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Ich kenne die Welt, in der ›Keine Angst‹ spielt, von innen - WDR.de

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10. März 2010, 20.15 Uhr<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst


2 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

Editorial<br />

Nach offiziellen Zählungen leben ca. 2,6 Millionen K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Armut. Damit s<strong>in</strong>d sie <strong>die</strong> am stärksten<br />

betroffene Altersgruppe. Darüber h<strong>in</strong>aus haben K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>artig <strong>de</strong>primieren<strong>de</strong>n Situationen aufwachsen, <strong>de</strong>utlich<br />

schlechtere Bildungschancen und weisen e<strong>in</strong>e<br />

schlechtere gesundheitliche Verfassung auf. Diese Erhebung<br />

kann nieman<strong>de</strong>n kalt lassen. O<strong><strong>de</strong>r</strong>? Der Staat pumpt<br />

hun<strong><strong>de</strong>r</strong>te Milliar<strong>de</strong>n Euro <strong>in</strong> maro<strong>de</strong> Banken aber tut sich<br />

schwer, das K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>geld zu erhöhen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar das Problem<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wurzel zu packen. Es wäre doch schon viel geholfen,<br />

gäbe es – wie <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en europäischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n – Ganztagsschulen<br />

mit freier Verpflegung, Schulkleidung, kostenlose<br />

Lehrmittel etc.<br />

Mart<strong>in</strong>a Mouchot hat <strong>in</strong> sozialen Brennpunkten <strong>in</strong><br />

Bremen, Hamburg und Berl<strong>in</strong> recherchiert, mit vielen Betreuern<br />

und Familien gesprochen. Viele Menschen haben<br />

resigniert. Viele jedoch haben sich ihre Wür<strong>de</strong> bewahrt,<br />

haben noch Träume, Visionen, kämpfen. Die <strong>WDR</strong>-Fernsehfilmredaktion<br />

beschäftigt sich traditionell mit sozialen<br />

Themen. So s<strong>in</strong>d breit diskutierte Filme entstan<strong>de</strong>n, <strong>die</strong><br />

sich e<strong>in</strong>gemischt haben <strong>in</strong> <strong>de</strong>n politischen Diskurs, ihn oft<br />

sogar angeschoben haben.<br />

Er<strong>in</strong>nert sei an Filme wie »Wut«, »Guten Morgen, Herr<br />

Grothe« o<strong><strong>de</strong>r</strong> »Ihr könnt Euch niemals sicher se<strong>in</strong>«. Ihnen<br />

allen war geme<strong>in</strong>sam, dass <strong>die</strong> Protagonisten E<strong>in</strong>zelgänger,<br />

gar Außenseiter waren o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu ihnen gemacht wur<strong>de</strong>n.<br />

Die 13-jährige Becky <strong>in</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst« ist ke<strong>in</strong>e Außenseiter<strong>in</strong>,<br />

sie lebt mitten im »Milieu«, sie kennt ke<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

Leben. Sie liebt ihre Familie, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>eren Geschwister<br />

und ihre Freund<strong>in</strong> Melanie. Ihre Wünsche und<br />

Träume s<strong>in</strong>d beschei<strong>de</strong>n. Doch dann lernt sie e<strong>in</strong>en Jungen<br />

<strong>kenne</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> besseren Verhältnissen lebt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sogar e<strong>in</strong><br />

eigenes Zimmer zu Hause hat und e<strong>in</strong>en Gecko im Terrarium.<br />

Die bei<strong>de</strong>n verlieben sich und merken dann, mit welcher<br />

Gewalt <strong>die</strong> Gesellschaft <strong>die</strong>se soziale Annäherung<br />

verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n will.<br />

Aelrun Goette hat e<strong>in</strong>en zutiefst bewegen<strong>de</strong>n Film<br />

geschaffen, <strong><strong>de</strong>r</strong> wütend und traurig zugleich macht und<br />

<strong>de</strong>nnoch wünscht man sich, Becky und Bente mögen<br />

stark genug se<strong>in</strong>, ihren eigenen Weg zu gehen.<br />

Wolf-Dietrich Brücker<br />

<strong>WDR</strong>-Filmredaktion<br />

Der Inhalt In Kürze<br />

Die 14-jährige Becky lebt mit ihren 3 kle<strong>in</strong>en Geschwistern<br />

und ihrer Mutter Cor<strong>in</strong>na <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hochhaussiedlung<br />

am Ran<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt. Während Cor<strong>in</strong>na ihr Elend im Suff<br />

begräbt, ist Becky das Familienoberhaupt. Als Becky <strong>de</strong>m<br />

schüchternen Bente begegnet, droht das fragile Familiengefüge<br />

ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> zu brechen.<br />

»Ke<strong>in</strong>e Angst« erzählt <strong>die</strong> zärtliche Liebesgeschichte<br />

<strong>von</strong> Becky und Bente, <strong>die</strong> mit aller Kraft um ihr Glück<br />

kämpfen. Zugleich ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Film auch e<strong>in</strong>e Innenansicht <strong>von</strong><br />

K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>armut <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Der Film <strong>von</strong> Grimme-Preisträger<strong>in</strong> Aelrun Goette wur<strong>de</strong><br />

2009 beim Festival <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen K<strong>in</strong>os-Filmz <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z<br />

mit <strong>de</strong>m Publikumspreis im Langfilmwettbewerb ausgezeichnet.<br />

Zuvor hatte er beim 14. Chemnitzer Filmfestival<br />

Schl<strong>in</strong>gel für K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> und junges Publikum <strong>de</strong>n För<strong><strong>de</strong>r</strong>preis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> DEFA-Stiftung und er <strong>de</strong>n Fair-Play-Preis erhalten.<br />

5 Die Geschichte<br />

6 »<strong>Ich</strong> <strong>kenne</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ›Ke<strong>in</strong>e <strong>Angst‹</strong> <strong>spielt</strong>, <strong>von</strong> <strong>in</strong>nen«<br />

Regisseur<strong>in</strong> Aelrun Goette im Gespräch<br />

Biografie<br />

8 »Es geht um das Bedürfnis nach Liebe«<br />

Drehbuchautor<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Mouchot im Gespräch<br />

Biografie<br />

12 »Man kann Glück überall f<strong>in</strong><strong>de</strong>n«<br />

Michelle Barthel im Gespräch<br />

Rolle/Biografie<br />

14 »<strong>Ich</strong> fand Bente sofort sehr sympathisch«<br />

Max Hegewald im Gespräch<br />

Rolle/Biografie<br />

16 »Der Film hat wirklich vieles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t«<br />

Carolyn Sophia Genzkow im Gespräch<br />

Rolle/Biografie<br />

18 Dagmar Leesch<br />

Rolle/Biografie<br />

18 Frank Gier<strong>in</strong>g<br />

Rolle/Biografie<br />

19 Besetzung | Stab | Daten zum Film


Ke<strong>in</strong>e Angst | 3


4 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

DIe Gesch<strong>Ich</strong>te<br />

Die 14-jährige Becky (Michelle Barthel) lebt mit ihren drei<br />

kle<strong>in</strong>en Geschwistern und ihrer Mutter Cor<strong>in</strong>na (Dagmar<br />

Leesch) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hochhaussiedlung am Ran<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt.<br />

Väter s<strong>in</strong>d gekommen und gegangen, <strong>die</strong> schäbigen Verhältnisse<br />

s<strong>in</strong>d geblieben. Aber Cor<strong>in</strong>na hofft, dass bald<br />

jemand kommt. »Und <strong>de</strong>n nehmen wir dann als neuen<br />

Papa.« Bis dah<strong>in</strong> begräbt sie ihr Elend im Suff und Becky<br />

ist das Familienoberhaupt. Und Becky ist es gern. Denn sie<br />

mag <strong>die</strong> Kle<strong>in</strong>en. Im Gegensatz zu ihrer bester Freund<strong>in</strong><br />

Melanie (Carolyn Sophia Genzkow): <strong>die</strong> f<strong>in</strong><strong>de</strong>t Beckys Geschwister<br />

»nutzlose Hosenscheißer« und ist auch sonst<br />

das ganze Gegenteil <strong>von</strong> ihr.<br />

Während Becky <strong>von</strong> ihrer ersten, romantischen Liebe<br />

träumt, hat Melanie <strong>die</strong> Jungs fest im Griff und ist als<br />

»Zuckerbitch« <strong>die</strong> König<strong>in</strong> im Kiez. Und obwohl sie unterschiedlicher<br />

nicht se<strong>in</strong> können, halten <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n Mädchen<br />

fest zusammen, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> W<strong>in</strong>d mal wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

etwas härter durch <strong>die</strong> Hochhauswelt bläst.<br />

Als Becky im Bus beim Schwarzfahren erwischt wird,<br />

rettet sie e<strong>in</strong> frem<strong><strong>de</strong>r</strong> Junge aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Not. Becky kann es<br />

nicht glauben: so etwas hat noch nie jemand für sie getan.<br />

Mutig folgt sie se<strong>in</strong>er Spur und überschreitet zum ersten<br />

Mal <strong>die</strong> Grenzen ihres Kiezes. Sie f<strong>in</strong><strong>de</strong>t ihren Retter Bente<br />

(Max Hegewald) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ihr völlig frem<strong>de</strong>n <strong>Welt</strong>: im Haus<br />

mit Garten und Eltern, <strong>die</strong> am Sonntag Apfelkuchen backen.<br />

Im ersten Moment sche<strong>in</strong>t Bente <strong>von</strong> Beckys Auftauchen<br />

total überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t zu se<strong>in</strong>. Denn er ist alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

als e<strong>in</strong> cooler Typ. Zurückgezogen lebt er mit Geckos und<br />

Muschelam<strong>in</strong>osäuren und allerhand unverständlichem<br />

Zeugs. Doch das stört Becky nicht. Im Gegenteil: Über <strong>die</strong><br />

bei<strong>de</strong>n bricht mit Macht <strong>die</strong> erste Liebe here<strong>in</strong>.<br />

Vor lauter Glück kommt Becky zu spät, um ihre kle<strong>in</strong>en<br />

Geschwister aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialstation abzuholen. Zu Hause<br />

droht das Jugendamt <strong><strong>de</strong>r</strong> überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Mutter, <strong>die</strong> Kle<strong>in</strong>en<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie zu nehmen und Becky wird Zeug<strong>in</strong>, wie ihre<br />

Freund<strong>in</strong> Melanie <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochhausclique fertig gemacht<br />

wird. Als Becky Melanie helfen will, kommt es zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n zum ersten, großen Streit. Als wäre das nicht genug,<br />

präsentiert Cor<strong>in</strong>na auch noch Thomas (Frank Gier<strong>in</strong>g), <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gera<strong>de</strong> bei Melanies Mutter rausgeflogen ist, als das neue<br />

Familienoberhaupt.<br />

Auch bei Bente hängt <strong><strong>de</strong>r</strong> Haussegen schief: Se<strong>in</strong>e Eltern<br />

s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> Becky alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als begeistert. Und dann wird<br />

er auch noch <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochhausclique verprügelt. Bente soll<br />

<strong>in</strong>s Internat.<br />

Aber Bente und Becky geben nicht auf. Allen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong>n<br />

zum Trotz kämpfen sie um ihr Glück. Doch <strong>die</strong> Situation<br />

spitzt sich weiter zu. Und ausgerechnet an Beckys Geburtstag<br />

kommt es zur Katastrophe…


Ke<strong>in</strong>e Angst | 5


6 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

»<strong>Ich</strong> <strong>kenne</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ›Ke<strong>in</strong>e <strong>Angst‹</strong> <strong>spielt</strong>, <strong>von</strong> <strong>in</strong>nen«<br />

