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Leben mit Demenz Vergleich zweier Tagesbetreuungseinrichtungen ...

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Herausgegeben von<br />

Univ.- Prof. Dr.<br />

Josef Weidenholzer,<br />

Institut für Gesellschafts-<br />

und Sozialpolitik,<br />

Johannes Kepler<br />

Universität Linz in<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

der Oberösterreichischen<br />

Gebietskrankenkasse.<br />

16<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

<strong>Vergleich</strong> <strong>zweier</strong><br />

<strong>Tagesbetreuungseinrichtungen</strong><br />

in Österreich und den USA<br />

Gertraud Prunthaler<br />

Linz, 2009


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ............................................................................................................ 1<br />

2 <strong>Demenz</strong>................................................................................................................ 1<br />

2.1 Alzheimer-Krankheit.................................................................................................. 2<br />

2.2 Diagnostik allgemein.................................................................................................. 3<br />

2.3 Umgang <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> ................................................................................................. 4<br />

2.4 Bewusstseinsbildung Erkrankung .............................................................................. 5<br />

2.4.1 Aufklärung und Prävention ............................................................................................................. 5<br />

2.4.2 Netzwerkarbeit ................................................................................................................................ 6<br />

3 Beschreibung der sozialen Dienstleistungsunternehmen AFSC<br />

und TZ Linz ......................................................................................................... 6<br />

3.1 Tageszentrum Regenbogen (TZ Linz) ....................................................................... 6<br />

3.1.1 allgemeines Wochenprogramm....................................................................................................... 7<br />

3.1.2 Typischer Besuchertag .................................................................................................................... 8<br />

3.2 Alzheimer´s Family Services Center (AFSC)............................................................ 8<br />

3.2.1 Allgemeines Wochenprogramm.................................................................................................... 10<br />

3.2.2 Typischer Besuchertag .................................................................................................................. 11<br />

3.3 Auftrag/Aufgabenprofil............................................................................................ 11<br />

3.4 Personal .................................................................................................................... 11<br />

3.4.1 Multidisziplinäres Team zum Assessment .................................................................................... 12<br />

3.4.2 Ehrenamtliche Mitarbeiter............................................................................................................. 13<br />

3.5 Organisatorischer Ablauf ......................................................................................... 14<br />

3.6 Zielgruppen .............................................................................................................. 15<br />

3.7 Angewendete Konzepte und Arbeitsmethoden........................................................ 16<br />

3.8 Sicherheitsvorkehrungen.......................................................................................... 17<br />

3.9 Finanzierung............................................................................................................. 18<br />

3.9.1 TZ Linz ......................................................................................................................................... 19<br />

3.9.2 AFSC............................................................................................................................................. 19<br />

3.10 Aktivitäten des täglichen <strong>Leben</strong>s ............................................................................. 23<br />

4 Pflegende Angehörige...................................................................................... 24<br />

4.1 Genderaspekt............................................................................................................ 24<br />

4.2 Unterstützungsangebote ........................................................................................... 25<br />

4.3 Selbsthilfegruppen.................................................................................................... 26<br />

5 Schlussfolgerungen ......................................................................................... 27<br />

Literatur................................................................................................................... 28


1 Einleitung<br />

Dementiellen Erkrankungen kommt aufgrund der zunehmenden Alterung der<br />

Gesellschaft eine immer größere Bedeutung zu. Das vorliegende Dokument basiert auf<br />

einem umfassenden Bericht über zwei Berufspraktika im Zuge des Fachhochschul-<br />

Studiengangs „Soziale Dienstleistungen für Menschen <strong>mit</strong> Betreuungsbedarf“ an der<br />

Fachhochschule Linz. Ziel ist, Erfahrungen und Wahrnehmungen zu zwei ähnlichen<br />

Betreuungseinrichtungen für <strong>Demenz</strong>kranke in Österreich und den U.S.A.<br />

gegenüberzustellen: das Tageszentrum Regenbogen der Volkshilfe Linz (TZ Linz) und<br />

das Alzheimer´s Family Services Center (AFSC) in Huntington Beach, Orange County,<br />

Südkalifornien. Die Praktika (in USA: internship) fanden im Jahr 2008 statt.<br />

Zum Zweck der einfacheren Lesbarkeit werden in diesem Bericht vorwiegend männliche<br />

Formulierungen verwendet, die Bezeichnungen gelten im Sinne von ´gender mainstreaming´<br />

für beide Geschlechter.<br />

2 <strong>Demenz</strong><br />

Das Wort ´<strong>Demenz</strong>´ stammt vom lateinischen Wort ´dementia´ ab und bedeutet so viel<br />

wie �ohne Geist� oder �ohne Verstand�. Das Leitsymptom ist die Gedächtnisstörung, die<br />

am Anfang nur das Kurzzeitgedächtnis betrifft, später aber auch das Langzeitgedächtnis.<br />

Unter einer <strong>Demenz</strong> versteht man nach internationalen Diagnosekriterien demnach<br />

Störungen der Gedächtnisleistung und anderer kognitiver Funktionen, wie Sprache,<br />

Orientierung, abstraktes Denkvermögen, motorische Handlungsfähigkeiten, Lesen,<br />

Rechenfähigkeit sowie des Verhaltens, die so schwerwiegend sind, dass der betroffene<br />

Mensch bei den meisten Aktivitäten im täglichen <strong>Leben</strong> merkbar behindert wird. Sie ist<br />

keineswegs eine normale Alterserscheinung, die jeden mehr oder minder betrifft,<br />

sondern eine Erkrankung, die typischerweise im Alter auftritt (vgl. Gatterer, Croy 2005,<br />

S. 10).<br />

Rund 100.000 Menschen leiden in Österreich an <strong>Demenz</strong>. Die meisten davon an Morbus<br />

Alzheimer, doch genaue Daten über die klinische, psychische und soziale Situation der<br />

Betroffenen gibt es nicht. Die Zahlen stammen vorerst aus Schätzungen. Die Österreichische<br />

Alzheimergesellschaft arbeitet am Aufbau einer Datenbank. „Ohne eine<br />

solche Datenbank sind wir wissenschaftlich international an den Rand gerückt“, erklärte<br />

Peter Dal-Bianco, Spezialist an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni-<br />

Wien/AKH´. Laut Dal-Bianco investiere die US-Regierung jährlich mehr als eine Milliarde<br />

US-Dollar in die Alzheimerforschung. Die American Alzheimer Association kann jährlich<br />

600 Millionen US-Dollar an Forschungsgeldern vergeben. Die ausgeschütteten<br />

1


Finanzierungen im Bereich Alzheimerforschung in Österreich sind aber bei weitem<br />

geringer. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Österreich braucht eigene Daten zu<br />

<strong>Demenz</strong>erkrankungen, um als Partner bei internationaler Forschung <strong>mit</strong>wirken zu<br />

können (vgl. http://www.zukunftswissen.apa.at/cms/zukunft-wissen/fti-und-wissenschaft/topnews-einzel.htm).<br />

Seit 1994 wird an jedem 21. September der Welt-Alzheimer-Tag begangen. Die Pflege<br />

und Betreuung älterer Menschen ist zu einem zentralen Thema in der österreichischen<br />

Sozialpolitik geworden. Derzeit beziehen mehr als 395.000 Frauen und Männer, das sind<br />

immerhin fast 5 % der österreichischen Bevölkerung, ein Pflegegeld nach dem Bundesoder<br />

einem Landespflegegeldgesetz. Dabei ist zu beachten, dass rund 80 bis 85 % der<br />

pflegebedürftigen Menschen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden, die<br />

da<strong>mit</strong> große Belastungen auf sich nehmen und einen gesellschaftspolitisch äußerst<br />

wertvollen Beitrag leisten (vgl. http://www.erwin-buchinger.at/cms/buchinger/attachments/0/4/9/CH0764/CMS1208159603904/080407_presseunterlage_24_stundenb<br />

etr_tirol.pdf).<br />

2.1 Alzheimer-Krankheit<br />

Die Alzheimer-<strong>Demenz</strong> wurde von dem bayerischen Nervenarzt Alois Alzheimer Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts genau untersucht und 1907 erstmals als eigenständige Erkrankung<br />

beschrieben und aufgezeichnet. Die genaue Ursache der Alzheimer-Krankheit ist bisher<br />

nicht bekannt. Wenn Alzheimer-Patienten erstmals durch massive Vergesslichkeit<br />

auffallen, dann hat das Gehirn meist schon eine über Jahre währende, schleichende<br />

Veränderung hinter sich. Unbemerkt sterben im Gehirn Nervenzellen und ihre<br />

Verbindungen ab. Der Zerfall beginnt im Gehirn an denjenigen Orten, die <strong>mit</strong> Gedächtnis<br />

und Informationsverarbeitung zu tun haben. Hier wird Erlerntes (alte Informationen) <strong>mit</strong><br />

Sinneseindrücken (neuen Informationen) vernetzt. Durch den Verlust an Nervenzellen<br />

und Botenstoffen können die eintreffenden neuen Sinneseindrücke nicht mehr richtig<br />

verarbeitet und <strong>mit</strong> dem bereits Gelernten nicht mehr sinnvoll verknüpft werden. Die<br />

Folge ist ein generelles Defizit der höheren Hirnleistungen, wie der Gedächtnisleistung,<br />

der Sprache, des Denkens, der räumlichen Orientierungsfähigkeit und des praktischen<br />

Handelns (vgl. Gatterer, Croy 2005, S. 14f).<br />

2


2.2 Diagnostik allgemein<br />

Wenn die ersten Symptome einer <strong>Demenz</strong> auftreten, sind sie oft für den Betroffenen<br />

nicht ersichtlich, oder er versucht sie zu verleugnen und zu kaschieren. Denn<br />

Vergesslichkeit alleine ist noch kein Beweis für das Vorliegen einer <strong>Demenz</strong>. Der<br />

Hausarzt ist meist der erste Ansprechpartner, wenn es um die Verdachtsdiagnose<br />

<strong>Demenz</strong> geht. Wenn sie vorliegt, führt er den Patienten weiteren fachärztlichen<br />

Untersuchungen zu. Ein systematisches, qualifiziertes medizinisches diagnostisches<br />

Vorgehen ist unabdingbar. Die Diagnose der <strong>Demenz</strong> beinhaltet eine ausführliche<br />

Anamnese, eine medizinische Untersuchung inklusive Blutparameter, neurologischem<br />

und psychiatrischem Status sowie bildgebende Verfahren (CT, MRT), eine testpsychologische<br />

Untersuchung der geistigen Leistungsfähigkeit und wenn möglich eine<br />

Außenanamnese (Angehörige). Für die sichere klinische Diagnose einer <strong>Demenz</strong> nach<br />

ICD-10 wird eine Symptomdauer von mindestens sechs Monaten verlangt (vgl. Gatterer,<br />

Croy 2005, S. 30ff.).<br />

Oft (so auch in beiden untersuchten Tageszentren liegen verschiedene Diagnosen der<br />

<strong>Demenz</strong> <strong>mit</strong> Nebendiagnosen wie Schlaganfälle, Epilepsie, Depression, Osteoporose,<br />

Diabetes und Ähnliches vor. Im AFSC gilt für die meisten Besucher die Diagnose nach<br />

ICD-9 in der Kategorie 294.1. Laut Aussagen der Geschäftsführung bestehe immenser<br />

Fortbildungsbedarf bei den Haus- und Fachärzten über <strong>Demenz</strong> und dessen Früherkennung.<br />

