<br />

mit seiner Schule zum<br />

Bereich der Regionalstelle<br />

Zwickau und wird daher den<br />

dortigen Regionalverband<br />

stärken. Ebenso gilt unser<br />

Dank Birgit Jahn, die viele<br />

Jahre zuverlässig die Finanzen<br />

unserer Region geordnet<br />

hat und Katja Mehlhorn, die<br />

als Schriftführerin arbeitete.<br />

Zeitweilig unterstützten uns<br />

auch Herr Fefernitz, Herr<br />

Grabner, Frau Buntin, Frau<br />

Krauße und Herr Claus in der<br />

Arbeit. Wir freuen uns über<br />

die Wahl von Frau Cornelia<br />

Krauße als neue Vorsitzende des Regionalvorstandes<br />

und Frau Cordula Buntin als Mitglied im Regionalvorstand.<br />

Frank Kahlmann, Jens Spiegelhauer und<br />

Verona Fuchs wurden durch die Wahl bestätigt.<br />

In ihrem Schlusswort betonte die neue Vorsitzende<br />

Cornelia Krauße: „Die vordringlichste Aufgabe des<br />

neuen Regionalvorstandes wird deshalb die Arbeit<br />

vor Ort, der intensive Kontakt zu Ihnen, liebe Mitglieder,<br />

aber auch die konstruktive Zusammenarbeit mit<br />

allen Gremien unseres Verbandes sein.<br />

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, bitten wir<br />

Sie um Ihre Unterstützung: Tragen Sie Ihre Sorgen<br />

und Nöte an uns heran! Bringen Sie Ihre Ideen und<br />

Vorschläge ein! Schaffen Sie mit dem PVS durch Ihr<br />

Engagement an den Schulen eine Atmosphäre, die<br />

zum Mitmachen einlädt!“<br />

Verona Fuchs<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

9


Zu den Tarifverhandlungen zur neuen Entgeltordnung für angestellte Lehrer im TV-L


<strong>ProPhil</strong><br />

Die Wahl im Regionalverband Dresden<br />

Die Mitglieder des Regionalverbands Dresden waren<br />

am 19. September 2009 ins Gymnasium Coswig eingeladen,<br />

um einen neuen Regionalvorstand zu<br />

wählen. Dass die Veranstaltung an einem Sonnabend<br />

gut besucht war, ist sicherlich auch dem<br />

Umstand zu verdanken, dass wir mit Herrn Dreske<br />

einen kompetenten Vertreter der Sächsischen Bildungsagentur,<br />

Regionalstelle Dresden, gewinnen<br />

konnten. Er referierte sachlich und auch kritisch zum<br />

Stand der Umsetzung der neuen Oberstufe. Es folgte<br />

eine konstruktive Diskussion zum Thema, bei der<br />

Herr Dreske Anregungen aufnahm und zusagte, diese<br />

auch im Ministerium mit zur Diskussion zu stellen.<br />

Der neue Vorstand wurde mit großer Mehrheit<br />

gewählt und setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Markus Gretzschel (Gymnasium Coswig)<br />

Leipzig hat gewählt<br />

Eva Steinhardt, Dagmar Schreiber, Simone Pohl, Barbara<br />

Szilagyi, Peter Schedina, Thomas Langer (v.l.n.r.)<br />

Auf einer Vertreterversammlung am 26. September<br />

2009 im Gymnasium Brandis wurde der neue Regionalvorstand<br />

einstimmig gewählt. Ihm gehören neben<br />

der Vorsitzenden Barbara Szilagyi (Reclamgymnasium)<br />

und dem Stellvertreter Thomas Langer (Keplergymnasium),<br />

Eva Steinhardt (Gymnasium Am Breiten<br />

Teich Borna) und Peter Schedina (Johann-Walter-<br />

Gymnasium Torgau) an. Neu in den Vorstand wurden<br />

Dagmar Schreiber (Hildebrandgymnasium Markkleeberg)<br />

und Simone Pohl (Borna) gewählt. Für ihre<br />

Gudrun Hoffmann wurde verabschiedet<br />

langjährige und engagierte Arbeit für den PVS in der<br />

Region erhielt Gudrun Hoffmann (St. Augustin Grimma)<br />

den besonderen Dank der Delegierten.<br />

Die Aussprache zum Vorstandsbericht und den Ausführungen<br />

vom Landesvorsitzenden Frank Haubitz<br />

stand ganz im Zeichen der auslaufenden Zwangsteilzeit,<br />

den Perspektiven ab dem Sommer 2010 und<br />

dem Wunsch nach Altersteilzeitmodellen.<br />

Thomas Langer<br />

12 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

als Vorsitzender, Thomas Klein (Landesgymnasium<br />

St. Afra), Eckhardt Lorenz (Gymnasium<br />

Dreikönigsschule), Wolfgang Maaß (Siemens-Gymnasium<br />

Großenhain), Barbara<br />

Reichel (Schiller-Gymnasium Pirna), Petra<br />

Röhricht (Hülße-Gymnasium Dresden) und<br />

Silvana Wendt (SBI Radebeul).<br />

Damit sind Mitglieder des Vorstandes – als erste<br />

Ansprechpartner des <strong>Philologenverband</strong>es vor Ort –<br />

wieder an möglichst vielen Schulen in der Dresdner<br />

Region vertreten.<br />

Steffen Pabst und Frank Eiselt kandidierten nicht<br />

mehr für den Regionalvorstand, da sie sich im<br />

geschäftsführenden Vorstand intensiv für die Interessen<br />

unserer Mitglieder einsetzen. Vielen Dank für die<br />

Wahl des Regionalvorstandes<br />

im Regionalverband Zwickau<br />

Die traditionell in der Vorweihnachtszeit stattfindende<br />

Mitgliederversammlung des Regionalverbandes<br />

Zwickau war in diesem Jahr gleichzeitig die Wahl des<br />

Regionalvorstandes.<br />

Am Mittwoch, 2.12.2009, trafen sich die PVS-Mitglieder<br />

am Rande des Vogtlandes zur Mitgliederversammlung,<br />

bei der außer der Wahl ein Vortrag von<br />

Frau Dr. Beuchel, Abteilungsleiterin in der SBA Leipzig,<br />

zum Thema Schulrecht und Referendarausbildung<br />

in <strong>Sachsen</strong> auf der Tagesordnung stand. Als<br />

Gast konnten wir unseren Landesvorsitzenden Herrn<br />

Haubitz begrüßen.<br />

Frau Dr. Beuchel, die bereits in den vergangenen Jahren<br />

vor den Mitgliedern unseres RV äußerst fundiert<br />

und interessant referiert hatte, konnte auch diesmal<br />

wieder eine Menge Wissenswertes und Neues berichten.<br />

Anhand von Fallbeispielen wurden rechtliche Aspekte<br />

transparenter Situationen, die jedem Lehrer in seiner<br />

täglichen Arbeit begegnen, besprochen und aus<br />

gesetzlicher Sicht analysiert.Veränderungen in der<br />

Referendarausbildung, die durch die Einführung der<br />

Bachelor- und Masterstudiengänge notwendig werden,<br />

stehen an, sind also bis jetzt noch nicht befriedigend<br />

in der Praxis angekommen.<br />

Herr Haubitz informierte über Positionen des PVS in<br />

Bezug auf die Eingruppierungsverhandlungen und<br />

die neue Entgeltordnung für Lehrer. Gute Ideen, wie<br />

die Kollegen erkannten, aber zweifellos eine schwierige<br />

Aufgabe, diese durchzusetzen.<br />

In den neuen Regionalvorstand wurden Cornelia<br />

Schneider / CWG Zwickau, Christine Krannig / KKG<br />

Zwickau, Elke Wunderlich / Mosen-Gymnasium Oels-<br />

langjährige aktive Arbeit im Regionalvorstand.<br />

Besonderer Dank gebührt auch Wolfgang Maaß, der<br />

aus persönlichen Gründen nicht mehr für den Vorsitz<br />

zur Verfügung stand, aber weiter im Vorstand mitarbeiten<br />

wird.<br />

Ziel des neuen Vorstands ist, seine Funktion als Bindeglied<br />

zwischen dem Mitglied vor Ort und der Verbandsführung<br />

zu intensivieren. Sie sind aufgerufen,<br />

sich mit Anregungen, Kritik und Lob an die Mitglieder<br />

des Regionalvorstandes zu wenden, damit Ihre<br />

Interessen vertreten werden können!<br />

Für das leibliche Wohl sorgten Schüler des Gymnasiums,<br />

was bei den Teilnehmer der Wahlveranstaltung<br />

dankbar angenommen wurde.<br />

Markus Gretzschel, Regionalvorsitzender Dresden<br />

nitz, Karin Zahradnik / Diesterweg-Gymnasium Plauen<br />

und Lars Lochmann / Goethe-Gymnasium Auerbach<br />

gewählt. Vorsitzende des Regionalvorstandes<br />

ist Cornelia Schneider, die unseren Regionalverband<br />

bereits im Bezirkspersonalrat vertritt und dem Landesvorstand<br />

angehört.<br />

Cornelia Schneider, Christine Krannig, Lars Lochmann,<br />

Karin Zahradnik, Elke Wunderlich (v.l.n.r.)<br />

Sicherlich werden die folgenden Jahre viel Arbeit und<br />

nicht wenige Auseinandersetzungen bringen, aber<br />

konsequenten Einsatz verlangen.<br />

Trotz aller Probleme, die angesprochen wurden,<br />

konnten die Mitglieder des PVS diese Veranstaltung<br />

mit der Gewissheit verlassen, dass eine engagierte<br />

Interessenvertretung hinter ihnen steht, die die<br />

Anliegen der sächsischen Gymnasiallehrer ernst<br />

nimmt.<br />

Christine Krannig,<br />

Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau<br />

Tief erschüttert haben wir vom Tod unseres geschätzten und ehemaligen PVS-Mitgliedes,<br />