Regisseur<strong>in</strong> Aelrun Goette über <strong>die</strong> Vorgeschichte <strong>von</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst«, <strong>die</strong> Kraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Jugend und <strong>die</strong> Arbeit mit <strong>de</strong>n Schauspielern, unter <strong>de</strong>nen sich auch e<strong>in</strong>ige Laien befan<strong>de</strong>n.<br />

Wie ist das Projekt »Ke<strong>in</strong>e angst« zu ihnen gekommen?<br />

Es wur<strong>de</strong> mir vom Redakteur <strong>de</strong>s <strong>WDR</strong>,Wolf Dietrich Brücker, <strong>von</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Mouchot und <strong><strong>de</strong>r</strong> Producer<strong>in</strong> Susanne Ottersbach-Flimm<br />

angeboten.Wir waren uns e<strong>in</strong>ig, was wir erzählen wollen.<br />

Mart<strong>in</strong>a Mouchot hat e<strong>in</strong> wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bares Drehbuch geschrieben, das<br />

<strong>die</strong> Basis für <strong>die</strong>sen Film ist.<br />

Wie wichtig waren für <strong>die</strong>sen Film <strong>die</strong> Erfahrungen, <strong>die</strong> Sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

recherche für »<strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> s<strong>in</strong>d tot« gemacht haben?<br />

<strong>Ich</strong> <strong>kenne</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst« <strong>spielt</strong>, <strong>von</strong> <strong>in</strong>nen. <strong>Ich</strong> weiß,<br />

wie sie kl<strong>in</strong>gt, riecht und schmeckt.<br />

Wie realistisch kann und soll e<strong>in</strong> Fernsehfilm im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

dokumentation se<strong>in</strong>?<br />

Dafür gibt es ke<strong>in</strong> Rezept. Alles ist möglich. In »Ke<strong>in</strong>e Angst« habe<br />

ich <strong>die</strong> Chance gesehen, e<strong>in</strong>e hoffnungsvolle Liebesgeschichte vor<br />

<strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund <strong>de</strong>utscher Armut zu erzählen. Und damit <strong>de</strong>n<br />

Zuschauer zu verführen, sich auf e<strong>in</strong> Stück Lebenswirklichkeit e<strong>in</strong>zulassen,<br />

das er meist nur <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Sensationsmeldungen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

nüchternen Zahlen präsentiert bekommt.<br />

War es auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tention <strong>von</strong> ihnen darzustellen, wie sehr sich<br />

<strong>die</strong> sozialen Milieus <strong>in</strong> <strong>de</strong>utschland <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> entfernt haben?<br />

Eigentlich ist »Ke<strong>in</strong>e angst« ja e<strong>in</strong>e nahezu unmögliche liebesgeschichte<br />

...<br />

»Ke<strong>in</strong>e Angst« ist e<strong>in</strong>e mögliche Liebesgeschichte, weil sie <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Liebe zwischen jungen, freien Menschen erzählt. In <strong>de</strong>m Alter besitzt<br />

man <strong>die</strong> Kraft, Grenzen zu überschreiten und Mauern e<strong>in</strong>zureißen.<br />

Wir haben das vergessen, weil wir alles daran setzen, e<strong>in</strong>en<br />

möglichst sicheren Platz <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser <strong>Welt</strong> zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, um ihn dann ganz<br />

fest zu halten. Und damit ke<strong>in</strong>er unsere schöne <strong>Welt</strong> stört, bauen<br />

wir Mauern aus Vorurteilen, Besserwisserei und Angst um uns<br />

herum. Aber für Becky und Bente <strong>spielt</strong> es ke<strong>in</strong>e Rolle, dass sie aus<br />

unterschiedlichen <strong>Welt</strong>en kommen. Sie s<strong>in</strong>d im Inneren frei. Die<br />

Zusammenarbeit mit me<strong>in</strong>en jungen Darstellern hat mich daran<br />

er<strong>in</strong>nert, wie unglaublich lei<strong>de</strong>nschaftlich und kraftvoll sich das<br />

Leben <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Alter anfühlt. <strong>Ich</strong> durfte für e<strong>in</strong>e kurze Zeit lang<br />

<strong>die</strong> Seiten wechseln und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> aus ihrer Perspektive betrachten.<br />

Und da kam mir manches ziemlich absurd vor.<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> allerletzten Kamerae<strong>in</strong>stellung sieht man noch e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong><br />

triste Hochhaussiedlung. Sie ersche<strong>in</strong>t als unüberw<strong>in</strong>dbare trutzburg.<br />

Haben Becky und Bente überhaupt e<strong>in</strong>e Chance?<br />

Das liegt im Auge <strong>de</strong>s Betrachters. Glauben Sie an <strong>die</strong> Liebe?<br />

Wo haben Sie gedreht?<br />

Wir haben <strong>in</strong> drei verschie<strong>de</strong>nen Stadtteilen <strong>von</strong> Köln gedreht: Porz,<br />

Meschenich und Chorweiler. Das s<strong>in</strong>d so genannte soziale Brennpunkte,<br />

<strong>die</strong> es so o<strong><strong>de</strong>r</strong> so ähnlich <strong>in</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong> größeren Stadt Deutschlands<br />

gibt.<br />

Welchen E<strong>in</strong>druck hatten Sie <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen lage am drehort?<br />

Der E<strong>in</strong>druck spiegelt sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Film wi<strong><strong>de</strong>r</strong>. Es ist e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

<strong>Welt</strong> mit eigenen Gesetzen, <strong>die</strong> man bis zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Grad respektieren muss. Es gibt zum Himmel schreien<strong>de</strong> Armut, <strong>die</strong><br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei <strong>de</strong>n K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n schmerzt und wo man an <strong>die</strong> eigenen<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Machbaren gerät. Es gibt Gewalt, Drogen und Perspektivlosigkeit<br />

genauso wie e<strong>in</strong>e unbändige Kraft und e<strong>in</strong>en Zusammenhalt,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zwischen <strong>de</strong>n Jugendlichen. Wir s<strong>in</strong>d vorurteilsfrei<br />

und offen dorth<strong>in</strong> gegangen und wollten e<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>de</strong>n Menschen herstellen.<br />

Wie wur<strong>de</strong>n Sie und das Filmteam dort aufgenommen?<br />

Am Anfang schlug uns Misstrauen entgegen. In Meschenich wur<strong>de</strong><br />

e<strong>in</strong>es unserer Autos aufgebrochen, <strong>in</strong> Porz wur<strong>de</strong>n wir auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Straße<br />

beschimpft und <strong>in</strong> Chorweiler sogar angegriffen. <strong>Ich</strong> habe das<br />

verstan<strong>de</strong>n, weil ich uns <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht gesehen habe zu beweisen,<br />

dass wir ke<strong>in</strong>en schmutzigen Film über e<strong>in</strong>e schmutzige <strong>Welt</strong> drehen<br />

wollen. Wir haben auf unterschiedlichen Ebenen versucht, <strong>die</strong><br />

Menschen vor Ort <strong>von</strong> unserem Projekt zu überzeugen. Wir s<strong>in</strong>d<br />

auf sie zugegangen, haben sie <strong>in</strong> unsere Arbeit e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n und<br />

damit e<strong>in</strong>en Kontakt zwischen <strong>de</strong>n <strong>Welt</strong>en hergestellt. Der Film<br />

lebt sehr stark <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft <strong>die</strong>ser Verb<strong>in</strong>dung.<br />

S<strong>in</strong>d bei <strong><strong>de</strong>r</strong> »Jungs-Gang« <strong>de</strong>nn auch laiendarsteller dabei gewesen?<br />

Die »Gang« setzt sich aus Abiturienten zusammen, <strong>die</strong> wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Theatergruppe gefun<strong>de</strong>n haben, und Jugendlichen, <strong>die</strong> wir <strong>in</strong> Porz<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse gecastet haben. Am Anfang gab es Kontaktschwierigkeiten<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n Seiten, <strong>die</strong> jedoch schnell überwun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n, weil wir ke<strong>in</strong>e Unterschie<strong>de</strong> gemacht haben. Alle mussten<br />

<strong>die</strong>selben Regeln akzeptieren. Am En<strong>de</strong> zählte <strong>die</strong> schauspielerische<br />

Leistung. Und da waren <strong>die</strong> Jungs aus Porz e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n, weil<br />

sie <strong>in</strong> ihrem Spiel frei und authentisch waren. Die <strong>Welt</strong> <strong>in</strong> unserer<br />

Geschichte ist ihr Alltag. Diese Kompetenz hat uns sehr geholfen.<br />

Gleichzeitig haben <strong>die</strong> Jungs durch <strong>die</strong> filmische Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

e<strong>in</strong>en Blick <strong>von</strong> außen auf sich bekommen. Es gibt zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong>e Szene, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>die</strong> »Gang« Melanie gegenüber gewalttätig wird.<br />

Die Jungs haben sich nach <strong>de</strong>m Dreh rührend um Carolyn gekümmert.<br />

Sie wollten wissen, wie es ihr geht, haben ihr Tee gebracht.<br />

Plötzlich haben sie sich <strong>in</strong> ihrer männlichen Übermacht schlecht<br />

gefühlt. <strong>Ich</strong> hatte <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>druck, sie konnten durch <strong>die</strong> Arbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong>


Szene empf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, was Gewalt im richtigen Leben anrichtet.<br />

Wie war <strong>die</strong> arbeit mit <strong>de</strong>n vielen jungen Schauspielern?<br />

Arbeit mit K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n braucht Liebe und Zuwendung. Deshalb ist e<strong>in</strong>e<br />

gute Atmosphäre am Set sehr wichtig. Es braucht e<strong>in</strong> fürsorgliches<br />

Team, das sich emotional auf <strong>die</strong> jungen Darsteller e<strong>in</strong>lässt. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

<strong>die</strong> Kle<strong>in</strong>en erreicht man nicht über <strong>die</strong> Sprache, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n über<br />

Geschichten, über Leichtigkeit und Phantasie. Milenka Biedron war<br />

mit drei Jahren unsere jüngste Schauspieler<strong>in</strong> am Set. E<strong>in</strong> bezaubern<strong>de</strong>s<br />

und schlaues K<strong>in</strong>d. Nach <strong>de</strong>m Dreh e<strong>in</strong>er Szene hat sie <strong>von</strong><br />

mir je<strong>de</strong>s Mal e<strong>in</strong> bisschen Lipgloss bekommen, dass sie dann allen<br />

stolz gezeigt hat. Solche kle<strong>in</strong>en Rituale br<strong>in</strong>gen Struktur ohne<br />

Druck. Die Jugendlichen, allen voran Michelle Barthel, Max Hegewald,<br />

Carolyn Sophia Genzkow und Gerrit Kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d nicht nur herausragen<strong>de</strong><br />

Talente, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen mit e<strong>in</strong>er großen<br />

Tiefe. Michelle hat sich so <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> ihre Figur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gelebt, dass<br />

sich <strong>die</strong> Grenzen irgendwann aufzulösen schienen. Diese Fähigkeit<br />

<strong>von</strong> ihr habe ich schon im Cast<strong>in</strong>g gesehen. <strong>Ich</strong> wollte ihr das nötige<br />

Vertrauen geben, dass sie bei allen emotionalen Auf und Abs<br />

ihrer Figur nicht alle<strong>in</strong> ist.<br />

im team befan<strong>de</strong>n sich ja auch gestan<strong>de</strong>ne Schauspieler ...<br />

Mit Frank Gier<strong>in</strong>g habe ich bereits zum zweiten Mal gearbeitet. Er<br />

ist sehr genau und gleichzeitig so mutig, uneitel und ver<strong>spielt</strong>, dass<br />

je<strong>de</strong> Szene mit ihm e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Freu<strong>de</strong> war. Dagmar Leesch <strong>spielt</strong><br />

Beckys Mutter mit e<strong>in</strong>er solchen H<strong>in</strong>gabe, dass ihr das schier Unmögliche<br />

gelungen ist: e<strong>in</strong>e Frau zwischen Verzweiflung und Härte<br />

zu verkörpern, <strong>die</strong> Täter und Opfer zugleich ist. Um <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />

