Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel
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MIT DEM DESSERT IST DaS NOCH RECHT EINFaCH.<br />
JOHaNN LaFERS WEIHNaCHTLICHE CRèME BRûLéE IST aUCH<br />
ETWaS FüR WENIGER aMBITIONIERTE HOBByKöCHE,<br />
HaUPTSaCHE, SIE BESITZEN EINEN BUNSENBRENNER.<br />
DaS DEBüT ERKLäRT SICH DaMIT, DaSS MICHaELa May<br />
DIESMaL KEIN yOGa-BUCH, SONDERN EINS MIT IHREN<br />
SCHöNSTEN WEIHNaCHTSGESCHICHTEN HERaUSGEBRaCHT<br />
HaT. BEI DEM DESaSTER SCHLIESSLICH SPIELT EIN KaRPFEN<br />
DIE HaUPTROLLE, DER IN LaFERS BaDEWaNNE LEBTE<br />
Es ist doch irgendwie beruhigend, dass<br />
auch einem <strong>Prof</strong>i wie Johann Lafer nicht<br />
immer alles gleich auf anhieb gelingt. Beim<br />
ersten Versuch war die Masse für die weihnachtliche<br />
Crème brûlée nicht dickflüssig genug<br />
und das Blech passte nicht in den Ofen. Und<br />
dabei hatte seine „assistentin“ Michaela May so<br />
ausgiebig mit dem Schneebesen gerührt…<br />
aber Lafer ist Perfektionist, also alles auf anfang<br />
und nochmal hinein in den Topf mit Eigelben und<br />
Zucker, Gewürzen, Milch und Sahne. Mit dem<br />
zweiten Versuch ist der Chef des „Le Val d’Or“<br />
auf der Stromburg zufrieden. „Guck mal, jetzt ist<br />
es perfekt in der Konsistenz, so muss es sein,<br />
jetzt einfach durch das Sieb geben.“ Michaela<br />
Die „Gute Luise“ ist<br />
Michaela Mays Lieblingsbirne:<br />
„Sie ist besonders<br />
saftig, selten mehlig und<br />
nicht zu süß.“<br />
EIn dESSErT,<br />
EIn dEbüT und<br />
EIn dESaSTEr<br />
gießt und Johann freut sich: „Jaaa, wunderbar,<br />
das ist Perfektion!“<br />
Nun kommt der Trick: Die Schälchen mit der<br />
Crème stehen nicht einfach nur so auf dem<br />
Backblech – Lafer legt zuerst Küchenkrepp darauf<br />
und gibt Wasser dazu. Im Wasserbad kommen<br />
die Schälchen dann in den Ofen, 45 bis 50<br />
Minuten bei 120 Grad.<br />
Jetzt sind die Birnen an der Reihe. Michaela<br />
greift zum Schäler. „Die Gute Luise ist meine<br />
Lieblingsbirne. Die gibt’s nicht das ganze Jahr<br />
und sie ist besonders saftig, selten mehlig, nicht<br />
zu süß, ein tolle Birne.“<br />
In Milch und Sahne werden die geviertelten Birnen<br />
weich gegart, die groben Schokoladenwürfel<br />
kommen dazu und lösen sich allmählich auf.<br />
„Wenn ich die Schokolade zuerst hinein gebe,<br />
dann brennt das Ganze an“, sagt Lafer. „Es ist<br />
wirklich ein recht einfaches Rezept, das kann<br />
jeder zu Weihnachten gut nachkochen.“ Michaela<br />
ist beeindruckt. „Du traust dich aber, alles in<br />
einen Topf. Ich hätte das ganz anders gemacht,<br />
erst die Schokoladesoße separat im Wasserbad<br />
und dann später erst alles zusammen gegeben.<br />
aber so schmeckt die Schokosoße auch schon<br />
ein bisserl nach Birnen.“ Etwas abgeriebene<br />
Orangenschale und Weinbrand dazu, fertig.<br />
Die Schälchen aus dem Ofen sind inzwischen<br />
abgekühlt und werden mit braunem Zucker bestreut.<br />
Lafer wirft den kleinen Bunsenbrenner<br />
an und karamellisiert den Zucker. Wenn man<br />
mag, kann man dann noch ein dünnes Schokoladenplättchen<br />
obendrauf legen. „Da denke<br />
ich gleich an meine ersten Erfahrungen, als ich<br />
für die Kinder Karamellbonbons gemacht habe<br />
