ProPhil - Philologenverband Sachsen
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www.pvs-guide.de<br />
Der neue TV-Länder<br />
Im Interview:<br />
Helmut Overbeck<br />
S.4/5<br />
Diskussion:<br />
Reform<br />
der Sekundarstufe II<br />
S.6/7<br />
Georgius Agricola –<br />
Pionier der<br />
Montanwissenschaften<br />
S.10/12<br />
„Ausgebrannte” Lehrer –<br />
Klischee oder Realität?<br />
S.15/15<br />
3/2006<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />
Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen
www.pvs-guide.de<br />
Der neue TV-Länder<br />
Im Interview:<br />
Helmut Overbeck<br />
S.4/5<br />
Diskussion:<br />
Reform<br />
der Sekundarstufe II<br />
S.6/7<br />
Georgius Agricola –<br />
Pionier der<br />
Montanwissenschaften<br />
S.10/12<br />
„Ausgebrannte” Lehrer –<br />
Klischee oder Realität?<br />
S.15/15<br />
3/2006<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Die Zeitschrift für Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />
Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen
<strong>ProPhil</strong><br />
Liebe Leser,<br />
das neue Schuljahr<br />
hat gerade begonnen,<br />
Klassen- und<br />
Kursbücher wurden<br />
eingerichtet und zur<br />
Zeit laufen die Elternabende<br />
an den Gymnasien<br />
– also alles so<br />
wie immer? Ja und<br />
doch auch wieder<br />
nicht. Der Aufstockungsumfang<br />
ist<br />
stark gesunken. Für<br />
weitere Lehrkräfte heißt das jedoch neben weniger<br />
Gehalt durch die Zwangsübernahme in die GKV<br />
auch Verlust des Anspruchs auf ihre Altersrückstellung<br />
in der PKV – meist mehrere Tausend Euro.<br />
Rund 700 Mittelschullehrer unterrichten jetzt an den<br />
Gymnasien. Und wieder wurden unsere Zahlen<br />
bestätigt, die wir im Vorfeld der Verhandlungen zum<br />
Bezirkstarifvertrag genannt hatten. Unsere Aussagen<br />
werden nun sogar von einer anderen Lehrerorganisation<br />
bestätigt.<br />
„Den meisten ist dabei klar, dass ab 2008/09 mit<br />
einem Überhang an den Gymnasien zu rechnen ist.“<br />
heißt es in der „Neuen Sächsischen Lehrerzeitung“.<br />
ACHTUNG – Wichtiger Hinweis!<br />
Änderung der Einzugstermine des Mitgliedsbeitrages<br />
Liebe Mitglieder,<br />
bisher wurde der Mitgliedsbeitrag für ein Quartal<br />
erst zu Beginn des nächsten Quartals eingezogen.<br />
Somit wurde Mitgliedsbeitrag für Oktober bis<br />
Dezember erst Anfang Januar eingezogen, das heißt<br />
im nächsten Kalenderjahr.<br />
Um Probleme bei der Geltendmachung des Mitgliedsbeitrages<br />
für unseren Berufsverband bei der<br />
Steuererklärung oder bei Versicherungsfällen zu vermeiden,<br />
werden wir in Zukunft den Mitgliedsbeitrag<br />
für ein Quartal zu Beginn des letzten Monats des<br />
laufenden Quartals einziehen.<br />
2 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
Uns ist damit klar, dass sich erneut das Versetzungskarussell,<br />
aber diesmal vom Gymnasium in Richtung<br />
Mittelschule, drehen wird. Wie dabei verfahren wird<br />
und wie die seit vielen Jahren erfolgreich an den<br />
Gymnasien arbeitenden Lehrer einbezogen werden,<br />
entscheiden Sie mit Ihrer Stimme bei den Personalratswahlen<br />
und der Mitgliedschaft in einer Interessenvertretung<br />
der Gymnasiallehrer. Unser Ziel bei<br />
den Personalratswahlen ist es, unseren Einfluss zu<br />
erhöhen. Ob der PVS stärkste Kraft am Gymnasium<br />
wird, hängt einzig und allein von Ihnen ab. Sprechen<br />
Sie mit Ihren Kollegen, warum es wichtig ist, gerade<br />
jetzt PVS zu wählen oder für den PVS zu kandidieren.<br />
In den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ war zu<br />
lesen, dass sich dieses Jahr 426 Absolventen der<br />
Ersten Staatsprüfung um 67 Referendariatsstellen<br />
für das Höhere Lehramt an Gymnasien drängeln. Das<br />
heißt, nur etwa jeder Sechste erhält die Chance seine<br />
Ausbildung in <strong>Sachsen</strong> mit der Zweiten Staatsprüfung<br />
zu beenden. Für die jungen Menschen ist es<br />
eine persönliche Katastrophe, ihre Ausbildung nicht<br />
sofort fortführen zu können. Wieviel individuelle<br />
Lebenszeit wird da in den Sand gesetzt, wie viele<br />
berufliche Lebensplanungen werden gebrochen und<br />
wie viel Steuergeld wird da verschleudert? Man<br />
könnte ja die Ausbildungsplätze erhöhen, aber das<br />
Die Mitgliedsbeiträge werden somit am<br />
1. März, am 1. Juni, am 1. September und am<br />
1. Dezember für das jeweilig laufende Quartal<br />
eingezogen. Erstmals wird dies am 1. Dezember<br />
2006 geschehen.<br />
Bitte sorgen Sie für die entsprechende Deckung auf<br />
Ihrem Konto.<br />
Gleichzeitig möchten wir Sie bitten, Veränderungen<br />
der Wohnanschrift oder der Schule oder der Kontoverbindung<br />
der Geschäftsstelle mitzuteilen.<br />
Frank Haubitz<br />
SIE wollen sich endlich einmischen?? !!<br />
Wie das geht?<br />
Kandidieren SIE für den PVS<br />
bei den Wahlen zu den Personalvertretungen aller Stufen!<br />
Sorgen SIE dafür, dass in Zukunft endlich IHRE Interessen<br />
als Gymnasiallehrer berücksichtigt werden!<br />
Wir geben Ihnen die Möglichkeit!<br />
Entscheiden SIE sich! Jetzt!<br />
kostet Geld. Man braucht also nicht zu jammern,<br />
warum junge Menschen in Deutschland relativ spät<br />
in das Berufsleben starten.<br />
„Die Kraft eines jeden Volkes liegt in seiner Jugend“<br />
steht in großen Lettern am Pestalozzi-Gymnasium in<br />
Dresden. Dies sollten unsere Herren Politiker bedenken.<br />
Es hilft nicht, über den demographischen Wandel<br />
zu jammern. Eine zukunftsorientierte Landespolitik,<br />
eine jugendfreundliche Politik ist von Nöten.<br />
Was soll das, wenn nun schon Arbeitnehmervertreter<br />
die Streichung der Kinderzulage im neuen Tarifvertrag<br />
hinnehmen. Ob das zur Entscheidung junger<br />
Familien für Kinder beiträgt bleibt zu bezweifeln.<br />
Es wird für uns mal wieder kein leichtes Schuljahr. In<br />
diesem Schuljahr werden die Reglungen für Lehrkräfte<br />
im neuen TV-Länder beschlossen und die Weichen<br />
für die Perspektive der Gymnasiallehrer in <strong>Sachsen</strong><br />
bei den Personalratswahlen gestellt.<br />
Sie bestimmen mit ihrer Stimme den Kurs für die<br />
nächsten Jahre. Sagen sie JA zum Gymnasium –<br />
sagen sie JA zum PVS !<br />
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein erfolgreiches<br />
neues Schuljahr.<br />
Ihr Steffen Pabst,<br />
Chefredakteur<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
S. 3 Leitartikel<br />
Zum Geburtstag von<br />
Gudrun Schreiner<br />
S. 4-5 Im Interview heute:<br />
Helmut Overbeck<br />
S. 6-7 In der Diskussion:<br />
Reform der Sekundarstufe II<br />
S. 8-9 Aus dem Hauptpersonalrat<br />
Abordnung und Versetzung<br />
S.10-12 Titelbericht: G.Agricola<br />
Die Agricola-Gymnasien<br />
in Chemnitz und Glauchau<br />
S.13 Zur Personalsituation im<br />
RSA Dresden<br />
Glosse:Wir bleiben treu<br />
S.14-15 „Ausgebrannte“ Lehrer –<br />
Klischee oder Realität<br />
S.16 Abiturauswertung 2006<br />
Das neue Tarifrecht<br />
in den Ländern<br />
S.17 Auszeit auf 2 Rädern – Teil 2<br />
S.18 Sommerfest<br />
am Hülße-Gymnasium Dresden<br />
Senioren: Kennen Sie Oschatz?<br />
S.19 Lesetipp, Geburtstagsliste
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
die Sommerferien liegen hinter und ein neues Schuljahr<br />
vor uns. In den letzten Wochen erlebten wir eine<br />
der Außentemperatur angepasste Diskussion zum<br />
Thema „Reform der gymnasialen Oberstufe“. Viele<br />
unserer Mitglieder meldeten sich sehr konstruktiv zu<br />
Wort mit Pro und Contra. Die Meinungsäußerungen<br />
beförderten den Reformfindungsprozess im SMK.<br />
Alle Äußerungen wurden weitergeleitet und in der<br />
Abteilung Gymnasien ausgewertet. Viele Kollegen<br />
wandten sich mit ihren Hinweisen gleich direkt ans<br />
Ministerium. Für die Diskussionsbereitschaft danke<br />
ich ausdrücklich.<br />
„Wir sind hier, um ein gemeinsames Werk zu vollbringen,<br />
nicht um eigene Vorteile auszuhandeln,<br />
sondern um unseren Vorteil im gemeinsamen Vorteil<br />
zu suchen. Nur wenn wir aus unserer Diskussion<br />
jedes partikularistische Gefühl ausschalten,<br />
können wir eine Lösung finden.“<br />
Diese Botschaft von Jean Monnet, einem bekannten<br />
Politiker und Unternehmer, konnte ich aus all den<br />
Zuschriften herauslesen. Wir Lehrer haben größtenteils<br />
erkannt, dass die Jahre, die uns prägten und das<br />
Leben, was wir für selbstverständlich hielten, sich<br />
ändert.<br />
Und dies mit einer unwahrscheinlichen, ja teilweise<br />
beängstigenden Eigendynamik. Wissenschaftlichtechnischer<br />
Fortschritt, abnehmende Wissenshalbwertszeit,<br />
einheitliches Europa, Bologna-Prozess,<br />
demographische Entwicklung, Schulschließungen,<br />
Anhebung des „Übertrittsdurchschnittes“ ans Gymnasium<br />
– nur einige Schlagwörter, die uns aufgerüttelt<br />
haben in unserer Verantwortung für die jungen<br />
Heranwachsenden, unsere Schüler.<br />
Wir haben erkannt, dass wir mit alten Denkmustern<br />
brechen müssen und<br />
wie Monnet mahnte,<br />
die Fähigkeit zur vorteilsfreien,konstruktiven<br />
und verantwortungsvollenKompromissfindungbrauchen.<br />
Wir benötigen<br />
eine Modernisierung<br />
des sächsischen<br />
Gymnasiums, begonnen<br />
mit der<br />
Sekundarstufe I über<br />
Frank Haubitz<br />
die Sekundarstufe II<br />
hin zur allgemeinen Studierfähigkeit.<br />
Wenn wir all den Herausforderungen standhalten,<br />
wenn wir in Zukunft agieren, statt reagieren wollen,<br />
dann muss das zukünftige Gymnasium in <strong>Sachsen</strong><br />
auf drei festen Säulen stehen:<br />
1. Fördern und Fordern von Leistungen<br />
Es gilt Anstrengungsbereitschaft zu fördern, aber<br />
auch zu fordern. Leistung muss sich für Schüler wie<br />
auch für Lehrer wieder lohnen.<br />
2. Ganztagsangebote<br />
Hier besteht die Möglichkeit, in Arbeitsgemeinschaften<br />
(Klasse 5 - 7), über das wissenschaftliche Arbeiten<br />
in Klasse 8 - 10 hin zur Orientierung auf Studiendisziplinen<br />
mittels außerschulischer Angebote,<br />
hinzuarbeiten.<br />
3. Reformierte Oberstufe<br />
Der sächsische Abiturient erhält eine vertiefte Allgemeinbildung,<br />
die es ihm ermöglicht, einen jeden Studiengang<br />
erfolgreich aufzunehmen. Sie sichert die<br />
allgemeine Studierfähigkeit für jede Universität oder<br />
Hochschule und bereitet unsere Abiturienten intensiv<br />
auf lebenslanges Lernen vor.<br />
Um all dies auf den Weg zu bringen brauchen wir<br />
Energie, Mut und Kreativität, was in Transformation<br />
Einsteins berühmtester Formel E = m·c 2 lauten könnte:<br />
Energie ist Mut multipliziert mit Kreativität ins<br />
Quadrat.<br />
Wir brauchen Mut und Kreativität: Das heißt Bildung<br />
neu begreifen.<br />
Menschen mit Visionen, Mut und Verantwortungsbewusstsein<br />
fallen nicht vom Himmel. Sie werden<br />
geprägt: In der Familie, in der Schule, im persönlichen<br />
Lebensbereich. Deshalb sind Bildung und Erziehung<br />
der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.<br />
Bildung und Erziehung – das bedeutet Kreativität<br />
fördern, Ideen wecken, Leistungsfähigkeit grundzulegen<br />
und Werte zu vermitteln. Das gelingt nur denen,<br />
die Vorbilder schaffen, Ideale selbst vorleben und an<br />
denen sich junge Menschen orientieren und auch<br />
reiben können. Bildung heißt, in Wissen und Köpfe<br />
zu investieren. Wir brauchen ein Gymnasium, das<br />
„Schule als Lebensraum“ begreifen lässt, das Leistung<br />
fördert und fordert, Freude am Lernen vermittelt<br />
und selbst als lernendes System kreativ und entwicklungsfähig<br />
ist.<br />
Lassen Sie uns in diesem Schuljahr den neuen quantitativen<br />
Rahmen mit viel Energie qualitativ ausfüllen,<br />
um den Humboldtschen Grundideen gerecht zu<br />
werden. „Der Mensch sucht soviel Welt als nur möglich<br />
zu ergreifen und so eng als er nur kann mit sich<br />
zu verbinden.“<br />
Ihr Frank Haubitz<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Gudrun Schreiner – die „Mutter des PVS” wurde 70<br />
Am 18. Juli beging die Ehrenvorsitzende unseres Verbandes ihren 70. Geburtstag.<br />
Von ihrer wechselvollen Biografie weiß man, dass<br />
sie in Zwickau geboren wurde, da ihre Jugendzeit<br />
verbrachte, an der PH in Dresden studierte, zusätzlich<br />
ein Fernstudium absolvierte und nebenbei ihre<br />
beiden Kinder allein großzog.<br />
Sie hat mit großem Engagement und viel Freude als<br />
Fachlehrer für Mathematik, Geografie und Astronomie<br />
an der Polytechnischen Oberschule „German<br />
Gudrun Schreiner auf einer Kundgebung 1992<br />
Titov“ und später an der Erweiterten Oberschule<br />
„Juri Gagarin“ in Radebeul unterrichtet. Sie war<br />
nicht nur eine geachtete Kollegin, sondern auch prägende<br />
Mentorin für zahlreiche spätere Berufskollegen.<br />
Nach der Wende bis zum Eintritt ins Rentenalter<br />
war sie am Gymnasium Coswig tätig. „Titov und<br />
Gagarin“ haben sie stets begleitet und inspirierten<br />
sie nun zu Start-Neuanfang!<br />
Mit einer Hand voll verwegener Kollegen der ersten<br />
Stunde hob sie am 23. Mai 1990, im Frauenruheraum<br />
der EOS „Juri Gagarin“, den <strong>Philologenverband</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> aus der Taufe und führte diesen als<br />
Vorsitzende bis 1996 . Seit dem ist sie unsere Ehrenvorsitzende.<br />
Bis 2004 arbeitete sie als verantwortliche Redakteurin<br />
unserer Verbandszeitschrift „<strong>ProPhil</strong>“ – die ihr<br />
auch den Namen verdankt. Bis heute ist sie noch<br />
immer voll am Geschehen der sächsischen Berufsund<br />
Bildungspolitik dran, unterstützt den Verband<br />
wo sie nur kann: Schreibt weiterhin für unser „Pro-<br />
Phil“, für die Zeitschriften von DPhV, DBB und SBB,<br />
lässt keine Seniorenveranstaltung aus und greift in<br />
so mancher Vorstandssitzung mit Weisheit und<br />
Sachverstand Probleme auf.<br />
Oft hört man dann den Satz: „Gudrun, was wäre<br />
der Verband ohne Dich!“<br />
Gudrun Schreiner aim Gespräch mit Frank Haubitz beim<br />
diesjährigen Philologentag in Burgstädt<br />
In diesem Sinne hoffen wir und ich ganz persönlich<br />
auf noch viele gemeinsame Jahre !<br />
Wir wünschen unserer Gudrun Schreiner weiterhin<br />
viel Gesundheit und Glück!<br />
Im Namen des Vorstandes des PVS<br />
Frank Haubitz<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
3
<strong>ProPhil</strong><br />
Im Interview heute:<br />
Helmut Overbeck, stellvertretender Vorsitzender der dbb tarifunion<br />
Wie ist der Stand zum künftigen Tarifvertrag<br />
für die Länder?<br />
Der neue Tarifvertrag für die Beschäftigten im Öffentlichen<br />
Dienst der Länder, kurz TV-L, tritt zum 1.<br />
November 2006 in Kraft. Im Freistaat <strong>Sachsen</strong> wird<br />
somit nach knapp 15 Jahren der BAT-O nebst ergänzender<br />
Tarifverträge abgelöst. An seine Stelle tritt<br />
dann ein Tarifwerk, das im wesentlichen dem für die<br />
Beschäftigten bei Bund und Kommunen seit Oktober<br />
2005 gültigen TVöD entspricht. Für vorhandene<br />
Angestellte der Länder gilt ab 1. November 2006<br />
außerdem der weitgehend inhaltsgleich zum TVÜ-<br />
Bund abgefasste Tarifvertrag zur Überleitung in den<br />
TV-L, der TVÜ-Länder. Dieser Tarifvertrag regelt insbesondere<br />
die Zuordnung der BAT-Vergütungsgruppen<br />
zu den neuen Entgeltgruppen des TV-L, die verlustlose<br />
betragsmäßige Überleitung durch ein<br />
BAT/-O-Vergleichsentgelt, den BAT-O-Besitzstand<br />
(Zulagen, ausstehende Tätigkeits- und Bewährungsaufstiege<br />
sowie kinderbezogene Ortszuschläge) und<br />
die künftigen Strukturausgleichszahlungen zusätzlich<br />
zum neuen Tabellenentgelt.<br />
Gegenwärtig sind die grundsätzlichen Regelungen<br />
des TV-L ebenso wie des TVÜ-Länder lediglich in Eckpunkten,<br />
dem sogenannten Eckpunktepapier vom<br />
19. Mai 2006 festgelegt. Die redaktionelle Umsetzung<br />
dieser Eckpunkte sowie weiterer, in Arbeitsgruppen<br />
zwischen dbb tarifunion und der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder (TdL) zuvor ausgehandelter<br />
Ergebnisse in die neuen Tarifverträge ist<br />
zur Zeit noch nicht abgeschlossen, wird aber rechtzeitig<br />
zum 1. November 2006 erfolgen. Der TV-L<br />
selbst wird, wie zuvor auch der TVöD, zunächst ohne<br />
eine eigene Entgeltordnung in Kraft treten. Künftige<br />
Verhandlungen zur Entgeltordnung im Länderbereich<br />
werden, erstmals auch unter Einschluss der<br />
Tätigkeitsmerkmale von Lehrkräften, frühestens zum<br />
Jahr 2008 abgeschlossen sein. Bis dahin bleibt die<br />
für den Übergang vom BAT und BAT-O zum TV-L insbesondere<br />
für Lehrkräfte geregelte Zuordnung der<br />
Vergütungsgruppen zu den neuen Entgeltgruppen,<br />
die auf Grundlage der einschlägigen Lehrer-Richtlinien<br />
auch des Freistaates <strong>Sachsen</strong> für die Tätigkeiten<br />
von Lehrkräften geregelt ist, maßgeblich.<br />
Wie bewertet die dbb tarifunion die Einigung<br />
mit der TdL?<br />
Der TV-L sichert Einkommen, Sonderzuwendung und<br />
verhindert zugleich die von den Arbeitgebern<br />
gewünschten Arbeitszeitsprünge auf bis zu 42<br />
Wochenstunden. Mit dem TV-L wird im Bereich des<br />
Öffentlichen Dienstes die Politik der Tarifpartnerschaft<br />
bewahrt. Ein Vorteil, der sich in den nächsten<br />
Jahren noch vielfach auszahlen wird. Sicherlich mussten<br />
dafür an manchen Stellen Einbußen hingenommen<br />
werden. Jedoch konnte der Angriff der Länder<br />
auf den Flächentarifvertrag abgewehrt und ein<br />
Ergebnis gefunden werden, das die Interessen aller<br />
Beschäftigtengruppen des Öffentlichen Dienstes der<br />
Länder berücksichtigt. Unbedingt hervorzuheben ist,<br />
dass einheitliche Mantelregelungen für alle Länder<br />
der TdL gelten und die Tarifeinheit im Öffentlichen<br />
Dienst bei Bund, Ländern und Kommunen bei Geltung<br />
