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Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

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Für eine bessere Welt<br />

Johann Lafer und Michaela May<br />

zaubern eine weihnachtliche<br />

Crème brûlée mit Schokoladebirnen<br />

StarS<br />

am Herd<br />

Schauspieler, Sänger und moderatoren kochen mit<br />

24 Küchenchefs für den BmW Kunstadventskalender<br />

Kinder<br />

Danke an die Sponsoren!<br />

100 000 Euro gehen<br />

an das SOS-Kinderdorf<br />

Oberpfalz und das<br />

SOS-Familienzentrum<br />

Berlin-Hellersdorf<br />

KUnSt<br />

Maler und Fotografen wie<br />

Jakob de Chirico, Markus<br />

Tollmann, Michael Utz,<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong> <strong>Pietrula</strong><br />

sowie 21 weitere Künstler<br />

stiften ihre Werke<br />

6,50 Euro | Sonderausgabe Dezember 2009 | www.kunstadventskalender.de<br />

rezepte<br />

Stellen Sie sich<br />

ihre Menüs für<br />

die Festtage<br />

zusammen – mit<br />

8 Vorspeisen,<br />

8 Hauptgängen<br />

und 8 Desserts


der BMW KunstadventsKalender<br />

FüR DIESES aUSSERGEWöHNLICHE CHaRITy-PROJEKT HaBEN SICH UNTERNEHMEN,<br />

KüNSTLER, SCHaUSPIELER, SäNGER, MODERaTOREN UND DIESMaL aUCH ExZELLENTE<br />

KüCHENCHEFS ZUSaMMENGETaN, UM SOS-KINDERDORF ZU UNTERSTüTZEN<br />

Ja mei, is’ denn schon Weihnachten?“<br />

mögen sich viele Gäste gedacht haben,<br />

als sie bereits im Oktober die festliche<br />

Dekoration in den 23 Häusern von Relais &<br />

Châteaux sahen. Zu diesem Zeitpunkt nämlich<br />

entstanden in diesen privat geführten, exzellenten<br />

Hotels mit ihren legendären Grands<br />

Chefs sowie im Leonardo Royal Berlin die<br />

kulinarischen Weihnachtsgeschichten für das<br />

Charity Magazin und den Nachrichtensender<br />

N 24. Die 29 prominenten Paten des BMW<br />

Kunstadventskalenders bereiteten mit den<br />

Küchenchefs 24 Gerichte zu – Vorspeisen,<br />

Hauptgänge und Desserts.<br />

25 Maler, Bildhauer und Fotografen haben<br />

ihre Werke für dieses außergewöhnliche<br />

Projekt zur Verfügung gestellt, das die beiden<br />

BMW-Markenschaufenster in München<br />

am Lenbachplatz (diese Seiten) und am Kurfürstendamm<br />

in Berlin (Seite 98/99) wie im<br />

vergangenen Jahr in spektakuläre Open-air-<br />

Galerien für Jedermann verwandelt.<br />

25 Unternehmen mit BMW an der Spitze<br />

haben dieses in Deutschland einzigartige<br />

Projekt ermöglicht, der Erlös kommt dem<br />

SOS-Kinderdorf Oberpfalz und dem SOS-<br />

Familienzentrum Berlin-Hellersdorf zugute.<br />

Wenn Sie SOS-Kinderdorf unterstützen<br />

möchten, finden Sie das Spendenkonto im<br />

Internet unter ww.sos-kinderdorf.de.<br />

SEITE SEITE


EIn HErz für<br />

dIE andErEn<br />

SELBST IN ZEITEN WIE DIESEN<br />

FINDEN SICH MENSCHEN,<br />

DIE TROTZ DER WELTWEIT<br />

KRITISCHEN WIRTSCHaFTSLaGE<br />

ZU GEBEN BEREIT SIND<br />

Spare in der Zeit, dann hast du<br />

in der Not – wie gut, dass diese<br />

Einstellung, die in unserem Land<br />

immer mehr um sich greift, vor den<br />

Menschen Halt gemacht hat, die den<br />

zweiten BMW Kunstadventskalender<br />

so großzügig unterstützen. 25 deutsche<br />

Wirtschaftsunternehmen haben<br />

erneut ein Zeichen gesetzt, um den<br />

zweiten Kunstadventskalender bei den<br />

Markenschaufenstern von BMW am<br />

Münchner Lenbachplatz und am Berliner<br />

Kurfürstendamm zu ermöglichen<br />

und den Menschen täglich eine Freude<br />

zu machen. als Hermann Gmeiner vor<br />

60 Jahren das erste SOS-Kinderdorf in<br />

Imst in Tirol errichtete, legte er damit den<br />

Grundstein für ein heute weltweit tätiges<br />

Hilfswerk. Der pädagogische ansatz, elternlose<br />

Kinder nicht in Heimen unterzubringen,<br />

sondern ihnen eine neue Familie<br />

zu schenken, war für die damalige Zeit<br />

revolutionär und erfüllt bis heute seinen<br />

Zweck. Den Kindern der SOS-Kinderdörfer<br />

in der Oberpfalz und im Familienzentrum<br />

Berlin-Hellersdorf mehr als ein<br />

glückliches Weihnachtsfest zu bereiten,<br />

dafür stehen unter anderem 25 Künstler<br />

aus Deutschland, österreich, Italien,<br />

dem Kosovo, Portugal, Südafrika, New<br />

york und den Vereinigten arabischen<br />

Emiraten, 29 himmlische Paten und 24<br />

Küchenchefs, darunter die Grand Chefs<br />

Relais&Châteaux Juan amador, Thomas<br />

Bühner, Klaus Erfort, Reiner Fischer,<br />

Thomas Kellermann, Johann Lafer,<br />

Claus-Peter Lumpp, Heinz Winkler und<br />

Harald Wohlfahrt.<br />

29 Paten aus dem Showgeschäft haben<br />

sich auf die Reise quer durch<br />

Deutschland gemacht, um himmlische<br />

Weihnachtsgerichte zu zaubern. Wie<br />

Zauberlehrlinge haben sich Schauspieler,<br />

Sänger und Moderatoren vertrauensvoll<br />

in die Küchen großer Meister der<br />

Kochkunst begeben, haben gelernt und<br />

Erfahrungen ausgetauscht und sich in<br />

die wunderbare Weihnachtsstimmung<br />

dieser von Charme geprägten Häuser<br />

versetzen lassen. Was sie erlebt haben,<br />

findet sich nicht nur in unserem Charity<br />

Magazin wieder, sondern auch in 24<br />

Geschichten, die N 24 vom 1. bis 24. Dezember<br />

sendet. Sie sollen anregen, des<br />

Deutschen liebstes Gericht am Heiligen<br />

abend, Würstchen mit Kartoffelsalat, zu<br />

überdenken. Dass es auch bei diesem<br />

Standardgericht eine interessante Variante<br />

gibt, erlebte Hannes Jaenicke in<br />

der Küche von Lars Gaffron im Leonardo<br />

Royal in Berlin. Ein wunderbarer Brauch<br />

herrscht bei Peter Krones zuhause, dem<br />

Küchenchef des Weinromantikhotels<br />

Richtershof, der mit Deutschlands faszinierendstem<br />

Charakterdarsteller Michael<br />

Mendl einen Weihnachtspudding<br />

zubereitet hat: „Es ist immer ein Gedeck<br />

mehr am Tisch als anwesende da sind.<br />

Das ist für einen unerwarteten Gast. So<br />

denkt man an die Menschen, denen es<br />

vielleicht nicht so gut geht.“<br />

Spare nicht, sondern gebe!<br />

Eine fröhliche und genussvolle Weihnachtszeit<br />

und auch im neuen Jahr ein<br />

offenes Herz!<br />

06 Kingdom of Peace <strong>Prof</strong>. H.-J. <strong>Pietrula</strong><br />

Christian Kohlund kocht mit Harald Wohlfahrt<br />

10 Slide Augustus Goertz<br />

Annemarie Warnkross kocht mit Patrick Spies<br />

13 Diver Cäsar W. Radetzky<br />

Heio von Stetten kocht mit Thomas Kellermann<br />

16 Der Mauerfall Michael Fischer-Art<br />

Hannes Jaenicke kocht mit Lars Gaffron<br />

20 Globule I Eberhard Freudenreich<br />

Ralf Bauer kocht mit Katja Burgwinkel<br />

24 Symbiose Markus Tollmann<br />

Simone Thomalla kocht mit Claus-Peter<br />

Lumpp<br />

28 Ohne Titel Talal Moualla<br />

Diana Amft kocht mit Sabine Teubler<br />

32 EisZEIT Friedemann Rieker<br />

Tina Ruland kocht mit Ralph Hollokoi<br />

36 Unidentified Object Ernst Redl<br />

Angelika und Robert Atzorn kochen mit Klaus<br />

Erfort<br />

39 New York Manfred Baumann<br />

Dieter Kronzucker kocht mit Heinz Winkler<br />

42 Nefer/Lovers Ugo Dossi<br />

Michael Mendl kocht mit Peter Krones<br />

46 Der Himmelsgucker Christel Lechner<br />

Michael Brandner kocht mit Martin Herrmann<br />

49 Gondola a Rialto Luciano Pelizzari<br />

Stephan Luca kocht mit Thomas Bühner<br />

52 Die Schlucht <strong>Prof</strong>. Benno Werth<br />

Lara Joy Körner kocht mit Florian Zumkeller<br />

56 SOS Kinderdorf Oberpfalz und<br />

Familienzentrum Berlin-Hellersdorf<br />

58 Rettet die Phantasie Jakob de Chirico<br />

Marshall & Alexander kochen mit Daniel Schaefer<br />

61 Ohne Titel Nr 5 Jörg Engelmann<br />

Michaela May kocht mit Johann Lafer<br />

64 SaltAll Norbert Schmitt<br />

Anja Kruse kocht mit Juan Amador<br />

68 Karo-Rockfrau Christine Gallmetzer<br />

Janina Hartwig kocht mit Reiner Fischer<br />

72 Kiss me Meinke Flessemann<br />

Gerit Kling kocht mit Ulrich Person<br />

75 Das Haus des Zauberers II Otmar Alt<br />

Mariella Ahrens kocht mit Alexander Dressel<br />

78 Die Mauern meiner Jugend Dalip Kryeziu<br />

Wayne Carpendale kocht mit Jochen Kempf<br />

Diese Sonderausgabe des Charity-Magazins ist an einigen ausgewählten Verkaufsstellen in<br />

Deutschland zum Preis von 6,50 Euro erhältlich. Weitere Informationen finden Sie im Internet<br />

unter www.kunstadventskalender.de<br />

Verlag und Herausgeber: Wolff Promotion Ltd., München<br />

Geschäftsführung: Birgitt Wolff<br />

Redaktion & <strong>Text</strong>: Michael <strong>Tempel</strong> (verantw.)<br />

Artdirektion: Dorothea Bitterling Fotos: Eric Mosoni für Stefan Braun (Kunstwerke),<br />

Marcel Tasler (1); Petra Stadler für Wolff Promotion Ltd. (Prominente & Köche);<br />

Mitarbeit: Anja Jahns, Marga Ditsch (künstlerische Beratung); Lisa Gholami (Haare/Make-up)<br />

Druck: raff holding gmbh, Riederich; www.raff.de<br />

Copyright: Wolff Promotion Ltd. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags<br />

SEITE SEITE<br />

Birgitt Wolff<br />

Herausgeberin<br />

InHalT<br />

ImprESSum


01.<br />

Der Künstler: <strong>Prof</strong>. <strong>Hans</strong> -<strong>Joachim</strong> <strong>Pietrula</strong><br />

Der Koch: Harald Wohlfahrt<br />

Der Pate: Christian Kohlund<br />

Kingdom of Peace<br />

präsentiert von<br />

PRof. HANS-JoACHIM PIETRuLA<br />

wurde 1938 in Duisburg geboren und verlebte seine<br />

Kindheit auf der Insel Rügen. Die erste förderung<br />

der künstlerischen Begabung erfährt der Maler bereits<br />

durch den Großvater und Kirchenmaler Roman<br />

<strong>Pietrula</strong>. Nach seiner Lehre als Bühnenmaler erhält<br />

er ab 1957 ein Stipendium als Kunststudent der Malerei<br />

an der folkwangschule Essen. Es folgen Lehraufträge<br />

an den Hochschulen in Grünberg, frankfurt,<br />

Karlsruhe und freiburg. Die Kindheit auf der Insel<br />

Rügen hat ihn geprägt. Die Liebe zur Natur und den<br />

Menschen zeigt sich in all seinen Arbeiten, die er mit<br />

einem strengen Naturalismus begonnen hat. Bald<br />

erarbeitete er sich einen neuen, unverkennbaren<br />

Stil. Er malt Mensch und Tier, Pflanze und Landschaft.<br />

Nur das Wesentliche wird erfasst und kommt<br />

dennoch in seiner realen Ganzheit dem Betrachter<br />

entgegen. Die fließtechnik seiner Aquarelle verzaubert<br />

- es gelingt ihm bis zur Vollendung, die formen<br />

immer mehr aufzulösen und seine Impressionen in<br />

herrlichen farbkompositionen wiederzugeben. Der<br />

Wandel in die abstrahierende Malerei kam 1977.<br />

Seine Themen sind nun der Mikrokosmos, die Welt<br />

des Entstehens und Vergehens - das unsichtbare,<br />

das uns alle ausmacht. Eine große Herausforderung<br />

voller Geheimnisse und Poesie. Die Ellipse wird zum<br />

erkennenden Merkmal seiner Arbeiten. Er ist Entdecker<br />

dieses Gestaltungselementes, das in der Natur<br />

der ursprung allen Lebens ist.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong> <strong>Pietrula</strong> lebt und arbeitet seit<br />