Darstellerwelten zusammenzubr<strong>in</strong>gen, haben wir im Vorfeld<br />

zusammen ge<strong>spielt</strong> und Ausflüge gemacht. Dabei konnte ich<br />

sehen, welche Anziehung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abneigung sich zwischen <strong>de</strong>n Erwachsenen,<br />

Jugendlichen und K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n ergab und <strong>die</strong>se Erfahrungen<br />

konnte ich später für <strong>die</strong> Inszenierung nutzen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus haben wir viel improvisiert und uns darauf konzentriert, <strong>die</strong><br />

Zeit vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte lebendig wer<strong>de</strong>n zu lassen. Dadurch konnten<br />

wir bei Drehbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beziehungswelt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen, <strong>die</strong><br />

schon lange vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte begann. Me<strong>in</strong> Ziel war es, allen<br />

Schauspielern e<strong>in</strong>en Zustand <strong>von</strong> Freiheit zu ermöglichen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />

sie nicht spielen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />

Wie schwierig war es, für <strong>die</strong> sehr heftigen Passagen im drehbuch<br />

<strong>die</strong> richtigen Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n und sie mit <strong>de</strong>m Team zu <strong>in</strong>szenieren?<br />

An <strong>die</strong> heftigen Szenen haben wir uns ganz langsam heran gearbeitet.<br />

Wir haben sie mehrfach geprobt und besprochen. Am Anfang<br />

war das alles noch ganz lustig, dann wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Proben technisch<br />

und dadurch das Thema versachlicht. <strong>Ich</strong> habe <strong>de</strong>n Dreh <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Szenen an das En<strong>de</strong> gelegt, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung, dass sich <strong>die</strong> Mädchen<br />

bis dah<strong>in</strong> vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera ganz sicher fühlen und ihre Gefühle rauslassen<br />

können. Und so war es dann auch. Darüber h<strong>in</strong>aus war uns<br />

<strong>von</strong> Anfang an klar, dass wir nicht <strong>die</strong> Gewalt ausstellen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m wir<br />

<strong>die</strong> Kamera draufhalten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass wir <strong>de</strong>n Schmerz <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Gesichtern<br />

als Konsequenz <strong>von</strong> Gewalt erzählen wollen. Manchmal<br />

haben wir auch e<strong>in</strong> bisschen getrickst.Wenn zum Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> kle<strong>in</strong>e<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 7<br />

Marlon im Film zuschauen muss, wie se<strong>in</strong>er Schwester Becky Gewalt<br />

angetan wird, dann hat er das beim Dreh natürlich nicht erlebt.<br />

Die Kamera ist auf ihn zu gefahren, und ich habe ihm gesagt,<br />

dass oben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera e<strong>in</strong>e gruselige, große Schlange sitzt, <strong>die</strong><br />

auf ihn zukommt. Dass er Angst vor ihr hat, aber sie am En<strong>de</strong> besiegen<br />

wird. Das hat ihm gefallen.<br />

Stand für Sie <strong>die</strong> Frage im raum, wie viel man <strong>de</strong>m Zuschauer zumuten<br />

kann, o<strong><strong>de</strong>r</strong> fühlt man sich als regisseur<strong>in</strong> ganz <strong><strong>de</strong>r</strong> Story<br />

verpflichtet?<br />

Bei »Ke<strong>in</strong>e Angst« fühlte ich mich <strong>in</strong> aller erster L<strong>in</strong>ie <strong><strong>de</strong>r</strong> Authentizität<br />

und me<strong>in</strong>en Darstellern verpflichtet. Das be<strong>de</strong>utet, dass ich<br />

geme<strong>in</strong>sam mit me<strong>in</strong>em Team versucht habe, so nah wie möglich<br />

an <strong>die</strong> Wirklichkeit heranzukommen. Dafür habe ich e<strong>in</strong>en Schutzraum<br />

gebaut, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m <strong>die</strong> Darsteller ihre Grenzen ausloten konnten.<br />

Das brauchte Fürsorge und Mut <strong>von</strong> allen Beteiligten. Je mehr wir<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> unserer Geschichte e<strong>in</strong>getaucht s<strong>in</strong>d, <strong>de</strong>sto mehr haben<br />

wir uns <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrhaftigkeit verpflichtet gefühlt. Alle haben gespürt:<br />

Was für uns e<strong>in</strong>e Geschichte ist, ist für e<strong>in</strong>en großen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen<br />

<strong>in</strong> unserem Land Realität. Gegenfrage also: Darf man <strong>de</strong>m<br />

Zuschauer <strong>die</strong> Realität zumuten?<br />

Vita:<br />

Aelrun Goette arbeitete vor ihrer Karriere als Regisseur<strong>in</strong> und Drehbuchautor<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychiatrie, als Fotomo<strong>de</strong>ll, Vollzugsbetreuer<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> JVA Plötzensee, als Kostüm- und Bühnenbildner<strong>in</strong> am Lan<strong>de</strong>stheater<br />

Altenburg, Theaterregisseur<strong>in</strong> und Schauspieler<strong>in</strong>. An <strong><strong>de</strong>r</strong> Humboldt<br />

Universität Berl<strong>in</strong> stu<strong>die</strong>rte sie Philosophie, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschule für Film<br />

und Fernsehen »Konrad Wolf« <strong>in</strong> Babelsberg Regie. Die gebürtige Ost-<br />

Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> konzentrierte sich zunächst auf Dokumentarfilme, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />

sie sowohl für <strong>die</strong> Regie als auch für das Drehbuch verantwortlich<br />

zeichnete. Ihr 1997 vorgelegtes Erstl<strong>in</strong>gswerk »Ohne Bewährung – Psychogramm<br />

e<strong>in</strong>er Mör<strong><strong>de</strong>r</strong><strong>in</strong>« wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n »Prix Europa« nom<strong>in</strong>iert<br />

und gewann 1998 <strong>de</strong>n Robert-Geisendörfer-Fernsehpreis. In <strong>de</strong>m viel<br />

beachteten Film porträtierte sie Jeanette S., <strong>die</strong> mit 15 Jahren e<strong>in</strong>e<br />

13-Jährige zu To<strong>de</strong> gequält hatte. 2002 wur<strong>de</strong> »Feldtagebuch – Alle<strong>in</strong><br />

unter Männern« ausgestrahlt, e<strong>in</strong> Dokumentarfilm über vier junge<br />

Frauen, <strong>die</strong> versuchen, <strong>die</strong> Grundausbildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>swehr zu meistern.<br />

Für <strong>die</strong> bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong> Dokumentation erhielt Aelrun Goette<br />

2002 <strong>de</strong>n Juliane-Bartel-Preis, <strong><strong>de</strong>r</strong> Beiträge auszeichnet, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Me<strong>die</strong>n<br />

e<strong>in</strong> differenziertes Frauenbild darstellen. Danach wandte sie sich<br />

<strong>de</strong>m Fall <strong>von</strong> Daniela J. zu, <strong>die</strong> im Sommer 1999 ihre bei<strong>de</strong>n Söhne<br />

tagelang <strong>in</strong> ihrer Wohnung alle<strong>in</strong> gelassen hatte, wo sie schließlich<br />

verdursteten. Aelrun Goette führte mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutter zahlreiche Interviews<br />

und sprach unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em mit Bewohnern <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochhaussiedlung<br />

<strong>in</strong> Frankfurt an <strong><strong>de</strong>r</strong> O<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>die</strong> Tragö<strong>die</strong> ereignet hatte.<br />

»Die K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> s<strong>in</strong>d tot« (2004), so <strong><strong>de</strong>r</strong> Titel <strong>de</strong>s Dokumentarfilms, lief auf<br />

zahlreichen Festivals und wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Deutschen Filmpreis <strong>in</strong> Gold,<br />

<strong>de</strong>m Prix Regards Neuf, <strong>de</strong>m Deutschen Dokumentarfilmpreis und<br />

<strong>de</strong>m Prix Media France 2006 ausgezeichnet. Mit »Unter <strong>de</strong>m Eis«<br />

(2005) feierte Aelrun Goette ihr Spielfilm-Debüt – und wur<strong>de</strong> für ihre<br />

Regie <strong>in</strong> <strong>de</strong>m packen<strong>de</strong>n Psychodrama gleich mit <strong>de</strong>m Grimme Preis<br />

geehrt. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kritik ebenfalls hoch gelobt wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> TATORT-Folge<br />

»Der glückliche Tod« (2008) mit Kommissar<strong>in</strong> Lena O<strong>de</strong>nthal. In <strong>de</strong>m<br />

Film, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auf e<strong>in</strong>drucksvolle Weise mit <strong>de</strong>m Thema Sterbehilfe<br />

ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzt, <strong>spielt</strong>en unter Regie <strong>von</strong> Aelrun Goette u.a. Susanne<br />

Lothar und Frank Gier<strong>in</strong>g.


8 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

»Es geht um das Bedürfnis nach Liebe«<br />

Drehbuchautor<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Mouchot über ihre Recherchen an sozialen Brennpunkten, <strong>die</strong> Entstehung<br />

<strong>von</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst« und <strong>die</strong> Sehnsucht <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen nach Liebe, Glück und Geborgenheit.<br />

Wie s<strong>in</strong>d Sie auf <strong>die</strong> i<strong>de</strong>e zu »Ke<strong>in</strong>e angst« gekommen? Gab es da<br />

e<strong>in</strong>en auslösen<strong>de</strong>n Moment?<br />

Das Thema K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>armut habe ich schon lange im Kopf und im Herzen<br />

bewegt, aber wirklich angepackt habe ich es erst, als mir das<br />

Thema <strong>von</strong> außen, durch me<strong>in</strong>e Producer<strong>in</strong> Susanne Ottersbach,<br />

angetragen wur<strong>de</strong>, <strong>die</strong> zur I<strong>de</strong>e unseres Redakteurs Wolf-Dietrich<br />

Brücker <strong>die</strong> passen<strong>de</strong> Autor<strong>in</strong> gesucht hat. Da wusste ich e<strong>in</strong>fach:<br />

Das hat jetzt <strong>die</strong> besten Chancen, realisiert zu wer<strong>de</strong>n. Den positiven<br />

Ausblick brauchte ich wohl, um mich <strong>in</strong> <strong>die</strong>se for<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong> Thematik<br />

tiefer e<strong>in</strong>zuarbeiten.<br />

Was war zuerst da – <strong>die</strong> i<strong>de</strong>e e<strong>in</strong>er zeitgemäßen liebesgeschichte<br />

mit H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nissen – o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>die</strong> Frage, auf welche Weise man <strong>de</strong>n Zuschauern<br />

e<strong>in</strong> so ernstes thema wie <strong>die</strong> soziale Kluft <strong>in</strong> <strong>de</strong>utschland<br />

näher br<strong>in</strong>gen kann?<br />

Es g<strong>in</strong>g zuerst um das Thema. Und dann haben wir überlegt, wie<br />

wir es erzählen können, so dass es anschaubar ist, wie im ganzen<br />

Schrecken auch Schönheit se<strong>in</strong> kann. Der <strong>WDR</strong>-Redakteur Wolf-<br />

Dietrich Brücker hat <strong>die</strong> tragen<strong>de</strong>n Stichworte K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>armut und<br />