einer einheitlichen Entgelttabelle hergestellt ist.<br />
4 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
Helmut Overbeck<br />
Ein für die Kolleginnen und Kollegen außerdem zählbarer<br />
Erfolg ist der Erhalt der Jahressonderzahlung<br />
(Weihnachtsgeld) und der Start der leistungsorientierten<br />
Bezahlung ab 2007. Außerdem konnten spezifische<br />
tarifvertragliche Regelungen für Lehrkräfte<br />
sowie für Beschäftigte im Bereich Wissenschaft und<br />
Universitätskliniken vereinbart werden. Damit verbindet<br />
der TV-L tarifpolitische Einheitlichkeit mit länderspezifischem<br />
Regelungsbedarf. Dieser Erfolg wäre<br />
ohne den über vier Monate in den Ländern geführten<br />
Streik unserer Kolleginnen und Kollegen insbesondere<br />
in den Straßen- und Autobahnmeistereien,<br />
in den Universitätskliniken und in der Finanzverwaltung<br />
unmöglich gelungen. Nur wegen unseres erfolgreichen<br />
Arbeitskampfes steht im Ergebnis ein tragfähiger<br />
Kompromiss. Der Streik hat in jedem Fall die<br />
Blockadehaltung der Länder aufgeweicht und dafür<br />
gesorgt, dass die TdL wieder auf vernünftiger Grundlage<br />
an den Verhandlungstisch zurück gekehrt ist.<br />
Hier blieb unsere Verhandlungsgrundlage unverändert<br />
wie zu jeder Zeit der Tarifauseinandersetzung<br />
mit den Ländern, dass die mit Bund und Kommunen<br />
zum Oktober 2005 vereinbarten Tarifverträge inhaltlich<br />
durch die TdL übernommen werden, um die Tarifeinheit<br />
im Öffentlichen Dienst wieder herzustellen.<br />
Auch im TV-L wird weiter nach „Ost und<br />
West“ unterschieden? Was sagt die Herstellung<br />
der Tarifeinheit hierüber aus?<br />
Im Grundsatz hebt der TV-L wie der TVöD die bisherige<br />
Tarifgrenze zwischen Ost und West weitgehend<br />
auf. Die völlige Angleichung der Bezahlung an West<br />
ist bereits 2003 gemeinsam mit Bund, Ländern und<br />
Kommunen vereinbart worden. Damit steht ab 2008<br />
für die jetzigen Vergütungsgruppen bis BAT Vb<br />
beziehungsweise ab 2010 insgesamt die gleiche<br />
Bezahlung in West wie Ost fest. Die Länderhaushalte<br />
Ost müssen zum Jahresanfang 2008 bereits bedeutende<br />
Kostensteigerungen wegen der Anpassung<br />
der Einkommen von 92,5 Prozent auf 100 Prozent<br />
von West verkraften. Aus Gründen der finanziellen<br />
Machbarkeit, was wesentlich für die Zustimmung der<br />
ostdeutschen Länder zum TV-L ist, hat sich der Termin<br />
der linearen Anhebung um 2,9 Prozent, die im<br />
Westen zum 1. Januar 2008 erfolgt, im Osten um<br />
vier Monate auf den 1. Mai 2008 verschoben. Ohne<br />
diesen Kompromiss hätte es keine lineare Anhebung<br />
gegeben. Demgegenüber konnte aber erreicht werden,<br />
dass die Einmalzahlungen im Juli 2006 sowie<br />
im Januar und September 2007, die sich sozial<br />
gestaffelt auf zwischen 210 Euro bis 910 Euro summieren,<br />
in West und Ost gleich hoch ausfallen. Einen<br />
Kompromiss stellt wiederum die Ausgestaltung der<br />
Jahressonderzahlung nach TV-L ab 2006 dar. Im<br />
Westen wie im Osten wurden die Prozentsätze der<br />
Jahressonderzahlung nach Entgeltgruppen entsprechend<br />
gestaffelt. Für die Entgeltgruppen 12 und 13<br />
konnte nur ein Prozentsatz von 45 Prozent Ost<br />
beziehungsweise 50 Prozent West erreicht werden.<br />
Die Jahressonderzahlung ist jedoch wieder dynamisiert.<br />
Während also die Höhe der Zuwendung nach<br />
BAT und BAT-O seit 1993 eingefroren war und im<br />
Ergebnis bei jeder linearen Anhebung weiter abgesenkt<br />
wurde, nimmt die Jahressonderzahlung nun<br />
wieder an den linearen Einkommenssteigerungen<br />
teil und führt zu steigenden Beträgen der Jahressonderzahlung.<br />
Im Hinblick auf die Überwindung der wenigen, leider<br />
auch im TV-L fortbestehenden Unterschiede ist<br />
sicherlich auch die Streikbereitschaft im Tarifgebiet<br />
Ost, insbesondere im Länderbereich, kritisch zu hinterfragen.Außerdem<br />
muss das Ergebnis zum TV-L im<br />
Zusammenhang mit dem für Bund und Kommunen<br />
bereits abgeschlossenen TVöD gesehen werden.<br />
Tatsächlich ist der TV-L im Rahmen, Stichwort Tarifeinheit,<br />
und insbesondere in Einzelregelungen durch<br />
die am Tariftisch „TVöD“ vereinbarte Meistbegünstigungsklausel<br />
im wesentlichen vorgezeichnet. Wie<br />
gegenüber Bund und Kommunen ist auch auf Länderebene<br />
unsere grundsätzliche Forderung, beispielsweise<br />
die Unkündbarkeit nach BAT nicht nur im<br />
Westen zu bewahren, sondern auch auf die im Osten<br />
Deutschlands beschäftigten Kolleginnen und Kollegen<br />
auszudehnen, gegenwärtig nicht durchsetzbar.<br />
Wie ist die Position der dbb tarifunion im<br />
Hinblick auf die Gleichbehandlung der Gymnasiallehrer<br />
(Ost) und die künftige tarifvertragliche<br />
Eingruppierung der angestellten<br />
Gymnasiallehrer?<br />
Im Eckpunktepapier mit der TdL werden Lehrkräfte<br />
mit einer Lehrbefähigung nach dem Recht der ehemaligen<br />
DDR, deren Tätigkeitsmerkmale in den<br />
Richtlinien des Freistaates <strong>Sachsen</strong> zur Eingruppierung<br />
der angestellten Lehrkräfte ausgebracht sind,<br />
bei der Überleitung in den TV-L als sogenannte Erfüller<br />
behandelt. Dies bedeutet in <strong>Sachsen</strong> die Gleichstellung<br />
mit den Lehrkräften, die die fachlichen und<br />
pädagogischen Voraussetzungen zur Berufung in<br />
das Beamtenverhältnis erfüllen. Ausgeschlossen ist<br />
insbesondere eine schlechtere Entgeltgruppe bei der<br />
Zuordnung im Rahmen der Überleitung. Diese<br />
Zuordnung ist ein gewisses Präjudiz für die künftigen<br />
Tarifverhandlungen zur neuen Entgeltordnung. In
diesem Zusammenhang ist die Struktur und der Aufbau<br />
der neuen Entgelttabelle zu beachten. Die Entgeltgruppen<br />
sind in Qualifikationsebenen aufgeschlüsselt.<br />
Ab Entgeltgruppe 9 ist bei künftigen<br />
Einstellungen ein Fachhochschulabschluss respektive<br />
Bachelor vorgesehen, ab Entgeltgruppe 13 ein Universitätsabschluss<br />
beziehungsweise Master. In den<br />
künftigen Verhandlungen zur Beschreibung und<br />
Bewertung der Tätigkeitsmerkmale von Lehrkräften<br />
ist darauf zu achten, dass diesen Qualifikationsebenen<br />
nach Maßgabe eines durchlässigen und diskriminierungsfreien<br />
Eingruppierungsrechts entsprochen<br />
wird. Den Einheitslehrer wird es demnach nicht<br />
geben können.<br />
Gibt es einen Bestandsschutz bezüglich der<br />
neuen Eingruppierung oder bei nachträglicher<br />
Änderung familiärer Verhältnisse (Heirat,<br />
Scheidung, Tod des Ehepartners)?<br />
Wie lange bleibt der Besitzstand erhalten?<br />
Die Verhandlungen zur künftigen Entgeltordnung<br />
unter Einschluss der Lehrkräfte stehen noch aus.<br />
Daher sind Aussagen über nachträgliche Abweichungen<br />
gegenüber der zum 1. November 2006 vorläufi-<br />
gen Zuordnung zu den Entgeltgruppen des TV-L<br />
gegenwärtig verfrüht. Jedoch müssen eventuelle<br />
Nachteile in jedem Fall durch Besitzstandsregelungen<br />
zum Schutz der Betroffenen aufgefangen werden.<br />
Demgegenüber haben nachträgliche Änderungen<br />
des Familienstandes auf die betragsmäßige<br />
Überleitung zum Stichtag 1. November 2006 keine<br />
Auswirkungen. Vielmehr bleibt nach TVÜ-Länder das<br />
BAT/-O-Vergleichsentgelt maßgeblich, das nach den<br />
im Oktober 2006 geltenden Umständen gebildet<br />
wird. Eine Ausnahme gilt noch für die bis Ende des<br />
Jahres 2006 geborenen Kinder, für die auch Besitzstand<br />
in Höhe des kinderbezogenen Ortszuschlages<br />
nach BAT/-O fortgezahlt wird. Die Anwendung des<br />
TVÜ-Länder und damit der Besitzstand erstreckt sich<br />
auf die Dauer des ununterbrochen fortbestehenden<br />
Arbeitsverhältnisses bei demselben Arbeitgeber,<br />
sprich Land. Unschädlich sind Unterbrechungen<br />
wegen der Sommerferien in den Jahren 2007 und<br />
2008. Dies ist wichtig beispielsweise für Lehrkräfte<br />
mit befristeten Arbeitsverträgen. Bei einem Wechsel<br />
in ein anderes Bundesland handelt es sich nach TV-L<br />
hingegen um eine Neueinstellung. Damit endet<br />
regelmäßig der Besitzstand nach TVÜ-Länder.<br />
Wie erfolgt die Überleitung in die neuen<br />
Entgelt- bzw. Entwicklungsstufen?<br />
Lehrkräfte werden wie alle übrigen vor In-Kraft-Treten<br />
des TV-L im Landesdienst vorhandenen Angestellten<br />
betragsmäßig übergeleitet. Die betragsmäßige<br />
Überleitung erfolgt unter<br />
Zusammenrechnung der jeweiligen BAT/-O-Grundvergütung,<br />
des individuellen BAT/-O-Ortszuschlages<br />
(höchstens Stufe 2 beispielsweise für Verheiratete)<br />
und einer Allgemeinen Zulage, die für<br />
Lehrkräfte 39,76 Euro (West 42,98 Euro) ausmacht<br />
beziehungsweise für Lehrkräfte in Entgeltgruppe<br />
13 mit Studienratszulage 105,41 Euro (West<br />
113,96 Euro).<br />
Die betragsmäßige Überleitung stellt zusammen<br />
mit der Zahlung einer dynamischen Besitzstandszulage<br />
für Kinder von je Kind 83,78 Euro (West 90,57<br />
Euro) sicher, dass zum Zeitpunkt des Wechsels in<br />
den TV-L zum 1. November 2006 keine Einkommensverluste<br />
gegenüber BAT/-O entstehen.<br />
Das BAT/-O-Vergleichsentgelt wird innerhalb der<br />
zugeordneten Entgeltgruppe und im Rahmen der<br />
Tabellenbeträge als sogenannte Individuelle Zwischenstufe<br />
bezeichnet.<br />
Errechnet sich ein Vergleichsentgelt, das oberhalb<br />
der höchsten Stufe der zugeordneten Entgeltgruppe<br />
liegt, bleibt es beim Vergleichsentgelt als Individuelle<br />
Endstufe, die jedoch dynamisch an den künftigen<br />
linearen Einkommenssteigerungen teilnimmt<br />
und insbesondere nicht abgeschmolzen wird. Fällt<br />
das Vergleichsentgelt geringer aus als der Betrag<br />
der jeweiligen Stufe 2 der zugeordneten Entgeltgruppe,<br />
wird zunächst der Betrag der Stufe 2<br />
gezahlt.<br />
Aus einer Individuellen Zwischenstufe heraus<br />
erfolgt in der Regel erstmals zum 1. November<br />
2008 der Aufstieg in die nächst höhere, reguläre<br />
Stufe der Entgeltgruppe.Ab 1. November 2008 sind<br />
übergeleitete Beschäftigte somit im Regelfall in<br />
einer regulären Stufe ihrer Entgeltgruppe ange-<br />
langt. Für die weiteren Aufstiege in die jeweils<br />
nächst höhere Entwicklungsstufe 4 (wenn die<br />
betragsmäßige Überleitung lediglich in Stufe 2<br />
geführt hat ist hier eine Verweildauer von zwei Jahren<br />
zum Erreichen der Stufe 3 maßgeblich) bis Entwicklungsstufe<br />
6 sind Verweildauern von drei Jahren<br />
in Stufe 3 bis fünf Jahre in Stufe 5 maßgeblich.<br />
Keine Stufe 6 haben die Entgeltgruppen 9 bis 15.<br />
Entsprechende Regelungen gelten für die bereits<br />
nach TVÜ-Bund in den TVöD übergeleiteten<br />
Beschäftigten beim Bund.<br />
Wegen der auf Lehrkräfte entfallenden geminderten<br />
Allgemeinen Zulage in Höhe von 39,76 Euro<br />
(West 42,98 Euro) werden die Beträge der Entgelttabelle<br />
des TV-L in Ost wie West mit einem nach<br />
Entgeltgruppen jeweils unterschiedlich hohen<br />
Abzug versehen. Grund dafür ist, dass in der Entgelttabelle<br />
die Allgemeine Zulage ungemindert mit<br />
dem jeweiligen Betrag für die entsprechenden Vergütungsgruppen,<br />
die auch Lehrkräfte bekleiden,<br />
eingerechnet ist: mit 106,01 Euro (West 114,60<br />
Euro) in den Entgeltgruppen 9 - 13 beziehungsweise<br />
mit 99,38 Euro (West 107,44 Euro) in den Entgeltgruppen<br />
5 - 8. Daher beträgt die Minderung in<br />
den Entgeltgruppen 9 - 13 gerundet 66,60 Euro<br />
(West 72 Euro) beziehungsweise in den Entgeltgruppen<br />
5 - 8 gerundet 59,20 Euro (West 64 Euro).<br />
Diese Minderungsbeträge werden jedoch bei jeder<br />
künftigen allgemeinen Anpassung der Tabellenwerte<br />
um ein Zehntel ihres Ausgangswertes vermindert.<br />
Dies entspricht 10 Angleichungsschritten, die<br />
bei zwischenzeitlich vollzogener Angleichung Ost<br />
an West jeweils 7,20 Euro in den Entgeltgruppen 9<br />
- 13 beziehungsweise jeweils 6,40 Euro in den Entgeltgruppen<br />
5 - 8 ausmachen. Kein Abzug erfolgt<br />
gegenüber Studienräten in Entgeltgruppe 13,<br />
wodurch die bisherige Studienratszulage von<br />
105,41 Euro (West 113,96 Euro) erhalten bleibt.<br />
Welche Öffnungsklauseln wurden vereinbart<br />
und nach welchem Verfahren können diese<br />
angewandt werden?<br />
Der TV-L verbindet tarifpolitische Einheitlichkeit mit<br />
länderspezifischem Regelungsbedarf und sieht auch<br />
länderspezifische Flexibilisierungen vor. Den Bereich<br />
der Lehrkräfte zwar nicht betreffend, da bezüglich<br />
der Arbeitszeit weiter der Verweis auf die Bestimmungen<br />
für entsprechende Beamte gilt, aber kurz<br />
anzusprechen sind Kündigungsmöglichkeiten auf<br />
landesbezirklicher Ebene bezüglich der länderspezifischen<br />
regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit zum<br />
31. Dezember 2007. Die Jahressonderzahlung ist<br />
kündbar zum 31. Dezember 2008, frühestens also<br />
nach vollzogener Angleichung der Regelungen für<br />
die nach Mai 2003 Eingestellten an die unmittelbar<br />
ab 2006 unter die Jahressonderzahlung nach TV-L<br />
fallenden Beschäftigten. Weiterhin können die noch<br />
zu vereinbarenden Regelungen zur Jubiläumszuwendung<br />
zum Zweck einer regionalen Öffnung zum<br />
31.Dezember 2007 gekündigt werden.<br />
Das Interview führte<br />
Steffen Pabst<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Glosse: Wir bleiben treu!<br />
Es hat nicht funktioniert. Und dabei hatten sie sich so<br />
ins Zeug gelegt. Die Stadt München hatte eigens<br />
dafür Broschüren drucken lassen, in denen sie versuchte,<br />
„motivierte Gymnasiallehrkräfte mit Engagement“<br />
aus <strong>Sachsen</strong> abzuwerben. (Ob es auch unmotivierte<br />
Lehrer mit Engagement gibt?) Das zielte<br />
natürlich besonders auf die Absolventen unserer<br />
Seminare für das Höhere Lehramt ab. In Leipzig<br />
waren es in diesem Sommer 31, in Dresden 41. Und<br />
überhaupt winkte der Westen mit Wohlstand und<br />
Berufsperspektive. Selbst diese Zeitung hatte mehrfach<br />
über die Chancen außerhalb <strong>Sachsen</strong>s berichtet.<br />
Doch was machen diese 72 sächsischen Ex-Referendare?<br />
Sie bleiben mehrheitlich daheim und freuen<br />
sich über die Offerten sächsischer Gymnasien – viele<br />
konnten sich ihre Stelle bereits frühzeitig aussuchen.<br />
Das hat es so noch nie gegeben. Selbst aus Zwickau<br />
hört man von Neueinstellungen. Die Leiterinnen der<br />
Seminare, Dr. Beuchel und Dr. Zimmermann, äußern<br />
sich zufrieden.<br />
Im Bezirkstarifvertrag ist ein Einstellungskorridor ausdrücklich<br />
festgeschrieben. Doch welcher motivierte,<br />
engagierte und flexible junge Berufseinsteiger würde<br />
sich mit Zwangsteilzeit abfinden? Viele offenbar<br />
schon. Und es scheint, dass der tief in <strong>Sachsen</strong> verwurzelte<br />
Kultusminister die Heimatverbundenheit seiner<br />
Landeskinder kennt. Denen geht es nicht um<br />
westlichen Wohlstand oder Verbeamtung. Ihnen<br />
gefällt es in <strong>Sachsen</strong> – bei ihren Familien und Freunden.<br />
<strong>Sachsen</strong> ist schließlich nicht die Uckermark.<br />
Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, stellt die eine,<br />
so oft gestellte Frage hinten an: „Warum bist’n Du<br />
noch hier?“ Nehmt diese jungen Leute dafür in Eure<br />
Arme! So viele sind es nämlich auch wieder nicht.<br />
Aber Obacht: So mancher Berufseinsteiger betrachtet<br />
seinen ersten Job in <strong>Sachsen</strong> nur als vorläufig. Und<br />
diejenigen, die jetzt schon fortgezogen sind – nach<br />
Cuxhaven, Hamburg, Lüneburg, Stuttgart – werden<br />
ihnen berichten. Per SMS:<br />
Schule supa. Kollegn nett. G.gnd wundaschön.<br />
Komm uns ma besuchn! ;-) Gibt es ewige Treue?<br />
Thomas Langer<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
5
<strong>ProPhil</strong><br />
Die Reform der Sekundarstufe II in der Diskussion<br />
Seit der Veröffentlichung unseres Reformmodells und<br />
der Vorstellung auf dem Philologentag in Burgstädt<br />
ist sie in hitziger Diskussion: Die Reform der Sekundarstufe<br />
II in <strong>Sachsen</strong>. Neben durchaus gewichtigen<br />
Argumenten im Hinblick auf Veränderungen und<br />
Präzisierungen der verschieden Konzepte, gibt es<br />
auch große Befürchtungen unter den Gymnasiallehrern<br />
bei der Umsetzung der Reform. Würden die<br />
Gymnasiallehrer vollbeschäftigt zu 100% sein, dann<br />
wäre die Diskussion viel weniger von Eigeninteressen<br />
geprägt. Ich kann die Kollegen gut verstehen, die<br />
Zur geplanten Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe in <strong>Sachsen</strong><br />
Der dramatische Rückgang der Schülerzahlen sowie<br />
drastische Sparzwänge machten letzten Endes die<br />
Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe in<br />
<strong>Sachsen</strong> notwendig.<br />
Ein konkretes Modell, das offensichtlich der Presse<br />
eher als der breiten Lehrerschaft bekannt war, liegt<br />
mit dem Arbeitsstand vom 14.06.2006 vor.<br />
Zunächst soll festgestellt werden: Das gegenwärtige<br />
Kurssystem ist unter den oben genannten Bedingungen<br />
nicht aufrechtzuerhalten. Insbesondere ein vielfältiges<br />
und umfassendes Kursangebot wird an vielen<br />
Gymnasien verstärkt in Frage gestellt. Hinzu<br />
kommt der nicht schön zu redende Umstand, dass<br />
unsere Schüler das Brett zunehmend an der dünnsten<br />
Stelle bohrten, indem sie unbeliebte oder als<br />
schwierig geltende Fächer abwählen konnten oder<br />
diese nicht unbedingt in die Gesamtqualifikation einbringen<br />
mussten. Die reformierte Oberstufenverordnung<br />
schränkt diese Möglichkeiten nahezu völlig ein.<br />
Das ist zu begrüßen! Aber auch zu diesem Preis?<br />
Eine Neigungsdifferenzierung ist praktisch auf den<br />
Kernfachbereich Mathematik / Deutsch / erste fortgeführte<br />
Fremdsprache reduziert. In allen anderen<br />
Fächern soll gleich dem Gießkannenprinzip 2 – 3<br />