1998 in seinem Atelier in Algolsheim im Elsass.<br />

Ganz ehrlich: Würden Sie auf die Idee kommen,<br />

Harald Wohlfahrt zum Essen einzuladen?<br />

Immerhin zählt der Küchenchef<br />

der Schwarzwaldstube zu den besten Köche<br />

der Welt. Sie hätten bestimmt Hemmungen,<br />

oder? Was könnten Sie anderes als sich blamieren<br />

mit Ihrem Boef Bourguignon oder was<br />

immer sonst Sie geplant haben.<br />

„Da ist schon etwas Wahres dran“, sagt Wohlfahrt,<br />

„manche denken eben, dass ich sehr anspruchsvoll<br />

bin. aber wer mich kennt, der weiß,<br />

dass ich ein sehr problemloser, einfacher und<br />

zufriedener Gast bin. Weil mir klar ist, welcher<br />

aufwand dahinter steckt, wenn man gut kochen<br />

Das traditionellste deutsche<br />

Weihnachtsessen: Gänsebraten<br />

mit Kartoffelklößen und Rotkohl<br />

ES gIbT nIcHTS<br />

bESSErES alS<br />

waS guTES!<br />

DIESE üBERSCHRIFT MüSSTE<br />

EIGENTLICH IN aNFüHRUNGSZEICHEN<br />

STEHEN, STaMMT DaS ZITaT DOCH VON<br />

HaRaLD WOHLFaHRT, KüCHENCHEF IM<br />

RESTaURaNT SCHWaRZWaLDSTUBE<br />

(GRaND CHEF RELaIS & CHaTEaUx).<br />

DER SCHaUSPIELER CHRISTIaN<br />

KOHLUND, DER NaCH BaIERSBRONN<br />

IN DEN SCHWaRZWaLD REISTE UND<br />

IHM BEIM GäNSEBRaTEN aSSISTIERTE,<br />

WIRD DIE RICHTIGKEIT DIESER aUSSaGE<br />

SICHER NICHT BESTREITEN<br />

will.“ also lassen Sie sich künftig nicht irritieren,<br />

wenn Sie Einladungen verschicken…<br />

Im Rahmen des BMW Kunstadventskalenders<br />

zugunsten von SOS Kinderdorf kocht Wohlfahrt<br />

zusammen mit seinem „Lehrling“, dem<br />

Schauspieler Christian Kohlund, das wohl traditionellste<br />

Weihnachtsgericht der Deutschen,<br />

Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen. Für<br />

Kohlund ist es tatsächlich eine Premiere, er<br />

hat noch nie eine Gans gebraten. „Ich bin gern<br />

Lehrling bei Menschen, die etwas können oder<br />

wissen“, sagt er, „da bleib ich sogar in meinem<br />

hohen alter neugierig.“ Kohlund kocht selbst<br />

gern und nach aussagen der Familie auch gut,<br />

vor allem einfache Gerichte mag er. „Es macht<br />

mir ungeheuren Spaß, ich gehe auch sehr gern<br />

einkaufen und lasse mir etwas einfallen. Meine<br />

Frau kocht natürlich besser, wir teilen uns<br />

das eben.“ Bei Kohlunds wird es eine Gans zu<br />

Weihnachten sehr schwer haben, sich durchzusetzen.<br />

Es ist nahezu unmöglich, weil es eine<br />

Tradition gibt, die nicht einmal ein noch so gut<br />

gemästetes Exemplar durchbrechen könnte.<br />

„Bei uns gibt es immer Fondue Bourguignonne.<br />

Das ist ein Diktat der Kinder, die freuen sich da<br />

monatelang darauf. Wir haben mehrere Töpfe,<br />

für Fisch und Fleisch, und die Soßen mache ich<br />

alle selber. Dann sitzen wir gemütlich zusammen.<br />

Und essen zwei, drei Tage davon.“<br />

Da wird die Gans wohl auf den St. Martinstag<br />

ausweichen müssen.<br />

Bei Wohlfahrt stammt das Tier aus Frankreich<br />

und wurde nur mit einem Gemisch aus Mais und<br />

Wasser gefüttert. „Das schmeckt man dann<br />

eben auch.“ Die Brust der Gans ist inzwischen<br />

ein wenig in Verruf geraten, weil oft zu trocken.<br />

Was daran liegen könnte, dass sie zu heiß gebraten<br />

wurde. „Ich gebe zu Beginn eine Tasse<br />

kaltes Wasser in den Bräter und reduziere die<br />

Temperatur dann nach einer halben Stunde von<br />

200 auf 180 Grad“, sagt Wohlfahrt. „Und wenn<br />

ich gegen Ende hin merke, also nach zweiein-<br />

SEITE SEITE


Die Gans wird mit<br />

Äpfeln, Zwiebeln und<br />

Beifuß gefüllt<br />

halb bis drei Stunden, je nach Größe, dass sie<br />

noch nicht knusprig genug ist, dann drehe ich<br />

die Temperatur noch einmal hoch.“<br />

Innen gesalzen und gepfeffert, gefüllt mit äpfeln,<br />

Zwiebeln und Beifuß, die lediglich das<br />

aroma abgeben und später für die Soße nicht<br />

verwendet werden, brutzelt die Gans im Ofen.<br />

Wir machen einen kleinen abstecher zu Eckart<br />

Witzigmann, der gern als Jahrhundertkoch bezeichnet<br />

wird und eine Glasflasche in die Gans<br />

steckt. Die erhitzt sich und brät das Tier sozusagen<br />

von innen her. Wohlfahrt hat von derlei<br />

anwendungen bisher noch nichts gehört.<br />

Die beiden Protagonisten widmen sich nunmehr<br />

den Beilagen. Christian Kohlund kennt die<br />

Scherze bezüglich seines Familiennamens weiß<br />

Wer rollt die rundesten Klöße?<br />

Gott zur Genüge. „Ich habe Kohl als Kind schon<br />

gern gegessen, mit ausnahme von Rosenkohl.<br />

Oder Fenchel. Das mag ich aber heute beides<br />

sehr. Wenn ich in einem Restaurant einen guten<br />

Rotkohl bekomme, bestelle ich meistens noch<br />

eine Portion nach.“<br />

„Ein größeres Kompliment können Sie einem<br />

Koch gar nicht machen“, sagt Harald Wohlfahrt,<br />

„dann weiß er, dass es Ihnen tatsächlich geschmeckt<br />

hat.“<br />

Trotzdem lässt der Küchenchef Kohlund den<br />

Rotkohl nicht schneiden, sondern legt lieber<br />

selbst das Messer an.<br />

Tacktacktacktacktacktacktack.<br />

Mit rasender Geschwindigkeit fallen die exakten<br />

schmalen Streifen auf das Brett. „Rotkohl mit<br />

der Hand schneiden ist sehr gefährlich“, sagt<br />

er, „weil man das Messer hoch über den Kohl<br />

ziehen muss, und das erfordert einige übung.“<br />

„Da bin ich aber froh, dass sich mal jemand<br />

Gedanken um meine Gesundheit macht“, lächelt<br />

Kohlund und erzählt aus seiner Zeit beim<br />

Schweizer Militär. „Da musste ich oft zur Strafe<br />

Kartoffeln schälen und am Ende war ich richtig<br />

gut darin.“ Was er bei der Vorbereitung für<br />

die Kartoffelklöße prompt unter Beweis stellen<br />

konnte. „Inzwischen habe ich mein Militärzeug<br />

aber zurück gegeben.“<br />

Der Trick beim Rotkohl ist das Gänseschmalz.<br />

Darin Zwiebeln kurz andünsten und den Rotkohl<br />

dazugeben, mit Rotwein ablöschen, eine Karaffe<br />

Brühe dazu, Essig, Salz, Gewürznelken, Preiselbeermarmelade,<br />

ein Lorbeerblatt und eine<br />

Prise Zucker, Deckel drauf und eine dreiviertel<br />

Stunde sanft köcheln lassen. am Ende verrührt<br />

Wohlfahrt etwas Mondamin mit Rotwein und<br />

gibt es dazu, das bindet. Und bringt Glanz.<br />

Kohlund ist voller Bewunderung und zollt der<br />

Zunft seinen Respekt. „Es heißt immer, wer<br />

die Hitze in der Küche nicht verträgt, sollte<br />

kein Koch werden. Das gilt ja nicht nur im übertragenen<br />

Sinne. Ich finde, das ist ein richtiger<br />

Hochleistungssport, bei dem Stress, und immer<br />

unter Druck.“<br />

Wohlfahrt lächelt und nimmt es erst einmal<br />

wörtlich. „Ich kannte noch die alten ölöfen,<br />

die hatten tatsächlich eine enorme abstrahlung.<br />

aber inzwischen benutzen ja fast alle<br />

Köche Induktionsherde, da ist das nicht mehr<br />

Beim Tranchieren schaut Christian Kohlund höchst interessiert zu<br />

so schlimm. aber man muss tatsächlich viele<br />

Produktionsabläufe parallel bewältigen und viel<br />

überblick haben, wenn man so eine Mannschaft<br />

im Zaum halten möchte.“<br />

Die Klöße erhalten in der Mitte ein paar geröstete<br />

Brötchenwürfel, die nicht nur gut schmecken,<br />

sondern auch überflüssige Feuchtigkeit aus den<br />

Klößen ziehen. Damit die aber wirklich munden,<br />

ist eine ordentliche Soße nötig. Die zieht<br />

Wohlfahrt aus dem Bratensatz, dem er kurz vor<br />

dem Ende der Bratzeit Gemüse, den Gänsehals<br />

und die Innereien zugegeben hat. Das Fett wird<br />

abgeschöpft, der Rest durch ein Sieb passiert,<br />

etwas Fond dazugegeben und mit ein wenig<br />

Gänsefett gebunden.<br />

Die Gans kommt perfekt gebräunt aus dem Ofen<br />

und duftet wunderbar. „So, wie die riecht, ess<br />

ich sie alleine“, sagt Kohlund und passt genau<br />

auf, wie der Braten tranchiert wird. Wohlfahrt<br />

trennt die Keulen ab und schneidet die Brust in<br />

dicke Scheiben. Die bekannte Frage „Brust oder<br />

Keule?“ stellt sich hier nicht, beides kommt auf<br />

den Teller, gebettet auf Rotkohl, begleitet von<br />

einem Kloß, der von ein wenig Bröselschmelze<br />

bedeckt ist. Kohlund hält es nicht mehr aus und<br />

stibitzt ein Stück Gans. Genießerisch schließt er<br />

die augen. „Einfach großartig.“<br />

„Es gibt halt nichts Besseres als was Gutes“,<br />

schmunzelt Wohlfahrt. Er ist auf einem landwirtschaftlichen<br />

anwesen groß geworden und weiß<br />

Zutaten<br />

1 Gans ca. 4,0 kg<br />

1 Zweig Beifuss getrocknet<br />

4 Äpfel<br />

3 Zwiebeln<br />

3 Gläser Geflügelfond<br />

1 Prise Salz, Pfeffer aus der Mühle<br />

1 Rotkohl<br />

1 Zwiebel<br />

2 Stück Äpfel<br />

60 Gramm Gänseschmalz<br />

2 Teelöffel Zucker<br />

3 Esslöffel Essig<br />

250 ml Rotwein<br />

3 Esslöffel Preisselbeermarmelade<br />

1 Prise Salz<br />

3 Stück Gewürznelken<br />

1 Stück Lorbeerblatt<br />

1 Kilogramm Kartoffeln<br />

2 Stück Eier<br />

200 Gramm Mehl<br />

2 Stück Brötchen<br />

1 Prise Muskatnuss, Salz<br />

Während die Gans auf ihren Höhepunkt<br />

hinarbeitet, haben wir reichlich<br />

Zeit, um Rotkohl und Klöße in Angriff zu<br />

nehmen.<br />

Für die Klöße<br />

Brötchen in Würfel schneiden und im Ofen<br />

ohne Fett rösten.<br />

hochwertige Produkte zu schätzen. Zuhause<br />

gab es am ersten Weihnachtsfeiertag immer einen<br />

Gänsebraten, er hat also reichlich Erfahrung<br />

mit diesem Gericht. Und er kann sich noch sehr<br />

gut an das klassische Essen an Heiligabend erinnern:<br />

Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat.<br />

Das gibt es inzwischen nicht mehr. Wie viele Kollegen<br />

hat auch Wohlfahrt nur den Heiligen abend<br />

gänsebraten mit kartoffelklössen und rotkraut<br />

Gänsebraten<br />

Flomenfett aus der Bauchhöhle entfernen,<br />

kann später im Gänseschmalz<br />

ausgebraten werden.<br />

Die junge Gans von innen und außen<br />

waschen und abtrocknen. Innen gründlich<br />

mit Salz ausreiben und leicht pfeffern.<br />

Äpfel und Zwiebeln waschen und grob<br />

zerteilen, zusammen mit dem Beifuss in<br />

die Bauchhöhle füllen.<br />

Den Ofen auf 200 Grad vorheizen. In<br />

einen Gänsebräter eine Tasse kaltes<br />

Wasser schütten und die Gans mit der<br />

Brust nach unten hinein legen. Nach einer<br />

halben Stunde ist so viel Fett ausgeschmolzen,<br />

dass die Temperatur auf 180<br />

Grad zurück geschaltet werden kann.<br />

Mit Salzwasser oder Brühe aufgießen.<br />

Den entfetteten Gänsefond zusammen<br />

mit der Füllung durch ein Sieb passieren.<br />

So lange mit dem Schneebesen rühren,<br />

bis nur noch Apfelschale und<br />

andere feste Bestandteile im Sieb sind.<br />

Soße noch einmal aufkochen, mit Rotwein<br />

und Orangensaft aromatisieren.<br />

Rotkohl<br />

Kohlkopf vierteln, Strunk und äußere Blätter<br />

entfernen. Fein hobeln. Zwiebel und<br />

Äpfel schälen und in Würfel schneiden.<br />

Das Gänseschmalz erhitzen, darin die<br />

Zwiebel- und Äpfelwürfel andünsten.<br />

Zucker und Rotkohl dazu geben und dünsten,<br />

dabei ständig rühren. Gewürze, Essig,<br />

01.<br />

Der Künstler: <strong>Prof</strong>. <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong> <strong>Pietrula</strong><br />

Der Koch: Harald Wohlfahrt<br />

Der Pate: Christian Kohlund<br />

mit der Familie, an den Feiertagen wird gearbeitet.<br />

Und da lässt er es sich nicht nehmen, selbst<br />

zu kochen. „Das ist nur fair, schließlich kommt<br />

die Familie ja das ganze Jahr über etwas zu<br />

kurz.“ Er lässt sich immer etwas einfallen. Mal<br />

gibt es lackierte Entenbrust, mal einen Wolfsbarsch.<br />

Und natürlich kommt hin und wieder<br />

auch ein Gänsebraten auf den Tisch.<br />

Kohlund bring den Kohl in die<br />

Schwarzwaldstube, die zum<br />

Hotel Traube-Tonbach gehört<br />

Marmelade und ein wenig Rotwein dazu<br />

geben, mit etwas Wasser auffüllen.<br />

Die Garzeit liegt ca. bei 45 min. Zum<br />

Schluss nicht mehr angießen und den<br />

Rest Flüssigkeit verdampfen lassen. Noch<br />

einmal abschmecken, man kann auch<br />

noch eine winzige Prise Zimt verwenden.<br />

Klöße<br />

Kartoffeln ungeschält kochen, noch im<br />

warmen Zustand abpellen, pürieren, dann<br />

abkühlen lassen. Die erkaltete Kartoffelmasse<br />

mit Eiern und Mehl, etwas Salz<br />

und geriebener Muskatnuss zu einem<br />

Teig verarbeiten. In einem großen Topf<br />

Salzwasser zum Sieden bringen und darin<br />

einen Probekloß kochen. In jeden Kloß<br />

einige Röstbrotwürfel einarbeiten. Das<br />

schmeckt nicht nur gut, sondern saugt<br />

auch die überflüssige Feuchtigkeit auf.<br />

Klöße nicht kochen lassen, nur gar ziehen.<br />

Wenn sie an der Oberfläche schwimmen,<br />

sind sie fertig.<br />

SEITE SEITE


02.<br />

Der Künstler: Augustus Goertz<br />

Der Koch: Patrick Spies<br />

Die Patin: Annemarie Warnkross<br />

slide<br />

von dEr kunST<br />

auf dEm TEllEr<br />

KüCHENCHEF PaTRICK SPIES IST HOBByMUSIKER UND<br />

BRINGT DER TV-MODERaTORIN aNNEMaRIE WaRNKROSS<br />

ZUR BEGRüSSUNG EIN STäNDCHEN. ER IST EIN KüNSTLER,<br />

WaS ER BEIM aNRICHTEN DES DESSERTS UNTER BEWEIS<br />

STELLT. SEINE PROMINENTE BEIKöCHIN HaTTE EINST IM<br />

KUNSTUNTERRICHT EINE EINS PLUS, WaS IHREM TELLER<br />

JEDOCH – BEI aLLEM RESPEKT – NICHT aNZUMERKEN WaR<br />

AuGuSTuS GoERTZ<br />

Der Künstler wurde 1958 in New York City geboren<br />

und wuchs als Sohn des Künstlerpaares Augustus<br />

Goertz und Esther Meyer in Greenwich Village auf.<br />

Im Atelier seiner Eltern gingen Künstler ein und aus,<br />

die schon bekannt waren oder später zu Weltruhm<br />

gelangten, wie zum Beispiel Mark Rothko, Louise<br />

Nevelson, Larry Rivers, Steve Wheeler und Sascha<br />

Kolin. Goertz studierte am San francisco Art Institute<br />

und der Carnegie Mellon university in Pittsburgh mit<br />

Bruce Nauman, Tom Akawie oder auch Jay Defeo und<br />

assistierte Anfang der 80er-Jahre Roy Lichtenstein in<br />

dessen New Yorker Atelier. Goertz lebt und arbeitet in<br />

den uSA und Deutschland.<br />

Bereits der Titel seiner Werkserie „Liquid Light“<br />

verweist auf die chemischen und physikalischen<br />

fundamente seiner außergewöhnlichen Arbeiten.<br />

Die flüssig und mit dem Pinsel malerisch-impulsiv auf<br />

rohe Papiere aufgetragenen lichtempfindlichen fotochemikalien<br />

bilden die Basis für den dann folgenden<br />

fotografischen Belichtungsprozess. Das reproduktive<br />

Medium fotografie wird tatsächlich erst auf dem<br />

entstandenen Relief eines dynamischen Pinselduktus<br />

wirksam. Die Malerei bereitet den Grund für die fotografie:<br />

Die Geschichte der fotografie, die aus der<br />

Malerei entstand, wird bei Goertz in ein originäres<br />

Verfahren der Bildgewinnung umgesetzt: malerische<br />

fotografie oder fotografische Malerei.<br />

Wenn die TV-Moderatorin annemarie<br />

Warnkross in der<br />

Küche steht, macht sie etwas,<br />

was sie in ihrer Sendung niemals<br />

wagen würde: Sie wirft alles in einen<br />

Topf. Das Gericht nennt sich dann<br />

„anne-alles-Rein-Topf“ – da kommt<br />

hinein, was sie gerade findet, angebratenes<br />

Hackfleisch mit Zwiebeln, Zucchini,<br />

Paprika, auberginen, Champignons, Naturreis.<br />

„Es ist ein bisschen wie Chili con carne“, sagt<br />

sie, „nur nicht so scharf.“ Wofür sie besonders<br />

schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt…<br />

Dies ist nun bei dem Dessert, das Patrick Spies<br />

ausgesucht hat, eindeutig nicht möglich. Der<br />

Küchenchef der Villa Hammerschmiede (Relais<br />

& Châteaux) in Kleinsteinbach bei Karlsruhe will<br />

mit ihr zusammen einen Schokoladenauflauf mit<br />

weihnachtlichen aromen, Vanille-Birnen und<br />

– Glühwein-Eis zubereiten. Da geht mit noch mal<br />

aufwärmen gar nichts.<br />

Zumindest beim Zubereiten des Glühweins funktioniert<br />

annemaries „alles-Rein“-Konzept noch<br />

ganz gut. Spies gibt Rotwein, Portwein, frisch<br />

So sieht der von einem <strong>Prof</strong>i angerichtete<br />

Teller aus. Der von Annemarie Warnkross<br />

war eindeutig „organischer“<br />

Reminiszenz vor der Villa Hammerschmiede:<br />

Koch Patrick Spies spielt Saxophon, was<br />

Annemarie Warnkross an ihre Zeit bei der<br />

Girl-Band „Bellini“ erinnerte<br />

gepressten Orangensaft, Zimtstangen, Nelken,<br />

Kardamomkapseln und Sternanis in den Topf,<br />

seine Beiköchin soll die Vanilleschoten übernehmen.<br />

Bereits hier zeigt sich, dass sie damit<br />

noch nicht allzu viel Erfahrung hat und malträtiert<br />

die schwarzen Schoten etwas zu heftig<br />

(womöglich hat sie zuhause auch kein derart<br />

scharfes Messer).<br />

„Nicht mit Gewalt“, sagt Spies, „mehr mit<br />

Gefühl.“<br />

„Ich nehm ja sonst auch immer den Vanillezucker<br />

aus dem Tütchen“, kommt die Rechtfertigung,<br />

doch schließlich gelingt das auskratzen<br />

der Schoten und der Glühwein kann kurz aufgekocht<br />

werden, damit sich die aromen für das<br />

spätere Eis gut entfalten können.<br />

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04.<br />

Der Künstler: Michael Fischer-Art<br />

Der Koch: Lars Gaffron<br />

Der Pate: Hannes Jaenicke<br />

der Mauerfall<br />

präsentiert von<br />

MICHAEL fISCHER-ART<br />

Die Arbeiten des 1969 in Leipzig geborenen Malers und<br />

Bildhauers Michael fischer-Art setzten sich kritisch mit<br />

aktuellen Ereignissen und Gegebenheiten der Politik und<br />

Gesellschaft auseinander. Nach einer Lehre als Maurer<br />

und Maler studierte er 1992 bis 1997 an der Hochschule<br />

für Grafik und Buchkunst bei <strong>Prof</strong>. Rolf Münzner in seiner<br />

Heimatstadt. Bereits im ersten Studienjahr erhielt fischer-Art<br />

den Kunstpreis der Hochschule, „Junge Künstler<br />

sehen ihre Stadt“. Die Verbundenheit zur Geschichte<br />

der Stadt Leipzig und persönliche Erfahrungen im Zuge<br />

der deutsch-deutschen Wiedervereinigung setzt fischer-<br />

Art in seiner Malerei um. Im Jahre 1989 sah fischer-Art<br />

für sich erstmals die Möglichkeit der Presse- und eben<br />

auch der künstlerischen freiheit. und die freiheit, als<br />

Künstler anzuecken, zu provozieren. Er engagierte sich in<br />

der Kirchengemeinde und der Bürgerbewegung, gestaltete<br />

Plakate für die damaligen Montagsdemonstrationen.<br />

In Anlehnung an den Sozialistischen Realismus bezeichnet<br />

der Künstler seine Arbeiten als dem „Marktwirtschaftlichen<br />

Realismus“ zugehörig. In seiner Bildsprache<br />

bedient er sich satter, reiner und leuchtender farben,<br />

großer formate, einfacher Strukturen und comicartigen<br />

„Muppets“, wodurch sein hoher Wiedererkennungswert<br />

entsteht.<br />

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ES BEGaB SICH aBER ZU DER ZEIT, DaSS EINE BITTE aN DIE SCHaUSPIELER<br />

aUSGING, DaSS SIE EIN WEIHNaCHTSGERICHT KOCHEN. UND JEDERMaNN<br />

GING, DaSS ER SEINE FERTIGKEIT UNTER BEWEIS STELLTE, EIN JEDER IN<br />

SEINE STaDT. Da MaCHTE SICH aUCH aUF HaNNES JaENICKE ZUR STaDT<br />

WOWEREITS, aUF DaSS ER EINEN KaRTOFFELSaLaT ZUBEREITE. UND aLS<br />

ER DaSELBST WaR, KaM DIE ZEIT, DaSS ER DaS EIGELB VOM EIWEISS<br />

TRENNEN SOLLTE. WaS SICH aLS NICHT SO GaNZ EINFaCH HERaUSSTELLTE<br />

Der beigebraune Fleck am ärmel seines<br />

schwarzen Hemds ist doch hartnäckiger<br />

als erwartet. Das Bemalen von Christbaumkugeln<br />

mit den Kindern des SOS-Kinderdorfs<br />

Berlin Moabit hat Spuren bei Hannes<br />

Jaenicke hinterlassen. Rührend und mit großem<br />

Engagement hat der Schauspieler zusammen<br />

mit dem Küchenchef des Leonardo Royal, Lars<br />

Gaffron, den kleinen Künstlern mit Pinsel und<br />

Farbe geholfen. Dass ihn einer mit einer Kugel<br />

verwechselt hat, ist Jaenicke egal. Sein Einsatz<br />

für sinnvolle Einrichtungen und schützenswerte<br />

Umweltprojekte ist spätestens seit den ZDF-<br />

Dokumentationen über Orang-Utans, Eisbären<br />

und Haie einem breiten Fernsehpublikum bekannt.<br />

Er setzt diese Reihe jetzt im Winter fort,<br />

wird über die Situation der Gorillas im Kongo<br />

sowie über Delfine und Tümmler in Japan, Hawaii<br />

und anderen Ländern berichten.<br />

Weniger bekannt ist, dass Jaenicke nicht kochen<br />

kann. Erst vor ein paar Monaten hat er während<br />

Mit farbe und Pinsel fühlt sich der Schauspieler Hannes Jaenicke bei den Kindern aus dem SoS-Kinderdorf Berlin Moabit<br />

eindeutig wohler als mit dem Kochlöffel am Herd. Was bei Küchenchef Lars Gaffron nicht zutrifft<br />

HannES und dEr<br />

karToffElSalaT<br />

Begrüßung vor dem Leonardo Royal Hotel:<br />

Küchenchef Lars Gaffron und Hannes Jaenicke<br />

der Davidoff Tour Gastronomique im Restaurant<br />

Vendôme bei <strong>Joachim</strong> Wissler erfahren, dass<br />

man Spargel vor dem Kochen schälen muss.<br />

„Ich habe ja schon Schwierigkeiten, die Nudeln<br />

und die Soße gleichzeitig fertig zu bekommen“,<br />

sagt der Schauspieler, der seit 25 Jahren Vegetarier<br />

ist, mit einem Schmunzeln.<br />

Im Berliner Leonardo Royal Hotel soll er unter<br />

der anleitung von Lars Gaffron eine simple aufgabe<br />

bewältigen – Eigelb und Eiweiß trennen<br />

für die Mayonnaise, die später aus dem Kartoffelsalat<br />

einen Berliner Kartoffelsalat macht.<br />

Für Hannes ist es das erste Mal. „Ich habe das<br />

echt noch nie gemacht“, sagt er, und prompt<br />

flutscht ihm das komplette Ei durch die Finger<br />

in das Porzellanschälchen. Gaffron zeigt es ihm<br />

noch einmal, schließlich klappt es. „Don’t play<br />

with the food“, sagt Hannes, der einen Teil seiner<br />

Jugend in den USa verbracht hat, und muss<br />

dabei selber lachen. Dass Mayonnaise aus öl<br />

und Eiern, Salz und Zucker, etwas Essig und<br />

Weißwein besteht, diesmal verfeinert mit Gurkenfond,<br />

war ihm bisher nicht klar. „Normalerweise<br />

ist das doch das weiße Cremige, das aus<br />

dem Glas kommt.“<br />

Unter Gaffrons anleitung bereitet der Schauspieler<br />

das für sehr viele Deutsche typische<br />

traditionelle Heiligabend-Gericht zu – Frankfurter<br />

Würstchen mit Kartoffelsalat. Beim Pellen<br />

Auch der umgang mit dem<br />

Zauberstab ist für Hannes<br />

Jaenicke nicht unbedingt<br />

eine Selbstverständlichkeit<br />

der Kartoffeln – es handelt sich um die vorwiegend festkochende Sorte<br />

Sieglinde – stellt sich Hannes schon weitaus geschickter an als beim Trennen<br />

der Eier und er hackt sogar die Spreewälder Gurken in kleine Würfel,<br />

ohne sich zu verletzen.<br />

Kochen ist eben seine Sache nicht, dafür war immer schon die Mutti zuständig,<br />

und zumindest an Weihnachten ist sie das heute noch. „Früher<br />

hat sie immer Lachs gemacht am Heiligen abend“, erinnert sich Hannes,<br />

„keine ahnung, warum.“<br />

auch in diesem Jahr kommt die Familie bei den Eltern zusammen. „Ich vermute<br />

mal, dass sie wieder Lachs macht“, sagt er, „obwohl, in den letzten<br />

Jahren hat sie manchmal auch variiert, ehrlich gesagt habe ich keine ahnung,<br />

womit sie uns diesmal überraschen wird.“<br />

Küchenchef Gaffron hingegen weiß ganz genau, was an den Festtagen kulinarisch<br />

auf ihn zukommt. Seit er die ersten Christbaumkugeln bewusst<br />

wahrnahm, macht die Mama an Heiligabend – Würstchen mit Kartoffelsalat.<br />

Berliner art, da die Gaffrons von hier sind. am ersten Feiertag steht der<br />

Koch auch zuhause am Herd, es gibt traditionell den klassischen Gänsebraten.<br />

