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ProPhil - Philologenverband Sachsen

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www.pvs-guide.de<br />

Der neue TV-Länder<br />

Im Interview:<br />

Helmut Overbeck<br />

S.4/5<br />

Diskussion:<br />

Reform<br />

der Sekundarstufe II<br />

S.6/7<br />

Georgius Agricola –<br />

Pionier der<br />

Montanwissenschaften<br />

S.10/12<br />

„Ausgebrannte” Lehrer –<br />

Klischee oder Realität?<br />

S.15/15<br />

3/2006<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen


www.pvs-guide.de<br />

Der neue TV-Länder<br />

Im Interview:<br />

Helmut Overbeck<br />

S.4/5<br />

Diskussion:<br />

Reform<br />

der Sekundarstufe II<br />

S.6/7<br />

Georgius Agricola –<br />

Pionier der<br />

Montanwissenschaften<br />

S.10/12<br />

„Ausgebrannte” Lehrer –<br />

Klischee oder Realität?<br />

S.15/15<br />

3/2006<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen


<strong>ProPhil</strong><br />

Liebe Leser,<br />

das neue Schuljahr<br />

hat gerade begonnen,<br />

Klassen- und<br />

Kursbücher wurden<br />

eingerichtet und zur<br />

Zeit laufen die Elternabende<br />

an den Gymnasien<br />

– also alles so<br />

wie immer? Ja und<br />

doch auch wieder<br />

nicht. Der Aufstockungsumfang<br />

ist<br />

stark gesunken. Für<br />

weitere Lehrkräfte heißt das jedoch neben weniger<br />

Gehalt durch die Zwangsübernahme in die GKV<br />

auch Verlust des Anspruchs auf ihre Altersrückstellung<br />

in der PKV – meist mehrere Tausend Euro.<br />

Rund 700 Mittelschullehrer unterrichten jetzt an den<br />

Gymnasien. Und wieder wurden unsere Zahlen<br />

bestätigt, die wir im Vorfeld der Verhandlungen zum<br />

Bezirkstarifvertrag genannt hatten. Unsere Aussagen<br />

werden nun sogar von einer anderen Lehrerorganisation<br />

bestätigt.<br />

„Den meisten ist dabei klar, dass ab 2008/09 mit<br />

einem Überhang an den Gymnasien zu rechnen ist.“<br />

heißt es in der „Neuen Sächsischen Lehrerzeitung“.<br />

ACHTUNG – Wichtiger Hinweis!<br />

Änderung der Einzugstermine des Mitgliedsbeitrages<br />

Liebe Mitglieder,<br />

bisher wurde der Mitgliedsbeitrag für ein Quartal<br />

erst zu Beginn des nächsten Quartals eingezogen.<br />

Somit wurde Mitgliedsbeitrag für Oktober bis<br />

Dezember erst Anfang Januar eingezogen, das heißt<br />

im nächsten Kalenderjahr.<br />

Um Probleme bei der Geltendmachung des Mitgliedsbeitrages<br />

für unseren Berufsverband bei der<br />

Steuererklärung oder bei Versicherungsfällen zu vermeiden,<br />

werden wir in Zukunft den Mitgliedsbeitrag<br />

für ein Quartal zu Beginn des letzten Monats des<br />

laufenden Quartals einziehen.<br />

2 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

Uns ist damit klar, dass sich erneut das Versetzungskarussell,<br />

aber diesmal vom Gymnasium in Richtung<br />

Mittelschule, drehen wird. Wie dabei verfahren wird<br />

und wie die seit vielen Jahren erfolgreich an den<br />

Gymnasien arbeitenden Lehrer einbezogen werden,<br />

entscheiden Sie mit Ihrer Stimme bei den Personalratswahlen<br />

und der Mitgliedschaft in einer Interessenvertretung<br />

der Gymnasiallehrer. Unser Ziel bei<br />

den Personalratswahlen ist es, unseren Einfluss zu<br />

erhöhen. Ob der PVS stärkste Kraft am Gymnasium<br />

wird, hängt einzig und allein von Ihnen ab. Sprechen<br />

Sie mit Ihren Kollegen, warum es wichtig ist, gerade<br />

jetzt PVS zu wählen oder für den PVS zu kandidieren.<br />

In den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ war zu<br />

lesen, dass sich dieses Jahr 426 Absolventen der<br />

Ersten Staatsprüfung um 67 Referendariatsstellen<br />

für das Höhere Lehramt an Gymnasien drängeln. Das<br />

heißt, nur etwa jeder Sechste erhält die Chance seine<br />

Ausbildung in <strong>Sachsen</strong> mit der Zweiten Staatsprüfung<br />

zu beenden. Für die jungen Menschen ist es<br />

eine persönliche Katastrophe, ihre Ausbildung nicht<br />

sofort fortführen zu können. Wieviel individuelle<br />

Lebenszeit wird da in den Sand gesetzt, wie viele<br />

berufliche Lebensplanungen werden gebrochen und<br />

wie viel Steuergeld wird da verschleudert? Man<br />

könnte ja die Ausbildungsplätze erhöhen, aber das<br />

Die Mitgliedsbeiträge werden somit am<br />

1. März, am 1. Juni, am 1. September und am<br />

1. Dezember für das jeweilig laufende Quartal<br />

eingezogen. Erstmals wird dies am 1. Dezember<br />

2006 geschehen.<br />

Bitte sorgen Sie für die entsprechende Deckung auf<br />

Ihrem Konto.<br />

Gleichzeitig möchten wir Sie bitten, Veränderungen<br />

der Wohnanschrift oder der Schule oder der Kontoverbindung<br />

der Geschäftsstelle mitzuteilen.<br />

Frank Haubitz<br />

SIE wollen sich endlich einmischen?? !!<br />

Wie das geht?<br />

Kandidieren SIE für den PVS<br />

bei den Wahlen zu den Personalvertretungen aller Stufen!<br />

Sorgen SIE dafür, dass in Zukunft endlich IHRE Interessen<br />

als Gymnasiallehrer berücksichtigt werden!<br />

Wir geben Ihnen die Möglichkeit!<br />

Entscheiden SIE sich! Jetzt!<br />

kostet Geld. Man braucht also nicht zu jammern,<br />

warum junge Menschen in Deutschland relativ spät<br />

in das Berufsleben starten.<br />

„Die Kraft eines jeden Volkes liegt in seiner Jugend“<br />

steht in großen Lettern am Pestalozzi-Gymnasium in<br />

Dresden. Dies sollten unsere Herren Politiker bedenken.<br />

Es hilft nicht, über den demographischen Wandel<br />

zu jammern. Eine zukunftsorientierte Landespolitik,<br />

eine jugendfreundliche Politik ist von Nöten.<br />

Was soll das, wenn nun schon Arbeitnehmervertreter<br />

die Streichung der Kinderzulage im neuen Tarifvertrag<br />

hinnehmen. Ob das zur Entscheidung junger<br />

Familien für Kinder beiträgt bleibt zu bezweifeln.<br />

Es wird für uns mal wieder kein leichtes Schuljahr. In<br />

diesem Schuljahr werden die Reglungen für Lehrkräfte<br />

im neuen TV-Länder beschlossen und die Weichen<br />

für die Perspektive der Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />

bei den Personalratswahlen gestellt.<br />

Sie bestimmen mit ihrer Stimme den Kurs für die<br />

nächsten Jahre. Sagen sie JA zum Gymnasium –<br />

sagen sie JA zum PVS !<br />

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein erfolgreiches<br />

neues Schuljahr.<br />

Ihr Steffen Pabst,<br />

Chefredakteur<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

S. 3 Leitartikel<br />

Zum Geburtstag von<br />

Gudrun Schreiner<br />

S. 4-5 Im Interview heute:<br />

Helmut Overbeck<br />

S. 6-7 In der Diskussion:<br />

Reform der Sekundarstufe II<br />

S. 8-9 Aus dem Hauptpersonalrat<br />

Abordnung und Versetzung<br />

S.10-12 Titelbericht: G.Agricola<br />

Die Agricola-Gymnasien<br />

in Chemnitz und Glauchau<br />

S.13 Zur Personalsituation im<br />

RSA Dresden<br />

Glosse:Wir bleiben treu<br />

S.14-15 „Ausgebrannte“ Lehrer –<br />

Klischee oder Realität<br />

S.16 Abiturauswertung 2006<br />

Das neue Tarifrecht<br />

in den Ländern<br />

S.17 Auszeit auf 2 Rädern – Teil 2<br />

S.18 Sommerfest<br />

am Hülße-Gymnasium Dresden<br />

Senioren: Kennen Sie Oschatz?<br />

S.19 Lesetipp, Geburtstagsliste


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

die Sommerferien liegen hinter und ein neues Schuljahr<br />

vor uns. In den letzten Wochen erlebten wir eine<br />

der Außentemperatur angepasste Diskussion zum<br />

Thema „Reform der gymnasialen Oberstufe“. Viele<br />

unserer Mitglieder meldeten sich sehr konstruktiv zu<br />

Wort mit Pro und Contra. Die Meinungsäußerungen<br />

beförderten den Reformfindungsprozess im SMK.<br />

Alle Äußerungen wurden weitergeleitet und in der<br />

Abteilung Gymnasien ausgewertet. Viele Kollegen<br />

wandten sich mit ihren Hinweisen gleich direkt ans<br />

Ministerium. Für die Diskussionsbereitschaft danke<br />

ich ausdrücklich.<br />

„Wir sind hier, um ein gemeinsames Werk zu vollbringen,<br />

nicht um eigene Vorteile auszuhandeln,<br />

sondern um unseren Vorteil im gemeinsamen Vorteil<br />

zu suchen. Nur wenn wir aus unserer Diskussion<br />

jedes partikularistische Gefühl ausschalten,<br />

können wir eine Lösung finden.“<br />

Diese Botschaft von Jean Monnet, einem bekannten<br />

Politiker und Unternehmer, konnte ich aus all den<br />

Zuschriften herauslesen. Wir Lehrer haben größtenteils<br />

erkannt, dass die Jahre, die uns prägten und das<br />

Leben, was wir für selbstverständlich hielten, sich<br />

ändert.<br />

Und dies mit einer unwahrscheinlichen, ja teilweise<br />

beängstigenden Eigendynamik. Wissenschaftlichtechnischer<br />

Fortschritt, abnehmende Wissenshalbwertszeit,<br />

einheitliches Europa, Bologna-Prozess,<br />

demographische Entwicklung, Schulschließungen,<br />

Anhebung des „Übertrittsdurchschnittes“ ans Gymnasium<br />

– nur einige Schlagwörter, die uns aufgerüttelt<br />

haben in unserer Verantwortung für die jungen<br />

Heranwachsenden, unsere Schüler.<br />

Wir haben erkannt, dass wir mit alten Denkmustern<br />

brechen müssen und<br />

wie Monnet mahnte,<br />

die Fähigkeit zur vorteilsfreien,konstruktiven<br />

und verantwortungsvollenKompromissfindungbrauchen.<br />

Wir benötigen<br />

eine Modernisierung<br />

des sächsischen<br />

Gymnasiums, begonnen<br />

mit der<br />

Sekundarstufe I über<br />

Frank Haubitz<br />

die Sekundarstufe II<br />

hin zur allgemeinen Studierfähigkeit.<br />

Wenn wir all den Herausforderungen standhalten,<br />

wenn wir in Zukunft agieren, statt reagieren wollen,<br />

dann muss das zukünftige Gymnasium in <strong>Sachsen</strong><br />

auf drei festen Säulen stehen:<br />

1. Fördern und Fordern von Leistungen<br />

Es gilt Anstrengungsbereitschaft zu fördern, aber<br />

auch zu fordern. Leistung muss sich für Schüler wie<br />

auch für Lehrer wieder lohnen.<br />

2. Ganztagsangebote<br />

Hier besteht die Möglichkeit, in Arbeitsgemeinschaften<br />

(Klasse 5 - 7), über das wissenschaftliche Arbeiten<br />

in Klasse 8 - 10 hin zur Orientierung auf Studiendisziplinen<br />

mittels außerschulischer Angebote,<br />

hinzuarbeiten.<br />

3. Reformierte Oberstufe<br />

Der sächsische Abiturient erhält eine vertiefte Allgemeinbildung,<br />

die es ihm ermöglicht, einen jeden Studiengang<br />

erfolgreich aufzunehmen. Sie sichert die<br />

allgemeine Studierfähigkeit für jede Universität oder<br />

Hochschule und bereitet unsere Abiturienten intensiv<br />

auf lebenslanges Lernen vor.<br />

Um all dies auf den Weg zu bringen brauchen wir<br />

Energie, Mut und Kreativität, was in Transformation<br />

Einsteins berühmtester Formel E = m·c 2 lauten könnte:<br />

Energie ist Mut multipliziert mit Kreativität ins<br />

Quadrat.<br />

Wir brauchen Mut und Kreativität: Das heißt Bildung<br />

neu begreifen.<br />

Menschen mit Visionen, Mut und Verantwortungsbewusstsein<br />

fallen nicht vom Himmel. Sie werden<br />

geprägt: In der Familie, in der Schule, im persönlichen<br />

Lebensbereich. Deshalb sind Bildung und Erziehung<br />

der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.<br />

Bildung und Erziehung – das bedeutet Kreativität<br />

fördern, Ideen wecken, Leistungsfähigkeit grundzulegen<br />

und Werte zu vermitteln. Das gelingt nur denen,<br />

die Vorbilder schaffen, Ideale selbst vorleben und an<br />

denen sich junge Menschen orientieren und auch<br />

reiben können. Bildung heißt, in Wissen und Köpfe<br />

zu investieren. Wir brauchen ein Gymnasium, das<br />

„Schule als Lebensraum“ begreifen lässt, das Leistung<br />

fördert und fordert, Freude am Lernen vermittelt<br />

und selbst als lernendes System kreativ und entwicklungsfähig<br />

ist.<br />

Lassen Sie uns in diesem Schuljahr den neuen quantitativen<br />

Rahmen mit viel Energie qualitativ ausfüllen,<br />

um den Humboldtschen Grundideen gerecht zu<br />

werden. „Der Mensch sucht soviel Welt als nur möglich<br />

zu ergreifen und so eng als er nur kann mit sich<br />

zu verbinden.“<br />

Ihr Frank Haubitz<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Gudrun Schreiner – die „Mutter des PVS” wurde 70<br />

Am 18. Juli beging die Ehrenvorsitzende unseres Verbandes ihren 70. Geburtstag.<br />

Von ihrer wechselvollen Biografie weiß man, dass<br />

sie in Zwickau geboren wurde, da ihre Jugendzeit<br />

verbrachte, an der PH in Dresden studierte, zusätzlich<br />

ein Fernstudium absolvierte und nebenbei ihre<br />

beiden Kinder allein großzog.<br />

Sie hat mit großem Engagement und viel Freude als<br />

Fachlehrer für Mathematik, Geografie und Astronomie<br />

an der Polytechnischen Oberschule „German<br />

Gudrun Schreiner auf einer Kundgebung 1992<br />

Titov“ und später an der Erweiterten Oberschule<br />

„Juri Gagarin“ in Radebeul unterrichtet. Sie war<br />

nicht nur eine geachtete Kollegin, sondern auch prägende<br />

Mentorin für zahlreiche spätere Berufskollegen.<br />

Nach der Wende bis zum Eintritt ins Rentenalter<br />

war sie am Gymnasium Coswig tätig. „Titov und<br />

Gagarin“ haben sie stets begleitet und inspirierten<br />

sie nun zu Start-Neuanfang!<br />

Mit einer Hand voll verwegener Kollegen der ersten<br />

Stunde hob sie am 23. Mai 1990, im Frauenruheraum<br />

der EOS „Juri Gagarin“, den <strong>Philologenverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> aus der Taufe und führte diesen als<br />