Eine Diagnoseerstellung dauere oft bis zu zwei Jahren. Es werden<br />

physiologische und neurologische Tests, Untersuchungen der biologischen Merkzeichen<br />

(Blut, Zerebrospinalflüssigkeit) und Magnetresonanztomographien (MRI) durchgeführt.<br />

Tabelle 1: ICD-9 Codes for diseases and disorders related to dementia<br />

Primary Secondary Diagnosis<br />

294.1 094.1 Dementia in Other Specified Conditions/General Paresis<br />

294.1 275.1 Dementia in Other Specified Conditions/Hepatolenticular Degeneration<br />

294.1 330.1 Dementia in Other Specified Conditions/Cerebral Lipidosis<br />

294.1 340 Dementia in Other Specified Conditions/Multiple Sclerosis<br />

294.1 446.0 Dementia in Other Specified Conditions/Polyarteritis Nodosa<br />

294.1 345.0 -345.9 Dementia in Other Specified Conditions/Epilepsy<br />

Quelle: vgl. http://www.health.state.ny.us/professionals/nursing_home_administrator/2007-11-08_icd-<br />

_codes_for_dementia.htm<br />

Ein Instrument, um die kognitive Leistungsfähigkeit festzustellen, bietet der Mini-Mental-<br />

Test (MMSE, Mini-Mental-State-Exam), welcher als gültige Messmethode für kognitive<br />

Beeinträchtigungen gilt. Er hat eine Höchstpunkteanzahl von 30 und wird im AFSC von<br />

3


Sozialarbeitern durchgeführt. Dieser Test ersetzt jedoch keinesfalls eine Diagnose durch<br />

die unterschiedlichen ärztlichen Fachdisziplinen.<br />

Tabelle 2: Mini-Mental-State-Exam (MMSE)<br />

scoring stages<br />

24 - 30 “normal” range<br />

20 - 23 mild cognitive impairment or possible early stage/mild Alzheimer´s disease<br />

10 - 19 middle-stage/moderate Alzheimer´s disease<br />

0 - 9 late-stage/severe Alzheimer´s disease<br />

Quelle: vgl. http://alzheimers.about.com/od/diagnosisofalzheimers/a/MMSE.htm<br />

2.3 Umgang <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong><br />

Eine <strong>Demenz</strong>erkrankung ist sowohl für den Betroffenen selbst als auch seine<br />

Angehörigen eine massive Belastung. Nach der Diagnose sind viele Angehörige entsetzt<br />

darüber, warum gerade die eigene Familie davon betroffen ist. „Aus Angst und<br />

Verzweiflung werden Betroffene von deren pflegenden Angehörigen oft regelrecht von<br />

der Öffentlichkeit weggesperrt“, erklärt eine Sozialarbeiterin im AFSC. Speziell die ältere<br />

Generation verstecke oft das betroffene Familien<strong>mit</strong>glied zuhause und schäme sich<br />

dafür. Durch vermehrte Aufklärungsangebote und seitdem auch Ronald Reagan, US-<br />

Präsident in den 80er-Jahren, an Alzheimer erkrankt und am 5. Juni 2004 im Alter von<br />

93 Jahren verstorben ist, wurde den Menschen bewusst, dass es jedes Individuum<br />

treffen kann. Es handelt sich so<strong>mit</strong> nicht um eine seltsame, fremdartige Erkrankung, wie<br />

anfänglich von vielen gemeint. Seitdem findet Alzheimer und <strong>Demenz</strong> in der Gesellschaft<br />

eine höhere Akzeptanz. „Grundsätzlich haben ältere Menschen keine Angst an <strong>Demenz</strong><br />

zu erkranken, außer es gab bereits eine Erkrankung in der eigenen Familie oder in der<br />

Nachbarschaft“, ergänzt die Sozialarbeiterin. Die American Alzheimer Association hat<br />

bereits ein Handbuch publiziert, dessen Inhalte auf bisherigen Erkenntnissen und<br />

aktuellen Erfahrungen beruhen, jedoch wissenschaftlich nicht fundiert sind. Dieser bietet<br />

dem pflegenden Angehörigen Informationen sowie eine schrittweise Hilfestellung und<br />

unterstützt den neuen Prozess, welchen es zu bewältigen gibt. Abhängig vom Grad des<br />

Stadiums bedarf es unterschiedlicher Versorgungsstrukturen. Zu Beginn einer <strong>Demenz</strong><br />

liegen oft noch keine wesentlichen Beeinträchtigungen der <strong>Leben</strong>sführung vor, zudem<br />

kann durch eine Therapie die Selbstständigkeit und <strong>Leben</strong>squalität noch lange erhalten<br />

werden. Erste Ansprechpartner sind hier die Haus- und Fachärzte. Bei einer<br />

fortgeschrittenen <strong>Demenz</strong> sind die Fähigkeiten bereits stärker beeinträchtigt. Häufig wird<br />

hier die Unterstützung durch mobile Dienste nötig. Heimhilfe, Essenszustelldienste,<br />

4


mobile Krankenpflege und andere Dienste helfen sowohl dem Erkrankten als auch dem<br />

pflegenden Angehörigen. Bei einer schweren <strong>Demenz</strong> wird oft eine Betreuung in einem<br />

Heim notwendig, oder es müssen ambulante Hilfen verstärkt werden. Hier beginnt auch<br />

schon das richtige Abschiednehmen. Gerade durch Verhaltensauffälligkeiten und<br />

körperliche Gebrechen des Betroffenen kommt es leicht zur massiven Überforderung der<br />

Betreuungspersonen.<br />

2.4 Bewusstseinsbildung Erkrankung<br />

Die Bildung eines neuen Bewusstseins und die Vernetzung der erforderlichen Disziplinen<br />

rund um <strong>Demenz</strong> erfordert eine aktive Einbindung der Institutionen und<br />

unterschiedlichen Professionen. Vor allem bedarf es einer gesellschaftlichen<br />

Enttabuisierung des Themas <strong>Demenz</strong> in der breiten Öffentlichkeit. Vielleicht sollten wir<br />

alle auf der Suche nach Strategien bei der Bewusstseinsbildung des Einzelnen beginnen<br />

und das Alter zum <strong>Leben</strong> gehörend betrachten und uns mehr <strong>mit</strong> dem Sinn des Seins<br />

auseinander setzen. Möglicherweise müssen wir als Gesellschaft wieder das Alter mehr<br />

als Kontinuum zum <strong>Leben</strong> gehörend zu sehen und das <strong>Leben</strong> vom Beginn bis zum Ende<br />

als wertvoll erkennen.<br />

2.4.1 Aufklärung und Prävention<br />

Im Feld der Aufklärungsarbeit, Aus- bzw. Weiterbildung und Prävention gibt es im AFSC<br />

eigene Programme, um die Öffentlichkeit als auch unterschiedliche Fachdisziplinen in<br />

diesem Themenfeld zu schulen. Für Priester finden eigene Informationsveranstaltungen<br />

über <strong>Demenz</strong> statt, da Betroffene das erste Gespräch oft bei diesen Menschen suchen.<br />

Unter dem Titel „Community service“ werden jährlich mehr als 70 informierende<br />

Seminare von <strong>Demenz</strong>experten entweder im AFSC oder in der örtlichen Umgebung<br />

(Altenheime, Kirchen, NPOs und Krankenhäuser) abgehalten und können kostenlos<br />

besucht werden. Generell geht es um eine Art Aufklärungskampagne über <strong>Demenz</strong>, wie<br />

sie entsteht aber auch verhindert werden kann. Herauszugreifen ist das Programm<br />

`Jumpstart´, welches aus insgesamt acht verschiedenen Modulen besteht und in einem<br />

Krankenhaus stattfindet. Der Betroffene und sein pflegender Angehörige besuchen das<br />

Programm gemeinsam, um sich über die Erkrankung und über Hilfestellungen zu<br />

informieren. So<strong>mit</strong> bietet es einen ´sanften´ Einstieg in diese Thematik.<br />

Als „Dementia education projects“ werden in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> diesem Krankenhaus<br />

für die Fortbildung der Mediziner eigene Seminare (physician seminars) durchgeführt,<br />

5


welche unter anderem über Diagnose und Medikation informieren. Für das<br />

Pflegepersonal gibt es eigene Schulungen (health care professional seminars), welche<br />

über <strong>Demenz</strong> allgemein, Behandlung und Pflege berichten. Beide Programme werden<br />

aus Stiftungsgeldern (grants) finanziert.<br />

2.4.2 Netzwerkarbeit<br />

Eine Angestellte ist im AFSC alleinig für die Öffentlichkeitsarbeit inklusive Newsletterund<br />

Broschürenerstellung, Webauftritt sowie für die Aufklärungsarbeit in den<br />

umliegenden Kommunen und involvierten Organisationen (beispielsweise Office on<br />

Aging, American Alzheimer Association) zuständig. Diese Arbeit dient vorrangig der<br />

Bekanntmachung des AFSC und umfasst auch die Teilnahme an großen<br />

Seniorenveranstaltungen. Dort und auf ähnlichen Veranstaltungen wird die Option<br />

´Tageszentrum´ vorgestellt, da diese Form von Unterstützung auch in den U.S.A. noch<br />

nicht so geläufig und verbreitet ist. Viele Haus- und Fachärzte sind über das<br />

Vorhandensein solcher Einrichtungen nicht informiert. Netzwerkarbeit ist ein sehr<br />

wichtiger Teil dieser Funktion. Als innovativ und interessant fällt die differenzierte<br />

Broschürenerstellung auf. Die Broschüren sind nicht nur in sprachlicher Hinsicht<br />

differenziert, sondern ergänzend durch die abgebildeten Personen aus der jeweiligen<br />

Kultur stimmig. So<strong>mit</strong> wirkt das Broschürenmaterial sehr ansprechend und authentisch.<br />

3 Beschreibung der sozialen Dienstleistungsunternehmen AFSC<br />

und TZ Linz<br />

Nachstehend erfolgt eine Beschreibung der beiden Tageszentren. Diese Betreuung<br />

ermöglicht es den Angehörigen, ihrem Beruf nachzugehen und trotzdem einen Teil der<br />

häuslichen Pflege zu übernehmen. Der Besuch in den Tageszentren kann für ein bis fünf<br />

Tage in der Woche vereinbart werden. Die Besucher bekommen nicht nur Mahlzeiten,<br />

sondern auch verschiedene Therapie- und Freizeitangebote. Durch die neuen Kontakte,<br />

Anregungen und Aktivitäten leben viele Menschen wieder auf. Zudem können noch<br />

vorhandene Fähigkeiten trainiert werden. In beiden Einrichtungen werden keine freiheitsbeschränkenden<br />

Maßnahmen im Sinne von Medikation oder Festbinden angewandt.<br />

Das Rauchen ist in beiden Unternehmen gestattet. Zusätzlich runden spezielle Feste<br />

und Feiern wie Geburtstage, Fasching und Weihnachten das Programm ab.<br />

3.1 Tageszentrum Regenbogen (TZ Linz)<br />

Das Tageszentrum der Volkshilfe Linz zählt zu den ersten Zentren in der Unterstützung<br />

von Menschen <strong>mit</strong> einer <strong>Demenz</strong>erkrankung und öffnete am 12.12.2005. Die Besucher<br />

6


können von Montag bis Freitag, in der Zeit von 7:30 bis 16:00 Uhr kommen. Das TZ Linz<br />

ist für maximal 18 Besucher konzipiert, wobei insgesamt 47 Besucher (Stand 6.6.2008),<br />

davon 27 Frauen und 20 Männer, erfasst sind. Das Durchschnittsalter liegt bei<br />