– Finger verbrannt, Zucker bitter, aber das kann<br />
man hier jetzt nicht behaupten.“<br />
Johann Lafers Stromburg ist Mitglied bei<br />
Relais & Châteaux, der internationalen<br />
Kollektion privat geführter exzellenter Hotels<br />
Man kann die Schokolade für das Dessert auch auf<br />
spielerische Art auspacken – mit Würfeln, Handschuhen,<br />
Nikolausmütze sowie Messer und Gabel<br />
als er selber noch ein kleiner Junge war, kochte<br />
die Mama an Heiligabend immer Schnitzel<br />
mit Kartoffelsalat. Die Gans für den Braten am<br />
ersten Feiertag stammte vom elterlichen Bauernhof,<br />
„die kannten wir noch persönlich.“ Einmal<br />
hat er später versucht, mit dieser Tradition<br />
zu brechen. „In meinem zweiten Lehrjahr habe<br />
ich am Heiligen abend einmal einen Karpfen gemacht.<br />
Den hat dann keiner gegessen. Er wurde<br />
in der Badewanne zwischengelagert, weil ich ihn<br />
schon tags zuvor aus dem Fischteich abholen<br />
musste. Dann hat es mich einige überwindung<br />
gekostet, ihn zu töten, und dann hab ich auch<br />
noch die Gräten nicht herausgebracht.“<br />
In der eigenen Familie gibt es nun kein Schnitzel<br />
mehr, sondern Rinderfilet mit Kartoffelpüree,<br />
dazu eine leckere Soße, Feldsalat und anschließend<br />
ein bisschen Käse. „Das geht relativ<br />
schnell. Wir müssen an den Feiertagen ja wieder<br />
ran.“ Tochter Jennifer bekommt seit Jahren ein<br />
Döschen Kaviar. „Sie ist ein Riesen-Kaviarfan,<br />
den hat sie schon mit fünf, sechs Jahren gern<br />
gegessen, das wünscht sie sich zu Weihnachten.“<br />
Und wenn es doch mal kein Rinderfilet sein<br />
soll, gibt es einen Kapaun aus Frankreich oder<br />
der Steiermark, seiner Heimat. „Der kann ruhig<br />
vier bis fünf Stunden bei 100 bis 120 Grad im<br />
Ofen sein, da passiert nix.“<br />
Bei Michaela May war die Großmutter an Weihnachten<br />
für die Küche zuständig. „Wir waren<br />
vier Kinder, und meine Mutter hat sich geweigert,<br />
zum Fest was Richtiges zu kochen.“ alle<br />
wohnten im selben Haus, die Oma hat an Heiligabend<br />
immer Hühnersuppe mit Nudeln und<br />
Kalbsbratwürstel darin gekocht. „Das waren die<br />
Weihnachtswürstel vor der Bescherung. Dann<br />
saßen wir alle zusammen, es gab noch Punsch<br />
und Plätzchen und Lebkuchen. Wir haben gesungen,<br />
jemand hat eine Weihnachtsgeschichte<br />
vorgelesen, dann sind wir vor die Krippe gegangen,<br />
die mein Vater aufgebaut hat, und dann<br />
hat’s geklingelt.“<br />
am ersten Feiertag stand meistens Fasan auf<br />
dem Tisch, mit Sauerkraut und Fingernudeln,<br />
ebenfalls von der Oma.<br />
Später dann, als die eigenen Kinder noch klein<br />
waren, fuhr Michaela May mit der Familie an<br />
Weihnachten regelmäßig nach Kitzbühl. „Das<br />
war immer ein großer Stress mit dem Einpacken<br />
und dem Hinfahren und dem aufbauen.“<br />
Zunächst blieb sie beim Hühnersuppenkonzept,<br />
bis sie prominente Unterstützung bekam.<br />
„Der alfons Schuhbeck ist auch immer nach<br />
Kitzbühl gefahren und hat beim Franz Beckenbauer<br />
gekocht. Da hat er dann vorher bei mir<br />
eine Schleife gedreht und etwas vorbeigebracht.<br />
Sehr praktisch, weil es schon fertig<br />
war. Das war vor ungefähr 15 Jahren, da hatte<br />