Vorsitzende bis 1996 . Seit dem ist sie unsere Ehrenvorsitzende.<br />

Bis 2004 arbeitete sie als verantwortliche Redakteurin<br />

unserer Verbandszeitschrift „<strong>ProPhil</strong>“ – die ihr<br />

auch den Namen verdankt. Bis heute ist sie noch<br />

immer voll am Geschehen der sächsischen Berufsund<br />

Bildungspolitik dran, unterstützt den Verband<br />

wo sie nur kann: Schreibt weiterhin für unser „Pro-<br />

Phil“, für die Zeitschriften von DPhV, DBB und SBB,<br />

lässt keine Seniorenveranstaltung aus und greift in<br />

so mancher Vorstandssitzung mit Weisheit und<br />

Sachverstand Probleme auf.<br />

Oft hört man dann den Satz: „Gudrun, was wäre<br />

der Verband ohne Dich!“<br />

Gudrun Schreiner aim Gespräch mit Frank Haubitz beim<br />

diesjährigen Philologentag in Burgstädt<br />

In diesem Sinne hoffen wir und ich ganz persönlich<br />

auf noch viele gemeinsame Jahre !<br />

Wir wünschen unserer Gudrun Schreiner weiterhin<br />

viel Gesundheit und Glück!<br />

Im Namen des Vorstandes des PVS<br />

Frank Haubitz<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

3


<strong>ProPhil</strong><br />

Im Interview heute:<br />

Helmut Overbeck, stellvertretender Vorsitzender der dbb tarifunion<br />

Wie ist der Stand zum künftigen Tarifvertrag<br />

für die Länder?<br />

Der neue Tarifvertrag für die Beschäftigten im Öffentlichen<br />

Dienst der Länder, kurz TV-L, tritt zum 1.<br />

November 2006 in Kraft. Im Freistaat <strong>Sachsen</strong> wird<br />

somit nach knapp 15 Jahren der BAT-O nebst ergänzender<br />

Tarifverträge abgelöst. An seine Stelle tritt<br />

dann ein Tarifwerk, das im wesentlichen dem für die<br />

Beschäftigten bei Bund und Kommunen seit Oktober<br />

2005 gültigen TVöD entspricht. Für vorhandene<br />

Angestellte der Länder gilt ab 1. November 2006<br />

außerdem der weitgehend inhaltsgleich zum TVÜ-<br />

Bund abgefasste Tarifvertrag zur Überleitung in den<br />

TV-L, der TVÜ-Länder. Dieser Tarifvertrag regelt insbesondere<br />

die Zuordnung der BAT-Vergütungsgruppen<br />

zu den neuen Entgeltgruppen des TV-L, die verlustlose<br />

betragsmäßige Überleitung durch ein<br />

BAT/-O-Vergleichsentgelt, den BAT-O-Besitzstand<br />

(Zulagen, ausstehende Tätigkeits- und Bewährungsaufstiege<br />

sowie kinderbezogene Ortszuschläge) und<br />

die künftigen Strukturausgleichszahlungen zusätzlich<br />

zum neuen Tabellenentgelt.<br />

Gegenwärtig sind die grundsätzlichen Regelungen<br />

des TV-L ebenso wie des TVÜ-Länder lediglich in Eckpunkten,<br />

dem sogenannten Eckpunktepapier vom<br />

19. Mai 2006 festgelegt. Die redaktionelle Umsetzung<br />

dieser Eckpunkte sowie weiterer, in Arbeitsgruppen<br />

zwischen dbb tarifunion und der Tarifgemeinschaft<br />

deutscher Länder (TdL) zuvor ausgehandelter<br />

Ergebnisse in die neuen Tarifverträge ist<br />

zur Zeit noch nicht abgeschlossen, wird aber rechtzeitig<br />

zum 1. November 2006 erfolgen. Der TV-L<br />

selbst wird, wie zuvor auch der TVöD, zunächst ohne<br />

eine eigene Entgeltordnung in Kraft treten. Künftige<br />

Verhandlungen zur Entgeltordnung im Länderbereich<br />

werden, erstmals auch unter Einschluss der<br />

Tätigkeitsmerkmale von Lehrkräften, frühestens zum<br />

Jahr 2008 abgeschlossen sein. Bis dahin bleibt die<br />

für den Übergang vom BAT und BAT-O zum TV-L insbesondere<br />

für Lehrkräfte geregelte Zuordnung der<br />

Vergütungsgruppen zu den neuen Entgeltgruppen,<br />

die auf Grundlage der einschlägigen Lehrer-Richtlinien<br />

auch des Freistaates <strong>Sachsen</strong> für die Tätigkeiten<br />

von Lehrkräften geregelt ist, maßgeblich.<br />

Wie bewertet die dbb tarifunion die Einigung<br />

mit der TdL?<br />

Der TV-L sichert Einkommen, Sonderzuwendung und<br />

verhindert zugleich die von den Arbeitgebern<br />

gewünschten Arbeitszeitsprünge auf bis zu 42<br />

Wochenstunden. Mit dem TV-L wird im Bereich des<br />

Öffentlichen Dienstes die Politik der Tarifpartnerschaft<br />

bewahrt. Ein Vorteil, der sich in den nächsten<br />

Jahren noch vielfach auszahlen wird. Sicherlich mussten<br />

dafür an manchen Stellen Einbußen hingenommen<br />

werden. Jedoch konnte der Angriff der Länder<br />

auf den Flächentarifvertrag abgewehrt und ein<br />

Ergebnis gefunden werden, das die Interessen aller<br />

Beschäftigtengruppen des Öffentlichen Dienstes der<br />

Länder berücksichtigt. Unbedingt hervorzuheben ist,<br />

dass einheitliche Mantelregelungen für alle Länder<br />

der TdL gelten und die Tarifeinheit im Öffentlichen<br />

Dienst bei Bund, Ländern und Kommunen bei Geltung<br />

einer einheitlichen Entgelttabelle hergestellt ist.<br />

4 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

Helmut Overbeck<br />

Ein für die Kolleginnen und Kollegen außerdem zählbarer<br />

Erfolg ist der Erhalt der Jahressonderzahlung<br />

(Weihnachtsgeld) und der Start der leistungsorientierten<br />

Bezahlung ab 2007. Außerdem konnten spezifische<br />

tarifvertragliche Regelungen für Lehrkräfte<br />

sowie für Beschäftigte im Bereich Wissenschaft und<br />

Universitätskliniken vereinbart werden. Damit verbindet<br />

der TV-L tarifpolitische Einheitlichkeit mit länderspezifischem<br />

Regelungsbedarf. Dieser Erfolg wäre<br />

ohne den über vier Monate in den Ländern geführten<br />

Streik unserer Kolleginnen und Kollegen insbesondere<br />

in den Straßen- und Autobahnmeistereien,<br />

in den Universitätskliniken und in der Finanzverwaltung<br />

unmöglich gelungen. Nur wegen unseres erfolgreichen<br />

Arbeitskampfes steht im Ergebnis ein tragfähiger<br />

Kompromiss. Der Streik hat in jedem Fall die<br />

Blockadehaltung der Länder aufgeweicht und dafür<br />

gesorgt, dass die TdL wieder auf vernünftiger Grundlage<br />

an den Verhandlungstisch zurück gekehrt ist.<br />

Hier blieb unsere Verhandlungsgrundlage unverändert<br />

wie zu jeder Zeit der Tarifauseinandersetzung<br />

mit den Ländern, dass die mit Bund und Kommunen<br />

zum Oktober 2005 vereinbarten Tarifverträge inhaltlich<br />

durch die TdL übernommen werden, um die Tarifeinheit<br />

im Öffentlichen Dienst wieder herzustellen.<br />

Auch im TV-L wird weiter nach „Ost und<br />

West“ unterschieden? Was sagt die Herstellung<br />

der Tarifeinheit hierüber aus?<br />

Im Grundsatz hebt der TV-L wie der TVöD die bisherige<br />

Tarifgrenze zwischen Ost und West weitgehend<br />

auf. Die völlige Angleichung der Bezahlung an West<br />

ist bereits 2003 gemeinsam mit Bund, Ländern und<br />

Kommunen vereinbart worden. Damit steht ab 2008<br />

für die jetzigen Vergütungsgruppen bis BAT Vb<br />

beziehungsweise ab 2010 insgesamt die gleiche<br />

Bezahlung in West wie Ost fest. Die Länderhaushalte<br />

Ost müssen zum Jahresanfang 2008 bereits bedeutende<br />

Kostensteigerungen wegen der Anpassung<br />

der Einkommen von 92,5 Prozent auf 100 Prozent<br />

von West verkraften. Aus Gründen der finanziellen<br />

Machbarkeit, was wesentlich für die Zustimmung der<br />

ostdeutschen Länder zum TV-L ist, hat sich der Termin<br />

der linearen Anhebung um 2,9 Prozent, die im<br />

Westen zum 1. Januar 2008 erfolgt, im Osten um<br />

vier Monate auf den 1. Mai 2008 verschoben. Ohne<br />

diesen Kompromiss hätte es keine lineare Anhebung<br />

gegeben. Demgegenüber konnte aber erreicht werden,<br />

dass die Einmalzahlungen im Juli 2006 sowie<br />

im Januar und September 2007, die sich sozial<br />

gestaffelt auf zwischen 210 Euro bis 910 Euro summieren,<br />

in West und Ost gleich hoch ausfallen. Einen<br />

Kompromiss stellt wiederum die Ausgestaltung der<br />

Jahressonderzahlung nach TV-L ab 2006 dar. Im<br />

Westen wie im Osten wurden die Prozentsätze der<br />

Jahressonderzahlung nach Entgeltgruppen entsprechend<br />

gestaffelt. Für die Entgeltgruppen 12 und 13<br />

konnte nur ein Prozentsatz von 45 Prozent Ost<br />

beziehungsweise 50 Prozent West erreicht werden.<br />

Die Jahressonderzahlung ist jedoch wieder dynamisiert.<br />

Während also die Höhe der Zuwendung nach<br />

BAT und BAT-O seit 1993 eingefroren war und im<br />

Ergebnis bei jeder linearen Anhebung weiter abgesenkt<br />

wurde, nimmt die Jahressonderzahlung nun<br />

wieder an den linearen Einkommenssteigerungen<br />

teil und führt zu steigenden Beträgen der Jahressonderzahlung.<br />

Im Hinblick auf die Überwindung der wenigen, leider<br />

auch im TV-L fortbestehenden Unterschiede ist<br />

sicherlich auch die Streikbereitschaft im Tarifgebiet<br />

Ost, insbesondere im Länderbereich, kritisch zu hinterfragen.Außerdem<br />

muss das Ergebnis zum TV-L im<br />

Zusammenhang mit dem für Bund und Kommunen<br />

bereits abgeschlossenen TVöD gesehen werden.<br />

Tatsächlich ist der TV-L im Rahmen, Stichwort Tarifeinheit,<br />

und insbesondere in Einzelregelungen durch<br />

die am Tariftisch „TVöD“ vereinbarte Meistbegünstigungsklausel<br />

im wesentlichen vorgezeichnet. Wie<br />

gegenüber Bund und Kommunen ist auch auf Länderebene<br />

unsere grundsätzliche Forderung, beispielsweise<br />

die Unkündbarkeit nach BAT nicht nur im<br />

Westen zu bewahren, sondern auch auf die im Osten<br />

Deutschlands beschäftigten Kolleginnen und Kollegen<br />

auszudehnen, gegenwärtig nicht durchsetzbar.<br />

Wie ist die Position der dbb tarifunion im<br />

Hinblick auf die Gleichbehandlung der Gymnasiallehrer<br />

(Ost) und die künftige tarifvertragliche<br />

Eingruppierung der angestellten<br />

Gymnasiallehrer?<br />

Im Eckpunktepapier mit der TdL werden Lehrkräfte<br />

mit einer Lehrbefähigung nach dem Recht der ehemaligen<br />

DDR, deren Tätigkeitsmerkmale in den<br />

Richtlinien des Freistaates <strong>Sachsen</strong> zur Eingruppierung<br />

der angestellten Lehrkräfte ausgebracht sind,<br />

bei der Überleitung in den TV-L als sogenannte Erfüller<br />

behandelt. Dies bedeutet in <strong>Sachsen</strong> die Gleichstellung<br />

mit den Lehrkräften, die die fachlichen und<br />

pädagogischen Voraussetzungen zur Berufung in<br />

das Beamtenverhältnis erfüllen. Ausgeschlossen ist<br />

insbesondere eine schlechtere Entgeltgruppe bei der<br />

Zuordnung im Rahmen der Überleitung. Diese<br />

Zuordnung ist ein gewisses Präjudiz für die künftigen<br />

Tarifverhandlungen zur neuen Entgeltordnung. In


diesem Zusammenhang ist die Struktur und der Aufbau<br />

der neuen Entgelttabelle zu beachten. Die Entgeltgruppen<br />

sind in Qualifikationsebenen aufgeschlüsselt.<br />

Ab Entgeltgruppe 9 ist bei künftigen<br />

Einstellungen ein Fachhochschulabschluss respektive<br />

Bachelor vorgesehen, ab Entgeltgruppe 13 ein Universitätsabschluss<br />

beziehungsweise Master. In den<br />

künftigen Verhandlungen zur Beschreibung und<br />

Bewertung der Tätigkeitsmerkmale von Lehrkräften<br />

ist darauf zu achten, dass diesen Qualifikationsebenen<br />

nach Maßgabe eines durchlässigen und diskriminierungsfreien<br />

Eingruppierungsrechts entsprochen<br />

wird. Den Einheitslehrer wird es demnach nicht<br />

geben können.<br />

Gibt es einen Bestandsschutz bezüglich der<br />

neuen Eingruppierung oder bei nachträglicher<br />

Änderung familiärer Verhältnisse (Heirat,<br />

Scheidung, Tod des Ehepartners)?<br />

Wie lange bleibt der Besitzstand erhalten?<br />

Die Verhandlungen zur künftigen Entgeltordnung<br />

unter Einschluss der Lehrkräfte stehen noch aus.<br />

Daher sind Aussagen über nachträgliche Abweichungen<br />

gegenüber der zum 1. November 2006 vorläufi-<br />

gen Zuordnung zu den Entgeltgruppen des TV-L<br />

gegenwärtig verfrüht. Jedoch müssen eventuelle<br />

Nachteile in jedem Fall durch Besitzstandsregelungen<br />

zum Schutz der Betroffenen aufgefangen werden.<br />

Demgegenüber haben nachträgliche Änderungen<br />

des Familienstandes auf die betragsmäßige<br />

Überleitung zum Stichtag 1. November 2006 keine<br />

Auswirkungen. Vielmehr bleibt nach TVÜ-Länder das<br />

BAT/-O-Vergleichsentgelt maßgeblich, das nach den<br />

im Oktober 2006 geltenden Umständen gebildet<br />

wird. Eine Ausnahme gilt noch für die bis Ende des<br />

Jahres 2006 geborenen Kinder, für die auch Besitzstand<br />

in Höhe des kinderbezogenen Ortszuschlages<br />

nach BAT/-O fortgezahlt wird. Die Anwendung des<br />

TVÜ-Länder und damit der Besitzstand erstreckt sich<br />

auf die Dauer des ununterbrochen fortbestehenden<br />

Arbeitsverhältnisses bei demselben Arbeitgeber,<br />

sprich Land. Unschädlich sind Unterbrechungen<br />

wegen der Sommerferien in den Jahren 2007 und<br />

2008. Dies ist wichtig beispielsweise für Lehrkräfte<br />

mit befristeten Arbeitsverträgen. Bei einem Wechsel<br />

in ein anderes Bundesland handelt es sich nach TV-L<br />

hingegen um eine Neueinstellung. Damit endet<br />

regelmäßig der Besitzstand nach TVÜ-Länder.<br />

Wie erfolgt die Überleitung in die neuen<br />

Entgelt- bzw. Entwicklungsstufen?<br />

Lehrkräfte werden wie alle übrigen vor In-Kraft-Treten<br />

des TV-L im Landesdienst vorhandenen Angestellten<br />

betragsmäßig übergeleitet. Die betragsmäßige<br />

Überleitung erfolgt unter<br />

Zusammenrechnung der jeweiligen BAT/-O-Grundvergütung,<br />

des individuellen BAT/-O-Ortszuschlages<br />

(höchstens Stufe 2 beispielsweise für Verheiratete)<br />

und einer Allgemeinen Zulage, die für<br />

Lehrkräfte 39,76 Euro (West 42,98 Euro) ausmacht<br />

beziehungsweise für Lehrkräfte in Entgeltgruppe<br />

13 mit Studienratszulage 105,41 Euro (West<br />

113,96 Euro).<br />

Die betragsmäßige Überleitung stellt zusammen<br />

mit der Zahlung einer dynamischen Besitzstandszulage<br />

für Kinder von je Kind 83,78 Euro (West 90,57<br />

Euro) sicher, dass zum Zeitpunkt des Wechsels in<br />

den TV-L zum 1. November 2006 keine Einkommensverluste<br />

gegenüber BAT/-O entstehen.<br />

Das BAT/-O-Vergleichsentgelt wird innerhalb der<br />

zugeordneten Entgeltgruppe und im Rahmen der<br />

Tabellenbeträge als sogenannte Individuelle Zwischenstufe<br />

bezeichnet.<br />

Errechnet sich ein Vergleichsentgelt, das oberhalb<br />

der höchsten Stufe der zugeordneten Entgeltgruppe<br />

liegt, bleibt es beim Vergleichsentgelt als Individuelle<br />

Endstufe, die jedoch dynamisch an den künftigen<br />

linearen Einkommenssteigerungen teilnimmt<br />

und insbesondere nicht abgeschmolzen wird. Fällt<br />

das Vergleichsentgelt geringer aus als der Betrag<br />

der jeweiligen Stufe 2 der zugeordneten Entgeltgruppe,<br />

wird zunächst der Betrag der Stufe 2<br />

gezahlt.<br />

Aus einer Individuellen Zwischenstufe heraus<br />

erfolgt in der Regel erstmals zum 1. November<br />

2008 der Aufstieg in die nächst höhere, reguläre<br />

Stufe der Entgeltgruppe.Ab 1. November 2008 sind<br />

übergeleitete Beschäftigte somit im Regelfall in<br />

einer regulären Stufe ihrer Entgeltgruppe ange-<br />

langt. Für die weiteren Aufstiege in die jeweils<br />

nächst höhere Entwicklungsstufe 4 (wenn die<br />

betragsmäßige Überleitung lediglich in Stufe 2<br />

geführt hat ist hier eine Verweildauer von zwei Jahren<br />

zum Erreichen der Stufe 3 maßgeblich) bis Entwicklungsstufe<br />

6 sind Verweildauern von drei Jahren<br />

in Stufe 3 bis fünf Jahre in Stufe 5 maßgeblich.<br />

Keine Stufe 6 haben die Entgeltgruppen 9 bis 15.<br />

Entsprechende Regelungen gelten für die bereits<br />

nach TVÜ-Bund in den TVöD übergeleiteten<br />

Beschäftigten beim Bund.<br />

Wegen der auf Lehrkräfte entfallenden geminderten<br />

Allgemeinen Zulage in Höhe von 39,76 Euro<br />

(West 42,98 Euro) werden die Beträge der Entgelttabelle<br />

des TV-L in Ost wie West mit einem nach<br />

Entgeltgruppen jeweils unterschiedlich hohen<br />

Abzug versehen. Grund dafür ist, dass in der Entgelttabelle<br />

die Allgemeine Zulage ungemindert mit<br />

dem jeweiligen Betrag für die entsprechenden Vergütungsgruppen,<br />

die auch Lehrkräfte bekleiden,<br />

eingerechnet ist: mit 106,01 Euro (West 114,60<br />

Euro) in den Entgeltgruppen 9 - 13 beziehungsweise<br />

mit 99,38 Euro (West 107,44 Euro) in den Entgeltgruppen<br />

5 - 8. Daher beträgt die Minderung in<br />

den Entgeltgruppen 9 - 13 gerundet 66,60 Euro<br />

(West 72 Euro) beziehungsweise in den Entgeltgruppen<br />

5 - 8 gerundet 59,20 Euro (West 64 Euro).<br />

Diese Minderungsbeträge werden jedoch bei jeder<br />

künftigen allgemeinen Anpassung der Tabellenwerte<br />

um ein Zehntel ihres Ausgangswertes vermindert.<br />

Dies entspricht 10 Angleichungsschritten, die<br />

bei zwischenzeitlich vollzogener Angleichung Ost<br />

an West jeweils 7,20 Euro in den Entgeltgruppen 9<br />

- 13 beziehungsweise jeweils 6,40 Euro in den Entgeltgruppen<br />

5 - 8 ausmachen. Kein Abzug erfolgt<br />

gegenüber Studienräten in Entgeltgruppe 13,<br />

wodurch die bisherige Studienratszulage von<br />

105,41 Euro (West 113,96 Euro) erhalten bleibt.<br />

Welche Öffnungsklauseln wurden vereinbart<br />

und nach welchem Verfahren können diese<br />

angewandt werden?<br />

Der TV-L verbindet tarifpolitische Einheitlichkeit mit<br />

länderspezifischem Regelungsbedarf und sieht auch<br />

länderspezifische Flexibilisierungen vor. Den Bereich<br />

der Lehrkräfte zwar nicht betreffend, da bezüglich<br />

der Arbeitszeit weiter der Verweis auf die Bestimmungen<br />

für entsprechende Beamte gilt, aber kurz<br />

anzusprechen sind Kündigungsmöglichkeiten auf<br />

landesbezirklicher Ebene bezüglich der länderspezifischen<br />

regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit zum<br />

31. Dezember 2007. Die Jahressonderzahlung ist<br />

kündbar zum 31. Dezember 2008, frühestens also<br />

nach vollzogener Angleichung der Regelungen für<br />

die nach Mai 2003 Eingestellten an die unmittelbar<br />

ab 2006 unter die Jahressonderzahlung nach TV-L<br />

fallenden Beschäftigten. Weiterhin können die noch<br />

zu vereinbarenden Regelungen zur Jubiläumszuwendung<br />

zum Zweck einer regionalen Öffnung zum<br />

31.Dezember 2007 gekündigt werden.<br />

Das Interview führte<br />

Steffen Pabst<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Glosse: Wir bleiben treu!<br />

Es hat nicht funktioniert. Und dabei hatten sie sich so<br />

ins Zeug gelegt. Die Stadt München hatte eigens<br />

dafür Broschüren drucken lassen, in denen sie versuchte,<br />

„motivierte Gymnasiallehrkräfte mit Engagement“<br />

aus <strong>Sachsen</strong> abzuwerben. (Ob es auch unmotivierte<br />

Lehrer mit Engagement gibt?) Das zielte<br />

natürlich besonders auf die Absolventen unserer<br />

Seminare für das Höhere Lehramt ab. In Leipzig<br />

waren es in diesem Sommer 31, in Dresden 41. Und<br />

überhaupt winkte der Westen mit Wohlstand und<br />

Berufsperspektive. Selbst diese Zeitung hatte mehrfach<br />

über die Chancen außerhalb <strong>Sachsen</strong>s berichtet.<br />

Doch was machen diese 72 sächsischen Ex-Referendare?<br />

Sie bleiben mehrheitlich daheim und freuen<br />

sich über die Offerten sächsischer Gymnasien – viele<br />

konnten sich ihre Stelle bereits frühzeitig aussuchen.<br />

Das hat es so noch nie gegeben. Selbst aus Zwickau<br />

hört man von Neueinstellungen. Die Leiterinnen der<br />

Seminare, Dr. Beuchel und Dr. Zimmermann, äußern<br />

sich zufrieden.<br />

Im Bezirkstarifvertrag ist ein Einstellungskorridor ausdrücklich<br />

festgeschrieben. Doch welcher motivierte,<br />

engagierte und flexible junge Berufseinsteiger würde<br />

sich mit Zwangsteilzeit abfinden? Viele offenbar<br />

schon. Und es scheint, dass der tief in <strong>Sachsen</strong> verwurzelte<br />

Kultusminister die Heimatverbundenheit seiner<br />

Landeskinder kennt. Denen geht es nicht um<br />

westlichen Wohlstand oder Verbeamtung. Ihnen<br />

gefällt es in <strong>Sachsen</strong> – bei ihren Familien und Freunden.<br />

<strong>Sachsen</strong> ist schließlich nicht die Uckermark.<br />

Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, stellt die eine,<br />

so oft gestellte Frage hinten an: „Warum bist’n Du<br />

noch hier?“ Nehmt diese jungen Leute dafür in Eure<br />

Arme! So viele sind es nämlich auch wieder nicht.<br />

Aber Obacht: So mancher Berufseinsteiger betrachtet<br />

seinen ersten Job in <strong>Sachsen</strong> nur als vorläufig. Und<br />

diejenigen, die jetzt schon fortgezogen sind – nach<br />

Cuxhaven, Hamburg, Lüneburg, Stuttgart – werden<br />

ihnen berichten. Per SMS:<br />

Schule supa. Kollegn nett. G.gnd wundaschön.<br />

Komm uns ma besuchn! ;-) Gibt es ewige Treue?<br />

Thomas Langer<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

5


<strong>ProPhil</strong><br />

Die Reform der Sekundarstufe II in der Diskussion<br />

Seit der Veröffentlichung unseres Reformmodells und<br />

der Vorstellung auf dem Philologentag in Burgstädt<br />

ist sie in hitziger Diskussion: Die Reform der Sekundarstufe<br />

II in <strong>Sachsen</strong>. Neben durchaus gewichtigen<br />

Argumenten im Hinblick auf Veränderungen und<br />

Präzisierungen der verschieden Konzepte, gibt es<br />

auch große Befürchtungen unter den Gymnasiallehrern<br />

bei der Umsetzung der Reform. Würden die<br />

Gymnasiallehrer vollbeschäftigt zu 100% sein, dann<br />

wäre die Diskussion viel weniger von Eigeninteressen<br />

geprägt. Ich kann die Kollegen gut verstehen, die<br />

Zur geplanten Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe in <strong>Sachsen</strong><br />