»Romeo & Julia« vorgegeben, eher en passant h<strong>in</strong>getupft, und uns<br />

dann erstmal machen lassen.<br />

Haben Sie für das drehbuch an sozialen Brennpunkten recherchiert?<br />

Ja, <strong>in</strong> Bremen und <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hochhausvierteln. Bremen war sehr<br />

spannend, weil im Vergleich <strong>die</strong> belasteten ausländischen Familien<br />

sehr viel <strong>in</strong>takter und stabiler wirkten. Du gehst da als Mann nicht<br />

e<strong>in</strong>fach weg, du bist verantwortlich für <strong>de</strong><strong>in</strong>e Familie. Das könnte<br />

auch e<strong>in</strong> spannen<strong><strong>de</strong>r</strong> Film wer<strong>de</strong>n. Der Vergleich zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Lebensentwürfen. Freiheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verpflichtung. Verantwortungslosigkeit<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zwang. Individuum o<strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong>schaft.<br />

Das ist ja immer e<strong>in</strong>e Bandbreite, und <strong>de</strong>n schmalen Grad zu erzählen<br />

hätte mich auch <strong>in</strong>teressiert.Wichtiger für das Drehbuch <strong>von</strong> »Ke<strong>in</strong>e<br />

Angst« war aber <strong><strong>de</strong>r</strong> mehrfache Besuch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> »Arche« <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>er christlichen E<strong>in</strong>richtung, <strong>die</strong> dort – und unter<strong>de</strong>ssen auch <strong>in</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Städten – K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n e<strong>in</strong>en Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Geborgenheit anbietet.<br />

Warum waren <strong>die</strong>se Besuche wichtig für ihr drehbuch?<br />

<strong>Ich</strong> habe gesehen, wie dankbar das Angebot <strong>von</strong> Liebe und Zuwendung<br />

dort angenommen wird. Das hat mich sehr bee<strong>in</strong>druckt. <strong>Ich</strong><br />

hätte mehr Aggression und Zerstörungswut unter <strong>de</strong>n Besuchern<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> »Arche« erwartet. Aber <strong>die</strong> Mitarbeiter schaffen es, <strong>de</strong>n meisten<br />

durch Vorbild und Strukturen e<strong>in</strong>en besseren Weg aufzuzeigen. Das<br />

ist dann Glück für bei<strong>de</strong> Seiten. Das wur<strong>de</strong> für mich dann auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Grundton <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte. Das Bedürfnis nach Liebe, das <strong>die</strong> tiefste<br />

Triebfe<strong><strong>de</strong>r</strong> zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.<br />

<strong>in</strong> »Ke<strong>in</strong>e angst« geht es auch um sexuellen Missbrauch. Wie<br />

kommt es Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach zu <strong>die</strong>ser sexuellen Verrohung?<br />

Dazu s<strong>in</strong>d ja nun schon dicke Bücher verfasst wor<strong>de</strong>n, und es gibt<br />

bestimmt wichtige Stichworte wie Erosion <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie, Rollenverlust<br />

und so weiter, aber ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Soziolog<strong>in</strong>. <strong>Ich</strong> habe me<strong>in</strong>en<br />

ganz persönlichen Blick auf <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge. Deshalb habe ich im Buch<br />

versucht, auch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verrohung noch aufsche<strong>in</strong>en zu lassen, dass<br />

es immer noch um das Bedürfnis nach Liebe geht. Deswegen<br />

schmerzt Melanie <strong>die</strong> Tatsache, dass ihre Freund<strong>in</strong> Becky <strong>die</strong>se Liebe<br />

erfahren darf. Und selbst Thomas, <strong><strong>de</strong>r</strong> neue Freund <strong>von</strong> Beckys<br />

Mutter, sehnt sich nach <strong>de</strong>m Re<strong>in</strong>en, <strong>de</strong>m Guten und kann es doch<br />

nur besitzen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m er es zerstört.<br />

(Sollen wir <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Fragen / Antworten streichen?<br />

Verrät vielleicht zuviel)<br />

Wie sehen Sie als Schöpfer<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Figuren das En<strong>de</strong> – hoffnungsvoll?<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegt das Bild <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>sillusionierten Becky?<br />

Im ersten Entwurf habe ich Becky sterben lassen, und wir haben<br />

lang diskutiert, ob wir so düster aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte gehen wollen.<br />

Es sche<strong>in</strong>t mir immer noch konsequent, aber e<strong>in</strong> positiver Ausblick<br />

im Film ist wichtig. Der Zuschauer soll mit e<strong>in</strong>em Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung<br />

rausgehen. Dass es für <strong>die</strong> Figuren weitergehen kann. Und<br />

zwar besser. Und ich traue es <strong>de</strong>n Figuren auch zu. Aus e<strong>in</strong>er Erschütterung<br />

kann man durchaus gestärkt hervorgehen.<br />

Was sagt Ihre Geschichte und <strong><strong>de</strong>r</strong>en En<strong>de</strong> letztlich über unsere


Gesellschaft aus?<br />

<strong>Ich</strong> <strong>de</strong>nke, es sagt grundsätzlich etwas über <strong>de</strong>n Menschen aus und<br />

se<strong>in</strong>e Fähigkeit, das Elend zu überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Ist e<strong>in</strong>e Generation verloren,<br />

ist es nicht zwangsläufig auch <strong>die</strong> nächste.<br />

Was erhoffen Sie sich <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ausstrahlung <strong>de</strong>s Films?<br />

E<strong>in</strong>e Annäherung? Verständnis? Mitgefühl? Im Film schenkt <strong>die</strong><br />

Busfahrer<strong>in</strong> Renate Becky e<strong>in</strong>en Fahrsche<strong>in</strong>. Damit Becky nicht im<br />

Regen stehen bleibt. <strong>Ich</strong> me<strong>in</strong>e, mir wür<strong>de</strong> es schon reichen, wenn<br />

e<strong>in</strong> paar Menschen spontan zum Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> »Arche« <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Geld<br />

spen<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n. Deren anspruchsvolle Arbeit kann beileibe nicht<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> machen. Aber etwas Geld haben <strong>die</strong> meisten doch übrig.<br />

Reiht sich »Ke<strong>in</strong>e Angst« <strong>in</strong> Ihre bisherige Filmografie e<strong>in</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> hat<br />

<strong>die</strong>ses Buch – <strong>die</strong>ser Film – e<strong>in</strong>en beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en, herausragen<strong>de</strong>n<br />

Stellenwert für Sie?<br />

Vita:<br />

Nach <strong>de</strong>m Studium <strong><strong>de</strong>r</strong> Klassischen Philologien und Kulturwissenschaften<br />

<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> arbeitete Mart<strong>in</strong>a Mouchot mehrere<br />

Jahre lang als Sen<strong>de</strong>leiter<strong>in</strong> und Programmplaner<strong>in</strong> bei diversen Sen<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Von 1999 bis 2005 war sie als Producer<strong>in</strong> bei Studio Hamburg<br />

tätig. Ihr erstes Drehbuch schrieb sie – zusammen mit Orkun Etener –<br />

für <strong>die</strong> »TATORT«-Reihe. »Märchenwald« hieß <strong>die</strong> Folge, <strong>die</strong> 2004 im<br />

Ersten gezeigt wur<strong>de</strong> und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Christiane Balthasar Regie führte.<br />

Mart<strong>in</strong>a Mouchots zweiter »TATORT« – Titel: »Paul<strong>in</strong>e«, Regie: Niki<br />

Ste<strong>in</strong> – wur<strong>de</strong> 2007 für <strong>de</strong>n Deutschen Fernsehkrimi-Preis nom<strong>in</strong>iert.<br />

Als Autor<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> im selben Jahr ausgestrahlten Familienkomö<strong>die</strong> »Beim<br />

nächsten K<strong>in</strong>d wird alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>s« (Regie: Uwe Janson) lieferte sie erstmals<br />

für e<strong>in</strong>en Fernsehfilm das Drehbuch, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Wolfgang Stumph<br />

<strong>die</strong> Hauptrolle <strong>spielt</strong>e. E<strong>in</strong>e zweite Zusammenarbeit folgte 2008 mit<br />

<strong>de</strong>m ZDF-Krimi »Stubbe – Von Fall zu Fall«, bei <strong>de</strong>m Jörg Grünler Regie<br />

führte. Ebenfalls 2008 lief im Ersten <strong>die</strong> <strong>von</strong> Matthias Tiefenbacher gedrehte<br />

Komö<strong>die</strong> »Liebe im Halteverbot«, für <strong>die</strong> Mart<strong>in</strong>a Mouchot geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Andreas Föhr und Thomas Letocha das Buch geschrieben<br />

hatte. Das Drehbuch zu »Ke<strong>in</strong>e Angst« war 2009 <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kategorie »Bestes<br />

Drehbuch« für <strong>de</strong>n Nord<strong>de</strong>utschen Filmpreis nom<strong>in</strong>iert.<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 9<br />

<strong>Ich</strong> habe mit Krimi angefangen, mich dann an Komö<strong>die</strong> gewagt<br />

und nun me<strong>in</strong> erstes Drama geschrieben. Das g<strong>in</strong>g immer nur<br />

durch das Vertrauen me<strong>in</strong>er Auftraggeber, war ich doch je<strong>de</strong>s Mal<br />

sozusagen Anfänger<strong>in</strong>. Unter <strong>die</strong>sem Gesichtspunkt reiht sich »Ke<strong>in</strong>e<br />

Angst« e<strong>in</strong>. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist für mich an <strong>de</strong>m Projekt, dass so e<strong>in</strong><br />

schwieriges Thema <strong>in</strong> angemessener Weise Fernsehunterhaltung<br />

wer<strong>de</strong>n durfte. Da s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Sen<strong>de</strong>plätze doch eher rar, und ich empf<strong>in</strong><strong>de</strong><br />

es als Glück, dass ich bei <strong>de</strong>m Projekt dabei se<strong>in</strong> durfte.<br />

Wie war <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> redaktion und <strong><strong>de</strong>r</strong> regisseur<strong>in</strong><br />

aelrun Goette?<br />

Das war e<strong>in</strong>e tolle Arbeit. Wolf-Dietrich Brücker hat uns sehr frei<br />

arbeiten lassen, aber natürlich das ganze Projekt gelenkt. <strong>Ich</strong> <strong>de</strong>nke,<br />

das geht nur, wenn man genau weiß, was man will, und sich auch<br />

traut, das zu vertreten. Dann braucht man e<strong>in</strong>fach nur wenige Ansagen<br />

zu machen. <strong>Ich</strong> habe mich dadurch als Autor<strong>in</strong> gestützt, aber<br />

auch frei gefühlt. Das waren <strong>die</strong> besten Voraussetzungen. Aelrun<br />

Goette rechne ich hoch an, dass sie das Buch <strong>von</strong> Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> ihr<br />

Herz geschlossen hat und es im besten S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> Ruhe lassen konnte.<br />

Das ist ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Aelruns Enthusiasmus und<br />

ihr Respekt für das Projekt haben <strong>die</strong> arbeitsreiche Phase kurz vor<br />

Drehbeg<strong>in</strong>n je<strong>de</strong>nfalls mitgetragen.<br />

Noch e<strong>in</strong> Wort zu <strong>de</strong>n Schauspielern: Haben Sie ihre Figuren auf<br />

<strong>de</strong>m Bildschirm wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erkannt?<br />

<strong>Ich</strong> b<strong>in</strong> sehr bee<strong>in</strong>druckt <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung <strong>de</strong>s Ensembles. Maria<br />

Schwarz hat als Caster<strong>in</strong> mit viel Gespür besetzt, und Aelrun Goette<br />

hat <strong>die</strong> Darsteller so geführt, dass ich mich verstan<strong>de</strong>n gefühlt<br />

habe <strong>in</strong> <strong>de</strong>m, was ich wollte. Das Buch ist nie <strong><strong>de</strong>r</strong> Film. Das muss<br />

man als Drehbuchautor<strong>in</strong> wissen. Bis zum Schluss s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

Bewegung. Es wird ja auch vor Ort noch erarbeitet und gefeilt. Und<br />

da, wo das Buch Interpretation zulässt, muss <strong>die</strong> Regie e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

treffen. Und das alles hat das Team bis zum En<strong>de</strong> mit<br />

Liebe gemacht. Womit wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Thema wären. Und wenn<br />

sich e<strong>in</strong> Kreis schließt, dann kann man doch sehr zufrie<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>.


