GWG Report - GWG Halle-Neustadt
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halle-neustadt führer im Buchhandel erschienen<br />
AUF INTERESSANTEN ROUTEN<br />
DURCH HALLE-NEUSTADT<br />
Es ist geschafft! Druckfrisch und noch rechtzeitig<br />
im Jubiläumsjahr ist Anfang September<br />
der halle-neustadt führer in den Buchhandel<br />
gekommen. Verlegt vom Mitteldeutschen<br />
Verlag bietet er auf 120 Seiten Einblicke in<br />
einen Stadtteil, der versucht, sich den heutigen<br />
städtebaulichen und gesellschaftlichen<br />
Idealen anzupassen.<br />
Mit dem halle-neustadt führer liegt eine<br />
detaillierte, viel Sachkenntnis zusammenfassende<br />
Broschüre über <strong>Halle</strong>-<strong>Neustadt</strong><br />
vor, die Einheimische wie Touristen und Besucher<br />
unserer Stadt interessieren dürfte.<br />
Zahlreiche historische und aktuelle Abbildungen<br />
sowie textliche Erläuterungen zu<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von<br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Neustadt</strong> werden ergänzt durch eine<br />
Karte und praktische Hinweise im Anhang.<br />
Thematische, von lokalen Akteuren kenntnisreich<br />
beschriebene Besichtigungsrouten<br />
sind Einladung, sowohl alltägliche Dinge neu<br />
zu betrachten als auch bisher Unbekanntes<br />
zu entdecken.<br />
CHRISTIAN<br />
FÜRCHTEGOTT<br />
GELLERT<br />
1769 soll sich in Leipzig Ungewöhnliches<br />
zugetragen haben: Menschenmassen trampelten<br />
über den Johannisfriedhof, um etwas<br />
Erde vom Grabhügel eines frisch Verstorbenen<br />
als Andenken abzutragen. Der<br />
wohl meistgelesene Autor des 18. Jahrhunderts,<br />
Christian Fürchtegott Gellert, war<br />
hier begraben worden.<br />
1715 wird Gellert in Hainichen (Sachsen)<br />
als fünftes von zwölf Kindern einer Pfarrersfamilie<br />
geboren. In Leipzig studiert er Theologie<br />
und Philosophie und 1741 veröffentlicht<br />
er erste Fabeln und Lieder. Dass seine<br />
Fabeln die erfolgreichsten des 18. Jahrhunderts<br />
werden sollten, ahnt damals niemand.<br />
So wird sich Verleger Breitkopf spä-<br />
Entstanden ist das Büchlein als Beitrag zum<br />
Jubiläumsjahr der Stadt <strong>Halle</strong>. Auf Bitte der<br />
Stadtverwaltung hatte sich die <strong>GWG</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
<strong>Neustadt</strong> in Vorbereitung auf die 1200-Jahrfeier<br />
bereiterklärt, möglichst viele Akteure<br />
zur Mitarbeit an einem nachhaltigen Beitrag<br />
zum Stadtjubiläum zu motivieren und ein<br />
geeignetes Projekt auch finanziell zu unterstützen.<br />
Die Herausgeber Marcus Bader und<br />
Daniel Herrmann konnten zahlreiche Autoren<br />
gewinnen, die aus ihrer Sicht die Entwicklung<br />
und Spezifik des größten halleschen Neubaustadtteils<br />
reflektieren. Die neun exemplarischen<br />
Routen entstanden im Ergebnis<br />
eines workshops.<br />
Das breite Spektrum derer, die an der<br />
Herausgabe mitgewirkt haben, das große<br />
Engagement und der Spaß, mit dem alle<br />
Akteure bei der Sache waren, zeugen davon,<br />
dass <strong>Halle</strong>-<strong>Neustadt</strong> noch heute fasziniert,<br />
interessiert und für viele wirklich<br />
Heimat ist.<br />
ter heftig gegrämt haben, dass er die Veröffentlichung<br />
der Fabeln als „uninteressant“<br />
abgelehnt hatte, denn so wurde ein anderer<br />
Verleger durch Gellert ein reicher Mann.<br />
Die Menschen lieben seine Art, wie er in<br />