Der dramatische Rückgang der Schülerzahlen sowie<br />

drastische Sparzwänge machten letzten Endes die<br />

Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe in<br />

<strong>Sachsen</strong> notwendig.<br />

Ein konkretes Modell, das offensichtlich der Presse<br />

eher als der breiten Lehrerschaft bekannt war, liegt<br />

mit dem Arbeitsstand vom 14.06.2006 vor.<br />

Zunächst soll festgestellt werden: Das gegenwärtige<br />

Kurssystem ist unter den oben genannten Bedingungen<br />

nicht aufrechtzuerhalten. Insbesondere ein vielfältiges<br />

und umfassendes Kursangebot wird an vielen<br />

Gymnasien verstärkt in Frage gestellt. Hinzu<br />

kommt der nicht schön zu redende Umstand, dass<br />

unsere Schüler das Brett zunehmend an der dünnsten<br />

Stelle bohrten, indem sie unbeliebte oder als<br />

schwierig geltende Fächer abwählen konnten oder<br />

diese nicht unbedingt in die Gesamtqualifikation einbringen<br />

mussten. Die reformierte Oberstufenverordnung<br />

schränkt diese Möglichkeiten nahezu völlig ein.<br />

Das ist zu begrüßen! Aber auch zu diesem Preis?<br />

Eine Neigungsdifferenzierung ist praktisch auf den<br />

Kernfachbereich Mathematik / Deutsch / erste fortgeführte<br />

Fremdsprache reduziert. In allen anderen<br />

Fächern soll gleich dem Gießkannenprinzip 2 – 3<br />

Wochenstunden im Klassenverband unterrichtet<br />

werden. Unnötige Breite statt überspitzte Tiefe!?<br />

Wenn man sich an der Diskussion zur Reform der<br />

gymnasialen Oberstufe beteiligt, muss natürlich zwischen<br />

den Gymnasien mit vertiefter Ausbildung und<br />

den Regelgymnasien differenziert werden. Die nachfolgenden<br />

Ausführungen beziehen sich auf den<br />

Unterricht in Klassen ohne vertiefte Ausbildung.<br />

Es besteht wohl Konsens darüber, dass allein schon<br />

aufgrund der demografischen Entwicklung ein Festhalten<br />

am gegenwärtigen System illusorisch ist. Dennoch<br />

sollte eine solche Reform nicht halbherzig verwirklicht<br />

und deshalb Argumentationen der<br />

verschiedensten Richtungen sachlich und kritisch<br />

betrachtet werden.<br />

Ich begrüße es, dass künftig alle Naturwissenschaften<br />

verpflichtend zu belegen sind. Nachdem Universitäten<br />

und Fachhochschulen den derzeitigen Stand<br />

seit Jahren beklagen, wäre das ein Schritt in die richtige<br />

Richtung. Dabei aber gleich von einer Stärkung<br />

der Naturwissenschaften zu sprechen, erscheint mir<br />

verfrüht.<br />

Die an einigen Stellen in den Lehrplänen der Leistungskurse<br />

Physik, Chemie und Biologie überzoge-<br />

6 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

mir sagen, dass durch geringere Wahlmöglichkeiten<br />

der Schüler Stunden in ihrem Fach wegfallen und sie<br />

die Besorgnis äußern, in Zukunft noch weniger arbeiten<br />

zu dürfen und sie dann die entsprechenden<br />

finanziellen Einbußen nicht mehr kompensieren können.<br />

Da will man wenigstens das bewahren, was<br />

man hat. Der PVS verwahrt sich entschieden dagegen,<br />

dass diese Reform zur Stelleneinsparung missbraucht<br />

wird.Wir wollen diese Reform, um die Allgemeinbildung<br />

am Gymnasium zu fördern, unseren<br />

Kindern Chancengleichheit in ganz <strong>Sachsen</strong> zu<br />

Die Behauptung, insbesondere den so dringend<br />

benötigten naturwissenschaftlichen Bereich zu stärken,<br />

ist pure Augenwischerei. Ein einfacher Vergleich<br />

mit der bisherigen Kurswahl an unserem Gymnasium<br />

zeigt, dass die Wochenstundenzahl in den Fächern<br />

Physik / Biologie / Chemie weitestgehend unverändert<br />

bleiben wird (in der jetzigen Jahrgangsstufe 11<br />

liegt diese Zahl sogar etwas darüber, während sie in<br />

der Klassenstufe 12 abwahlbedingt darunter liegt).<br />

Universitäten und Hochschulen kritisieren zunehmend<br />

die allgemeine Studierfähigkeit der Abiturienten,<br />

da durch die bisherige Abwahlmöglichkeit z. T.<br />

studienrelevante Fächer nicht mehr belegt wurden.<br />

Doch haben sie nicht stillschweigend auch von der<br />

hohen Qualität sächsischer Leistungskurse profitiert?<br />

Wird ihr Wehklagen tatsächlich verstummen, wenn<br />

zukünftige Mechatronik-Studenten oder Maschinenbau-Ingenieure<br />

nur noch mit 2 Wochenstunden (also<br />

weniger als im gegenwärtigen Grundkurs) im Fach<br />

Physik unterrichtet werden? Für Schüler wird das<br />

Abitur objektiv anspruchsvoller, für Universitäten und<br />

Hochschulen subjektiv schlechter. Sprechen wir nicht<br />

mit der fast radikalen Abkehr vom Kurssystem unseren<br />

Schülern die Mündigkeit ab, sich ihren Neigungen<br />

und Wünschen entsprechend gezielt auf ein<br />

zukünftiges Studium vorzubereiten?<br />

nen Inhalte gehören in ein Fachstudium und nicht in<br />

den Unterricht einer allgemeinbildenden Schule,<br />

wodurch die freiwerdenden Kapazitäten zugunsten<br />

aller Naturwissenschaften genutzt werden können.<br />

Aber eine Kürzung auf zwei Wochenstunden im Fach<br />

Physik - und wohl auch in Chemie - birgt die Gefahr,<br />

dass nur noch schemenhaft und oberflächlich agiert<br />

wird, die Schüler wieder mit Stoff „zugeschüttet“<br />

werden, um den Lehrplan formal zu erfüllen.<br />

Studierfähigkeit heißt doch neben solidem Wissen<br />

auch das grundlegende Beherrschen von solchen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten wie dem komplexen<br />

und vernetzten Denken und Handeln. Die wiederum<br />

erwirbt man im stetigen Umgang mit konkreten<br />

Inhalten in der entsprechenden Fachdisziplin. Dazu<br />

bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung und die<br />

benötigt nun einmal ausreichend Zeit.<br />

Sicherlich werden alle Kröten schlucken müssen,<br />

aber man sollte die 35 Wochenstunden nicht einfach<br />

verteilen und jedem vom Kuchen abgeben ohne sich<br />

mit dem spezifischen Fach auseinander zu setzen.<br />

Man bedenke: Für das Fach Physik standen fünf<br />

ermöglichen und das Gymnasium in <strong>Sachsen</strong> inhaltlich<br />

zu entwickeln. Unser Ziel ist die Vollbeschäftigung!<br />

Wir wollen, dass Ressourcen, die durch den<br />

demographischen Wandel freigesetzt werden, nicht<br />

dem Rotstift zum Opfer fallen, sondern in die Ausgestaltung<br />

des sächsischen Gymnasiums investiert<br />

werden.<br />

Helfen Sie uns dieses Ziel zu verwirklichen!<br />

Steffen Pabst<br />

Daran ändert auch die Möglichkeit nichts, genau<br />

einen Kurs des Wahlbereiches durch „Substitution“<br />

belegen zu können. Vielmehr bleibt zu befürchten,<br />

dass durch die bereits erreichte Obergrenze von 35<br />

Wochenstunden und den sicherlich nicht sinkenden<br />

Mindeststärken diese Kurse gar nicht zustande kommen!<br />

Können wir den gegenwärtigen Schülern der<br />

Klasse 8, die sich für das sprachliche Profil (und<br />

damit gegen die Fortsetzung der systematischen<br />

informatischen Bildung in den Jahrgangsstufen 9<br />

und 10) entschieden haben, überhaupt einen gesonderten<br />

Wahlgrundkurs Informatik in der gymnasialen<br />

Oberstufe garantieren? Oder wird diesen Schülern<br />

eine abgeschlossene informatische Grundlagenbildung<br />

u.U. nur noch einem Wechsel des Gymnasiums<br />

möglich sein?<br />

Die Reform der Oberstufe ist notwendig. Dabei sollte<br />

aber Bewährtes nicht einfach beiseite geschoben<br />

werden! Vielmehr sind Augenmaß und Weitsicht<br />

gefordert, die sich nicht vordergründig an gegenwärtigen<br />

Sach- und Sparzwängen sondern vielmehr an<br />

vernünftigen gesellschaftlichen und ökonomischen<br />

Erfordernissen einerseits und qualitativ hochwertigen<br />

Bildungsstandards andererseits orientieren.<br />

Veit Berger, Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau<br />

Reform Sek. II: Kröten schlucken und vom Kuchen was abgeben<br />

Stunden im Leistungskurs bzw. drei Stunden im<br />

Grundkurs zur Verfügung. Selbst wenn sich auf das<br />

Kürzen von Themenkomplexen geeinigt wird, bleiben<br />

die oben genannten Probleme bestehen. Ohne<br />

das Fach Ethik/Religion diskriminieren zu wollen,<br />

erscheint mir eine gleiche Wichtung der Fächer Physik<br />

und Ethik/Religion bezüglich der Anzahl der<br />

Wochenstunden bedenklich. Es geht hier nicht um<br />

bedeutsame oder unbedeutsame Fächer. Das ist<br />

überhaupt nicht die Frage. Alle diese Fächer haben<br />

natürlich ihre Berechtigung. Aber das Muster ist zu<br />

einfach gestrickt, wenn man entscheidet: Alle Naturwissenschaften,<br />

dafür nur jeweils zwei Wochenstunden.<br />

Der strukturelle Charakter im Fach Physik ist bei<br />

zwei Wochenstunden qualitativ nicht zu gewährleisten.<br />

Während sich ethische Inhalte auch in den<br />

Fächern Deutsch, Physik, Chemie, Geschichte, ... integrieren<br />

lassen, um so eine Stundenkürzung im Fach<br />

Ethik/Religion schmerzlos zu erreichen, ist das<br />

umgekehrt eben nicht realisierbar. Bliebe als weitere<br />

Alternative ein fachübergreifender Grundkurs. Hier<br />

ergäbe sich weiteres Potenzial für die Naturwissen-


schaften. Doch um aussagekräftig zu sein, müssten<br />

einfach noch mehr Rahmenbedingungen bekannt<br />

sein.<br />

Ein wesentlicher Aspekt ist die Neigungsdifferenzierung<br />

in den Kernfächern Deutsch, Mathematik oder<br />

einer fortgeführten Fremdsprache. Kann doch damit<br />

sowohl den Interessen und Begabungen der Schüler<br />

Die gegenwärtig laufenden Diskussionen zur Reform<br />

der gymnasialen Oberstufe zeigen die große Komplexität<br />

der schulischen und universitären Ausbildung.<br />

Obwohl viele Diskussionen zur bisherigen und<br />

zukünftigen Sekundarstufe berechtigt sind, sollte der<br />

Blick auch auf den gesamten Bildungsprozess<br />

gerichtet werden.<br />

In der beruflichen Praxis werden statt hochspezialisierter<br />

Experten zunehmend breit und universell ausgebildete<br />

Teamspieler benötigt. Die Ursachen liegen<br />

in der starken Verzahnung und Verschmelzung verschiedener<br />

Wissensgebiete zu neuen Berufen, bei<br />

denen die Kenntnis nur eines Gebietes nicht mehr<br />

ausreichend ist. Dieser globalen Entwicklung muss<br />

auch bereits in den Gymnasien verstärkt Rechnung<br />

getragen werden. Die Reduzierung des Kurssystems<br />

und die verpflichtende Belegung aller Naturwissenschaften<br />

sind daher richtige Schritte und werden von<br />

den Hochschulen positiv bewertet. Es wird vor allen<br />

in den ersten Semestern des Studiums den Einstieg<br />

erleichtern, da nun auf einer relativ verbindlichen<br />

Basis aufgebaut werden kann. In der Vergangenheit<br />

mussten bei den Studenten entweder starke Defizite<br />

mühsam ausgeglichen werden oder der Stoff der<br />

ersten Semester war bereits bekannt, was den Sinn<br />

und die Effizienz des Leistungskurssystems generell<br />

in Frage stellte. Die stärkere Arbeit im Klassenverband<br />

und das gegenseitige Helfen im jeweiligen Problemfach<br />

werden die soziale Kompetenz und Teamfähigkeit<br />

stärken.<br />

Ein Vergleich der Studieninteressen mit der Nachfrage<br />

in Gesellschaft und Wirtschaft zeigt gravierende<br />

Ungleichgewichte. Bereits jetzt fehlen zunehmend<br />

Naturwissenschaftler und Ingenieure, während andere<br />

Absolventen kaum die Chance auf einen<br />

Arbeitsplatz haben. Die Stärkung der Naturwissenschaften<br />

in der Sekundarstufe II ist damit, im Gegensatz<br />

zu einigen Pressestimmen, kein Sieg der Technikerlobby,<br />

sondern die dringende Anpassung von<br />

Angebot und Nachfrage bezogen auf die Anforderungen<br />

der nächsten Jahrzehnte im globalen Maßstab.<br />

Zudem sind heute auch für jeden Naturwissenschaftler<br />

Fragen der Ethik, das nachhaltige<br />

Wirtschaften im betriebswirtschaftlichen und ökologischen<br />

Umfeld und das sichere Beherrschen mehrerer<br />

Fremdsprachen eine absolute Notwendigkeit. Ein<br />

Ingenieur sollte auch bei der Diskussion moderner<br />

Kunst oder traditioneller Musik im geschichtlichen<br />

Kontext nicht in Verlegenheit kommen.<br />

Die mit der Neuregelung verbundene Reduzierung<br />

der Stundenzahl auf 2 Wochenstunden in den naturwissenschaftlichen<br />

Fächer ist natürlich zu Recht in<br />

der Diskussion. Aus Sicht der technisch orientierten<br />

Hochschulen wäre eine volle Belegung der Naturwissenschaften<br />

mit einem Niveau auf Leistungskursebe-<br />

Rechnung getragen als auch Über- oder Unterforderungen<br />

eher entgegen gewirkt werden.<br />

In einer globalen Welt wie der unseren wird das<br />

Beherrschen der englischen Sprache einfach erwartet.<br />

In vielen Berufen sind zwei Fremdsprachen Normalität<br />

geworden. Das setzt aber eine souveräne Bildung<br />

voraus und folglich muss das Fortführen von<br />

Prof. Dr.-Ing. Wiedemann<br />

ne sehr wünschenswert, doch ist dies im Gesamtkanon<br />

aller Fächer und der maximalen Stundenzahl<br />

nicht realisierbar und auch nicht sinnvoll. Im Kontrast<br />

zur aktuellen Diskussion sollte überlegt werden, wie<br />

die bisherigen Erfahrungen und das Know-how aus<br />

den Leistungskursen erhalten oder zumindest teilweise<br />

im neuen Rahmen eingebracht werden könnten.<br />

Dabei steht nicht die Quantität des Stoffes, sondern<br />

das Vermitteln grundlegender Wirkprinzipien<br />

und Herangehensweisen im Fokus. So sind das<br />

Arbeiten mit Überschlägen und Kontrollrechnungen,<br />

die statistisch exakte und nachvollziehbare Dokumentation<br />

von Ergebnissen und deren logisch exakter<br />

Auswertung nicht nur in der Physik relevant, sondern<br />

auch im Management oder bei der Arzneimittelüberwachung.<br />

Jede Wissenschaft hat ihre eigene<br />

Sprache und Vorgehensweisen. Das kennen lernen<br />

der Notation und einiger spezifischer Verfahrensweisen<br />

würden den Weg für ein späteres<br />

Selbststudium sehr viel besser ebenen.<br />

Auch wenn die finanziellen Rahmenbedingungen<br />

nicht ideal sind, könnte für besonders begabte und<br />

interessierte Schüler das bisherige Leistungskursniveau<br />

auch durch fakultative Veranstaltungen oder<br />

Arbeitsgemeinschaften in Teilen erreicht werden.<br />

Dabei stehen die Hochschulen schon aufgrund ihres<br />

Eigeninteresses an guten und motivierten Studenten<br />

ebenfalls mit Zusatzveranstaltungen und entsprechend<br />

ausgestatteten Laboren gern zur Verfügung.<br />

In Analogie zur zunehmenden Breite der Wissensanforderungen<br />

im Beruf wird auch die zeitliche Perspektive<br />

unschärfer. Kaum ein Absolvent wird<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

mindestens zwei Fremdsprachen unstrittig sein. Der<br />

bilinguale Gedanke sollte deshalb in den Überlegungen<br />

zur Reform der gymnasialen Oberstufe stärker<br />

aufgegriffen werden. Hier bietet sich eine weitere<br />

Chance zum interdisziplinären Vorgehen.<br />

Cornelia Schneider, Clara-Wieck-Gymnasium Zwickau<br />

Die Sekundarstufe II im Kontext der persönlichen Bildung<br />

und der beruflichen Perspektive<br />

zukünftig allein mit dem Wissen des Studiums erfolgreich<br />

sein können oder immer im gleichen Beruf<br />

arbeiten. „Lebenslanges Lernen“ ist das aktuelle<br />

Schlagwort und erfordert eine andauernde, eigenständige<br />

Anpassung der Kenntnisse.<br />

Selbst wenn gegenwärtig die Studienwahl zu Beginn<br />

der Ausbildung optimal durch das gewählte Leistungskurssystem<br />

abgedeckt war, können neue berufliche<br />

Herausforderungen oder auch ein Wandel in<br />

den persönlichen Interessen plötzlich Stoff von abgewählten<br />

Fächern erfordern. In diesem Sinne ist die<br />

Rückkehr zu einer breiteren, verbindlichen Ausbildung<br />

als ein Gewinn an Flexibilität bei der Gestaltung<br />

der beruflichen Karriere zu sehen, da keine<br />

Richtung mehr durch die Abwahl der Basisfächer versperrt<br />

ist. In den neu eingeführten Bachelor/Master-<br />

Studiengängen wird sich diese wiedergewonnene<br />

Flexibilität besonders effizient ausnutzen lassen, da<br />

ein Wechsel oder eine Neuorientierung innerhalb des<br />

Studiums sehr viel einfacher als bisher ist.<br />

Der Wegfall der Abwahlmöglichkeiten hat auch in<br />

psychologischer Hinsicht einige positive Aspekte.<br />

Weder im Studium noch im Beruf ist das Abwählen<br />

kompletter Stoffgebiete oder kritischer Projekte in<br />

einem solchen Ausmaß möglich. Warum also wurde<br />

gerade zum Ende der Schulzeit dieses Prinzip derart<br />

favorisiert, wenn es danach nie wieder zur Anwendung<br />

kommt?<br />

Die oft als unzureichend bemängelte Studierfähigkeit<br />

resultiert auch daraus, dass in den bislang gewählten<br />

und leicht fallenden Lieblingsfächern die Methoden<br />

und die Ausdauer zum Begreifen und Erlernen neuer,<br />

schwerer Stoffe kaum trainiert werden. Bei der<br />

ersten Bewährungsprobe im Studium fehlen dann<br />

diese Ausdauer und generelle Methodik, unabhängig<br />

von der Fachrichtung. Eine zu große Anzahl von<br />

Studienabbrüchen von bis zu 50% ist die Folge, was<br />

nicht nur persönliche Tragödien auslösen kann, sondern<br />

auch volkswirtschaftlich überaus kostspielig<br />

und ineffizient ist.<br />

Die geplante Neuregelung der Sekundarstufe II ist<br />

sicher in vielen Details ein Kompromiss, doch die<br />

generelle Richtung ist positiv.Viele Probleme werden<br />

sich lösen lassen, wenn sich die Gymnasien und<br />

Hochschulen noch enger und besser absprechen und<br />

koordinieren und dies sowohl auf direkter wie auch<br />

auf ministerieller Ebene. Dazu zählen auch Absprachen<br />

auf bundesweiter Ebene, damit die letztlich<br />

bessere sächsische Ausbildung auch in anderen<br />

Regionen Deutschlands und der Welt zum Erfolg in<br />

der Hochschule und im persönlichen Leben führt.<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiedemann<br />

(Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden)<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