Herrn Rüdiger Stumm, erfahren.<br />

Er war einer der Gründungsmitglieder unseres Verbandes, arbeitete lange im Vorstand des Verbandes mit und<br />

wirkte besonders im Vogtland. Von 1990 bis zu seinem 65. Geburtstag im Januar 2009 hat er als Schulleiter<br />

die Geschicke des Plauener Diesterweg-Gymnasiums mitgeleitet und mitgeprägt.<br />

Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt in diesen Tagen auch seiner Familie. Wir werden Herrn Stumm in ehrender<br />

Erinnerung behalten.<br />

Die Mitglieder<br />

des Regionalverbandes Zwickau<br />

Frank Haubitz<br />

Landesvorsitzender des PVS


Lehrer werden ist nicht schwer, Lehrer sein/bleiben<br />

dagegen sehr<br />

Vor dem Hintergrund dieser geflügelten Worte, wenn<br />

auch leicht abgewandelt, frage ich mich nach 27<br />

Jahren des Lehrerdaseins, was aus meinem Traumberuf<br />

von damals geworden ist.<br />

Schlagwörter wie „Teilzeitarbeit“, „Internetmobbing“,<br />

„Lehrermangel“, „Streik“, „krankmachende<br />

Unzufriedenheit“, „Rente mit 67 ohne ATZ-Möglichkeit<br />

vorher“ sind in den letzten Monaten und Jahren<br />

immer öfter zu hören.<br />

Sicher ist, dass mir meine Arbeit (noch) Spaß macht,<br />

dass ich gern mit Schülern arbeite und konstruktiv<br />

streite, dass ich mich über gute und sehr gute Entwicklungen<br />

meiner Schüler freue, dass ich stolz bin,<br />

wenn Hinweise und Ratschläge auf fruchtbaren<br />

Boden fallen und mit einer gesunden Lerneinstellung<br />

für gute Noten gekämpft wird – aber das ist nur die<br />

eine Seite der Medaille.<br />

Auf der anderen Seite sehe ich die Bildungspolitik<br />

unseres Landes – unfreiwillige Teilzeit für uns Lehrer<br />

führt zu Unzufriedenheit und Demotivation, statt<br />

Schülerpersönlichkeiten bestimmen Zahlen und Gelder<br />

das Tagesgeschäft in den Schulen, Abordnungen<br />

und Versetzungen von Lehrern an andere Schulen<br />

erfolgen in immer größerer Zahl und machen kontinuierliche<br />

Arbeit immer schwerer.<br />

Weiterhin steigt der Altersdurchschnitt in den Kollegien<br />

stetig an (z.Zt. bundesweit bei 47 Jahren), jeder<br />

fünfte Lehrer ist über 55 Jahre alt und ca. 90% aller<br />

Lehrer gehen vorzeitig in den Ruhestand. Wenn diese<br />

Zahlen das gesamte Bundesgebiet betreffen, so<br />

stecken wir <strong>Sachsen</strong> doch mittendrin.<br />

Junge Lehrer fehlen hier, weil sie in den westlichen<br />

Bundesländern nach ihrer Ausbildung in <strong>Sachsen</strong><br />

bessere Bedingungen<br />

für einen<br />

Berufsstart vorfinden<br />

und weil mit<br />

gezielten Werbekampagnen<br />

unser<br />

Lehrernachwuchs<br />

abgeworben wird,<br />

wie ich auf einem<br />

Plakat in Leipzig<br />

auf dem Hauptbahnhof<br />

gelesen<br />

bzw. von Referendaren<br />

selbst gehört<br />

habe.<br />

Eltern investieren in die Bildung ihrer Kinder, indem<br />

sie ihnen auf vielfältige Weise Wissenserwerb ermöglichen,<br />

ob mit Sprach- oder Bildungsreisen,<br />

Theaterbesuchen und anderen kulturellen Veranstaltungen,<br />

ob mit Büchern, Zeitschriften oder der Mitgliedschaft<br />

in Vereinen und besonders durch Zuwendung<br />

und Interesse am Werden des Jugendlichen.All<br />

das kostet Geld und Zeit – Geld und Zeit, Investitionen<br />

also, die sich erst später auszahlen und<br />

bewähren werden.<br />

Was im Kleinen (in der Familie) schon lange funktioniert<br />

und erprobt ist, muss im Großen (auf Landesund<br />

Bundesebene) immer wieder angemahnt werden.<br />

Dazu gehören nicht endlose Debatten um parteipolitische<br />

Interessen und interne Machtkämpfe<br />

um persönliche Belange – in unseren Nachwuchs,<br />

egal ob noch Schüler oder schon Lehrer, muss investiert<br />

werden.<br />

VORKURSE für 4. Klassen an Gymnasien<br />

Nach wie vor beginnt in <strong>Sachsen</strong> der Besuch des<br />

Gymnasiums mit dem 5. Schuljahr. Dann wird erwartet,<br />

dass die Schüler die Kulturtechniken in Deutsch<br />

und Mathematik, d.h. Lesen, Schreiben und Rechnen,<br />

aus der Grundschule mitbringen, also grundlegendes<br />

Wissen und Können als Voraussetzung in<br />

allen Fächern besitzen. Für viele Kinder wird der<br />

Übergang in die andere Schulform problematisch:<br />

andere Klassenkameraden, neue Lehrer, größeres<br />

Schulgebäude, höhere Lernanforderungen, schnelleres<br />

Arbeitstempo etc. Um diese Probleme etwas<br />

abzubauen, arbeiten die Grundschulen mit bestimmten<br />

Gymnasien zusammen; es gibt gegenseitiges<br />

Hospitieren in den 4. bzw. 5. Klassen, Absprachen<br />

unter den Direktoren, sog. Schnupperstunden für die<br />

4. Klassen u. ä.<br />

Eine weitere Form für das Erleichtern des Übergangs<br />

von der Grundschule zum Gymnasium stellt ein<br />

gewisser Vorkurs für die Grundschüler dar.<br />

Das praktiziert man z.B. im Leipziger Brockhaus-<br />

Gymnasium, an dem ich vor meiner Pensionierung<br />

arbeitete. Seit einigen Jahren werden dort die Kinder,<br />

die ab dem kommenden Schuljahr das Gymnasium<br />

besuchen möchten, ab Oktober bis Ende März einmal<br />

wöchentlich nachmittags zu 60 Minuten Unterricht<br />

(2 Fächer à 30 Minuten) eingeladen. In mehreren<br />

Gruppen von ca. 25 Schülern wird sich<br />

vorwiegend mit Deutsch,<br />

Mathematik und Englisch<br />

beschäftigt, dazu stellt<br />

das Gymnasium die<br />

Arbeitsblätter bereit. Ein<br />

bestimmter Stamm von<br />

Lehrern hat hierbei die<br />

Aufgabe, die Kinder an<br />

das neue Arbeitstempo<br />

und an grundlegende<br />

Lernmethoden heranzuführen.<br />

Die Schüler lernen<br />

ihren späteren Schulweg,<br />

die Schule, einige neue<br />

Lehrer und die künftigen<br />

Klassenkameraden kennen.<br />

Die Lehrer werden<br />

dabei von größeren Schülern und Studenten unterstützt,<br />

die wiederum den Kleinen Hilfestellungen<br />

geben können. Durch gemeinsame Höhepunkte wie<br />

Halloween, Weihnachtsfeier und Abschlussfest soll<br />

das Lernen interessant und abwechslungsreicher<br />

werden.<br />

Das Brockhaus-Gymnasium, die Jungen und Mädchen,<br />

ihre Eltern und Großeltern, zu denen ich auch<br />

gehöre, haben inzwischen einige Erfahrungen<br />

gesammelt: Die Lehrer kennen die „Neulinge“ schon<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Welche Möglichkeiten haben wir Lehrer?<br />