Wochenstunden im Klassenverband unterrichtet<br />
werden. Unnötige Breite statt überspitzte Tiefe!?<br />
Wenn man sich an der Diskussion zur Reform der<br />
gymnasialen Oberstufe beteiligt, muss natürlich zwischen<br />
den Gymnasien mit vertiefter Ausbildung und<br />
den Regelgymnasien differenziert werden. Die nachfolgenden<br />
Ausführungen beziehen sich auf den<br />
Unterricht in Klassen ohne vertiefte Ausbildung.<br />
Es besteht wohl Konsens darüber, dass allein schon<br />
aufgrund der demografischen Entwicklung ein Festhalten<br />
am gegenwärtigen System illusorisch ist. Dennoch<br />
sollte eine solche Reform nicht halbherzig verwirklicht<br />
und deshalb Argumentationen der<br />
verschiedensten Richtungen sachlich und kritisch<br />
betrachtet werden.<br />
Ich begrüße es, dass künftig alle Naturwissenschaften<br />
verpflichtend zu belegen sind. Nachdem Universitäten<br />
und Fachhochschulen den derzeitigen Stand<br />
seit Jahren beklagen, wäre das ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Dabei aber gleich von einer Stärkung<br />
der Naturwissenschaften zu sprechen, erscheint mir<br />
verfrüht.<br />
Die an einigen Stellen in den Lehrplänen der Leistungskurse<br />
Physik, Chemie und Biologie überzoge-<br />
6 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
mir sagen, dass durch geringere Wahlmöglichkeiten<br />
der Schüler Stunden in ihrem Fach wegfallen und sie<br />
die Besorgnis äußern, in Zukunft noch weniger arbeiten<br />
zu dürfen und sie dann die entsprechenden<br />
finanziellen Einbußen nicht mehr kompensieren können.<br />
Da will man wenigstens das bewahren, was<br />
man hat. Der PVS verwahrt sich entschieden dagegen,<br />
dass diese Reform zur Stelleneinsparung missbraucht<br />
wird.Wir wollen diese Reform, um die Allgemeinbildung<br />
am Gymnasium zu fördern, unseren<br />
Kindern Chancengleichheit in ganz <strong>Sachsen</strong> zu<br />
Die Behauptung, insbesondere den so dringend<br />
benötigten naturwissenschaftlichen Bereich zu stärken,<br />
ist pure Augenwischerei. Ein einfacher Vergleich<br />
mit der bisherigen Kurswahl an unserem Gymnasium<br />
zeigt, dass die Wochenstundenzahl in den Fächern<br />
Physik / Biologie / Chemie weitestgehend unverändert<br />
bleiben wird (in der jetzigen Jahrgangsstufe 11<br />
liegt diese Zahl sogar etwas darüber, während sie in<br />
der Klassenstufe 12 abwahlbedingt darunter liegt).<br />
Universitäten und Hochschulen kritisieren zunehmend<br />
die allgemeine Studierfähigkeit der Abiturienten,<br />
da durch die bisherige Abwahlmöglichkeit z. T.<br />
studienrelevante Fächer nicht mehr belegt wurden.<br />
Doch haben sie nicht stillschweigend auch von der<br />
hohen Qualität sächsischer Leistungskurse profitiert?<br />
Wird ihr Wehklagen tatsächlich verstummen, wenn<br />
zukünftige Mechatronik-Studenten oder Maschinenbau-Ingenieure<br />
nur noch mit 2 Wochenstunden (also<br />
weniger als im gegenwärtigen Grundkurs) im Fach<br />
Physik unterrichtet werden? Für Schüler wird das<br />
Abitur objektiv anspruchsvoller, für Universitäten und<br />
Hochschulen subjektiv schlechter. Sprechen wir nicht<br />
mit der fast radikalen Abkehr vom Kurssystem unseren<br />
Schülern die Mündigkeit ab, sich ihren Neigungen<br />
und Wünschen entsprechend gezielt auf ein<br />
zukünftiges Studium vorzubereiten?<br />
nen Inhalte gehören in ein Fachstudium und nicht in<br />
den Unterricht einer allgemeinbildenden Schule,<br />
wodurch die freiwerdenden Kapazitäten zugunsten<br />
aller Naturwissenschaften genutzt werden können.<br />
Aber eine Kürzung auf zwei Wochenstunden im Fach<br />
Physik - und wohl auch in Chemie - birgt die Gefahr,<br />
dass nur noch schemenhaft und oberflächlich agiert<br />
wird, die Schüler wieder mit Stoff „zugeschüttet“<br />
werden, um den Lehrplan formal zu erfüllen.<br />
Studierfähigkeit heißt doch neben solidem Wissen<br />
auch das grundlegende Beherrschen von solchen<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten wie dem komplexen<br />
und vernetzten Denken und Handeln. Die wiederum<br />
erwirbt man im stetigen Umgang mit konkreten<br />
Inhalten in der entsprechenden Fachdisziplin. Dazu<br />
bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung und die<br />
benötigt nun einmal ausreichend Zeit.<br />
Sicherlich werden alle Kröten schlucken müssen,<br />
aber man sollte die 35 Wochenstunden nicht einfach<br />
verteilen und jedem vom Kuchen abgeben ohne sich<br />
mit dem spezifischen Fach auseinander zu setzen.<br />
Man bedenke: Für das Fach Physik standen fünf<br />
ermöglichen und das Gymnasium in <strong>Sachsen</strong> inhaltlich<br />
zu entwickeln. Unser Ziel ist die Vollbeschäftigung!<br />
Wir wollen, dass Ressourcen, die durch den<br />
demographischen Wandel freigesetzt werden, nicht<br />
dem Rotstift zum Opfer fallen, sondern in die Ausgestaltung<br />
des sächsischen Gymnasiums investiert<br />
werden.<br />
Helfen Sie uns dieses Ziel zu verwirklichen!<br />
Steffen Pabst<br />
Daran ändert auch die Möglichkeit nichts, genau<br />
einen Kurs des Wahlbereiches durch „Substitution“<br />
belegen zu können. Vielmehr bleibt zu befürchten,<br />
dass durch die bereits erreichte Obergrenze von 35<br />
Wochenstunden und den sicherlich nicht sinkenden<br />
Mindeststärken diese Kurse gar nicht zustande kommen!<br />
Können wir den gegenwärtigen Schülern der<br />
Klasse 8, die sich für das sprachliche Profil (und<br />
damit gegen die Fortsetzung der systematischen<br />
informatischen Bildung in den Jahrgangsstufen 9<br />
und 10) entschieden haben, überhaupt einen gesonderten<br />
Wahlgrundkurs Informatik in der gymnasialen<br />
Oberstufe garantieren? Oder wird diesen Schülern<br />
eine abgeschlossene informatische Grundlagenbildung<br />
u.U. nur noch einem Wechsel des Gymnasiums<br />
möglich sein?<br />
Die Reform der Oberstufe ist notwendig. Dabei sollte<br />
aber Bewährtes nicht einfach beiseite geschoben<br />
werden! Vielmehr sind Augenmaß und Weitsicht<br />
gefordert, die sich nicht vordergründig an gegenwärtigen<br />
Sach- und Sparzwängen sondern vielmehr an<br />
vernünftigen gesellschaftlichen und ökonomischen<br />
Erfordernissen einerseits und qualitativ hochwertigen<br />
Bildungsstandards andererseits orientieren.<br />
Veit Berger, Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau<br />
Reform Sek. II: Kröten schlucken und vom Kuchen was abgeben<br />
Stunden im Leistungskurs bzw. drei Stunden im<br />
Grundkurs zur Verfügung. Selbst wenn sich auf das<br />
Kürzen von Themenkomplexen geeinigt wird, bleiben<br />
die oben genannten Probleme bestehen. Ohne<br />
das Fach Ethik/Religion diskriminieren zu wollen,<br />
erscheint mir eine gleiche Wichtung der Fächer Physik<br />
und Ethik/Religion bezüglich der Anzahl der<br />
Wochenstunden bedenklich. Es geht hier nicht um<br />
bedeutsame oder unbedeutsame Fächer. Das ist<br />
überhaupt nicht die Frage. Alle diese Fächer haben<br />
natürlich ihre Berechtigung. Aber das Muster ist zu<br />
einfach gestrickt, wenn man entscheidet: Alle Naturwissenschaften,<br />
dafür nur jeweils zwei Wochenstunden.<br />
Der strukturelle Charakter im Fach Physik ist bei<br />
zwei Wochenstunden qualitativ nicht zu gewährleisten.<br />
Während sich ethische Inhalte auch in den<br />
Fächern Deutsch, Physik, Chemie, Geschichte, ... integrieren<br />
lassen, um so eine Stundenkürzung im Fach<br />
Ethik/Religion schmerzlos zu erreichen, ist das<br />
umgekehrt eben nicht realisierbar. Bliebe als weitere<br />
Alternative ein fachübergreifender Grundkurs. Hier<br />
ergäbe sich weiteres Potenzial für die Naturwissen-
schaften. Doch um aussagekräftig zu sein, müssten<br />
einfach noch mehr Rahmenbedingungen bekannt<br />
sein.<br />
Ein wesentlicher Aspekt ist die Neigungsdifferenzierung<br />
in den Kernfächern Deutsch, Mathematik oder<br />
einer fortgeführten Fremdsprache. Kann doch damit<br />
sowohl den Interessen und Begabungen der Schüler<br />
Die gegenwärtig laufenden Diskussionen zur Reform<br />
der gymnasialen Oberstufe zeigen die große Komplexität<br />
der schulischen und universitären Ausbildung.<br />
Obwohl viele Diskussionen zur bisherigen und<br />
zukünftigen Sekundarstufe berechtigt sind, sollte der<br />
Blick auch auf den gesamten Bildungsprozess<br />
gerichtet werden.<br />
In der beruflichen Praxis werden statt hochspezialisierter<br />
Experten zunehmend breit und universell ausgebildete<br />
Teamspieler benötigt. Die Ursachen liegen<br />
in der starken Verzahnung und Verschmelzung verschiedener<br />
Wissensgebiete zu neuen Berufen, bei<br />
denen die Kenntnis nur eines Gebietes nicht mehr<br />
ausreichend ist. Dieser globalen Entwicklung muss<br />
auch bereits in den Gymnasien verstärkt Rechnung<br />
getragen werden. Die Reduzierung des Kurssystems<br />
und die verpflichtende Belegung aller Naturwissenschaften<br />
sind daher richtige Schritte und werden von<br />
den Hochschulen positiv bewertet. Es wird vor allen<br />
in den ersten Semestern des Studiums den Einstieg<br />
erleichtern, da nun auf einer relativ verbindlichen<br />
Basis aufgebaut werden kann. In der Vergangenheit<br />
mussten bei den Studenten entweder starke Defizite<br />
mühsam ausgeglichen werden oder der Stoff der<br />
ersten Semester war bereits bekannt, was den Sinn<br />
und die Effizienz des Leistungskurssystems generell<br />
in Frage stellte. Die stärkere Arbeit im Klassenverband<br />
und das gegenseitige Helfen im jeweiligen Problemfach<br />
werden die soziale Kompetenz und Teamfähigkeit<br />
stärken.<br />
Ein Vergleich der Studieninteressen mit der Nachfrage<br />
in Gesellschaft und Wirtschaft zeigt gravierende<br />
Ungleichgewichte. Bereits jetzt fehlen zunehmend<br />
Naturwissenschaftler und Ingenieure, während andere<br />
Absolventen kaum die Chance auf einen<br />
Arbeitsplatz haben. Die Stärkung der Naturwissenschaften<br />
in der Sekundarstufe II ist damit, im Gegensatz<br />
zu einigen Pressestimmen, kein Sieg der Technikerlobby,<br />
sondern die dringende Anpassung von<br />
Angebot und Nachfrage bezogen auf die Anforderungen<br />
der nächsten Jahrzehnte im globalen Maßstab.<br />
Zudem sind heute auch für jeden Naturwissenschaftler<br />
Fragen der Ethik, das nachhaltige<br />
Wirtschaften im betriebswirtschaftlichen und ökologischen<br />
Umfeld und das sichere Beherrschen mehrerer<br />
Fremdsprachen eine absolute Notwendigkeit. Ein<br />
Ingenieur sollte auch bei der Diskussion moderner<br />
Kunst oder traditioneller Musik im geschichtlichen<br />
Kontext nicht in Verlegenheit kommen.<br />
Die mit der Neuregelung verbundene Reduzierung<br />
der Stundenzahl auf 2 Wochenstunden in den naturwissenschaftlichen<br />
Fächer ist natürlich zu Recht in<br />
der Diskussion. Aus Sicht der technisch orientierten<br />
Hochschulen wäre eine volle Belegung der Naturwissenschaften<br />
mit einem Niveau auf Leistungskursebe-<br />
Rechnung getragen als auch Über- oder Unterforderungen<br />
eher entgegen gewirkt werden.<br />
In einer globalen Welt wie der unseren wird das<br />
Beherrschen der englischen Sprache einfach erwartet.<br />
In vielen Berufen sind zwei Fremdsprachen Normalität<br />
geworden. Das setzt aber eine souveräne Bildung<br />
voraus und folglich muss das Fortführen von<br />
Prof. Dr.-Ing. Wiedemann<br />
ne sehr wünschenswert, doch ist dies im Gesamtkanon<br />
aller Fächer und der maximalen Stundenzahl<br />
nicht realisierbar und auch nicht sinnvoll. Im Kontrast<br />
zur aktuellen Diskussion sollte überlegt werden, wie<br />
die bisherigen Erfahrungen und das Know-how aus<br />
den Leistungskursen erhalten oder zumindest teilweise<br />
im neuen Rahmen eingebracht werden könnten.<br />
Dabei steht nicht die Quantität des Stoffes, sondern<br />
das Vermitteln grundlegender Wirkprinzipien<br />
und Herangehensweisen im Fokus. So sind das<br />
Arbeiten mit Überschlägen und Kontrollrechnungen,<br />
die statistisch exakte und nachvollziehbare Dokumentation<br />
von Ergebnissen und deren logisch exakter<br />
Auswertung nicht nur in der Physik relevant, sondern<br />
auch im Management oder bei der Arzneimittelüberwachung.<br />
Jede Wissenschaft hat ihre eigene<br />
Sprache und Vorgehensweisen. Das kennen lernen<br />
der Notation und einiger spezifischer Verfahrensweisen<br />
würden den Weg für ein späteres<br />
Selbststudium sehr viel besser ebenen.<br />
Auch wenn die finanziellen Rahmenbedingungen<br />
nicht ideal sind, könnte für besonders begabte und<br />
interessierte Schüler das bisherige Leistungskursniveau<br />
auch durch fakultative Veranstaltungen oder<br />
Arbeitsgemeinschaften in Teilen erreicht werden.<br />
Dabei stehen die Hochschulen schon aufgrund ihres<br />
Eigeninteresses an guten und motivierten Studenten<br />
ebenfalls mit Zusatzveranstaltungen und entsprechend<br />
ausgestatteten Laboren gern zur Verfügung.<br />
In Analogie zur zunehmenden Breite der Wissensanforderungen<br />
im Beruf wird auch die zeitliche Perspektive<br />
unschärfer. Kaum ein Absolvent wird<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
mindestens zwei Fremdsprachen unstrittig sein. Der<br />
bilinguale Gedanke sollte deshalb in den Überlegungen<br />
zur Reform der gymnasialen Oberstufe stärker<br />
aufgegriffen werden. Hier bietet sich eine weitere<br />
Chance zum interdisziplinären Vorgehen.<br />
Cornelia Schneider, Clara-Wieck-Gymnasium Zwickau<br />
Die Sekundarstufe II im Kontext der persönlichen Bildung<br />
und der beruflichen Perspektive<br />
zukünftig allein mit dem Wissen des Studiums erfolgreich<br />
sein können oder immer im gleichen Beruf<br />
arbeiten. „Lebenslanges Lernen“ ist das aktuelle<br />
Schlagwort und erfordert eine andauernde, eigenständige<br />
Anpassung der Kenntnisse.<br />
Selbst wenn gegenwärtig die Studienwahl zu Beginn<br />
der Ausbildung optimal durch das gewählte Leistungskurssystem<br />
abgedeckt war, können neue berufliche<br />
Herausforderungen oder auch ein Wandel in<br />
den persönlichen Interessen plötzlich Stoff von abgewählten<br />
Fächern erfordern. In diesem Sinne ist die<br />
Rückkehr zu einer breiteren, verbindlichen Ausbildung<br />
als ein Gewinn an Flexibilität bei der Gestaltung<br />
der beruflichen Karriere zu sehen, da keine<br />
Richtung mehr durch die Abwahl der Basisfächer versperrt<br />
ist. In den neu eingeführten Bachelor/Master-<br />
Studiengängen wird sich diese wiedergewonnene<br />
Flexibilität besonders effizient ausnutzen lassen, da<br />
ein Wechsel oder eine Neuorientierung innerhalb des<br />
Studiums sehr viel einfacher als bisher ist.<br />
Der Wegfall der Abwahlmöglichkeiten hat auch in<br />
psychologischer Hinsicht einige positive Aspekte.<br />
Weder im Studium noch im Beruf ist das Abwählen<br />
kompletter Stoffgebiete oder kritischer Projekte in<br />
einem solchen Ausmaß möglich. Warum also wurde<br />
gerade zum Ende der Schulzeit dieses Prinzip derart<br />
favorisiert, wenn es danach nie wieder zur Anwendung<br />
kommt?<br />
Die oft als unzureichend bemängelte Studierfähigkeit<br />
resultiert auch daraus, dass in den bislang gewählten<br />
und leicht fallenden Lieblingsfächern die Methoden<br />
und die Ausdauer zum Begreifen und Erlernen neuer,<br />
schwerer Stoffe kaum trainiert werden. Bei der<br />
ersten Bewährungsprobe im Studium fehlen dann<br />
diese Ausdauer und generelle Methodik, unabhängig<br />
von der Fachrichtung. Eine zu große Anzahl von<br />
Studienabbrüchen von bis zu 50% ist die Folge, was<br />
nicht nur persönliche Tragödien auslösen kann, sondern<br />
auch volkswirtschaftlich überaus kostspielig<br />
und ineffizient ist.<br />
Die geplante Neuregelung der Sekundarstufe II ist<br />
sicher in vielen Details ein Kompromiss, doch die<br />
generelle Richtung ist positiv.Viele Probleme werden<br />
sich lösen lassen, wenn sich die Gymnasien und<br />
Hochschulen noch enger und besser absprechen und<br />
koordinieren und dies sowohl auf direkter wie auch<br />
auf ministerieller Ebene. Dazu zählen auch Absprachen<br />
auf bundesweiter Ebene, damit die letztlich<br />
bessere sächsische Ausbildung auch in anderen<br />
Regionen Deutschlands und der Welt zum Erfolg in<br />
der Hochschule und im persönlichen Leben führt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiedemann<br />
(Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden)<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
7
<strong>ProPhil</strong><br />
Aus der Arbeit des Hauptpersonalrates<br />
Schulnetzplanung<br />
„Das Schulnetz ist angepasst“, mit dieser Feststellung<br />
eröffnete Kultusminister Steffen Flath das Vierteljahresgespräch<br />
des zweiten Quartals im Lehrerhauptpersonalrat.<br />
Vorausgegangen waren ca. 60<br />
Vorlagen für die Schließung von Mittel- und Grundschulen<br />
oder die Nichteinrichtung von Eingangsklassenstufen.<br />
Der Lehrerhauptpersonalrat hat die<br />
Möglichkeit, sich zu solchen Maßnahmen zu<br />
äußern. Gymnasien waren diesmal nicht dabei und<br />
es wird auf lange Sicht auch keine weiteren<br />
Schließungen von gymnasialen Standorten geben.<br />
Dies ist das Ergebnis unserer Bemühungen um eine<br />
Reform der Sekundarstufe II. Zwar gibt es im kommenden<br />
Schuljahr 22 Gymnasien, welche die geforderte<br />
Dreizügigkeit in den unteren Klassenstufen<br />
nicht mehr erreichen, jedoch lässt das Modell des<br />
<strong>Philologenverband</strong>es durch den teilweisen Übergang<br />
zum Klassenunterricht auch kleineren Schulen<br />
eine Überlebenschance. Die in diesem Zusammenhang<br />
gestellte Frage, ob das zum weiteren Abbau<br />
von Lehrerstellen führt, kann aus unserer Sicht verneint<br />
werden. Sicher kann in großen Schulen<br />
gegenüber dem derzeitigen Kurssystem bei hohen<br />
Klassenfrequenzen ein Überhang entstehen. In der<br />