7


<strong>ProPhil</strong><br />

Aus der Arbeit des Hauptpersonalrates<br />

Schulnetzplanung<br />

„Das Schulnetz ist angepasst“, mit dieser Feststellung<br />

eröffnete Kultusminister Steffen Flath das Vierteljahresgespräch<br />

des zweiten Quartals im Lehrerhauptpersonalrat.<br />

Vorausgegangen waren ca. 60<br />

Vorlagen für die Schließung von Mittel- und Grundschulen<br />

oder die Nichteinrichtung von Eingangsklassenstufen.<br />

Der Lehrerhauptpersonalrat hat die<br />

Möglichkeit, sich zu solchen Maßnahmen zu<br />

äußern. Gymnasien waren diesmal nicht dabei und<br />

es wird auf lange Sicht auch keine weiteren<br />

Schließungen von gymnasialen Standorten geben.<br />

Dies ist das Ergebnis unserer Bemühungen um eine<br />

Reform der Sekundarstufe II. Zwar gibt es im kommenden<br />

Schuljahr 22 Gymnasien, welche die geforderte<br />

Dreizügigkeit in den unteren Klassenstufen<br />

nicht mehr erreichen, jedoch lässt das Modell des<br />

<strong>Philologenverband</strong>es durch den teilweisen Übergang<br />

zum Klassenunterricht auch kleineren Schulen<br />

eine Überlebenschance. Die in diesem Zusammenhang<br />

gestellte Frage, ob das zum weiteren Abbau<br />

von Lehrerstellen führt, kann aus unserer Sicht verneint<br />

werden. Sicher kann in großen Schulen<br />

gegenüber dem derzeitigen Kurssystem bei hohen<br />

Klassenfrequenzen ein Überhang entstehen. In der<br />

Mehrzahl der Schulen auf dem flachen Land muss<br />

man aber von kleineren Schülerzahlen ausgehen<br />

und dort wird es auch zu einem höheren Bedarf an<br />

Lehrerpersonal kommen. Da die Kultusministerkonferenz<br />

für die geplanten Veränderungen grünes<br />

Licht gegeben hat, könnte durch eine höhere Belegungs-<br />

und Einbringungspflicht von Unterrichtsfächern<br />

in das Abitur durchaus ein weiterer Bedarf<br />

entstehen. Nicht vergessen sollte man aber die bildungspolitischen<br />

Aspekte dieser Neugestaltung. So<br />

kann das bisherige Abwahlverhalten der Schüler<br />

deutlich eingeschränkt werden. Es kann doch nicht<br />

gut sein, wenn ein Medizinstudent Physik und Chemie<br />

bis zum Abitur nicht belegt hat, weil er diese<br />

Fächer abwählen konnte. Die Stärkung des naturwissenschaftlichen<br />

und des fremdsprachlichen Allgemeinwissens<br />

muss daher im Interesse aller Gymnasiallehrer<br />

liegen. Das Gymnasium soll keine<br />

Spezialisten, sondern Schüler mit einem breiten<br />

Kompetenz- und Bildungsspektrum als Zugangsvoraussetzung<br />

für die universitäre Ausbildung entlassen.<br />

Trotzdem soll eine Neigungsdifferenzierung<br />

in begrenztem Umfang nach wie vor möglich sein.<br />

Verwaltungsreform<br />

Die Verwaltungsreform scheint auf der Zielgeraden<br />

angekommen zu sein. Betroffen sind vorerst im<br />

Schulbereich vor allem die Regionalschulämter. Die<br />

Kernaufgaben in der Fachaufsicht und in der Personalverwaltung<br />

bleiben ihnen erhalten. Kommunalisiert<br />

werden solche Bereiche wie die Schulpsychologie,<br />

Aufgaben im Zusammenhang mit der<br />

Schulnetzplanung (z.B. die Umlenkung von Schülern<br />

nach Schulschließungen), der Umgang mit Schulverweigerern<br />

und die Gewährung von Zuschüssen. Einzelne<br />

Aufgaben sollen zwischen den RSÄ verteilt<br />

werden. So könnte z.B. die Zusammenarbeit mit den<br />

privaten Schulen in einem RSA konzentriert werden.<br />

Ein Anhörungsrecht der kommunalen Träger bei der<br />

Berufung von Schulleitern soll zu einer besseren<br />

8 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

Kooperation zwischen<br />

Schulträger<br />

und Schule führen.<br />

Das Entscheidungsrecht<br />

verbleibt aber<br />

beim Regionalschulamt.<br />

Innerhalb<br />

der Kultusverwaltung<br />

wird es ebenfalls<br />

zu einer Aufgabenbündelung<br />

kommen. Ein neues<br />

Bildungsamt soll<br />

sich um die organisatorischenAspek-<br />

Gerhard Pöschmann<br />

te, ein Bildungsinstitut<br />

um inhaltliche<br />

Fragen der Arbeit an den Schulen kümmern.<br />

Dazu könnten die bereits bestehenden Einrichtungen<br />

(Comeniusinstitut, SEA, SALF) zusammengeführt<br />

und nach Aufgabenfeldern konzentriert werden.<br />

Von Seiten des Ministerpräsidenten werden<br />

nach Aussage von KM Steffen Flath diese Vorhaben<br />

unterstützt und bis zum Auslaufen des BTV 2010<br />

auch mitgetragen. Es sollte eine gemeinsame Aufgabe<br />

der Gewerkschaften sein, für die Zeit nach<br />

2010 vorzusorgen, um eine Kommunalisierung von<br />

Lehrkräften zu unterbinden. Wir hatten schon mehrfach<br />

auf die Nachteile einer solchen Maßnahme für<br />

das Lehrerpersonal hingewiesen und es entstand<br />

bisher der Eindruck, dass innerhalb der Lehrervertretungen<br />

darüber Konsens besteht.<br />

Novellierung des Privatschulgesetzes<br />

In einem zweiten Anlauf soll das Privatschulgesetz<br />

nun in den Landtag gebracht werden. Wie sich<br />

zeigt, kann man durchaus verschiedener Meinung<br />

zu diesem Thema sein. Betrachtet man die privaten<br />

Schulen als Konkurrenz, dann ist es nur logisch,<br />

wenn man die Bedingungen für deren Existenz<br />

möglichst verschärfen möchte. Das ist sicher auch<br />

der Ausgangspunkt der Überlegungen im SMK.<br />

Andererseits muss man akzeptieren, dass solche Bildungseinrichtungen<br />

(mit Ausnahme im Berufsschulbereich)<br />

auch den politischen Zwängen der letzten<br />

Jahre geschuldet sind. Überall dort, wo eine Schule<br />

geschlossen wird, entsteht der Gedanke, diese Schule<br />

privat weiterzuführen. Auch der Schulversuch um<br />

die Gemeinschaftsschule scheint kommunalen Trägern<br />

geeignet, „die Schule im Dorf zu lassen“. Wir<br />

können den demographischen Bevölkerungsrückgang<br />

nicht verhindern. Es fehlen aber aus dem Mittelschulbereich<br />

Modelle zur Anpassung dieser<br />

Schulform an die Gegebenheiten. Folglich bleibt nur<br />

die Schließung. Der PVS hat diese Entwicklung<br />

schon frühzeitig begleitet. In unserem neuen Landesvorstand<br />

gibt es ein Referat Privatschulen. Herr<br />

Kiefer wird sich in die aktuelle Diskussion erneut<br />

einbringen. Vielleicht können wir aber auch voneinander<br />

lernen, denn der Zulauf an Bildungseinrichtungen<br />

in privater Trägerschaft scheint ungebrochen.<br />

Fakt ist, dass die strenge Reglementierung der<br />

staatlichen Schulen dort nicht greift. Man passt sich<br />

den Erfordernissen schneller an und macht die<br />

Schule dadurch attraktiv. Dazu würden wir mehr<br />

Handlungskompetenz bei den Schulleitern benöti-<br />

gen. Da wären wir aber schon beim nächsten Stichpunkt.<br />

Eigenverantwortliche Schule<br />

Nachdem bereits eine Woche vorher mit Staatssekretär<br />

Hartmut König über dieses Thema ausführlich<br />

diskutiert wurde, äußerte auch KM Steffen Flath sich<br />

im Verlauf des Vierteljahresgespräches dazu. Einig<br />

scheint man sich darüber, den Schulleitern mehr Verantwortung<br />

übertragen zu wollen. Um diese in diesem<br />

wichtigen Prozess nicht allein zu lassen, soll<br />

mehr Einfluss auf die Qualitätsentwicklung von<br />

Schule genommen werden. Eine wichtige Rolle<br />

übernimmt in diesem Zusammenhang die Sächsische<br />

Evaluationsagentur (SEA). Da die SEA dem<br />

SMK nicht unmittelbar unterstellt ist, soll sie als ein<br />

externes, von außen erstelltes Spiegelbild der Schule<br />

Wege zur Verbesserung ihrer Arbeit aufzeigen.<br />

Dabei steht die Beratungsfunktion im Vordergrund,<br />

nicht die Kontrolle der Beschäftigten oder deren<br />

Beurteilung. Durch die Wiederholung des Schulbesuches<br />

kann es zu einem Regelkreislauf kommen,<br />

an dessen Vergleichspunkten eine Verbesserung<br />

schulischer Qualität messbar wird. Bezüglich der<br />

Ausstattung von Schulleitern mit größeren Kompetenzen<br />

vertritt der PVS die folgenden grundsätzlichen<br />

Positionen.<br />

■ Die Schule ist den Vorschriften des Grundgesetzes<br />

entsprechend eine staatliche Einrichtung.<br />

■ Die Schule ist kein Wirtschaftsunternehmen.<br />

■ Die Schule ist durch die öffentliche Hand zu<br />

unterhalten.<br />

■ Ihr Proprium ist die Eigenverantwortlichkeit in<br />

der Wahrnehmung ihrer unterrichtlichen und<br />

erzieherischen Aufgaben in einem von Rechtsvorschriften<br />

so weit wie möglich freien Gestaltungsraum.<br />

Das bedeutet im Besonderen, dass den Schulen eine<br />

„größere Freiheit“ für ihre unterrichtlichen und<br />

erzieherischen Zielsetzungen und Aufgaben eingeräumt<br />

und dass ihnen damit eine größere Verantwortung<br />

für pädagogisch begründetes Wirken und<br />

Handeln ohne unnötig einschränkende und regulierende<br />

Rechtsvorschriften übereignet werden muss.<br />

Dementsprechend stimmt der <strong>Philologenverband</strong><br />

grundsätzlich der Absicht zu, nunmehr die Gestaltungsräume<br />

der Schulen in eigener Verantwortung<br />

zu erweitern und den Lehrkräften größere pädagogische<br />

Freiräume zu geben als zuvor. Wir sind der<br />

Meinung, dass die Eigenverantwortung der Schulen<br />

dahingehend zu realisieren ist, dass alles, was von<br />

der Schule selbst geleistet und sinnvoll geregelt<br />

werden kann, keiner dirigistischen Anweisungen<br />

und schulrechtlicher Vorschriften bedarf. Auf keinen<br />

Fall darf die Diskussion um die eigenverantwortliche<br />

Schule im Zusammenhang mit der Kürzung von<br />

Haushaltsmitteln geführt werden.<br />

Größere Eigenverantwortung des Schulleiters setzt<br />

andererseits auch eine erhöhte Verantwortung der<br />

demokratischen Schulgremien voraus. Die Rolle der<br />

Lehrer- und der Schulkonferenzen sollte im selben<br />

Maße angepasst werden, in dem Schulleiter neue<br />

Aufgaben übertragen bekommen. Damit Schulleiter<br />

keine Autokraten werden können, müssen auch Per-


sonalräte über verbesserte Mitbestimmungs- und<br />

Mitwirkungstatbestände verfügen. Erst wenn diese<br />

beiden Aspekte berücksichtigt werden, kann aus<br />

Sicht der Schule eine Eigenverwaltung sinnvoll<br />

gemeinschaftlich umgesetzt werden. Ob bei der<br />

Übertragung von finanziellen Obliegenheiten, der<br />

Einsatz von Schulmanagern zweckmäßig ist, scheint<br />

schon ein Absurdum an sich zu sein. Manager<br />

kosten Geld und dieses kann nur aus dem Schulhaushalt<br />

selbst erwirtschaftet werden. Das was er<br />

also kostet, muss er durch die sinnvolle Verwendung<br />

des Schuletats einsparen. Eine solche Maßnahme<br />

verringert daher allenfalls die Arbeitslosenquote.<br />

Warnen wollen wir davor, in diesem Zusammenhang<br />

die Aufgaben der Schulaufsicht einzuschränken,<br />

um Personal zu sparen. Ganz leicht könnte so<br />

ein rechtsfreier Raum entstehen. Mehr Aufgaben für<br />

den Schulleiter bedeuten auch ein Mehr an zur Verfügung<br />

stehenden Stunden für die Schule.<br />

Der Staatssekretär Hartmut König fasste die Diskussion<br />

mit zwei sehr schönen Sätzen zusammen. „Verantwortung<br />

übernehmen heißt auch Rechenschaft<br />

legen, heißt auch, nicht allein gelassen zu werden.<br />

Visionen müssen für Bildung, nicht für Schulen ent-<br />

wickelt werden“. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />

Leistungsprämienverordnung<br />

Die neue Leistungsprämienverordnung unterscheidet<br />

sich von der Vorherigen in einem wichtigen<br />

Punkt: Es wurde das Vorschlags- und Informationsrechtrecht<br />

der Personalräte eingearbeitet. Vorschlagsberechtigt<br />

sind die Personalräte und die<br />

Frauenvertretungen. Die Entscheidung über die Vergabe<br />

verbleibt allerdings beim Schulleiter, da es keine<br />

Mitwirkungs- oder Mitbestimmungstatbestände<br />

im Sinne des Sächsischen Personalvertretungsgesetzes<br />

gibt. Da der Termin für die Vergabe der Leistungsprämien<br />

der 31.10.2006 ist, sollten die Personalräte<br />

Ihre Vorschläge in den nächsten Tagen an<br />

die Schulleiter weiterreichen. Ebenfalls neu ist die<br />

Informationspflicht der Personalräte, Frauenvertretungen<br />

und Schwerbehindertenvertretungen über<br />

die Vergabe der Prämien. Informiert werden muss<br />

über die Namen, die Höhe der Prämien und die<br />

zugrundeliegende herausragende Leistung. Beachten<br />

Sie, dass die Leistungsprämien für herausragen-<br />

Abordnungen und Versetzungen<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

de Leistungen im Kalenderjahr 2006 vergeben werden,<br />

nicht als Anerkennung für ein Lebenswerk oder<br />

ein besonderes Engagement in zurückliegenden<br />

Jahren.<br />

Fragebogen „Verbesserung der Information<br />

und Kommunikation“<br />

Der Lehrerhauptpersonalrat hat einem vom SMK in<br />

Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für<br />

Kommunikation, Information und Bildung der Hochschule<br />

Zittau/Görlitz entwickelten Fragebogen zugestimmt.<br />

Untersucht werden sollen der Informationsfluss<br />

sowie die Qualität der Informationen genauso<br />

wie die Kommunikationsstrukturen, psychosoziale<br />

Faktoren, die Personalentwicklung und die Fortbildungsproblematik.<br />

Die Teilnahme der Lehrkräfte an<br />

den ausgewählten Schulen unterliegt der Freiwilligkeit.<br />

Auswertungen sollen von Seiten der Hochschule<br />

an das SMK anonymisiert weitergegeben werden.<br />

Gerhard Pöschmann<br />

Stellvertretender Vorsitzender PVS<br />

In den letzten Wochen erreichten uns viele Anfragen zur Problematik. Aus diesem<br />

Grund wollen wir Sie auch an dieser Stelle informieren. Wir wollen wir Ihnen helfen,<br />

Ihre Rechte wahrzunehmen, aber auch auf Grenzen der Einflussnahme hinzuweisen.<br />

Abordnungen<br />

Im § 67 (7) des Sächsischen Personalvertretungsgesetzes<br />

(SächsPersVG) heißt es:<br />

„Abordnungen von Lehrkräften für die Dauer von<br />

bis zu zwölf Monaten unterliegen der Mitbestimmung<br />

nur, wenn die Abordnung über das Ende eines<br />

Schuljahres andauert.“ Das heißt z.B., eine Abordnung<br />

für die Dauer eines Schuljahres, beginnend am<br />

01.08. bis zum 31.07 des darauffolgenden Jahres,<br />

ist nicht mitbestimmungspflichtig. Anders sieht es<br />

aus, wenn die Abordnung mehr als sechs Monate<br />

und über das Schuljahresende hinaus andauert. Das<br />

wäre zum Beispiel der Fall, wenn die Abordnung<br />

vom 15.03. bis zum 01.10. andauert.<br />

Unter diese Regelung fallen auch Teilabordnungen.<br />

In der VwV-SMK Unterrichtsverpflichtung vom 7.<br />

August 2003 einschließlich der Änderung vom<br />

1.April 2004 heißt es im Punkt 4.3.4 :<br />

„Lehrkräfte, die teilweise an eine andere Schule<br />

abgeordnet sind, erhalten, wenn sich dadurch der<br />

Zeitaufwand, der üblicherweise zum Erreichen der<br />

Stammschule erforderlich ist, um mehr als fünf Zeitstunden<br />

im Monat erhöht, eine Anrechnungsstunde<br />

im Monat. Bei einem zusätzlichen Zeitaufwand von<br />

je zwei weiteren vollen Zeitstunden wird jeweils<br />

eine weitere Anrechnungsstunde im Monat<br />

gewährt.<br />

Lehrkräfte, die vollständig abgeordnet sind, erhalten<br />

keine Anrechnungsstunden. Lehrkräfte, die an eine<br />

Behörde oder eine sonstige Einrichtung im Geschäftsbereich<br />

des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Kultus abgeordnet sind, können Anrechnungsstunden<br />

im gleichen Umfang erhalten.“<br />

Diese Regelung soll eventuelle besondere zeitliche<br />

Belastungen ausgleichen. Es empfiehlt sich, unmittelbar<br />

nach der Anordnung einer Abordnung den<br />

eventuellen zusätzlichen Zeitaufwand nachzuweisen,<br />

um bereits bei der Planung diese Anrechnungsstunden<br />

zu berücksichtigen. Bei Problemen mit der<br />

Umsetzung wenden sie sich bitte an den Bezirkspersonalrat<br />

beim jeweiligen Regionalschulamt.<br />

Bitte beachten Sie:<br />

Diese Regelung gilt nur für Abordnungen. Für<br />

Gymnasien mit Außenstelle(n) gilt sie nicht. Die<br />

jeweilige Außenstelle ist Bestandteil der Stammschule.<br />

Kollegen, die sowohl am Hauptgebäude als<br />

auch an der Außenstelle unterrichten, erhalten keine<br />

Entschädigung für den zusätzlichen Zeitaufwand,<br />

auch wenn Sie täglich am Hauptgebäude und an<br />

der Außenstelle arbeiten.<br />

Sie haben nur die Möglichkeit, sich an den ÖPR Ihrer<br />

Schule zu wenden, damit er zusammen mit dem<br />

Schulleiter im Geist vertrauensvoller Zusammenarbeit<br />

nach Lösungen sucht, die Belastungen für die<br />

Kollegen zu minimieren. Dazu könnte gehören, dass<br />

man nicht mehrmals am Tag wechseln muss.<br />

Weiterhin könnte z. B. geprüft werden, ob es generell<br />

möglich ist, einen Tag in der Außenstelle bzw.<br />

am Hauptgebäude zu unterrichten.<br />

Versetzungen<br />

Zu Versetzungen wird im § 80 SächsPersVG (Mitbestimmung<br />

in Angelegenheiten der Angestellten und<br />

Arbeiter und in sonstigen allgemeinen Angelegenheiten)<br />

folgendes ausgesagt:<br />

„(1) Die Personalvertretung hat mitzubestimmen in<br />

Personalangelegenheiten der Angestellten und<br />

Arbeiter bei ...<br />

3. Versetzung zu einer anderen Dienststelle,<br />

Umsetzung innerhalb der Dienststelle, wenn<br />

sie mit einem Wechsel des Dienstorts verbunden<br />

ist (das Einzugsgebiet im Sinne des<br />

Umzugskostenrechts gehört zum Dienst-<br />

Ort),<br />

4. Abordnung für eine Dauer von mehr als<br />

sechs Monaten sowie Zuweisung entsprechend<br />

§ 123a des Beamtenrechtsrahmengesetzes<br />

für eine Dauer von mehr als drei<br />

Monaten, ...<br />

In den Fällen des Satzes 1 Nr. 3 und 4<br />

wird der Personalrat nur auf Antrag<br />

des Beschäftigten beteiligt; in diesen<br />

Fällen ist der Beschäftigte von der<br />

beabsichtigten Maßnahme rechtzeitig<br />

vorher in Kenntnis zu setzen.“<br />

Es liegt deshalb in Ihrem Interesse, bei einer beabsichtigten<br />

Abordnung und Versetzung sofort nach<br />

Kenntnis einen Antrag auf Beteiligung des Personalrates<br />

zu stellen. Auch empfiehlt es sich, bei wichtigen<br />

Gesprächen zu dieser Problematik ein Mitglied<br />

des Personalrates oder eine Person Ihres Vertrauens<br />

hinzuzuziehen.<br />

Steffen Pabst<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

9


<strong>ProPhil</strong><br />

Georgius Agricola war ein umfassend gebildeter, äußerst produktiver Gelehrter. An der Grenze zur Neuzeit forschte und<br />

dachte Agricola bereits fachübergreifend, war Arzt, Pharmazeut, Politiker und Diplomat, Philosoph und Pädagoge in einem.<br />