Die überraschungen hebt er sich für seine Hotelgäste auf.<br />

Die Christbaumkugeln der<br />

Kinder hängen nun auch am<br />

Weihnachtsbaum<br />

Zutaten<br />

500 g vorwiegend festkochende<br />

Kartoffeln (z.B.<br />

Sieglinde), gepellt und in<br />

Scheiben<br />

2 Zwiebeln, fein gewürfelt<br />

und kurz blanchiert (im Weißweinfond<br />

mit Lorbeer, Zucker,<br />

Salz, Piment, Peffer)<br />

100 g Gewürzgurken<br />

(vorzugsweise Spreewälder<br />

Gurken), gewürfelt<br />

3 Eier, hartgekocht und<br />

gewürfelt<br />

1 Apfel, mit Schale (ohne<br />

Kerne), gewürfelt<br />

Salz, Pfeffer<br />

Schnittlauch und Blattpetersilie,<br />

fein geschnitten<br />

Für die Mayonnaise<br />

2 Eigelb<br />

50 ml Sonnenblumenöl<br />

50 ml Olivenöl<br />

1 Knoblauchzehe, zerdrückt<br />

1 Tl Gewürzgurkenfond<br />

1 Prise Salz<br />

Zucker, Pfeffer (nach<br />

Geschmack)<br />

Zubereitung<br />

Die gekochten und gepellten<br />

Kartoffelscheiben, Gurkenwürfel,<br />

Zwiebelwürfel, Eier<br />

und Apfelwürfel in eine<br />

Schüssel geben und etwas<br />

mit Salz, Peffer würzen.<br />

Eigelb, das Öl, Knoblauch,<br />

04.<br />

berliner kartoffelsalat<br />

Der Künstler: Michael Fischer-Art<br />

Der Koch: Lars Gaffron<br />

Der Pate: Hannes Jaenicke<br />

Der Klassiker schlechthin<br />

an Heiligabend: Würstchen<br />

mit Kartoffelsalat<br />

Gurkenfond und das Salz<br />

zusammen in einem Gefäß<br />

mit einem Pürierstab pürieren<br />

(darauf achten, dass<br />

die Zutaten alle die gleiche<br />

Temperatur haben, da sie<br />

sich sonst nicht miteinander<br />

verbinden).<br />

Die Mayonnaise mit Zucker<br />

und Pfeffer süß/säuerlich<br />

abschmecken,<br />

die fertig abgeschmeckte<br />

Mayonnaise unter den<br />

Kartoffelsalat geben und<br />

ordentlich durchmengen.<br />

Die geschnittenen Kräuter<br />

hinzugeben und nochmals<br />

mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Am besten ist es, wenn<br />

der Salat noch eine Nacht<br />

durchziehen kann, so dass<br />

sich die Aromen miteinader<br />

verbinden können. Eventuell<br />

muss er nochmals nachgewürzt<br />

werden.<br />

Den Kartoffelsalat zusammen<br />

mit den heißen Würstchen<br />

servieren. Etwas Brot<br />

dazu, und natürlich trinkt<br />

man ein gepflegtes Berliner<br />

Pilsener. Mutigere greifen zu<br />

Rosé-Champagner.<br />

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06.<br />

Der Künstler: Markus Tollmann<br />

Der Koch: Claus-Peter Lumpp<br />

Die Patin: Simone Thomalla<br />

symbiose<br />

präsentiert von<br />

MARKuS ToLLMANN<br />

ist Jahrgang 1963, in Gelsenkirchen-Buer geboren<br />

und ein versierter, sensibler Zeichner, Grafiker, Maler<br />

und Bildhauer, wahrnehmbar in seinen Interessen<br />

und Erkenntnissen. Seine objekte, die er gern in all<br />

ihren Möglichkeiten auslotet, sind immer wieder<br />

anregend und auffordernd. Dabei stören ihn weder<br />

Konventionen noch behauptete Einschränkungen. Er<br />

ist eben Markus Tollmann. Seine Bilder geben schon<br />

seit einiger Zeit den Ton an und erregen zunehmend<br />

mehr Aufmerksamkeit. Gestaltung und farbigkeit<br />

sind erfrischend, sie wirken lebendig und lassen<br />

kraftvolle Akzente zu. Ja, sie regen die Betrachter<br />

an, sich selbst auszudrücken. Darum hat Tollmann<br />

auch keine Mühe, gegenständlich darzustellen und in<br />

Verbindung mit zeichnerischer oder graphischer Vielfältigkeit<br />

zu bildnerischer Komplexität zu vereinigen.<br />

Das Talent hat er von seinem Vater, <strong>Prof</strong>essor Günter<br />

Tollmann. Er wuchs im umfeld einer Gruppe auf, die<br />

ihn künstlerisch prägte. Sehr früh schon lernte er<br />

bei den Großen seines fachs: Als Siebenjähriger<br />

malte er mit Picasso, mit fünfzehn bekam er private<br />

Zeichenstunden von Josef Beuys und mit Achtzehn<br />

arbeitete er mit francis Bacon in dessen Londoner<br />

Atelier. Seine erste Ausstellung hatte er bereits<br />

im Alter von neun Jahren. 1984 eröffnete Markus<br />

Tollmann seine erste eigene Galerie in Bremen und<br />

wurde ein Jahr später Meisterschüler bei seinem<br />

Vater. Es folgten viele anerkannte Ausstellungen im<br />

In- und Ausland: 1999 Nationalmuseum Stettin; 2005<br />

Eremitage, St. Petersburg. Ende der 80er-Jahre war<br />

Markus Tollmann als Berater für das Auktionshaus<br />

»Christie’s« in London tätig. Seit Juni 2007 ist er<br />

Direktor des Museum of Modern Art in Hamburg.<br />

dIE EnTE<br />

mIT dEm<br />

knallbonbon<br />

WER SIMONE THOMaLLa IN DER<br />

KüCHE HaT, MUSS UM FLOTTE<br />

SPRüCHE NICHT BaNGEN. SO<br />

BEZEICHNET SIE EINE TOTE ENTE<br />

SCHON MaL aLS „LUDER“ ODER<br />

„PUPPE“. UND EINE BEILaGE aLS<br />

KNaLLKöRPER. DIE SCHaUSPIELERIN<br />

RISKIERT aBER NICHT NUR EINE<br />

DICKE LIPPE, SIE LaNGT aUCH<br />

KRäFTIG HIN, WENN ES NöTIG IST<br />

Der Tatort liegt im tiefsten Schwarzwald,<br />

dort, wo sich Fuchs, Hase und Gourmet<br />

gute Nacht sagen – in Baiersbronn,<br />

Ortsteil Mitteltal. Im Morlokhof soll es geschehen,<br />

jenem anwesen, wo seit 1789 Johann<br />

Georg Morlok und seine Nachkommen Mensch<br />

und Tier mit allerlei Tinkturen, Salben, Pulvern,<br />

Säften und Tropfen von ihren Leiden befreiten.<br />

Heilkundig waren sie dank dem Wissen, das<br />

sie von Generation zu Generation weitergaben.<br />

Man nannte die Morloks auch Wunderheiler.<br />

an dieser historischen Stätte also wird die<br />

Schauspielerin Simone Thomalla eine Ente zubereiten.<br />

Ihr zur Seite steht Claus-Peter Lumpp,<br />

mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneter Küchenchef<br />

des Restaurants Bareiss. Und zwar<br />

deswegen, weil Hotelier Hermann Bareiss den<br />

Die Zutaten für die Bauernente mit<br />

Gewürzrotkohl und Serviettenknödel<br />

warten auf ihren Einsatz in der alten<br />

Küche des Morlokhofs<br />

Morlokhof im November 2003 erworben hat<br />

und restaurieren ließ. Ohne sein Engagement<br />

wäre der historische Hof wahrscheinlich verfallen.<br />

Nun wird er als Museum und gastronomischer<br />

außenposten des Hotels Bareiss (Relais<br />

& Châteaux) genutzt.<br />

In der winzigen Küche mit Lehmwickeldecke<br />

und Fachwerkwänden steht der gusseiserne<br />

Herd, der mit Holz zu befeuern ist. Dazu gibt es<br />

noch einen Tisch und ein Bank. Bewegen kann<br />

man sich im Grunde nicht. Lumpp hat den Ofen<br />

eingeheizt, in der Küche ist es bereits gut warm.<br />

Das Opfer samt Zutaten für den Gewürzrotkohl<br />

und den Serviettenknödel wartet auf Simone<br />

Thomalla, die in einer alten Ente vorfährt und<br />

Claus-Peter Lumpp begrüßt: „Hallo, ich hab<br />

dir eine Ente mitgebracht.“ (Dieser Gag ist für‘s<br />

Fernsehen, denn der Nachrichtenkanal N 24<br />

strahlt vom 1. bis 24. Dezember jeweils eine<br />

Ran an das Luder: Simone<br />

Thomalla ist eine Expertin<br />

in Sachen Ente. Mit<br />

dem Messer umgehen<br />

kann sie ebenfalls<br />

SEITE SEITE


Claus-Peter Lumpp<br />

ist sichtlich zufrieden<br />

mit der Leistung<br />

seiner prominenten<br />

Gastköchin. Eier<br />

aufschlagen kann sie<br />

Episode des BMW Kunstadventskalenders<br />

aus.) Wenig später gesteht Simone, dass Ente<br />

essen weitaus einfacher ist als Ente fahren.<br />

Ersteres macht sie regelmäßig an Weihnachten<br />

zuhause, sie besitzt also einige Erfahrung. „Ich<br />

bin sozusagen die Oberente.“ an Heiligabend allerdings<br />

gibt es wie in ihrer Kindheit Würstchen<br />

mit Kartoffelsalat, was Simone gut findet, „denn<br />

wenn man sich drei Tage lang immer nur Gänse<br />

und Enten in den Hals schiebt, dann wird das<br />

ein bisschen viel.“<br />

Bevor Claus-Peter Lumpp die Ente in den Ofen<br />

schiebt, wird sie präpariert, zunächst mit Salz<br />

und Pfeffer.<br />

„außen und innen?“ fragt Simone.<br />

„außen und innen.“ Lumpp schaut zu.<br />

„Na gut, außen und innen das Luder.“ Simone<br />

reibt das Salz sanft über die Haut.<br />

„So machen‘s die Hausfrauen.“<br />

„Und wie macht‘s der Chef?“<br />

„Der macht‘s ähnlich.“ Lumpp hebt die Ente an<br />

den Keulen hoch und streut mit der anderen<br />

Hand reichlich Salz drauf. Simone füllt das Tier<br />

mit äpfeln, Zwiebeln, Petersilie, Majoran und<br />

Beifuß, der Küchenchef bindet es mit einem<br />

Stück Schnur zu.<br />

In der Küche steigt die Temperatur immer weiter.<br />

Simone soll dennoch Holz nachlegen. „Hau mal<br />

bisschen was rein, sonst marschiert die Ente<br />

nicht.“ Lumpp wischt sich über die Stirn und<br />

greift zum Rotweinglas. „Schon verdammt warm<br />

hier drin.“ Simone prostet ihm zu. „Heiß wollen<br />

wir‘s, nicht warm. Das ist der Unterschied.“<br />

für dEn<br />

knödEl nur<br />

frIScHE<br />

bröTcHEn<br />

Kleiner Gag am Rande: Simone<br />

Thomalla bringt die Ente, Küchenchef<br />

Claus-Peter Lumpp die Zutaten<br />

Die verschnürte Ente liegt im Bräter, umgeben<br />

von ein bisschen Gemüse. Lumpp schiebt sie<br />

in den mörderisch heißen Ofen und erklärt anschließend,<br />

was das Wichtigste bei der Zubereitung<br />

der Serviettenknödel ist. „Man sollte nie<br />

alte Brötchen nehmen, wie das in jedem Rezept<br />

steht, sondern immer frische. Was passiert<br />

denn mit einem alten Brötchen? Wenn man das<br />

einweicht und zerdrückt, dann hat man Krümel.<br />

Ein frisches Brötchen federt.“ Er demonstriert<br />

das am Objekt. „Da bleibt die Luft drin. Wenn<br />

man das vorsichtig behandelt, dann bleibt die<br />

Luft eingeschlossen. Und das ergibt dann einen<br />

luftigen Knödel.“<br />

Simone ist beeindruckt und schneidet die Brötchen<br />

in schmale Scheiben. Jetzt soll sie die lauwarme<br />

Milch darübergießen.<br />

„Iiihhh, da ist ja ’ne Haut drauf!“<br />

Lumpp entfernt sie. „Einige meiner Kollegen<br />

gehen so weit und braten die Haut kross an.“<br />

Manche Dinge muss man nicht weiter kommentieren,<br />

in die Schüssel mit den aufgeweichten<br />

Brötchen kommen jetzt angeschwitzter Speck<br />

und Zwiebeln, Pfeffer und Petersilie. Zu guter<br />

Letzt schlägt Simone noch vier Eier drüber und<br />

mischt das Ganze vorsichtig mit den Händen<br />

durch. Bloß nicht kneten oder quetschen, die<br />

Knödel sollen schließlich luftig bleiben.<br />

Lumpp hat inzwischen eine Stoffserviette ausgelegt<br />

und gibt die Masse hinein. Er rollt die Serviette<br />

zusammen und befestigt an jedem Ende<br />

des Knödels eine Schnur.<br />

„Das sieh ja aus wie ein Knallbonbon zu Silvester“,<br />

sagt Simone.<br />

„Das ist ein Knallbonbon.“ Lumpp bedeutet ihr,<br />

den Knödel ins siedende Wasser zu tauchen, in<br />

dem ein paar geschälte Zwiebeln schwimmen.<br />

Die beiden nehmen noch einen Schluck Rotwein,<br />

die Hitze ist inzwischen schier unerträglich.<br />

aber noch ist das Gericht nicht fertig, es<br />

fehlt der Rotkohl. Lumpp hat ihn 24 Stunden in<br />

apfelsaft, Rotwein und Rotweinessig mariniert<br />

und fein geschnittene apfelblättchen, einen Gewürzbeutel<br />

miz Nelke, Lorbeer, Sternanis und<br />

Zimtstange dazu gegeben, außerdem Honig<br />

und Johannisbeergelee. Nun werden Zwiebel<br />

in Entenschmalz angedünstet, mit Geflügelbrühe<br />

abgelöscht und der Rotkohl hinein gegeben.<br />

Jetzt kommt der Trick: Lumpp gibt auch noch<br />

Ein Gericht, verteilt auf drei Teller.<br />

Brust, Keule und Knödel werden<br />

separat serviert<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

Ente<br />

2 Bauernenten (je1,5kg)<br />

2 rote Äpfel<br />

2 Zwiebeln<br />

1 Bd Petersilie<br />

etwas Beifuss,<br />

100 g Majoran<br />

etwas Salz und Pfeffermühle<br />

Röstgemüse<br />

Butter<br />

Für die Füllung Äpfel, Zwiebeln und<br />

Petersilie in grobe Stücke schneiden, mit<br />

etwas Butter ohne Farbe anschwitzen,<br />

Majoran und Beifuss dazugeben und abkühlen<br />

lassen. Von den Enten die Flügel<br />

und die Hälse abtrennen und separat damit<br />

eine Entensauce ansetzen. Die Enten<br />

mit der Füllung füllen und mit einem Bindfaden<br />

die Keulen fest zusammenbinden,<br />

mit Salz und Pfeffermühle würzen und in<br />

einen Bräter setzen, etwas Wasser angießen<br />

und bei 180ºC für ca. 1 ½ Stunden<br />

im Backrohr schmoren. Von Zeit zu Zeit<br />

werden die Enten mit dem Schmorfond<br />

übergossen. Nach der Hälfte der Garzeit<br />

kommt dann noch das Schmorgemüse<br />

dazu, die Enten sind fertig, wenn die<br />

So wird Simone Thomallas Weihnachten aussehen.<br />

Bloß ohne Claus-Peter Lumpp<br />

Rundkornreis dazu, damit der Rotkohlsaft beim<br />

Kochen eine sämige Konsistenz bekommt.<br />

Simone hat wieder was gelernt und behauptet,<br />

sie könnte bereits zum Frühstück Rotkohl essen,<br />

gern auch kalt. „Das nennt man schmutzigen<br />

Hunger.“<br />

Lumpp grinst. „Rotkohl zum Frühstück. Jetzt<br />

hab ich auch etwas dazu gelernt.“<br />

Die Ente ist fertig. „Hol die Puppe raus.“ Simone<br />

ist gespannt.<br />

bauernente aus dem rohr mit gewürzrotkohl und serviettenknödel<br />

Keulen weich sind.<br />

Ente herausnehmen und Brust und Keule<br />

tranchieren und den Bratensatz mit der<br />

Entensauce ablöschen und passieren.<br />

Gewürzrotkohl<br />

1 Rotkohl<br />

¼l Rotwein<br />

50 g Johannisbeergelee<br />

3 Äpfel<br />

2 Zwiebeln<br />

¼ l Apfelsaft<br />

Entenschmalz<br />

125 ml Geflügelbrühe<br />

1 Gewürzbeutel mit Nelke, Lorbeer, Sternanis<br />

und Zimtstange<br />

1-2 El Rotweinessig<br />

1 El Salz, Pfeffermühle<br />

Honig<br />

Rundkornreis (Milchreis)<br />

Rotkohl in dünne Streifen schneiden,<br />

Äpfel in feine Blättchen, Gewürzbeutel,<br />

Honig, Johannisbeergelee, Apfelsaft,<br />

Rotwein und etwas Rotweinessig nach<br />

persönlichem Geschmack dazugeben<br />

und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Marinierten Rotkohl mit Frischhaltefolie<br />

abdecken und beschweren, 24 Stunden<br />

kühl stellen.<br />

06.<br />

Zwiebeln in Streifen schneiden und in<br />

Entenschmalz ohne Farbe andünsten, mit<br />

Geflügelbrühe ablöschen, marinierten<br />

Rotkohl und Rundkornreis (damit der<br />

Rotkohlsaft beim Kochen eine sämige<br />

Konsistenz bekommt) dazugeben und<br />

ca. 1 Stunde bei milder Hitze mit Deckel<br />

sämig weichkochen.<br />

Serviettenknödel<br />

450 g frische Milchbrötchen<br />

400 ml lauwarme Milch<br />

4 Eier<br />

Zwiebeln, Speck, Petersilie<br />

8 Tl Zwiebelschmelze<br />

Der Künstler: Markus Tollmann<br />

Der Koch: Claus-Peter Lumpp<br />

Die Patin: Simone Thomalla<br />

„Sieht gut aus“, sagt Lumpp, als die knusprigbraune<br />

Ente vor ihm liegt. „Und wie die duftet.“<br />

angerichtet wird auf drei Tellern – Rotkohl und<br />

Brust mit glacierten apfelspalten, Keule mit<br />

Soße und glacierten Maronen und Trompetenpilzen,<br />

dann die Serviettenknödelscheiben. Simone<br />

nimmt erst mal zwei Teller, Lumpp schnappt sich<br />

gleich seine drei und will sie hinüber in die weihnachtlich<br />

dekorierte Stube tragen. „Jetzt machste<br />

einen auf angeben.“ Simone muss lachen.<br />

„Warte, ich will auch.“ Sie nimmt die zwei großen<br />

Teller in die rechte Hand und den kleinen in die linke.<br />

Die beiden Teller schwanken bedenklich, aber<br />

sie schafft es bis zum Tisch. Und schmilzt nach<br />

dem ersten Bissen endgültig dahin. „Da werden<br />

jetzt in Zukunft bestimmt mehrere Enten durch<br />

meinen Ofen gehen.“<br />

„Kein Problem“, sagt Lumpp, „kannst mich immer<br />

anrufen.“<br />

„Kommste mir helfen?“<br />

„Na klar, ich mach dir das.“<br />

Milchbrötchen halbieren und in dünne<br />

Scheiben schneiden, Speck und Zwiebeln<br />

in kleine Würfel schneiden und in Butter<br />

leicht anschwitzen. Die lauwarme Milch<br />

zu den Brötchen hinzufügen, dann die<br />

glacierten Speck- und Zwiebelwürfel,<br />

sowie die Eier und die gehackte Petersilie<br />

unterheben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Die Brötchenmasse in eine<br />

Stoffserviette einrollen, die Serviettenenden<br />

zusammendrehen und mit einem<br />

Bindfaden zubinden. Die Serviettenknödel<br />

in Salzwasser ca. 20 Minuten sieden<br />

lassen. Vor dem Servieren die Serviette<br />

entfernen und die Knödel in Scheiben<br />

schneiden und mit Zwiebelschmelze und<br />

Schnittlauch fertig stellen.<br />

Fertigstellung<br />

Die Ente wird auf zwei Teller angerichtet.<br />

Auf den ersten Hauptteller richten wir das<br />

Rotkohl, die Entenbrust und Entensauce<br />

an und garnieren mit glacierten Apfelspalten.<br />

Auf dem zweiten Teller kommt<br />

die Keule mit Sauce und garnieren mit<br />

glacierten Maronen und Trompetenpilzen.<br />

Die Serviettenknödel auf einem dritten<br />

separaten Kuchenteller anrichten.<br />

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08.<br />

Der Künstler: Friedemann Rieker<br />

Der Koch: Ralph Hollokoi<br />

Die Patin: Tina Ruland<br />

eisZeIt<br />

SEITE SEITE<br />

präsentiert von


fRIEDEMANN RIEKER<br />

wurde 1956 in Göppingen geboren und ist seit fast<br />

30 Jahren in unterschiedlichen Aufgabenbereichen<br />

als fotograf tätig. Nach einer klassischen fotografenausbildung<br />

in einem Werbefotografie-Studio<br />

in Stuttgart arbeitete er in verschiedenen Bereichen,<br />

ab 1985 leitete er für zwei Jahre das Art-Werbstudio<br />

in freiberg/Neckar. Zwischen 1987 und 1989 belegte<br />

er in Vorbereitung auf seine Meisterprüfung Kurse<br />

bei namhaften fotografen wie <strong>Prof</strong>. Charles Cornpère,<br />

<strong>Joachim</strong> Giesel oder auch <strong>Prof</strong>. Robert Häuser.<br />

