DIE ENTFDEMDUNG EDDEICHT DIE TOP-EBENE
DIE ENTFDEMDUNG EDDEICHT DIE TOP-EBENE
DIE ENTFDEMDUNG EDDEICHT DIE TOP-EBENE
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
01<br />
Die entfremDung<br />
erreicht Die top-ebene<br />
Dr. bernd Wanner<br />
Geschäftsführer der<br />
KOnZEPTE GmbH<br />
SkeptiSche DiStanz<br />
Immer häufiger treffen wir auf Gesprächspartner, die sich kritisch bis ablehnend in<br />
Bezug auf die strategischen Vorhaben des eigenen Unternehmens äußern. Ob es um<br />
die Entwicklung und Vermittlung einer neuen Vision geht, die Umsetzung einer Strategie<br />
oder die Durchführung einer Reorganisation – in offenen Gesprächen erleben<br />
wir viel eher eine abwartende bis distanzierte Haltung als vorbehaltlose Zustimmung.<br />
Die entFremDung erreicht Die top-ebene<br />
tenDenz zum privatiSieren<br />
Diese Beobachtung passt gut zu unseren Erfahrungen<br />
bei der Auswertung von Mitarbeiterbefragungen.<br />
Über Branchen und Standorte hinweg stoßen wir<br />
immer wieder auf ein klar erkennbares Grundmuster.<br />
Die Befragten äußern einerseits:<br />
• Hohe Identifikation mit dem Arbeitsgegenstand<br />
• Zufriedenheit in der Zusammenarbeit mit den<br />
eigenen Arbeitskollegen und in den meisten<br />
Fällen auch mit dem unmittelbaren Vorgesetzten<br />
Andererseits bekunden sie:<br />
• Eine weitreichende Ablehnung aller darüber<br />
hinausgehenden Aspekte der Unternehmen<br />
wirklichkeit im Allgemeinen und der Unternehmens<br />
führung im Besonderen<br />
Diesen Rückzug auf das unmittelbare berufliche<br />
Umfeld bezeichnen wir als Privatisieren im Unternehmen:<br />
Ich setze mich nur noch mit dem auseinander,<br />
was mich unmittelbar betrifft, und versuche,<br />
allen darüber hinausgehenden Initiativen auszuweichen<br />
und von ihnen nicht erfasst zu werden.<br />
ein rückzug mit Folgen<br />
Die Folgen des Privatisierens im Unternehmen<br />
sind weitreichend:<br />
• Für die Unternehmen bedeutet das ein Fahren mit<br />
angezogener Handbremse, eine Begrenung ihrer<br />
Leistungs- und Reaktionsfähigkeit. Außerdem wird<br />
es fast unmöglich, die Organisation strategisch zu<br />
steuern.<br />
• Für die Beschäftigten ist das Ergebnis eine tiefe,<br />
meist diffus erlebte Unzufriedenheit und das<br />
Gefühl, die emotionale Bindung an das eigene<br />
Unternehmen zu verlieren.<br />
Bemerkenswert ist, dass sich diese Entwicklung<br />
zusehends in obere Führungsebenen und teilweise<br />
bis in die Unternehmensleitung fortsetzt.<br />
auF Der Suche nach Den urSachen<br />
Eine wichtige Ursache dieses Rückzugs liegt in der<br />
Entkopplung der persönlichen Werte von Führungskräften<br />
und Mitarbeitern von den Werten, für<br />
die das Unternehmen steht. Wohlgemerkt handelt<br />
es sich dabei nicht um diejenigen Unternehmenswerte,<br />
die in Geschäftsberichten und auf Websites<br />
publiziert werden, sondern um die Werte, die im<br />
täglichen Handeln erlebbar sind.<br />
Eine große Anzahl von Führungskräften und Mitarbeitern<br />
leidet – nicht erst seit der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise – darunter, dass von ihnen Entscheidungen<br />
und Verhaltensweisen abverlangt werden, die<br />
sie freiwillig nicht zeigen würden und die in einem<br />
privaten Kontext das Ende von Freundschaften und<br />
anderen sozialen Beziehungen bedeuten würden.<br />
Für dieses Phänomen des Handelns gegen eigene<br />
Überzeugungen haben wir in Anlehnung an<br />
Richard Barrett den Begriff Werte-Entfremdung<br />
(values-alienation) geprägt.<br />
Werte-entFremDung in aktion<br />