Wir stehen vor zahlenmäßig großen Klassen, denn<br />

mit 23,1 Schülern pro Klasse im Durchschnitt liegt<br />

das Gymnasium über allen anderen Schularten im<br />

Freistaat <strong>Sachsen</strong>.<br />

Wir haben Lehrpläne zu erfüllen, die nicht immer<br />

ausreichend Zeit lassen, um das Gelernte zu üben<br />

und zu festigen.<br />

Wir haben aber auch einige Schüler, deren Lerneinstellung<br />

zu wünschen übrig lässt bzw. die den erhöhten<br />

Anforderungen an einem Gymnasium nicht<br />

gerecht werden können.<br />

Viele engagierte Lehrer investieren nun trotzdem<br />

ihre Zeit, um unseren Nachwuchs nach bestem<br />

Gewissen zu bilden, zu erziehen und auf das Leben<br />

vorzubereiten. Dabei schauen wir bei so vielfältigen<br />

und zusätzlichen Tätigkeiten nicht immer auf die Uhr,<br />

von fehlender Wertschätzung in Form von angemessener<br />

Bezahlung ganz zu schweigen und helfen so<br />

tatkräftig mit, das Ansehen unseres Freistaates weiter<br />

zu stärken. Denn der 1. Platz bei PISA kommt<br />

nicht von ungefähr und damit haben wir unsere Politiker<br />

weiter in dem Glauben bestärkt, Bildung ist ja<br />

doch recht preiswert zu bekommen. Vor diesem Hintergrund<br />

ist Lehrer werden wahrlich nicht schwer,<br />

aber Lehrer sein und bleiben erfordert täglich auf’s<br />

Neue meine ganze Kraft, denn Sturmböen, Gewitter<br />

und andere Unwetter in der Bildungslandschaft<br />

haben und werden ihre Spuren bei meinen Kollegen,<br />

bei mir und unseren Schülern hinterlassen.<br />

Eva Steinhardt<br />

Gymnasium „Am Breiten Teich“ Borna<br />

Gymnasium-Vorkurs am Leipziger Brockhaus-Gymnasium<br />

und können dies bei der Zusammenstellung der einzelnen<br />

Klassen berücksichtigen. Langes Aneinandergewöhnen,<br />

Vorstellen und Einarbeiten wird verkürzt.<br />

Den Kindern wird eine gewisse Angst vor zu großen<br />

Schwierigkeiten genommen. Sie beginnen das 5.<br />

Schuljahr viel ruhiger und sind besser vorbereitet. Es<br />

ist nicht mehr alles anders und fremd. Und doch<br />

bleibt eine gewisse Neugierde, das ist auch gut so!<br />

Antje Hoppe<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

13


<strong>ProPhil</strong><br />

Freiwillige Teilzeit im Schuljahr 2010/11<br />

Zum Ende dieses Schuljahres läuft der seit 2005 geltende<br />

Bezirkstarif aus. Jeder Gymnasiallehrer, der es<br />

will, kann ab dem nächsten Schuljahr wieder Vollzeit<br />

(26 Unterrichtsstunden) arbeiten. Damit endet die<br />

Zwangsteilzeit und die freiwillige Teilzeit rückt mehr<br />

in das Blickfeld. Viele von Ihnen überlegen sich zur<br />

Zeit, ob und in welchem Umfang sie freiwillig einer<br />

Teilzeitbeschäftigung nachgehen wollen. Deshalb<br />

möchten wir an dieser Stelle einige allgemeine Informationen<br />

zur freiwilligen Teilzeitbeschäftigung geben.<br />

An unseren Gymnasien gibt es in diesem Schuljahr<br />

weit über 900 Beschäftigte, die sich zugunsten eines<br />

unterrichtsfreien Tages nicht aufstocken ließen und<br />

bei 79% Beschäftigungsumfang verblieben sind.<br />

Falls dieser Personenkreis auch im kommenden Jahr<br />

unterhalb der Vollbeschäftigung arbeiten möchte,<br />

sollte bis zum 31. Januar 2010 (laut Org.-Erlass) ein<br />

Antrag auf Teilzeitbeschäftigung in der jeweiligen<br />

Regionalstelle der SBA vorliegen (Dienstweg einhalten).<br />

Einem nach diesem Termin gestellten Antrag<br />

wird in der Regel nur entsprochen, wenn entsprechende<br />

notwendige Sachgründe vorliegen, z.B.<br />

Krankheit, Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen u.a.<br />

Bei einer freiwilligen Teilzeitbeschäftigung gilt nach<br />

dem Teilzeit- und Befristungsgesetz, dass ein teilzeitbeschäftigter<br />

Arbeitnehmer wegen der Teilzeitarbeit<br />

nicht schlechter behandelt werden darf als ein vergleichbarer<br />

vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer.<br />

Von herausragender Bedeutung ist hierbei der § 8 –<br />

Verringerung der Arbeitszeit – dieses Gesetzes:<br />

(1) Ein Arbeitnehmer, dessen Arbeitsverhältnis länger<br />

als sechs Monate bestanden hat, kann verlangen,<br />

dass seine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit<br />

verringert wird.<br />

(2) Der Arbeitnehmer muss die Verringerung seiner<br />

Arbeitszeit und den Umfang der Verringerung<br />

spätestens drei Monate vor deren Beginn geltend<br />

machen. Er soll dabei die gewünschte Verteilung<br />

der Arbeitszeit angeben.<br />

(3) Der Arbeitgeber hat mit dem Arbeitnehmer die<br />

gewünschte Verringerung der Arbeitszeit mit dem<br />

Ziel zu erörtern, zu einer Vereinbarung zu gelan-<br />

Die frei beweglichen Ferientage sind nicht automatisch<br />

freie Tage für die Kollegen, sofern sie keinen<br />

Urlaub eingereicht haben. Eine reine Anwesenheitspflicht<br />

besteht jedoch nicht, da der Lehrer laut Verwaltungsvorschrift<br />

„Unterrrichtsverpflichtung“ in der<br />

Gestaltung seiner Arbeitszeit außerhalb des Unterrichts<br />

und anderer notwendiger Veranstaltungen frei<br />

ist.<br />

„1. Arbeitszeit, Unterrichtsverpflichtung<br />

1.1. Arbeitstage sind diejenigen Schul- sowie<br />

Ferientage, die die Zahl der Urlaubstage<br />

14 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

gen. Er hat mit dem Arbeitnehmer Einvernehmen<br />

über die von ihm festzulegende Verteilung der<br />

Arbeitszeit zu erzielen.<br />

(4) Der Arbeitgeber hat der Verringerung der Arbeitszeit<br />

zuzustimmen und ihre Verteilung entsprechend<br />

den Wünschen des Arbeitnehmers festzulegen,<br />

soweit betriebliche Gründe nicht entgegenstehen.<br />

Ein betrieblicher Grund liegt insbesondere<br />

vor, wenn die Verringerung der Arbeitszeit<br />

die Organisation, den Arbeitsablauf oder die<br />

Sicherheit im Betrieb wesentlich beeinträchtigt<br />

oder unverhältnismäßige Kosten verursacht...<br />

Aussagen zur freiwilligen Teilzeitbeschäftigung findet<br />

man auch in den Frauenförderplänen der<br />

jeweiligen Regionalstellen der SBA. Dort gibt es viele<br />

positive Regelungen, die eine Teilzeitarbeit betreffen<br />

und gleichzeitig auch Regelungen zur Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf. Es kommt nur darauf an, diese<br />

an den einzelnen Gymnasien umzusetzen. Die<br />

Frauenbeauftragte und der Örtliche Personalrat sind<br />

dann vor Ort die Ansprechpartner.<br />

Stellvertretend sei an dieser Stelle aus dem Frauenförderplan<br />

der Regionalstelle Dresden zitiert:<br />

4. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf<br />

In diesem Zusammenhang kommt der familienfreundlichen<br />

Gestaltung der Arbeitszeiten eine<br />

besondere Bedeutung zu. Unter Aufrechterhaltung<br />

der Unterrichtsversorgung und im Rahmen<br />

der gesetzlichen und tarifvertraglichen<br />

Möglichkeiten wirken Dienst- und Fachvorgesetzte<br />

daher im Einvernehmen mit den<br />

Beschäftigten auf folgende Arbeitserleichterungen<br />

hin:<br />

■ Bei der Gestaltung der Stundenpläne, der<br />

Lehrauftragsverteilung und der Festlegung<br />

der Pausenaufsichten werden insbesondere<br />

die Bedürfnisse der Lehrkräfte berücksichtigt,<br />

die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen.<br />

■ Die Unterrichtsstunden sollten möglichst zusammenhängend<br />

abgeleistet werden. Die<br />

Möglichkeit der Einrichtung unterrichtsfreier<br />

im Kalenderjahr übersteigen. Soweit die<br />

Lehrkräfte nicht Unterrichtsverpflichtungen<br />

oder andere dienstliche Verpflichtungen<br />

zu bestimmten Zeiten wahrzunehmen<br />

haben, sind sie in der Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben zeitlich nicht gebunden.“<br />

Sollte an einem freibeweglichen Ferientag eine Fortbildungsveranstaltung<br />

stattfinden, so ist diese eine<br />

dienstliche Angelegenheit, die in die berufliche Tätigkeit<br />

des Lehrers passt. Pech kann auch der Kollege<br />

haben, der an eine andere Schule abgeordnet ist.<br />

Während zum Beispiel an der Stammschule unter-<br />

Tage in der Woche wird geprüft und genehmigt,<br />

soweit es die Unterrichtsorganisation<br />

zulässt. Unterrichtsarme Tage mit nur einer<br />

Unterrichtsstunde sollten möglichst vermieden<br />

werden.<br />

■ Bei Lehrkräften mit Kindern unter 10 Jahren<br />

sollte die Arbeitszeitverteilung mit den Möglichkeiten<br />

der Kinderbetreuung abgestimmt<br />

werden.<br />

■ Lehrerkonferenzen und andere schulische<br />

Belange betreffende Veranstaltungen sollten,<br />

wenn möglich, zeitlich so angesetzt<br />

werden, dass die betroffenen Beschäftigten<br />

ihren familiären Verpflichtungen nachkommen<br />

können und der Heimweg auch mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln noch zumutbar<br />