Ab 1992 folgen erste Publikationen im Bereich der<br />

Reise- und Architekturfotografie z. B. für Magazine<br />

wie ELLE, ELLE-DECo und Traveller`s World. Neben<br />

der Still-life-fotografie bleibt die Architektur- und<br />

Reisefotografie Schwerpunkt in der Arbeit Riekers.<br />

Sie zeugt durch die Wahl eines bestimmten<br />

Blickwinkels und besonderer Lichtstimmungen von<br />

besonderem gestalterischen Vermögen, so dass die<br />

Charakteristika beispielsweise eines Gebäudes herausgearbeitet<br />

und betont wird. „Auch den umgang<br />

mit farbigem Licht prägen meine Arbeiten. Meine<br />

Bilder erreichen eine hohe Aussagekraft durch die<br />

Betonung des gezielt partiell eingesetzten kalten<br />

und warmen Lichts und kennzeichnen mich als Autor<br />

mit einer eigenen Handschrift. […] Immer auf der<br />

Suche nach neuen Sehweisen in meiner auftragsgebundenen<br />

fotografischen Tätigkeit zeugen meine<br />

Arbeiten in den unterschiedlichen Themenbereichen<br />

von meiner eigenschöpferischen Tätigkeit mit einer<br />

künstlerischen Gestaltungshöhe.<br />

Eine Pferdekutsche<br />

bringt Tina Ruland zum<br />

Jagdhof Glashütte<br />

EInE kugEl IST<br />

EInE kugEl IST<br />

EInE kugEl<br />

DER BaUMKUCHEN IST DER KöNIG DER<br />

KUCHEN UND DIE SCHaUSPIELERIN<br />

TINa RULaND ZWaR NICHT GERTRUDE<br />

STEIN, DOCH ENTWICKELTE SIE BEI<br />

DER DEKORaTION EINE FaST SCHON<br />

LITERaRISCHE INTERPRETaTION DER<br />

aNORDNUNG DER KLEINEN KUGELN<br />

aUS MILCHSCHOKOLaDENCREME<br />

Mitten in der Einsamkeit des Rothaargebirges<br />

liegt der Jagdhof Glashütte. „Da,<br />

wo der Hirsch ruft“, so wirbt man für<br />

das 5-Sterne-Haus, Mitglied bei Relais & Châteaux.<br />

Der Gourmet bereitet sich da seelisch<br />

auf allerlei gebratenes oder gesottenes Wildbret<br />

vor, eben das, was dem Jäger gerade vor<br />

die Flinte kommt. Von Reh über Hirsch und Hasen<br />

bis zum Fasan. Womit man nicht unbedingt<br />

rechnet, ist ein Vegetarier als Koch. Ralph Hollokoi<br />

ist genauer gesagt der zweite Küchenchef<br />

(der Executive Chef wurde zu dem Zeitpunkt,<br />

als diese Geschichte entstand, gerade gesucht)<br />

und Pâtissier aus Leidenschaft. Nun steht nirgendwo<br />

geschrieben, dass einer, der wie Hollokoi<br />

nicht nur ein großer Tierfreund ist, sondern<br />

auch seiner sich gleichfalls vegetarisch<br />

ernährenden Ehefrau zuliebe seit zehn Jahren<br />

auf Fleisch verzichtet, nicht einen anständigen<br />

Braten auf den Tisch bringen kann. Schließlich<br />

ist er nur für die Zubereitung verantwortlich.<br />

„Ich weiß, dass ich hier ausschließlich beste<br />

Produkte geliefert bekomme“, sagt er, „da genügt<br />

es vollkommen, wenn ich die Soßen abschmecke.“<br />

an der Pâtisserie schätzt er besonders die Kreativität,<br />

die er dabei ausleben kann. Deswegen<br />

bereitet er mit seiner prominenten assistentin<br />

Tina Ruland einen Baumkuchen zu. Was eine<br />

Herausforderung ist. „Der Baumkuchen ist der<br />

König der Kuchen“, sagt er und grinst. Denn zum<br />

ersten Mal probiert hat er dieses Dessert erst<br />

vor knapp vier Jahren, als er nach Deutschland<br />

kam. Zuvor hat Hollokoi fünf Jahre in England<br />

gearbeitet und dort auch seine Frau kennen gelernt<br />

(das ist wichtig, wenn es nachher um das<br />

Essen an Heiligabend geht).<br />

Die allein erziehende Schauspielerin Tina Ruland<br />

wiederum ist eine ambitionierte Köchin,<br />

die Sohn Jarvis, so es der Beruf gestattet, täglich<br />

das Essen kocht, und zwar frisch. Mit dem<br />

Backen hingegen hat sie es nicht so, was daran<br />

liegt, dass sie um die Weihnachtszeit meistens<br />

eine längere Fernreise unternimmt. „Und Backen<br />

hängt für mich in erster Linie eben mit<br />

Weihnachten zusammen, das liegt an den Plätzchen.“<br />

Vanillekipferl bringt sie fertig, aber der<br />

Gedanke, einen Baumkuchen zu machen, ist ihr<br />

bisher noch nicht gekommen.<br />

Ralph Hollokoi ist sichtlich amüsiert über die Art und<br />

Weise, wie Tina Ruland mit dem Spritzbeutel hantiert<br />

Obwohl ihr bei der Zubereitung die Palette in<br />

den Teig fällt, zeigt sie sich durchaus talentiert.<br />

Schließlich ist es notwendig, den Teig in dünnen<br />

Schichten zu backen und dann übereinander zu<br />

legen. als Lage dazwischen hat Hollokoi diesmal<br />

ein Gelee aus Waldbeeren vorgesehen. „Das<br />

harmoniert wunderbar und passt gut zu Weihnachten.<br />

Der Baumkuchen wird dadurch noch<br />

saftiger und aromatischer als er ohnehin ist.“<br />

auch die Milchschokoladencreme für die Verzierung<br />

gelingt, allein bei der Verzierung selbst<br />

wird es dann interessant. Hollokoi drückt aus<br />

dem Spritzbeutel eine kleine regelmäßige Kugel<br />

neben die andere auf die Schnitte, die Hand des<br />

Meisters verrät Routine. Tina hingegen fabriziert<br />

einen regelrechten Kugelhaufen, das Dessert<br />

gewinnt dadurch eindeutig an individueller<br />

ausprägung. Geschmackssache eben.<br />

Was ein echter Zuckerbäcker ist, der hat natürlich<br />

so seine Tricks. Velvet Spray zum Beispiel<br />

ist nichts anderes als Schokolade oder auch<br />

Kakaobutter aus der Sprühdose und gibt dem<br />

Ganzen einen samtigen Effekt. Der Bogen aus<br />

Karamell, der sich über Hollokois Baumkuchen<br />

Baumkuchen<br />

250 g Butter<br />

250 g Zucker<br />

1 Vanilleschote<br />

6 Eier, getrennt<br />

150 g Mehl<br />

100 g Speisestärke<br />

3 TL Backpulver<br />

100 g Marzipan<br />

4 EL Amaretto<br />

Schale von 1 Zitrone<br />

1 Tonkabohne<br />

Das Marzipan mit 4 EL Amaretto in einem<br />

Topf erwärmen. Mit einem Handmixer das<br />

Eigelb und den Zucker langsam dazugeben,<br />

unter ständigem Rühren schaumig<br />

schlagen, das aus der Vanilleschote<br />

gekratzte Mark, die abgeriebene Zitronenschale<br />

und die geriebene Tonkabohne<br />

dazugeben.<br />

Mehl, Speisestärke und Backpulver dazugeben<br />

und glatt rühren.<br />

Das steif geschlagene Eiweiß unter die<br />

spannt, verleiht dem Dessert eine schwungvolle<br />

Eleganz – und ist tatsächlich simpel herzustellen.<br />

Wenn man weiß, was Isomalt ist. Ein<br />

Zuckeraustauschstoff, mit weniger Kalorien,<br />

auch für Diabetiker geeignet – und vor allem mit<br />

einem niedrigeren Siedepunkt als Zucker ausgestattet.<br />

Er wird schnell zu einer klaren Flüssigkeit,<br />

in die man nur Kochlöffel oder Schneebesen<br />

tauchen muss und den daran hängenden<br />

Zuckerfaden seitlich über einen Topf zieht. Dann<br />

einfach abkühlen lassen und fertig ist der Bogen.<br />

Gut, es bedarf ein wenig übung, aber das<br />

Ergebnis ist es wert. Zu guter Letzt noch etwas<br />

Blattsilber dazu oder ein Schokoladenzigarillo<br />

(gibt es bereits fertig zu kaufen), und der Baum-<br />

snow time – wittgensteiner winter<br />

Teigmasse heben, geschmolzene Butter<br />

unterheben. Den Backofen auf 1. Stufe<br />

Grill einstellen. Den Boden einer Springform<br />

mit Backpapier auslegen und ca. 3<br />

EL Teig darauf verstreichen. Im vorgeheizten<br />

Grill auf unterster Schiene ca. 3<br />

Minuten goldbraun backen. Dann wieder<br />

ca. 3 EL Teig darauf streichen und wieder<br />

ca. 3 Minuten backen. Mit dem restlichen<br />

Teig weiter so verfahren.<br />

Milchschokoladencreme<br />

400 g Sahne<br />

300 g Milchschokolade<br />

1 Blattgelatine im kalten Wasser<br />

einweichen<br />

200 g Sahne aufkochen, die Milchschokolade<br />

und eingeweichte Gelatine<br />

dazugeben und glatt rühren. Vom Herd<br />

nehmen und die restliche Sahne mit<br />

einem Schneebesen unterrühren. Für<br />

mindestens 12 Stunden kühlen.<br />

08.<br />

Der Künstler: Friedemann Rieker<br />

Der Koch: Ralph Hollokoi<br />

Die Patin: Tina Ruland<br />

Dieses hier ist das Werk des<br />

Pâtissiers. Links im kleinen<br />

foto sehen Sie Tina Rulands<br />

Baumkuchen-Kreation<br />

kuchen kann serviert werden (oder wandert<br />

über Nacht in den Kühlschrank).<br />

Bei Hollokoi zuhause allerdings nicht. Da er an<br />

Weihnachten arbeiten muss wie so viele in dieser<br />

Branche, wird das Fest kurzerhand verlegt.<br />

„Wir haben auch schon am 21. gefeiert.“ Eine<br />

kulinarische Tradition hingegen gibt es an Heiligabend.<br />

Eine englische – yorkshire-Pudding<br />

mit Röstkartoffeln und Gemüse.<br />

Tin Ruland verbringt die Feiertage meistens mit<br />

Sohn Jarvis an irgendeinem Strand in fernen<br />

Ländern unter Palmen und kocht nicht. aber<br />

wenn sie kochen würde, gäbe es ein Püree aus<br />

Süßkartoffeln mit angebratenen ananasstückchen<br />

und Bio-Truthahn. Rein theoretisch.<br />

Danach mit einem Zauberstab aufschlagen<br />

bis zur gewünschten Konsistenz.<br />

Weitere Zutaten<br />

weiße Kuvertüre<br />

Velvet Spray<br />

Dekoration nach Wunsch (z. B. Blattsilber,<br />

weiße Schokoladenzigarillo)<br />

Herstellung<br />

Den fertigen Baumkuchen in 3 cm breite,<br />

12 cm lange und 1,5 cm hohe Streifen<br />

schneiden. Die Schnitte dann in 3 Streifen<br />

teilen. 2 Streifen davon mit Waldbeergelee<br />

bestreichen und den 3 Streifen als<br />

Deckel nutzen. Den Kuchen mit weißer<br />

Kuvertüre überziehen. Dann die Milchschokoladencreme<br />

im Spritzbeutel mit einer<br />

8er-Tülle auf die Baumkuchenschnitte<br />

künstlerisch dekorieren . Das Ganze kalt<br />

stellen. Sobald es kalt ist, alles mit Velvet<br />

Spray besprühen und nach Belieben<br />

dekorieren.<br />

SEITE SEITE


11.<br />

Der Künstler: Ugo Dossi<br />

Der Koch: Peter Krones<br />

Der Pate: Michael Mendl<br />

nefer/lovers<br />

präsentiert von<br />

SIE KöNNEN HIER TaTSäCHLICH MIT aLLEM RECHNEN – aUCH<br />

MIT KOSMETISCHEN OPERaTIONEN. DIE FINDEN aLLERDINGS<br />

aM HERD STaTT UND BEKOMMEN DaNK DES SCHaUSPIELERS<br />

MICHaEL MENDL SOGaR EINE LyRISCHE DIMENSION. DIE DER<br />

KüCHENCHEF DES HOTELS RICHTERSHOF, PETER KRONES,<br />

uGo DoSSI<br />

Der international renommierte Künstler und Teilnehmer<br />

der Documenta 6 und 8 wurde 1943 in München<br />

geboren. ugo Dossis Kunst bewegt sich mit großer<br />

Virtuosität zwischen Kunst und Wissenschaft. Seine<br />

künstlerischen Vorgehensweisen fügen sich eng an<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie<br />

und den Neurowissenschaften. Dazu gehört auch die<br />

Wahrnehmung, dass der Mensch in der Tat inwendig<br />

voller Bilder und Symbole ist, die miteinander korrespondieren<br />

und darauf warten, aktiviert und abgerufen<br />

zu werden. Sie sprengen die Grenzen der bloßen<br />

Wissenschaft, weil sie nichts nur um der Erkenntnis<br />

willen erforschen, sondern lustvoll in den Teich der<br />

Bilder tauchen und die Trouvaillen daraus in faszinierenden<br />

Interaktionen weiterspinnen. Diesem inneren<br />

Bilderpool unterstellt ugo Dossi ein großes transformatives<br />

Potenzial. Kennzeichnend für seine Arbeiten<br />

ist somit die Interaktion mit dem unbewussten,<br />

dem nicht bewusst Wahrgenommenen und den sich<br />

daraus ergebenden Spielmöglichkeiten. Das Thema<br />

des Subliminalen, des unterhalb des Bewusstseins<br />

Angesiedelten, interpretiert und arrangiert er auf<br />

unterschiedliche Weise. Aus diesem Zusammenwirken<br />

entstehen immer wieder Bildmetaphern des<br />

Grenzenlosen, die das Denken zur Wahrnehmung<br />

des unendlichen führen. ugo Dossis künstlerisches<br />

Hauptanliegen liegt im Schaffen innerer Bilder, ausgelöst<br />

durch äußere Resonanzsituationen. „Mich interessiert<br />

Kunst, die mich in jenen Bereich führt, in dem<br />

eine poetische Kraft pulsiert, die über das in Worten<br />

Beschreibbare hinausführt.“<br />

wIE dEr puddIng<br />

zum SIlIkon kam<br />

SOZUSaGEN IN FORM BRINGT<br />

Der Schalk blitzt aus Michael Mendls dunklen<br />

augen, als ihn der Küchenchef des<br />

Weinromantikhotels Richtershof bittet,<br />

ihm die Zutaten für den Weihnachtspudding<br />

zu reichen. 100 Gramm Korinthen hätte er jetzt<br />

gern. Mendl fängt an zu zählen: „Eins, zwei<br />

drei…“ und lässt sich dabei nicht aus der Ruhe<br />

bringen. „…achtundneunzig, neunundneunzig,<br />

hundert! Das müsste jetzt reichen.“ Besser<br />

kann man den Begriff Korinthenkacker wohl<br />

kaum interpretieren.<br />

Peter Krones versteht Spaß, doch würde sich<br />

die Prozedur derart fortsetzen, würde sein<br />

Weihnachtspudding angesichts der Fülle an<br />

Zutaten wohl erst Stunden später in den Ofen<br />

kommen.<br />

Das Praktische an diesem Dessert besteht in<br />

der Tatsache, dass man lediglich eine große<br />

Der eine bringt den Baum, der andere<br />

die Trauben: Küchenchef Peter Krones<br />

und Schauspieler Michael Mendl<br />

Eines der schönsten<br />

Häuser an der Mosel:<br />

das Weinromantikhotel<br />

Richtershof in Mülheim<br />

für den „Richtershof-Weihnachtspudding“<br />

ist eine ganze<br />

Reihe von Zutaten nötig<br />

SEITE SEITE


Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der Zubereitung des Weihnachtspuddings ist die Tatsache, dass man eigentlich nur eine große Schüssel benötigt. Michael Mendl sieht anfangs etwas misstrauisch zu, wie Küchenchef Peter<br />

Krones sämtliche Zutaten miteinander verrührt, erklärt sich aber dann doch bereit, den gehaltvollen Rotwein hinein zu schütten. Peter Krones ist gut vorbereitet und hat zur Sicherheit bereits einen – fast – fertigen Pudding mitgebracht.<br />

Nur die Mandelsahne fehlt noch und Michael Mendl macht sich an deren Zubereitung. Er muss mit dem Schneebesen kräftig schlagen und steigert sich dabei in einen wahren Rausch hinein. Wovon es leider kein foto gibt.<br />

Schüssel braucht. Und dass man diese Nachspeise<br />

am besten schon zwei Wochen vor dem<br />

Fest zubereitet, damit der Kuchen – ja, es ist ein<br />

Kuchen, obwohl er Pudding heißt – so richtig<br />

schön durchziehen kann.<br />

Mendl betrachtet die Unmenge an verschiedenen<br />

Schälchen und Karaffen, krempelt die<br />

ärmel hoch und kann sich einen ausflug in die<br />

deutsche Lyrik nicht verkneifen: „Heute muss<br />

die Glocke werden! Frisch, Gesellen, seid zur<br />

Hand!“<br />

Friedrich Schiller hat zwar viele Jahre am<br />

Neckar verbracht und „Die Glocke“ in Weimar<br />

geschrieben, rein theoretisch hätte er das aber<br />

auch im Richtershof an der Mosel tun können.<br />

Denn der Ursprung des Weinromantikhotels<br />

geht auf das Jahr 1680 zurück, als artur Niessen<br />

einen Lebensmittelgroßhandel in Mülheim<br />

gründete und bald mit einer Weingroßhandlung<br />

erweiterte. 1846 heiratete anna Niessen Ferdinand<br />

Richter, der das Geschäft übernahm,<br />

das bis anfang des 20. Jahrhunderst „Richter<br />

& Co.“ hieß. Danach wurde es in „Weingut<br />

arthur Richter“ umbenannt, bevor es 1938<br />

den Namen „Richtershof“ erhielt. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte vergrößerte sich das Weingut,<br />