80 Jahren. Vor Aufnahme kommt es zu einem ausführlichen Erstgespräch, in welchem<br />

wichtige Daten erfasst und über Allgemeines zu diesem Angebot gesprochen wird.<br />

3.1.1 allgemeines Wochenprogramm<br />

Nachstehend der Wochenplan, welcher jedoch individuell abgeändert werden kann.<br />

Tabelle 3: Wochenprogramm TZ Linz<br />

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

7:30 – 9:30 Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück<br />

Physiotherapie Gedächtnistraining Gedächtnistraining Malen, Basteln, leichte Gymnastik<br />

Vor<strong>mit</strong>tag<br />

Gedächtnistraining Snoezelen<br />

Handarbeiten,<br />

Logopädie Gedächtnistraining<br />

11:30 – 12:30 Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen<br />

12:30 – 13:30 Mittagsruhe Mittagsruhe Mittagsruhe Mittagsruhe Mittagsruhe<br />

Nach<strong>mit</strong>tag<br />

Erinnerungsgruppe<br />

Spazieren, Tanz<br />

Spiele Spazieren SELBA-Training Spazieren<br />

Singen,<br />

Beschäftigung<br />

Spiele, Singen,<br />

Gedichte<br />

7<br />

Singen,<br />

Erinnerungsgruppe<br />

Singen,<br />

Handarbeiten,<br />

Sonnenuhrspiel<br />

14:45 Kaffeejause Kaffeejause Kaffeejause Kaffeejause Kaffeejause<br />

Wortgottesdienst<br />

(14tägig)<br />

Zusätzlich gibt es einen Gedächtniscomputer (Pinguin) für Einzelpersonen sowie das<br />

Plejaden-Softwareprogramm, <strong>mit</strong> welchem <strong>mit</strong>tels Beamer zu lösende Aufgaben an die<br />

Wand projiziert werden und eine ganze Gruppe an der Lösung arbeitet. Je nach Saison<br />

wird garteneigenes Gemüse sowie selbst geerntetes oder zugekauftes Obst <strong>mit</strong> den<br />

Besuchern in der Küche verarbeitet. Verschiedene eingekochte Marmeladen werden <strong>mit</strong><br />

diversen Handarbeiten (Seidenmalerei, Wollprodukte und Ähnliches) zu diversen<br />

Anlässen auf einem Basar verkauft.


3.1.2 Typischer Besuchertag<br />

Die Anreise der Besucher findet in der Zeit von 7:30 und 9:00 Uhr statt. Jene, die noch<br />

nicht gefrühstückt haben, nehmen im TZ Linz das Frühstück zu sich. Auf dem<br />

Frühstückstisch befinden sich Teller und Besteck, Gebäck, Zucker und jeweils das<br />

Namenskärtchen <strong>mit</strong> einem persönlich verbindenden Motiv des jeweiligen Besuchers.<br />

Die Farbe des Namenskärtchen an sich verrät über etwaige Diäten wie fleischlose Kost<br />

(gelb) und Diabetes (rot). Die Farbe blau stellt keine Einschränkung dar. Ebenso der<br />

zugewiesene Spind trägt den Vor- und Nachnamen sowie ein Motiv zur besseren<br />

Erkennbarkeit. Nach Abschluss des Frühstücks wird in der Gruppe immer `Danke für<br />

diesen guten Morgen´ gesungen. Für die Programme werden die Besucher jeweils in<br />

zwei Gruppen geteilt, abhängig von der kognitiven und physischen Leistung. Eine<br />

Gruppe beschäftigt sich beispielsweise <strong>mit</strong> Wortfindungsübungen und<br />

Gedächtnistraining, die andere führt einfache Gymnastik- und Bewegungsübungen<br />

durch. Um 11:30 Uhr wird das Mittagessen <strong>mit</strong>tels Glockenschlag auf CD eingeläutet.<br />

Der Mittagstisch kommt per Bestellung von der Firma Mahlzeit und wird vom Personal<br />

serviert. Nach dem Essen ziehen es einige vor zu ruhen oder ein wenig zu schlafen. Der<br />

Ruheraum gleich neben der Küche wird deswegen oft auch verdunkelt. Andere gestalten<br />

die Mittagsruhe <strong>mit</strong> verschiedenen Spielen, Puzzle oder Lesen. Um die Mittagszeit<br />

werden ebenso auch die Medikamente verabreicht und der Toilettengang abgewickelt.<br />

Zur besseren Orientierung wurden die Toilettentüren rot gestrichen. Um circa 13:30 Uhr<br />

wird wieder <strong>mit</strong> dem Programm fortgesetzt und bei Schönwetter auch ein Spaziergang<br />

zum nahegelegenen Hummelhofwald unternommen. Ab 14:45 Uhr gibt es dann die<br />

Kaffeejause und zuletzt wird gemeinsam das Lied `Auf Wiedersehen` gesungen. Kurz<br />

nach 15:00 Uhr werden schon die ersten abgeholt und nach Hause gefahren.<br />

3.2 Alzheimer´s Family Services Center (AFSC)<br />

1980 wurde bereits eine Gruppe von Freiwilligen in Costa Meza aktiv, um ältere<br />

Menschen <strong>mit</strong> einer Alzheimer-Krankheit oder einer anderen <strong>Demenz</strong>erkrankung zu<br />

unterstützen. Die Treffen fanden zunächst in einer Kirche und später in einem<br />

Gemeindehaus statt. 1982 wurde dann eine weitere Gruppe in Fountain Valley gestartet.<br />

Das AFSC wurde am 12.09.1999 eröffnet. Das Center hatte zu Beginn nur 20 Besucher<br />

pro Tag, in den letzten Jahren ist jedoch viel an Aufklärungs- und Netzwerkarbeit<br />

passiert. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Tageszentrum und im 1. OG<br />

die Büroräume für Administration, Fundraising und Ähnliches. Das Center ist konzipiert<br />

und lizenziert für eine tägliche Besucherzahl von maximal 100, welche oft nahezu<br />

erreicht wird. Zur Zeit gibt es 188 erfasste Besucher (Stand 21.7.2008), welche<br />

8


unterschiedlich oft kommen. Es sind alle <strong>Demenz</strong>grade und auch verwandte Störungen<br />

jeden Grades, im Speziellen aber die Alzheimer-Krankheit, vertreten. Das Center ist von<br />

Montag bis Freitag in der Zeit von 7:30 bis 17:30 Uhr geöffnet. Die späteste Anreise ist<br />

<strong>mit</strong> 10:00 Uhr vor<strong>mit</strong>tags sowie die früheste Abreise <strong>mit</strong> 14:30 Uhr, unter anderem<br />

aufgrund strenger Bestimmungen durch MediCal festgelegt. Das Center, 50 km südlich<br />

von Los Angeles gelegen, ist Partner des Hoag Hospital. Eine weitere Partnerschaft<br />

besteht zur University of California. Noch bis Ende September 2007 trug das Center die<br />

Bezeichnung ´Adult Day Services of Orange County´, seit 1. Oktober 2007 nennt es sich<br />

AFSC. Der neue Name reflektiert exakt die angebotenen Leistungen. Zudem ist die<br />

Umgestaltung des Namens eine Reaktion auf die Herausforderung ´<strong>Demenz</strong>´ und macht<br />

es betroffenen Familien leichter, die richtige Anlaufstelle für Fragen und Unterstützung<br />

zu finden. Das Hoag Memorial Hospital Presbyterian (not-for-profit and state-of-the-art<br />

community hospital) in Newport Beach ist spezialisiert auf Neurowissenschaft und auch<br />

Eigentümer des AFSC-Gebäudes, welches sich über insgesamt 1.700 m² erstreckt. Das<br />

AFSC ist ein ´state-of-the-art-building´ und hat als Besonderheit eine ´early-stage-group´.<br />

Das heimelige Umfeld, der Garten <strong>mit</strong> Brunnen und Pergola und das einfache Design<br />

minimieren Verwirrtheit. Das Gebäude hat eine gesicherte Umfassung <strong>mit</strong> zwei<br />

Eingangstoren, dies bietet genügend Bewegungsfreiheit und eine sichere Umwelt für die<br />

Besucher. Die Eingangsbereiche im Gebäudeinneren sind farbig gestaltet. Das Center<br />

bezeichnet sich als `experts for dementia care`. Oberste Prämisse ist die Verbesserung<br />

der <strong>Leben</strong>squalität der Familien - herausgefordert durch eine Alzheimererkrankung oder<br />

eine andere Form von <strong>Demenz</strong> - durch individuell maßgeschneiderte Dienstleistungen,<br />

um die jeweiligen Bedürfnisse zu erfüllen, von der Meinung ´nichts kann mehr getan<br />

werden´ hin zu ´die Initiative ergreifen`. Das AFSC befindet sich in einem sehr modernen<br />

Gebäude und hat eine gute Reputation nach außen. Die Besucher können nur<br />

diejenigen Türen selbst öffnen, welche sie in einen Gemeinschaftsraum oder in den<br />

Garten hinaus und von dort auch wieder herein führen. Haupttüren wie Toiletten und die<br />

großen Eingangstüren im Gebäude sind jederzeit geöffnet, so ergibt sich ein<br />

ungehindertes Wandern in einer Art Schleife. An einer Wand sind Fotos von den<br />

Besuchern ausgehängt, zur Erinnerung von damals und heute, jeweils <strong>mit</strong> angefügter<br />

Jahreszahl. Auf den Gängen und in den Aktivitätsräumen kann je nach Belieben<br />

Hintergrundmusik gespielt werden. Einige Türen fallen zu und können ohne Schlüssel<br />

nicht wieder geöffnet werden, dies betrifft den Speiseraum, den Gruppenraum vom New<br />

Connection Club (NCC) und den Gesundheitsraum (health room). So<strong>mit</strong> sind die<br />

jeweiligen Gruppenangebote ungestört und von spontanen Besuchen umherwandernder<br />

Menschen geschützt. Der Freizeitraum (recreation room), in welchem sich viele<br />

9


Besucher aufhalten und auch das meiste musikalische und das Großgruppenprogramm<br />

stattfinden, ist ab 9:00 Uhr morgens bis 15:00 Uhr immer zugänglich. Die Gänge sowie<br />

die meisten Räume weisen einen dezenten Teppichboden auf. Lediglich der<br />

Speiseraum, die Küche und die sanitären Anlagen haben einfärbige Kunststoff- oder<br />

Fliesenböden. Die eigene Küche stellt nach strengen Ernährungsauflagen das<br />

Frühstück, das Mittagessen und einen nach<strong>mit</strong>täglichen Snack her. Zugleich befinden<br />

sich Wandtafeln im Eingangsbereich der Küche, die auf spezielle Ernährungsgewohnheiten<br />

oder -einschränkungen aufgrund von Krankheit oder Allergien hinweisen.<br />

Der Buchstabe ´D´ am Namensschild steht für Diabetes. Bei jeder Mahlzeitausgabe<br />

sowie bei der Süßigkeitsvergabe nach Bingo wird genauestens darauf geachtet. Für<br />

einige Besucher gibt es nur pürierte Kost. Darüber hinaus gibt es noch eine Schauküche,<br />

in welcher ab und zu <strong>mit</strong> einigen Besuchern eine Kleinigkeit zubereitet wird. Es ist<br />

jährlich eine Tuberkuloseuntersuchung für das Personal als auch für die Besucher<br />

verpflichtend vorgesehen.<br />

3.2.1 Allgemeines Wochenprogramm<br />

Zum umfangreichen Wochenplan im AFSC findet sich eine kurze Auflistung und<br />

Beschreibung der unterschiedlichen Programme in der nachstehenden Tabelle.<br />

Tabelle 4: Überblick Programmangebot AFSC<br />

Programm Beschreibung<br />

New Connection Club<br />

Friendship Club<br />

Excursions<br />

Zugänglich nur für das Anfangsstadium, ein MM-Testergebnis von 24 Punkten oder<br />

mehr erforderlich, der Besucher muss zudem physisch in der Lage sein eine Meile<br />