Mehrzahl der Schulen auf dem flachen Land muss<br />
man aber von kleineren Schülerzahlen ausgehen<br />
und dort wird es auch zu einem höheren Bedarf an<br />
Lehrerpersonal kommen. Da die Kultusministerkonferenz<br />
für die geplanten Veränderungen grünes<br />
Licht gegeben hat, könnte durch eine höhere Belegungs-<br />
und Einbringungspflicht von Unterrichtsfächern<br />
in das Abitur durchaus ein weiterer Bedarf<br />
entstehen. Nicht vergessen sollte man aber die bildungspolitischen<br />
Aspekte dieser Neugestaltung. So<br />
kann das bisherige Abwahlverhalten der Schüler<br />
deutlich eingeschränkt werden. Es kann doch nicht<br />
gut sein, wenn ein Medizinstudent Physik und Chemie<br />
bis zum Abitur nicht belegt hat, weil er diese<br />
Fächer abwählen konnte. Die Stärkung des naturwissenschaftlichen<br />
und des fremdsprachlichen Allgemeinwissens<br />
muss daher im Interesse aller Gymnasiallehrer<br />
liegen. Das Gymnasium soll keine<br />
Spezialisten, sondern Schüler mit einem breiten<br />
Kompetenz- und Bildungsspektrum als Zugangsvoraussetzung<br />
für die universitäre Ausbildung entlassen.<br />
Trotzdem soll eine Neigungsdifferenzierung<br />
in begrenztem Umfang nach wie vor möglich sein.<br />
Verwaltungsreform<br />
Die Verwaltungsreform scheint auf der Zielgeraden<br />
angekommen zu sein. Betroffen sind vorerst im<br />
Schulbereich vor allem die Regionalschulämter. Die<br />
Kernaufgaben in der Fachaufsicht und in der Personalverwaltung<br />
bleiben ihnen erhalten. Kommunalisiert<br />
werden solche Bereiche wie die Schulpsychologie,<br />
Aufgaben im Zusammenhang mit der<br />
Schulnetzplanung (z.B. die Umlenkung von Schülern<br />
nach Schulschließungen), der Umgang mit Schulverweigerern<br />
und die Gewährung von Zuschüssen. Einzelne<br />
Aufgaben sollen zwischen den RSÄ verteilt<br />
werden. So könnte z.B. die Zusammenarbeit mit den<br />
privaten Schulen in einem RSA konzentriert werden.<br />
Ein Anhörungsrecht der kommunalen Träger bei der<br />
Berufung von Schulleitern soll zu einer besseren<br />
8 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
Kooperation zwischen<br />
Schulträger<br />
und Schule führen.<br />
Das Entscheidungsrecht<br />
verbleibt aber<br />
beim Regionalschulamt.<br />
Innerhalb<br />
der Kultusverwaltung<br />
wird es ebenfalls<br />
zu einer Aufgabenbündelung<br />
kommen. Ein neues<br />
Bildungsamt soll<br />
sich um die organisatorischenAspek-<br />
Gerhard Pöschmann<br />
te, ein Bildungsinstitut<br />
um inhaltliche<br />
Fragen der Arbeit an den Schulen kümmern.<br />
Dazu könnten die bereits bestehenden Einrichtungen<br />
(Comeniusinstitut, SEA, SALF) zusammengeführt<br />
und nach Aufgabenfeldern konzentriert werden.<br />
Von Seiten des Ministerpräsidenten werden<br />
nach Aussage von KM Steffen Flath diese Vorhaben<br />
unterstützt und bis zum Auslaufen des BTV 2010<br />
auch mitgetragen. Es sollte eine gemeinsame Aufgabe<br />
der Gewerkschaften sein, für die Zeit nach<br />
2010 vorzusorgen, um eine Kommunalisierung von<br />
Lehrkräften zu unterbinden. Wir hatten schon mehrfach<br />
auf die Nachteile einer solchen Maßnahme für<br />
das Lehrerpersonal hingewiesen und es entstand<br />
bisher der Eindruck, dass innerhalb der Lehrervertretungen<br />
darüber Konsens besteht.<br />
Novellierung des Privatschulgesetzes<br />
In einem zweiten Anlauf soll das Privatschulgesetz<br />
nun in den Landtag gebracht werden. Wie sich<br />
zeigt, kann man durchaus verschiedener Meinung<br />
zu diesem Thema sein. Betrachtet man die privaten<br />
Schulen als Konkurrenz, dann ist es nur logisch,<br />
wenn man die Bedingungen für deren Existenz<br />
möglichst verschärfen möchte. Das ist sicher auch<br />
der Ausgangspunkt der Überlegungen im SMK.<br />
Andererseits muss man akzeptieren, dass solche Bildungseinrichtungen<br />
(mit Ausnahme im Berufsschulbereich)<br />
auch den politischen Zwängen der letzten<br />
Jahre geschuldet sind. Überall dort, wo eine Schule<br />
geschlossen wird, entsteht der Gedanke, diese Schule<br />
privat weiterzuführen. Auch der Schulversuch um<br />
die Gemeinschaftsschule scheint kommunalen Trägern<br />
geeignet, „die Schule im Dorf zu lassen“. Wir<br />
können den demographischen Bevölkerungsrückgang<br />
nicht verhindern. Es fehlen aber aus dem Mittelschulbereich<br />
Modelle zur Anpassung dieser<br />
Schulform an die Gegebenheiten. Folglich bleibt nur<br />
die Schließung. Der PVS hat diese Entwicklung<br />
schon frühzeitig begleitet. In unserem neuen Landesvorstand<br />
gibt es ein Referat Privatschulen. Herr<br />
Kiefer wird sich in die aktuelle Diskussion erneut<br />
einbringen. Vielleicht können wir aber auch voneinander<br />
lernen, denn der Zulauf an Bildungseinrichtungen<br />
in privater Trägerschaft scheint ungebrochen.<br />
Fakt ist, dass die strenge Reglementierung der<br />
staatlichen Schulen dort nicht greift. Man passt sich<br />
den Erfordernissen schneller an und macht die<br />
Schule dadurch attraktiv. Dazu würden wir mehr<br />
Handlungskompetenz bei den Schulleitern benöti-<br />
gen. Da wären wir aber schon beim nächsten Stichpunkt.<br />
Eigenverantwortliche Schule<br />
Nachdem bereits eine Woche vorher mit Staatssekretär<br />
Hartmut König über dieses Thema ausführlich<br />
diskutiert wurde, äußerte auch KM Steffen Flath sich<br />
im Verlauf des Vierteljahresgespräches dazu. Einig<br />
scheint man sich darüber, den Schulleitern mehr Verantwortung<br />
übertragen zu wollen. Um diese in diesem<br />
wichtigen Prozess nicht allein zu lassen, soll<br />
mehr Einfluss auf die Qualitätsentwicklung von<br />
Schule genommen werden. Eine wichtige Rolle<br />
übernimmt in diesem Zusammenhang die Sächsische<br />
Evaluationsagentur (SEA). Da die SEA dem<br />
SMK nicht unmittelbar unterstellt ist, soll sie als ein<br />
externes, von außen erstelltes Spiegelbild der Schule<br />
Wege zur Verbesserung ihrer Arbeit aufzeigen.<br />
Dabei steht die Beratungsfunktion im Vordergrund,<br />
nicht die Kontrolle der Beschäftigten oder deren<br />
Beurteilung. Durch die Wiederholung des Schulbesuches<br />
kann es zu einem Regelkreislauf kommen,<br />
an dessen Vergleichspunkten eine Verbesserung<br />
schulischer Qualität messbar wird. Bezüglich der<br />
Ausstattung von Schulleitern mit größeren Kompetenzen<br />
vertritt der PVS die folgenden grundsätzlichen<br />
Positionen.<br />
■ Die Schule ist den Vorschriften des Grundgesetzes<br />
entsprechend eine staatliche Einrichtung.<br />
■ Die Schule ist kein Wirtschaftsunternehmen.<br />
■ Die Schule ist durch die öffentliche Hand zu<br />
unterhalten.<br />
■ Ihr Proprium ist die Eigenverantwortlichkeit in<br />
der Wahrnehmung ihrer unterrichtlichen und<br />
erzieherischen Aufgaben in einem von Rechtsvorschriften<br />
so weit wie möglich freien Gestaltungsraum.<br />
Das bedeutet im Besonderen, dass den Schulen eine<br />
„größere Freiheit“ für ihre unterrichtlichen und<br />
erzieherischen Zielsetzungen und Aufgaben eingeräumt<br />
und dass ihnen damit eine größere Verantwortung<br />
für pädagogisch begründetes Wirken und<br />
Handeln ohne unnötig einschränkende und regulierende<br />
Rechtsvorschriften übereignet werden muss.<br />
Dementsprechend stimmt der <strong>Philologenverband</strong><br />
grundsätzlich der Absicht zu, nunmehr die Gestaltungsräume<br />
der Schulen in eigener Verantwortung<br />
zu erweitern und den Lehrkräften größere pädagogische<br />
Freiräume zu geben als zuvor. Wir sind der<br />
Meinung, dass die Eigenverantwortung der Schulen<br />
dahingehend zu realisieren ist, dass alles, was von<br />
der Schule selbst geleistet und sinnvoll geregelt<br />
werden kann, keiner dirigistischen Anweisungen<br />
und schulrechtlicher Vorschriften bedarf. Auf keinen<br />
Fall darf die Diskussion um die eigenverantwortliche<br />
Schule im Zusammenhang mit der Kürzung von<br />
Haushaltsmitteln geführt werden.<br />
Größere Eigenverantwortung des Schulleiters setzt<br />
andererseits auch eine erhöhte Verantwortung der<br />
demokratischen Schulgremien voraus. Die Rolle der<br />
Lehrer- und der Schulkonferenzen sollte im selben<br />
Maße angepasst werden, in dem Schulleiter neue<br />
Aufgaben übertragen bekommen. Damit Schulleiter<br />
keine Autokraten werden können, müssen auch Per-
sonalräte über verbesserte Mitbestimmungs- und<br />
Mitwirkungstatbestände verfügen. Erst wenn diese<br />
beiden Aspekte berücksichtigt werden, kann aus<br />
Sicht der Schule eine Eigenverwaltung sinnvoll<br />
gemeinschaftlich umgesetzt werden. Ob bei der<br />
Übertragung von finanziellen Obliegenheiten, der<br />
Einsatz von Schulmanagern zweckmäßig ist, scheint<br />
schon ein Absurdum an sich zu sein. Manager<br />
kosten Geld und dieses kann nur aus dem Schulhaushalt<br />
selbst erwirtschaftet werden. Das was er<br />
also kostet, muss er durch die sinnvolle Verwendung<br />
des Schuletats einsparen. Eine solche Maßnahme<br />
verringert daher allenfalls die Arbeitslosenquote.<br />
Warnen wollen wir davor, in diesem Zusammenhang<br />
die Aufgaben der Schulaufsicht einzuschränken,<br />
um Personal zu sparen. Ganz leicht könnte so<br />
ein rechtsfreier Raum entstehen. Mehr Aufgaben für<br />
den Schulleiter bedeuten auch ein Mehr an zur Verfügung<br />
stehenden Stunden für die Schule.<br />
Der Staatssekretär Hartmut König fasste die Diskussion<br />
mit zwei sehr schönen Sätzen zusammen. „Verantwortung<br />
übernehmen heißt auch Rechenschaft<br />
legen, heißt auch, nicht allein gelassen zu werden.<br />
Visionen müssen für Bildung, nicht für Schulen ent-<br />
wickelt werden“. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.<br />
Leistungsprämienverordnung<br />
Die neue Leistungsprämienverordnung unterscheidet<br />
sich von der Vorherigen in einem wichtigen<br />
Punkt: Es wurde das Vorschlags- und Informationsrechtrecht<br />
der Personalräte eingearbeitet. Vorschlagsberechtigt<br />
sind die Personalräte und die<br />
Frauenvertretungen. Die Entscheidung über die Vergabe<br />
verbleibt allerdings beim Schulleiter, da es keine<br />
Mitwirkungs- oder Mitbestimmungstatbestände<br />
im Sinne des Sächsischen Personalvertretungsgesetzes<br />
gibt. Da der Termin für die Vergabe der Leistungsprämien<br />
der 31.10.2006 ist, sollten die Personalräte<br />
Ihre Vorschläge in den nächsten Tagen an<br />
die Schulleiter weiterreichen. Ebenfalls neu ist die<br />
Informationspflicht der Personalräte, Frauenvertretungen<br />
und Schwerbehindertenvertretungen über<br />
die Vergabe der Prämien. Informiert werden muss<br />
über die Namen, die Höhe der Prämien und die<br />
zugrundeliegende herausragende Leistung. Beachten<br />
Sie, dass die Leistungsprämien für herausragen-<br />
Abordnungen und Versetzungen<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
de Leistungen im Kalenderjahr 2006 vergeben werden,<br />
nicht als Anerkennung für ein Lebenswerk oder<br />
ein besonderes Engagement in zurückliegenden<br />
Jahren.<br />
Fragebogen „Verbesserung der Information<br />
und Kommunikation“<br />
Der Lehrerhauptpersonalrat hat einem vom SMK in<br />
Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für<br />
Kommunikation, Information und Bildung der Hochschule<br />
Zittau/Görlitz entwickelten Fragebogen zugestimmt.<br />
Untersucht werden sollen der Informationsfluss<br />
sowie die Qualität der Informationen genauso<br />
wie die Kommunikationsstrukturen, psychosoziale<br />
Faktoren, die Personalentwicklung und die Fortbildungsproblematik.<br />
Die Teilnahme der Lehrkräfte an<br />
den ausgewählten Schulen unterliegt der Freiwilligkeit.<br />
Auswertungen sollen von Seiten der Hochschule<br />
an das SMK anonymisiert weitergegeben werden.<br />
Gerhard Pöschmann<br />
Stellvertretender Vorsitzender PVS<br />
In den letzten Wochen erreichten uns viele Anfragen zur Problematik. Aus diesem<br />
Grund wollen wir Sie auch an dieser Stelle informieren. Wir wollen wir Ihnen helfen,<br />
Ihre Rechte wahrzunehmen, aber auch auf Grenzen der Einflussnahme hinzuweisen.<br />
Abordnungen<br />
Im § 67 (7) des Sächsischen Personalvertretungsgesetzes<br />
(SächsPersVG) heißt es:<br />
„Abordnungen von Lehrkräften für die Dauer von<br />
bis zu zwölf Monaten unterliegen der Mitbestimmung<br />
nur, wenn die Abordnung über das Ende eines<br />
Schuljahres andauert.“ Das heißt z.B., eine Abordnung<br />
für die Dauer eines Schuljahres, beginnend am<br />
01.08. bis zum 31.07 des darauffolgenden Jahres,<br />
ist nicht mitbestimmungspflichtig. Anders sieht es<br />
aus, wenn die Abordnung mehr als sechs Monate<br />
und über das Schuljahresende hinaus andauert. Das<br />
wäre zum Beispiel der Fall, wenn die Abordnung<br />
vom 15.03. bis zum 01.10. andauert.<br />
Unter diese Regelung fallen auch Teilabordnungen.<br />
In der VwV-SMK Unterrichtsverpflichtung vom 7.<br />
August 2003 einschließlich der Änderung vom<br />
1.April 2004 heißt es im Punkt 4.3.4 :<br />
„Lehrkräfte, die teilweise an eine andere Schule<br />
abgeordnet sind, erhalten, wenn sich dadurch der<br />
Zeitaufwand, der üblicherweise zum Erreichen der<br />
Stammschule erforderlich ist, um mehr als fünf Zeitstunden<br />
im Monat erhöht, eine Anrechnungsstunde<br />
im Monat. Bei einem zusätzlichen Zeitaufwand von<br />
je zwei weiteren vollen Zeitstunden wird jeweils<br />
eine weitere Anrechnungsstunde im Monat<br />
gewährt.<br />
Lehrkräfte, die vollständig abgeordnet sind, erhalten<br />
keine Anrechnungsstunden. Lehrkräfte, die an eine<br />
Behörde oder eine sonstige Einrichtung im Geschäftsbereich<br />
des Sächsischen Staatsministeriums<br />
für Kultus abgeordnet sind, können Anrechnungsstunden<br />
im gleichen Umfang erhalten.“<br />
Diese Regelung soll eventuelle besondere zeitliche<br />
Belastungen ausgleichen. Es empfiehlt sich, unmittelbar<br />
nach der Anordnung einer Abordnung den<br />
eventuellen zusätzlichen Zeitaufwand nachzuweisen,<br />
um bereits bei der Planung diese Anrechnungsstunden<br />
zu berücksichtigen. Bei Problemen mit der<br />
Umsetzung wenden sie sich bitte an den Bezirkspersonalrat<br />
beim jeweiligen Regionalschulamt.<br />
Bitte beachten Sie:<br />
Diese Regelung gilt nur für Abordnungen. Für<br />
Gymnasien mit Außenstelle(n) gilt sie nicht. Die<br />
jeweilige Außenstelle ist Bestandteil der Stammschule.<br />
Kollegen, die sowohl am Hauptgebäude als<br />
auch an der Außenstelle unterrichten, erhalten keine<br />
Entschädigung für den zusätzlichen Zeitaufwand,<br />
auch wenn Sie täglich am Hauptgebäude und an<br />
der Außenstelle arbeiten.<br />
Sie haben nur die Möglichkeit, sich an den ÖPR Ihrer<br />
Schule zu wenden, damit er zusammen mit dem<br />
Schulleiter im Geist vertrauensvoller Zusammenarbeit<br />
nach Lösungen sucht, die Belastungen für die<br />
Kollegen zu minimieren. Dazu könnte gehören, dass<br />
man nicht mehrmals am Tag wechseln muss.<br />
Weiterhin könnte z. B. geprüft werden, ob es generell<br />
möglich ist, einen Tag in der Außenstelle bzw.<br />
am Hauptgebäude zu unterrichten.<br />
Versetzungen<br />
Zu Versetzungen wird im § 80 SächsPersVG (Mitbestimmung<br />
in Angelegenheiten der Angestellten und<br />
Arbeiter und in sonstigen allgemeinen Angelegenheiten)<br />
folgendes ausgesagt:<br />
„(1) Die Personalvertretung hat mitzubestimmen in<br />
Personalangelegenheiten der Angestellten und<br />
Arbeiter bei ...<br />
3. Versetzung zu einer anderen Dienststelle,<br />
Umsetzung innerhalb der Dienststelle, wenn<br />
sie mit einem Wechsel des Dienstorts verbunden<br />
ist (das Einzugsgebiet im Sinne des<br />
Umzugskostenrechts gehört zum Dienst-<br />
Ort),<br />
4. Abordnung für eine Dauer von mehr als<br />
sechs Monaten sowie Zuweisung entsprechend<br />
§ 123a des Beamtenrechtsrahmengesetzes<br />
für eine Dauer von mehr als drei<br />
Monaten, ...<br />
In den Fällen des Satzes 1 Nr. 3 und 4<br />
wird der Personalrat nur auf Antrag<br />
des Beschäftigten beteiligt; in diesen<br />
Fällen ist der Beschäftigte von der<br />
beabsichtigten Maßnahme rechtzeitig<br />
vorher in Kenntnis zu setzen.“<br />
Es liegt deshalb in Ihrem Interesse, bei einer beabsichtigten<br />
Abordnung und Versetzung sofort nach<br />
Kenntnis einen Antrag auf Beteiligung des Personalrates<br />
zu stellen. Auch empfiehlt es sich, bei wichtigen<br />
Gesprächen zu dieser Problematik ein Mitglied<br />
des Personalrates oder eine Person Ihres Vertrauens<br />
hinzuzuziehen.<br />
Steffen Pabst<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
9
<strong>ProPhil</strong><br />
Georgius Agricola war ein umfassend gebildeter, äußerst produktiver Gelehrter. An der Grenze zur Neuzeit forschte und<br />
dachte Agricola bereits fachübergreifend, war Arzt, Pharmazeut, Politiker und Diplomat, Philosoph und Pädagoge in einem.<br />
Agricola gilt heute als Begründer der Mineralogie und schuf wesentliche Grundlagen der Bergbaukunde und Geologie, was<br />
damals enorme Bedeutung für die Entwicklung des Bergbaus im Erzgebirge hatte. Er gehörte deshalb zu den Universalgelehrten<br />
seiner Zeit, stand im Briefwechsel mit Erasmus von Rotterdam und war über die Grenzen <strong>Sachsen</strong>s hinaus bekannt.<br />
Georgius Agricola (1494 - 1555) –<br />
ein sächsischer Gelehrter von europäischem Rang<br />
Georgius Agricola wurde am 24.03.1494 als Georg<br />
Bauer – Sohn eines Tuchmachers – in Glauchau<br />
geboren. In Leipzig studierte er Theologie, Philosophie<br />
und alte Sprachen. Sein Lehrer Mosellanus förderte<br />
aber auch das Interesse an einer mit Realfächern<br />
fundierten Bildung. Im Jahre 1518 übernahm<br />
er in Zwickau die Stelle eines Lehrers für alte<br />
Sprachen und 1520/21 das Rektorat an der Lateinschule.<br />
Unter ihm entstand ein neuer Typ der Stadtschule.<br />
Lateinischer, griechischer und hebräischer<br />
Sprachunterricht wurde mit Anweisungen im Ackerbau,<br />