ist. Veranstaltungen an Wochenenden (Ausnahme<br />

regionale Fortbildungen) sollten vermieden<br />

werden.<br />

■ Anträgen auf Reduzierung der regelmäßigen<br />

Arbeitszeit oder Unterbrechung der Berufstätigkeit<br />

aus familiären Gründen wird in der<br />

Regel entsprochen. Gleiches gilt für Anträge<br />

von Lehrkräften, die im Anschluss an eine<br />

Beurlaubung aus familiären Gründen zunächst<br />

eine Teilzeitbeschäftigung anstreben.<br />

■ Der berufliche Wiedereinstieg von aus familiären<br />

Gründen beurlaubten Beschäftigten<br />

orientiert sich weitgehend an den Belangen<br />

der Lehrkraft (z. B. Versetzung in Wohnortnähe,<br />

keine Klassenleitertätigkeit im ersten<br />

Jahr). Dazu wird mit der Lehrkraft rechtzeitig<br />

vor dem Wiedereinstieg ein Gespräch über<br />

den Bedarf und die Einsatzmöglichkeiten<br />

geführt.<br />

Diese Formulierungen sind geschlechtsneutral, so<br />

dass die Regelungen sowohl für Frauen als auch für<br />

Männer gelten. Sollten Sie Fragen im Hinblick auf<br />

eine beabsichtigte Teilzeitbeschäftigung haben, wenden<br />

Sie sich bitte an unsere Vertreter in den jeweiligen<br />

Lehrerbezirkspersonalräten.<br />

Steffen Pabst<br />

Freibeweglicher Ferientag – Urlaubstag für Lehrer?<br />

richtsfrei ist, muss er an der Schule, zu der er abgeordnet<br />

ist, Unterricht erteilen. Der Schulleiter kann<br />

einen frei beweglichen Ferientag auch für einen<br />

pädagogischen Tag, an dem keine Schüler mitwirken,<br />

nutzen. Dies muss langfristig geplant werden, damit<br />

der einzelne Kollege das in seiner Urlaubsplanung<br />

berücksichtigen kann und so er will, den frei beweglichen<br />

Schülerferientag zum eigenen Urlaubstag<br />

machen kann.<br />

Siehe Homepage des PVS:<br />

www.phv-sachsen.de


Aufwendungen zur Pflichtversicherung in der VBL<br />

im Abrechnungsverband Ost 2010<br />

Am 23. November 2007 hatte der Verwaltungsrat<br />

der VBL die Anhebung des Beitragssatzes für die<br />

Pflichtversicherung beginnend ab 1.1.2008 konkretisiert.<br />

Für alle Beschäftigten, bei denen die Ost-West-<br />

Anpassung der Vergütung erst zum 1. Januar 2010<br />

in Kraft tritt, bleibt es übergangsweise bis zum 31.<br />

Dezember 2009 bei einem Beitragsatz von einem<br />

Prozent, der hälftig von Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

getragen wird. Der Bemessungssatz Ost beträgt<br />

ab 1. Januar 2010 in den genannten Tarifbereichen<br />

einheitlich 100 % (Ost-West-Anpassung). Deshalb<br />

gilt von diesem Zeitpunkt an im Abrechnungsverband<br />

Ost für alle Beteiligten ein einheitlicher Beitragssatz<br />

von 4 % des zusatzversorgungspflichtigen<br />

Entgelts. Auch dieser Beitragsatz wird jeweils zur<br />

Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gezahlt.<br />

Der im Laufe des Jahres eingezahlte Arbeitnehmeranteil<br />

der Pflichtversicherung in der VBL kann „verriestert“<br />

werden, sofern die Maximalförderung der<br />

Riesterrente durch andere Verträge noch nicht ausgeschöpft<br />

ist. Die entsprechende Mitteilung zur Vor-<br />

lage beim Finanzamt wird von der VBL jeweils im<br />

Frühjahr für das vorhergehende Jahr versendet.<br />

Mit der Anhebung des Beitragsatzes wird im Abrechnungsverband<br />

Ost ein weiterer Schritt auf dem Weg<br />

zur Kapitaldeckung der Zusatzversorgung in der VBL<br />

vollzogen.<br />

Höchstgrenze des zusatzversorgungspflichtigen Entgelts<br />

liegt im Abrechnungsverband Ost beim 2,5fachen<br />

Wert der monatlichen Beitragsbemessungsgrenze<br />

in der gesetzlichen Rentenversicherung (Ost).<br />

Das bedeutet monatlich ist die Bemessungsgrenze<br />

bei 11.625,00 Euro und im Monat der Jahressonderzahlung<br />

bei 23.250,00 Euro.<br />

Mit der Anhebung des Beitragssatz auf 4 % des<br />

zusatzversorgungspflichtigen Entgelts ist keine Erhöhung<br />

der Rentenansprüche verbunden.<br />

Freiwillige Versicherung durch Entgeltumwandlung<br />

in der VBL<br />

Der Mindestbeitrag wird für 2010 angehoben.<br />

Gleichzeitig steigt auch der Betrag, bis zu dem man<br />

Mindestbeitrag zur freiwilligen Versicherung (§ 25 Abs. 2 AVBextra; § 20 Abs. 2 AVBdynamik<br />

Jahr<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

Mindestbeitrag<br />

jährlich 186,38 Euro monatlich 15,53 Euro<br />

jährlich 189,00 Euro monatlich 15,75 Euro<br />

jährlich 191,63 Euro monatlich 15,97 Euro<br />

Steuerliche Grenzbeträge für Aufwendungen zur freiwilligen Versicherung<br />

Jahr 2010 monatlich<br />

jährlich<br />

Steuerfreibetrag nach § 3 Nr. 63 Satz 1 EStG<br />

(sozialabgabenfrei)<br />

220,00 Euro 2.640,00 Euro<br />

Zusätzlicher Freibetrag nach § 3 Nr. 63 Satz 3 EStG<br />

(sozialabgabenpflichtig)<br />

150,00 Euro 1.800,00 Euro<br />

Steueränderungsgesetz 2007 –<br />

Häusliches Arbeitszimmer<br />

Der Bundesfinanzhof hat mit einem am<br />

16.9.2009 veröffentlichten Beschluss (VI B<br />

69/09) ernstliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit<br />

des steuerlichen Abzugsverbots<br />

für häusliche Arbeitszimmer geäußert.<br />

Das durch das Steueränderungsgesetz 2007 eingeführte<br />

Verbot, Aufwendungen für ein Arbeitszimmer<br />

als Werbungskosten abzuziehen, wenn das Arbeitszimmer<br />

nicht den Mittelpunkt der beruflichen Tätigkeit<br />

bildet, könnte nach Einschätzung des BFH nicht<br />

verfassungsgemäß sein. Die Kosten für ein Arbeitszimmer<br />

von Lehrern, bei denen der Mittelpunkt der<br />

beruflichen Tätigkeit in der Regel in der Schule liegt,<br />

sind seit 2007 nicht mehr als Werbungskosten<br />

abziehbar. Mit diesem Beschluss stellt der BFH jetzt<br />

klar, dass bei einem Lehrer, dem kein anderer Arbeitsplatz<br />

zur Verfügung steht, Aufwendungen für ein<br />

häusliches Arbeitszimmer als Werbungskosten im<br />

Lohnsteuerermäßigungsverfahren zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Einschränkend muss hierzu gesagt werden, dass sich<br />

die Entscheidung in diesem vorläufigen Rechtsschutzverfahren<br />

auf den hier verhandelten konkreten<br />

Einzelfall bezieht. Zudem stellt der BFH ausdrücklich<br />

fest, dass diese Entscheidung das Ergebnis des zurzeit<br />

anhängigen Hauptsacheverfahrens nicht vorweg<br />

nimmt.<br />

Bei der Erstellung einer Steuererklärung sollten betroffene<br />

Steuerzahler die Aufwendungen weiterhin<br />

geltend machen.Wird der Abzug verweigert, müssen<br />

Betroffene lediglich darauf achten, dass der Steuerbescheid<br />

einen diesbezüglichen Vorläufigkeitsvermerk<br />

enthält, der das Verfahren insoweit offen hält.<br />

Die Finanzämter sind entsprechend angewiesen, so<br />

dass dies in aller Regel der Fall sein wird. Soweit die<br />

jetzige Regelung höchstrichterlich für verfassungswidrig<br />

erklärt wird, ist dann eine Rückzahlung zu viel<br />

entrichteter Steuern möglich.<br />

Quelle: dbb Info Nr.: 69/2009<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

steuer- und sozialabgabenfrei im Rahmen der Entgeltumwandlung<br />

Entgeltbestandteile seines Bruttoeinkommens<br />

in eine freiwillige zusätzliche betriebliche<br />

Altersvorsorge einzahlen kann.<br />

Dies kann monatlich geschehen oder durch eine<br />

jährliche Einmalzahlung oder aus einer Kombination<br />

von beiden Formen (siehe beide Tabellen).<br />

Die steuerlichen Grenzbeträge stehen im Abrechnungsverband<br />

Ost für Beiträge zur freiwilligen<br />

Versicherung nur insoweit zur Verfügung, als sie<br />

nicht bereits für Arbeitgeberanteile am Beitrag zum<br />

Kapitaldeckungsverfahren in der Pflichtversicherung<br />

ausgeschöpft sind. Dies ist für Sie nur von Bedeutung,<br />

wenn Sie über den steuer- und sozialabgabenfreien<br />

Grenzbetrag von 2.640,- Euro freiwillig in die<br />

VBL einzahlen.<br />

Steffen Pabst<br />

Für Senioren:<br />

Die Rentennachzahlungen<br />

betreffend<br />

Es ist sicher all unseren Pensions- und Rentenempfängern<br />

bekannt: am 23.8.2007 hatte das Bundessozialgericht<br />

entschieden, „ ….dass die aufgrund von<br />

tarifvertraglichen Regelungen gezahlten Jahresendprämien<br />

im Beitrittsgebiet als tatsächlich erzielte<br />

Arbeitsentgelte….festzustellen sind“. (betr. die sog.<br />

Lehrertagsprämien von max. 750,-Mark)<br />

Inzwischen haben auch die meisten von uns daraufhin<br />

ihre Anträge gestellt und die dazu gehörenden<br />

Formalitäten erledigt, Nachweise erbracht (auch für<br />

persönliche Prämien, von denen man natürlich einen<br />

schriftlichen Nachweis haben musste) und auch<br />

schon die Nachzahlungen erhalten. In Abhängigkeit<br />

von Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, von der Schulart<br />

und vom Alter der Kollegen betragen die Summen<br />

der Nachzahlungen mit Zinsen ca. 1.000,- bis<br />

3.000,- Euro und mehr. Außerdem kommt auch eine<br />

Erhöhung der monatlichen Rentenbezüge hinzu.<br />

Der Versorgungsträger für die Zusatzversorgungssysteme<br />

hat auch wieder für jeden die umfangreichen<br />

Rentenberechnungen verschickt, so dass wir alles<br />

kontrollieren und nachrechnen können.Wenn Sie, liebe<br />

Senioren, damit Probleme haben, können Sie sich<br />

an Herrn Diethart Guth wenden. Er ist Senior unseres<br />

Verbandes, der sich damit intensiv beschäftigt hat<br />

und Sie beraten könnte.<br />

(Diethart Guth, Tel.0371/219763,<br />

E-Mail: diethartguth@yahoo.de.<br />

Ich möchte hiermit allen, die es bisher versäumt<br />

haben, den o.g. Antrag zu stellen raten, dies demnächst<br />

nachzuholen – es lohnt sich!<br />

Antje Hoppe<br />

Seniorenbeauftragte<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

15


<strong>ProPhil</strong><br />

Informationen für unsere Mitglieder am evangelischen Gymnasium<br />

Arbeitsrechtsregelung zur Neufassung der Kirchlichen Dienstvertragsordnung (KDVO)<br />

der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche <strong>Sachsen</strong>s<br />