(1,6 km) zu Fuß zu gehen, Diskussionen und Gedächtnistraining an Vor<strong>mit</strong>tagen,<br />

Ausflug <strong>mit</strong> Essen auswärts in der Mittagszeit, Spiele u.dgl. am Nach<strong>mit</strong>tag, die<br />

Ausflüge werden immer von einer Krankenschwester begleitet.<br />

Unterschiedliche Unterhaltung im Freizeitraum, Diskussion über Tagesgeschehen in<br />

verschiedenen Zeitungen, Wortfindungsübungen, Musikunterhaltung zum Mitsingen,<br />

Therapiehund, Gymnastik, usw.<br />

Täglich werden fünf Besucher für einen Spaziergang um den Block ausgewählt,<br />

weitere fünf Besucher machen einen <strong>mit</strong>täglichen Ausflug inkl. Einkehr.<br />

Kunstgruppe Basteln, Malen an Montagen, Dienstagen, Donnerstagen vor<strong>mit</strong>tags, ca. 2 Std.<br />

BINGO tgl. von 12:30 – 13:30 Uhr, die Gewinner bekommen eine Süßigkeit<br />

Men´s group<br />

Jeden Vor<strong>mit</strong>tag erfolgt die Bildung einer Männergruppe, welche Indoor-Golf, Kegeln,<br />

Horse-shoe und Karten spielen unternimmt.<br />

Spanish group<br />

zB für Native speaker aus Mexiko, jeden Mittwoch und Freitag Nach<strong>mit</strong>ag,<br />

Kommunikation und Gedächtnisübungen stehen im Vordergrund.<br />

Vietnamese group für Vietnamesen, täglich vor<strong>mit</strong>tags, Kommunikation und Gedächtnisübungen<br />

Bowling League<br />

[m]Power<br />

jeden Freitag von 11:00 – 13:00 Uhr in Newport Beach, eine Gruppe bis zu acht<br />

Personen, immer in Begleitung einer Krankenschwester.<br />

interaktives Computerprogramm, <strong>mit</strong>tels Kopfhörer und Touch-screen wird der<br />

Besucher für 20 Minuten <strong>mit</strong> Aufgaben konfrontiert, mindestens ein MM-Testergebnis<br />

von 15 oder mehr erforderlich, tgl. in der Zeit von 9:00 – 11:30 Uhr und 12:30 – 14:30<br />

Uhr.<br />

10


3.2.2 Typischer Besuchertag<br />

Der Ablauf eines typischen Besuchertages hängt jeweils vom Besucher und seiner<br />

kognitiven Leistung ab und ist demnach sehr individuell. Jedem Besucher wird auch eine<br />

gewisse Freiwilligkeit an der Teilnahme an den Programmen gewährt.<br />

3.3 Auftrag/Aufgabenprofil<br />

Beide Zentren verstehen sich als moderne soziale Dienstleistungsunternehmen. Ziel<br />

beider Institutionen ist die Verbesserung der <strong>Leben</strong>ssituation Hilfe suchender, sozial<br />

benachteiligter und an <strong>Demenz</strong> erkrankter Menschen. Im Vordergrund steht, dem<br />

jeweiligen Besucher einen sinnerfüllten Horizont zu gestalten, sowie die Entlastung der<br />

pflegenden Angehörigen. Des weiteren ermöglicht der Besuch in den Tageszentren ein<br />

längeres grundsätzliches Verbleiben in den eigenen vier Wänden und trägt oft wesentlich<br />

zum Erhalt der Selbstständigkeit bei.<br />

3.4 Personal<br />

Der Personalstamm beider Tageszentren ist aufgrund der Größe und der verschiedenen<br />

angebotenen Leistungen völlig unterschiedlich. Im TZ Linz trägt das meiste Personal<br />

weiße Bekleidung, so<strong>mit</strong> ergibt sich ein einheitliches Erscheinungsbild. Im AFSC gibt es<br />

keine Berufsbekleidung, jedoch gilt Jeansverbot, ausgehend von der Leitung. Grund<br />

dafür sind die internen Führungen durchs Center <strong>mit</strong> wichtigen Personen, die sich als<br />

Geldgeber entpuppen könnten und das seriöse Erscheinungsbild im Allgemeinen. Eines<br />

haben beide Tageszentren jedoch gemeinsam, es gibt jeweils einen Hund einer<br />

Mitarbeiterin, welcher von den Besuchern sehr geschätzt wird. Im TZ Linz ist dies Tessy<br />

und im AFSC ist es Dr. Nick. Der Dienstplan an sich wird jeweils zur Mitte des Monats für<br />

das kommende Monat erstellt. Im TZ Linz ist die Leitung dem Geschäftsführer direkt<br />

unterstellt. Sämtliche Mitarbeiter sind der Leitung in disziplinärer und organisatorischer<br />

Hinsicht untergeordnet. Durch die Leitung ist der qualitative und quantitative Ausbau des<br />

Tageszentrums auf Basis eines kollegialen Führungsstils zu gewährleisten. Auch im<br />

AFSC gibt es eine ähnliche Hierarchieordnung. Der Personalschlüssel liegt in beiden<br />

Einrichtungen in etwa bei 1 : 5. Da im AFSC auch die Besucher verschiedensprachig<br />

sind, ist ebenso ein gewisser Anteil des Personals mehr- oder fremdsprachig. Vorrangig<br />

wird Englisch, Spanisch und Vietnamesisch gesprochen. Die Positionen der Heimhelfer<br />

(program aides) sowie des Küchen- und Reinigungspersonals werden vermehrt durch<br />

Zuwanderer besetzt. Die Heimhelfer übernehmen alle Arbeiten wie Türbewachung, Hilfe<br />

beim Toilettengang, Kontrolle des Trinkhaushaltes, Unterstützung der Mahlzeiten,<br />

Mitarbeit im Gesundheits- und Freizeitraum. Jeden Donnerstag Nach<strong>mit</strong>tag findet eine<br />

11


interne Besprechung <strong>mit</strong> nahezu dem gesamten Personal zur Information und zum<br />

Austausch statt.<br />

3.4.1 Multidisziplinäres Team zum Assessment<br />

Im AFSC erfolgt vor Aufnahme im Center ein dreitägiges Assessment durch ein<br />

multidisziplinäres Team. Dieses Team ist von Montag bis Freitag von 8:30 bis 14:30 Uhr<br />

im Gesundheitsraum tätig. Alle sechs Monate erfolgt ein weiteres Assessment.<br />

Zwischendurch wird jeder Besucher alle drei Monate besprochen, diese MDT-Sitzung<br />

(multi disciplinary team meeting) findet jeden Freitag um 9:30 Uhr statt. Die Assessments<br />

werden von Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sprachtherapeuten<br />

durchgeführt. Von der Sozialarbeit wird auch ein ´inhome-environmentalassessment´<br />

durchgeführt, wo auf Stolperfallen im Sinne der Sturzprophylaxe und auf<br />

entsprechende Adaptierungen im Wohnbereich hingewiesen wird. Den Mini-Mental- und<br />

den Bristol-Test führt ein Sozialarbeiter durch. Auf Basis der abgeschlossenen<br />

Assessments wird ein individueller Pflegeplan (individual plan of care) erstellt. Kommt ein<br />

Besucher den ersten Tag ins AFSC, wird dieser in der Gruppe vorgestellt und langsam<br />

integriert. Anfangs werden ihm die verschiedensten Programme gezeigt und je nach Lust<br />

und Interesse kann der Besucher danach selbst entscheiden, wo er teilnehmen will. Für<br />

den individuellen Pflegeplan gibt es Listen, in denen von der jeweiligen Fachkraft oder<br />

auch durch die Heimhelfer vermerkt wird, was, wann wie oft durchgeführt wurde. Dies<br />

betrifft vor allem den Toilettengang sowie den Trinkhaushalt des einzelnen Besuchers.<br />

Die umfangreiche Dokumentation dient der Beweissicherung für die Angehörigen und<br />

zur Kontrolle. Jedem Besucher ist ein bestimmter Sozialarbeiter und eine<br />

Krankenschwester zugeordnet.<br />

12


Tabelle 5: Aufgaben der verschiedenen Professionen<br />

Krankenschwester<br />

Profession Beschreibung<br />

Medikamentenversorgung, Pflegeplanerstellung,<br />

Arztkontakte, wöchentliche Durchführung von Blutdruck- und<br />

Pulskontrolle, Ernährung, Gewichtskontrolle 1 x monatlich<br />

Durchführung der individuell geplanten Aktivitäten lt. Plan<br />

Physiotherapeut<br />

(Ergometer, Tretmühlen, Balanceübungen), speziell die<br />

unteren Extre<strong>mit</strong>äten betreffend<br />

Ergotherapeut Training von Bewegungsabläufen beim Anziehen, Luftballon<br />

zuspielen usw., speziell die oberen Extre<strong>mit</strong>äten betreffend<br />

Sprachtherapeut Sprech-, Lese- und Atemübungen<br />

Sozialarbeiter<br />

Care-Manager<br />

Fünf Sozialarbeitern werden die gesamten Besucher<br />

zugeteilt, welche alle personenbezogenen Belange von<br />

Beginn an <strong>mit</strong> den Angehörigen abwickeln und verschiedene<br />

Tests bzw. Assessments durchführen (Mini-Mental-Test,<br />

Bristol-Test, inhome-environmental-assessment ..) .<br />

Übernimmt Fallmanagement (Case-Management), sozialarbeiterisches<br />

Ablaufschema bedarfsgerechter Hilfeleistungen<br />

im Versorgungsbedarf eines Besuchers, dazu<br />

gehören Erstberatung, Netzwerkarbeit <strong>mit</strong> anderen sozialen<br />

Einrichtungen, Abklärung von Finanzierungsfragen, die<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der Sozialarbeit usw.<br />

Da sich die Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen als sehr wichtig<br />

erweist, wird im Folgenden noch näher auf die Wichtigkeit des Einsatzes eines<br />

Sprachtherapeuten eingegangen. Primärbetroffener ist der <strong>Demenz</strong>erkrankte selbst, hier<br />

vor allem bezüglich seiner Sprach- und Kommunikationseinschränkungen.<br />

Sekundärbetroffene sind Angehörige und Pflegende des Dementen. Die besondere<br />

Berücksichtigung der Kommunikationsfähigkeit des Pflegenden ist unerlässlich, da sich<br />

sprachliche Beeinträchtigungen nicht nur auf den Erkrankten und seine Angehörigen,<br />

sondern auch auf die pflegende Fachkraft und so<strong>mit</strong> auf den Pflegealltag kritisch<br />

auswirken können. Dem Einsatz einer Sprachtherapeutin zur kommunikativen<br />

Unterstützung im Umgang <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>erkrankten wird hohe Beachtung geschenkt. Eine<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Sprachtherapeuten und Pflegenden scheint<br />

eine der wenigen Möglichkeiten darzustellen, die kommunikative Beziehung zum<br />

