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Jupiterelektronen - Institut für Experimentelle und Angewandte ...

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<strong>Jupiterelektronen</strong> in der inneren Heliosphäre<br />

– Diplomarbeit im Fach Physik –<br />

Phillip Dunzlaff<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Experimentelle</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Angewandte</strong> Physik<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Juni 2007


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 5<br />

2 Die Ulysses-Mission 9<br />

2.1 Die Ulysses-Trajektorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2 Das KET-Instrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.2.1 Gr<strong>und</strong>lagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.2 Messprinzip des Instrumentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2.3 Das Sektordiagramm des KET-Instruments . . . . . . . . . . . . 15<br />

3 Die Heliosphäre 21<br />

3.1 Sonnenwind <strong>und</strong> Interplanetares Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.1.1 Enstehung <strong>und</strong> Ausbreitung des Sonnenwindes . . . . . . . . . . 21<br />

3.1.2 Das Interplanetare Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.1.3 RTN- <strong>und</strong> ϕ-ϑ-Koordianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.1.4 Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld . . . . . . . . . . . 26<br />

3.1.5 Die Heliosphärische Neutralschicht <strong>und</strong> der solare Zyklus . . . . 27<br />

3.2 Energiereiche Teilchen im Sonnensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.3 Corotating Interaction Regions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.3.1 Entstehung <strong>und</strong> Ausbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.3.2 Einfluss auf energiereiche Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.4 Die Grenzen der Heliosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.5 Innere <strong>und</strong> äußere Heliosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

4 Jupiter als Quelle energiereicher Elektronen 39<br />

4.1 Das Jupitersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.2 Aufbau der Jupitermagnetosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.3 Der 13-Monate Zyklus bei 1 AU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

5 Messungen von <strong>Jupiterelektronen</strong> mit Ulysses 45<br />

5.1 <strong>Jupiterelektronen</strong> im interplanetaren Raum . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

5.2 Elektronen in der Jupitermagnetosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

5.3 Theoretische Beschreibung der Teilchenausbreitung . . . . . . . . . . . 53<br />

3


4 INHALTSVERZEICHNIS<br />

6 Einfluss von CIRs auf <strong>Jupiterelektronen</strong> 55<br />

6.1 Auswahl der untersuchten CIRs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

6.2 CIRs als Diffusionsbarriere <strong>für</strong> MeV-Elektronen . . . . . . . . . . . . . 59<br />

6.2.1 Einfluss der Schocks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

6.2.2 Einfluss des Stream Interfaces . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

6.3 CIR #1 2005 - <strong>Jupiterelektronen</strong> oder solarer Einfluss? . . . . . . . . . 78<br />

6.4 Wiedereinsetzen des Elektronenflusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

6.4.1 Ballistische Berechnung des Wiederanstieges der Zählraten . . . 84<br />

6.4.2 Ein einfaches Diffusionsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

7 Jovian Jets 93<br />

7.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

7.2 Jovian Jets beim zweiten Fly-By 2003/2004 . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

7.3 Nachweis der 10-h Periode in Jovian Jets . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

7.4 Entstehung von Jovian Jets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

8 <strong>Jupiterelektronen</strong> bei hohen Breiten 103<br />

9 Zusammenfassung 109<br />

A Liste der CIRs 111


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Seit Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist der interplanetare Raum der Forschung <strong>für</strong> direkte<br />

Messungen durch Raumsonden zugänglich <strong>und</strong> ermöglicht so in-situ Beobachtungen<br />

der verschiedenen Teilchenpopulationen im Sonnensystem. Eine Teilchenpopulation ist<br />

der sogenannte Sonnenwind, ein stetiger radial von der Sonne abströmender, neutraler<br />

Plasmafluss, der hauptsächlich aus Protonen (∼ 96 %) <strong>und</strong> Heliumionen (∼ 4%) sowie<br />

einer kleinen Menge schwerer Teilchen <strong>und</strong> ebenso vielen Elektronen besteht. Zusätzlich<br />

zum Sonnenwind gibt es im Sonnensystem noch eine weitere Teilchenpopulation, die<br />

als Kosmische Strahlung bezeichnet wird, was in erster Linie energiereiche Strahlung –<br />

im Bereich von einigen MeV bis hin zu mehreren GeV – bedeutet. Diese Teilchen sind<br />

verschiedenen Ursprungs <strong>und</strong> unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> Modulation im Interplanetaren Raum.<br />

Eine Komponente der Kosmischen Strahlung sind energetische Elektronen, die ihren<br />

Ursprung beim Planeten Jupiter haben, was 1972 anhand von Beobachtungen bei<br />

1 AU 1 vorrausgesagt (McDonald et al. [1972]) <strong>und</strong> erstmals 1973 durch den Vorbeiflug<br />

der Raumsonde Pioneer 10 am Jupiter nachgewiesen wurde (siehe Abbildung 1.1 <strong>und</strong><br />

Simpson and Pyle [1977]). Hierbei handelt es sich um Elektronen, die in der Magnetosphäre<br />

des Jupiter auf Energien von einigen MeV beschleunigt werden <strong>und</strong> in die<br />

Heliosphäre entweichen. Dort stellen sie neben den Galaktischen Kosmischen Strahlen<br />

die wichtigste Population <strong>für</strong> Teilchen im niedrigen MeV-Bereich dar <strong>und</strong> können viele<br />

AU vom Jupiter entfernt nachgewiesen werden.<br />

Das Studium von <strong>Jupiterelektronen</strong> ist in vielfacher Hinsicht interessant. Zum einen<br />

handelt es sich beim Jupiter um eine exakt lokalisierte Punktquelle, d.h. der Ursprungsort<br />

der Elektronen ist bekannt. Dies ist z.B. bei der Galaktischen Kosmischen Strahlung,<br />

von der man annimmt, dass sie isotrop, also von allen Seiten gleichmäßig, <strong>und</strong><br />

zeitlich konstant von außen in das Sonnensystem einfällt, nicht der Fall. Desweiteren<br />

hat Jupiter einen mittleren Abstand von 5.5 AU zur Sonne, befindet sich also im<br />

Gegensatz zu ihr in einer asymmetrischen Position in Bezug auf das Interplanetare<br />

Magnetfeld. Diese beiden Eigenschaften machen die Jupiterquelle zu einem geeigneten<br />

1 Die Astronomische Einheit (AU) ist definiert als mittlere Entfernung zwischen Sonne <strong>und</strong> Erde.<br />

Sie beträgt 1.49 · 10 11 m.<br />

5


6 KAPITEL 1. EINLEITUNG<br />

Abbildung 1.1: Darstellung der von Pioneer 10 gemessenen Elektronenzählrate von 1972<br />

bis 1976. Deutlich zu erkennen ist der starke Anstieg der Zählrate bei der Annäherung<br />

der Raumsonde an Jupiter. Das Maximum der Zählrate wurde Ende 1973 erreicht, als<br />

der Abstand zwischen Pioneer 10 <strong>und</strong> Jupiter am geringsten war. Von 1974 bis 1976 erkennt<br />

man die stetige Abnahme der Elektronenzählrate, entsprechend dem zunehmenden<br />

Abstand zwischen Pioneer 10 <strong>und</strong> Jupiter. Die mit ’SF’ markierten Peaks im Elektronenfluss<br />

sind nicht jovianischen Ursprungs, sondern stammen von solaren Ereignissen. Die<br />

Markierungen an der oberen Achse des Plots zeigen den Abstand von Pioneer 10 von der<br />

Sonne in AE. Quelle: Simpson and Pyle [1977]<br />

Objekt, das Verhalten energiereicher Elektronen in der Heliosphäre <strong>und</strong> ihrer Wechselwirkung<br />

mit dem Interplanetaren Medium zu studieren.<br />

Im Allgemeinen wird den Planeten eine eher passive Rolle bezüglich der von der<br />

Sonne <strong>und</strong> der Heliosphäre ausgehenden physikalischen Prozesse zugedacht. So untersucht<br />

man beispielsweise den Einfluss des Sonnenwindes <strong>und</strong> der durch solare Flares<br />

<strong>und</strong> koronale Massenauswürfe (coronal mass ejection, CME) beschleunigten Teilchen<br />

auf der Erdmagnetosphäre <strong>und</strong> beobachtet Polarlichter <strong>und</strong> geomagnetische Stürme.<br />

Betrachtet man den Jupiter bzw. seine Magnetosphäre zeigt sich ein anders Bild. Auch<br />

die Jupitermagnetosphäre unterliegt dem dynamischen Einfluss des Sonnenwindes <strong>und</strong><br />

solarer Ereignisse, doch in der Magnetosphäre des Jupiter stattfindende Prozesse – die<br />

eng mit der Wechselwirkung mit dem interplanetaren Medium verknüpft sind – machen<br />

den Jupiter selbst zu einer Quelle energiereicher Teilchen, nämlich bis auf einige<br />

10 MeV beschleunigter Elektronen. Diese <strong>Jupiterelektronen</strong>, deren Entweichen in den<br />

interplanetaren Raum vom Sonnenwind beeinflusst wird, können wiederum in weiten<br />

Bereichen der Heliosphäre nachgewiesen werden <strong>und</strong> zeigen eine Modulation durch das<br />

interplanetare Medium. <strong>Jupiterelektronen</strong> <strong>und</strong> ihre Modulation im Sonnensystem sind<br />

also eng mit der Wechselwirkung zwischen solaren Einflüssen, der Dynamik der Jupitermagnetosphäre<br />

<strong>und</strong> großskaligen heliosphärischen Strukturen verknüpft <strong>und</strong> decken


somit ein breites Feld der Weltraumforschung ab.<br />

Thema dieser Diplomarbeit ist die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong> in der inneren<br />

Heliosphäre <strong>und</strong> stützt sich hauptsächlich auf die Messungen der seit nunmehr<br />

über 16 Jahren andauernden Ulysses-Mission, die durch ihre bisher einzigartige outof-ecliptic-Flugbahn<br />

Messungen u.a. von Sonnenwindparametern, des interplanetaren<br />

Magnetfeldes <strong>und</strong> energiereicher Teilchen über fast die gesamte heliographische Breite<br />

machen konnte.<br />

Im ersten Teil dieser Arbeit wird zunächst auf die Raumsonde Ulysses <strong>und</strong> im<br />

speziellen auf das Kieler Elektronenteleskop (KET) eingegangen, um dann die physikalischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Heliosphäre wie die Entstehung <strong>und</strong> Ausbreitung des Sonnenwindes<br />

<strong>und</strong> des interplanetaren magnetisches Feldes zu beschreiben. Inbesondere wird<br />

die Wechselwirkung schneller <strong>und</strong> langsamer Sonnenwindströme <strong>und</strong> die Auswirkung<br />

auf die Teilchenpropagation diskutiert.<br />

Der zweite Teil widmet sich der Elektronenpopulation in der Jupitermangetosphäre<br />

<strong>und</strong> der Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong> in der Heliosphäre. Es wird gezeigt, dass <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

innerhalb der Magnetopshäre einer periodischen Modulation des Energiespektrums<br />

unterliegen <strong>und</strong> in weiten Bereichen der Heliosphäre nachgewiesen werden<br />

können.<br />

Die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong> im interplanetaren Raum wird durch sogenannte<br />

Corotating Interaction Regions (CIRs), die in den einleitenden Kapiteln<br />

besprochene Wechselwirkung zwischen schnellen <strong>und</strong> langsamen Sonnenwindströmen,<br />

maßgeblich beeinflusst. In dieser Arbeit wird detailliert auf diese Beobachtungen eingegangen<br />

<strong>und</strong> gezeigt, dass die Untersuchung von Jupiterlelektronen Rückschlüsse insbesondere<br />

auf magnetische Strukturen zulässt <strong>und</strong> viele theoretische Betrachtungen<br />

untermauert.<br />

Ein weiteres Thema das im Rahmen dieser Arbeit untersucht wird, sind sogenannte<br />

Jovian Jets. Hierbei handelt es sich um kurzzeitige, stark anisotrope Anstiege der<br />

Elektronenzählraten im unteren MeV-Bereich. Es kann gezeigt werden, dass diese Elektronen<br />

durch direkte magnetische Verbindungen <strong>und</strong> große Abweichungen vom mittleren<br />

interplanetaren Magnetfeld mit der Jupitermagnetosphäre zum Raumfahrzeug<br />

transportiert werden.<br />

7


8 KAPITEL 1. EINLEITUNG


Kapitel 2<br />

Die Ulysses-Mission<br />

Vor dem Start der Ulysses-Mission, einem Gemeinschaftsprojekt der europïschen ESA<br />

(European Space Agency) <strong>und</strong> der US-amerikanischen NASA (National Aeronautics<br />

and Space Administration), im Oktober 1990, waren in-situ Messungen in der Heliosphäre<br />

auf die Ekliptikebene beschränkt. Lediglich Pioneer 11 <strong>und</strong> Voyager 2 erreichten<br />

mit 16 ◦ bzw. 30 ◦ relativ hohe heliographische Breiten. Mit dem Ulysses-Experiment<br />

steht nun erstmals eine Raumsonde zur Verfügung, die sehr hohe Breiten (≈ 80 ◦ ) erreicht<br />

<strong>und</strong> damit die einzigartige Möglichkeit eröffnet, das Verständnis der räumlichen<br />

Struktur der Heliosphäre über Ekliptik-Beobachtungen hinaus zu einem dreidimensionalen<br />

Bild zu erweitern.<br />

Die wissenschaftlichen Zielsetzungen der Ulysses-Mission beziehen sich daher vor<br />

allem auf die Erforschung der dreidimensionalen Eigenschaften der Heliosphäre, insbesondere:<br />

• Die Struktur des Sonnenwindes <strong>und</strong> des Interplanetaren Magnetfeldes.<br />

• Die Entstehung des Sonnenwindes in der Sonnenatmosphäre <strong>und</strong> Beschleunigung<br />

in der Korona.<br />

• Das Verständnis der Entstehung <strong>und</strong> Ausbreitung von Shocks <strong>und</strong> Wellen im<br />

interplanetaren Medium, vor allem hinsichtlich der Abhängigkeit von der heliographischen<br />

Breite.<br />

• Die Modulation energiereicher Teilchen (dazu gehören neben solaren Flares <strong>und</strong><br />

der Kosmischen Strahlung auch die in dieser Arbeit untersuchten <strong>Jupiterelektronen</strong>)<br />

in der dreidimensionalen Heliosphäre besonders in Abhängigkeit vom<br />

solaren 11-Jahreszyklus.<br />

• Das Verhalten heliosphärischer Neutralteilchen.<br />

An Bord von Ulysses befinden sich neun wissenschaftliche Experimente, darunter zwei<br />

Instrumente zur Untersuchung des Sonnenwindes (SWICS, Solar Wind Ion Composition<br />

Spectrometer <strong>und</strong> SWOOPS, Solar Wind Observations Over the Poles of the<br />

9


10 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION<br />

Abbildung 2.1: Lage der wissenschaftlichen Instrumente, der Antenne (grau)<br />

<strong>und</strong> der schwarz unterlegten Energieversorgung (Radioisotope Thermoelectric<br />

Generator, RTG) auf der Raumsonde Ulysses. Das COSPIN-Experiment<br />

liegt orthogonal zur Antenne, also der Spinrichtung der Raumsonde. Quelle:<br />

http://www.ieap.uni-kiel.de/et/missionen/ulysses.php<br />

Sun), zwei Magnetometer (VHM, Vector Helium Magnetometer <strong>und</strong> FMG, Fluxgate<br />

Magnetometer), sowie drei Instrumente zur Messung energiereicher Teilchen, nämlich<br />

EPAC/GAS (Ulysses Energetic Particle Composition Experiment/Interstellar Neutral<br />

Gas Experiment) , HISCALE (Heliosphere Instrument for Spectra, Composition and<br />

Anisotropy at Low Energies) sowie das COSPIN-Experiment (Cosmic Ray and Solar<br />

Particle Investigation). Da in dieser Arbeit die Messungen des Elektronenflusses mit<br />

dem zum COSPIN-Experiment gehörenden Kiel Electron Telescope (KET) benutzt<br />

werden, wird die Funktion dieses Instruments im Abschnitt 2.2 ausführlicher beschrieben.<br />

Die Lage der Instrumente auf der Raumsonde zeigt Abbildung 2.1.<br />

2.1 Die Ulysses-Trajektorie<br />

Abbildung 2.2 zeigt die Trajektorie der Raumsonde Ulysses seit dem Start am 6.<br />

Oktober 1990 bis Ende 2001. Nach dem Start bewegte sich Ulysses zunächst in der<br />

Ekliptikebene Richtung Jupiter um im Februar 1992 den Gasriesen schliesslich zu erreichen<br />

<strong>und</strong> nutzte das starke Gravitationsfeld des Planeten <strong>für</strong> ein fly-by-Manöver<br />

welches Ulysses zu südlichen heliographischen Breiten ablenkte, um die Sonde auf ihre<br />

entgültige Trajektorie, eine Keplerbahn fast senkrecht zur Ekliptikebene, zu bringen 1 .<br />

Den solaren Südpol überflog Ulysses im Zeitraum von September bis November 1995<br />

bei einer maximalen Breite von 80.1 ◦ , um einige Monate später, im März 1995, die<br />

Ekliptik mit einem Abstand von der Sonne von 1.34 AU zu durchfliegen. Den solaren<br />

Nordpol überflog Ulysses von Juni bis September 1995, um 1998 wiederum die Eklip-<br />

1 Daher wurde das Unternehmen zunächst ”International Solar Polar Mission” genannt.


2.2. DAS KET-INSTRUMENT 11<br />

Abbildung 2.2: Trajektorie der Raumsonde Ulysses seit dem Start am 6. Oktober 1990<br />

bis Ende 2001. Erläuterung siehe Text. Quelle: http://ulysses.jpl.nasa.gov/<br />

tik zu durchstoßen. 2003/2004 kam es zu einer erneuten Annäherung zwischen Ulysses<br />

<strong>und</strong> Jupiter. Im Vergleich zum ersten fly-by Manöver welches Ulysses Jupiter bis auf<br />

6.31 Jupiterradien 2 nahebrachte <strong>und</strong> Messungen innerhalb der Jupiter-Magnetosphäre<br />

ermöglichte, betrug der Abstand beim zweiten fly-by 0.8 AU.<br />

2.2 Das KET-Instrument<br />

Das aus der Zusammenarbeit des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Reine <strong>und</strong> <strong>Angewandte</strong> Kernphysik der<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Centre d’ Études Nucléares de Saclay sowie<br />

weiterer Arbeitsgruppen in Europa <strong>und</strong> den USA hervorgegangene Kiel Electron<br />

Telescope (KET) ist Bestandteil des Cosmic Ray and Particle Investigation Experiments<br />

(COSPIN) zu dem auch das Low Energy Telescope (LET), High Energy Telescope<br />

(HET), das Anisotropy Telescope (AT), sowie das High-Flux Telescope (HFT)<br />

gehören. Das KET misst Elektronen im Energiebereich von 2.5 bis 300 MeV <strong>und</strong> bietet<br />

die Möglichkeit, Energiespektren im Bereich von 7 MeV - 6 GeV zu bestimmen.<br />

Neben Elektronen ist das Instrument auch in der Lage, Protonen <strong>und</strong> α-Teilchen im<br />

2 Der Radius des Jupiter beträgt 71.492 km.


12 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION<br />

Energiebereich von 3 MeV bis über 2 GeV zu messen. Ein weiteres Merkmal des KET<br />

ist die Sektorisierung eines Elektronen- <strong>und</strong> eines Protonenkanals was die Möglichkeit<br />

bietet, Anisotropien in den Energiebereichen von 2.5 - 7 MeV <strong>für</strong> Elektronen bzw. 5.4<br />

- 23.1 MeV <strong>für</strong> Protonen zu messen (vgl. Abschnitt 2.2.3).<br />

2.2.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Detektoren <strong>für</strong> geladene Teilchen wie Elektronen oder Protonen, beruhen auf der Wechselwirkung<br />

von Teilchen mit Materie in Form von Ionisierung <strong>und</strong> Anregung. Der<br />

Energieverlust den ein Teilchen in Materie erleidet hängt davon ab, ob es sich um<br />

ein leichtes Teilchen wie beispielsweise Elektronen oder um ein schweres Teilchen wie<br />

Protonen, Myonen oder Pionen handelt. Für schwere Teilchen mit M ≫ me kann der<br />

Energieverlust − dE durch die Bethe-Bloch-Formel<br />

dx<br />

− dE<br />

dx = 4πz2e4ZN mev2 � �<br />

2mev<br />

ln<br />

2 �<br />

− ln<br />

〈I〉<br />

� 1 − β 2� − β 2 − Ci<br />

�<br />

(2.1)<br />

Z<br />

bestimmt werden. Z ist die Kernladungszahl der Targetatome, N gibt die Atomdichte<br />

<strong>und</strong> 〈I〉 die mittlere Ionisationsenergie der Materie an. Terme mit dem Faktor β = v/c<br />

berücksichtigen relativistische Effekte, Ci (i = K, L, M ...) korrigiert die Gleichung<br />

bezüglich der geringeren Ionisationswahrscheinlichkeit innerer Schalen. Bemerkenswert<br />

ist die Unabhängigkeit des Energieverlustes von der Masse des einfallenden Teilchens,<br />

d.h. <strong>für</strong> nicht zu hohe Teilchengeschwindigkeiten (β ≪ 1) gilt die Beziehung − dE 1 ∼ dx v2 ,<br />

d.h. je langsamer die Geschwindigkeit des Teilchens, umso höher sein Energieverlust,<br />

da es mehr Zeit hat, mit der Targetmaterie zu wechselwirken.<br />

Betrachtet man den Energieverlust von schnellen, d.h. relativistischen Elektronen<br />

beim Durchdringen von Materie, ist der Energieverlust − dE<br />

dx durch<br />

− dE<br />

dx = 2πz2e4ZN mev2 � �<br />

mev<br />

ln<br />

2E +(1 − β 2 ) + 1<br />

8<br />

2〈I〉 2 (1 − β 2 )<br />

�<br />

1 − � 1 − β 2<br />

�<br />

� 2 �<br />

�<br />

− ln 2 2 � 1 − β2 − 1 + β 2<br />

�<br />

(2.2)<br />

gegeben.<br />

Um den Energieverlust von Teilchen in Materie zu messen, wurden verschiedene<br />

Detektortypen entwickelt, von denen die drei im KET benutzten im folgenden kurz<br />

beschrieben werden.<br />

Halbleiterdetektoren Die Funktionsweise von Halbleiterdetektoren basiert auf dem<br />

charakteristischen Verhalten von halbleitenden Elementen (wie beispielsweise<br />

dem vierwertigen Germanium oder Silizium). Befindet sich ein Halbleiterkristall<br />

im Feld zweier Elektroden, so bildet sich eine die p- <strong>und</strong> n-leitende Zone<br />

trennende Grenzschicht. Fällt nun ein Teilchen in den Detektor ein, werden Elektronen<br />

des Halbleiters angeregt <strong>und</strong> aus dem Valenzband in das Leitungsband


2.2. DAS KET-INSTRUMENT 13<br />

gehoben <strong>und</strong> hinterlassen dabei ein Loch im Valenzband. Die so entstandenen<br />

Ionen-Elektronen-Paare werden durch das elektrische Feld getrennt <strong>und</strong> deren<br />

Ladung gemessen woraus sich der Energieverlust des einfallenden Teilchens bestimmt.<br />

Szintillationszähler Szintillatoren verfügen über die Eigenschaft, das die freiwerdene<br />

Energie bei der Rekombination eines durch ein ionisierendes Teilchen hervorgerufenes<br />

Elektron-Loch-Paares in Form eines Lichtblitzes, d.h. einer Szintillation,<br />

abgegeben werden kann. Als Szintillatormaterialen werden anorganische Verbindungen<br />

wie NaJ oder ZnS oder organische Plastikmaterialien verwendet. Da ein<br />

homogenes Material das durch Szintillation erzeugte Licht auch wieder absorbieren<br />

kann ehe es gemessen wurde, verwendet man sogenannte Frequenzschieber,<br />

die Licht in einem anderen Frequenzbreich emittieren. Die vom Szintillator<br />

erzeugten Lichtimpulse können dann von einem Photomultiplier gemessen <strong>und</strong><br />

verstärkt werden.<br />

Čerenkovzähler Bewegt sich ein energiereiches Teilchen in einem transparenten Medium<br />

mit dem Brechungsindex n schneller als das Licht in diesem Medium (d.h.<br />

v > cn), so beobachtet man eine als Čerenkov-Strahlung bezeichnete elekromagnetische<br />

Strahlung deren Ursprung in der Polarisation des entlang der Teilchentrajektorie<br />

liegenden dielektrischen Mediums liegt. Nimmt man die Atome des<br />

Targetmaterials als kugelförmig an, ergibt sich infolge des Coulombfeldes des einfallenden<br />

schnellen Teilchens eine inhomogene Ladungsverteilung, die wegen der<br />

endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit des elektrischen Feldes ein Dipolfeld ausbildet,<br />

welches die Emission der Čerenkov-Strahlung zufolge hat. Diese Čerenkov-<br />

Strahlung kann mit einem Photomultiplier gemessen <strong>und</strong> verstärkt werden.<br />

2.2.2 Messprinzip des Instrumentes<br />

Abbildung 2.3 zeigt eine schematische Darstellung des KET-Detektorteleskops. Es<br />

besteht aus den beiden Halbleiterdetektoren D1 <strong>und</strong> D2, einem Aerogel-Čerenkov- Detektor C1 die das Eingangsteleskop bilden, sowie einem Bleifluorid-Kalorimeter C2.<br />

Dem Kalorimeter folgt ein Szintillationszähler S2, um daraus austretende Teilchen zu<br />

zählen. Zusätzlich ist das KET mit einem in Antikoinzidenz betriebenen Szintillationsdetektor<br />

A umgeben um sicherzustellen, dass keine seitlich einfallenden Teilchen, also<br />

solche, die nicht durch die Aperturfolie der Teleskopöffnung, eintreten gezählt werden.<br />

Zur Auswertung der durch energetische Teilchen verursachten Čerenkov-Strahlung in<br />

C1 dient der Photomultiplier PM1, der rechts an C1 anschließt. PM2 bis PM4 sind weitere<br />

Photomultiplier. Der Čerenkov-Detektor C1 registriert Teilchen mit Geschwindigkeiten,<br />

die über der Phasengeschwindigkeit des Lichts im verwendeten Medium liegen,<br />

also v > cn. Die ermöglicht es, Elektronen <strong>und</strong> Protonen voneinander zu unterscheiden,<br />

da Elektronen mit ihrer im Vergleich zu Protonen wesentlich geringeren Masse bei<br />

gleicher Energie eine viel höhere Geschwindigkeit besitzen, <strong>und</strong> daher schon bei entsprechend<br />

niedrigeren Energien Geschwindigkeiten v > cn erreichen. Dies ermöglicht


14 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION<br />

Abbildung 2.3: Schematische Darstellung des KET-Detektorsystems (Sierks [1988]).<br />

eine Trennung zwischen Elektronen <strong>und</strong> Protonen über einen großen Energiebereich<br />

(Sierks [1988]).<br />

Fällt nun ein Teilchen in das KET ein, prüft eine Koinzidenzlogik die Gleichzeitigkeit<br />

der entstandenen Detektorsignale <strong>und</strong> erlaubt so eine Bestimmung der Art des<br />

Teilchens sowie der Teilchenengergie. Tabelle 2.1 zeigt eine Übersicht der verschiedenen<br />

Energiekanäle des KET, die entsprechende Koinzidenzlogik sowie Art <strong>und</strong> Energie der<br />

Teilchen, die mit dem Kanal detektiert werden. Um Kanäle zu unterscheiden, die die<br />

gleichen Detektoren ansprechen wie es z.B. beim Kanal P4000 <strong>und</strong> E300 der Fall ist,<br />

wo D1, C1, D2, C2 <strong>und</strong> S2 ansprechen, wird die Amplitude der Messimpulse mittels<br />

geeigneter Diskriminatorschwellen ausgewertet. Tabelle 2.2 zeigt eine Übersicht über<br />

die Diskriminatorschwellen der jeweiligen Detektoren.<br />

Für den Kanal E4, der Elektronen im Energiebereich von 2.5 - 7 MeV zählt, bedeutet<br />

dies eine Koinzidenzlogik von D10 C10 D20 C20 D11 C11 D21 S20 A0, d.h es<br />

dürfen nur D1 (Diskriminatorschwelle D10), C1 (Diskriminatorschwelle C11) <strong>und</strong> D2<br />

(Diskriminatorschwelle D20) ansprechen.<br />

Für den Kanal E12, der Elektronen zwischen 7 - 170 MeV zählt, gilt eine Ko-


2.2. DAS KET-INSTRUMENT 15<br />

inzidenzlogik von D10 C10 D20 D11 C11 D21 C20 S20 A0, d.h. im Gegensatz zum E4<br />

muss zusätzlich noch im C1 ein Signal C20 (N = 1.2) erzeugt werden.<br />

Name Koinzidenz Teilchen E [MeV]<br />

P1 D11 D12 C10 D20 C20 S20 A0 p 2.7 - 5.4<br />

p 23.1 - 34.1<br />

He 2.3 - 2.7<br />

P4 D12 D13 C10 D20 C20 S20 A0 p 5.4 - 23.1<br />

He 2.7 - 6.0<br />

He 20.4 - 34.2<br />

P32 D11 D20 D12 C10 C20 S20 A0 p 34 - 116<br />

P116 D10 D20 S20 D12 C10 C20 A0 p 116 - 190<br />

He 126 - 190<br />

P190 D10 D20 S20 C20 D11 C10 D21 C21 A0 p 190 - 1880<br />

P4000 D10 C10 D20 S20 C20 D11 C11 D21 C21 A0 p > 1880<br />

A4 D13 C10 D20 C20 S20 A0 He 5.4 - 23.1<br />

A32 D12 D21 D13 C10 C20 S20 A0 He 34 - 116<br />

A116 D12 D21 S20 D13 C10 C20 A0 He 116 - 126<br />

A190 D11 D21 S20 C20 D12 C10 A0 He 190 - 1880<br />

A4000 D11 C10 D21 S20 C20 D12 C11 C21 A0 He > 1880<br />

E4 D10 C10 D20 D11 C11 C20 S20 A0 e 4 - 9<br />

E12 D10 C10 D20 C20 D11 C11 D21 S20 A0 e 9 - 500<br />

E300 D10 C10 D20 C21 S20 D11 C11 D21 A0+A1 e > 500<br />

Tabelle 2.1: Messbereiche des KET. Eingetragen sind der Name des Kanals, die zugehörige<br />

Koinzidenzlogik (mit Diskriminatorschwelle) sowie der durch den Kanal abgedeckte<br />

Energiebereich ([Heber, 1997, Seite 21]).<br />

2.2.3 Das Sektordiagramm des KET-Instruments<br />

Eine besondere Eigenschaft des KET ist die Möglichkeit, durch Ausnutzung der Eigenrotation<br />

(Spin) der Raumsonde Ulysses Informationen über die Anisotropie der<br />

mit dem E4 <strong>und</strong> dem P4 Kanals gemessenen Teilchen zu erlangen. Das bedeutet, dass<br />

neben den reinen Zählraten zusätzlich auch Aussagen über die Einfallsrichtung der<br />

Teilchen gemacht werden können. Wie in späteren Abschnitten gezeigt wird, ist die<br />

Sektorisierung des KET ein wichtiges Werkzeug im Zusammenhang mit <strong>Jupiterelektronen</strong>,<br />

da so z.B. die als Jovian Jets bezeichneten kurzzeitigen Peaks in der Zählrate<br />

des E4-Kanals als eindeutig vom Jupiter kommend identifiziert werden können (vgl.<br />

Abschnitt 7).<br />

Um die Sektorgeometrie des KET zu verstehen, geht man von einem mit Ulysses<br />

fest verb<strong>und</strong>enen kartesischen Koordinatensystem mit den Achsen x ′ , y ′ , z ′ aus. Die


16 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION<br />

Detektor Schwelle Kanal E [MeV] N [Photonen]<br />

D1 D10 31 0.181<br />

D11 85 1.075<br />

D12 133 4.801<br />

D13 183 21.660<br />

C1 C10 61 1.5<br />

C11 212 45.9<br />

D2 D20 29 0.176<br />

D21 84 1.085<br />

C2 C20 24 1.2<br />

C21 168 33.1<br />

S2 S20 25 44.7<br />

A A0 21.8<br />

A1 450.2<br />

Tabelle 2.2: Diskriminatorschwellen der KET-Detektoren [Heber, 1997, Seite 20].<br />

Abbildung 2.4: Beispiel eines Sektordiagramms. Die Radien der acht Kreissegmente sind<br />

proportional zur Zählrate in diesem Sektor. Die gestrichelten Segmente geben den relativen<br />

Fehler an. Zusätzlich ist die Projektion des Magnetfeldvektors auf die zweidimensionale<br />

Meßebene eingezeichnet.