10 | Ke<strong>in</strong>e Angst


Ke<strong>in</strong>e Angst | 11


12<br />

Interview | 12 W<strong>in</strong>ter<br />

»Man kann Glück überall f<strong>in</strong><strong>de</strong>n«<br />

Michelle Barthel über <strong>de</strong>n Wert <strong>von</strong> Freundschaft und Familie, <strong>die</strong> Parallelen zwischen ihr<br />

und Becky und ihr Verhältnis zu Carolyn Sophia Genzkow, Max Hegewald und Aelrun Goette.<br />

Michelle Barthel, Sie leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en sozialen Umfeld<br />

als ihre Figur Becky. Wie haben Sie sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>se völlig unterschiedlichen<br />

lebensumstän<strong>de</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzt?<br />

Wir haben im 14. Stock e<strong>in</strong>es Hochhauses gedreht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so<br />

genannten sozialen Brennpunkt. Das Umfeld, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m wir uns dort<br />

bewegt haben, hat uns schon ziemlich stark geprägt. <strong>Ich</strong> habe<br />

vorher auch viele Gespräche mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Regisseur<strong>in</strong> und me<strong>in</strong>en<br />

Kollegen geführt, wir haben uns <strong>in</strong>tensiv damit beschäftigt, welche<br />

Wünsche und Träume <strong>die</strong> Menschen da haben, was für Ziele. <strong>Ich</strong><br />

habe dann gemerkt, dass <strong>die</strong> Träume <strong><strong>de</strong>r</strong> 13-jährigen Mädchen dort<br />

eigentlich i<strong>de</strong>ntisch s<strong>in</strong>d mit <strong>de</strong>nen, <strong>die</strong> ich als 13Jährige hatte. Der<br />

Wunsch, dass man mal rauskommt <strong>von</strong> Zuhause und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong><br />

sieht.<br />

regiesseur<strong>in</strong> aelrun Goette erzählt, Sie hätten sich so <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong><br />

ihre Figur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gelebt, dass sich <strong>die</strong> Grenzen irgendwann<br />

aufzulösen schienen ...<br />

<strong>Ich</strong> habe sechs Wochen <strong>in</strong> Köln gewohnt, b<strong>in</strong> morgens aufgestan<strong>de</strong>n,<br />

zum Drehort gefahren und habe acht Stun<strong>de</strong>n am Set<br />

verbracht. Wenn man <strong><strong>de</strong>r</strong>maßen schwierige Szenen zu spielen hat<br />

und sich voll und ganz <strong>in</strong> <strong>die</strong> jeweilige Situation h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzt, ist<br />

es natürlich schwer, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> kurzen Zeit, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> man wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚ich’ ist,<br />

zur eigenen Persönlichkeit zurückzuf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Am En<strong>de</strong> habe ich es,<br />

glaube ich, dann aber doch ganz gut geschafft, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> umzuschalten<br />

und Michelle zu se<strong>in</strong>. Dass ich mich <strong>in</strong> Becky so gut h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen<br />

konnte, hängt auch damit zusammen, dass ich viele<br />

Situationen aus me<strong>in</strong>er Vergangenheit wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erkannt habe. Zwar<br />

stark verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, aber im entferntesten S<strong>in</strong>ne gab es doch e<strong>in</strong>ige<br />

Parallelen. Wahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Grenzen <strong>de</strong>shalb zwischendurch<br />

verschwommen.<br />

Was für Parallelen waren das?<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s, dass sie ke<strong>in</strong>en Vater mehr hat. So wie ich. Me<strong>in</strong> Vater ist<br />

lei<strong><strong>de</strong>r</strong> vor drei Jahren verstorben. Der Unterschied ist, dass ich e<strong>in</strong><br />

wahns<strong>in</strong>nig, wahns<strong>in</strong>nig gutes Verhältnis zu me<strong>in</strong>em Papa hatte.<br />

Aber auch bei Becky fehlt <strong>die</strong> männliche Bezugsperson. Das habe<br />

ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erkannt.<br />

Welche Szene fan<strong>de</strong>n Sie am schwierigsten zu spielen?<br />

Die Szene, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Becky Gewalt angetan wird. Das ist so tief greifend<br />

und so schmerzlich. Als ich das <strong>spielt</strong>e, konnte ich nur versuchen,<br />

mir vorzustellen, was <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Augenblick <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>em jungen<br />

Mädchen vorgeht. <strong>Ich</strong> selbst habe so etwas zum Glück ja nie erlebt.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen, <strong>die</strong> mir da weiterhelfen konnten. Und<br />

man muss <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>er Szene das se<strong>in</strong>, was man <strong>spielt</strong>, sonst kann<br />

man es nicht authentisch genug rüberbr<strong>in</strong>gen.<br />

Wie s<strong>in</strong>d Sie damit umgegangen?<br />

Aelrun Goette hat mir sehr geholfen. Sie hat mich an <strong>die</strong> Hand<br />

genommen und ganz vorsichtig dah<strong>in</strong> geführt. <strong>Ich</strong> habe mich nie<br />

alle<strong>in</strong>e gefühlt. <strong>Ich</strong> b<strong>in</strong> ihr immer gefolgt und brauchte ke<strong>in</strong>e Angst<br />

zu haben, weil ich wusste, dass sie da ist – geme<strong>in</strong>sam mit <strong>de</strong>m<br />

Team – und mich auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auffängt. Das zu fühlen, war e<strong>in</strong><br />

ganz, ganz tolles Erlebnis.<br />

<strong>in</strong>wieweit stan<strong>de</strong>n ihnen ihre Mitspieler Carolyn Sophia Genzkow<br />

und Max Hegewald zur Seite?<br />

Wir drei haben zusammen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus <strong>in</strong> Köln gewohnt. Und da<br />

ist zwischen uns e<strong>in</strong>e Freundschaft entstan<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> wir uns anfangs<br />

nie hätten vorstellen können. Wir haben uns gegenseitig geholfen,<br />

wenn wir vor e<strong>in</strong>er Szene Angst hatten, und konnten uns je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit


austauschen. In Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Dreharbeiten s<strong>in</strong>d wir ganz eng zusammengewachsen.<br />

Hat »Ke<strong>in</strong>e angst« Sie verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />

<strong>Ich</strong> weiß me<strong>in</strong> liebevolles und behütetes Zuhause, das ich erleben<br />

durfte und mit me<strong>in</strong>en zwei Schwestern und me<strong>in</strong>er Mutter<br />

immer noch erleben darf, jetzt noch mehr zu schätzen als vor <strong>de</strong>m<br />

Dreh. Mir ist bewusst gewor<strong>de</strong>n, dass das etwas ganz Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

ist. Außer<strong>de</strong>m habe ich durch <strong>de</strong>n Film gelernt, dass man Glück<br />

überall f<strong>in</strong><strong>de</strong>n kann, egal, aus welcher Schicht man kommt und wie<br />

viel Geld man hat. Natürlich kann man manchmal das Gefühl<br />

bekommen, man könne sich Glück e<strong>in</strong>fach kaufen. Aber das ist<br />

nicht das, was e<strong>in</strong>en dauerhaft glücklich macht. Das, was e<strong>in</strong>en im<br />

Leben reich macht, ist, Familie zu haben. Freun<strong>de</strong>. Menschen, <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>en begleiten, <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>en da s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> man liebt und <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en<br />

lieben. Der Rest ist eigentlich egal<br />

Kl<strong>in</strong>gt so, als hätten <strong>die</strong> dreharbeiten e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>druck<br />

h<strong>in</strong>terlassen ...<br />

<strong>Ich</strong> b<strong>in</strong> sehr, sehr dankbar, dass ich <strong>die</strong>se Erfahrung machen durfte,<br />

das war e<strong>in</strong>e ganz tolle Zeit – für uns alle ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e sechs<br />

Wochen.<br />

Wie haben Schule und dreharbeiten zusammengepasst?<br />

<strong>Ich</strong> wur<strong>de</strong> für <strong>die</strong> Drehzeit vom Unterricht befreit. <strong>Ich</strong> gehe zum<br />

Glück auf e<strong>in</strong>e Schule, <strong>die</strong> solche D<strong>in</strong>ge sehr unterstützt. Von<br />

me<strong>in</strong>en Lehrern habe ich genug Materialien bekommen, um auch<br />

außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule lernen zu können. Und nach <strong>de</strong>m Dreh habe<br />

ich mit ihnen dann auch noch mal alles aufgearbeitet.<br />

Wür<strong>de</strong>n Sie gerne im Schauspielfach bleiben?<br />

Wenn ich <strong>die</strong> Möglichkeit dazu habe, auf je<strong>de</strong>n Fall. Dann wäre ich<br />

sehr, sehr, sehr glücklich.<br />

M<strong>Ich</strong>elle Barthel IST BECKy<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 13<br />

Obwohl Becky selbst noch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d ist und unter e<strong>in</strong>er Herzkrankheit<br />

lei<strong>de</strong>t, reibt sie sich für ihre drei jüngeren Geschwister<br />

auf. Mögen <strong>die</strong> Vorwürfe ihrer Mutter, sie kümmere sich nicht<br />

genug um ihre Familie, noch so abwegig und selbstgerecht se<strong>in</strong>:<br />

Das schüchterne Mädchen nimmt sie sich zu Herzen und gibt<br />

ihren Geschwistern <strong>die</strong> Wärme, <strong>die</strong> ihre leibliche Mutter ihnen<br />

vorenthält. An sich selbst <strong>de</strong>nkt Becky zuletzt. Dass sie sehr viel<br />

bessere Noten haben könnte, weiß auch ihr Klassenlehrer. Halt<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>t Becky bei Melanie, ihrer besten Freund<strong>in</strong>. Doch dann lernt<br />

sie Bente <strong>kenne</strong>n – ihr Traum <strong>von</strong> Geborgenheit und Liebe<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Erfüllung zu gehen ...<br />

Vita:<br />

Dass Michelle Barthel Schauspieler<strong>in</strong> wur<strong>de</strong>, hat sie e<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> zu<br />

verdanken. Sie machte sie auf e<strong>in</strong> Cast<strong>in</strong>g aufmerksam, bei <strong>de</strong>m K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong><br />

für Werbeaufnahmen gesucht wur<strong>de</strong>n. Die Folge: Der Name <strong><strong>de</strong>r</strong> Neunjährigen<br />

lan<strong>de</strong>te <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kartei, und es dauerte nicht lange bis zur ersten<br />

telefonischen Anfrage: Ob sie nicht Lust habe, an <strong>de</strong>m Cast<strong>in</strong>g für<br />

<strong>de</strong>n K<strong>in</strong>ofilm »Der zehnte Sommer« (2004) teilzunehmen? E<strong>in</strong> Treffen<br />

mit Regisseur Jörg Grünler genügte, schon hatte sie <strong>die</strong> Rolle und gab<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>von</strong> Kai Wies<strong>in</strong>ger und Kathar<strong>in</strong>a Böhm ihr Le<strong>in</strong>wand<strong>de</strong>büt.<br />

Mittlerweile ist <strong>die</strong> Münsteraner<strong>in</strong> 16 Jahre alt. Mit »Schwarze Maria«<br />

<strong>von</strong> Vera Bongartz erweiterte sie ihre Filmografie 2005 um e<strong>in</strong>en weiteren<br />

K<strong>in</strong>ofilm. Zu<strong>de</strong>m wirkte sie an drei Stücken <strong><strong>de</strong>r</strong> Städtischen Bühnen<br />

Münster mit und an mehreren Fernsehproduktionen, darunter <strong>die</strong><br />

Serie »Papa ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Boss« (2004, Regie: Ulrike Hamacher/Dietmar<br />

Schuch). Zuletzt stand sie u.a. für <strong>de</strong>n <strong>WDR</strong>-TATORT: Schmale Schultern<br />

(Regie: Christoph Schnee) vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera. Ihren Part <strong>in</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst«<br />

bezeichnet sie selbst als <strong>die</strong> »größte und wichtigste Rolle«, <strong>die</strong> sie bislang<br />

ge<strong>spielt</strong> habe.