Agricola gilt heute als Begründer der Mineralogie und schuf wesentliche Grundlagen der Bergbaukunde und Geologie, was<br />

damals enorme Bedeutung für die Entwicklung des Bergbaus im Erzgebirge hatte. Er gehörte deshalb zu den Universalgelehrten<br />

seiner Zeit, stand im Briefwechsel mit Erasmus von Rotterdam und war über die Grenzen <strong>Sachsen</strong>s hinaus bekannt.<br />

Georgius Agricola (1494 - 1555) –<br />

ein sächsischer Gelehrter von europäischem Rang<br />

Georgius Agricola wurde am 24.03.1494 als Georg<br />

Bauer – Sohn eines Tuchmachers – in Glauchau<br />

geboren. In Leipzig studierte er Theologie, Philosophie<br />

und alte Sprachen. Sein Lehrer Mosellanus förderte<br />

aber auch das Interesse an einer mit Realfächern<br />

fundierten Bildung. Im Jahre 1518 übernahm<br />

er in Zwickau die Stelle eines Lehrers für alte<br />

Sprachen und 1520/21 das Rektorat an der Lateinschule.<br />

Unter ihm entstand ein neuer Typ der Stadtschule.<br />

Lateinischer, griechischer und hebräischer<br />

Sprachunterricht wurde mit Anweisungen im Ackerbau,<br />

Rechnen, Bau- und Messwesen, Arzneikunde<br />

u.a. verbunden.Aus dieser Zeit gibt es erste pädagogische<br />

Schriften von Agricola, so setzte er sich mit<br />

der Rolle des Lehrers auseinander:<br />

AGRICOLAS Büchlein über den ersten und<br />

einfachen Grammatikunterricht, Leipzig<br />

1520 (Ratsschulbibliothek Zwickau)<br />

10 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

„…daß nämlich die Jungen tüchtig werden<br />

oder untüchtig, das liegt nicht wenig<br />

am Lehrer und insofern an der ersten<br />

Erziehung. Mögen also die Lehrer sehen,<br />

wie groß die Verantwortung ist, die auf<br />

ihnen lastet. Unter ihrer Obhut werden ja<br />

die Lenker der ganzen Welt aufgezogen…“<br />

„… damit nämlich ein schlichter und richtiger<br />

Unterricht gesichert wird, wird nicht<br />

nur dem Jungen vorgeschrieben werden<br />

müssen, was er lernen wird, sondern auch<br />

gleich danach der Lehrer erinnert werden<br />

müssen, auf welche Weise er weitergibt,<br />

was die Jungen lernen müssen…“.<br />

1522 gab Agricola das Lehramt in Zwickau auf, studierte<br />

zunächst in Leipzig, dann in Italien Medizin<br />

und erlangte die medizinische und philosophische<br />

Doktorwürde. 1526 kehrte er nach <strong>Sachsen</strong> zurück<br />

und ließ sich 1527 in Joachimsthal (Jachimov) als<br />

Stadtarzt nieder. Dort begeisterte er sich für den<br />

Bergbau und sein Interesse an überlieferten mineralogischen<br />

Heilmitteln aus dem Volkswissen der Bergleute<br />

wurde geweckt. So erschien folgerichtig schon<br />

1530 seine erste bergbaukundliche Schrift, in der er<br />

das Erzrevier von Joachimsthal und die dort vorkommenden<br />

Mineralien behandelte.<br />

Ab 1531 lebte Agricola in Chemnitz und war als<br />

Stadtarzt, Bürgermeister und Diplomat tätig. Viele<br />

Schriften zur Mineralogie, aber auch zum Gewichts-<br />

Titelblatt des Buches „Bermannus sive de<br />

re metallica”, Basel 1530<br />

Titelblatt von AGRICOLAS Buch über die<br />

Pest, Basel 1554 (Ratsschulbibliothek<br />

Zwickau)<br />

und Messwesen erschienen in dieser Zeit. „De re<br />

metallica“ war der Höhepunkt dieser Arbeit. Dieses<br />

Werk in 12 Büchern (Kapiteln) ist die erste wissenschaftlich<br />

fundierte Darstellung des gesamten Bergbaus<br />

und Hüttenwesens im 16. Jahrhundert. Dabei<br />

ist es nicht nur ein Buch über den Bergbau schlechthin,<br />

sondern ein technisches Nachschlagewerk über<br />

die wichtigsten Zweige der Wirtschaft der damaligen<br />

Zeit. 292 Holzschnitte zeigen uns viele Technologien<br />

dieser Zeit. Es blieb bis ins 18. Jahrhundert ein<br />

unentbehrliches Standardwerk und wurde für 200<br />

Jahre das am weitest verbreitete Lehrbuch der Montanwissenschaften.<br />

Agricola hat neben seiner wissenschaftlichen Arbeit<br />

auch viel als Arzt und Bürgermeister für seine Stadt<br />

Chemnitz geleistet. Vier Mal wurde er als Bürgermeister<br />

gewählt, vertrat die Stadt auf dem sächsischen<br />

Landtag. Bekannt wurde er aber auch, da er<br />

sich in den Pestzeiten als Stadtarzt dafür einsetzte,<br />

dass Gesunde und Kranke isoliert lebten. Dies rettete<br />

damals vielen das Leben. Im Oktober 1555 erkrankte<br />

Georgius Agricola an einem Wechselfieber und<br />

verstarb am 21. November dieses Jahres. Beigesetzt<br />

wurde er im Dom der Stadt Zeitz.<br />

Wer sich noch weiter mit Georgius Agricola beschäftigt,<br />

wird noch viele interessante Nuancen im Leben<br />

dieses europäischen Universalgelehrten finden.<br />

Gudrun Schreiner<br />

Quellen:<br />

· Engewald, Gisela-Ruth: Georgius Agricola<br />

BSB B.G.Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1982<br />

· Merkle/ Matuschewski: 1000 Jahre sächsischer<br />

Erfindergeist Intermedia Werbeagentur GmbH 1997<br />

· Sächsische Heimatblätter 2/94<br />

· Verschiedene Internetveröffentlichungen<br />

Titelblatt von GEORGIUS AGRICOLAS<br />

Hauptwerk „De re metallica libri XII”,<br />

Basel 1556


Das Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz<br />

blickt auf bewegte 150 Jahre Schulgeschichte<br />

Befragt man ehemalige Schülerinnen und Schüler<br />

der ältesten Chemnitzer Bildungseinrichtung, die<br />

zum Abitur führt, dann verbindet jeder etwas anderes<br />

damit – für die einen sind es die verschiedenen<br />

Namen – Städtisches Realgymnasium Chemnitz,<br />

Horst-Wessel-Schule, EOS „Karl Marx“ oder seit<br />

1992 Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz.<br />

Bei aller Unterschiedlichkeit der Reminiszenzen eint<br />

die Befragten der Stolz auf „ihre alte Penne“ und<br />

das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die sowohl<br />

die Arbeit des 1991 gegründeten Fördervereins<br />

„Realgymnasium Chemnitz e.V.“ als auch das rasch<br />

expandierende EHEMALIGEN-Netzwerk (Alumni)<br />

entscheidend prägen.<br />

Als 1857 die Schule gegründet wurde, zählte die<br />

Stadt ca. 30.000 Einwohner. Chemnitz war längst<br />

aus seinem mittelalterlichen Schlaf erwacht und entwickelte<br />

sich zu einem prosperierenden Industriezentrum.<br />

Die Namen der großen Chemnitzer Fabrikfürsten,<br />

wie Hartmann, Haubold, Schönherr, Schwalbe,<br />

Zimmermann und Diehl, waren alle in der Stadt vertreten<br />

und betrieben teilweise schon über mehrere<br />

Jahrzehnte ihre Unternehmen. Mit der beginnenden<br />

großen Industrie veränderte sich die Stadt in dynamischer<br />

Weise. Eines der dringendsten Probleme der<br />

damaligen Jahre stellte die Neuorganisation der<br />

schulischen Bildung dar, zumal in der Stadt ein lawinenartiger<br />

Anstieg der Geburtenrate verzeichnet<br />

wurde. Zwar existierte seit 1831 eine Bürgerschule<br />

und 1836 wurden die Königlichen Lehranstalten eingerichtet,<br />

was jedoch fehlte, war eine auf Universitäten<br />

und höhere Lehranstalten vorbereitende schulische<br />

Ausbildung sowie ein dafür geeignetes<br />

Schulgebäude. Seit 1850 gab es dazu verschiedene<br />

Initiativen, doch konnten sich Stadt und Königreich<br />

vorerst nicht über die Finanzierung einer solchen<br />

Schule einigen. Nachdem die Not schon weit fortgeschritten<br />

war, wurde 1857 endlich der Schulbau fertig<br />

und es kam zu der gewünschten Umgestaltung<br />

des Schulwesens. Es ist interessant hier hervorzuheben,<br />

dass das Chemnitzer Bürgertum nicht die Einrichtung<br />

eines auf alte Sprachen spezialisiertes Gymnasium<br />

favorisierte, sondern eine die „Realien“<br />

unterweisende Schule bevorzugte. An dieser Realschule<br />

unterrichtete man vor allem Deutsch, Mathematik<br />

und moderne Sprachen.Am 13. Oktober 1857<br />

wurde die Realschule an der damaligen Poststraße<br />

für 140 Schüler und zehn Lehrer eröffnet. Das<br />

Gebäude befand sich mit seiner Frontseite ungefähr<br />

auf der Höhe der heutigen Zentralhaltestelle<br />

gegenüber dem Tietz-Eingang Bahnhofstraße. Ab<br />

1862 wurden an der Schule Reifeprüfungen abgenommen.<br />

Doch schon kurze Zeit später reichte auch<br />

dieses Gebäude nicht mehr aus, um den Ansturm<br />

neuer Schüler aufzunehmen. So wurde für die Realschule<br />

ein neues Bauwerk errichtet und 1869,<br />

Chemnitz hatte bereits 60.000 Einwohner, eingeweiht.<br />

Dieses monumentale Gebäude befand sich an<br />

der Reitbahnstraße 30, ungefähr auf der heutigen<br />

freien Fläche, an der die Straßenbahn in die Annenstraße<br />

einbiegt. Architekt des Bauwerkes war Prof.<br />

Heyn aus Dresden und die Errichtung der neuen<br />

Schule kostete damals die stattliche Summe von<br />

267.000 Mark. Das Gebäude wurde 1945 bei den<br />

Bombenangriffen total zerstört. Der Umzug der seit<br />

1883 offiziell als Realgymnasium benannten Schule<br />

in das heutige Gebäude am Johannisfriedhof hatte<br />

jedoch bereits 1929 stattgefunden. Das alte Gymnasium<br />

war nach 60 Jahren Nutzung längst verschlissen<br />

und die Stadt, welche jetzt über 330.000 Einwohner<br />

zählte, baute sich ein hochmodernes, mit<br />

Sternwarte und Fachkabinetten ausgerüstetes neues<br />

Realgymnasium, das am 20. April 1929 einweiht<br />

wurde.<br />

So las es sich damals in der örtlichen Presse:<br />

„Nicht weniger als 9.000 qm sind es, die das<br />

Hauptgebäude, der Seitenflügel und die den Hof<br />

umgebende Mauer einschließen. Bebaut davon<br />

sind 1963 qm. Der gesamte umbaute Raum<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Das Georgius-Agricola-Gymnasium in Chemnitz<br />

umfasst 40.200 Kubikmeter. Die Baukosten betragen<br />

rund 2,25 Millionen Mark (Reichsmark).<br />

Der Opferwilligkeit von Freunden und Gönnern<br />

des Realgymnasiums, ehemaligen Schülern vor<br />

allem auch von Firmen die am Neubau beteiligt<br />

waren, ist es zu danken, dass der Einbau einer<br />

Orgel von Jehmlich, Dresden in den Festsaal und<br />

einer Kinoeinrichtung in die Aula von der Firma<br />

Köbler & Löppert, Chemnitz möglich war.<br />

Das heutige Georgius-Agricola-Gymnasium ist damit<br />

die älteste höhere Schule und zugleich die erste<br />

Schule ihrer Art in der Stadt. Die Gründung der Realschule<br />

stellte einen Meilenstein in der Konstituierung<br />

des Chemnitzer Schulwesens der Neuzeit dar und<br />

war Ausdruck des Selbstbewusstseins einer sich<br />

damals neu formierenden Bürgerschaft. Unzählige<br />

Generationen junger Chemnitzer – und Karl-Marx-<br />

Städter – genossen an der Schule ihre naturwissenschaftliche<br />

und humanistische Bildung. Das Gymnasium<br />

steht damit sowohl als Synonym für bürgerliche<br />

Bildung in Chemnitz als auch für ihre Kontinuität.<br />

Das 150-jährige Schuljubiläum ist somit nicht nur ein<br />

Ereignis, das ausschließlich die Schule betrifft, sondern<br />

hat ebenso eine wichtige stadthistorische<br />

Bedeutung.<br />

Neben der Bildungskontinuität sind natürlich nicht<br />

die Brüche zu übersehen, die das Gymnasium in den<br />

letzten 150 Jahren erfahren hat. Geboren noch vor<br />

der Gründung des Wilhelminischen Kaiserreiches,<br />

stand es bis 1918 voll und ganz in dessen Bann. Mit<br />

der Weimarer Republik kam nicht nur der Schulneubau.<br />

Nach der Novemberrevolution setzten sich auch<br />

zum Entsetzen damaliger Lehrer neue reformschulorientierte<br />

Unterrichtsprofile durch. Bis 1932 wurden<br />

jeweils mit größeren Festveranstaltungen das 25jährige<br />

Jubiläum 1882, das 50-jährige Jubiläum<br />

1907 und das 75-jährige Jubiläum 1932 gefeiert.<br />

1907 und 1932 erschienen ebenfalls würdigende<br />

Festschriften, die die Entwicklung der Schule und<br />

ihre Bedeutung für die Stadt hervorhoben.<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

11


<strong>ProPhil</strong><br />

Mit dem Machtantritt der Nazis verschwanden<br />

zuerst einige Lehrer, später auch Schüler. Der symbolische<br />

Tiefschlag dieser Zeit war die Demontage der<br />

beiden oberen Jungenplastiken über dem Eingangsportal.<br />

Auf Anweisung des nationalsozialistischen<br />

Direktors wurden die Zierfiguren entfernt, weil für sie<br />

der jüdische Abiturient und spätere amerikanische<br />

Kernphysiker Moritz Goldhaber Modell gestanden<br />

hatte.<br />

Glück im Unglück hatte das Schulgebäude in den<br />

Bombennächten 1945. Es wurde nicht von Sprengbomben<br />

getroffen und der beherzte Hausmeister<br />

und seine Helfer retteten das Gebäude vor dem Ausbrennen,<br />

indem sie die Brandbomben aus dem<br />

Dachstuhl warfen. Beim Neuanfang 1945 in einer<br />

rundum zerstörten Stadt versuchte man einerseits<br />

mit den Schatten der braunen Vergangenheit zu brechen,<br />

ohne dass man andererseits jedoch davor<br />

gefeit war, neue Ungerechtigkeiten zuzulassen. Die<br />

Hauptinhalte der bürgerlichen Bildung blieben, wenn<br />

auch unter sozialistischen Vorzeichen, bestehen,<br />

wobei aber Kindern aus einem so genannten „bürgerlichen<br />

Elternhaus“ der Zugang zum Gymnasium<br />

erschwert wurde.<br />

So wie man mit der Namensgebung von Karl-Marx-<br />

Stadt 1953 die bürgerliche Tradition der Stadt hinter<br />

ihrer proletarischen Komponente verschwinden lassen<br />

wollte, war man auch an der Schule bemüht, sich<br />

ihrer bürgerlichen Etikette zu entledigen. Dazu kam<br />

1954 das 25-jährige Jubiläum des Schulneubaus<br />

gerade recht, um eine „25 Jahrfeier der Karl-Marx-<br />

Oberschule“ durchzuführen und damit eine neue<br />

„sozialistische“ Traditionslinie zu begründen.<br />

So fand 1957 zum 100-jährigen Jubiläum der Schule<br />

an ihr auch keine Festveranstaltung statt, da im offiziellen<br />

damaligen Selbstverständnis der Stadt auch<br />

kein Realgymnasium mehr existierte. Dagegen organisierte<br />

der Freundeskreis Chemnitzer Realgymnasia-<br />

12 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

sten einen würdigen Festakt, für den die Universität<br />

Heidelberg ihren Festsaal zur Verfügung stellte. Weiterhin<br />

publizierte der Verein eine Festschrift. Dem<br />

Freundeskreis Chemnitzer Realgymnasiasten ist es<br />

auch zu danken, dass er über 40 Jahre lang nicht nur<br />

in der Bundesrepublik die Fahne des Chemnitzer<br />

Realgymnasiums hoch hielt. Mit Veranstaltungen<br />

und den Heften „Rote Mützen“ pflegte der Verein<br />

die Verbindung unter den ehemaligen Abiturienten.<br />

Damit half er nach 1989 der Schule in einer unkomplizierten<br />

Weise, sich auch wieder auf ihre ältesten<br />

Traditionen zu besinnen.<br />

Doch abgesehen von den systembedingten Ausrichtungen<br />

während der DDR-Zeit blieb das inzwischen<br />

in Erweiterte Oberschule „Karl Marx“ umbenannte<br />

Gymnasium eine solide Ausbildungsstätte der Stadt,<br />

die bekannt und beliebt war und geachtet wurde.<br />

Nach dem Fall der Mauer vollzog sich schnell eine<br />

Demokratisierung in den Schulstrukturen. Dabei kam<br />

es zu einer intensiven Rückbesinnung auf das teilweise<br />

verschüttete bürgerlich-humanistische Erbe<br />

der Schule. Höhepunkt dieses Prozesses wird im April<br />

2007 die Schulfestwoche werden.Aus diesem Anlass<br />

wurde bereits in diesem Jahr, aufbauend auf dem<br />

vorhandenen Schullogo, ein eigenes Signet für das<br />

150-jährige Jubiläum entwickelt. Es stellt abstrakt<br />

die Portalbauten der bisherigen drei Gymnasien dar,<br />

wobei sich in der Mitte das heute bestehende Bauwerk<br />

klar abhebt. Mit den Schriftzügen „Georgius-<br />

Agricola-Gymnasium“ und „150 Jahre Gymnasium<br />

Chemnitz“ wird die Zusammengehörigkeit der drei<br />

Gebäude hervorgehoben. Prägend für den gegenwärtigen<br />

Schulbau wirkte sich die Kuppel der Bruno-<br />

H.-Bürgel-Sternwarte aus. Zu dieser Festwoche sind<br />

vielfältige Veranstaltungen geplant. Dabei versteht<br />

die Schule diese Festwoche nicht nur als ein besonderes<br />

Ereignis der eigenen Entwicklung sondern, wie<br />

bereits dargelegt, auch in der Stadtgeschichte.<br />

Inhaltlich wird das Gymnasium seit 1991/92 durch<br />

die Etablierung einer vertieft sprachlichen Ausbildung<br />

mit Englisch als Partnersprache geprägt. Die<br />

Fächer Geografie und Geschichte werden als bilinguale<br />

Sachfächer unterrichtet. Seit 2004 legen einige<br />

Abiturienten ihre P4-Prüfung in Geografie in englischer<br />

Sprache ab. Gerade in einer naturwissenschaftlich-technisch<br />

geprägten Stadt wie Chemnitz ist der<br />

Aufbau einer solchen Ausbildungsrichtung zukunftsweisend,<br />

versprechen doch die Wachstumsraten der<br />

mittelständischen Industrie vor allem im Exportsektor<br />

mittelfristig den Bedarf an sprachlich und mathematisch<br />

sehr gut ausgebildeten Führungskräften im<br />

westsächsischen Ballungsraum Chemnitz-Zwickau.<br />

Nach 50 Jahren wird erstmalig auch wieder eine<br />

Festschrift über die Schule erscheinen. Hier wird der<br />

Versuch unternommen, eine höchst wechselvolle<br />

und dennoch durchaus typische Schulgeschichte<br />

über anderthalb Jahrhunderte zu reflektieren.<br />

Informationen zur Schule erhält der interessierte<br />

Leser unter: www.agricola-gymnasium.de<br />

StD Erhard Hänel<br />

(Schulleiter)<br />

Das Georgius-Agricola-Gymnasium Glauchau<br />

Das Georgius-Agricola-Gymnasium liegt in der<br />

Großen Kreisstadt Glauchau im Kreis Chemnitz. Das<br />

Gymnasium bestand bis einschließlich des Schuljahres<br />

2002/2003 aus zwei Gebäuden, die beide auf<br />

Georgius-Agricola-Gymnasium Glauchau<br />

eine lange Geschichte zurückblicken können. Im<br />

Haus I in der Lindenstraße wurde im Jahre 1999 das<br />

140-jährige Bestehen einer höheren Bildungsanstalt<br />

in Glauchau gefeiert. Dort wurden bisher die Schüler<br />

der Sekundarstufe II unterrichtet. Im Haus II in der<br />

Pestalozzistraße begingen die Schule im Jahre 2002<br />

das 100-jährige Jubiläum. Die Zukunft des traditionsreichen<br />

Gymnasiums liegt im Haus II. Durch einen<br />

Ausbau des Gebäudes wurden die nötigen Räumlichkeiten<br />

gewonnen, damit die Sekundarstufe II seit<br />

dem Schuljahr 2003/2004 hier unter besten Bedingungen<br />

lernen kann. In den letzten Jahren wurden<br />

moderne Chemie- und Physikräume eingerichtet.<br />

Der Ausbau der Biologiekabinette und eines Zeichensaales<br />

sowie von Kursräumen schaffen ideale<br />

Voraussetzungen für das erfolgreiche Lernen an diesem<br />

Gymnasium. Daneben verfügt das Haus über<br />

zwei Computerkabinette. Dadurch kann durchgängig<br />

von den Klassen 7 bis 12 Informatikunterricht<br />

angeboten werden. Das Gymnasium bietet sowohl<br />

das sprachliche als auch das mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Profil an.<br />

Seit dem Bestehen des Georgius-Agricola-Gymnasiums<br />

wird stets viel Wert auf eine anspruchsvolle<br />

Beschäftigung der Schüler auch außerhalb des<br />

Unterrichts gelegt. So entstanden zahlreiche Arbeitsgemeinschaften,<br />

die den Interessen unserer Schüler<br />

entsprechen, z.B. die AG Geschichte, die AG English<br />

Conversation, die Tanzgruppe, Theatergruppen und<br />

die Schulchöre, die das Profil der Schule wesentlich<br />

prägen.