Erkrankten möglichst lange aufrechterhalten zu können. Speziell im fortgeschrittenen<br />

<strong>Demenz</strong>stadium wird es immer schwieriger, die Äußerungen des Dementen verstehen<br />

zu können. Folglich kann es zu Missverständnissen kommen, die sich auf die gesamte<br />

menschliche Beziehung negativ auswirken.<br />

3.4.2 Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

In den U.S.A. hat das Ehrenamt eine besondere Bedeutung. Viele pensionierte<br />

Menschen, aber auch Berufstätige widmen oft ein paar Stunden pro Woche, um sozial<br />

ehrenamtlich aktiv zu sein, ebenso Menschen, welche vor einer beruflichen<br />

13


Neuorientierung stehen oder auch jene, welche in demjenigen Bereich Erfahrungen<br />

sammeln wollen und auf eine spätere Anstellung hoffen. Es gibt so<strong>mit</strong> verschiedenste<br />

Beweggründe ehrenamtlich im Sozialbereich tätig zu sein. Viele genießen und schätzen<br />

die Interaktion <strong>mit</strong> dem Personal, den Besuchern und anderen Ehrenamtlichen. Andere<br />

freuen sich, Menschen helfen und so<strong>mit</strong> etwas zurück geben zu können. Wieder andere<br />

sind an der eigenen Entwicklung von neuen Fähigkeiten interessiert und möchten durch<br />

das Treffen von vielen verschiedenen Menschen das eigene Selbstvertrauen stärken.<br />

Primär werden Ehrenamtliche über Interneteinträge in diversen Foren, durch<br />

Schaltungen in verschiedenen Zeitungen sowie durch aufgelegte Infoblätter in anderen<br />

Einrichtungen akquiriert. Das AFSC hat rund 50 Ehrenamtliche zur Verfügung, welche<br />

von ein paar Stunden bis zu einem Teilzeitjob freiwillig aktiv sind. Jedes Jahr werden<br />

mehr als 5.000 Stunden durch Ehrenamtliche geleistet. Für die Mitarbeit ist eine jährliche<br />

Gesunden- und Tuberkuloseuntersuchung obligatorisch. Durchschnittlich sind die<br />

Ehrenamtlichen von einem bis zu drei Jahren tätig. Vorzeigefähig und erwähnenswert<br />

sind auch die Kooperationen <strong>mit</strong> umliegenden Hochschulen, im Speziellen <strong>mit</strong><br />

Ausbildungsstätten für Krankenschwestern und Heimhelfer für Praktika im Zuge der<br />

Ausbildung. Infolgedessen findet eine wertvolle Begegnung zwischen Jung und Alt statt.<br />

Diese ´intergenerational volunteers` werden in verschiedensten Bereichen eingesetzt<br />

und tragen zur Unterstützung bei. Das Mitwirken durch Angehörige ist im AFSC nicht<br />

erlaubt.. Diese Personen können lediglich ehrenamtlich im Büro <strong>mit</strong>arbeiten, jedoch nicht<br />

in direktem Zusammenhang <strong>mit</strong> den Besuchern.<br />

3.5 Organisatorischer Ablauf<br />

Die Besucher werden sowohl in Linz als auch in Huntington Beach entweder per Bus<br />

abgeholt und wieder nach Hause gefahren oder ein Angehöriger übernimmt die An- und<br />

Abreise. Im TZ Linz wird <strong>mit</strong> dem eigenen Bus gefahren und pro Fahrt drei Euro verrechnet.<br />

In Huntington Beach ist der Bustransfer im Tagessatz bereits inbegriffen. Das<br />

Busservice ist dort eine angemietete Dienstleistung. Die An- und Abreise übernimmt<br />

OCTA, Orange County Transportation Authority. Die Gebühren für die An- und Abreise<br />

werden <strong>mit</strong>tels vorher erworbener Gutscheine (vouchers) abgerechnet und bewegen sich<br />

zwischen 6,25 und 12,25 US-Dollar je Fahrt. Das früheste Eintreffen ins AFSC ist ab<br />

7:30 Uhr möglich, die ersten Heimreisen starten ab 15:00 Uhr. Das Eintreffen beim<br />

AFSC sowie der Zeitpunkt der Abreise inklusive geschätzter Ankunft zuhause wird<br />

sorgfältig in einer Liste festgehalten, um Bescheid zu wissen, falls inzwischen ein<br />

Angehöriger anruft und vor hat, den Besucher selbst abzuholen. Dies ist aufgrund der<br />

großen Besucherzahl unbedingt notwendig. Es kam auch schon vor, dass ein Besucher<br />

14


nicht abgeholt wurde. Kommt es zu einer verspäteten Abholung durch den Angehörigen,<br />

das heißt mehr als 30 Minuten zum Dienstschluss um 17:30 Uhr, stellt das AFSC je<br />

25 US-Dollar für alle 30 Minuten in Rechnung. Von 7:30 bis 9:00 Uhr wird gefrühstückt<br />

sowie die Namenskärtchen an der Kleidung angebracht, um Punkt 9:00 Uhr werden die<br />

Türen zum Freizeitraum geöffnet. Während des Frühstücks wird schon <strong>mit</strong> Bewegungsangeboten<br />

im Gesundheitsraum begonnen. Grundsätzlich gibt es andere Frühstücksgepflogenheiten<br />

in den USA. Es befinden sich keine Gegenstände auf dem Frühstückstisch<br />

und Toast wird auf einer Serviette <strong>mit</strong> Kaffee und Orangensaft serviert. Die vielen<br />

Besucher haben freie Sitzwahl. Nur <strong>mit</strong> Ausnahme des Frühstücks werden die<br />

Mahlzeiten immer in zwei Schichten abgewickelt. Das Mittagsessen wird ab 11:40 Uhr<br />

und um 12:05 Uhr serviert, der Snack ab 14:45 Uhr sowie um 15:00 Uhr ausgegeben.<br />

Danach fahren die ersten nach Hause und wird für die anderen ein Film eingelegt,<br />

welcher bis circa 17:00 Uhr dauert. Nach und nach reisen die Besucher ab. Die<br />

Häufigkeit der Besuche ist im AFSC in Form einer Vereinbarung verbindlich festgelegt.<br />

Kann ein Besucher, welcher normalerweise jeweils Dienstag und Donnerstag kommt,<br />

diese Woche einen Tag davon nicht kommen, wird ein ´make-up-day´ angeboten. Das<br />

heißt, der Besucher hat die Möglichkeit diesen versäumten Tag an einem anderen Tag,<br />

jedoch im selben Monat, nachzuholen. Ausnahmen für das Fernbleiben bilden nur eine<br />

schwere Krankheit <strong>mit</strong>tels Bestätigung und ein längerer Krankenhausaufenthalt. So<strong>mit</strong> ist<br />

die Teilnahme viel verbindlicher als im TZ Linz. Dies ist für die Planung im AFSC<br />

unbedingt notwendig, da die Besucherzahl von 100 nicht überschritten werden darf und<br />

das täglich ein Thema ist.<br />

3.6 Zielgruppen<br />

Prinzipiell sind im AFSC alle Stadien der <strong>Demenz</strong> (inklusive Gehstock oder -wagen,<br />

Rollstuhl) und auch verwandte Störungen vertreten. Generell ist die Diagnose ´<strong>Demenz</strong>´<br />

für den Zutritt ins Center erforderlich, jedoch sind auch Menschen <strong>mit</strong> einer leichten<br />

geistigen Behinderung vor Ort. Eine Diagnose ist für den Besuch jedoch verbindlich.<br />

Wichtig ist, dass die Besucher noch eine ausreichende Mobilität der oberen Extre<strong>mit</strong>äten<br />

aufweisen, da<strong>mit</strong> die Tagesverrichtungen wie Essen und Ähnliches selbständig<br />

durchgeführt werden können. Das Alter knüpft an keine Bedingung, der jüngste<br />

Besucher ist erst 43 Jahre alt. Es sind ebenso verschiedene Kulturen willkommen, da<br />

das Personal bereits danach ausgerichtet ist und neben Englisch oft auch Spanisch und<br />

Vietnamesisch spricht. Der Besucheranteil von Mexikanern und Menschen aus dem<br />

asiatischen Raum liegt bei etwa 25 %. Zur Zeit sind 188 Besucher im AFSC erfasst,<br />

welche unterschiedlich oft kommen. Es ergibt sich eine Aufteilung von 100 Frauen und<br />

15


88 Männern. Das durchschnittliche Alter liegt bei 80 Jahren, die durchschnittliche<br />

Besuchsdauer bei zwei Jahren. Grundlegend unterschiedlich ist die Ansprache des<br />

Besuchers <strong>mit</strong> dem Namen. Die Besucher im TZ Linz werden <strong>mit</strong> dem Nachnamen, im<br />

AFSC <strong>mit</strong> dem Vor- oder Spitznamen (first- or nickname) angesprochen. Beobachten<br />

konnte ich auch, dass es im AFSC üblich ist, dass Besucher im höheren <strong>Demenz</strong>stadium<br />

<strong>mit</strong> Puppen oder Plüschtieren herum laufen. Dies ist im TZ Linz nicht der Fall. Laut<br />

Reisberg-Skala (U.S.A.: GDS Global Deterioration Scale) sind die Besucher in Linz im<br />

Schnitt zwischen Stufe vier und fünf einzuordnen.<br />

Im Hinblick auf einen gesicherten und stimulierenden Tagesaufenthalt für die Besucher<br />

einerseits und die Berücksichtigung der Grenzen des Pflege- und Betreuungspersonals<br />

andererseits sind nachstehende Ausschlusskriterien im TZ Linz festgelegt:<br />

� Völlige Immobilität, dauerhafte Bettlägrigkeit und Transportunfähigkeit<br />

� Hohe Aggressivität<br />

Ob der Besuch im TZ Linz im Einzelfall möglich und sinnvoll erscheint, wird von den<br />

Pflege- und Betreuungspersonen unter Einbeziehung der Angehörigen, den mobilen<br />

Diensten und den zuständigen Ärzten entschieden.<br />

3.7 Angewendete Konzepte und Arbeitsmethoden<br />

Die Besucher im TZ Linz werden nach dem Prinzip der ganzheitlichen reaktivierenden<br />

Pflege und Betreuung unterstützt. Die Selbstbestimmung des Besuchers einerseits und<br />

die Aktivierung andererseits stehen im Mittelpunkt der Betreuung. Da das Betreuungskonzept<br />

vorwiegend auf dem milieutherapeutischen Ansatz beruht, wird im TZ Linz eine<br />

private, heimelige Atmosphäre geschaffen. Die Milieutherapie geht davon aus, dass das<br />

räumliche Umfeld der Dementen einen wichtigen Einfluss auf ihr Befinden hat und unter<br />

therapeutischen Gesichtspunkten gestaltet sein sollte. In der Betreuung kommen die<br />

Validation, kognitives Training und die Mäeutik zur Anwendung. Einige Bedienstete<br />

haben deswegen auch die spezielle fachliche Ausbildung dafür, um diese Techniken<br />

professionell anzuwenden. Es gehört ebenso zum Angebot, dass die Tagesbesucher bei<br />

den Verrichtungen des täglichen <strong>Leben</strong>s eingebunden werden, wie beispielsweise die<br />

Mitwirkung bei der Essenszubereitung, Mithilfe bei Gartenarbeiten, gemeinsame<br />