14 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

»<strong>Ich</strong> fand Bente sofort sehr sympathisch«<br />

Max Hegewald über se<strong>in</strong>e bislang größte Rolle, <strong>die</strong> <strong>in</strong>tensiven Gespräche mit<br />

Regisseur<strong>in</strong> Aelrun Goette und <strong>die</strong> allerletzte Szene <strong>in</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst«.<br />

Max Hegewald, Sie gehen noch zur Schule...<br />

Ja, aufs Gymnasium.<br />

Wie war das mit dreharbeiten vere<strong>in</strong>bar?<br />

Schwer. <strong>Ich</strong> war ja zeitweise auch dann <strong>in</strong> Köln, wenn ich nicht<br />

gedreht habe, e<strong>in</strong>fach, um <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Rolle zu bleiben. <strong>Ich</strong> hab es aber<br />

dann doch noch mit Ach und Krach geschafft, das Versäumte<br />

nachzuholen.<br />

<strong>die</strong> rolle <strong>de</strong>s Bente ist ihre bislang größte. War es schwer für Sie,<br />

sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Figur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen?<br />

Im Grun<strong>de</strong> nicht. Am Anfang war es allerd<strong>in</strong>gs so, dass ich mich<br />

erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> paar Jährchen zurück<strong>de</strong>nken musste. <strong>Ich</strong> war zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Drehs 17, me<strong>in</strong>e Figur 14. Mit 17 hat man sich als<br />

Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> langsam erwachsen wird, ja schon so e<strong>in</strong> paar Eigenschaften<br />

– Macken – antra<strong>in</strong>iert. Die musste ich erst mal wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

abstellen. Grundsätzlich war das aber e<strong>in</strong>e Rolle, <strong>die</strong> mir <strong>von</strong> Anfang<br />

an zugesagt hat. <strong>Ich</strong> fand Bente sofort sehr sympathisch.<br />

Wie haben Sie sich auf <strong>die</strong> rolle vorbereitet?<br />

Auf Wunsch <strong>von</strong> Aelrun Goette habe ich genau wie Michelle und<br />

Carolyn e<strong>in</strong>e Biografie me<strong>in</strong>er Figur geschrieben. <strong>Ich</strong> habe mir also<br />

Gedanken über <strong>de</strong>n Wer<strong>de</strong>gang Bentes gemacht und überlegt, wie<br />

er <strong>in</strong> bestimmten Situationen reagieren wür<strong>de</strong>. Dabei b<strong>in</strong> ich aber<br />

immer auch <strong>von</strong> mir selbst ausgegangen. Wie war ich <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Alter?<br />

Außer<strong>de</strong>m habe ich mir <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Filmen Figuren angesehen, <strong>die</strong><br />

ähnlich aufgebaut s<strong>in</strong>d wie Bente, vor allem junge Menschen, <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>bürgerlichen Verhältnissen leben, mit<br />

Vorgarten und so. <strong>Ich</strong> wohne ja mitten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und <strong>kenne</strong> so e<strong>in</strong><br />

Leben nicht.<br />

Bente ist e<strong>in</strong> wohl behüteter Junge mit <strong>in</strong>tellektuellen Fähigkeiten,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>es tages <strong>die</strong> Pöbeleien an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Jugendlicher leid ist und sich<br />

mit ihnen prügelt. Wie f<strong>in</strong><strong>de</strong>n Sie das Verhalten Ihrer Figur?<br />

Gut f<strong>in</strong>d ich’s! So e<strong>in</strong>e Entwicklung ist etwas, das man gerne <strong>spielt</strong>.<br />

Man wünscht sich so e<strong>in</strong>en Mut ja auch im eigenen Leben…<br />

Grundsätzlich ist Bente niemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> Streit sucht, auf ke<strong>in</strong>en Fall.<br />

Er ist e<strong>in</strong> sehr ruhiger und sensibler Charakter. Aber eben auch jemand,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> für Gerechtigkeit kämpft, für se<strong>in</strong>e I<strong>de</strong>en und Träume.<br />

Und er hat <strong>de</strong>n Mut, sich <strong>de</strong>n Problemen zu stellen und sich <strong>in</strong> Konfliktsituationen<br />

zu begeben. <strong>Ich</strong> habe mich über <strong>die</strong> Rolle auch<br />

lange mit Aelrun unterhalten.<br />

Sie hat sich vor <strong>de</strong>m dreh mit allen Schauspielern getroffen. ihr<br />

habt sogar Ausflüge zusammen gemacht. Hat das geholfen?<br />

Ja, auf je<strong>de</strong>n Fall. Wir haben ihr <strong>von</strong> Anfang an vertraut und<br />

wussten, dass man sich als Schauspieler bei ihr fallen lassen kann.<br />

Die Betreuung vor, während und nach <strong>de</strong>n Dreharbeiten war wirklich<br />

hervorragend. E<strong>in</strong>en so regen Austausch zwischen Regisseur<br />

und Schauspieler – auch über private D<strong>in</strong>ge – hatte ich vorher noch<br />

nicht erlebt. Das war bei e<strong>in</strong>er so komplexen und tiefgründigen<br />

Geschichte aber auch notwendig.


Wie muss man sich <strong>die</strong>se treffen vorstellen?<br />

Wir haben uns zum Beispiel <strong>die</strong> Drehorte angeschaut, uns <strong>in</strong> Cafés<br />

getroffen. Dort gab es E<strong>in</strong>zel- und Gruppengespräche. Aelrun<br />

wollte viel <strong>von</strong> uns wissen, e<strong>in</strong>mal me<strong>in</strong>te sie zu uns: Alles, was wir<br />

besprechen, wird sehr privat, aber nie <strong>in</strong>tim. Diese Grenze gab es.<br />

Worüber haben Sie <strong>de</strong>nn gere<strong>de</strong>t?<br />

Über unsere Vergangenheit, unsere Ängste,Wünsche und Hoffnungen.<br />

Nach <strong>die</strong>sen Gesprächen wusste Aelrun beim Dreh später<br />

ganz genau, wie sie uns an <strong>die</strong> Gefühle heranführen konnte, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Szene erwünscht waren.<br />

Welche Szene war für Sie <strong>die</strong> kniffligste?<br />

Die Schlussszene. Wir brauchten nicht großartig darüber zu sprechen,<br />

dass <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e Szene wer<strong>de</strong>n musste, <strong>die</strong> unter <strong>die</strong> Haut geht.<br />

Wie immer wollte Aelrun, dass da nichts großartig ge<strong>spielt</strong> wird.<br />

Es sollte aus uns kommen. <strong>Ich</strong> habe also me<strong>in</strong>en Gefühlen freien<br />

Lauf gelassen und versucht, mich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Situation Bentes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zusteigern.<br />

Wenn man heulend dasitzt, ist es für e<strong>in</strong>en nicht ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Schauspieler wie mich nicht e<strong>in</strong>fach, sich auf <strong>die</strong> Regieanweisungen<br />

zu konzentrieren. Diese Schlussszene war <strong>de</strong>shalb<br />

Vita:<br />

Erste Fernsehfilm-Erfahrungen sammelte Max Hegewald 2007, als er<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> »Rosa Roth«-Reihe für <strong>die</strong> Episo<strong>de</strong> »Der Fall <strong>de</strong>s Jochen<br />

B.« engagiert wur<strong>de</strong>. Regie führte Carlo Rola. 2009 stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Teenager für Simona Feldmans Kurzfilm »Shabbat« und für »Philip«,<br />

Fabian Möhrkes Abschlussfilm an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschule für Film und Fernsehen<br />

»Konrad Wolf«, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera. Ebenso für e<strong>in</strong>e neue Folge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reihe »Kommissar<strong>in</strong> Lucas: Wenn alles zerbricht mit Ulrike Kriener <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Titelrolle (Regie: Thomas Berger). Aber auch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Bühne ist er<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zu sehen. Von 2005 bis 2007 gehörte er <strong><strong>de</strong>r</strong> P14 Jugendtheatergruppe<br />

Volksbühne Berl<strong>in</strong> an, 2009 war er im Ballhaus Ost <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>m Kammerspiel »Sarah Sani darf nicht sterben« zu sehen. Max Hegewald<br />

besuchte <strong>von</strong> 2005 bis 2008 e<strong>in</strong>en Schauspielworkshop <strong>von</strong><br />

Gabriela Zorn, ist großer Fan <strong>von</strong> Carol<strong>in</strong>e Peters und beherrscht neben<br />

Spanisch, Englisch und Late<strong>in</strong> auch noch das Berl<strong>in</strong>erische.<br />

Max HEGEWald IST BENTE<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 15<br />

ziemlich nervenaufreibend und kompliziert. Es hat auch ziemlich<br />

lange gedauert, bis sie im Kasten war.<br />

Wie <strong>in</strong>terpretieren Sie <strong>die</strong>se Szene?<br />

Für mich ist <strong>die</strong> letzte Szene sehr be<strong>de</strong>utsam, weil man erkennt:<br />

Wenn man für se<strong>in</strong>e Wünsche und für <strong>die</strong> Liebe kämpft, dann kann<br />

man alles erreichen. Es gibt Hoffnung. Gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem ziemlich<br />

krassen, dramatischen Film, <strong><strong>de</strong>r</strong> so tief geht, ist das absolut gerechtfertigt.<br />

Welche reaktionen erhoffen Sie sich beim Publikum?<br />

Der Film soll unter <strong>die</strong> Haut gehen. Bestenfalls wird er ähnliche<br />

Gefühle auslösen, wie wir sie als Darsteller gespürt haben und wie<br />

wir sie versucht haben rüberzubr<strong>in</strong>gen. I<strong>de</strong>al wäre es, wenn »Ke<strong>in</strong>e<br />

Angst« <strong>die</strong> Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Publikums auf <strong>die</strong> ärmeren Menschen<br />

<strong>in</strong> unserer Gesellschaft lenken und <strong>die</strong> Zuschauer dazu br<strong>in</strong>gen<br />

wür<strong>de</strong>, sich für das sozial schwächere Umfeld <strong>in</strong> ihrer Gegend<br />

zu <strong>in</strong>teressieren. <strong>Ich</strong> halte <strong>de</strong>n Film für etwas ganz Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es, weil<br />

er Jugendliche durch <strong>die</strong> <strong>in</strong>tensiven Gefühle <strong><strong>de</strong>r</strong> Protagonisten an<br />

<strong>die</strong>ses schwierige Thema heranführt.<br />

Introvertiert, klug und mit <strong>de</strong>m Herz am rechten Fleck – das ist<br />

Bente. Se<strong>in</strong>e Noten s<strong>in</strong>d gut, und er weiß, dass er später e<strong>in</strong>mal<br />

Mediz<strong>in</strong> stu<strong>die</strong>ren möchte. Doch auch wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> 14-Jährige<br />

äußerst zurückhaltend wirkt, lässt er doch nicht alles mit sich<br />

machen: Er schlägt zurück, wenn er angepöbelt wird. Se<strong>in</strong>e<br />

behüten<strong>de</strong> Mutter will ihn zu se<strong>in</strong>em Schutz aufs Internat<br />

schicken, se<strong>in</strong> schwacher Vater lässt das geschehen. Doch se<strong>in</strong>e<br />

Gefühle für Betty s<strong>in</strong>d stärker, als <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n ahnen ...