Rechnen, Bau- und Messwesen, Arzneikunde<br />
u.a. verbunden.Aus dieser Zeit gibt es erste pädagogische<br />
Schriften von Agricola, so setzte er sich mit<br />
der Rolle des Lehrers auseinander:<br />
AGRICOLAS Büchlein über den ersten und<br />
einfachen Grammatikunterricht, Leipzig<br />
1520 (Ratsschulbibliothek Zwickau)<br />
10 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
„…daß nämlich die Jungen tüchtig werden<br />
oder untüchtig, das liegt nicht wenig<br />
am Lehrer und insofern an der ersten<br />
Erziehung. Mögen also die Lehrer sehen,<br />
wie groß die Verantwortung ist, die auf<br />
ihnen lastet. Unter ihrer Obhut werden ja<br />
die Lenker der ganzen Welt aufgezogen…“<br />
„… damit nämlich ein schlichter und richtiger<br />
Unterricht gesichert wird, wird nicht<br />
nur dem Jungen vorgeschrieben werden<br />
müssen, was er lernen wird, sondern auch<br />
gleich danach der Lehrer erinnert werden<br />
müssen, auf welche Weise er weitergibt,<br />
was die Jungen lernen müssen…“.<br />
1522 gab Agricola das Lehramt in Zwickau auf, studierte<br />
zunächst in Leipzig, dann in Italien Medizin<br />
und erlangte die medizinische und philosophische<br />
Doktorwürde. 1526 kehrte er nach <strong>Sachsen</strong> zurück<br />
und ließ sich 1527 in Joachimsthal (Jachimov) als<br />
Stadtarzt nieder. Dort begeisterte er sich für den<br />
Bergbau und sein Interesse an überlieferten mineralogischen<br />
Heilmitteln aus dem Volkswissen der Bergleute<br />
wurde geweckt. So erschien folgerichtig schon<br />
1530 seine erste bergbaukundliche Schrift, in der er<br />
das Erzrevier von Joachimsthal und die dort vorkommenden<br />
Mineralien behandelte.<br />
Ab 1531 lebte Agricola in Chemnitz und war als<br />
Stadtarzt, Bürgermeister und Diplomat tätig. Viele<br />
Schriften zur Mineralogie, aber auch zum Gewichts-<br />
Titelblatt des Buches „Bermannus sive de<br />
re metallica”, Basel 1530<br />
Titelblatt von AGRICOLAS Buch über die<br />
Pest, Basel 1554 (Ratsschulbibliothek<br />
Zwickau)<br />
und Messwesen erschienen in dieser Zeit. „De re<br />
metallica“ war der Höhepunkt dieser Arbeit. Dieses<br />
Werk in 12 Büchern (Kapiteln) ist die erste wissenschaftlich<br />
fundierte Darstellung des gesamten Bergbaus<br />
und Hüttenwesens im 16. Jahrhundert. Dabei<br />
ist es nicht nur ein Buch über den Bergbau schlechthin,<br />
sondern ein technisches Nachschlagewerk über<br />
die wichtigsten Zweige der Wirtschaft der damaligen<br />
Zeit. 292 Holzschnitte zeigen uns viele Technologien<br />
dieser Zeit. Es blieb bis ins 18. Jahrhundert ein<br />
unentbehrliches Standardwerk und wurde für 200<br />
Jahre das am weitest verbreitete Lehrbuch der Montanwissenschaften.<br />
Agricola hat neben seiner wissenschaftlichen Arbeit<br />
auch viel als Arzt und Bürgermeister für seine Stadt<br />
Chemnitz geleistet. Vier Mal wurde er als Bürgermeister<br />
gewählt, vertrat die Stadt auf dem sächsischen<br />
Landtag. Bekannt wurde er aber auch, da er<br />
sich in den Pestzeiten als Stadtarzt dafür einsetzte,<br />
dass Gesunde und Kranke isoliert lebten. Dies rettete<br />
damals vielen das Leben. Im Oktober 1555 erkrankte<br />
Georgius Agricola an einem Wechselfieber und<br />
verstarb am 21. November dieses Jahres. Beigesetzt<br />
wurde er im Dom der Stadt Zeitz.<br />
Wer sich noch weiter mit Georgius Agricola beschäftigt,<br />
wird noch viele interessante Nuancen im Leben<br />
dieses europäischen Universalgelehrten finden.<br />
Gudrun Schreiner<br />
Quellen:<br />
· Engewald, Gisela-Ruth: Georgius Agricola<br />
BSB B.G.Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1982<br />
· Merkle/ Matuschewski: 1000 Jahre sächsischer<br />
Erfindergeist Intermedia Werbeagentur GmbH 1997<br />
· Sächsische Heimatblätter 2/94<br />
· Verschiedene Internetveröffentlichungen<br />
Titelblatt von GEORGIUS AGRICOLAS<br />
Hauptwerk „De re metallica libri XII”,<br />
Basel 1556
Das Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz<br />
blickt auf bewegte 150 Jahre Schulgeschichte<br />
Befragt man ehemalige Schülerinnen und Schüler<br />
der ältesten Chemnitzer Bildungseinrichtung, die<br />
zum Abitur führt, dann verbindet jeder etwas anderes<br />
damit – für die einen sind es die verschiedenen<br />
Namen – Städtisches Realgymnasium Chemnitz,<br />
Horst-Wessel-Schule, EOS „Karl Marx“ oder seit<br />
1992 Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz.<br />
Bei aller Unterschiedlichkeit der Reminiszenzen eint<br />
die Befragten der Stolz auf „ihre alte Penne“ und<br />
das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die sowohl<br />
die Arbeit des 1991 gegründeten Fördervereins<br />
„Realgymnasium Chemnitz e.V.“ als auch das rasch<br />
expandierende EHEMALIGEN-Netzwerk (Alumni)<br />
entscheidend prägen.<br />
Als 1857 die Schule gegründet wurde, zählte die<br />
Stadt ca. 30.000 Einwohner. Chemnitz war längst<br />
aus seinem mittelalterlichen Schlaf erwacht und entwickelte<br />
sich zu einem prosperierenden Industriezentrum.<br />
Die Namen der großen Chemnitzer Fabrikfürsten,<br />
wie Hartmann, Haubold, Schönherr, Schwalbe,<br />
Zimmermann und Diehl, waren alle in der Stadt vertreten<br />
und betrieben teilweise schon über mehrere<br />
Jahrzehnte ihre Unternehmen. Mit der beginnenden<br />
großen Industrie veränderte sich die Stadt in dynamischer<br />
Weise. Eines der dringendsten Probleme der<br />
damaligen Jahre stellte die Neuorganisation der<br />
schulischen Bildung dar, zumal in der Stadt ein lawinenartiger<br />
Anstieg der Geburtenrate verzeichnet<br />
wurde. Zwar existierte seit 1831 eine Bürgerschule<br />
und 1836 wurden die Königlichen Lehranstalten eingerichtet,<br />
was jedoch fehlte, war eine auf Universitäten<br />
und höhere Lehranstalten vorbereitende schulische<br />
Ausbildung sowie ein dafür geeignetes<br />
Schulgebäude. Seit 1850 gab es dazu verschiedene<br />
Initiativen, doch konnten sich Stadt und Königreich<br />
vorerst nicht über die Finanzierung einer solchen<br />
Schule einigen. Nachdem die Not schon weit fortgeschritten<br />
war, wurde 1857 endlich der Schulbau fertig<br />
und es kam zu der gewünschten Umgestaltung<br />
des Schulwesens. Es ist interessant hier hervorzuheben,<br />
dass das Chemnitzer Bürgertum nicht die Einrichtung<br />
eines auf alte Sprachen spezialisiertes Gymnasium<br />
favorisierte, sondern eine die „Realien“<br />
unterweisende Schule bevorzugte. An dieser Realschule<br />
unterrichtete man vor allem Deutsch, Mathematik<br />
und moderne Sprachen.Am 13. Oktober 1857<br />
wurde die Realschule an der damaligen Poststraße<br />
für 140 Schüler und zehn Lehrer eröffnet. Das<br />
Gebäude befand sich mit seiner Frontseite ungefähr<br />
auf der Höhe der heutigen Zentralhaltestelle<br />
gegenüber dem Tietz-Eingang Bahnhofstraße. Ab<br />
1862 wurden an der Schule Reifeprüfungen abgenommen.<br />
Doch schon kurze Zeit später reichte auch<br />
dieses Gebäude nicht mehr aus, um den Ansturm<br />
neuer Schüler aufzunehmen. So wurde für die Realschule<br />
ein neues Bauwerk errichtet und 1869,<br />
Chemnitz hatte bereits 60.000 Einwohner, eingeweiht.<br />
Dieses monumentale Gebäude befand sich an<br />
der Reitbahnstraße 30, ungefähr auf der heutigen<br />
freien Fläche, an der die Straßenbahn in die Annenstraße<br />
einbiegt. Architekt des Bauwerkes war Prof.<br />
Heyn aus Dresden und die Errichtung der neuen<br />
Schule kostete damals die stattliche Summe von<br />
267.000 Mark. Das Gebäude wurde 1945 bei den<br />
Bombenangriffen total zerstört. Der Umzug der seit<br />
1883 offiziell als Realgymnasium benannten Schule<br />
in das heutige Gebäude am Johannisfriedhof hatte<br />
jedoch bereits 1929 stattgefunden. Das alte Gymnasium<br />
war nach 60 Jahren Nutzung längst verschlissen<br />
und die Stadt, welche jetzt über 330.000 Einwohner<br />
zählte, baute sich ein hochmodernes, mit<br />
Sternwarte und Fachkabinetten ausgerüstetes neues<br />
Realgymnasium, das am 20. April 1929 einweiht<br />
wurde.<br />
So las es sich damals in der örtlichen Presse:<br />
„Nicht weniger als 9.000 qm sind es, die das<br />
Hauptgebäude, der Seitenflügel und die den Hof<br />
umgebende Mauer einschließen. Bebaut davon<br />
sind 1963 qm. Der gesamte umbaute Raum<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Das Georgius-Agricola-Gymnasium in Chemnitz<br />
umfasst 40.200 Kubikmeter. Die Baukosten betragen<br />
rund 2,25 Millionen Mark (Reichsmark).<br />
Der Opferwilligkeit von Freunden und Gönnern<br />
des Realgymnasiums, ehemaligen Schülern vor<br />
allem auch von Firmen die am Neubau beteiligt<br />
waren, ist es zu danken, dass der Einbau einer<br />
Orgel von Jehmlich, Dresden in den Festsaal und<br />
einer Kinoeinrichtung in die Aula von der Firma<br />
Köbler & Löppert, Chemnitz möglich war.<br />
Das heutige Georgius-Agricola-Gymnasium ist damit<br />
die älteste höhere Schule und zugleich die erste<br />
Schule ihrer Art in der Stadt. Die Gründung der Realschule<br />
stellte einen Meilenstein in der Konstituierung<br />
des Chemnitzer Schulwesens der Neuzeit dar und<br />
war Ausdruck des Selbstbewusstseins einer sich<br />
damals neu formierenden Bürgerschaft. Unzählige<br />
Generationen junger Chemnitzer – und Karl-Marx-<br />
Städter – genossen an der Schule ihre naturwissenschaftliche<br />
und humanistische Bildung. Das Gymnasium<br />
steht damit sowohl als Synonym für bürgerliche<br />
Bildung in Chemnitz als auch für ihre Kontinuität.<br />
Das 150-jährige Schuljubiläum ist somit nicht nur ein<br />
Ereignis, das ausschließlich die Schule betrifft, sondern<br />
hat ebenso eine wichtige stadthistorische<br />
Bedeutung.<br />
Neben der Bildungskontinuität sind natürlich nicht<br />
die Brüche zu übersehen, die das Gymnasium in den<br />
letzten 150 Jahren erfahren hat. Geboren noch vor<br />
der Gründung des Wilhelminischen Kaiserreiches,<br />
stand es bis 1918 voll und ganz in dessen Bann. Mit<br />
der Weimarer Republik kam nicht nur der Schulneubau.<br />
Nach der Novemberrevolution setzten sich auch<br />
zum Entsetzen damaliger Lehrer neue reformschulorientierte<br />
Unterrichtsprofile durch. Bis 1932 wurden<br />
jeweils mit größeren Festveranstaltungen das 25jährige<br />
Jubiläum 1882, das 50-jährige Jubiläum<br />
1907 und das 75-jährige Jubiläum 1932 gefeiert.<br />
1907 und 1932 erschienen ebenfalls würdigende<br />
Festschriften, die die Entwicklung der Schule und<br />
ihre Bedeutung für die Stadt hervorhoben.<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
11
<strong>ProPhil</strong><br />
Mit dem Machtantritt der Nazis verschwanden<br />
zuerst einige Lehrer, später auch Schüler. Der symbolische<br />
Tiefschlag dieser Zeit war die Demontage der<br />
beiden oberen Jungenplastiken über dem Eingangsportal.<br />
Auf Anweisung des nationalsozialistischen<br />
Direktors wurden die Zierfiguren entfernt, weil für sie<br />
der jüdische Abiturient und spätere amerikanische<br />
Kernphysiker Moritz Goldhaber Modell gestanden<br />
hatte.<br />
Glück im Unglück hatte das Schulgebäude in den<br />
Bombennächten 1945. Es wurde nicht von Sprengbomben<br />
getroffen und der beherzte Hausmeister<br />
und seine Helfer retteten das Gebäude vor dem Ausbrennen,<br />
indem sie die Brandbomben aus dem<br />
Dachstuhl warfen. Beim Neuanfang 1945 in einer<br />
rundum zerstörten Stadt versuchte man einerseits<br />
mit den Schatten der braunen Vergangenheit zu brechen,<br />
ohne dass man andererseits jedoch davor<br />
gefeit war, neue Ungerechtigkeiten zuzulassen. Die<br />
Hauptinhalte der bürgerlichen Bildung blieben, wenn<br />
auch unter sozialistischen Vorzeichen, bestehen,<br />
wobei aber Kindern aus einem so genannten „bürgerlichen<br />
Elternhaus“ der Zugang zum Gymnasium<br />
erschwert wurde.<br />
So wie man mit der Namensgebung von Karl-Marx-<br />
Stadt 1953 die bürgerliche Tradition der Stadt hinter<br />
ihrer proletarischen Komponente verschwinden lassen<br />
wollte, war man auch an der Schule bemüht, sich<br />
ihrer bürgerlichen Etikette zu entledigen. Dazu kam<br />
1954 das 25-jährige Jubiläum des Schulneubaus<br />
gerade recht, um eine „25 Jahrfeier der Karl-Marx-<br />
Oberschule“ durchzuführen und damit eine neue<br />
„sozialistische“ Traditionslinie zu begründen.<br />
So fand 1957 zum 100-jährigen Jubiläum der Schule<br />
an ihr auch keine Festveranstaltung statt, da im offiziellen<br />
damaligen Selbstverständnis der Stadt auch<br />
kein Realgymnasium mehr existierte. Dagegen organisierte<br />
der Freundeskreis Chemnitzer Realgymnasia-<br />
12 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
sten einen würdigen Festakt, für den die Universität<br />
Heidelberg ihren Festsaal zur Verfügung stellte. Weiterhin<br />
publizierte der Verein eine Festschrift. Dem<br />
Freundeskreis Chemnitzer Realgymnasiasten ist es<br />
auch zu danken, dass er über 40 Jahre lang nicht nur<br />
in der Bundesrepublik die Fahne des Chemnitzer<br />
Realgymnasiums hoch hielt. Mit Veranstaltungen<br />
und den Heften „Rote Mützen“ pflegte der Verein<br />
die Verbindung unter den ehemaligen Abiturienten.<br />
Damit half er nach 1989 der Schule in einer unkomplizierten<br />
Weise, sich auch wieder auf ihre ältesten<br />
Traditionen zu besinnen.<br />
Doch abgesehen von den systembedingten Ausrichtungen<br />
während der DDR-Zeit blieb das inzwischen<br />
in Erweiterte Oberschule „Karl Marx“ umbenannte<br />
Gymnasium eine solide Ausbildungsstätte der Stadt,<br />
die bekannt und beliebt war und geachtet wurde.<br />
Nach dem Fall der Mauer vollzog sich schnell eine<br />
Demokratisierung in den Schulstrukturen. Dabei kam<br />
es zu einer intensiven Rückbesinnung auf das teilweise<br />
verschüttete bürgerlich-humanistische Erbe<br />
der Schule. Höhepunkt dieses Prozesses wird im April<br />
2007 die Schulfestwoche werden.Aus diesem Anlass<br />
wurde bereits in diesem Jahr, aufbauend auf dem<br />
vorhandenen Schullogo, ein eigenes Signet für das<br />
150-jährige Jubiläum entwickelt. Es stellt abstrakt<br />
die Portalbauten der bisherigen drei Gymnasien dar,<br />
wobei sich in der Mitte das heute bestehende Bauwerk<br />
klar abhebt. Mit den Schriftzügen „Georgius-<br />
Agricola-Gymnasium“ und „150 Jahre Gymnasium<br />
Chemnitz“ wird die Zusammengehörigkeit der drei<br />
Gebäude hervorgehoben. Prägend für den gegenwärtigen<br />
Schulbau wirkte sich die Kuppel der Bruno-<br />
H.-Bürgel-Sternwarte aus. Zu dieser Festwoche sind<br />
vielfältige Veranstaltungen geplant. Dabei versteht<br />
die Schule diese Festwoche nicht nur als ein besonderes<br />
Ereignis der eigenen Entwicklung sondern, wie<br />
bereits dargelegt, auch in der Stadtgeschichte.<br />
Inhaltlich wird das Gymnasium seit 1991/92 durch<br />
die Etablierung einer vertieft sprachlichen Ausbildung<br />
mit Englisch als Partnersprache geprägt. Die<br />
Fächer Geografie und Geschichte werden als bilinguale<br />
Sachfächer unterrichtet. Seit 2004 legen einige<br />
Abiturienten ihre P4-Prüfung in Geografie in englischer<br />
Sprache ab. Gerade in einer naturwissenschaftlich-technisch<br />
geprägten Stadt wie Chemnitz ist der<br />
Aufbau einer solchen Ausbildungsrichtung zukunftsweisend,<br />
versprechen doch die Wachstumsraten der<br />
mittelständischen Industrie vor allem im Exportsektor<br />
mittelfristig den Bedarf an sprachlich und mathematisch<br />
sehr gut ausgebildeten Führungskräften im<br />
westsächsischen Ballungsraum Chemnitz-Zwickau.<br />
Nach 50 Jahren wird erstmalig auch wieder eine<br />
Festschrift über die Schule erscheinen. Hier wird der<br />
Versuch unternommen, eine höchst wechselvolle<br />
und dennoch durchaus typische Schulgeschichte<br />
über anderthalb Jahrhunderte zu reflektieren.<br />
Informationen zur Schule erhält der interessierte<br />
Leser unter: www.agricola-gymnasium.de<br />
StD Erhard Hänel<br />
(Schulleiter)<br />
Das Georgius-Agricola-Gymnasium Glauchau<br />
Das Georgius-Agricola-Gymnasium liegt in der<br />
Großen Kreisstadt Glauchau im Kreis Chemnitz. Das<br />
Gymnasium bestand bis einschließlich des Schuljahres<br />
2002/2003 aus zwei Gebäuden, die beide auf<br />
Georgius-Agricola-Gymnasium Glauchau<br />
eine lange Geschichte zurückblicken können. Im<br />
Haus I in der Lindenstraße wurde im Jahre 1999 das<br />
140-jährige Bestehen einer höheren Bildungsanstalt<br />
in Glauchau gefeiert. Dort wurden bisher die Schüler<br />
der Sekundarstufe II unterrichtet. Im Haus II in der<br />
Pestalozzistraße begingen die Schule im Jahre 2002<br />
das 100-jährige Jubiläum. Die Zukunft des traditionsreichen<br />
Gymnasiums liegt im Haus II. Durch einen<br />
Ausbau des Gebäudes wurden die nötigen Räumlichkeiten<br />
gewonnen, damit die Sekundarstufe II seit<br />
dem Schuljahr 2003/2004 hier unter besten Bedingungen<br />
lernen kann. In den letzten Jahren wurden<br />
moderne Chemie- und Physikräume eingerichtet.<br />
Der Ausbau der Biologiekabinette und eines Zeichensaales<br />
sowie von Kursräumen schaffen ideale<br />
Voraussetzungen für das erfolgreiche Lernen an diesem<br />
Gymnasium. Daneben verfügt das Haus über<br />
zwei Computerkabinette. Dadurch kann durchgängig<br />
von den Klassen 7 bis 12 Informatikunterricht<br />
angeboten werden. Das Gymnasium bietet sowohl<br />
das sprachliche als auch das mathematisch-naturwissenschaftliche<br />
Profil an.<br />
Seit dem Bestehen des Georgius-Agricola-Gymnasiums<br />
wird stets viel Wert auf eine anspruchsvolle<br />
Beschäftigung der Schüler auch außerhalb des<br />
Unterrichts gelegt. So entstanden zahlreiche Arbeitsgemeinschaften,<br />
die den Interessen unserer Schüler<br />
entsprechen, z.B. die AG Geschichte, die AG English<br />
Conversation, die Tanzgruppe, Theatergruppen und<br />
die Schulchöre, die das Profil der Schule wesentlich<br />
prägen.