Spaziergänge und Ähnliches. Da<strong>mit</strong> können unter Umständen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten trainiert, erhalten und wiedererlangt werden. Im AFSC gibt es zwar<br />

regelmäßige Fortbildungen, welche die Betreuungspersonen absolvieren, jedoch keine<br />

fundierten Ausbildungen wie im TZ Linz. Das Personal wird im Umgang <strong>mit</strong> Dementen<br />

(Kommunikation, Pflege und Ähnliches) informiert und geschult, jedoch nicht fachlich<br />

fundiert ausgebildet. Im Gespräch <strong>mit</strong> der Geschäftsführung stellte sich heraus, dass<br />

16


man zwar immer sehr aktuell <strong>mit</strong> Forschungen und neuen Entwicklungen sei, die<br />

fundierten Spezialausbildungen aber nicht notwendig seien. Speziell Großbritannien und<br />

Australien seien die Vorreiter in Sachen <strong>Demenz</strong> und neuen Konzepten oder Modellen.<br />

Die Erhaltung der ATL´s (Aktivitäten des täglichen <strong>Leben</strong>s) jedes einzelnen Besuchers<br />

durch das multidisziplinäre Team stehe im Vordergrund. Durch den jeweils individuell<br />

erstellten Pflegeplan wird bei jedem Besucher an dessen noch vorhandenen Ressourcen<br />

angeknüpft und wird er genau dort abgeholt. In beiden Zentren ließ sich die Integration<br />

der Besucherbiografie beobachten. Die Betreuungskräfte wussten sehr genau über die<br />

<strong>Leben</strong>serfahrungen der Besucher Bescheid, welche sie glücklich und stolz machten oder<br />

auch andere, die sehr einschneidend und prägend erlebten. Vom Einsatz der nett<br />

gestalteten Tischkärtchen und Spindbeschriftungen zeigte sich die Geschäftsführung in<br />

den USA sehr beeindruckt. Gänzlich neu war für sie der in Linz vorhandene<br />

Snoezelenraum (Sinnesraum), welchen sie auch gerne hätten.<br />

3.8 Sicherheitsvorkehrungen<br />

In Linz ist <strong>mit</strong>tels Drücken am hoch positioniertem Schalter an der Wand und gleichzeitigem<br />

Druck gegen die Tür, diese zu öffnen. Der Gartenbereich ist eingezäunt und<br />

das kleine Tor abgesperrt. Die Laden in der Küche, in welchen sich Messer und<br />

Ähnliches befinden, sind verschließbar. Am Elektroherd wird der Betätigungsknopf<br />

entfernt, sobald dieser nicht mehr in Verwendung ist. Im ASFC werden aufgrund der<br />

großen Besucherzahl grundsätzlich keine Besteckteile und Menagen aufgedeckt, da die<br />

Verletzungsgefahr zu groß sowie der freie und ungehinderte Zuckerkonsum für<br />

Diabetiker zu gefährlich ist. Der Außenbereich ist <strong>mit</strong> einer robusten Umfassung<br />

begrenzt. Zwei kleine Tore zum Ein- und Ausgehen sind vorhanden, aber verschlossen.<br />

Nur <strong>mit</strong>tels Zahlencode oder Schlüssel können diese geöffnet werden. Zu den Toren<br />

besteht eine Funkverbindung, um sich <strong>mit</strong> dem Personal im Gebäude auszutauschen. Im<br />

Außenbereich sind jene Besucher unterwegs, welche gerne und viel wandern und immer<br />

nach Hause wollen. Allgemein hat jeder Besucher ein Namensschild <strong>mit</strong> eigenem<br />

Namen, Angehörigenkontakt und der Adresse vom Center an der Kleidung angebracht.<br />

Der Buchstabe ´E´ am Namensschild steht für ´explore´ (erforschen). Bei diesen<br />

Besuchern wird das Namensschild im oberen Rückenbereich angebracht. Eine Liste der<br />

´Explorer´ liegt am Haupteingang auf und alle 30 Minuten wird kontrolliert, ob sich alle<br />

innerhalb des Centers befinden. Eine weitere Sicherheitsvorkehrung ist die Assistenzund<br />

Notrufanlage. An sämtlichen Stellen im Gebäude, in den Toiletten sowie auch<br />

außerhalb sind diese Druckknöpfe angebracht. Der Besucher hat die Wahl den gelben<br />

Assistenzknopf zu drücken, wenn er Hilfe braucht. Wenn es sich um einen Notfall<br />

17


handelt, kann er den blauen Notfallknopf drücken. In beiden Fällen ertönt im Gebäude<br />

ein unterschiedliches akustisches Signal und eine Krankenschwester eilt zum am Gang<br />

ausgehängten Gebäudeplan, welcher elektronisch <strong>mit</strong>tels Lämpchen anzeigt, an welcher<br />

Stelle der Knopf gedrückt wurde und sucht diese auf.<br />

3.9 Finanzierung<br />

Immer wieder wurde davon gesprochen, dass im Speziellen die anstehende erste<br />

Pensionierungswelle der ´Baby Boomer´, das sind Personen, welche zwischen 1946 und<br />

1964 geboren sind, deren Versorgung und in weiterer Folge deren Finanzierung in den<br />

USA große Sorgen bereiten. In den USA ist das Pensionsantrittsalter für beide<br />

Geschlechter <strong>mit</strong> 65 Jahren festgelegt. Das bedeutet so<strong>mit</strong>, dass bereits im Jahr 2011<br />

die ersten ´Baby Boomer´ pensioniert werden. Ebenso gewinnt in Österreich, aufgrund<br />

der demografischen Entwicklung und Alterung der Bevölkerung, die Absicherung des<br />

Risikos der Pflegebedürftigkeit zunehmend an Bedeutung. Dabei wird es erforderlich<br />

sein, einerseits bestehende Maßnahmen in diesem Bereich weiterzuentwickeln und<br />

anzupassen, sowie andererseits weitere Schritte zu setzen, um das hohe Niveau des<br />

österreichischen Pflegeversorgungssystems auch in Hinkunft zu gewährleisten.<br />

Die Finanzierung der beiden Zentren gestaltet sich gänzlich unterschiedlich. Die<br />

Finanzierung der Besuche im TZ Linz erfolgt alleinig durch die Besucher als Privatzahler.<br />

Als Grundlage für die Er<strong>mit</strong>tlung der Höhe des Tagessatzes wird die Summe des<br />

Einkommens aus Pensionszahlungen (Alterspension, Witwenpension, Kriegsgefangenenentschädigung<br />

und Ähnliches) sowie die Höhe des Pflegegeldes<br />

herangezogen. Wer kein Pflegegeld bezieht, fällt in die Rubrik ´Normaltarif´. Seit 1. Juli<br />

1993 gilt ein für ganz Österreich einheitliches Pflegegeld nach dem<br />

Bundespflegegeldgesetz. Das Pflegegeld soll Betroffenen ermöglichen, selbstbestimmt<br />

über Art und Weise der Pflegebetreuung zu entscheiden und länger in der gewohnten<br />

Umgebung bleiben zu können. Die Voraussetzung für die Leistung ist ein ständiger oder<br />

mindestens sechs Monate andauernder Pflege- oder Betreuungsbedarf, aufgrund einer<br />

körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung. Die Einführung des Pflegegeldes stellt eine<br />

wichtige Basis für die Finanzierung der Pflege dar. Jedoch decken diese Beiträge oft<br />

nicht die tatsächlichen Kosten ab. Bei der Einstufung muss Rücksicht auf die Situation<br />

von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> genommen werden. Dort ist der Pflegebedarf zum Teil zwar<br />

niedriger, der Betreuungsaufwand und die emotionale Belastung aber oft viel höher.<br />

18


3.9.1 TZ Linz<br />

Das TZ Linz finanziert sich rein aus den Einnahmen von den Besuchern und erhält keine<br />

Subventionen oder Zuschüsse. Die Häufigkeit der Besuche hängt demnach oft vom<br />

individuellen Einkommen ab. Der niedrigste Tagessatz liegt bei nur 20 Euro. Die durchschnittliche<br />

Tagesgebühr liegt in etwa bei 47 Euro und beinhaltet das angebotene<br />

Programm, alle Mahlzeiten und Getränke, kleine Ausflüge sowie soziale Dienstleistungen<br />

wie Körperpflege, Toilettentraining und Ähnliches.<br />

Tabelle 6: Tarife TZ Linz<br />

Haushaltseinkommen Normaltarif Tarife bei Pflegegeldbezug<br />

alleinstehend Familie Tag (o. PG) PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG 5 P 6<br />

bis EUR 726,00 1.091,14 20,00 24,94 29,11 34,06 41,09 48,64 59,05<br />

bis EUR 1.026,00 1.391,14 25,00 29,94 34,11 39,06 46,09 53,64 64,05<br />

bis EUR 1.226,00 1.591,14 30,00 34,94 39,11 44,06 51,09 58,64 69,05<br />

bis EUR 1.426,00 1.791,14 35,00 39,94 44,11 49,06 56,09 63,64 74,05<br />

bis EUR 1.626,00 1.991,14 40,00 44,94 49,11 54,06 61,09 68,64 79,05<br />

ab EUR 1.626,00 1.991,14 45,00 49,94 54,11 59,06 66,09 73,64 84,05<br />

Angebot: 12 Besuche im TZ/Monat – 1 Tag gratis; 20 Besuche im TZ/Monat – 2 Tage gratis<br />

Quelle: Tarife TZ Regenbogen, Linz (Stand Mai 2008)<br />

So<strong>mit</strong> ergibt sich der höchste Tagessatz zu 84,05 Euro. Die Tarife ändern sich jährlich,<br />

da sie an die aktuelle Ausgleichszulage angelehnt sind. Die monatlichen Einkünfte aus<br />

den Tagesgebühren lagen im Mai 2008 bei 15.502,00 Euro. Dividiert durch den durchschnittlichen<br />

Tagessatz von 47 Euro ergeben sich 330 Besuche für den Monat Mai. Die<br />

330 Besuche geteilt durch angenommene zwanzig Besuchertage je Monat ergeben eine<br />

durchschnittliche Besucherzahl von 17 Personen je Tag. Bei einer Hochrechnung auf<br />

zwölf Monate ergibt sich ein jährliches Budget von etwa 186.000,00 Euro für 2008.<br />

3.9.2 AFSC<br />

Die Tagesgebühr im AFSC liegt aktuell einheitlich bei 90 US-Dollar pro Person und Tag<br />

(2007: 75 US-Dollar). Dieser Betrag deckt das gesamte Paket, welches das<br />

umfangreiche Programm, Leistungen durch das multidisziplinäre Team, alle Mahlzeiten<br />

und Getränke sowie den Bustransfer beinhaltet. Laut Auskunft der Geschäftsführung<br />

liegt der kostendeckende Tagessatz jedoch bei 134 US-Dollar pro Besucher und Tag.<br />

Die Kosten werden jeweils zur Hälfte durch die Einnahmen der Tagesgebühren sowie<br />

durch Spendengelder (foundations, grants, trusts, donations) gedeckt. Von der Stadt<br />

Huntington und Newport Beach, Fountain Valley und Costa Meza werden jährlich<br />

19


insgesamt 20.000 US-Dollar beigesteuert. Es wird Fundraising betrieben, um immer<br />

wieder Zuschüsse akquirieren zu können. Viele Subventionen werden nur für bestimmte<br />