er noch die Zeit für sowas.“ Selber gemacht<br />
hat sie immer den Punsch aus Orangensaft und<br />
Früchtetee, Zimt, Nelken und Honig „Die Kinder<br />
haben dabei die Orangenschale mit Würfelzucker<br />
abgerieben.“ Dazu gab’s selbst gebackene<br />
Weihnachtsplätzchen.<br />
Jetzt kommen die Kinder am Nachmittag des<br />
Heiligen abends vorbei und später kocht Michaela<br />
nur noch für zwei Personen. „Mein Mann<br />
isst wahnsinnig gern Ente, dazu gibt’s Blaukraut<br />
und meistens meinen Spezialsemmelknödel, der<br />
sieht aus wie ein Kuchen und den mach ich in<br />
einem Handtuch, da kommt Butter rein, und der<br />
ist dann saftiger als normale Semmelknödel.“<br />
Kochen hat für Michaela May etwas Meditatives<br />
und Kreatives, „wenn man nicht gerade etwas<br />
für zwölf Leute vorbereiten muss.“ Sie geht gern<br />
auf den Markt, auch in die Großmarkthalle, und<br />
kauft überwiegend Produkte der Saison. „Ich<br />
muss Zeit haben fürs Kochen, dann macht es<br />
mir auch viel Spaß.“<br />
lektüre<br />
Vorlesen an Weihnachten<br />
kennt Michaela May seit<br />
ihrer Kindheit. Die schön-<br />
lektüre sten Geschichten hat sie<br />
jetzt in einem Büchlein<br />
zusammengefasst, das<br />
bei Herder erschienen ist<br />
und 12 Euro kostet.<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
weihnachtliche crème brÛlée mit schokoladenbirnen<br />
6 Eigelbe<br />
110 g Zucker<br />
Eigelbe mit dem Zucker verrühren<br />
1 kleine Zimtstange<br />
1 Sternanis<br />
3 Gewürznelken<br />
350 ml Milch<br />
350 ml Sahne<br />
Die Gewürze im<br />
Mörser zerstoßen und<br />
mit Milch und Sahne<br />
aufkochen. Mit der Eigelb-Zucker-Masse<br />
verrühren<br />
und über einem heißen Wasserbad<br />
solange rühren, bis die Masse dickflüssig<br />
wird.<br />
Anschließend die Masse durch ein<br />
Sieb passieren und in tiefe, feuerfeste<br />
Schälchen füllen. Die Schälchen in eine<br />
Wanne mit etwas Wasser stellen und<br />
bei 120° C Heißluft ca. 45 - 50 Minuten<br />
langsam stocken lassen.<br />
70 g brauner Zucker<br />
Die Crème auskühlen lassen, die<br />
Oberfläche gleichmäßig mit Zucker bestreuen<br />
und mit einem Bunsenbrenner<br />
karamellisieren.<br />
16.<br />
Schokoladenbirnen<br />
4 kleine Birnen<br />
Birnen schälen, vierteln und<br />
das Kerngehäuse entfernen.<br />
100 ml Milch<br />
100 ml Sahne<br />
Der Künstler: Jörg Engelmann<br />
Der Koch: Johann Lafer<br />
Die Patin: Michaela May<br />
Mit dem Bunsenbrenner<br />
wird der braune Zucker<br />
auf der Crème brûlée<br />
karamellisiert. So ensteht<br />
die typische Kruste.<br />
Garnieren kann man mit<br />
einem Schokoplättchen<br />
und etwas Minze<br />
Milch und Sahne aufkochen<br />
und die Birnen je nach<br />
Reifegrad darin weich<br />
garen.<br />
2 Tafeln Johann Lafer Duett<br />
Schokolade Zartbitter-Mocca<br />
2 cl Weinbrand<br />
Schokolade in grobe Würfel zerteilen,<br />
zu den Birnen in die Milch-Sahne-<br />
Mischung geben und langsam auflösen<br />
lassen. Zum Schluss mit dem Weinbrand<br />
verfeinern.<br />
Anrichten<br />
Die Birnen auf einem extra Teller mit<br />
reichlich Schokoladensauce anrichten<br />
und zusammen mit der weihnachtlichen<br />
Crème brûlée servieren.<br />
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