30.11.2012 Aufrufe

Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MIT DEM DESSERT IST DaS NOCH RECHT EINFaCH.<br />

JOHaNN LaFERS WEIHNaCHTLICHE CRèME BRûLéE IST aUCH<br />

ETWaS FüR WENIGER aMBITIONIERTE HOBByKöCHE,<br />

HaUPTSaCHE, SIE BESITZEN EINEN BUNSENBRENNER.<br />

DaS DEBüT ERKLäRT SICH DaMIT, DaSS MICHaELa May<br />

DIESMaL KEIN yOGa-BUCH, SONDERN EINS MIT IHREN<br />

SCHöNSTEN WEIHNaCHTSGESCHICHTEN HERaUSGEBRaCHT<br />

HaT. BEI DEM DESaSTER SCHLIESSLICH SPIELT EIN KaRPFEN<br />

DIE HaUPTROLLE, DER IN LaFERS BaDEWaNNE LEBTE<br />

Es ist doch irgendwie beruhigend, dass<br />

auch einem <strong>Prof</strong>i wie Johann Lafer nicht<br />

immer alles gleich auf anhieb gelingt. Beim<br />

ersten Versuch war die Masse für die weihnachtliche<br />

Crème brûlée nicht dickflüssig genug<br />

und das Blech passte nicht in den Ofen. Und<br />

dabei hatte seine „assistentin“ Michaela May so<br />

ausgiebig mit dem Schneebesen gerührt…<br />

aber Lafer ist Perfektionist, also alles auf anfang<br />

und nochmal hinein in den Topf mit Eigelben und<br />

Zucker, Gewürzen, Milch und Sahne. Mit dem<br />

zweiten Versuch ist der Chef des „Le Val d’Or“<br />

auf der Stromburg zufrieden. „Guck mal, jetzt ist<br />

es perfekt in der Konsistenz, so muss es sein,<br />

jetzt einfach durch das Sieb geben.“ Michaela<br />

Die „Gute Luise“ ist<br />

Michaela Mays Lieblingsbirne:<br />

„Sie ist besonders<br />

saftig, selten mehlig und<br />

nicht zu süß.“<br />

EIn dESSErT,<br />

EIn dEbüT und<br />

EIn dESaSTEr<br />

gießt und Johann freut sich: „Jaaa, wunderbar,<br />

das ist Perfektion!“<br />

Nun kommt der Trick: Die Schälchen mit der<br />

Crème stehen nicht einfach nur so auf dem<br />

Backblech – Lafer legt zuerst Küchenkrepp darauf<br />

und gibt Wasser dazu. Im Wasserbad kommen<br />

die Schälchen dann in den Ofen, 45 bis 50<br />

Minuten bei 120 Grad.<br />

Jetzt sind die Birnen an der Reihe. Michaela<br />

greift zum Schäler. „Die Gute Luise ist meine<br />

Lieblingsbirne. Die gibt’s nicht das ganze Jahr<br />

und sie ist besonders saftig, selten mehlig, nicht<br />

zu süß, ein tolle Birne.“<br />

In Milch und Sahne werden die geviertelten Birnen<br />

weich gegart, die groben Schokoladenwürfel<br />

kommen dazu und lösen sich allmählich auf.<br />

„Wenn ich die Schokolade zuerst hinein gebe,<br />

dann brennt das Ganze an“, sagt Lafer. „Es ist<br />

wirklich ein recht einfaches Rezept, das kann<br />

jeder zu Weihnachten gut nachkochen.“ Michaela<br />

ist beeindruckt. „Du traust dich aber, alles in<br />

einen Topf. Ich hätte das ganz anders gemacht,<br />

erst die Schokoladesoße separat im Wasserbad<br />

und dann später erst alles zusammen gegeben.<br />

aber so schmeckt die Schokosoße auch schon<br />

ein bisserl nach Birnen.“ Etwas abgeriebene<br />

Orangenschale und Weinbrand dazu, fertig.<br />

Die Schälchen aus dem Ofen sind inzwischen<br />

abgekühlt und werden mit braunem Zucker bestreut.<br />

Lafer wirft den kleinen Bunsenbrenner<br />

an und karamellisiert den Zucker. Wenn man<br />

mag, kann man dann noch ein dünnes Schokoladenplättchen<br />

obendrauf legen. „Da denke<br />

ich gleich an meine ersten Erfahrungen, als ich<br />

für die Kinder Karamellbonbons gemacht habe<br />

– Finger verbrannt, Zucker bitter, aber das kann<br />