Vor Kurzem berichtete die Süddeutsche Zeitung in<br />
einem groß aufgemachten Beitrag, dass die Anzahl<br />
an Burnouts und psychosomatischen Störungen<br />
gerade im Bankenbereich massiv zunimmt.<br />
Mitarbeiter im Verkauf hätten das Gefühl, ihre Kunden<br />
belügen und langjährig aufgebautes Vertrauen<br />
missbrauchen zu müssen, um den eigenen Arbeitsplatz<br />
zu erhalten.<br />
Führungskräfte litten darunter, ihre ohnehin überforderten<br />
Mitarbeiter zu mehr Abschlüssen treiben<br />
zu müssen und dabei eher Teil des Problems als<br />
Teil einer Lösung zu sein.<br />
02
Die entFremDung erreicht Die top-ebene<br />
03<br />
Der Werte-Entfremdung von Führungskräften<br />
kommt eine besondere Bedeutung zu, weil<br />
sie eine Multiplikator-Wirkung entfaltet.<br />
Und auch die Leitungsebene fühle sich nicht wohl,<br />
wenn sie immer höhere Anforderungen an ihre<br />
Vertriebsmannschaft richtet, obwohl ihr selbst jede<br />
Vorstellung davon fehlt, wie diese im derzeitigen<br />
Markt seriös einzulösen sind.<br />
Die Entfremdung besteht nun darin, dass Manager<br />
wie Mitarbeiter das Gefühl haben, im Unternehmen<br />
anders entscheiden und handeln zu müssen, als<br />
es ihren persönlichen Überzeugungen und Werten<br />
entspricht. Dauert ein solcher Zustand an, erkranken<br />
Mitarbeiter und Organisationen und ihre körperliche,<br />
seelische und organisationale Gesundheit<br />
gerät in Gefahr.<br />
entFremDung bei FührungSkräFten<br />
Der Werte-Entfremdung von Führungskräften<br />
kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie eine<br />
Multiplikator-Wirkung entfaltet. Mit ihrem beruflichen<br />
Handeln zeigen Führungskräfte Mitarbeitern<br />
(und Kollegen) die Bandbreite akzeptierter Verhaltensmuster<br />
auf. Dies geschieht zwar meist unbeabsichtigt,<br />
unbemerkt – jedoch hochwirksam.<br />
Ist ihr Verhalten nicht durch Werte-Alignment gekennzeichnet<br />
und tendieren sie zum Privatisieren<br />
im Unternehmen – bzw. tolerieren diese Haltung<br />
auch bei Mitarbeitern –, dann tragen sie direkt<br />
dazu bei, dass mittelfristig sowohl die Leistungs-<br />
bereitschaft als auch die Zufriedenheit in der gesamten<br />
Belegschaft sinken.<br />
Es muss daher im Interesse des Unternehmens<br />
wie auch der Führungskraft liegen, den ethischkulturellen<br />
Zwiespalt zu verringern und ein Werte-<br />
Alignment insbesondere auf der Führungsebene<br />
(wieder) zu erreichen, damit – wie es ein Manager<br />
ausdrückte – er „seine Werte wieder mit zur Arbeit<br />
bringen kann“.<br />
Werte-alignment meSSbar machen<br />
Aber wie kann man Unternehmenskultur oder<br />
auch Werte-Alignment argumentativ fassen und mit<br />
Daten unterlegen? Wir bedienen uns bei solchen<br />
Anlässen eines bewährten Tools:<br />
Das Corporate Values Assessment (CVA), das<br />
von Richard Barrett und seinem Unternehmen<br />
Corptools entwickelt wurde und das seit zehn Jahren<br />
weltweit Anwendung findet, erfasst persönliche<br />
und Unternehmenswerte, gibt Aufschluss über<br />
Alignment bzw. nicht-Alignment und kennzeichnet<br />
mit dem Entropie-Index das Ausmaß toxischer<br />
Anteile in der aktuellen Unternehmenskultur.<br />
http://www.valuescentre.com/products__services/?<br />
sec=cultural_values_assessment_(cva)<br />
Welchen nutzen StiFten meSSung unD<br />
DiagnoSe?<br />
In vielen Fällen wird die Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema Values-Alignment die Irritation der<br />
Führungskräfte wie auch die des Unternehmens<br />
zunächst vertiefen, weil nun offenkundig wird, in<br />
welchem Spannungsfeld man sich befindet. Hier ist<br />
