(S)SES-Kindern Eine Orientierungshilfe zur persönlichen ... - BSCW
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Bis im Alter von 21 Monaten verwenden die meisten Kinder auch Nomen. Verben werden<br />
zwischen 15 und 36 Monaten individuell zu unterschiedlichen Zeitpunkten erstmals produktiv<br />
verwendet. Dass ein Kind in einem bestimmten Alter vorwiegend Nomen produziert, wurde in<br />
Kauschkes Studie (2000) nicht bestätigt. Am meisten Nomen konnten im Alter von 21 Mona-<br />
ten registriert werden. Sie machten weniger als einen Viertel des Lexikons aus. Bei einem drei-<br />
jährigen Kind sind die Wortarten gleichmässig vertreten. Jede hat am Gesamtvokabular<br />
höchstens einen Anteil von 25%. Einige Wortarten weisen charakteristische Entwicklungsver-<br />
läufe auf:<br />
Der Nomenanteil vergrössert sich bis im Alter von 21 Monaten. Danach schrumpft er zuguns-<br />
ten anderer Wortarten wieder. Das Verbwachstum erfolgt gleichmässig. Die Abnahme der<br />
relationalen Wörter geht anfangs rasch, dann langsamer vor sich. Der Anteil an Funktionswör-<br />
tern nimmt relativ spät, aber dann sprunghaft zu. Kauschke vermutet einen zeitlichen Zusam-<br />
menhang mit dem Übergang von Einwort- zu Mehrwortäusserungen. Verbpartikel und Präpo-<br />
sitionen ersetzen teilweise, was bisher mit relationalen Wörtern ausgedrückt wurde.<br />
Lautmalereien erhalten erst im zweiten Lebensjahr Wichtigkeit. Dann beginnen Kinder, Tätig-<br />
keiten oder Lebewesen bzw. Gegenstände damit zu versprachlichen. Im Alter von drei Jah-<br />
ren treten dann Nomen oder Verben an deren Stelle (vgl. Kauschke, 2000, S. 139-140). Die<br />
Wortschatzentwicklung im zweiten Lebensjahr hat besondere Relevanz für das Kind:<br />
<strong>Eine</strong>rseits erwirbt es sich ein Vokabular, mit dem es sich sprachlich mitteilen kann. Andererseits<br />
sammelt es die kritische Menge an Informationen, die es benötigt, damit weitere Entwick-<br />
lungsprozesse in Gang gebracht werden können (vgl. Kauschke, 2000, S. 200). Die individuelle<br />
Variabilität der Grösse und der Differenzierung des Lexikons im zweiten Lebensjahr ist be-<br />
trächtlich.<br />
Die Anzahl der unterschiedlichen Wörter bei jedem Kind steht in enger Verbindung zu deren<br />
Verwendungshäufigkeit. Kinder, die viele Wörter verwenden, produzieren dabei auch mehr unterschiedliche<br />
Wörter, haben also ein vielfältigeres Lexikon. Kinder mit geringen Wortschatzkapazitäten<br />
neigen nicht dazu, die ihnen <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Wörter besonders häufig zu<br />
realisieren (Kauschke, 2000, S. 138).<br />
Die erwähnten Unterschiede haben prognostischen Wert für die Einschätzung der weiteren<br />
Sprachentwicklung im lexikalisch-semantischen und morphologisch-syntaktischen Bereich bis<br />
im Alter von 3 Jahren (vgl. Kauschke, 1999, S. 153; Kauschke 2000, S. 140).<br />
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