Aber auch auf dem Gebiet des Sports werden weder<br />
Zeit noch Mühen gescheut, um die Schüler zu motivieren<br />
und auszubilden. Zahlreiche 1. Plätze in Wettkämpfen<br />
sind der Lohn dafür.<br />
Um die Fremdsprachenkompetenz der Schüler zu fördern,<br />
bietet das Georgius-Agricola-Gymnasium den<br />
Schülern neben der AG-Tätigkeit auch die Möglichkeit,<br />
durch den Schüleraustausch mit den USA,<br />
Frankreich und England vor Ort ihre Sprachkenntnisse<br />
zu erproben.<br />
Das Georgius-Agricola-Gymnasium wurde mit dem<br />
„Schule-Wirtschaft-Oskar 2005“ ausgezeichnet.<br />
Damit wird die Zusammenarbeit der Schule mit 24<br />
Unternehmen aus der Region gewürdigt. Neben<br />
Ingenieurbüros, Banken, Baufirmen, Automobilzulieferern,<br />
Ver- und Entsorgungsunternehmen gehört<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Die Personal- und Beschäftigungssituation im RSA Dresden<br />
im Schuljahr 2006/07<br />
Im Bereich des Regionalschulamtes Dresden sind in<br />
diesem Schuljahr alle Lehrer am Gymnasium auf<br />
mindestens 80,77%, das entspricht 21/26 eines<br />
Vollzeitbeschäftigten, aufgestockt worden. Diese<br />
gleichmäßige Aufstockung ist Ergebnis der Verhandlungen<br />
zwischen den Tarifvertragsparteien zur<br />
Umsetzung des Bezirkstarifvertrages (BTV). Weiterhin<br />
wurde dort festgelegt, dass zwischen den<br />
Schularten ein Ausgleich dahingehend durchzuführen<br />
ist, dass eine Aufstockung des Beschäftigungsumfangs<br />
an beiden Schularten, Mittelschule<br />
und Gymnasium, zu erfolgen hat. Dazu wurde den<br />
Lehrern der Mittelschule die Möglichkeit der Abordnung<br />
oder Versetzung angeboten. Der Vorschlag des<br />
PVS, dass Mittelschullehrer entsprechend des Bedarfes<br />
vorerst nur abgeordnet werden, wurde von der<br />
GEW abgelehnt. Die GEW konnte in den Verhandlungen<br />
ihre Interessen weitgehend erfolgreich durchsetzen.<br />
So wurden bis auf wenige Einzelfälle alle Mittelschullehrer,<br />
die dies wünschten, an ein Gymnasium<br />
versetzt. Im RSA Dresden sind dies rund 95 Lehrer<br />
(ca. 75 Stellen). Etwa 5 Lehrer wurden abgeordnet.<br />
Das Regionalschulamt hatte keinen Ermessensspielraum,<br />
den Wunsch des Mittelschullehrers auf Versetzung<br />
bzw. Abordnung an ein Gymnasium abzulehnen.<br />
Dies war nur möglich, wenn der Kollege keine<br />
Ausbildung für zwei am Gymnasium zu unterrichtende<br />
Fächer hatte. Der fächerspezifische Bedarf der<br />
Gymnasien spielte in diesem Verfahren keine Rolle.<br />
Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat der von der<br />
GEW und vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung<br />
(IFS) verbreiteten „Lehrerumfrage“<br />
vehement widersprochen.<br />
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef<br />
Kraus nahm dazu wie folgt Stellung:<br />
„Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr in Zweifel zu<br />
ziehen. Die 1.034 befragten Lehrer können keine<br />
repräsentative Stichprobe sein, denn mit einer so<br />
kleinen Stichprobe kann man die nach 16 Bundesländern<br />
und jeweils mindestens fünf verschiedenen<br />
Schulformen differenzierte Lehrerschaft nicht abbil-<br />
auch das Krankenhaus zu den Partnern.<br />
Ab der Klassenstufe fünf werden die Kinder schrittweise<br />
in die Berufs- und Arbeitswelt eingeführt. Sie<br />
lernen Technik genauso kennen wie die beruflichen<br />
Anforderungen. Die mit den Unternehmen vereinbarte<br />
Zusammenarbeit besteht aus regelmäßigen<br />
Betriebsbesuchen der Klassen fünf bis sieben.<br />
Schüler der 8., 9. und 10. Klassen absolvieren einen<br />
Teil ihres Profilunterrichts in den Unternehmen, die<br />
sich für die Elfer und Zwölfer als Praxispartner bei<br />
Besonderen Lernleistungen, bei Ferienjobs und Praktika<br />
erweisen. Mit diesem Engagement will die Schule<br />
ihre Gymnasiasten zielgerichtet für ein Studium<br />
interessieren. Im Jahr 1999 wollten nur 64 Prozent<br />
der Abiturienten studieren. „Das war uns damals zu<br />
wenig“ erinnert sich Schulleiterin Christine Kästner.<br />
Dabei hatte das Wunschgymnasium des Kollegen<br />
eine hohe Priorität. Bei ungünstiger Häufung von<br />
einzelnen Fachkombinationen an einer Schule bzw.<br />
zum Ausgleich wurden mit den betreffenden Mittelschullehrern<br />
der betroffenen Schule Gespräche zur<br />
Umlenkung auf andere Gymnasien geführt, was<br />
jedoch nur selten auftrat.<br />
Da mehr Mittelschullehrer als benötigt sich an das<br />
Gymnasium versetzen ließen, wird der dadurch entstandene<br />
Überhang als „pädagogisches Plus“ den<br />
Schulen in Eigenverantwortung zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Der Aufstockungsumfang über die garantierten<br />
80,77% zeigt sich durch diese Praxis an den Schulen<br />
sehr unterschiedlich. Hier geht es in erster Linie um<br />
die Absicherung des fächerspezifischen Bedarfs an<br />
den einzelnen Gymnasien. Je nach Gymnasium liegt<br />
dieser Bedarf besonders in den Fächern Französisch,<br />
Englisch, Latein, Biologie, Chemie, Physik und<br />
Mathematik.<br />
Das Sportgymnasium in Dresden hat auf Grund seiner<br />
Spezifik (Profilsportbereich, Sonderunterricht für<br />
Auswahlkader) einen erhöhten Aufstockungsumfang<br />
erhalten. Das Kultusministerium entschied, dass die<br />
Lehrer am Landesgymnasium St. Afra auf Grund der<br />
dort geltenden Besonderheiten im Schulbetrieb voll<br />
eingesetzt werden.<br />
Die an die SALF, an das Comenius-Institut und an<br />
das SMK abgeordneten Lehrer fallen unter den vom<br />
BTV festgelegten Beschäftigungsumfang. Diese Leh-<br />
den. Für die 160.000 Lehrer, die im Deutschen Lehrerverband<br />
und in seinen vier Mitgliedsverbänden<br />
organisiert sind, gilt: Keine zehn Prozent dieser Lehrer<br />
wollen eine über eine vierjährige Grundschule<br />
hinausgehende gemeinsame Schulzeit aller Schüler.<br />
Die von der GEW verbreiteten Daten und Interpretationen<br />
zeigen einmal mehr, wie blind die GEW schulpolitisch<br />
auf dem linken Auge ist. Sonst müsste sie<br />
wissen, dass alle maßgeblichen innerdeutschen<br />
Schulstudien einer verlängerten gemeinsamen<br />
Schulzeit ein vernichtendes Urteil ausstellen. Im übrigen<br />
haben die Wähler einer einheitlichen Beschu-<br />
Die Schule schrieb Hochschulen und Unternehmen<br />
an, die sich „aufgeschlossen gezeigt“ und sich bei<br />
Elternabenden präsentiert haben. Die Quote der Studierwilligen<br />
stieg bis 2005 auf 78 Prozent, wobei die<br />
Ingenieurstudienrichtungen wenig beliebt seien. Das<br />
liege daran, dass es viele Ingenieure gibt, die keinen<br />
Job haben. „Dennoch werden qualifizierte Leute<br />
gebraucht“, beschreibt Kästner die Erfahrung, die<br />
die Lehrer beim Unternehmertag im April gemacht<br />
haben. Das war der Auslöser des Projekts. Die<br />
Mathe- und Geografielehrerin Kerstin Pyritz suchte<br />
und fand Kontakte zu Unternehmen, die bereit sind,<br />
mitzuarbeiten.<br />
Quelle:<br />
http://www.gymnasium-glauchau.de<br />
rer wurden in der Regel auf 22/26 eines Vollzeitbeschäftigten<br />
aufgestockt. Die Personalräte sind in diesem<br />
Schuljahr bei den über 80,77% hinaus- gehenden<br />
Aufstockungen des Beschäftigungsumfangs<br />
nicht zu beteiligen. Die Auswahlentscheidungen für<br />
Aufstockungen am jeweiligen Gymnasium müssen<br />
aber fachlich bzw. schulorganisatorisch begründet<br />
sein. Im Interesse der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
zwischen Personalrat und Dienstelle sind die<br />
ÖPR über diese Aufstockungen zu informieren.<br />
Versetzungswünsche von Gymnasiallehrern an ein<br />
anderes Gymnasium konnten durch das RSA Dresden<br />
weitgehend realisiert werden, wobei die Anzahl<br />
dieser Wünsche im Durchschnitt der letzten Jahre<br />
lag.<br />
Der Ergänzungsbereich an den Gymnasien wurde<br />
voll ausgereicht, wobei davon 40% als VGB-Stunden<br />
(Vertretung im Grundbereich) von den Schulleitern<br />
zu planen sind.<br />
Wichtig ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass<br />
Altersteilzeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht<br />
mehr im Blockmodell absolviert werden kann, sondern<br />
nur noch über die verringerte Unterrichtsverpflichtung<br />
über den gesamten Zeitraum hinweg, also<br />
im Teilzeitmodell. Bereits sich in Altersteilzeit befindliche<br />
Kollegen sind von dieser Regelung nicht betroffen.<br />
Steffen Pabst<br />
Lehrer wollen keine Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit<br />
lung in den letzten Jahren wiederholt eine Absage<br />
erteilt. Der jeweilige Wechsel vor allem der Landesregierungen<br />
in Hessen, Niedersachsen, Hamburg und<br />
Nordrhein-Westfalen hat ein Schulsystem bestätigt,<br />
das ab der 5. Klasse nach verschiedenen weiterführenden<br />
Schulformen differenziert ist. Insofern ist<br />
der Versuch der GEW, mittels Auftragsbefragung den<br />
Ladenhüter Gesamtschule herbeirechnen zu wollen,<br />
nichts anderes als Ausdruck von Hilflosigkeit.“<br />
Waltraud Fuchs<br />
Deutscher Lehrerverband<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
13
<strong>ProPhil</strong><br />
„Ausgebrannte” Lehrer – Klischee oder Realität?<br />
Im Gespräch: Prof. K. Scheuch, F. Eiselt, F. Haubitz,<br />
Dr. R. Seibt (v.l.n.r.)<br />
Aktuelle Studien zeigen, dass ein hoher Prozentsatz<br />
der Lehrer vorzeitig aus dem Beruf ausscheidet, frühzeitig<br />
pensioniert oder dienstunfähig wird. Bekanntermaßen<br />
scheiden die meisten dieser Lehrkräfte aus<br />
Emotionale Erschöpfung (EM)<br />
Zynismus (ZY)<br />
Leistungsfähigkeit (LF)<br />
14 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
gesundheitlichen Gründen aus, insbesondere aufgrund<br />
psychosomatischer oder psychischer Erkrankungen.<br />
Als Ursachen dafür werden berufsbedingte<br />
chronische Überlastungssituationen diskutiert. Zur<br />
„Risikogruppe“ gehören bereits jüngere Lehrkräfte,<br />
und das bei einem bundesweiten Trend der zunehmenden<br />
Überalterung von Lehrerkollegien. Individuell<br />
ist die berufliche Belastung im Lehrerberuf aber<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Doch bevor es zu diesen Erkrankungen kommt, fallen<br />
die Betroffenen durch gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />
auf. Burnout steht dann am Ende<br />
eines schleichend einsetzenden, langwierigen Prozesses<br />
und bedeutet so viel wie „Ausgebrannt Sein“.<br />
Das Krankheitsbild Burnout-Syndrom ist wissenschaftlich<br />
zurzeit noch nicht einheitlich definiert; es<br />
gibt keine eigenständige Krankheitsdiagnose, es ent-<br />
Tab. 1: Anamnesedaten und Burnout-Risiko (Selbstauskunft) für Lehrer im Vergleich zu Erziehern und Bürofachkräften<br />
Teilnehmerquote (in Prozent)<br />
Altersdurchschnitt (Jahre)<br />
Altersbereich (Jahre)<br />
Durchschnittliche Dienstjahre<br />
Durchschnittliche Arbeitszeit<br />
bei Vollbeschäftigten [ h/Woche ] 1<br />
Durchschnittliche Arbeitszeit<br />
bei Teilzeitbeschäftigten [ h/Woche ] 1<br />
Anteil von Teilzeitbeschäftigten (in Prozent)<br />
Burnout-Syndrom: Komponenten [ Punkte ]<br />
- geringe EM: ≤ 2,0<br />
- mittlere EM: > 2,0 - < 3,2<br />
- hohe EM: ≥ 3,2<br />
- geringer ZY: ≤ 1,0<br />
- mittlerer ZY: > 1,0 - < 2,2<br />
- starker ZY: ≥ 2,2<br />
- hohe LF: ≤ 4,0<br />
- mittlere LF: > 4,0 - < 5,0<br />
- geringe LF: ≥ 5,0<br />
Burnout: Gesamtwert<br />
- keine Symptome: < 1,5<br />
- Symptome: ≥ 1,5 - < 3,5<br />
- Burnout: ≥ 3,5 - 6,0<br />
Anmerkung: 1 bei Lehrern: incl. Aufsicht, Vor- und Nachbereitung, Korrektur, Eltern/Schülerarbeit, Verwaltung<br />
hält aber klinische Symptome, die sich in einer psychosomatischen<br />
oder psychischen Krankheit manifestieren<br />
und langfristig zur Arbeitsunfähigkeit führen<br />
können. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und<br />
leer, sehen in ihrer Arbeit keinen Sinn und Nutzen<br />
mehr und verlieren den Glauben an sich selbst. Meist<br />
gehen vielfältige körperliche Beschwerden (z.B.<br />
Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Schwindel,<br />
Magen-Darm-Beschwerden, Muskel- und Rückenschmerzen<br />
sowie psychische Beschwerden (z.B.<br />
Depression, Ängste) mit massiven Konzentrationsund<br />
Gedächtnisstörungen, Leistungs- und Antriebsschwäche<br />
und einer ausgeprägten Müdigkeit einher.<br />
Charakteristisch sind auch verminderte Immunabwehr<br />
und Krankheitsanfälligkeit. Zudem neigen Burnout-Betroffene<br />
häufig zu Perfektionismus und verfügen<br />
in schwierigen Situationen nicht über<br />
58 86 61<br />
45<br />
(25 - 61)<br />
44<br />
(22 - 61)<br />
43<br />
(20 -60)<br />
19 21 20<br />
45 36 40<br />
35 31 26<br />
14 69 23<br />
Mittelwert 2,6<br />
1,4 1,9<br />
Anteil [ % ] 33<br />
82 67<br />
Anteil [ % ] 33<br />
11 17<br />
Anteil [ % ] 34<br />
8 17<br />
Mittelwert 1,1<br />
0,4 0,8<br />
Anteil [ % ] 64<br />
86 75<br />
Anteil [ % ] 21<br />
14 15<br />
Anteil [ % ] 15<br />
0 10<br />
Mittelwert 1,0<br />
0,6 0,7<br />
Anteil [ % ] 66<br />
80 0<br />
Anteil [ % ] 26<br />
15 17<br />
Anteil [ % ] 8<br />
5 0<br />
Mittelwert<br />
Lehrer Erzieher Bürofachkräfte<br />
1,7 0,9 1,2
angemessene Bewältigungsstile (z.B. Fähigkeit zur<br />
Erholung). Das Besondere ist, dass sie früher in ihrer<br />
Arbeit überragende Leistungen erbrachten, zu denen<br />
sie sich inzwischen nicht mehr in der Lage sehen.<br />
Viele Lehrkräfte sind offensichtlich der Auffassung,<br />
sich für ihren Beruf „aufopfern“ und das Risiko von<br />
Beeinträchtigungen des Wohlbefindens oder Erkrankungen<br />
wissentlich „in Kauf nehmen“ zu müssen.<br />
Aber „ausgebrannte Lehrkräfte“, die sich nur noch<br />
mit der Erfüllung ihrer Aufgaben und Verpflichtungen<br />
abquälen, gefährden nicht nur die eigene Gesundheit,<br />
sondern übertragen dieses Leiden auch auf<br />
Schulklassen, ihr Kollegium und das Schulklima.<br />
In diesem Beitrag soll das Burnout-Ausmaß und<br />
damit der Anteil „ausgebrannter GymnasiallehrerInnen“<br />
(Lehrer) im Vergleich zu zwei Berufsgruppen –<br />
Erzieherinnen (Erzieher) und Bürofachkräften (BFK) –<br />
betrachtet werden. Zu klären gilt, ob Lehrer tatsächlich<br />
stärker „burnoutgefährdet“ sind als andere<br />
Berufsgruppen, die ebenfalls vorwiegend psychisch<br />
belastet sind und für die eine emotional engagierte<br />
Hinwendung zu anderen Menschen gefordert ist.<br />
Zur Messung von Burnout wurde das bekannte<br />
Maslach Burnout Inventory (Fragebogen) mit<br />
den drei Symptomgruppen (Burnout-Komponenten)<br />
eingesetzt:<br />
■ Emotionale Erschöpfung: subjektives Erleben<br />
von Kraftlosigkeit, Ohnmacht, dem Gefühl nicht<br />
verstanden zu werden, am Ende zu sein<br />
■ Zynismus: gefühllose, abgestumpfte Reaktion<br />
gegenüber Schülern.<br />
■ Reduzierte Leistungsfähigkeit: Leistungsunzufriedenheit,<br />
Antriebsverlust, der sich in<br />
mangelnder Tatkraft äußert.<br />
Ein Burnout-Syndrom wird bei hohen Ausprägungen<br />
von Erschöpfung und Zynismus und reduzierter<br />
Leistungsfähigkeit vermutet.<br />
Das Burnout-Risiko wurde für 100 Lehrer, 65 Erzieher<br />
und 60 Bürofachkräfte untersucht (Tab. 1). Ihr<br />
Durchschnittsalter betrug 44 Jahre und sie wiesen<br />
durchschnittlich 20 Dienstjahre auf. Der überwiegende<br />
Teil von ihnen arbeitete im fest angestellten<br />
Arbeitsverhältnis. Die Teilzeitbeschäftigung variierte<br />
zwischen 14% (Lehrer) und 69 % (Erzieher).<br />
Nach Schätzungen von Arbeitsmedizinern sollen<br />
bereits etwa 5 % der 25- bis 40jährigen Angestellten<br />
in Deutschland an akuter chronischer Erschöpfung<br />
leiden (Linneweh 1996). Frauen sollen vom Burnout-<br />
Syndrom stärker betroffen sein als Männer, was<br />
durch ihre Doppelfunktion in Familie und Beruf<br />
begründet wird. Nach Literaturangaben haben Lehrer<br />
ein höheres Burnout-Risiko als Erzieher und Bürofachkräfte.<br />
Die Auftrittshäufigkeit von Burnout im<br />
Lehrerberuf variiert jedoch in einzelnen Studien zwischen<br />
10 - 35 % und hängt vom Schultyp ab. Gymnasiallehrer<br />
scheinen häufiger betroffen zu sein,<br />
wobei sich nach Prof. Bauer (Uniklinikum Freiburg,<br />
Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie)<br />
weitere 30 % im Vorstadium zum Burnout<br />
befinden. Bei den Erziehern wird von etwa 10 %<br />
ausgegangen, die emotional erschöpft oder ausgebrannt<br />
sind. Zum Burnout-Risiko von Bürofachkräften<br />
gibt es nur wenige Studien. Es werden aber auch<br />
hier von 1/3 der Beschäftigten hohe Werte für emotionale<br />
Erschöpfung und Antriebsverlust und von 1/4<br />
hohe Zynismus-Werte berichtet, wobei jüngere Bürofachkräfte<br />
günstigere Werte erreichten.<br />
Burnout-<br />
Risiko<br />
Burnout-<br />
Symptome<br />
kein<br />
Burnout<br />
3<br />
11<br />
22<br />
Burnout-Risiko<br />