2.2. DAS KET-INSTRUMENT 17<br />

Orientierung des Koordinatensystems ist dabei so gewählt, dass die Verbindungslinie<br />

zwischen der Erde <strong>und</strong> der Raumsonde 3 die z ′ Achse definiert. Die Achsen x ′ <strong>und</strong> y ′<br />

stehen nun senkrecht auf z ′ <strong>und</strong> rotieren entsprechend der Spinperiode (5 U/min) der<br />

Raumsonde. Das COSPIN-Experiment <strong>und</strong> damit auch das KET ist so montiert, das es<br />

in Richtung der x ′ -Achse zeigt, woraus sich die durch x ′ <strong>und</strong> y ′ aufgespannte Ebene als<br />

Messebene des Intrumentes ergibt. Die Messebene ist in acht Sektoren (0 - 7) unterteilt,<br />

so dass auf den jeden Sektor ein Bereich von 45 ◦ entfällt. Der Beginn des ersten Sektors<br />

wird durch den mit einem Sonnensensor bestimmten Schnittpunkt (Sun Pulse) der<br />

positiven x ′ - <strong>und</strong> der positiven z ′ -Achse mit der Sonne definiert <strong>und</strong> erzeugt damit<br />

gleichzeitig ein von der Eigenrotation der Raumsonde entkoppeltes Koordinatensystem<br />

(x, y, z), wobei die z-Achse nach wie vor mit der z ′ -Achse übereinstimmt, <strong>und</strong> die durch<br />

x ′ , y ′ aufgespannte, mit der Raumsonde mitrotierende Ebene in die entkoppelte Ebene<br />

x, y überführt, deren Lage sich aus dem erwähnten Sun Pulse ergibt.<br />

Die Orientierung dieses Koordinatensystem hängt maßgeblich davon ab, ob sich<br />

Ulysses östlich oder westlich der Verbindungslinie zwischen Erde <strong>und</strong> Sonne befindet.<br />

Überschreitet Ulysses diese Verbindungslinie, muss das Sektorsystem um 180 ◦ gedreht<br />

werden, d.h. die Sektoren vertauschen im entdrallten Koordinatensystem nach dem<br />

folgenden Schema:<br />

0 ←→ 4<br />

1 ←→ 5<br />

2 ←→ 6<br />

3 ←→ 7<br />

Die Zeitpunkte der Übergange von Ulysses über die Verbindungsline Sonne-Erde vom<br />

Beginn der Mission bis zum Jahr 2006 lassen sich anhand der Trajektorien der Erde <strong>und</strong><br />

Ulysses berechnen 4 <strong>und</strong> sind in Tabelle 2.3 eingetragen. Weiterführende Informationen<br />

zu der Sektorisierung der KET-Zählraten findet man bei Hatzky [1993].<br />

Zur Darstellung von Sektordiagrammen wurde eine IDL-Routine geschrieben. Dieses<br />

IDL-Programm ermöglicht es, Sektordiagramme des E4- <strong>und</strong> P4-Kanals in 2-, 10oder<br />

60-Minutenauflösung zu plotten <strong>und</strong> zusätzlich die Position des Jupiter <strong>und</strong> des<br />

Magnetfeldvektors relativ zur (zweidimensionalen) Messebene einzuzeichnen, um die<br />

gemessenen Zählraten in Bezug zu letztgenannten Größen zu setzen.<br />

Daten <strong>für</strong> die Magnetfeldvektoren liegen bereits vor <strong>und</strong> können über das Ulysses<br />

Data System 5 bezogen werden. Die Länge des Vektors wird vor dem Einzeichnen in<br />

das Sektordiagramm normiert, d.h. der Magnetfeldvektor (Bx, By, Bz) wird auf eine<br />

3Damit Ulysses zur Datenübertragung stetigen Kontakt zur Erde halten kann, verfügt die Sonde<br />

über ein Kontrollsystem (Attitude and Orbit Control System, AOCS), welches die Aufgabe hat, diese<br />

Verbindung aufrechtzuerhalten.<br />

4Die Trajektoriendaten sind z.B. dem Supplementary Experiment Data Record, SEDR zu entnehmen.<br />

5http://ulysses-ops.jpl.esa.int/ulysses/archive/


18 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION<br />

west/ost ost/west<br />

– 06.10.1990 (Tag 279)<br />

29.12.1990 (Tag 363) 21.08.1991 (Tag 233)<br />

27.02.1992 (Tag 058) 01.09.1992 (Tag 245)<br />

02.03.1993 (Tag 061) 07.09.1993 (Tag 250)<br />

11.03.1994 (Tag 070) 24.02.1995 (Tag 055)<br />

12.02.1996 (Tag 043) 23.08.1996 (Tag 236)<br />

22.02.1997 (Tag 053) 29.08.1997 (Tag 241)<br />

26.02.1998 (Tag 057) 01.09.1998 (Tag 244)<br />

02.03.1999 (Tag 061) 06.09.1999 (Tag 249)<br />

07.03.2000 (Tag 067) 27.09.2000 (Tag 271)<br />

01.02.2002 (Tag 032) 21.08.2002 (Tag 233)<br />

21.02.2003 (Tag 052) 28.08.2003 (Tag 240)<br />

26.02.2004 (Tag 057) 31.08.2004 (Tag 244)<br />

01.03.2005 (Tag 060) 05.09.2005 (Tag 248)<br />

06.03.2006 (Tag 065) 17.09.2006 (Tag 260)<br />

Tabelle 2.3: Übergänge von Ulysses über die Verbindungslinie Sonne-Erde.<br />

feste Länge normiert, es gilt also<br />

�B ′ = a · � B<br />

, (2.3)<br />

|B| �<br />

wobei a ein Skalierungsfaktor ist <strong>und</strong> in diesem Fall den Wert a = 0.5 hat.<br />

Um die Position des Jupiter auf die zweidimensionale Messebene zu projezieren,<br />

werden die Trajektoriendaten der Raumsonde, der Erde sowie des Jupiter in kartesischen,<br />

sonnenzentrierten Koordinaten benutzt <strong>und</strong> den folgenden Transformationen<br />

unterworfen:<br />

• Zuerst muss das Koordinatensystem, das seinen Ursprung in der Sonne hat, in<br />

ein Koordinatensystem überführt werden, das von Ulysses ausgeht.<br />

• Die Normale der Messebene weist auf die Erde. Daher muss das Koordinatensystem<br />

derart im Raum gedreht werden, dass die Erde auf der y-Achse des ulysseszentrierten<br />

Koordinatensystem liegt.<br />

• Die Lage des ersten Sektors ergibt sich aus dem Schnittpunkt der positiven x ′ -<br />

<strong>und</strong> y ′ -Achse <strong>und</strong> bestimmt sich aus dem Breitengrad ϑ, bei dem sich Ulysses befindet.<br />

Das ulysseszentrierte Koordinatensystem muss um diesen Winkel gekippt<br />

werden.<br />

Nach diesen Transformationen kann die so enstandene Position des Jupiter als normierter<br />

Vektor relativ zu Ulysses auf die zweidimensionale Messebene unter Berücksichtigung<br />

der Vertauschungsregeln projeziert werden.


2.2. DAS KET-INSTRUMENT 19<br />

Ein Beispiel eines mit der IDL-Routine erstellten Sektordiagramms zeigt Abbildung<br />

2.4. Das Diagramm zeigt die über eine St<strong>und</strong>e gemittelten Zählraten der acht Sektoren<br />

<strong>für</strong> den E4-Kanal dargestellt als Kreissegmente, deren Radius proportional zur Zählrate<br />

ist. Die gestrichelten Kreissegmente geben den relativen Fehler der Messung an.<br />

Zusätzlich ist der Magnetfeldvektor eingezeichnet.


20 KAPITEL 2. DIE ULYSSES-MISSION


Kapitel 3<br />

Die Heliosphäre<br />

Nachdem es in den vorherigen Abschnitten um die technischen Aspekte der Teilchenmessung<br />

im Allgemeinen <strong>und</strong> der Ulysses-Mission im Speziellen ging, sollen im Folgenden<br />

die <strong>für</strong> diese Arbeit wichtigen physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen der Heliosphäre wie der<br />

Sonnenwind <strong>und</strong> das Interplanetare Magnetfeld beschrieben werden.<br />

3.1 Sonnenwind <strong>und</strong> Interplanetares Magnetfeld<br />

3.1.1 Enstehung <strong>und</strong> Ausbreitung des Sonnenwindes<br />

Das die Sonne nicht nur Licht ausstrahlt, sondern auch Quelle eines stetigen Plasmastroms<br />

ist, wurde erstmals in den 50er Jahren des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts von L.<br />

Biermann postuliert, der dies aus Beobachtungen der charakteristischen Schweifform<br />

von Komenten folgerte. Kometen besitzen zum einen diffus-gekrümmten, zur Sonne<br />

hingebogenen Schweif (Typ-II), der aus Staubteilchen besteht, sowie einen schmalen,<br />

radial von der Sonne wegweisenden Ionenschweif (Typ-I). Während die Form des Typ-<br />

II Schweifs durch den Strahlungsdruck der Sonne sowie der Sonnengravitation erklärt<br />

werden konnte, blieb die Existenz des Typ-I Schweifs unverstanden, bis Biermann als<br />

Erklärung einen ständig von der Sonne abströmenden Plasmafluss vorschlug. Diese<br />

Vermutung konnte von E. Parker 1958 durch theoretisch Überlegungen untermauert<br />

werden. Parker [1958] konnte zeigen, dass die Sonnenkorona wegen den in ihr herrschenden<br />

Temperaturen von 1 – 2 Millionen Kelvin keinem statischen Gleichgewicht<br />

unterliegen, sondern vielmehr einer stetigen Expansion unterworfen ist mit dem Resultat<br />

eines radialen Flusses fast 1 vollständig ionisierten Plasmas. Dieser Plasmafluss,<br />

anschaulich auch als Sonnenwind bezeichnet, konnte einige Jahre später durch Messungen<br />

von interplanetaren Raumsonden wie Mariner 2 in-situ nachgewiesen werden,<br />

insbesondere durch Untersuchungen der beiden Helios-Raumsonden in den 1970ern<br />

konnte ein recht umfangreiches – wenn auch auf die Ekliptik beschränktes – Wissen<br />

über die Ausbreitung des Sonnenwindes im Interplanetaren Medium gewonnen werden.<br />

1 Eine neutrale Sonnenwindkomponente konnte bislang experimentell nicht nachgewiesen werden.<br />

21


22 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

Dieser radial von der Sonne abströmende Sonnenwind besteht hauptsächlich aus<br />

Protonen <strong>und</strong> Elektronen. Schwere Komponenten wie z.B. α-Teilchen treten nur in<br />

sehr geringen, aber zeitlich variablen Mengen auf. Tabelle 3.1 bietet einen Überblick<br />

über einige wichtige Eigenschaften des Sonnenwindes bei 1 AU, d.h. in Erdbahnnähe.<br />

Zusammensetzung: ≈ 96% p, 4% α-Teilchen, e −<br />

Dichte : np ≈ ne ≈ 6 cm −3<br />

Geschwindigkeit : u ≈ 470 km/s<br />

Protonenfluss npu ≈ 3 · 10 12 m -2 s -1<br />

Protonentemperatur T ≈ 10 5 K<br />

Tabelle 3.1: Gemittelte Eigenschaften des Sonnenwindes bei 1 AU. Aus Schwenn and<br />

Marsch [1990] <strong>und</strong> Prölss [2004].<br />

Besonders auffällig ist die starke Variabilität des Sonnenwindes <strong>und</strong> das Auftreten<br />

von zwei verschieden Zuständen des Sonnenwindes. Zum einen wird der sogenannte<br />

langsame Sonnenwind beobachtet mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit zwischen 250<br />

km/s <strong>und</strong> 400 km/s <strong>und</strong> einer durschnittlichen Teilchendichte von 8 Ionen/cm 3 bei<br />

1 AU. Demgegenüber steht der schnelle Sonnenwind, der sich durch deutlich höhere<br />

Geschwindigkeiten im Bereich von 400 km/s bis über 800 km/s <strong>und</strong> einer deutlich<br />

geringeren Dichte von 3 Ionen/cm 3 auszeichnet.<br />

Abbildung 3.1: Aufnahmen der Sonne mit SOHO/EIT (Fe XII 195 ˚A). Der Kreis markiert<br />

ein koronales Loch (dunkleres Gebiet), die Quellregion des schnellen Sonnenwindes. An<br />

den Polen der Sonne sind zudem deutlich die sogenannten Polaren Löcher zu erkennen,<br />

die Quellregionen des schnellen Sonnenwindes bei hohen Breiten im solaren Minimum.<br />

Wie sich durch backmapping, also das Zurückverfolgen von Sonnenwindsektoren,<br />

zeigen lässt, unterscheiden sich die langsamen <strong>und</strong> schnellen Sonnenwindströme hinsichtlich<br />

ihrer Ursprungsregionen auf der Sonne. Der schnelle Sonnenwind hat seinen


3.1. SONNENWIND UND INTERPLANETARES MAGNETFELD 23<br />

Ursprung in sogenannten koronalen Löchern, klar begrenzte Gebiete in der oberen Korona,<br />

die im kurzwelligem Spektralbereich (Röntgen, UV) deutlich dunkler erscheinen<br />

<strong>und</strong> daher – ganz analog zu den Sonnenflecken – eine niedrigere Temperatur als die<br />

umliegenden Bereiche der Korona haben. Koronale Löcher zeichnen sich durch nach<br />

außen offene Magnetfeldstrukturen aus. Langsame Sonnenwindströme hingegen haben<br />

ihre Quellregion im Bereich geschlossener Magnetfeldlinien (Arkaden), der als streamer<br />

belt bezeichnet wird. Der langsame Sonnenwind des Streamer Belts unterscheidet sich<br />

vom schnellen Sonnenwind der koronalen Löcher nicht nur hinsichtlich der Strömungsgeschwindigkeit,<br />

sondern auch in der Dichte, der Temperatur sowie der Ionenzusammensetzung<br />

des Plasmas. Die Wechselwirkung von von unterschiedlich schnellen Sonnenwindströmen<br />

wird im Abschnitt 3.3 genauer besprochen.<br />

Abbildung 3.2: Polare Darstellung der von Ulysses während des ersten Orbits gemessenen<br />

Sonnenwindgeschwindigkeit <strong>und</strong> die auf 1 AU normierte Plasmadichte nach McComas<br />

et al. [1998]. Die farbliche Kodierung des Sonnenwindes bezieht sich auf den jeweiligen<br />

magnetischen Sektor in dem sich Ulysses befindet. Rot bedeutet von der Sonne weg, blau<br />

zur Sonne hin gerichtete Polarität. Sehr deutlich zu erkennen ist die starke Abhängigkeit<br />

der Sonnenwindgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Dichte von der heliograpischen Breite. Während<br />

bei niedrigen Breiten der von schnellen Streams unterbrochene langsame Sonnenwind<br />

herrscht, misst man bei hohen Breiten den konstant schnellen Sonnenwind.<br />

Die Sonnenwindstruktur außerhalb der Ekliptik bis zu den solaren Polen wurde<br />

erstmals durch die Ulysses-Mission in-situ gemessen. Abbildung 3.2 zeigt einen Polarplot<br />

der Sonnenwindgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Plasmadichte des gesamten ersten polaren


24 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

Ulysses-Orbits vom 17. Februar 1992 bis zum 15. Dezember 1997 während des Minimus<br />

des 22. solaren Zyklus (vgl. Abschnitt 3.1.5). Deutlich zu erkennen ist die Abhängigkeit<br />

der Dichte <strong>und</strong> Sonnenwindgeschwindigkeit von der heliographischen Breite. Während<br />

bei hohen Breiten ein konstant regelmäßiger <strong>und</strong> schneller Sonnenwind beobachtet<br />

wird, sind Gebiete niedrigerer Breite durch einen langsamen, aber sehr variablen Sonnenwind<br />

gekennzeichnet.<br />

Zusammensetzung: ≈ 95.55% p, 4.45% α-Teilchen, e −<br />

Dichte : np ≈ ne ≈ 2.7 cm −3<br />

Geschwindigkeit : u ≈ 760 km/s<br />

Protonentemperatur T ≈ 2.7 · 10 5 K<br />

Tabelle 3.2: Gemittelte Eigenschaften des schnellen Sonnenwindes über 36 ◦ heliographischer<br />

Breite <strong>und</strong> auf 1 AU normiert. Aus McComas et al. [1998].<br />

3.1.2 Das Interplanetare Magnetfeld<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurde die Entstehung <strong>und</strong> die radiale Ausbreitung des<br />

Sonnenwindes diskutiert. In diesem Abschnitt geht es um das Interplanetare Magnetfeld,<br />

welches zum einen untrennbar mit dem Sonnenwindplasma verb<strong>und</strong>en ist, <strong>und</strong><br />

zum anderen einen entscheidenden Faktor beim Transport geladener Teilchen in der<br />

Heliosphäre darstellt.<br />

Eine wesentliche Eigenschaft des Sonnenwindes ist, dass er aufgr<strong>und</strong> des extrem<br />

hohen Ionisierungsgrades als Plasma mit quasi-unendlicher Leitfähigkeit angesehen<br />

werden kann. Es lässt sich zeigen (vgl. z.B. Kallenrode [2004, Seite 66]), dass <strong>für</strong> die<br />

zeitliche Änderung des magnetischen Flusses in einem Plasma die Beziehung<br />

dΦ<br />

dt<br />

�<br />

= −<br />

C<br />

1<br />

σ �j · d � l (3.1)<br />

gilt, wobei �j die Plasmastromdichte ist <strong>und</strong> über eine beliebige geschlossene Kurve C<br />

integriert wird. Unter der Vorraussetzung einer gegen unendlich gehender Leitfähigkeit<br />

σ des Plasmas gilt<br />

σ → ∞ ⇒ 1/σ → 0 (3.2)<br />

was zum Verschwinden von dΦ/dt führt. Es gilt also:<br />

• Der magnetische Fluss durch einen mit dem Sonnenwind mitgeführten Plasmarings<br />

ist konstant.<br />

• Plasmaelemente die sich zu einem beliebigen Zeitpunktauf einer gemeinsamen<br />

Magnetfeldlinie, d.h. mit dem gleichen Fußpunkt auf der Sonne, bef<strong>und</strong>en haben,<br />

bleiben auch weiterhin durch diese Magnetfeldlinie verb<strong>und</strong>en.


3.1. SONNENWIND UND INTERPLANETARES MAGNETFELD 25<br />

Diesen Zustand bezeichnet man als ” eingefrorenes Magnetfeld“ (frozen-in-condition).<br />

Um sich die Struktur einer Magnetfeldlinie im Interplanetaren Raum zu veranschaulichen<br />

wird im folgenden eine einfache, ballistische Rechnung durchgeführt.<br />

Ein Plasmaelement auf dem Sonnenäquator (r0) mit der heliographischen Länge<br />

−ϕ0 zum Zeitpunkt t0 bewegt sich mit der Geschwindigkeit u radial nach außen. Für<br />

die nach der Zeit t zurückgelegte Wegstrecke gilt dann<br />

r(t) = r0 + u · t. (3.3)<br />

In dieser Zeit hat sich die Sonne <strong>und</strong> damit der Fusspunkt, aus dem das Plasmaelement<br />

ausgetreten ist, um einen Winkel<br />

∆ϕ = t · Ω (3.4)<br />

um ihre Rotationsachse weitergedreht, wobei Ω = 2.9 · 10 −6 s −1 die Winkelgeschwindigkeit<br />

der Sonne am solaren Äquator ist. Für r ≫ r0 gilt daher in guter Näherung<br />

r(ϕ) = − u<br />

ΩS<br />

(ϕ − ϕ0) ϕ < ϕ0, r ≫ r0. (3.5)<br />

Durch Gleichung (3.5) ist eine Archimedische Spirale definiert die im Falle des interplanetaren<br />

Magnetfeldes auch als Parker-Spirale bezeichnet wird. Man sieht, dass die<br />

Krümmung der Spirale bei als konstant angenommener siderischer Umlaufzeit der Sonne<br />

(∼ 25 d) proportional zu der Sonnenwindgeschwindigkeit u ist, d.h. ein schneller<br />

Sonnenwind hat eine weniger stark gekrümmte Parker-Spirale zur Folge als langsamer<br />

Sonnenwind. Der Winkel χ zwischen einer radialen Verbindung von der Sonne zu einem<br />

Punkt P (ϕ, r) <strong>und</strong> der Parkerspirale berechnet sich folglich zu<br />

bzw.<br />

tan χ ≈ rdϕ<br />

dr<br />

≈ −Ω r (3.6)<br />

u<br />

�<br />

Ω<br />

|χ| ≈ arctan<br />

u r<br />

�<br />

, (3.7)<br />

wobei wieder die Bedingung r ≫ r0 gilt. Während bei 1 AU, also in Erdbahnnähe,<br />

χ ≈ 42 ◦ ist, beträgt der Winkel beim mittleren Abstand von Jupiter zu Sonne (5.2<br />

AU) bereits 78 ◦ um in Plutonähe (∼ 40 AU) mit über 88 ◦ fast senkrecht auf einer<br />

radialen Strahllinie zu stehen.<br />

Für die Stärke des Magnetfeldes in radialer Abhängigkeit gilt die Beziehung<br />

B = B(r0)<br />

�<br />

1 +<br />

� �2 Ωr<br />

·<br />

u<br />

� �<br />

r0<br />

2<br />

. (3.8)<br />

r<br />

Sie nimmt also mit zunehmenden Abstand von der Sonne ab (Parker [1958]).


26 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

3.1.3 RTN- <strong>und</strong> ϕ-ϑ-Koordianten<br />

Die Magnetfelddaten die <strong>für</strong> die Auswertungen in dieser Diplomarbeit benutzt werden,<br />

stammen von dem VHM/FMG-Instrument auf Ulysses (Balogh et al. [1992]). Um die<br />

Richtung der magnetischen Feldlinien im interplanetaren Raum darzustellen haben<br />

sich zwei Koordinatensysteme bewährt, die in dieser Diplomarbeit beide benutzt <strong>und</strong><br />

daher hier vorgestellt werden.<br />

Beim RTN-System 2 zeigt die R-Komponente entlang der Verbindungslinie Sonne-<br />

Raumsonde, die T-Komponente ergibt sich aus dem Kreuzprodukt Ω×R, wobei Ω<br />

die Rotationsachse der Sonne ist. Vervollständigt wird das System durch N=R×T. Die<br />

Magnetfeldstärke ergibt sich dann aus dem Betrag der Komponenten des RTN-Vektors.<br />

Das RTN-System findet jedoch nicht nur beim VHM/FMG-Instrument Andwendung,<br />

auch das SWOOPS-Instrument hat die Möglichkeit, den Sonnenwind in seine RTN-<br />

Komponenten aufzulösen. Im Kapitel über Jovian Jets (7.2) wird dies Ausgenutzt, um<br />

Aussagen über die Struktur von diesen magnetischen Flussröhren zu machen.<br />

Beim ϕ-ϑ-System wird die Richtung des Magnetfeldvektor durch zwei Winkel dargestellt.<br />

Der ϕ-Winkel orientert sich an der R-Komponente <strong>und</strong> nimmt gegen den<br />

Uhrzeigersinn zu, der ϑ-Winkel gibt den Inklinationswinkel des Magnetfeldvektor an.<br />

Die Umrechnug zwischen beiden System ist wie folgt möglich:<br />

ϕ = arctan(T/R) (3.9)<br />

ϑ = 90 ◦ �<br />

− arccos(N/ R 2 + T 2 + N 2 ) (3.10)<br />

|B|ϕϑ = |B|RTN (3.11)<br />

3.1.4 Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld<br />

Nachdem die Struktur des interplanetaren Magnetfeldes beschrieben wurde, geht es<br />

nun um die Bewegung von Teilchen in Magnetfeldern, da dies <strong>für</strong> das Verständnis der<br />

folgenden Kapitel von Bedeutung ist.<br />

Für die Bewegungsgleichung eines Teilchens mit der Ladung q <strong>und</strong> der Geschwindigkeit<br />

�v gilt die Gleichung <strong>für</strong> die Lorentz-Kraft<br />

m d�v<br />

dt = q · ( � E + �v × � B), (3.12)<br />

wobei � E <strong>und</strong> � B die elektrische, bzw. magnetische Feldstärke ist. Bei Abwesenheit elektrischer<br />

Felder vereinfacht sich diese Gleichung zu<br />

m d�v<br />

dt = q · (�v × � B). (3.13)<br />

Magnetfelder bewirken also eine Beschleunigung von geladenen Teilchen senkrecht zur<br />

Bewegungsrichtung in Form einer Kreisbahn, falls �v nur eine senkrechte Komponente<br />

zur Magnetfeldrichtung hat, bzw. auf eine Spiralbahn, wenn �v auch eine parallele<br />

2 Radial, Tangetial, Normal.


3.1. SONNENWIND UND INTERPLANETARES MAGNETFELD 27<br />

Komponente hat, mit der Gyrationsfrequenz<br />

<strong>und</strong> dem Gyroradius<br />

ωg = qB<br />

m<br />

rg = v⊥<br />

|ωg|<br />

(3.14)<br />

mv⊥<br />

= . (3.15)<br />

|q|B<br />

Der Arcustangens aus dem Verhältnis zwischen paralleler <strong>und</strong> senkrechter Geschwindigkeitskomponente<br />

definiert den Pitch-Winkel α:<br />

α = tan −1<br />

� v⊥<br />

v�<br />

�<br />

(3.16)<br />

Geladene Teilchen bewegen sich also in einem idealen, konstanten Magnetfeld mit<br />

fester Geschwindigkeit entlang des Magnetfeldes <strong>und</strong> beschreiben gleichzeitig eine Gyrationsbewegung<br />

senkrecht zum Magnetfeld. Betrachtet man jedoch ein inhomogenes<br />

Magnetfeld, z.B. Krümmungen, Gradienten, Fluktuationen <strong>und</strong> random walk reicht<br />

diese einfache Vorstellung nicht mehr aus.<br />

3.1.5 Die Heliosphärische Neutralschicht <strong>und</strong> der solare Zyklus<br />

Die Sonne als magnetischer Stern kann in erster Näherung als Dipol beschrieben werden.<br />

Dementsprechend beobachtet man auf der Sonnenkorona <strong>und</strong> im interplanetaren<br />

Raum eine Sektorstruktur, d.h. einen Wechsel zwischen Magnetfeldlinien mit positiver<br />

<strong>und</strong> negativer Polarität. Die Grenze zwischen positiver <strong>und</strong> negativer Polarität ist<br />

scharf abgegrenzt <strong>und</strong> wird auf der Sonnenkorona als Neutrallinie <strong>und</strong> im interplanetaren<br />

Raum als Heliosphärische Neutralschicht bezeichnet (heliospheric current sheet,<br />

HCS). Der Inklinationswinkel der Neutrallinie in Bezug auf den Sonnenäquator definiert<br />

einen Konus, innerhalb dessen ein Beobachter einen durch die Sonnenrotation<br />

hervorgerufenen Wechsel von positiven <strong>und</strong> negativen Sektoren beobachtet. Der maximale<br />

Winkel zwischen Neutrallinie <strong>und</strong> Sonnenäquator wird als Tilt-Winkel bezeichnet<br />

<strong>und</strong> ist, genau wie die Polarität des solaren Magnetfeldes in Bezug auf den geographischen<br />

Nord- <strong>und</strong> Südpol der Sonne, nicht statisch, sondern einem 11-jährigen Zyklus<br />

unterworfen. Dieser 11-jährige Zyklus wird durch die Umpolung des solaren Dipols hervorgerufen<br />

<strong>und</strong> geht mit der Änderung der Sonnenfleckenzahl einher. Man bezeichnet<br />

den Zustand, in den die Umpolung der Sonne abgeschlossen ist, als solares Minimum.<br />

In diesem Zeitraum beobachtet man ein Minimum an Sonnenflecken, einen kleinen<br />

Tilt-Winkel. Von der Ekliptik bis zu hohen Breiten beobachtet man einen Sonnenwind<br />

des langsamen Typs, der regelmäßig von schnellen Sonnenwindströmen unterbrochen<br />

wird, die ihren Ursprung in koronalen Löchern haben, die von hohen Breiten bis in die<br />

Ekliptikebene reichen können.


28 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

Abbildung 3.3: Das koronale Magnetfeld während des solaren Minimums. Die Neutrallinie<br />

ist durch die schwarze Linie dargestellt. Quelle: http://wso.stanford.edu/<br />

Abbildung 3.3 zeigt eine graphische Darstellung des vom Koronographen des Mnt.<br />

Wilcox Observatoriums gemessenen koronalen Magnetfeldes während des solaren Minimums<br />

(März 2006). Die Abszisse zeigt die solare Länge, die Ordinate die solare Breite.<br />

Die schwarze Linie kennzeichnet die Neutrallinie, die Bereiche positiver <strong>und</strong> negativer<br />

Polarität voneinander trennt. Man sieht eine regelmässige, ” glatte“ Struktur des<br />

Magnetfeldes <strong>und</strong> der Neutrallinie.<br />

Das solare Maximum (Abb. 3.4, März 2000) ist durch ein Maximum der Sonnenfleckenzahl<br />

<strong>und</strong> einen hohen Tilt-Winkel gekennzeichnet. Die Sonne befindet sich im<br />

Zustand der Umpolung, d.h. der magnetische Nord- <strong>und</strong> Südpol tauschen ihre Ausrichtung.<br />

Das Magnetfeld <strong>und</strong> die Neutrallinie sind in dieser Umpolungsphase weit<br />

weniger klar strukturiert. Die Sonne benötigt 11 Jahre, um die Ausrichtung ihres Magnetfeldes<br />

umzukehren, d.h. die Sonne befindet sich nach 22 Jahren wieder in ihrer<br />

Ausgangskonfiguration.<br />

3.2 Energiereiche Teilchen im Sonnensystem<br />

Der Sonnenwind ist nicht die einzige Teilchenpopulation in der Heliosphäre. Zusätzlich<br />

gibt es im Sonnensystem Teilchen mit Energien deutlich über der des Sonnenwindes,<br />

also oberhalb von einigen keV.