man hier jetzt nicht behaupten.“<br />

Johann Lafers Stromburg ist Mitglied bei<br />

Relais & Châteaux, der internationalen<br />

Kollektion privat geführter exzellenter Hotels<br />

Man kann die Schokolade für das Dessert auch auf<br />

spielerische Art auspacken – mit Würfeln, Handschuhen,<br />

Nikolausmütze sowie Messer und Gabel<br />

als er selber noch ein kleiner Junge war, kochte<br />

die Mama an Heiligabend immer Schnitzel<br />

mit Kartoffelsalat. Die Gans für den Braten am<br />

ersten Feiertag stammte vom elterlichen Bauernhof,<br />

„die kannten wir noch persönlich.“ Einmal<br />

hat er später versucht, mit dieser Tradition<br />

zu brechen. „In meinem zweiten Lehrjahr habe<br />

ich am Heiligen abend einmal einen Karpfen gemacht.<br />

Den hat dann keiner gegessen. Er wurde<br />

in der Badewanne zwischengelagert, weil ich ihn<br />

schon tags zuvor aus dem Fischteich abholen<br />

musste. Dann hat es mich einige überwindung<br />

gekostet, ihn zu töten, und dann hab ich auch<br />

noch die Gräten nicht herausgebracht.“<br />

In der eigenen Familie gibt es nun kein Schnitzel<br />

mehr, sondern Rinderfilet mit Kartoffelpüree,<br />

dazu eine leckere Soße, Feldsalat und anschließend<br />

ein bisschen Käse. „Das geht relativ<br />

schnell. Wir müssen an den Feiertagen ja wieder<br />

ran.“ Tochter Jennifer bekommt seit Jahren ein<br />

Döschen Kaviar. „Sie ist ein Riesen-Kaviarfan,<br />

den hat sie schon mit fünf, sechs Jahren gern<br />

gegessen, das wünscht sie sich zu Weihnachten.“<br />

Und wenn es doch mal kein Rinderfilet sein<br />

soll, gibt es einen Kapaun aus Frankreich oder<br />

der Steiermark, seiner Heimat. „Der kann ruhig<br />

vier bis fünf Stunden bei 100 bis 120 Grad im<br />

Ofen sein, da passiert nix.“<br />

Bei Michaela May war die Großmutter an Weihnachten<br />

für die Küche zuständig. „Wir waren<br />

vier Kinder, und meine Mutter hat sich geweigert,<br />

zum Fest was Richtiges zu kochen.“ alle<br />

wohnten im selben Haus, die Oma hat an Heiligabend<br />

immer Hühnersuppe mit Nudeln und<br />

Kalbsbratwürstel darin gekocht. „Das waren die<br />

Weihnachtswürstel vor der Bescherung. Dann<br />

saßen wir alle zusammen, es gab noch Punsch<br />

und Plätzchen und Lebkuchen. Wir haben gesungen,<br />

jemand hat eine Weihnachtsgeschichte<br />

vorgelesen, dann sind wir vor die Krippe gegangen,<br />

die mein Vater aufgebaut hat, und dann<br />

hat’s geklingelt.“<br />

am ersten Feiertag stand meistens Fasan auf<br />

dem Tisch, mit Sauerkraut und Fingernudeln,<br />

ebenfalls von der Oma.<br />

Später dann, als die eigenen Kinder noch klein<br />

waren, fuhr Michaela May mit der Familie an<br />

Weihnachten regelmäßig nach Kitzbühl. „Das<br />

war immer ein großer Stress mit dem Einpacken<br />

und dem Hinfahren und dem aufbauen.“<br />

Zunächst blieb sie beim Hühnersuppenkonzept,<br />

bis sie prominente Unterstützung bekam.<br />

„Der alfons Schuhbeck ist auch immer nach<br />

Kitzbühl gefahren und hat beim Franz Beckenbauer<br />

gekocht. Da hat er dann vorher bei mir<br />

eine Schleife gedreht und etwas vorbeigebracht.<br />

Sehr praktisch, weil es schon fertig<br />

war. Das war vor ungefähr 15 Jahren, da hatte<br />

er noch die Zeit für sowas.“ Selber gemacht<br />

