26 StadtschülerInnenvertretung Ihr neuer Schaff ensraum: Dank Johannes Trischler, Anahita Bidjanbeg, Élena Nietgen und David-Benjamin Berger (v. l.) wird die StadtschülerInnenvertretung bald im altehrwürdigen Münchner Ratssaal mitbestimmen.
Ins Zentrum der Macht Mit viel Überzeugungskraft, klarer Strategie und starken Partnern nimmt die Münchner StadtschülerInnenvertretung ihre Lobbyarbeit auf Politikverdrossen und desinteressiert sei sie, unsere Jugend. Ein Heer spaßsüchtiger Egomanen oder frustrierter Loosertypen, die wehrlose Rentner angreifen. In München scheinen sich diese Klischees und Halbwahrheiten auf bizarre Weise zu verdichten. Nur im Osten der Republik ist die Wahlbeteiligung junger Erwachsener ähnlich niedrig wie in der bayrischen Landeshauptstadt. Doch es gibt hier auch junge Menschen, die leisere Töne anstimmen und sich kritisch mit dem Alltag und den Bedürfnissen ihrer Generation auseinandersetzen. Und die wollen, dass sich Jugendliche für Politik interessieren. „Es wäre schon ein guter Anfang, wenn sich mehr Schüler für Mitbestimmung einsetzten. Dann würden sie erleben, wie viel Spaß Politik machen kann“, sagt Johannes Trischler. Seit über vier Jahren <strong>macht</strong> er sich deshalb für ein „Jugendparlament“ in München stark, derzeit heißen seine wichtigsten Teamkollegen Anahita Bidjanbeg und David-Benjamin Berger. Ein eigenes Parlament der Youngster also, das ihre (bildungs-)politischen Interessen wahrnimmt. Was der 21-jährige Jura-Student Trischler und seine Mitstreiter auf den Weg brachten, sorgte jüngst im Kommunalwahlkampf für Aufmerksamkeit – und Respekt. Doch der Reihe nach. Ein neues Mitbestimmungsorgan für München? Es gibt bereits ein Schülerbüro, den Jugendrat und den Kreisjugendring. „Mag ja sein“, sagt Johannes Trischler, „allerdings hat keines der Gremien einen politisch legitimierten Einfl uss. Und: Sie sprechen nicht für Schüler aller Schulformen.“ Genau das aber könnte ein „Jugendparlament“ leisten, überlegte sich Trischler schon 2004 – gemeinsam mit dem Jugendrat. Das allerdings wäre ein Novum für München und Bayern. Zwar gibt es in vielen Städten bereits Jugendparlamente und seit 2007 auch eine Landesschülervertretung, doch bislang trat noch keine dieser so genannten StadtschülerInnenvertretungen als Mitbestimmungsorgan auf Stadtebene auf. Mitreden! Zuhören! Das „Jugendparlament“ würde alle Jugendlichen einer Stadt vertreten. Einerseits kommt ihm eine größere politische Bedeutung zu. Andererseits blicken die Schüler so weit über den Tellerrand ihrer eigenen Schule. Dabei entwickle sich auch die Freude an der politischen Mitwirkung und dem Engagement, so das Credo des Projektteams. Für die künftigen Abgeordneten des Jugendparlaments gäbe es wahrlich genug zu tun. Da wäre etwa die Sache mit den Gymnasien der Landeshauptstadt. Im gesamten Münchner Norden existiert kaum eines, so dass sich von dort allmorgendlich der Schülertrupp in entfernte Stadtbezirke auf<strong>macht</strong>. Exakt hier liegt der klare Auftrag für die Jugendparlamentarier. „Bei der Planung neuer Schulen möchten wir die Sicht StadtschülerInnenvertretung 27 der Schüler deutlich formulieren“, sagt Johannes Trischler. Insgesamt 25 Forderungen für die Zukunft der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in München erarbeiteten er, sein Team und die anderen Engagierten der Schüler- und Jugendgremien für die Zielgruppe. Und eines machen sie dabei deutlich: Sie werden sich zu Wort melden, wenn die „große Politik“ künftig über jugendrelevante Themen debattiert. Visionen, Ziele und konkrete Projekte – die Truppe um Johannes Trischler meint es ernst mit der demokratischen Beteiligung der Jugendlichen. „Politisches Engagement ist meine Leidenschaft, das Ehrenamt mein Hobby“, erklärt der Student seine Motivation. „Ich will ein verlässlicher Ansprechpartner für andere sein. Einer, dem man zutraut, sich einzusetzen“, betont Trischler. Realismus statt Visionen Deshalb können er und sein Team es auch nicht mehr abwarten, bis die Stadt über das Projekt entscheidet und das Luftschloss „Jugendparlament“ auf festem Boden steht. „Zu denken, ein Einzelner oder Wenige schaff en nichts, ist Quatsch“, sagt Johannes Trischler. „Es kommt darauf an, was man draus <strong>macht</strong> – und mit wem!“ Also ging er auf die Suche nach Unterstützern, Verbündeten und Partnern, weil nur mit anderen zusammen das Projekt auch Realität werden konnte. Durch Zufall erfuhr der damals 18-jährige Schüler von der <strong>Civil</strong> <strong>Academy</strong>, bewarb sich dort 2005 und gehörte damit zu den Teilnehmern im