Schule, Remerschen, 2000kennen auch die einzelnen Funktionsgegenstände,in die beispielsweise derMotorblock zerlegt ist. So sehe ich einbisschen das Gebäude. So<strong>mit</strong> entscheidetdie Funktion sehr wohl auch über dieForm, nur nicht so flach und direkt.Das ist aber eine Herangehensweise, diekaum ein anderer Architekt verfolgt.Oh doch, das gibt es schon. Ich glaube,es gibt schon einige, die diese Betrachtungsweisehaben. Nur viele äußernsich nicht dazu, weil es als zu „billig“angesehen wird oder als zu s<strong>im</strong>pel odernicht komplex genug. Und ich wehremich gegen die Knoten <strong>im</strong> Hirn, also, sich<strong>mit</strong> dem linken Fuß hinter dem rechtenOhr kratzen, das kann ich nicht nachvollziehen.Dieses Leiden, sich ein Resultat<strong>mit</strong> Schweiß und Blut zu erarbeiten, daskommt sowieso. Es kommt ja noch dieUmsetzung. Soll das erdachte Objekt denVorstellungen gerecht werden, müssensich während des Bauprozesses alle Energiendarauf konzentrieren. Diese Anstrengungensind in der Realisierungsphase,bedingt allein schon durch die großeAnzahl der Mitwirkenden, auch notwendig.Dass ich aber das „Leiden“ schon <strong>im</strong>Entstehungsprozess der Konzeption habe,kenne ich nicht. Für mich sind der Entwurfund die Lösungsfindung eine sehrharmonische und schnelle Sache.Sie bekommen den Auftrag, setzen sichhin und zeichnen.Es gibt Bauwerke, die hatte ich in zehnSekunden <strong>im</strong> Kopf. Der „Turm der Träumeund Sehnsüchte“ in Trier, das ist ein Bild,in zwei Minuten hingezeichnet. DiesesBild, oder diese Vision, ist fast exakt sospäter in Stahl errichtet worden. Es istnatürlich ein fast funktionsloses Objekt.Ich habe längere Zeit gebraucht, dasModell in Karton zu bauen, als die Ideezu formulieren. Eine Ausnahme sicher,aber die Skizze geht schnell und folgt denGedanken. Ich arbeite ja nicht <strong>mit</strong> demComputer, er ist zu langsam, aber dieSkizze ist <strong>im</strong>mer noch etwas, was sehrschnell passiert, so, wie man schreibt.Man kann fast so schnell schreiben wieman denkt. Es gibt <strong>im</strong>mer noch einenVerlust, je nachdem wie schnell manschreibt. Der Gedanke ist <strong>im</strong>mer nochschneller. Zeichnet man, und je nachdem,welchen Stift man hat und auf welchesPapier man zeichnet, dann passiert ja etwas.Und aus diesem Passieren entstehenGrundrisse, entstehen Schnitte. Wennes <strong>im</strong> Kopf nicht schon eine fertige Formist. Dadurch, dass ich ja nebenbei auchviel male und zeichne, sind die Formen,die ich so male, gleich ein Bild. Wenn ichauf einem Stück Papier einfach nur sovor mich hinzeichne, entstehen nicht nurFormen, sondern ich stelle mir vor, was essein könnte, so etwas und so etwas. Undumgekehrt, wenn dann so etwas kommt,habe ich gleich eine Antwort.Sie denken auch be<strong>im</strong> freien Zeichnenund Malen eigentlich ständig in Architektur,an die Umsetzung in Architektur,nicht an ein Kunstwerk, ein Bild etwa?Ja, genauso ist es. Insofern ist es ein sehrkonzeptionelles Denken, auf das wollteich nämlich hinaus.Und bei vielen Ihrer Projekte bauen Siezunächst auch ein Modell?Ja, zum Beispiel das hier. Es ist vonmeinem großen Opernhaus in Südkorea.Zuerst habe ich ja eine Form <strong>im</strong> Kopf,aus der ich zum Beispiel eine Dreiteilungablese. Das muss ich nun aber umsetzen.Hier entstanden zwei große Bögen fürdie Säle, und oben, auf dem größerenBogen, sitzt noch ein Probenraum. Dieendgültige Form wird nicht am Computerentwickelt, sondern über Zeichnungenund Modelle. Ich knete dannam Modell herum. An einem Styropor-Modell erarbeite ich zuerst die richtigen
Jugendherberge, Remerschen, 2004Abmessungen der Opernsäle, so dass dieProportionen st<strong>im</strong>men. Daran kann ichmeine Form anpassen, weiß dabei aber,dass dieser Saal groß genug ist für 2000Leute. Das andere, die „Nebenräume“kriegt man auch noch hinein, weil sieam Saal ja schon <strong>im</strong>mer <strong>mit</strong> dranhängen.Meine Mitarbeiter messen die entstandeneForm ab, geben die Maße in denComputer ein, und dann kann man dasgenerieren und ein bisschen verzierenusw. Das heißt, es ist einerseits ein sehrexaktes Vorgehen, auf der anderen Seiteaber auch eine sehr empirische Sache.Das hat sich aber erst <strong>im</strong> Laufe der Jahreso entwickelt und war nicht von Anfangan vorhanden? Damals konnten Sie sichergut <strong>mit</strong> Herrn Hermann zusammen arbeiten.Können Sie das auch heute noch?Wir haben <strong>mit</strong>einander studiert und dieersten zehn Jahre ging das sehr gut, esgeht auch heute noch sehr gut. Aber wirarbeiten jetzt getrennt. Damals war dieSituation eine andere. Keiner von unshatte eine Familie, wir konnten zwischenWien und Remerschen hin und herpendeln,so wie es uns gefiel. Und wirmachten die Sachen gemeinsam. Überdie Jahre, es sind jetzt über dreißig Jahre,entwickelt sich alles anders. Wir habennatürlich auch viel mehr Aufträge alsfrüher, und man kann sich nicht mehrum alle Aufträge gleichgut kümmern.Man muss Prioritäten setzen, das hat dieGeographie für uns geregelt.Aber es ist trotzdem erstaunlich, dass Sienach Luxemburg und hier nach Remerschenzurückgekommen sind.Ich wollte nie nach Luxemburg zurückkommen.Mir hat die große Welt gutgefallen und überhaupt Wien. Deshalbfühlte ich mich hier nicht mehr wohl.Dann kamen aber in Luxemburg Aufträge,und ich war gezwungen, wiederhier anwesend zu sein.11
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