3.2. ENERGIEREICHE TEILCHEN IM SONNENSYSTEM 29<br />

Abbildung 3.4: Das koronale Magnetfeld während des solaren Maximums. Quelle:<br />

http://wso.stanford.edu/<br />

Die Existenz hochenergetischer Teilchen galaktischen Ursprungs wurde 1912 von<br />

V. Hess mittels einer Ionisationskammer an Bord eines Heissluftballons nachgewiesen.<br />

Hess registrierte bei zunehmender Höhe entgegen der Erwartungen eine Zunahme<br />

der Zählrate. Einige Zeit später konnte nachgewiesen werden, das es sich hierbei um<br />

energiereiche Teilchen handelt, die aus dem Weltraum in die Atmosphäre einfallen.<br />

Zu diesen Teilchen zählen u.a. die Galaktische Kosmische Strahlen (engl. galactic<br />

cosmic rays, GCRs). Sie haben ihren Ursprung außerhalb der Heliosphäre <strong>und</strong> werden<br />

in Bezug auf ihre Einfallsrichtung <strong>und</strong> zeitliche Variation als isotrop <strong>und</strong> konstant<br />

angenommen. Beobachtungen lassen darauf schliessen, das die GCRs zu ≈ 98 % aus<br />

Nukleonen <strong>und</strong> zu 2% aus Elektronen <strong>und</strong> Positronen bestehen. Im Energiebereich zwischen<br />

10 2 − 10 4 MeV, wo die GCRs ihre höchste Intensität aufweisen, beobachtet man<br />

eine Nukleonenzusammensetzung von ≈ 87% H + <strong>und</strong> ≈ 12 % Heliumkernen. Schwere<br />

Elemente wie wie Fe, O oder C treten hingegen nur in sehr geringen Konzentrationen<br />

auf (≈ 1%). Die Enstehung der Galaktischen Kosmischen Strahlen ist bislang in weiten<br />

Bereichen unverstanden. Es wird angenommen das sie ihren Ursprung in Beschleunigungsprozessen<br />

bei z.B. Supernovaexplosionen haben, wo diese Teilchen an Schockwellen<br />

auf Energien von bis zu 10 14 MeV beschleunigt werden (siehe z.B. Schlickeiser<br />

[2002]).<br />

Neben GCRs beobachtet man weitere Populationen energiereicher Teilchen in der<br />

Heliosphäre, nämlich die sogenannte anomale Komponente der kosmischen Strahlung


30 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

(anomalous cosmic rays, ACRs) die aus in der Heliosphäre ionisierten <strong>und</strong> am Termination<br />

Shock beschleunigten Neutralteilchen des interstellaren Mediums besteht. ACRs<br />

schliessen sich bezüglich ihrer Energien an des untere Ende der GCRs an.<br />

Energiereiche Teilchen solaren Ursprungs (solar energetic particles, SEPs) werden<br />

an solaren Flares 3 auf Energien von über einigen h<strong>und</strong>ert MeV beschleunigt <strong>und</strong> können<br />

in besonders starker Ausprägung mit Neutronenmonitoren auf der Erde nachgewiesen<br />

werden (gro<strong>und</strong>-level event, GLE).<br />

Sturmteilchen (energetic storm particles, ESPs) werden energiereiche Teilchen genannt<br />

die an den Schocks sich schnell ausbreitender solarer Massenauswürfe beschleunigt<br />

werden. ESPs können aus auf Energien von bis zu 100 MeV beschleunigt werden.<br />

Neben diesen genannten Teilchenarten beobachtet man auch energiereiche Teilchen<br />

planetaren Ursprungs zu denen die in dieser Arbeit behandelten <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

zählen, auf deren Beschleunigungsprozesse in Kapitel 5.2 eingegangen wird.<br />

3.3 Corotating Interaction Regions<br />

3.3.1 Entstehung <strong>und</strong> Ausbreitung<br />

Wie in Abschnitt 3.1.1 beschrieben ist die Sonne Ursprung unterschiedlich schneller<br />

Sonnenwindströme. Die Wechselwirkung eines schnellen Sonnenwindstroms mit umgebenden<br />

langsamen Sonnenwindströmen im Interplanetaren Raum ist in Abbildung<br />

3.5 dargestellt. In der Nähe der Sonne ist die Wechselwirkung zweier unterschiedlich<br />

schneller Sonnenwindströme gering, da der durch Gleichung (3.7) gegebene Winkel χ<br />

<strong>für</strong> kleines r klein ist <strong>und</strong> dem Einfluss der Größe u, <strong>und</strong> damit der Krümmung der<br />

Parkerspirale, überwiegt. Verschieden schnelle Sonnenwindelemente fließen also in Sonnennähe<br />

nahezu parallel <strong>und</strong> beeinflussen sich daher nicht. Für größere heliozentrische<br />

Abstände nimmt der Einfluss der gekrümmten Parkerfeldlinien zu <strong>und</strong> der schnelle<br />

Sonnenwind würde den langsamen Sonnenwind überholen, bzw. sich mit ihm vermischen.<br />

Dies ist aber aufgr<strong>und</strong> des eingefrorenen Magnetfeldes nicht möglich. Stattdessen<br />

kommt es zu einer Kompression des Sonnenwindplasmas in Form eines erhöhten<br />

magnetischen- <strong>und</strong> Plasmadrucks <strong>und</strong> einer Erhöhung der Sonnenwinddichte. Zur Illustration<br />

der Wechselwirkung schneller <strong>und</strong> langsamer Sonnenwindströme ist Abbildung<br />

3.5 in vier Bereiche unterteilt. Im ersten Bereich ist der langsame Sonnenwind vom<br />

schnellen Sonnenwindstrom unbeeinflusst. Der zweite Bereich zeigt das komprimierte<br />

<strong>und</strong> beschleunigte Sonnenwindplasma des einst langsamen Sonnenwindes, während<br />

der dritte Bereich aus komprimiertem <strong>und</strong> verlangsamtem Plasma des einst schnellen<br />

Sonnenwindes besteht. Der vierte Bereich ist das durch die Kompressionsregion unbeeinflusste<br />

Gebiet des schnellen Sonnenwindes. Da diese Kompressionsregionen, also<br />

auch ihre solaren Quellregionen, lange Zeit stabil sein können, können sie über meh-<br />

3 Unter solaren Flares versteht man einen räumlich <strong>und</strong> zeitlich beschränkten starken Anstieg der<br />

Strahlung <strong>und</strong> des Teilchenflusses.


3.3. COROTATING INTERACTION REGIONS 31<br />

rere Sonnenrotationen hinweg z.B. an der Erde mit einer 27 Tage-Periode 4 beobachtet<br />

werden, daher der Name Corotating Interaction Region (CIR) 5 .<br />

Eine wichtige Eigenschaft dieser Kompressionsregionen ist die Ausbildung einer<br />

tangentialen Diskontinuität (TD), welche die ursprünglich langsamen <strong>und</strong> schnellen<br />

Plasmaelemente voneinander trennt (vgl. z.B. Schwenn and Marsch [1990], rote Linie<br />

in Abbildung 3.5). Als Stream Interface bezeichnet man diese Sektorgrenze nach einer<br />

Definition von Burlaga [1974], wenn die TD durch eine Abnahme der Dichte um den<br />

Faktor 2 über eine Distanz von < 10 6 km, einem Anstieg in der kinetischen Temperatur<br />

<strong>und</strong> einen kleinen Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit sowie eine Zunahme der<br />

Entropie ∼ Tp/n γ−1 gekennzeichnet ist. Da es sich beim Stream Interface um die<br />

Grenze zwischen Plasmen unterschiedlicher Herkunft handelt, beobachtet man auch<br />

eine abrupte Änderung der Ionenzusammensetzung schwerer Elemente wie C <strong>und</strong> O<br />

auch bei großen heliozentrischen Distanzen wie Wimmer-Schweingruber et al. [1997]<br />

anhand der Messungen des SWICS-Instrumentes an Bord von Ulysses zeigen konnten.<br />

Für eine tangentiale Diskontinuität bzw. ein Stream Interface als Grenze zwischen<br />

verschiedenen Sonnenwindströmen muss gelten, dass <strong>für</strong> das Magnetfeld, bzw. <strong>für</strong> den<br />

Sonnenwind, der das Magnetfeld mitführt die Normalkomponente des Magnetfeldes<br />

verschwindet, also Bn = 0 ist, der Magnetfeldvektor also tangential zur Diskontinuität<br />

liegt. Für die Sprungbedingung physikalischer Größen an einer Diskontinuität gelten die<br />

folgenden, als Rankine-Hugoniot Bedingung zusammengefassten, Gleichungen (siehe<br />

z.B. Baumjohann [1997]).<br />

�<br />

nmvn [vn] = − p + B2<br />

�<br />

2µ0<br />

(3.17)<br />

nmvn [vt] = Bn<br />

[Bt] (3.18)<br />

µ0<br />

Bn [vt] = [vnBt] (3.19)<br />

Hier bezeichnet n die Teilchendichte, m die Masse, p den Plasmadruck <strong>und</strong> der Term<br />

den magnetischen Druck. Die Indizies n <strong>und</strong> t beziehen sich auf die Normal-,<br />

B2 2µ0<br />

bzw. Tangentialkomponente der jeweiligen Größe. Für eine tangentiale Diskontinuität<br />

wird die zweite <strong>und</strong> dritte Rankine-Hugoniot-Gleichung offensichtlich erfüllt, da vn<br />

<strong>und</strong> damit auch Bn verschwinden müssen <strong>und</strong> daher auch kein Massenfluss über die<br />

Diskontinuität stattfindet. Für die erste Gleichung muss<br />

�<br />

− p + B2<br />

�<br />

= 0 (3.20)<br />

2µ0<br />

gelten, d.h der Gesamtdruck muss im Bereich der Diskontinuität erhalten bleiben.<br />

Neben der Diskontinuität ist die mögliche Entstehung eines Forward <strong>und</strong> Reverse<br />

Shock-Paares eine weitere wichtige Eigenschaft einer CIR dessen Entstehung im<br />

folgenden beschrieben werden soll.<br />

4 Das ist die siderische Umlaufzeit der Sonne.<br />

5 Auf deutsch etwa ” mitrotierende Wechselwirkungsregion“.


32 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

wobei<br />

Die magnetosonische Geschwindigkeit in einem Plasma ergibt sich aus<br />

c 2 ms = c 2 s + v 2 A, (3.21)<br />

cs = � 5P/3ρ (3.22)<br />

die Schallgeschwindigkeit im Plasma mit der Dichte ρ <strong>und</strong> dem Druck<br />

ist.<br />

P = nk (Te + Tp) + B 2 /2µ0<br />

(3.23)<br />

vA = B/ √ µ0ρ (3.24)<br />

ist die Alfvén-Geschwindigkeit, also die maximale Geschwindigkeit mit der sich eine<br />

magnetische Störung entlang des Magnetfeldes ausbreiten kann. Für die Entstehung<br />

eines Shocks muss die magnetosonische Machzahl<br />

die Bedingung<br />

Mms = v<br />

cms<br />

(3.25)<br />

Mms > 1 (3.26)<br />

erfüllen, d.h. die Geschwindigkeitsdifferenz ∆v zwischen dem schnellen <strong>und</strong> langsameren<br />

Plasma muss größer als die magnetosonische Geschwindigkeit cms sein, bzw.<br />

umgekehrt im Fall des dem Stream Interfaces nachfolgenden schnellen Sonnenwindes.<br />

Bedingung (3.26) ist wegen der mit zunehmender heliozentrischer Distanz abnehmenden<br />

magnetosonischen Geschwindigkeit bei ungefähr 2 AU erfüllt (Gosling et al. [1976]).<br />

Bei 3-5 AU weisen 90% der beobachteten CIRs einen Forward <strong>und</strong> 75% einen Reverse<br />

Shock auf (Smith and Wolfe [1977]). Forward Shocks kennzeichnen sich durch einen<br />

deutlichen Anstieg in der Dichte, der Plasmatemperatur- <strong>und</strong> Geschwindigkeit, der magnetischen<br />

Feldstärke <strong>und</strong> des Plasmadrucks. Reverse Shocks sind durch eine deutliche<br />

Abnahme der Dichte, der Temperatur, der magnetischen Feldstärke, des Plasmadrucks<br />

sowie einen Anstieg der Plasmageschwindigkeit charakterisiert.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit war es notwendig, Forward- <strong>und</strong> Reverseshocks sowie das<br />

Stream Interface bzw. Diskontinuitäten von CIRs zu bestimmen, wobei Messungen des<br />

SWICS-, bzw. SWOOPS-Instrumentes benutzt wurden. Abbildung 3.6 zeigt exemplarisch<br />

die Identifikation der Schockwellen <strong>und</strong> des Stream Interfaces <strong>für</strong> CIR #8 mit<br />

dem SWICS Data Browser 6 , die als Musterbeispiel eines Stream Interfaces gilt <strong>und</strong><br />

z.B. in Wimmer-Schweingruber et al. [1997] ausführlich beschrieben ist. Der Forward<br />

Shock (FS) an Tag 361.81 bzw. der Reverse Shock an Tag 364.98 sind durch einen deutlichen<br />

Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit (oberer Plot) zu erkennen. Das Stream<br />

Interface (Tag 363.31, SI) ist wie oben beschrieben durch eine deutlich Abnahme der<br />

Dichte <strong>und</strong> eine gleichzeitge Zunahme der Temperatur (hier um den Faktor 10) sowie<br />

einem Sprung in der Einfriertemperatur von O <strong>und</strong> Mg gekennzeichnet.<br />

6 http://idefix.physik.uni-kiel.de/ulysses/


3.3. COROTATING INTERACTION REGIONS 33<br />

Abbildung 3.5: Dargestellt ist die Wechselwirkung eines schnellen Sonnenwindstroms mit<br />

dem umgebenen langsamen Sonnenwind. Wegen des eingefrorenen Magnetfeldes können<br />

sich unterschiedliche Plasmaströme nicht durchdringen sondern bilden ein Kompressionsregion.<br />

Die unterschiedlichen Sonnenwindströme werden von einer Diskontinuität bzw.<br />

Stream Interface (SI) getrennt. Ab einem gewissen Abstand von der Sonne kommt es<br />

zudem zur Bildung eines Forward <strong>und</strong> Reverse Shock-Paares. Weitere Erläuterung siehe<br />

Text. Quelle: Conlon and Simpson [1976], verändert.<br />

3.3.2 Einfluss auf energiereiche Teilchen<br />

Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die Entstehung von CIRs beschrieben wurde,<br />

geht es nun darum, den Einfluss dieser korotierenden Wechselwirkungsregionen auf<br />

energiereiche Teilchen darzustellen.<br />

Abbildung 3.7 zeigt Ulysses-Messungen vom Zeitraum 1993 bis Anfang 1995. Diese<br />

Messungen decken also einen Latitudenbereich von -25 ◦ Anfang 1993 bis -80 ◦ beim<br />

Südpolüberflug Mitte 1994 ab, ehe Ulysses 1995 beim fast latitude scan wieder die<br />

Ekliptik durchstößt. Aufgetragen ist im unteren Plot die vom SWOOPS-Instrument<br />

gemessene Sonnenwindgeschwindigkeit, der mittlere Plot zeigt die Zählraten hochenergetische<br />

Protonen im Energiebereich von 250 - 2200 MeV (rot) sowie die relativen<br />

Zählraten des selben Energiebereichs. Der obere Plot zeigt die Zählraten niederenergetischer<br />

Elektronen (40 - 65 keV) <strong>und</strong> Protonen (1.2 - 3 MeV). Die vertikalen gestrichelten<br />

Linien markieren eine 26-Tage Periode, entsprechend der Umlaufzeit eines<br />

koronalen Loches <strong>und</strong> damit dem Auftreten einer CIR an der Raumsonde.


34 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

Abbildung 3.6: Plot der Plasmaparameter der CIR #8 1992, erstellt mit dem SWICS<br />

Data Browser. Der Forwardshock ist mit ’FS’, das Stream Interface mit ’SI’ <strong>und</strong> der<br />

Reverseshock mit ’RS’ markiert. Weitere Erläuterung siehe Text.<br />

Um den Einfluss von CIRs auf energiereiche Teilchen zu diskutieren, wird im folgenden<br />

zuerst die Modulation energiereicher Teilchen, also der galaktischen kosmischen


3.3. COROTATING INTERACTION REGIONS 35<br />

Abbildung 3.7: Ulysses-Beobachtungen der Modulation niederenergetischer Elektronen<br />

<strong>und</strong> Protonen (oberer Plot) <strong>und</strong> energiereicher Protonen (mittlerer Plot). Die gestrichelten<br />

vertikalen Linien markieren eine 26-Tage Periode entsprechend der Umlaufzeit eines<br />

koronalen Loches. Quelle: Heber et al. [1999]<br />

Strahlung diskutiert, um dann auf die auf niederenergetische Teilchen einwirkenden<br />

Prozesse einzugehen.<br />

Betrachtet man die in Abbildung 3.7 aufgetragenen Zählraten hochenergetischer


36 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

Protonen, beobachtet man einen Zusammenhang zwischen zwischen CIRs <strong>und</strong> der<br />

Abnahme der Protonenzählrate. Langjährige Beobachtung z.B. mit Helios 1/2, IMP,<br />

Ulysses sowie den Voyager- <strong>und</strong> Pioneer-Sonden zeigen (Richardson [2004]) das die Abnahme<br />

der Zählraten der galaktischen kosmischen Strahlung mit der Front des schnellen<br />

Sonnenwindstroms bzw. dem Stream Interface verknüpft ist. Das Zählratenminimum<br />

wird zur Zeit des Maximums der Sonnenwindgeschwindigkeit, also in der Umgebung<br />

des Reverseschocks beobachtet. Kein Zusammenhang zwischen einer Erniedrigung der<br />

Zählraten <strong>und</strong> der Heliosphärischen Stromschicht, die oft in umittelbarer Umgebung<br />

des Stream Interfaces auftritt, wurde beobachtet. Infolge des Umlaufzeit eines koronalen<br />

Lochs von 26 Tagen beobachtet man eine 26-Tages Periode der Modulation von<br />

galaktischen Kosmischen Strahlen.<br />

Im Kapitel 6.2, in dem der Einfluss von CIRs/SIs auf <strong>Jupiterelektronen</strong> untersucht<br />

wird, werden diese Beobachtungen, die zu einer Erniedrigung der Zählraten führen,<br />

detailliert besprochen <strong>und</strong> die physikalischen Prozesse diskutiert.<br />

Niederenergetische Teilchen wie die in Abbildung 3.7 geplotteten Elektronen (40<br />

keV - 65 keV) <strong>und</strong> Protonen (1.2 MeV - 3 MeV) unterliegen einem anderen Prozess.<br />

Hier beobachtet man eine Erhöhung der Zählraten in der Nähe der CIR mit der Ausbildung<br />

einer Doppelpeak-Signatur <strong>und</strong> einem Zählraten Minimum in der Umgebung des<br />

Stream Interfaces. Diese Peaks sind mit den beiden Schocks der CIR verknüpft. Zurückzuführen<br />

ist dies auf Beschleunigungsprozesse der Teilchen an den Schocks. Nach Fisk<br />

<strong>und</strong> Lee (Fisk and Lee [1980]) ist diese Schockbeschleunigung auf Teilchenstreuung<br />

zwischen dem Schock <strong>und</strong> Fluktuationen des magnetischen Feldes zurückzuführen. Beschreibt<br />

man diese Beschleunigung durch die Streuung von Teilchen an magnetischen<br />

inhomogenitäten, führt dies zu einem Energiegewinn der Teilchen, der sich nach der<br />

Fermibeschleunigung II. Ordnung zu<br />

∆E<br />

E<br />

= 4<br />

3 β2<br />

(3.27)<br />

mit dem β Verhältnis zwischen Teilchen- <strong>und</strong> Lichtgeschwindigkeit v/c bestimmt. Aus<br />

bislang ungeklärten Gründen weißt der Reverseshock höhere Intensitäten an schockbeschleunigten<br />

Teilchen als der Forwardshock auf. Die maximale Energie die Teilchen<br />

durch Beschleunigung an CIR-Schocks erreichen können, liegt <strong>für</strong> Protonen bei 10 MeV<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> Elektronen bei 200 keV (Kallenrode [2004]).<br />

3.4 Die Grenzen der Heliosphäre<br />

Der Raum zwischen den Sternen ist nicht etwa leer, sondern vielmehr vom sogenannten<br />

interstellaren Medium erfüllt (ISM). Das ISM besteht aus geladenen Teilchen,<br />

Molekülen <strong>und</strong> Staub sowie neutralem Gas. Das stetig von der Sonne abströmende<br />

hochionisierte Sonnenwindplasma verdrängt das interstellare Medium in der Umgebung<br />

der Sonne <strong>und</strong> bildet eine Blase mit einem Durchmesser von ungefähr 200 - 300


3.4. DIE GRENZEN DER HELIOSPHÄRE 37<br />

AU, die die Heliosphäre 7 definiert. Relativ zur Sonne bewegt sich das ISM, bzw. das<br />

lokale interstellare Medium (LISM), mit einer Geschwindigkeit von ∼ 25 km/s. Daher<br />

spricht man analog zum Sonnenwind vom interstellarem Wind. Abbildung 3.8 zeigt<br />

eine künstlerische Darstellung der Heliosphäre <strong>und</strong> illustriert die Wechselwirkung zwischen<br />

Sonnenwind <strong>und</strong> ISM. Der Sonnenwind breitet sich bis zum Termination Shock<br />

supersonisch, also mit Überschallgeschwindigkeit aus, um dann auf subsonische Geschwindigkeiten<br />

von weniger als 100 km/s abgebremst zu werden. Während die neutrale<br />

Komponente des Sonnenwindes fast ungehindert in die Heliosphäre eindringen<br />

kann, werden geladene Teilchen am interplanetaren Magnetfeld reflektiert, es bildet<br />

sich der sogenannte Bow Shock in Analogie zum Termination Shock des Sonnenwindes.<br />

Die Fläche zwischen diesen beiden Schocks, die beide Plasmen bremst, wird als<br />

Heliopause bezeichnet. Infolge der Flussgeschwindigkeit des interstellaren Windes – in<br />

Abbildung 3.8 fliesst dieser von links nach rechts – wird der Sonnenwind jenseits des<br />

Termination Shocks abgelenkt <strong>und</strong> besitzt die selbe Flussrichtung wie das ISM, was<br />

zur Ausbildung eines als Heliotail bezeichneten Schweifs führt.<br />

Abbildung 3.8: Künstlerische Darstellung der Heliosphäre. Das interstellare Medium<br />

(ISM) strömt von links heran <strong>und</strong> trifft auf die Heliosphäre. Weitere Erläuterung siehe<br />

Text. Quelle: http://www.nasa.gov, verändert.<br />

7 Im allgemeinem Fall spricht man auch von einer Astrosphäre.


38 KAPITEL 3. DIE HELIOSPHÄRE<br />

3.5 Innere <strong>und</strong> äußere Heliosphäre<br />

Das Thema dieser Arbeit sind ” <strong>Jupiterelektronen</strong> in der inneren Heliosphäre“ <strong>und</strong><br />

damit stellt sich die gr<strong>und</strong>legende Frage, was man unter den Begriffen innere <strong>und</strong> äußere<br />

Heliosphäre versteht <strong>und</strong> was die Unterschiede ausmacht. Eine eindeutige Definition<br />

der inneren <strong>und</strong> äusseren Heliosphäre gibt es nicht. Vielmehr ist es von der jeweiligen<br />

physikalischen Fragestellung <strong>und</strong> Sichtweise abhängig, was man als ” innen“ <strong>und</strong> was<br />

als ” außen“ bezeichnet.<br />

Schwenn and Marsch [1990] setzen die Grenze zwischen innerer <strong>und</strong> äußerer Heliosphäre<br />

aufgr<strong>und</strong> von Beobachtungen mit Helios 1 uns 2 bei 1 AU - also dem Erdorbit<br />

- an <strong>und</strong> begründen dies mit dem deutlich abnehmenden Einfluss der Sonne auf den<br />

Zustand des interplanetaren Mediums infolge der zunehmenden Wechselwirkung der<br />

Sonnenwindströme bei zunehmen Abstand zur Sonne.<br />

Andere Autoren (siehe z.B. Suess et al. [1998]) bezeichnen den Bereich von ∼ 5<br />

AU als innere Heliosphäre <strong>und</strong> beziehen sich dabei auf den der Raumsonde Ulysses<br />

zugänglichen interplanetaren Raum (Der Aphel von Ulysses in der Ekliptik beträgt ca.<br />

5.4 AU, der Perihel ca. 1.34 AU) <strong>und</strong> setzen die Grenze damit zum Orbit des Jupiters.<br />

Da in dieser Arbeit hauptsächlich Messwerte von Ulysses benutzt werden, ist es<br />

zweckmässig, die letztgenannte Definition zu übernehmen. Wir verstehen im Folgenden<br />

also als innere Heliosphäre den Raum der Ulysses <strong>für</strong> Messungen zugänglich ist,<br />

während wir den entfernteren Raum, den z.B. die Pioneer 10 <strong>und</strong> 11 Sonden erreicht<br />

haben, als Äußere Heliosphäre bezeichnen.<br />

Diese Wahl ist aber besonders in Bezug auf das Verhalten von CIRs von Vorteil, da<br />

sich CIR-Strukturen erst ab einem radialen Sonnenabstand von 3 - 5 AE ihre typischen<br />

Signaturen entwickelt haben, deren Einfluss auf <strong>Jupiterelektronen</strong> in dieser Arbeit<br />

behandelt werden. Bei grösseren Abständen, typischerweise 8 - 12 AU, beobachtet<br />

man eine zunehmende Wechselwirkung von CIRs <strong>und</strong> als Folge die Enstehung von<br />

verschmolzenen Wechselwirkungsregionen (merged interaction regions, MIRs). Diese<br />

konnten bis ca. 15 AU nachgewiesen werden (Burlaga [1988]), d.h. die typischen CIR-<br />

Struktur die in dieser Arbeit untersucht wird, verschwindet bei großen heliozentrischen<br />

Abständen.


Kapitel 4<br />

Jupiter als Quelle energiereicher<br />

Elektronen<br />

4.1 Das Jupitersystem<br />

Jupiter (Abbildung 4.1) ist in vielfacher Hinsicht imposant <strong>und</strong> nimmt eine besondere<br />

Stellung unter den Planeten des Sonnensystems ein. Die Masse des Gasplaneten beträgt<br />

ungefähr das 318-fache der Erdmasse bzw. 1/1047 der Sonnenmasse <strong>und</strong> ist damit der<br />

mit Abstand massereichste Planet in unserem Sonnensystem.<br />

Die Atmosphäre des Jupiter besteht vor allem aus Wolkenbändern, Konvektionszellen<br />

<strong>und</strong> zum Teil extrem stabilen Zirkulationssystemen wie dem von G. Cassini<br />

entdeckten ” roten Fleck“ <strong>und</strong> setzt sich größtenteils aus Wasserstoff <strong>und</strong> Helium zusammen.<br />

Verschiedene Verbindungen wie Ethan, Wasser <strong>und</strong> Cyanwasserstoff kommen<br />

in Spuren vor. Neben den vier Galileischen Monden wird Jupiter von 59 weiteren Monden<br />

umkreist, von denen die Äußeren mit sehr hohen Exzentritäten (e > 0.1 − 0.5)<br />

vermutlich eingefangene Planetoiden sind.<br />

Der innere Aufbau des Jupiters setzt sich zum größten Teil aus Wasserstoff <strong>und</strong><br />

Helium (He/H ≈ 0.1) zusammen. Er besteht also aus sogenannter Solarmaterie, d.h.<br />

unveränderter Materie aus der Entstehungsphase der Sonne <strong>und</strong> des Sonnensystems. Es<br />

wird angenommen, dass Jupiter über einen festen Kern, der r<strong>und</strong> 4% seiner Masse vereinigt,<br />

verfügt, dessen Zusammensetzung hauptsächlich aus Gestein wie Silizium- <strong>und</strong><br />

Eisenoxid, aber auch Methan <strong>und</strong> Schwefelwasserstoff besteht (Bagenal et al. [2004]).<br />

4.2 Aufbau der Jupitermagnetosphäre<br />

Jupiter ist nicht nur der masse- <strong>und</strong> volumenreichste der Planeten unseres Sonnensystems,<br />

sondern verfügt auch über die größte Magnetosphäre (siehe z.B. Melrose [1979]).<br />

Abbildung 4.2 zeigt die Grösse der Jupitermagnetosphäre im Vergleich zum Saturn,<br />

Erde <strong>und</strong> Merkur. Sie ist die mit Abstand größte planetare Magnetosphäre im Sonnensystem.<br />

Die magnetische Feldstärke beträgt am Äquator 4.2 Gauss <strong>und</strong> an den<br />

39


40 KAPITEL 4. JUPITER ALS QUELLE ENERGIEREICHER ELEKTRONEN<br />

Abbildung 4.1: Aufnahme des Jupiter mit dem Hubble Space Telescope. Zu erkennen sind<br />

zahlreiche Wolkenbänder <strong>und</strong> Konvektionszellen in der Atmosphäre des Gasplaneten.<br />

Quelle: http://hubble.nasa.gov<br />

Abbildung 4.2: Die Jupitermagnetosphäre im Vergleich mit der des Saturn, der Erde<br />

<strong>und</strong> Merkurs. Die Achsenmarkierungen sind in Einheiten des jeweiligen Planetenradius<br />

gegeben. Sie ist die größte planetare Magnetosphäre <strong>und</strong> zugleich das grösste planetare<br />

Objekt im Sonnensystem. Von der Erde aus betrachtet hätte die Magnetosphäre, wäre sie<br />

sichtbar, ungefähr die fünffache Ausdehnung der Mondscheibe. Quelle: K.-H. Glassmeier<br />

[1991]


4.3. DER 13-MONATE ZYKLUS BEI 1 AU 41<br />

Polen 10-14 Gauss <strong>und</strong> ist damit 14 mal stärker als das der Erde. Die Jupitermagnetosphäre<br />

unterliegt in ihrer Ausdehnung großen Schwankungen infolge des Einfluss des<br />

Plasmadrucks des Sonnenwindes. Daher verstehen sich Angaben der Ausdehnung der<br />

Magnetosphäre nur als Mittelwerte. Üblicherweise wird die Jupitermagnetopshäre in<br />

drei Bereiche unterteilt: Die innere Magnetosphäre (≤ 6 RJ) ist durch das Dipolfeld des<br />

Planeten geprägt. Diesem Bereich (∼ 6 bis 30−50 RJ) schliesst sich die mittlere Magnetosphäre<br />

an. Infolge der Ausbildung einer äquatorialen Stromschicht in dieser Region<br />

kommt es zu einer Verzerrung der Feldlinien in radialer Richtung (Vgl. Abbildung 4.2).<br />

Der äußerste Bereich der Magnetosphäre hingegen wird wesentlich vom Einfluss des<br />

Sonnenwindes bestimmt <strong>und</strong> ist daher in seiner Ausdehnung stark variabel. Wie alle<br />

planetaren Magnetosphären besitzt, besitz auch die Jupitermagnetosphäre einen Bow<br />

Shock <strong>und</strong> eine downstream dazu gelegene, als Magnetosheath bezeichnete Region. Der<br />

Bow Shock ist der Punkt, an dem der Sonnenwind auf sub-alfénische Geschwindigkeiten<br />

abgebremst wird, die folgende Magnetosheath ist durch Turbulenzen des Magnetfeldes<br />

infolge der Wechselwirkung mit dem abgebremsten Sonnwind gekennzeichnet. Infolge<br />

des Drucks, den der von der Sonne heranströmende Sonnenwind auf die Magnetosphäre<br />

ausübt, hat sie auf der sonnenzugewandten Seite eine ellipsoidförmige Gestalt. Auf der<br />

sonnenabgewandten Seite bildet sich der sogenannte Magnetotails aus (siehe Abbildung<br />

4.2). Pioneer 10-Messungen weisen auf eine Ausdehnung des Magnetotails von<br />

∼1 AU hin (Simpson and Pyle [1977]).<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Grösse, der sehr kurzen Rotationsperiode des Planeten <strong>und</strong> des<br />

Umstandes, dass einige Monde wie z.B. Io innerhalb der Magnetosphäre liegen, ist die<br />

Jupitermagnetosphäre reich an verschiedenen Teilchenpopulationen <strong>und</strong> Plasmaprozessen<br />

auf einer Zeitskala von einigen Sek<strong>und</strong>en über Minuten bis hin zur Rotationsperiode<br />

des Planeten (siehe z.B. Dessler [1983], Kallenrode [2004], Prölss [2004], Bagenal et al.<br />

[2004]). Auf die Modulation der energiereichen Elektronen in der Magnetosphäre, die<br />

nach ihrem Entweichen in den interplanetaren Raum als <strong>Jupiterelektronen</strong> beobachtet<br />

werden, wird in Abschnitt 5.2 eingegangen, nachdem im Folgenden der sogennante<br />

13-Monate Zyklus bei 1 AU erläutert wird.<br />

4.3 Der 13-Monate Zyklus bei 1 AU<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Rotation der Sonne <strong>und</strong> des eingefrorenen interplanetaren Magnetfelds<br />

hat eine Magnetfeldlinie die Gestalt einer Archimedischen Spirale (Abschnitt 3.1.2).<br />

Teilchenbewegung findet im Falle eines idealen Magnetfeldes, wie in Abschnitt 3.1.4<br />

dargelegt, nur parallel zu Magnetfeldlinien statt. Nimmt man also Jupiter, wie die<br />

Pioneer 10/11-Messungen erstmals gezeigt haben, als starke Quelle von energiereichen<br />

Elektronen an, so erwartet man im Fall einer Konstellation wie in Abbildung 4.3 einen<br />

erhöhten Elektronenfluss an der Erde, da sich Erde <strong>und</strong> Jupiter auf einer magnetisch<br />

optimalen Verbindung zueinander befinden. Der kürzeste, d.h. optimalste Weg <strong>für</strong> geladene<br />

Teilchen in der Parker-Geometrie ist ein Spiralabschnitt.<br />

Die Erde benötigt nun ein Jahr, also 12 Monate, <strong>für</strong> einen vollständigen Umlauf


42 KAPITEL 4. JUPITER ALS QUELLE ENERGIEREICHER ELEKTRONEN<br />

Abbildung 4.3: Ein Blick auf die Ekliptik mit dem eingezeichneten Erdorbit bei 1 AU<br />

(blau) <strong>und</strong> dem Orbit des Jupiter bei 5.5 AU (rot). Zusätzlich eingezeichnet ist eine<br />