Projekte zugesagt und sind <strong>mit</strong> einer umfangreichen Dokumentation der Ausgaben,<br />

meistens für die Dauer von drei Jahren, verbunden. Die Verwendung des Geldes ist<br />

eindeutig definiert und vertraglich festgehalten.<br />

Viele Besucher begleichen die Tagesgebühr <strong>mit</strong> der monatlichen Auszahlung von `social<br />

security`, einer beitragsfinanzierten Versicherungsleistung nach dem Äquivalenzprinzip,<br />

welche erst ab dem 65. <strong>Leben</strong>sjahr das zustehende Pensionsgeld ausschüttet. Ein<br />

Pflegegeld wie in Österreich gibt es nicht. Einige haben zusätzlich über eine<br />

Privatversicherung (beispielsweise SCAN) vorgesorgt. Außerdem gibt es Geld aus ´VET´<br />

(Veteranenzahlung), ´MediCal´ (staatliche Leistung) und schlussendlich ´scholarships´,<br />

um den Besuch im AFSC zu finanzieren. Oft übernehmen auch die eigenen Kinder einen<br />

Teil der Gebühr, um die Eltern gut versorgt zu wissen. Das jährliche Budget beträgt 3,7<br />

Mio. US-Dollar.<br />

Nachstehend werden die verschiedenen Finanzierungsquellen nochmals kurz erläutert.<br />

Tabelle 7: mögliche Finanzierungsquellen<br />

Finanzierungsquellen Definition und Festlegung<br />

private payment<br />

zur Gänze Privatzahlung, immer einen Monat im Voraus<br />

90 US-Dollar/Tag<br />

social security<br />

MediCal<br />

SCAN<br />

VET<br />

scholarships<br />

Bezug erst ab dem 65. <strong>Leben</strong>sjahr<br />

Die Höhe richtet sich nach der Einzahlung während der Beschäftigung.<br />

In anderen Staaten ´Medicaid´, MediCal steht für California´s health care program.<br />

´It pays for a variety of medical services for children and adults who have li<strong>mit</strong>ed<br />

resources and income´.<br />

Anzahl der genehmigten Besuche hängt sehr stark vom Vorschlag der internen<br />

Krankenschwester ab, wie oft es notwendig erscheint, das AFSC stellt danach den<br />

Antrag bei MediCal, max. 76 US-Dollar/Tag<br />

private Vorsorgeversicherung<br />

max. 9 Tage pro Monat, max. 52 US-Dollar/Tag<br />

Zahlungen nur für Veteranen (staatliche Leistung)<br />

max. 3 Tage pro Woche, maximal 85 US-Dollar/Tag<br />

vergibt das Center, um Besuch möglich zu machen, das dafür notwendige Geld wird<br />

durch Spenden akquiriert (donations, grants usw.)<br />

Zuschuss zwischen 25 und 42 US-Dollar je Tag möglich<br />

Quelle: mündliches Interview <strong>mit</strong> der Abrechnungsstelle im AFSC<br />

Laut Auskunft der Geschäftsführung liegt die niedrigste eingehende Gebühr bei<br />

49 US-Dollar/Tag, die durchschnittliche Höhe der eingehenden Zahlungen bei<br />

73 US-Dollar/Tag. Finanzierbar ist die Differenz auf 90 US-Dollar nur durch eine der<br />

20


oben angeführten Finanzierungsquellen. Zur Zeit sind 188 Besucher im Tageszentrum<br />

erfasst, welche unterschiedlich oft kommen.<br />

Abbildung 1: Häufigkeit der Besuche nach Tagen<br />

Von den derzeit 188 Besuchern kommen 25 täglich und sieben viermal pro Woche ins<br />

Center. 50 Personen kommen dreimal die Woche, wobei zu beobachten ist, dass dies<br />

meistens am Montag, Mittwoch und Freitag ist. Von 91 Personen und so<strong>mit</strong> am<br />

häufigsten wird das Center zweimal pro Woche besucht, dies wiederum vermehrt am<br />

Dienstag und Donnerstag. 15 Besucher kommen nur einmal pro Woche, wobei dies<br />

meistens ein Freitag ist.<br />

Abbildung 2: Finanzierung<br />

41<br />

11<br />

42<br />

10<br />

50<br />

7<br />

25<br />

84<br />

15<br />

1 2 3 4 5<br />

ausgehend von 188 Besuchern<br />

private payment MediCal SCAN VET scholarship<br />

21<br />

Anzahl der Besucher<br />

91


Von insgesamt 84 Besuchern erfolgt die Finanzierung durch eigenes Kapital, dies<br />

können einerseits Zahlungen aus ´social security´ oder dem Privatvermögen sein.<br />

42 Besucher erhalten Leistungen aus dem staatlichen MediCal, wobei ein Differenzbetrag<br />

oft noch zu leisten ist. 41 Personen ziehen die Auszahlung von der privaten<br />

Vorsorge SCAN zur Finanzierung heran und begleichen den Restbetrag vom eigenen<br />

Kapital. Elf Personen beziehen Geldleistungen aus dem Veteranentopf zur Finanzierung<br />

des Aufenthaltes. Scholarships, sogenannte Stipendien, werden normalerweise vom<br />

Center jeweils nur für die Deckung eines Differenzbetrages in der Höhe von 25 bis<br />

42 US-Dollar vergeben. Die Vergaben sind jeweils von der akquirierten Summe durch<br />

Spenden und dergleichen, die zur Verfügung stehen, abhängig. Für zehn Personen<br />

werden die Besuche zur Gänze vom Center intern ermöglicht.<br />

Abbildung 3: Finanzierung täglicher Besucher<br />

9<br />

2<br />

2<br />

private payment MediCal SCAN VET<br />

Insgesamt 25 Personen besuchen täglich das AFSC. Die Finanzierung der zahlreichen<br />

Besuche erfolgt durch zwölf Privatzahler, für neun Personen aus MediCal-Leistungen<br />

und für je zwei Personen aus SCAN und VET.<br />

22<br />

12


3.10 Aktivitäten des täglichen <strong>Leben</strong>s<br />

Nachstehend folgt eine Übersicht, wie und durch wen die Aktivitäten des täglichen<br />

<strong>Leben</strong>s und die Deckung der personenbezogenen Bedürfnisse erfolgen.<br />

Tabelle 8: Versorgungsübersicht<br />

Aktivität<br />

AKTIVITÄTEN DES TÄGLICHEN LEBENS (ATL´s)<br />

Übernahme durch<br />

TZ Linz / AFSC<br />

(ja / nein)<br />

TZ Linz AFSC<br />

Bekleidung nein nein<br />

Ernährung ja ja<br />

Trinkhaushalt ja ja<br />

23<br />

Wo und durch wenn<br />

geschehen diese Dienstleistungen?<br />

Die ordnungsgemäße Bekleidung des Besuchers zählt zu<br />

den Aufgaben der Angehörigen.<br />

Die Tageszentren sind nur für die Zeit des Aufenthaltes für<br />

die Ernährung zuständig. Der Angehörige ist für die<br />

ausreichende Ernährung verantwortlich.<br />

Die Tageszentren sind nur für die Zeit des Aufenthaltes für<br />

den Trinkhaushalt zuständig. Der Angehörige ist für die<br />

ausreichende Flüssigkeitszufuhr verantwortlich.<br />

Körperpflege ja nein<br />

grundsätzlich Aufgabe der Angehörigen, das TZ Linz<br />

inkludiert eine Dusche/Woche durch das hauseigene<br />

Personal.<br />

Toilettengang ja ja während des Aufenthaltes<br />

Toilettentraining/<br />

Inkontinenzversorgung<br />

ja ja während des Aufenthaltes<br />

allgemeine Einkäufe nein nein Aufgabe der Angehörigen<br />

Bankgeschäfte nein nein Aufgabe der Angehörigen<br />

Arzttermine/Zahnmedizin nein nein Aufgabe der Angehörigen<br />

Frisör ja nein Auf Bestellung kommt ins TZ Linz ein mobiler Friseur.<br />

Hörgerät/-hilfen nein nein Aufgabe der Angehörigen<br />

Brille u. Sehhilfen nein nein Aufgabe der Angehörigen<br />

Medikamentengabe ja ja<br />

Insulinversorgung ja ja<br />

während des Aufenthaltes, ansonsten Aufgabe der<br />

Angehörigen<br />

während des Aufenthaltes, ansonsten Aufgabe der<br />

Angehörigen<br />

Blutdruckkontrolle ja ja<br />

während des Aufenthaltes, ansonsten Aufgabe der<br />

Angehörigen<br />

Dekubitusprophylaxe nein nein nicht notwendig, da keine Pflegefälle<br />

Die meisten Aktivitäten erfolgen durch die Angehörigen selbst oder werden von sozialen<br />

Diensten übernommen. Im TZ Linz ist das Duschen im Preis inbegriffen. Im AFSC<br />

würden es die Angehörigen ebenso begrüßen, jedoch steht für diese oder ähnliche<br />

Dienstleistungen kein Personal zur Verfügung. Inbegriffen in deren Leistungen sind so<strong>mit</strong><br />

nur die sogenannten ´Unfälle´ in Bezug auf die Ausscheidung und Inkontinenz.<br />

Grundsatz ist die Erhaltung der Ressourcen. Alle zusätzlichen Dienstleistungen könnten<br />

durch verschiedene Anbieter zugekauft werden.


4 Pflegende Angehörige<br />

Die Schaffung von Tageszentren ermöglicht den pflegenden Angehörigen eine kurze<br />

persönliche Auszeit und bietet die Möglichkeit, wichtige Dinge zu erledigen. Viele<br />

pflegende Angehörige haben durch die ständige Belastung ein Burn-out-Syndrom oder<br />

stehen kurz davor. In ländlichen Regionen fehlen oft Unterstützungsangebote, etwa für<br />

die Tages- oder Kurzzeitpflege. Die Pflege erfolgt häufig durch Familienangehörige.<br />

Hilfreich wäre eine bessere Koordination und Kooperation zwischen Ärzten und<br />

Mitarbeitern der mobilen Pflege- und Hilfsdienste. Bei Trainings sollten jene Personen<br />

zusammen kommen, die in der Praxis gemeinsam Patienten betreuen. Obgleich<br />

pflegende Angehörige eine tragende Säule des Pflegesystems sind, bekommen diese zu<br />

wenig systematische Unterstützung. Eine Möglichkeit wäre, bei einer Zusicherung von<br />

Pflegegeld eine weitere Sachleistung zu integrieren, beispielsweise individuelle Beratung<br />

durch Mitarbeiter mobiler Dienste. Themen wären die Organisation des Alltags,<br />

Hebetechniken, Adaptionen der Wohnung sowie der Umgang <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong> oder<br />

Sterbebegleitung. Ebenso der Umgang <strong>mit</strong> diversen Behörden und Informationen über<br />

Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige in der jeweiligen Region. Derzeit sind<br />

nicht immer alle Disziplinen gut vernetzt oder fehlt das Wissen darüber, oft sowohl bei<br />

Betroffenen als auch bei Multiplikatoren wie Hausärzten.<br />

4.1 Genderaspekt<br />

`Pflege ist weiblich´ diese Aussage ist immer wieder zu hören und zu lesen. Da mehr als<br />

zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen weiblich und auch die pflegenden<br />

Angehörigen meistens Frauen sind, ist der Bereich Pflege in zweifacher Hinsicht<br />

geschlechtlich segregiert. Frauen und Männer werden in ihrem Denken, Verhalten und<br />

Erleben - neben den biologischen Unterschieden - durch geschlechtsspezifische soziale<br />