so dass das heutige Hotel – Mitglied bei Relais<br />

& Châteaux – aus drei Gebäuden unterschiedlicher<br />

Epochen besteht. Der 1700 Quadratmeter<br />

große spektakuläre Weinkeller gehört zum<br />

ältesten Teil und beherbergt jetzt die Vinothek<br />

„Forum Vinum“. Inklusive einer alten, per Hand<br />

zu betreibenden kleinen Traubenpresse, die,<br />

wie Michael Mendl feststellen konnte, immer<br />

noch funktionsfähig ist.<br />

Womit wir wieder beim Weihnachtspudding<br />

wären. Sultaninen und Korinthen dürfen ein<br />

wenig in Rotwein und Rum baden. anschließend<br />

werden sämtliche Zutaten ausgiebig miteinander<br />

vermengt, der Teig wird in eine gebutterte<br />

Form gegeben – Peter Krones verwendet<br />

eine aus Silikon.<br />

Wieder blitzt es in den Mendlschen augen, doch<br />

diesmal ist ein weiteres Schiller-Zitat akustisch<br />

gar nicht vonnöten, man weiß, was er in anleh-<br />

nung an den Dichter denkt. Oder ahnt es zumindest:<br />

‚In Silikon ist’s aufgenommen, / Glücklich<br />

ist die Form gefüllt. / Wird’s auch schön zutage<br />

kommen, / Dass es Fleiß und Kunst vergilt? /<br />

Wenn der Pudding misslang? / Wenn die Form<br />

zersprang? / ach! Vielleicht indem wir hoffen /<br />

Hat uns Unheil schon getroffen.’<br />

lyrIk In dEr<br />

kücHE wIrd<br />

alS zuTaT ofT<br />

zu gErIng<br />

bEwErTET<br />

Im alten Weinkeller legt Michael Mendl<br />

bei der Traubenpresse Hand an<br />

Damit dem Weihnachtspudding kein Unheil<br />

geschieht, wird die Form am besten mit einer<br />

alufolie fest abgedeckt und in einen Topf mit<br />

Wasser gestellt. Entweder lässt man den Kuchen<br />

nun auf dem Herd gar ziehen oder man<br />

stellt ihn bei 120 Grad in den Ofen – in jedem Fall<br />

vier bis fünf Stunden lang.<br />

Nun bleibt Zeit für die Mandelsahne. In diesem<br />

Fall könnte sie auch Mendlsahne heißen, denn<br />

die Frequenz, mit der der Schauspieler den<br />

Schneebesen wirbeln lässt, ist für einen Laien<br />

beachtlich. Von der Stirne heiß rinnen muss<br />

der Schweiß – Sie erinnern sich…<br />

Mendls Mine wird zunehmend konzentrierter,<br />

er ignoriert Krones’ Kommentar „immer schön<br />

locker bleiben“ konsequent und arbeitet mehr<br />

nach dem Motto „Weiße Blasen seh’ ich springen,<br />

/ Wohl! die Massen sind im Fluss“. (Länger<br />

wollen wir den Dichter nun aber nicht mehr<br />

strapazieren.)<br />

Krones hat schließlich doch Mitleid, nimmt<br />

Mendl die Schüssel aus der Hand und schlägt<br />

mit einer schier unfassbaren Geschwindigkeit<br />

– Technik, die begeistert. Sein prominenter Küchenhelfer<br />

trägt’s mit Fassung: „ach, so geht<br />

das. Hab ich wieder was gelernt.“<br />

Nichts mehr dazulernen muss er, wenn es um<br />

sein Gericht an Heiligabend geht. Inzwischen<br />

wieder Junggeselle mit Wohnsitz in Berlin wird<br />

er sich wohl einen Rheinischen Heringssalat<br />

machen. Den gab es immer schon und inzwischen<br />

kann ihn auch bereits sein Sohn. Bei<br />

der Zubereitung gilt es eine Regel unbedingt<br />

zu beachten, andernfalls misslingt das Werk.<br />

„Das Wichtigste ist, dass alles in 0,5 Zentimeter<br />

große Stücke geschnitten werden muss, damit<br />

die Oberfläche immer gleich ist und alles gut<br />

durchziehen kann, mindestens zwölf Stunden.“<br />

Gans oder ähnliches ist seine Sache nicht. „Für<br />

mich allein ist das schlicht zuviel. außerdem<br />

will ich nicht die Küche wieder sauber machen<br />

müssen, dafür ist das Leben einfach zu kurz.“<br />

Peter Krones hingegen wird wohl einiges an<br />

Gerätschaften reinigen müssen. Er ist mit einer<br />

Tschechin verheiratet und dort ist es Tradition,<br />

an Heiligabend alles mögliche auf den Tisch zu<br />

bringen – von Karpfen über Kaninchen, Braten<br />

und Geflügel. Und noch etwas ist üblich. „Es<br />

gibt immer ein Gedeck mehr als anwesende da<br />

sind. Das ist für einen unerwarteten Gast. Da<br />

denkt man dann auch an die Menschen, denen<br />

es vielleicht nicht so gut geht.“<br />

Der Pudding wird nach einem englischen<br />

Rezept ca. 4-5 Stunden im Wasserbad<br />

gekocht oder im Ofen gebacken<br />

(ebenfalls im Wasserbad). Man kann<br />

ihn mit viel Zeit gut vorbereiten, da<br />

der Weihnachts-Pudding umso besser<br />

schmeckt, je länger er ziehen kann.<br />

Den Pudding mindestens 2 Wochen im<br />

Kühlschrank durchziehen lassen (falls Sie<br />

das Rezept zu spät lesen sollten – man<br />

kann den Pudding auch zu anderen<br />

Gelegenheiten essen).<br />

Zutaten<br />

100 g Korinthen<br />

100 g Sultaninen<br />

125 g Trockenpflaumen<br />

8 cl Rum<br />

1/8 l gehaltvoller Rotwein<br />

200 g Apfel<br />

50 g Orangeat<br />

50 g Zitronat<br />

80 g Butter<br />

100 g altbackenes Weißbrot, gerieben<br />

100 g Mehl<br />

100 g Mandeln, gemahlen<br />

100 g grob gehackte Haselnüsse<br />

65 g brauner Zucker<br />

4 Eier<br />

1 Zitronen<br />

1/4 TL Nelkenpulver<br />

1/2 TL Zimt<br />

Muskat<br />

Piement<br />

6 EL Rum, 54%<br />

richtershof-weihnachtspudding mit mandelsahne oder hard sauce<br />

Zutaten Mandelsahne<br />

250 ml Sahne (33% Fett )<br />

50 ml Mandelsirup<br />

2 Esslöffel Mandeln (gehobelt )<br />

Zubereitung<br />

Korinthen und Sultaninen kurz mit<br />

kochendem Wasser überbrühen, in<br />

ein Sieb geben und abtropfen lassen.<br />

Backpflaumen in kleine Würfel schneiden<br />

und zusammen mit den Korinthen und<br />

Sultaninen in Rum und Rotwein ziehen<br />

lassen. Inzwischen Äpfel schälen und in<br />

kleine Würfel schneiden. Apfelwürfel mit<br />

Orangeat und Zitronat zu den eingelegten<br />

Früchten geben. Butter und geriebenes<br />

Weißbrot und Haselnüsse unterkneten.<br />

Mehl, gemahlene Mandeln und braunen<br />

Zucker vermischen. Mehlmischung mit<br />

der Fruchtmischung und Eiern verkneten.<br />

Schale einer unbehandelten Zitrone<br />

abreiben und zufügen. Saft der Zitrone<br />

auspressen und dazu gießen. Mit Nelkenpulver,<br />

Zimt, Muskat und einer Prise weißen<br />

Pfeffer würzen. Den Pudding in eine<br />

gut gebutterte Form geben und mit einem<br />

Deckel oder Alufolie gut verschließen.<br />

Die Form in einen großen Topf stellen,<br />

Wasser bis ca. 1-2 cm unter den Rand<br />

der Form füllen, Deckel auflegen. Wasser<br />

kurz zum Kochen bringen. Den Pudding<br />

auf niedrigster Stufe ca. 4-5 Stunden<br />

gar ziehen lassen. Aus dem Wasserbad<br />

nehmen und ein paar Minuten abkühlen<br />

lassen. Deckel oder Folie abnehmen<br />

und den Pudding mit einem Messer vom<br />

11.<br />

Der Künstler: Ugo Dossi<br />

Der Koch: Peter Krones<br />

Der Pate: Michael Mendl<br />

Rand lösen. Ein Tuch mit kaltem Wasser<br />

befeuchten und auf die Form legen, damit<br />

sich der Pudding besser löst. Auf Zimmertemperatur<br />

abkühlen lassen, gut in<br />

Alufolie einwickeln und 2 – 3 Wochen ruhen<br />

lassen. Sahne mit dem Mandelsirup<br />

fest aufschlagen und mit den gehobelten<br />

Mandeln betreuen. Den Pudding auf<br />

einen Teller stürzen, mit 54-prozentigem<br />

Rum begießen und vorsichtig flambieren.<br />

Den Weihnachtspudding mit der Mandelsahne<br />

servieren.<br />

„Hard Sauce“ wird in England zum Weihnachtsfest<br />

traditionell zu Plumpudding<br />

serviert, passt aber auch ganz hervorragend<br />

zum „Richtershof - Weihnachtspudding“.<br />

Zutaten Hard Sauce<br />

125 g Butter<br />

125 g Zucker<br />

3 EL Zucker<br />

Die beiden Haudegen – in diesem<br />

fall ist der Ausdruck berechtigt –<br />

begutachten das fertige Werk<br />

Zubereitung<br />

Butter (möglichst Zimmertemperatur) mit<br />

Zucker schaumig rühren. Rum zufügen<br />

und die Hard Sauce mindestens 2 Minuten<br />

auf höchster Stufe mit dem Quirl der<br />

Küchenmaschine schlagen, bis der Rum<br />

vollkommen von der Butter aufgenommen<br />

wurde. Hard Sauce in eine kleine Schüssel<br />

umfüllen und mindestens 15 Minuten<br />

im Kühlschrank fest werden lassen. Mit<br />

einem Teelöffel kleine Mengen der Hard<br />

Sauce abstechen und rings um den Weihnachtspudding<br />

dekorieren.<br />

SEITE SEITE


Berlin Oberpfalz<br />

HIlfE<br />

für jungE<br />

ElTErn<br />

NEBEN DEN BEKaNNTEN SOS-KINDERDöRFERN UNTER-<br />

HäLT SOS-KINDERDORF IN DEUTSCHLaND EINE VIELZaHL<br />

aNDERER EINRICHTUNGEN, DIE SICH IN IHREM aNGEBOT<br />

aN KINDER, JUGENDLICHE UND FaMILIEN WENDEN:<br />

JUGENDHILFEEINRICHTUNGEN, BERaTUNGSZENTREN<br />

UND FaMILIENZENTREN, BERUFSaUSBILDUNGSZENTREN,<br />

MüTTERZENTREN SOWIE DORFGEMEINSCHaFTEN FüR<br />

Das SOS-Familienzentrum Berlin-Hellersdorf<br />

gibt es seit 1993. Unter seinem<br />

Dach vereint es eine Erziehungs- und<br />

Familienberatungsstelle, einen Familientreffpunkt<br />

mit Treffpunktcafé und Second-Hand-<br />

Shop und das Stadtteilbüro.<br />

In die Erziehungs- und Familienberatung des<br />

SOS-Familienzentrums Berlin können Kinder,<br />

Jugendliche, Eltern und Großeltern oder auch<br />

ganze Familien kommen, wenn sie Probleme<br />

mit sich oder anderen haben. Ob „große“ oder<br />

„kleine“ Probleme – wichtig ist der Wunsch,<br />

dass sich etwas ändern soll. Das Team vor<br />

Ort besteht aus qualifizierten Psychologen,<br />

Pädagogen, Sozialpädagogen mit verschiedenen<br />

therapeutischen Zusatzausbildungen,<br />

Erziehern und Verwaltungsangestellten. Sie<br />

alle setzen sich dafür ein, dass für Probleme<br />

Lösungswege eröffnet werden.<br />

Der offene Familientreffpunkt ist eine Begegnungsstätte<br />

für alle Menschen im Stadtteil so<br />

wie auch das gesamte Familienzentrum offen<br />

ist für alle Besucherinnen und Besucher un-<br />

MENSCHEN MIT GEISTIGER BEHINDERUNG<br />

abhängig von Nationalität, politischen, weltanschaulichen<br />

und religiösen Einstellungen.<br />

Im Familientreffpunkt haben die Besucher die<br />

Möglichkeit, sich in ungezwungener atmosphäre<br />

zu treffen und auszutauschen. Dieser Rahmen<br />

bietet Kindern, Familien und Senioren die<br />

Möglichkeit zur Freizeitgestaltung, aber auch<br />

einen Zugang zu Informationen und bei Bedarf<br />

Unterstützung. an den vielfältigen angeboten<br />

kann jeder teilnehmen, Neues Entdecken und<br />

Entspannung und Spaß erleben.<br />

Ein besonders zukunftsorientiertes Projekt des<br />

SOS-Familienzentrums sind die sogenannten<br />

„Familienfreunde“. Junge Eltern erhalten dabei<br />

bei der Betreuung ihrer Kinder Unterstützung<br />

durch Ehrenamtliche. anliegen ist es, Menschen<br />

zusammenzuführen. Menschen, die gerne<br />

Zeit, Engagement und viel Herz geben möchten<br />

mit jungen Familien, die einen verlässlichen<br />

„Guten Geist“ suchen. Die „Familienfreunde“<br />

können Berater und Begleiter in den ersten drei<br />

Lebensjahren eines Kindes sein, Eltern unterstützen<br />

und entlasten, verantwortungsvoll ihren<br />

ganz persönlichen Beitrag für eine Familie<br />

leisten sowie für Kinder und deren Eltern Betreuer,<br />

Ratgeber und Vertraute sein.<br />

foTo: ISToCK.CoM<br />

Im Frühjahr 1963 spendete die Fabrikanten-<br />

familie Trassl/Dr. Sieber dem SOS-Kinderdorf<br />

e.V. ein ca. 20.000 qm großes Grundstück zum<br />

Bau eines neuen SOS-Kinderdorfes, benannt<br />

nach der Region Oberpfalz, in der es errichtet<br />

werden würde. Im Herbst 1963 wurde mit dem<br />

Bau begonnen, seitdem wurde das SOS-Kinderdorf<br />

bis heute Heimat und Zuhause für über 400<br />

Kinder. Heute ist das SOS-Kinderdorf Oberpfalz<br />

ein Verbund von ambulanten, teilstationären und<br />

stationären Jugendhilfeangeboten.<br />

Derzeit leben Im SOS-Kinderdorf Oberpfalz<br />

zehn Kinderdorffamilien. Für 44 Kinder und<br />

nEuE<br />

pErSpEkTIvE<br />

fürS lEbEn<br />

DaNK DES ENGaGEMENTS DER SPONSOREN KaNN DER<br />

BMW KUNSTaDVENTSKaLENDER IN DIESEM JaHR WIEDER<br />

100.000 EURO aN SOS-KINDERDORF üBERGEBEN. DER<br />

BETRaG KOMMT DEM SOS-KINDERDORF OBERPFaLZ UND<br />

DEM SOS-FaMILIENZENTRUM BERLIN-HELLERSDORF<br />

ZUGUTE. IN DEN KINDERDORFFaMILIEN WERDEN KINDER<br />

aUFGENOMMEN, DIE LäNGERFRISTIG aUSSERHaLB IHRER<br />

HERKUNFTSFaMILIE UNTERGEBRaCHT WERDEN MüSSEN<br />

Jugendliche im alter von ein bis 19 Jahren sind<br />

sie ein neues, zweites Zuhause. Mit ihrer SOS-<br />

Kinderdorfmutter haben sie eine feste Bezugsperson,<br />

die sie auf ihrem Lebensweg begleitet<br />

und unterstützt. Jeder Kinderdorffamilie steht<br />

ein eigenes Haus zur Verfügung, das die Kinderdorfmütter<br />

zusammen mit den Kindern und<br />

Jugendlichen nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen<br />

ausgestalten.<br />

In den Kinderdorffamilien werden Mädchen<br />

und Jungen aufgenommen, die längerfristig außerhalb<br />

ihrer Herkunftsfamilie untergebracht<br />

werden müssen. Vorher sind in der Regel fami-<br />

lienunterstützende und -ergänzende Maßnahmen<br />

erfolglos geblieben. Da eine nachhaltige<br />

Verbesserung der bisherigen Erziehungsbedingungen<br />

innerhalb eines vertretbaren Zeitraums<br />

nicht erreicht werden konnte, wird für die Kinder<br />

„eine andere auf Dauer angelegte Lebensperspektive“<br />

gesucht.<br />

Die Kinderdorffamilie bietet ein familienähnliches<br />

Umfeld für fünf bis sechs Kinder und<br />

Jugendliche.<br />

Das SOS-Kinderdorf Oberpfalz bietet für Familien<br />

in Schwieirgkeiten und Krisen auch über<br />

seine direkten räumlichen Grenzen hinaus<br />

schnelle Hilfe und Unterstützung für eine begrenzte<br />

Zeit. In zwei Wohngruppen, dem Regenbogenhaus<br />

und der arche Noah im SOS-Kinderdorf<br />

Oberpfalz und in einer außenwohngruppe,<br />

der Rappelkiste in Bayreuth, werden Kinder im<br />

alter von zwei bis 15 Jahren kurz- oder mittelfristig<br />

betreut. Ziel ist es, die Kinder wieder<br />

dauerhaft in ihre Familien zurückzuführen bzw.<br />

mit ihnen, den Erziehungsberechtigten und den<br />

Fachdiensten der Jugendämter eine neue Lebensperspektive<br />

zu entwickeln.<br />

Neben den SOS-Kinderdorffamilien und den<br />

Wohngruppen bietet das SOS-Kinderdorf<br />

Oberpfalz viele weitere Möglichkeiten, um Kindern<br />

und Jugendlichen zu helfen, wie heilpädagogische<br />

Tagesgruppen, ein offener Jugendtreff<br />

sowie ambulante, flexible Hilfen.<br />

SEITE SEITE


15.<br />

Der Künstler: Jakob de Chirico<br />

Der Koch: Daniel Schaefer<br />

Die Paten: Marshall & Alexander<br />

rettet die Phantasie<br />

präsentiert von<br />

JAKoB DE CHIRICo<br />

Der 1943 in Innsbruck geborene Künstler Jakob de Chirico besuchte die Kunstschule in St. ulrich im idyllischen Südtirol und<br />

schloss ein Studium an der Kunstakademie in München u.a. bei <strong>Prof</strong>. Günter fruhtrunk 1973 ab. Nach seinem Diplom kehrt er<br />

nach Alto Adige zurück, heute lebt er sowohl in Meran als auch in München. De Chirico bezeichnet seine Arbeiten als frullato<br />

neobarocco. Aus längst vergangener Zeit werden die überkommenen Rituale, Ewigkeitsansprüche und Botschaften übernommen<br />

und durch künstlerische Mittel mit dem Neuen konfrontiert und durcheinandergewirbelt. ob Sonnenbrillen, Putten mit Goldflügeln,<br />

Plastikbananen, silbrig glitzernde CDs oder eben Plüschtiere von Disneys Micky Maus oder Warhols Marilyn werden als kommerzielle<br />

ready mades in eine opulente, mitunter rauschhafte farbenpracht eingebettet. Diese Materialcollagen mit den fundstücken<br />

aus Natur und Zivilisation steigern sich durch die auch oftmals direkt aus der Tube aufgespritzten farben in ein energiegeladenes<br />

Geflecht, welches den Betrachter fast schon überfordern mag. De Chiricos Arbeiten sehen aus, als gebe es nach gut dadaistischer<br />

Manier nichts, was sich nicht in Kunst umwandeln ließe. Der langjährige Künstlerfreund von de Chirico, Herrmann Nitsch,<br />

fasst es zusammen: „Die gewaltige Tradition der italienischen Malerei, Skulptur und Architektur, die Malerei der frührenaissance,<br />

der Hochrenaissance, des Manierismus, des Barock, dessen Illusionismus die Kirchen bis zum Himmel öffnet, die italienische<br />

oper von Monteverdi bis Puccini, D’Annunzio, der italienische film von seinen Anfängen über Pasolini bis fellini, der italienische<br />

futurismus, die Pittura Metafisica, der Dadaismus, die Pop Art und letztlich die Bewegung der Arte Povera – das alles wird mir<br />

gegenwärtig, wenn ich Arbeiten von Jakob de Chirico sehe.“<br />

rEHrückEn<br />

a cappElla<br />

WENN ZWEI SäNGER EINE KüCHE BETRETEN,<br />

WIRD SIE aUTOMaTISCH ZUR BüHNE. DER<br />

BaRITON MaRC MaRSHaLL UND DER TENOR<br />

Jay aLExaNDER SIND aUSSERSTaNDE,<br />

EINFaCH NUR ZU KOCHEN (GaNZ aBGESEHEN<br />

DaVON, DaSS SIE ES NICHT KöNNEN).<br />

SIE BEGLEITEN DIE ZUBEREITUNG VON<br />

REHRüCKEN, SELLERIEPüREE UND SPäTZLE<br />

MIT GESaNG. UND DaS BEI EINEM KOCH, DER<br />

MUSIK IN DER KüCHE NICHT GEWöHNT IST<br />

In den ersten zehn Jahren, an die ich mich<br />

erinnern kann, gab es bei uns zuhause an<br />

Heiligabend Wild“, sagt der Tenor Jay alexander.<br />

„Mein Vater war passionierter Jäger<br />

und ich kenne so ziemlich alle Variationen von<br />

Wildschwein, mit Knödeln oder mit Spätzle, er<br />

machte fantastische Soßen, damit bin ich groß<br />

geworden. Irgendwann hing uns Kindern das<br />

Wild allerdings zum Hals raus und meine Mutter<br />

hat dann die Pizza Margherita eingeführt.“<br />

Jetzt soll Jay also einen Rehrücken machen…<br />

„Ich esse heute immer noch sehr gern Wild“,<br />

sagt er mit einer Mine, die keinerlei Zweifel an<br />

der Glaubwürdigkeit dieser aussage aufkommen<br />

lässt. Sein Gesangspartner, der Bariton<br />

Marc Marshall, hat ähnliche Erfahrungen gemacht:<br />

„Mein Großvater war Jäger, da gab‘s an<br />

Weihnachten viel Wild.“<br />

Na dann…<br />

Große Köche jedenfalls sind beide nicht, sie gehören<br />

eindeutig in die abteilung Genießer. „Ich<br />

könnte mich gut selbst ernähren, sagen wir‘s<br />

mal so“, grinst Marshall.<br />

Es ist Showtime in Daniel Schaefers kleiner Küche<br />

im Hotel Schwarzmatt (Relais & Châteaux)<br />

am Ortsrand von Badenweiler. Rehrücken mit<br />

Selleriepüree und von Hand geschabte Spätzle<br />

soll es geben.<br />

Mit einem fröhlichen Lied<br />

auf den Lippen kommen die<br />

Sänger Marshall & Alexander<br />

aus dem Wald. Das Reh,<br />

dessen Rücken die beiden<br />

zubereiten sollen, ist derweil<br />

bereits in der Küche<br />

Jay soll den Spätzleteig<br />

machen, Marc<br />

das Selleriepüree,<br />

das ist der Plan.<br />

Sechs Eier sind für<br />

den Spätzleteig nötig,<br />

drei sollen ohne Eiweiß<br />

in die Schüssel,<br />

drei komplett. „Ich<br />

leg sie dann einfach<br />

mal rein“, mischt<br />

sich Marc ein. Was<br />

er auch macht, allerdings gleich mit Schale.<br />

Nun soll er die Sellerie fürs Püree schneiden,<br />

Schaefer macht es vor. „ach, bitte noch ein<br />

bisschen mehr, dann muss ich nichts mehr<br />

tun.“ Es bleibt jedoch genug Knolle für ihn übrig<br />

und er schnippelt. „Ich werde übrigens welt-<br />

weit zum Sellerieschneiden engagiert.“<br />

Jay gibt das Mehl in seinen Teig, dazu eine Prise<br />

Salz. „Pfeffer auch?“ fragt er.<br />

„Wofür ist die Zitrone?“ mischt sich Marc ein.<br />

„Für das Püree“, sagt Schaefer, der die beiden<br />

Sänger immer noch mit einer gewissen amüsierten<br />

Distanz beobachtet.<br />

„ah, das Selleriepüree wird nachher übrigens<br />

so serviert, Selleriepüree mit Zitrone. Das auge<br />

isst ja mit.“<br />

„Ein Prost, ein Prost, ein Prösterlein Prost, wir leben nur ein einziges Mal“<br />