Parkerspirale <strong>für</strong> den Fall einer Sonnenwindgeschwindigkeit von 600 km/s. Diese Konstellation<br />

bedeutet eine magnetisch günstige Verbindung zwischen den beiden Planeten,<br />

d.h. man erwartet einen erhöhten Elektronenfluss. Dies ist auf Gr<strong>und</strong> der Umlaufzeiten<br />

der Erde <strong>und</strong> des Jupiter alle 13 Monate der Fall. Die Sonne <strong>und</strong> die Planeten bewegen<br />

sich entgegen dem Uhrzeigersinn.<br />

um die Sonne, während die Umlaufszeit des Jupiter 12 Jahre (genauer 11.84 Jahre)<br />

beträgt. Nachdem die Erde also einen kompletten Umlauf vollzogen hat, hat sich Jupiter<br />

um 1/12 (∼ 30 ◦ ) seines Orbits weiterbewegt. Diese Differenz des Längengrades<br />

entspricht nun dem Winkel, den die Erde in einem Monat auf ihrer Bahn (R = 1 AU)<br />

zurücklegt. Dies hat zur Folge, dass sich die Erde zusätzlich zu ihrer siderischen Umlaufzeit<br />

noch einen weiteren Monat auf ihrem Orbit weiterbewegen muss, um wieder<br />

auf der gleichen Parkerspirale wie Jupiter zu liegen. Daraus folgt, dass man alle 13<br />

Monate einen erhöhten Elektronenfluss in Erdbahnnähe beobachten sollte, was von insitu-Messungen,<br />

z.B. vom sich in einer Erdumlaufbahn befindlichen IMP-8 Satelliten<br />

bestätigt wird, wie Abbildung 4.4 deutlich zeigt.<br />

Die eingezeichnete 13-Monate Periode wurde aus den Trajektoriendaten 1 der Erde<br />

<strong>und</strong> des Jupiter <strong>und</strong> einer Parkerspirale nach Gleichung 3.5 unter der Annahme eines<br />

Sonnenwindes von 400 km/s berechnet, indem die Zeitpunkte bestimmt wurden, zu<br />

1 http://spdf.gsfc.nasa.gov/data orbits.html


4.3. DER 13-MONATE ZYKLUS BEI 1 AU 43<br />

denen die beiden Himmelskörper auf der gleichen Parkerspirale liegen. Die Annahme<br />

einer Sonnenwindgeschwindigkeit von 400 km/s ist dadurch gerechtfertigt, dass in der<br />

Ekliptikebene während des solaren Minimums der langsame Sonnenwind (∼ 400 km/s)<br />

vorherrscht, der regelmäßig von schnelleren Strömen aus koronalen Löchern unterbrochen<br />

wird. Im solaren Maximum beobachtet man bis zu den Polen der Sonne diesen<br />

langsamen Sonnenwind.<br />

Die Übereinstimmung von Beobachtung <strong>und</strong> dem berechneten Modell ist ein deutlicher<br />

Beweis, dass zum einen das interplanetare Magnetfeld durch das Parkerfeld beschrieben<br />

werden kann, <strong>und</strong> zum anderen <strong>Jupiterelektronen</strong> über weite Bereiche der<br />

Heliosphäre beobachtet werden können. Dadurch eignen sie sich als ” Testteilchen“, um<br />

die Ausbreitung geladener Teilchen im interplanetaren Raum zu studieren. Neben Messungen<br />

am Erdorbit z.B. mit IMP-8 konnten <strong>Jupiterelektronen</strong> auch mit der Mariner<br />

10-Sonde bei ≤0.5 AU nachgewiesen werden (Eraker and Simpson [1979]).<br />

rel. e-flux<br />

0.1<br />

0.01<br />

IMP-8 Electron Flux (1974-1984)<br />

13 mo.<br />

IMP-8 e-flux (2-12 MeV)<br />

1974 1976 1978 1980 1982 1984<br />

Abbildung 4.4: Messungen des IMP-8 Satelliten der Elektronenzählraten im Bereich von<br />

2 - 12 MeV im Zeitraum von 1974 bis 1984. Deutlich zu erkennen ist ein Anstieg der Elektronenzählrate<br />

alle 13 Monate, was auf eine magnetisch günstige Verbindung zwischen<br />

Erde <strong>und</strong> Jupiter zurückzuführen ist. Dass die Zählrate im Fall einer ungünstigen Verbindung<br />

nicht verschwindet liegt zum einen an der Querdiffusion der Elektronen, also der<br />

Diffusion senkrecht zu den Magnetfeldlinien <strong>und</strong> zum anderen an dem stets vorhanden<br />

Hintergr<strong>und</strong> galatkischer Elektronen in diesem Energiebereich.<br />

Abbildung 4.4 zeigt zudem ein periodisches Minimum in der Elektronenzählrate. Zu<br />

diesen Zeiten befinden sich die Erde <strong>und</strong> Jupiter auf einer magnetische sehr ungünstigen<br />

Verbindung. Dennoch sieht man eine nicht verschwindende Zählrate aufgr<strong>und</strong> von


44 KAPITEL 4. JUPITER ALS QUELLE ENERGIEREICHER ELEKTRONEN<br />

Elektronen der galaktischen kosmischen Strahlung in diesem Energiebereich. Inwiefern<br />

auch bei ungünstigen magnetischen Verbindungen ein Transport von Elektronen vom<br />

Jupiter zur Erde möglich ist, wird in den nächsten Kapiteln besprochen.


Kapitel 5<br />

Messungen von <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

mit Ulysses<br />

5.1 <strong>Jupiterelektronen</strong> im interplanetaren Raum<br />

Um die folgenden Beobachtungen von <strong>Jupiterelektronen</strong> mit Ulysses in Bezug zur Trajektorie<br />

der Raumsonde <strong>und</strong> der Planeten sowie den heliosphärischen Bedingungen zu<br />

stellen, wird im folgenden ein Überblick über die Messung von energiereichen Elektronen<br />

mit Ulysses seit dem Start der Mission im Oktober 1990 gegeben. Für den<br />

Zeitraum von Ende 1990 bis 2005 ist im unteren Panel der Abbildung 5.1 die E4-<br />

Zählrate (rot) sowie die Protonenzählrate im Bereich von 38-70 MeV (blau). In den<br />

beiden oberen Panels ist der Abstand von Ulysses zum Jupiter in AU, die relative<br />

Breitendifferenz beider Objekte sowie der Neigungswinkel der heliosphärischen Neutralschicht<br />

eingezeichnet. Zusätzlich ist die Zeit des ersten <strong>und</strong> zweiten fly-bys sowie<br />

die heliosphärischen Bedingungen in Bezug auf den solaren Zyklus.<br />

Die unmittelbare Zeit nach dem Start der Raumsonde ist durch eine Abnahme<br />

der E4-Zählraten gekennzeichnet. Die weisst auf eine magnetische ungünstig werdende<br />

Verbindung zwischen Ulysses <strong>und</strong> Jupiter hin (Abschnitt 4.3). Das Zählratenminimum<br />

ist Mitte 1991 erreicht. Mit zunehmender Nähe zum Planeten beobachtet man einen<br />

deutlichen Anstieg der E4-Zählraten analog zu den Pioneer-Messungen. Das Maximum<br />

der Zählraten beobachtet man zum Zeitpunkt der unmittelbaren fly-bys im Februar<br />

1992. Au ihrem Weg zum solaren Südpol <strong>und</strong> zunehmenden Abstand zum Jupiter<br />

nimmt auch die Elektronenzählrate ab <strong>und</strong> bleibt auf einem niedrigen Niveau bis. 1994<br />

überfliegt die Raumsonde den solaren Südpol <strong>und</strong> passiert kurz darauf, Anfang 1995<br />

die Ekliptik um Mitte 1995 den solaren Nordpol zu überfliegen. Beim Durchflug durch<br />

die Ekplitikebene beobachtet man einen Anstieg der Elektronenzählraten, ebenso wie<br />

bei den drei folgenden Ekliptikpassagen 1997/98, 2001 <strong>und</strong> 2004. 2004 kam Ulysses<br />

dem Jupiter bis auf 0.8 AU nahe, was an einem deutlich erhöhten Elektronenfluss<br />

in diesem Zeitraum zu sehen ist. Wie aus dem Vergleich zwischen Elektronen <strong>und</strong><br />

Protonen im unteren Panel der Abbildung zu sehen ist, besteht kein Zusammenhang<br />

45


46 KAPITEL 5. MESSUNGEN VON JUPITERELEKTRONEN MIT ULYSSES<br />

R [AU]<br />

α [degree]<br />

count rate [1/s]<br />

10<br />

7.5<br />

5<br />

2.5<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

10 -2<br />

10 -3<br />

10 -4<br />

Jupiter flyby<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

Ulysses distance − from Jupiter<br />

Tilt angle<br />

Transition<br />

Distant encounter<br />

Ulysses latitude wrt. Jupiter<br />

Minimum<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

Maximum Min.<br />

1990 1995 2000 2005<br />

year<br />

Abbildung 5.1: Für den Zeitraum von Ende 1990 bis 2005 ist im unteren Panel die E4-<br />

Zählrate (rot) sowie die Protonenzählrate im Bereich von 38-70 MeV (blau) eingezeichnet.<br />

Darüber - als Indikator des solaren Zyklus - der Neigungswinkel der heliosphärischen<br />

Neutralschicht sowie der Breitenwinkel <strong>und</strong> der Abstand von Ulysses relativ zu Jupiter.<br />

Zusätzlich ist die Zeit des ersten <strong>und</strong> zweiten fly-bys sowie die heliosphärischen Bedingungen<br />

in Bezug auf den solaren Zyklus. Quelle: Heber et al. [2007].<br />

zwischen <strong>Jupiterelektronen</strong> <strong>und</strong> einer erhöhten Protonenählrate wie dies inbesondere<br />

bei den beiden Annäherungen der Raumsonde an den Planeten zu sehen ist.<br />

Für die Untersuchgen der Propagation von <strong>Jupiterelektronen</strong> ist es wichtig, den<br />

solaren Zyklus zu berücksichten, in dem die Messungen stattfinden, da die Modulation<br />

energiereicher Teilchen in der Heliosphäre vom solaren Zyklus beeinflusst wird (vgl. z.B.<br />

Potgieter [1998]). Wie am geringen Tilt-Winkel der heliosphärischen Neutralschicht zu<br />

sehen ist, befand sich die Heliosphäre während der beiden fly-by-Manöver der Raumsonde<br />

im solaren Minimum bzw. in der abnehmenden Phase des solaren Maximums.<br />

Dies bedeutet also, das <strong>für</strong> das interplanetare Magnetfeld <strong>und</strong> den Sonnenwind die<br />

gleichen Bedingungen vorlagen.<br />

(e)<br />

(p)


5.2. ELEKTRONEN IN DER JUPITERMAGNETOSPHÄRE 47<br />

5.2 Elektronen in der Jupitermagnetosphäre<br />

Um das primäre Missionsziel von Ulysses zu erreichen, musste die Sonde eine Trajektorie<br />

beinahe orthogonal zur Ekliptikebene einnehmen. Ein interplanetares Raumfahrzeug<br />

in einen polaren Orbit zu bringen ist aufgr<strong>und</strong> der da<strong>für</strong> aufzubringenden<br />

Energie - die Erde bewegt sich schließlich mit 30 km/s in der Ekliptikebene - nicht<br />

unmittelbar möglich. Stattdessen wurde wie bereits bei den Pioneer 10/11 <strong>und</strong> Voyager<br />

1/2-Missionen das Schwerefeld des Jupiter ausgenutzt, um die Raumsonde auf ihre<br />

entgültige Bahn zu bringen.<br />

Dieses fly-by-Manöver brachte Ulysses bis auf einen Abstand von 6.3 RJ an Jupiter<br />

heran. Die Sonde erreichte also fast die innere Magnetosphäre des Planeten. Messwerte<br />

der P4-Protonenzählraten, sowie Zählraten des E4- <strong>und</strong> E12-Kanals beim Einflug der<br />

Sonde in die Magnetosphäre zeigt Abbildung 5.2.<br />

Den Bow Shock (BS), passierte die Sonde an Tag 33/17:33 1 bei einem Abstand von<br />

113 RJ <strong>und</strong> befand sich von Tag 33/21:30 bis Tag 35/4:00 in der Magnetopause (MP).<br />

Während die Protonenzählrate nach Überschreiten des Bow Shocks nicht ansteigt,<br />

beobachtet man einen starken Anstieg der Zählraten der Elektronen sowohl im Bereich<br />

von 2.5-7 MeV als auch von 7-107 MeV um über drei Größenordnungen. Dies zeigt<br />

deutlich die hohe Population beschleunigter Elektronen in der Jupitermagnetosphäre.<br />

Der untere Plot der Abbildung 5.2 zeigt das Verhältnis aus dem E4- <strong>und</strong> E12-Kanal.<br />

E4 (2.5-7 MeV)<br />

E12 (7-107 MeV)<br />

(5.1)<br />

Zusammen mit der Zunahme der Zählraten am Bow Shock beobachtet man ein periodisches<br />

Verhalten des E4/E12-Verhältnisses, <strong>und</strong> damit auch eine periodische Modulation<br />

des Energiespektrums. Dieses periodische Verhaltens ist seit dem Pioneer-10 fly-by<br />

bekannt (Simpson et al. [1974]) <strong>und</strong> konnte von Rastoin [1995] zu 9h55’33” bestimmt<br />

werden, was der synodischen Umlaufzeit des Jupiter entspricht. Gewonnen wurde diese<br />

Periode aus den Daten der Voyager- <strong>und</strong> Pioneer- sowie der Ulysses-Mission, um einen<br />

möglichst großen Zeitraum abzudecken, indem ein Phasenhistogramm berechnet wurde.<br />

Untersuchungen mit T=9h55’33, also der synodischen Umlaufzeit <strong>und</strong> T=9h55’29”,<br />

was der siderischen Periode entspricht, zeigten anhand der Messwerte eine periodische<br />

Modulation des Energiespektrums die mit der synodischen Umlaufzeit des Planeten<br />

zusammenfällt.<br />

Bei einem Phasenhistogramm wird eine Zeitreihe in diskrete Intervalle der Form<br />

t0, (t0 + T ), ..., (t0 + nT ) (5.2)<br />

zerlegt, wobei T die Periode ist. Jeder Messwert wird also einem Punkt in der Periode<br />

t0 − T , bzw. 0 ◦ − 360 ◦ zugeordnet. Für diese Messwerte im Intervall 0 ◦ − 360 ◦ lässt sich<br />

1 Diese <strong>und</strong> die folgenden Zeitangaben wurden dem ESA Bulletin No.72 November 1992,<br />

http://ulysses-ops.jpl.esa.int/ulysses/ftp/CDROMS/ULS 01 A/Html/Jupiter.htm<br />

entnommen.


48 KAPITEL 5. MESSUNGEN VON JUPITERELEKTRONEN MIT ULYSSES<br />

Abbildung 5.2: Protonen- <strong>und</strong> Elektronenzählraten des Einfluges der Raumsonde Ulysses<br />

in die Jupitermagnetosphäre. Nach Überschreiten des Bow Shocks an Tag 33 steigt die<br />

Elektronenzählrate deutlich, gleichzeitig beobachtet man eine periodische Modulation<br />

des E4/E12-Verhältnis. Die zweite x-Achse gibt den Abstand der Sonde vom Planeten in<br />

Jupiterradien RJ an.<br />

nun ein Histogramm berechnen. In Abbildung 5.4 ist ein solches Phasenhistrogramm<br />

<strong>für</strong> den den Durchflug der Jupitermagnetosphäre <strong>für</strong> die Tage 34 - 36.5 dargestellt.<br />

Als Periode T wurde die synodische Umlaufzeit des Jupiter gewählt, so dass 360 ◦ also<br />

9h55’33” entsprechen. Das Ergebnis dieses Phasenhistrogramm zeigt deutlich die peri-


5.2. ELEKTRONEN IN DER JUPITERMAGNETOSPHÄRE 49<br />

Abbildung 5.3: Messgrößen wie bei Abbildung 5.2 <strong>für</strong> den Zeitraum des Wiederaustritts<br />

aus der Magnetosphäre. Die 10h-Periode ist im Bereich zwischen Ein- <strong>und</strong> Austritt in bzw.<br />

aus der Magnetopause zu erkennen. Die sehr variable Gestalt der Jupitermagnetosphähre<br />

zeigt sich daran, das die Sonde zweimal den Bow Shock passiert, ehe sie an Tag 47/7:52<br />

die Magnetosphäre entgültig verlässt.<br />

odische Modulation des E4/E12-Verhältisses <strong>und</strong> entspricht dem Resulat von Rastoin<br />

[1995]. Besonders geeignet ist die Anwendung eines Phasenhistogramms um Messwerte<br />

auf eine bestimmte Periode hin zu testen, daher wird in Kapitel 7 anhand eines<br />

Phasenhistogramms der Versuch unternommen, die 10h-Periode in den sogenannten


50 KAPITEL 5. MESSUNGEN VON JUPITERELEKTRONEN MIT ULYSSES<br />

Jovian Jets nachzuweisen.<br />

Abbildung 5.4: Phasenhistogramm des E4/E12-Verhältnis von Tag 34.0 bis 36.5 mit der<br />

Periode T =9h55’33”, also der synodischen Rotationsperiode des Jupiter. Das Intervall<br />

wurde in 36 Bins unterteilt. Eine periodische Modulation des Energiespektrums ist deutlich<br />

an der sinusförmige Form des Histrogramms zu erkennen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit, in der nur Ulysses-Daten <strong>für</strong> die Jupitermagnetosphäre<br />

vorlagen, wurde diese 10h-Periode auch mit einem weiteren Verfahren untersucht,<br />

um zu zeigen ob, <strong>und</strong> wie genau eine Bestimmung der Periode anhand eines kurzen<br />

Messeintervalls mit einer Spektralanalyse möglich ist. Zur Anwendung kam der<br />

Lomb-Scargel-Algorithmus (Lomb [1976], Scargle [1982]), um eine Spektralanalyse der<br />

Messwerte durchzuführen. Dieser Algorithmus hat gegenüber einer Fourier-Analyse<br />

den Vorteil, auch im Falle nicht gleichmäßig abgetasteter Daten korrekte Ergebnisse<br />

zu liefern. Der Fourier-Algorithmus benötigt gleichmäßig abgetastete Daten in der<br />

Form<br />

hn = h(n∆) n = 1, 2, 3, 4, ... (5.3)<br />

mit der Abtastrate ∆, was aber <strong>für</strong> die Messdaten in höchster zeitlicher Auflösung von<br />

2 Minuten des KET nicht gegegeben ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde der Lomb-Scargel-<br />

Algorithmus unter Zuhilfenahme einer Routine der Numerical Recipes (Press et al.


5.2. ELEKTRONEN IN DER JUPITERMAGNETOSPHÄRE 51<br />

[1992]) in einem Fortran-Programm umgesetzt <strong>und</strong> eine Spektralanalyse des E4/E12-<br />

Verhältnisses im Zeitraum Tag von 34.0 bis 36.5 bei einer zeitlichen Auflösung von<br />

2 Minuten vorgenommen 2 . Das Ergebnis dieser Spektralanalyse ist in Abbildung 5.5<br />

dargestellt. Deutlich ist ein signifikanter Peak bei f = 0.101514 h −1 zu erkennen. Dies<br />

entspricht einer Periode von 9h51’3” <strong>und</strong> liegt damit also 4.5 min unter der von Rastoin<br />

[1995] bestimmten Periode, was einer Abweichung von ungefähr 0.76% entspricht. Dies<br />

Abbildung 5.5: Lomb-Scargle-Periodogramm des E4/E12-Verhältnisses im Meßzeitraum<br />

von Tag 34.0 bis 36.5. Der Peak bei ∼0.1 1/h ist ein deutlicher Nachweis einer ungefähr 10stündigen<br />

Modulation des Energiespektrum der Elektronen in der Jupitermagnetosphäre.<br />

Bei den Peaks bei höheren Frequenzen handelt es sich um Spiegelfrequenzen.<br />

zeigt, dass der hier verwendete Algorithmus <strong>für</strong> die sehr kleine Messzeit von 2.5 Tagen,<br />

also etwa sechs synodischen Umlaufzeiten, die 10h-Periode der Modulation relativ gut<br />

berechnen kann, jedoch nicht die exakte synodische Umlaufzeit des Planeten liefert.<br />

Im Vergleich zu Rastoin [1995] muss hier jedoch berücksichtigt werden, dass zum einen<br />

nur ein sehr kurzer Messzeitraum zur Verfügung steht, während bei Rastoin [1995]<br />

2 Ab Tag 36.5 liegen <strong>für</strong> den unmittelbaren Jupitervorbeiflug aufgr<strong>und</strong> der extrem hohen Zählraten<br />

keine nominellen Daten <strong>für</strong> den E4- nd E12-Kanal vor, da die Photomultiplier des KET ausgeschaltet<br />

waren.


52 KAPITEL 5. MESSUNGEN VON JUPITERELEKTRONEN MIT ULYSSES<br />

erst durch Messreihen mit vielen Jahren Abstand eine sek<strong>und</strong>engenaue Bestimmung<br />

der Periode möglich war. Zum anderen ist die Aufösung der Messwerte auf 2 Minuten<br />

begrenzt, d.h. die Periode kann mit einer Spektralanalyse höchstens auf 2 Minuten<br />

genau bestimmt werden.<br />

Eine Frequenzverschiebung infolge der Relativbewegung des Empfängers (Ulysses)<br />

zum Sender (Jupiter) kann außer Acht gelassen werden, da die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

der Elektronen annähernd Lichtgeschwindigkeit beträgt, da es sich um relativistische<br />

Teilchen handelt. Damit ist die 10h-Periode unabhängig von der Position<br />

<strong>und</strong> Geschwindigkeit der Raumsonde <strong>und</strong> bleibt konstant ,wie folgenden einfache<br />

Abschätzung zeigt:<br />

Der relativistische Dopplereffekt ergibt eine Frequenzverschiebung von<br />

f ′ �<br />

= f ·<br />

1 + vu/ve<br />

,<br />

1 − vu/ve<br />

(5.4)<br />

wobei vu die Geschwindigkeit der Raumsonde <strong>und</strong> ve die Geschwindigkeit der Elektronen<br />

ist. Ulysses legt im untersuchten Messzeitraum binnen 2.5 Tagen eine Distanz<br />

von ungefähr 55 Jupiterradien zurück, woraus eine Geschwindigkeit von ∼ 65534 km/h<br />

folgt. Nimmt man die Geschwindigkeit der Elektronen mit annähernd c an, ergibt sich<br />

eine Frequenzverschiebung um den Faktor 1.000065, also weit jenseits der zeitlichen<br />

Auflösung.<br />

Der Lomb-Scargle-Algorithmus wurde auch auf die Zählraten des D1- <strong>und</strong> D2-<br />

Detektors sowie dem D1/D2-Verhältnis angewandt. Die beiden Halbleiterdetektoren<br />

D1 <strong>und</strong> D2 zählen jedoch auch Protonen <strong>und</strong> Heliumkerne (Vgl. Tabelle 2.1) <strong>und</strong> die<br />

Strahlung des RTG, was im Fall der E4-, E12- <strong>und</strong> E300-Kanäle durch die Koinzidenzlogik<br />

nicht berücksichtig wird. Der Vorteil des D1/D2-Verhältnisses liegt nun aber<br />

in der besseren Zählratenstatistik, zudem liegen <strong>für</strong> den D1- <strong>und</strong> D2-Detektor im Gegensatz<br />

zu E4 <strong>und</strong> E12 <strong>für</strong> den kompletten Flug durch die Magnetosphäre Messdaten<br />

vor.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen ergaben aber deutlich schlechtere Ergebnisse<br />

als die durch das E4/E12-Verhältnis bestimmten. Die Abweichungen betragen ca. 20<br />

Minuten zur tatsächlichen Periode, ausserdem zeigt sich ein starkes Hintergr<strong>und</strong>rauschen.<br />

In Abbildung 5.6 ist das E4/E12- <strong>und</strong> das D1/D2-Verhältnis geplottet. Wie man<br />

sieht, weisst das E4/E12-Verha ¨ ltnis eine deutlich geringere Amplitudenmodulation auf<br />

als das D1/D2-Verhältnis. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der verwendete Lomb-<br />

Scargle-Algorithmus <strong>für</strong> den Fall einer zu großen Amplitudenmodulation fehlerhafte<br />

Ergebnisse liefert.


5.3. THEORETISCHE BESCHREIBUNG DER TEILCHENAUSBREITUNG 53<br />

Abbildung 5.6: E4/E12- <strong>und</strong> D1/D2-Verhältnis zwischen Tag 34 <strong>und</strong> Tag 36.5. Das<br />

D1/D2-Verhältnis weist im Gegensatz zum E4/E12-Verhältnis eine wesentlich stärkere<br />

Amplitudenmodulation auf.<br />

5.3 Theoretische Beschreibung der Teilchenausbreitung<br />

Die Ausbreitung energiereicher Teilchen wie z.B. <strong>Jupiterelektronen</strong>, kann durch die<br />

Parker-Gleichung (Parker [1965]) beschrieben werden.<br />

∂f<br />

∂t = � � � ��<br />

� �<br />

∇ · ˆκ �∇f − (�usw + �vdr) · �∇f +<br />

� �� � � �� �<br />

Diffusion Konvektion & Drift<br />

1<br />

� �<br />

�∇<br />

∂f<br />

· �usw +Q (5.5)<br />

3 ∂ (ln P )<br />

� �� �<br />

Adiabatische Kühlung<br />

Die Parker-Gleichung ist eine zeitabhängige Differentialgleichung der Verteilungsfunktion<br />

der Teilchen <strong>und</strong> besteht aus vier Termen:<br />

Diffusion Das in Abschnitt 3.1.4 beschriebene Verhalten von geladenen Teilchen in<br />

magnetischen Feldern gilt nur in einem idealen Magnetfeld. Diese Vorrausetzung<br />

ist <strong>für</strong> die Heliosphäre nicht gegeben, vielmehr weisst das interplanetare<br />

Magnetfeld zum Teil starke räumliche <strong>und</strong> zeitliche Schwankungen infolge von<br />

Inhomogenitäten [Toptygin, 1985, Kapitel 2] auf. Teilchen werden aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

Störungen statistisch gestreut (random walk, [Kallenrode, 2004, Kapitel 7])


54 KAPITEL 5. MESSUNGEN VON JUPITERELEKTRONEN MIT ULYSSES<br />

<strong>und</strong> beschreiben durch ein Ungleichgewicht in der Teilchendichte eine räumliche<br />

Diffusion. Die Diffusion wird durch den Term ∇ · (ˆκ∇f) beschrieben, mit dem<br />

Diffusionskoeffizienten ⎛<br />

⎞<br />

ˆκ = ⎝<br />

κ⊥ 0 0<br />

0 κ⊥r 0<br />

0 0 κ⊥θ<br />

⎠ (5.6)<br />

in Magnetfeldkoordinaten. κ⊥ beschreibt also eine Diffusion entlang der Magnetfeldlinien,<br />

κ⊥r <strong>und</strong> κ⊥θ die Diffusion in radialer <strong>und</strong> latitudinaler Richtung.<br />

Drift & Konvektion Die Parker-Gleichung berücksichtigt Drifteffekte <strong>und</strong> Konvektion.<br />

Im Gegensatz zu einem homogenen Magnetfeld treten im heliosphärischem<br />

Magnetfeld Driften z.B. infolge eines Magnetfeldgradienten ∇B (Gradientendrift)<br />

oder infolge gekrümmter Magnetfeldlinien (Krümmungsdrift) auf. Die Konvektion<br />

von Teilchen beruht darauf, dass sie mit dem radial nach außen strömenden<br />

Sonnenwind mitgetragen werden (Siehe z.B. Kallenrode [2004], Baumjohann<br />

[1997]).<br />

Adiabatische Kühlung Adiabatische Kühlung berücksichtigt eine Energieverringerung<br />

der Teilchen infolge der Expansion des Sonnenwindes in ein größeres Volumen<br />

(Webb and Gleeson [1979]).<br />

Quellterm Q Der Quellterm Q stellt die Teilchenquelle in der Parker-Gleichung dar.<br />

Im Fall vom <strong>Jupiterelektronen</strong> ist also der Jupiter, bzw. seine Magnetosphäre<br />

eine Teilchenquelle. In einem späteren Abschnitt wird gezeigt, dass Q als zeitlich<br />

nicht konstant angesehen werden kann, also die Annahme das <strong>für</strong> einen grossen<br />

Zeitraum z.B. einer Carrington-Periode dQ/dt = 0 gilt, nicht erfüllt ist, sondern<br />

Q eine Funktion der Zeit bzw. der sich mit ihr ändernden physikalischen Grössen<br />

ist.<br />

Q → Q(t) (5.7)<br />

Eine analytische Lösung der Parker-Gleichung ist nicht möglich, sondern nur durch numerische<br />

Berechnungen anzunähern. In dieser Arbeit wird im Abschnitt 6.4.2 ein Spezialfall<br />

der Parker-Gleichung, nämlich die Fokker-Planck-Gleichung, benutzt, um um die<br />

Diffusion von <strong>Jupiterelektronen</strong> zu beschreiben. Die Fokker-Planck-Gleichung berücksichtigt<br />

im Gegensatz zur Parker-Gleichung keine Driften <strong>und</strong> adiabatische Kühlung,<br />

jedoch ist eine analytische Lösung der Gleichung <strong>für</strong> eine Punktquelle möglich.