Aber auch auf dem Gebiet des Sports werden weder<br />

Zeit noch Mühen gescheut, um die Schüler zu motivieren<br />

und auszubilden. Zahlreiche 1. Plätze in Wettkämpfen<br />

sind der Lohn dafür.<br />

Um die Fremdsprachenkompetenz der Schüler zu fördern,<br />

bietet das Georgius-Agricola-Gymnasium den<br />

Schülern neben der AG-Tätigkeit auch die Möglichkeit,<br />

durch den Schüleraustausch mit den USA,<br />

Frankreich und England vor Ort ihre Sprachkenntnisse<br />

zu erproben.<br />

Das Georgius-Agricola-Gymnasium wurde mit dem<br />

„Schule-Wirtschaft-Oskar 2005“ ausgezeichnet.<br />

Damit wird die Zusammenarbeit der Schule mit 24<br />

Unternehmen aus der Region gewürdigt. Neben<br />

Ingenieurbüros, Banken, Baufirmen, Automobilzulieferern,<br />

Ver- und Entsorgungsunternehmen gehört<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Die Personal- und Beschäftigungssituation im RSA Dresden<br />

im Schuljahr 2006/07<br />

Im Bereich des Regionalschulamtes Dresden sind in<br />

diesem Schuljahr alle Lehrer am Gymnasium auf<br />

mindestens 80,77%, das entspricht 21/26 eines<br />

Vollzeitbeschäftigten, aufgestockt worden. Diese<br />

gleichmäßige Aufstockung ist Ergebnis der Verhandlungen<br />

zwischen den Tarifvertragsparteien zur<br />

Umsetzung des Bezirkstarifvertrages (BTV). Weiterhin<br />

wurde dort festgelegt, dass zwischen den<br />

Schularten ein Ausgleich dahingehend durchzuführen<br />

ist, dass eine Aufstockung des Beschäftigungsumfangs<br />

an beiden Schularten, Mittelschule<br />

und Gymnasium, zu erfolgen hat. Dazu wurde den<br />

Lehrern der Mittelschule die Möglichkeit der Abordnung<br />

oder Versetzung angeboten. Der Vorschlag des<br />

PVS, dass Mittelschullehrer entsprechend des Bedarfes<br />

vorerst nur abgeordnet werden, wurde von der<br />

GEW abgelehnt. Die GEW konnte in den Verhandlungen<br />

ihre Interessen weitgehend erfolgreich durchsetzen.<br />

So wurden bis auf wenige Einzelfälle alle Mittelschullehrer,<br />

die dies wünschten, an ein Gymnasium<br />

versetzt. Im RSA Dresden sind dies rund 95 Lehrer<br />

(ca. 75 Stellen). Etwa 5 Lehrer wurden abgeordnet.<br />

Das Regionalschulamt hatte keinen Ermessensspielraum,<br />

den Wunsch des Mittelschullehrers auf Versetzung<br />

bzw. Abordnung an ein Gymnasium abzulehnen.<br />

Dies war nur möglich, wenn der Kollege keine<br />

Ausbildung für zwei am Gymnasium zu unterrichtende<br />

Fächer hatte. Der fächerspezifische Bedarf der<br />

Gymnasien spielte in diesem Verfahren keine Rolle.<br />

Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat der von der<br />

GEW und vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung<br />

(IFS) verbreiteten „Lehrerumfrage“<br />

vehement widersprochen.<br />

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef<br />

Kraus nahm dazu wie folgt Stellung:<br />

„Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr in Zweifel zu<br />

ziehen. Die 1.034 befragten Lehrer können keine<br />

repräsentative Stichprobe sein, denn mit einer so<br />

kleinen Stichprobe kann man die nach 16 Bundesländern<br />

und jeweils mindestens fünf verschiedenen<br />

Schulformen differenzierte Lehrerschaft nicht abbil-<br />

auch das Krankenhaus zu den Partnern.<br />

Ab der Klassenstufe fünf werden die Kinder schrittweise<br />

in die Berufs- und Arbeitswelt eingeführt. Sie<br />

lernen Technik genauso kennen wie die beruflichen<br />

Anforderungen. Die mit den Unternehmen vereinbarte<br />

Zusammenarbeit besteht aus regelmäßigen<br />

Betriebsbesuchen der Klassen fünf bis sieben.<br />

Schüler der 8., 9. und 10. Klassen absolvieren einen<br />

Teil ihres Profilunterrichts in den Unternehmen, die<br />

sich für die Elfer und Zwölfer als Praxispartner bei<br />

Besonderen Lernleistungen, bei Ferienjobs und Praktika<br />

erweisen. Mit diesem Engagement will die Schule<br />

ihre Gymnasiasten zielgerichtet für ein Studium<br />

interessieren. Im Jahr 1999 wollten nur 64 Prozent<br />

der Abiturienten studieren. „Das war uns damals zu<br />

wenig“ erinnert sich Schulleiterin Christine Kästner.<br />

Dabei hatte das Wunschgymnasium des Kollegen<br />

eine hohe Priorität. Bei ungünstiger Häufung von<br />

einzelnen Fachkombinationen an einer Schule bzw.<br />

zum Ausgleich wurden mit den betreffenden Mittelschullehrern<br />

der betroffenen Schule Gespräche zur<br />

Umlenkung auf andere Gymnasien geführt, was<br />

jedoch nur selten auftrat.<br />

Da mehr Mittelschullehrer als benötigt sich an das<br />

Gymnasium versetzen ließen, wird der dadurch entstandene<br />

Überhang als „pädagogisches Plus“ den<br />

Schulen in Eigenverantwortung zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Der Aufstockungsumfang über die garantierten<br />

80,77% zeigt sich durch diese Praxis an den Schulen<br />

sehr unterschiedlich. Hier geht es in erster Linie um<br />

die Absicherung des fächerspezifischen Bedarfs an<br />

den einzelnen Gymnasien. Je nach Gymnasium liegt<br />

dieser Bedarf besonders in den Fächern Französisch,<br />

Englisch, Latein, Biologie, Chemie, Physik und<br />

Mathematik.<br />

Das Sportgymnasium in Dresden hat auf Grund seiner<br />

Spezifik (Profilsportbereich, Sonderunterricht für<br />

Auswahlkader) einen erhöhten Aufstockungsumfang<br />

erhalten. Das Kultusministerium entschied, dass die<br />

Lehrer am Landesgymnasium St. Afra auf Grund der<br />

dort geltenden Besonderheiten im Schulbetrieb voll<br />

eingesetzt werden.<br />

Die an die SALF, an das Comenius-Institut und an<br />

das SMK abgeordneten Lehrer fallen unter den vom<br />

BTV festgelegten Beschäftigungsumfang. Diese Leh-<br />

den. Für die 160.000 Lehrer, die im Deutschen Lehrerverband<br />

und in seinen vier Mitgliedsverbänden<br />

organisiert sind, gilt: Keine zehn Prozent dieser Lehrer<br />

wollen eine über eine vierjährige Grundschule<br />

hinausgehende gemeinsame Schulzeit aller Schüler.<br />

Die von der GEW verbreiteten Daten und Interpretationen<br />

zeigen einmal mehr, wie blind die GEW schulpolitisch<br />

auf dem linken Auge ist. Sonst müsste sie<br />

wissen, dass alle maßgeblichen innerdeutschen<br />

Schulstudien einer verlängerten gemeinsamen<br />

Schulzeit ein vernichtendes Urteil ausstellen. Im übrigen<br />

haben die Wähler einer einheitlichen Beschu-<br />

Die Schule schrieb Hochschulen und Unternehmen<br />

an, die sich „aufgeschlossen gezeigt“ und sich bei<br />

Elternabenden präsentiert haben. Die Quote der Studierwilligen<br />

stieg bis 2005 auf 78 Prozent, wobei die<br />

Ingenieurstudienrichtungen wenig beliebt seien. Das<br />

liege daran, dass es viele Ingenieure gibt, die keinen<br />

Job haben. „Dennoch werden qualifizierte Leute<br />

gebraucht“, beschreibt Kästner die Erfahrung, die<br />

die Lehrer beim Unternehmertag im April gemacht<br />

haben. Das war der Auslöser des Projekts. Die<br />

Mathe- und Geografielehrerin Kerstin Pyritz suchte<br />

und fand Kontakte zu Unternehmen, die bereit sind,<br />

mitzuarbeiten.<br />

Quelle:<br />

http://www.gymnasium-glauchau.de<br />

rer wurden in der Regel auf 22/26 eines Vollzeitbeschäftigten<br />

aufgestockt. Die Personalräte sind in diesem<br />

Schuljahr bei den über 80,77% hinaus- gehenden<br />

Aufstockungen des Beschäftigungsumfangs<br />

nicht zu beteiligen. Die Auswahlentscheidungen für<br />

Aufstockungen am jeweiligen Gymnasium müssen<br />

aber fachlich bzw. schulorganisatorisch begründet<br />

sein. Im Interesse der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

zwischen Personalrat und Dienstelle sind die<br />

ÖPR über diese Aufstockungen zu informieren.<br />

Versetzungswünsche von Gymnasiallehrern an ein<br />

anderes Gymnasium konnten durch das RSA Dresden<br />

weitgehend realisiert werden, wobei die Anzahl<br />

dieser Wünsche im Durchschnitt der letzten Jahre<br />

lag.<br />

Der Ergänzungsbereich an den Gymnasien wurde<br />

voll ausgereicht, wobei davon 40% als VGB-Stunden<br />

(Vertretung im Grundbereich) von den Schulleitern<br />

zu planen sind.<br />

Wichtig ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass<br />

Altersteilzeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht<br />

mehr im Blockmodell absolviert werden kann, sondern<br />

nur noch über die verringerte Unterrichtsverpflichtung<br />

über den gesamten Zeitraum hinweg, also<br />

im Teilzeitmodell. Bereits sich in Altersteilzeit befindliche<br />

Kollegen sind von dieser Regelung nicht betroffen.<br />

Steffen Pabst<br />

Lehrer wollen keine Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit<br />

lung in den letzten Jahren wiederholt eine Absage<br />

erteilt. Der jeweilige Wechsel vor allem der Landesregierungen<br />

in Hessen, Niedersachsen, Hamburg und<br />

Nordrhein-Westfalen hat ein Schulsystem bestätigt,<br />

das ab der 5. Klasse nach verschiedenen weiterführenden<br />

Schulformen differenziert ist. Insofern ist<br />

der Versuch der GEW, mittels Auftragsbefragung den<br />

Ladenhüter Gesamtschule herbeirechnen zu wollen,<br />

nichts anderes als Ausdruck von Hilflosigkeit.“<br />

Waltraud Fuchs<br />

Deutscher Lehrerverband<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

13


<strong>ProPhil</strong><br />

„Ausgebrannte” Lehrer – Klischee oder Realität?<br />

Im Gespräch: Prof. K. Scheuch, F. Eiselt, F. Haubitz,<br />

Dr. R. Seibt (v.l.n.r.)<br />

Aktuelle Studien zeigen, dass ein hoher Prozentsatz<br />

der Lehrer vorzeitig aus dem Beruf ausscheidet, frühzeitig<br />

pensioniert oder dienstunfähig wird. Bekanntermaßen<br />

scheiden die meisten dieser Lehrkräfte aus<br />

Emotionale Erschöpfung (EM)<br />

Zynismus (ZY)<br />

Leistungsfähigkeit (LF)<br />

14 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

gesundheitlichen Gründen aus, insbesondere aufgrund<br />

psychosomatischer oder psychischer Erkrankungen.<br />

Als Ursachen dafür werden berufsbedingte<br />

chronische Überlastungssituationen diskutiert. Zur<br />

„Risikogruppe“ gehören bereits jüngere Lehrkräfte,<br />

und das bei einem bundesweiten Trend der zunehmenden<br />

Überalterung von Lehrerkollegien. Individuell<br />

ist die berufliche Belastung im Lehrerberuf aber<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Doch bevor es zu diesen Erkrankungen kommt, fallen<br />

die Betroffenen durch gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

auf. Burnout steht dann am Ende<br />

eines schleichend einsetzenden, langwierigen Prozesses<br />

und bedeutet so viel wie „Ausgebrannt Sein“.<br />

Das Krankheitsbild Burnout-Syndrom ist wissenschaftlich<br />

zurzeit noch nicht einheitlich definiert; es<br />

gibt keine eigenständige Krankheitsdiagnose, es ent-<br />

Tab. 1: Anamnesedaten und Burnout-Risiko (Selbstauskunft) für Lehrer im Vergleich zu Erziehern und Bürofachkräften<br />

Teilnehmerquote (in Prozent)<br />

Altersdurchschnitt (Jahre)<br />

Altersbereich (Jahre)<br />

Durchschnittliche Dienstjahre<br />

Durchschnittliche Arbeitszeit<br />

bei Vollbeschäftigten [ h/Woche ] 1<br />

Durchschnittliche Arbeitszeit<br />

bei Teilzeitbeschäftigten [ h/Woche ] 1<br />

Anteil von Teilzeitbeschäftigten (in Prozent)<br />

Burnout-Syndrom: Komponenten [ Punkte ]<br />

- geringe EM: ≤ 2,0<br />

- mittlere EM: > 2,0 - < 3,2<br />

- hohe EM: ≥ 3,2<br />

- geringer ZY: ≤ 1,0<br />

- mittlerer ZY: > 1,0 - < 2,2<br />

- starker ZY: ≥ 2,2<br />

- hohe LF: ≤ 4,0<br />

- mittlere LF: > 4,0 - < 5,0<br />

- geringe LF: ≥ 5,0<br />

Burnout: Gesamtwert<br />

- keine Symptome: < 1,5<br />

- Symptome: ≥ 1,5 - < 3,5<br />

- Burnout: ≥ 3,5 - 6,0<br />

Anmerkung: 1 bei Lehrern: incl. Aufsicht, Vor- und Nachbereitung, Korrektur, Eltern/Schülerarbeit, Verwaltung<br />

hält aber klinische Symptome, die sich in einer psychosomatischen<br />

oder psychischen Krankheit manifestieren<br />

und langfristig zur Arbeitsunfähigkeit führen<br />

können. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und<br />

leer, sehen in ihrer Arbeit keinen Sinn und Nutzen<br />

mehr und verlieren den Glauben an sich selbst. Meist<br />

gehen vielfältige körperliche Beschwerden (z.B.<br />

Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Schwindel,<br />

Magen-Darm-Beschwerden, Muskel- und Rückenschmerzen<br />

sowie psychische Beschwerden (z.B.<br />

Depression, Ängste) mit massiven Konzentrationsund<br />

Gedächtnisstörungen, Leistungs- und Antriebsschwäche<br />

und einer ausgeprägten Müdigkeit einher.<br />

Charakteristisch sind auch verminderte Immunabwehr<br />

und Krankheitsanfälligkeit. Zudem neigen Burnout-Betroffene<br />

häufig zu Perfektionismus und verfügen<br />

in schwierigen Situationen nicht über<br />

58 86 61<br />

45<br />

(25 - 61)<br />

44<br />

(22 - 61)<br />

43<br />

(20 -60)<br />

19 21 20<br />

45 36 40<br />

35 31 26<br />

14 69 23<br />

Mittelwert 2,6<br />

1,4 1,9<br />

Anteil [ % ] 33<br />

82 67<br />

Anteil [ % ] 33<br />

11 17<br />

Anteil [ % ] 34<br />

8 17<br />

Mittelwert 1,1<br />

0,4 0,8<br />

Anteil [ % ] 64<br />

86 75<br />

Anteil [ % ] 21<br />

14 15<br />

Anteil [ % ] 15<br />

0 10<br />

Mittelwert 1,0<br />

0,6 0,7<br />

Anteil [ % ] 66<br />

80 0<br />

Anteil [ % ] 26<br />

15 17<br />

Anteil [ % ] 8<br />

5 0<br />

Mittelwert<br />

Lehrer Erzieher Bürofachkräfte<br />

1,7 0,9 1,2


angemessene Bewältigungsstile (z.B. Fähigkeit zur<br />

Erholung). Das Besondere ist, dass sie früher in ihrer<br />

Arbeit überragende Leistungen erbrachten, zu denen<br />

sie sich inzwischen nicht mehr in der Lage sehen.<br />

Viele Lehrkräfte sind offensichtlich der Auffassung,<br />

sich für ihren Beruf „aufopfern“ und das Risiko von<br />

Beeinträchtigungen des Wohlbefindens oder Erkrankungen<br />

wissentlich „in Kauf nehmen“ zu müssen.<br />

Aber „ausgebrannte Lehrkräfte“, die sich nur noch<br />

mit der Erfüllung ihrer Aufgaben und Verpflichtungen<br />

abquälen, gefährden nicht nur die eigene Gesundheit,<br />

sondern übertragen dieses Leiden auch auf<br />

Schulklassen, ihr Kollegium und das Schulklima.<br />

In diesem Beitrag soll das Burnout-Ausmaß und<br />

damit der Anteil „ausgebrannter GymnasiallehrerInnen“<br />

(Lehrer) im Vergleich zu zwei Berufsgruppen –<br />

Erzieherinnen (Erzieher) und Bürofachkräften (BFK) –<br />

betrachtet werden. Zu klären gilt, ob Lehrer tatsächlich<br />

stärker „burnoutgefährdet“ sind als andere<br />

Berufsgruppen, die ebenfalls vorwiegend psychisch<br />

belastet sind und für die eine emotional engagierte<br />

Hinwendung zu anderen Menschen gefordert ist.<br />

Zur Messung von Burnout wurde das bekannte<br />

Maslach Burnout Inventory (Fragebogen) mit<br />

den drei Symptomgruppen (Burnout-Komponenten)<br />

eingesetzt:<br />

■ Emotionale Erschöpfung: subjektives Erleben<br />

von Kraftlosigkeit, Ohnmacht, dem Gefühl nicht<br />

verstanden zu werden, am Ende zu sein<br />

■ Zynismus: gefühllose, abgestumpfte Reaktion<br />

gegenüber Schülern.<br />

■ Reduzierte Leistungsfähigkeit: Leistungsunzufriedenheit,<br />

Antriebsverlust, der sich in<br />

mangelnder Tatkraft äußert.<br />

Ein Burnout-Syndrom wird bei hohen Ausprägungen<br />

von Erschöpfung und Zynismus und reduzierter<br />

Leistungsfähigkeit vermutet.<br />

Das Burnout-Risiko wurde für 100 Lehrer, 65 Erzieher<br />

und 60 Bürofachkräfte untersucht (Tab. 1). Ihr<br />

Durchschnittsalter betrug 44 Jahre und sie wiesen<br />

durchschnittlich 20 Dienstjahre auf. Der überwiegende<br />

Teil von ihnen arbeitete im fest angestellten<br />

Arbeitsverhältnis. Die Teilzeitbeschäftigung variierte<br />

zwischen 14% (Lehrer) und 69 % (Erzieher).<br />

Nach Schätzungen von Arbeitsmedizinern sollen<br />

bereits etwa 5 % der 25- bis 40jährigen Angestellten<br />

in Deutschland an akuter chronischer Erschöpfung<br />

leiden (Linneweh 1996). Frauen sollen vom Burnout-<br />

Syndrom stärker betroffen sein als Männer, was<br />

durch ihre Doppelfunktion in Familie und Beruf<br />

begründet wird. Nach Literaturangaben haben Lehrer<br />

ein höheres Burnout-Risiko als Erzieher und Bürofachkräfte.<br />

Die Auftrittshäufigkeit von Burnout im<br />

Lehrerberuf variiert jedoch in einzelnen Studien zwischen<br />

10 - 35 % und hängt vom Schultyp ab. Gymnasiallehrer<br />

scheinen häufiger betroffen zu sein,<br />

wobei sich nach Prof. Bauer (Uniklinikum Freiburg,<br />

Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie)<br />

weitere 30 % im Vorstadium zum Burnout<br />

befinden. Bei den Erziehern wird von etwa 10 %<br />

ausgegangen, die emotional erschöpft oder ausgebrannt<br />

sind. Zum Burnout-Risiko von Bürofachkräften<br />

gibt es nur wenige Studien. Es werden aber auch<br />

hier von 1/3 der Beschäftigten hohe Werte für emotionale<br />

Erschöpfung und Antriebsverlust und von 1/4<br />

hohe Zynismus-Werte berichtet, wobei jüngere Bürofachkräfte<br />

günstigere Werte erreichten.<br />

Burnout-<br />

Risiko<br />

Burnout-<br />

Symptome<br />

kein<br />

Burnout<br />

3<br />

11<br />

22<br />

Burnout-Risiko<br />

Anmerkung: Risikobewertung: keine Symptome: < 1,5 Symptome: ≥ 1,5 - < 3,5, Burnout: ≥ 3,5 - 6,0<br />