Er soll noch mehr Sellerie schneiden. „Ist das<br />

für eine Person oder für acht?“<br />

Die Milch kocht, die Selleriestücke kommen hinein<br />

mit Muskat, Salz und Pfeffer. Marc drückt<br />

die Zitrone über dem Topf aus und Jay tut so,<br />

als ob ihn ein Spritzer ins auge getroffen hätte.<br />

„Es wird Zeit, dass wir wieder mal einen anstimmen“,<br />

sagt Jay und reibt sich das auge. „Kannst<br />

du singen?“ fragt er den Küchenchef.<br />

„Wenn er kochen kann, kann er auch singen“,<br />

mischt sich Marc ein. „Was hört ihr denn für<br />

Musik in der Küche?“<br />

„In der Küche gibt’s keine Musik“, sagt Schaefer.<br />

„Gibt‘s wenigstens was zu trinken?“ Marc kann<br />

sich das Grinsen nicht verkneifen. Schaefer<br />

greift zum Telefon und ordert Rotwein.<br />

SEITE SEITE


Zutaten für 6 Personen<br />

Rehrücken<br />

1 Rehrücken<br />

Salz, Pfeffer, Wacholderbeeren<br />

Schalotten<br />

100 g Butter<br />

Wildjus<br />

eingelegte Preiselbeeren<br />

Den Rehrücken in zerlassener<br />

Butter mit Wacholderbeeren<br />

und Schalotten kurz anbraten.<br />

Das Fleisch auf ein Blech<br />

legen und im Backofen bei<br />

ca. 180°C in 9 Minuten rosa<br />

garen. Das Fleisch in dieser<br />

Zeit mehrmals wenden.<br />

Die Butter aus der Pfanne gießen<br />

und die Schalotten glasig<br />

schwitzen, die Preiselbeeren<br />

zugeben und den Wildjus<br />

angießen.<br />

Die Sauce ca. 2-3 Minuten<br />

köcheln lassen und durch ein<br />

Sieb gießen.<br />

Das Fleisch ca. 2-3 Minuten<br />

an einen warmen Ort stellen<br />

und ruhen lassen.<br />

Den Rehrücken tranchieren<br />

und mit der Preiselbeersauce<br />

auf einem Teller anrichten.<br />

rehrücken rosa gebraten an preiselbeerjus; selleriepüree und handgeschabte spätzle<br />

Die Gläser klingen und Marshall & alexander<br />

singen „Ein Prost, ein Prost, ein Prösterlein<br />

Prost, wir leben nur einmal, wir leben nur ein<br />

einziges Mal, vielleicht ist das das letzte Mal!“<br />

Spätzle schaben ist eine Kunst, die man lange<br />

üben muss, bis man‘s kann. Schaefer macht es<br />

vor, er kann das perfekt. Marc probiert es, die<br />

Spätzle sehen nun etwas unförmig aus, eher<br />

wie Schupfnudeln. Er übergibt Brett und Messer<br />

an Jay. „Sieh zu, dass du in acht Stunden<br />

fertig bist. Vielleicht solltest du in Zukunft bei<br />

uns das Catering machen.<br />

Marc Marshall prüft auf recht<br />

eigenwillige Weise die Qualität<br />

seiner Sellerieknolle<br />

Selleriepüree<br />

1 Knolle Sellerie<br />

1 Zitrone<br />

1 l Milch<br />

Salz, Pfeffer, Muskat,<br />

Himbeeressig<br />

100 g weiche Butter<br />

Einen Tag vorher vorbereiten:<br />

Sellerie schälen und in kleine<br />

Würfel schneiden.<br />

Milch, Zitronensaft, Salz,<br />

Pfeffer und Muskat aufkochen<br />

und die Sellerie dazu geben.<br />

Bei mittlerer Hitze die Sellerie<br />

weich kochen, bis sie fast zerfällt.<br />

Anschließend die Flüssigkeit<br />

abgießen und die Sellerie<br />

wolfen oder grob hacken. Die<br />

Masse dann in ein Tuch geben<br />

und über Nacht an einem<br />

kühlen Ort abhängen lassen,<br />

damit alle Flüssigkeit abtropft.<br />

Am nächsten Tag:<br />

Die abgetropfte Sellerie in<br />

einen Mixer geben, Salz, Pfeffer<br />

und Himbeeressig (nach<br />

Geschmack) dazu geben und<br />

kurz anmixen. Die weiche<br />

Butter nach und nach dazu<br />

geben, bis die Masse ein<br />

feines Püree ergibt und nochmals<br />

abschmecken.<br />

Spätzleteig<br />

250 g Eigelb<br />

250 g Vollei<br />

425 g Mehl<br />

1 Prise Salz<br />

Eigelb und Vollei mit Mehl und<br />

Salz in eine Rührschüssel geben<br />

und mit einem Mixer oder<br />

Handrührgerät aufschlagen,<br />

bis eine glatte Masse entstanden<br />

ist. Falls die Masse<br />

Schaefer widmet sich inzwischen dem Rehrücken,<br />

portioniert ihn und brät ihn in Butter mit<br />

Wacholderbeeren sanft an, würzt mit Salz und<br />

Pfeffer. Marc assistiert. anschließend kommt<br />

der Braten für neun Minuten in den Ofen und es<br />

ist Zeit zum anrichten. Die Spätzle werden noch<br />

rasch in der Pfanne in Butter geschwenkt, das<br />

Püree hat Schaefer bereits vorbereitet, es jetzt<br />

zu machen würde zu lang dauern.<br />

Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus.<br />

Schaefers Teller ist eines Küchenchefs würdig,<br />

Jay ist mit seinem ebenfalls zufrieden.<br />

Wie man weiß, ist das Spätzleschaben<br />

eine Kunst, die manch<br />

einer sein Leben lang nicht lernt<br />

15.<br />

Der Künstler: Jakob de Chirico<br />

Der Koch: Daniel Schaefer<br />

Die Paten: Marshall & Alexander<br />

So soll der Rehrücken auf dem<br />

Teller aussehen. Marc Marshalls<br />

„lebendige“ Kreation war für ein<br />

foto nicht unbedingt geeignet<br />

zu dick ist, eventuelle Wasser<br />

dazu geben. Einen Topf mit<br />

Wasser aufstellen, etwas Salz<br />

und Pflanzenöl dazu geben<br />

und kochen lassen.<br />

Die Hitze etwas runterschalten.<br />

Jetzt die Spätzle vom<br />

Brett in den Topf schaben.<br />

Danach kurz in kaltem Wasser<br />

abschrecken. Spätzle in einer<br />

Pfanne mit etwas Butter<br />

anbraten (ohne Farbe) und mit<br />

Gemüsefond ablöschen.<br />

Etwas Salz dazu geben und<br />

anrichten.<br />

„Mein Gericht lebt,“ sagt Marc, „es vermischt<br />

sich gerade, ein chemischer Prozess findet<br />

statt, es ist ein lebendiges Kunstwerk.“<br />

„Es ist wie beim Singen“, sagt Jay, als er Marcs<br />

Teller betrachtet, „man muss ein Händchen dafür<br />

entwickeln, wie viel man gibt, mal mehr, mal<br />

weniger, es hat was mit Dosieren zu tun.“<br />

Marc deutet auf den Rehrücken. Er ist auf<br />

den Punkt rosa gebraten. „Frag mal, wer ihn<br />

in die Pfanne gelegt hat, frag mal“, sagt er mit<br />

Triumph in der Stimme, „und wer ihn in Butter<br />

geschwenkt hat, frag doch mal!“<br />

16.<br />

Der Künstler: Jörg Engelmann<br />

Der Koch: Johann Lafer<br />

Die Patin: Michaela May<br />

Ohne titel nr<br />

präsentiert von<br />

JÖRG ENGELMANN<br />

wurde 1965 in Bonn geboren. Nach dem Abitur absolvierte<br />

er eine Steinmetz- und Bildhauerausbildung, ab<br />

1991 arbeitete er als Steinmetz in verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands. Ab 1994 ist Engelmann als freischaffender<br />

Künstler tätig, zunächst in Bonn, danach in Baden-Baden<br />

und frankfurt am Main. 1998 gestaltete Engelmann die<br />

Skulptur „Schwarzer Diabas“ für André Hellers Projekt<br />

und Erlebnispark „Meteorit“ anlässlich des 100-jährigen<br />

Bestehens der RWE Essen. 2001 schloss er seine Ausbildung<br />

als Steinbildhauermeister an der Schlossbauschule<br />

Aschaffenburg ab.<br />

Über seine Arbeit sagt Engelmann: „Steine sind im täglichen<br />

Leben fast allgegenwärtig. Die vielfältigen Eigenschaften<br />

des Materials bleiben jedoch verborgen. Kunst ist<br />

die schöpferische und gestaltende umsetzung innerer und<br />

äußerer Erfahrungsinhalte in ein Werk, um das ästhetische<br />

Bewusstsein des Betrachters individuell anzusprechen. Als<br />

Wurzel der Kunst gilt die Einbildungskraft, die Imagination,<br />

die Phantasie und Kreativität, sprich die schöpferische<br />

Kraft des Künstlers. Mir ist es wichtig, eine Verbindung<br />

und ein Wirken zwischen Raum, Betrachter und Plastik zu<br />

erzeugen - ohne die Phantasie und Vorstellung des Einzelnen<br />

in feste Bahnen zu lenken. Stein gilt häufig als kühl und<br />

leblos. Durch meine Arbeit möchte ich neue Empfindungen<br />

schaffen, das Material be-greifbar machen. So laden form<br />

und Gestaltung dazu ein, jede Skulptur auf ihre Art zu erfühlen<br />

und zu erfahren.“<br />

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MIT DEM DESSERT IST DaS NOCH RECHT EINFaCH.<br />

JOHaNN LaFERS WEIHNaCHTLICHE CRèME BRûLéE IST aUCH<br />

ETWaS FüR WENIGER aMBITIONIERTE HOBByKöCHE,<br />

HaUPTSaCHE, SIE BESITZEN EINEN BUNSENBRENNER.<br />

DaS DEBüT ERKLäRT SICH DaMIT, DaSS MICHaELa May<br />

DIESMaL KEIN yOGa-BUCH, SONDERN EINS MIT IHREN<br />

SCHöNSTEN WEIHNaCHTSGESCHICHTEN HERaUSGEBRaCHT<br />

HaT. BEI DEM DESaSTER SCHLIESSLICH SPIELT EIN KaRPFEN<br />

DIE HaUPTROLLE, DER IN LaFERS BaDEWaNNE LEBTE<br />

Es ist doch irgendwie beruhigend, dass<br />

auch einem <strong>Prof</strong>i wie Johann Lafer nicht<br />

immer alles gleich auf anhieb gelingt. Beim<br />

ersten Versuch war die Masse für die weihnachtliche<br />

Crème brûlée nicht dickflüssig genug<br />

und das Blech passte nicht in den Ofen. Und<br />

dabei hatte seine „assistentin“ Michaela May so<br />

ausgiebig mit dem Schneebesen gerührt…<br />

aber Lafer ist Perfektionist, also alles auf anfang<br />

und nochmal hinein in den Topf mit Eigelben und<br />

Zucker, Gewürzen, Milch und Sahne. Mit dem<br />

zweiten Versuch ist der Chef des „Le Val d’Or“<br />

auf der Stromburg zufrieden. „Guck mal, jetzt ist<br />

es perfekt in der Konsistenz, so muss es sein,<br />

jetzt einfach durch das Sieb geben.“ Michaela<br />

Die „Gute Luise“ ist<br />

Michaela Mays Lieblingsbirne:<br />

„Sie ist besonders<br />

saftig, selten mehlig und<br />

nicht zu süß.“<br />

EIn dESSErT,<br />

EIn dEbüT und<br />

EIn dESaSTEr<br />

gießt und Johann freut sich: „Jaaa, wunderbar,<br />

das ist Perfektion!“<br />

Nun kommt der Trick: Die Schälchen mit der<br />

Crème stehen nicht einfach nur so auf dem<br />

Backblech – Lafer legt zuerst Küchenkrepp darauf<br />

und gibt Wasser dazu. Im Wasserbad kommen<br />

die Schälchen dann in den Ofen, 45 bis 50<br />

Minuten bei 120 Grad.<br />

Jetzt sind die Birnen an der Reihe. Michaela<br />

greift zum Schäler. „Die Gute Luise ist meine<br />

Lieblingsbirne. Die gibt’s nicht das ganze Jahr<br />

und sie ist besonders saftig, selten mehlig, nicht<br />

zu süß, ein tolle Birne.“<br />

In Milch und Sahne werden die geviertelten Birnen<br />

weich gegart, die groben Schokoladenwürfel<br />

kommen dazu und lösen sich allmählich auf.<br />

„Wenn ich die Schokolade zuerst hinein gebe,<br />

dann brennt das Ganze an“, sagt Lafer. „Es ist<br />

wirklich ein recht einfaches Rezept, das kann<br />

jeder zu Weihnachten gut nachkochen.“ Michaela<br />

ist beeindruckt. „Du traust dich aber, alles in<br />

einen Topf. Ich hätte das ganz anders gemacht,<br />

erst die Schokoladesoße separat im Wasserbad<br />

und dann später erst alles zusammen gegeben.<br />

aber so schmeckt die Schokosoße auch schon<br />

ein bisserl nach Birnen.“ Etwas abgeriebene<br />

Orangenschale und Weinbrand dazu, fertig.<br />

Die Schälchen aus dem Ofen sind inzwischen<br />

abgekühlt und werden mit braunem Zucker bestreut.<br />

Lafer wirft den kleinen Bunsenbrenner<br />

an und karamellisiert den Zucker. Wenn man<br />

mag, kann man dann noch ein dünnes Schokoladenplättchen<br />

obendrauf legen. „Da denke<br />

ich gleich an meine ersten Erfahrungen, als ich<br />

für die Kinder Karamellbonbons gemacht habe<br />

– Finger verbrannt, Zucker bitter, aber das kann<br />

man hier jetzt nicht behaupten.“<br />

Johann Lafers Stromburg ist Mitglied bei<br />

Relais & Châteaux, der internationalen<br />

Kollektion privat geführter exzellenter Hotels<br />

Man kann die Schokolade für das Dessert auch auf<br />

spielerische Art auspacken – mit Würfeln, Handschuhen,<br />

Nikolausmütze sowie Messer und Gabel<br />

als er selber noch ein kleiner Junge war, kochte<br />

die Mama an Heiligabend immer Schnitzel<br />

mit Kartoffelsalat. Die Gans für den Braten am<br />

ersten Feiertag stammte vom elterlichen Bauernhof,<br />

„die kannten wir noch persönlich.“ Einmal<br />

hat er später versucht, mit dieser Tradition<br />

zu brechen. „In meinem zweiten Lehrjahr habe<br />

ich am Heiligen abend einmal einen Karpfen gemacht.<br />

Den hat dann keiner gegessen. Er wurde<br />

in der Badewanne zwischengelagert, weil ich ihn<br />

schon tags zuvor aus dem Fischteich abholen<br />

musste. Dann hat es mich einige überwindung<br />

gekostet, ihn zu töten, und dann hab ich auch<br />

noch die Gräten nicht herausgebracht.“<br />

In der eigenen Familie gibt es nun kein Schnitzel<br />

mehr, sondern Rinderfilet mit Kartoffelpüree,<br />

dazu eine leckere Soße, Feldsalat und anschließend<br />

ein bisschen Käse. „Das geht relativ<br />

schnell. Wir müssen an den Feiertagen ja wieder<br />

ran.“ Tochter Jennifer bekommt seit Jahren ein<br />

Döschen Kaviar. „Sie ist ein Riesen-Kaviarfan,<br />

den hat sie schon mit fünf, sechs Jahren gern<br />

gegessen, das wünscht sie sich zu Weihnachten.“<br />

Und wenn es doch mal kein Rinderfilet sein<br />

soll, gibt es einen Kapaun aus Frankreich oder<br />

der Steiermark, seiner Heimat. „Der kann ruhig<br />

vier bis fünf Stunden bei 100 bis 120 Grad im<br />

Ofen sein, da passiert nix.“<br />

Bei Michaela May war die Großmutter an Weihnachten<br />

für die Küche zuständig. „Wir waren<br />

vier Kinder, und meine Mutter hat sich geweigert,<br />

zum Fest was Richtiges zu kochen.“ alle<br />

wohnten im selben Haus, die Oma hat an Heiligabend<br />

immer Hühnersuppe mit Nudeln und<br />

Kalbsbratwürstel darin gekocht. „Das waren die<br />

Weihnachtswürstel vor der Bescherung. Dann<br />

saßen wir alle zusammen, es gab noch Punsch<br />

und Plätzchen und Lebkuchen. Wir haben gesungen,<br />

jemand hat eine Weihnachtsgeschichte<br />

vorgelesen, dann sind wir vor die Krippe gegangen,<br />

die mein Vater aufgebaut hat, und dann<br />

hat’s geklingelt.“<br />

am ersten Feiertag stand meistens Fasan auf<br />

dem Tisch, mit Sauerkraut und Fingernudeln,<br />

ebenfalls von der Oma.<br />

Später dann, als die eigenen Kinder noch klein<br />

waren, fuhr Michaela May mit der Familie an<br />

Weihnachten regelmäßig nach Kitzbühl. „Das<br />

war immer ein großer Stress mit dem Einpacken<br />

und dem Hinfahren und dem aufbauen.“<br />

Zunächst blieb sie beim Hühnersuppenkonzept,<br />

bis sie prominente Unterstützung bekam.<br />

„Der alfons Schuhbeck ist auch immer nach<br />

Kitzbühl gefahren und hat beim Franz Beckenbauer<br />

gekocht. Da hat er dann vorher bei mir<br />

eine Schleife gedreht und etwas vorbeigebracht.<br />

Sehr praktisch, weil es schon fertig<br />

war. Das war vor ungefähr 15 Jahren, da hatte<br />

er noch die Zeit für sowas.“ Selber gemacht<br />

hat sie immer den Punsch aus Orangensaft und<br />

Früchtetee, Zimt, Nelken und Honig „Die Kinder<br />

haben dabei die Orangenschale mit Würfelzucker<br />

abgerieben.“ Dazu gab’s selbst gebackene<br />

Weihnachtsplätzchen.<br />

Jetzt kommen die Kinder am Nachmittag des<br />

Heiligen abends vorbei und später kocht Michaela<br />

nur noch für zwei Personen. „Mein Mann<br />

isst wahnsinnig gern Ente, dazu gibt’s Blaukraut<br />

und meistens meinen Spezialsemmelknödel, der<br />

sieht aus wie ein Kuchen und den mach ich in<br />

einem Handtuch, da kommt Butter rein, und der<br />

ist dann saftiger als normale Semmelknödel.“<br />

Kochen hat für Michaela May etwas Meditatives<br />

und Kreatives, „wenn man nicht gerade etwas<br />

für zwölf Leute vorbereiten muss.“ Sie geht gern<br />

auf den Markt, auch in die Großmarkthalle, und<br />

kauft überwiegend Produkte der Saison. „Ich<br />

muss Zeit haben fürs Kochen, dann macht es<br />

mir auch viel Spaß.“<br />

lektüre<br />

Vorlesen an Weihnachten<br />

kennt Michaela May seit<br />

ihrer Kindheit. Die schön-<br />

lektüre sten Geschichten hat sie<br />

jetzt in einem Büchlein<br />

zusammengefasst, das<br />

bei Herder erschienen ist<br />

und 12 Euro kostet.<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

weihnachtliche crème brÛlée mit schokoladenbirnen<br />

6 Eigelbe<br />

110 g Zucker<br />

Eigelbe mit dem Zucker verrühren<br />

1 kleine Zimtstange<br />

1 Sternanis<br />

3 Gewürznelken<br />

350 ml Milch<br />

350 ml Sahne<br />

Die Gewürze im<br />

Mörser zerstoßen und<br />

mit Milch und Sahne<br />

aufkochen. Mit der Eigelb-Zucker-Masse<br />

verrühren<br />

und über einem heißen Wasserbad<br />

solange rühren, bis die Masse dickflüssig<br />

wird.<br />

Anschließend die Masse durch ein<br />

Sieb passieren und in tiefe, feuerfeste<br />

Schälchen füllen. Die Schälchen in eine<br />

Wanne mit etwas Wasser stellen und<br />

bei 120° C Heißluft ca. 45 - 50 Minuten<br />

langsam stocken lassen.<br />

70 g brauner Zucker<br />

Die Crème auskühlen lassen, die<br />

Oberfläche gleichmäßig mit Zucker bestreuen<br />

und mit einem Bunsenbrenner<br />

karamellisieren.<br />

16.<br />

Schokoladenbirnen<br />

4 kleine Birnen<br />

Birnen schälen, vierteln und<br />

das Kerngehäuse entfernen.<br />

100 ml Milch<br />

100 ml Sahne<br />

Der Künstler: Jörg Engelmann<br />

Der Koch: Johann Lafer<br />

Die Patin: Michaela May<br />

Mit dem Bunsenbrenner<br />

wird der braune Zucker<br />

auf der Crème brûlée<br />

karamellisiert. So ensteht<br />

die typische Kruste.<br />

Garnieren kann man mit<br />

einem Schokoplättchen<br />

und etwas Minze<br />

Milch und Sahne aufkochen<br />

und die Birnen je nach<br />

Reifegrad darin weich<br />

garen.<br />

2 Tafeln Johann Lafer Duett<br />

Schokolade Zartbitter-Mocca<br />

2 cl Weinbrand<br />

Schokolade in grobe Würfel zerteilen,<br />

zu den Birnen in die Milch-Sahne-<br />

Mischung geben und langsam auflösen<br />

lassen. Zum Schluss mit dem Weinbrand<br />

verfeinern.<br />

Anrichten<br />

Die Birnen auf einem extra Teller mit<br />

reichlich Schokoladensauce anrichten<br />

und zusammen mit der weihnachtlichen<br />

Crème brûlée servieren.<br />

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18.<br />

Die Künstlerin: Christine Gallmetzer<br />

Der Koch: Reiner Fischer<br />

Die Patin: Janina Hartwig<br />

Karo-rockfrau<br />

präsentiert von<br />

CHRISTINE GALLMETZER<br />

Die Südtiroler Künstlerin wurde 1964 in Bozen geboren. Trotz ihrer schon seit Kindheitstagen<br />

bestehenden Affinität zur Malerei studierte die heute in München und Bozen lebende<br />