Kapitel 6<br />

Einfluss von CIRs auf<br />

<strong>Jupiterelektronen</strong><br />

Bereits kurz nach der Entdeckung Jupiters als Quelle relativistischer Elektronen durch<br />

die Pioneer 10 Raumsonde (Simpson and Pyle [1977]) zeigte sich, dass die durch ein<br />

1/R-Gesetz (Chenette et al. [1977]) angenäherte Diffusion der <strong>Jupiterelektronen</strong> von<br />

einer 25 Tage Periode des raschen Abfalls <strong>und</strong> Wiederanstieg der Zählraten überlagert<br />

ist. Conlon and Simpson [1976] <strong>und</strong> andere konnten anhand der Messdaten der Pioneer<br />

10/11 Sonden zeigen, dass diese Variation des Elektronenflusses mit dem Auftreten von<br />

CIRs verknüpft ist. Zur Identifikation von CIRs benutzen Conlon and Simpson [1976]<br />

die <strong>für</strong> CIRs charakteristische Doppel-Peak-Signatur von niederenergetischen Protonen<br />

(∼ 1 MeV), die mit dem Auftreten des Forward- bzw. des Reverseshocks zusammenfallen.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen (siehe<br />

auch Abbildung 6.1:<br />

• CIRs wirken als ” Barrieren“ <strong>für</strong> die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong> im interplanetaren<br />

Raum. Der Abfall der Zählraten fällt mit dem Auftreten des Forwardshocks<br />

zusammen <strong>und</strong> bleibt während der Passage der CIR auf niedrigem<br />

Niveau.<br />

• Im Fall der sich upstream von Jupiter befindlichen Pioneer 11 Sonde blieben<br />

die Zählraten auf dem Untergr<strong>und</strong>level, bis die CIR auch Jupiter passiert hatte.<br />

Diesen Effekt zeigt der linke Plot in Abbildung 6.2 in dem die von Pioneer 11<br />

gemessenen Zählraten von Elektronen (3 – 6 MeV) <strong>und</strong> niederenergetischen Protonen<br />

(0.5 – 1.8 MeV) aufgetragen sind. Die durch vertikale Linien markierten<br />

Peaks der Protonen markieren den Foreward bzw. Reverseshock (FS bzw. RS).<br />

Deutlich zu sehen ist die starke Abnahme der Elektronenzählrate zum Zeitpunkt<br />

des Forewardshocks. Die Pfeile (↓) markieren den Zeitpunkt, an dem die CIR<br />

auch Jupiter passiert hat, was mit einem Wiederanstieg der Zählrate verb<strong>und</strong>en<br />

ist.<br />

• Messungen mit Pioneer 10 downstream vom Jupiter zeigten, das die Elektro-<br />

55


56 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

nenzählrate abnahm, sobald eine CIR Jupiter erreichte, <strong>und</strong> blieb auf einem<br />

niedrigem Niveau, bis die CIR Pioneer 10 passiert hat. Der rechte Plot in Abbildung<br />

6.2 zeigt die selben Messgrößen wie im Fall von Pioneer 11, jedoch sieht<br />

man, das die Elektronenzählrate abnimmt, wenn eine CIR Jupiter erreicht hat<br />

(↓) <strong>und</strong> erst wieder ansteigt, wenn die CIR auch die Raumsonde erreicht hat.<br />

Abbildung 6.1: Schematische Darstellung zweier CIRs. Eingezeichnet ist die Position von<br />

Pioneer 10 bzw. Pioneer 11 während des in Abbildung 6.2 Dargestellten Messzeitraums.<br />

Quelle: Conlon and Simpson [1976]<br />

Im Folgenden soll der Einfluss von CIRs auf <strong>Jupiterelektronen</strong> im Energiebereich<br />

von 2.7 – 7 MeV anhand der von Ulysses gesammelten Messdaten <strong>für</strong> den Zeitbereich<br />

von 1991 bis 1993 <strong>und</strong> 2004 bis 2005 dargestellt <strong>und</strong> die physikalischen Prozesse<br />

der Wechselwirkung zwischen energiereichen Elektronen <strong>und</strong> korotierenden Wechselwirkungsregionen<br />

diskutiert werden.<br />

6.1 Auswahl der untersuchten CIRs<br />

Die Zeit ab 1991 bzw. ab 2004 war geprägt durch das beginnende Minimum des solaren<br />

Zyklus 22 bzw. 23. Zusammen mit dem erhöhten Fluss an <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> der geringen Distanz zum Planeten ist dieser Zeitraum geeignet, den Einfluss<br />

von CIRs auf <strong>Jupiterelektronen</strong> zu studieren. Ausgewählt wurden CIRs, die nicht<br />

von solaren Events (Flares, CMEs) überlagert sind, da dies im Allgemeinen mit einer


6.1. AUSWAHL DER UNTERSUCHTEN CIRS 57<br />

Abbildung 6.2: Messwerte der von Pioneer 10 (links) <strong>und</strong> Pioneer 11 (rechts) gemessenen<br />

Elektronen bzw. niederenergetischen Protonen. Zum Zeitpunkt der Messungen befand<br />

sich Pioneer 10 downstream <strong>und</strong> Pioneer 11 upstream zum Jupiter. Weitere Erläuterung<br />

siehe Text. Quelle: Conlon and Simpson [1976]<br />

erhöhten Zählrate solarer Elektronen im E4-Kanal einhergeht <strong>und</strong> die Daten <strong>für</strong> Untersuchungen<br />

hinsichtlich <strong>Jupiterelektronen</strong> unbrauchbar macht. Als Indikator <strong>für</strong> solare<br />

Events wurde der P32 Kanal des KET benutzt, mit dem Zählraten von Protonen im<br />

Bereich zwischen 34 <strong>und</strong> 125 MeV gemessen werden können.<br />

1991 befand sich Ulysses auf seinem in-ecliptic-Flug vom Erdorbit (1 AU) zum Jupiter<br />

(5.5 AU), einen Übersichtsplot <strong>für</strong> den entsprechenden Zeitraum zeigt Abbildung<br />

6.4. Von oben nach unten aufgetragen ist die Sonnenwindgeschwindigkeit (SWOOPS),<br />

die Magnetfeldstärke (VHM), die Zählrate des L1-Kanals (0.9 - 1.2 Mev) des LET-<br />

Instrumentes, die Protonendichte (SWOOPS) sowie in einem gemeinsamen Plot die<br />

Elektronenzählrate des E4-Kanals (blau) <strong>und</strong> die Protonenzählrate (rot) im Energiebereich<br />

von 34 - 125 MeV (COSPIN/KET).<br />

Der Zeitraum bis Mitte 1991 ist durch die post-maximum Phase des 22. solaren<br />

Zyklus gekennzeichnet, das Interplanetare Medium ist in dieser Zeit durch transiente<br />

solare Ereignisse beinflusst. Besonders im März <strong>und</strong> Juni beobachtet man eine Serie von<br />

Flares die in Abbildung 6.4 durch eine deutlich erhöhte Zählrate energiereicher Protonen<br />

identifiziert werden. Diese erhöhte Protonenzählrate korreliert mit einer erhöhten<br />

Elektronenzählrate, was darauf hinweist, das diese Elektronen nicht jovianischen sondern<br />

solaren Ursprungs sind. Ab Juni 1991 nimmt die Sonnenaktivität deutlich ab<br />

<strong>und</strong> man beobachtet eine regelmäßigere Sonnenwindstruktur, die mit dem Auftreten<br />

von CIRs einhergeht. Als Gr<strong>und</strong>lage der Untersuchungen über den Einfluss von CIRs<br />

auf die Ausbreitung von Jupiterelektonen in diesem Zeitraum wurde die Arbeit von<br />

Marsden et al. [1993] benutzt, in der das Auftreten von CIRs mittels der charakteristischen<br />

Signaturen in den Messdaten des LET-Instrumentes auf Ulysses bestimmt<br />

wurde. Ausgehend von diesen Beobachtungen wurde eine genauere Analyse der CIRs<br />

mit den Daten des SWOOPS, SWICS, VHM, LET <strong>und</strong> KET-Instrumentes vorgenom-


58 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

men, um das Auftreten des Forward-, bzw. Reverseshocks <strong>und</strong> des Stream Interfaces<br />

in den CIR-Strukturen durch die in Abschnitt 3.3 beschrieben Eigenschaften zu bestimmen.<br />

Die Ergebnisse sind im Anhang A tabellarisch vermerkt <strong>und</strong> in Abbildung<br />

6.4 eingezeichnet, wobei die vertikalen Linien das Stream Interface der CIR markieren.<br />

Im Fall von mehreren Stream Interfaces in einer CIR, ist das erste Stream Interface<br />

eingezeichnet. Wie im einleitenden Kapitel über die Entstehung <strong>und</strong> Eigenschaften von<br />

CIRs beschrieben <strong>und</strong> in den Abbildungen zu erkennen ist, geht das Auftreten einer<br />

CIR mit einem sprunghaften Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit, der Magnetfeldstärke,<br />

der Dichte sowie einer erhöhten Zählrate an niederenergetischen Protonen<br />

einher. Insgesamt konnten so sechs CIRs im Zeitraum von Tag 200 bis Tag 365 gef<strong>und</strong>en<br />

werden, wobei die Identifikation der Schockwellen <strong>und</strong> des Stream Interfaces<br />

bei CIR die Marsden et al. [1993] <strong>für</strong> die Zeit 1991.213-216 angeben, aufgr<strong>und</strong> eines<br />

solaren Events sowie großen Lücken in den SWICS-Daten nicht möglich war.<br />

Das fly-by Manöver im Schwerefeld des Jupiter im Februar 1992 brachte Ulysses<br />

auf seine entgültige Flugbahn <strong>und</strong> damit in die Lage, CIRs auch in hohen heliographischen<br />

Breite zu beobachten. Im Zeitraum von 1992 bis 1993 legte die Sonde eine<br />

Breitendifferenz von 42.5 ◦ zurück, der Sonnenwind weist in dieser Zeit eine regelmäßige<br />

Struktur (Abbildung 6.5 <strong>und</strong> 6.6) auf. Bis Mitte 1992 befand sich Ulysses im langsamen<br />

Sonnenwind (u = 400 − 600 km/s). Ab einer Breite von -13 ◦ beobachtet man den<br />

Einfluss periodisch auftretender schneller Sonnenwindströme mit Geschwindigkeiten<br />

über 600 km/s bis Ulysses Ende Juli 1993 bei einer heliographischen Breite von -36 ◦<br />

den Bereich des ausschließlich schnellen Sonnenwindes (u > 750 km/s) zu erreichen<br />

(McComas et al. [1998]). Die aus der Wechselwirkung des langsamen Sonnenwindes<br />

des Streamerbelts <strong>und</strong> des schnellen Sonnenwindes des koronalen Loches entstandenen<br />

CIRs wurden z.B. in Wimmer-Schweingruber et al. [1997] untersucht. Die dort<br />

beschriebenen CIRs sind ebenfalls in Anhang A aufgelistet. Ingesamt wurden 15 CIRs<br />

identifiziert, davon wurden acht 1992 beobachtet, die übrigen sieben 1993.<br />

Bezüglich des zweiten, weiter entfernteren fly-bys 2003/04 wurde die Zeit von 2004<br />

bis 2005 analog zum ersten fly-by untersucht <strong>und</strong> die beobachteten CIRs im Anhang<br />

A vermerkt <strong>und</strong> im Plot 6.7 bzw. 6.8 eingezeichnet. Im Vergleich zu 1992/93 ist der<br />

Sonnenwind 2004 deutlich weniger klar strukturiert sondern weisst eine sehr komplexe<br />

Struktur von koronalen Löchern auf. Im Zeitraum von Anfang bis Ende 2004 wurden<br />

22 korotierende Strukturen gef<strong>und</strong>en.<br />

Abbildung 6.8 zeigt <strong>für</strong> 2005 eine deutlich einfachere Struktur des Sonnenwindes.<br />

Deutlich zu erkennen ist der Wechsel zwischen langsamen <strong>und</strong> schnellen Sonnenwindströmen.<br />

Das Auftreten von CIRs ist wiederum durch vertikale Linien gekennzeichnet<br />

<strong>und</strong> im Anhang A eingetragen. Aufgr<strong>und</strong> des Auftretens solarer Events ab Tag 160 die<br />

durch einen deutlichen Anstieg in den Protonenzählraten gekennzeichnet sind, ist eine<br />

Bestimmung der Schockwellen <strong>für</strong> die entsprechenden CIRs kaum möglich <strong>und</strong> wurde<br />

daher nicht vorgenommen, da auch bereits vorher ein Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

bei diesen heliographischen Breiten beobachtet wird. In Kapitel 8 wird auf diese<br />

Beobachtung genauer eingangen. Auch die CIRs #2 <strong>und</strong> #7 sind, wie an einer deutlich<br />

erhöhten Protonenzählrate zu erkennen ist, von solaren Events überlagert <strong>und</strong> wurden


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 59<br />

Abbildung 6.3: Carrington-Map der Sonnenkorona <strong>für</strong> die Carrington-Rotation 2012<br />

(2004-01-13 15:24 - 2004-02-09 21:53). Die sehr unregelmässige Struktur der koronalen<br />

Löcher ist Ursache der vielen korotierenden Ereignisse im Jahr 2004.<br />

daher nicht <strong>für</strong> die Untersuchungen herangezogen.<br />

6.2 CIRs als Diffusionsbarriere <strong>für</strong> MeV-Elektronen<br />

Die unteren Plots der Abbildungen 6.4, 6.5, 6.7 <strong>und</strong> 6.8 zeigen zum einen die Elektronenzählraten<br />

des E4-Kanals (2.5 - 7 MeV), in dem - wie bereits beschrieben - neben<br />

energiereichen solaren <strong>und</strong> galaktischen Elektronen vor allem <strong>Jupiterelektronen</strong> gemessen<br />

werden, <strong>und</strong> zum anderen den P34-Protonenkanal. In den untersuchten Zeiträumen<br />

befanden sich Ulysses <strong>und</strong> Jupiter stets in einer longitudinalen Position zueinander,<br />

dass eine CIR erst Ulysses erreichte, <strong>und</strong> erst später den Jupiter.<br />

In der ersten Hälfte des Jahres 1991 ist eine deutliche Korrelation zwischen Elektronen-<br />

<strong>und</strong> Protonenzählrate zu erkennen, was auf die erhöhte solare Aktivität zu dieser<br />

Zeit zurückzuführen ist. Ab Mitte 1991 beobachet man neben einem langfristigen Anstieg<br />

der Elektronenzählraten aufgr<strong>und</strong> der Jupiterannäherung zusätzlich einen mehrmaligen<br />

Abfall <strong>und</strong> Anstieg der Elektronenzählraten mit jeweils einigen Tagen Dauer,<br />

der nicht mit der Protonenzählrate verknüpft ist. Deutlich ist ein Zusammenhang zwischen<br />

dem Auftreten einer CIR <strong>und</strong> dem Abfall der Elektronenzählrate zu erkennen.<br />

Einige Tage vor dem Auftreten einer CIR bzw. des Stream Interfaces beobachtet man<br />

eine steile Abnahme der Zählrate <strong>und</strong> ein Minimum zum Zeitpunkt des Stream Interfaces<br />

bei unveränderten Protonenzählraten. Einige Tage nachdem die CIR über Ulysses<br />

hinwegkonvektiert ist, setzt ein Wiederanstieg der Zählraten ein. Dieser Wiederanstieg<br />

ist, wie später gezeigt wird, damit verknüpft, dass die CIR schließlich auch Jupiter<br />

passiert hat. Neben dem Zusammenhang zwischen Abfall der Elektronenzählrate <strong>und</strong><br />

Auftreten einer CIR ist jedoch deutlich eine Modulation des Elektronenflusses zu er-


60 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.4: Von oben nach unten sind die Sonnenwindgeschwindigkeit, die Magnetfeldstärke,<br />

die LET-Zählraten von Protonen im Energiebereich von 0.9 - 1.2 MeV, die Protonendichte<br />

<strong>und</strong> im untersten Plot zum einen die mit dem E4-Kanal des KET-Instruments<br />

gemessenen Elektronenzählraten (blau) <strong>und</strong> Protonenzählraten des P34-Kanals (rot). Die<br />

vertikalen Linien kennzeichnen das Auftreten von CIRs. Eine Modulation der Elektronenzählrate<br />

durch CIRs ist deutlich zu erkennen.


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 61<br />

Abbildung 6.5: Analog zu 6.4 <strong>für</strong> den Zeitraum 1992.<br />

kennen, die offenbar nicht mit CIRs zusammenhängt. Auf diese weiteren Einflussgrößen<br />

wird im Abschnitt 6.4.2 eingegangen.<br />

Nach Tag 180 im Jahr 1992, also nach dem Jupitervorbeiflug im Februar, beobachtet<br />

man analog zu 1991 eine Modulation der Elektronenzählrate durch CIRs in Form eines


62 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.6: Analog zu 6.4 <strong>für</strong> den Zeitraum 1993.<br />

Abfalls der Zählraten beim Passieren einer CIR. Ebenfalls ist zu erkennen, dass von<br />

den solaren Events, die durch deutlich erhöhte Protonenzählraten gekennzeichnet sind,<br />

kein Zusammenhang zwischen Elektronen- <strong>und</strong> Protonenzählrate besteht, der erhöhte<br />

Elektronenfluss also jovianischen Ursprungs ist. Mit Beginn des Jahres 1993 (Abbil-


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 63<br />

Abbildung 6.7: Analog zu 6.4 <strong>für</strong> den Zeitraum 2004.<br />

dung 6.6) beobachtet man eine konstant niedrige Elektronenzählrate, ein durch CIRs<br />

moduliertes Abfallen <strong>und</strong> Ansteigen der Zählraten beobachtet man nicht mehr. Lediglich<br />

unmittelbar vor den CIRs #3 <strong>und</strong> #4 wird ein Anstieg der Elektronenzählraten<br />

unabhängig von den Protonenzählraten beobachtet.


64 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.8: Analog zu 6.4 <strong>für</strong> den Zeitraum 2005.<br />

Diese Beobachtungen bestätigen die Messungen der Pioneer-Raumsonden <strong>und</strong> werden<br />

zudem durch die Ergebnisse des zweiten fly-bys verifiziert, die in den Abbildungen<br />

6.7 <strong>und</strong> 6.8 dargestellt sind. Anfang 2004 kam Ulysses dem Jupiter bis auf 0.8 AU<br />

nahe. Der daher erwartungsgemäß hohe Elektronenfluss wird deutlich vom Auftreten


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 65<br />

Abbildung 6.9: Analog zu 6.4 <strong>für</strong> den Zeitraum 2006. Für das KET <strong>und</strong> das LET lagen<br />

ab ca. Mitte 2006 noch keine Daten vor.<br />

von CIRs unterbrochen, um dann kurz darauf wieder anzusteigen. Dieser Einfluss von<br />

CIRs auf <strong>Jupiterelektronen</strong> lässt sich bis ungefähr Mitte 2005 beobachten. Besonders<br />

die Zeit von Tag 30 bis 150 ist durch einen sehr klaren <strong>und</strong> regelmässigen Abfall der<br />

Elektronenzählraten beim Auftreten einer CIR <strong>und</strong> Wiederanstieg der Zählraten nach


66 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

einige Tagen gekennzeichnet. Nach CIR #8 (Tag 149) bleibt die Elektronenzählrate<br />

auf einem niedrigen Niveau. Lediglich unmittelbar vor den CIRs #20 <strong>und</strong> #21 steigt<br />

die Zählrate erneut leicht an 1 .<br />

Die Beobachtungen zeigen zudem, dass die Zählrate zwar in der Umbegung einer<br />

CIR deutlich abnimmt, aber nicht völlig verschwindet. Vielmehr bleibt die Zählrate<br />

während bzw. unmittelbar nach einer CIR auf einem Niveau von 0.002 - 0.0025<br />

counts/s. Erklärt werden kann dies dadurch, dass zum einen die Propagation von <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

über eine CIR hinweg nicht vollständig verhindert wird, d.h. Ausbreitung<br />

eines Bruchteils des Elektronenflusses über die CIR hinweg möglich ist, <strong>und</strong> zum<br />

anderen durch das stetige Vorhandensein galaktischer Elektronen, die als isotrop in die<br />

Heliosphäre einfallend angenommen werden.<br />

Abbildung 6.10: Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals <strong>für</strong><br />

1991. Die Zeitachse bezieht sich auf die Tage vor, bzw. nach dem Stream Interface (SI)<br />

oder der tangentialen Diskontinuität (TD), d.h. das SI bzw. die TD liegt bei t=0 <strong>und</strong> ist<br />

durch die vertikale Linie markiert.<br />

Die Abbildungen 6.10-6.13 zeigen <strong>für</strong> die Jahre 1991, 1992, 2004 <strong>und</strong> 2005 eine<br />

Überlagerung der gemessenen Elektronenzählraten relativ zur Grenzfläche zwischen<br />

dem langsamen <strong>und</strong> schnellen Sonnenwind, also der tangentialen Diskontinuität (TD)<br />

1 Bemerkenswert ist, dass das Verschwinden von <strong>Jupiterelektronen</strong> sowohl 1993 als auch 2005 bei<br />

der selben heliographischen Breite von ungefähr 25 ◦ auftritt, es sich also vermutlich um einen breitenabhängigen<br />

Effekt handelt, auf den in Kapitel 8 eingegangen wird.


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 67<br />

Abbildung 6.11: Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals <strong>für</strong><br />

1992. Die Wahl der Achsen entspricht der Abbildung 6.10. Aufgr<strong>und</strong> der relativ niedrigen<br />

Zählraten <strong>und</strong> dem ” glatten“ Abfall an der CIR ist der Einfluss des SI bzw. der TD<br />

weniger gut zu sehen als bei Abbildung 6.10 <strong>und</strong> den folgenden Abbildungen.<br />

bzw. Stream Interface (SI) der untersuchten CIRs. Die Zeitachse markiert die Tage<br />

relativ zum SI/TD, d.h. ’0’ bedeutet also den Zeitpunkt des SI/TD, eine negative<br />

Zeitangabe die Tage vor dem SI/TD, ein positiver Wert entsprechend Tage nach dem<br />

SI/TD. Aus diesen Plots ist ersichtlich, das die Elektronenzählrate einige Tage vor<br />

dem Stream Interface abnimmt. Besonders auffällig ist, dass die Elektronenzählrate am<br />

Stream Interface das Hintergr<strong>und</strong>niveau zum Zeitpunkt des Stream Interfaces erreicht<br />

um dann einige Tage, nämlich bis die CIR auch den Jupiter erreicht hat, konstant zu<br />

bleiben. Eine Untersuchung der CIRs mit den in Anhang A angegeben Daten ergab,<br />

dass der Abfall der Zählraten eng mit dem Forewardshock verknüpft ist, lediglich<br />

bei 5 der 44 ausgewählten CIRs beobachtet man ein anderes Verhalten, nämlich eine<br />

Abnahme am Stream Interface. Da also offensichtlich ein Zusammenhang zwischen der<br />

Elektronenzählrate <strong>und</strong> dem Forwardshock bzw. dem folgenden komprimierten Plasma<br />

besteht, soll dieser Einfluss im folgenden Abschnitt diskutiert werden.


68 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.12: Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals <strong>für</strong><br />

2004. Aufgr<strong>und</strong> der kurzen Distanz zum Jupiter beobachtet man einen Wiederanstieg der<br />

Zählraten kurz nach der CIR.<br />

6.2.1 Einfluss der Schocks<br />

Am Beispiel einer CIR soll im Folgenden gezeigt werden, welchen Einfluss der Forwardshock<br />

einer CIR auf die Propagation von <strong>Jupiterelektronen</strong> hat, <strong>und</strong> welche Prozesse<br />

dies beeinflussen. Abbildung 6.14 zeigt einen Plot der CIR #3 im Jahr 2005.<br />

Der Forwardshock an Tag 45.15 ist durch einen plötzlichen Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

von ∼400 km/s auf ∼475 km/s gekennzeichnet <strong>und</strong> liegt damit über der<br />

magnetosonischen Geschwindigkeit von ungefähr 60 km/s, erfüllt also die Bedingung<br />

Mms > 1. Ebenfalls steigt die Magnetfeldstärke infolge des komprimierten Plasmas der<br />

CIR von ∼0.2 auf ∼0.5 nT. Darüberhinaus ist ein Anstieg in der Dichte von ∼0.1 auf<br />

∼0.3 Protonen/cm 3 zu erkennen sowie eine erhöhten Zählrate an niederenergetischen<br />

Protonen infolge von Beschleunigungsprozessen am Schock.<br />

Das Stream Interface an Tag 46.05 konnte durch einen leichten Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit,<br />

einer Abnahme der Dichte von ∼0.7 auf ∼0.3 cm −3 , einen<br />

Anstieg der kinetischen Temperatur sowie einer Abnahme der Einfriertemperatur von<br />

O <strong>und</strong> Mg indentifiziert werden (nicht im Plot 6.14 eingezeichnet).<br />

Beim Reverseshock (Tag 49.56) nimmt die Sonnenwindgeschwindigkeit um ∼115<br />

km/s zu, die Magnetfeldstärke nimmt deutlich von ∼0.7 nT auf ∼0.2 nT ab. Die Abnahme<br />

der Dichte hingegen ist weit weniger diskontinuierlich, deutlich ist hingegen eine


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 69<br />

Abbildung 6.13: Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals <strong>für</strong><br />

2005.<br />

erhöhte Zählrate niederenergetische Protonen in der Umgebung des Reverseschocks zu<br />

sehen, die ebenfalls auf Schockbeschleunigung zurückzuführen ist.<br />

Betrachtet man die E4-Zählrate im angegebenen Zeitraum, so beobachtet man vor<br />

dem Forwardshock eine konstant hohe Zählrate von ∼0.015 counts/s. Das Auftreten<br />

des Forwardshocks ist mit einer starken Abnahme der Zählrate verb<strong>und</strong>en. In der<br />

Zeitspanne zwischen Forwardshock <strong>und</strong> Stream Interface (ungefähr ein Tag) sinkt die<br />

Zählrate auf ein Niveau von 0.002 counts/s. Die Zählrate nimmt also um fast eine<br />

Größordnung ab.<br />

Nach dem Stream Interface beobachtet man nur noch einen schwachen Gradienten<br />

der Zählrate. Der Einfluss des Stream Interfaces auf die Ausbreitung von MeV-<br />

Elektronen wird im folgenden Abschnitt diskutiert.<br />

Der Forwardshock, bzw. die dem Schock folgende Kompressionsregion, führt also<br />

zu einer deutlich verminderten Diffusion von MeV-Elektronen in diesem Bereich. Als<br />

Beziehung zwischen Diffusionskoeffizient κ <strong>und</strong> der magnetischen Feldstärke |B| geben<br />

Jokipii and Kota [1991] <strong>für</strong> galaktische kosmische Strahlung<br />

κ� ∼ 1<br />

|B|<br />

(6.1)<br />

an. Der parallele Diffusionskoeffizient ist also umgekehrt proportional zur Stärke des<br />

Magnetfeldes. Ein starkes Magnetfeld hat einen niedrigen Diffusionskoeffizienten zur


70 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.14: Die CIR #3 2005. Die gestrichelten Linie markieren den Forward bzw.<br />

Reverse Shock, die durchgezogene Linie das Stream Interface. Der Abfall der Elektronenzählraten<br />

beginnt am Forewardshock.<br />

Folge <strong>und</strong> dadurch eine Abnahme das Teilchenflußes in diesem Bereich. Das Verhältnis<br />

zwischen paralleler <strong>und</strong> senkrechter Diffusion wird in der CIR als konstant angenom-


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 71<br />

men (Kissmann et al. [2004]), daher ist auch eine Abnahme der senkrechten Diffusionskoeffizienten<br />

zu erwarten. Gerechtfertigt wird Gleichung 6.1 durch die Annahme, dass<br />

durch eine Erhöhung der Magnetfeldstärke auch die Fluktuationen des Magnetfeldes<br />

zunehmen <strong>und</strong> energetische Teilchen erhöhter Streuung unterliegen. Um Fluktuationen<br />

B = B0 + δB des Magnetfeldes innerhalb der CIR nachzuweisen, wurden die Messwerte<br />

des Magnetfeldes in Sek<strong>und</strong>enauflösung in Minutenintervalle X unterteilt <strong>und</strong> die<br />

Varianz<br />

σ 2 X = �<br />

(xk − µX) 2<br />

(6.2)<br />

k<br />

berechnet, wobei xk der k-te Messwert <strong>und</strong> µX der Mittelwert der Messwerte im Intervall<br />

ist.<br />

Das Ergebnis dieser Berechnung <strong>für</strong> die CIR #3 2005 ist in Abbildung 6.15 dargestellt.<br />

Die unteren vier Plots zeigen die R-, T- <strong>und</strong> N-Komponente sowie den Betrag<br />

des Magnetfeldes. Die vier oberen Plots zeigen die berechnete Varianz der entsprechenden<br />

Grössen. Mit der starken Zunahme der Magnetfeldstärke <strong>und</strong> einer zeitlich stark<br />

variablen Änderung der RTN-Komponenten geht auch eine Zunahme der Varianz <strong>und</strong><br />

damit der Magnetfeldfluktuationen einher.<br />

κ� ∼ 1<br />

|B|<br />

∼ 1<br />

σ 2 X<br />

(6.3)<br />

Die Korrelation zwischen Abnahme der Elektronenzählrate <strong>und</strong> der Zunahme von Fluktuationen<br />

bestätigt den Ansatz von Jokipii and Kota [1991]. Die Varianz des Magnetfeldes<br />

wurde <strong>für</strong> alle untersuchten CIRs berechnet <strong>und</strong> zeigen analog zu der hier exemplarisch<br />

untersuchten CIR eine Zunahme der Varianz in der Kompressionsregion die<br />

mit einer Abnahme der Elektronenzählraten korreliert, mit Ausnahme von fünf CIRs,<br />

nämlich die CIR #8 1992, CIR #4 2005 sowie CIR #3, #12 <strong>und</strong> #17 im Jahr 2004.<br />

Bei dieser CIRs ergaben die Berechnungen auch eine erhöhte Varianz, jedoch keine Abnahme<br />

der Zählraten, jedoch eine starke Abnahme der Zählraten am Stream Interface.<br />

Der Ansatz (6.1), wonach κ ∼ 1/|B| ∼ 1/σ 2 X<br />

angenommen wird, ist nur eine grobe<br />

Abschätzung (Kissmann et al. [2004]), jedoch zeigen die Ulysses-Beobachtungen der<br />

E4-Elektronen einen deutlichen Zusammenhang zwischen erhöhtem Magnetfeld <strong>und</strong><br />

Zählratenverringerun.<br />

Im folgenden Abschnitt werden zwei der fünf CIRs, bei denen die Elektronenzählrate<br />

erst am Stream Interface abnimmt, genauer diskutiert <strong>und</strong> mögliche Gründe <strong>für</strong><br />

die Beobachtungen angegeben.<br />

6.2.2 Einfluss des Stream Interfaces<br />

Neben dem verringerten Diffusionkoeffizienten infolge von Fluktuationen des Magnetfeldes<br />

des dem Forwardshock folgenden Plasmas, soll nun die Rolle des Stream Interfaces<br />

in der Propagation energiereicher Teilchen diskutiert werden, <strong>und</strong> zwar am Beispiel<br />

von den CIRs #8 1992 <strong>und</strong> #17 2004.


72 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.15: Das Magnetfeld zwischen Tag 38 <strong>und</strong> 54 2005. Geplottet sind die RTN-<br />

Komponenten <strong>und</strong> der Betrag des Magnetfeldes sowie die Varianz dieser Grössen. Die<br />

gestrichelten, vertikalen Linien markieren den Forewardshock, das Stream Interface sowie<br />

den Reverseschock. Ein Zusammenhang zwischen erhöhter Magnetfeldstärke <strong>und</strong> dem<br />

Auftreten von Fluktuationen ist zu erkennen.


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 73<br />

Aus Gründen die noch zu diskutieren sind, beobachtet man am Forwardshock dieser<br />

CIRs keinen Abfall der Zählraten, sondern einen konstant hohen Fluß oder sogar<br />

ein lokales Maximum nach dem Forwardshock. Die CIR #8 1992 (Abb. 6.16) gilt als<br />

” Prototyp“ eines Stream Interfaces, da es von den beim ersten Umlauf von Ulysses um<br />

die Sonne beobachteten Stream Interfaces die deutlichste Signatur besitzt. Die Plasmaparameter<br />

des Stream Interfaces werden z.B. in Wimmer-Schweingruber et al. [1997]<br />

ausführlich diskutiert.<br />

Der Forwardshock erreicht die Raumsonde an Tag 361.81, statt der erwarteten Abnahme<br />

der E4-Zählrate beobachtet man jedoch einen Anstieg. Erst am Stream Interface<br />

nimmt die Zählrate um ungefähr eine Grössenordnung in sehr kurzer Zeit (∼ 1 h) ab.<br />

ähnlich verhält es sich bei der zweiten hier untersuchten CIR #17 2004. Abbildung 6.17<br />

zeigt ebenfalls eine starke Abnahme der E4-Zählrate unmittelbar am Stream Interface.<br />

Dieses Verhalten ist ein deutlicher Hinweis auf die in 3.3 beschriebene Eigenschaft<br />

eines Stream Interface als tangentiale Diskontinuität. Das Stream Interface trennt nicht<br />

nur Plasma unterschiedlicher Quellregionen auf der Sonne, sondern wegen dem vom<br />

Sonnenwind mitgetragenen Magnetfeld auch Magnetfeldlinie verschiedenen Ursprungs.<br />

Die Senkrechtdiffusion von Teilchen wird auf den random walk der Magnetfeldlinie<br />

zurückgeführt. Für die Diffsuion von Teilchen über eine CIR bzw. ein SI hinweg ist diese<br />

senkrechte Diffusion entscheidet, also die Diffusion entlang der Magnetfeldnormalen,<br />

d.h. senkrecht zur mittleren Magnetfeldrichtung, wie man Abbildung 3.5 entnehmen<br />

kann. Am Stream Interface der hier untersuchten CIRs scheint folglich eine deutlich<br />

reduzierte Diffusion entlang der Magnetfeldnormalen vorzuliegen, d.h. ein random walk<br />

der upstream oder downstream vom Stream Interface gelegenen Magnetfeldlinien der<br />

zu einer Vermischung von Magnetfeldlinien aus den unterschiedlichen Bereichen führen<br />

würde, findet nicht oder nur in sehr geringem Maße statt.<br />

Abbildung 6.18 zeigt das Magnetfeld der CIR #8 1992 in RTN-Komponenten sowie<br />

die analog zu Abbildung 6.15 berechnete Varianz des Magnetfeldes. Wie nach der |B|−<br />

σ2-Proportionalität zu erwarten ist, nimmt die Varianz <strong>und</strong> damit die Fluktuationen<br />

des Magnetfeldes am Forwardshock zu. Am Zeitpunkt des Stream Interfaces beobachtet<br />

man einen starken Anstieg der Magnetfeldstärke auf ∼4 nT. Bemerkenswert ist, das<br />

sich die gesamte Magnetfeldstärke |B| auf die N-Komponente vereint, also<br />

⎛<br />

�B = ⎝<br />

0<br />

0<br />

Bn<br />

⎞<br />

⎠ (6.4)<br />

gilt, während die anderen Magnetfeldkomponenten verschwinden bzw. minimal werden.<br />

Ebenfalls beobachtet man, das die Varianz der N-Komponente in unmittelbarer<br />

Nähe zum Stream Interface einen im Vergleich zur Umgebung sehr niedrigen Wert aufweisst,<br />

also δB als sehr klein im Vergleich zur Umgebung angnommen werden kann.<br />

Dies weisst auf ein sehr ” glattes“ Magnetfeld am Ort des Stream Interfaces, was wiederum<br />

einen geringen random walk der Magnetfeldlinie bedeutet, also eine geringe<br />

Senkrechtdiffusion am Stream Interface.