42<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Häufigkeiten [%]<br />

Zur Diskussion steht, ob Lehrern die „Belastbarkeit“<br />

fehlt, oder sie mit den schulspezifischen Belastungen<br />

falsch umgehen? Wohl eher nicht, denn Studien<br />

belegen, dass sich Lehrer häufig zu viel statt zu<br />

wenig vornehmen und eine hohe Leistungsbereitschaft<br />

zeigen; bei Burnout-Betroffenen ist diese<br />

sogar zu hoch, jedoch weniger zielorientiert.<br />

Allerdings existiert eine kaum überschaubare Vielfalt<br />

von Burnout-Konzepten und Messinstrumenten, die<br />

ein widersprüchliches Bild vermitteln und die Entstehungsquellen<br />

des Ausbrennens nicht ausreichend<br />

erklären. Die Beurteilung von eigentlichem Burnout<br />

auf der Basis der oben genannten Symptomgruppen<br />

ist – auch in dieser Untersuchung – nur unter Vorbehalt<br />

möglich. Solange für bestimmte Gruppen (Tätigkeit,<br />

Geschlecht, Alter) keine verbindlichen kritischen<br />

Burnout-Grenzwerte vorliegen, sind pauschale Kategorien<br />

wie „ausgebrannt” oder „burnoutgefährdet”<br />

zurückhaltend zu betrachten. Es gibt bisher nur eine<br />

finnische Arbeit aus dem Jahr 2003 mit empfohlenen<br />

Kriterien zur Bewertung des Burnoutgrades, die auch<br />

in unserer Untersuchung angewendet wurden.<br />

Wie sehen nun die Ergebnisse dieser Untersuchung<br />

aus?<br />

Es bestätigt sich für Lehrer eine höhere Ausprägung<br />

des Burnout-Risikos in allen drei Burnout-Komponenten,<br />

während Erzieher das geringste Burnout-<br />

Risiko berichten (Tab. 1). An einem vollständigen<br />

Burnout-Syndrom leiden aber nur 3 % der Bürofachkräfte<br />

(Abb. 1). Einzelne Burnout-Symptome sind bei<br />

58 % der Lehrer, aber nur bei 22% der Bürofachkräfte<br />

und 11 % der Erzieher zu finden (Abb. 1). Im Vergleich<br />

zu anderen Untersuchungen spiegeln diese<br />

Burnout-Werte geringere Ausprägungen bzw. Auftretenshäufigkeiten<br />

wider. Allerdings handelt es sich<br />

bei den untersuchten Teilnehmern um eine „Positivauswahl“<br />

(sehr gesundheitsorientiert), so dass anzunehmen<br />

ist, dass die „wahren“ Werte höher liegen.<br />

Zusätzlich wirkt sich der Einfluss der Teilzeitarbeit<br />

aus, denn je höher die Arbeitszeit, umso höher das<br />

Burnout-Risiko. Aufschlussreich ist, dass Lehrer im<br />

Vergleich zu Erziehern und Bürofachkräften häufiger<br />

an stressbedingter Erschöpfung leiden, relativ wenig<br />

depersonalisieren (z.B. Schüler als „Objekte“ behan-<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Lehrer<br />

Erzieher<br />

Abb. 1:<br />

Anteil [%] des Burnout-Risikos für Lehrer (n = 100), Erzieher (n = 65) und Bürofachkräfte (n = 60)<br />

58<br />

75<br />

89<br />

deln) und etwas häufiger berufliche Erfolgserlebnisse<br />

registrieren.<br />

Burnout – was kann man tun?<br />

Effektive Maßnahmen dieser ungünstigen Entwicklung<br />

zu begegnen, fehlen scheinbar. „Von Burnout<br />

im Endstadium bis hin zur psychischen Krankheit ist<br />

es oft nur ein kleiner Schritt“. Daher kommt der<br />

rechtzeitigen Vorbeugung (Prävention) eine entscheidende<br />

Bedeutung zu. Die Erfolge sind am<br />

besten, wenn die Hilfe im Frühstadium erfolgt. Empfohlen<br />

wird zunächst die Teilnahme an einer Supervisionsgruppe,<br />

d.h. an einer psychotherapeutisch<br />

geführten Kollegengruppe, die sich in bestimmten<br />

Abständen trifft. Im fortgeschrittenen Stadium kann<br />

eine Einzelfall-Psychotherapie helfen. Oft werden<br />

aber solche Hilfen nicht oder viel zu spät in Anspruch<br />

genommen. Persönlich kann man Burnout-Gefährdung<br />

entgegentreten, indem man versucht, zu hohe<br />

Belastungen und Leistungsdruck abzubauen, realistische<br />

Ansprüche festzulegen (u.a. Erwartungen<br />

Außenstehender klären) und organisatorische<br />

Schutzfaktoren bzw. Ressourcen zu mobilisieren.<br />

Allerdings setzt dies die Bereitschaft voraus, sich<br />

intensiv und systematisch mit dem Zusammenhang<br />

von Arbeit und Gesundheit auseinanderzusetzen,<br />

d.h. sich dazu Wissen anzueignen und Sensibilität zu<br />

entwickeln. Darauf sind viele Schulen und Lehrerkräfte<br />

noch zu wenig eingestellt und vorbereitet.<br />

Selbst außergewöhnlicher Arbeitsstress führt nicht<br />

zwangsläufig zu gesundheitlicher Beeinträchtigung<br />

oder Arbeitsunfähigkeit. Etwas Stress muss sein, aber<br />

das richtige Maß ist für jeden anders! Um sich motivieren<br />

zu können, braucht man Herausforderungen<br />

durch die Arbeit! Alles ist eine Frage der Balance!<br />

Fehlende Ressourcen können Stress verstärken, vorhandene<br />

Ressourcen als Schutzfaktoren gegen<br />

Stress wirken.<br />

Autoren:<br />

Institut und Poliklinik für Arbeits- u. Sozialmedizin<br />

der Technischen Universität Dresden<br />

Dr. rer. nat. Reingard Seibt<br />

(Bereichsleiterin Psychophysiologische Diagnostik),<br />

Dipl.-Psych. Diana Dutschke (Projektmitarbeiterin),<br />

Steffen Pabst (<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong>)<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

Bürofachkräfte<br />

15


<strong>ProPhil</strong><br />

Auswertung der Abiturprüfung 2006<br />

an allgemein bildenden Gymnasien, Abendgymnasien und Kollegs im Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />

I. Zulassung und Bestehen der Abiturprüfung<br />

Ohne diejenigen Schüler, die wegen längerer Krankheit (auch zum Nachtermin) die Abiturprüfung noch nicht<br />

abschließen konnten:<br />

Anzahl Anteil<br />

Schüler der Jahrgangsstufe 12 insgesamt: 15.025<br />

Schüler, die am Ende des Kurshalbjahres 12/I zurückgetreten sind: - 234<br />

Schüler, die die Zulassung zur Abiturprüfung beantragt haben: = 14.791<br />

Schüler, die zur Abiturprüfung nicht zugelassen werden konnten: - 70<br />

Schüler die zur Abiturprüfung zugelassen wurden:<br />

darunter Wiederholer der Abiturprüfung des Vorjahres: 422<br />

= 14.721 100,0%<br />

Schüler, die das Abitur nicht bestanden haben: - 701<br />

Schüler, die das Abitur bestanden haben = 14.020 95,2%<br />

Bestehensquote: 95,2% (Vorjahre: 2001: 91,3%, 2002: 94,2%, 2003: 93,7%, 2004: 94,9%, 2005: 95,0%)<br />

Besondere Lernleistung: Teilnehmer: 463<br />

Verteilung der erreichten Punkte Anzahl besonderer Lernleistungen<br />

in vierfacher Wertung<br />

60 - 49 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .333<br />

48 - 37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113<br />

36 - 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39<br />

24 - 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />

12 - 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2<br />

0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .0<br />

Besondere Lernleistung - Mittelwert: 1,5<br />

Das neue Tarifrecht des öffentlichen Dienstes in den Ländern<br />

Der neue Tarifvertrag für die Länder (TV-L), gültig außer<br />

für Hessen und Berlin, ist unterschrieben und tritt damit<br />

am 1.11.2006 in Kraft. Vom Mitglied der Tarifkommission<br />

der dbb, Jürgen Kretzschmar, wurde am 6.7.2006 in<br />

Dresden sachkundig über wichtige Bestimmungen<br />

informiert.<br />

Das Wichtigste zuerst: Der am 31.10.2006 vorhandene<br />

Besitzstand bleibt gewahrt.<br />

Der Tarifvertrag für den Länderbereich gilt nur für<br />

Beschäftigte bis zur derzeitigen Vergütungsgruppe Ia.<br />

Für alle anderen Beschäftigten werden individuelle<br />

Arbeitsverträge abgeschlossen, die nicht diesem TV-L<br />

unterliegen.<br />

Die derzeitige Kinderzulage pro Kind wird für alle bis<br />

zum 31.12.2006 geborenen Kinder weiterhin gezahlt.<br />

Für alle bereits geborenen Kinder muss am 1.11.2006<br />

ein Kindergeldanspruch bestehen, damit die Kinderzulage<br />

weiter gezahlt werden kann. Eine Ausnahme bildet<br />

hier der Wehr- und Zivildienst. Dieser Anspruch lebt bei<br />

der Beendigung dieses Dienstes wieder auf. Bei einer<br />

sonstigen Unterbrechung des Kindergeldanspruches,<br />

z.B. durch eigenes entsprechend hohes Erwerbseinkommen<br />

des Kindes bis zum Studium, lebt dieser Anspruch<br />

auf Zahlung der Kinderzulage nicht wieder auf.<br />

Für alle am 31.12.2006 im Dienst befindliche Beschäftigte<br />

wird ein Vergleichseinkommen ermittelt. Dieses<br />

besteht aus dem derzeitigen Grundgehalt, des Ortszuschlages<br />

Stufe 1 oder 2 (ohne Kinderzulage) und der allgemeinen<br />

Zulage. Dieses Vergleichseinkommen zuzüglich<br />

der Kinderzulagen wird auf jeden Fall gezahlt und<br />

dient der Einordnung in eine Entwicklungsstufe in der<br />

jeweiligen Entgeltgruppe. Man wird in die Entwicklungsstufe<br />

eingeordnet, die man gerade überschreitet.<br />

Das Vergleichsentgelt wäre jetzt diese individuelle Zwischenstufe.<br />

16 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

■ Beispiel: In der Entgeltgruppe 13 beträgt das Einkommen<br />

in der Entwicklungsstufe 3 3.300 Euro,<br />

in der Entwicklungsstufe 4 3.630 Euro (100%<br />

Vollbeschäftigung). Als individuelles Vergleichsentgelt<br />

hat der Beschäftigte 3.520 Euro. Er<br />

bekommt diesen Betrag weiterhin als individuelle<br />

Zwischenstufe gezahlt, da der Betrag ja zwischen<br />

den Entwicklungsstufen 3 und 4 liegt. Zum<br />

1.11.2008 steigt er dann in die Entwicklungsstufe<br />

4 auf. Ab diesem Zeitpunkt folgt die Vergütung<br />

dann der neuen Tabelle, da das Vergleichseinkommen<br />

nicht mehr unterschritten wird. Das Vergleichseinkommen<br />

wird dynamisiert, wird also bei<br />

Tarifabschlüssen und bei der Anpassung auf<br />

100% „Westgehalt“ als Grundlage genommen.<br />

■ Bei langjährig Beschäftigten, die bereits jetzt ein<br />

Vergleichseinkommen beziehen, das über der<br />

neuen höchsten erreichbaren Entwicklungsstufe<br />

liegt wird dieses Einkommen als individuelle Endstufe<br />

mit Dynamik festgelegt. Das bedeutet, der<br />

Beschäftigte erhält damit sein bisheriges Einkommen<br />

lebenslang bis zum Erreichen der gesetzlichen<br />

Altersrente. Dieses Einkommen wird bei<br />

Tarifsteigerungen und der Ost-West-Anpassung<br />

als Grundlage genommen. Für diese Beschäftigten<br />

ändert sich damit in der Vergütung nichts.<br />

Wäre dieser Tarifvertrag nicht abgeschlossen worden,<br />

hätte der Beschäftigte zwar sein bisheriges<br />

Gehalt, ev. Steigerungsstufen und die 100%-<br />

Anpassung durch die Nachwirkung des alten<br />

Tarifvertrages erhalten, weitere lineare Tariferhöhungen<br />

wären nicht gekommen, da der bisherige<br />

BAT von den Ländern nicht mehr verhandelt<br />

wurde.<br />

II. Erreichte Durchschnittsnoten<br />

auf den Zeugnissen<br />

der allgemeinen Hochschulreife:<br />

1,0 - 1,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,2%<br />

1,5 - 1,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16,7%<br />

2,0 - 2,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26,0%<br />

2,5 - 2,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28,7%<br />

3,0 - 3,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20,4%<br />

3,5 - 4,0: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,0%<br />

Durchschnittsnoten-Mittelwert: 2,4<br />

Zum Vergleich die Ergebnisse<br />

aus den vorherigen Jahren:<br />

2000: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />

2001: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />

2002: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />

2003: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />

2004: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,4<br />

Fairerweise muss man auch sagen, dass es Beschäftigte<br />

gibt, die das bisherige Lebenseinkommen nicht mehr<br />

erreichen. Dieser Tarifvertrag ist eben ein Kompromiss.<br />

Bisher war es so, dass man in jungen Jahren wenig verdiente<br />

und alle 2 Jahre eine Erhöhung bekam. Im 45.<br />

Lebensjahr (BAT IIa) erreichte man dann sein relativ<br />

hohes Endgehalt. Diese Kurve wurde nun abgeflacht.<br />

Zukünftig ist das Anfangseinkommen höher, dafür die<br />

Endstufe niedriger. Kollegen, die so Ende 30, Anfang 40<br />

sind, werden nie das bisherige Endeinkommen erreichen.<br />

Dadurch, dass sie im Vergleich zum neuen Tarifvertrag<br />

in den Anfangsjahren weniger verdient haben,<br />

haben sie insgesamt ein niedrigeres Lebenseinkommen.<br />

Insgesamt wird auch das Einkommen von zukünftigen<br />

kinderreichen Familien, deren Kinder ab 2007 geboren<br />

werden, niedriger sein. Man kann nur hoffen, dass<br />

durch eine familienfreundliche Politik von Bund und<br />

Ländern in Zukunft dies kompensiert werden kann.<br />

Für alle Beschäftigten, die laut Arbeitsvertrag keinen<br />

Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld haben, wird<br />

erstmals im Jahr 2007 50% der nach dem neuen TV-L<br />

zu gewährenden Jahressonderzahlung überwiesen. Ab<br />

2008 erhalten sie die Jahressonderzahlung ungeschmälert.<br />

Für Lehrer bleibt wie bisher die Arbeitszeit durch Verweis<br />

auf das Beamtenrecht geregelt.<br />

Der Tarifvertrag hält auch Neuerungen zur Führung der Personalakte<br />

bereit. Bei Aufnahme für den Arbeitnehmer<br />

ungünstigen Sachverhalten in die Personalakte muss dieser<br />

nicht mehr gehört werden.<br />

Der Beschäftigte kann aber jederzeit (in der Regel zu den<br />

Sprechzeiten) Einsicht in seine Personalakte nehmen und<br />

auf sein Verlangen hin, sind Kopien anzufertigen.<br />

Steffen Pabst


Auszeit auf zwei Rädern (2. Teil)<br />

Nach zwei Wochen in Deutschland und einem harmonischen<br />

Weihnachtsfest im Kreise der Familie und<br />

Freunde, kam mir meine bisherige Reise nun sehr<br />

unwirklich vor. Noch einmal gab es Trennungsschmerz<br />

und Bedenken. Dennoch landete ich am<br />

5.Januar wieder in Delhi. Der Sonnenschein und die<br />

bereits vertraute Umgebung erleichterten es mir,<br />

mich wieder wohl zu fühlen.<br />

Ich beradelte zunächst Rajasthan – das Land der<br />

Könige. Im heiligen Ort Pushkar traf ich ein Lehrerehepaar<br />

aus Köln, das auch gerade im Sabbatjahr<br />

auf Welttour (ohne Rad) war. Wir verbrachten den<br />

Nachmittag und Abend zusammen und hatten viele<br />

Erlebnisse auszutauschen. Wir teilten die Freude an<br />

neuen Kulturen und genossen unser Reisejahr, denn<br />

wir hatten es geschafft los zu lassen. Sie verstärkten<br />

mit ihren Berichten über Neuseeland und Australien<br />

meine Vorfreude auf diese Länder.<br />

In Jaipur – der purpurnen Stadt – hatte ich mich mit<br />

dem französischen Radlerpärchen Gini und Sam verabredet.Wir<br />

trafen uns das erste Mal an der iranischpakistanischen<br />

Grenze und standen seitdem in<br />

E-mail-Kontakt. Die Beiden befanden sich auf Hochzeitsreise<br />

und wollten nach Neuseeland gelangen,<br />

um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Sie<br />

unterstützten gerade die Gründung einer Schule für<br />

die ärmsten Kinder, die keine Chance auf Bildung<br />

haben. Ich half zwei Tage bei der Ausgestaltung des<br />

Schulgebäudes. In Neuseeland wollten wir uns wieder<br />

treffen.<br />

Weiter ging es über Agra (Taj Mahal) nach Varanasi<br />

und Bodh Gaya (Erleuchtungsstätte des Buddha), wo<br />

ich einen 4-tägigen Meditationskurs belegte. Oft<br />

ging es durch völlig untouristische Gebiete, in denen<br />

die Menschen kein Englisch sprachen. Bei jedem<br />

Stopp bildeten sich Menschentrauben um mich. Die<br />

Leute staunten und sahen mich wie einen Außerirdischen<br />

an. Dafür schienen sie unendlich viel Zeit zu<br />

haben. Verblüffenderweise überlebte ich den legendären<br />

chaotischen indischen Straßenverkehr ohne<br />

einen einzigen Unfall. Instinktiv – ohne Einbeziehung<br />

des Bewusstseins – steuerte ich mein Rad<br />

Die grosse Buddha-Statue in Bodh Gaya (Indien)<br />

Ritt auf einem Elefanten<br />

im Royal Chitwan National Park (Nepal)<br />

durch riesige Ansammlungen von LKWs, Bussen,<br />

Fahrrädern, Fußgängern, Kühen und Hühnern. Man<br />

sagt, dass der, der Indien überlebt, überall auf der<br />

Welt klarkommt.<br />

Mittags aß ich meist in einfachen Truckerkneipen am<br />

Highway. Ich verzehrte oft eine doppelte Portion zu<br />

etwa 50 Cent und hoffte, dass die mangelnden<br />

hygienischen Bedingungen keine gesundheitlichen<br />

Probleme nach sich ziehen würden. Leider ging dieser<br />

Wunsch nicht in Erfüllung.<br />

Der indische Bundesstaat Bihar gehört zu den ärmsten<br />

Regionen. Allabendliche Stromabschaltungen<br />

gehören zur Normalität. Ich quälte mich über katastrophale<br />

Straßen und sah die Kinder den ganzen<br />

Tag vor ihren primitiven Hütten im Dreck spielen.<br />

Schulen scheint es nicht zu geben, was mich als Lehrer<br />

noch lange beschäftigte.<br />

Dagegen kam mir Nepal schon wohlhabender vor.<br />

Das Auswärtige Amt hatte vor Reisen nach Nepal<br />

gewarnt, da die Maoisten mit Generalstreiks und<br />

Bombenattentaten versuchten den König zu stürzen.<br />

Ich reiste dennoch ein, weil Touristen nicht attackiert<br />

werden. Ich traf Eric – einen Weltumradler aus der<br />

Schweiz - und verbrachte mit ihm drei erlebnisreiche<br />

Tage im Royal Chitwan National Park.Wir sahen Rhinos<br />

und Alligatoren in freier Wildbahn und ritten auf<br />

einem Elefanten. Der Tacho zeigte in Kathmandu<br />

bereits 11000 km. Von hier ging es mit dem Flugzeug<br />

über Delhi und Bangkok nach Neuseeland.<br />

Am 22. Februar landete ich in Auckland. Zunächst<br />

wollte man mich nicht einreisen lassen, da ich kein<br />

Rückticket vorweisen konnte. Weiterhin untersuchte<br />

man mein Zelt und das Rad auf Verunreinigungen.<br />

Die Beamten wurden tatsächlich fündig und<br />

schrubbten sogleich die Unterseite des Rahmens und<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