Führung gefragt, die ein Abbrechen des Prozesses<br />
und ein Zurückscheuen vor den sich abzeichnenden<br />
Untiefen unterbindet.<br />
Denn wer genau hinschaut, entdeckt eben nicht<br />
nur Schönes, sondern nimmt auch Missstände<br />
umso deutlicher wahr und leidet unter Um-<br />
ständen sogar bewusster an ihnen. Doch eben<br />
das markiert häufig den Ausgangspunkt einer<br />
Entwicklung zum Besseren.<br />
Wenn wir Sigmund Freuds ironischem Aphorismus<br />
folgen, demzufolge das Ziel der Analyse darin liegt,<br />
neurotisches Leiden in gemeines menschliches<br />
Unglück zu verwandeln, sind wir einem einlösbaren<br />
Versprechen der Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Werte-Alignment wahrscheinlich schon recht<br />
nahe gekommen.<br />
Doch nichtstun ist keine Alternative und Teilerfolge<br />
sind auf jeden Fall besser als ein Verharren im<br />
Missstand. Eine aktive Hinwendung zum Problem<br />
und das Bemühen, die Leiden der Menschen in<br />
und an ihrer Organisation in Ausprägung und Aus-<br />
wirkung wirklich zu verstehen, setzen einen Kreislauf<br />
positiver Veränderungen in Gang – weil sie<br />
die Vereinzelung und Entfremdung nicht mehr als<br />
normalzustand akzeptiert.<br />
04
Die entFremDung erreicht Die top-ebene<br />
03<br />
Der Werte-Entfremdung von Führungskräften<br />
kommt eine besondere Bedeutung zu, weil<br />
sie eine Multiplikator-Wirkung entfaltet.<br />
Und auch die Leitungsebene fühle sich nicht wohl,<br />
wenn sie immer höhere Anforderungen an ihre<br />
Vertriebsmannschaft richtet, obwohl ihr selbst jede<br />
Vorstellung davon fehlt, wie diese im derzeitigen<br />
Markt seriös einzulösen sind.<br />
Die Entfremdung besteht nun darin, dass Manager<br />
wie Mitarbeiter das Gefühl haben, im Unternehmen<br />
anders entscheiden und handeln zu müssen, als<br />
es ihren persönlichen Überzeugungen und Werten<br />
entspricht. Dauert ein solcher Zustand an, erkranken<br />
Mitarbeiter und Organisationen und ihre körperliche,<br />
seelische und organisationale Gesundheit<br />
gerät in Gefahr.<br />
Es muss daher im Interesse des Unternehmens<br />
wie auch der Führungskraft liegen, den ethischkulturellen<br />
Zwiespalt zu verringern und ein Werte-<br />
Alignment insbesondere auf der Führungsebene<br />
(wieder) zu erreichen, damit – wie es ein Manager<br />
ausdrückte – er „seine Werte wieder mit zur Arbeit<br />
bringen kann“.<br />
Werte-alignment meSSbar machen<br />
Aber wie kann man Unternehmenskultur oder<br />
auch Werte-Alignment argumentativ fassen und mit<br />
Daten unterlegen? Wir bedienen uns bei solchen<br />
Anlässen eines bewährten Tools:<br />
Das Corporate Values Assessment (CVA), das<br />
von Richard Barrett und seinem Unternehmen<br />
Corptools entwickelt wurde und das seit zehn Jahren<br />
weltweit Anwendung findet, erfasst persönliche<br />
und Unternehmenswerte, gibt Aufschluss über<br />
Alignment bzw. nicht-Alignment und kennzeichnet<br />
mit dem Entropie-Index das Ausmaß toxischer<br />
Anteile in der aktuellen Unternehmenskultur.<br />
http://www.valuescentre.com/products__services/?<br />
sec=cultural_values_assessment_(cva)<br />
Wenn wir Sigmund Freuds ironischem Aphorismus<br />
folgen, demzufolge das Ziel der Analyse darin liegt,<br />
neurotisches Leiden in gemeines menschliches<br />
Unglück zu verwandeln, sind wir einem einlösbaren<br />
Versprechen der Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema Werte-Alignment wahrscheinlich schon recht<br />
nahe gekommen.<br />
entFremDung bei FührungSkräFten<br />
Doch nichtstun ist keine Alternative und Teilerfol-<br />