Anmerkung: Risikobewertung: keine Symptome: < 1,5 Symptome: ≥ 1,5 - < 3,5, Burnout: ≥ 3,5 - 6,0<br />
42<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Häufigkeiten [%]<br />
Zur Diskussion steht, ob Lehrern die „Belastbarkeit“<br />
fehlt, oder sie mit den schulspezifischen Belastungen<br />
falsch umgehen? Wohl eher nicht, denn Studien<br />
belegen, dass sich Lehrer häufig zu viel statt zu<br />
wenig vornehmen und eine hohe Leistungsbereitschaft<br />
zeigen; bei Burnout-Betroffenen ist diese<br />
sogar zu hoch, jedoch weniger zielorientiert.<br />
Allerdings existiert eine kaum überschaubare Vielfalt<br />
von Burnout-Konzepten und Messinstrumenten, die<br />
ein widersprüchliches Bild vermitteln und die Entstehungsquellen<br />
des Ausbrennens nicht ausreichend<br />
erklären. Die Beurteilung von eigentlichem Burnout<br />
auf der Basis der oben genannten Symptomgruppen<br />
ist – auch in dieser Untersuchung – nur unter Vorbehalt<br />
möglich. Solange für bestimmte Gruppen (Tätigkeit,<br />
Geschlecht, Alter) keine verbindlichen kritischen<br />
Burnout-Grenzwerte vorliegen, sind pauschale Kategorien<br />
wie „ausgebrannt” oder „burnoutgefährdet”<br />
zurückhaltend zu betrachten. Es gibt bisher nur eine<br />
finnische Arbeit aus dem Jahr 2003 mit empfohlenen<br />
Kriterien zur Bewertung des Burnoutgrades, die auch<br />
in unserer Untersuchung angewendet wurden.<br />
Wie sehen nun die Ergebnisse dieser Untersuchung<br />
aus?<br />
Es bestätigt sich für Lehrer eine höhere Ausprägung<br />
des Burnout-Risikos in allen drei Burnout-Komponenten,<br />
während Erzieher das geringste Burnout-<br />
Risiko berichten (Tab. 1). An einem vollständigen<br />
Burnout-Syndrom leiden aber nur 3 % der Bürofachkräfte<br />
(Abb. 1). Einzelne Burnout-Symptome sind bei<br />
58 % der Lehrer, aber nur bei 22% der Bürofachkräfte<br />
und 11 % der Erzieher zu finden (Abb. 1). Im Vergleich<br />
zu anderen Untersuchungen spiegeln diese<br />
Burnout-Werte geringere Ausprägungen bzw. Auftretenshäufigkeiten<br />
wider. Allerdings handelt es sich<br />
bei den untersuchten Teilnehmern um eine „Positivauswahl“<br />
(sehr gesundheitsorientiert), so dass anzunehmen<br />
ist, dass die „wahren“ Werte höher liegen.<br />
Zusätzlich wirkt sich der Einfluss der Teilzeitarbeit<br />
aus, denn je höher die Arbeitszeit, umso höher das<br />
Burnout-Risiko. Aufschlussreich ist, dass Lehrer im<br />
Vergleich zu Erziehern und Bürofachkräften häufiger<br />
an stressbedingter Erschöpfung leiden, relativ wenig<br />
depersonalisieren (z.B. Schüler als „Objekte“ behan-<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Lehrer<br />
Erzieher<br />
Abb. 1:<br />
Anteil [%] des Burnout-Risikos für Lehrer (n = 100), Erzieher (n = 65) und Bürofachkräfte (n = 60)<br />
58<br />
75<br />
89<br />
deln) und etwas häufiger berufliche Erfolgserlebnisse<br />
registrieren.<br />
Burnout – was kann man tun?<br />
Effektive Maßnahmen dieser ungünstigen Entwicklung<br />
zu begegnen, fehlen scheinbar. „Von Burnout<br />
im Endstadium bis hin zur psychischen Krankheit ist<br />
es oft nur ein kleiner Schritt“. Daher kommt der<br />
rechtzeitigen Vorbeugung (Prävention) eine entscheidende<br />
Bedeutung zu. Die Erfolge sind am<br />
besten, wenn die Hilfe im Frühstadium erfolgt. Empfohlen<br />
wird zunächst die Teilnahme an einer Supervisionsgruppe,<br />
d.h. an einer psychotherapeutisch<br />
geführten Kollegengruppe, die sich in bestimmten<br />
Abständen trifft. Im fortgeschrittenen Stadium kann<br />
eine Einzelfall-Psychotherapie helfen. Oft werden<br />
aber solche Hilfen nicht oder viel zu spät in Anspruch<br />
genommen. Persönlich kann man Burnout-Gefährdung<br />
entgegentreten, indem man versucht, zu hohe<br />
Belastungen und Leistungsdruck abzubauen, realistische<br />
Ansprüche festzulegen (u.a. Erwartungen<br />
Außenstehender klären) und organisatorische<br />
Schutzfaktoren bzw. Ressourcen zu mobilisieren.<br />
Allerdings setzt dies die Bereitschaft voraus, sich<br />
intensiv und systematisch mit dem Zusammenhang<br />
von Arbeit und Gesundheit auseinanderzusetzen,<br />
d.h. sich dazu Wissen anzueignen und Sensibilität zu<br />
entwickeln. Darauf sind viele Schulen und Lehrerkräfte<br />
noch zu wenig eingestellt und vorbereitet.<br />
Selbst außergewöhnlicher Arbeitsstress führt nicht<br />
zwangsläufig zu gesundheitlicher Beeinträchtigung<br />
oder Arbeitsunfähigkeit. Etwas Stress muss sein, aber<br />
das richtige Maß ist für jeden anders! Um sich motivieren<br />
zu können, braucht man Herausforderungen<br />
durch die Arbeit! Alles ist eine Frage der Balance!<br />
Fehlende Ressourcen können Stress verstärken, vorhandene<br />
Ressourcen als Schutzfaktoren gegen<br />
Stress wirken.<br />
Autoren:<br />
Institut und Poliklinik für Arbeits- u. Sozialmedizin<br />
der Technischen Universität Dresden<br />
Dr. rer. nat. Reingard Seibt<br />
(Bereichsleiterin Psychophysiologische Diagnostik),<br />
Dipl.-Psych. Diana Dutschke (Projektmitarbeiterin),<br />
Steffen Pabst (<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong>)<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
Bürofachkräfte<br />
15
<strong>ProPhil</strong><br />
Auswertung der Abiturprüfung 2006<br />
an allgemein bildenden Gymnasien, Abendgymnasien und Kollegs im Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />
I. Zulassung und Bestehen der Abiturprüfung<br />
Ohne diejenigen Schüler, die wegen längerer Krankheit (auch zum Nachtermin) die Abiturprüfung noch nicht<br />
abschließen konnten:<br />
Anzahl Anteil<br />
Schüler der Jahrgangsstufe 12 insgesamt: 15.025<br />
Schüler, die am Ende des Kurshalbjahres 12/I zurückgetreten sind: - 234<br />
Schüler, die die Zulassung zur Abiturprüfung beantragt haben: = 14.791<br />
Schüler, die zur Abiturprüfung nicht zugelassen werden konnten: - 70<br />
Schüler die zur Abiturprüfung zugelassen wurden:<br />
darunter Wiederholer der Abiturprüfung des Vorjahres: 422<br />
= 14.721 100,0%<br />
Schüler, die das Abitur nicht bestanden haben: - 701<br />
Schüler, die das Abitur bestanden haben = 14.020 95,2%<br />
Bestehensquote: 95,2% (Vorjahre: 2001: 91,3%, 2002: 94,2%, 2003: 93,7%, 2004: 94,9%, 2005: 95,0%)<br />
Besondere Lernleistung: Teilnehmer: 463<br />
Verteilung der erreichten Punkte Anzahl besonderer Lernleistungen<br />
in vierfacher Wertung<br />
60 - 49 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .333<br />
48 - 37 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113<br />
36 - 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39<br />
24 - 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />
12 - 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2<br />
0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .0<br />
Besondere Lernleistung - Mittelwert: 1,5<br />
Das neue Tarifrecht des öffentlichen Dienstes in den Ländern<br />
Der neue Tarifvertrag für die Länder (TV-L), gültig außer<br />
für Hessen und Berlin, ist unterschrieben und tritt damit<br />
am 1.11.2006 in Kraft. Vom Mitglied der Tarifkommission<br />
der dbb, Jürgen Kretzschmar, wurde am 6.7.2006 in<br />
Dresden sachkundig über wichtige Bestimmungen<br />
informiert.<br />
Das Wichtigste zuerst: Der am 31.10.2006 vorhandene<br />
Besitzstand bleibt gewahrt.<br />
Der Tarifvertrag für den Länderbereich gilt nur für<br />
Beschäftigte bis zur derzeitigen Vergütungsgruppe Ia.<br />
Für alle anderen Beschäftigten werden individuelle<br />
Arbeitsverträge abgeschlossen, die nicht diesem TV-L<br />
unterliegen.<br />
Die derzeitige Kinderzulage pro Kind wird für alle bis<br />
zum 31.12.2006 geborenen Kinder weiterhin gezahlt.<br />
Für alle bereits geborenen Kinder muss am 1.11.2006<br />
ein Kindergeldanspruch bestehen, damit die Kinderzulage<br />
weiter gezahlt werden kann. Eine Ausnahme bildet<br />
hier der Wehr- und Zivildienst. Dieser Anspruch lebt bei<br />
der Beendigung dieses Dienstes wieder auf. Bei einer<br />
sonstigen Unterbrechung des Kindergeldanspruches,<br />
z.B. durch eigenes entsprechend hohes Erwerbseinkommen<br />
des Kindes bis zum Studium, lebt dieser Anspruch<br />
auf Zahlung der Kinderzulage nicht wieder auf.<br />
Für alle am 31.12.2006 im Dienst befindliche Beschäftigte<br />
wird ein Vergleichseinkommen ermittelt. Dieses<br />
besteht aus dem derzeitigen Grundgehalt, des Ortszuschlages<br />
Stufe 1 oder 2 (ohne Kinderzulage) und der allgemeinen<br />
Zulage. Dieses Vergleichseinkommen zuzüglich<br />
der Kinderzulagen wird auf jeden Fall gezahlt und<br />
dient der Einordnung in eine Entwicklungsstufe in der<br />
jeweiligen Entgeltgruppe. Man wird in die Entwicklungsstufe<br />
eingeordnet, die man gerade überschreitet.<br />
Das Vergleichsentgelt wäre jetzt diese individuelle Zwischenstufe.<br />
16 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
■ Beispiel: In der Entgeltgruppe 13 beträgt das Einkommen<br />
in der Entwicklungsstufe 3 3.300 Euro,<br />
in der Entwicklungsstufe 4 3.630 Euro (100%<br />
Vollbeschäftigung). Als individuelles Vergleichsentgelt<br />
hat der Beschäftigte 3.520 Euro. Er<br />
bekommt diesen Betrag weiterhin als individuelle<br />
Zwischenstufe gezahlt, da der Betrag ja zwischen<br />
den Entwicklungsstufen 3 und 4 liegt. Zum<br />
1.11.2008 steigt er dann in die Entwicklungsstufe<br />
4 auf. Ab diesem Zeitpunkt folgt die Vergütung<br />
dann der neuen Tabelle, da das Vergleichseinkommen<br />
nicht mehr unterschritten wird. Das Vergleichseinkommen<br />
wird dynamisiert, wird also bei<br />
Tarifabschlüssen und bei der Anpassung auf<br />
100% „Westgehalt“ als Grundlage genommen.<br />
■ Bei langjährig Beschäftigten, die bereits jetzt ein<br />
Vergleichseinkommen beziehen, das über der<br />
neuen höchsten erreichbaren Entwicklungsstufe<br />
liegt wird dieses Einkommen als individuelle Endstufe<br />
mit Dynamik festgelegt. Das bedeutet, der<br />
Beschäftigte erhält damit sein bisheriges Einkommen<br />
lebenslang bis zum Erreichen der gesetzlichen<br />
Altersrente. Dieses Einkommen wird bei<br />
Tarifsteigerungen und der Ost-West-Anpassung<br />
als Grundlage genommen. Für diese Beschäftigten<br />
ändert sich damit in der Vergütung nichts.<br />
Wäre dieser Tarifvertrag nicht abgeschlossen worden,<br />
hätte der Beschäftigte zwar sein bisheriges<br />
Gehalt, ev. Steigerungsstufen und die 100%-<br />
Anpassung durch die Nachwirkung des alten<br />
Tarifvertrages erhalten, weitere lineare Tariferhöhungen<br />
wären nicht gekommen, da der bisherige<br />
BAT von den Ländern nicht mehr verhandelt<br />
wurde.<br />
II. Erreichte Durchschnittsnoten<br />
auf den Zeugnissen<br />
der allgemeinen Hochschulreife:<br />
1,0 - 1,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,2%<br />
1,5 - 1,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16,7%<br />
2,0 - 2,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26,0%<br />
2,5 - 2,9: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28,7%<br />
3,0 - 3,4: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20,4%<br />
3,5 - 4,0: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,0%<br />
Durchschnittsnoten-Mittelwert: 2,4<br />
Zum Vergleich die Ergebnisse<br />
aus den vorherigen Jahren:<br />
2000: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />
2001: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />
2002: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />
2003: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,5<br />
2004: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2,4<br />
Fairerweise muss man auch sagen, dass es Beschäftigte<br />
gibt, die das bisherige Lebenseinkommen nicht mehr<br />
erreichen. Dieser Tarifvertrag ist eben ein Kompromiss.<br />
Bisher war es so, dass man in jungen Jahren wenig verdiente<br />
und alle 2 Jahre eine Erhöhung bekam. Im 45.<br />
Lebensjahr (BAT IIa) erreichte man dann sein relativ<br />
hohes Endgehalt. Diese Kurve wurde nun abgeflacht.<br />
Zukünftig ist das Anfangseinkommen höher, dafür die<br />
Endstufe niedriger. Kollegen, die so Ende 30, Anfang 40<br />
sind, werden nie das bisherige Endeinkommen erreichen.<br />
Dadurch, dass sie im Vergleich zum neuen Tarifvertrag<br />
in den Anfangsjahren weniger verdient haben,<br />
haben sie insgesamt ein niedrigeres Lebenseinkommen.<br />
Insgesamt wird auch das Einkommen von zukünftigen<br />
kinderreichen Familien, deren Kinder ab 2007 geboren<br />
werden, niedriger sein. Man kann nur hoffen, dass<br />
durch eine familienfreundliche Politik von Bund und<br />
Ländern in Zukunft dies kompensiert werden kann.<br />
Für alle Beschäftigten, die laut Arbeitsvertrag keinen<br />
Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld haben, wird<br />
erstmals im Jahr 2007 50% der nach dem neuen TV-L<br />
zu gewährenden Jahressonderzahlung überwiesen. Ab<br />
2008 erhalten sie die Jahressonderzahlung ungeschmälert.<br />
Für Lehrer bleibt wie bisher die Arbeitszeit durch Verweis<br />
auf das Beamtenrecht geregelt.<br />
Der Tarifvertrag hält auch Neuerungen zur Führung der Personalakte<br />
bereit. Bei Aufnahme für den Arbeitnehmer<br />
ungünstigen Sachverhalten in die Personalakte muss dieser<br />
nicht mehr gehört werden.<br />
Der Beschäftigte kann aber jederzeit (in der Regel zu den<br />
Sprechzeiten) Einsicht in seine Personalakte nehmen und<br />
auf sein Verlangen hin, sind Kopien anzufertigen.<br />
Steffen Pabst
Auszeit auf zwei Rädern (2. Teil)<br />
Nach zwei Wochen in Deutschland und einem harmonischen<br />
Weihnachtsfest im Kreise der Familie und<br />
Freunde, kam mir meine bisherige Reise nun sehr<br />
unwirklich vor. Noch einmal gab es Trennungsschmerz<br />
und Bedenken. Dennoch landete ich am<br />
5.Januar wieder in Delhi. Der Sonnenschein und die<br />
bereits vertraute Umgebung erleichterten es mir,<br />
mich wieder wohl zu fühlen.<br />
Ich beradelte zunächst Rajasthan – das Land der<br />
Könige. Im heiligen Ort Pushkar traf ich ein Lehrerehepaar<br />
aus Köln, das auch gerade im Sabbatjahr<br />
auf Welttour (ohne Rad) war. Wir verbrachten den<br />
Nachmittag und Abend zusammen und hatten viele<br />
Erlebnisse auszutauschen. Wir teilten die Freude an<br />
neuen Kulturen und genossen unser Reisejahr, denn<br />
wir hatten es geschafft los zu lassen. Sie verstärkten<br />
mit ihren Berichten über Neuseeland und Australien<br />
meine Vorfreude auf diese Länder.<br />
In Jaipur – der purpurnen Stadt – hatte ich mich mit<br />
dem französischen Radlerpärchen Gini und Sam verabredet.Wir<br />
trafen uns das erste Mal an der iranischpakistanischen<br />
Grenze und standen seitdem in<br />
E-mail-Kontakt. Die Beiden befanden sich auf Hochzeitsreise<br />
und wollten nach Neuseeland gelangen,<br />
um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Sie<br />
unterstützten gerade die Gründung einer Schule für<br />
die ärmsten Kinder, die keine Chance auf Bildung<br />
haben. Ich half zwei Tage bei der Ausgestaltung des<br />
Schulgebäudes. In Neuseeland wollten wir uns wieder<br />
treffen.<br />
Weiter ging es über Agra (Taj Mahal) nach Varanasi<br />
und Bodh Gaya (Erleuchtungsstätte des Buddha), wo<br />
ich einen 4-tägigen Meditationskurs belegte. Oft<br />
ging es durch völlig untouristische Gebiete, in denen<br />
die Menschen kein Englisch sprachen. Bei jedem<br />
Stopp bildeten sich Menschentrauben um mich. Die<br />
Leute staunten und sahen mich wie einen Außerirdischen<br />
an. Dafür schienen sie unendlich viel Zeit zu<br />
haben. Verblüffenderweise überlebte ich den legendären<br />
chaotischen indischen Straßenverkehr ohne<br />
einen einzigen Unfall. Instinktiv – ohne Einbeziehung<br />
des Bewusstseins – steuerte ich mein Rad<br />
Die grosse Buddha-Statue in Bodh Gaya (Indien)<br />
Ritt auf einem Elefanten<br />
im Royal Chitwan National Park (Nepal)<br />
durch riesige Ansammlungen von LKWs, Bussen,<br />
Fahrrädern, Fußgängern, Kühen und Hühnern. Man<br />
sagt, dass der, der Indien überlebt, überall auf der<br />
Welt klarkommt.<br />
Mittags aß ich meist in einfachen Truckerkneipen am<br />
Highway. Ich verzehrte oft eine doppelte Portion zu<br />
etwa 50 Cent und hoffte, dass die mangelnden<br />
hygienischen Bedingungen keine gesundheitlichen<br />
Probleme nach sich ziehen würden. Leider ging dieser<br />
Wunsch nicht in Erfüllung.<br />
Der indische Bundesstaat Bihar gehört zu den ärmsten<br />
Regionen. Allabendliche Stromabschaltungen<br />
gehören zur Normalität. Ich quälte mich über katastrophale<br />
Straßen und sah die Kinder den ganzen<br />
Tag vor ihren primitiven Hütten im Dreck spielen.<br />
Schulen scheint es nicht zu geben, was mich als Lehrer<br />
noch lange beschäftigte.<br />
Dagegen kam mir Nepal schon wohlhabender vor.<br />
Das Auswärtige Amt hatte vor Reisen nach Nepal<br />
gewarnt, da die Maoisten mit Generalstreiks und<br />
Bombenattentaten versuchten den König zu stürzen.<br />
Ich reiste dennoch ein, weil Touristen nicht attackiert<br />