74 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.16: Die CIR #8 1992 besitzt die deutlichste SI-Signatur die beim ersten<br />

Umlauf von Ulysses um die Sonne beobachtet wurde. Bei dieser CIR beobachtet man<br />

nicht ein Beginn der Zählratenabnahme am Forwardshock. Deutlich ist ein Sprung in der<br />

Zählrate zum Zeitpunkt des Stream Interfaces zu beobachten. Zurückzuführen ist dies<br />

auf eine stark verminderte Senkrechtdiffusion am Stream Interface.


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 75<br />

Abbildung 6.17: Die CIR #17 2004 weisst analog zur CIR #8 1992 einen deutlichen<br />

Abfall der E4-Zählraten am Stream Interface auf <strong>und</strong> zeigt, das das Stream Interface<br />

eine effektive Barriere <strong>für</strong> die Propagation von MeV-Elektronen ist.<br />

Betrachtet man die niederenergetischen Protonen während den beiden CIRs, sieht<br />

man die typische Doppelpeak-Signatur infolge der Schockbeschleunigung am Forward-


76 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.18: Das Magnetfeld in RTN-Koordinaten <strong>und</strong> die berechnete Varianz der<br />

Komponente der CIR # 8 1992 in Sek<strong>und</strong>enauflösung.<br />

<strong>und</strong> Reverseshock. Insbesondere die CIR #8 1992 zeigt diese klare Signatur sowohl am<br />

Forward als auch am Reverseshock. Besonders am Reverseschock, wo typischerweise<br />

wesentlich mehr Ionen beschleunigt werden (siehe z.B. Richardson [2004]), beobach-


6.2. CIRS ALS DIFFUSIONSBARRIERE FÜR MEV-ELEKTRONEN 77<br />

tet man eine sehr hohe Zährate <strong>und</strong> wie im Fall der Elektronen des E4-Kanals einen<br />

starken Abfall der Zählraten von ∼ 30 counts/s auf weniger als 1 count/s unmittelbar<br />

am Stream Interface. Die Zählraten der am Forwardshock beschleunigten Protonen<br />

nehmen mit zunehmenden Abstand zum Schock ab <strong>und</strong> weisen, zusammen mit den<br />

Protonen des Reverseschocks ein lokales Minimum am Stream Interface auf. Im Fall<br />

der CIR # 17 2004 ist die Schockbeschleunigung deutlich weniger ausgeprägt, doch<br />

auch hier befindet sich das Zählratenminimum am Ort des Stream Interfaces. Das<br />

Minimum der am Schock beschleunigten Protonen <strong>und</strong> die starke Abnahme der Elektronenzählrate<br />

haben also ihren Gr<strong>und</strong> in einem reduzierten random walk der Magnetfeldlinien<br />

<strong>und</strong> das Beispiel der sehr ausgeprägten CIR #8 1992 zeigt eindeutig, dass<br />

das Stream Interface eine Barriere <strong>für</strong> Teilchen ist. Das Stream Interface trennt also<br />

nicht nur Sonnenwindplasmen aus unterschiedlichen Ursprungsregionen, sondern auch<br />

Populationen energetische Teilchen wie beschleunigte Ionen oder galaktische kosmische<br />

Strahlung <strong>und</strong> <strong>Jupiterelektronen</strong> die sich upstream bzw. downstream zum Stream<br />

Interface befinden.<br />

Betrachtet man Abbildung 6.18, sieht man analog zu Abbildung 6.15 eine im Vergleich<br />

zum umgebenen Sonnenwind eine große Varianz der RTN-Komponente des Magnetfeldes.<br />

Bermerkenswert ist, dass sich am Stream Interface (Tag 361.31) fast die<br />

gesamte Magnetfeldstärke auf die N-Komponente vereint <strong>und</strong> man <strong>für</strong> einen sehr kurzen<br />

Zeitraum eine deutlich verringerte Varianz der N-Komponente beobachtet. Welche<br />

Rückschlüsse dies auf die Struktur des Magnetfeldes zulässt, veranschaulicht Abbildung<br />

6.19. Der linke Teil der Abbildung zeigt das Prinzip des random walk der Magnetfeldlinien<br />

des Sonnenwindplasmas. Die Senkrechtdiffusion von Teilchen kann durch diesen<br />

random walk, also die Feldlinienvermischung, erklärt werden, da die Magnetfeldlinien<br />

im Gegensatz zum idealen Magnetfeld auch eine Komponente B⊥ besitzen, entlang<br />

derer Teilchenpropagation stattfindet. Der rechte Teil der Abbildung 6.19 zeigt schematisch<br />

den Fall einer Magnetfeldkonfiguration wie sie nach den obigen Ausführungen<br />

am Ort des Stream Interfaces erwartet wird in Form einer sog. shear layer. Die Normalkomponenten<br />

des Magnetfeldes verschwinden am Stream Interface was bedeutet, das<br />

die Bereiche vor bzw. hinter dem Stream Interface magnetisch nicht verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Daher beobachtet man ein Minimum der schockbeschleunigten Ionen <strong>und</strong> der galaktischen<br />

kosmischen Strahlung sowie einen starken Abfall der <strong>Jupiterelektronen</strong>zählrate<br />

hinter dem Stream Interface. Die Superimposed Epoch Analyses (Abbildung 6.13) zeigt<br />

daher auch eindeutig, das das Minimum der Zählraten am Stream Interface erreicht<br />

ist, sowohl wenn die Zählraten bereits am Forwardshock abnehmen, als auch wenn die<br />

Abnahme am Stream Interface erfolgt.<br />

Diese Beobachtungen lassen Vermutungen über die Beschaffenheit der Sonne am<br />

Rand zwischen koronalem Loch <strong>und</strong> Streamer Belt zu. Der random walk, also die<br />

Vermischung von Magnetfeldlinien wird als Resultat der Konvektion von Supergranulen<br />

(Abbildung 6.20) in der Photosphäre der Sonne angenommen. Am Stream Interface<br />

beobachtet man jedoch wie beschrieben einer reduzierten random walk. Dies ist ein<br />

Hinweis, das eine Konvektion von Supergranulen zwischen den Bereichen der koronalen<br />

Löcher <strong>und</strong> dem Streamer Belt im Fall einer sehr klar definierten Grenzschicht nicht


78 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.19: Das linke Bild zeigt die schematische Darstellung des durch random walk<br />

beeinflusste interplanetare Magnetfeld. Das rechte Bild zeigt idealisiert das Magnetfeld,<br />

das sich infolge eines in diesem Bereich reduzierten random walks <strong>und</strong> der Kompression<br />

des Plasmas am Stream Interface ausbildet.<br />

möglich ist (vgl. hierzu z.B. Crooker and Gosling [1999]).<br />

Abbildung 6.20: Die Granulenstruktur der Photosphäre. Man nimmt an, dass die Konvektion<br />

dieser Plasmastrukturen Ursache des random walk der Magnetfeldlinien ist.<br />

6.3 CIR #1 2005 - <strong>Jupiterelektronen</strong> oder solarer<br />

Einfluss?<br />

Ein bemerkenswertes Ereignis ist die CIR #1 2005 <strong>und</strong> soll in diesem Abschnitt besprochen<br />

werden. Abbildung 6.21 zeigt den Zeitraum von Tag 6 bis Tag 22 im Jahr 2005.<br />

Der Forwardshock der CIR erreicht Ulysses an Tag 11.92, das Stream Interface an Tag<br />

13.74 <strong>und</strong> der Reverseshock an Tag 15.32. Wie in den vorherigen Kapiteln dargelegt<br />

nimmt die E4-Zählrate erwartungsgemäß am Forwardshock ab. Allerdings beobachtet<br />

man einen sehr starken Wiederanstieg der Zählraten ab Tag 12.75 <strong>und</strong> einen starken<br />

Abfall unmittelbar am Stream Interface. Besonders auffällig ist eine ungewöhnlich hohe<br />

Population niederenergetischer Protonen (0.9-1.2 MeV) mit einem Maximum bei


6.3. CIR #1 2005 - JUPITERELEKTRONEN ODER SOLARER EINFLUSS? 79<br />

Tag 12.9. Ebenfalls wird am Stream Interface kein Minimum dieser schockbeschleunigten<br />

Protonen beoabachtet. Betrachtet man das Magnetfeld, sieht man eine starke<br />

Abnahme der Magnetfeldstärke beginnend bei Tag 13.25 mit einen Minimum bei bei<br />

Tag 13.5. In diesen 6 St<strong>und</strong>en nimmt die Magnetfeldstärke von 1.8 nT auf 0.3 nT ab,<br />

um dann symmetrisch zum Abfallprofil wieder anzusteigen.<br />

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei diesem Elektronenevent<br />

um <strong>Jupiterelektronen</strong> oder um Elektronen solaren Ursprungs handelt. Maia<br />

et al. [1998] berichten von einem mit Ulysses beobachteten Propagationskanal <strong>für</strong> Elektronen<br />

<strong>und</strong> Ionen in der CIR vom 26-31 Oktober 1991 bei einem heliozentrischen Abstand<br />

von 4.7 AU. Dieser Propagationskanal stellt eine, von Diskontinuitäten begrenzte<br />

Verbindung zwischen der Sonne <strong>und</strong> der Raumsonde dar, über die Teilchen von der<br />

Sonne direkt in den Raum transportiert werden. Dies äussert sich in einem zur Umgebung<br />

deutlich erhöhten Elektronenfluß innerhalb des Propagationskanals mit einer<br />

deutlichen Abnahme des Flußes an den Diskontinuitäten. Im Fall von Ionen ist gegenteiliges<br />

der Fall, hier beobachtet man innerhalb des Propagationskanals eine ein konstant<br />

niedriges <strong>und</strong> flaches Zählratenniveau. jedoch deutlich höhere Zählraten ausserhalb<br />

des Propagationskanals. Dies bedeutet, das die Elektronen, die sich im Propagationskanal<br />

befinden, diesen nicht verlassen können, so wie keine Ionen von ausserhalb in<br />

den Propagationskanal gelangen können. Da die Energien der mit dem KET <strong>und</strong> LET<br />

detektierten Teilchen zu hoch sind (von einer Kanalstruktur sind hauptächlich Teilchen<br />

im keV-Bereich betroffen) kann anhand dieser Daten keine Aussage bzgl. eines<br />

eventuellen Propagationskanals gemacht werden, jedoch weisen Strukturen des Magnetfeldes<br />

auf einen, bzw. mehrerer solcher Propagationskänale hin, da zu Beginn von<br />

Tag 13 mehrere Unstetigkeiten in den Magnetfelddaten (Abbildung 6.23) zu sehen sind.<br />

Abbildung 6.23 zeigt den Betrag sowie die ϕ- <strong>und</strong> ϑ-Komponente des magnetischen<br />

Feldes zwischen Tag 11.5 <strong>und</strong> 15.5. Anhand des Magnetfeldes ist auszuschliessen, dass<br />

eine CME Ursache der erhöhten Elektronenzählraten ist, da sich eine CME durch eine<br />

Magnetfeldstärke deutlich über dem mittleren Feld auszeichnet <strong>und</strong> der Magnetfeldvektor<br />

in diesem Fall eine ” ruhige“ Rotation um 360 ◦ während ungefähr eines Tages<br />

beschreibt (Schwenn and Marsch [1990]). Im untersuchten Zeitbereich beobachtet man<br />

jedoch eine Abnahme des Magnetfeldes <strong>und</strong> der Magnetfeldvektor wechselt zwischen<br />

Tag 13.45 <strong>und</strong> 13.65 sehr häufig seine Richtung. Insbesondere die ϕ-Komponente zeigt<br />

eine starke Variabilität <strong>und</strong> wechselt zwischen +180 ◦ <strong>und</strong> -180 ◦ . Dieser häufige Wechsel<br />

zwischen positiver <strong>und</strong> negativer ϕ-Komponente bedeutet ein vielfaches überschreiten<br />

der heliosphärische Neutralschicht, ehe die ϕ-Komponente nach Tag 13.65 entgültig im<br />

negativen Sektor verbleit. Das Stream Interface zeigt die Signatur einer Diskontinuität,<br />

da die ϕ- <strong>und</strong> ϑ-Komponente hier eine Unstetigkeit aufweisen <strong>und</strong> die Magnetfeldstärke<br />

kurzzeitig stark abfällt.<br />

Infolge des häufigen Wechsel des magnetischen Sektors, also dem Überschreiten der<br />

Neutrallinie, beobachtet man die geringe Magnetfeldstärke in diesem Bereich. Um das<br />

Verhalten von Teilchen in einer solchen Magnetfeldkonfiguration zu beschreiben, geht


80 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.21: Die Elektronenzählraten der CIR #1 2005 zeigen ein ungewöhnliches Verhalten.<br />

Man beobachtet eine Abnahme der Zählraten am Forwardshock, jedoch steigt sie<br />

um Tag 13 erneut sehr stark an um am Stream Interface wieder steil abzufallen. Zurückzuführen<br />

ist dies auf eine magnetische Spiegelstruktur infolge der deutlichen Abnahme<br />

der Magnetfeldstärke in diesem Gebiet.


6.3. CIR #1 2005 - JUPITERELEKTRONEN ODER SOLARER EINFLUSS? 81<br />

Abbildung 6.22: Zählraten der E4- (blau) <strong>und</strong> E12-Kanal (rot) des KET sowie den L1-<br />

(blau) <strong>und</strong> L12-Kanal des LET <strong>für</strong> CIR #1 2005. Die Elektronen <strong>und</strong> Protonen zeigen ein<br />

<strong>für</strong> eine CIR untypisches Verhalten <strong>und</strong> unterstreichen die Erklärung der Beobachtungen<br />

durch eine magnetische Flaschenstruktur.<br />

man vom magnetischen Moment µ als adiabatische Invariante aus<br />

µ = mv2 sin2 α<br />

, (6.5)<br />

2B<br />

mit dem Pitch-Winkel α, der in Abschnitt 3.1.4 definiert wurde. Das magnetische<br />

Moment µ ist zwar nicht völlig invariant, kann jedoch in erster Näherung so beschrieben<br />

werden, d.h. es gilt <strong>für</strong> zwei Magnetfelder B1 <strong>und</strong> B2 die Beziehung<br />

sin 2 α2<br />

sin 2 α1<br />

= B2<br />

. (6.6)<br />

B1<br />

Bewegt sich also ein Teilchen mit dem Pitch-Wikel α1 im Magnetfeld der Stärke B1 in<br />

Richtung eines stärken Feldes B2, erhöht sich der Pitch-Winkel, bis dieser im Extremfall<br />

α2 = 90 ◦ beträgt. In diesem Fall wird das Teilchen am Punkt mit der Feldstärke


82 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

B2 = Bm gespiegelt <strong>und</strong> es gilt<br />

�<br />

B<br />

sin α =<br />

Bm<br />

� 2<br />

, (6.7)<br />

mit dem Magnetfeld Bm am Spiegelpunkt. Im Fall eine symmetrischen Magnetfeldes<br />

mit einem geringen Magnetfeld in der Mitte <strong>und</strong> höheren Magnetfeldstärken an beiden<br />

Seiten wird ein Teilchen zwischen den beiden Spiegelpunkten hin <strong>und</strong> her reflektiert.<br />

Die erhöhten Elektronenzählraten lassen sich also durch einen doppelten magnetischen<br />

Spiegel erklären, zwischen dem Teilchen hin <strong>und</strong> her reflektiert werden. Wie Abbildung<br />

6.21 zu entnehmen ist, schliesst der magnetische Spiegel an einer Seite an das Stream<br />

Interface an. Hier beobachtet einen leichten Anstieg der Sonnenwindgeschwindigkeit,<br />

also einer zusätliche Kompression des Magnetfeldes <strong>und</strong> damit einer Beschleunigung<br />

der gefangenen Teilchen.<br />

Abbildung 6.23: ϕ- <strong>und</strong> ϑ-Komponente des Magnetfeldes sowie der Betrag |B| zwischen<br />

Tag 11.5 <strong>und</strong> 15.5 2005. Die gestrichelten vertikalen Linien stehen <strong>für</strong> den Forward- bzw.<br />

Reverseshock, die durchgezogene Linie <strong>für</strong> das Stream Interface. Zwischen Tag 13.4 <strong>und</strong><br />

13.65 wird mehrmals die Neutrallinie überschritten, wie am vielfachen Wechsel der ϕ-<br />

Komponente zwischen dem positiven <strong>und</strong> negativen Sektor zu sehen ist.<br />

Da das interplanetare Magnetfeld insbesondere innerhalb von CIRs durch Fluktuationen<br />

gestört ist, erwartet man eine Diffusion der Teilchen aus dem magnetischen<br />

Spiegel. In Abbildung 6.24 sind zwei Sektordiagramme des E4-Kanals unmittelbar vor<br />

dem Beginn des mehrfachen Sektorwechsels dargstellt. Im linken Diagramm sind die


6.4. WIEDEREINSETZEN DES ELEKTRONENFLUSSES 83<br />

Abbildung 6.24: Sektordiagramme des E4-Kanals <strong>für</strong> Tag 13.2501 bis 13.3345. Deutlich<br />

ist eine Vorzugsrichtung der Elektronen entlang der Magnetfeldlinien (↑) zu erkennen.<br />

Der dicke Pfeil (⇑) entspricht der relativen Postition des Jupiter. Aufgr<strong>und</strong> der großen<br />

Differenz zwischen dem Magnetfeldvektor <strong>und</strong> Jupiter, ist ein unmittelbarer Zusammenhang<br />

zwischen dem plötzlichen Anstieg der E4-Zählrate <strong>und</strong> einer direkten magnetischen<br />

Verbindung zum Planeten auszuschließen.<br />

Sektorzählraten von Tag 13.2501 bis 13.2930, im rechten Digramm von 13.2930 bis<br />

13.3345, also in St<strong>und</strong>enmittel eingezeichnet. Deutlich ist eine Anisotropie der Elektronen<br />

zu erkennen, die sich am Magnetfeldvektor (↑) orientiert. Ebenfalls in 6.24<br />

eingezeichnet ist die relative Position des Jupiter (⇑). Aufgr<strong>und</strong> der großen Differenz<br />

der beiden Richtungen ist es unwahrscheinlich, dass es sich bei den hier beobachteten<br />

Elektronen um <strong>Jupiterelektronen</strong> handelt, die unmittelbar durch eine magnetische Verbindung<br />

in die CIR-Struktur propagiert sind, sondern um Elektronen hauptsächlich solaren<br />

Ursprungs, die an den oben beschriebenen magnetischen Strukturen beschleunigt<br />

wurden. Dies deckt sich ebenfalls mit der in Abbildung 6.22 dargestellten Population<br />

niederenergetischer Protonen, die ein lokales Maximum innerhalb der CIR aufweisen.<br />

6.4 Wiedereinsetzen des Elektronenflusses<br />

In den letzen Abschnitten wurde gezeigt, dass CIRs als Barriere <strong>für</strong> <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

wirken <strong>und</strong> der Elektronenfluss erst wieder einsetzt, nachdem die CIR Jupiter passiert<br />

hat. Die beiden folgenden Abschnitte behandeln die Frage des Wiederanstieges<br />

der Elektronenzählraten. Zum einen wird durch eine ballistische Rechnung die Zeit<br />

abgeschätzt, die eine CIR benötigt, um von der Länge ϕ1 zur Länge ϕ2 zu konvek-


84 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

tieren, zum anderen wird ein einfaches Diffusionsmodell <strong>für</strong> den Wiederanstieg des<br />

Elektronenflusses vorgestellt <strong>und</strong> auf die Ulysses-Daten angewandt.<br />

6.4.1 Ballistische Berechnung des Wiederanstieges der Zählraten<br />

Identifizieren wir die durch Gleichung (3.5)<br />

r(ϕ) = − uCIR<br />

(ϕ − ϕ0)<br />

ΩS<br />

gegebene Spirale als Reverseshock der CIR <strong>und</strong> sei die Position der Raumsonde in<br />

der Ebene durch (rU, ϕU) <strong>und</strong> die vom Jupiter (rJ, ϕJ), so lässt sich der Fußpunkt der<br />

durch Ulysses verlaufenden Magnetfeldlinie auf der Sonne durch<br />

ϕ0 = rU · ΩS<br />

uCIR<br />

+ ϕU<br />

berechnen. Hier ist uCIR die Geschwindigkeit der CIR <strong>und</strong> kann durch<br />

(6.8)<br />

uCIR = usns + ufnf<br />

, (6.9)<br />

ns + nf<br />

abgeschätzt werden, wobei vs <strong>und</strong> ns die Plasmageschwindigkeit bzw. Dichte im langsamen<br />

Sonnenwind, vf <strong>und</strong> nf die Plasmageschwindigkeit bzw. Dichte im schnellen<br />

Sonnenwind ist (Schwenn and Marsch [1990]).<br />

Mit dem so berechneten ϕ0 lässt sich nun der Winkel berechnen, bei dem die durch<br />

ϕ0 <strong>und</strong> uCIR definierte Parkerspirale einen Kreis mit dem Jupiterradius (rJ) schneidet.<br />

ϕrJ = ϕ0 − rJ · ΩS<br />

uCIR<br />

(6.10)<br />

Die Längendifferenz zwischen Jupiter <strong>und</strong> dem Schnittpunkt der Parkerspirale mit dem<br />

durch rJ gegebenen Kreis sei nun<br />

∆ϕ = |ϕrJ − ϕJ| (6.11)<br />

Die Zeit die die CIR nun benötigt, um von Ulysses zu Jupiter zu konvektieren, berechnet<br />

sich dann aus<br />

τ = ∆ϕ<br />

· T, (6.12)<br />

360◦ mit der siderischen Umlaufzeit T eines schnellen Sonnenwindstreams von 25.38 Tagen<br />

(Richardson [2004]).<br />

Abbildung 6.26 zeigt die Ergebnisse von Berechnungen mit dem oben entwickeltem<br />

Modell. In Plot a) wurde die Zeit die eine CIR benötigt, um von Ulysses zum<br />

Jupiter (R = 5.5 AU) zu konvektieren <strong>für</strong> drei verschiedene heliozentrische Abstände<br />

berechnet <strong>und</strong> eine Geschwindigkeit des Sonnenwindplasmas in der CIR von 600 km/s


6.4. WIEDEREINSETZEN DES ELEKTRONENFLUSSES 85<br />

Abbildung 6.25: Zur Veranschaulichung der Herleitung von Formel 6.12 ist in dieser Abbildung<br />

die Position von Ulysses (ϕu, ru) <strong>und</strong> Jupiter (ϕj, rj) sowie der Punkt (ϕrj , rj)<br />

eingezeichnet.<br />

angenommen. Erwartungsgemäß nimmt die Konvektionszeit bei Zunahme der Winkeldifferenz<br />

<strong>und</strong> der heliographischen Abstandes zwischen Jupiter <strong>und</strong> Ulysses zu. Für<br />

Plot b) wurde die Konvektionszeit <strong>für</strong> drei verschiedene Sonnenwindgeschwindigkeiten<br />

bei konstantem heliozentrischen Abstand von Ulysses (5.0 AU) berechnet. Bei langsamer<br />

Sonnenwindgeschwindigkeit beobachtet man eine längere Konvektionszeit als beim<br />

schnellen Sonnenwind, da die entsprechende Parkerlinie stärker gekümmt ist.<br />

Da sich der Bereich zwischen dem Forward- <strong>und</strong> Reverseshock einer CIR über einige<br />

Tage erstreckt <strong>und</strong> damit einen entsprechenden Längengradbereich einnehmen ist<br />

es <strong>für</strong> die folgenden Betrachtungen wichtig, einen Bezugspunkt <strong>für</strong> die Berechnungen<br />

des Wiederanstieges der Elektronenzählrate zu wählen. Im Folgenden wird davon ausgegangen,<br />

dass der Wiederanstieg mit dem Passieren des Reverseshocks am Jupiter<br />

verknüpft ist. Begründet wird dies dadurch, dass <strong>für</strong> die galaktische Strahlung im Allgemeinen<br />

(Richardson [2004]) ein Minimum am Reverseshock beobachtet wird, also


86 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

Abbildung 6.26: a) Berechnete Konvektionszeiten einer CIR von Ulysses zum Jupiter <strong>für</strong><br />

eine konstante Sonnenwindgeschwindigkeit, aber <strong>für</strong> drei unterschiedliche heliozentrische<br />

Abstände von Ulysses. b) Berechnete Konvektionszeit <strong>für</strong> einen festen heliozentrischen<br />

Abstand von Jupiter, aber drei verschiedene Sonnenwindgeschwindigkeiten.<br />

auch davon auszugehen ist, dass solange sich Ulysses downstream bzw. innerhalb der<br />

CIR befindet, keine Elektronen über den Reverseshock hinweg upstream entweichen<br />

können.<br />

In Tabelle 6.1 sind die beobachteten <strong>und</strong> berechneten Zeitpunkte des Wiederanstiegs<br />

der Elektronenzählraten <strong>für</strong> CIR des Jahres 2004 <strong>und</strong> 2005 verzeichnet. Wie der<br />

Tabelle zu entnehmen ist, befanden sich Ulysses <strong>und</strong> Jupiter bzgl. ihres Längengrades<br />

ϕ <strong>und</strong> heliozentrischen Abstands R in einer Position zueinander, dass eine CIR<br />

erst von der Raumsonde beobachtete wurde, um später den Jupiter zu erreichen. Wie


6.4. WIEDEREINSETZEN DES ELEKTRONENFLUSSES 87<br />

Jahr RS ϕU( ◦ ) RU (AU) ϕJ( ◦ ) RU (AU) Tgem. Tber.<br />

2004 155.01 157.8 5.39 170.9 5.42 155.95 155.932<br />

203.40 158.2 5.39 174.6 5.42 204.60 204.550<br />

229.08 158.5 5.38 176.5 5.43 231.00 230.380<br />

2005 49.56 160.4 5.23 190.6 5.44 51.80 51.680<br />

75.90 160.7 5.19 192.6 5.44 78.40 78.156<br />

99.45 161.0 5.15 194.4 5.44 103.00 101.800<br />

125.36 161.3 5.10 196.4 5.44 129.50 127.830<br />

Tabelle 6.1: Gemessene (Tgem.) <strong>und</strong> berechnete (Tber.) Zeitpunkte des Wiederanstieges der<br />

Elektronenzählraten <strong>für</strong> einige CIRs von Mitte 2004 bis Mitte 2005 die nicht durch solare<br />

Ereignisse beeinflusst wurden. ’RS’ gibt den Tag des Jahres an, an dem der Reverse Shocks<br />

beobachtet wurde. Zusätzlich ist die Länge von Ulysses (ϕU) <strong>und</strong> Jupiter (ϕJ)sowie der<br />

heliozentrische Abstand (RU, RJ) vermerkt.<br />

man der Tabelle entnehmen kann, stimmt der beobachtete <strong>und</strong> berechnete Zeitpunkt<br />

des Wiederanstieges der Zählraten nicht exakt überein. Der Gr<strong>und</strong>, warum man hier<br />

eine Verzögerung von einigen St<strong>und</strong>en bis hin zu einigen Tagen beobachtet ist zum<br />

einen das Problem der exakten Bestimmung des Wiederanstiegs der <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

anhand der Messwerte. Durch die zum Teil starke Variation der Zählraten ist es<br />

schwer, eine präzise Bestimmung des Zeitpunktes des Wiederanstieges vorzunehmen.<br />

Zum anderen haben CIRs infolge der zweidimensionalen Gestalt koronaler Löcher eine<br />

räumliche Struktur, so dass das die Eigenschaften der CIR über den Raum den sie<br />

einnimmt hinweg variiert.<br />

6.4.2 Ein einfaches Diffusionsmodell<br />

Nachdem mit einem ballistischen Modell berechnet wurde, nach welcher Zeit eine CIR<br />

die Ulysses passiert hat, auch den Jupiter passiert hat, soll nun ein einfaches, numerisches<br />

Diffusionsmodell auf den Wiederanstieg des Elektronenflußes nach einer CIR<br />

angewandt werden.<br />

Sei D der Diffusionstensor, dann gilt <strong>für</strong> die Diffusion von Teilchen unter Berücksichtigung<br />

von Konvektion die Gleichung<br />

∂U<br />

∂t + �u∇U − D∆U = Q(r0, t), (6.13)<br />

mit dem zeitabhängigen Quellterm Q. Die Lösung dieser Fokker-Planck-Gleichung wurde<br />

von Conlon (Conlon [1978]) mit<br />

u(t ′ |t, E, �x) = C · e 2 � F · � D A ∗ (t ′ , E)(t − t ′ ) −3/2 · e − D2<br />

t−t ′ −(F 2 +λ)(t−t ′ ) , (6.14)


88 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

angegeben, wobei<br />

Di = xi/(2K 1/2<br />

i ),<br />

Fi = Vi/(2K 1/2<br />

i ),<br />

λ = 1<br />

�<br />

∇ ·<br />

3<br />

� �<br />

V (γ − 1),<br />

�<br />

C = 8π 3/2<br />

3�<br />

i=1<br />

K 1/2<br />

i<br />

ist. u(t ′ |t, E, �x) gibt die Anzahl der Elektronen an, die zum Zeitpunkt t ′ die Magnetosphäre<br />

des Jupiter verlassen haben <strong>und</strong> zur Zeit t von der Raumsonde am Ort �x<br />

gemessen werden. A ∗ (t, E) ist die Gesamtanzahl von Elektronen, die die Magnetosphäre<br />

im Zeitraum t, t + dt verlassen. E ist die kinetische Energie der Elektronen,<br />

Ki = (κ||, κ⊥r, κ⊥θ) die Diffusionskoeffizienten. Vi ist der Vektor der Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> γ der Spektralindex der Elektronen.<br />

Das verwendete Koordinatensystem ist kein Polarkoordinatensystem, sondern bezieht<br />

sich auf auf die Ausrichtung des Interplanetaren Magnetfeldes, d.h. das Parker-<br />

Feld. x1 ist dabei der Abstand zwischen Jupiter <strong>und</strong> der Raumsonde parallel zur Magnetfeldlinie,<br />

während x2 <strong>und</strong> x3 den Abstand parallel bzw. senkrecht zur Ekliptikebene<br />

angegeben (siehe Abbildung 6.27).<br />

Dieses Diffusionsmodell wurde auch von Tsuchiya et al. [1999] verwendet, <strong>und</strong> wurde<br />

in dieser Diplomarbeit in einem Fortran-Programm umgesetzt <strong>und</strong> soll auf den Wiederanstieg<br />

der von Ulysses gemessenen Elektronenzählraten nach einer CIR angewandt<br />

werden.<br />

Gleichung (6.14) gibt die Deltainjektion, also die einmalige Emission von Teilchen<br />

zum Zeitpunkt t0 an. Ein Beispiel einer solchen Deltainjektion ist im linken Plot der<br />

Abbildung 6.28 zu sehen. Das Diffusionsprofil zeigt das erwartete Verhalten in Form<br />

eines steilen Anstieges des Flusses bei einem Beobachter kurz nach der Emission der<br />

Teilchen an der Punktquelle <strong>und</strong> einen Abfall des Flusses nach Erreichen des Maximums.<br />

Um eine kontinuierliche Teilchenquelle zu erzeugen, muss nun über eine zeitlich<br />

versetzte Folge von Injektionen integriert bzw. numerisch nach jedem Zeitschritt ∆t<br />

eine weitere Teilchenpopulation injiziert werden, also<br />

U(t, E, �x) =<br />

� −1<br />

.<br />

� t<br />

u(t<br />

−∞<br />

′ |t, E, �x)dt ′ . (6.15)<br />

Das Diffusionsprofil <strong>für</strong> eine kontinuierliche Teilchenquelle ist im rechten Plot der Abbildung<br />

6.28 dargestellt. Im Gegensatz zur Deltainjektion strebt das Diffusionsprofil<br />

einen Sättigungswert an. Bei festem Spektralindex γ <strong>und</strong> fester Teilchenenergie E<br />

sind A ∗ (t, E) <strong>und</strong> die Diffusionskoeffizienten freie Parameter. Während die Gesamtzahl<br />

A ∗ (t, E) der Elektronen die die Magnetosphäre im Zeitraum [t, t + dt] verlassen, die<br />

Höhe des Diffusionsprofils beeinflusst, beinflussen die Diffuionskoeffizienten die Steilheit<br />

des Profils. Diese Diffusionsmodell soll im Folgenden exemplarisch auf ein Ereignis<br />

angewandt <strong>und</strong> diskutiert werden.