Verstärkt erreichen uns Anfragen von Mitgliedern<br />

an Gymnasien in freier Trägerschaft zu<br />

Fragen des Arbeits- und Dienstrechts sowie<br />

zur Vergütung. Aus diesem Grund wollen wir<br />

in dieser Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift<br />

wichtige Aspekte der Kirchlichen<br />

Dienstvertragsordnung (KDVO) der Evangelisch-Lutherischen<br />

Landeskirche <strong>Sachsen</strong>s<br />

vorstellen. Sind Vereine Träger von evangelischen<br />

Gymnasien, so bestimmen sie selbst,<br />

wie sie die Arbeitsverhältnisse ihrer Mitarbeiter<br />

regeln. Die seit dem 1. Januar 2008 geltende<br />

Neufassung der KDVO orientiert sich<br />

zwar am Tarifvertrag der Länder, ist aber<br />

nicht identisch und weist viele Unterschiede<br />

auf.<br />

Sonderregelungen für Lehrkräfte<br />

Für die Lehrkräfte an den evangelischen Gymnasien<br />

ist in den Anmerkungen zum § 1 der KDVO festgelegt,<br />

dass die im Freistaat <strong>Sachsen</strong> geltenden Sonderregelungen<br />

für Lehrkräfte laut TV-L § 44 auch für<br />

Mitarbeiter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche<br />

<strong>Sachsen</strong>s, die als Lehrkräfte tätig sind, anzuwenden<br />

sind. Für diese Mitarbeiter gilt diese Arbeitsrechtsregelung<br />

nur insoweit, als durch diese Sonderregelungen<br />

nichts Abweichendes bestimmt wird.<br />

Dies betrifft Arbeitszeit, Urlaub und Arbeitsbefreiung<br />

sowie die Beendigung des Arbeitsverhältnisses bei<br />

Erreichen einer abschlagsfreien Regelaltersrente.<br />

Die Verwaltungsvorschriften des SMK finden sinngemäß<br />

Anwendung.<br />

Nebentätigkeiten<br />

Im § 3 – Allgemeine Arbeitsbedingungen – heißt es<br />

unter (1): „Der kirchliche Dienst ist durch den<br />

Auftrag der Verkündigung des Evangeliums in<br />

Wort und Tat bestimmt. Nach ihren Gaben,<br />

Aufgaben und Verantwortungsbereichen tragen<br />

die kirchlichen Mitarbeiter zur Erfüllung<br />

dieses Auftrages bei. Ihr gesamtes Verhalten im<br />

Dienst und außerhalb des Dienstes muss der<br />

Verantwortung entsprechen, die sie als Mitarbeiter<br />

im Dienst der Kirche übernommen<br />

haben.“ Weiter heißt es im Absatz (5):<br />

16 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

„Nebentätigkeiten gegen Entgelt hat der Mitarbeiter<br />

seinem Anstellungsträger rechtzeitig vorher<br />

schriftlich anzuzeigen. Der Anstellungsträger<br />

kann die Nebentätigkeit untersagen oder<br />

mit Auflagen versehen, wenn diese geeignet ist,<br />

die Erfüllung der dienstvertraglichen Pflichten<br />

des Mitarbeiters oder berechtigte Interessen des<br />

Anstellungsträgers zu beeinträchtigen.“<br />

Damit brauchen auch Beschäftige, die unter den Geltungsbereich<br />

der KDVO fallen, keinen Antrag auf<br />

eine Nebenbeschäftigung zu stellen. Der § 3 Absatz<br />

5 KDVO fordert für die entgeltliche Nebentätigkeit<br />

nur eine schriftliche Anzeige. Die Anzeige muss Angaben<br />

über Art, Inhalt und Umfang der Nebentätigkeit<br />

enthalten. Sie muss aber immer rechtzeitig erfolgen.<br />

Der Arbeitgeber muss die Möglichkeit besitzen,<br />

vor Ausübung der Nebentätigkeit diese zu prüfen,<br />

eventuelle Auflagen zu fordern oder diese gegebenenfalls<br />

zu untersagen. Nach erfolgter Anzeige kann<br />

der Be-schäftigte die Nebentätigkeit ohne weitere<br />

Rückmeldung und Zustimmung des Arbeitgebers<br />

ausüben. Wird gegen die Anzeigepflicht verstoßen<br />

oder eine unzulässige Nebentätigkeit ausgeübt,<br />

kann der Arbeitgeber Sanktionen, wie Abmahnung,<br />

fristlose oder fristgerechte Kündigung, verhängen.<br />

Dies hängt aber von der Schwere des Verstoßes im<br />

konkreten Einzelfall ab.<br />

Beschränkungen der Nebentätigkeit dienen auch<br />

dem Schutz des Beschäftigten vor Überlastung. Die<br />

Summe der Arbeitszeit aus dem Haupt- und Nebenarbeitsverhältnis<br />

darf die höchstzulässige Arbeitszeit<br />

nicht übersteigen. So sind in Deutschland insgesamt<br />

48 Stunden pro Woche als maximale Arbeitszeit<br />

zulässig. Dies betrifft die auf Dauer angelegte<br />

Beschäftigung.Auf den Lehrer umgerechnet sind dies<br />

26+5 Unterrichtsstunden. Es ist selbstverständlich,<br />

dass diese Nebentätigkeit legal ausgeübt wird und<br />

die entsprechenden steuer- und sozialrechtlichen<br />

Bestimmungen und Gesetze eingehalten werden.<br />

Analog zum Tarifvertrag der Länder (TV-L) ist in der<br />

KDVO der § 12 zur Eingruppierungsordnung noch<br />

nicht belegt. Es ist zu vermuten, dass die Verhandlungen<br />

zur neuen Entgeltordnung bei Bund, Ländern<br />

und Kommunen auch zeitverzögert Auswirkungen<br />

auf die zu erarbeitende Eingruppierungsordnung im<br />

Bereich der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche<br />

<strong>Sachsen</strong>s hat. Ebenso wie im TV-L gibt es nach der<br />

KDVO 15 Entgeltgruppen. Die Entgeltgruppen 9 bis<br />

15 umfassen fünf Stufen und die Entgeltgruppen 2<br />

bis 8 sechs Stufen.<br />

Im § 15 (2) wird ausgeführt, dass bei der Einstellung<br />

die Mitarbeiter der Stufe 1 zugeordnet werden,<br />

sofern keine einschlägige Berufserfahrung vorliegt.<br />

Verfügen Mitarbeiter über eine einschlägige Berufserfahrung<br />

aus einer Tätigkeit in einem Dienstverhältnis<br />

zu einem Anstellungsträger, der vom Geltungsbereich<br />

dieser Arbeitsrechtsregelung erfasst wird,<br />

werden die Zeiten dieser Tätigkeit für die Stufenlaufzeit<br />

berücksichtigt. Das bedeutet, dass bei einem<br />

Wechsel der Tätigkeit innerhalb der Evangelisch-<br />

Lutherischen Landeskirche <strong>Sachsen</strong> die bisher geleisteten<br />

Dienstjahre anerkannt werden.<br />

„Ist die einschlägige Berufserfahrung von mindestens<br />

einem Jahr in einem Dienstverhältnis zu<br />

einem anderen Anstellungsträger erworben<br />

worden, erfolgt die Einstellung in die Stufe 2,<br />

beziehungsweise – bei Einstellung nach dem<br />

31. Dezember 2011 und Vorliegen einer einschlägigen<br />

Berufserfahrung von mindestens<br />

drei Jahren – in Stufe 3.“ Dies ist bedeutsam,<br />

falls ein Lehrer zum Beispiel aus dem<br />

staatlichen Dienst eine Tätigkeit an einem evangelischen<br />

Gymnasium in <strong>Sachsen</strong> aufnimmt. Bei dringendem<br />

Bedarf, z. B. in Mangelfächern, können Vordienstzeiten<br />

bei einem anderen Arbeitgeber ganz<br />

oder teilweise bei der Stufenzuordnung bei Einstellung<br />

berücksichtigt werden. Hier kommt es auf das<br />

Verhandlungsgeschick des Beschäftigten an.<br />

Ebenso wie im öffentlichen Dienst der Länder sind<br />

die Stufenlaufzeiten geregelt und identisch. Man<br />

erreicht in den Entgeltgruppen 9 bis 15 die Stufe 2<br />

nach einem Jahr in Stufe 1, Stufe 3 nach zwei Jahren<br />

in Stufe 2, Stufe 4 nach drei Jahren in Stufe 3, Stufe 5<br />

nach vier Jahren in Stufe 4.<br />

Bei der Überleitung in die neue KDVO wurden die<br />

Vergütungsgruppen den neuen Entgeltgruppen ähnlich<br />

wie im TV-L zugeordnet (siehe Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Zuordnung der alten Vergütungsgruppen zu den neuen Entgeltgruppen<br />

Entgeltgruppe Vergütungsgruppenplan A<br />

15 Ia<br />

14 Ib ohne Aufstieg nach Ia, Ib nach Aufstieg aus IIa<br />

13 IIa mit und ohne ausstehenden Aufstieg nach Ib<br />

12 IIa nach Aufstieg aus III, III mit ausstehenden Aufstieg nach IIa<br />

11 III ohne Aufstieg nach IIa, III nach Aufstieg aus IVa<br />

In Tabelle 2 finden Sie die seit 1.1.2009 geltenden<br />

Beträge der Vergütung der besonders für das Gymnasium<br />

relevanten Entgeltgruppen.<br />

Mitarbeiter, die am 1.1.2008 in die neue KDVO übergeleitet<br />

wurden, werden einer ihrem Vergleichsentgelt<br />

entsprechenden individuellen Zwischenstufe der<br />

gemäß § 37 bestimmten Entgeltgruppe zugeordnet.<br />

Bei Teilzeitbeschäftigten wird das Vergleichsentgelt<br />

auf der Grundlage eines vergleichbaren Vollzeitbeschäftigten<br />

bestimmt.<br />

Zum 1. Januar 2010 steigen diese Mitarbeiter<br />

in die dem Betrag nach nächsthöhere reguläre<br />

Stufe ihrer Entgeltgruppe auf.