werden. Ich traf Eric – einen Weltumradler aus der<br />
Schweiz - und verbrachte mit ihm drei erlebnisreiche<br />
Tage im Royal Chitwan National Park.Wir sahen Rhinos<br />
und Alligatoren in freier Wildbahn und ritten auf<br />
einem Elefanten. Der Tacho zeigte in Kathmandu<br />
bereits 11000 km. Von hier ging es mit dem Flugzeug<br />
über Delhi und Bangkok nach Neuseeland.<br />
Am 22. Februar landete ich in Auckland. Zunächst<br />
wollte man mich nicht einreisen lassen, da ich kein<br />
Rückticket vorweisen konnte. Weiterhin untersuchte<br />
man mein Zelt und das Rad auf Verunreinigungen.<br />
Die Beamten wurden tatsächlich fündig und<br />
schrubbten sogleich die Unterseite des Rahmens und<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
die Innenseiten der Schutzbleche mit Wasser und<br />
Seife. Nach Monaten in Pakistan, Indien und Nepal<br />
empfand ich das befremdlich. Ich musste außerdem<br />
feststellen, dass Fahrradteile beim Transport aus der<br />
Bikebox gefallen waren. Das Besorgen der Ersatzteile<br />
war jedoch kein Problem. Das Abstellen meiner<br />
Habseligkeiten auf dem Flughafen kostete allerdings<br />
12 Euro – mein Budget für einen kompletten Tag in<br />
Kathmandu.<br />
Schon lange hatte ich von Neuseeland geträumt.<br />
Nun endlich war ich da, aber gleich am ersten Tag<br />
waren eine Menge Probleme zu lösen. Erst danach<br />
konnte ich mich an der wunderschönen Landschaft<br />
und dem angenehmen Klima erfreuen. In dieser völlig<br />
anderen Welt benötigte ich nur kurze Zeit zum<br />
Einleben. Ich zeltete auf den sehr gepflegten und<br />
komfortablen Campingplätzen und bereitete mein<br />
Essen selbst zu.Trotz meiner langen Radlererfahrung<br />
fühlte ich mich in der hügeligen Landschaft mit<br />
60 kg am Rad (Gesamtgewicht mit Ausrüstung und<br />
Proviant) wie ein Anfänger. Fast täglich traf ich Radler<br />
aus der ganzen Welt – darunter auch auffallend<br />
viele Deutsche. Mit einigen verbrachte ich wundervolle<br />
gemeinsame Tage und es entstanden richtige<br />
Freundschaften. Auf der Südinsel befuhr ich unter<br />
anderem den Rainbowtrack. Dabei übernachtete ich<br />
auf etwa 1.000 m völlig allein an einem Bergsee.<br />
Nachts überfror mein Zelt. Es stürmte und schneite.<br />
Gini und Sam lebten inzwischen in Christchurch in<br />
einer Studenten-WG zusammen mit einem Engländer,<br />
Italiener und Koreanern. Auch ich durfte einige<br />
Tage im Wohnzimmer campieren. Sam hatte inzwischen<br />
einen guten Job als Telekommunikationsingenieur<br />
und die Anmietung eines Einfamilienhauses<br />
wurde erwogen. Nun begann meine Rundtour auf<br />
der traumhaften Südinsel. Schneebedeckte Gipfel,<br />
kristallklare Bergseen, Regenwald, Gletscher und<br />
Steilküsten – dies alles konnte ich mit dem Rad an<br />
nur einem Tag erleben. Mit einer Königsetappe (270<br />
km in 2 Tagen inklusive Passüberquerungen) beendete<br />
ich meine Neuseelandtour. Anschließend bezog<br />
ich ein eigenes Zimmer im neuen Haus von Gini und<br />
Sam. Nach zwei Ruhetagen setzten die schon<br />
bekannten Schmerzen in den Oberschenkelmuskeln<br />
ein. Diesmal war es noch schlimmer als in Pakistan.<br />
Eine kompetente Sportärztin diagnostizierte eine<br />
Muskelzerstörung in Folge einer Überbeanspruchung.<br />
In der folgenden Nacht besuchte mich ein<br />
Notarzt aus dem Labor, welches gerade mein Blut<br />
analysiert hatte. Auf Grund beängstigend hoher<br />
Myoglobinwerte wurde ich sofort ins Krankenhaus<br />
eingeliefert und bekam Infusionen, da man einen<br />
Nierenstillstand befürchtete. Glücklicherweise stabilisierte<br />
sich mein Zustand wider Erwarten schnell und<br />
ich konnte das Krankenhaus verlassen. Nach weiteren<br />
10 Tagen Ruhe waren meine Beine wieder komplett<br />
erholt.<br />
„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.“<br />
(Kurt Tucholsky)<br />
Peter Ehrlich<br />
Fortsetzung folgt<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
17
<strong>ProPhil</strong><br />
Kennen Sie Oschatz?<br />
Waren Sie schon auf der 4. Sächsischen Landesgartenschau?<br />
Die gutgelaunte PVS-Seniorengruppe<br />
Den Besuch dieser Gartenschau hatten sich einige<br />
Ruheständler des PVS im Mai 2006 vorgenommen.<br />
Und jetzt können wir behaupten, ein weiteres hübsches<br />
Fleckchen von <strong>Sachsen</strong> kennen gelernt zu<br />
haben. So soll es auch sein:Wir, die Senioren, nutzen<br />
unsere Freizeit, um Neues zu erleben, uns weiterzubilden,<br />
auf Reisen zu gehen, mit Freunden etwas zu<br />
unternehmen und natürlich dabei für Geist und<br />
Gesundheit zu sorgen.<br />
Das war auch das Anliegen unseres diesjährigen<br />
Frühjahrsausflugs nach Oschatz. Vormittags spazierten<br />
wir durch <strong>Sachsen</strong>s riesigsten Garten, wobei wir<br />
Sommerfest<br />
Wir haben eine neu renovierte Schule und möchten<br />
sie standesgemäß mit einem großen Fest einweihen.<br />
Was liegt also näher als das traditionelle Sommerfest<br />
zu organisieren.<br />
Am 11. Juli 20006 war es dann soweit: Das Wetter<br />
war (fast) zu heiß, die Laune bei vielen ausgezeichnet,<br />
hatten sie sich doch in ihre Aufgaben „gestürzt“,<br />
damit es ein großes Fest wird. Alle Klassen<br />
hatten von der Vorbereitungskommission eine Aufgabe<br />
bekommen, sei es die 5. Klassen, die durch eine<br />
Tombola mit guten Preisen und Gewinnen die Besucher<br />
anlockten, die Klasse 7b, die Rezepte aus der<br />
afrikanischen Küche in einem selbst angefertigten<br />
Prospekt verkaufte oder die Klasse 9e, die im Afrika-<br />
Kabinett alles Notwendige zeigte für das Leben auf<br />
diesem Kontinent. Unser Fest stand unter dem Motto<br />
„Hülße meets Africa”.<br />
Außer vielen Möglichkeiten der sportlichen Betätigung,<br />
auch dem Volleyballturnier mit Teilnahme einer<br />
18 <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
uns von der 20 ha großen<br />
Ausstellungsfläche der<br />
Landesgartenschau nur<br />
einen geringen Teil ansehen<br />
konnten Es ist recht<br />
erstaunlich, was in den<br />
letzten Jahren und besonders<br />
in den vergangenen<br />
12 Monaten bis zur Eröffnung<br />
der LAGO auf diesem<br />
Gelände gebaut,<br />
gepflanzt, neu geschaffen<br />
und gearbeitet wurde.<br />
Über einen neuen Stadtsteg<br />
von 8 m Höhe, der<br />
die Altstadt von Oschatz<br />
mit dem Gelände der Gartenschau<br />
verbindet, gelangt<br />
man auf das Gründach<br />
einer Blumenhalle.<br />
In dieser kreisförmigen<br />
Halle von 32 m Durchmesser<br />
finden ständig<br />
neue thematische Blumenschauen<br />
statt: Wir<br />
konnten die Blumenvielfalt<br />
von Beet-, BalkonundTerrassenbepflanzungen<br />
im Frühjahr bewundern.<br />
Überhaupt hat man die verschiedensten Themengärten<br />
angelegt, beispielsweise einen vertikalen<br />
Garten, der aus 8 aufstrebenden, 3,50 m hohen Blütensäulen<br />
besteht, die mit Frühjahrs- und Sommerblumen<br />
bepflanzt sind. Weiterhin gibt es einen kulinarischen<br />
Garten mit Hochbeeten für Gartenkräuter<br />
und Gemüse, auch einen Gesundheitsgarten mit<br />
Hochbeeten für Heil- und Duftkräuter wie Salbei,<br />
Minze, Thymian etc. Und ein Rosengarten darf ebenfalls<br />
nicht fehlen. Aber auch gedacht wurde an einige<br />
Beispiele für einen Garten mit Erholungs- und<br />
Spielangeboten für Familien mit Kindern. Ein kleiner<br />
Lehrer- und einer Elternmannschaft, gutem Essen<br />
und Trinken mit Eisstand usw. und Schminkstand für<br />
die Kleineren, Kletterwand und vieler Bastelstände,<br />
die mit großer Liebe organisiert worden waren, gab<br />
es einen großen Höhepunkt: Die Darstellung von<br />
Szenen aus dem Musical „König der Löwen“ durch<br />
unseren Schulchor mit Schulband! Und was das für<br />
ein Musical war! Das Engagement aller Beteiligten<br />
übertrug sich auf die Zuschauer. Es war eine Begeisterung<br />
zu spüren, wie man sie nur selten erlebt. Die<br />
Schüler und Lehrer haben ganze Arbeit geleistet,<br />
man konnte viele der Schüler in ihrem Element sehen<br />
und hören. Das war der berühmte Balsam auf unsere<br />
Lehrerseelen am Ende eines langen Schuljahres.<br />
Ob wir dieses Niveau im kommenden Schuljahr halten<br />
können... ?<br />
Ute Vogler, Lehrer für Französisch,<br />
Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium Dresden<br />
Heimattierpark gehört dazu, und ein Labyrinth ist<br />
inzwischen hoch gewachsen. Etwas Besonderes in<br />
der ganzen Anlage ist eine Brücke über die Döllnitz,<br />
einen kleinen Nebenfluss der Elbe; diese Brücke wurde<br />
aus textilbewehrtem Beton gebaut und ist das<br />
Ergebnis eines Forschungsprojektes von der TU Dresden.<br />
Nach einer längeren Mittagspause in einem der<br />
ältesten Gasthöfe <strong>Sachsen</strong>s, im „Gasthaus zum<br />
Schwan“, haben wir natürlich nicht auf einen Rundgang<br />
durch die Stadt verzichtet. Mit ca.18 000 Einwohnern<br />
zählt Oschatz zu den großen Kreisstädten<br />
<strong>Sachsen</strong>s. Schon 1238 erstmals als Stadt erwähnt,<br />
von Kriegen, Hungersnöten und Stadtbränden nicht<br />
verschont geblieben, ist heute besonders zu erwähnen,<br />
wie gut der historische Stadtkern erhalten bzw.<br />
restauriert wurde. Schöne Bürgerhäuser im Renaissancestil<br />
umsäumen den Neumarkt mit seinem<br />
Marktbrunnen. Das Rathaus mit seinem prächtigen<br />
Renaissancegiebel wurde vom Dresdner Baumeister<br />
Gottfried Semper nach einem großen Stadtbrand<br />
wieder aufgebaut.<br />
Jedem Besucher von Oschatz fällt als erstes die doppeltürmige<br />
St.Aegidienkirche auf, die die Stadt weithin<br />
sichtbar überragt. Dieses Wahrzeichen von<br />
Oschatz war das letzte Ziel unseres Tagesausflugs. Es<br />
ist verständlich, dass nicht alle von uns Ruheständlern<br />
noch die Kraft hatten, den Aufstieg über 199<br />
Stufen in einem der Türme zu wagen. Für die, die es<br />
dann doch geschafft hatten, zeigte sich ein unvergesslicher<br />
Rundblick in alle Himmelsrichtungen<br />
übers weite Hügelland um Oschatz. Oben im Turm, in<br />
der liebevoll eingerichteten ehemaligen Türmerwohnung<br />
verweilten wir bei Kaffee und Kuchen, erfreuten<br />
uns an dem herrlichen Ausblick und bereiteten<br />
uns auf den Abstieg und die Heimfahrt vor. Den<br />
Abschied verbanden wir mit der Hoffnung, dass wir<br />
uns im nächsten Frühjahr alle gesund und munter<br />
wieder sehen werden.<br />
Antje Hoppe, Seniorenbeauftragte im PVS<br />
Rechtschreibreform<br />
am Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium Dresden Die Rechtschreibung wird mit Beginn des neuen<br />
Schuljahres bundeseinheitlich geregelt - nach der<br />
Empfehlung des Rates für deutsche Rechtschreibung.<br />
Sie betrifft Getrennt- und Zusammenschreibung,<br />
Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung<br />
sowie Worttrennung am Zeilenende. Die neuen<br />
Regeln sind vom 1. August an Unterrichtsgrundlage<br />
in allen Schulen. Nach Ablauf einer einjährigen Übergangszeit<br />
sind sie auch für alle Ämter verbindlich.<br />
(dpa)<br />
14 plus 1<br />
Unter den 295 Schulen in freier Trägerschaft in <strong>Sachsen</strong><br />
gibt es 14 Gymnasien. Nun soll ab September ein<br />
weiteres in Tharandt dazukommen. Das Regionalschulamt<br />
Dresden erteilte jetzt die Genehmigung.<br />
Träger ist ein christlicher Schulverein. Das Gymnasium<br />
beginnt mit einer fünften Klasse. 19 Schüler<br />
haben sich bisher angemeldet.
Neue Bücher aus dem Oldenbourg Schulbuchverlag <strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
WORTPROFI – das Wörterbuch für Lehrkräfte<br />
und Schüler<br />
Josef Greil<br />
„Wortprofi – Schulwörterbuch Deutsch“<br />
Taschenbuchausgabe<br />
Neubearbeitung 2006<br />
in reformierter Rechtschreibung 544 Seiten,<br />
broschiert, ISBN 3-486-00304-6, Preis: 7,97 Euro<br />
Oldenbourg Schulbuchverlag 2006<br />
Ab 1. August dieses Jahres sind wieder einmal neue<br />
Regeln der Rechtschreibung gültig!<br />
Alle Regeln der neu geltenden Rechtschreibung sind<br />
in diesem Buch berücksichtigt. Diese betreffen gemäß<br />
den Empfehlungen des Rates für Deutsche<br />
Rechtschreibung insbesondere die Bereiche Großund<br />
Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung,<br />
die Worttrennung am Zeilenende sowie<br />
die Zeichensetzung. Alle Änderungen und Alternativschreibungen<br />
sind enthalten.<br />
42.000 Stichwörter machen das Werk zu einem<br />
zuverlässigen Nachschlagewerk – übersichtlich angeordnet,<br />
dazu ist bei jedem Wort die Silbentrennung<br />
angegeben. Dazu kommen – dort wo es nötig<br />
ist – Wortschatzerklärungen, Betonung, Vermerke<br />
auf Aussprache und Herkunft des Wortes. Auch Hinweise<br />
auf lautgleiche Wörter, die anders geschrieben<br />
werden und ähnlich geschriebene Wörter mit<br />
anderer Bedeutung fehlen nicht.<br />
ZUM 70. GEBURTSTAG<br />
Frau Gudrun Schreiner,<br />
Herr Wolfgang Sempert,<br />
ZUM 65. GEBURTSTAG<br />
Herr Helke Hänel,<br />
Frau Gudrun Valentin,<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
ZUM 60. GEBURTSTAG<br />
Frau Renate Sturm,<br />
Joliot-Curie-Gymnasium, Görlitz<br />
Herr Bernd Pürschel,<br />
Geschwister-Scholl-Gymnasium, Nossen<br />
Herr Bernd Lautenschläger,<br />
Friedrich-Schiller-Gymnasium, Bad Lausick<br />
Herr Wilfried Burk,<br />
Gymnasium Sankt Augustin, Grimma<br />
ZUM 50. GEBURTSTAG<br />
Frau Iris Kluge ,<br />
Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, Dresden<br />
Frau Sigrid Kunze,<br />
Max-Klinger-Schule, Leipzig<br />
Herr Lothar Kullick,<br />
Diesterweg-Gymnasium, Plauen<br />
In einem besonderen Kapitel werden die neuen<br />
Rechtschreiberegeln erläutert und es gibt praktische<br />
Rechtschreibehilfen. Eine Suchhilfe am Seitenrand<br />
erleichtert Schülerinnen und Schülern das Nachschlagen.<br />
Grammatik leicht gemacht!<br />
Kurt Schreiner<br />
„Das kleine Grammatiklexikon“<br />
160 Seiten, broschiert, ISBN 3-486-00167-1,<br />
Preis: 9,95 Euro,<br />
Oldenbourg Schulbuchverlag 2006<br />
Auch dieses Buch kann man empfehlen. Es soll ein<br />
„Wegweiser“ auf dem Gebiet der Grammatik sein.<br />
Die grammatischen Phänomene sind nach Sachverhalt,<br />
Erscheinungsform, Funktion und Bedeutung<br />
verständlich erklärt und von A bis Z geordnet.<br />
Neben dem lateinischen Stichwort, wie beispielsweise<br />
Flexion, kann man ebenso nach der deutschen<br />
Entsprechung (Beugung) suchen. Dadurch<br />
können sich Schülerinnen und Schüler auch in niederen<br />
Klassen leichter orientieren und selbständig<br />
arbeiten. Mir gefielen vor allem die vielen Beispiele,<br />
die das Buch für Kinder und Jugendliche verständlich<br />
machen. Geeignet ist es für Schüler der Jahrgangsstufen<br />
5 bis 10.<br />
Gudrun Schreiner<br />
IMPRESSUM<br />
Frau Harriet Jasch,<br />
Goethe-Gymnasium, Auerbach<br />
Herr Berndt Hösler,<br />
Pestalozzi-Gymnasium, Borna<br />
Frau Rita Schöne,<br />
Götzinger-Gymnasium, Neustadt<br />
Herr Axel Rosenbaum,<br />
Joe-Polowsky-Gymnasium, Torgau<br />
ZUM 40. GEBURTSTAG<br />
Herr Robert Prekel,<br />
Frau Cornelia Barth,<br />
Johann-Wolfgang-v.-Goethe-Gymnasium, Chemnitz<br />
Frau Beate Angermann,<br />
Robert-Schumann-Schule - Gymnasium, Leipzig<br />
Frau Claudia Bergholz,<br />
Goethe-Gymnasium, Auerbach<br />
Herr Tino Wiedemann,<br />
Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium, Herrnhut<br />
Frau Ute Marggraf,<br />
Johann-Mathesius-Gymnasium, Rochlitz<br />
Herr Andy Seifert,<br />
Gymnasium „Am Sandberg”, Wilkau-Haßlau<br />
<strong>ProPhil</strong><br />
Herausgeber: Frank Haubitz,<br />
Landesvorsitzender <strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />
Redaktion:<br />
Steffen Pabst, Astrid Hupka<br />
PVS-Geschäftsstelle, Astrid Hupka,<br />
Königsbrücker Landstraße 79, 01109 Dresden<br />
Tel. (0351) 8 02 52 47, Fax (0351) 8 02 52 41<br />
E-mail: pvs.dresden@t-online.de<br />
Internet: www.pvs-guide.de<br />
Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich.<br />
Für Mitglieder des PVS ist der Bezugspreis im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder beträgt jährlich<br />
7,16 EUR; Einzelpreis 1,79 EUR zzgl. Postgebühren<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Herausgeber<br />
Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge<br />
geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.<br />
Der Herausgeber behält sich redaktionelle<br />
Kürzungen vor.<br />
Gestaltung: GRAFIK & ANIMATION André Schmidt<br />
Druck: Stoba-Druck GmbH<br />
Titelbild: Georgius Agricola<br />
Redaktionsschluss für 4/2006 – 17.11.2006<br />
<strong>ProPhil</strong> 3/2006<br />
19
<strong>ProPhil</strong><br />
<strong>Philologenverband</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V. – Mitglied im sbb beamtenbund und tarifunion sachsen<br />
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