Der Werte-Entfremdung von Führungskräften<br />
ge sind auf jeden Fall besser als ein Verharren im<br />
kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie eine<br />
Missstand. Eine aktive Hinwendung zum Problem<br />
Multiplikator-Wirkung entfaltet. Mit ihrem berufli-<br />
Welchen nutzen StiFten meSSung unD und das Bemühen, die Leiden der Menschen in<br />
chen Handeln zeigen Führungskräfte Mitarbeitern<br />
DiagnoSe?<br />
und an ihrer Organisation in Ausprägung und Aus-<br />
(und Kollegen) die Bandbreite akzeptierter Verhal-<br />
In vielen Fällen wird die Auseinandersetzung mit wirkung wirklich zu verstehen, setzen einen Kreistensmuster<br />
auf. Dies geschieht zwar meist unbeab-<br />
dem Thema Values-Alignment die Irritation der lauf positiver Veränderungen in Gang – weil sie<br />
sichtigt, unbemerkt – jedoch hochwirksam.<br />
Führungskräfte wie auch die des Unternehmens<br />
engliSh Summary<br />
Ist ihr Verhalten nicht durch Werte-Alignment ge-<br />
zunächst vertiefen, weil nun offenkundig wird, in<br />
die Vereinzelung und Entfremdung nicht mehr als<br />
X<br />
normalzustand akzeptiert.<br />
kennzeichnet und tendieren sie zum Privatisieren<br />
welchem Spannungsfeld man sich befindet. Hier ist<br />
im Unternehmen – bzw. tolerieren diese Haltung<br />
Führung gefragt, die ein Abbrechen des Prozesses<br />
valueS-alignment<br />
auch bei Mitarbeitern –, dann tragen sie direkt<br />
und ein Zurückscheuen vor den sich abzeichnen-<br />
dazu bei, dass mittelfristig sowohl die Leistungs-<br />
den Untiefen unterbindet.<br />
How come top-ranking managers are losing their inner relationship to their company? What makes a CEO say,<br />
bereitschaft als auch die Zufriedenheit in der ge-<br />
„I do know all of our goals, but I’ve lost track of what they’re supposed to be good for“? A major cause of this odd<br />
samten Belegschaft sinken.<br />
Denn wer genau hinschaut, entdeckt eben nicht<br />
phenomenon is the gaping divergence between these top managers’ personal values and the values by which<br />
nur Schönes, sondern nimmt auch Missstände<br />
their company is operating. This kind of estrangement is nothing new. What is new about it is the fact that it is<br />
umso deutlicher wahr und leidet unter Umnow<br />
reaching the highest company levels.<br />
ständen sogar bewusster an ihnen. Doch eben<br />
das markiert häufig den Ausgangspunkt einer<br />
To find a remedy, conventional „solution modes“ are not sufficient; what is required here is an understanding of<br />
Entwicklung zum Besseren.<br />
one’s own values and a structured dialogue about that specific company’s corporate culture. In order to avoid<br />
getting lost in empty phrases and commonplaces, some companies have been employing Richard Barrett‘s<br />
„Corporate Values Assessment“, a method that translates qualitative data into quantitative results in order to open<br />
the path to understanding and change.<br />
04
IMPRESSUM<br />
KONZEPTE GEsEllschafT für BEraTuNG,<br />
sEmiNarE uNd mEdiEN mBh<br />
Wintermühlenhof 6<br />
53639 Königswinter<br />
Telefon: +49 2223 29667 0<br />
Telefax: +49 2223 29667 20<br />
E-Mail: info@konzepte.com<br />
www.konzepte.com<br />
hErausGEBEr:<br />
Geschäftsleitung der KONZEPTE GmbH<br />
Dr. Bernd Wanner, Dipl.-Kffr. Dunja Gehlen,<br />
Michael Kruse<br />
rEdaKTiON:<br />
Michael Kruse<br />
EdiTOrial dEsiGN:<br />
mc-quadrat | Markenagentur und<br />
Kommunikationsberatung, Berlin<br />
www.mc-quadrat.com<br />
BildNachwEisE:<br />
S. 1 | 3: iStockphoto ®<br />
© KONZEPTE GmbH, Königswinter 2012