16 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

»Der Film hat wirklich vieles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t«<br />

Carolyn Sophia Genzkow über ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Dreharbeiten, neue Freundschaften<br />

und neue Sichtweisen und darüber, was sie mit ihrer Figur Melanie verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t.<br />

Was g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> ihnen vor, als Sie erfahren haben, dass Sie für <strong>die</strong> rolle<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Melanie vorgesehen s<strong>in</strong>d?<br />

Als ich <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule kam und me<strong>in</strong>e Mutter mir sagte, dass ich<br />

e<strong>in</strong>e Zusage für <strong>die</strong> Rolle bekommen habe, konnte ich me<strong>in</strong> Glück<br />

kaum fassen. Gleichzeitig hatte ich auch etwas Angst, weil mir<br />

Aelrun Goette beim Cast<strong>in</strong>g angekündigt hatte, dass wir uns durch<br />

<strong>de</strong>n Film verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n wür<strong>de</strong>n. Aber ich hatte total Lust auf das Projekt<br />

und spürte, dass <strong>die</strong>se Dreharbeiten an<strong><strong>de</strong>r</strong>s wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n,<br />

als ich es <strong>von</strong> bisherigen Filmen gewöhnt war.<br />

Sie s<strong>in</strong>d, wie Michelle, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Milieu aufgewachsen<br />

als ihre Figur. ist es ihnen schwer gefallen, sich <strong>in</strong> Melanies Situation<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen?<br />

<strong>Ich</strong> habe <strong>die</strong> Rolle <strong>von</strong> Anfang an geliebt. Das Drehbuch hatte mich<br />

sowieso umgehauen. Bei <strong>de</strong>n Cast<strong>in</strong>gs ist es mir allerd<strong>in</strong>gs noch<br />

schwer gefallen, mich <strong>in</strong> Melanie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen. <strong>Ich</strong> er<strong>in</strong>nere<br />

mich noch an e<strong>in</strong>er Improvisationsübung, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ich mir e<strong>in</strong> Geheimnis<br />

aus<strong>de</strong>nken und es Becky erzählen sollte. Da b<strong>in</strong> ich so kläglich<br />

gescheitert… Schrecklich! Als mir <strong>die</strong> Rolle dann aber sicher<br />

war und wir schließlich zu drehen begannen, gab es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>ntifikation<br />

ke<strong>in</strong>e Probleme mehr. Wie auch? Der Mensch kennt sich<br />

selbst am besten, und ich war Mel.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stan<strong>de</strong>n für mich nicht <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu ihrem<br />

Milieu, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihr Wesen, ihre Charaktereigenschaften. Im Laufe<br />

<strong>de</strong>s Drehs ent<strong>de</strong>ckte ich mehr Parallelen zwischen Melanie und mir,<br />

als man auf <strong>de</strong>n ersten Blick zu <strong>de</strong>nken sche<strong>in</strong>t. Mel und ich lieben<br />

es, verrückt zu se<strong>in</strong>. Wir haben bei<strong>de</strong> Spaß daran, Menschen durch<br />

schlagfertige Antworten außer Gefecht zu setzen, s<strong>in</strong>d aber gleichzeitig<br />

auch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach Anerkennung. Wir hassen es zu<br />

verlieren, und h<strong>in</strong>ter unserer harten Schale verbirgt sich e<strong>in</strong> weicher<br />

Kern.<br />

Haben Sie vor <strong>die</strong>sem Projekt Jugendliche mit e<strong>in</strong>em ähnlichen<br />

sozialen H<strong>in</strong>tergrund wie Melanie und Becky <strong>kenne</strong>ngelernt?<br />

Vom wirklichen »Kennen« konnte ich vor <strong>de</strong>m Dreh noch nicht<br />

sprechen. Früher kannte ich e<strong>in</strong>ige <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundschule, als wir<br />

K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> noch nicht <strong>in</strong> potentielle Gew<strong>in</strong>ner o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verlierer <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft<br />

unterteilt waren. Später verloren sich <strong>die</strong>se Kontakte. Bei<br />

flüchtigen Begegnungen lernte ich <strong>die</strong> harte Fassa<strong>de</strong> vieler <strong>die</strong>ser<br />

Jugendlichen <strong>kenne</strong>n, <strong>die</strong> sich zum Beispiel <strong>in</strong> doofen Sprüchen<br />

bemerkbar macht. Mit <strong>die</strong>ser Seite hat im Film auch Bente zu<br />

kämpfen, wenn er unserer Clique begegnet. Solche Erlebnisse s<strong>in</strong>d<br />

mir nicht gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> positiver Er<strong>in</strong>nerung geblieben ...


Wie <strong>de</strong>nken Sie jetzt über <strong>die</strong>se Jugendlichen?<br />

Man vergisst ja leicht, dass sich h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong>ser Fassa<strong>de</strong> ganz normale<br />

Menschen verbergen – Menschen wie du und ich. Gewusst habe<br />

ich das schon immer, aber richtig fühlen kann ich das erst seit <strong>de</strong>m<br />

Film. Wir haben <strong>in</strong> Köln-Chorweiler gedreht, e<strong>in</strong>em sozialen Brennpunkt,<br />

und e<strong>in</strong>ige Darsteller und Komparsen kamen auch <strong>von</strong> dort.<br />

Wir haben trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschie<strong>de</strong> zwischen uns viel <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gelernt, und ich konnte mir e<strong>in</strong>iges <strong>von</strong> ihnen abschauen. Die s<strong>in</strong>d<br />

viel spontaner, verrückter. Denen ist nichts pe<strong>in</strong>lich, nichts ist gekünstelt.<br />

So aggressiv sie <strong>von</strong> außen wirken und auch s<strong>in</strong>d, so liebevoll<br />

s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>nerhalb ihrer Crew, <strong>die</strong> für sie oft e<strong>in</strong>en Familienersatz<br />

darstellt.<br />

aber auch <strong>in</strong>nerhalb ihrer Clique kommt es für Melanie zu traumatischen<br />

Erlebnissen. Wie schwierig war es, solche verstören<strong>de</strong>n<br />

Szenen zu spielen?<br />

Davor hatte ich am meisten Angst. <strong>Ich</strong> habe mich vorher mit allen<br />

an <strong>die</strong>sen Szene beteiligten Schauspielern getroffen, und dann<br />

haben wir über unsere Ängste und Gedanken gere<strong>de</strong>t. Für ke<strong>in</strong>en<br />

war das e<strong>in</strong>fach, weil wir dabei alle tief <strong>in</strong> unser Inneres blicken<br />

lassen. Aelrun betonte immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass ich ihr vertrauen kann,<br />

dass sie mich <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Szenen re<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt und auch mit mir <strong>de</strong>n Weg<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> rausgeht. Im Spiel war ich verzweifelt und habe mich ganz<br />

schrecklich gefühlt, aber Aelrun hat ihr Versprechen gehalten und<br />

mich nach je<strong>de</strong>m Take wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgefangen.<br />

Wie war das Verhältnis zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en jugendlichen<br />

Hauptdarstellern, Michelle Barthel und Max Hegewald?<br />

Michelle ist nicht nur e<strong>in</strong>e super tolle Schauspieler<strong>in</strong> – ke<strong>in</strong> Mensch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> hätte Becky besser spielen können –, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch e<strong>in</strong>e<br />

super tolle Freund<strong>in</strong>. Sie ist etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es. Obwohl wir sehr<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d, habe ich mich mit ke<strong>in</strong>em gleichaltrigen Mädchen<br />

jemals so gut verstan<strong>de</strong>n. <strong>Ich</strong> stehe immer noch <strong>in</strong> engem<br />

Kontakt zu ihr und auch zu Max. Wir haben zum Beispiel zu dritt<br />

Silvester gefeiert, und Aelrun haben wir zu ihrem Geburtstag spontan<br />

besucht. Hört sich total kitschig an, aber Michelle und Max s<strong>in</strong>d<br />

me<strong>in</strong>e besten Freun<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n. Der Film hat wirklich vieles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

aelrun Goette hat also recht gehabt mit ihrer Prophezeiung…<br />

Was schätzen Sie an ihrer art, Filme zu drehen?<br />

Aelrun ist <strong>Welt</strong>spitze, sowohl als Regisseur<strong>in</strong> als auch als Mensch.<br />

<strong>Ich</strong> habe viel über mich und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e durch sie gelernt und bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

sie dafür, dass sie es geschafft hat, das gesamte Team emotional<br />

für <strong>die</strong>sen Film e<strong>in</strong>zunehmen. Die Atmosphäre am Set war toll.<br />

Je<strong><strong>de</strong>r</strong> hatte <strong>de</strong>n Ehrgeiz, e<strong>in</strong>en Film zustan<strong>de</strong> zu br<strong>in</strong>gen, <strong><strong>de</strong>r</strong> etwas<br />

bewegt.<br />

Wie wichtig, glauben Sie, ist <strong>die</strong>se rolle im H<strong>in</strong>blick ihrer weiteren<br />

Karriere?<br />

Das kann ich nicht beurteilen. Die Schauspielerei ist auch eher<br />

me<strong>in</strong> Hobby und schwebt mir bis jetzt nicht als Berufsziel vor. Eher<br />

könnte ich mir vorstellen, Politiker<strong>in</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> Journalist<strong>in</strong> zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Mir selbst hat Mel jedoch sehr viel gebracht. <strong>Ich</strong> glaube, ich b<strong>in</strong><br />

schauspielerisch durch sie gereift, und ich habe viel <strong>von</strong> <strong>de</strong>m gesamten<br />

Projekt für mich mitgenommen. <strong>Ich</strong> <strong>de</strong>nke, ich b<strong>in</strong> toleranter<br />

gewor<strong>de</strong>n, unterteile nicht mehr so vorschnell <strong>in</strong> Gut und<br />

Schlecht, wie ich es früher getan habe. <strong>Ich</strong> verzeihe mir selbst mehr,<br />

weiß wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, was wirklich wichtig ist im Leben, und b<strong>in</strong> glücklich,<br />

so tolle Menschen <strong>kenne</strong>ngelernt zu haben.<br />

CarolyN SoPHia GENZKoW IST MELANIE<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 17<br />

Nach außen h<strong>in</strong> <strong>spielt</strong> Melanie das harte, toughe Mädchen: Nie<br />

um e<strong>in</strong>en Spruch verlegen, abweisend gegenüber <strong>de</strong>n Lehrern,<br />

<strong>die</strong> Freund<strong>in</strong> <strong>de</strong>s Jungen, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Sagen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gang <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochhaussiedlung<br />

hat. Doch wie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Teenager <strong>in</strong> ihrem Alter ist<br />

auch <strong>die</strong> 15-Jährige verletzlich: Die Abwesenheit <strong>de</strong>s Vaters, das<br />

Macho-Gehabe ihres Freun<strong>de</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> kalte, gefühllose Sex – all das<br />

hat sie resignieren lassen. Die Hoffnung, dass so etwas wie re<strong>in</strong>e<br />

Zuneigung und Liebe existieren könnte, hat sie aufgegeben. Die<br />

romantische Schwärmerei <strong>von</strong> Becky, <strong>die</strong> für sie e<strong>in</strong>e Art kle<strong>in</strong>e<br />

Schwester ist, kann sie erst nicht ernst nehmen. Später reagiert<br />

sie mit Eifersucht darauf – neidisch und fe<strong>in</strong>dselig.<br />

Vita:<br />

Nach ersten Auftritten <strong>in</strong> Werbespots gab Carolyn Sophia Genzkow <strong>in</strong><br />

Michael Ste<strong>in</strong>kes »Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schweigens« 2006 ihr Fernsehfilm<strong>de</strong>büt.<br />

E<strong>in</strong> Jahr später wirkte sie unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Regie <strong>von</strong> Ulrike Grote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Serie »Ki.Ka-krimi.<strong>de</strong>« mit. Auftritte <strong>in</strong> weiteren Serien wie<br />

»Die Pfefferkörner«, »Notruf Hafenkante« und »Die Gerichtsmediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong>«<br />

folgten. Darüber h<strong>in</strong>aus war <strong>die</strong> 1992 <strong>in</strong> Hamburg geborene Schüler<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> zwei »TATORT«-Folgen zu sehen: 2007 <strong>in</strong> »Macht <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst« mit<br />

Axel Milberg (Regie: Florian Baxmeyer) und 2008 <strong>in</strong> »Unbestechlich«<br />

mit Simone Thomalla (Regie: Nils Willbrandt). Fernsehzuschauer <strong>kenne</strong>n<br />

sie zu<strong>de</strong>m aus mehreren Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> ZDF-Serie »Doktor Mart<strong>in</strong>«. Zuletzt<br />

drehte sie für <strong>de</strong>n <strong>WDR</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>von</strong> Götz George <strong>de</strong>n Fernsehfilm<br />

»Zivilcourage«. Wie <strong>in</strong> »Ke<strong>in</strong>e Angst« stammt <strong>die</strong> <strong>von</strong> ihr e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

ge<strong>spielt</strong>e Jessica <strong>in</strong> <strong>de</strong>m <strong>von</strong> Regisseur Dror Zahavi <strong>in</strong>szenierten Film<br />

aus sozial schwierigen Verhältnissen.


