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Prof. Hans -Joachim Pietrula - Text-Tempel

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Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der Zubereitung des Weihnachtspuddings ist die Tatsache, dass man eigentlich nur eine große Schüssel benötigt. Michael Mendl sieht anfangs etwas misstrauisch zu, wie Küchenchef Peter<br />

Krones sämtliche Zutaten miteinander verrührt, erklärt sich aber dann doch bereit, den gehaltvollen Rotwein hinein zu schütten. Peter Krones ist gut vorbereitet und hat zur Sicherheit bereits einen – fast – fertigen Pudding mitgebracht.<br />

Nur die Mandelsahne fehlt noch und Michael Mendl macht sich an deren Zubereitung. Er muss mit dem Schneebesen kräftig schlagen und steigert sich dabei in einen wahren Rausch hinein. Wovon es leider kein foto gibt.<br />

Schüssel braucht. Und dass man diese Nachspeise<br />

am besten schon zwei Wochen vor dem<br />

Fest zubereitet, damit der Kuchen – ja, es ist ein<br />

Kuchen, obwohl er Pudding heißt – so richtig<br />

schön durchziehen kann.<br />

Mendl betrachtet die Unmenge an verschiedenen<br />

Schälchen und Karaffen, krempelt die<br />

ärmel hoch und kann sich einen ausflug in die<br />

deutsche Lyrik nicht verkneifen: „Heute muss<br />

die Glocke werden! Frisch, Gesellen, seid zur<br />

Hand!“<br />

Friedrich Schiller hat zwar viele Jahre am<br />

Neckar verbracht und „Die Glocke“ in Weimar<br />

geschrieben, rein theoretisch hätte er das aber<br />

auch im Richtershof an der Mosel tun können.<br />

Denn der Ursprung des Weinromantikhotels<br />

geht auf das Jahr 1680 zurück, als artur Niessen<br />

einen Lebensmittelgroßhandel in Mülheim<br />

gründete und bald mit einer Weingroßhandlung<br />

erweiterte. 1846 heiratete anna Niessen Ferdinand<br />

Richter, der das Geschäft übernahm,<br />

das bis anfang des 20. Jahrhunderst „Richter<br />

& Co.“ hieß. Danach wurde es in „Weingut<br />

arthur Richter“ umbenannt, bevor es 1938<br />

den Namen „Richtershof“ erhielt. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte vergrößerte sich das Weingut,<br />