Christine Gallmetzer zunächst Philosophie. Ihr anschließendes Kunststudium führte sie nach<br />

Venedig, Vancouver, London, Paris und New York. Sie thematisiert in ihrer Malerei nicht das<br />

Was, sondern das Wie. Die Künstlerin experimentiert mit Begriffen wie Wahrnehmung, Wahrnehmungskonditionen<br />

und Wahrnehmungsselektion. Auf den ersten Blick stellen die Arbeiten<br />

eine Auswahl aus den vielschichtigen Bildwelten des gesellschaftlichen Alltags dar. Natürlich<br />

erkennen wir die Dame mit der Handtasche oder die Rock tragende frau. Doch Gallmetzers<br />

Bildern haftet etwas Rätselhaftes, Irritierendes und uneindeutiges an. Sie arbeitet mit Ausschnitten,<br />

so dass der Betrachter sich einen Teil des Ganzen dazu denken muss. Die figuren<br />

sind eingebettet in eine innere Ruhe und Einsamkeit; herausgelöst aus ihrem Zusammenhang<br />

und durch Gallmetzers Malerei neu eingebettet. Die Künstlerin arbeitet bevorzugt mit mehrfach<br />

übereinander gelegten farbschichten, gibt ihren Arbeiten die Zeit sich zu entwickeln, zu<br />

wachsen und zu einer Aussage zu formieren. Lena Rupprecht (mundus): „Selten hat es eine<br />

Künstlerin gegeben, die so philosophisch malt, so plastisch philosophiert und auf so anregende<br />

wie ästhetische Weise den Betrachter fordert und herausfordert. Ihre Bilder enthalten<br />

keine Gesamtinformationen. Erst im Kopf des Betrachters vervollständigt sich das Gezeigte zu<br />

einem gedachten Ganzen… So gesehen sind Christine Gallmetzers Bilder eine Absage an Absolutheitsansprüche,<br />

objektivität und Endgültigkeit. Sie entlarven ihren illusionären Charakter.“<br />

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Nette Überraschung:<br />

Janina Hartwig wurde bei<br />

Reiner fischer als Geschenk<br />

angeliefert. Das er aber<br />

nicht behalten durfte<br />

Die Frage, ob einer einen guten oder<br />

schlechten Stil hat, ist zunächst sekundär.<br />

Es geht erst einmal darum, ob einer<br />

überhaupt einen hat oder nicht. Das Hotel Villino<br />

(Relais & Châteaux) auf dem Lindauer Hoyerberg<br />

hat zweifellos Stil. Es ist ein luxuriöses<br />

italienisches Landhaus, das sich auf geheimnisvolle<br />

Weise an den Bodensee verlaufen hat.<br />

Nun ja, ein so großes Geheimnis ist es nun auch<br />

wieder nicht – vor 15 Jahren übernahmen Sonja<br />

und Reiner Fischer eine alte Schreinerei und<br />

machten daraus ein gastliches kleines Hotel mit<br />

allem Komfort, mit Wellness und Spa, und nicht<br />

zu vergessen mit einer großartigen Küche.<br />

Reiner Fischer hat dort seinen eigenen Stil<br />

gefunden, den er sowohl klassisch wie auch<br />

Wenn ein Kaiserschmarrn so auf dem Teller daherkommt, dann kann<br />

man sich mit Sicherheit nicht länger in Zurückhaltung üben<br />

WENN EINER FERNSEHNONNE DIE<br />

EIER DURCH DIE FINGER GLEITEN<br />

UND DER KOCH COWBOySTIEFEL<br />

aUS SCHLaNGENLEDER TRäGT,<br />

WIRD IN LINDaU EINE KaISERLICHöSTERREICHISCHE<br />

MEHLSPEISE<br />

ZUBEREITET. JaNINa HaRTWIG UND<br />

REINER FISCHER MaCHEN DEN ETWaS<br />

aNDEREN KaISERSCHMaRRN<br />

mit seiner „Cucina dei sensi“ interpretiert. Mit<br />

vorwiegend regionalen Produkten, ein wenig<br />

garniert mit asiatischen Einflüssen. auch<br />

sonst pflegt er einen recht eigenwilligen Stil,<br />

zur schwarzen Kochjacke trägt er dunkelblaue<br />

Nadelstreifenhosen und sandfarbene Cowboystiefel<br />

aus sehr weichem Schlangenleder.<br />

Jedenfalls hat er sich im Rahmen des BMW<br />

Kunstadventskalenders als Nachtisch für ein<br />

Festtagsmenü einen Kaiserschmarrn mit Glühwein-Eis<br />

einfallen lassen.<br />

Ihm zur Seite steht bei der Zubereitung die<br />

Schauspielerin Janina Hartwig, die im richtigen<br />

Leben eine Nonne ist und Schwester Hanna<br />

heißt. „Ich bin ehrlich gesagt nicht gerade scharf<br />

aufs Kochen“, sagt sie, „ich kann es zwar, aber<br />

nIcHT nur<br />

dES kaISErS<br />

ScHmarrn<br />

ich bin schlichtweg zu ungeduldig, es dauert<br />

mir einfach alles zu lang. Gott sei Dank habe ich<br />

einen Mann gefunden, der gern kocht und sich<br />

dabei entspannt. Ich kann wunderbar zuarbeiten,<br />

alles klein schnippeln und zwischendurch<br />

auch aufräumen.“ Gespannt ist sie schon auf<br />

die Mehlspeise, der Gatte stammt immerhin aus<br />

Tirol und hat dank seiner Mutter einen ausgezeichneten<br />

Schmarrn im Repertoire.<br />

Das ansetzen des Glühwein-Eises gelingt problemlos,<br />

Janina hantiert sehr souverän mit dem<br />

Schneebesen. Sie hat zuhause keine Eismaschine,<br />

also müsste sie das Gefrierfach nutzen,<br />

über Nacht am besten. Große augen bekommt<br />

sie allerdings, als Fischer für den Schmarrn<br />

Eiweiß und Eigelb trennt, sich dabei das Ei auf<br />

eine Handfläche kippt, das Eiweiß zwischen<br />

den Fingern durchrinnen lässt und das Eigelb in<br />

der Hand behält.<br />

„Ich auch, ich auch.“ Janina probiert das Trennverfahren<br />

aus und erweist sich als durchaus<br />

talentiert. Was sie ebenfalls so sieht. „Sag<br />

Meryl Streep zu mir.“ (Das versteht nur, wer<br />

den Kinofilm „Julie & Julia“ kennt, alle anderen<br />

müssen sich die DVD besorgen). Derart motiviert<br />

erzählt sie Fischer die Geschichte, wie der<br />

Kaiserschmarrn zu seinem Namen kam. an-<br />

geblich. „Früher aßen die Holzfäller, die ja sehr<br />

schwer arbeiten mussten, eine einfache, sehr<br />

sättigende Mehlspeise, den Holzfällerschmarrn.<br />

Eines Tages nun verirrte sich der Kaiser Franz<br />

Joseph im Wald und traf auf die arbeiter. Die<br />

ihm gern etwas von ihrem Schmarrn abgaben,<br />

ihn jedoch mit Rosinen, Milch und Eiern aufwerteten.<br />

aus dem Holzfällerschmarrn wurde ein<br />

Kaiserschmarrn.“<br />

„So ein Schmarrn“, sagt Fischer, schiebt die<br />

gusseiserne Pfanne mit dem Teig in den auf 180<br />

Grad vorgeheizten Ofen und stellt eine Literflasche<br />

Wodka auf den Tisch.<br />

„Müssen wir den jetzt trinken?“ fragt Janina und<br />

man konnte ein wenig den Eindruck gewinnen,<br />

sie fühlte sich an ihre Vergangenheit in Ostberlin<br />

vor 1989 erinnert.<br />

„aber nein.“ Fischer lacht und gießt etwas alkohol<br />

auf ein Küchentuch. Damit wischt er zwei<br />

Teller ab, auf denen nachher der Schmarrn serviert<br />

wird. „Früher hat man Spiritus genommen,<br />

wir nehmen Wodka. Damit werden die Teller<br />

besonders sauber.“<br />

Nach zehn Minuten ist der Schmarrn fertig. Fischer<br />

legt den runden braunen dicken Fladen<br />

auf ein Brett und schneidet ihn in mundgerechte<br />

Quadrate.<br />

„Was denn, ich dachte, der Teig wird auseinander<br />

gerissen?“ Janina wundert sich. Offenbar<br />

gibt es Differenzen zur Vorgehensweise der<br />

Schwiegermutter respektive des Gatten.<br />

„Ich finde, dass er so besser aussieht“, sagt<br />

Fischer und schüttet die Stücke in eine Pfanne<br />

mit karamellisierten Mandelblättchen. alles<br />

gut mischen und dann ordentlich Puderzucker<br />

drauf. Es duftet köstlich und Janina wird nun<br />

ungeduldig. „Ich hab schon Pfützchen auf der<br />

Zunge.“ Sie will unbedingt kosten und schließt<br />

die augen. „Phantastisch.“<br />

Es könnte also durchaus sein, dass dieser<br />

Schmarrn zum Bestandteil des Weihnachtsmenüs<br />

wird, das Dessert zur Gans. Denn Gans hat<br />

ungewöhnlich: fischers<br />

Schmarrn sieht aus<br />

wie ein Kuchen. Janina<br />

Hartwig hält die Pfanne<br />

mit den Mandeln bereit<br />

bei Janina Tradition am ersten Weihnachtsfeiertag<br />

und die macht sie selbst, mit einer klassischen<br />

apfelfüllung und Rotkraut und Klößen<br />

als Beilage. Beifuß muss unbedingt dazu, „der<br />

hat die Eigenschaft, das Fett aufzuspalten.“<br />

Sehr gut erinnert sie sich noch an ihre erste<br />

West-Gans. „als ich nach München kam, hatte<br />

ich in der Wohnung einen Elektroherd. Ich kannte<br />

ja nur die Gasherde und kam überhaupt nicht<br />

klar. Meine Eltern hatten sich angesagt, dazu<br />

die ganze aufregung, alles neu im Westen… jedenfalls<br />

hatte ich mir eine tiefgekühlte Gans besorgt.<br />

Ich hatte sie wohl nicht richtig aufgetaut<br />

und Probleme mit dem Herd, jedenfalls war<br />

das Tier innen noch tiefgefroren, als es auf den<br />

Tisch kam. Nach vier Stunden im Ofen, wohlgemerkt.<br />

Irgendwie hatte ich nicht die richtige<br />

Temperatur eingestellt. Wir haben dann beim<br />

Pizzaservice angerufen.“<br />

Bei den Fischers, die Weihnachten ebenfalls im<br />

Kreis der Familie feiern, gibt es die Gans oder<br />

die Pute bereits am Heiligen abend. Die Reste<br />

kommen dann am nächsten Tag auf den Tisch<br />

– „da ist die Gans noch besser, so richtig schön<br />

durchgezogen“, sagt der Küchenchef.<br />

Janina setzt am Heiligen abend auf kalte Klassiker<br />

wie Lachs oder Schinken mit Spargel („daran<br />

ist mein Mann gewöhnt“). Die beiden älteren<br />

Töchter sind bereits aus dem Haus, ihr Jüngster<br />

ist fünf und glaubt noch an das Christkind – „wir<br />

sind schließlich im katholischen Bayern. In Berlin<br />

kam immer der Weihnachtsmann, ich kann<br />

mich noch sehr genau erinnern, mit dem großen<br />

Sack und den Geschenken.“ Sehr genau im<br />

Gedächtnis ist ihr auch das Ende des Mythos<br />

geblieben. „Irgendwann rief meine Freundin<br />

Martina ‚komm mal, komm mal’, dann ist sie mit<br />

mir in den Hausflur und hat gesagt, ‚der Weihnachtsmann<br />

ist nicht der Weihnachtsmann, das<br />

ist der Herr Ohmen aus dem ersten Stock.’ Ich<br />

weiß noch genau, wie da auf der Treppe eine<br />

Welt für mich zusammenbrach.“<br />

kaiserschmarrn mit glühwein-eis<br />

Glühwein-Eis<br />

18.<br />

Service mit Mütze: Der Kaiserschmarrn<br />

kommt an den Tisch<br />

Locker aus dem Handgelenk:<br />

das finale in der Pfanne<br />

Zutaten<br />

1 l Rotwein<br />

3 Stangen Zimt<br />

3 Sternanis<br />

6 Nelken<br />

2 Orangen<br />

1 Zitrone<br />

80 ml Rum<br />

2 Scheiben Ingwer<br />

500 g Zucker<br />

50 g Honig<br />

Zubereitung<br />

Rotwein mit Gewürzen, Orangensaft<br />

mit Schale, Zitronensaft, Honig und<br />

Ingwer aufkochen. Dann den Zucker<br />

dazu geben und 3 min lang kochen<br />

lassen und dabei rühren.<br />

Nach der Kochzeit den Rum bei<br />

geben und einfrieren.<br />

Kaiserschmarrn<br />

Zutaten<br />

3 Eigelb<br />

125 ml Sahne<br />

90 g Mehl<br />

3 Eiweiß<br />

30 g Zucker<br />

Die Künstlerin: Christine Gallmetzer<br />

Der Koch: Reiner Fischer<br />

Die Patin: Janina Hartwig<br />

Zubereitung<br />

Eiweiß und Zucker mit dem Schneebesen<br />

steif schlagen. Eigelb, Sahne<br />

und Mehl zu einer glatten Masse verrühren.<br />

Eischnee vorsichtig unter die<br />

Eigelbmasse heben. Masse in beölter<br />

Pfanne ausbacken. Mit Puderzucker<br />

bestreuen und mit karamellisierten<br />

Mandeln servieren.<br />

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21.<br />

Der Künstler: Dalip Kryeziu<br />

Der Koch: Jochen Kempf<br />

Der Pate: Wayne Carpendale<br />

die Mauern meiner Jugend<br />

präsentiert von<br />

DALIP KRYEZIu<br />

ist Jahrgang 1964 und in Bubavec im Kosovo geboren. Er verbrachte seine Kindheit in einer<br />

dörflichen Großfamilie und begann bereits im frühen Kindesalter zu zeichnen. Durch<br />

den Einfluss eines onkels, einem akademischen Maler, verstärkten sich das Interesse und<br />

die Hinwendung zur Kunst. Ein Sommeraufenthalt in Porec, bei dem er mit den Porträtzeichnern<br />

im Hafen in Kontakt kam, war für ihn ausschlaggebend, sich ganz der Kunst zu<br />

widmen. Nach seiner Ausbildung zwischen 1986 und 1988 an der Pädagogischen Akademie<br />

in Gjakova sowie der englischen universität in Prishtina bereiste er Europa, dessen kulturelles<br />

und künstlerisches <strong>Prof</strong>il sich maßgeblich von den Wurzeln Dalips unterschied. Die<br />

mitteleuropäische Kultur mit ihrer historischen Architektur, den Museen und der Kunstrezeption<br />

an den Akademien führte dazu, dass sich Dalip seinen Zugang zur Kunst auf ganz<br />

persönliche Weise erarbeitete. 1988 kam er nach Österreich, dessen Staatsbürgerschaft<br />

er einige Jahre später erhielt. Es erfolgte 1989 die Aufnahme in die Vereinigung bildender<br />

Künstler in Österreich durch die Wiener Kommission. Dalips Arbeitsweise ist sowohl im<br />

Malerischen als auch Grafischen bestimmt vom raschen, teilweise unbewussten Gestus.<br />

Ein bereits erarbeitetes, sich oft wiederholendes Sujetvokabular wird dabei häufig durch<br />

einen neuen, überraschenden Impetus ergänzt. Dieser wiederum kann sowohl von formalen<br />

Überlegungen her resultieren, sich aber genauso auch aus neuen Bewegungsmustern<br />

erschaffen. Das Kopfmotiv beispielsweise zieht sich wie ein roter faden durch das Werk<br />

Dalips und erlaubt es ihm, Allgemeingültiges über den Menschen an sich zu formulieren; das<br />

Gehörte, Gesehene, Erlebte zu erzählen. Eine kleine Kopfzeichnung wird auf der Leinwand<br />

in ein neues Bezugssystem gebracht und schlussendlich durch einen neuen Gestus überarbeitet.<br />

Dadurch erhält das jeweilige Kunstwerk mehrere Dimensionen, nicht nur formaler,<br />

sondern auch inhaltlicher Natur. Seit 2006 lebt Dalip in frankfurt am Main und tritt regelmäßig<br />

