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Deutsche Forschungsgemeinschaft Tierversuche in der Forschung ...

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nis dafür, daß Diskussionen zum Thema „<strong>Tierversuche</strong>„ zu e<strong>in</strong>er Verständigung führen. Die dabei oft vorgetragenen<br />

Zweifel daran, ob Ergebnisse von <strong>Tierversuche</strong>n auf den Menschen übertragbar s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> ob quantitative<br />

Resultate, die im Tierversuch gewonnen wurden, reproduzierbar s<strong>in</strong>d, lassen sich dann selbst mit<br />

stichhaltigen Argumenten nicht ausräumen. Für die Lösung bei<strong>der</strong> Probleme haben Naturwissenschaften<br />

und Mediz<strong>in</strong> längst e<strong>in</strong>sichtige Konzepte erarbeitet. Sie erwiesen sich aber als ungeeignet, um die Zukunftsangst<br />

und die Wissenschaftsfe<strong>in</strong>dlichkeit zu verr<strong>in</strong>gern, die oft h<strong>in</strong>ter wissenschaftskritischen Argumenten<br />

stehen. Sie werden meist gar nicht zur Kenntnis genommen.<br />

Der E<strong>in</strong>fluß solcher Mißtrauensargumente auf die Tierschutzgesetzgebung ist <strong>in</strong> Deutschland im Vergleich<br />

zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n groß (Gärtner 1986). Fast alle Ergänzungen, die nach <strong>der</strong> Goßlarschen Verordnung<br />

(1883) für den Tierversuch <strong>in</strong> den Tierschutzgesetzen 1933, 1972 und 1986 h<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d, zielen auf<br />

Maßnahmen zur Überwachung möglicher Mißstände. Mit ihnen reagiert <strong>der</strong> Gesetzgeber auf die immer wie<strong>der</strong><br />

genannten Zweifel, daß Übertretungen nicht angezeigt würden, und auf das Mißtrauen, daß Versuche<br />

häufig ohne wissenschaftliche Relevanz und mit gewollter Grausamkeit durchgeführt würden (Gärtner 1986).<br />

Speziesabhängigkeit des Schuld- und Verantwortungsgefühls<br />

Das beschriebene Schuld- und Verantwortungsgefühl gegenüber Tieren ist <strong>in</strong> auffälliger Weise abhängig von<br />

<strong>der</strong> jeweils betroffenen Tierart (Gehrke und Wiezorrek 1982; Tamir und Hamo 1980): Affen, Hunde und Katzen,<br />

also Spezies mit <strong>der</strong> Fähigkeit zu e<strong>in</strong>er ausgeprägten Kommunikation mit dem Menschen, werden als<br />

beson<strong>der</strong>s schutzwürdig empfunden. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt dabei, daß solche Tiere e<strong>in</strong>en dem Menschen<br />

ähnlichen Ablauf <strong>der</strong> Tagesaktivität sowie ähnliche soziale Kommunikationssysteme (z. B. e<strong>in</strong>e Körpersprache)<br />

besitzen und sich akustisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em für den Menschen hörbaren Bereich verständigen.<br />

Bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schafen und Schwe<strong>in</strong>en bestehen aus Traditionsgründen ger<strong>in</strong>gere<br />

Neigungen, zu ihnen <strong>in</strong>dividuelle Sozialkontakte <strong>in</strong> Form von Du-B<strong>in</strong>dungen aufzubauen, die zum Beispiel mit<br />

e<strong>in</strong>er Namengebung verbunden s<strong>in</strong>d. Ratten und Mäusen werden schließlich die ger<strong>in</strong>gsten Schutzgefühle<br />

entgegengebracht. Auch die Körpergröße <strong>der</strong> Tiere hat e<strong>in</strong>en gewissen E<strong>in</strong>fluß auf die E<strong>in</strong>schätzung von<br />

Arten: Kle<strong>in</strong>e Tiere haben nach allen vorliegenden Untersuchungen die ger<strong>in</strong>gste Chance auf Schutz.<br />

Faktoren <strong>der</strong> ethischen Abwägung aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong><br />

Die hier geschil<strong>der</strong>ten kulturgeschichtlichen und anthropologischen Aspekte, welche die E<strong>in</strong>stellungen zum<br />

Umgang mit Tieren und zur tierexperimentellen <strong>Forschung</strong> prägen, machen e<strong>in</strong>sichtig, daß es <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Industriegesellschaften zwar e<strong>in</strong>en von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung getragenen Grundkonsens zum Thema<br />

„<strong>Tierversuche</strong>„ geben mag, daß aber die <strong>in</strong>dividuellen Haltungen e<strong>in</strong>e erhebliche Variationsbreite aufweisen,<br />

abhängig von <strong>der</strong> persönlichen Erfahrung sowie von religiösen und an<strong>der</strong>en Überzeugungen.<br />

In je<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft wird es Menschen geben, die aus Gewissensgründen jede Art von <strong>Tierversuche</strong>n<br />

kategorisch ablehnen. Ebenso wird es Menschen geben, die jegliches E<strong>in</strong>treten zugunsten von Tieren<br />

unverständlich f<strong>in</strong>den. Schwierigkeiten treten e<strong>in</strong>, wenn versucht wird, Extrempositionen ohne Rücksicht<br />

auf An<strong>der</strong>sdenkende allgeme<strong>in</strong>e Geltung zu verschaffen.<br />

Nahezu das gesamte Spektrum von Me<strong>in</strong>ungen zu ethischen Aspekten tierexperimenteller <strong>Forschung</strong> ist <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er größeren Zahl von Veröffentlichungen <strong>der</strong> letzten Zeit anschaulich dargestellt (Teutsch 1975, 1987;<br />

Höffe 1984; Patzig 1986; Ullrich und Frömter 1985; Gärtner 1991). Statt diese Argumente <strong>in</strong> ihrer Verschie-

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