so dass das heutige Hotel – Mitglied bei Relais<br />

& Châteaux – aus drei Gebäuden unterschiedlicher<br />

Epochen besteht. Der 1700 Quadratmeter<br />

große spektakuläre Weinkeller gehört zum<br />

ältesten Teil und beherbergt jetzt die Vinothek<br />

„Forum Vinum“. Inklusive einer alten, per Hand<br />

zu betreibenden kleinen Traubenpresse, die,<br />

wie Michael Mendl feststellen konnte, immer<br />

noch funktionsfähig ist.<br />

Womit wir wieder beim Weihnachtspudding<br />

wären. Sultaninen und Korinthen dürfen ein<br />

wenig in Rotwein und Rum baden. anschließend<br />

werden sämtliche Zutaten ausgiebig miteinander<br />

vermengt, der Teig wird in eine gebutterte<br />

Form gegeben – Peter Krones verwendet<br />

eine aus Silikon.<br />

Wieder blitzt es in den Mendlschen augen, doch<br />

diesmal ist ein weiteres Schiller-Zitat akustisch<br />

gar nicht vonnöten, man weiß, was er in anleh-<br />

nung an den Dichter denkt. Oder ahnt es zumindest:<br />

‚In Silikon ist’s aufgenommen, / Glücklich<br />

ist die Form gefüllt. / Wird’s auch schön zutage<br />

kommen, / Dass es Fleiß und Kunst vergilt? /<br />

Wenn der Pudding misslang? / Wenn die Form<br />

zersprang? / ach! Vielleicht indem wir hoffen /<br />

Hat uns Unheil schon getroffen.’<br />

lyrIk In dEr<br />

kücHE wIrd<br />

alS zuTaT ofT<br />

zu gErIng<br />

bEwErTET<br />

Im alten Weinkeller legt Michael Mendl<br />

bei der Traubenpresse Hand an<br />

Damit dem Weihnachtspudding kein Unheil<br />

geschieht, wird die Form am besten mit einer<br />

alufolie fest abgedeckt und in einen Topf mit<br />

Wasser gestellt. Entweder lässt man den Kuchen<br />

nun auf dem Herd gar ziehen oder man<br />

stellt ihn bei 120 Grad in den Ofen – in jedem Fall<br />

vier bis fünf Stunden lang.<br />

Nun bleibt Zeit für die Mandelsahne. In diesem<br />

Fall könnte sie auch Mendlsahne heißen, denn<br />

die Frequenz, mit der der Schauspieler den<br />

Schneebesen wirbeln lässt, ist für einen Laien<br />

beachtlich. Von der Stirne heiß rinnen muss<br />

der Schweiß – Sie erinnern sich…<br />

Mendls Mine wird zunehmend konzentrierter,<br />

er ignoriert Krones’ Kommentar „immer schön<br />

locker bleiben“ konsequent und arbeitet mehr<br />

nach dem Motto „Weiße Blasen seh’ ich springen,<br />

/ Wohl! die Massen sind im Fluss“. (Länger<br />

wollen wir den Dichter nun aber nicht mehr<br />

strapazieren.)<br />

Krones hat schließlich doch Mitleid, nimmt<br />

Mendl die Schüssel aus der Hand und schlägt<br />

mit einer schier unfassbaren Geschwindigkeit<br />

– Technik, die begeistert. Sein prominenter Küchenhelfer<br />

trägt’s mit Fassung: „ach, so geht<br />

das. Hab ich wieder was gelernt.“<br />

Nichts mehr dazulernen muss er, wenn es um<br />

sein Gericht an Heiligabend geht. Inzwischen<br />

wieder Junggeselle mit Wohnsitz in Berlin wird<br />

er sich wohl einen Rheinischen Heringssalat<br />

machen. Den gab es immer schon und inzwischen<br />

kann ihn auch bereits sein Sohn. Bei<br />

der Zubereitung gilt es eine Regel unbedingt<br />

zu beachten, andernfalls misslingt das Werk.<br />

„Das Wichtigste ist, dass alles in 0,5 Zentimeter<br />

große Stücke geschnitten werden muss, damit<br />

die Oberfläche immer gleich ist und alles gut<br />

durchziehen kann, mindestens zwölf Stunden.“<br />

Gans oder ähnliches ist seine Sache nicht. „Für<br />

mich allein ist das schlicht zuviel. außerdem<br />

will ich nicht die Küche wieder sauber machen<br />

müssen, dafür ist das Leben einfach zu kurz.“<br />

Peter Krones hingegen wird wohl einiges an<br />

Gerätschaften reinigen müssen. Er ist mit einer<br />

Tschechin verheiratet und dort ist es Tradition,<br />

an Heiligabend alles mögliche auf den Tisch zu<br />

bringen – von Karpfen über Kaninchen, Braten<br />

und Geflügel. Und noch etwas ist üblich. „Es<br />

gibt immer ein Gedeck mehr als anwesende da<br />

sind. Das ist für einen unerwarteten Gast. Da<br />

denkt man dann auch an die Menschen, denen<br />

es vielleicht nicht so gut geht.“<br />

Der Pudding wird nach einem englischen<br />