die Innenseiten der Schutzbleche mit Wasser und<br />

Seife. Nach Monaten in Pakistan, Indien und Nepal<br />

empfand ich das befremdlich. Ich musste außerdem<br />

feststellen, dass Fahrradteile beim Transport aus der<br />

Bikebox gefallen waren. Das Besorgen der Ersatzteile<br />

war jedoch kein Problem. Das Abstellen meiner<br />

Habseligkeiten auf dem Flughafen kostete allerdings<br />

12 Euro – mein Budget für einen kompletten Tag in<br />

Kathmandu.<br />

Schon lange hatte ich von Neuseeland geträumt.<br />

Nun endlich war ich da, aber gleich am ersten Tag<br />

waren eine Menge Probleme zu lösen. Erst danach<br />

konnte ich mich an der wunderschönen Landschaft<br />

und dem angenehmen Klima erfreuen. In dieser völlig<br />

anderen Welt benötigte ich nur kurze Zeit zum<br />

Einleben. Ich zeltete auf den sehr gepflegten und<br />

komfortablen Campingplätzen und bereitete mein<br />

Essen selbst zu.Trotz meiner langen Radlererfahrung<br />

fühlte ich mich in der hügeligen Landschaft mit<br />

60 kg am Rad (Gesamtgewicht mit Ausrüstung und<br />

Proviant) wie ein Anfänger. Fast täglich traf ich Radler<br />

aus der ganzen Welt – darunter auch auffallend<br />

viele Deutsche. Mit einigen verbrachte ich wundervolle<br />

gemeinsame Tage und es entstanden richtige<br />

Freundschaften. Auf der Südinsel befuhr ich unter<br />

anderem den Rainbowtrack. Dabei übernachtete ich<br />

auf etwa 1.000 m völlig allein an einem Bergsee.<br />

Nachts überfror mein Zelt. Es stürmte und schneite.<br />

Gini und Sam lebten inzwischen in Christchurch in<br />

einer Studenten-WG zusammen mit einem Engländer,<br />

Italiener und Koreanern. Auch ich durfte einige<br />

Tage im Wohnzimmer campieren. Sam hatte inzwischen<br />

einen guten Job als Telekommunikationsingenieur<br />

und die Anmietung eines Einfamilienhauses<br />

wurde erwogen. Nun begann meine Rundtour auf<br />

der traumhaften Südinsel. Schneebedeckte Gipfel,<br />

kristallklare Bergseen, Regenwald, Gletscher und<br />

Steilküsten – dies alles konnte ich mit dem Rad an<br />

nur einem Tag erleben. Mit einer Königsetappe (270<br />

km in 2 Tagen inklusive Passüberquerungen) beendete<br />

ich meine Neuseelandtour. Anschließend bezog<br />

ich ein eigenes Zimmer im neuen Haus von Gini und<br />

Sam. Nach zwei Ruhetagen setzten die schon<br />

bekannten Schmerzen in den Oberschenkelmuskeln<br />

ein. Diesmal war es noch schlimmer als in Pakistan.<br />

Eine kompetente Sportärztin diagnostizierte eine<br />

Muskelzerstörung in Folge einer Überbeanspruchung.<br />

In der folgenden Nacht besuchte mich ein<br />

Notarzt aus dem Labor, welches gerade mein Blut<br />

analysiert hatte. Auf Grund beängstigend hoher<br />

Myoglobinwerte wurde ich sofort ins Krankenhaus<br />

eingeliefert und bekam Infusionen, da man einen<br />

Nierenstillstand befürchtete. Glücklicherweise stabilisierte<br />

sich mein Zustand wider Erwarten schnell und<br />

ich konnte das Krankenhaus verlassen. Nach weiteren<br />

10 Tagen Ruhe waren meine Beine wieder komplett<br />

erholt.<br />

„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.“<br />

(Kurt Tucholsky)<br />

Peter Ehrlich<br />

Fortsetzung folgt<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

17


<strong>ProPhil</strong><br />

Kennen Sie Oschatz?<br />

Waren Sie schon auf der 4. Sächsischen Landesgartenschau?<br />

Die gutgelaunte PVS-Seniorengruppe<br />

Den Besuch dieser Gartenschau hatten sich einige<br />

Ruheständler des PVS im Mai 2006 vorgenommen.<br />

Und jetzt können wir behaupten, ein weiteres hübsches<br />

Fleckchen von <strong>Sachsen</strong> kennen gelernt zu<br />

haben. So soll es auch sein:Wir, die Senioren, nutzen<br />

unsere Freizeit, um Neues zu erleben, uns weiterzubilden,<br />

auf Reisen zu gehen, mit Freunden etwas zu<br />

unternehmen und natürlich dabei für Geist und<br />

Gesundheit zu sorgen.<br />

Das war auch das Anliegen unseres diesjährigen<br />

Frühjahrsausflugs nach Oschatz. Vormittags spazierten<br />

wir durch <strong>Sachsen</strong>s riesigsten Garten, wobei wir<br />

Sommerfest<br />

Wir haben eine neu renovierte Schule und möchten<br />

sie standesgemäß mit einem großen Fest einweihen.<br />

Was liegt also näher als das traditionelle Sommerfest<br />

zu organisieren.<br />

Am 11. Juli 20006 war es dann soweit: Das Wetter<br />

war (fast) zu heiß, die Laune bei vielen ausgezeichnet,<br />

hatten sie sich doch in ihre Aufgaben „gestürzt“,<br />

damit es ein großes Fest wird. Alle Klassen<br />

hatten von der Vorbereitungskommission eine Aufgabe<br />

bekommen, sei es die 5. Klassen, die durch eine<br />

Tombola mit guten Preisen und Gewinnen die Besucher<br />

anlockten, die Klasse 7b, die Rezepte aus der<br />

afrikanischen Küche in einem selbst angefertigten<br />

Prospekt verkaufte oder die Klasse 9e, die im Afrika-<br />

Kabinett alles Notwendige zeigte für das Leben auf<br />

diesem Kontinent. Unser Fest stand unter dem Motto<br />

„Hülße meets Africa”.<br />

Außer vielen Möglichkeiten der sportlichen Betätigung,<br />

auch dem Volleyballturnier mit Teilnahme einer<br />

18 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

uns von der 20 ha großen<br />

Ausstellungsfläche der<br />

Landesgartenschau nur<br />

einen geringen Teil ansehen<br />

konnten Es ist recht<br />

erstaunlich, was in den<br />

letzten Jahren und besonders<br />

in den vergangenen<br />

12 Monaten bis zur Eröffnung<br />

der LAGO auf diesem<br />

Gelände gebaut,<br />

gepflanzt, neu geschaffen<br />

und gearbeitet wurde.<br />

Über einen neuen Stadtsteg<br />

von 8 m Höhe, der<br />

die Altstadt von Oschatz<br />

mit dem Gelände der Gartenschau<br />

verbindet, gelangt<br />

man auf das Gründach<br />

einer Blumenhalle.<br />

In dieser kreisförmigen<br />

Halle von 32 m Durchmesser<br />

finden ständig<br />

neue thematische Blumenschauen<br />

statt: Wir<br />

konnten die Blumenvielfalt<br />

von Beet-, BalkonundTerrassenbepflanzungen<br />

im Frühjahr bewundern.<br />

Überhaupt hat man die verschiedensten Themengärten<br />

angelegt, beispielsweise einen vertikalen<br />

Garten, der aus 8 aufstrebenden, 3,50 m hohen Blütensäulen<br />

besteht, die mit Frühjahrs- und Sommerblumen<br />

bepflanzt sind. Weiterhin gibt es einen kulinarischen<br />

Garten mit Hochbeeten für Gartenkräuter<br />

und Gemüse, auch einen Gesundheitsgarten mit<br />

Hochbeeten für Heil- und Duftkräuter wie Salbei,<br />

Minze, Thymian etc. Und ein Rosengarten darf ebenfalls<br />

nicht fehlen. Aber auch gedacht wurde an einige<br />

Beispiele für einen Garten mit Erholungs- und<br />

Spielangeboten für Familien mit Kindern. Ein kleiner<br />

Lehrer- und einer Elternmannschaft, gutem Essen<br />

und Trinken mit Eisstand usw. und Schminkstand für<br />

die Kleineren, Kletterwand und vieler Bastelstände,<br />

die mit großer Liebe organisiert worden waren, gab<br />

es einen großen Höhepunkt: Die Darstellung von<br />

Szenen aus dem Musical „König der Löwen“ durch<br />

unseren Schulchor mit Schulband! Und was das für<br />

ein Musical war! Das Engagement aller Beteiligten<br />

übertrug sich auf die Zuschauer. Es war eine Begeisterung<br />

zu spüren, wie man sie nur selten erlebt. Die<br />

Schüler und Lehrer haben ganze Arbeit geleistet,<br />

man konnte viele der Schüler in ihrem Element sehen<br />

und hören. Das war der berühmte Balsam auf unsere<br />

Lehrerseelen am Ende eines langen Schuljahres.<br />

Ob wir dieses Niveau im kommenden Schuljahr halten<br />

können... ?<br />

Ute Vogler, Lehrer für Französisch,<br />

Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium Dresden<br />

Heimattierpark gehört dazu, und ein Labyrinth ist<br />

inzwischen hoch gewachsen. Etwas Besonderes in<br />

der ganzen Anlage ist eine Brücke über die Döllnitz,<br />

einen kleinen Nebenfluss der Elbe; diese Brücke wurde<br />

aus textilbewehrtem Beton gebaut und ist das<br />

Ergebnis eines Forschungsprojektes von der TU Dresden.<br />

Nach einer längeren Mittagspause in einem der<br />

ältesten Gasthöfe <strong>Sachsen</strong>s, im „Gasthaus zum<br />

Schwan“, haben wir natürlich nicht auf einen Rundgang<br />

durch die Stadt verzichtet. Mit ca.18 000 Einwohnern<br />

zählt Oschatz zu den großen Kreisstädten<br />

<strong>Sachsen</strong>s. Schon 1238 erstmals als Stadt erwähnt,<br />

von Kriegen, Hungersnöten und Stadtbränden nicht<br />

verschont geblieben, ist heute besonders zu erwähnen,<br />

wie gut der historische Stadtkern erhalten bzw.<br />

restauriert wurde. Schöne Bürgerhäuser im Renaissancestil<br />

umsäumen den Neumarkt mit seinem<br />

Marktbrunnen. Das Rathaus mit seinem prächtigen<br />

Renaissancegiebel wurde vom Dresdner Baumeister<br />

Gottfried Semper nach einem großen Stadtbrand<br />

wieder aufgebaut.<br />

Jedem Besucher von Oschatz fällt als erstes die doppeltürmige<br />

St.Aegidienkirche auf, die die Stadt weithin<br />

sichtbar überragt. Dieses Wahrzeichen von<br />

Oschatz war das letzte Ziel unseres Tagesausflugs. Es<br />

ist verständlich, dass nicht alle von uns Ruheständlern<br />

noch die Kraft hatten, den Aufstieg über 199<br />

Stufen in einem der Türme zu wagen. Für die, die es<br />

dann doch geschafft hatten, zeigte sich ein unvergesslicher<br />

Rundblick in alle Himmelsrichtungen<br />

übers weite Hügelland um Oschatz. Oben im Turm, in<br />

der liebevoll eingerichteten ehemaligen Türmerwohnung<br />

verweilten wir bei Kaffee und Kuchen, erfreuten<br />

uns an dem herrlichen Ausblick und bereiteten<br />

uns auf den Abstieg und die Heimfahrt vor. Den<br />

Abschied verbanden wir mit der Hoffnung, dass wir<br />

uns im nächsten Frühjahr alle gesund und munter<br />

wieder sehen werden.<br />

Antje Hoppe, Seniorenbeauftragte im PVS<br />

Rechtschreibreform<br />

am Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium Dresden Die Rechtschreibung wird mit Beginn des neuen<br />

Schuljahres bundeseinheitlich geregelt - nach der<br />

Empfehlung des Rates für deutsche Rechtschreibung.<br />

Sie betrifft Getrennt- und Zusammenschreibung,<br />

Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung<br />

sowie Worttrennung am Zeilenende. Die neuen<br />

Regeln sind vom 1. August an Unterrichtsgrundlage<br />

in allen Schulen. Nach Ablauf einer einjährigen Übergangszeit<br />

sind sie auch für alle Ämter verbindlich.<br />

(dpa)<br />

14 plus 1<br />

Unter den 295 Schulen in freier Trägerschaft in <strong>Sachsen</strong><br />

gibt es 14 Gymnasien. Nun soll ab September ein<br />

weiteres in Tharandt dazukommen. Das Regionalschulamt<br />

Dresden erteilte jetzt die Genehmigung.<br />

Träger ist ein christlicher Schulverein. Das Gymnasium<br />

beginnt mit einer fünften Klasse. 19 Schüler<br />

haben sich bisher angemeldet.


Neue Bücher aus dem Oldenbourg Schulbuchverlag <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

WORTPROFI – das Wörterbuch für Lehrkräfte<br />

und Schüler<br />

Josef Greil<br />

„Wortprofi – Schulwörterbuch Deutsch“<br />

Taschenbuchausgabe<br />

Neubearbeitung 2006<br />

in reformierter Rechtschreibung 544 Seiten,<br />

broschiert, ISBN 3-486-00304-6, Preis: 7,97 Euro<br />

Oldenbourg Schulbuchverlag 2006<br />

Ab 1. August dieses Jahres sind wieder einmal neue<br />

Regeln der Rechtschreibung gültig!<br />

Alle Regeln der neu geltenden Rechtschreibung sind<br />

in diesem Buch berücksichtigt. Diese betreffen gemäß<br />

den Empfehlungen des Rates für Deutsche<br />

Rechtschreibung insbesondere die Bereiche Großund<br />

Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung,<br />

die Worttrennung am Zeilenende sowie<br />

die Zeichensetzung. Alle Änderungen und Alternativschreibungen<br />

sind enthalten.<br />

42.000 Stichwörter machen das Werk zu einem<br />

zuverlässigen Nachschlagewerk – übersichtlich angeordnet,<br />

dazu ist bei jedem Wort die Silbentrennung<br />

angegeben. Dazu kommen – dort wo es nötig<br />

ist – Wortschatzerklärungen, Betonung, Vermerke<br />

auf Aussprache und Herkunft des Wortes. Auch Hinweise<br />

auf lautgleiche Wörter, die anders geschrieben<br />

werden und ähnlich geschriebene Wörter mit<br />

anderer Bedeutung fehlen nicht.<br />

ZUM 70. GEBURTSTAG<br />

Frau Gudrun Schreiner,<br />

Herr Wolfgang Sempert,<br />

ZUM 65. GEBURTSTAG<br />

Herr Helke Hänel,<br />

Frau Gudrun Valentin,<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

ZUM 60. GEBURTSTAG<br />

Frau Renate Sturm,<br />

Joliot-Curie-Gymnasium, Görlitz<br />

Herr Bernd Pürschel,<br />

Geschwister-Scholl-Gymnasium, Nossen<br />

Herr Bernd Lautenschläger,<br />

Friedrich-Schiller-Gymnasium, Bad Lausick<br />

Herr Wilfried Burk,<br />

Gymnasium Sankt Augustin, Grimma<br />

ZUM 50. GEBURTSTAG<br />

Frau Iris Kluge ,<br />

Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />

Frau Sigrid Kunze,<br />

Max-Klinger-Schule, Leipzig<br />

Herr Lothar Kullick,<br />

Diesterweg-Gymnasium, Plauen<br />

In einem besonderen Kapitel werden die neuen<br />

Rechtschreiberegeln erläutert und es gibt praktische<br />

Rechtschreibehilfen. Eine Suchhilfe am Seitenrand<br />

erleichtert Schülerinnen und Schülern das Nachschlagen.<br />

Grammatik leicht gemacht!<br />

Kurt Schreiner<br />

„Das kleine Grammatiklexikon“<br />

160 Seiten, broschiert, ISBN 3-486-00167-1,<br />

Preis: 9,95 Euro,<br />

Oldenbourg Schulbuchverlag 2006<br />

Auch dieses Buch kann man empfehlen. Es soll ein<br />

„Wegweiser“ auf dem Gebiet der Grammatik sein.<br />

Die grammatischen Phänomene sind nach Sachverhalt,<br />

Erscheinungsform, Funktion und Bedeutung<br />

verständlich erklärt und von A bis Z geordnet.<br />

Neben dem lateinischen Stichwort, wie beispielsweise<br />

Flexion, kann man ebenso nach der deutschen<br />

Entsprechung (Beugung) suchen. Dadurch<br />

können sich Schülerinnen und Schüler auch in niederen<br />

Klassen leichter orientieren und selbständig<br />

arbeiten. Mir gefielen vor allem die vielen Beispiele,<br />

die das Buch für Kinder und Jugendliche verständlich<br />

machen. Geeignet ist es für Schüler der Jahrgangsstufen<br />

5 bis 10.<br />

Gudrun Schreiner<br />

IMPRESSUM<br />

Frau Harriet Jasch,<br />

Goethe-Gymnasium, Auerbach<br />

Herr Berndt Hösler,<br />

Pestalozzi-Gymnasium, Borna<br />

Frau Rita Schöne,<br />

Götzinger-Gymnasium, Neustadt<br />

Herr Axel Rosenbaum,<br />

Joe-Polowsky-Gymnasium, Torgau<br />

ZUM 40. GEBURTSTAG<br />

Herr Robert Prekel,<br />

Frau Cornelia Barth,<br />

Johann-Wolfgang-v.-Goethe-Gymnasium, Chemnitz<br />

Frau Beate Angermann,<br />

Robert-Schumann-Schule - Gymnasium, Leipzig<br />

Frau Claudia Bergholz,<br />

Goethe-Gymnasium, Auerbach<br />

Herr Tino Wiedemann,<br />

Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium, Herrnhut<br />

Frau Ute Marggraf,<br />

Johann-Mathesius-Gymnasium, Rochlitz<br />

Herr Andy Seifert,<br />

Gymnasium „Am Sandberg”, Wilkau-Haßlau<br />

<strong>ProPhil</strong><br />

Herausgeber: Frank Haubitz,<br />

Landesvorsitzender <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Redaktion:<br />

Steffen Pabst, Astrid Hupka<br />

PVS-Geschäftsstelle, Astrid Hupka,<br />

Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden<br />

Tel. (0351) 8 02 52 47, Fax (0351) 8 02 52 41<br />

E-mail: pvs.dresden@t-online.de<br />

Internet: www.pvs-guide.de<br />

Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.<br />

Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder beträgt jährlich<br />

7,16 EUR; Einzelpreis 1,79 EUR zzgl. Postgebühren<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber<br />

Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.<br />

Der Herausgeber behält sich redaktionelle<br />

Kürzungen vor.<br />

Gestaltung: GRAFIK & ANIMATION André Schmidt<br />

Druck: Stoba-Druck GmbH<br />

Titelbild: Georgius Agricola<br />

Redaktionsschluss für 4/2006 – 17.11.2006<br />

<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />

19


<strong>ProPhil</strong><br />

<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />

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Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Kreditinstitutes / Postgiroamt keine Verpflichtung zur<br />

Einlösung.<br />

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Kto-Nr.: bei<br />

BLZ:<br />

im Lastschriftverfahren abgebucht werden.<br />

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