6.4. WIEDEREINSETZEN DES ELEKTRONENFLUSSES 89<br />

Abbildung 6.27: Definition des am Parkerfeld orientierten Koordinatensystems. x1 zeigt<br />

entlang einer Magnetfeldlinie, x2 senkrecht dazu in der Ekliptik, während x3 senkrecht<br />

auf x1 <strong>und</strong> x2 steht, also aus der Ekliptikebene herauszeigt.<br />

Abbildung 6.28: Beispiel einer Deltainjektion von Teilchen (links) <strong>und</strong> einer stetigen Emission<br />

von Teilchen (rechts) durch eine Punktquelle. Der Beobachter befindet sich entlang<br />

einer Parkerlinie 1 AU von der Teilchenquelle entfernt <strong>und</strong> ebenfalls 1 AU dazu senkrecht<br />

der Parkerlinie. Als Diffusionskoeffizienten wurde κ || = 1.8 · 10 23 cm 2 /s, κ⊥r = 8 · 10 20<br />

cm 2 /s <strong>und</strong> κ⊥θ) = 1.7 · 10 20 cm 2 /s gewählt (Conlon [1978]).<br />

Abbildung 6.29 zeigt die Elektronenzählraten des E4-Kanals im Bereich von 2.5-7<br />

MeV sowie das anhand des hier vorgestellten Diffusionsmodells errechnete Diffusionsprofil<br />

(schwarz) <strong>für</strong> den Wiederanstieg der Zählraten nach der CIR #13 im Jahr 2004.<br />

Ulysses befand sich bei einem heliozentrischen Abstand von 5.38 AU bei -5.1 ◦ Breite<br />

<strong>und</strong> 157 ◦ Länge. Jupiter befand sich bei 5.41 AU <strong>und</strong> -5.89 ◦ Breite <strong>und</strong> 171 ◦ Länge. Als<br />

Diffusionskoeffizienten wurde nach Rastoin [1995] κ� = 18 · 10 22 cm 2 /s, κ⊥ = 8 · 10 20<br />

cm 2 /s <strong>und</strong> κz = 1.7 · 10 20 cm 2 /s benutzt. Bis Tag 160 befindet sich Jupiter in der CIR,<br />

daher ist die beobachtete Zählrate auf dem Hintergr<strong>und</strong>niveau. Die stetige Teilchenin-


90 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN<br />

jektion setzt ein, als die CIR auch über Jupiter hinweg konvektiert ist. Deutlich ist zu<br />

sehen, dass das Diffusionsmodell die gemessenen Zählraten näherungsweise beschreiben<br />

kann, jedoch beobachtet man große Schwankungen in den gemessenen Zählraten,<br />

die nicht durch das Diffusionsmodell beschrieben werden können. Bereits vor dem Wie-<br />

Abbildung 6.29: Die E4-Zählraten (blau) <strong>und</strong> das auf der Fokker-Planck-Gleichung basierende<br />

Diffusionsmodeel <strong>für</strong> die CIR #13 2004. Der Wiederanstieg wird vom Diffusionsmodell<br />

zwar Wiedergegeben, aber man beobachtet eine große Variation der Zählraten,<br />

die durch das Diffusionsmodell nicht beschrieben werden können.<br />

deranstieg der <strong>Jupiterelektronen</strong> beobachtet man eine große Variabilität der Zählraten<br />

der galaktischen Elektronen, die aufgr<strong>und</strong> ihres isotropen Einfalls in die Heliosphäre<br />

auch beobachtet werden, wenn Ulysses <strong>und</strong> Jupiter durch eine CIR voneinander getrennt<br />

sind. Der Wiederanstieg der <strong>Jupiterelektronen</strong> ab Tag 156 ist bis ungefähr Tag<br />

157.5 durch einen Elektronenfluss gekennzeichnet, der unter dem des Diffusionsmodell<br />

liegt. Dem folgt ein starker Zählratenanstieg innerhalb weniger St<strong>und</strong>en mit einem<br />

Maximum bei Tag 158.0.<br />

Es scheint also weitere Einflussgrössen zu geben, die sich auf die Modulation von


6.4. WIEDEREINSETZEN DES ELEKTRONENFLUSSES 91<br />

<strong>Jupiterelektronen</strong> auswirken. Von Tsuchiya et al. [1999] konnten den Plasmadruck des<br />

auf die Jupitermagnetosphäre wirkenden Sonnenwindes als Einflussgrösse identifiziert<br />

werden. Der dynamische Plasmadruck ist durch<br />

Pram =<br />

ρ · u2<br />

2<br />

(6.16)<br />

gegeben, wobei ρ die Dichte des Sonnenwindplasmas <strong>und</strong> u die Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

ist. Der Plasmadruck hängt also von der Dichte des Sonnenwindes <strong>und</strong> besonders<br />

von der Sonnenwindgeschwindigkeit ab. Anhand von Pioneer 11 Messungen in<br />

der Ekliptik in Jupiternähe konnte eine Proportionalität zwischen dem dynamischem<br />

Plasmadruck am Jupiter <strong>und</strong> der Elektronenzählraten nachgewiesen werden. Befindet<br />

man sich in Ekliptiknähe <strong>und</strong> nahe beim Jupiter ist es möglich, durch backmapping aus<br />

dem Plasmadruck bei der Raumsonde den Plasmadruck beim Planeten <strong>für</strong> einen bestimmten<br />

Zeitraum zu bestimmen. Tsuchiya et al. [1999] konnten so zeigen, dass ein ein<br />

großer Plasmadruck am Jupiter mit einer geringen <strong>Jupiterelektronen</strong>zählrate korreliert,<br />

ein kleiner Plasmadruck mit einer hohen Zählrate. Erklärt werden kann dies dadurch,<br />

dass ein hoher Plasmadruck zu einer Kompression der Jupitermagnetosphäre führt.<br />

Diese Kompression führt zu einer verminderten Diffusion der in der Magnetosphäre<br />

beschleunigten Elektronen aus der Magnetosphäre in den interplanetaren Raum.<br />

Um den Plasmadruck in das Diffusionsmodell zu integrieren, muss Gleichung 6.14<br />

also mit einer Funktion P (t) gefaltet werden, wobei P (t) den dynamischen Plasmadruck<br />

am Jupiter zum Zeitpunkt t angibt.<br />

U(t, E, �x) =<br />

� t<br />

P (t)u(t<br />

−∞<br />

′ |t, E, �x)dt ′ . (6.17)<br />

Für Ulysses-Beobachtungen ausserhalb der Ekliptik ist eine die Berechnung des<br />

Plasmadruck am Ort von Jupiter nicht möglich, da der Sonnenwind <strong>und</strong> die Plasmadichte<br />

bereits bei kleinen Winkeldifferenzen große Unterschiede aufweisen. Helios-<br />

Messungen haben gezeigt (Schwenn and Marsch [1990]), dass bereits bei einer Breitendifferenz<br />

von ∆ϑ > 5 ◦ bei annähernd gleicher Länge Sonnenwindströme mit völlig<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten <strong>und</strong> Dichten beobachtet werden. Bereits bei noch<br />

kleineren Winkeldifferenzen wurden Unterschiede in der Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

von ∆v ∼ 250 km/s gemessen. Weitergehende Rechnungen, die die Rückfaltung des<br />

Ausdrucks U ermöglichen, würden aus dem Diffusionsprofil <strong>und</strong> den tatsächlich gemessenen<br />

Zählraten eine Berechnung des Plasmadrucks am Jupiter ermöglichen.


92 KAPITEL 6. EINFLUSS VON CIRS AUF JUPITERELEKTRONEN


Kapitel 7<br />

Jovian Jets<br />

7.1 Übersicht<br />

Die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong> kann, wie in Abschnitt 5.3 beschrieben, durch<br />

ein Diffusion-Konvektions-Modell beschrieben werden. Ferrando et al. [1993] entdeckten<br />

beim ersten Jupitervorbeiflug von Ulysses sehr kurzzeitige, hochanisotrope Anstiege<br />

der Elektronenzählrate im unteren MeV-Bereich bei gleichzeitig unveränderten Zählraten<br />

von Protonen in diesem Energiebereich. Es konnte nachgewiesen werden, dass<br />

es sich bei diesen als ” Jovian Jets“ bezeichneten Anstiegen der Zählrate um direkte<br />

magnetische Verbindungen zur Jupitermagnetosphäre handelt. Diese magnetischen<br />

Flussröhren weisen eine starke Abweichung vom mittleren Parkerfeld auf <strong>und</strong> tragen<br />

Elektronen aus der Magnetosphäre des Jupiter in den interplanetaren Raum.<br />

Im Zeitraum von Tag 345 im Jahr 1991, bis zum Tag 160 im Jahr 1992 konnten<br />

insgesamt 35 Jovian Jets bis zu einem Abstand zum Jupiter von 0.86 AU anhand<br />

der Daten des KET-Instrumentes identifiziert werden. Bei 19 (54%) dieser Jovian Jets<br />

handelte es sich um multiple Ereignisse, d.h. ein Jet-Ereignis konnte in zwei oder mehrer<br />

einzelne Jets aufgelöst werden. Die zeitliche Dauer des beobachteten Anstieges der<br />

Elektronenzählrate ist sehr kurz <strong>und</strong> beträgt höchstens wenige St<strong>und</strong>en. Auffällig ist ein<br />

Zusammenhang zwischen der Polarität des Magnetfeldes <strong>und</strong> dem Auftreten der Jovian<br />

Jets. So konnte gezeigt werden, das bei 86% aller Jets ein vom Jupiter weg gerichtetes<br />

Magnetfeld beobachtet wurde. Eine ausführliche Beschreibung der beobachteten Jets<br />

während des ersten Jupitervorbeifluges der Raumsonde Ulysses findet man in Ferrando<br />

et al. [1993] <strong>und</strong> Simpson et al. [1993].<br />

7.2 Jovian Jets beim zweiten Fly-By 2003/2004<br />

Auch beim zweiten Jupitervorbeiflug 2003/04 konnten mit Ulysses Jovian Jets beobachtet<br />

werden. McKibben et al. [2007] benutzten <strong>für</strong> ihre Untersuchungen das HET-<br />

Instrument, welches, wie auch das KET, Teil des COSPIN-Experiments auf Ulysses ist.<br />

Die Auswertung der Messwerte des H8-Kanals (3-8 MeV) im Zeitraum vom 1. Januar<br />

93


94 KAPITEL 7. JOVIAN JETS<br />

2003 bis zum 8. Februar 2005 ergaben den Nachweis von insgesamt 15 Jovian Jets,<br />

welche in Tabelle 7.1 zusammengefasst sind. Im Folgenden sollen diese Beobachtungen<br />

Jet # Jahr Tag ∆R (AU) ∆φ( ◦ ) ∆Z (AU)<br />

1 2003 284 1.23 2.9 1.18<br />

2 2003 320 1.03 0.5 1.03<br />

3 2003 350 0.90 -1.7 0.88<br />

4 2004 20 0.82 -4.1 0.72<br />

5 2004 38 0.80 -5.3 0.638<br />

6 2004 75 0.87 -7.8 0.469<br />

7 2004 101 0.97 -9.6 0.345<br />

8 2004 101 0.97 -9.7 0.335<br />

9 2004 115 1.03 -10.6 0.268<br />

10 2004 117 1.03 -10.6 0.268<br />

11 2004 141 1.16 -12.3 0.153<br />

12 2004 145 1.19 -12.6 0.134<br />

13 2004 147 1.20 -12.7 0.124<br />

14 2004 162 1.29 -13.7 0.056<br />

15 2004 299 2.21 -2.21 -0.596<br />

Tabelle 7.1: Eingetragen ist die laufende Nummer der beobachteten Jets, der Zeitpunkt<br />

der Beobachtung, sowie die relative Position von Ulysses zum Jupiter (Abstand, Differenz<br />

der Längenwinkel sowie der Abstand senkrecht zur Ekliptikebene) (McKibben et al.<br />

[2007]).<br />

durch Messergebnisse des KET-Instrumentes verifiziert <strong>und</strong> durch Untersuchungen des<br />

Magnetfeldes <strong>und</strong> der Sonnenwindgeschwindigkeit erweitert werden. Zudem wird die<br />

IDL-Routine zum Plotten der Richtungsanisotropie der Elektronen angewandt.<br />

Für die Untersuchungen wurde der E4-Kanal des jeweiligen Tages in einer Auflösung<br />

von 10 Minuten über die Zeit aufgetragen. Die zugehörigen Sektordiagramme wurden<br />

mit einer Auflösung von 60 Minuten erstellt, da dies bzgl. der Zählratenstatistik die<br />

aussagefähigsten Ergebnisse ergab.<br />

Abbildung 7.1 zeigt die Trajektorie von Ulysses relativ zu Jupiter. Der obere Graph<br />

gibt die Längendifferenz ∆ϕ, der mittleren die Breitendifferenz ∆ϑ <strong>und</strong> der untere Plot<br />

den Abstand beider Objekte voneinander. Bis Mitte 2004 befand sich die Raumsonde<br />

nördlich vom Planeten (∆ϑ ist positiv), danach in einer Position südlich von Jupiter<br />

(∆ϑ ist negativ). Nach Ende 2003 befand sich Ulysses in Bezug auf den Umlaufsinn<br />

des Jupiter hinter dem Planeten, d.h. ∆ϕ ist negativ. Den geringsten Abstand zum<br />

Jupiter (0.8 AU) hatte die Sonde Anfang 2004.<br />

Aus Tabelle 7.1 geht also hervor, dass die meisten, nämlich 13 der 15 Jets, bei einer<br />

negativen Längendifferenz zwischen Ulysses <strong>und</strong> Jupiter beobachtet wurden, während<br />

sich Ulysses bis auf den letzten beobachteten Jets (Tag 299 2004) nördlich von Jupiter<br />

befand.


7.2. JOVIAN JETS BEIM ZWEITEN FLY-BY 2003/2004 95<br />

Abbildung 7.1: Position der Raumsonde Ulysses relativ zum Jupiter <strong>für</strong> 2004/05. Für den<br />

Zeitraum von 2003.5 bis 2005.0 ist von oben nach unten der Abstand zwischen Ulysses<br />

<strong>und</strong> Jupiter sowie die Längen- Breitendifferenz eingezeichnet. Die im oberen Panel<br />

eingezeichneten Punkte kennzeichnen die Zeitpunkte der beobachteten Jets.<br />

Alle von McKibben et al. [2007] identifizierten Jets konnten mit dem KET verifiziert<br />

werden, eine Übersicht zeigt Tabelle 7.2. Hier ist neben der Nummer des Jets<br />

der Beginn <strong>und</strong> das Ende des Zählratenanstieges bzw. der Anisotropie sowie die maximale<br />

Elektronenzählrate <strong>und</strong> der dazugehörige Zeitpunkt eingetragen. Zusätzlich ist<br />

die Richtung des Magnetfeldes angegeben, d.h. ob das Feld vom Jupiter zu Ulysses<br />

(J→U) oder von der Raumsonde zum Planeten (U→J) gerichtet ist. Zwei Drittel der<br />

Jets weisen ein Magnetfeld auf, das von Jupiter zu Ulysses gerichtet ist. Dies entspricht<br />

qualitativ den Beobachtungen des ersten fly-bys, wo 86% eine von Jupiter zu Ulysses<br />

gerichtete Polarität aufweisen.<br />

Eine besonders deutliche Struktur weißt das Ereignis von Tag 350/2003 auf (Abbildung<br />

7.2). Man beobachtet einen starken, kurzzeiten Anstieg <strong>und</strong> Abfall der E4-Zählrate<br />

mit einem Maximum bei ∼350.77. Die ϑ-Komponente des Magnetfeldes weißt be-


96 KAPITEL 7. JOVIAN JETS<br />

sonders zur Zeit des Jovian Jets einen sehr hohen Winkel von 80-90 ◦ <strong>und</strong> darüber auf,<br />

weicht also deutlich vom mittleren Parkerfeld ab. Die rasche Änderung der ϕ-Komponente<br />

ist nicht physikalischer Natur, die Neutralschicht wird also nicht mehrmals überschritten.<br />

Vielmehr handelt es sich hierbei um einen geometrischen Effekt des gewählten<br />

Koortdinatensystems. Im Fall einer wie hier beobachteten ϑ-Komponente um 90 ◦<br />

bedeutet ein Sprung über die 90 ◦ einen Wechsel des Vorzeichens der ϑ-Komponente.<br />

Dies Beobachtet man beim hier betrachteten Jet. Abbildung 7.3 zeigt drei Anisotropieplots<br />

des E4-Kanals <strong>für</strong> diesen Jet. Sehr deutlich ist eine Richtungsanisotropie der<br />

Zählraten aus Richtung Jupiter (⇑) zu erkennen. Ebenfalls zu erkennen ist, dass die<br />

Elektronen maßgeblich vom Magnetfeld ↑geführt werden, wie bei Plot a) zu sehen ist.<br />

Hier fällt der Sektor mit der höchsten Zählrate nicht mit dem Sektor, in dem sich<br />

Jupiter befindet, zusammen, sondern mit dem Sektor, durch den der Magnetfeldvektor<br />

führt. In den Plots b) <strong>und</strong> c) fällt der Sektor in dem sich Ulysses befindet, mit dem<br />

Sektor durch den der Magnetfeldvektor verläuft, zusammen.<br />

Jet # tStart [h] tEnde [h] Max. E4 [c/s] tMax. [h] � B Bemerkung<br />

1 10.08 12.5 0.09 10.8 J→U geringe Anisotropie<br />

2 4.8 8.4 0.13 6.0 J→U deutlicher Peak &<br />

Anisotropie<br />

3 16.8 19.8 0.14 18.24 J→U sehr deutlicher Peak,<br />

starke Anisotropie<br />

4 0.9 1.92 0.16 0.72 U→J<br />

5 0.6 5.4 ∼0.1 4.8 U→J breiter Jet, deutliche<br />

Anisotropie<br />

6 2.7 4.3 0.04 3.84 J→U deutlicher Peak<br />

7 10.1 12.2 0.13 10.56/10.8 J→U zwei deutliche Peaks<br />

8 15.12 19.2 0.09 17.28/18.0 J→U<br />

9 22.8 26.4 0.03 23.38 J→U sehr schwacher Peak<br />

10 1.2 4.8 0.03 3.6 U→J zwei sehr enge Jets<br />

11 3.5 4.3 0.05 3.84 U→J schwacher Peak, aber<br />

deutliche Anisotropie<br />

12 1.2 1.92 0.09 - U→J schwacher Peak<br />

13 4.1 8.1 0.13 7.2 J→U<br />

14 4.8 8.8 0.09 - J→U<br />

15 3.84 10.32 ∼ 0.1 - J→U langer Jet<br />

Tabelle 7.2: Anhand von Zählraten- <strong>und</strong> Anisotropiebeobachtungen mit dem E4-Kanal<br />

des KET wurde <strong>für</strong> die in McKibben et al. [2007] gef<strong>und</strong>enen Jets der Anfangs- <strong>und</strong><br />

Endzeitpunkt, das Maximum der E4-Zählrate, der zugehörige Zeitpunkt sowie mit den<br />

Magnetfelddaten des VHM/FMG die Richtung des Magnetfeldvektors bestimmt.<br />

Zwei eng beieinander liegende Jovian Jets wurden an Tag 101 2004 beobachtet


7.2. JOVIAN JETS BEIM ZWEITEN FLY-BY 2003/2004 97<br />

Abbildung 7.2: Dieser Graph zeigt die Sonnenwindgeschwindigkeit usw [km/s], die ϕ<strong>und</strong><br />

ϑ-Komponente sowie der Betrag des Magnetfeldes [nT] <strong>und</strong> die E4-Zählrate. Um<br />

Tag 350.7 ist ein deutlicher Anstieg <strong>und</strong> Abfall der Elektronenzählraten zu beobachtet,<br />

infolge einer direkten magnetischen Verbindung zur Jupitermagnetosphäre.<br />

(siehe Abbildung 7.4). Auffällig ist, dass auch hier beim ersten <strong>und</strong> zweiten Jet die<br />

ϑ-Komponente des Magnetfeldes einen sehr hohen Wert aufweist, das Magnetfeld also<br />

eine deutliche senkrechte Komponente besitzt, die eine magnetische Verbindung zum<br />

Jupiter ermöglicht. Anisotropieplots (Abbildung 7.5) zeigen ebenfalls deutlich, dass<br />

die Elektronen aus Richtung Jupiter kommen, <strong>und</strong> entlang der Magnetfeldlinien zur<br />

Raumsonde transportiert werden.<br />

Das SWOOPS-Instrument ist in der Lage, den Sonnenwind in seine RTN-Komponenten<br />

aufzulösen (siehe Abschnitt 3.1.3 <strong>und</strong> Bame et al. [1992]). Im idealen Parkerfeld<br />

besitzt der Sonnenwind nur eine radiale Komponente, durch Fluktuationen kann der<br />

Sonnenwind aber auch eine T- <strong>und</strong> N-Komponente besitzen, die mit der Abweichung


98 KAPITEL 7. JOVIAN JETS<br />

Abbildung 7.3: Anisotropieplots des E4-Kanals <strong>für</strong> den Jovian Jet an Tag 350. Deutlich<br />

ist eine Richtungsanisotropie der Elektronen aus Richtung Jupiter (J) zu erkennen, die<br />

der Magnetfeldlinie (B) folgen.<br />

des Magnetfeldes vom mittleren Feld zusammenhängt. Von den untersuchten 15 Jets<br />

weisen 11, also r<strong>und</strong> 73% eine negative N-Komponente des Sonnenwindes auf, bei<br />

den Jovian Jets Nr. 4, 6, 12 <strong>und</strong> 13 beobachtet man eine positive N-Komponente. In<br />

Abbildung 7.6 sind schematisch hypothetische Magnetfeldlinien <strong>für</strong> diese beiden Fälle<br />

dargestellt. Im oberen Bild besitzt der Sonnenwind eine negative N-Komponente, im<br />

unteren Bild eine positive. Ulysses befindet sich nördlich vom Jupiter <strong>und</strong> bei einem<br />

geringeren Abstand zur Sonne. Anhand dieser Abbildung ist ersichtlich, dass im Fall<br />

der negativen N-Komponente ein wesentlich einfachere Magnetfeldstruktur vorliegen<br />

muss, die damit auch weniger vom mittlerem Parkerfeld abweicht. Eine positive N-<br />

Komponente ist also seltener zu erwarten, was von den Beobachtungen bestätigt wird.<br />

7.3 Nachweis der 10-h Periode in Jovian Jets<br />

Ferrando et al. [1993] konnten nachweisen, dass die in 5.2 diskutierte periodische Modulation<br />

des Energiespektrums auch in den Jovian Jets existiert <strong>und</strong> untermauerten<br />

damit die These, dass es sich bei Jovian Jets um direkte magnetische Verbindungen<br />

zwischen Jupitermagnetosphäre <strong>und</strong> dem Raumfahrzeug handelt. Jedoch konnte auch<br />

gezeigt werden, dass nicht alle Jovian Jets diese Periodizität des Energispektrums aufweisen<br />

<strong>und</strong> zudem nur Jets die bei einem Abstand vom Jupiter ≤0.5 AU beobachtet<br />

ein zufriedenstellendes Ergebnis eines χ 2 -Tests lieferten (Rastoin [1995]).<br />

Das in 5.2 vorgestellte Phasenhistogramm soll nun auf die beim zweiten fly-by<br />

beobachteten Jets angewandt werden. Dazu wurde f¨r die 15 Jets jeweils ein einstündiges<br />

Messntervall des E4- <strong>und</strong> E12-Kanals ausgehend vom zeitlichen Mittelpunkt des Jets<br />

ausgewählt <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Histogramm benutzt.


7.3. NACHWEIS DER 10-H PERIODE IN JOVIAN JETS 99<br />

Abbildung 7.4: An Tag 101 2004 wurden zwei eng beieinander liegenden Jovian Jets<br />

beobachtet, bemerkenswert ist der sehr hohe ϑ-Winkel zur Zeit der Jets.<br />

Das Ergebnis des Phasenhistogramms <strong>für</strong> T =9h55’33” zeigt Abbildung 7.7. Im<br />

Gegensatz zu den Messungen innerhalb des Magnetosphäre <strong>und</strong> den Ergebnissen der<br />

Jets von 1992 ist keine periodische Modulation des Energiespektrums zu erkennen. Das<br />

Nichtvorhandensein dieser 10h-Modulation der Elektronen ist ein Hinweis darauf, dass<br />

die mittlere freie Weglänge der Teilchen zwar ausreicht, um deutliche Anisotropien in<br />

der Richtungsverteilung der Teilchen zu beobachten, die 10h-Periode jedoch aufgr<strong>und</strong>


100 KAPITEL 7. JOVIAN JETS<br />

Abbildung 7.5: Entsprechend dem Jet an Tag 350 2003 beobachtet man bei den beiden<br />

Jets an Tag 101 eine deutliche Anisotropie. Plot a) zeigt den ersten Jet (#7), Plot b) den<br />

zweiten (#8).<br />

Abbildung 7.6: Mögliche Gestalt der Magnetfeldlinien einer Jet-Struktur <strong>für</strong> den Fall, dass<br />

sich Ulysses nörlich vom Jupiter <strong>und</strong> bei einem geringeren Abstand zur Sonne befindet.<br />

Die Ekliptikebene steht in dieser Abbildung senkrecht zur Blickrichtung. Bei einer negativen<br />

N-Komponente des Sonnenwindes (oberer Plot) ist in diesem Fall eine im Sinne<br />

des Parkerfeldes einfachere <strong>und</strong> damit wahrscheinlichere Magnetfeldstruktur nötig als im<br />

Fall einer positiven Komponente. Dies kann erklären, warum die meisten Jets (73%) eine<br />

negative N-Komponente des Sonnenwindes aufweisen.<br />

von Stössen verschwindet.


7.4. ENTSTEHUNG VON JOVIAN JETS 101<br />

Abbildung 7.7: Phasenhistogramm mit 18 Bins <strong>für</strong> das E4/E12-Verhältnis der Jovian Jets<br />

beim zweiten Vorbeiflug der Raumsonde Ulysses an Jupiter. Aufgr<strong>und</strong> des im Vergleich<br />

zum ersten fly-bys großen Abstandes zum Planeten kann eine 10-h Modulation des Energiespektrums<br />

nicht nachgewiesen werden, was auf eine zu geringe mittlere freie Weglänge<br />

der Elektronen zurückgeführt werden kann.<br />

7.4 Entstehung von Jovian Jets<br />

Die Enstehung <strong>und</strong> Ausbreitung von Jovian Jets bzw. der zu ihrer Entstehung führenden<br />

magnetischen Verbindungen ist in weiten Bereichen unverstanden. Insbesondere die<br />

deutliche Abweichung der magnetischen Flussröhren vom mittlerem Parkerfeld kann<br />

mit der klassischen Theorie des Parkerfeldes nicht ausreichend erklärt werden.<br />

Ein Ansatz, der Abweichungen vom mittleren Feld durch Konvektion von Supergranulen<br />

in der solaren Photosphäre erklärt stammt von Jokipii and Parker [1968].<br />

Die Abweichungen des Magnetfeldes vom mittlerem Feld werden durch den random<br />

walk der Feldlinien erklärt, die durch Konvektion der Fußpunkte der Feldlinien auf<br />

den Supergranulen der solaren Photosphäre hevorgerufen wird.Fisk and Jokipii [1999]<br />

erklären die Abweichungen durch Diffusion von Magnetfeldlinien durch Rekonnektionsprozesse<br />

in der Korona infolge der differentiellen Rotation der Sonne. Beide Ansätze<br />

ergeben eine zwar deutliche Abweichung vom mittleren Feld bei einigen AU Abstand


102 KAPITEL 7. JOVIAN JETS<br />

von der Sonne, reichen aber nicht aus, um die inbesondere die Abweichungen senkrecht<br />

zur Ekliptik zu erklären. Quellregionen auf der Sonne, die direkte magnetische Verbindungen<br />

zwischen zwei Punkten in der Heliosphäre ermöglichen, obwohl diese auf einer<br />

in Bezug zur Parker-Geometrie des interplanetaren Magnetfeldes ungünstigen Verbindung<br />

liegen, konnten bislang nicht identifiziert werden. Insbesondere das backmapping<br />

der Magnetfeldlinien auf die Sonne infolge der komplizierten Gestalt der Feldlinien ist<br />

entsprechend schwer.