Fabeln und Gedichten menschliche Schwächen<br />
aufs Korn nimmt. In dem Gedicht „Die<br />
glückliche Ehe“ beschreibt er z. B. ein Paar,<br />
das in „kluger Ehe glücklich war“, doch in<br />
der letzten Strophe löst er dieses Bild der<br />
Vollkommenheit auf: „Sie starben. Wann? –<br />
Wie kannst du fragen? Acht Tage nach den<br />
Hochzeitstagen …“ Gellerts Ziel ist es, Werte<br />
und Moral zu verbreiten, ganz im Zeichen<br />
der Aufklärung.<br />
Aufgrund seiner Beliebtheit beruft man<br />
ihn als Professor für Moral und Beredsamkeit<br />
an die Universität Leipzig, wo seine Vorlesungen<br />
häufig übervoll sind. Zeitweise hat<br />
er bis zu 500 Zuhörer.<br />
Zunehmend jedoch leidet Gellert unter<br />
Hypochondrie, die im 18. Jahrhundert weit<br />
verbreitet ist. Diese ständige Sorge zu erkranken,<br />
lässt ihn zunehmend wirklich krank<br />
werden und führt schließlich 1769 zu seinem<br />
Tod.<br />
Berühmte Menschen haben oft auch starke<br />
Kritiker und diese sorgten nach Gellerts<br />
Tod dafür, dass sein Ruhm schnell verblasste.<br />
ZWISCHEN<br />
DEN TÜREN<br />
<strong>GWG</strong> zu Hause<br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Neustadt</strong>-<br />
Geschichten von<br />
Paul Platte<br />
Ich sah nur noch meine Eistüte auf mich<br />
zukommen, kniff die Augen zusammen<br />
und wartete – Wutsch! Es traf mich kalt,<br />
süß und klebrig. Hatte die Frau mich denn<br />
nicht gesehen? Erst hält sie die Tür auf,<br />
dann tut sie so, als wäre ich Luft und lässt<br />
die Pendeltür einfach los – vollkommen<br />
egal, ob ich sie noch halten kann oder<br />
nicht!<br />
Sicher haben Sie auch so manche Erfahrungen<br />
an Pendeltüren gesammelt!<br />
Aber hoffentlich nicht nur schlechte, denn<br />
oftmals geht es ganz lustig zu in den Eingangszonen<br />
der Kaufhäuser: So manch<br />
einer vollführt mit seinem Hinterteil kuriose<br />
Verrenkungen, um irgendwie die Tür<br />
aufzudrücken und sich dann – voll bepackt<br />
mit Einkaufstüten – um die Tür herumzuwinden.<br />
Hin und wieder finden sich dann<br />
hilfsbereite Seelen, die Mitleid mit den Po-<br />
Akrobaten bekommen und die Tür halten.<br />
Neulich habe ich beobachtet, wie ein<br />
junger Bursche mit Basecap und Rapperhosen<br />
einem alten Mann mit Gehstock die<br />
Pendeltür am Kaufhaus aufhielt. Der gute<br />
Mann war so verblüfft, dass er in der Tür<br />
stehen blieb und dem Jungen dankte und<br />
gleich noch viel Glück und ein langes Leben<br />
wünschte – beide lächelten noch eine<br />
Weile, als sie weitergingen.<br />
Ein andermal entwickelte sich für einen<br />
kleinen Moment eine fröhliche Spielgemeinschaft:<br />
Ein Student hielt einer bepackten<br />
Dame die Tür auf. Diese schlüpfte<br />
unter seinem Arm hindurch, doch plötzlich<br />
folgte eine ganze Familie. Irgendwie<br />
drohte der Student nun zum dauerhaften<br />
Türsteher zu werden, doch statt griesgrämig<br />
zu reagieren, stimmte er fröhlich<br />
das Spiellied „Ziehet durch, ziehet durch,<br />
durch die goldne Brücke…“ an. Sofort<br />
stimmten die nächsten Einkaufsbummler<br />
ein und zogen auch unter seinem Arm hindurch.<br />
Selbst die Umstehenden mussten<br />
lachen, als sie die fröhliche Szene<br />
beobachteten. Und ich musste daran denken,<br />
als gestern ein griesgrämiger Herr<br />
kurz vor mir die Tür los ließ. Dieses Mal<br />
war ich gewappnet!<br />
Ihr Paul Platte<br />
Ausgabe 3 - 10/2006 11<br />
<strong>GWG</strong> <strong>Report</strong>