hat sie immer den Punsch aus Orangensaft und<br />

Früchtetee, Zimt, Nelken und Honig „Die Kinder<br />

haben dabei die Orangenschale mit Würfelzucker<br />

abgerieben.“ Dazu gab’s selbst gebackene<br />

Weihnachtsplätzchen.<br />

Jetzt kommen die Kinder am Nachmittag des<br />

Heiligen abends vorbei und später kocht Michaela<br />

nur noch für zwei Personen. „Mein Mann<br />

isst wahnsinnig gern Ente, dazu gibt’s Blaukraut<br />

und meistens meinen Spezialsemmelknödel, der<br />

sieht aus wie ein Kuchen und den mach ich in<br />

einem Handtuch, da kommt Butter rein, und der<br />

ist dann saftiger als normale Semmelknödel.“<br />

Kochen hat für Michaela May etwas Meditatives<br />

und Kreatives, „wenn man nicht gerade etwas<br />

für zwölf Leute vorbereiten muss.“ Sie geht gern<br />

auf den Markt, auch in die Großmarkthalle, und<br />

kauft überwiegend Produkte der Saison. „Ich<br />

muss Zeit haben fürs Kochen, dann macht es<br />

mir auch viel Spaß.“<br />

lektüre<br />

Vorlesen an Weihnachten<br />

kennt Michaela May seit<br />

ihrer Kindheit. Die schön-<br />

lektüre sten Geschichten hat sie<br />

jetzt in einem Büchlein<br />

zusammengefasst, das<br />

bei Herder erschienen ist<br />

und 12 Euro kostet.<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

weihnachtliche crème brÛlée mit schokoladenbirnen<br />

6 Eigelbe<br />

110 g Zucker<br />

Eigelbe mit dem Zucker verrühren<br />

1 kleine Zimtstange<br />

1 Sternanis<br />

3 Gewürznelken<br />

350 ml Milch<br />

350 ml Sahne<br />

Die Gewürze im<br />

Mörser zerstoßen und<br />

mit Milch und Sahne<br />

aufkochen. Mit der Eigelb-Zucker-Masse<br />

verrühren<br />

und über einem heißen Wasserbad<br />

solange rühren, bis die Masse dickflüssig<br />

wird.<br />

Anschließend die Masse durch ein<br />

Sieb passieren und in tiefe, feuerfeste<br />

Schälchen füllen. Die Schälchen in eine<br />

Wanne mit etwas Wasser stellen und<br />

bei 120° C Heißluft ca. 45 - 50 Minuten<br />

langsam stocken lassen.<br />

70 g brauner Zucker<br />

Die Crème auskühlen lassen, die<br />

Oberfläche gleichmäßig mit Zucker bestreuen<br />

und mit einem Bunsenbrenner<br />

karamellisieren.<br />

16.<br />

Schokoladenbirnen<br />

4 kleine Birnen<br />

Birnen schälen, vierteln und<br />

das Kerngehäuse entfernen.<br />

100 ml Milch<br />

100 ml Sahne<br />

Der Künstler: Jörg Engelmann<br />

Der Koch: Johann Lafer<br />

Die Patin: Michaela May<br />

Mit dem Bunsenbrenner<br />

wird der braune Zucker<br />

auf der Crème brûlée<br />

karamellisiert. So ensteht<br />

die typische Kruste.<br />

Garnieren kann man mit<br />

einem Schokoplättchen<br />

und etwas Minze<br />

Milch und Sahne aufkochen<br />

und die Birnen je nach<br />

Reifegrad darin weich<br />

garen.<br />

2 Tafeln Johann Lafer Duett<br />

Schokolade Zartbitter-Mocca<br />

2 cl Weinbrand<br />

Schokolade in grobe Würfel zerteilen,<br />

zu den Birnen in die Milch-Sahne-<br />

Mischung geben und langsam auflösen<br />

lassen. Zum Schluss mit dem Weinbrand<br />

verfeinern.<br />

Anrichten<br />

Die Birnen auf einem extra Teller mit<br />

reichlich Schokoladensauce anrichten<br />

und zusammen mit der weihnachtlichen<br />

Crème brûlée servieren.<br />

SEITE SEITE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!