Texte aus den in die Vergriffenheit entlassenen Büchern "Quitten ...
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kenne, s<strong>in</strong>d der Auffassung, daß Fernreisen prolo, un-ökound gestrig s<strong>in</strong>d. Man reist national oder grenznah. Es gibtzu H<strong>aus</strong>e viel zu entdecken. Die Zeiten, da nur Japaner undD<strong>in</strong>kelsbühler wußten, wo D<strong>in</strong>kelsbühl liegt, dürften vorbeise<strong>in</strong>. Man schaut dem Franken <strong>in</strong> <strong>den</strong> Topf, der Spreewälder<strong>in</strong>unter <strong>den</strong> Rock, sagt «Kuckuck, hier b<strong>in</strong> ich!» imBergischen Land; man t<strong>aus</strong>cht Adressen ruhiger Pensionenund macht auch mal dem Schwaben <strong>den</strong> Reißverschluß auf.Lediglich der Jugend wird man das Privileg e<strong>in</strong>räumen, e<strong>in</strong>malim Leben via Interrail das europäische Eisenbahnnetzmit Keksen vollzukrümeln. Dabei lernt man durch<strong>aus</strong> etwas.In Ermangelung e<strong>in</strong>es Löffels versuchte ich <strong>in</strong> Italien e<strong>in</strong>mal,e<strong>in</strong>en Joghurt mit e<strong>in</strong>em Taschenmesser zu essen. DieAbteilmit<strong>in</strong>sassen starrten verkrampft auf <strong>die</strong> Landschaft,um <strong>die</strong>ses unwürdige Sch<strong>aus</strong>piel nicht mit ansehen zu müssen.Seitdem habe ich auf Bahnreisen immer e<strong>in</strong>en Löffeldabei. Schließlich hat man <strong>in</strong> der Eisenbahn immer Lust,Joghurt zu essen.Wenn ich an me<strong>in</strong>e eigene Interrailreise <strong>den</strong>ke (1983, nurvier Länder), fallen mir vor allem <strong>die</strong> Gespräche mit <strong>aus</strong>ländischenInterrailern e<strong>in</strong>. Es gab nur zwei Themen: Popgruppenund Sprachen. Unverzichtlicher Bestandteil derSprachen-Gespräche war stets F<strong>in</strong>nisch. Darüber wußtejeder was. Daß es fünfzehn Fälle hat und irgendwie mit demUngarischen verwandt ist, obwohl man das ja kaum glaubenkönne. Auch wenn weit und breit ke<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ne war, F<strong>in</strong>nischwar ständiges Top-Thema, und immer war jemand dabei,der auf f<strong>in</strong>nisch bis fünf zählen konnte.Yksi, kaksi, kolme, neljä, viisi. So geht das. Während me<strong>in</strong>erF<strong>in</strong>nlandreise, <strong>die</strong> ich im letzten Monat trotz me<strong>in</strong>ergenerellen Unlust auf weite Reisen unternahm, wurde me<strong>in</strong>Wortschatz im wesentlichen um zwei Ausdrücke erweitert,8