Tabelle 2: Entgelttabelle (zu § 14 KDVO monatlich in Euro) gültig ab 1. Januar 2009<br />

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

EG 15 3.287,66 3.652,95 3.791,87 4.275,50 4.645,94<br />

EG 14 2.973,81 3.303,09 3.498,60 3.791,87 4.239,48<br />

EG 13 2.737,14 3.040,70 3.205,34 3.524,33 3.977,09<br />

EG 12 2.479,89 2.752,58<br />

3.148,74 3.493,46<br />

3.935,93<br />

EG 11 2.387,28 2.654,82<br />

2.850,33<br />

3.148,74<br />

3.575,78<br />

Der weitere Stufenaufstieg richtet sich ab diesem<br />

Zeitpunkt nach den neuen Regelungen der KDVO.<br />

Liegt das Vergleichsentgelt über der höchsten Stufe<br />

der entsprechenden Entgeltgruppe, werden die Mitarbeiter<br />

einer dem Vergleichsentgelt entsprechenden<br />

individuellen Endstufe zugeordnet.<br />

„Werden Mitarbeiter aus einer individuellen<br />

Endstufe höhergruppiert, so erhalten sie in der<br />

höheren Entgeltgruppe mindestens den Betrag,<br />

der ihrer bisherigen individuellen Endstufe entspricht.<br />

Die individuelle Endstufe verändert sich<br />

um denselben Vorhundertsatz beziehungsweise<br />

in demselben Umfang wie die höchste Stufe<br />

der jeweiligen Entgeltgruppe.“<br />

Das Gehalt eines Mitarbeiters mit einer individuellen<br />

Endstufe nimmt somit an allgemeinen Entgelterhöhungen<br />

teil. Wenn Mitarbeiter aus einer individuellen<br />

Endstufe der EG 13 in die EG 14 aufrücken,<br />

werden sie in der Regel der nächsthöheren regulären<br />

Stufe in der EG 14 zugeordnet.<br />

Jahressonderzahlung<br />

Alle Mitarbeiter, die am 1. Dezember im Dienstverhältnis<br />

stehen, haben Anspruch auf eine Jahressonderzahlung.<br />

(2) Die Jahressonderzahlung beträgt in<br />

den Entgeltgruppen 10 bis 15 40 v. H. des dem Mitarbeiter<br />

in den Kalendermonaten Juli, August und<br />

September durchschnittlich gezahlten monatlichen<br />

Entgelts. Eine Differenzierung innerhalb dieser Gruppe<br />

wie im TV-L existiert damit nicht.<br />

Kinderbezogene Entgeltbestandteile<br />

Für alle Kinder, für die im Dezember 2007 kinderbezogenen<br />

Entgeltbestandteile gezahlt wurden, erhalten<br />

diese ab 01. Januar 2008 als Besitzstandszulage<br />

weiterhin, solange für diese Kinder Kindergeld nach<br />

dem Einkommensteuergesetz (EStG) oder nach dem<br />

Bundeskindergeldgesetz (BKGG) ununterbrochen<br />

gezahlt wird. „Unterbrechungen der Kindergeldzahlung<br />

wegen Ableistung von Grundwehrdienst,<br />

Zivildienst oder Wehrübungen sowie die<br />

Ableistung eines freiwilligen sozialen oder ökologischen<br />

Jahres sind unschädlich; soweit die<br />

unschädliche Unterbrechung bereits im Monat<br />

Dezember 2007 vorliegt, wird die Besitzstandszulage<br />

ab dem Zeitpunkt des Wiederauflebens<br />

der Kindergeldzahlung gewährt.“<br />

Jubiläumsgeld<br />

Mitarbeiter erhalten ein Jubiläumsgeld bei Vollendung<br />

einer Beschäftigungszeit von 10 Jahren in<br />

Höhe von 75 Euro, von 20 Jahren in Höhe von 150<br />

Euro, von 30 Jahren in Höhe von 225 Euro, von 40<br />

Jahren in Höhe von 300 Euro. Dabei gilt, dass auch<br />

Teilzeitbeschäftigte das Jubiläumsgeld in voller Höhe<br />

erhalten.<br />

Kündigungsschutz<br />

Laut neuer KDVO können Dienstverhältnisse von<br />

Mitarbeitern, die das 55. Lebensjahr vollendet<br />

haben, nach einer Beschäftigungszeit von mehr als<br />

20 Jahren durch den Anstellungsträger nur aus<br />

einem wichtigen Grund gekündigt werden. Dies bietet<br />

besonders für ältere und langjährige Mitarbeiter<br />

eine hohe soziale Sicherheit .<br />

In den Anmerkungen, was unter wichtigen Gründen<br />

zu verstehen ist, wird ausgeführt:<br />

„Aus dringenden betrieblichen Gründen kann<br />

...(das) ... Dienstverhältnis insbesondere gekündigt<br />

werden, wenn die Weiterbeschäftigung<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

des Mitarbeiters deshalb nicht mehr möglich<br />

ist, weil die Dienststelle oder Einrichtung, in der<br />

er bisher tätig war, wesentlich eingeschränkt<br />

oder aufgelöst wird oder weil der Arbeitsbereich,<br />

in dem er bisher tätig war, wegfällt oder<br />

wesentlich eingeschränkt wird.“<br />

Im § 6 Absatz 9 und im § 24 KDVO sind aber auch<br />

Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung aufgeführt.<br />

Der § 31 sieht jedoch auch die Möglichkeit einer<br />

außerordentlichen Kündigung vor. Ein wichtiger<br />

Grund dafür ist unter anderem<br />

1. Ein Verhalten, das eine grobe Missachtung der<br />

evangelischen Kirche und ihrer Ordnungen und<br />

somit eine Beeinträchtigung der Glaubwürdigkeit<br />

des kirchlichen Dienstes darstellt,<br />

2. Der Austritt aus der evangelischen Kirche. Ein<br />

Kündigungsgrund kann auch der Austritt aus<br />

einer anderen als der evangelischen Kirche sein.<br />

Bis zum Redaktionsschluss war noch nicht entschieden,<br />

ob und wenn ja in welchem Umfang, die Vergütungen<br />

ab 2010 angehoben werden. Aktuelle Informationen<br />

finden Sie dann dazu auf unserer Homepage.<br />

Beachten Sie bitte: Sind Vereine Träger von evangelischen<br />

Gymnasien, so bestimmen sie selbst, wie<br />

sie die Arbeitsverhältnisse ihrer Mitarbeiter regeln.<br />

Für die freundliche Unterstützung danken wir Herrn<br />

Wolfgang Schreckenbach vom Evangelisch-Lutherischen<br />

Landeskirchenamt <strong>Sachsen</strong>.<br />

Steffen Pabst<br />

Tagung der frauenpolitischen AG des DPhV am 6./7.11. 2009 in Fulda<br />

Bei unserer am 6./7.11.2009 in Fulda durchgeführten<br />

Tagung stand zu Beginn das Gesundheitsmanagement<br />

im Mittelpunkt. Dadurch soll erreicht werden,<br />

dass unsere Kolleginnen, aber auch Kollegen<br />

länger gesund bleiben.<br />

Eine zunehmende Arbeitsverdichtung, die sich an<br />

immer mehr Aufgaben zeigt, die man den Schulen<br />

zuweist, macht deutlich, dass das Gesundheitsmanagement<br />

zunehmend nicht nur als ein Randproblem<br />

gesehen wird. Verstärkt wird diese Problematik noch<br />

durch die Anhebung des Renten- bzw. Pensionsalters.<br />

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass in nahezu<br />

allen Bundesländern Projekte angestoßen werden,<br />

die auch eine Zeit lang begleitet werden. Leider sind<br />

diese Projekte nur temporär angelegt, so dass nicht<br />

immer eine Kontinuität erkennbar ist. Es darf nicht<br />

genügen, finanzielle Mittel für eine Ist-Analyse zur<br />

Verfügung zu stellen, vielmehr müssen doch Konsequenzen<br />

folgen.<br />

Dazu sollte nach unserer Auffassung in regelmäßigen<br />

Abständen eine gesundheitliche Untersuchung<br />

der Beschäftigten, die es wünschen, erfolgen.<br />

Bisher wurde das nur zögerlich umgesetzt, obwohl<br />

seit 1996 das Arbeitsschutzgesetz dazu klare Vorgaben<br />

enthält.<br />

Weiterhin sollten Workshops bzw. Angebote zu Themen<br />

wie Zeitmanagement, Stressbewältigung, Umgang<br />

mit Eltern u. a. angeboten werden.<br />

Gleichzeitig fordern wir eine deutliche Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen. Vielfach sind die Möglichkeiten<br />

während des Arbeitstages an der Schule die<br />

Mahlzeiten einzunehmen, unzureichend. Oft ist es<br />

so, dass unsere Kolleginnen an manchen Tagen ihr<br />

Frühstück während der Aufsicht einnehmen müssen<br />

oder das Mittagessen gleich ganz ausfällt, weil keine<br />

Zeit dafür ist.<br />

Trotz Streichung der steuerlichen Absetzbarkeit des<br />

Arbeitszimmers haben die wenigsten Lehrer an den<br />

Schulen einen Arbeitsplatz, der diesen Namen auch<br />

verdient. Weiterhin fehlen Rückzugsräume, um in<br />

Freistunden bzw. in den Stunden zwischen dienstlichen<br />

Verpflichtungen konzentriert und störungsfrei<br />

zu arbeiten oder auch nur um einmal in Ruhe zu entspannen<br />

und sich zu regenerieren.<br />

Vor dem Hintergrund der Lebensarbeitszeit sind das<br />

Forderungen, bei deren Umsetzung die Verbände<br />

nicht locker lassen dürfen und den Dienstherrn in die<br />

Verantwortung nehmen müssen.<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