Rollenmuster geprägt. Laut Aussagen einer Sozialarbeiterin im AFSC ist es für Männer<br />

schwieriger, die neue Situation (Haushalt, Kochen, Waschen, Reinigung) zu bewältigen<br />

Die ´typisch männlichen` Aufgaben liegen meistens bei den Finanzen, der Technik und<br />

dem Garten. Auch im umgekehrten Sinne sind Frauen oft auf fremde Hilfe angewiesen.<br />

Zunehmend ist dennoch zu beobachten, dass immer mehr Männer als pflegende<br />

Angehörige auftreten. Diese Männer pflegen in erster Linie die Ehefrau oder eigene<br />

Kinder. Aus einem Interview <strong>mit</strong> zwei Sozialarbeitern im AFSC ließ sich ableiten, dass<br />

nur lange <strong>Leben</strong>s- oder Ehegemeinschaften eine Sicherstellung für eine verantwortungsvolle<br />

Pflege des Partners seien. Handelt es sich um eine zweite oder erst kurze<br />

Eheschließung, welche ohne Kinder und Wohnraumschaffung einher geht, lässt sich<br />

erkennen, dass einige Partner die Verantwortung der neuen Aufgabe ablehnen. Generell<br />

24


stellen Männer sich den Anforderungen der Pflege anders als Frauen. Ihre Arbeit wird<br />

als ´pragmatisch´ und ´<strong>mit</strong> mehr Hemmung und Scham verbunden´, beschrieben.<br />

Männer beschreiben ihre Tätigkeit als Arbeit und als ´managerielle Aufgabe`. Unter<br />

diesen Umständen bedeute das Zusammenspiel von Management- und Emotionsarbeit<br />

in der Pflege nicht nur Belastung und Leid, sondern erlaube auch Erfahrungen von<br />

Bereicherung und Belohnung. Grundsätzlich umschreiben die Männer die Pflege eher in<br />

Worten der ´Liebe´ und Frauen eher als `Pflichtaufgabe´. Dennoch können heute Männer<br />

die Übernahme einer Pflege ablehnen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Meistens<br />

sind bei männlichen Pflegearrangements mehrere Helfer eingebunden oder werden<br />

verstärkt professionelle Hilfen in Anspruch genommen.<br />

4.2 Unterstützungsangebote<br />

Im indirekten Sinn bietet der ´Care-Manager´ im AFSC in Form von Beratungsleistungen<br />

Unterstützung für die pflegenden Angehörigen. Ebenso wenn sich der Zustand des<br />

Besuchers verschlechtert, koordiniert dieser bei Bedarf eine andere geeignete<br />

Einrichtung oder ver<strong>mit</strong>telt soziale Dienstleistungen für die Unterstützung zuhause. Die<br />

Position des ´Care-Managers´ ist sozusagen die erste Anlaufstelle im AFSC und umfasst<br />

die Arbeit eines `Case-Managers´. Der Versorgungsbedarf des jeweiligen Besuchers<br />

wird geplant, implementiert, koordiniert, überwacht und evaluiert. Es können zusätzlich<br />

Termine für Problemlösung, Koordinierung der Pflege und für die Beantwortung offener<br />

Fragen vereinbart werden. Eine Entlastungsmöglichkeit ist ´respite care´ (Ruhe- und<br />

Atempause), das kann ein Wochenende in einer Organisation sein, zu welcher<br />

Netzwerkarbeit besteht. Die Organisation Silverado (betreubares Wohnen) bietet<br />

kostenlos ein Wochenende pro Besucher und Jahr an, in der Hoffnung, dass dieser<br />

vielleicht später diese Institution wählt. Das TZ Linz bietet ebenso Beratung und<br />

Einzelgespräche für die pflegenden Angehörigen der hauseigenen Besucher an. Zudem<br />

wird auf Selbsthilfegruppen und andere unterstützende Hilfen verwiesen. Nachstehend<br />

folgt eine Auflistung der derzeit verfügbaren Angebote im Raum Linz.<br />

25


Tabelle 9: Angebote für pflegende Angehörige<br />

Volkshilfe Linz<br />

Volkshilfe OÖ<br />

OÖ Sanitätsdirektion<br />

Institution Angebot<br />

Angehörigencafe des TZ Regenbogen, 4 x jährlich, Vorträge<br />

durch Experten über Neuerungen, Behelfe, Finanzielles,<br />

usw.<br />

Kurse für Pflegende als auch für Leiterinnen von<br />

Selbsthilfegruppen, Gesprächsgruppen<br />

Stammtisch für pflegende Angehörige, Gedanken- und<br />

Erfahrungsaustausch sowie Behandlung aktueller Themen<br />

Landesnervenklinik Wagner-Jauregg, Linz Treffen jeden letzten Montag im Monat ab 18 Uhr<br />

Haus der Frau, Linz Treffen jeden zweiten Montag im Monat, 18:30 bis 20:30 Uhr<br />

Rotes Kreuz, Linz-Stadt Seminare und Kurse nach Bedarf<br />

Samariterbund, Linz Seminare und Kurse nach Bedarf<br />

Pfarrheim Christkönig, Linz Treffen jeden vierten Donnerstag im Monat ab 18:30 Uhr<br />

Caritas, Servicestelle pflegende Angehörige, Linz Gesprächsgruppen, Beratung in Einzelgesprächen, Vorträge<br />

4.3 Selbsthilfegruppen<br />

Die in der Tabelle angeführten Treffen sind meistens als Selbsthilfegruppe organisiert.<br />

Die ARGE Selbsthilfe Österreich, in dieser arbeiten alle Dachverbände der Selbsthilfegruppen<br />

zusammen, listet alle aktuellen Gruppen in Österreich und hilft bei der<br />

Gründung einer neuen Gruppe. Diese Arbeit geschieht ebenfalls nur über Ehrenamtliche.<br />

Laut Aussagen der Leiterin des TZ Linz werden diese Treffen bisher noch nicht so gut<br />

genutzt, da diese einerseits zu oft statt finden und viele Menschen nicht so offen über<br />

sich reden wollen. In den USA werden Selbsthilfegruppen ´support groups´ genannt.<br />

Überwiegend werden diese von Frauen besucht, deshalb gibt es auch eine reine<br />

Männergruppe. Ihr Angebot umfasst allgemeine Informationen, Unterstützung, den<br />

Austausch und Diskussion sowie die Beantwortung von Fragen. Es hänge jeweils vom<br />

Gruppenführer und auch von den Teilnehmern ab, wie erfolgreich ein Treffen verlaufe.<br />

Nach und nach bilden sich neue Gruppen, auch welche für fremdsprachige Teilnehmer.<br />

Zur weiteren Unterstützung steht Betroffenen das kostenlose <strong>Demenz</strong>handbuch der<br />

Gesundheit Österreich GmbH zur Seite, in welchem spezielle Betreuungsangebote für<br />

an <strong>Demenz</strong> erkrankte Menschen erhoben und zusammengefasst wurden. Dieses<br />

Handbuch stellt eine wertvolle Informations- und Entscheidungsgrundlage dar. Neben<br />

Expertenwissen zum Thema <strong>Demenz</strong> werden allgemeine Qualitätskriterien definiert,<br />

welche bei der Errichtung und Gestaltung eines speziellen <strong>Demenz</strong>bereiches<br />

berücksichtigt werden sollten. Ebenso steht das Österreichische Pflegetelefon des<br />

26


Bundesministeriums für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz unter<br />

der Telefonnummer 0800 20 16 22 gebührenfrei für die Abklärung von Fragen rund um<br />

Pflege, Finanzierung und Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />

5 Schlussfolgerungen<br />

Obwohl vieles verschieden abläuft und organisiert ist, gibt es auch einige<br />

Gemeinsamkeiten der beiden Versorgungseinrichtungen. Grundsätzlich galten einige<br />

Dinge wie der eigene Gemüseanbau im Garten, die individuell gestalteten Tischkärtchen<br />

in Einbezug der Biografie, der Snoezelenraum sowie das Einkochen von Marmelade und<br />

die Anfertigung von Handarbeiten, als vorzeigbare ´Good Practice´-Beispiele in den<br />

USA. Im Gegensatz dazu sollte im TZ Linz an der Einbindung von ehrenamtlichen<br />

Kräften angesetzt werden. Dies würde die Besucher und auch die freiwilligen Hilfskräfte<br />

bereichern sowie das Fixpersonal entlasten. Ein einmal wöchentliches fixes<br />

musikalisches Programm durch einen Musikanten würde sicher zur Bereicherung<br />

beitragen und eventuell die Menschen auch zum Tanzen und so<strong>mit</strong> zur Bewegung<br />

motivieren. Ergänzend wäre auch ein Spiel im Sinne von Bingo originell, wo die<br />

Besucher auf Zahlen setzen können und dann die Ziehung entscheidet, wer gewonnen<br />

hat. Im AFSC ist das Spiel <strong>mit</strong> einer kleinen Belohnung (Süßigkeit) verbunden, welche<br />

heiß begehrt ist. Es gibt eigens Süßes für Diabetiker. Interessant ist auch die<br />

Finanzierbarkeit eines Centers in den USA. Neben den vielen Geldquellen aus Spenden,<br />

welche bei uns nicht üblich oder greifbar sind, eben auch etwaige Einnahmen durch<br />

social security, MediCal, VET, SCAN oder scholarships. Da sich die Tagesgebühr in<br />

Linz, abhängig von der Höhe der Pension und des Pflegegeldes gestaltet, ist dies<br />

wesentlich transparenter. Das Betreuungsangebot für ältere Menschen in den USA liegt<br />

vor allem in privater Hand. Eine Mitarbeiterin meinte auch, dass alte Menschen zur Zeit<br />

das große ´Business´ seien.<br />

27


Literatur<br />

Feil, Naomi (2002): Validation. Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen,<br />

7. Aufl. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.<br />

Gatterer, Gerald / Croy, Antonia (2005): <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Demenz</strong>. Praxisbezogener Ratgeber<br />

für Pflege und Betreuung. Springer-Verlag Wien.<br />

About.com: Alzheimer´s Disease<br />

URL: http://alzheimers.about.com/od/diagnosisofalzheimers/a/MMSE.htm<br />

(Stand 21.09.2008)<br />

Ärztewoche online: Pflegende Angehörige haben´s schwer<br />

URL: http://www.aerztewoche.at/viewArticleDetails.do?articleId=4675<br />

(Stand 17.09.2008)<br />

APA: ZukunftWissen Österreich<br />

URL: http://www.zukunftswissen.apa.at/cms/zukunft-wissen/fti-und-wissenschaft/<br />

topnews-einzel.html<br />

(Stand 4.08.2008)<br />

BM für Soziales und Konsumentenschutz: Erwin Buchinger<br />

URL: http://www.erwinbuchinger.at/cms/buchinger/attachments/0/4/9/CH0764/CMS<br />

1208159603904/080407_presseunterlage_24_stundenbetr_tirol.pdf<br />

(Stand 17.09.2008)<br />

Department of health: ICD-9 Codes for Diseases and Disorders Related to Dementia<br />

URL: http://www.health.state.ny.us/professionals/nursing_home_administrator/2007-11-<br />

08_icd-9_codes_for_dementia.htm<br />

(Stand 17.09.2008)<br />

OÖ Nachrichten: Pflegegelderhöhung ab 2009<br />

URL: http://www.nachrichten.at/720349?PHPSESSID=3d14416b90fcade2ce1127347675258b<br />

(Stand 12.08.2008)<br />

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