Rezept ca. 4-5 Stunden im Wasserbad<br />

gekocht oder im Ofen gebacken<br />

(ebenfalls im Wasserbad). Man kann<br />

ihn mit viel Zeit gut vorbereiten, da<br />

der Weihnachts-Pudding umso besser<br />

schmeckt, je länger er ziehen kann.<br />

Den Pudding mindestens 2 Wochen im<br />

Kühlschrank durchziehen lassen (falls Sie<br />

das Rezept zu spät lesen sollten – man<br />

kann den Pudding auch zu anderen<br />

Gelegenheiten essen).<br />

Zutaten<br />

100 g Korinthen<br />

100 g Sultaninen<br />

125 g Trockenpflaumen<br />

8 cl Rum<br />

1/8 l gehaltvoller Rotwein<br />

200 g Apfel<br />

50 g Orangeat<br />

50 g Zitronat<br />

80 g Butter<br />

100 g altbackenes Weißbrot, gerieben<br />

100 g Mehl<br />

100 g Mandeln, gemahlen<br />

100 g grob gehackte Haselnüsse<br />

65 g brauner Zucker<br />

4 Eier<br />

1 Zitronen<br />

1/4 TL Nelkenpulver<br />

1/2 TL Zimt<br />

Muskat<br />

Piement<br />

6 EL Rum, 54%<br />

richtershof-weihnachtspudding mit mandelsahne oder hard sauce<br />

Zutaten Mandelsahne<br />

250 ml Sahne (33% Fett )<br />

50 ml Mandelsirup<br />

2 Esslöffel Mandeln (gehobelt )<br />

Zubereitung<br />

Korinthen und Sultaninen kurz mit<br />

kochendem Wasser überbrühen, in<br />

ein Sieb geben und abtropfen lassen.<br />

Backpflaumen in kleine Würfel schneiden<br />

und zusammen mit den Korinthen und<br />

Sultaninen in Rum und Rotwein ziehen<br />

lassen. Inzwischen Äpfel schälen und in<br />

kleine Würfel schneiden. Apfelwürfel mit<br />

Orangeat und Zitronat zu den eingelegten<br />

Früchten geben. Butter und geriebenes<br />

Weißbrot und Haselnüsse unterkneten.<br />

Mehl, gemahlene Mandeln und braunen<br />

Zucker vermischen. Mehlmischung mit<br />

der Fruchtmischung und Eiern verkneten.<br />

Schale einer unbehandelten Zitrone<br />

abreiben und zufügen. Saft der Zitrone<br />

auspressen und dazu gießen. Mit Nelkenpulver,<br />

Zimt, Muskat und einer Prise weißen<br />

Pfeffer würzen. Den Pudding in eine<br />

gut gebutterte Form geben und mit einem<br />

Deckel oder Alufolie gut verschließen.<br />

Die Form in einen großen Topf stellen,<br />

Wasser bis ca. 1-2 cm unter den Rand<br />

der Form füllen, Deckel auflegen. Wasser<br />

kurz zum Kochen bringen. Den Pudding<br />

auf niedrigster Stufe ca. 4-5 Stunden<br />

gar ziehen lassen. Aus dem Wasserbad<br />

nehmen und ein paar Minuten abkühlen<br />

lassen. Deckel oder Folie abnehmen<br />

und den Pudding mit einem Messer vom<br />

11.<br />

Der Künstler: Ugo Dossi<br />

Der Koch: Peter Krones<br />

Der Pate: Michael Mendl<br />

Rand lösen. Ein Tuch mit kaltem Wasser<br />

befeuchten und auf die Form legen, damit<br />

sich der Pudding besser löst. Auf Zimmertemperatur<br />

abkühlen lassen, gut in<br />

Alufolie einwickeln und 2 – 3 Wochen ruhen<br />

lassen. Sahne mit dem Mandelsirup<br />

fest aufschlagen und mit den gehobelten<br />

Mandeln betreuen. Den Pudding auf<br />

einen Teller stürzen, mit 54-prozentigem<br />

Rum begießen und vorsichtig flambieren.<br />

Den Weihnachtspudding mit der Mandelsahne<br />

servieren.<br />

„Hard Sauce“ wird in England zum Weihnachtsfest<br />

traditionell zu Plumpudding<br />

serviert, passt aber auch ganz hervorragend<br />

zum „Richtershof - Weihnachtspudding“.<br />

Zutaten Hard Sauce<br />

125 g Butter<br />

125 g Zucker<br />

3 EL Zucker<br />

Die beiden Haudegen – in diesem<br />

fall ist der Ausdruck berechtigt –<br />

begutachten das fertige Werk<br />

Zubereitung<br />

Butter (möglichst Zimmertemperatur) mit<br />

Zucker schaumig rühren. Rum zufügen<br />

und die Hard Sauce mindestens 2 Minuten<br />

auf höchster Stufe mit dem Quirl der<br />

Küchenmaschine schlagen, bis der Rum<br />

vollkommen von der Butter aufgenommen<br />

wurde. Hard Sauce in eine kleine Schüssel<br />

umfüllen und mindestens 15 Minuten<br />

im Kühlschrank fest werden lassen. Mit<br />

einem Teelöffel kleine Mengen der Hard<br />

Sauce abstechen und rings um den Weihnachtspudding<br />

dekorieren.<br />

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