17


<strong>ProPhil</strong><br />

Als weiterer Schwerpunkt stand das Thema „Gewalt<br />

an Schulen - Gewaltprävention“ im Mittelpunkt des<br />

Interesses. Bodo Pfalzgraf von der Deutschen Polizeigewerkschaft<br />

machte in seinem Vortrag deutlich,<br />

dass von den in der Schule auftretenden Gewaltfällen<br />

60% in der Sekundarstufe I und 28% in der<br />

Sekundarstufe II stattfinden.<br />

Dabei spielen nicht nur Körperverletzungen eine Rolle.<br />

Zunehmend beobachtet man ein Anwachsen psychischer<br />

Gewalt wie Internetmobbing und anderer,<br />

teilweise subtiler Mobbingarten. Sowohl in der Ausbildung<br />

von Lehrern als auch in unserer Arbeit fehlen<br />

bisher ausreichend Angebote, bei denen wir den<br />

Umgang mit dieser Problematik lernen können. Hier<br />

werden wir noch zu oft allein gelassen.<br />

„Der Bologna-Prozess ist ein zeitgleich ablaufender<br />

Prozess des Zusammenwachsens Europas auf dem<br />

Gebiet der Hochschulbildung. Er beruht auf einer im<br />

Jahre 1999 von 29 europäischen Bildungsministern<br />

im italienischen Bologna unterzeichneten Erklärung.<br />

Das vordringliche Ziel ist die Schaffung eines gemeinsamen<br />

Europäischen Hochschulraums bis zum<br />

Jahre 2010. In diesem sollen Studierende, Lehrende<br />

und das Verwaltungspersonal der Hochschulen einfacher<br />

mobil sein können und die Hochschulsysteme,<br />

bei aller nötigen Diversität, gemeinsame strukturelle<br />

Merkmale und Äquivalenzen aufweisen. Damit ist<br />

auch die Zielvorstellung verbunden, die europäischen<br />

Hochschulen im globalen Wettbewerb der Bildungssysteme<br />

attraktiver zu machen.<br />

Zur Erreichung der Ziele sieht der Bologna-Prozess<br />

eine Reihe von Instrumenten vor: eines von ihnen ist<br />

die Einführung gestufter Studiengänge mit den drei<br />

Stufen Bachelor, Master und Promotion.“<br />

(Hochschulrektorenkonferenz, Bologna-Zentrum)<br />

„Können wir uns darauf einigen, dass fast alle<br />

der Bologna-Ziele nicht erreicht worden sind?<br />

Mehr Mobilität: Fehlanzeige! Verbesserung der<br />

internationalen, insbesondere transatlantische<br />

Konkurrenzfähigkeit: Fehlanzeige! Niedrigere<br />

Abbrecher-Quote? Fehlanzeige.“<br />

(Ex-Kulturstaatsminister Prof. Julian Nida-Rümelin,<br />

ZEIT online, 20.11.2009)<br />

Und was nun? Als führten alle Wege nach Rom, ist<br />

nach Pisa nun eine weitere italienische Stadt zum<br />

Aufreger-Thema dieses Herbstes geworden. Alle<br />

haben Verständnis für die Studentenproteste. Alle<br />

fordern eine Reform der Bologna-Reform. Aber keiner<br />

will eigene Fehler eingestehen. Und keiner hat<br />

ein Patentrezept, wie es besser werden kann.<br />

Fakt ist, Studieren in Deutschland hat sich verändert.<br />

Die angeblichen Bummelstudenten der Vergangenheit,<br />

die sich nach Belieben im Lesesaal, Hörsaal<br />

oder der Cafeteria aufhalten und jede Menge Zeit für<br />

den Nebenjob und die sozialen Kontakte haben, die<br />

gibt es nicht mehr.<br />

Der moderne Student hat einen gnadenlosen<br />

„Workload“, den er abarbeiten muss, um die entsprechenden<br />

Leistungspunkte zu erreichen. Einfach<br />

18 <strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

Natürlich muss auch die Frage gestellt werden, ob<br />

alle Schieflagen und Defizite, die in der Gesellschaft<br />

entstehen, der Schule zugewiesen werden können,<br />

die dann in Feuerwehrmanier richten soll.<br />

Im weiteren Verlauf unserer Tagung wurde über die<br />

Forderung von verschiedenen Lehrergewerkschaften,<br />

alle Lehrkräfte einheitlich in die Entgeltgruppe<br />

14 bzw. gleich einzugruppieren, heftig diskutiert.Von<br />

zahlreichen Teilnehmern wurde darauf hingewiesen,<br />

doch zu bedenken, welcher Abschluss an unserer<br />

Schulart vergeben wird. Man würde doch auch nicht<br />

auf die Idee kommen, einen Hochschulprofessor wie<br />

einen Lehrer einzugruppieren, denn: „Ungleiche<br />

Wesen gleich zu behandeln ist nicht Gerechtigkeit,<br />

sondern Gleichmacherei.“ (Kurt Lewin)<br />

Bologna, Bachelor und nur Probleme<br />

nur ein Teilnahmeschein? Das war einmal. Fast jedes<br />

Seminar, sprich Modul, wird mit einer Prüfung abgeschlossen.<br />

Mündliche Vorträge können als Leistung<br />

allein nicht mehr bewertet, Hausarbeiten in der<br />

Regel nicht mehr während der vorlesungsfreien Zeit<br />

geschrieben werden. Das Studium ist deutlich verschulter<br />

geworden. Nach den Abiturienten sind jetzt<br />

also auch die Studenten Punktejäger. Dies hat Konsequenzen.<br />

Die ZEIT vermerkt am 8.9.2009: „An Deutschlands<br />

Hochschulen ereignet sich eine Kulturrevolution<br />

[…]: Ob in Tübingen, Köln, München oder Chemnitz,<br />

Professoren finden keine Hiwis mehr, Studentencafés<br />

müssen früher schließen, weil ihnen die Barkeeper<br />

ausgehen, Hochschulgruppen aller Parteien stemmen<br />

sich gegen die Selbstauflösung. „Labil“ seien<br />

die Jungakademiker, „teilnahmslos“ und „immer<br />

unpolitischer“ – so lauteten die Schlagzeilen von<br />

Focus bis Tagesspiegel, als Konstanzer Hochschulforscher<br />

kürzlich vermeldeten, dass sich nie zuvor so<br />

wenige Studenten für Politik interessiert hätten wie<br />

heute: nur noch 37 Prozent. Materialismus, Fachidiotie<br />

und Karrieredenken treten an die Stelle des freien<br />

Geistes, klagen Querdenker wie der Berliner Politikwissenschaftler<br />

Peter Grottian: „Der Bachelor<br />

macht dumm!“<br />

Wie wirkt sich der Bologna-Prozess auf das<br />

Lehramtsstudium aus?<br />

Es ist Vorsicht geboten! Zwar ermöglicht bisher nur<br />

der schulartspezifische Master of Education die Einstellung<br />

in den Schuldienst, doch mit dem Zauberwort<br />

der Polyvalenz, welches die Verwertbarkeit<br />

eines Abschlusses in mehreren beruflichen bzw. Ausbildungszusammenhängen<br />

meint, gerät die schulartspezifische<br />

Ausbildung der Lehramtsstudierenden in<br />

Gefahr. Der Weg zum Einheitslehrer scheint möglicher<br />

geworden. Manche Bildungspolitiker spielen<br />

bereits mit dem Gedanken, Absolventen mit Bachelor-Abschluss<br />

als eine Art Hilfslehrer einzustellen.<br />

Und das Anliegen des Bologna-Prozesses ist es ja,<br />

den Bachelor zu einem berufsbefähigenden Abschluss<br />

zu machen.<br />

Dabei ist die gepriesene Polyvalenz für das Lehramt<br />

eine Mogelpackung. Theoretisch wählen Studenten<br />

Die bildungspolitische Thematik der weiteren Verkürzung<br />

der Schulzeit am Gymnasium bildete den<br />

Abschluss in der Diskussion. Gerade am Beispiel von<br />

Hamburg sehen wir, dass Eltern nicht bereit sind,<br />

schulpolitische Experimente an ihren Kindern zu dulden,<br />

nachdem das Scheitern der Gesamtschule doch<br />

deutlich zeigte, dass eine Änderung der Schulstruktur<br />

eben nicht zwingend zu mehr Bildungsgerechtigkeit<br />

führt.<br />

Vor dem Hintergrund der auf dieser Veranstaltung<br />

angesprochenen Themenkreise wurden die Aufgaben<br />

gesetzt, die im Verband angepackt werden müssen<br />

und die eine Interessenvertretung unabdingbar<br />

machen.<br />

Cornelia Schneider, Referat Frauen<br />

in Dresden und Leipzig ihre gewünschte Schulform<br />

erst nach dem Bachelor mit dem Beginn eines<br />

Masterstudiengangs. Doch wer wirklich Erfolg haben<br />

will, ist sich lieber schon vorher darüber im Klaren,<br />

ob es das Gymnasium, die Mittel, die Grund- oder<br />

die Förderschule werden soll. Das Lehramt am Gymnasium<br />

fordert oftmals schwerere Module als andere<br />

Schulformen. Die Wahl dieser Module erfolgt aber<br />

schon im Bachelor, teilweise sogar im ersten Semester.<br />

Ganz zu schweigen vom Latein, welches für das<br />

Lehramt am Gymnasium für viele Fächer erforderlich<br />

ist.<br />

Zudem ist noch unklar, ob Studierende mit dem<br />