für Charity-Projekte ein, u. a. für seine Heimat, dem Kosovo.<br />

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Der Schauspieler<br />

Wayne Carpendale<br />

kauft erst einmal die<br />

nötigen Gewürze ein<br />

Würde Wayne Carpendale an Weihnachten<br />

kochen, würde es wahrscheinlich<br />

nur Frühstück geben. Das<br />

nämlich kann der Schauspieler gut. Da er ein<br />

einsichtiger Mensch ist, überlässt er die Kocherei<br />

denen, die es können. „Entweder steht<br />

meine Mutter am Herd oder Donnice, wir helfen<br />

natürlich mit. aber in jedem Fall ist bei den<br />

Carpendales eine Frau der Chef in der Küche.“<br />

Später trifft er sich dann<br />

mit dem Koch Jochen<br />

Kempf auf dem Markt, um<br />

die Birnen für das Dessert<br />

auszusuchen<br />

wIE brIngT<br />

man EInE<br />

bIrnE In form?<br />

DIE FRaGE, WER NUN öFTER DIE SPIEGELEIER aNBRENNEN<br />

LäSST – WayNE ODER SEIN VaTER – KöNNEN WIR HIER<br />

NICHT ENDGüLTIG BEaNTWORTEN. ES GEHT Ja aUCH NICHT<br />

UM EIN FRüHSTüCK, DaS BEI DEN MäNNERN IM HaUSE<br />

CaRPENDaLE EINE GEWISSE TRaDITION HaT, SONDERN<br />

UM EIN WEIHNaCHTLICHES BIRNENDESSERT. UND aUCH<br />

HIER STELLT WayNE EINE BEHaUPTUNG aUF, DIE WOHL<br />

aM BESTEN SEINE FREUNDIN aNNEMaRIE WaRNKROSS<br />

BEaNTWORTEN KöNNTE. BEI EINEM KLEINEN WETTSTREIT<br />

Donnice ist die langjährige Lebensgefährtin<br />

seines Vaters, aber alle verstehen sich gut<br />

und feiern gemeinsam. auch früher schon gab<br />

es alles mögliche an Heiligabend, Wayne kann<br />

sich noch an Curry-Banane erinnern und an<br />

Fast-food. In den USa sind die Bräuche ein<br />

wenig anders, da werden in der Nacht zum 25.<br />

die Geschenke eingepackt und dürfen erst am<br />

nächsten Tag geöffnet werden. „Dann macht<br />

mein Vater das große Frühstück, alle helfen<br />

mit, es gibt danach die Bescherung und am<br />

abend wird groß aufgekocht.“ Nebenbei erwähnt<br />

er, dass er seine Spiegeleier nicht so<br />

oft anbrennen lässt wie der Papa…<br />

Da Wayne ein Dessert zubereitet, müssen wir<br />

das Thema nicht vertiefen. Jochen Kempf, Küchenchef<br />

im Hamburger Hotel abtei (Relais &<br />

Châteaux), weiß jedenfalls um das nicht gerade<br />

ausgeprägte Talent seines assistenten. „Wir haben<br />

ein paar Zutaten ausgesucht, die allgemeintauglich<br />

sind, das schafft der Wayne schon.“<br />

Der angesprochene protestiert, schließlich lebe<br />

er nicht nur von Fertigpizza und vom Catering am<br />

Set. „Meistens stehe ich mir zwar selbst ein wenig<br />

im Weg, weil ich immer alles richtig machen<br />

und die passende Mischung treffen will. Zum Improvisieren<br />

fehlt mir dazu noch die Geduld, aber<br />

Fleisch, Gemüse oder Nudeln mit selbstgemachtem<br />

Pesto bekomme ich schon hin.“<br />

Jochem Kempfs Dessert ist ein wenig komplex,<br />

deswegen wollen wir hier nur einen kleinen ausschnitt<br />

der Herstellung wiedergeben. alles in<br />

einen Topf schütten für die Lebkuchenstreusel<br />

ist für Wayne kein Problem, ebensowenig wie<br />

das Kneten und In-den-Kühlschrank-stellen.<br />

Birnen schälen schafft er prima, aber jetzt wird<br />

die Geschichte filigraner. Mit einem speziellen<br />

ausstecher soll er kleine Kugeln aus dem Birnenfleisch<br />

herausholen. Kempf zeigt es ihm ein<br />

paar Mal, aber es will nicht so recht gelingen.<br />

Waynes Kugeln sehen nicht wie Kugeln aus.<br />

Eher wie Halbkugeln mit Fransen oder so. Doch<br />

Jetzt kommen die Streusel auf<br />

die Birnen und dann wandert<br />

das Dessert in den ofen<br />

rasch wird er routinierter, lernt den richtigen<br />

Dreh und schwupps, schon rollt eine Kugel nach<br />

der anderen. „am Ende des Tages wird man den<br />

begriff Birnenpo neu überdenken müssen“, sagt<br />

er mit einer gewissen Nachdenklichkeit.<br />

Jetzt kommt der Trick bei diesem Rezept: Damit<br />

die Kugeln auch beim Garen im Sud völlig<br />

bedeckt sind, bastelt Kempf einen Deckel aus<br />

Pergamentpapier mit einem Loch in der Mitte.<br />

Den schiebt er in den Topf und drückt die Kugeln<br />

so „unter Wasser“.<br />

Beim anrichten stellt sich Wayne geschickt an,<br />

gibt Puderzucker auf das Schokoladenbeignet<br />

und Minze dazu. Die drei Bestandteile des Desserts<br />

finden sich auf separaten Tellern in einer<br />

Etagere wieder. „Ich esse nach Präferenzen,<br />

das Beste zum Schluss. Deswegen würde ich<br />

hier wohl mit dem Eis anfangen.“ Rückschlüsse,<br />

er wäre kein großer Freund der kalten Kugeln,<br />

sind zulässig. Und doch: Die Vorstellung, Wayne<br />

und Freundin annemarie Warnkross würden<br />

irgendwann einen kleinen Birnendessert-Wettstreit<br />

inszenieren, die hätte schon was…<br />

Die Schokolade liefert<br />

der Weihnachtsmann.<br />

Damit er endlich auch<br />

mal ins Bild kommt…<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

Schokoladenbeignet<br />

45 g Sahne<br />

45 g Milch<br />

75 g Manjari Kuvertüre<br />

75g Nougat, dunkel<br />

1 Eiweiß, angeschlagen<br />

2 El Mandelgries<br />

Sahne und Milch aufkochen. Kuvertüre<br />

und Nougat zugeben, unterrühren und<br />

die Masse kalt stellen. 30 g schwere<br />

Kugeln formen. Eiweiß mit Mandelgrieß<br />

verrühren und die Kugeln darin wälzen.<br />

Backmasse<br />

25 g Butter, geschmolzen<br />

125 l Weißwein<br />

1 Vollei<br />

25 g Zucker<br />

125 g Mehl<br />

50 g Kakao<br />

1l Fritierfett (z. B. Erdnussöl) auf<br />

175°C erhitzt<br />

Für die Backmasse alle Zutaten verrühren<br />

und für eine halbe Stunden kühl<br />

stellen. Die Kugeln mit Hilfe eines Holzstäbchens<br />

durch die Backmasse ziehen<br />

und im Öl 3-4 Minuten backen.<br />

Rotes Portwein-Eis<br />

0,7 l roter Portwein<br />

100 g Zucker<br />

Abrieb von einer Orange und<br />

einer Zitrone<br />

300 g Butterwürfel, kalt<br />

6 Eigelbe<br />

21.<br />

Angerichtet auf einer Etagere:<br />

oben das Portwein-Eis, in der<br />

Mitte die Schokolade, unten die<br />

Birnen mit Streusel<br />

dessert von schokolade, birne und portwein-eis<br />

Den Portwein auf 0,5 l reduzieren.<br />

Orangen- und Zitronenabrieb zugeben,<br />

5 Minuten ziehen lassen und passieren.<br />

Den Portwein wieder aufkochen und<br />

die Butterwürfel einmixen. Auf 80°C<br />

erhitzen und die Eigelbe zugeben, dabei<br />

rühren, bis die Masse bindet. Die Masse<br />

passieren und in der Eismaschine<br />

frieren.<br />

Birnenkompott mit<br />

Lebkuchen-Crumble<br />

2 Williamsbirnen<br />

0,5 l Weißwein<br />

100 g Zucker<br />

2 Nelken<br />

½ Zimtstange<br />

½ Saft einer Zitrone<br />

Streusel<br />

150 g Mehl<br />

75 g Zucker<br />

1 Msp. Lebkuchengewürz<br />

100 g kalte Butter<br />

Der Künstler: Dalip Kryeziu<br />

Der Koch: Jochen Kempf<br />

Der Pate: Wayne Carpendale<br />

Die Birnen schälen und klein schneiden<br />

Die Zutaten für den Sud aufkochen und<br />

die Birnen darin garen.<br />

Die Zutaten für die Streusel kurz verkneten.<br />

Die Birnen in eine Form geben und mit<br />

den Streuseln bedecken, bei 175° C<br />

10-15 Minuten backen.<br />

Anrichten<br />

Schokoladenbeignet, Birnenkompott<br />

und Portwein-Eis auf einem Teller oder<br />

einer Etagère anrichten und mit Puderzucker<br />

bestäuben.<br />

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22.<br />

Berlin<br />

Der Künstler: Manfred Wenzel<br />

Der Koch: André Münch<br />

Die Paten: Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig<br />

tOtaldeMOKratIe – Potsdamer Platz 1 1<br />

präsentiert von<br />

MANfRED WENZEL<br />

Der 1934 in Böhmen (Schönlinde, Kreis Rumburg) geborene<br />

Künstler blickt auf eine langjährige Ausbildung<br />

und stetige, berufsbedingte Weiterbildung zurück.<br />

Seine Lehrmeister waren sein Bruder, der Maler<br />

Karlheinz Wenzel, viele freischaffende DDR-Maler,<br />

die Natur, die Kunstliteratur und unzählige Besuche<br />

der Kunstmuseen, besonders nach der Wende 1989.<br />

Als Deutsch- und Kunstlehrer tätig entwickelt er seit<br />

den 60er-Jahren eine eigene Kunstauffassung und<br />

weicht zunehmend von den Normierungen in den<br />

Volkskunstzirkeln ab, die ihn künstlerisch einengen.<br />

Vorbilder wie Wolfgang Mattheuer und seine Schüler,<br />

u. a. der Hallenser uwe Pfeifer, prägen ihn. Von seinen<br />

häuslichen maltechnischen Experimenten nach<br />

Max Doerner über Spachtelpassagen, Lasurmalerei,<br />

Pinselzeichnen und Schichtenmalerei hat er Ende<br />

der 80er-Jahre seine unverwechselbarkeit erreicht.<br />

Besonders deutlich wird dies im „Mauerzyklus“, der<br />

zwischen 1990 und 1992 entstand, mehr als 30 Gemälde<br />

umfasst und in Mischtechnik und Eitempera<br />

seine frische und technisch gekonnte künstlerische<br />

Handschrift sichtbar macht. Manfred Wenzel im Jahr<br />

2000: „Ich habe den Mauerstreifen als Kommunikationsraum,<br />

Erwerbsquelle, Streitobjekt, Ökoinsel, freizeit-<br />

und Lupinenland, Museum und Ausflugsgelände,<br />

„Treff“ zwischen ost und West erlebt und kann sagen:<br />

Meine ganze Phantasie hätte nie die Bilderfülle und<br />

den Detailreichtum hervorbringen können, den mir<br />

die Realität anbot.“<br />

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Die Zutaten für<br />

den Hasenrücken<br />

im Brotteig<br />

Zwar ist die Schauspielerin Claudia Wenzel<br />

eine überaus versierte Köchin, eine Scheibe<br />

Brot mit dem Nudelholz ausgerollt hat<br />

sie bisher allerdings noch nicht. Gelegenheit<br />

dazu hat sie in der Küche von Sterne-Koch<br />

andré Münch im Gutshaus Stolpe (Relais &<br />

Châteaux), das in der Nähe von anklam in Mecklenburg-Vorpommern<br />

liegt. Es gibt Hasen im<br />

Brotteig, aber bis Meister Lampe in die Schnitte<br />

eingewickelt wird, ist noch einiges an Vorarbeit<br />

zu leisten.<br />

Wer, wenn er dieses Gericht zuhause nachkochen<br />

will, lediglich den Hasenrücken ohne Knochen<br />

kauft, kann im Grunde genommen gleich<br />

aufhören. Denn wie bei so vielen Gerichten<br />

ist die Soße der eigentliche Knaller, und dazu<br />

braucht man die Knochen. also: Hasenrücken<br />

vom Rückgrat her auslösen. Die Knochen zerhacken<br />

und auf einem Blech im Ofen braun<br />

rösten.<br />

Während sie vorsichtig den Rücken auslöst,<br />

will Claudia den Unterschied zwischen Hase<br />

und Kaninchen wissen. Letzteres kennt sie und<br />

macht es auch gern selbst, legt es drei Tage lang<br />

in Buttermilch und Rotwein ein und gart es dann<br />

im Römertopf.<br />

Münch klärt sie auf. „Das Kaninchen lebt im Bau,<br />

der Hase draußen in der Sasse. Sein Fleisch<br />

ist auch viel dunkler.“ Dann wird er grundsätzlich.<br />

„Sobald ein Tier draußen lebt oder auf der<br />

JEDERMaNN WEISS UM DIE aNGEBLICHE NOTWENDIGKEIT,<br />

WILD – WEIL OFT TROCKEN – MüSSE GESPICKT WERDEN.<br />

DaMIT IST ES JETZT VORBEI. KüCHENCHEF aNDRé MüNCH<br />

puTE mIT<br />

HaSE – waS für<br />

EInE farcE!<br />

KENNT EINE METHODE, DIE WEITaUS RaFFINIERTER<br />

IST UND aUCH BESSER SCHMECKT. SCHaUSPIELERIN<br />

CLaUDIa WENZEL WaR BEEINDRUCKT, UND DaS WILL ETWaS<br />

HEISSEN, SCHLIESSLICH HaT SIE JEDE MENGE ERFaHRUNG.<br />

WENN aUCH IN ERSTER LINIE MIT KaNINCHEN<br />

Weide steht, wird sein Fleisch dunkler. Da sich<br />

Wild viel bewegt, besitzt das Fleisch so gut wie<br />

kein Fett. Deswegen meinen viele, man müsste<br />

Wild spicken. Das ist aber gar nicht nötig. Man<br />

darf es nur nicht zu stark braten. Oder man<br />

macht eben eine Farce.“<br />

Dafür ist es aber ebenfalls noch zu früh, wir<br />

sind schließlich noch bei der Soße. In einem<br />

Topf wird Butter geschmolzen, weil das den<br />

nussigen Geschmack gibt, wenn sie braun wird.<br />

„aber aufpassen, dass sie nicht anbrennt.“<br />

„Ich habe immer Hemmungen, mit Butter zu<br />

braten, weil das so spritzt“, sagt Claudia, „aber<br />

wenn ich das hier so sehe, dann werde ich das<br />

mal überdenken. Man darf sie nur nicht zu heiß<br />

machen, richtig?“<br />

„Genau.“ andré Münch gibt nun Zwiebeln, Möhren,<br />

Sellerie und Pilze hinein, schließlich noch<br />

die gerösteten Knochen. anschließend gießt er<br />

mit Rotwein auf.<br />

„Was nimmst du für einen?“ fragt Claudia.<br />

„am besten einen, der nicht so viele Tannine<br />

hat, Spätburgunder zum Beispiel“, sagt der Küchenchef.<br />

„Man muss nicht unbedingt den Wein<br />

nehmen, den man dann zum Essen trinkt. Wenn<br />

ich eine Soße mit einem Château Lafite machen<br />

würde, wäre das schade, das schmeckt man<br />

später nicht mehr raus.“<br />

Während der Wein einreduziert, geht es an die<br />

Farce. Sie besteht aus Putenfleisch, Petersilie<br />

Hase im Brotteig mit<br />

Spitzkohlkugel und<br />

Kartoffelbrei (der<br />

steckt auch in der<br />

spitzen Kohltüte)<br />

Claudia Wenzel holt die grüne farce aus Putenfleisch<br />

und Petersilie aus dem Thermomixer<br />

und Sahne, wird im Mixer püriert, dann durch<br />

ein Sieb gedrückt und abgeschmeckt. Er nimmt<br />

Pute, weil dadurch das Grün der Petersilie besser<br />

zur Geltung kommt. „Pute und Hase verstehen<br />

sich gut.“<br />

Der Wein in der Soße ist fast verschwunden.<br />

Münch gießt den braunen Wildfond dazu, außerdem<br />

Peffer, Lorbeer und Nelken. „Getrocknete<br />

Kräuter haben den Vorteil, dass man sie<br />

mitkochen kann. Frische Kräuter dagegen muss<br />

man wie einen Tee behandeln.“<br />

Jetzt ist es endlich soweit. Claudia kann das<br />

Brot rollen. Münch hat es im Steinofen gebacken<br />

und es ist ausreichend groß, dass der Hasenrücken<br />

hineinpasst. Wer sein Brot zuhause nicht<br />

im Steinofen backt, verwendet Graubrot oder<br />

auch Toast. Die Rinde jedenfalls wird immer<br />

entfernt. „Es wird geschmeidiger, wenn man es<br />

rollt“, sagt Münch, „aber nicht zu fest drücken.“<br />

Die Farce wir aufgetragen, der Hase hineingerollt<br />

und alles fest in eine Frischhaltefolie gewickelt.<br />

Dann stellt man den Hasen im Broteig kalt<br />

– weswegen sich dieses Gericht auch ausgezeichnet<br />

vorbereiten lässt.<br />

Bleibt noch der Spitzkohl. Die äußeren Blätter<br />

entfernen und blanchieren, die restlichen Blätter<br />

fein schneiden. Claudia schnippelt, während<br />

Münch Speck und Zwiebeln anbrät. Der Kohl<br />

kommt dazu, bis er leicht angeröstet ist.<br />

Die Soße ist inzwischen auf die Hälfte reduziert,<br />

Claudia passiert sie durch ein sehr feines Sieb.<br />

Und gleich wieder zum Kohl. Ein großes Blatt<br />

legt Münch in einen Eiskugelportioniere, womit<br />

der Trick verraten wäre, wie er die Kugelform<br />

hinbekommt. Kohlmasse einfüllen, zuklappen,<br />

stürzen, fertig.<br />

Hasenrücken im Brotteig<br />

2 Hasenrücken<br />

200 g Putenfleisch (fein gewürfelt)<br />

200 g Sahne<br />

2 Bund Petersilie (gezupft, blanchiert)<br />

1 Eiweiß<br />

4 Scheiben Steinofenbrot (ohne Rinde)<br />

Salz, Pfeffer<br />

Den Hasenrücken auslösen und von<br />

Sehnen befreien. Das Putenfleisch mit der<br />

Petersilie, der Sahne und dem Eiweiß fein<br />

im Mixer zerkleinern bis eine homogene<br />

grüne Farce entsteht. Diese nun durch<br />

ein feines Sieb streichen und mit Salz und<br />

Pfeffer abschmecken. Jetzt das Steinofenbrot<br />

mit einem Nudelholz ausrollen<br />

und mit der Farce bestreichen, den mit<br />

Salz und Pfeffer gewürzten Hasenrücken<br />

auflegen und so einrollen, dass dieser<br />

einmal vom Brot umschlagen ist. In einer<br />

beschichteten Pfanne mit etwas Öl von<br />

allen Seiten braun anbraten und im Ofen<br />

bei ca. 140°c Rosa garen.<br />

Spitzkohlbällchen<br />

½ Spitzkohl<br />

Der Hase kommt aus der Kühlung zusammen<br />

mit Rosmarin direkt in die Pfanne (ja doch, die<br />

Folie vorher abnehmen), zuerst auf die Brotnahtseite.<br />

Das Brot saugt sich übrigens nicht<br />

mit dem Fett voll, falls das jemand glauben<br />

sollte. Nun aus der Pfanne mit Zwischenstation<br />

Küchenkrepp rein in den Ofen und bei etwa 160<br />

Grad drei bis vier Minuten garen.<br />

Die Soße noch einmal kurz aufkochen, Butterflocken<br />

hinein und mit Salz, Pfeffer und Preiselbeeren<br />

abschmecken. (Garantiert bleibt Soße<br />

übrig. Wenn Sie die wegkippen, dann wäre das<br />

Verschwendung. Einfach wie Eiswürfel einfrieren<br />

und bei Bedarf wieder verwenden.)<br />

Jetzt das Finale. Wenn Sie Zuschauer und ein<br />

Elektromesser haben, machen Sie es wie<br />

Münch – der tut so, als ob er das Messer mit<br />

einem Zugkabel wie eine Kettensäge anwirft<br />

1 Schalotte (gewürfelt)<br />

60 g durchwachsenen Speck (gewürfelt)<br />

100 g Sahne<br />

Etwas angerührte Speisestärke<br />

Salz, Pfeffer und Zucker<br />

Die äußeren Blätter des Spitzkohls abnehmen<br />

und in kochendem Wasser kurz blanchieren,<br />

den restlichen Spitzkohl in feine<br />

Streifen schneiden. Nun in einem kleinen<br />

Topf die Speckwürfel auslassen und Farbe<br />

nehmen lassen. Jetzt die Schalottenwürfel<br />

und den Spitzkohl hinzu geben und diesen<br />

einen Moment mitschwitzen lassen. Das<br />

Ganze nun mit der Sahne ablöschen und<br />

abschmecken. Mit etwas angerührter<br />

Speisestärke abbinden und anschließend<br />

auf einem Blech auskühlen lassen. Nun<br />

die blanchierten Spitzkohlblätter mit der<br />

Masse füllen und zu Bällchen formen.<br />

Nach Bedarf im Ofen bei 120°c erwärmen<br />

und servieren.<br />

Preiselbeerjus<br />

Knochen vom Hasenrücken<br />

50 g Sellerie<br />

50 g Möhren<br />

Es erfordert viel<br />

Konzentration,<br />

eine Kohlkugel<br />

zu formen<br />

22.<br />

hasenrücken im brotteig gegart mit spitzkohlbällchen und preiselbeerjus<br />

Berlin<br />

Der Künstler: Manfred Wenzel<br />

Der Koch: André Münch<br />

Die Paten: Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig<br />

und drückt zugleich den Einschaltknopf. Kommt<br />

mit Sicherheit gut…<br />

Die Hasenrolle auf der einen Seite gerade, auf<br />

der andern schräg anschneiden und senkrecht<br />

auf den Teller setzen. Spitzkohlkugel daneben,<br />

Soße drumherum. Falls Kartoffelpüree gewünscht<br />

wird: auch das lässt sich dekorativ in<br />

eine Spitzkohlblatttüte füllen und aufstellen.<br />

Claudia probiert schonmal ein Stück Hase mit<br />

Soße und ist hingerissen. „Die Soße ist einfach<br />

ein Traum, der Rest auch.“ Da wird das sonst<br />

zusammen mit Gans und Ente übliche Kaninchen<br />

– Claudia feiert in ihrer Großfamilie – in<br />

diesem Jahr wohl einem Hasen weichen. Nicht<br />

zu rütteln ist hingegen an der Heiligabend-Tradirion:<br />

Wie immer gibt es erst eine Brotsuppe und<br />

danach – Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen.<br />

Oder mit Weißwürsten.<br />

familientreffen: Claudia<br />

Wenzel mit Ehemann<br />

Rüdiger Joswig und dem<br />

Gemälde ihres Vaters<br />

50 g rote Zwiebel<br />

50 g rosa Champignons<br />

250 ml Spätburgunder<br />

500 ml brauner Wildfond<br />

2 El Preiselbeeren<br />

2 El Butterflocken<br />

Salz, Pfeffer, Nelken, Wacholderbeeren,<br />

Lorbeer und Sternanis<br />

Die zerkleinerten Hasenknochen im<br />

Ofen bei 180°C braun rösten. In der<br />

Zwischenzeit Sellerie, Möhren, Zwiebel<br />

und Champignons mit etwas Butter braun<br />

anbraten. Nun die gerösteten Knochen<br />

hinzugeben und mitbraten. Mit dem<br />

Rotwein ablöschen und diesen reduzieren<br />

lassen. Anschließend mit dem braunem<br />

Wildfond auffüllen und mit den Gewürzen<br />

aufkochen lassen. Das Ganze jetzt auf<br />

die Hälfte reduzieren lassen und passieren.<br />

Nun noch einmal aufstoßen lassen<br />

und die Butterflocken hinzu geben und<br />

mit Salz, Pfeffer und den Preiselbeeren<br />

abschmecken.<br />

Je nach Belieben kann die Soße mit etwas<br />

Speisestärke gebunden werden.<br />

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foto: felix l. Steck / bmw<br />

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