18 | Ke<strong>in</strong>e Angst<br />

daGMar lEESCH IST CORINNA<br />

Alkohol tr<strong>in</strong>ken, vor <strong>de</strong>m Fernseher sitzen und schlafen: So<br />

verbr<strong>in</strong>gt Cor<strong>in</strong>na, Beckys Mutter, ihre Tage. In ihrer höchsteigenen<br />

Wahrnehmung reibt sie sich für ihre Familie auf. In Wahrheit hat<br />

längst Becky <strong>die</strong> Rolle <strong>de</strong>s Familienoberhauptes übernommen. Als<br />

Cor<strong>in</strong>na Thomas <strong>kenne</strong>nlernt, träumt sie noch e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n Traum<br />

<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Familie und kündigt bessere Zeiten an. Doch das<br />

Zwischenspiel als verantwortungsvolle Mutter ist nur <strong>von</strong> kurzer<br />

Dauer…<br />

VITA:<br />

Nach ihrer Ausbildung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschule für Musik und Darstellen<strong>de</strong><br />

Kunst <strong>in</strong> Graz konzentrierte sich Dagmar Leesch zunächst aufs Theater. So<br />

<strong>spielt</strong>e sie 1998/99 unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Regie <strong>von</strong> Theaterlegen<strong>de</strong> E<strong>in</strong>ar Schleef am<br />

Wiener Burgtheater <strong>die</strong> Kathar<strong>in</strong>a <strong>in</strong> »Wil<strong><strong>de</strong>r</strong> Sommer« nach Goldonis<br />

»Trilogie <strong><strong>de</strong>r</strong> Sommerfrische«. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit wandte sie sich immer mehr<br />

Film und Fernsehen zu und machte <strong>in</strong> mehreren Kurzfilmen auf sich aufmerksam,<br />

darunter Neele Leana Vollmars mehrfach ausgezeichneter Kurz-<br />

Spielfilm »Me<strong>in</strong>e Eltern« (2004), <strong>in</strong> <strong>de</strong>m sie <strong>die</strong> Hauptrolle übernahm. Aber<br />

auch <strong>in</strong> zahlreichen TV-Reihen und -Serien wirkte sie mit. So unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bella Block- Episo<strong>de</strong> »Falsche Liebe« (2008, Regie: Julian Pölsler)<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>m TATORT – »Salzleiche« (2008) unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Regie <strong>von</strong> Christiane<br />

Balthasar. Zu ihren herausragen<strong>de</strong>n Fernsehfilmen zählen Uwe Jansons<br />

Brecht-Adaption »Baal« (2004), Jobst Oetzmanns <strong>WDR</strong>-Fernsehfilm »Der<br />

Novembermann« mit Götz George (2007) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tom Zenkers Spielfilm<strong>de</strong>büt<br />

»Der bl<strong>in</strong><strong>de</strong> Fleck« (2008). Zuletzt war Dagmar Leesch <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong> Enlens<br />

Vertriebenen-Drama »E<strong>in</strong> Dorf schweigt« und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>von</strong> Peter Kahane <strong>in</strong>szenierten<br />

Folge »Sonnenwen<strong>de</strong>« aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe »Stubbe – Von Fall zu Fall«<br />

zu sehen. Außer<strong>de</strong>m stand sie für Thomas Jauchs Kölner TATORT- »Kaltes<br />

Herz« vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera, <strong><strong>de</strong>r</strong> im März 2010 <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ARD gesen<strong>de</strong>t wird.<br />

FraNK GiEriNG IST THOMAS<br />

Halt- und verantwortungslos mäan<strong><strong>de</strong>r</strong>t Thomas durchs Leben.<br />

Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochhaussiedlung führt ihn se<strong>in</strong> Weg <strong>von</strong> Melanies<br />

Mutter <strong>in</strong>s Schlafzimmer Cor<strong>in</strong>nas. Se<strong>in</strong>e Rolle als Familienvater<br />

füllt er damit aus, dass er tagsüber fischen geht und sich abends<br />

das Bier vor <strong>de</strong>n Fernseher br<strong>in</strong>gen lässt. Zwar sehnt er sich nach<br />

Re<strong>in</strong>heit, doch se<strong>in</strong> Verlangen ist zerstörerisch.<br />

VITA:<br />

Der Fernsehfilm »Ke<strong>in</strong>e Angst« ist nicht <strong>die</strong> erste Zusammenarbeit <strong>von</strong><br />

Aelrun Goette und Frank Gier<strong>in</strong>g: 2008 gehörte er zu <strong>de</strong>n Schauspielern,<br />

<strong>die</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Regisseur<strong>in</strong> <strong>die</strong> viel diskutierte TATORT-Folge »Der glückliche<br />

Tod« drehten. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschule für Film und Fernsehen<br />

»Konrad Wolf« <strong>in</strong> Babelsberg <strong>spielt</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> gebürtige Mag<strong>de</strong>burger zunächst<br />

Theater. Schon bald übernahm er aber auch <strong>in</strong> Film und Fernsehen<br />

große und anspruchsvolle Rollen. So war er im K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> Michael Hanekes<br />

Psychothriller »Funny Games« (1997), <strong>in</strong> <strong>de</strong>ssen Kafka-Adaption »Das<br />

Schloss« (1998) und <strong>in</strong> Sebastian Schippers »Absolute Giganten« (1999) zu<br />

sehen. Ebenso <strong>in</strong> Christopher Roths »Baa<strong><strong>de</strong>r</strong> – So hart musst Du se<strong>in</strong>«<br />

(2002), Stefan Ruzowitzkys »Anatomie II« (2003) und Peter Payers »Freigesprochen«(2007).<br />

Für se<strong>in</strong>e Rolle im Melodram »Gran Paradiso« (2000;<br />

Regie: Miguel Alexandre) erhielt Frank Gier<strong>in</strong>g beim Deutschen Filmpreis<br />

2001 e<strong>in</strong>e Nom<strong>in</strong>ierung als Bester Nebendarsteller. Auch im Fernsehen arbeitete<br />

er mit <strong>de</strong>n renommiertesten Regisseuren zusammen. Mit Urs Eggers<br />

drehte er »Die Halbstarken« (1996) und »Opernball« (1998). Herm<strong>in</strong>e<br />

Huntgeburth holte ihn für »Und alles wegen Mama« (1999) vor <strong>die</strong> Kamera.<br />

Zu se<strong>in</strong>en weiteren viel beachteten Fernsehfilmen zählen beispielsweise<br />

Marc Hertels »Klassentreffen ( 2004), Miguel Alexandres »Störtebecker«<br />

(2006) und Markus Imbo<strong>de</strong>ns »Der Tote <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mauer (2008). Mit ihm<br />

drehte er bereits »Die Mör<strong><strong>de</strong>r</strong> s<strong>in</strong>d unter uns« (2003). Auch für <strong>die</strong> renommierte<br />

Krimi-Reihe »Polizeiruf 110« stand Frank Gier<strong>in</strong>g vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera.<br />

Seit 2006 <strong>spielt</strong> er an <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite <strong>von</strong> Christian Berkel e<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrollen <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Serie »Der Krim<strong>in</strong>alist«.


BESEtZUNG<br />

Becky MICHELLE BARTHEL<br />

Melanie CAROLyN SOPHIA GENZKOW<br />

Bente MAx HEGEWALD<br />

Cor<strong>in</strong>na DAGMAR LEESCH<br />

Thomas FRANK GIERING<br />

Gabi WIEBKE FROST<br />

Sven GERRIT KLEIN<br />

Marion ANNA SCHUDT<br />

Bernd ANIAN ZOLLNER<br />

Renate JOHANNA GASTDORF<br />

u.v.a.<br />

StaB<br />

Ke<strong>in</strong>e Angst | 19<br />

Regie AELRUN GOETTE<br />

Buch MARTINA MOUCHOT<br />

Kamera MATTHIAS FLEISCHER<br />

Schnitt MONIKA SCHINDLER<br />

Ton PETER SCHUMACHER<br />

Szenenbild BETTINA SCHMIDT<br />

Kostümbild PERI DE BRAGANCA<br />

Maske CLAUDIA SCHAAF<br />

Cast<strong>in</strong>g ANJA DIHRBERG<br />

K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>cast<strong>in</strong>g AGENTUR SCHWARZ<br />

Musik ENIS ROTTHOFF<br />

Produktionsleitung MARTIN HÄMER<br />

Herstellungsleitung CORNELIA KELLERS<br />

Producer<strong>in</strong> SUSANNE OTTERSBACH-FLIMM<br />

Produzent GERD HAAG<br />

(TAG/TRAUM Filmproduktion GmbH & Co KG)<br />

Redaktion WOLF-DIETRICH BRÜCKER, <strong>WDR</strong><br />

datEN ZUM FilM<br />

Drehzeit November/Dezember 2008<br />

Drehorte Köln und Umgebung<br />

Sen<strong>de</strong>term<strong>in</strong> 10. März 2010, 20.15 Uhr, Das Erste<br />

»Ke<strong>in</strong>e angst« ist e<strong>in</strong>e Produktion <strong><strong>de</strong>r</strong> taG/traUM Filmproduktion<br />

GmbH & Co KG im auftrag <strong>de</strong>s West<strong>de</strong>utschen rundfunks, geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

<strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmstiftung NrW.


www.DasErste.<strong>de</strong> www.ard-foto.<strong>de</strong> Dieses Presseheft ist unter www.presse.wdr.<strong>de</strong> für Journalisten abrufbar.<br />

Impressum<br />

Herausgegeben <strong>von</strong> West<strong>de</strong>utscher Rundfunk Köln<br />

Pressestelle, Appellhofplatz 1, 50667 Köln<br />

Postanschrift 50600 Köln<br />

redaktion: Barbara Feiereis<br />

Fotoredaktion: Jürgen Dürrwald<br />

texte: PR Direkt GmbH<br />

Fotos: <strong>WDR</strong>/Bernd Spauke<br />

Gestaltung: <strong>WDR</strong> GMG pr<strong>in</strong>t<strong>de</strong>sign<br />

druck: <strong>WDR</strong> GMG pr<strong>in</strong>t<strong>de</strong>sign<br />

Pressekontakt<br />

Barbara Feiereis<br />

<strong>WDR</strong> Pressestelle<br />

Telefon: (0221) 220 2705<br />

E-Mail: barbara.feiereis@wdr.<strong>de</strong><br />

Pressebetreuung:<br />

Birgit Fehrenkämper, PR Direkt Gmbh<br />

Telefon: (02234) 9468891<br />

E-Mail: fehren@prdirekt.net<br />

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