Erreichen des Bachelors automatisch zum Master-<br />

Studium zugelassen werden. Wird es hier Zulassungsbeschränkungen<br />

oder gar Eignungstests geben?<br />

Droht eine Klagewelle?<br />

Und schließlich bietet der Lehramts-Bachelor derzeit<br />

eben doch kein Berufsfeld, in welchem man mit ihm<br />

tätig werden kann.<br />

Für die von den Jungen Philologen geforderte<br />

weitere Professionalisierung der Lehrerausbildung<br />

ergeben sich also durchaus Chancen:<br />

1. Die Unterteilung in zwei Phasen bietet die Möglichkeit<br />

einer (erneuten) Eignungsuntersuchung<br />

vor der Master-Phase.<br />

2. Die Akkreditierung eines Studienganges, die mit<br />

Bologna verbunden ist, bietet die Möglichkeit<br />

einer echten inhaltlichen(!) Überarbeitung der<br />

Curricula.<br />

3. Die neue Struktur zwingt zu einer besseren Organisation<br />

des Studienangebots, hatten doch<br />

Absolventen eines Lehramtsstudiums bisher oft<br />

die schlechte Organisation als einen der Hauptkritikpunkte<br />

angebracht.<br />

4. Vor allem aber gilt es, den Verbleib des Lehramtsstudiums<br />

an den Universitäten zu sichern.<br />

Nur zu jammern hilft nichts. Der Bologna-Prozess ist<br />

in Gang gesetzt und lässt sich nicht rückgängig<br />

machen.<br />

Wohl aber lässt er sich konstruktiv gestalten – von<br />

allen Beteiligten: Bildungs- und Finanzpolitikern, den<br />

Hochschulen und ihren Studenten.<br />

Thomas Langer


Buchtipp<br />

„Fit für die Oberstufe“<br />

Vier Bände Grundwissen für die Sekundarstufe I<br />

Gymnasium sind im Oldenbourg Verlag erschienen.<br />

Diese vier Bände sind gedacht zum Nachschlagen<br />

des Grundwissens bis Klasse 10 und zum Einstieg in<br />

die Kurse der Sekundarstufe II.<br />

Sie enthalten alle wichtigen Inhalte der Sekundarstufe<br />

I mit vielen Abbildungen, Grafiken und Schautafeln.<br />

Im Band Geschichte finden Sie vielfältige Karten,<br />

einen Zeitstrahl zu 10.000 Jahren europäischer<br />

Geschichte und auch zusammenfassende Übersichten.<br />

Der Mathematikband enthält u.a. viele Beispiele<br />

und Musteraufgaben. Im Band„Grundwissen für<br />

Deutsch“ findet man außerdem Interpretationshil-<br />

ZUM 75. GEBURTSTAG<br />

Herrn Horst Esche<br />

ZUM 70. GEBURTSTAG<br />

Herrn Karl-Heinz Orlob<br />

ZUM 65. GEBURTSTAG<br />

Frau Marlis Golle<br />

Frau Christina Pampel<br />

ZUM 60. GEBURTSTAG<br />

Frau Helga Steinberg,<br />

Sportgymnasium Leipzig<br />

ZUM 50. GEBURTSTAG<br />

Frau Irene Doering-Neumann,<br />

Lößnitzgymnasium Radebeul<br />

fen, Hinweise zu Arbeitsmethoden, wie Moderieren<br />

und Präsentieren und ebenfalls einen Zeitstrahl der<br />

europäischen Literaturgeschichte.<br />

Am Ende jedes Buches ist ein übersichtliches Register<br />

bzw. Stichwortverzeichnis enthalten..<br />

Die Bücher sind für Schüler als Nachschlagewerke<br />

und für Lehrer als Einstieg in die Arbeit mit diesen<br />

Klassen zu empfehlen.<br />

Geschichte 978-3-637-00841-0<br />

Deutsch 978-3-637-00840-3<br />

Chemie 978-3-637-00844-1<br />

Mathematik 978-3-637-00842-7<br />

Gudrun Schreiner<br />

� � � � � � � � � � � � � � �<br />

� � � � � � �<br />

Frohes Fest<br />

und gesundes,<br />

neues Jahr<br />

Der Vorstand des <strong>Philologenverband</strong>es<br />

und das Redaktionsteam von „<strong>ProPhil</strong>”<br />

wünschen allen Lehrerinnen<br />

und Lehrern<br />

eine wohlverdiente Ruhepause<br />

und eine friedliche und fröhliche Zeit<br />

mit Familie und Freunden.<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

Frau Evelyn Harz,<br />

Romain-Rolland-Gymnasium Dresden<br />

Frau Heidi Heckler,<br />

F.-A.-Brockhaus-Schule –<br />

Gymnasium Leipzig<br />

Herrn Lutz Niepold,<br />

Goethe-Gymnasium Reichenbach/Vogtl.<br />

Frau Elke Sandner,<br />

Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz/Vogtl.<br />

Herrn Jörg Schätzler,<br />

Goethe-Gymnasium Auerbach<br />

Frau Dagmar Tauber,<br />

Lessing-Gymnasium Plauen<br />

Herrn Holm Woitzik,<br />

Gymnasium „Am Breiten Teich“ Borna<br />

� � � � � � �<br />

ZUM 40. GEBURTSTAG<br />

Frau Annett Brodgio,<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium Nossen<br />

Frau Annett Dreger,<br />

BSZ Wirtschaft Pirna<br />

Frau Ellen Engelmann,<br />

Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium,<br />

Kamenz<br />

Frau Kristin Maeker,<br />

Gustav-Hertz-Schule Gymnasium Leipzig<br />

Frau Katrin Naumann,<br />

Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau<br />

ZUM 30. GEBURTSTAG<br />

Frau Ursula Finkenstein,<br />

Gymnasium Engelsdorf, Leipzig<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Frank Haubitz, Landesvorsitzender<br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Redaktion: Steffen Pabst, Astrid Hupka<br />

PVS-Geschäftsstelle, Astrid Hupka,<br />

Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden,<br />

Tel. (0351) 8 02 52 47, Fax (0351) 8 90 10 33,<br />

E-mail: info@phv-sachsen.de,<br />

Internet: www.phv-sachsen.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.<br />

Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der Abonnementpreis<br />

für Nichtmitglieder beträgt jährlich 7,16 EUR;<br />

Einzelpreis 1,79 EUR zzgl. Postgebühren<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber<br />

Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Der Herausgeber behält sich redaktionelle<br />

Kürzungen vor.<br />

Gestaltung: ANIGRAFIK André Schmidt<br />

Druck: Stoba-Druck GmbH<br />

Titelbild: Ev. Kreuzgymnasium Dresden<br />

Redaktionsschluss für 1/2010: 25.2.2010<br />

<strong>ProPhil</strong> 4/2009<br />

19<br />

� � � � � � � � � � � � � � �


<strong>ProPhil</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />

Beitrittserklärung<br />

Name, Vorname:<br />

Privatanschrift:<br />

e-mail:<br />

Geburtstag:<br />

Amtsbezeichnung:<br />

Mitglied ab:<br />

Schule, Schuladresse:<br />

Telefon:<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine persönlichen Daten elektronisch gespeichert und automatisch verarbeitet werden. Der PVS<br />

verpflichtet sich, diese Angaben entsprechend den Bestimmungen des Datenschutzes nur für die Verbandsarbeit zu nutzen. Wenn mein<br />

Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes / Postgiroamt keine Verpflichtung zur<br />

Einlösung.<br />

Ich bin einverstanden, dass meine Mitgliedsbeiträge von meinem Konto<br />

Kto-Nr.: bei<br />

BLZ:<br />

im Lastschriftverfahren abgebucht werden.<br />

Ort/Datum:<br />

Telefon:<br />

Fächer:<br />

Gehaltseinstufung:<br />

Unterschrift<br />

Diese Beitrittserklärung senden an: <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V., Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden


<strong>ProPhil</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />

Beitrittserklärung<br />

Name, Vorname:<br />

Privatanschrift:<br />

e-mail:<br />

Geburtstag:<br />

Amtsbezeichnung:<br />

Mitglied ab:<br />

Schule, Schuladresse:<br />

Telefon:<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine persönlichen Daten elektronisch gespeichert und automatisch verarbeitet werden. Der PVS<br />

verpflichtet sich, diese Angaben entsprechend den Bestimmungen des Datenschutzes nur für die Verbandsarbeit zu nutzen. Wenn mein<br />

Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes / Postgiroamt keine Verpflichtung zur<br />

Einlösung.<br />

Ich bin einverstanden, dass meine Mitgliedsbeiträge von meinem Konto<br />

Kto-Nr.: bei<br />

BLZ:<br />

im Lastschriftverfahren abgebucht werden.<br />

Ort/Datum:<br />

Telefon:<br />

Fächer:<br />

Gehaltseinstufung:<br />

Unterschrift<br />

Diese Beitrittserklärung senden an: <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V., Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!