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Deutsche Forschungsgemeinschaft Tierversuche in der Forschung ...

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Lebende Organismen s<strong>in</strong>d komplexe, energetisch offene und hochgeordnete Systeme, die sich <strong>in</strong> den von<br />

<strong>der</strong> Sonne angetriebenen riesigen Energie- und Materieströmen zwischen fester, flüssiger und gasförmiger<br />

Phase unseres Planeten e<strong>in</strong>gekl<strong>in</strong>kt haben und <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit die Biosphäre ausmachen. Die Organismen<br />

bedienen sich biochemischer Systeme, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, mit Hilfe <strong>der</strong> angezapften Außenenergie<br />

ihre komplexe Ordnung über e<strong>in</strong>e bestimmte Lebensfrist aufrechtzuerhalten und den Bauplan dieser Ordnung,<br />

chemisch nie<strong>der</strong>gelegt <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es genetischen Codes, an Tochtersysteme weiterzugeben. Die<br />

unüberschaubare Vielfalt <strong>der</strong> Organismen mit ihren gegenseitigen Abhängigkeiten bildet e<strong>in</strong>en eng vernetzten<br />

Komplex, die Biosphäre. Die wechselseitigen Beziehungen sorgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur unter an<strong>der</strong>em dafür, daß<br />

räumlich o<strong>der</strong> zeitlich begrenzte Zusammenbrüche e<strong>in</strong>zelner Systemteile nicht alles Lebendige auslöschen<br />

o<strong>der</strong> die Erde unbewohnbar machen.<br />

Als Tiere bezeichnet die Biologie alle Organismen, die ihren Energiebedarf nur heterotroph, also aus organischem<br />

Material von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren, decken können und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zur Eigenbewegung<br />

befähigt s<strong>in</strong>d. Gemäß dieser wissenschaftlichen Def<strong>in</strong>ition gehören zum Tierreich wir selbst, unsere<br />

nächsten Verwandten, die Affen, die an<strong>der</strong>en Säugetiere und Wirbeltiere, die große Masse an wirbellosen<br />

Arten sowie das <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit kaum bekannte Heer <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>- und Kle<strong>in</strong>stlebewesen im Boden und <strong>in</strong><br />

den Gewässern bis h<strong>in</strong> zu den e<strong>in</strong>zelligen Tieren, den sogenannten Protozoen. Wenn man verstehen will,<br />

wie diese riesige Formenvielfalt mit ihrer belebten und unbelebten Umwelt <strong>in</strong> dynamischer Wechselwirkung<br />

steht, wie Struktur und Funktion biologischer Formen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abhängen und welche Bedeutung „Vielfalt„<br />

besitzt, dann muß man diese Formen mit naturwissenschaftlichen, das heißt auch mit experimentellen<br />

Methoden analysieren.<br />

In <strong>der</strong> biologischen Grundlagenforschung spielen Säugetiere e<strong>in</strong>e große Rolle, weil e<strong>in</strong> Großteil dieser <strong>Forschung</strong><br />

auf das Verständnis des gesunden o<strong>der</strong> des kranken menschlichen Körpers und Verhaltens abzielt.<br />

Wie Tabelle 1 zeigt, werden aber lediglich 13 Prozent <strong>der</strong> Versuchstiere <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundlagenforschung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die meisten Tiere werden für Experimente benötigt, die für die meist gesetzlich vorgeschriebene Prüfung<br />

von Arzneimitteln, zur Entwicklung kl<strong>in</strong>ischer Therapien (Spalte 2 <strong>in</strong> Tabelle 1), aber auch zur Prüfung<br />

von Substanzen aus dem gesamten Wirtschafts- und Technikbereich auf Gesundheits- und Umweltverträglichkeit<br />

(Spalte 3) durchgeführt werden.<br />

In <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>isch orientierten Grundlagenforschung wird nicht nur am gesunden Tier geforscht. Man entwickelt<br />

vielmehr für spezifische Krankheiten Tiermodelle, an denen stellvertretend für den Menschen Ursachen,<br />

Verlauf und Therapiemöglichkeiten von Krankheiten untersucht werden können. Insofern geschieht<br />

Grundlagenforschung auch am kranken Tier. Die nicht auf den Menschen zielende biologische Grundlagenforschung<br />

versucht dagegen biologische Systeme zu verstehen. Diese s<strong>in</strong>d auf verschiedenen Ebenen angesiedelt:<br />

Sie reichen von Organen über die Tierarten <strong>in</strong> ihrer funktionellen Anpassung bis h<strong>in</strong> zu kompletten<br />

Ökosystemen. Diese auf das nicht menschliche Leben ausgerichtete Biologie untersucht daher mit wenigen<br />

Ausnahmen (z. B. Parasitologie) den gesunden, sich natürlich verhaltenden Organismus.<br />

Das vorliegende Kapitel befaßt sich nur mit dieser nichtmediz<strong>in</strong>ischen <strong>Forschung</strong>, während auf den Menschen<br />

bezogene Grundlagenforschung mit den entsprechenden Tiermodellen <strong>in</strong> Kapitel 2 (<strong>Tierversuche</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> biomediz<strong>in</strong>ischen Grundlagenforschung) abgehandelt wird.<br />

In <strong>der</strong> biologischen <strong>Forschung</strong> werden verschiedene, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauende Organisationsebenen des<br />

Lebendigen betrachtet (siehe auch Kapitel 6: „Ersatzmethoden und ihre Grenzen„). Die Analyse je<strong>der</strong> dieser<br />

Ebenen verlangt ihr spezifisches Methodenrepertoire. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d hier:

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