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Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

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02.<br />

Der Künstler: Augustus Goertz<br />

Der Koch: Patrick Spies<br />

Die Patin: Annemarie Warnkross<br />

slide<br />

von dEr kunST<br />

auf dEm TEllEr<br />

KüCHENCHEF PaTRICK SPIES IST HOBByMUSIKER UND<br />

BRINGT DER TV-MODERaTORIN aNNEMaRIE WaRNKROSS<br />

ZUR BEGRüSSUNG EIN STäNDCHEN. ER IST EIN KüNSTLER,<br />

WaS ER BEIM aNRICHTEN DES DESSERTS UNTER BEWEIS<br />

STELLT. SEINE PROMINENTE BEIKöCHIN HaTTE EINST IM<br />

KUNSTUNTERRICHT EINE EINS PLUS, WaS IHREM TELLER<br />

JEDOCH – BEI aLLEM RESPEKT – NICHT aNZUMERKEN WaR<br />

AuGuSTuS GoERTZ<br />

Der Künstler wurde 1958 in New York City geboren<br />

und wuchs als Sohn des Künstlerpaares Augustus<br />

Goertz und Esther Meyer in Greenwich Village auf.<br />

Im Atelier seiner Eltern gingen Künstler ein und aus,<br />

die schon bekannt waren oder später zu Weltruhm<br />

gelangten, wie zum Beispiel Mark Rothko, Louise<br />

Nevelson, Larry Rivers, Steve Wheeler und Sascha<br />

Kolin. Goertz studierte am San francisco Art Institute<br />

und der Carnegie Mellon university in Pittsburgh mit<br />

Bruce Nauman, Tom Akawie oder auch Jay Defeo und<br />

assistierte Anfang der 80er-Jahre Roy Lichtenstein in<br />

dessen New Yorker Atelier. Goertz lebt und arbeitet in<br />

den uSA und Deutschland.<br />

Bereits der Titel seiner Werkserie „Liquid Light“<br />

verweist auf die chemischen und physikalischen<br />

fundamente seiner außergewöhnlichen Arbeiten.<br />

Die flüssig und mit dem Pinsel malerisch-impulsiv auf<br />

rohe Papiere aufgetragenen lichtempfindlichen fotochemikalien<br />

bilden die Basis für den dann folgenden<br />

fotografischen Belichtungsprozess. Das reproduktive<br />

Medium fotografie wird tatsächlich erst auf dem<br />

entstandenen Relief eines dynamischen Pinselduktus<br />

wirksam. Die Malerei bereitet den Grund für die fotografie:<br />

Die Geschichte der fotografie, die aus der<br />

Malerei entstand, wird bei Goertz in ein originäres<br />

Verfahren der Bildgewinnung umgesetzt: malerische<br />

fotografie oder fotografische Malerei.<br />

Wenn die TV-Moderatorin annemarie<br />

Warnkross in der<br />

Küche steht, macht sie etwas,<br />

was sie in ihrer Sendung niemals<br />

wagen würde: Sie wirft alles in einen<br />

Topf. Das Gericht nennt sich dann<br />

„anne-alles-Rein-Topf“ – da kommt<br />

hinein, was sie gerade findet, angebratenes<br />

Hackfleisch mit Zwiebeln, Zucchini,<br />

Paprika, auberginen, Champignons, Naturreis.<br />

„Es ist ein bisschen wie Chili con carne“, sagt<br />

sie, „nur nicht so scharf.“ Wofür sie besonders<br />

schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt…<br />

Dies ist nun bei dem Dessert, das Patrick Spies<br />

ausgesucht hat, eindeutig nicht möglich. Der<br />

Küchenchef der Villa Hammerschmiede (Relais<br />

& Châteaux) in Kleinsteinbach bei Karlsruhe will<br />

mit ihr zusammen einen Schokoladenauflauf mit<br />

weihnachtlichen aromen, Vanille-Birnen und<br />

– Glühwein-Eis zubereiten. Da geht mit noch mal<br />

aufwärmen gar nichts.<br />

Zumindest beim Zubereiten des Glühweins funktioniert<br />

annemaries „alles-Rein“-Konzept noch<br />

ganz gut. Spies gibt Rotwein, Portwein, frisch<br />

So sieht der von einem <strong>Prof</strong>i angerichtete<br />

Teller aus. Der von Annemarie Warnkross<br />

war eindeutig „organischer“<br />

Reminiszenz vor der Villa Hammerschmiede:<br />

Koch Patrick Spies spielt Saxophon, was<br />

Annemarie Warnkross an ihre Zeit bei der<br />

Girl-Band „Bellini“ erinnerte<br />

gepressten Orangensaft, Zimtstangen, Nelken,<br />

Kardamomkapseln und Sternanis in den Topf,<br />

seine Beiköchin soll die Vanilleschoten übernehmen.<br />

Bereits hier zeigt sich, dass sie damit<br />

noch nicht allzu viel Erfahrung hat und malträtiert<br />

die schwarzen Schoten etwas zu heftig<br />

(womöglich hat sie zuhause auch kein derart<br />

scharfes Messer).<br />

„Nicht mit Gewalt“, sagt Spies, „mehr mit<br />

Gefühl.“<br />

„Ich nehm ja sonst auch immer den Vanillezucker<br />

aus dem Tütchen“, kommt die Rechtfertigung,<br />

doch schließlich gelingt das auskratzen<br />

der Schoten und der Glühwein kann kurz aufgekocht<br />

werden, damit sich die aromen für das<br />

spätere Eis gut entfalten können.<br />

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