Kapitel 8<br />

<strong>Jupiterelektronen</strong> bei hohen<br />

Breiten<br />

Ein ungelöstes Problem ist das Verschwinden von <strong>Jupiterelektronen</strong> ab einer bestimmten<br />

heliographischen Breite. Dieses Phänomen soll im folgenden beschrieben <strong>und</strong> mögliche<br />

Erklärungsansätze diskutiert werden.<br />

Das Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong> veranschaulicht Abbildung 8.1, in der<br />

die heliographische Breite <strong>und</strong> der heliozentrische Abstand der Raumsonde sowie die<br />

gemessenen E4-Zählraten <strong>für</strong> den ersten <strong>und</strong> zweiten fly-by eingezeichnet sind. Die<br />

Zeitachse ist dabei so gewählt, das sie an Tag 1 1992 bzw. Tag 220 2004 beginnt.<br />

Die blau dargestellten Grössen beziehen sich auf 1992, die blauen auf 2004. Wie anhand<br />

der Trajektoriendaten zu sehen ist, befand sich Ulysses in diesem Zeitraum auf<br />

einen identischen Flugbahn. Betrachtet man die Elektronenzählraten, zeigt sich bis<br />

einer Breite von ca. -25 ◦ , was einem Zeitraum von einem Jahr seit 1992.0 bzw. 2004.6<br />

entspricht, die in den vorherigen Kapiteln diskutierte hohe Zählrate an Elektronen.<br />

Diese Elektronen werden von CIRs moduliert, die Zählraten fallen also ab, wenn sich<br />

eine CIR zwischen Jupiter <strong>und</strong> Ulysses befindet <strong>und</strong> steigen wieder an, wenn die CIR<br />

Jupiter passiert hat. Bei einer Breite von -25 ◦ beobachtet man jedoch eine plötzliche<br />

Abnahme der Zählrate, ohne das diese einige Zeit später wieder deutlich ansteigt. Dies<br />

steht im Gegensatz zu auf die Jupiterquelle angewandte Diffusionsmodelle, die einen<br />

” glatten“ Abfall der Zählraten vorraussagen (siehe z.B. Conlon [1978] <strong>und</strong> Ferrando<br />

et al. [1993]).<br />

Wie in Abschnitt 5.1 dargelegt, befand sich die Heliosphäre in beiden Zeiträumen in<br />

ungefähr der gleichen Phase des solaren Zyklus, nämlich auf den Weg zum solaren Minimum.<br />

Das bedeutet, das die heliosphärischen Bedingungen gleich sind. Ein deutlicher<br />

Hinweis darauf, das es sich bei dem beobachteten Zählratenabfall um einen heliosphärischen<br />

Effekt handelt ist die Tatsache, das sich die Raumsonde zwar in Bezug zur Sonne<br />

in einer identischen Position befand, die Trajektorie relativ zum Jupiter jedoch in den<br />

beiden Zeiträumen eine andere ist. Kam die Sonde dem Planeten beim ersten fly-by<br />

bis auf 6.3 Jupiterradien nahe, erfolgte die zweite Annäherung bei einem minimalen<br />

Abstand von 0.8 AU. Dies bedeutet also, das der Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Zählratenabfall nicht<br />

103


104 KAPITEL 8. JUPITERELEKTRONEN BEI HOHEN BREITEN<br />

in der Jupiterquelle zu suchen ist sondern in heliosphärischen Strukturen.<br />

Abbildung 8.1: Die E4-Zählraten von 1992/93 <strong>und</strong> 2004/05 sind gemeinsam in einem<br />

Graphen dargestellt. Dabei wurde die Zeitachse derart gewählt, das sie 1992.0 bzw. 2004.6<br />

beginnt. Die beiden unteren Graphen zeigen die heliographische Breite <strong>und</strong> den radialen<br />

Abstand Ulysses zur Sonne. Bei einer heliographischen Breite von ca. -25 ◦ beobachtetet<br />

man einen Abfall der Zählraten, dem kein signifikanter Wiederanstieg folgt. Die beiden<br />

deutlichen Peaks 2005 sind nicht jovianischen Ursprung, sondern solare Ereignisse.<br />

Eine dieser heliosphärischen Strukturen die im folgenden erläutert werden soll, ist<br />

der Einfluss der Neutralschicht auf die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong>. Geladene<br />

Teilche unterliegen in inhomegenen Magnetfeldes Driften, z.B. dem Gradientendrift.<br />

In diesem Fall besitzt das Magnetfeld einen Gradienten ∇B. Die resultierenden Driftgeschwindigkeit<br />

berechnet sich dann nach Kallenrode [2004] zu<br />

�v∇B = µ<br />

qB 2 � B × ∇B = ± v⊥rL<br />

2B 2 � B × ∇B, (8.1)<br />

wobei µ das magnetische Moment, q die Ladung des Teilchens <strong>und</strong> rL der Lamor-Radius<br />

ist. Bewegt sich ein Teilchen von einen Sektor in einen Sektor mit anderer Polarität,<br />

kehrt das Teilchen seine Gyrationsrichtung um. Besonders effizient ist der Gradientendrift<br />

im Fall der Grenzfläche zweier Magnetfelder mit entgegengesetzer Polarität, wo<br />

sich das Teilchen entlang dieser Trennschicht bewegt. Eine solche Konfiguration stellt<br />

die heliosphärische Neutralschicht da, die die Magnetfeldsektoren mit positiver <strong>und</strong><br />

negativer Polarität trennt (siehe Abschnitt 3.1.5). Der Ansatz, das die Neutralschicht<br />

eine Barriere <strong>für</strong> <strong>Jupiterelektronen</strong> darstellen, wurde von Rastoin [1995] geäussert.<br />

Als mögliche Erklärung <strong>für</strong> das Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong> bei hohen Breiten


wurde nun die These aufgestellt, dass sich Ulysses <strong>und</strong> Jupiter ab diesen Zeitpunkten<br />

stets in unterschiedlichen Sektoren befinden. Um diese Erklärung zu bestätigen oder<br />

zu verwerfen, reicht die Kenntnis über die Polarität des Magnetfeldes bei Ulysses nicht<br />

aus, da zusätzlich die Polarität am Jupiter bekannt sein muss. 1993 <strong>und</strong> 2005 befand<br />

sich keine Sonde in einer jupiternahen Bahn, so dass keine in-situ-Messungen des heliosphärischen<br />

Magnetfeldes vorliegen. Der Versuch, durch Backmappingverfahren (vgl.<br />

Abschnitt 6.4.1) vom Magnetfeld in erdbahnnähe, z.B. mit dem SOHO-Satelliten, auf<br />

das Magnetfeld beim Jupiter zu schliessen, liefert jedoch keine verlässlichen Ergebnisse.<br />

Der Gr<strong>und</strong> hier<strong>für</strong> sind Einflussgrössen des Sonnenwindplasma die in ballistischen<br />

Rechnungen nicht ausreichend berücksichtigt werden können, wie z.B. die radiale<br />

Abhängigkeit der Sonnenwindgeschwindigkeit oder die Kompression des Plasmas<br />

<strong>und</strong> des Magnetfeldes bei zunehmenden Abstand von der Sonne (Schwenn and Marsch<br />

[1990]). Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden die Simulationsergebnisse des ENLIL-Modells 1 verwendet,<br />

um Informationen über die Polarität des Magnetfeldes am Jupiter zu einer gegebenen<br />

Zeit zu erlangen. Das ENLIL-Modell benutzt magnetohydrodynamische Rechnungen<br />

um den Zustand der Heliosphäre <strong>für</strong> einen gegebenen Zeitpunkt zu ermitteln.<br />

Abbildung 8.2 zeigt die mit dem ENLIL-Modell berechnete Polarität des Magnetfeldes<br />

<strong>für</strong> die Carrington-Rotation 1865 mit Beginn am 21.01.1993, also kurz nachdem keine<br />

<strong>Jupiterelektronen</strong> mehr von Ulysses gemessen werden. Dargestellt ist ein Bereich <strong>für</strong> 0<br />

bis 360 ◦ heliographischer Länge <strong>und</strong> ±40 ◦ Breite bei einem heliozentrischen Abstand<br />

von 5.5 AU.<br />

Abbildung 8.2: Die Polarität des heliosphärischen Magnetfelds <strong>für</strong> den 21.01 1993<br />

(Carrington-Rotation 1865) nach Berechnungen des ENLIL-Modells <strong>für</strong> einen heliozentrischen<br />

Abstand von 5.5 AU. Eingezeichnet ist der Breitengrad des Jupiter <strong>und</strong> von<br />

Ulysses.<br />

Dies entspricht ungefähr dem Orbit von Jupiter. Die Farbkodierung bezieht sich<br />

auf die Polarität des Magnetfeldes. Rot entspricht einer positiven Polarität, blau einer<br />

negativen. Die schwarzen Linien beziehen sich auf die Breite bei der sich der Planet<br />

<strong>und</strong> Ulysses während dieser Carrington-Rotation (#1865) befinden. Deutlich ist zu<br />

1 Siehe http://ccmc.gsfc.nasa.gov <strong>für</strong> Informationen bzgl. des Modells.<br />

105


106 KAPITEL 8. JUPITERELEKTRONEN BEI HOHEN BREITEN<br />

Abbildung 8.3: Die Polarität des heliosphärischen Magnetfelds <strong>für</strong> den 04.09 2005<br />

(Carrington-Rotation 2034) ebenfalls <strong>für</strong> einen Abstand von 5.5 AU.<br />

erkennen, das sich die Raumsonde gänzlich im positiven Sektor befindet, ebenso wie<br />

Jupiter, der sich lediglich <strong>für</strong> ungefähr zwei Tage im negativen Magnetfeldsektor befindet.<br />

Daraus ist zu schliessen, dass die heliosphärische Neutralschicht nicht der Gr<strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> das Verschinden des <strong>Jupiterelektronen</strong>flusses ist. Bestätigt wird dies von Abbildung<br />

8.3 <strong>für</strong> die Carrington-Rotation 2034 am 04.09 2005. Analog zu Abbildung 8.2 ist<br />

hier die <strong>für</strong> einen Abstand von der Sonne von 5.5 AU die Polarität der Magnetfeldes<br />

dargestellt. Auch hier ist zu sehen, dass sich Jupiter <strong>und</strong> Ulysses <strong>für</strong> mehrere Tage im<br />

gleichen Sektor aufhalten.<br />

Ein weiterer Ansatz um das Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong> zu erklären, ist das<br />

Vorhandensein von Alfvén-Wellen bei hohen Breiten, also im schnellen Sonnenwind.<br />

Bei Alfvén-Wellen handelt es sich um Transversalwellen im Magnetfeld die durch elektromagnetische<br />

Fluktuationen gekennzeichnet sind (Prölss [2004]). Diese Transversalwellen<br />

sind in der Lage, Energie zu transportieren <strong>und</strong> Energie von geladenen Teilchen<br />

zu absorbieren, sofern die Resonanzwellenlänge des Teilchens<br />

λ = 2πrL<br />

(8.2)<br />

mit dem Gyrationsradius rL, der Wellenlänge der Alfvén-Welle entspricht. Alfvén-<br />

Wellen in der Heliosphäre sind seit dem Beginn der Weltraumforschung bekannt (Coleman<br />

[1968]). Smith et al. [1995] berichten von Ulysses-Beobachtungen von Alfvén-<br />

Wellen bei heliographischen Breiten oberhalb von ungefähr ±30 ◦ <strong>und</strong> konnten eine<br />

enge Korrelation zwischen dem Vorhandensein dieser Wellen <strong>und</strong> dem schnellen Sonnenwind<br />

des polaren koronalen Loches nachweisen. Da in dieser Arbeit keine Berechnungen<br />

zum Nachweis von Alfén-Wellen im schnellen bzw. langsamen Sonnenwind<br />

durchgeführt wurden, kann nur eine grobe Analyse anhand der Graphen 6.5, 6.6, 6.8<br />

<strong>und</strong> 6.9 vorgenommen werden. Betrachtet man den Zeitraum von Mitte 1992 bis Mitte<br />

1993, zeigt sich eine sehr klare Struktur des Sonnenwindes mit einem periodischen<br />

Wechsel zwischen langsamen (∼400 km/s) <strong>und</strong> schnellen (∼700-800 km/s) Streams<br />

aufgr<strong>und</strong> eines koronalen Lochs. Mit zunehmender heliographischer Breite befindet


sich Ulysses auch zunehmend im schnellen Sonnenwind des polaren koronalen Lochs.<br />

Bis ungefähr Tag 90 im Jahr 1993 befindet sich Ulysses jedoch im Einflussbereich des<br />

Streamer Belts, wie an den Sonnenwindgeschwindigkeiten des langsamen Streams von<br />

∼400 km/s zu erkennen ist. Danach befindet sich Ulysses ausschliesslich im schnellen<br />

Sonnenwind mit Geschwindigkeiten >600 km/s. Ist das vermehrte Auftreten von<br />

Alfvén-Wellen also mit dem Auftreten des schnellen Sonnenwindes verknüpft, sollte<br />

man das Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong> jedoch erst zu diesen Zeitpunkt, als nach<br />

Tag 90 im Jahr 193 erwarten. Tatsächlich beobachtet man das Verschwinden jedoch<br />

bereits am Jahreswechsel von 1992 zu 1993. 2005 (Abbildung 6.8) weisst der Sonnenwind<br />

eine wesentlich kompliziertere Struktur als der Zeitraum 1992/93 auf. Ab Tag<br />

160 2005 beobachtet man eine stetige Zunahme der Geschwindigkeit des langsamen<br />

Sonnenwindes auf bis zu ∼500 km/s <strong>und</strong> eine leichte Abnahme der Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

zum Jahresende. Ab Beginn des Jahres 2006 befindet sich Ulysses im<br />

schnellen Sonnenwind des polaren koronalen Loches. Lediglich um Tag 20 befand sich<br />

Ulysses kurzzeitig im langsamen Sonnenwind des Streamer Belts. Das Verschwinden<br />

der <strong>Jupiterelektronen</strong> ist jedoch bereits nach Tag 150 2005 zu beobachten, als sich<br />

Ulysses noch nicht gänzlich im schnellen Sonnenwind befand. Eine Aussage darüber,<br />

ob der von Ulysses nach dem Verschwinden der Elektronen 1993 bzw. 1993 gemessene<br />

Sonnenwind von Alfén-Wellen gepägt ist, die die Ausbreitung von <strong>Jupiterelektronen</strong><br />

zu hohen Breiten verhindern, muss durch zukünftige Untersuchungen gezeigt werden.<br />

107


108 KAPITEL 8. JUPITERELEKTRONEN BEI HOHEN BREITEN


Kapitel 9<br />

Zusammenfassung<br />

Diese Arbeit beschäftigte sich mit <strong>Jupiterelektronen</strong> in der inneren Heliosphäre. Die<br />

Jupitermagnetosphäre stellt eine dominante <strong>und</strong> kontinuierliche Quelle energiereicher<br />

Elektronen dar <strong>und</strong> zeichnet sich dadurch besonders <strong>für</strong> das Studium der kosmischen<br />

Strahlung im Sonnensystem aus. Zum einen bietet die Tatsache, dass die Position dieser<br />

Teilchenquelle zu jeder Zeit bekannt ist, die Möglichkeit, bei Messungen direkte<br />

Rückschlüsse auf den Ausbreitungsweg zu ziehen. Dies ist bei der als isotrop einfallend<br />

angenommenen galaktischen kosmischen Strahlung nicht der Fall. Desweiteren befindet<br />

sich Jupiter im Gegensatz zur Sonne nicht im Zentrum des heliosphärischen Magnetfeldes.<br />

Die Quellregion der <strong>Jupiterelektronen</strong> hat also eine asymmetrische Position in<br />

Bezug auf das Magnetfeld im Gegensatz zu energiereichen Teilchen solaren Ursprungs.<br />

<strong>Jupiterelektronen</strong> können in weiten Bereichen der Heliosphäre nachgewiesen werden,<br />

wie am Beispiel des Satelliten IMP-8 gezeigt wurde.<br />

Für die in dieser Arbeit vorgenommenen Untersuchungen wurden hauptsächlich<br />

Messungen der Raumsonde Ulysses, einem Gemeinschaftsprojekt der ESA <strong>und</strong> NASA,<br />

verwendet. Eins der ingesamt zwölf wissenschaftlichen Instrumente auf der Raumsonde<br />

ist das Kieler Elektronen Teleskop (KET), welches u.a. in der Lage ist, Elektronen<br />

im unteren MeV-Bereich, <strong>und</strong> damit <strong>Jupiterelektronen</strong>, zu detektieren. Es konnte in<br />

Kapitel 6 gezeigt werden, dass Corotating Interaction Regions als Barrieren <strong>für</strong> die<br />

Ausbreitung von energiereichen Teilchen wirken. Untersuchungen des Forwardshock<br />

der CIRs konnten die von Jokipii and Kota [1991] angenommene Beziehung zwischen<br />

Magnetfeld <strong>und</strong> Diffusionskoeffizient dahingehend bestätigen, dass ein starkes Magnetfeld,<br />

wie es in CIRs beobachtet wird, infolge von erhöhten Fluktuationen zu einem<br />

reduzierten Diffusionskoeffizienten führt. Von besonderer Bedeutung <strong>für</strong> die Ausbreitung<br />

von Teilchen ist das Stream Interface, also die Grenze zwischen dem vormals<br />

langsamen <strong>und</strong> schnellen Sonnenwindstrom. Ein sehr ausgeprägtes Stream Interface,<br />

wie z.B. #8 im Jahr 1992, kann als tangentiale Diskontinuität aufgefasst werden. Für<br />

die Teilchenausbreitung bedeutet dies, dass eine Diffusion über das Stream Interface<br />

hinweg infolge eines deutliche reduzierten random walks der Magnetfeldlinien nur sehr<br />

schwer möglich ist. Dies kann anhand von <strong>Jupiterelektronen</strong> <strong>und</strong> den am Reverse Shock<br />

beschleunigten Protonen klar beobachtet werden.<br />

109


110 KAPITEL 9. ZUSAMMENFASSUNG<br />

Ein auf der Fokker-Planck-Gleichung basierendes Diffusionsmodell kann in Kombination<br />

mit ballistischen Berechnungen der Konvektionszeit einer CIR herangezogen<br />

werden, um den Wiederanstieg der Elektronenzählrate zu modellieren. Dabei zeigte<br />

sich, dass ein reines Diffusionsmodell nicht ausreicht, sondern der Quellterm Q, also<br />

die Jupiterquelle, einer weiteren zeitlichen Modulation unterliegt. Wie Tsuchiya et al.<br />

[1999] anhand Pioneer 11 zeigen konnten, wird die Anzahl der pro Zeiteinheit aus der<br />

Jupitermagnetosphäre entlassenen Elektronen durch den Plasmadruck des Sonnenwindes<br />

beeinflusst.<br />

Beim fly-by-Manöver der Raumsonde 1992 wurden als Jovian Jets bezeichnete,<br />

kurzzeitige <strong>und</strong> stark anisotrope Anstiege der Elektronenzählraten beobachtet (Rastoin<br />

[1995]). Diese Elektronenjets haben ihren Ursprung in der Magnetosphäre des<br />

Jupiter, wie ein Vergleich der Zählratenanisotropie mit der Position des Planeten relativ<br />

zur Raumsonde zeigen konnte. Für die zweite Annäherung der Sonde an den<br />

Planeten wurde von McKibben et al. [2007] mit dem HET-Instrument auf Ulysses 15<br />

Jets identifiziert, die in dieser Arbeit mit dem KET verifiziert werden konnten. Mit den<br />

hier erstellten Sektordiagrammen, die Informationen über die relative Position des Magnetfeldes<br />

<strong>und</strong> des Jupiter beeinhalten, konnte gezeigt werden, dass es sich bei diesen<br />

Jets um direkte magnetische Verbindungen zwischen dem Jupiter <strong>und</strong> der Raumsonde<br />

handelt. In Kapitel 5 wurde die 10h-Periode des E4/E12-Verhältnisses diskutiert.<br />

Diese periodische Modulation des Energiespektrums konnte von Rastoin [1995] in den<br />

Jets 1992 nachgewiesen werden. Die 10h-Periode konnte in den Jets 2003/04 jedoch<br />

nicht nachgewiesen werden. Zurückzuführen ist dies auf den im Vergleich zu 1992 wesentlich<br />

größeren Abstand zum Jupiter <strong>und</strong> einer mittleren freien Weglänge die zwar<br />

die Teilchenanisotropie erhalten kann, nicht jedoch die Modulation des Energiespektrums.<br />

Eine Abschätzung dieser mittleren freien Weglänge könnte durch zukünftige<br />

Untersuchungen mit der Fokker-Planck- bzw. Parker-Gleichung mit einem periodisch<br />

veränderlichen Quellterm erbracht werden. Diese Untersuchungen könnten zeigen, bis<br />

zu welchen Distanzen von der Teilchenquelle periodische Signale nachgewiesen werden<br />

können, ehe sie durch Diffusionsprozesse ” verwischt“ werden.<br />

Ein ungelöstes Problem ist das Verschwinden von <strong>Jupiterelektronen</strong> bei hohen<br />

Breiten (> 25 ◦ ). Diskutiert <strong>und</strong> als Erklärung ausgeschlossen wurde der Einfluss der<br />

heliosphärischen Neutralschicht. Mithilfe der Ergebnisse des ENLIL-Modells konnte<br />

gezeigt werden, das Ulysses <strong>und</strong> Jupiter nicht permanent durch die Neutralschicht<br />

getrennt sind. Ferner wurde die Anwesenheit von Alfén-Wellen bei hohen Breiten diskutiert,<br />

jedoch sind weitergehenden Untersuchungen des Sonnenwind nötig, um eine<br />

Korrelation zwischen Alfén-Wellen <strong>und</strong> Verschwinden der <strong>Jupiterelektronen</strong> nachzuweisen.


Anhang A<br />

Liste der CIRs<br />

Die nachfolgenden Tabellen mit Daten der von Ulysses beobachteten CIRs enthalten<br />

neben der laufenden Nummer der CIR das Jahr, den Zeitpunkt des Auftretens der<br />

Forward- <strong>und</strong> Reverseschocks, des Stream Interfaces bzw. der Diskontinuität (Tag des<br />

Jahres) sowie dem heliozentrischen Abstand <strong>und</strong> Breitengrad der Raumsonde in AU<br />

bzw. Grad. Wurden bei einer CIR keine Shocks beobachtet, wurde dies mit ’-’ markiert,<br />

bzw. im Fall von Datenlücken oder solaren Events mit ’?’.<br />

CIR # Jahr FS SI/TD RS ϑUlysses<br />

1 1991 212.30 (?) 213.75 216.50 -5.22<br />

213.11 216.90 (?)<br />

2 - - -<br />

3 261.26 264.45 (?) 266.65 -5.49<br />

263.65<br />

4 292.17 293.10 ? -5.61<br />

5 313.34 319.00 321.23 -5.70<br />

318.50<br />

328.75<br />

6 345.00 346.20 349.73 -5.78<br />

Tabelle A.1: CIRs 1991.<br />

111


112 ANHANG A. LISTE DER CIRS<br />

CIR # Jahr FS SI/TD RS ϑUlysses<br />

1 1992 185.09 185.75 188.54 -13.25<br />

186.41<br />

187.58<br />

2 202.24 203.27 205.78 -14.10<br />

204.83<br />

204.95<br />

3 229.04 230.75 233.51 -15.53<br />

4 257.57 257.40 259.43 -16.91<br />

257.84<br />

258.07<br />

5 282.26 283.38 285.38 -18.26<br />

6 307.19 309.10 310.08 -19.52<br />

7 334.12 334.96 336.50 -20.97<br />

8 361.81 363.31 364.98 -22.55<br />

1 1993 20.20 20.52 22.12 -23.83<br />

21.02<br />

21.16<br />

2 51.64 52.16 53.30 -25.61<br />

3 72.20 73.35 75.14 -26.88<br />

4 96.23 98.18 98.66 -28.37<br />

5 124.12 128.84 130.80 -30.26<br />

6 180.77 181.44 183.38 -33.63<br />

7 205.12 205.50 207.41 -35.33<br />

Tabelle A.2: Von Ulysses/SWICS beobachtete CIRs auf dem Weg zum ersten Südpolüberflug<br />

im Jahre 1992 <strong>und</strong> 1993 aus Wimmer-Schweingruber et al. [1997]. Eingetragen ist<br />

die laufende Nummer der CIR im jeweiligen Jahr sowie der Tag an der der Foreward<br />

Shock (FS), das Streaminterface (SI) <strong>und</strong> der Reverse Shock (RS) beobachtet wurden.<br />

Man sieht das bei der CIR 1992/1, 1992/2, 1992/4 sowie CIR 1993/1 jeweils drei Stream<br />

Interfaces beobachtet wurden. Zusätzlich ist die heliographische Breite von Ulysses beim<br />

Zeitpunkt des Passieren des Stream Interfaces eingetragen.


CIR # Jahr FS SI/TD RS ϑUlysses<br />

1 2004 9.30 10.80 13.55 2.18<br />

2 19.95 20.80 22.15 1.66<br />

24.10<br />

24.60<br />

3 25.73 28.60 ? 1.25<br />

4 30.60 31.30 33.5 1.12<br />

5 46.60 47.00 49.85 0.31<br />

6 ? 52.60 ?<br />

7 56.15 58.20 59.93 -0.24<br />

8 ? 75.51 ? -1.08<br />

9 80.5 82.10 - -1.44<br />

10 99.15 99.90 103.75 -2.30<br />

11 127.80 128.90 134.21 -3.73<br />

128.50<br />

12 135.50 136.20 - -4.07<br />

13 150.55 151.52 155.01 -4.85<br />

14 174.48 175.05 179.1 -6.06<br />

15 187.71 189.25 192.19 -6.74<br />

16 199.15 200.40 203.40 -7.2<br />

17 225.93 227.50 229.08 -8.62<br />

18 234.50 235.55 240.95 -9.02<br />

19 287.80 -11.60<br />

20 329.50 333.26 335.20 -13.92<br />

331.21<br />

21 335.80 336.75 - -14.03<br />

22 361.60 362.10 364.80 -15.39<br />

Tabelle A.3: Von Ulysses/SWICS beobachtete CIRs im Jahre 2004. Die Zeitpunkte der<br />

Stream Interfaces/Diskontinutäten wurden in Zusammenarbeit mit O. Rother bestimmt.<br />

113


114 ANHANG A. LISTE DER CIRS<br />

CIR # Jahr FS SI/TD RS ϑUlysses<br />

1 2005 11.92 13.74 15.32 -16.28<br />

2 22.32 -16.73<br />

3 45.15 46.05 49.56 -17.97<br />

4 71.70 73.10 75.90 -19.39<br />

5 - 96.87 99.45 -20.66<br />

6 122.29 124.60 125.36 -22.16<br />

123.18<br />

7 135.67 138.05 ? -22.92<br />

8 147.30 149.80 - -23.56<br />

149.10<br />

9 169.60 171.00 ? 175.70 -24.77<br />

10 185.05 186.15 ? -25.63<br />

11 192.75 193.73 ? -26.07<br />

12 209.68 -27.01<br />

13 216.20 -27.41<br />

14 235.65 -28.56<br />

15 245.00 -29.14<br />

16 258.63 -29.98<br />

17 269.60 -30.66<br />

18 283.00 -31.52<br />

19 295.00 296.45 297.20 -32.39<br />

20 321.75 (?) 324.04 325.30 -34.21<br />

21 ? 340.05 ? -35.30<br />

22 365.00 -37.06<br />

Tabelle A.4: Von Ulysses/SWICS beobachtete CIRs auf dem Weg zum zweiten<br />

Südpolüberflug im Jahr 2005. Die Zeitpunkte der Stream Interfaces/Diskontinutäten wurden<br />

in Zusammenarbeit mit O. Rother bestimmt.


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120 LITERATURVERZEICHNIS


Abbildungsverzeichnis<br />

1.1 Von Pioneer 10 gemessenen Elektronenzählrate . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1 Lage der wissenschaftlichen Instrumente auf der Raumsonde Ulysses. . 10<br />

2.2 Trajektorie der Raumsonde Ulysses seit dem Start am 6. Oktober 1990 11<br />

2.3 Schematische Darstellung des KET-Detektorsystems auf der Raumsonde<br />

Ulysses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.4 Beispiel eines E4-Sektordiagramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.1 Sonnenkorona aufgenommen mit SOHO/EIT . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.2 Messungen von Plasmaparameter des Sonnenwindes mit Ulysses . . . . 23<br />

3.3 Das koronale Magnetfeld während des solaren Minimums. Die Neutrallinie<br />

ist durch die schwarze Linie dargestellt . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.4 Das koronale Magnetfeld während des solaren Maximums . . . . . . . . 29<br />

3.5 Schematische Darstellung einer CIR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.6 Plot der Plasmaparameter der CIR #8 1992 . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.7 Ulysses-Beobachtungen der Modulation energiereicher Teilchen . . . . . 35<br />

3.8 Die Heliosphäre in künstlerichser Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

4.1 Aufnahme des Jupiter mit dem Hubble Space Telescope . . . . . . . . . 40<br />

4.2 Die Jupitermagnetosphäre im Vergleich mit der des Saturn, der Erde<br />

<strong>und</strong> Merkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.3 Veranschaulichung der 13-monatigen Zyklus . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

4.4 Messungen des IMP-8 Satelliten der Elektronenzählraten im Bereich von<br />

2 - 12 MeV im Zeitraum von 1974 bis 1984 . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

5.1 Übersichtsplot der E4-Zählrate von 1990 bis 2005 . . . . . . . . . . . . 46<br />

5.2 Protonen- <strong>und</strong> Elektronenzählraten des Einfluges der Raumsonde Ulysses<br />

in die Jupitermagnetosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

5.3 Messgrößen wie bei Abbildung 5.2 <strong>für</strong> den Zeitraum des Wiederaustritts<br />

aus der Magnetosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.4 Phasenhistogramm des E4/E12-Verhältnis von Tag 34.0 bis 36.5 mit der<br />

Periode T =9h55’33” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

5.5 Lomb-Scargle-Periodogramm des E4/E12-Verhältnisses im Meßzeitraum<br />

von Tag 34.0 bis 36.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

121


122 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

5.6 E4/E12- <strong>und</strong> D1/D2-Verhältnis zwischen Tag 34 <strong>und</strong> Tag 36.5 . . . . . 53<br />

6.1 Schematische Darstellung zweier CIRs. Eingezeichnet ist die Position<br />

von Pioneer 10 bzw. Pioneer 11 während des in Abbildung 6.2 Dargestellten<br />

Messzeitraums. Quelle: Conlon and Simpson [1976] . . . . . . . 56<br />

6.2 Messwerte der von Pioneer 10 (links) <strong>und</strong> Pioneer 11 (rechts) gemessenen<br />

Elektronen bzw. niederenergetischen Protonen. Zum Zeitpunkt<br />

der Messungen befand sich Pioneer 10 downstream <strong>und</strong> Pioneer 11 upstream<br />

zum Jupiter. Weitere Erläuterung siehe Text. Quelle: Conlon and<br />

Simpson [1976] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

6.3 Carrington-Map der Sonnenkorona <strong>für</strong> die Carrington-Rotation 2012 . . 59<br />

6.4 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 1991 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

6.5 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 1992 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

6.6 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 1993 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

6.7 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

6.8 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

6.9 Übersichtsplot wichtiger Sonnenwindparamter <strong>und</strong> energiereiche Teilchen<br />

<strong>für</strong> 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

6.10 Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals<br />

<strong>für</strong> 1991 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

6.11 Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals<br />

<strong>für</strong> 1992 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

6.12 Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals<br />

<strong>für</strong> 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

6.13 Superimposed Epoch Analyses der Elektronenzählraten des E4-Kanals<br />

<strong>für</strong> 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

6.14 Plot der CIR #3 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

6.15 Das Magnetfeld zwischen Tag 38 <strong>und</strong> 54 2005 . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

6.16 Die CIR #8 1992 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

6.17 Die CIR #17 2004 analog zur CIR #8 1992 . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

6.18 Das Magnetfeld in RTN-Koordinaten <strong>und</strong> die berechnete Varianz der<br />

Komponente der CIR # 8 1992 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

6.19 Schematische Darstellung des Magnetfeldes im ungestörten interplanetaren<br />

Raum (links) <strong>und</strong> an einer tangentialen Diskontinuität (rechts) . 78<br />

6.20 Die Granulenstruktur der Photosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

6.21 dir CIR #1 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

6.22 E4/E12 <strong>und</strong> LET-Zählrate <strong>für</strong> die CIR #1 2005 . . . . . . . . . . . . . 81<br />

6.23 ϕ- <strong>und</strong> ϑ-Komponente des Magnetfeldes <strong>für</strong> die CIR #1 2005 . . . . . . 82


ABBILDUNGSVERZEICHNIS 123<br />

6.24 Sektordiagramme des E4-Kanals <strong>für</strong> Tag 13.2501 bis 13.3345 . . . . . . 83<br />

6.25 Schematische Darstellung zur Herleitung von Formel 6.12 . . . . . . . . 85<br />

6.26 Berechnete Laufzeiten einer CIR von Ulysses zum Jupiter . . . . . . . . 86<br />

6.27 Definition des am Parkerfeld orientierten Koordinatensystems . . . . . 89<br />

6.28 Deltainjektion <strong>und</strong> stetige Emission von Teilchen einer Punktquelle . . 89<br />

6.29 Gemessene Elektronenählraten (blau) <strong>und</strong> gefittete Zählraten (schwarz)<br />

<strong>für</strong> die CIR #13 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

7.1 Position der Raumsonde Ulysses relativ zum Jupiter <strong>für</strong> 2004/05 . . . . 95<br />

7.2 Messwerte <strong>für</strong> dn Jovian Jet an Tag 350 in Jahr 2003 . . . . . . . . . . 97<br />

7.3 Anisotropieplots des E4-Kanals <strong>für</strong> den Jovian Jet an Tag 350 2003 . . 98<br />

7.4 Messwerte <strong>für</strong> die beiden Jets an Tag 101 2004 . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

7.5 Anisotropieplots des E4-Kanals <strong>für</strong> die Jovian Jets an Tag 101 2004 . . 100<br />

7.6 Mögliche Gestalt der Magnetfeldlinien einer Jet-Struktur . . . . . . . . 100<br />

7.7 Phasenhistogramm mit 18 Bins <strong>für</strong> das E4/E12-Verhältnis der Jovian<br />

Jets beim zweiten Vorbeiflug der Raumsonde Ulysses an Jupiter . . . . 101<br />

8.1 Übereinandergelegte E4-Zählraten <strong>für</strong> 1992/93 <strong>und</strong> 2005/06 . . . . . . 104<br />

8.2 Modellrechnung der Polarität des heliosphärischen Magnetfelds <strong>für</strong> den<br />

21.01 1993 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

8.3 Modellrechnung der Polarität des heliosphärischen Magnetfelds <strong>für</strong> den<br />

04.09 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106


124 ABBILDUNGSVERZEICHNIS


Letzte Worte<br />

Diese Diplomarbeit entstand zwischen Juni 2006 <strong>und</strong> Juni 2007 am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Experimentelle</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Angewandte</strong> Physik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.<br />

An dieser Stelle soll jenen gedankt werden, die es mir ermöglicht haben, diese Diplomarbeit<br />

zu erstellen. Besonderen Dank gilt natürlich Prof. Dr. Bernd Heber <strong>für</strong> die<br />

Aufgabenstellung <strong>und</strong> die Betreuung dieser Diplomarbeit <strong>und</strong> meinen Eltern <strong>für</strong> ihre<br />

Unterstützung. Klaudia Herbst <strong>und</strong> Oliver Sternal danke ich <strong>für</strong> die kritische Durchsicht<br />

meiner Arbeit. Oliver Rother habe ich viele hilfreiche Diskussionen zum Thema<br />

Datenverarbeitung zu verdanken. Ferner gilt mein Dank allen weiteren Mitgliedern der<br />

Arbeitsgruppe, besonders möchte ich mich bei Nina Dresing <strong>für</strong> die gute Zusammenarbeit<br />

bedanken.<br />

Alles ist so wie immer, alles ist so wie immer, alles ist so wie immer, nur noch viel schlimmer.<br />

(Aus: Wolke - Schlimmer)<br />

125


126 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich an Eides Statt, dass ich diese Arbeit ausschliesslich unter Anleitung<br />

meiner wissenschaftlichen Lehrer <strong>und</strong> unter Verwendung der angegebenen Hilfsmittel<br />

angefertigt habe.<br />

Kiel, den

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